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VERMERK: Abkürzungen zur angeführten Literatur s. Literatur

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Fünfter Teil

GOTTES
LIEBENDE  BARMHERZIGKEIT
*       *       *
Gott der sich als
BARMHERZIGKEIT verrät


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Einführendes Wort zum fünften Teil

In unmittelbarer Weiterfolge des IV.Teiles: über Sünde, Möglichkeit der Versöhnung mit Gott, über Gottes Barmherzigkeit die im Versöhnungssakrament erreichbar ist, über die Eucharistie und das Gebet – gehört es sich an dieser Stelle unserer WEB-Site die gerade aufkommenden Reflexionen betreffs der Frage zu setzen:
– Wie ist es dazu gekommen, dass Gott begonnen hat, sich vor seinem Geschöpf: Mann und Frau zu ‘verraten’, Er sei nicht nur Schöpfer, sondern umso mehr Liebe, die ganz Barmherzigkeit ist?

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Das Bild Jesu Barmherzigkeit - mit eingebauten: Hl. Schw. Faustyna Kowalska und Hl. Johannes Paul II.
„Sooft
du Mir
Freude
bereiten
willst –
verkünde
der Welt
meine
große und
unergründ-
liche Barm-
herzigkeit”
(TgF 164)

Der gerade beginnende Teil unserer WEB-Site besteht aus acht Kapiteln. Der Inhalt seiner ersten sechs Kapitel ist in gewissem Sinn erweiterte Ausgabe der Erwägungen, die der hier schreibende Pater im Rahmen einer Missions- bzw. Exerzitien-Woche, die dem Thema Gottes Barmherzigkeit gewidmet war, dem Volk Gottes anzubieten versuchte, falls sich solche Möglichkeit öffnete.

Die geeignetste Stunde für diese Erwägungen, im Rahmen des dabei sehr dichten Programms der einzelnen Tage solcher Missionswoche (also: Sonntag bis Sonntag einschließlich), war üblich die Stunde des sog. ‘Jasna-Góra-Appells’, d.h. um 21.00 Uhr (6 Tage hindurch: ab Montag bis zum Samstag einschließlich), obwohl es dann schon spät wurde. Der Missionar konnte sich dann fast immer nur wundern, dass die Kirche ganz voll war, und zwar es kamen zu diesen Erwägungen oft ganze Familien heran – infolge deutlicher Einladung zu diesen Betrachtungen möglich ganzer Familien.

Die Themen dieser Erwägungen sind so konstruiert, dass sie eine logische Aufeinanderfolge darstellen, die sich gleichsam von allein als Frage und Antwort darauf aufdrängen. Jede dieser 6 Missions-Erwägungen endet mit der spannenden Frage: „Was wird es also weiter geben” ?
– Als Ausgangspunkt gilt dabei die grundsätzliche Frage: Wie ist es dazu gekommen, dass sich Gott der Schöpfer – zuletzt als Gott-die-Barmherzigkeit kennen lernen gegeben hat? Diese Themenserie ist zugleich das besonders gern und freudevoll angebotene ‘Kernstück’ solcher Missionswoche über die Barmherzigkeit Gottes in einer Pfarrgemeinde.

Zu dieser Serie wird hier noch ein weiteres Kapitel hinzugefügt, u.zw. das siebente Kapitel. Dieses Kapitel stellt die Andacht zu Gottes Barmherzigkeit dar – mit dauernder Berücksichtigung der Sicht dieser Andacht, wie sie sich aus dem Tagebuch der Hl. Schw. Faustyna Kowalska ergibt.
– Am Ende dieses Teiles wird noch ein achtes Kapitel hinzugefügt. In ihm werden thematisch geordnete mehrere besonders nützliche Fragmente vom Tagebuch der Hl. Schw. Faustyna angeboten.

Inhaltliche Elemente besonders zu den ersten sechs Themen dieses Teiles wurden schon ein paarmal in anderem Zusammenhang unserer Erwägungen besprochen. Im gerade beginnenden Teil entsteht daraus aber ein neues Gebäude, das sich von Anfang an mit anderem Profil abzeichnet. Diese Feststellung erklärt vielleicht einigermaßen die Tatsache, dass unvermeidliche ‘Wiederholungen’ vorkommen können.

Hier das Schema der acht Kapitel dieses fünften Teiles unserer WEB-Site:

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Erstes Kapitel

GOTT: LIEBE – LEBEN
BEI DER ERSCHAFFUNG
DES MENSCHEN
‘UM SEINES SELBST WILLEN’
*       *       *
Auf Probe gestellte Liebe
des ‘Gottes Ebenbildes’

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A.   DIE TIEFE GOTTES GEHEIMNISSES KENNEN ZU LERNEN

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1. „Alles was da ist – ist aus Tiefen
meiner Barmherzigkeit hervorgegangen ...”

Bei der Lektüre des ‘Tagebuches’ der Hl. Schw. Faustyna Kowalska (1905-1938) im Gebetsklima fällt die von Jesus bei verschiedenen Gelegenheiten hervorgehobene Feststellung auf, dass die ganze erschaffene Wirklichkeit Ausdruck seiner Barmherzigkeit darstellt. Hier eine von solchen Feststellungen. Jesus äußert in ihr vor allem den Wunsch, dass ein „Fest der Barmherzigkeit”  eingesetzt werde (TgF 699. – In Polen wurde ein solches Fest ab 1981 begangen, dagegen seine Ausweitung auf die ganze Kirche fand vom Heiligen Stuhl am Tag der Heiligsprechung der Hl. Faustyna in 2000 statt). In solchem Zusammenhang spricht Jesus:

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Polnische Tatra. - „Seit Erschaffung der Welt wird seine unsichtbare Wirklichkeit an den Werken der Schöpfung mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit. Daher sind sie unentschuldbar. Denn sie haben Gott erkannt, Ihn aber nicht als Gott geehrt und Ihm nicht gedankt. Sie verfielen in ihrem Denken der Nichtigkeit, und ihr unverständiges Herz wurde verfinstert. Sie behaupteten, weise zu sein, und wurden zu Toren ...” (Röm 1.20ff.).

„Meine Barmherzigkeit ist so groß, dass sie in der ganzen Ewigkeit durch keinen Verstand, weder von Menschen noch von Engeln, ergründet werden wird.
– Alles was besteht, kam aus dem Inneren Meiner Barmherzigkeit. Jede Seele wird mit Bezug auf Mich die ganze Ewigkeit hindurch Meine Liebe und Meine Barmherzigkeit erwägen ...” (TgF 699).

„Mein Herz freut sich des Titels ‘Barmherzigkeit’. Sage, dass die Barmherzigkeit Gottes größte Eigenschaft ist. Alle Werke Meiner Hände sind mit der Barmherzigkeit gekrönt” (TgF 300f.).

Diese Worte versenken in Nachdenken. Sollte Jesus gleichsam ‘am Wort’ beibehalten werden, bedeutet das, dass Zeugnis der Barmherzigkeit nicht nur die Tatsache ist, dass Gott uns die Schuld und die Strafen für die Sünden vergibt und sich über alles menschliche Elend beugt, sondern auch das Werk überhaupt der Erschaffung des Weltalls.

Der genaueren Ergründung des Geheimnisses Gottes Barmherzigkeit als Gottes Eigenschaft, die in besonderer Weise dem Himmlischen Vater zugeschrieben wird, hat Johannes Paul II. eine seiner Enzykliken gewidmet, u.zw. die: „Dives in Misericordia” („Gott der reich an Barmherzigkeit ist” – 1981). Dennoch – wie es Jesus selbst in den gerade angeführten Worten der Hl. Schw. Faustyna ausdrückt, die Barmherzigkeit an sich ist für alles Geschöpf ein so unergründetes Geheimnis, dass es „in der ganzen Ewigkeit durch keinen Verstand, weder von Menschen noch von Engeln, ergründet werden wird” (TgF 699).

Jesus Christus erscheint der Hl. Faustyna als der schon Auferstandene, auch wenn Er am Leib die Male seiner Erlösungs-Passion trägt (ähnlich wie Er in den Evangelien als schon Auferstandener dargestellt wird, s. z.B. Joh 20,20.25.27). Wir bemerken dabei, dass Er der Bezeichnung ‘Gottes Barmherzigkeit’ einen weiten Inhalt zuschreibt. Gottes Barmherzigkeit umfängt das ganze Weltall. Jesus betont, dass Gottes Barmherzigkeit „... in der ganzen Ewigkeit durch keinen Verstand”  ergründet werden wird.

Man könnte die erwähnte ‘Ergründung der Barmherzigkeit in der ganzen Ewigkeit’ mit dem Spruch des Hl. Paulus vergleichen:

„... Vielmehr verkündigen wir das Geheimnis der verborgenen Weisheit Gottes, die Gott vor allen Zeiten vorausbestimmt hat zu unserer Verherrlichung. Keiner der Machthaber dieser Welt hat sie erkannt; denn hätten sie die Weisheit Gottes erkannt, so hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt.
– Nein, wir verkündigen, wie es in der Schrift heißt:
Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was keinem Menschen in den Sinn gekommen ist, das Große, das Gott denen bereitet hat, die Ihn lieben” (1 Kor 2,7ff.).

Der Völkerapostel präzisiert aber sofort – im Anschluss an die für die menschliche Weisheit verborgenen Sachen, wenn diese sich nur auf eigener Kraft stützen sollte:

„Denn uns hat es Gott enthüllt durch den Geist.
Der Geist ergründet nämlich alles, auch die Tiefe Gottes. ...
Wir aber haben ... den Geist ... empfangen, der aus Gott stammt,
damit wir das erkennen, was uns von Gott geschenkt worden ist.
Wir aber haben den Sinn Christi” (1 Kor 2,10.12.16).

Es ziemt sich, dass wir einmal mehr – im „Heiligen Geist”, bewusst um die eigene Unbeholfenheit, aber auch bei steigendem Staunen und voller Freude, den Blick unseres Herzens auf Gott selbst hin erheben, um in hinreißender Kontemplation doch etwas vom Geheimnis seines Inneren sehen zu bekommen.

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2. Die Tiefen von Leben-Liebe Gottes selbst

In den bisherigen Erwägungen haben wir schon vielerorts an die Fülle des Lebens angeknüpft, die mit unaussprechlicher Glut im Schoß selbst Gottes pulsiert. Gott ist selbstverständlich Geist (vgl. Joh 4,24; 2 Kor 3,17) – und es kann unmöglich anders sein. Als Schöpfer der ‘sichtbaren und unsichtbaren Dinge’ kann Er unmöglich nicht alle Materie überragen. Er ist Schöpfer offenbar auch der ‘Zeit’, die ebenfalls aufgrund Gottes Willens einmal da-zu-sein begonnen hat und in gewissem Moment an ihr Ende gelangen wird. Nur „das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit” (1 Petr 1,24).

Anderseits, wenn wir auch selbstverständlich nicht ‘Gott’ sind und folgerichtig außerstande sind, Gott erschöpfend kennen zu lernen, können wir doch die Meinung der Agnostiker nicht annehmen, die jede Erkenntnismöglichkeit Gottes von vornherein zurückweisen. Es bestehen nämlich ein paar gleichsam ‘gemeinsame’ Ebenen, bzw. gemeinsame ‘Berührungspunkte’ zwischen Gott und dem Menschen. Gott hat sie im Inneren eines jeden Menschen eingeprägt. Sie stellen für jeden Menschen seiner Art ‘Kompass’ dar, der ihn – und sei es auch nicht vollbewusst – auf Gott hinordnet. Gott allein ist Quelle allen Existierens – für den Kosmos und unsere eigene Existenz. Und Gott allein ist es, der den Sinn und Zweck aller Existenz bestimmt. Wie sehr treffend hat es der Hl. Augustinus im bekannten Spruch seiner „Bekenntnisse” ausgedrückt, der von Johannes Paul II. gern angeführt wird:

Du, o Herr, hast uns für Dich geschaffen,
und unruhig ist unser Herz, bis es ruht in Dir”
(Confessiones I, 1; s. EV 35; PS-1985,15).

Gott, von Dem gesprochen wird, hat begonnen, dem Menschen sich selbst zu offenbaren. Strikt genommen konnte es nicht anders sein. Warum? Bald kommen wir eingehender darauf zurück. Gott hat sich selbst geoffenbart – und noch mehr: Er hat begonnen, dem Menschen sein verwunderndes VORHABEN dem Menschen gegenüber zu offenbaren. So war es ab Anfang an der Erschaffung des Menschen.
– Darüber lesen wir in der Heiligen Schrift bei dem Bericht über die erste Sünde. Es wird dort über die dringende Bitte gesprochen, mit der sich Gott an den Menschen vor seinem Sturz, und nachher nach der begangenen Sünde wandte. Einmal mehr müsste eigentlich dazugesagt werden: es konnte nicht anders werden!

Oben wurde schon mehrmals die erstaunende Aussage Johannes Paul II. angeführt, dass Gott den Menschen von Anfang an zur Würde des „Subjekts des Bundes und Partners des Absoluten ...” erhoben hat (ML 76f; s. ob., Wie ich, so du: Partner des Absoluten – Subjekt des Bundes – mit ganzem weiterem Zusammenhang). Gott offenbart diese zwei Aspekte: sich selbst und sein Vorhaben mit Bezug auf den Menschen – seit dem Uranfang an auf zwei Arten und Weisen:

butt Gott bietet der natürlichen Erkenntnis des Menschen den Stoff zum ‘Nachdenken’, und zwar den Kosmos, der unmöglich ohne seinen Schöpfer bestehen kann (s. dazu Röm 1,19; Hebr 11,6).

butt Aber darüber hinaus mobilisiert Er das Erkenntnisvermögen des Menschen über die unabhängig davon erfolgende Selbst-Offenbarung seiner Selbst dem Menschen.

Diese doppelte Wirklichkeit wird synthetisch vom Zweiten Vatikanischen Konzil zum Ausdruck gebracht:

„Gott, der durch das Wort alles erschafft (vgl. Joh 1,3) und erhält, gibt den Menschen jederzeit in den geschaffenen Dingen Zeugnis von Sich (vgl. Röm 1,19f.).
Da Er aber den Weg übernatürlichen Heils eröffnen wollte, hat Er darüber hinaus sich selbst schon am Anfang den Stammeltern kundgetan.
Nach ihrem Fall hat Er sie wiederaufgerichtet zur Hoffnung auf das Heil, indem Er die Erlösung versprach (vgl. Gen 3,15). Ohne Unterlass hat Er für das Menschengeschlecht gesorgt, um allen das ewige Leben zu geben, die das Heil suchen durch Ausdauer im guten Handeln (vgl. Röm 2,6f.)(DV 3ab).

Wie schon mehrmals gesagt, die grundlegende Quelle, die Gottes Selbst-Offenbarung und das Vorhaben Gottes enthält und es übermittelt: die Erlösung des Menschen in Jesus Christus – ist die Heilige Schrift. Sie wird aber getragen, und außerdem authentisch und autoritativ, mit Siegel Gottes als Wahrheit gedeutet – durch die lebendige Überlieferung der Kirche, die in Kommunion des Glaubens und der Lehre ‘mit Petrus’ und ‘unter Petrus’ der ablaufenden Zeit verharrt (s. dazu ob., II.Teil, 2.Kap., besond. ad C:  Auf der Suche nach Jesus – heute – samt dem Zusammenhang vor und nach dieser Stelle).
– Gott konnte sich nicht erlauben, dass die vom Gottes Sohn Jesus Christus gegründete Kirche irreführen sollte – schon nicht nur die Söhne der Kirche, sondern die ganze Menschenfamilie, was die Wahrheit der Offenbarung Gottes angeht. Diese aber konzentriert sich um die Einladung ausnahmslos aller ins Haus des Vaters, sobald nur der einzelne Mensch, Gottes lebendiges Ebenbild, die Voraussetzungen auf sich nimmt, die es möglich machen, dass er einst „dort ist, wo Ich bin [= Christus](Joh 14,3; 17,24).

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3. Das Antlitz Christi, d.h. des Vaters und Heiligen Geistes
in der ‘Schule Mariä’ kennen lernen

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Können sich Tiere des Lebens freuen? Offensichtlich irgendwie: Ja, auf ihnen eigene Art und Weise. Der Himmlische Vater hat, zusammen mit dem Sohn und dem Heiligen Geist - u.a. solche Äffchen erschaffen: um des Menschen willen, den Er aber um seiner selbst willen gewollt-beabsichtigt hat!

Gerüstet mit der daraus fließenden Gewissheit des Glaubens, fassen wir den Mut, den Blick des ‘Herzens’ einmal mehr unverwandt in Gott selbst zu heften, um sich mit der Sicht dessen ‘sättigen’ zu lassen, was sich in Gott gleichsam ‘abspielt’. Wir stützen uns dabei völlig darauf, was der Sohn Gottes, der Gottes Wort ist, von Gott „erzählt” hat. Ist Er doch der Eingeborene Gott, der „im Schoß des Vaters ist” (Joh 1,18a-b).
– In überprüfbarer Zeit, ungefähr 2000 Jahre her, hat Er zu Seiner Gottes Natur – noch eine zweite Natur: die Menschliche – von Maria, seiner Jungfräulichen Mutter, angenommen. Auf diesem Weg beabsichtigte Er die ganze Menschen-Familie, die Er als diese ‘Seine’, als Braut – geliebt hat, von der Knechtschaft Dessen zu erlösen, der der Böse ist.

Johannes Paul II. sagt an der Schwelle des Dritten Jahrtausends:

„In seinem Göttlichen und menschlichen Geheimnis bildet Christus das Fundament und den Mittelpunkt der Geschichte, Er ist ihr Sinn und ihr letztliches Ziel. Durch Ihn, das Wort und Ebenbild des Vaters, ist doch ‘alles geworden’ [Joh 1,3; Kol 1,15]. Seine Menschwerdung, die mit dem Pascha-Geheimnis und der Gabe des Heiligen Geistes gekrönt ist, ist das pulsierende Herz der Zeit, ist die geheimnisvolle Stunde, in der das Reich Gottes nahegekommen ist [vgl. Mk 1,15], und noch mehr: sie hat in unserer Geschichte Wurzel geschlagen gleichsam die Saat des Korns – dazu, dass es zu einem großen Baum werde [vgl. Mk 4,30ff.](NMI 5).

Derselbe Jesus Christus wurde in vollem Sinn dieses Wortes Sohn seiner Jungfräulichen Mutter Maria. Sie hat Ihn am besten gekannt, Sie hat fortdauernd Sein Geheimnis „in ihrem Herzen bewahrt” (Lk 2,19.51). Daher haben wir vor, das Zuschauen Christus, der als Sohn-Wort beständig im „Schoß des Vaters ist” (Joh 1,18), oder schlechterdings das ‘Abgucken’ des intimen Lebens Gottes des Dreieinigen selbst – am bekömmlichsten in der „Schule Mariens” zu unternehmen (RVM 1.3.14.43).

Von dieser ‘Schule Mariens’ spricht Johannes Paul II.:

„Es ist der Weg des Beispiels der Jungfrau von Nazaret, der Frau des Glaubens, des Schweigens und des Hörens. Zugleich ist dies der Weg der Marianischen Frömmigkeit, die vom Bewusstsein des untrennlichen Bandes belebt wird, welche Christus mit seiner Heiligsten Mutter verbindet: die Geheimnisse Christi sind auch, in gewissem Sinne, Geheimnisse Mariens, selbst dann, wenn sie mit ihnen nicht direkt verbunden ist – aufgrund der Tatsache, dass Sie von Ihm her und für Ihn lebt ...” (RVM 24).

Niemand als Sie hat sowohl Christus kennen gelernt, wie auch das Vorhaben des Dreieinigen. Jesus selbst hat aber betont, besonders in der letzten Phase seiner Verkündung des Evangeliums, wer und wie Gott ist: der Vater und der Sohn, und der Heilige Geist. Das bedeutet also, dass Christus kennen lernen, zugleich sowohl den Vater, wie den Heiligen Geist kennen zu lernen heißt:

„Wer Mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Wie kannst du sagen: Zeig uns den Vater? Glaubst du nicht, dass Ich im Vater bin und dass der Vater in Mir ist? Die Worte, die Ich zu euch sage, habe ich nicht aus Mir selbst. Der Vater, der in Mir bleibt, vollbringt seine Werke. Glaubt Mir doch, dass Ich im Vater bin und dass der Vater in Mir ist; wenn nicht, glaubt wenigstens aufgrund der Werke ...!” (Joh 14,9f.).

Der Vater ist genau so wie der Sohn. Und umgekehrt. Eins ist ihr Leben, eine ist ihre Liebe, einer ist ihr Wille, eine ihre Barmherzigkeit.

Von Maria aber soll nach Johannes Paul II. gesagt werden:

„Maria ist unübertreffliches Vorbild der Betrachtung Christi. Das Antlitz des Sohnes gehört aufgrund eines besonderen Titels zu Ihr. Es hat sich doch in ihrem Schoß gestaltet, indem Er von Ihr auch seine menschliche Ähnlichkeit nahm, die sicher auf die noch größere geistliche Nähe hinweist.
– Niemand hat sich ebenso eifrig als Maria der Betrachtung des Antlitzes Christi hingegeben. Die Augen ihres Herzens sammelten sich irgendwie auf Ihm schon in der Weile der Verkündigung ... – In den folgenden Monaten begann sie seine Anwesenheit zu spüren und seine Züge zu erahnen. Als sie Ihn schließlich in Bethlehem zur Welt gebracht hat, schauten auch ihre leiblichen Augen zärtlich auf das Angesicht des Sohnes ...

– Von jetzt an hat sich ihr Blick, immer voller anbetenden Staunens, schon niemals mehr von Ihm abgewendet. Es wird zuweilen ein fragender Blick sein, wie beim Verlorenwerden im Tempel ... (Lk 2,48). Es wird zugleich immer ein durchdringender Blick sein, fähig in der Tiefe der Seele Jesu zu lesen, bis zum Begreifen seiner verborgenen Gefühle und Erahnung Seiner Entscheidungen, so wie in Kana (vgl. Joh 2,5). Ein anderes Mal wird es ein Blick voller Schmerz sein, zumal unter dem Kreuz, wo er noch in gewissem Sinn Blick der ‘Gebärenden’ sein wird, da Maria sich nicht darauf beschränkt, nur an der Passion und dem Tod des Eingeborenen Anteil zu nehmen, sondern sie nimmt einen neuen Sohn an, der Ihrer Person anvertraut wird: den Geliebten Jünger (vgl. Joh 19,26f.). Am Ostermorgen wird es ein Blick sein, das mit der Freude der Auferstehung erstrahlt, und schließlich am Pfingsttag ein Blick, der durch die Ausgießung des Geistes erglüht (vgl. Apg 1,14)(RVM 10).

Zusammen mit Maria – und in Spuren der drei auserwählten Apostel: Petrus-Jakobus-Johannes, vor deren Augen Christus „... verwandelt wurde: Sein Gesicht leuchtete wie die Sonne” (Mt 17,2; RVM 9), möchten wir uns von der Schönheit des Erlösers ‘hinreißen’ (RVM 9) lassen:

„... die Augen auf das Antlitz Christi gerichtet zu halten und darin sein Geheimnis kennen zu lernen: des gewöhnlichen, schmerzhaften Weges seines Menschseins, bis man den Göttlichen Glanz erblickt, der endgültig im Auferstandenen offenbart wird, der in Herrlichkeit zur Rechten des Vaters sitzt: dies ist die Aufgabe eines jeden Jüngers Christi, und zugleich unsere Aufgabe.
Wenn wir dieses Antlitz betrachten, öffnen wir uns zugleich für die Aufnahme des Geheimnisses des Lebens der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, um ständig aufs Neue die Liebe des Vaters zu erfahren und sich der Freude des Heiligen Geistes zu erfreuen.
So verwirklichen sich auch für uns die Worte des Heiligen Paulus: ‘Wir alle spiegeln mit enthülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn wider und werden so in Sein eigenes Bild verwandelt, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, durch den Geist des Herrn’ ... (2 Kor 3,18)(RVM 9).

Und noch – nach Johannes Paul II., im Anschluss an das Kennenlernen des Antlitzes Christi in der „Schule Mariä” :

„Christus ist der Lehrer in ganzem Sinn dieses Wortes, Er ist der Offenbarende und die Offenbarung selbst. Es geht nicht allein darum, das zu lernen, was Er verkündigt hat, sondern um das Lernen ‘Seiner Selbst’.
Was für eine Lehrerin wäre darin geläufiger, als Maria?
Wenn auf der Göttlichen Seite der Heilige Geist der innere Lehrer ist, der uns zur Fülle der Wahrheit betreffs Christi führt (vgl. Joh 14,26; 15,26; 16,13), kennt unter den Geschöpfen niemand besser als sie Christus; niemand kann uns besser als die Mutter in die tiefe Kenntnis seines Mysteriums einführen” (RVM 14).
(S. außerdem bes. NMI 24-28: Betrachtung des Antlitzes des Sohnes, des Leidenden Antlitzes, dieses des Auferstandenen; 30-35: Betrachtung des Antlitzes des Vaters durch Christus und in Christus im Heiligen Geist bei den einzelnen Bestandteilen des Rosenkranzgebetes)
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Ist Jesus Christus Offenbarung des Geheimnisses des Lebens Gottes des Dreieinigen selbst, wundert es nicht, dass die Kirche, die Christus sich durch das Werk der Erlösung unermüdlich zu seiner Mystischen Braut vorbereitet, ihre Freude im beharrlichen Hinblicken auf das Antlitz ihres Göttlichen Bräutigams in immer anderen Geheimnissen seines Lebens findet. So hat es in seiner Zusammenfassung nach den Festlichkeiten des Jubiläumsjahres 2000 seit der Geburt Christi Johannes Paul II. geäußert:

„Zweitausend Jahre nach diesen Ereignissen erlebt die Kirche sie, als wären sie heute geschehen. Als Braut Christi betrachtet sie in Seinen Antlitz Ihren Schatz und ihre Freude. ‘Dulcis Iesu memoria, dans vera cordis gaudia [lat.: O süße Erinnerung an Jesus, die dem Herzen die wahren Freuden schenkt]: Wie süß es ist, Jesus in Erinnerung zu rufen, die Quelle der echten Herzensfreude!
Durch diese Erfahrung gestärkt, bricht die Kirche heute auf ihren weiteren Weg auf, um der Welt zu Beginn des Dritten Jahrtausends Christus zu verkünden: Er ‘ist derselbe gestern heute und in Ewigkeit’ [Hebr 13, 8](NMI 28).

Verzierung

B.   DER DREIEINIGE:
der VATER und der SOHN, und der HEILIGE GEIST

Verzierung

1. Die menschlichen Möglichkeiten, Gottes inneres Leben
kennen zu lernen

Im Heiligen Geist finden wir uns also voller Demut, aber auch Zuversicht und Anvertrauen auf Christus bewaffnet – auf alles, was Gott selbst uns von sich gesagt hat und was uns über Christus immerwährend der Heilige Geist „in Erinnerung bringt” (vgl. Joh 14,26), mit Hilfe Mariens hinzuschauen. Jesus aber sagte kurz vor der für Ihn beginnenden Golgotha: „In der Welt seid ihr in Bedrängnis, aber habt Mut: ICH habe die Welt besiegt” (Joh 16,33. Johannes wendet hier das griech. Verb an: „tharseite” = seid guter Gesinnung, bleibt mutig). Dieser „Mut” ist eine der Früchte des in den Herzen wirkenden Heiligen Geistes, von dem Jesus versprochen hat: Er „wird euch an alles erinnern, was Ich euch gesagt habe” (Joh 14,26).


ANMERKUNG im Anschluss an Worte: Joh 16,33 und DV 1:
Christi Worte betreffen das voller Demut, aber dabei Zuversicht – rücksichtslose Anvertrauen auf Jesus. S. dazu den Anfang der Dogmatischen Konstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils ‘Dei Verbum’ über die Heilige Schrift und die Offenbarung. Hier sein Wortlaut:
„Dei Verbum religiose audiens et fidenter proclamans ...: Gottes Wort voll Ehrfurcht hörend und voll Zuversicht verkündigend, folgt die Heilige Synode den Worten ...” (DV 1a; so die offizielle deutsche Übersetzung).
Das vom Konzil gebrauchte lat. ‘fidenter proclamans’ = verkündigend mit zuversichtsvollem Mut, knüpft an das griech. ‘parresía’ an, und zwar: Haltung von Hoffnung-Anvertrauen aufgrund der Gewissheit um Gottes Hilfe bei der Verkündung der Wahrheit der Offenbarung.
Vgl. dazu: Apg 4,29.31; 9,28; 19,8.
S. auch: ks. P. Leks, Dein WORT ist WAHRHEIT. Das Charisma der Biblischen Inspiration, Katowice 1997, 60, Fußnote 84 (polnisch).


Wir müssen feststellen, dass obwohl das Geheimnis des inneren Lebens Gottes als gerade des Dreieinigen, im Abriss schon im Zeitraum des erst zeitweiligen Bundes Gottes mit dem Gottesvolk, also in der Epoche des Alten Testaments, dargestellt worden war, würde in Praxis niemand den Mut fassen, aufgrund der doch gut fixierten Terminologie betreffs Gottes als des Vaters, Gottes als Wortes-Weisheit, oder Gottes als Gottes Heiligen Geistes – den Schluss zu ziehen, dass Gott geradeaus der Drei-Einige ist. Erst Jesus Christus, der persönlich sowohl Gott ist wie auch Mensch, hat entschieden in eine einklängige Ganzheit die bisher vorkommenden ‘vereinzelten-losen’ gleichsam ‘Lämpchen’ der Offenbarung des Gottes-Geschriebenen-Wortes und dieses Überlieferten-Wortes des Alten Testamentes zusammengebunden. Diese von Ihm dargestellte Gesamtheit hat entzückt, erfreut, aber zu gleicher Zeit hat sie die Zuhörer: das damalige Volk Gottes Erwählung, dramatisch in beängstigendes Entsetzen gebracht. Sollte es nämlich heißen, dass Gott der Einzige – zugleich der Eine in Drei Personen da ist?

Und doch, so ist eben die alles überragende Wirklichkeit des Lebens Gottes in seinem Selbst. Gott ist selbstverständlich der Eine, Einzige, und doch ist Er zugleich Kommunion von Drei Personen (vgl. FC 11).

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2. Blasphemische Bezeichnungen über Sich – und den Vater?

Jesus behauptet entschieden den Glauben auf die absolute Einzigkeit Gottes. Dieser Eine Einzige Gott ist zugleich der „Einzige Gute” (vgl. Lk 18,19; Mk 10,18). Als Gott, der Liebe ist, soll Er gegenseitig „geliebt werden mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft” (s. z.B. Mk 12,30.32).

Allerdings Jesus selbst äußert sich von eben diesem Gott, dass Er sein persönlicher Vater ist, wogegen Er sein persönlicher Sohn ist. Die Zuhörer konnten diese Worte Christi unmöglich nicht in ihrer eindeutigen, drastischen Bedeutung verstehen. Diese Worte haben geärgert, und zugleich Schauder hervorgerufen. Nicht selten lösten solche Äußerungen Jesu einen äußersten Groll aus, samt der Bereitschaft, „diesen Gotteslästerer” am Ort zu lynchen. Indessen Jesus zieht von seinen Aussagen kein einziges Wort zurück. Er drückt nur noch eindringlicher aus, mit ganzem Frieden seiner personalen Einheit mit dem Vater – im Heiligen Geist, in der selben, einer einzigen Gottes Natur:

„Ich preise Dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde,
weil Du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast.
Ja, Vater, so hat es Dir gefallen.
Mir ist von Meinem Vater alles übergeben worden.
Niemand kennt den Sohn, nur der Vater, und niemand kennt den Vater, nur der Sohn
und der, dem es der Sohn offenbaren will” (Mt 11,25ff.).

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Es war bei gelegentlich eines Kongresses für kinderreiche Familien, Polen, Zakopane. Hier die Familie von Aneta W. Die Mutter, die ihre kleine Tochter auf den Armen hält, erwartet ihr weiteres, 8. Dann kamen noch 2 weitere Kinder in diese Familie. - Diese vertrauen auf Gottes Güte, auch wenn die Gesundheit schwankt und der Vater: Ehemann, nach einem Herzinfarkt lebt.

Diese Worte und ähnliche Wendungen, die auf den Lippen Jesu immer öfter erschienen, haben schockartig gewirkt. Es wurde von Jesus gesprochen, Er wäre „Samariter und vom bösen Geist besessen” (Joh 8,48). Ein andermal äußerten sich die Leute über Ihn, Er sei „... von einem Dämon besessen und redet im Wahn” (Joh 10,20). Jesus aber stellt nur umso mehr eindeutig fest:

„Ich und der Vater –
sind Eins” (Joh 10,30).

Für diese Feststellung wollte man Ihn mehrmals auf der Stelle töten, selbstverständlich durch die Steinigung (Joh 10,31). In Antwort auf Jesu Anfrage:

„Für welches dieser Werke
wollt ihr Mich steinigen” (Joh 10,32)?

antworteten sie gezielt:

„Wir steinigen Dich nicht wegen eines guten Werkes,
sondern wegen Gotteslästerung,
denn Du bist nur ein Mensch,
und machst Dich selbst zu Gott” (Joh 10,33).

Alle haben Ihn als den „Sohn Josefs” (Lk 4,22) gekannt. Sie wussten, dass „seine Mutter Maria-Miriám ist” (Mt 13,55). Am Ende der sich in diesem konkreten Fall verschärfenden Diskussion, als Er von Sich als dem Guten Hirten sprach, wies Er noch – ähnlich wie Er es des Öfteren getan hat – auf die Einheit der Betätigungen hin: seiner und des Vaters:

„Wenn Ich nicht die Werke Meines Vaters vollbringe, dann glaubt Mir nicht!
Aber wenn Ich sie vollbringe, dann glaubt wenigstens den Werken, wenn ihr Mir nicht glaubt.
Dann werdet ihr erkennen und einsehen, dass in Mir der Vater ist und Ich im Vater bin ...” (Joh 10,37f.; vgl. V.32).

Es ist klar, Jesus spricht hier nicht von ‘Josef ’ als seinem ‘Vater’, sondern stellt fest, dass sein persönlicher Vater – Gott ist.
– Am meisten erwähnt Jesus, er wäre der „Gesandte”  von Gott, der sein geborener Vater ist. Daselbst hält Er unbeugsam an der Feststellung fest, dass Er völlig Eins mit dem Vater ist, also dass der Vater und Er als sein Sohn die eine und dieselbe Gottes Natur teilen, wie es später die Theologie bezeichnen wird – im Rahmen der präzisierten philosophisch-theologischen Sprache. Anderes ist die Natur, und anderes die verschiedenen Personen, die für die persönlichen Betätigungen verantwortlich sind, indem sie ‘auf dem Grund’  der in diesem Fall einen und selben Gottes Natur herkommen:

„Wer an Mich glaubt, glaubt nicht an Mich,
sondern an Den, Der Mich gesandt hat.
Und wer Mich sieht, sieht Den, Der Mich gesandt hat.
Ich bin das Licht, das in die Welt gekommen ist,
damit jeder, der an Mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibt ...” (Joh 12,44ff.).

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3. Die Person des Heiligen Geistes

In noch anderen Fällen begann Jesus – zumal gegen das Ende seiner öffentlichen Vortretungen, sich immer mehr eindeutig über die Dritte Person dieses Einzigen Gottes zu äußern: über den Heiligen Geist. Dass es keinen Zweifel gibt, dass der Heilige Geist keine nur irgendeine personlose-anonyme Gottes ‘Kraft’ darstellt [solchen Sinn suchen dem Gottes-Geschriebenen-Wort Vertreter vieler Sekten aufzudrängen; daselbst trennen sie sich eindeutig vom Christentum und Gott-dem-Wahren überhaupt], sondern es die Dritte Gottes Person ist, bezieht Jesus an den Heiligen Geist eins nach dem anderen Aufgaben, die typisch ‘personhafte’ Beschaffenheiten voraussetzen. Es geht um Aufgaben, die um ausgeführt werden zu können, von einer Person erfüllt werden müssen, nicht aber von einem anonymen ‘Ding’, bzw. von einer Gottes nur ‘Kraft’ oder ‘Macht’. So zum Beispiel:

„Wenn man euch vor die Gerichte der Synagogen und vor die Herrscher und Machthaber schleppt,
dann macht euch keine Sorgen, wie ihr euch verteidigen oder was ihr sagen sollt.
Denn der Heilige Geist wird euch in der gleichen Stunde eingeben,
was ihr sagen müsst” (Lk 12,11f.).

„... Jede Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben werden,
aber die Lästerung gegen den Geist wird nicht vergeben ...
Wer aber etwas gegen den Heiligen Geist sagt, dem wird nicht vergeben,
weder in dieser noch in der künftigen Welt” (Mt 12,31f.).

„... Und Ich werde den Vater bitten,
und Er wird euch einen anderen Tröster [gr.: Parákletos: Er soll ähnliches tun, wie Christus-die-Person] geben,
damit Er für immer mit euch bleibe, den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann,
weil sie Ihn nicht sieht und nicht kennt. Ihr aber kennt Ihn ...” (Joh 14,16f.: modifizierte Übersetzung aufgrund des gr.).

„Der Tröster aber, der Heilige Geist, den der Vater in Meinem Namen senden wird,
der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern,
was Ich euch gesagt habe ...” (Joh 14,26; usw.).

Die Apostel haben genau verstanden, was Jesus zu ihnen sprach. Daher schreibt auch der Hl. Paulus – und sei es z.B. im Anschluss an die menschlichen Schwierigkeiten, die beim Gebet zu vorkommen pflegen:

„So nimmt sich auch der Geist unserer Schwachheit an.
Denn wir wissen nicht, worum wir in rechter Weise beten sollen;
der Geist selber tritt jedoch für uns ein mit Seufzen, das wir nicht in Worte fassen können.
Und Gott, der die Herzen erforscht, weiß, was die Absicht des Geistes ist:
Er tritt so, wie Gott es will, für die Heiligen ein” (Röm 8,26f.; usw.).

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C.   DAS INNERE LEBEN
DER HEILIGEN DREIFALTIGKEIT

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1. Quellen zum Kennenlernen
des inneren Lebens
der Heiligen Dreifaltigkeit

Nach diesen Aussagen über die einzelnen Personen Gottes gehört es sich den Versuch zu unternehmen, einen voller Demut, aber auch Freude – Blick in das innere Leben selbst dieses Gottes zu richten, der in seiner einen einzigen Gottheit, doch ... die Dreifaltigkeit von Personen bildet. Unsere Kenntnisse über dieses Thema sind zweifellos sparsam. Und doch reichen sie aus, um sich von der Fülle der Kontemplation-Betrachtung, die sich vor uns ausweitet, hinreißen zu lassen. Es braucht nur dessen, dass wir im Gebet auch nur die gerade angeführten Aussagen des Neuen Testaments über den Dreieinigen näher betrachten.

Zum Anschauen im Glauben des Panoramas, das das innere Leben des Dreieinigen bildet, werden zur großen Hilfe zweifellos eingehende theologische Erwägungen – selbstverständlich immer im Licht der authentischen Lehre des Lehramtes der Kirche. Die Theologie überwacht zugleich die Korrektheit der Äußerungen bezüglich der Geheimnisse Gottes Lebens. Mangel an Präzision bei der Ausdrucksweise über Gott, und anderseits die Unbeholfenheit der menschlichen Sprache – darf nicht Ausgangspunkt zur Entstellung der Wahrheit Gottes Offenbarung werden.
– Eine andere kostbare Quelle stellen mystische Erfahrungen dar, vor allem mancher Heiligen, die zu einer verwundernd weit vorangeschobenen Vertraulichkeit mit Gott zugelassen wurden.

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Jesus, stärke mich und unseren Glauben. Wenn diese in Minuten uns die Köpfe abschneiden, dass wir im Glauben verharren und bis zu Ende Zeugnis geben - der Liebe zu Dir über alles, und des Nächsten - samt unseren Henkern - wie uns selbst!

Der Verstand, beleuchtet mit dem Glauben und der Gesamtheit des Depositums der Offenbarung, die der Sorge der Kirche anvertraut ist, enthüllt dank dem ‘Sinn des Glaubens’ vor allem die Tatsache, dass Gott bei all seiner Unveränderlichkeit und Unmöglichkeit, leiden zu können – alles andere ist, nicht aber ‘Statik’. Das bedeutet, dass Gott keineswegs einem gleichsam steifen, ‘kalten Marmor’ ähnelt! Gott ist Lebendig, nicht tot! Noch mehr, Gott kann unmöglich – nicht LEBEN in seiner höchsten Potenzialität sein: Gott ist überströmende Fülle ‘lebendigen’ Lebens. Dieses Gottes Leben muss an sich eine so sehr pulsierende, sprühende und alles hinreißende Wirklichkeit darstellen, dass kein Geschöpf imstande ist, es auch zu begreifen, zu umfangen und mit der Lebendigkeit all dessen gleichsam den Schritt zu halten, was sich in Gott auf die Ihm eigene, uns Menschen total überragende Art und Weise ‘abspielt’.

Diese Feststellung dringt sich zwar aufgrund des gewöhnlichen, menschlichen Denkvorganges auf, doch sie bringt erst dann Frucht, wenn wir zum Ausgangspunkt das alles annehmen, was uns der lebendige Glauben anbietet, und wenn wir dabei dauernd auf das Gottes Wort vertrauen.

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2. Fülle des Ewigen – Lebens

In der Heiligen Schrift begegnen wir immer wieder Aussagen, die den Schleier Gottes Lebens im Schoß Gottes selbst ein wenig enthüllen. Vom Leben der Heiligsten Trinität erfahren wir offenbar stets dank dessen, was uns von Gott der „Menschen-Sohn”, Jesus Christus, berichtet. Es könnte hier auch nur die inhaltsträchtige, bündige Aussage Johannes, des Geliebten Jüngers Jesu ganz am Anfang seines Evangeliums angeführt werden – über das Wort Gottes, das Fleisch geworden ist. Es geht um die Zweite Person der Trinität, und zwar den Sohn-das-Wort:

„... Das Wort war bei Gott, und das Wort – war Gott ...
Alles ist durch das Wort geworden,
und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist ...
In Ihm [= im Wort-dem-Sohn] war das Leben,
und das Leben war das Licht der Menschen ...” (Joh 1,1.3f.).

Ist durch das Wort: die Zweite Person der Trinität, „alles geworden”, da kommt die Frage auf: Was für eine ‘Fülle – von Leben’ der Himmlische Vater sein muss: Gottes Quelle des Lebens Gottes! Kein Wunder, dass Johannes in weiterer Folge des Anfangsfragmentes seines Evangeliums u.a. sagt:

„Und das Wort ist Fleisch geworden – und hat unter uns gewohnt.
Und wir haben seine Herrlichkeit gesehen,
die Herrlichkeit des Einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit” (Joh 1,14).

Ist nicht etwa die von Johannes dem Evangelisten erwähnte unsere Betrachtung: „... wir haben Seine Herrlichkeit gesehen ...” genau dasselbe, worauf Johannes Paul II. immer wieder hinweist und bezeichnet als die uns aufgetragene Aufgabe der „Kontemplation-Betrachtung des Antlitzes Christi” ? Dies ist die grundlegende Aufgabe, die vor der ganzen Menschenfamilie stehen bleibt! Was für eine ‘hinreißende’ – Fülle von Leben Gott an sich sein muss, wenn Johannes nur noch das eine hinzuzufügen imstande ist – in eigenartiger Konklusion dieser Anschauung des Eingeborenen Gottes, des Wortes-Sohnes:

„Aus Seiner Fülle haben wir alle empfangen – Gnade über Gnade.
Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben,
die Gnade und die Wahrheit kamen durch Jesus Christus ...” (Joh 1,16f.).

Johannes beruft sich hier auf die Ausdrucksweise, die dem damaligen Gottesvolk geläufigst bekannt war. Das hier erwähnte ‘Gesetz’ betrifft die Gesamtheit der Göttlichen Offenbarung des Alten Testamentes. Dagegen die zwei – fast synonymen Bezeichnungen: ‘Gnade und Wahrheit’, bilden die in Ohren und Herzen des damaligen Gottesvolkes beständig ertönenden biblischen Bezeichnungen, die die ‘erbarmungsvolle Liebe’ Gottes [hebr. chésed] bedeuten, samt der unentwegten ‘Treue Gottes dem eigenen Vorhaben gegenüber’ : der Rettung-Erlösung des Menschen in Christus [hebr. hémet: die sich niemals entziehende Treue-Beständigkeit zum eigenen Vorhaben].

Als die Saduzzäer Jesus mit der Geschichte über die Frau, die nacheinander sieben Männer hatte, die sie überlebte, zu blamieren vor hatten, hat sie Jesus mit einem Wort sprachlos gemacht, indem Er auf Gott hinwies, der sich dem Mose offenbart hat:

„... Habt ihr das nicht im Buch Mose gelesen,
in der Geschichte vom Dornbusch, in der Gott zu Mose spricht:
Ich bin der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs.
Er ist doch nicht ein Gott von Toten, sondern von Lebenden ...” (Mk 12,26f.; Lk 20,38).

Lukas fügt in diesem Kontext hinzu:

„Denn Ihm – leben alle ...” (Lk 20,38; Text: JB).

Auf was für eine Fülle von Leben weist Jesus hin, wenn Er in seiner verwundernden, mit zärtlicher Liebe gesättigten gleichsam autobiographischen Schilderung von den zwischen dem Vater und Ihm, seinem Sohn-dem-Wort, bestehenden Beziehungen innerhalb der Gottheit berichtet – im Rahmen seiner Prä-Existenz vor der Gründung der Welt! Es geht um die erstaunenden vertraulichen Eröffnungen Christi, die in Joh 5 dargestellt sind – nach der Heilung des Gelähmten am Teich beim Schaftor des Tempels, es geschah dabei am Sabbat. Die Heilung hat eine verbissene Diskussion ausgelöst. Gerade bei dieser Gelegenheit hat Jesus so vieles über den Vater und sich selbst gesagt, als Diesem, der im Schoß des Vaters weilt. Die Worte Jesu vibrieren in dieser Stunde mit ganz besonders intensivem Gefühl, das das Geheimnis seines Eins im Vater – und umgekehrt – abspiegelt:

„Jesus aber entgegnete ihnen: ‘Mein Vater ist noch immer am Werk – und auch Ich bin bin am Werk ...
... Amen, Amen, Ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich aus tun, sondern nur, wenn Er den Vater etwas tun sieht.
Was nämlich der Vater tut, das tut in gleicher Weise der Sohn.
Denn der Vater liebt den Sohn und zeigt Ihm alles, was Er tut, und noch größere Werke wird Er Ihm zeigen ...
Denn wie der Vater die Toten auferweckt und lebendig macht, so macht auch der Sohn lebendig, wen Er will.
... Denn wie der Vater das Leben in Sich hat, so hat Er auch dem Sohn gegeben, das Leben in Sich zu haben.
Und Er hat ihm Vollmacht gegeben, Gericht zu halten, weil Er der Menschen-Sohn ist ...” (Joh 5,17.19f.26f).

Diese Vertrautheiten Jesu versetzen in Verwunderung und Entzückung. Die Kontemplation Jesu Antlitzes führt in diesem Augenblick in die tiefsten Schichten dessen, was sich im Schoß der Allerheiligsten Trinität selbst abspielt.

Knüpft auch der Hl. Paulus nicht etwa an jene ‘Fülle’ an – bei dem schon nach seiner Passion in der Auferstehung und Himmelfahrt verherrlichten Christus, wenn er an die Kolosser schreibt – er selbst befand sich damals im Gefängnis in Rom wegen der Verkündigung des Gottes Wortes (erste Römische Gefangenschaft des Paulus: Jahre 61-63):

„Dankt dem Vater mit Freude ...! ...
Er hat uns der Macht der Finsternis entrissen und aufgenommen in das Reich seines geliebten Sohnes.
Durch Ihn haben wir die Erlösung, die Vergebung der Sünden.
Denn Gott [= dem Vater] gefiel es, in Ihm [= in Christus] die ganze Fülle wohnen zu lassen [s. Kol 2,9]
und durch Ihn alles auf Ihn hin zu versöhnen ...
indem Er Frieden stiftete durch das Blut seines Kreuzes ...” (Kol 1,11-14.19f.; Text: teilweise JB).

Jesus selbst übermittelt in seiner Lehre ausschließlich das alles, was Ihm zu übertragen sein Vater aufgetragen hat:

„Wenn ihr den Menschensohn erhöht habt [= Ankündigung des eigenen Todes am Kreuz!],
dann werdet ihr erkennen, dass ICH BIN und dass Ich nichts von Mir aus tue,
sondern so rede, wie mich der Vater gelehrt hat ...” (Joh 8,28; vgl. 12,50; Text: JB).

Kann man sich wundern, wenn Jesus beharrlich vom Ewigen – Leben spricht? Gott ist seinem Wesen nach Leben – gerade das ewige Leben! Keine Einbildung, sondern Leben und Auferstehung.
Wo aber wahres Leben da ist, dort kann unmöglich nicht die Fülle von Frieden sein, Fülle von Freude und Glückseligkeit – der ewigen Glückseligkeit in Gott, der Licht ist – in völligem Gegensatz zur ‘Finsternis’ der Sünden-Domäne und des Losschneidens vom Leben.

Soll also die dringende Ermutigung zur ‘Kontemplation-Betrachtung’ des Antlitzes Christi weiterhin zeitgemäß bleiben, ist es am bekömmlichsten sie in der „Schule Mariens”  ins Leben umzusetzen. In dieser ‘Schule’, zusammen mit Ihr und durch Sie in Gebets-Kontemplation des Antlitzes Ihres Göttlichen Sohnes vertieft, können wir unmöglich nicht im Herzen selbst des Vaters den schlagenden ‘Puls’ seines Lebens – dieses Ewigen Lebens vernehmen, sooft darauf sein Sohn-Sein-Wort selbst hinweist:

„... Wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat,
so muss der Menschensohn erhöht werden [= Ankündung des Kreuztodes],
damit jeder, der an Ihn glaubt [= Ihm: dem Sohn-dem-Wort anvertraut],
in Ihm das ewige Leben hat ...” (Joh 3,15).

„Das ist das ewige – Leben:
Dich, den Einzigen wahren Gott, zu erkennen,
und Jesus Christus, den Du gesandt hast ...” (Joh 17,3).

„Meine Schafe hören auf Meine Stimme, Ich kenne sie, und sie folgen Mir.
Ich gebe ihnen ewiges – Leben.
Sie werden niemals zugrunde gehen, und niemand wird sie Meiner Hand entreißen ...
Ich und der Vater sind – Eins” (Joh 10,27-30).

Der Geliebte Jünger Jesu, der Hl. Johannes, ruft am Anfang seines Ersten Briefes, voller freudigen Begeisterung:

„Was von Anfang an war, was wir gehört haben,
was wir mit unseren Augen gesehen, was wir geschaut und was unsere Hände angefasst haben,
das verkünden wir: das Wort des Lebens. ...
Denn das Leben wurde offenbart: wir haben gesehen und bezeugen
und verkünden euch das ewige Leben, das beim Vater war und uns offenbart wurde ..
damit auch ihr Gemeinschaft mit uns habt ...
Wir haben Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus.
Wir schreiben dies, damit unsere Freude vollkommen ist” (1 Joh 1,1-4).

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RE-Lektüre: V.Teil, Kapit.1a:
Stadniki, 15.X.2013.
Tarnów, 12.V.2022.

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Fünfter Teil. GOTTES LIEBENDE BARMHERZIGKEIT.
Gott der sich als BARMHERZIGKEIT verrät

Einführendes Wort zum fünften Teil

1. Kap. GOTT: LIEBE – LEBEN BEI DER ERSCHAFFUNG
DES MENSCHEN ‘UM SEINER SELBST WILLEN’.
Auf Probe gestellte Liebe des ‘Gottes Ebenbildes’


A. DIE TIEFE GOTTES GEHEIMNISSES KENNEN ZU LERNEN

1. „Alles was da ist – ist aus Tiefen Meiner Barmherzigkeit hervorgegangen ...”
2. Die Tiefen von Leben-Liebe Gottes selbst
Gottes Offenbarung seiner Selbst und seines Vorhabens
Grundlagen unseres Glaubens
3. Das Antlitz Christi, d.h. des Vaters und Heiligen Geistes in der ‘Schule Mariä’ kennen lernen
Der Dreieinige vom Eingeborenen erklärt
In der ‘Schule Mariens’

B. DER DREIEINIGE: der VATER und der SOHN und der HEILIGE GEIST
1. Die menschlichen Möglichkeiten, Gottes inneres Leben kennen zu lernen
Anmerkung im Anschluss an Worte: Joh 16,33 und DV 1
2. Blasphemische Bezeichnungen über Sich und den VATER ?
3. Die Person des Heiligen Geistes

C. DAS INNERE LEBEN DER HEILIGEN DREIFALTIGKEIT
1. Quellen zum Kennenlernen des inneren Lebens der Heiligen Dreifaltigkeit
2. Fülle des Ewigen – Lebens


Bilder-Fotos

Abb.1. Jesus ich vertraue auf Dich – mit Hl. Johannes Paul II. und Hl. Schw.Faustyna
Abb.2. Polnisches Tatragebirge: Meer-Auge
Abb.3. Zwei lachende Äffchen
Abb.4. Kongress der Kinderreichen Familien in Zakopane, Polen
Abb.5. Preis der Treue in Probe auf Glauben und Charakter: strikt vor der Exekution