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VERMERK: Abkürzungen zur angeführten Literatur s. Literatur

Verzierung

3. Mit dem Blick auf Jesus Christus den Gekreuzigten

Ozdobnik

Wir möchten weiter über die einzelnen Teile des langen, inhaltsträchtigen Satzes der Enzyklika über die Barmherzigkeit Gottes nachsinnen (DiM 8c-j). Es sind die folgenden Worte:

DiM 8c:  „Gerade als der Gekreuzigte
DiM 8d:  ist Christus das Wort, das nicht vergeht [Mt 24,35],
DiM 8e:  ist Derjenige, der steht und an der Tür des Herzens ... anklopft”.

Johannes Paul II. richtet unsere Augen beharrlich auf Christus, den Erlöser: diesen Gekreuzigten – aber dennoch Auferstandenen. Er findet sich dazu genötigt – angefangen von seiner ersten Enzyklika über den Erlöser des Menschen. Dort schrieb er u.a.:

„Hier nun drängt sich ... die eine Antwort auf, die grundsätzliche und grundlegende.
Die eine Wende des Geistes, die eine Ausrichtung des Verstandes, des Willens und des Herzens:
ad Christum Redemptorem hominis, ad Christum Redemptorem mundi
[= Hin zu Christus dem Erlöser des Menschen, hin zu Christus dem Erlöser der Welt].
Auf Ihn richten wir unseren Blick, indem wir das Bekenntnis des Hl. Petrus wiederholen:
Herr, zu wem sollen wir gehen?
Du hast Worte des ewigen Lebens’
[Joh 6,68; vgl. Apg 4,8ff.],
denn nur in Ihm, dem Gottes Sohn, ist unsere Erlösung ..” (RH 7).

„Es ist die grundlegende Aufgabe der Kirche in allen Epochen, und insbesondere in der unsrigen, den Blick des Menschen hin zu lenken, das Bewusstsein und die Erfahrung der ganzen Menschheit auf das Geheimnis Christi auszurichten, allen Menschen zu helfen, mit der Tiefe der Erlösung, die in Jesus Christus ist, vertrauten Umgang zu pflegen.
– So wird zugleich die größte Tiefe des Menschen berührt: der menschlichen Herzen, der menschlichen Gewissen, der menschlichen Angelegenheiten" (RH 10).

In der weiteren Folge seiner ersten Enzyklika begründet Johannes Paul II., warum dieser Hinlenkung des Anblicks der ganzen Welt auf Christus den Erlöser so wesentliche Bedeutung gebührt:

„Die Kirche hat kein anderes Leben außer dieses,
mit dem sie von ihrem Herrn und Bräutigam beschenkt
wird.
Gerade deswegen muss auch die Kirche so sehr mit jedem Menschen vereint sein,
wenn sich doch Christus mit ihm im Geheimnis der Erlösung vereint hat” (RH 18).

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Pilgerfahrt Johannes Paul II. nach Polen in 2002: Einweihung des Sanktuars Gottes Barmherzigkeit, Kraków-Łagiewniki. Kurz nach der Landung in Krakow, Samstag, 17.VIII.2002.

Dieser „Herr und Bräutigam” der Kirche, aber auch eines jeden einzelnen Menschen: Mann und Frau, hat „bis zum Letzten geliebt” (Joh 13,1), und zwar am Kreuz. Der Mensch braucht sich nicht fürchten, auf der Seite Jesu Christi stehen zu bleiben. Er, und nur Er – „hat Worte des ewigen Lebens” (Joh 6,68). Es gibt auch keine Chance, dass die Rettung des Menschen irgendwann bei jemandem anderen erscheint außer allein bei dem Sohn Gottes, aber zugleich auch dem Sohn Mariens – Jesus Christus:
– „Und in keinem anderen ist das Heil zu finden. Denn es ist uns Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden sollen” (Apg 4,12).

Gott der ... Gekreuzigte! Der Gedanke selbst daran, dass der Mensch – Gott gekreuzigt hätte, wirkt schwindelerregend. Wie konnte das möglich sein? Wie ist das geworden? Christus der Gekreuzigte – ist Gott, der in dieser Stunde ... nicht einmal gerade zu stehen imstande ist. Seine Beine wurden bei den Foltern, die Ihm früher zugefügt wurden, unter anderen in der entsetzenden Nacht Christi im ‘Dunkel-Arrest’ vom Gründonnerstag auf Karfreitag – sehr wahrscheinlich zerschlagen (s. ob.:  Anmerkung. Fünfzehn Geheime Leiden Jesu vor Karfreitag). Darauf folgten die Martern der grausamen, grauenhaften Geißelung. Aufgrund minutiöser Analysen des Turiner Grabtuches wurden 363 Reißwunden aufgezählt [= 121 Hiebe x 3 Bleikügelchen]. Es waren Hiebe mit Bleiruten, die mit drei hantelförmigen Bleikügelchen mit Zacken beendet waren, welche 4 cm lange Verletzungen hervorriefen, immer in Dreiergruppen (s. bündige Übersicht mit Fotos in: EWIG [3-4, 1994] 6f.).
– Nachher gab es die Krönung mit der ‘Krone’ aus Dornen. Pilatus selbst konnte bei Ansicht Jesus, dieses „Königs der Juden”  in der Dornenkrone, der menschlicher blutiger Fetzen geworden ist, nur noch das Wort aussagen: „Ecce Homo – Seht, da ist ... der Mensch!” (Joh 19,5)!

Aber es ist der Gott-Mensch, der Erlöser der Welt. Auf Ihn sollen wir unseren Glauben legen. Zu seinem Ausdruck wird auch nur dieser Anruf, voller Reue, Demut, aber auch Liebe unserseits: „Jesus, ich vertraue auf Dich!”  Von Ihm hat schon Jesaja geschrieben – es war in seiner Vision vom Leidenden Knecht Gottes, ein paar Jahrhunderte vor den Ereignissen (wahrscheinlich um etwa 550 vor Chr.):

„Viele haben sich über Ihn entsetzt,
so entstellt sah Er aus, nicht mehr wie ein Mensch,
seine Gestalt war nicht mehr die eines Menschen ...
Er hatte keine schöne und edle Gestalt,
so dass wir Ihn anschauen möchten ...
Er wurde verachtet und von den Menschen gemieden,
ein Mann voller Schmerzen, mit Krankheit vertraut ...” (Jes 52,14; 53,2f.).

Ozdobnik

4. Der Gekreuzigte ... steht

Sollte es möglich sein, diesem, solchen ... Menschen-Fetzen sich in ganzer Totalität seines Selbst ... dahinzugeben und Ihm zu anvertrauen: auf Leben – auf Sterben – und das, was nach dem Tod beginnt? Indessen dieser Gekreuzigte, es ist ist kein Nur-Mensch, sondern der Gott-Mensch, der Eingeborene Sohn Gottes !

Dennoch Er bleibt in gerade solcher Gestalt vor jedem stehen: Er, der „wahre Gott vom wahren Gott” (Glaubensbekenntnis in der Heiligen Messe). Johannes Paul II. stellt fest:

DiM 7s: „... Der Leidende Christus spricht den Menschen eigenartig an: dies gilt nicht nur von den Gläubigen.
– Auch der nicht Glaubende Mensch kann in Ihm die ganze Aussagekraft der Solidarität mit dem Schicksal des Menschen entdecken, sowie die vollkommene Fülle der uneigennützigen Hinopferung an die Sache des Menschen: an die Wahrheit und Liebe ...” (DiM 7s).

Allerdings: Christus dem Solchen, diesem Gemarterten – Mitleid nur auf ‘menschlichem’ Niveau zu erweisen, bedeutete am Geheimnis vorbeigehen, das sich hier abspielt. Von der Haltung Jesu Christi, der in seinem Mensch-Sein so sehr geschändet wird, schlägt beständig die Tiefe seiner Würde, die von keinen Foltern und von keinem Ihm gegenüber angewandten Zynismus verletzt werden konnte. Unmöglich, dass die Henker selbst – diese Würde nicht bemerken sollten. Dessen bestes Zeugnis ist das Glaubensbekenntnis des Hauptmanns des Exekutionskommandos, das auf seinen Lippen beim Sterben Jesu Christi erschien:

„Als der Hauptmann, der Jesus gegenüberstand,
Ihn auf diese Weise sterben sah, sagte er:
Wahrhaftig, Dieser Mensch war Gottes Sohn’ ...” (Mk 15,39).

Solches Glaubensbekenntnis erschien auf den Lippen der geistigen Führer der Juden nicht, trotzdem sie Erben der beständigen Offenbarung Gottes waren ...! Es musste erst einen Heiden geben, der die Gottheit Jesu Christi des Gekreuzigten bekennen würde ...!


Dieser Gekreuzigte wurde nach dem Vorhaben des Dreieinigen, aber auch aufgrund der eigenen des Öfteren bestätigten Wahl, Sühneopfer zur Erlösung seiner Menschlichen Brüder und Schwestern:

„... Alle haben gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verloren.
Ohne es verdient zu haben, werden sie gerecht, dank seiner Gnade,
durch die Erlösung in Christus Jesus.
– Ihn hat Gott [= der Vater] dazu bestimmt, Sühne zu leisten mit seinem Blut ...” (Röm 3,23ff.).

Beweggrund vonseiten des Dreieinigen, aber daselbst auch des Menschen-Sohnes selbst, ist dauernd die Treue Gottes gegen den einmal dem Menschen angebotenen ‘Vermählungs-Ring’ für „gute und schlechte Tage”, d.h. dafür, was Johannes Paul II. gern als „Göttliches Ausmaß der Erlösung” bezeichnet:

DiM 7t-u: „Das Göttliche Ausmaß des Pascha-Geheimnisses [= Christi Opfers auf dem Kreuz] reicht jedoch noch tiefer.
– Das auf dem Kalvarienberg errichtete Kreuz, an dem Christus seinen letzten Dialog mit dem Vater führt, taucht von der Tiefe selbst jener Liebe hervor, mit der der Mensch, erschaffen nach dem Ebenbild und der Ähnlichkeit Gottes, in der urewigen Gottes Absicht beschenkt worden ist (DIM 7t).
– Gott, den Christus geoffenbart hat, bleibt in ständiger Verbindung mit der Welt
nicht nur als Schöpfer, die letztliche Quelle des Daseins.
Er ist Vater : mit dem Menschen, den Er in der sichtbaren Welt zum Dasein berufen hat, verbindet Ihn ein tieferes Band, als allein das Schöpfer-Band des Existierens.
Dies ist die Liebe, die nicht nur das Gute erschafft, sondern zur Teilhabe am eigenen Leben Gottes führt: des Vaters, des Sohnes, des Heiligen Geistes.
Denn derjenige, der liebt, wünscht danach, mit seinem Selbst zu beschenken” (DIM 7u).

Ozdobnik

5. Der Gekreuzigte ... klopft an

Wer sich in seinem Herzen auch nur ein wenig für den Diesen – solchen Gekreuzigten öffnet, aus dessen Augen weiter die Erlösungs-Bräutliche Liebe, und darüber hinaus noch die ihm angebotene Vergebung durchblickt, schließt sich in seinem Hinschauen auf Ihn daselbst für die Gabe auf, die ihrem Wesen nach alles, was Irdisches ist, überragt. Diese Gabe bleibt zugleich dauernd im Bereich der ausgestreckten Hand. Dies ist das Christi Angebot des ewigen – Lebens.

Möge es reichen, nur wiederholt die Worte dieses Gekreuzigten selbst anzuführen – es war bei seiner höchst riskanten Ansprache über die künftige Eucharistie (Joh 6):

„Denn das ist der Wille Meines Vaters,
dass jeder, der den Sohn sieht und an Ihn glaubt,
ewiges Leben habe

und dass Ich ihn auferwecke am Jüngsten Tag” (Joh 6,40).

Dieser Gekreuzigte hat es gewollt, eben in solcher Gestalt vor jedem Menschen – seinen Menschlichen Brüdern und Schwestern, stehen zu bleiben. Er ‘hofft’ es in seiner Gottes Zuversicht, und eigentlich ein wenig in seiner ... ‘Gottes Selbsttäuschung’, dass der Anblick des Menschen-Sohnes in solcher Gestalt eine irgendwelche ‘menschliche’ Mitleids-Regung auslöst, oder vielleicht der ... Solidarität selbst.

Er hat doch keineswegs leiden ‘müssen’. Hat Er sich aber vollbewusst auf die so grausame Passion entschieden, tat Er das um seiner Liebe willen – bis zur ‘Torheit’. Er hatte vor, den Menschen beinahe ‘mit Kraft’ vom Weg, der zur Verdammnis führt, herauszureißen, wenn den Menschen schon keine andere ‘Argumente’ seiner Unvernunft und Kurzsichtigkeit anzusprechen imstande sind.

Es ist schwer in dieser Lage der Frage zu entweichen: Wird nämlich die schauderhafte Ansicht „dieses, den sie durchbohrt haben” (Joh 19,37): dieses Gekreuzigten – nicht etwa zu einem vonseiten des Menschen-Sohnes selbst unternommenen, voller Gottes ‘Demut und Zuvorkommenheit’, schüchternen „Anklopfen an unsere Herzen”? Es ist offenbar ein ‘Anklopfen’, hinter dem eine zartfühlende, voller Gottes Anvertrauen dem Menschen gegenüber, Erwartung verborgen ist. Johannes Paul II. hebt es hervor – wir haben diese Worte schon früher angeführt:

DiM 8c: „Gerade als der Gekreuzigte
ist Christus das Wort, das nicht vergeht ...” (DiM 8c.d).

Selbstverständlich:

„Himmel und Erde werden vergehen,
aber Meine Worte werden nicht vergehen” (Mt 24,35; Mk 13,31; Lk 21,33).

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Maler: I.Barbaic. Dieses Bild ist Zeugnis der dramatischen Geschichte des Artisten-Malers. Unter den Kriegshandlungen zwischen Kroaten-Serben, als Kroatischer Soldat, fuhr er eines Males auf dem aufgedeckten Militärwagen zusammen mit seinen 10 Kollegen-Soldaten. Auf einmal ist ihr Wagen in den Hinterhalt der Gegner geraten, die von sehr nahe alle übrigen totgeschossen haben. Er allein kam daraus heil, trotzdem er weiter auf diesem offenen Wagen gestanden hat. Die ganze Zeit betete er den Rosenkranz. - Er erzählte, dass er in diesem Augenblick die Maria so sah, wie er Sie dann auf diesem Bild gemalt hat. Er kann es sich selbst nicht erklären, wieso er heil davongekommen ist. Ob die Truppe der Serben ihn ... nicht gesehen haben? Er war doch die ganze Zeit in stehender Haltung auf dem offenen Militärwagen - und betete zugleich! - Aus Dank für seine Befreiung hat er dieses Gemälde gemalt: 30 x 40 cm. Dieses Bild hat er einer verheirateten Polin in Kroatien geschenkt: Frau Kristine P. Diese hatte es dem Autor dieser WEB-Site geschenkt (Sept. 2003). Zuletzt ist das Bild in die Ukraine weitergewandert - als Primizgeschenk für einen Neupriester. Gemalt auf weißem Karton mit Pastellfarben, in Medjugorje 2000.

Dieses Wort Gottes, das Gott war und es bleibt (Joh 1,1), ist Leib geworden, oder mehr präzise übersetzt: es ist ... ‘Fleisch’ geworden:

„Und das Wort ist Fleisch geworden
(griech.: sárx = Fleisch; Johannes wendet hier also nicht das erhabenere
griechische: sôma = ‘Leib’ an, das gehoben wäre, sublimiert)

– und hat unter uns gewohnt ...” (Joh 1,14).

In der Tat, es gibt keine Sünde, keinen Schmutz, noch kein Verbrechen, das nicht in der Genealogie der Vorkommen Jesu Christi stattgefunden hätte. Gott ist tatsächlich ‘Fleisch’ geworden und stieg vom Himmel herab – bewogen von Bräutlicher Liebe zu uns – wahrhaft einzig „für uns Menschen und zu unserer Erlösung” (Glaubensbekenntnis der Heiligen Messe).

Wie viel Feinfühligkeit gibt es bei diesem Gott-dem-Knecht, der den Menschen mit der stummen Stimme der Ansicht seiner Selbst als des Gekreuzigten anspricht! Der Menschen-Sohn tut gegenüber dem Menschen niemals irgendwas ‘mit Kraftaufwand’. Er wird „geduldig warten” (2 Petr 3,9), ob – und bis Ihm seine Geliebte „aufmacht”. Die Gottes ‘Höflichkeit’ und ‘Artigkeit’ angesichts der Größe und Würde der Person des Menschen läuft hier bis an die Grenzen, die schwer begriffen werden können:

„Siehe, Ich stehe vor der Tür und klopfe an.
Wenn jemand Meine Stimme hört und die Tür öffnet,
so werde Ich bei ihm einkehren und Mahl mit ihm halten,
und er mit Mir” (Offb 3,20).

Diese Worte stimmen vollkommen vor allem mit Jesus überein, sooft Er ins menschliche Herz in der Eucharistie kommt. Aber nicht nur. Hier bezieht Johannes Paul II. dieses Gottes-Geschriebene-Wort auf Jesus Christus als den Gekreuzigten. Gerade in solcher Gestalt: als des Gekreuzigten, und doch Lebendigen (vgl. Offb 1,17), bleibt der Eingeborene Sohn Gottes und der Menschen-Sohn zugleich vor jedem Menschen stehen. Dies ist der Erlöser des Menschen! Erst in solcher Gestalt steht Er – und „klopft Er an – an die Tür des Herzens” (DiM 8e)!

Jesus Christus konnte sich vor Pilatus – und vor jedem von uns – selbstverständlich im Glanz seiner Göttlichen Majestät stellen. Er hat es übrigens selbst deutlich bekannt gemacht:

„Vater, verherrliche Du Mich jetzt bei Dir mit der Herrlichkeit,
die Ich bei Dir hatte,
bevor die Welt war” (Joh 17,5).

Dennoch, der Menschen-Sohn zieht es vor, vor seinen menschlichen Brüdern und Schwestern als Fetzen von Blut und Wunden eines ... aussätzigen Menschen stehen zu bleiben. Indessen das ist ... Gott !

Ob der Mensch: Mann und Frau – diesen, solchen Gott, an der Spur eines Teiles der gefallenen Engel – zurückweist und Ihn verschmäht? Oder auch nimmt Er Ihn eben als den Solchen ... an, umfängt er Ihn und schließt sich für Ihn in seinem Herzen ... auf?
– Vielleicht öffnet sich doch der Mensch auf Ihn, wenn er in diesem blutenden Menschen-Fetzen ... den Gekreuzigten Gott-Menschen erblickt, der ihm, um der Liebe willen zu uns, seinen Bund mit Ihm anbietet, den Er mit seinem Göttlich-Menschlichen Blut der Erlösung und ... Vermählung besiegelt hat ...?

Die Ansicht des so für den Menschen abgezehrten Gottes, der dazu weiterhin liebt und ... vergibt, weckt vielleicht ... die Empfindung von Erbarmen-Barmherzigkeit ... gegen Ihn: diesen Menschen-Sohn ...
– Oder auch, Gott bewahre!, vielleicht täuscht sich dieser Gekreuzigte nur vor, dass die Antwort-Reaktion des Menschen: Mann und Frau – bei seiner Ansicht: als des Gekreuzigten ... eine Liebe-Antwort sein wird ...?

Verzierung

C.   AN DIE TÜR ... JEDES MENSCHEN

Ozdobnik

1. Das Fürwort:
„jedes ... (Menschen)”

Wir rücken bei der Erwägung des erörterten längeren Satzes der Enzyklika über Gottes Barmherzigkeit (DiM 8c-j) um einen Schritt weiter. Zuerst führen wir diesen Satzteil an, der Gegenstand unserer weiteren Analyse der Päpstlichen Worte sein möchte:

DiM 8c:  „Gerade als der Gekreuzigte
DiM 8d;  ist Christus ...
DiM 8e:  derjenige, der steht und an der Tür des Herzens
DiM 8f.:  eines jeden Menschen anklopft ...” (DiM 8c-f).

Es gehört sich ein wenig Aufmerksamkeit dem Pronomen zu widmen, das hier vom Heiligen Vater gebraucht wird. Wir bemerken vor allem, dass das im Päpstlichen Text vorkommende unbestimmte Fürwort [Pronomen] ‘eines jeden ...’ [Menschen] nicht im Buch der Apokalypse [= Offenbarung; eines der Bücher des NT] enthalten ist. Der Heilige Vater beruft sich auf dieses Letzte Buch des Neuen Testamentes allein mittelbar (über den Hinweis: ‘vgl.’ = vergleiche; das Zitat wird hier also in schon modifizierter Weise angeführt).

Trotzdem empfindet Johannes Paul II. kein Skrupel und erweitert deutlich den biblischen Text, übrigens im Einklang mit der Gesamtheit des Glaubensdepositums und in Übereinstimmung sowohl mit dem ‘Glaubens-Sinn’, wie auch der ‘Analogie des Glaubens’.
– Außerdem, das Gottes-Geschriebene-Wort lässt hier keinen Zweifel erscheinen: das Werk der Erlösung, das vom Gottes Sohn vollbracht worden ist, umfängt ausnahmslos alle Menschen insgesamt und jeden einzelnen:

„Er [= Gott] will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen.
Denn: Einer ist Gott, Einer auch der Mittler zwischen Gott und den Menschen,
der Mensch, Jesus Christus, der sich als Lösegeld hingegeben hat für alle,
ein Zeugnis zur vorherbestimmten Zeit ...” (1 Tim 2,4ff.).

In ähnlichem Geist drückt sich der erste Papst aus, der Simon-Petrus:

„Der Herr zögert nicht mit der Erfüllung der Verheißung ...
Er ist nur geduldig mit euch,
weil Er nicht will, dass jemand zugrunde geht,
sondern dass alle sich bekehren ...” (2 Petr 3,9).

Ozdobnik

2. Autorität des Stellvertreters Christi

Hier wird dieses Wort: „... eines jeden Menschen ...” vom Papst angewandt und in diesem Satzteil besonders stark betont. Es spricht hier der Stellvertreter Dieses, solchen Gott-Menschen: des Gekreuzigten, und doch Auferstandenen. Johannes Paul II. spricht und lehrt hier als Papst. Freilich, es wird in diesem Moment kein ‘dogmatischer’ Spruch im strikten Sinn dieses Wortes formuliert. Dennoch diese Worte werden in einem seines Ranges nach besonders feierlichem Dokument: einer Enzyklika, vorgetragen. Es ist also ein Apostolischer Brief, der als Schreiben – mit bedeutend dogmatischem Glaubens-Inhalt – an die ganze Christliche Welt gerichtet wird.

Es kommt übrigens vor – gerade unter dem Pontifikat Johannes Paul II., dass der Heilige Vater in seiner Enzyklika sich in einem besonderen Satz an seine Autorität als Stellvertreters Christi deutlich beruft – samt seiner ausdrücklich darin betonter Verbundenheit mit dem ganzen Kollegium der Bischöfe. Infolgedessen nimmt diese Aussage den Charakter eines Dogmas an [so handelte auch schon Paul VI. – s.: HV 6.14.20; und umso mehr Johannes Paul II., s. vor allem in: EV 57.58.62.65], sollte es auch nicht völlig im Rahmen der Festsetzungen von ‘Handbüchern’ betreffs dessen geschehen, wann wir mit einem formal genommenen ‘Dogma’ zu tun haben.

Im Titelgruß der besprochenen Enzyklika über die Barmherzigkeit Gottes spezifiziert der Papst ihre Adressaten nicht als ausschließlich die Mitglieder der Katholischen Kirche Er wendet sich diesmal an die ganze Menschen-Familie:

„Verehrte Brüder, Liebe Söhne und Töchter!
Gruß und Apostolischen Segen!” (DiM 1).

Jesus Christus ist selbstverständlich Erlöser aller Menschen ohne irgendwelche Ausnahme. Das wurde ausdrücklich von Christus selbst formuliert, und sei es auch erneuert über die Hl. Schw. Faunstyna:

„Die Quelle Meiner Barmherzigkeit ist mit der Lanze am Kreuz
für alle Seelen weit geöffnet worden:
niemanden habe Ich ausgeschlossen(TgF 1182).


So werden wir uns bewusst, dass Johannes Paul II. im erwogenen Fragment seiner Enzyklika diese Hinsicht ganz deutlich hervorhebt, dass der Erlöser eben:

DiM 8c-e-f: „... als der Gekreuzigte ... steht
und an der Tür des Herzens eines jeden Menschen anklopft” (DiM 8c-e-f).

Zweifelsohne verwundert dieses Stehenbleiben Gottes selbst: des Schöpfers – und Erlösers, am Eingang der Tür des Herzens eines jeden Menschen. Das zeugt von Gottes Feinfühligkeit im Angesicht der menschlichen Würde: der Größe der Person des Menschen, Mann und Frau. Aber noch mehr, das erwähnte „Stehen und Anklopfen” Christi als des Gekreuzigten betrifft nach dem Stellvertreter Christi „einen jeden Menschen ...” (DiM 8f).

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In Kalkutta: die Leute werden geboren, wachsen auf, leben, sterben ... auf der Straße. Eines der Bilder vom Leben der Kleinen Schwester aus Albanien, wie die Leute in Kalkutta die Hl. Mutter Therese genannt haben.

Wir können uns an dieser Stelle unmöglich – nicht die wesentliche Frage stellen:
– Was bedeutet letztlich dieses: „... eines jeden Menschen”? Es zeigt sich, diese Feststellung weit ausläuft und zugleich in riesige Freude einmündet.

Es spricht hier – es lohnt sich dessen direkt und ganz schrill bewusst zu werden – der Stellvertreter des Erlösers des Menschen. Es fragt sich, ob er, indem er während des Schreibens der Enzyklika nach diesem Ausdruck gegriffen hat: „... eines jeden Menschen”, auch die Klarheit der Gottes Bedeutung des hier angewandten Pronomens: „... eines jeden (Menschen)” gehabt hat?
– Es kann sein – und es ist zugleich höchst wahrscheinlich, dass das ihn beim Verfassen dieses Satzes begleitende Bewusstsein, alle Folgen des erwähnten Pronomens mit der empfundenen Gewissheit der Offenbarung Gottes ‘umfangen’ hatte. Dies wäre aber nicht einmal notwendig. In einer gewissen Analogie zu den biblischen Autoren, die die letztlichen Folgen der gerade beim Schreiben angewandten Ausdrücke, die ihnen vom Heiligen Geist unterschoben wurden, nicht einmal klar erfassen mussten.

Es bleibt schließlich die Tatsache: Hier geht’s nicht weniger, nicht mehr – um eine Enzyklika. Und dass hier im Namen seines Göttlichen Meisters, des Gott-Menschen, sein Stellvertreter auf Erden schreibt. Wobei dem Inhalt dieser Worte ein ausgeprägt dogmatischer Ausklang inne ist. Allein aus diesem Grund muss in ihm der Heilige Geist notwendigerweise in außergewöhnlicher Steigerung wirksam gewesen sein. Nicht umsonst wird der jedesmalige Papst direkt von Christus und dem Heiligen Geist mit dem Charisma der Wahrheit der Offenbarung beschert. Ihm anvertraut doch Jesus Christus selbst, der einzige Herr der Seinen Kirche – die Sendung-Aufgabe: „Und wenn du dich wieder bekehrt hast, dann stärke deine Brüder ...” (Lk 22,32).

Ozdobnik

3. Jeder: ausnahmslos jeder

Das angewandte unbestimmte Pronomen: „... eines jeden (Menschen)” bezieht sich also außer jeden Zweifel nicht auf die Katholiken allein. Noch nicht einmal ausschließlich auf die Christen, also diese, die an Christus als den Gott-Menschen glauben.
– Das unbestimmte Pronomen: „jeder” betrifft im strikten Sinn jeden Menschen als Menschen. Also ebenfalls die Heiden. Und daselbst alle Nicht-Christen. Und ebenfalls die Atheisten. Es betrifft – und es kann nicht anders sein, selbstverständlich auch die Menschen der vor-Christlichen Zeiten, wie auch ausnahmslos alle Menschen der nach-Christlichen Zeitepochen. Die Erlösung, die vom Gott-Menschen Jesus Christus vollbracht wurde, breitet sich schlechterdings auf alle Menschen ohne irgendwelche Ausnahme aus.

Wie ist es aber gewesen, dass der Gekreuzigte unabänderlich stehen blieb und weiter steht – an der Tür des Herzens bei Menschen der vor-Christlichen Epoche, indem Er doch auch bei ihnen „stand und anklopfte” – in Erwartung: ob Ihm geöffnet werden wird? Wie kann das möglich sein? Dies ist schon Gottes Geheimnis. Aber auch: Jesus Christus ist doch ... Gott! Er allein kennt die Wege, mit denen Er an das Herz des Menschen aller Zeitepochen gelangen kann (s. dazu: Joh 2,25)!

Wonach erkennen diese Menschen, z.B. die Nicht-Christen und die Menschen der vor-Christlichen Zeiten, dass es gerade ... Jesus Christus ist, der Sohn des Lebendigen Gottes, der an der Tür ihres Herzens steht und anklopft?
– Es besteht kein Zweifel, dass Gott außer den gewöhnlichen Wegen, wie Er den Menschen die Gnaden der Erlösung zugänglich macht
[d.i. durch die Vermittlung seiner Kirche und die Heiligen Sakramente,
angefangen vom Sakrament der Heiligen Taufe und dann über die Lehre der Kirche usw.]

auch noch über nicht-gewöhnliche Wege verfügt. Trotzdem es nicht zu uns gehört, diesen ‘Weg zu wählen’, der uns individuell entsprechen würde bzw. nicht entspräche (s. dazu u.a. RP 31-I: „Es wäre Unsinnigkeit, aber auch Vermessenheit, die Werkzeuge der Gnade und Erlösung, die von Gott gegründet worden sind, auf arbitrale Weise zu ignorieren vorzuhaben...”).
– Dauernd bleiben immer zeitweilig die anderen Worte desselben Heiligen Vaters:

„Die Kirche ... kann ihre Kinder, die sich in diesen schmerzlichen Situationen befinden
[z.B. in einer neuen Ehe, diesmal einer nicht mehr sakramentalen],
nur dazu ermutigen, dass sie sich zur Barmherzigkeit Gottes auf anderen Wegen nähern,
nicht aber über die Sakramente der Buße und der Eucharistie,
solange sie die erforderlichen Voraussetzungen nicht erfüllen ...” (RP 34; vgl. FC 84; usw.).

Ozdobnik

4. Jeder ... Empfangene

Allerdings noch mehr, das hier angewandte Pronomen: „... an der Tür des Herzens eines jeden Menschen”, umfängt außer Zweifel ebenfalls jeden kaum empfangenen Menschen, auch diesen erst Ein-Zelligen.
– Bei der Zusammenfügung der Zeugungszelle von Vater und Mutter, d.h. dieses ca. eine halbe Stunde dauernden Vorganges der Zusammenfügung des Chromosomal-Gefüges der Zelle von Vater und Mutter, entsteht die erste Zelle sofort eines Menschen, die in wissenschaftlicher Sprache als Zygote genannt wird. Es ist sofort ein voller, wahrer Mensch: mit Seele und Leib. Vom selben Augenblick an ist dieser Klein-Mensch mit allen Komponenten ausgestattet, die seine Würde als menschliche Person bestimmen.
– In selber Stunde wird dieser Kleine Mensch auch Gottes Ebenbild angesichts des Kosmos.

Johannes Paul II. erinnert in seinem Brief an die Familien (1994):

„... in der Menschlichen Elternschaft ist Gott selber gegenwärtig ...
– gegenwärtig in noch anderer Weise,
als es in jeder anderen Zeugung in der sichtbaren Welt ‘auf Erden’ geschieht.
Es kann doch allein von Ihm die ‘Ebenbildlichkeit und Ähnlichkeit’ stammen,
wie sie dem menschlichen Wesen eigen ist, wie es bei der Schöpfung war ...” (BF 9).

Ein paar Sätze früher bemerkt Johannes Paul II.:

„Wenn aus der ehelichen Einheit der beiden ein neuer Mensch geboren wird,
so bringt er mit sich ein besonderes Ebenbild und Ähnlichkeit Gottes selber in die Welt:
in die Biologie der Zeugung ist die Genealogie der Person eingeschrieben” (BF 9).

Wir sammeln uns jetzt auf diesem Kleinen Menschen, der in der Stunde der Empfängnis entsteht. Weder die Mutter, noch der Vater wissen zurzeit Bescheid, dass im Schoß dieser Mutter ein neues, selbständiges Menschliches Leben entstanden ist, das Gott, der in jeder menschlichen Elternschaft „gegenwärtige”, vom Nicht-Sein zum Existieren hervorruft.

In selber Stunde schenkt Gott diesem Kleinen Menschen einen unwiederholbaren Namen, d.h. den schon niemals irgendjemand anderer tragen wird. Jeder von uns erkennt diesen ‘Seinen’ Namen erst im Augenblick, wenn wir nach der bestandenen Prüfung auf die Qualität unserer Liebe „den Sieg davontragen” und uns vor Gottes Thron stellen werden. So hat es der Herr selbst angekündigt:

„Wer siegt, dem werde ich von dem verborgenen Manna geben.
Ich werde ihm einen weißen Stein geben,
und auf dem Stein steht ein Neuer Name,
den nur der kennt, der ihn empfängt” (Offb 2,17).

Was für eine freudige und ergreifende Perspektive! Gott fehlen Namen – unterschiedliche Namen – nicht! Er ist „reich-verschwenderisch” an Barmherzigkeit (Eph 2,4)!

Gott ‘strömt gleichsam vor Freude’, wenn Er dieses weitere sein Ebenbild, seine Geliebte – mit Existieren-Leben beschenken kann. In selber Stunde beruft Er diesen Kleinen zum ewigen – Leben. Gott ruft ihn laut an:

„Du Meine Liebe! Ich liebe Dich! Und berufe Dich zum Leben – dem ewigen Leben!
Ich lade Dich ein zur Anteilhabe an Meiner – Gottes Natur!
Wenn Du nur ... Braut Deines Erlösers-vom-Kreuz zu werden möchtest !
Doch Voraussetzung, um das ewige – Leben – zu erlangen,
ist die Befolgung Meiner Gebote!”

„Und Ich weiß, dass Sein Gebot [= des Vaters]
– ewiges Leben ist” (Joh 12,50; ESt).

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Mutti, das hat wirklich gut geschmeckt! Sehe ich schön aus? ... ? Ich liebe Dich, Mama – für so viel Schokolade !

Schon solcher Kleiner Mensch: dieser kaum Ein-Zellige – ‘hat’ alles, was über die Menschen-Natur entscheidet. Daselbst ist er Person. Er ist ausgestattet mit Selbstbewusstsein [Verstand-Vernunft], Selbstbestimmung [freier Wille], und der unabtrittbaren Befähigung, Verantwortung auf sich zu nehmen. Dank dieser grundlegenden Ausstattung der Menschen-Natur kennzeichnet sich dieser Kleine Mensch mit der Würde des ihm geschenkten Mensch-Seins. Offenbar – samt allen ihm gehörigen Anrechten als der Menschen-Person.

Die Tatsache an sich, dass dieser Kleine Mensch noch nicht entwickelt ist und seine Vollkommenheit noch nicht erreicht hat, schafft für Gott kein geringstes Problem! Gott ist Schöpfer u.a. auch der ‘Zeit’ – und bleibt weiter Herr über die ‘Zeit’. Ähnlich kann auch der erwachsene Mensch z.B. schlafen, manchmal kommt es vor, dass er aus solchen oder anderen Gründen sein Bewusstsein verliert. Der Mensch kann Erwachsen sein – und dabei physisch, biologisch, oder auch geistig-psychisch unter-entwickelt bleiben. Von der aktuellen Funktionalität der menschlichen Psyche hängt die der menschlichen Natur gehörige Würde nicht ab. Die Entwicklung aller Befähigungen bildet letztlich eine nur sekundäre Frage, die jedenfalls für Gott, den Herrn seines Geschöpfes, kein geringstes Problem schafft.

Es kommt vor, oder mehr präzise gesagt: in der Weltskala geschieht es massenhaft von Sekunde zur Sekunde, dass der Kleine Mensch ... ‘untergeht’: er stirbt vor seiner Geburt. Es kann so bei einem tödlichen Unfall sein, wenn das Kind zusammen mit seiner Mutter umkommt. Oder auch dieser Kleine Mensch, sollte er auch erst der Ein-zellige sein [Zygote; oder schon als Embryo – ab der Nidation in der Schleimhaut der Gebärmutter] wird ... ermordert – egal mit welcher Methode:

butt  mit physischem Schwangerschafts-Abbruch,
butt  er stirbt infolge der spontanen Fehlgeburt,
butt  infolge der Abortiv-Mittel, die seine Mutter anwendet: die Spirale, oder Hormonalmittel, d.h. Tablette-Pille,
butt  über Prostanglandine, Verkehr mit dem Präservativ, und umso mehr infolge des RU-486, des EllaOne, usw.

Es drängt sich ständig die fesselnde Frage auf – von der Sicht her der Ewigkeit: Was geschieht mit solchem Kleinen ... sterbenden Menschen? Wohin gelangt er nach seinem Tod? Er war doch noch ... nicht entwickelt, und ist ohne die Heilige Taufe gestorben. Sollten selbst seine Eltern Christen gewesen sein ...

Ozdobnik

5. Antwort der Enzyklika (DiM 8f)

Die Antwort auf diese Frage, die sich für viele Eltern, zumal die Mütter, als ungemein dramatisch erweisen kann [spontane Fehlgeburt; oder auch diese provozierte; nach Abortiv-Mitteln; bei der Bitte um ... Lossprechung im Tribunal der Barmherzigkeit] bringt auf eigene Art das gerade erwogene Fragment der Enzyklika über die Barmherzigkeit Gottes. Wir müssen auf die vom Heiligen Vater angewandten, vorangegangenen Worte zurückgreifen:

DiM 8c: „Gerade als der Gekreuzigte (8c),
DiM 8d: ist Christus ... (8d),
DiM 8e: ist derjenige, der steht und an der Tür des Herzens (8e)
DiM 8f:  eines jeden Menschen anklopft ...” (DiM 8f).

(0,37 kB) Der Kleine Mensch ist offensichtlich Mensch. Er ist es unveräußerlich und unabtrittbar: ab dem Moment der Zusammenfügung der Zelle von Vater und Mutter. Er ist auch mit allen wesentlichen Komponenten des Mensch-Seins ausgestattet.

(0,38 kB) Der einmal empfangene Mensch hört schon niemals zu existieren auf. Der Tod übt keinen Einfluss auf die Existenz des Menschen aus. Mit dem Tod wird nur der zeitweilige Zustand gewechselt, in dem sich dieser Mensch befindet: vom Leben auf Erden – geht er im Zeitpunkt seines biologischen Todes auf Leben, von nun an schon für immer – in die Ewigkeit über: diese glückliche Ewigkeit, bzw. diese in ewiger Verdammnis. Abhängig davon, welche unter diesen zwei Möglichkeiten sich der betreffende Mensch mit dem Akt seines freien Willens gerade gewählt hat.

(0,38 kB) Es ist allgemeine Feststellung des Glaubens, dass die Erlösung [= das ewige Heil], die von Jesus Christus vollbracht worden ist, ausnahmslos jeden Menschen umfängt. Sowohl diesen aus der Zeitepoche vor Christi Geburt, wie aus der Zeit nach Christi Ankunft auf Erden. Das bedeutet, dass es keinen – nicht erlösten Menschen gibt, noch je einmal geben wird!
– Im Gegensatz dazu: die Satane wurden nicht erlöst. Jesus Christus ist vom Himmel herabgestiegen „für uns Menschen und zu unserer Erlösung” (Glaubensbekenntnis in der Heiligen Messe), also nicht für die gefallenen Engel !

Dieses dogmatische Prinzip bildet für uns den wertvollen Ausgangspunkt für die weitere eingehende Ermittlung des Geheimnisses: Was geschieht mit dem Kleinen Sterbenden, oder auch dem getöteten Menschen auf der Stufe vor seiner Geburt? Jeder von ihnen ist doch erlöst worden! Und es kann nicht anders sein!

(0,37 kB) Zum weiteren Ausgangspunkt für die Untersuchung der besprochenen Frage wird die weitere, ebenso unerschütterlich bleibende Feststellung. Und zwar Gott kann es sich nicht ‘erlauben’, dass irgendjemand in den Himmel, oder anderseits in die Hölle – gegen seinen Willen gelangt, d.h. unabhängig vom Akt seines freien Willens und seiner bewussten Wahl. Sowohl in das Reich der Erlösung Gottes, wie der ewigen Verdammnis – kommen nur diejenigen, die zuvor ihre freie Wahl mit Bezug auf eine dieser zwei Richtungen getroffen haben: in Kraft der ihnen eigenen Befähigung zur Selbst-Bestimmung.
– Im Himmel gibt es keinen Platz für Sklaven! Ort für Sklaven-Knechte ist dagegen die ewige Verdammnis.

(0,37 kB) In der Hölle befinden sich ausschließlich diejenigen, die Sklaven des Satans zu sein gewollt haben. So haben sie mit ihrem freien Willen entschieden, als sie im definitiven Sinn die Liebe Gottes und das Leben Gottes verschmäht und zurückgewiesen haben.

(0,36 kB) Gott besiegelt nur die vom Menschen selbst getroffene Wahl. Zugleich aber unternimmt Gott alle möglichen Anstrengungen, dass die Wahl des Menschen auf „Leben”, nicht aber auf „Tod” ausgerichtet sei (vgl. Dtn 30,19; vgl. TgF 1728; usw.).

Ozdobnik

6. Theologische Schlussfolgerung

Wenn also:

butt  Das Vorhaben Gottes mit der Erlösung ausnahmslos jeden Menschen umfängt,
butt  und diese Kleinen Kinder – im wahrhaftesten Sinn Mensch ... sind;

und weiter:

butt  Wenn die Frage nach der ‘Zeit’ – für den Schöpfer der ‘Zeit’ selbst kein Problem schaffen kann,
butt  Gott kann sich dabei nicht ‘erlauben’, diese sterbenden Kleinen Menschen zur Wahl des Weges der Erlösung, bzw. der Verdammnis, zu nötigen,

– muss es ersichtlich irgendeine Art und Weise geben, ihre bewusste und freiwillige Entscheidung herauszulösen: in das ewige ‘Plus’, oder das ebenso ewige ‘Minus’.

Gott kann selbstverständlich auf eine Ihm bekannte Art und Weise unmöglich nicht mächtig genug sein, bei diesem Kleinen, noch nicht entwickelten Menschen – doch seine vollbewusste Entscheidung auszulösen: der Wahl für das Heil, oder auch – Gott bewahre ! – für die Verdammnis.

Wir fassen den Mut, einen theologischen Versuch der Besinnung darüber darzustellen, wie das alles geschehen kann. Wir bleiben in der Sphäre der theologischen Schlussfolgerung, die in der Theologie diskutiert und noch nicht ‘bis zum Ende’ erarbeitet worden ist. Sie wurde auch vom Magisterium der Kirche noch nicht entschieden, auch wenn es einige ihre Prämissen und Anknüpfungen dazu gibt, die mit Optimismus des Glaubens erfüllen.

Wir sind uns vor allem bewusst, dass die Frage: wo sich die nicht geborenen Kinder befinden – eher zur Befriedigung unserer ‘Neugierigkeit’ dient, dagegen im Licht der allgemeinen dogmatischen Grundlagen kein ernsteres Problem bildet. Allerdings: wenn es uns erlaubt ist, den Versuch einer eingehenderen Besinnung darüber zu unternehmen, soll man doch auf solchen ‘Versuch’ aufgrund allein dessen, dass das Magisterium der Kirche sich hierin noch nicht allzu genau ausgesprochen hat, nicht aufgeben.

Es ziemt sich aber dabei auch bewusst zu werden, dass es in dieser Frage, strikt genommen, irgendwelche offizielle Entscheidungen des Magisteriums eigentlich nicht einmal geben muss. Es gibt nur allzu viele theologische Grundsätze, auf deren Grund wir uns verleiten lassen können, den Vorschlag einer gut begründeten Meinung anzubieten. Es gibt nämlich diesbezüglich mehrere sowohl dogmatische, wie biblische Grundsätze zur positiven Lösung dieser Frage. Außerdem verfügen wir über die Gabe des Heiligen Geistes: den „Glaubens-Sinn” und die „Analogie des Glaubens”, auch wenn wir nur allzu guten Bescheid wissen, dass der autoritative Sprecher des einen wie des anderen ‘Sinnes’ einzig und allein das Lehramt der Kirche ist (s. DV 10).

All das erlaubt uns – mit Berücksichtigung sowohl der Hinsicht der Nicht-Widersprüchlichkeit mit Bezug auf die angebotene Meinung mit Daten der übrigen Offenbarung, wie der positiven Argumente, die für ihre ‘Triftigkeit’ sprechen können [lat.: argumentum convenientiae], sich für die hier dargelegte Lösung zu erklären.

Ozdobnik

7. „Wenn Ich weggehe ...”:
Das Erlösungs-Leiden

Der Erlöser sagt nach dem Letzten Abendmahl, als Er sich ganz deutlich von seinen Jüngern verabschiedete – ganz kurz vor dem Beginn seiner tatsächlichen Passion:

„Wenn Ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereite,
komme Ich wieder und werde euch zu Mir holen,
damit auch ihr dort seid, wo Ich bin ...” (Joh 14,3).

Nach dem Bericht des Johannes geschah das zwischen dem Abendmahl und der Verhaftung im Ölgarten. Es geschieht also schon im Rahmen dieser Seinen ‘Stunde’ (Joh 13,1): der Verherrlichung des Menschen-Sohnes durch die Passion, das Kreuz, aber auch die Auferstehung, die Himmelfahrt und die Herabsendung des Heiligen Geistes. Es ist also die Gipfel-Stunde des Pascha-Geheimnisses (s. dazu ob.: „Meine Stunde ist gekommen ...”).

Jesus verheißt ein paarmal, immer deutlicher, den „Anderen Tröster” zu senden (Joh 14,16; DeV 14) – allerdings auffallend eindringlich betont: um den Preis, dass Er – Jesus, zuerst „weggehen”  muss. Jesus selbst bleibt offensichtlich immer dieser „Erste Tröster” für seine Jünger. Dieser „Andere”, zweite Tröster wird der Heilige Geist sein, den Jesus „vom Vater” senden wird (Joh 16,7).

Jesus spricht dieses Wort: „Ich werde ... weggehen”, bzw. „Ich ... werde kommen” – gleichsam mit einem Atemzug, als ob es hier um nichts Besonderes gehen würde. Indessen die hier gebrauchten Zeitwörter enthalten – menschlich gesagt – eine schauderhafte Inhaltsladung, die aber zugleich für uns die Erlösung bedeutet.
– Jesus begründet die Notwendigkeit seines „Wegganges”, der mit seiner Rückkehr zum Vater gleichbedeutend ist, von Dem er ausgegangen ist (vgl. Joh 16,28) – damit, dass Er anders den Heiligen Geist nicht senden werden kann.

Dieser Heilige Geist wird nach seiner Ankunft diese eine Hauptaufgabe zu erfüllen haben:

„Und wenn Er kommt, wird Er die Welt überzeugen
über die Sünde, über die Gerechtigkeit und über Gericht ...”
(Joh 16,8; eigene Übersetzung aufgrund des griech. Originals).

Den Inhalt des hier erwähnten „Überzeugens ...” haben wir schon ein paarmal eingehend erläutert. Jesus verrät sich hier unwillkürlich, wie es Ihm selbst ‘wehtut’, dass die Menschen ... Ihm nicht geglaubt haben (Joh 16,9).

Einen ähnlichen ‘Schmerz’ hat Er: der-Sohn-das-Wort, schon zurzeit erlebt, als das erste Menschenpaar das Wort Gottes verachtlich behandelt hat: sie haben somit das Gebot Gottes verschmäht (DeV 33).
– Der Heilige Geist, der die „Tiefen des Vaters und des Wortes-Sohnes durchdringt” (1 Kor 2,10), kennt den Schmerz der radikal zurückgewiesenen Liebe Gottes. Es geht um diese Liebe, die schon damals, im Sünden-Fall der Ureltern, beiseite geschoben wurde.
– Allerdings gerade Er, der Heilige Geist, wird jetzt die Menschen hinsichtlich der begangenen Sünde überzeugen. Nicht dazu, dass der Mensch in Verzweiflung verfällt, sondern dass er sich bekehre und das Wort Gottes, samt der Gabe der Vergebung und Erlösung, annimmt:

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Durch die Äste gebogen vom Wind – können Felder gesehen werden, die mit Schnee bedeckt sind. ... Ansicht der Felder im Winter.

„Das Ziel dieser Überzeugung beruht doch nicht auf der Anklage der Welt allein, noch umso mehr auf ihrer Verurteilung. Jesus Christus ist nicht in die Welt gekommen, um sie zu richten und verurteilen, sondern um sie zu erlösen ...
– Auf diese Weise wird die Überzeugung über die Sünde zugleich zur Überzeugung betreffs der Vergebung der Sünden in der Kraft des Heiligen Geistes ...” (DeV 31).

Der Erlöser wird den Heiligen Geist senden, dass Er die Welt über die Sünde, die Gerechtigkeit und das Gericht überzeugt. Alles mit Bezug auf den ungemein großen Preis der vollbrachten Erlösung: durch die Passion, den Tod und nachher die Auferstehung des Menschen-Sohnes. Gerade diesen Inhalt, im Zusammenhang mit dem unglaublich teuren Preis, drückt das hier ein paarmal angewandte Zeitwort aus: „... weggehe – nicht weggehe”. Hier die Worte der Enzyklika vom Heiligen Geist:

„Vom Vater gesandt, kommt dieser [= der Heilige Geist] ‘nach’ dem Fortgehen Christi,
um den Preis’ dieses Wegganges.
Dies ist zunächst der Weggang durch seinen Tod am Kreuz,
dann aber auch, 40 Tage nach seiner Auferstehung, durch seine Himmelfahrt ...” (DeV 30).

Mit anderen Worten, indem Jesus zu den beängstigten Jüngern sagt:

„Im Haus Meines Vaters gibt es viele Wohnungen ...
Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten.
Wenn Ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereite,
komme Ich wieder ...” (Joh 14,2f.),

– bringt Er ihnen nur zum Bewusstsein, dass schon ganz kurz darauf der schwierigste Abschnitt des Werks der Erlösung und des Erlösungs-Willens des Vaters beginnt. Das Kreuz des Menschen-Sohnes wird im wörtlichsten Sinn zum Schlüssel, mit dem Er seinen Menschlichen Brüdern und Schwestern das „Haus des Vaters” öffnet!

Diese Wirklichkeit bedeutet das hier angewandte Zeitwort: ‘weggehe ... – nicht weggehe’. Es geht um das Geheimnis der Erlösungs-Reihe: Passion-Tod-Kreuzigung, auch wenn sie mit dem Geheimnis der Auferstehung gekrönt werden wird.
– Schlüssel wird hier das Kreuz Christi werden. Indem dieser Schlüssel dann in die Tür zum „Haus des Vaters” hineingeschoben wird, bewirkt er, dass sich das Haus für die Erlösten ohne irgendwelche weitere Schwierigkeit ... öffnet.

Ozdobnik

8. „Ich komme wieder ...”

Jesus spricht aber nicht nur von seinem ‘Weggang’, d.h. von den schon-schon Ihm zu begegnenden Martern, die Er in Fülle seiner Menschlichen und Göttlichen Freiheit unternimmt. Er spricht auch schon von der Stufe her, die unmittelbar darauf folgen wird:

„... komme Ich wieder
und werde euch zu Mir holen,
damit auch ihr dort seid
...” (Joh 14,3).

Es ist klar, das Zeitwort ‘Ich komme wieder’ betrifft die Stufe des schon Auferstandenen Erlösers: diesen Jesus, der, nachdem Er auf seine Gottes Art und Weise die Wurzeln selbst des menschlichen Übels „berührt hat”: die Sünde und den Tod – der siegreiche Erlöser geworden ist. Das erwähnte ‘Wiederkommen’ erfolgt also nach den folgenden Stufen:

butt  Nach der Passion und dem tatsächlichen Tod des Gottes Sohnes am Kreuz.

butt  Nach der „Vorbereitung” – um diesen Preis – der „Wohnung im Haus des Vaters” – für diese alle, die auf Ihn ... glauben-vertrauen.

butt  Erst dann kommt, der Reihe nach, die dritte Stufe zur Geltung: das Wiederkommen des Erlösers, der sein lebendiges Ebenbild: Mann und Frau – in das ‘bereitstehende’, vorbereitete Haus und die Wohnung selbst im Haus des Vaters hinüberführen wird.

Verzierung

D.   DAS STERBEN UND JESUS
DER BARMHERZIGE

Ozdobnik

1. Definition des ‘Todes’
nach Joh 14,2f.

Wie ist der Schluss, den es daraus zu folgern gilt? Wir werden uns bewusst, dass die besprochenen Worte Joh 14,2f. – auf Jesus Christus den zugleich Gekreuzigten und schon Auferstandenen hinweisen. Dies gilt also in vollem Sinn dieses Wortes vom eigentlich begriffenen Erlöser des Menschen: des Gott-Menschen Jesus Christus.

In gleicher Zeit spricht hier aber Jesus außer Zweifel vom Tod eines jeden der Menschen. Noch mehr: Jesus stellt hier die genaue Bezeichnung des Wesens des ‘Todes’ dar.

Der Tod ist keineswegs ein ‘Etwas’! Er ist dagegen immer ... dieser ‘Jemand’! Es ist jedenfalls nicht ‘etwas’, was auf den Menschen als sein ‘blindes Geschick’ kommt. Im Gegenteil, der Tod ist jedes Mal in erster Reihe dieser Jemand: der Erlöser des Menschen. Er ist es, der nach jedem einzeln jener hinkommt, die Er um so unwahrscheinlichen Preis erlöst hat.

Er kommt, um dem Sterbenden, an der Schwelle der Ewigkeit, das Haus des Vaters mit Hilfe des ‘Schlüssels’ seines Kreuzes im wörtlichsten Sinn zu öffnen. Erst so möchte Er diesen weiteren der Erlösten in das Haus des Vaters hineinführen – in diese „Wohnung”, die Er auch für diesen Erlösten selbst, persönlich, als Diener der Diener – vorbereitet hat.

Der Sohn Gottes ist im wörtlichsten Sinn nicht dazu gekommen, „um Sich dienen zu lassen” (Mt 20,28), sondern um zu dienen und den Gästen, die zum Hochzeits-Mahl eingeladen wurden: zu diesem Bräutlichen Vermählungs-Mahl, die Füße zu waschen (vgl. Joh 13,5; Mt 20,28; Mk 10,45).

Es ist unmöglich, den hier so schrill angewandten Zeitwörtern: „Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten. Wenn Ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereite, komme Ich wieder ...”  (Joh 14,2f.) – eine andere Bedeutung zuzuschreiben. Wir müssen zugeben, dass das Zeitwort: ‘Ich gehe-weggehe-vorbereite’  hier die Erlösung-im-Blut bedeutet. Jesu Kreuz: dieser senkrechte und waagerechte Balken – ist im wahrhaftesten Sinn Schlüssel. Das „Haus des Vaters”  kann unmöglich mit anderem ‘Schlüssel’ geöffnet werden, als nur mit dem ... Kreuz Christi.

Mit diesem Schlüssel hat Jesus nicht nur die Wurzeln des menschlichen Übels besiegt: die Sünde und den Tod. Darüber hinaus ist Er dank diesem Schlüssel in das Haus des Vaters eingegangen: als der Gekreuzigte, aber kurz danach Auferstandene. Dort hat Er es mittlerweile geschafft, den „Platz zu vorbereiten” für die Aufnahme eines jeden dieser, die Er als seine menschlichen Brüder und Schwestern erlöst hat.

Zur Stunde des Sterbens eines jeden einzelnen seiner lebendigen Ebenbilde: Mann und Frau – kommt der Erlöser nur dazu, diesen an der Schwelle der Ewigkeit „... zu Mir holen, damit auch ihr dort seid, wo Ich bin ...” (Joh 14,3).

Ozdobnik

2.   Der  Tod
und Jesus vom Bild:
‘Jesus ich vertraue auf Dich’

In dieser Situation drängt sich unwiderstehlich das alles auf, womit Gott zur bedrängten Menschheit unserer Zeiten kommt, um sie daran zu erinnern, dass Er für den Menschen Gott der Barmherzigkeit ist. Gott hat sich zu diesem Zweck der Klosterschwester bedient, die jetzt schon heiliggesprochen ist: der Hl. Schw. Maria Faustyna Kowalska. Jesus hat sich an sie dringend gewendet, dass ein Bild mit der Unterschrift gemalt werde: „Jesus ich vertraue auf Dich”. Auf den Spalten unserer WEB-Site haben wir darüber schon ein paarmal gesprochen, und es bleibt uns in den beiden nächsten Kapiteln des hiesigen Teiles darauf noch einmal eingehender zurückzugreifen.

Trotzdem erinnern wir schon hier wiederholt an die Umstände, wie dieses Bild entstanden ist. Es geschah eines Abends (am 22. Februar 1931) im Kloster der Schwestern der Gottesmutter der Barmherzigkeit in Płock, Polen (etwa 110 km west-nord von Warszawa). Die Hl. Schw. Faustyna hat auf einmal Jesus den Lebendigen gesehen. Sie berichtet über diese Vision folgender:

„Am Abend, als ich in der Zelle war, erblickte ich Jesus, den Herrn, in einem weißen Gewand. Eine Hand war zum Segen erhoben, die andere berührte das Gewand auf der Brust. Von der Öffnung des Gewandes an der Brust gingen zwei große Strahlen aus, ein roter und ein blasser ...
Nach einer Weile sagte Jesus zu mir: ‘Male ein Bild nach dem, das du siehst,
mit der Unterschrift: ‘Jesus, ich vertraue auf Dich’!
Ich wünsche, dass dieses Bild verehrt wird, zuerst in eurer Kapelle, dann auf der ganzen Welt’ ...” (TgF 47).

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Bild der Barmherzigkeit Gottes: JESUS ICH VERTRAUE AUF DICH - gemalt von Prof. Hyła. Es steht im Nebenaltar der kleinen Kirche beim Kloster der Schwestern von der Mutter Gottes der Gottes Barmherzigkeit in Kraków-Łagiewniki. Hier ist auch der Sarkophag der Hl.Schwester Faustyna Kowalska.

So ein Bild ... ist entstanden. Es kann unmöglich nicht bemerkt werden, dass der darauf dargestellte Jesus – der Gekreuzigte ist. Es ist also der ... tot-gewordene, gestorbene Jesus. Seine Seite ist doch durchbohrt. Von ihr – aus dieser durchbohrten Seite, floss nach dem Hl. Johannes, Zeuge der Kreuzigung, „Blut und Wasser”  heraus (Joh 19,34).

Demzufolge stellt das Bild „Jesus ich vertraue auf Dich” ohne jeden Zweifel Jesus den Getöteten, totgewordenen dar. Sollte Jesus selbst nicht schon früher gestorben sein, trotzdem der Hl. Johannes der Apostel die Tatsache seines Todes gerade so deutlich betont (Joh 19,30), so würde doch der Stoß mit der Lanze, den die darin geläufige Hand des Römischen Soldates, des Hauptmanns des Exekutionskommandos verrichtet hat, definitiv den Tod Jesus herbeigeführt haben.

Dennoch das Bild „Jesus ich vertraue auf Dich” stellt Jesus ... den Lebendigen dar! So haben wir also vor uns Jesus aus der Zeit, die schon nach seiner Auferstehung begonnen hat!

Jesus macht auf dem Bild gerade einen Schritt nach vorn: Er geht uns entgegen. Sein linker Fuß ist im Schritt zu uns vorgerückt. Zu gleicher Zeit segnet Er mit seiner rechten Hand, usw.
– Gott hat wirklich der „Erste” geliebt (1 Joh 4,19). Nicht wir verrichten als die ersten die Sühne Gott gegenüber! Die Initiative der Erlösung des Menschen: Mann und Frau, unternimmt als Erster – Er: der Schöpfer, der bald die zweite Gestalt annimmt: Er wird zugleich zu unserem Erlöser.
– Siehe da die Gottes, uns ununterbrochen überraschende und zuvorkommende Liebe (vgl. Röm 5,8)!

Wer ist es also, dieser Jesus vom Bild „Jesus ich vertraue auf Dich” ? – Wir bleiben hier vor dem Geheimnis Jesu Christi als des Erlösers des Menschen stehen. Es ist Jesus, der getötet ist, das heißt der tot ist. Und doch ist es zu gleicher Zeit der Auferstandene Jesus (TgF 47.299.326). Geheimnis ... auf Geheimnis ...!

Bringt uns dieses Bild den Gekreuzigten, und doch Auferstandenen Jesus nahe, so verstehen wir daselbst die unmittelbaren Folgen der Erlösung, die durch das Kreuz vollbracht worden ist.
– Für den Dreieinigen ist es keinesfalls gleich, an welcher Seite der einzelne Erlöste stehen bleibt: Mann und Frau, den der Böse (= Satan, der Vater der Lüge und Mörder) systematisch verführt (vgl. Offb 12,9).
– Als der „Gute Hirt” kämpft Jesus um jedes Schaf, zumal dieses, das sich verirrt hat (Joh 10,15; Lk 15,4-7; BF 18). Die Erlösung ist ein einziger Kampf vonseiten Gottes – nicht ‘gegen’ den Menschen, sondern „um den Menschen” (s. J-1985,15): damit er „nicht verloren geht, sondern das ewige – Leben – hat” (Joh 3,16).

Daher kann es keinen Zweifel geben: der Erlöser kämpft um jeden der um so unwahrscheinlichen Preis Erlösten: seines Blutes und seines Lebens.
– Die Hl. Schw. Faustyna schreibt, indem sie so die Worte Jesu Christi selbst darstellt:

„Sage den Seelen ..., dass Ich ihnen zur Verteidigung Meine Barmherzigkeit gebe.
Ich kämpfe um sie ganz allein
und ertrage den gerechten Zorn
Meines Vaters” (TgF 1516).

Wie könnte es doch anders sein, wenn der Vater „seinen Sohn nicht in die Welt gesandt hat, damit Er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch Ihn gerettet wird” (Joh 3,17)!?

Anders gesagt, unser Bewusstsein wird immer heller und wir beginnen immer besser zu verstehen, was in dieser für jeden Menschen entscheidenden Stunde geschieht, wie sie der ‘Hinübergang auf den zweiten Ufer’ darstellt.

Im Sterben eines jeden einzelnen Menschen, „kommt” außer Zweifel der Erlöser selbst – nachdem Er dem Sterbenden die „Wohnung im Haus des Vaters” zuvor schon vorbereitet hat.
– Und noch: es kann keinen Zweifel geben, Jesus kämpft in diesem Augenblick ‘um sein Heil’ – zum ewigen Leben hin.

3. Die sterbenden Kleinen Kinder
– die Behinderten – Jeder

Ozdobnik

Wir kehren zur Lage der sterbenden Kleinen Menschen, dieser nicht Geborenen, zurück. Dasselbe gilt aber auch von jedem anderen Sterben, u.a. von Behinderten, Geisteskranken, allerlei Benachteiligten, solchen, die der Meinung nach der Ärzte und Psychologen keine menschlichen zurechnungsfähigen Betätigungen und Entscheidungen zu fällen imstande sind, wie anderseits von allen Menschen, die z.B. von Jesus Christus und Gott überhaupt niemals gehört haben, bzw. es wurde ihnen ein Bild Gottes eingeredet, das in totalem Widerspruch dazu steht, Wer der Dreieinige in Wirklichkeit ist: Schöpfer und Erlöser.

Es besteht wohl kein Zweifel, dass der Erlöser besonders intensiv eben in der Stunde wirkt, wenn der einzelne Mensch auf das ‘andere Ufer’ hinübergeht, d.h. wenn er stirbt. Der Preis der Erlösung des Menschen ist allzu hoch: geht es doch um das Leben Gottes selbst im Erlösten, dass die Frucht der Erlösungs-Marter des Menschen-Sohnes nicht vergebens sein sollte. Der Erlöser setzt zweifelsohne im wörtlichsten Sinn dieses Wort in die Tat um, das der Hl. Johannes er Apostel vom Sterben eines jeden der Erlösten eingetragen hat:

„Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten.
Wenn Ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereite,
komme Ich wieder und werde euch zu Mir holen,
damit auch ihr dort seid, wo Ich bin ...” (Joh 14,2f.).

Diese Worte können unmöglich – nicht ausnahmslos jeden Menschen betreffen. Und daselbst auch diese Kleinen Menschen, diese nicht Geborenen – und gerade Sterbenden. Außerdem auch alle Behinderten, Geistesschwachen, Bewusstlosen, die Menschen aus der Zeitepoche vor Christus und diese aus der Zeit nach Christi Geburt, unabhängig davon, ob sie Gott kennen oder nicht. Jesus Christus ist unabhängig von allen ‘Meinungen’ über Ihn – sowieso Erlöser ausnahmslos eines jeden Menschen.

Wie „steht und klopft” der Erlöser „an der Tür des Herzens” (DiM 8e-f) dieses Kleinen Menschen an, wenn seine Entwicklung zurzeit erst die Stufe der Zygote betrifft, oder sei es schon des Embryos?

Indessen Er selbst, der Erlöser hat es verheißen, dass „...Wenn Ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereite” – im Haus des Vaters, „komme Ich wieder und werde euch zu Mir holen”.


(4 kB)
Selige, glückliche Kindheit, wenn das Kind Annahme in einer liebenden Familie findet, wo der eine dem anderen dient - um der Liebe willen, die immer größer ist als die Sünde und der Tod selbst. - „Die Weisheit aber rettete ihre Diener aus jeglicher Mühsal. Einen Gerechten, der vor dem Zorn des Bruders floh, geleitete sie auf geraden Wegen, zeigte ihm das Reich Gottes und enthüllte ihm heilige Geheimnisse ...” ! (Weish 10,9f.).

Niemand kann bestreiten, dass es dem Erlöser ‘auf Zuwachs’ vollends ‘ausreicht’, wenn Er diesen Sterbenden, darunter auch diesen erst im Stadium der Zygote usw., in diesem Augenblick mit einer Blitz-Erleuchung beschert, die von Ihm als dem „Licht der Welt” strahlt. Es reicht vollends, dass die Aktivation des Bewusstseins dieses Kleinen Menschen wenn auch nur für ein milliardstes Sekundenteilchen betrifft. Als Gott-Mensch ist Jesus Christus Herr der Geschichte, Herr selbstverständlich auch über die gerade ablaufende ‘Zeit’! Er hat es von Sich gesagt, dabei ist Er doch allzu seriös, um den Inhalt seiner Aussagen nicht in die Tat umsetzen zu können und wollen:

Ich bin das Licht der Welt. Wer Mir nachfolgt,
wird nicht in der Finsternis umhergehen,
sondern wird das Licht des Lebens haben ...” (Joh 8,12).

Bei solcher Voraussetzung erkennt dieser Kleine Sterbende Mensch – und dasselbe betrifft jeden anderen Sterbenden, u.a. auch die Personen der Behinderten, Hinfälligen, mit Schwäche ob an Leib oder Geistesvermögen – den Erlöser im Moment jener ‘Blitz-Erleuchtung auf solche Art und Weise, wie Er es in den gerade erörterten Worten bei seiner Abschiedsrede angekündigt hatte:

„Wenn Ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereite,
komme Ich wieder und werde euch zu Mir holen,
damit auch ihr dort seid, wo Ich bin ...” (Joh 14,3).

(0,2 kB)  als der Gekreuzigte, also schon Gestorbene: sind doch die Strahlen von seiner durchbohrten Seite erst nach seinem Tod hervorgesprudelt.

(0,2 kB)  zugleich ist es aber Christus der Lebendige. Er erteilt doch den Segen, ermutigt, und provoziert das Anvertrauen auf sich als den Erlöser. Er geht der Erste entgegen. Es ist also Christus der schon Auferstandene.

Eben in solcher Gestalt erscheint Jesus Christus vor jedem Sterbenden. Er kommt von außerhalb der Zeit – in diesem Augenblick der Berührung des Irdischen mit dem Ewigen. Er provoziert bei diesem Sterbenden – als Erlöser, also der Gekreuzigte, aber zugleich Auferstandene – die Annahme einer deutlichen Stellunghaltung, von der seine Ewigkeit abhängen wird. Jesus fragt nämlich ungefähr folgender:

„Du mein vielgeliebtes Kind!
Liebst Du
Deinen Schöpfer?
Denn Er wurde zugleich
Dein Erlöser ... !?”

In diesem kurzen, beschleunigten Dialog erläutert Jesus dem Sterbenden außer Zweifel, Wer Er ist. So wie Er es damals, dem geheilten Blinden getan hat. Der Geliebte Jünger des Meisters hat es uns im einzelnen beschrieben:

„... ‘glaubst Du an den Menschen-Sohn?’
Der Mann antwortete:
‘Wer ist das, Herr? Sag es mir, damit ich an Ihn glaube!’
Jesus sagte zu Ihm:
Du siehst Ihn vor dir! Er, der mit Dir redet, ist es!’
Er aber sagte:
‘Ich glaube, Herr! Und er warf sich vor Ihn nieder’ ...”
[= genauer vom griech.: prosekúnesen = er fiel vor Ihm auf die Erde und streckte sich ganz darauf, in Erweis seiner Anbetungsehre: Huldigung vor Gott!] (Joh 9,35-38).

Gottes Treue zum Bund, den Er dem Menschen angeboten hat: der Kommunion in Gottes Leben und Gottes Liebe – erlaubte es dem Erlöser nicht, dem Sterbenden, u.a. jedem Sünder, aber ebenso diesem Kleinen, erst Ein-Zelligen, nicht die Chance anzubieten, dass er eine personale Entscheidung fällt, sollte es erst jetzt geschehen, hinsichtlich der Wahl – dieses Mal diese definitive für die Ewigkeit: für – oder gegen den Dreieinigen. Dieser aber, der Dreieinige, geht einzeln jedem entgegen im Menschen-Sohn Jesu Christi, der der Fleisch-Gewordene Gott und zugleich Erlöser des Menschen: Mann und Frau, geworden ist.

Ozdobnik

4. Was mit dem ‘Abgrund
der Unterwelt’?

Die Unterwelt [hebr. scheol; lat.: infernum = ‘Unterwelt’, Todesreich; manchmal in Bedeutung: Hölle: abhängig vom Zusammenhang] bedeutet in der Terminologie der Offenbarung Gottes im Alten Testament diesen Ort, an den die Menschen in der Sterbestunde gelangen. Die Frage nach dem ‘Scheol’ (hebr.: Unterwelt, Totenwelt, Todesreich) bedeutete für die Gläubigen der Zeiten des Alten Testaments ein riesiges Problem. Gott erachtete es nicht für nötig, in den Zeiten des Alten Testaments auf die erwähnte Frage eine genauere Antwort zu bieten: Wie das Jenseitsleben aussehen wird.

Alle haben seit immer die Glaubensüberzeugung vertreten: Gott ist die Gerechtigkeit selbst. Diesbezüglich gab es nie einen Zweifel.
– Es bestand auch ab immer der Glaube an die außer-Irdische Existenz. Daran hat einmal auch Jesus angeknüpft – bei seiner Auseinandersetzung mit der Abzweigung der Jüdischen geistigen Führer dieser Zeiten, den Saduzzäern. Und zwar die Saduzzäer haben weder auf das Jenseits-Leben, noch auf die Auferstehung geglaubt (s. z.B.: Mt 22,23; Apg 23,6). Jesus brachte ihnen damals auf ganz einfache Weise zum Bewusstsein, das sie mit ihrer Haltung der Zurückweisung des unsterblichen Lebens – eine unverständliche Inkonsequenz ihres doch bekannten Glaubens erweisen:

„Habt ihr im übrigen nicht gelesen, was Gott euch über die Auferstehung der Toten
mit den Worten gesagt hat:
Ich bin der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs?
Er ist doch nicht der Gott der Toten, sondern der Gott der Lebenden’ ...” (Mt 22,31f.).

Besonders schwer zu lösendes Problem für die Leute des Alten Testaments war die hartnäckig anhaltende falsche Anschauung hinsichtlich der Art und Weise, wie Gott seine Gerechtigkeit offenbart und in die Tat umsetzt, was die sterbenden Gerechten angeht – im Gegenteil zu Ungerechten. Ganze Jahrhunderte hindurch hielt in Israel die falsche Anschauung an, sowohl die einen, wie die anderen gelangen in der Stunde ihres Todes in den ‘Scheol’, d.h. in die ‘Unterwelt’. Der Gedanke selbst an diese Lösung galt für die treuen Verehrer Jahwéhs selbstverständlich als Entsetzlichkeit.

Bis sich der Herr zuletzt erbarmt hat und auch diese Hinsicht der Wahrheit der Offenbarung ein wenig klarer enthüllt hat. Das geschah allmählich erst in den letzten Jahrhunderten des Alten Testaments.

Zum ‘Auslösungspunkt’ für die weitere Entwicklung der Offenbarung wurden damals u.a. die religiösen Verfolgungen der Judäer in der Zeit der Makkabäer, unter Antiochus IV. Epiphanes (besonders in Jahren 167-164 vor Chr.). Das Volk Gottes ist sich damals um die weitere Stufe der sich erst entwickelnden Gottes Offenbarung bewusst geworden. Gott hat nämlich damals seinem Volk enthüllt, dass das Geschick der Menschen nach ihrem Tod unterschiedlich sein wird – abhängig davon, ob sie gerecht oder ungerecht waren; und dass auch die Auferstehung des Leibes erfolgt (s. vor allem: Dan 12,2f.; Weish 2,23f.; 3,1-11. S. auch u.a: Ks. Pawel Leks, Dein WORT ist WAHRHEIT, a.a.O., S. 223f.).

Es muss auch angedeutet werden, dass in der Zeitepoche schon des Christentums ganze Jahrhunderte hindurch hier und da, teilweise bis zu heute, die Anschauung anhielt, in den ‘Scheol’ sollten nach dem Tod diejenigen geraten, die gerecht, aber nicht getauft waren. Und dass in den Scheol, die sog. Unterwelt, bzw. den Todesreich – u.a. gerade auch die nicht geborenen Kinder gelangen, die also auf irgendwelche Weise umgekommen sind, ohne zuvor die Heilige Taufe empfangen zu haben.

Diese Anschauung begründete man aufgrund des Prinzips, dass diese Kinder mit der Erbsünde belastet sind, also sie entbehrten der Heiligmachenden Gnade. Anderseits aber haben sie in ihrem Leben keine persönliche, zurechnungsfähige Sünde begangen. Es schien den Vertretern dieser Meinung, diese Kinder – wie auch andere Menschen in ähnlicher Lage, sind zwar nicht verdammt, aber auch nicht voll erlöst.

Hier ist der Grund für die theologisch nicht begründete, dennoch bisweilen trotzig weiter vertretene Meinung, solche Kinder sollten sich im ‘Scheol’ befinden [lat.: limbus puerorum = Unterwelt, Untergrund: Ort für ... Ungetaufte Kinder]. Ihr Aufenthaltsort wäre demnach irgendwie zwischen Himmel und Erde aufgehangen. Die Kinder sollten selbstverständlich ohne die glückselige Anschauung Gottes leben, im Gegenteil zu den Getauften, die von der Welt im Zustand der Heiligmachenden Gnade geschieden sind.

Wir müssen uns aber zum Bewusstsein bringen, dass ab dem vollbrachten Werk der Erlösung der Sinn und die Zeit des Daseins des ‘Scheols’ auf definitive Weise aufgehört hat. Die Existenz des ‘Scheols’ hatte ihren Sinn im Zeitraum vor der vollbrachten Erlösung. Dorthin gelangten alle jene Menschen, die von dieser Welt im Zustand der Heiligmachenden Gnade geschieden sind, nur dass es noch in der Zeit vor dem vollbrachten Erlösungswerk geschah.

In der Stunde, als Jesus seinen Geist dem Vater anvertraut hat und gestorben ist, ist Er eben dorthin: in den Scheol, hinabgestiegen. Dieser Glauben wird mit den Worten des ‘kürzeren’ Glaubens-Bekenntnisses zum Ausdruck gebracht:

(Ich glaube an ...) ... und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes (lat.: descendit ad Inferos), am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel, Er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters ...”.

Mögen diese Worte: „... hinabgestiegen in das Reich des Todes” [lat. ‘descendit ad Inferos ...’] auf keinen Fall von der ‘Hölle’ verstanden werden, d.h. von diesem Ort und Zustand, wo Satan und die verdammten Menschen weilen! Dorthin ist Jesus nicht hinabgestiegen! Jesus Christus stieg dagegen bei seinem Sterben in den Ort des ‘Scheols’ hinab.

Die lateinische Bezeichnung, die dem hebräischen Wort ‘Scheôl’ entsprechen soll, lautet: ‘infernum’. In machen europäischen Sprachen wurde es ungeschickt mit dem Ausdruck übersetzt: ‘Unterwelt-Hölle’. Indessen hinter dem Ausdruck ‘Hölle der Verdammten’ steckt ein Inhalt und eine Wirklichkeit, die wesentlich anders ist als diese Wirklichkeit, die mit dem Ausdruck ‘Scheol-Unterwelt’ angedeutet wird, obwohl sie mit dem ähnlich lautenden Wort ausgedrückt wird: „... hinabgestiegen in das Reich des Todes (lat.: ad inferos = hebr. in den Scheôl)”.

An den Hinabstieg Jesu in den ‘Scheol’ im strikten Anschluss an seinen Tod am Kreuz knüpft im Neuen Testament der Brief des Hl. Petrus an:

„Denn auch Christus ist der Sünden wegen ein einziges Mal gestorben, Er, der Gerechte, für die Ungerechten, um euch zu Gott hinzuführen. Dem Fleisch nach wurde Er getötet, dem Geist nach Lebendig gemacht.
– So ist Er auch zu den Geistern gegangen, die im Gefängnis waren [= anschaulich dargestellte Unterwelt = hebr. Scheôl], und hat ihnen gepredigt [über die vollbrachte Erlösung]. Diese waren einst ungehorsam, als Gott in den Tagen Noachs geduldig wartete, während die Arche gebaut wurde ...” (1 Petr 3,18ff.).

Vom Anfang an des Christentums hält der Apostolische Glauben an, dass Jesus Christus in der Stunde seines Todes zuerst eben in den ‘Scheôl’ hinabgestiegen ist. Dort hat Er alle in diesem Ort weilenden begrüßt, angefangen von den Ur-Eltern Adam und Eva, über alle „Gerechten”, die von dieser Welt in Heiligmachender Gnade geschieden sind. Er hat sie begrüßt ähnlich wie auch die Apostel – mit den Worten: „Friede sei mit euch” (vgl. Joh 20,20f.). Im selben Augenblick hat er sie alle gleichsam vom Schlaf der Todes-Lethargie und der so lange erwarteten „Fülle der Zeiten”, samt des vollbrachten Werkes der Erlösung, aufgeweckt. Die Seelen dieser Gerechten hat dann Jesus Christus, als seine gleichsam siegreiche Begleitung, am Tag der Himmelfahrt in das „Haus des Vaters”  hinübergebracht (s. zum Thema des Hinabstieges Jesu Christi in die „Unterwelt”, u.a.: KKK 632ff; ebd. ein Fragment aus der urchristlichen Homilie zum Karsamstag – über den Hinabsteig Christi in die Unterwelt).

In selber Stunde hat die ‘Unterwelt’ [= der ‘Scheôl’] zu existieren aufgehört. Anders gesagt: nach dem vollbrachten Erlösungswerk Christi bleibt nur noch entweder der Himmel – eventuell das Fegfeuer, wo die schon Erlösten Menschen weilen, die aber zusätzlich ihre Läuterung durchmachen müssen, um die Heiligkeit und Liebe Gottes „von Gesicht zu Gesicht” anschauen fähig zu sein – oder anderseits die Hölle der ewigen Verdammnis.

Es gibt offensichtlich nicht, noch wird es je geben – das Zunichterichten irgendeines Menschen, gleichsam seine Annihilation im Augenblick des Todes, möchte sich diese jemand noch so sehr wünschen, um nur der Verantwortung für seine Taten in Gottes Augen zu entweichen (s. dazu auch ob.:  New Age – Reinkarnation – samt dem Zusammenhang). Daher kann es im Fall des Todes eines unserer Nächsten o.dgl. keine schlimmere Lösung geben, als die Beerdigung ganz ‘anonym’ zu veranstalten – ohne den Geistlichen, ohne ein Gebet für den Verstorbenen, ohne ein Heiliges Kreuz auf seiner deutlich angezeigten Beerdigungsstätte aufgestellt zu haben, ohne den Namen des Verstorbenen darauf geschrieben zu haben ... Denn der Verstorbene benötigt vielleicht gerade erst jetzt eine reichliche Gebetshilfe vonseiten vor allem seiner Allernächsten!

Es gibt auch keinen ‘Ort’, noch einen Zustand des ‘Aufgehangenseins’ zwischen Himmel und Erde – im Zustand der sog. ‘reinen Natur’. Beim Menschen hat es den Zustand der ‘reinen Natur’ niemals gegeben. Jeder Mensch wird, als unveräußerliches und unabtrittbares Gottes Ebenbild, samt seiner Empfängnis zu gleicher Zeit zum ewigen – Leben berufen. Diese Berufung besteht ganz unabhängig von seinem Wissen und Wollen darüber.


Kehren wir nochmals auf die sterbenden Kleinen Nicht-Geborenen Kinder zurück, können wir nur hoffen, dass ihre Entscheidung im Augenblick des Sterbens, wenn sie in diesem Moment vom Erlöser mit der Gabe des Blitz-Bewusst-Werdens begabt werden, sich für ihr sofortiges Anhangen und Anvertrauen auf den Erlöser des Menschen, Jesus Christus, gestaltet. So ist es zu ihrem persönlichen Wohl – jetzt schon für die Ewigkeit, und zugleich zur höchsten Freude des Erlösers und des ganzen Himmels.

Jesus selbst wird aber selbstverständlich – schon ungeachtet vom Heiligen Schutzengel des Sterbenden – vor allem von seiner Unbefleckten Mutter begleitet. Beten doch die Christen bei jedem „Gegrüßet seist Du, Maria” nicht umsonst mit diesen ermutigenden und vertrauensvollen Worten, wie ein Kind in Bedrängnis sich zu seiner besten Mutter wendet:

„... Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder,
jetzt – und in der Stunde unseres Todes!
Amen”

Es ist klar, jeder dieser Sterbenden Kleinen Menschen, ähnlich wie jeder andere Mensch, muss auch über so viel Freiheit seines Willens verfügen, dass er auch den sich ihm in dieser Stunde offenbarenden Erlöser – Jesus Christus, zurückweisen, und Ihm ins Gesicht dieses furchtbare Wort werfen kann: „Nein! Ich will Dir nicht dienen! Ich will Dich nicht kennen! Ich wähle als meinen ‘Vater’ – den Satan”.

Jesus wäre im selben Augenblick genötigt, dass Er sich mit unendlichem Schmerz seines Herzens von ihm ... zurückzieht: für ewig! Der Erlöser würde in diesem Fall nur noch die – unwiderruflich gefällte, bewusste und absichtliche Entscheidung dieses Jemanden, mit Ehre vor seinem freien Willen ... bestätigen.

Zu selber Stunde aber würde Jesus Christus, der Erlöser des Menschen, dann ein Schmerzes-Geschrei des ganzen Dreieinigen ausstoßen, dessen Echo von einem Ende bis zum anderen des Weltalls mit sich nicht mehr lindern lassenden Klageruf erschallen würde:

„Kind Meines Erlösungs-Blutes!
Kind Meines unendlichen Schmerzes!
Es geschehe Dir
nach deiner vorsätzlichen
Entscheidung.

Ist es doch nicht Mein Wille:

Geh demnach weg von Mir –
in Kraft deiner Entscheidung,
jetzt schon
für die Ewigkeit ...!”

Hierin findet ihre tiefste immerwährende, ungemein dringende Begründung die Pflicht zur Dankbarkeit und zugleich der Bedarf, den Nächsten gegenüber die Barmherzigkeit ... zu erweisen. Man soll nämlich innigst auch für die sterbenden Kleinen Kinder ... beten, wie übrigens für jeden Menschen überhaupt, zumal diese am Sterben. Dass sich die letztliche Entscheidung in Richtung hin der Annahme der Gabe der Erlösung gestaltet: zu ihrem eigenen Wohl und ihrer Glückseligkeit für ewig, und zum ‘Trost’ für den Menschen-Sohn. Dass seine Göttlich-Menschliche, in eigenem Blut gebadete Mühe bei der Erlösung des Menschen, nicht vergebens gewesen wäre

Hier liegt auch die Begründung, warum auch das Werk der ‘Adoption der Nicht-Geborenen Kinder’ dauernd vollends zeitgemäß bleibt.

Ozdobnik

5. Das Päpstliche Wort:
„ ... Es lebt jetzt in Gott”

Es sollte noch erwähnt werden, dass Johannes Paul II. sich auf ganz charakteristische Weise vom ewigen Geschick der Nicht Getauften Kinder äußert, zumal dieser Abortierten. Seine Aussage darüber ist bündig – sie steht in seiner Enzyklika „Evangelium Vitae” (1995). Es geht um das Fragment, in dem sich der Papst direkt an Frauen wendet, die sich zum Verbrechen des Schwangerschafts-Abbruchs: der Tötung des Kleinen Menschen, bekennen. Hier seine Worte darüber:

„... Der Vater allen Erbarmens wartet auf euch
[= Mütter, und nicht nur, mit wahrgenommener Dieser Schuld],
um euch im Sakrament der Versöhnung seine Vergebung und seinen Frieden anzubieten.
Entdeckt, dass noch nichts verloren ist,
und ihr werdet auch euer Kind um Vergebung bitten können: es lebt jetzt in Gott ...” (EV 99).

Es gehört sich zu bemerken, dass der Heilige Vater hier u.a. deutlich die Notwendigkeit hervorhebt, das getötete Kind um Vergebung zu bitten! Diese Hinsicht haben wir schon bei der Besprechung des Tribunals der Barmherzigkeit entschieden hervorgehoben (s. ob.:  Ratschläge für den Fall der sakramentalen Beichte; – und noch: Im Fall des zugefügten Todes ...).
– Aber unabhängig von der Frage des Pönitenten, d.i. des Beichtenden, bezeichnet hier der Papst auf ungemein charakteristische Weise den zeitweiligen Status jener getöteten, offenbar nicht getauften Kinder. Er wendet hier übrigens den Singular an: „... es lebt jetzt in Gott ...” (EV 99).

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Diese beiden, Ehegatten: Gesicht zu Gesicht. Wie sehr sich jedes von ihnen nach dem aufrichtig klingenden Bekenntnis sehnt: Ich liebe Dich!, so sehnt sich umso mehr der Herr nach unserem geringsten Herzenserzittern, das Ihm sein: Ich liebe Dich, mein Gott, mein Schöpfer und Erlöser - kundgibt und es bestätigt. - Blicke auch Du, o Gott, mit Deinem liebenden Auge auf all jene, die Dich noch nicht kennen gelernt haben, Du Gott der Güte und Barmherzigkeit!

Es könnte bemerkt werden, dass sich der Heilige Vater hier nur allgemein ausgedrückt hat – und bewusst nicht allzu präzise. Er möchte in diesem Augenblick die theologische Frage nicht entscheiden, ob solche Kinder im Himmel sind, oder im Fegfeuer. Man kann aber schwer leugnen, dass der von ihm angewandte Ausdruck: „... es lebt jetzt in Gott ...”  eine ganz ungewöhnliche Bezeichnung darstellt, die zugleich vieles aussagt.

Allerdings ein Schluss scheint aus seiner Aussage mit wahrgenommener Gewissheit der Offenbarung zu folgern sein:

butt  Wenn solche Kinder „in Gott leben”, kommt ihre ewige Verdammnis nicht in Rechnung.

butt  Sind diese Kinder nicht in ewiger Verdammnis, können sie entweder sofort im Himmel sein, oder auch in das ... Fegfeuer gelangen.

butt  Sollten sie im Fegfeuer weilen, bedeutet das, dass sie daselbst erlöst sind. Denn vom Fegfeuer gibt es nur noch eine Tür, die direkt in den Himmel führt. Vom Fegfeuer gibt es keine Rückkehr auf die Erde, und umso mehr gibt es von dort aus keine Möglichkeit in die Hölle zu kommen. Das Fegfeuer erfüllt nur die Aufgabe der letztlichen Vorbereitung der dort weilenden Erlösten – indem ihre Liebe zu Gott und den Nächsten ‘geläutert’ wird, bis zur vollen Vereinigung in Liebe und im Leben mit dem Dreieinigen, jetzt schon für immer – im Himmel.

butt  Aber unabhängig von dem allem gehört es sich zu sagen, dass die Sterbenden im Zustand der Heiligmachenden Gnade in das Fegfeuer nur dann hinkommen, falls sie die Strafe nicht völlig gebüßt hätten wegen der schon vergebenen Sünden-Schuld, z.B. wenn der Akt der Reue bei der sakramentalen Beichte nicht völlig uneigennützige Liebe auswies – „um Gottes als der Liebe willen”. Im Fall solcher Kleinen Kinder, sollten es auch nicht getaufte Kinder sein, ist die persönliche Schuld und daselbst die Strafe wegen der unvollkommenen Liebe zu Gott und den Nächsten wohl ... eigentlich ausgeschlossen
.

Daselbst sollte dem Erlöser nur gedankt werden, dass diese Gestorbenen nicht Getauften „jetzt in Gott leben”. Der Erlöser ‘kann sich das erlauben’, dass Er diesen Kleinen die Gnade der Heiligen Taufe: Tilgung der Erbe der Ur-sprünglichen Sünde – auf eine andere Weise verleiht, d.h. dieses Mal nicht durch die Vermittlung der von Ihm gegründeten Kirche, und zwar nicht über das Sakrament der Heiligen Taufe.

Diese Kinder sind im Herzen Jesu gut ‘versichert’ und beschützt. Das Herz Jesu ist voller Liebe und Güte. Es ist Leben und unsere Auferstehung. Könnte im ganzen Kosmos ein noch mehr ‘versicherter’ Ort gefunden werden, als eben dieses: „im Gott ... leben”  zu dürfen?

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6. Der Festtag
der Unschuldigen Kinder
und die Nicht-Geborenen

Bei der Lösung der Frage nach ‘ewigem Geschick’ der Opfer der besprochenen, schaudererregenden Todes-Saat, und zwar der Empfangenen – nicht Geborenen, die auf unterschiedliche Art und Weise umgebracht werden: mit Schwangerschafts-Abbruch, infolge der an Embryos unternommen Experimente, der unzählbaren Millionen Empfangener, die infolge der ganz allgemein angewandten Abortivmittel, darunter auch des Präservativs getilgt werden – gibt es noch ein Argument, das in seiner theologischen Aussagekraft ungemein stark ist. Es geht um das schon in den ersten Jahrhunderten des Christlichen Altertums gefeierte Fest der Unschuldigen Kinder.

Die Kirche feiert an diesem Tag – kurz nach dem Hochfest des Weihnachtstages: Christi Geburt in Bethlehem – die Knaben aus Bethlehem und der nächsten Gegend, die ‘anstelle’ des damals gefahndenen noch Kleinen Jesus Christus umgebracht worden sind. Dieser grausame Befehl wurde vom damaligen König Herod dem Großen erlassen, der in Tollwut geraten ist, als er erfahren hat, dass die drei Magier, die früher bei ihm zu Besuch waren, indem sie nach dem Kind suchten, das geboren werden sollte und dem sie die Huld als dem künftigen König erweisen wollten, nicht mehr bei ihm erschienen sind, sondern „auf einem anderen Weg in ihr Land heimgezogen sind”. Hier der Bericht vom Evangelium des Hl. Matthäus:

[Die Drei Sterndeuter-Magier] gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter.
Da fielen sie nieder und huldigten Ihm.
Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten Ihm [dem Neugeborenen Kind Jesus]
Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar.
– Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren,
zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land” (Mt 2,10ff.).

Hier die Reaktion des Herodes, als er darüber erfuhr:

„Als Herodes merkte, dass ihn die Sterndeuter getäuscht haben, wurde er sehr zornig,
und er ließ in Bethlehem und der ganzen Umgebung alle Knaben bis zum Alter von zwei Jahren töten,
genau der Zeit entsprechend, die er von den Sterndeutern erfahren hatte.
Damals erfüllte sich, was durch den Propheten Jeremia gesagt worden ist ...” (Mt 2,16f.).

In diesem Augenblick geht es uns nicht um die Problematik der hier erwähnten ‘Magier-Sterndeuter’. Darüber haben wir bereits verhältnismäßig ausführlich, mit wissenschaftlicher Dokumentation, früher, in ganz anderem Zusammenhang gesprochen (s. ob.: Anmerkung. Stern von Bethlehem). Jetzt besinnen wir uns dagegen um die Frage des Festtags selbst, der in der Kirche seit den ersten Jahrhunderten begangen wird: der in den erwähnten Umständen Getöteten Babys und Knaben bis zu zwei Jahren.

Es taucht nämlich die Frage hervor: Wie ist eigentlich der Grundtitel Warum diese Getöteten als Heilige verehrt werden? Wir beanstanden hier selbstverständlich keineswegs das Fest an sich. Wir möchten aber die Frage selbst präzise aufstellen: wie ist der theologische Titel, dass die Kirche diese Kleinen Kinder als Heilige verehrt?

Es scheint, dass hier von diesen Kindern schwer als von Märtyrern im eigentlichen Sinn gesprochen werden kann.
– Anderseits es besteht auch noch die sog. ‘Blut-Taufe’. Sie kommt dann vor, wenn ein Mensch, der nicht getauft ist, sein Leben für Christus hinopfert, der aber gerade in dieser Stunde seinen Glauben an Jesus Christus als den Gott-Menschen und Erlöser bekennt, und diesen Glauben mit eigenem, für Christus vergossenem Blut, besiegelt.

Dieses Kriterium kann aber an jene ermordeten Kinder nicht angewandt werden. Sie haben doch von Jesus Christus nichts gewusst: sie waren im besten Fall noch zu klein, um über Jesus irgendwas Genaueres erfahren zu haben.
– Aber auch die Erwachsenen aus Betlehem und der Umgebung haben wohl von dieser jungen Familie: Josef mit Maria und ihrem Kindlein Jesus, das in einer der Grotten zu Betlehem in die Welt gekommen ist, kaum besseren Bescheid gewusst. Diesen Leuten würde es in den Kopf nicht einmal gekommen sein, dieser Jesus wäre Gott-Mensch, Erlöser des Menschen ! Das geschah doch wohl etwa 30 Jahre vor dem Beginn der öffentlichen Tätigkeit Jesu Christi, wann Jesus seine Gottheit erst selbst mit Wort und Tat bewiesen hat.

Mit anderen Worten, das Argument, diese Kinder zur Reihe der Märtyrer zu zählen kommt überhaupt nicht in Rechnung. Diese Kinder wurden zwar wegen Jesus Christus ermordet. Allerdings: Voraussetzung, um als Märtyrer anerkannt werden zu können, ist das Bewusstsein und die eigene freiwillige Wahl – selbst des Todes, in Verteidigung Gottes selbst, oder der Gebote Gottes, oder endlich einer anderen Hinsicht des Glaubens.
– Im Fall dieser Kinder kann weder von ihrem Bewusstsein, dass sie für Jesus Christus sterben, noch von ihrer freiwilligen Entscheidung: das eigene Leben um Jesu willen dahinzugeben, gesprochen werden.

Wenn jetzt die Kirche diese Unschuldigen Kinder trotzdem als Heilige Märtyrer verehrt, bekennt sie daselbst – wie es scheint – genau dasselbe, was wir hier als die ‘unsere’ theologische Meinung darzustellen versuchen. Diese Meinung gewinnt nur umso größere Stütze aufgrund eben dieses Festtages der Unschuldigen Kinder.

Diesen Sterbenden Knäblein hat ersichtlich Jesus Christus, obwohl damals noch selbst im Baby-Alter, aber als „wahrer Gott vom wahren Gott” und zugleich Erlöser des Menschen – mit zeitlicher Vor-Verlegung, weil noch vor dem vollbrachten Werk der Erlösung – die Gnade des oben erwähnten ‘Bewusstsein-Blitzes’  verliehen. Er musste sich jedem einzeln als ihr Schöpfer und Erlöser zeigen. Diese Kinder mussten auf eine Gott bekannte Weise Jesus Christus ungefähr als solchen ‘erblicken’, wie Er auf dem Bild ‘Jesus ich vertraue auf Dich’  dargestellt ist: als der Gekreuzigte – und doch Auferstandene.
– Dieser Jesus musste jedem einzeln dieser Sterbenden die Frage gestellt haben: „Liebst Du Mich, Deinen Schöpfer und Erlöser”?
– Und jedes dieser Kinder musste Jesu eine ... positive Antwort gegeben haben. Anders widersetzte sich die religiöse Ehre, die den Heiligen Unschuldigen Kindern gehuldigt wird, der gesunden Vernunft und widersetzte sich auch der Würde des Menschen.

Anders gesagt, wenn die Kirche so viele Jahrhunderte hindurch die Unschuldigen Kinder als Heilige verehrt, muss die Gewissheit des Glaubens dahinterstehen, dass diese Kinder im Himmel da sind: dass sie erlöst sind. Gott kann nicht zulassen, dass irgendjemand z.B. als ‘Seliger’ bzw. als ‘Heiliger’ erklärt wird, wogegen die betreffende Person die ewige Erlösung keineswegs erreicht hätte.

Daselbst gewinnen wir aufgrund der Tatsache selbst, dass das Fest der Heiligen Unschuldigen Kindern begangen wird, ein unumstößliches Argument des Glaubens, das die von uns vorgeschobene Meinung zu bestätigen scheint. Und zwar all diesen Sterbenden – Nicht Geborenen, bzw. Geborenen nicht Getauften, erscheint offensichtlich in diesem letztlichen Augenblick ihres Lebens der Erlöser selbst des Menschen. Er stellt sich ihnen vor als der Gekreuzigte, aber Auferstandene Gott-Mensch. Wobei Er ihnen die ermutigende Chance anbietet, dass sie eine vollends bewusste, freie Wahl treffen können: ‘für’ Ihn als den Erlöser, und daselbst für ihr eigenes ewige Leben.

Verzierung

RE-Lektüre: V.Teil, Kapit.6b:
Stadniki, 15.XI.2013.
Tarnów, 19.V.2022.

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3. Mit dem Blick auf Jesus Christus den Gekreuzigten
4. Der Gekreuzigte ... steht
5. Der Gekreuzigte ... klopft an

C. AN DIE TÜR ... JEDES MENSCHEN
1. Das Fürwort: „jedes ... (Menschen)”
2. Autorität des Stellvertreters Christi
Dogmatische Formulierungen der Enzykliken
3. Jeder: ausnahmslos jeder
4. Jeder ... Empfangene
5. Antwort der Enzyklika (DiM 8d)
6. Theologische Schlussfolgerung
7. „Wenn Ich weggehe ...”: Das Erlösungs-Leiden
8. „Ich komme wieder ...”

D. DAS STERBEN UND JESUS DER BARMHERZIGE
1. Definition des ‘Todes’ nach Joh 14,2f
2. Der Tod und Jesus vom Bild: ‘Jesus ich vertraue auf Dich’
3. Die sterbenden Kleinen Kinder – die Behinderten – Jeder
Du, Mein vielgeliebtes Kind ... Tabelle
4. Was mit dem Abgrund der ‘Unterwelt’ ?
Scheol: Unterwelt für nicht Getaufte Kinder usw.?
Bitte für uns Sünder ... Tabelle
Kind Meines Erlösungs-Blutes ... Tabelle
5. Das Päpstliche Wort: „ ... Es lebt jetzt in Gott”
6. Der Festtag der Unschuldigen Kinder und die Nicht Geborenen



Bilder-Fotos

Abb.1. Johannes Paul II. Kurz nach der Landung in Krakow, 17.VIII.2002
Abb.2. Bild gemalt von wunderbar geretteten Soldaten bei Medjugorje
Abb.3. Zwei liegende Kinder auf der Straße in Kalkutta
Abb.4. Erfreutes Kind nachdem es Schokolade gegessen und damit sich beschmutzt hat
Abb.5. Ansicht von Feldern unter Schnee zwischen Weiden
Abb.6. Bild: Jesus ich vertraue auf Dich
Abb.7. Lachendes, frohes Mädchen
Abb.8. Ehegatten Gesicht zu Gesicht im schwierigen Dialog