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VERMERK: Abkürzungen zur angeführten Literatur s. Literatur

Verzierung

Sechstes Kapitel

ALS GEKREUZIGTER
„STEHT JESUS AN DER TÜR
UND KLOPFT AN DAS HERZ AN”
*       *       *
Unsere Liebe auszulösen ...

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Erwägungsstand des hiesigen Teiles

Wir stehen an der Schwelle des letzten Kapitels dieser besonderen Reihe der sechs Betrachtungen, trotzdem es danach noch weitere zwei Kapitel dieses fünften Teiles geben wird. In der erörterten Erwägungs-Serie sammeln wir uns um die Frage: Wie ist es dazu gekommen, dass sich Gott, dieser Dreieinige, immer mehr als Barmherzigkeit zu offenbaren begonnen hat.

Zum Ausgangspunkt wurde ein Blick auf das innere Leben des Dreieinigen. Wir sind damit bewogen, was Er uns alles von sich gesagt hat: als der Vater, der Sohn, und der Heilige Geist. Dieser Gott, der in seinem Selbst – Leben und Liebe ist, konnte gleichsam nicht ‘aushalten’, um nicht sich Selber jemandem außerhalb von Ihm mitzuteilen.

In Gott ist das Vorhaben der Schöpfung entstanden. Das einzige Geschöpf, das „um seiner Selbst willen” beabsichtigt war, ist der Mensch – und nur er (sollten wir hier – auf ähnlicher Grundlage – die Schöpfung der Welt der Reinen Geister: der Engel, übergehen).
Alles andere wurde zum Existieren allein ‘instrumentell’  berufen: um eines anderen beabsichtigten, bedeutend höheren Guten willen. Das ganze Weltall sollte diesem einzig beabsichtigten: dem Menschen – Mann und Frau, als ‘Nest’ und ‘Auslaufsplatz’ dienen, der ihm ‘auf Zuwachs’ als Geschenk angeboten wurde – nach dem Maß der Reichlichkeit Gottes.
– Der Dreieinige hat den Menschen zugleich berufen und befähigt, dass er sich mit Ihm im selben Leben, in selber Liebe vereinigt.

Allerdings die Liebe kann keine Wirklichkeit sein, die erst unter Drohung aufgezwungen wird! Liebe benötigt einen Freiheits-‘Raum’. Nur dies ist Zweck der nächsten Gabe, mit der der Herr das Geschöpf seiner Vorliebe: Mann und Frau beschenkt hat.
– Die Liebe des Menschen kann unmöglich nicht einer Probe auf ihre Qualität unterzogen werden. Recht dazu steht sowohl der „liebenden Allmacht des Schöpfers”  zu, wie auch dem Menschen selbst.

Der Mensch hat diese Probe leider ... nicht bestanden. Die Wahl, die er getroffen hat, war tragisch. In seiner Freiheit hat er sein bisheriges Anvertrauen Gott gegenüber zurückgezogen, um es auf diesen zu übertragen, der von Anfang an „Mörder und Vater der Lüge ist”.

Daselbst hat der Mensch das Todes-Urteil ... an sich selbst vollstreckt. Auf eine nicht zu reparierende Weise hat er alle ‘Fäden’ zerschnitten, mit denen er mit der „liebenden Allmacht des Schöpfers” verbunden war. Mit Ausnahme des einen, der von niemandem und mit nichts zunichte gebracht werden kann. Es ist der Faden des Existierens, der einmal gebunden – schon für die Ewigkeit besteht.

Wie sollte die Gottes ‘Reaktion’ ... angesichts der Sünde des Menschen aussehen? Schwierige Frage! Gott wird hier ins unendliche beleidigt. Mit der Sünde wird Gott schmachvoll behandelt und vor allem von Grund aus zurückgewiesen. Dafür gibt es schon keine menschliche Genugtuung, noch kann eine Sühne deswegen in Bedacht gezogen werden. Mit der Sünde wird Gott Satan gegenüber, dem Gefallenen Engel, auf Spott ausgesetzt.

Dennoch Gott ist es aufs Aufrichtigste um den Menschen: Mann und Frau – ‘Schade’. Der Mensch weiß ‘letztlich’ wirklich nicht besten Bescheid, was er tut.
– Bei Gott kann ein eigenartiges ‘Ringen’ zwischen Gottes Gerechtigkeit und Gottes Barmherzigkeit bemerkt werden. Drücken wir uns von Gott auf ‘menschliche’ Art und Weise aus, müsste gesagt werden, dass den Sieg die Liebe davonträgt, die in Barmherzigkeit wechselt, wie es die Hl. Faustyna besagt: „Die Liebe Gottes ist Blume – die Barmherzigkeit ... Frucht ...” (TgF 949).

Nach dem Fall des Menschen kann die Liebe des Schöpfers nicht anderen Ausdruck finden, als eben über und durch ... die Barmherzigkeit. Diese legt die erfahrene Schmach, den Verrat und die Demütigung angesichts des ganzen Weltalls und vor allem Satans gleichsam ‘beiseite’, und beugt sich über diesen Gefallenen hin, um ihn aufzuheben und ihm die Chance zur Auferweckung zu gewähren, sollte es auch vom Boden des Drecks und der Sünde geschehen.

Es kristallisiert sich das Vorhaben Gottes. Gott selbst – wird Gott ... für die Sünde des Menschen Sühne leisten. Es gibt nämlich keine andere Art und Weise, wie das vollbracht werden kann, als nur den Entschluss für die ‘Einleitungs-Bedingungen’ solchen Vorhabens anzunehmen, wie wir darüber schon nachgesonnen haben. Und zwar: Der Dreieinige kann für die Sünde des Menschen nur von ... Gott selbst entsühnt werden. Anders gesagt, die Sühne wegen der Sünde des Menschen kann nur von einer Gottes Person vollbracht werden. Dieser Gott muss aber zugleich auch noch ... Mensch sein. Denn letztlich wurde die Sünde vom Menschen, nicht aber vom Gott – begangen!

Der Sohn Gottes, die Zweite Person des Dreieinigen, entscheidet sich – aus Liebe zum Vater, aber auch zu seinen Menschlichen Brüdern und Schwestern, die Erfüllung dieses Vorhabens Gottes Barmherzigkeit auf sich zu nehmen.
– Der Sohn Gottes fällt die Entscheidung, die Einleitungs-Bedingungen dafür anzunehmen: Zur Gottes Natur, derselben wie die des Vaters und des Heiligen Geistes, nimmt Er darüber hinaus noch die Menschliche Natur an. Sie wird von Maria, seiner Jungfräulichen Mutter, herkommen. Die beiden Naturen: diese Gottes und diese Menschliche, wird mit Seiner einzigen Person verkoppelt werden.
– Diese Tatsache wird von der Dritten Person Gottes: dem Heiligen Geist, in Wirklichkeit umgesetzt. Demzufolge wird der Gottes Fleischgewordene Sohn zugleich Gott und Mensch sein. Das erfolgt in der Stunde, als die Geschichte der Erde und des Weltalls ihre „Fülle der Zeit” erreicht. Es geschah vor ca. 2000 Jahre her.

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Nimm, o Herr Jesus, aber auch Du, Maria, diese Rosen an! Jesus und Maria - ich liebe Euch! Rettet die Sünder! Schreibe dieses Mädchen ganz tief in Dein Unbeflecktes Herz ein.

Das Vorhaben Gottes sieht vor, dass der Sohn Gottes zur Vollbringung dieses Werkes mit seinen zwei Hinsichten:

(0,36 kB) Entsühnung Gottes für die Sünde des Menschen; und:
(0,36 kB) Wiederherstellung der Chance, dass der Mensch von neuem Kind der Annahme werden kann
,

den höchsten möglichen Preis gibt. Erst dieser wird Gottes Würde und seines ‘verschwenderischen Umgehens’ bei Ausspendung der Liebe entsprechen, die ganz Barmherzigkeit wird. Die Erlösung des Menschen wird um den Preis des Kostbaren Blutes des Gottes Sohnes erfolgen. Er wird zu Tode gemartert werden – von diesen, die Er „bis zum Ende”, und außerhalb des Endes – geliebt hat. Trotzdem es überreichlich ‘genügte’, wenn Er die Erlösung des Menschen ‘leicht’ und ‘sekundenartig’ vollbringen würde.

Wir konnten die Voraussetzungen und Erfordernisse betrachten, die es vonseiten Gottes Gerechtigkeit gegeben hat. Sie konnten auf keinen Fall übergegangen werden. Der Fleischgewordene Sohn Gottes hat die ‘Sache’ der Sünde des Menschen ... „beglichen”, indem Er Gott sein Leben, also sein ganzes Selbst also Sühnegeld dargebracht hat. So hat Er Gott die Sühne nach über-reichlichem, Gottes Maß vollbracht. Die Sünde des Menschen – wurde nämlich mit dem Opfer ... des Gott-Menschen „beglichen”.

Das Werk der Erlösung wird aber darüber hinaus zur Befähigung – ausnahmslos aller Erlösten zur neuerlichen Liebe zu Gott von ganzem Herzen, und den Nächsten wie sich selbst. Erst darin kommt bei Gott diese Liebe, die ganz Barmherzigkeit ist, bis ‘zum Ende und zum Letzten‘ zu ihrem Ausdruck. Und zwar sie demütigt nicht, sondern blickt auf den wertvollen Edelstein, das das Gottes Ebenbild darstellt, sollte es auch im Unmaß von Elend der Sünde und eigener Herabwürdigung versunken bleiben.

Jesus Christus gründet eben zu diesem Zweck die Seine Kirche: diese einzige, diese allgemeine, d.h. Katholische, Apostolische, Heilige Kirche. Diese Kirche wird daselbst „Licht für die Völker” und „in Christus gleichsam das Sakrament, das heißt Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott, wie für die Einheit der ganzen Menschheit” (LG 1). Christus stattet sie mit allen nötigen Gaben und Vollmächten aus, dass sie auf sakramentale Art und Weise Seine Person vergegenwärtigen und endlos das Gut der von Ihm vollbrachten Erlösung ausspenden kann.
– Zu gleicher Zeit weilt Er in dieser Kirche auf die seine, Gottes Art und Weise, für jeden Alltag, bis zum Weltende: „Seht, Ich bin mit euch alle Tage, bis zur Vollendung der Zeiten” (Mt 28,19: eigene Übersetzung).

Wir haben uns die Frage gestellt, ob Gott fähig ist, Schmerz und Leiden ‘wahrzunehmen’, und anderseits, ob Ihm Freude, bzw. Trost unserseits für die menschliche Sünde bereitet werden kann? Darauf ist es schwer eine völlig befriedigende Antwort zu finden. Eines ist sicher: bei seiner ganzen Unveränderlichkeit, Unfähigkeit Leiden in unserem menschlichen Sinn dieses Worte zu empfinden, kann doch Gott wohl irgendwie – auf die seine Art und Weise – außer Zweifel sowohl ‘Schmerz’, wie anderseits ‘Tröstung’ erfahren. Wir haben versucht, wenigstens um das Panorama dieser unlöslichen theologischen Frage bewusst zu werden, die doch so sehr reale Wirklichkeit darstellt: gesondert mit Bezug auf Gott als Gott, und gesondert mit Bezug auf den Gottes Fleischgewordenen Sohn, diesen Gekreuzigten und Auferstandenen, bei dem wegen seiner zwei verschiedenen Naturen – alle Betätigungen ungemein verwickelt sind (für unser menschliches Verständnis).

Es scheint, dass man unmöglich den Schluss nicht annehmen kann, auch wenn er auf den ersten Blick ein Knäuel von Widersprüchlichkeit zu sein scheint: Es ist unwahrscheinlich, dass Gott, sowohl als der Dreieinige, wie als der Fleischgewordene Sohn Gottes – nicht Schmerz und Leid, wie anderseits Trost und Freude angesichts entweder der Sünde des Menschen, bzw. des Heroismus beim Verharren in der Gnade erleben sollte.
– Die ‘Weiterfolge’ dieser scheinbaren Widersprüchlichkeit ist wohl der ewige ungetröstete ‘Schmerz’, den Gott irgendwie – auf die Ihm eigene, für unseren Verstand unzugängliche Weise, angesichts der über das eigene Leben Geliebten seiner Kinder erfährt, und zwar der verdammten Engel-Satane, und anderseits der aus eigener Wahl verdammten Menschen: Männer und Frauen.

Es bleibt das letzte Thema aus dieser Betrachtungsreihe. Wir möchten nämlich unseren Blick noch einmal auf Jesus Christus – als diesen Gekreuzigten, richten. Er ist doch die Barmherzigkeit Gottes, die dem Menschen in der Person geradezu Jesu – dieses solchen, nicht anderen – entgegengeht ...

Verzierung

A.   DER SOHN GOTTES
... DER GEKREUZIGTE

Ozdobnik

1. Text der Enzyklika
über Gottes Barmherzigkeit – Nr. 8


Wir greifen also das letzte der sechs besonderen Themen über die Barmherzigkeit Gottes auf. Johannes Paul II. hat in der Mitte seiner Enzyklika über die Barmherzigkeit Gottes einen besonders tiefen Satz hineingefügt: inhaltlich sehr trächtigen, in seiner Aussagekraft reißenden. Wir möchten in diesem Kapitel diesen Satz Schritt bei Schritt zu ‘verdauen’ suchen, um seinen Inhalt allmählich zu assimilieren und sich darüber erfreuen zu können. Es geht um einen längeren Satz im schon gut laufenden Paragraph ‘DiM Nr. 8’.
– Dass es leichter wird, seine aufeinanderfolgenden Teile zu verfolgen, teilen wir ihn ein in mehrere Unterpunkte (c-j). Hier der Text dieses langen Satzes (alles in eigener Übersetzung vom polnischen Originaltext):

(DiM 8c)  „Gerade als der Gekreuzigte
(DiM 8d)  ist Christus das Wort, das nicht vergeht (Mt 24,35),
(DiM 8e)  ist Derjenige, der steht und an der Tür des Herzens
(DiM 8f)   eines jeden Menschen anklopft (Offb 3,20),
(DiM 8g)  indem Er seine Freiheit nicht verletzt,
(DiM 8h)  sondern aus dieser menschlichen Freiheit die Liebe auszulösen sucht,
(DiM 8i)   die nicht nur Akt der Solidarität mit dem leidenden Menschen-Sohn wäre,
(DiM 8j)   sondern auch irgendwie ‘Barmherzigkeit’, die von jedem von uns
Rozmiar: 58 bajtów  dem Sohn des Ewigen Vaters erwiesen wird” (DiM 8c-j).

Wir verspüren von vornherein, dass dieser Satz die Tiefe des (vom griechischen gesagt:) „Eu-Aggélion = der Guten Botschaft” über Gott bringt – nicht nur als des Schöpfers, sondern umso mehr als des Erlösers. Darüber hinaus bringt es auch den Aufruf zutage, die diese Gute Botschaft vom Menschen-Sohn, gerade diesem Gekreuzigten – für jeden von uns geworden ist.

Ozdobnik

2. Gott der ungemein ernst Liebende

Im Anschluss auf das Geheimnis des Kreuzes: DiM 7-8a

Die bisherigen Erwägungen führen stets zum höchsten Zeugnis der Liebe dieses Gottes, der in dramatisch wörtlichem Sinn dieses Wortes „Sklave-Diener” (Mt 20,28) seines undankbaren lebendigen Ebenbildes: Mensch-Mann, Mensch-Frau geworden ist. Es kann schwer begriffen werden, dass der Unendliche Gott – sich überhaupt eines so Undankbaren angenommen hat ... !

Indessen gerade dieser Gott: der Vater und der Sohn, und der Heilige Geist – trachtet den Menschen, das Geschöpf seiner besonderen Liebe, unglaublich seriös. Die „Barmherzige Allmacht des Schöpfers” (DeV 33) stattet den Menschen, geschaffen nach dem Bild des Gottes Sohnes, mit der Würde der Person aus. Wir bleiben uns bewusst:

„ ... Nur die Person kann lieben,
und nur die Person kann geliebt werden” (MuD 29).

Gott beugt sich über das moralische Elend des Menschen, den jener, der seinem Wesen nach der Böse ist: Satan, „verführt hat”. Zum höchsten Erweis Gottes ‘Niederbeugung’ über die zwei grundlegenden Hinsichten des Übels, das den Menschen in seiner Niederlage getroffen hat: die Sünde – und der Tod, ist die Tatsache geworden, dass der Schöpfer selbst ... Mensch geworden ist. Er hat eine Aufgabe auf sich genommen, die die ‘Seins’-Möglichkeiten selbst des Menschen im Prinzip überragt: Gott wollte den Menschen von der Knechtschaft sowohl der Sünde, wie auch des Todes – erlösen.

Die Erfüllung dieses tollen Vorhabens hat die Zweite Person der Trinität unternommen: der Sohn Gottes. In Ihm wollte Gott dieselbe Menschen-Natur teilen, wie das gefallene Ebenbild Gottes: Mann und Frau.

(0,35 kB) Zu gleicher Zeit hat aber der Sohn Gottes keineswegs aufgehört, „wahrer Gott vom wahren Gott” (Glaubensbekenntnis)  zu sein.
(0,36 kB) Erst so erschloss sich vor dem Fleischgewordenen Sohn Gottes die Möglichkeit, „Sühneopfer für die Sünden” seines lebendigen Ebenbildes und die Sünde ‘der ganzen Welt’ zu werden (vgl. 1 Joh 2,2).

Der Sohn Gottes trifft in der Stunde der Fleischwerdung eine Wahl nach dem Maß seiner Unendlichen Macht und Würde. Indem Er den Menschen mit einer – auf seine Göttliche Weise Bräutlichen Liebe geliebt hat, ‘leistet’ Er sich das, dieser seiner chronisch untreuen Braut die Mitgift in ihre Hände darzureichen – nach dem Maß des „Königs der Könige und Herrn der Herren” (1 Tim 6,15). Zur Mitgift für die Mystische Vermählung wird sein Blut der Erlösung, d.h. sein Leben, das Er auf dem Altar des Kreuzes darbringt – als sein „Leib für das Leben der Welt” (Joh 6,51).

Das Kreuz Jesu Christi ist einerseits Gottes Zeugnis dafür, wie sehr ‘seriös’ Gott seinen – dem Menschen vorgeschlagenen Bund mit Ihm hält und ihn seinerseits in die Tat umsetzt. Wir sind uns dabei bewusst: ein ‘Bund’ ist immer ... ‘Ehe-Bund’ ! Er ist Bund der Kommunion in Liebe und Leben.

Voraussetzung vonseiten des Menschen, um diesen, solchen ‘Ehe-Bund’ anzunehmen, war offenbar die ‘Annahme des Menschen an Kindes statt’. Der Mensch musste zur Würde des „Partners des Absoluten und Subjektes des Bundes” (ML 76f) erhoben werden.
– All das ist über das Geheimnis des Kreuzes des Sohnes Gottes geworden. Johannes Paul II. schreibt:

DiM 7v: „Das Kreuz Christi auf dem Kalvarienberg erwächst auf dem Weg jener ... wunderbaren Mitteilung Gottes an den Menschen, in der zugleich der an eben diesen Menschen gerichtete Aufruf enthalten ist, dass er – indem er sich Gott dahingibt, und in sich die ganze sichtbare Welt, am Gottes Leben teilnimmt, dass er als sein angenommener Sohn Teilnehmer an dieser Wahrheit und Liebe wird, die in Gott ist und die aus Gott ist.
– Und gerade auf diesem Weg der urewigen Erwählung des Menschen zur Würde des angenommenen Sohnes Gottes erwächst in der Geschichte das Kreuz Christi, des Eingeborenen Sohnes, der als ‘Gott von Gott und Licht vom Licht’ [Glaubensbekenntnis in der Hl. Messe] gekommen ist, um das letztliche Zeugnis abzulegen für den verwundernden Bund Gottes mit der Menschheit, Gottes mit dem Menschen, mit jedem Menschen.
– Dieser Bund ist so alt, wie der Mensch, er geht auf das Geheimnis der Erschaffung selbst zurück. Dann wurde dieser Bund mehrmals mit dem einen, Auserwählten Volk erneuert. Zugleich ist es aber hier, auf dem Kalvarienberg, der Neue und Endgültige Bund, der nicht auf ein Volk, auf Israel, beschränkt ist, sondern allen und einem jeden offensteht” (DiM 7v).

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Zeichen wohl eines riesigen Staunens, nicht aber einer Aversion des Kindes gegen die Allernächsten. - „Viele Menschen aus ganz Judäa und Jerusalem ... strömten herbei. Sie alle wollten Ihn hören und von ihren Krankheiten geheilt werden. Auch die von unreinen Geistern Geplagten wurden geheilt ...” (Lk 6.18)

Johannes Paul II. bemerkt zugleich, wie sehr eben das Kreuz von der Größe der Macht des Übels zeugt, das infolge der vonseiten der Ureltern verschmähten Gottes Gabe Anteil des Menschen geworden ist.
– Kondensat dieses Übels sind seine zwei grundsätzlichen Erscheinungsformen: die Sünde – und der Tod, der von nun an in die Welt eingeschritten ist. Der Gottes Sohn, der sein Gott-Menschliches Leben als Sühne-Opfer und zugleich als Erlösungs-Opfer für seine Menschlichen Brüder und Schwestern dem Vater darbringt, berührt mit seiner Barmherzigen Allmacht das eine und andere Übel des menschlichen Geschicks an seinen Wurzeln selbst. Erst so konnte sowohl die Sünde, wie auch der bisher unbesiegbare, wie es schien, Tod besiegt werden.

Johannes Paul II. drückt es folgender aus:

DiM 8a: „Das Kreuz Christi auf dem Kalvarienberg ist auch Zeugnis der Macht dieses Bösen dem Menschen-Sohn selbst gegenüber:
– Diesem gegenüber, der der einzige unter den Menschenkindern seiner Natur nach unschuldig und unbedingt frei von Sünde war, dessen Kommen in die Welt außerhalb der ursprünglichen Erbschaft der Sünde, außerhalb des Ungehorsams Adams war.
– Und siehe, gerade in Ihm, in Christus, wird Gerechtigkeit der Sünde widergefahren – um den Preis seines Opfers, seines Gehorsams ‘bis zum Tod’ [Phil 2,8]. Diesen, der ohne Sünde war, hat Gott ‘für uns zur Sünde gemacht’ [2 Kor 5,21].
Gerechtigkeit wird auch dem Tod widergefahren, der sich von Anfang an der Menschheitsgeschichte mit der Sünde verbündet hat. Dem Tod wird Gerechtigkeit widergefahren um den Preis des Todes Dessen, der ohne Sünde war und Der der einzige durch seinen Tod – dem Tod den Todesstoß versetzen konnte [1 Kor 15,54f.].
– Auf diese Weise ist das Kreuz Christi, an welchem der Sohn, dem Vater wesensgleiche, Gott selbst die volle Gerechtigkeit bringt, zugleich auch die radikale Offenbarung der Barmherzigkeit, das heißt der Liebe, die dem, was die Wurzel selbst des Übels in der Geschichte des Menschen bildet: der Sünde und dem Tod, entgegengeht” (DiM 8a).

Wir werden uns bewusst, wie sehr seriös Gott seiner schlechterdings unverständlichen, und doch nur umso mehr tatsächlichen Liebe zum Menschen, treu ist. Er hat ihn wirklich mit bräutlicher Liebe liebgehabt. Diese aber zählt den Preis nicht, den es im Zeugnis der Wahrheit gegen das einmal ausgesagte Wort: ‘Ich liebe dich’ – sich zu legen fügen wird.

Die Wahrheit, d.h. die Treue gegen das gegebene Wort zeigt sich, vielleicht erst zum ersten Mal dann, wenn diese Liebe von der geliebten Person un-bemerkt, vielleicht verraten wird. Dieser Liebende – hier: die „liebende Allmacht des Schöpfers” – wird dann vielleicht eigenartig dazu genötigt werden, um die Liebe dieses Geliebten zu ‘kämpfen’, wenn jener den gerade erst angenommenen und geschlossenen Bund verrät.

In solcher Lage findet sich eben der Dreieinige von nun an, als der Mensch, diese Seine, Geliebte – bisweilen so unwahrscheinlich leicht die Wahl fällt, die sich ihrem eigenen Wohl total widersetzt, indem sie das Anvertrauen auf die „urewige Liebe” (Jer 31,3) zurückzieht, und es vernunftwidrig auf diesen überträgt, dessen „Lohn der Tod ist” (Röm 6,23).

Daher die weiteren Worte Johannes Paul II.:

DiM 8b: „Das Kreuz bildet die tiefste Herabneigung der Gottheit über den Menschen, über das, was der Mensch insbesondere in schwierigen und schmerzlichen Stunden als sein Schicksal bezeichnet. Das Kreuz bildet gleichsam die Berührung mit urewiger Liebe – der schmerzlichsten Wunden der irdischen Existenz des Menschen, die Erfüllung bis zum Ende des messianischen Programms, das Christus einst in der Synagoge von Nazaret formuliert hat [Lk 4,18-21] ...
– Dieses Programm bestand – nach Worten, die schon in der Prophetie des Jesaja niedergeschrieben worden sind [Jes 35,5; 61,1ff.], in der Offenbarung der Barmherzigen Liebe zu den Armen, den Leidenden und Gefangenen, zu den Blinden, den Unterdrückten und den Sündern.
– Im Geheimnis des Pascha [= des Kreuzes] wird die Schranke des vielfachen Übels, in das der Mensch in seiner irdischen Existenz verstrickt ist, überschritten: das Kreuz Christi bringt uns nämlich den tiefsten Wurzeln dieses Übels nahe, die in der Sünde und im Tod stecken. So wird das Kreuz zum eschatologischen Zeichen [= des Endes der Zeiten] ...
... In dieser eschatologischen Erfüllung wird sich die Barmherzigkeit als Liebe offenbaren, während sich in der Zeitlichkeit, in der Geschichte des Menschen, die zugleich Geschichte von Sünde und Tod ist, die Liebe hauptsächlich als Barmherzigkeit offenbaren und ebenfalls als Barmherzigkeit vollziehen muss.

... Solange ‘das was früher war’ nicht vergangen sein wird [Offb 21,4], wird das Kreuz dieser ‘Ort’ bleiben, von dem noch andere Worte aus der Offenbarung des Johannes wiederholt werden können: ‘Siehe, Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hört und die Tür aufmacht, so werde ich bei ihm einkehren und Mahl mit ihm halten und er mit mir’ [Offb 3,20].
– Gott offenbart seine Barmherzigkeit in besonderer Weise auch dadurch, dass Er den Menschen zur ‘Barmherzigkeit’ gegen seinen eigenen Sohn, gegen den Gekreuzigten, anregt” (DiM 8b).

Die angeführten Worte des Heiligen Vaters setzen wohl eine engagierte Konzentration des Gedanken- und Gebetslebens voraus. Johannes Paul II. lenkt die Aufmerksamkeit auf die Tiefe des Geheimnisses des Kreuzes Christi hin. Das Kreuz des Menschen-Sohnes, mit dem sich Satan an seinem Schöpfer gleichsam ‘ausgetobt’ hat, indem er dadurch seine grausame Ermordung zustande gebracht hat, wurde daselbst zur heilenden ‘Berührung’, die vom Gottes Sohn selbst als dem Gott-Menschen an der Wurzel des grundsätzlichen Übels des Menschen unternommen worden ist. Jesus Christus hat nämlich durch seinen Kreuzestod die Wurzeln selbst allen menschlichen Elends siegreich erfasst und sie besiegt: sowohl die Sünde – wie auch den Tod.
– Anderseits ist dasselbe Kreuz unleugbarer Ausdruck der ‘Hinbeugung’ Gottes über das vielfältige Elend des Menschen, zumal das Elend seiner Sünde.

Somit wird das Kreuz, an dem der Gott-Mensch Jesus Christus hing, Ausdruck der Liebe Gottes, die sich ganz als Barmherzigkeit offenbart hat.

Der Mensch angesichts des Gekreuzigten

Zu all dem, was Johannes Paul II. vom Kreuz sagt, wird das Kreuz des Gottes Sohnes vor allem von der Sicht aus des Dreieinigen selbst. Gott ‘legt hier gleichsam seine Prüfung ab’ angesichts des Menschen: Mann und Frau – von der Treue seiner einmal dem Menschen ‘gelobenen’ Liebe.

Wir müssen uns aber unvermeidlich auch um die ‘Reaktion’ vonseiten des Menschen angesichts dieses Kreuzes bewusst werden. Darüber sprechen die Endworte der gerade angeführten Stelle aus der Enzyklika. Und zwar, vor dem Menschen – vor jedem Menschen ausnahmslos – bleibt eines Males gerade dieser Gekreuzigte stehen. Wenn der Mensch Ihn sieht, ‘sieht er’ zugleich auch Gott den Vater:

„... Niemand kommt zum Vater außer durch Mich.
Wenn ihr Mich erkannt habt, werdet ihr auch meinen Vater erkennen ...
Philippus [= einer der Apostel] sagte zu Ihm:
‘Herr, zeige uns den Vater; das genügt uns’.
Jesus antwortete ihm: ‘Schon so lange bin Ich mit euch, und du hast Mich nicht erkannt, Philippus?
Wer Mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. ...
Glaubst du nicht, dass Ich im Vater bin und dass der Vater in Mir ist? ...
Der Vater, der in Mir bleibt, vollbringt diese Werke’ ...” (Joh 14,7-11; Übersetzung etwas korrigiert: ‘mit euch ...’ – so im griech. Originaltext.).

Wir suchen zu verstehen: der Sohn Gottes ist genau so, wie der Vater. Und umgekehrt. Zwischen dem Vater und dem Sohn gibt es keinen Unterschied in ‘Meinungen’, im Willen, in der Art und Weise, das Vorhaben der Erlösung des Menschen durch das Kreuz des Eingeborenen Sohnes in die Tat umzusetzen. Wird um der Treue willen dem – einmal dem Menschen gegebenen Wort: „Du Meine, Du Braut, Mein Ebenbild: Mann und Frau! Ich liebe Dich” – der Sohn Gottes auf das Kreuz gehen, als Sühneopfer für die Sünden dieser Seinen, so unwürdigen, und doch weiter, „bis zum Ende-Letztlichen” (Joh 13,1) ersehnten, so ist doch genau gleich auch der Vater.

Er ist der Erste, der seiner urewigen Liebe dem Menschen gegenüber unumstößlich treu ist. Einzig deswegen hat Er seinen „Eingeborenen Sohn – dahingegeben, damit jeder, der an Ihn glaubt [= Ihm anvertraut], nicht verloren geht, sondern das ewige – Leben hat” (Joh 3,16).
– Es ist wahr, es wird in seinem Leib – als Gott-Mensch, allein der Gottes Sohn leiden: die Zweite Gottes Person. Allerdings über diese Gottes Person – auf eine Art und Weise, die uns überragt, erfährt die Marter ‘irgendwie’ überhaupt der ganze Dreieinige. Dieses Geheimnis kann schwer enträtselt werden, dennoch so ist es letztlich.

Kein Wunder, wenn Johannes Paul II., um die unveräußerliche Treue Gottes angesichts seiner urewigen Liebe zum Menschen hervorzuheben, den wunderlichen Ausdruck anwendet, von dem wir schon früher gesprochen und ihn erwogen haben:

DiM 7d: „... so erlaubt uns zugleich das Gottes Ausmaß der Erlösung, auf eine sozusagen unüberbietbar erfahrungsgemäße und ‘geschichtliche’ Weise die Tiefe dieser Liebe zu enthüllen, die vor dem erschütternden Opfer des Sohnes nicht zurückweicht, um der Treue des Schöpfers und Vaters angesichts der Menschen gerecht zu werden, die nach Seinem [= des Gottes Sohnes] Bild erschaffen und von ‘Anfang an’ in diesem Sohn zur Gnade und Herrlichkeit berufen worden sind” (DiM 7d; s. ob.:  Das schauderhafte Opfer des Sohnes – die ganze Erwägung darüber).

Mit anderen Worten: Niemand unter den Menschen kann vor der sich zu stellenden Frage, noch einer bindenden Antwort darauf entweichen: Wie verhalte ich mich vor dem vor mir stehendem, diesem Gekreuzigten, auf Den alle „schauen werden”, wie es Johannes der Apostel andeutet, der bei seinem Gekreuzigten Meister auf dem Kalvarienberg bis zum Ende treu stehen geblieben ist:

„Als sie aber zu Jesus kamen [= die Soldaten des Exekutionskommando] und sahen, dass Er schon tot war, zerschlugen sie Ihm die Beine nicht, sondern einer der Soldaten stieß mit der Lanze in seine Seite und sogleich floss Blut und Wasser heraus.
– Und der, der es gesehen hat, hat es bezeugt, und sein Zeugnis ist wahr. Und er weiß, dass er Wahres berichtet, damit auch ihr glaubt. Denn das ist geschehen, damit sich das Schriftwort erfüllte:
– ‘Man soll an Ihm kein Gebein zerbrechen’ [s. Ex 12,46]. Und ein anderes Schriftwort sagt:
– ‘Sie werden auf Den blicken, Den sie durchbohrt haben’ [= Sach 12,10] ...” (Joh 19,33-37).

Anvertrauen: dem Gekreuzigten den Glauben schenken

1. Der Menschen-Sohn selbst griff des Öfteren auf die Voraussetzung zurück, ohne die das ewige Leben nicht erlangt werden kann, und zwar, dass man Ihm anvertraut, und daselbst mit ganzem Herzen und Seele das Programm annimmt, das Er als die „Gute Botschaft”  verkündigt hat. So hat es Jesus Christus sehr präzise schon bei seinem denkwürdigen Nachtgespräch mit Nikodemus formuliert (Joh 3):

„... so muss der Menschen-Sohn erhöht werden [= Ankündigung seines Todes durch die Kreuzigung],
damit jeder, der an Ihn glaubt, in Ihm das ewige – Leben hat.
– Denn Gott [= der Vater] hat die Welt [= Welt der Menschen] so sehr geliebt,
dass Er seinen Eingeborenen Sohn – dahingab,
dass jeder, der an Ihn glaubt [= Ihm anvertraut], nicht zugrunde geht [= in ewiger Verdammnis],
sondern das ewige – Leben hat” (Joh 3,14ff.).

Übrigens, Jesus hat damals nur den schon angeschnittenen Gedanken hinsichtlich der Voraussetzungen weitergeführt, die das Erlangen des ewigen Lebens bedingen:

„Denn Gott [= der Vater] hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt,
damit Er die Welt richtet,
sondern damit die Welt durch Ihn gerettet wird.
Wer an Ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet,
weil er an den Namen des Einzigen Sohnes Gottes nicht geglaubt hat.
Denn mit dem Gericht verhält es sich so:
Das Licht kam in die Welt,
und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht,
denn ihre Taten waren böse
...” (Joh 3,17ff.).

2. An solche Haltung zu sich als dem Gottes Sohn hat Jesus auch schon beim Sturm am See angeknüpft:

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Nashorn: Auch solche .... Schönheit gibt es auf der erschaffenen Welt! - „Du aber hast alles nach Maß, Zahl und Gewicht geordnet. Denn Du bist immer imstande, Deine große Macht zu entfalten. Wer könnte der Kraft Deines Arms widerstehen? ... Du liebst alles, was ist, und verabscheust nichts von allem, was Du gemacht hast, denn hättest Du etwas gehasst, so hättest Du es nicht geschaffen ...” ! (Weish 11,21.24).

„ ... Plötzlich brach auf dem See [= Gennesaret] ein gewaltiger Sturm los,
so dass das Boot von den Wellen überflutet wurde. Jesus aber schlief.
Da traten die Jünger zu Ihm und weckten Ihn; sie riefen: ‘Herr, rette uns, wir gehen zugrunde!’
Er sagte zu ihnen: ‘Warum habt ihr solche Angst, ihr Kleingläubigen?’
Dann stand Er auf, drohte den Winden und dem See, und es trat völlige Stille ein.
Die Leute aber staunten und sagten: ‘Was ist das für ein Mensch,
dass Ihm sogar die Winde und der See gehorchen?’ ...” (Mt 8,24-27).

Jesus weist deutlich auf den ‘Glauben’ hin – als Voraussetzung für die Rettung. Der Inhalt dieses ‘Glauben’ ist genau derselbe, wie er zur Verehrung des Geheimnisses der Barmherzigkeit Gottes gefordert wird: „Jesus, ich vertraue auf Dich” !

3. Eines anderen Males erhört Jesus aufgrund gerade des ‘Glaubens’, der mit dem Anvertrauen auf Ihn gleichbedeutend ist, die kranke Frau wegen ihrer vieljährigen Blutungen:

„Und siehe, eine Frau, die seit zwölf Jahren an Blutungen litt,
trat von hinten hinzu und berührte die Quaste seines Mantels.
Denn sie dachte bei sich: ‘Wenn ich nur seinen Mantel anrühre, werde ich geheilt werden’.
Jesus aber wandte sich um, sah sie und sprach:
Mut, Tochter, dein Glaube hat dir Heilung gebracht’.
Und die Frau war geheilt von jener Stunde an” (Mt 9,20ff.; JB).

4. Derselbe Sinn steht den Worten Jesu zu, mit denen Er den Beängstigten wohl des Öfteren entgegenkam: „Habt keine Furcht” ! Sie betreffen letztlich ein totales Anvertrauen auf Christus als den Erlöser:

„... Spät am Abend war das Boot mitten auf dem See, Er aber war allein an Land. Und Er sah, wie sie sich beim Rudern abmühten, denn sie hatten Gegenwind. In der vierten Nachtwache ging Er auf dem See zu ihnen hin, wollte aber an ihnen vorübergehen.
– Als sie Ihn über den See gehen sahen, meinten sie, es sei ein Gespenst, und schrien auf. Alle sahen Ihn und erschraken. Doch Er begann mit ihnen zu reden und sagte:
– ‘Habt Vertrauen, Ich bin es [= Name Jahwéh!], fürchtet euch nicht’. Dann stieg Er zu ihnen ins Boot, und der Wind legte sich ...” (Mk 6,47-51).

5. Ganz deutlich spricht Jesus von dieser Vorbedingung: Ihm als dem Erlöser zu anvertrauen, in seiner großen Eucharistischen Ansprache:

„... Aber Ich habe euch ja gesagt, dass ihr Mich gesehen habt, aber nicht glaubt.
Alles, was Mir der Vater gibt, wird zu Mir kommen, und den, der zu Mir kommt, werde Ich gewiss nicht verstoßen ...
– Denn das ist der Wille Meines Vaters, dass jeder, der den Sohn sieht und an Ihn glaubt,
ewiges Leben habe und dass Ich ihn auferwecke
am Jüngsten Tage” (Joh 6,36f.40).

6. Und endlich, denselben Inhalt: des totalen Anvertrauens Ihm als dem Menschen-Sohn, auch wenn es in diesem Fall ganz kurz vor seiner Verhaftung und Kreuzigung geschieht, ist Hintergrund des letzten Abschiedswortes Jesu nach dem Letzten Abendmahl:

„Dies habe Ich zu euch gesagt, damit ihr in Mir Frieden habt.
In der Welt seid ihr in Bedrängnis, aber habt Mut
[griech. tharseite = seid guter Gedanken, den Mut fassen, anvertrauen]:
Ich habe die Welt besiegt” (Joh 16,33).

Die Apostel haben es vollends verspürt, wie die Bedeutung ist, die Jesus mit den hier angewandten Wörtern verknüpfen wollte. In wenigen Stunden beginnt schon endgültig die grausame Passion ihres Geliebten Meisters. Dem menschlichen Urteil nach – hat Jesus total ‘verloren’. Und doch, niemand und nichts ist imstande, das Gewicht der von Ihm angewandten Worte in Wanken zu bringen. Sie sind gültig ganz unabhängig davon, wie sich das ‘irdisches’ Geschick Jesu weiterentwickelt. Es schien nämlich, Seine Bemühungen als Erlösers wären total gescheitert.

Ozdobnik

3. Das Wort das nicht vergeht

Nachdem wir uns von neuem um die Wirklichkeit des hier darggestellten Gekreuzigten bewusst geworden sind, gilt es einen weiteren Schritt zu wagen, dass die weiteren Worte des erwogenen Satzes DiM 8c-j mit seinem Inhaltsgehalt besser ‘einsickern’ können. Der Heilige Vater erinnert hier selbstverständlich an den Gekreuzigten Menschen-Sohn als wahren, Lebendigen. Gerade als solcher löst der Gekreuzigte unsere entschiedene Stellungsnahme zu Sich heraus:

„Und Ich, wenn Ich über die Erde erhöht bin
[= Ankündigung des eigenen Todes durch die Kreuzigung],
werde Ich alle zu Mir ziehen” (Joh 12,32).

Es folgt die Päpstliche Bezeichnung, der wir gerade unsere Betrachtung widmen möchten:

DiM 8c:  „Gerade als der Gekreuzigte
DiM 8d:  ist Christus das Wort, das nicht vergeht [Mt 24,35],
DiM 8e:  ist Derjenige, der steht und an der Tür des Herzens ... anklopft”.


Der Heilige Vater erinnert vor allem daran, dass dieser Jesus Christus – gerade als der Gekreuzigte, in dem:

DiM 8a: „... gerade in Ihm, in Christus, ... Gerechtigkeit der Sünde widergefahren [wird]
– um den Preis seines Opfers, seines Gehorsams ‘bis zum Tod’ ...” –

und noch:

DiM 8a:[in Ihm wird] ... Gerechtigkeit (...) auch dem Tod widergefahren,
der sich von Anfang an der Menschheitsgeschichte mit der Sünde verbündet hat ...
um den Preis des Todes Dessen, der ohne Sünde war und Der der einzige durch seinen Tod
– dem Tod den Todesstoß versetzen konnte (DiM 8a; s. ob.)

zugleich doch das „das WORT [ist], das nicht vergeht”. Der Heilige Vater führt hier eigene Worte des Menschen-Sohnes an. Jesus hat sie damals gesagt, als Er vor den Jüngern das Panorama des Zeiten-Endes abgezeichnet hat. Er spricht in dieser Stunde im Stil, mit dem die Propheten des Alten Testaments gesprochen haben. Sie haben sich in Überzeugung des Glaubens und mit erfahrener Gewissheit der Wahrheit der Offenbarung über die letztlichen Zeiten ausgedrückt, ohne besonderen Unterschied zwischen den näheren und künftigen Ereignissen abzuzeichnen, was übrigens im Grunde genommen hauptsächlich zur Befriedigung der menschlichen Neugierigkeit dienen würde.
– Jesus spricht über die Verfolgungen, denen seine Jüngern begegnen werden, und zwar:

„Dann werden viele zu Fall kommen und einander hassen und verraten.
Viele falsche Propheten werden auftreten, und sie werden viele irreführen.
Und weil die Missachtung von Gottes Gesetz überhand nimmt,
wird die Liebe bei vielen erkälten(Mt 24,10ff).

Jesus kündigt die Zerstörung von Jerusalem an – das hat sich wörtlich im Jahr 70 nach Chr. erfüllt, als die Römische Armee unter dem General Titus, zu Zeiten des Kaisers Vespasianus, Jerusalem erobert, grausam vernichtet und verbrannt hat. Jerusalem war damals voller Pilger-Juden aus ganzer Welt, die zum Pascha-Fest gekommen sind. Es konnten so wohl 1 Million Leute umgebracht werden ...

Bald geht aber Jesus an die Ereignisse über, die seiner eigenen Wiederankunft auf Erden vorangehen werden (Mt 24,23-31), um das Gericht abzuhalten. Unter mehreren Zeichen erscheint alsdann u.a. wohl das Zeichen des Kreuzes Christi am Himmel:

„Danach wird das Zeichen des Menschen-Sohnes
am Himmel erscheinen
...” (Mt 24,30).

Es geht entweder um Jesus Christus selbst als den Verherrlichten, oder eher um das Zeichen der Herrlichkeit des Menschen-Sohnes, d.h. um das Kreuz seines Erlösungswerkes, das in dieser Stunde als Zeichen seiner Herrlichkeit gelten wird.

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Schöne Inschrift, die Erbauen schafft: Familien-HAUS - Familie heißt LIEBE. So soll jede Hauskirche sein: eine beständige KANA, wohin die Ehegatten-Eltern Jesus samt Maria für die Dauer eingeladen haben.

Es ist bemerkenswert, durch die Hl. Schw. Faustyna Kowalska knüpft der Barmherzige Jesus eines Males zweifelsohne geradezu an diese Ereignisse an:

„Schreibe folgendes: Bevor Ich als gerechter Richter kommen werde,
komme ich zuerst als König der Barmherzigkeit.
Bevor der Tag der Gerechtigkeit anbricht,
wird den Menschen ein Zeichen am Himmel gegeben werden – ein folgendes:
– Am Himmel erlischt alles Licht und es wird eine große Finsternis auf der ganzen Erde geben.
– Da wird am Himmel das Zeichen des Kreuzes erscheinen, und aus den Öffnungen,
wo die durchbohrten Hände und Füße des Erlösers waren,
werden große Lichter fluten, die eine Zeitlang die Erde beleuchten
.
Dies wird kurz vor dem Jüngsten Tag geschehen” (TgF 83).

Unmittelbar nach der Ankündung dieser Ereignisse, die im Evangelium des Hl. Matthäus beschrieben sind (Mt 24), beruft sich Jesus einmal mehr an das Gleichnis mit dem Feigenbaum in seinen unterschiedlichen Entwicklungsstadien. In diesem Zusammenhang fügt Er Worte hinzu, auf die sich Johannes Paul II. bezieht:

„Amen, Ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles eintritt.
Himmel und Erde werden vergehen, aber Meine Worte werden nicht vergehen” (Mt 24,34f.).

Jesus spricht hier von seinen ‘Worten’ – im Plural. Der Heilige Vater sieht hier in gewissem Sinn die Zweite Person der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, indem er auf Christus „als den Gekreuzigten” hinweist, der „das WORT, das nicht vergeht” ist.
– Trotzdem ist es schwer, in dieser Selbst-Bezeichnung Jesu Christi nicht eben diese Worte zu hören, die Er auch schon in seiner Bergpredigt angewandt hat:

„Amen, das sage Ich euch:
Bis Himmel und Erde vergehen,
wird auch nicht der kleinste Buchstabe des Gesetzes vergehen
[= Gesamtheit Gottes Offenbarung],
bevor nicht alles geschehen ist” (Mt 5,18; s. Mk 13,31; Lk 21,33).

Das aber klingt fast identisch wie die Überweisung sowohl von Jesaja, wie auch vom Hl. Petrus:

„Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt,
doch das Wort unseres Gottes bleibt in Ewigkeit” (Jes 40,8).

„Das Gras verdorrt, und die Blume verwelkt,
doch das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit.
Dieses Wort ist das Evangelium [= die Gute Botschaft],
das euch verkündet worden ist ...” (1 Petr 1,24).

Als Zweite Person der Allerheiligsten Trinität ist der Sohn Gottes das einzige Wort des Vaters. Er ist zugleich:

„... das Ebenbild des Unsichtbaren Gottes –
der Erstgeborene [angesichts] der ganzen Schöpfung.
Denn in Ihm wurde alles erschaffen:
im Himmel und auf Erden,
das Sichtbare und das Unsichtbare ...
Alles ist durch Ihn und auf Ihn hin geschaffen.
Er ist vor aller Schöpfung, in Ihm hat alles Bestand ...” (Kol 1,15ff.).

Wer ist angesichts Jesus Christus irgendwelcher unter den Herrschern dieser Erde, vielleicht selbst unter den Tyrannen? Wer ist dann, der Reihe nach, irgendwelcher von jenen, die sich der Existenz Gottes verbissen widersetzen – individuell, oder auch als ideologisch-politisches System? Die Existenz Gottes hängt von der Zustimmung irgendeines der Geschöpfe nicht ab. Das Geschöpf wurde durch Ihn diesen Christus ... diesen am Kreuz zu Tode Niedergetretenen – vom Nicht-Existieren zum Existieren hervorgerufen. Jesus Christus hat auch diesen seinen, zum höchsten verbissenen Spötter, Zyniker, Verbrecher – erschaffen. Er hat es mit höchstmöglicher seiner „liebenden Allmacht des Schöpfers” (DeV 33) getan. Er wollte nicht, dass irgendjemand unter seinen Menschlichen Brüdern und Schwestern „... verloren geht, sondern das ewige – Leben erlangt” (Joh 3,16).

Es ziemt sich dieses Päpstliche Wort über Christus besonders tief im Gedächtnis des ‘Herzens’ zu verschlüsseln: „Gerade als der Gekreuzigte ist Christus das WORT, das nicht vergeht ...”. Jesus selbst gewährt jedem Menschen die Chance, dass er auf Ihn als den Gekreuzigten schauen kann. Nicht anders, sondern erst auf solche Weise ist Jesus Christus „das Wort, das nicht vergeht ...” ! Dieses Wort – gerichtet an den Menschen, an jeden Menschen, ist außer Zweifel dieses eine, das wahrhaft „nicht vergeht”:

Kind Meiner Liebe, Kind Meines Schmerzes,
Kind Meiner Passion am Kreuz:
Ich liebe Dich.
Und ... DU ...?
Was tust dazu ... Du?”

Verzierung

B.   DER GEKREUZIGTE STEHT
UND KLOPFT AN ...

Ozdobnik

1. Als Gekreuzigter steht Er ...

Wir betrachten die Worte des längeren Satzes der gerade erörterten Stelle der Enzyklika über Gottes Barmherzigkeit: Nr. 8 a-e. Hier das weitere Teilchen dieses Satzes – mit nochmaliger Wiederholung:

DiM 8c:  „Gerade als der Gekreuzigte
DiM 8d:  ist Christus ...
DiM 8e:  Derjenige, der steht und an der Tür des Herzens ... anklopft”.

Man kann schwer sich nicht diese Frage stellen, die direkt an den Gekreuzigten Menschen-Sohn hingerichtet wäre:

Was hat Dich, Jesu, bewogen, oder vielleicht:
Wer hat es Dir befohlen, dieses Werk auf Dich zu nehmen:
die Erlösung – über das Opfer Deiner Selbst am Kreuz?
– Man müsste in der Tat Tor sein, wahrhaft ‘verrückt’, eigentlich unzurechenbar sein, um die Entscheidung treffen zu können, das Unmaß von Martern freiwillig und bewusst auf sich zu nehmen, und unter ihnen ... noch weiter zu lieben, noch weiter zu verzeihen ...” !

In Jesus Christus, gerade diesem Gekreuzigten, sehen wir die ganze Allerheiligste Dreifaltigkeit. Jesus Christus ist dieses Wort, das außer jeden Zweifel nicht vergeht, das nur ‘Bevollmächtigter’ des ganzen Dreieinigen angesichts des Menschen ist. So wie Er – Jesus Christus – ist, ist der Ganze Dreieinige: „Wer Mich gesehen hat, hat den Vater gesehen ...” (Joh 14,9).

Dieser Gekreuzigte, der-Sohn-das-Wort, ist in wahrhaftestem Sinn in seiner Braut: seinem lebendigen Ebenbild – Mann und Frau ‘verliebt’, auch wenn jene – dieser Liebe total unwürdig ist. Hätte Er sich nicht nach der Bräutlichen Liebe eines ‘Verliebten’ gerichtet haben, würde Er, der Gottes Sohn, die so entsetzende Mühe der Liebe niemals auf sich genommen haben.
– Indessen Er hat geradezu solchen Weg zur Erlösung dieser Seinen, Geliebten, ganz von allein gewählt. Siehe den höchsten Ausdruck der Freiheit, deren Sinn dieses eine ist: dass dank der Freiheit – Liebe ... entstehen kann:

„Ecce lignum crucis, in quo salus mundi pependit.
Venite adoremus”


Siehe das Holz des Kreuzes, an dem die Erlösung
der Welt gehangen!
Kommt, lasset uns anbeten!

Daher ist und bleibt das Kreuz, an dem die „Erlösung der Welt gehangen hat” (Anrufung, die bei der Anbetung des Kreuzes am Karfreitag gesungen wird; s. EdE 4), der höchste Erweis der Liebe des Dreieinigen und der Barmherzigkeit Jesu Christi selbst. Diese Liebe lässt sich in ihrem ‘Selbst – anfassen’. Es geschieht im Geliebten Sohn des Ewigen Vaters, aber auch dem wahren Sohn Mariens, seiner Jungfräulichen Mutter.
– Denn anderer ‘Name’ der so verstandenen Liebe – in diesen Umständen: der Hinbeugung über die Wurzeln selbst des menschlichen Übels: die Sünde und den Tod – ist: ‘Barmherzigkeit’.

Johannes Paul II. schreibt in seiner Enzyklika über die Barmherzigkeit Gottes:

DiM 7y-z: „An den Gekreuzigten Sohn zu glauben, heisst ‘den Vater zu sehen’ [Joh 14,9],
das heißt zu glauben, dass in der Welt die Liebe gegenwärtig ist
und dass diese Liebe mächtiger ist als jedwedes Übel,
in das der Mensch, die Menschheit, die Welt verstrickt ist.
– An solche Liebe zu glauben – dies heißt, an die Barmherzigkeit zu glauben.
Denn die Barmherzigkeit ist das unerlässliche Ausmaß der Liebe,
ist gleichsam ihr zweiter Name, und zugleich die eigentliche Art,
wie sie sich offenbart und in Tat umgesetzt wird angesichts der Wirklichkeit des Übels,
das in der Welt da ist, das den Menschen berührt und ihn umzingelt,
das auch in sein Herz hineindringt
und ihn ‘ins Verderben der Hölle stürzen kann’ [Mt 10,28] ...” (DiM 7y-z).

Ozdobnik

2. Das Kreuz und das Opfer
der Heiligen Messe

Wie sollte nicht ein Dank für die Tiefe der Worte der Enzyklika über Gottes Barmherzigkeit zum Ausdruck gebracht werden! Diese Worte bringen uns immer klarer die Wirklichkeit nahe, die im Geheimnis des Kreuzes verborgen ist, auf dem der Sohn Gottes, der Erlöser der Welt, aufgehangen worden ist.

Es gehört sich hier gleichzeitig an die fortwährend sich ereignende Vergegenwärtigung dieses Geheimnisses bei jedesmaliger Heiligen Messe anzuknüpfen. Denn hier wird für den Alltag – wo auch immer das Opfer der Heiligen Messe zelebriert wird – das Geheimnis der Barmherzigkeit Gottes vollbracht. Es ist Jesus Christus – eben dieser Gekreuzigte, der sein Blut und seinen „Leib für das Leben der Welt” (Joh 6,51) darbringt. Hier wurzelt die Begründung für die Tatsache, warum die Heilige Messe: der Ritus des „Brot-Brechens” (Apg 2,4; EdE 3.47.53) – Mittelpunkt des Lebens und des Kultus der Jünger Christi ist und es für immer bleiben wird.

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Kreuz an dem der Sohn Gottes, der Erlöser des Menschen aufgehängt wurde. Hier: ein im Missionsland geschändetes Kreuz, wo das Bekennnen um das Kreuz und Christus mit Foltern und grausamem Tod gefährdet ist. Hier: ein Kreuz, das herausgeworfen wurde, verrostet ...

Nicht woanders, sondern gerade bei der Heiligen Messe wird die Barmherzigkeit Gottes, die am Holz des Kreuzes aufstrahlt, für jede Generation und jeden geographischen Ort auf Erden zugänglich. Die Heilige Messe wird immerwährende Vergegenwärtigung der ein und selben Tatsache: der Kreuzigung des Gottes Sohnes – damals, am 14. Nisan des Jahres 28, auf dem Kalvarienberg [= Golgotha], dicht am Eingangstor von Jerusalem.

Wie wir darüber schon nachgedacht haben, Jesus Christus ist Gott und Mensch in seiner Gottes Person. Als Gott hat Er dieses sein ein einziges Opfer der Erlösung des Menschen gleichsam in den Himmel ‘mitgenommen’. So wird es auch im Brief an die Hebräer dargestellt:

„Denn das hat Er ein für allemal getan,
als Er sich Selbst dargebracht hat ...” (Hebr 7,27).

Jetzt aber, von der Ewigkeit her, ‘lässt’ Jesus dieses einzige Opfer gleichsam ‘herab’ – von außerhalb der ‘Zeit’, für die aufeinanderfolgenden Stunden der ablaufenden irdischen und kosmischen Zeit. Auf solche Art und Weise vergegenwärtigt Jesus Christus: der Gekreuzigte, aber Auferstandene – für die einzelnen Geschlechter und geographischen Orte dieses sein einziges Erlösungs-Opfer.

Es ist jedes Mal zugleich auch das Bräutliche Opfer. Denn nur indem Er „bis zum letztlichen” geliebt hat (Joh 13,1), hat Er auch dieses „erschütternde Opfer” (DiM 7d) auf sich genommen, in dem Er jeder Generation und jedem Menschen im einzelnen, auf bräutliche Art – den „Kelch des Blutes, ... des Neuen und ewigen Bundes”  von neuem anbietet, „das für euch und für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden” (Mk 14,24; Lk 22,20; 1 Kor 11,25; s. dazu: EdE 2).

Gerade deswegen ist es auch klar, warum die Anteilnahme am Ritus des „Brechens des Brotes” so Wesentliches für das übernatürliche Leben jedes Jüngers Christi bedeutet. Es geht um die Anteilnahme an der Feier der Heiligen Messe am „Tag des Herrn”, d.i. an jedem Sonntag, der auf den anderen Tag nach dem jüdischen Pascha-Festtag fällt – als Tag der Auferstehung Jesu Christi nach dem vollbrachten Erlösungsopfer am Kreuz.

Jedesmalige Heilige Messe ist Zeugnis der Barmherzigkeit Gottes dem Menschen gegenüber, der mit ewiger Verdammnis bedroht ist. Diese Gottes Barmherzigkeit hat geradezu im Kreuzes-Tod des Gottes Sohnes am Kalvarienberg ihren menschlichen und Göttlichen Gipfel erreicht. Hier steht das lebendige Gottes Ebenbild, Mann und Frau, im Angesicht des höchsten Erweises der Liebe des Dreieinigen, die jeden Preis auf die Schale legt, dass dieses sein Ebenbild, diese seine Mystische Braut, nicht für ewig verloren geht, sondern das ewige – Leben hat.

Daher befindet sich gerade hier zugleich die tiefste Begründung, warum die versäumte Teilnahme an der Heiligen Messe am ‘Tag des Herrn’: Christi des Gekreuzigten – und Auferstandenen, jedesmalig ‘Tod-Sünde’ ist. Den Tag des Herrn hat Gott für sich vorbehalten. Es ist jeder siebente Tag, wie er schon im Dekalog als das dritte der Gebote Gottes festgesetzt worden ist. Allerdings in der Neu-Testamentlichen Wirklichkeit wurde dieser Tag zum von Gottes Seite her beständig erneuerten, oder mehr präzise: zum vergegenwärtigten Angebot der Erlösung und der Vermählung zugleich – für jede Generation der ablaufenden Geschichte der Kirche und der Welt.

Gerade hier: bei der Heiligen Messe, an diesem von Gott selbst für sich vorbehaltenen Tag, als dem Tag der Barmherzigkeit, Freude, Abspannung, aber auch der geistigen Erquickung, kann jedermann und soll es – an den Thron Gottes Barmherzigkeit herantreten, um diese Barmherzigkeit für sich und die Welt zu bitten, die „Vergebung ... der Sünden” zu erlangen, und aus Dank für den schaudererregenden Preis der vollbrachten Erlösung, mit dem Bräutigam-vom-Kreuz das von Ihm ersehnte Eins-in-Liebe zu werden (s. dazu genauer: DD 46-49).

Verzierung

RE-Lektüre: V.Teil, Kapit.6a:
Stadniki, 15.XI.2013.
Tarnów, 19.V.2022.

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Sechstes Kap. ALS GEKREUZIGTER „STEHT JESUS AN DER TÜR UND KLOPFT AN DAS HERZ AN”.
Unsere Liebe auszulösen ...

Erwägungsstand des hiesigen Teiles

A. DER SOHN GOTTES ... DER GEKREUZIGTE
1. Text der Enzyklika über Gottes Barmherzigkeit – Nr. 8
2. Gott der ungemein ernst Liebende
Im Anschluss auf das Geheimnis des Kreuzes: DiM 7-8a
Der Mensch angesichts des Gekreuzigten
Anvertrauen: dem Gekreuzigten den Glauben schenken
3. Das Wort das nicht vergeht

B. DER GEKREUZIGTE STEHT UND KLOPFT AN ...
1. Als Gekreuzigter steht Er ...
2. Das Kreuz und das Opfer der Heiligen Messe


Bilder-Fotos

Abb.1. Kleinmädchen mit zwei Rosen
Abb.2. Ein Baby auf dem Bauch und der Zunge nach außen
Abb.3. Nashorn in seiner Pracht
Abb.4. Inschrift: Familie-Haus, Familie-Liebe
Abb.5. Geschändetes Kreuz in islamischem Land