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VERMERK: Abkürzungen zur angeführten Literatur s. Literatur

Verzierung

3. Selbst-Offenbarung
der Gottheit
bei anderen Gelegenheiten

Habt Mut!

Jesus kommt mit seiner Verabschiedung nach dem Letzten Abendmahl – kurz vor seinem großen Hohepriesterlichen Gebet (Joh 17) zu Ende, indem Er die Apostel mit optimistischer Aussicht ermutigt, die ganze Zuversicht auf Ihm als dem Sieger über die Welt zu sammeln.
– Kein Mensch, keiner auch der größten Führern und Tyrannen der Welt könnte je Ähnliches sagen. Derartiges Wort wäre höchstens Ausdruck einer wahnsinnigen Hoffart im Typus der Satans-Hoffart, der verbissen das absurde Ziel anstrebt: Gott seiner Gottes Würde zu entheben.

Indessen Jesus spricht mit ganzem Frieden seines Herzens (s. Joh 14,27) – Er, der in einer Stunde Foltern ausgeliefert werden wird. Und doch gerade bei dieser Verabschiedung spricht Er bis 5mal, von „Freude”, dieser „seinen Freude” (Joh 15,11; 16,20.22.24; 17,13), um die Er seinen Vater für seine Jünger bittet.

Jesus endet diese seinen Abschiedsworte folgender:

„Dies habe Ich zu euch gesagt, damit ihr in Mir Frieden habt.
Auf der Welt seid ihr in Bedrängnis.
Aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt !” (Joh 16,33).

Der Evangelist drückt den Gedanken Jesu mit dem griechischen Zeitwort: ‘tharste’ aus. In der oben angeführten Übersetzung wurde es wiedergegeben als: ‘Habt Mut’! Genauer müsste aber der Inhalt des hier angewandten Zeitwortes folgender wiedergegeben werden: ‘Seid guten Mutes, bricht nicht zusammen’ ! Habt Vertrauen auf Mich !
– Jesus hat niemanden betrogen, hier auf Erden wäre es jemandem gut, wenn er Ihm nachfolgt.

Gerade diese Wahrnehmung hat seinerseits einen gewaltigen Eindruck auf Karol Wojtyła gemacht, als er noch seine jungendlichen Jahre erlebte. Er hat daran in seinem improvisierten Bekenntnis angesichts der Jugendlichen in Kraków auf der ‘Skałka’ (Pauliner-Kloster und Kirche) 1987 – bei seiner dritten Pilgerfahrt in die Heimat, angeknüpft. Hier seine Worte:

„Ich erinnere mich, als ich jung war, so wie ihr, und ich das Evangelium las, galt für mich als kräftigstes Argument für die Wahrhaftigkeit all dessen, was ich gelesen habe, gerade das, dass es dort keine billige Verheißung gibt. Jesus legte seinen Jüngern die völlig rohe Wahrheit vor: Habt keine Erwartungen! Es wird hier kein Reich aus dieser Welt geben! Es wird kein Sitzen an Meiner rechten und linken Seite geben – im Sinn der Ämter beim künftigen, messianischen König. Später schenkt euch die Auferstehung die Kraft, sie gibt euch die Kraft des Heiligen Geistes, dass ihr vor der Welt von diesem Gekreuzigten Zeugnis abzulegen imstande sein werdet. Allerdings es gibt hier keine billige Verheißung. In der Welt werdet ihr Bedrängnis zu erdulden haben.
– Mich hat das sehr überzeugt, denn normalerweise suchen Leute die anderen mit Versprechungen anzulocken ...” (Johannes Paul II., Dritte Pilgerfahrt in die Heimat, Kraków, Treffen mit Jugendlichen, 10.VI.1987).

Die Apostel, aber ebenfalls alle Jünger Jesu haben allzu gut verstanden, was die gerade angeführten seine Abschiedsworte über die ihnen bevorstehenden ‘Bedrängnisse’ zu bedeuten haben. Sie haben vortrefflich die schwierigen Worte des Menschen-Sohnes erfasst, der niemandem etwas auferlegte, was Er nicht selbst früher ‘ausgekostet’ hätte – als beständig abgelegte seine Gottes ‘Prüfung’ von der Qualität der sich selbst dahinschenkenden Liebe:

„Wenn die Welt euch hasst, wisst, dass sie Mich schon vor euch gehasst hat. Wenn ihr von der Welt stammen würdet, würde die Welt euch als ihr Eigentum lieben. Aber weil ihr nicht von der Welt stammt, sondern weil Ich euch aus der Welt erwählt habe, darum hasst euch die Welt. ...
‘Der Sklave ist nicht größer als sein Herr’. Wenn sie Mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen. Wenn sie an Meinen Worten festgehalten haben, werden sie auch an eurem Wort festhalten ...
Wer Mich hasst, hasst auch Meinen Vater ...” (Joh 15,18-24).

Die Geschichte der Kirche ist Geschichte immer irgendwo, in einem der Länder oder auf einem der Kontinente anhaltender Verfolgungen der Kirche Jesu Christi – samt Tötungen der Jünger Christi, nicht selten unter ausgesuchten Foltern. So wird es auch im folgenden Bruchstück des Offenbarungsbuches ausgedrückt, das dieselbe Ansage Christi von eschatologischer Perspektive her abzeichnet:

„Als das Lamm [Jesus Christus, der Erlöser] das fünfte Siegel öffnete,
sah ich unter dem Altar die Seelen aller,
die hingeschlachtet worden waren wegen des Wortes Gottes ...
... Da wurde ... ihnen gesagt, sie sollten noch kurze Zeit warten bis die volle Zahl erreicht ist durch den Tod
ihrer Mitknechte und Brüder, die noch sterben müssten wie sie ...” (Offb 6,9.11).

VERMERK. Nicht alle Christen in Europa und außerhalb von Europa sind sich dessen bewusst, wie viele andere Jünger Christi jährlich ‘um Christi willen’ in aller Welt ihr Leben hingeben müssen, nicht selten unter grausamen Foltern. Hier eine der Statistiken für das Jahr 2003: „Alle drei Minuten wird weltweit ein Christ umgebracht, weil er sich als Jünger Christi bekennt. Statistiken von Missionsgemeinschaften zählen 170.000 christliche Martyrer im Jahr 2003 – vor allem in islamitischen Ländern” (Zitat aus: CM = Kurier der Christlichen Mitte. Für ein Deutschland nach Gottes Geboten, Dezember 2004, Nr. 12, S.4. Mit Verweis auf: Kurier-Sonderdruck: ‘Christenverfolgung in den islamischen Ländern’, 16 S.).
Genau dieselben Statistiken gelten für das Jahr 2009: statistisch wird alle 3 Minuten tagtäglich EIN Christ „Um Christi Willen” – meistens unter Foltern – umgebracht. Ähnliche Berichterstattungen halten am gleichen Niveau jedes nächste Jahr fest, wenn die Anzahl der Jünger Christi, die seinetwillen zu Tode gemartert wurden, nicht systematisch größer wird.
– Das Maß der Grausamkeiten vonseiten vor allem der Bekenner Allahs, aber auch Bekenner anderer Religionen, bzw. national-religiöser Optionen (Indien; viele Länder in Afrika angesichts z.B: der Grausamkeiten vonseiten des Boko Haram in Nigerien und anderen Ländern Afrikas) wird systematische erfüllt mit schauderhaften Völkermorden besonders der Jünger Christi in fortschreitenden 2010- Jahren-
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Nachlass der Sünden

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Konzelebration am Jubiläumstag der Schwestern, Oktober 2001, Panewniki bei Katowice, Polen. Verschiedene Jubiläumsjahre der Ordensprofess. Die älteste war 75 Jahre seit ihrer ersten Ordensprofess.

Die allgemeine Glaubens-Überzeugung sagte den Leuten schon immer vor, und umso mehr dem Volk Israel, dass allein Gott Sünden nachlassen kann. Indessen der Menschen-Sohn, Jesus Christus, hat wohl wiederholt zu verstehen gegeben, dass Er Sünden laut eigener Macht vergibt.

Hier eines solcher Beispiele. Es geht um die Heilung des Gelähmten in Kafarnaum (Mt 9,1-7; vgl. Mk 2,1-12; Lk 5,17-26). Wegen der Menge der Leute wurde der Kranke mit dem Bett durch die Dachöffnung hinabgelassen. Ein Fragment des Berichtes:

„Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: ‘Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!’
Einige Schriftgelehrten aber, die dort saßen, dachten im stillen: ‘Wie kann dieser Mensch so reden? Er lästert Gott. Wer kann Sünden vergeben außer dem Einen Gott?’
– Jesus erkannte sofort, was sie dachten, und sagte zu ihnen: ‘Was für Gedanken habt ihr im Herzen? Ist es leichter zu dem Gelähmten zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben? oder zu sagen: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh umher? Ihr sollt aber erkennen, dass der Menschen-Sohn die Vollmacht hat, hier auf der Erde Sünden zu vergeben.
Und Er sagte zu dem Gelähmten: Ich sage dir: ‘Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh nach Hause’.
Der Mann stand sofort auf, nahm seine Tragbahre und ging vor aller Augen weg.
Da gerieten alle außer sich, sie priesen Gott und sagten: ‘So etwas haben wir noch nie gesehen’ ...” (Mk 2,5-12).

Die Heilung des Menschen, dem Jesus zuvor seine Sünden vergeben hat, hat in diesem Fall die eindeutige Rolle erfüllt: sie galt als Bestätigung für die Macht, Sünden vergeben zu können. Jede Sünde ist Beleidigung immer in erster Reihe Gottes. Wäre der Sündennachlass in diesem Fall reine Fiktion und Illusion, würde Gott der wahre Jesus nicht erhört und Ihm die Gabe der wunderbaren Heilung nicht verliehen haben

Auferweckung des Lazarus

Die Wiederherstellung des Lebens jemandem, der außer Zweifel gestorben ist, kann unmöglich nicht als Wunder anerkannt werden. Die Auferweckung von den Toten setzt die Macht über Leben und Tod voraus.
– Johannes der Evangelist widmet ein ausführliches Kapitel seines Evangeliums der Beschreibung der Auferweckung des Lazarus von den Toten.

Lazarus, der Bruder von Maria und Marta aus Betanien nicht weit von Jerusalem (Joh 11,18), bei denen Jesus des Öfteren besonders gastfreundlich empfangen wurde, wurde krank und ist gestorben (Joh 11,14). Seine Schwestern haben Jesus von der Krankheit des Lazarus benachrichtigt. Aber Jesus war es nicht eilig, in das Haus seiner herzlieben Freunde zu kommen. Er kehrte nach Judäa erst dann zurück, als Lazarus schon 4 Tage beerdigt war.
– Dem herankommenden Jesus begegnete zuerst Marta. Jesus spricht mit ihr über die Auferstehung:

„... Wer an Mich glaubt, wird leben – auch wenn er stirbt.
Und jeder, der lebt und an Mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das?” (Joh 11, 25f.).

Die Marta bekennt voller Mut ihren Glauben an seine Gottes Sohnschaft:

„Ja, Herr, ich glaube, dass Du der Messias bist,
der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll” (Joh 11,27).

Als Jesus die weinende Maria sah, die auch schon mittlerweile herangelaufen war, erlag auch Er einer inneren Rührung – und weinte ebenfalls (v. 35).
– Hier die weitere Folge der Beschreibung vom Johannesevangelium:

„Jesus sagte: ‘Nehmt den Stein weg!’
Marta ... entgegnete Ihm: ‘Herr, er riecht aber schon, denn es ist bereits der vierte Tag’.
Jesus sagte zu ihr: ‘Habe Ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen’ ?
Da nahmen sie den Stein weg. Jesus aber erhob seine Augen und sprach:
Vater, Ich danke Dir, dass Du Mich erhört hast. Ich wusste, dass Du Mich immer erhörst; aber wegen der Menge, die um Mich herum steht, habe Ich es gesagt, denn sie sollen glauben, dass Du Mich gesandt hast’.
– Nachdem Er dies gesagt hatte, rief Er mit lauter Stimme: ‘Lazarus, komm heraus’ ! Da kam der Verstorbene heraus, seine Füße und Hände waren mit Binden umwickelt, und sein Gesicht war mit einem Schweißtuch verhüllt. Jesus sagte zu ihnen:
Löst ihm die Binden, und lasst ihn weggehen’.
– Viele der Juden, die zu Maria gekommen waren und gesehen hatten, was Jesus getan hatte,
kamen zum Glauben an Ihn” (Joh 11,39-45).

Allerdings wie es bei solchen Ereignissen zu sein pflegt: Viele Zeugen der Auferweckung haben in dieser Stunde an Jesus Christus geglaubt – als den von Gott Gesandten, wenn nicht als Gottes Sohn.
– Dagegen die anwesenden Vertreter der höchsten geistigen Macht des Volks, unter dem Vorsitz des Kajafas, haben nach kurzem Abschluss des Hohen Rates in diesem Moment das endgültige Todesurteil gegen Jesus Christus gefällt (Joh 11,46-53).

Ihnen ging es nicht um Beweise für die Gottheit Jesu, noch um die Wahrheit der Offenbarung Gottes, sondern um die eigene sog. ‘Staatsraison’, u.zw. um die eigenen einträglichen Posten und die ausgeübte Macht.
– Da aber der Offensichtlichkeit des Wunders der Auferweckung unmöglich widersprochen werden konnte und viele sind auf den Empfang nach Betanien gekommen, wo Lazarus in diesem Moment Wirt des Mahles war, konnten sich die Pharisäer nur noch das eine leisten: samt Jesus außerdem auch noch Lazarus zu töten: „weil viele Juden seinetwegen hingingen und an Jesus glaubten” (Joh 12,10f.).

4. Beweggründe
der unternommenen Tätigkeit

Gründung der Kirche ...

In der Zusammenfassung des laufenden, ausgebauten ‘Unterpunktes’ über die Werbungsmethoden, die in Sekten und Neo-Religionen angewandt werden – im Vergleich zu diesen, die Jesus anwendet, gehört es sich noch einmal um die grundlegenden Voraussetzungen Jesu Christi ‘Stiles’ bei der Berufung eines Jemanden zur Nähe zu sich bewusst zu werden. Es geht um Werbungsmethoden sowohl bei der Berufung von Jüngern im ganz allgemeinen Sinn, wie umso mehr dieser, die die ‘Leibwache’ bilden sollten: zum Kreis der Zwölf und der übrigen, eng mit Ihm verbundenen, die deutlich als seine ‘Jünger’ genannt werden.

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„Er aber stieg auf den Berg auf und betete zum Vater...”! (Mt 14,23). Angesichts der Gebirge ist es leichter die Majestät des Weltalls zu betrachten und seinen Schöpfer zu erblicken: den Schöpfer ebenfalls des Menschen, samt dem – dem Menschen dargebotenen Gottes Vorhaben.

Es ist schwierig nicht zu bemerken, dass Jesus jedes Mal auf die Entscheidung des freien Willens seiner potentiellen Jünger wartet. Diese Hinsicht hebt Jesus als Grundbedingung sehr deutlich hervor. So werden auch die Berichte über die einzelnen ‘Berufungen’ in den Evangelien dargestellt.
– Besonders deutlich wird diese Hinsicht im Fall des reichen Jungen Mannes. Jesus gibt ihm zu erkennen, dass alles von der getroffenen seiner eigenen Entscheidung abhängt: „Wenn du aber das Leben erlangen WILLST ...” (Mt 19,17) .

Jesus schließt von vornherein Zwang, Nötigung, psychotechnische Kniffe aus, wie auch jede Manipulation, die eine hinterlistige Umgestaltung des Geistes des Adepten anstrebte.

Folgerichtig gibt Jesus dauernd eine volle Antwort bezüglich weiterer Bedingungen, um zu Ihm gehören zu dürfen. Er macht von Anfang an klarbewusst, dass die Nachfolge auf seinen Spuren ebenfalls Treue in der Lage des Gekreuzigt-Werdens, Verfolgung und Bedrängung bedeuten wird:

„Dann wird man euch in große Not bringen und euch töten,
und ihr werdet von allen Völkern um Meines Namens willen gehasst.
Dann werden viele zu Fall kommen und einander hassen und verraten.
Viele falsche Propheten werden auftreten, und sie werden viele irreführen.
Und weil die Missachtung von Gottes Gesetz Überhand nimmt,
wird die Liebe bei vielen erkalten.
– Wer jedoch bis zum Ende standhaft bleibt, der wird gerettet” (Mt 24,9-12).


Wir haben mehrere biblische Stellen betrachtet, an denen der Himmlische Vater Jesus Christus als seinen Eingeborenen Sohn proklamiert. Wir haben auf die immer wieder aus der ganzen Verhaltensweise Jesu durchblinkende seine Gottheit aufmerksam gemacht, in deren Kraft Er der Einzige war, der so sprechen konnte, wie niemand anderer bisher gesprochen hat, wobei Er zugleich seine Sendung mit ‘Zeichen’ bestätigte. Zweck der vollbrachten ‘Zeichen’ war es niemals, nur Aufregung einer Sensation zu wecken, sondern dass die immer mehr eindeutig sich aufdrängende Schlussfolgerung gezogen werden kann: Hier tritt der wahre Sohn Gottes auf.

Die ganze Zeit hindurch kommt aber die grundlegende Frage auf: wozu eigentlich schafft Jesus eine ‘Gruppe’, die Er ab Anfang an zum Fundament einer großen Gemeinschaft bilden will, die Er bald als seine ‘Kirche’ bezeichnen wird, auch wenn Er sie zugleich mit dem verkündeten Göttlichen, bzw. Himmlischen Reich identifizieren wird?

Diese Absicht enthüllte Er seinen Allernächsten bei folgenden Begebenheiten. Jesus stellte ihnen nämlich eine wichtige Frage hinsichtlich seiner Person auf. Die Antwort gab damals im Namen aller Zwölf Simon-Petrus. Er bekannte, dass Jesus Sohn Gottes ist.
– Jesus belohnte diese Antwort mit der bahnbrechenden Verheißung:

„Ich aber sage dir: Du bist Petrus (d.h.: Fels),
und auf diesen Felsen werde Ich Meine Kirche bauen,
und die Mächte der Unterwelt werden ihn nicht überwältigen.
– Ich werde Dir die Schlüssel des Himmelreichs geben;
was du auf Erden binden wirst ...” (Mt 16,18f.; Übersetzung korrigiert in: ‘... Unterwelt werden Ihn’, d.h. den Felsen, nicht aber die Kirche!).

Jesus beruft den Kreis der Zwölf als seiner Allernächsten Jünger mit deutlicher Absicht, dass sie sein Werk fortsetzen. Um dieses Werkes willen ist Er auf die Erde herabgestiegen, hat die Ihm vom Vater anvertraute Sendung erfüllt – und kehrt in Kürze zum Vater am Tag der Himmelfahrt wieder zurück.

Der Kreis der Zwölf übernimmt bald dieses sein Werk. Es wird auf der Verwaltung der Gaben der Erlösung beruhen, die Er um einen ‘Großen Preis’ verdienen wird.
– Diese Aufgabe stellt Jesus dem Kreis dieser Erwählten anschaulich dar, indem Er sich an die für sie leicht zu verstehenden Bilder beruft, u.a. zum weiden der ihnen anvertrauten Herde.

Diesem Anliegen widmet Jesus viel Zeit und einzelne Besprechungen, u.a. in der Zeit zwischen seiner Auferstehung und Rückkehr zum Vater am Tag seiner Himmelfahrt:

„Ihnen hat Er nach seinem Leiden durch viele Beweise gezeigt, dass Er lebt;
vierzig Tage hindurch ist Er ihnen erschienen und hat vom Reich Gottes gesprochen ...” (Apg 1,3).

Die Apostel sollten die heilige Taufe erteilen, aufgrund des Sakramentes der Versöhnung Sünden nachlassen, sie sollten die Eucharistie und die übrigen heiligen Sakramente feiern.
– Außer Zweifel hat Jesus diese Zwölf insbesondere belehrt, wie die Kirche funktionieren soll, samt der Weitergabe der Macht der Weihe, der Zelebration der Liturgie. Unentbehrlich wurde die Frage der hierarchischen Struktur dieser Kirche, an deren Wurzeln die Festsetzungen selbst Christi und des Heiligen Geistes stehen. Jesus hat deutlich sichergestellt, dass der Heilige Geist in der Kirche für immer weilen wird, ähnlich wie auch Er selbst in ihr „alle Tage, bis zum Ende der Welt” zu verbleiben verheißen hat (Mt 28,20). Alle diese Aspekte haben wir schon früher besprochen, vor allem in zwei ersten Kapiteln des zweiten Teiles unserer Homepage (s ob.: Auf der Suche nach Jesus Christus – heute – samt dem ganzen weiteren Kontext bis zum 3. Kapitel).

Jesus Christus konnte das Depositum der Lehre über die Wahrheit der Offenbarung nicht dem blinden Geschick überlassen, noch willkürlichen Entscheidungen zufälliger Personen. Übrigens, mit was für einer Demut sprach selbst Er über das Wort Gottes – Er, der Er „Wahrer Gott ist vom Wahren Gott” :

„Darauf antwortete ihnen Jesus: ‘Meine Lehre – stammt nicht von Mir,
sondern von dem, der Mich gesandt hat
.
Wer bereit ist, den Willen Gottes zu tun, wird erkennen,
ob diese Lehre von Gott stammt oder ob Ich in Meinem eigenen Namen spreche.
Wer im eigenen Namen spricht, sucht seine eigene Ehre; wer aber die Ehre dessen sucht, der ihn gesandt hat, der ist glaubwürdig, und in ihm ist keine Falschheit’ ...” (Joh 7,16ff.).

Johannes Paul II. schreibt im Anschluss an die Verhaltensweise Jesu Christi in gerade besprochener Frage – angesichts Gottes Wortes:

„So steht vor uns die ... Kirche als soziales Subjekt der Verantwortung für die Wahrheit Gottes. In tiefer Bewegung hören wir Christus selbst, wenn Er spricht: ‘Das Wort, das ihr hört, ist nicht Mein Wort, sondern das des Vaters, der Mich gesandt hat’ (Joh 14,24). Kommt in diesen Worten unseres Meisters nicht eben diese Verantwortung für die geoffenbarte Wahrheit zur Stimme, die ‘Eigentum’ Gottes selbst ist, und selbst Er, der ‘Eingeborene Gott, der im Schoß des Vaters’ ist (Joh 1,18), sooft Er sie als Prophet und Lehrer übermittelt – findet sich genötigt hervorzuheben, dass Er es mit ganzer Treue für ihre Göttliche Quelle tut. Dieselbe Treue muss konstitutive Eigenschaft des Glaubens der Kirche bilden ...’ (RH 19).

Letztlicher Beweggrund des unternommenen Wirkens

In diesen Umständen ist es nicht schwer zu erfassen, wie der Beweggrund war, nach dem sich Jesus Christus selbst richtete, sooft Er jemanden zu seiner Nähe berufen hat, zumal diejenigen, die seine Allernächsten sein sollten: diese gleichsam ‘in Uniform’. Jesus richtet sich von Anfang an bis zu Ende nach der reinen Liebe, in der es keinen Schatten von Eigennutz gibt.
Es geht um seine Liebe zum Vater und seinem Willen. Ihn zu erfüllen, ist seine „Speise” (Joh 4,34).
– Jesus richtet sich zugleich nach der Liebe zu seinen menschlichen Brüdern und Schwestern.

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Neugeweihte Priester mit ihrem Bischof: Philippinen. – Wie sehr dringend ist das Angebot und die Bitte Christi: Bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter für seine Ernte schickt! Die Ernte ist dauernd so groß, die Arbeiter aber fortwährend so wenige...

Jesus betont wiederholt allzu eindeutig, dass Er nicht seinen Willen erfüllt, sondern dessen, der Ihn gesandt hat: des Vaters. Und dass Er daselbst nicht nach eigener Ehre sucht, sondern das eine anstrebt:

„Unser Vater! ... Dein Reich komme!
Dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf der Erde” (Mt 6,9).

Wenn Jesus an der Schwelle „seiner Stunde” den Vater bitten wird (Joh 13,1):

„Vater, verherrliche Du Mich jetzt bei Dir mit der Herrlichkeit,
die Ich bei Dir hatte, bevor die Welt war” (J 17,5),

so wird das einerseits nur die Antwort des Vaters darauf sein, was Jesus auf Erden für Ihn als seinen Vater vollbracht hat:

„Ich habe Dich auf der Erde verherrlicht und das Werk zu Ende geführt,
das Du Mir aufgetragen hast ...” (Joh 17,4).

Anderseits wird die Herrlichkeit Jesu Christi: dieses auf dem Kreuz Erhöhten, nachher Auferstandenen, in den Himmel Aufsteigenden und in der Sendung des Heiligen Geistes – geradeaus zum endgültigen Ziel des vollbrachten Vorhabens Gottes des Dreieinigen, u.zw. der Erlösung des Menschen im Sohn Gottes, des Erlösers des Menschen.

Jesus formuliert nicht umsonst seine eigentliche Absicht. Von Anfang an gibt es in ihr keinen Schatten irgendeiner Eigensucht, noch Befriedigung des Eigennutzes. Jesus ist wahrhaft dazu gekommen – und hat das konsequent erfüllt, was Er in seiner eindeutigen Selbst-Bezeichnung zusammengefasst hat:

„Und wer von euch der erste sein will, soll euer Sklave sein.
Denn auch der Menschen-Sohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen,
sondern um dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele” (Mt 20,27f.; vgl. Mk 10,45).


Wir können uns nur die Frage stellen: Ob all diese und ähnliche Jesu Aussagen – samt den sie begleitenden seinen Taten, die danach mit tatsächlich unternommenem ‘äußerst knechtschaftlichem Dienst’ in Form des freiwillig angenommenen Leidens, seines grausamen Todes – seines Erlösungs-Todes, verbunden mit seiner Auferstehung bestätigt wurden – noch Platz für irgendwelchen Zweifel bezüglich der tiefsten Absichten Jesu zulassen können?

Es kann hier keine Rede von irgendwelcher ‘Eroberungsgier’ sein, wie sie für die Herrscher der Sekten und Neo-Religionen typisch ist! Wir sehen hier keine Spur eines Strebens vonseiten Jesu nach ‘Beherrschung des Willens’ seiner Jünger und ihrer Reduzierung auf die Ebene willenloser ‘Marionetten’ zu Diensten seiner ‘Majestät’! Jesus strebt nicht seine eigene Erhöhung an, indem Er die ‘Menschenmengen’ auf instrumentale Art und Weise zuerst psychotechnisch eingefangen und sie entmündigen würde.
– Jesus ist in höchst wörtlichem Sinn so, wie Ihn der Hl. Paulus, und auch der Hl. Johannes schildert:

„Alle haben gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verloren.
Ohne es verdient zu haben, werden sie gerecht, dank seiner Gnade, durch die Erlösung in Christus Jesus.
Ihn hat Gott (der Vater) dazu bestimmt,
Sühne zu leisten mit seinem Blut,
Sühne wirksam durch Glauben ...” (Röm 3,23ff.)

„Gott (der Vater) aber hat seine Liebe zu uns darin erwiesen,
dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.
Nachdem wir jetzt durch sein Blut gerecht gemacht sind,
werden wir durch Ihn erst recht
vor dem Gericht Gottes gerettet werden ...” (Röm 5,8f.).

„Wenn aber einer sündigt, haben wir einen Beistand beim Vater: Jesus Christus, den Gerechten.
Er ist die Sühne für unsere Sünden, aber nicht nur für unsere Sünden, sondern auch für die der ganzen Welt” (1 Joh 2,1f.).

Möchte jemand noch eindringender die eigentlichen Absichten und Beweggründe untersuchen, die Er einsetzte, indem Er immer andere und weitere Jünger zur Nachfolge auf seine Spuren berufen hat, dürften wir dahin verweisen, worüber im früheren Teil gesprochen wurde: von Jesu Geheimnis, wie es gilt, die ‘Herrschaft über die Herzen’ zu gewinnen (s. ob.: Der Königliche Weg: Das ‘Walten über die Seelen’ zu gewinnen).


Zu Ende der langen Betrachtungen, die wir der Zusammenstellung der Methoden bei Jünger-Werbung gewidmet haben, wie sie von Jesus angewandt werden – im Kontrast zu Psychotechniken, die ‘programmmäßig’ in Sekten und Neo-Religionen laufend angewandt werden, dürfte noch einmal deutlich der grundsätzliche Zug Jesu Christi Lebens hervorgehoben werden. Jesus Christus ist wahrhaft nicht gekommen, um zu ‘nehmen’, sondern zu ‘geben’. Ab dem Zeitpunkt an, da Er vom Himmel herabgestiegen ist, strebt Er nach dem einen: sein Leben dahinzugeben, um um diesen Preis seinen menschlichen Brüdern und Schwestern die Chance anzubieten, das ewige – Leben zu gewinnen.

Der Stil, den Satan annimmt – und alle die nicht Gott, sondern Satan dienen, ist genau entgegengesetzt:

„Euer Widersacher, der Teufel, geht wie ein brüllender Löwe umher
und sucht, wen er verschlingen kann” (1 Petr 5,8).

So ist gerade jede Gegen-Liebe: sie nährt sich am fremden Blut. Im Gegenteil dazu, die Liebe Gottes gibt sich selbst ... irgendwie selbst zum ‘Fraß’ hin:

„Ich bin der Gute Hirt.
Der Gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe ...” (Joh 10,11)!

„Wer Mein Fleisch isst und Mein Blut trinkt, hat das Ewige Leben,
und Ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag ...” (Joh 6,54).

Verzierung

H.
DIE BERUFUNG
ZUM PRIESTERTUM ...

Verzierung

Priestertum des Einzigen Erzpriesters Jesus Christus

Es ist eigentümlich: Jesus Christus bezeichnet sich selbst ... niemals als ‘Priester’. Dagegen Er erfüllt in Praxis die für einen Priester typischen Aufgaben. Wir bemerken vor allem, Er verkündigt das Wort Gottes, wobei Er selbst Gottes Wort – IST. Er wendet auch oft die Terminologie an sich an, die eindeutig die Opferung kultischer Gaben betrifft. Beispielsweise könnten hier die folgenden Ausdrucksweisen Jesu angeführt werden:

– Jesus sagt von sich, Er werde „sein Leben für die Schafe geben” (Joh 10,11).

– Er setzt die Eucharistie ein mit Worten: „Das ist Mein Leib, der für euch hingegeben wird” (Lk 22,19).

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Laischer eifriger Apostel des heiligen Rosenkranzgebetes und der Rosenkranz-Novene von Pompeji. Er war zuerst Satanist, Adwokat, dann Bekehrter.

„Das ist Mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden” (Mt 26,28).

– Im Hoherpriestergebet (Joh 17) spricht Er zum Vater:

„Wie Du Mich in die Welt gesandt hast,
so habe auch Ich sie in die Welt gesandt.
Und Ich heilige Mich für sie (griech.: hagiázo hemautón: ich bestimme mich selbst zum Ganz-Brand-Opfer),
damit auch sie in der Wahrheit geheiligt sind” (Joh 17,19).

Jesus Christus setzt das Priestertum im Abendmahl ein – und gleichzeitig das Sakrament der Eucharistie.

Im Alten Testament war zur Erfüllung der priesterlichen Funktionen der Stamm Lewi bestimmt und befugt. Jesus Christus kommt vom Stamm Juda her, also nicht vom Stamm Lewi! Im Neuen Testament wird es keine ‘Erbschaft’ des Priestertums auf dem Weg der Zeugung mehr geben. Jeder Diener des Altars wird vom Menschensohn selbst bei Namen berufen. Jesus gründet das Priestertum und die seine Kirche auf ganz neuen Grundsätzen.

Die Apostel, mit denen Jesus zweifellos diese Themen im Besonderen erörtert und ihnen entsprechende Anweisungen gegeben hat, haben die Absichten ihres Meisters und Herrn gut verstanden. Von ihnen stammt die in der Kirche konstitutive Rolle der Apostolischen Überlieferung (s. darüber genauer ob.: Apostolische Überlieferung und Praxis: maßgebend für die Kirche aller Zeiten – samt dem voran- und nachfolgenden Kontext). Daher gibt es in Apostolischen Schriften zahlreiche Vermerke bezüglich der Verrichtung der priesterlichen Aufgaben, wie auch hinsichtlich der immer präziser gestalteten Terminologie über das Priestertum und den Opferdienst, die mittlerweile schon gut durch das Filter der Fülle der Offenbarung Jesu Christi durchgegangen ist.

Wir sehen auch, wie die Apostel die Regierenden für die von ihnen gegründeten Kirchen und christlichen Gemeinden einsetzen, also Bischöfe und Priester.
– Bald kommt es zur deutlichen Abgrenzung zwischen typischen priesterlichen Aufgaben – und den übrigen Funktionen des Gottes-Volks des Neuen Bundes, das im Blut Christi gegründet worden ist, obwohl das ganze Gottes Volk am Priestertum Christi Anteil hat. Diese Wirklichkeit wird mit dem Namen ‘Allgemeines Priestertum’ bezeichnet werden – im Unterschied zum ‘Hierarchischen Priestertum’ (s. LG 31.34; PO 2; usw.; ChL 14; MuD 26; DoC 2; usw.).

Sprecher der diesbezüglichen Notwendigkeit wird in Anfängen selbst des dynamischen Wachstums der ursprünglichen christlichen Gemeinden Petrus, der erste Papst.

1) Er hebt den ersten der grundsätzlichen Dienste des hierarchischen Priestertums hervor, u.zw. den Dienst des Wortes:

„Es ist nicht recht, dass wir das Wort Gottes vernachlässigen
und uns dem Dienst an den Tischen widmen.
... Wir aber wollen beim Gebet und beim Dienst am Wort bleiben” (Apg 6,2.4).

2) Die zweite grundsätzliche Aufgabe des Priestertums des Neuen Bundes wird sich auf die Ausspendung der Gnaden der Erlösung Christi beziehen. Zu ihrem Sprecher werden u.a. die Worte des Völkerapostels, des Hl. Paulus:

„Als Diener Christi soll man uns betrachten
und als Verwalter von Geheimnissen Gottes ...” (1 Kor 4,1).

„Ja, Gott war es, der in Christus die Welt mit sich versöhnt hat,
indem Er den Menschen ihre Verfehlungen nicht anrechnete
und uns das Wort von der Versöhnung (zur Verkündigung) anvertraute.
Wir sind also Gesandte an Christi statt, und Gott ist es, Der durch uns mahnt.
Wir bitten an Christi Statt: Lasst euch mit Gott versöhnen! ...” (2 Kor 5,19f.).

Wir bemerken, dass der Dienst des Priesters des Neuen Bundes sich um zwei grundlegende Aspekte kristallisiert: die Vergegenwärtigung des Opfers Christi – und die Verkündigung des Gottes Wortes.

Ausspendung der Güter der Erlösung

Da es also im Neuen Testament keine ‘Erbschaft’ des Priestertums gibt (im Gegenteil zur Situation im Alten Testament), wurde es von Anfang an in Anknüpfung an den Stil Jesu Verhaltensweise klar, dass niemand glauben darf, das Priestertum solle sich ihm ‘gehören’: aufgrund seiner Fähigkeiten, Ausbildung, Talente – als ‘Beruf’, zu dem er sich genügend vorbereitet hätte u.dgl. Das Opfer Jesu Christi wurde zum einzigen Opfer des Neuen und Ewigen Bundes (vgl. Hebr 10,14; 7,27). Alle Diener des Altars des Neuen Testamentes werden nur teilhaben – im unterschiedlichen hierarchischen Grad – am einzigen und nicht vergehenden Priestertum des Gott-Menschen Jesus Christus.

Jesus hat den Aposteln deutlich befohlen, u.a. die Eucharistie zu verrichten: „Tut dies zu Meinem Gedächtnis” (Lk 22,19). Die Kirche hat diese Anweisung Jesu Christi, ähnlich wie die Verrichtung der übrigen Sakramente und priesterlichen Aufgaben (Ausspendung der Sakramente, Verkündigung des Gottes Wortes, usw.) immer als nur Vergegenwärtigung im bestimmten geschichtlichen Zeitpunkt und am bestimmten geographischen Ort des Einen und Ewigen Opfers ihres Göttlichen Gründers verstanden, der weiter der Einzige und Ewige Erzpriester des Neuen Bundes bleibt. Er ist es, der in seinen Dienern auf unsichtbare Weise die Sendung vergegenwärtigt, die Er vom Vater empfangen hat. Er ist es auch, der in seinen Dienern, den Priestern, die Güter der Erlösung weiter ausspendet: „Denn Er lebt allezeit, um für sie einzutreten (für die Erlösten) ...” (Hebr 7,25).

Den so begriffenen, von der Apostolischen Überlieferung übermittelten Glauben, hat das Zweite Vatikanische Konzil (1963 r.) in folgenden Worten zusammengefasst:

„Um dieses große Werk voll zu verwirklichen, ist Christus seiner Kirche immerdar gegenwärtig, besonders in den liturgischen Handlungen. Gegenwärtig ist Er im Opfer der Messe – sowohl in der Person dessen,
der den priesterlichen Dienst vollzieht ... wie vor allem unter den Eucharistischen Gestalten.
Gegenwärtig ist Er mit seiner Kraft in den Sakramenten,
so dass, wenn immer einer tauft, Christus selber tauft.
Gegenwärtig ist Er in seinem Wort, da Er selbst spricht,
wenn die heiligen Schriften in der Kirche gelesen werden. ...” (SC 7).

Berufung bei Namen

Daher kein Wunder, wenn die ‘Apostolische Praxis’, und nachher die Praxis der Kirche von Anfang an am Prinzip hielt, dass nur der Herr bei Namen beruft – sowohl diejenigen, die Er zum besonderen Anteil an seinem weiter einzigen Priestertum zulassen möchte, wie auch diese, denen Er seine vorzügliche Nähe im konsekrierten Leben anbietet, das unter dem Anhauch des Heiligen Geistes bald in der Kirche erschienen ist. Niemand kann sagen, er wäre von allein der Gabe der Berufung würdig. So wurde es schon in den Apostolischen Briefen in Worten geschmiedet:

„Und keiner nimmt sich eigenmächtig diese Würde,
sondern er wird von Gott berufen, so wie Aaron” (Hebr 5,4).

Die Geschichte der Berufungen bezeugt in Fülle, dass der Herr zur Nachfolge seiner – selbst keinesfalls die Heiligsten beruft. Er beruft diese, die Er selbst will und denen Er daselbst eine ganz außergewöhnliche Chance anbietet. Das wird unzweideutig schon selbst in den Evangelien hervorgehoben. Sie betonen einstimmig, dass bevor Jesus irgendjemanden zum Kreis seiner gleichsam ‘Uniform-Gruppe’ berief, trat Er in intensive Verbindung mit seinem Vater, um von neuem seinen Willen abzulesen. Diesen Willen hat Er immer als die höchste Regel seiner gleichsam ‘eigenen Erfüllung’ angesehen:

„Jesus stieg auf einen Berg und rief die zu sich, die Er erwählt hatte,
und sie kamen zu Ihm.
Und Er setzte Zwölf ein, die Er bei sich haben, und die Er dann aussenden wollte,
damit sie predigten und mit seiner Vollmacht Dämonen austrieben” (Mk 3,13ff.).


Es wurde schon oben darauf aufmerksam gemacht, dass Jesus jeden seiner Jünger individuell, d.h. bei Namen beruft:

„Als Jesus am See von Galiläa entlangging, sah Er zwei Brüder,
Simon, genannt Petrus, und seinen Bruder Andreas ...
Da sagte Er zu ihnen:
Kommt her, folgt Mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen’.
Sofort ließen sie ihre Netze liegen und folgten Ihm” (Mt 4,18ff.).

Manche von den von Jesus Berufenen galten in der öffentlichen Meinung als absolut unwürdig, als Sünder. So war u.a. Matthäus, auch Levi genannt. Er war Angestellter Zöllner – arbeitete also im Dienst der Römischen Macht der Okkupanten. Es ging ihm wohl auf diesem Posten gar nicht schlecht. Hier der Bericht vom Evangelium:

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Hier wurde er geboren ... Ein schweres Leben, voller opferwilligen Dienstes den anderen und der Kirche. Jetzt kurzer Besuch im Heimatsort Bieruń Stary: 2017.

„Als Jesus von dort wegging, sah Er einen Zöllner namens Levi am Zoll sitzen
und sagte zu ihm: ‘Folge Mir nach’.
Da stand Levi auf, verließ alles und folgte Ihm” (Lk 5,27f.; Mt 9,9).

Judas, den der Herr auf gleiche Weise wie die anderen Apostel berufen hat, wird den Menschen-Sohn ausliefern. Bevor er diesen ‘Verrat’ vollzog, hat ihm Jesus des Öfteren in seiner Göttlichen und menschlichen Feinfühligkeit die Chance gegeben, dass er sich von seinen bösen Absichten zurückzieht. So war es bis zum letzten Wort, das ihm Jesus in der Stunde seines letzten heuchlerischen Kusses sagte: „Freund, dazu bist du gekommen? ...” (Mt 26,50). – „Mit einem Kuss verrätst du den Menschen-Sohn?” (Lk 22,48).
Simon-Petrus leugnet seinen Meister dreimal – und das angesichts einer ihn fragenden ... Dienstfrau! ...

Es wurde schon mehrere Male von der Begegnung des reichen Jünglings mit dem Meister von Nazaret gesprochen. Als dieser junge Mann bekannte, er hätte alle Gebote von seiner Kinderzeit an gefolgt, „schaute Jesus ihn an, gewann ihn lieb” (Mk 10,21).

Johannes Paul II verknüpft diesen voller Gefallen Anblick Jesu Christi mit dem ersten Blick Gottes, als nach der Erschaffung des Menschen als Mann und Frau – „Gott sah alles an, was Er gemacht hatte: Es war sehr gut ...” (Gen 1,31).

Diesem Anblick Gottes des Schöpfers folgte ein anderer: von der Höhe des Kreuzes. Jesus sah da seine Mutter. Auch wenn sie gerade seine Mutter war, hat sie Ihn nicht deswegen bedrängt, dass Er der Stimme des Vaters – nicht nachfolge, indem Dieser Ihm eine Aufgabe auferlegt hatte, die seine menschlichen Kräfte überragt: Sühne-Opfer für die Sünden der Welt zu werden. Dagegen Maria begleitete Ihren Göttlichen Sohn die ganze Zeit seiner öffentlichen Tätigkeit – gleichsam vom Verborgenen, indem sie ihre Person nicht aufdrängte. Sowohl in Zeiten des Enthusiasmus, wie umso mehr in Zeiten der Widerwärtigkeiten: bis zur Stunde, als Ihr Göttlicher Sohn von der Höhe des Kreuzes angesichts des Vaters sein Wort als des Sohnes gesagt hat: „Es ist vollbracht” (Joh 19,.30).

Gerade in diesem Augenblick hat Jesus bei seiner Geliebten Mutter auch den „Jünger gesehen, den Er liebte”: Johannes. In ihm hat Jesus mit seinem Göttlich-Menschlichen Anblick jeden Menschen umfangen: von diesem ersten bei der Erschaffung an – bis zum letzten vor dem Ende der Zeiten. Dieses Mal war das nicht nur der Anblick des Schöpfers, sondern auch des Erlösers.
– Dazu die Reflexion von Johannes Paul II.:

„Wir wissen, dass Christus diesen liebenden Blick (vom Tag der Erschaffung) durch sein Erlösungs-Opfer am Kreuz bekräftigen und besiegeln wird; denn gerade durch dieses Opfer hat jener ‘Blick’ eine besondere Tiefe der Liebe erlangt ...
– Der Mensch braucht unbedingt diesen liebevollen Blick. Er braucht das Bewusstsein zu haben, dass er geliebt wird, dass er von Ewigkeit her geliebt ist und urewig erwählt worden ist (Eph 1,4) – und dass diese urewige Liebe der Erwählung Gottes ihn in seinem ganzen Leben als liebender Blick Christi begleitet” (J-1985, 7).

Dialog des Gebetes

Sooft jemand die Stimme des rufenden Meisters vernimmt, wird er in gleicher Zeit zu intensivem Gebets-Dialog mit dem ihn rufenden Herrn und Vater eingeladen. Es geht da in erster Linie um die eigentliche Erkenntnis dieser Stimme und ihre mutige und bedingungslos getreue Verwirklichung.
– Es kommen wieder Reflexionen von Johannes Paul II. aus seinem Brief an die Jugendlichen der Welt auf:

„Die Frage: ‘Was soll ich tun?’ stellt der Mensch in seiner Jugendzeit nicht nur sich selber und den anderen ..., sondern ... er stellt sie auch Gott als dem Schöpfer und Vater. Er stellt sie in diesem besonderen inneren Gelände, in dem er mit Gott zu verkehren gelernt hat, vor allem im Gebet. Er fragt also Gott: ‘Was soll ich tun?’ Welches ist Dein Plan hinsichtlich meines Lebens? Dein Plan: dieser schöpferische und dieser Väterliche? Was ist Dein Wille? Ich möchte ihn vollbringen” (J-1985, 9).

Manche antworten auf Gottes Stimme mit sofortiger Bereitschaft. Andere zögern dabei. Noch andere scheinen Gott zu sagen: „Lieber Gott! Du kannst alles fordern, nur nicht das!”  In der Heiligen Schrift können ohne Schwierigkeiten Beispiele gefunden werden, die diese verschiedenen Verhaltensweisen bei Berufenen in Fülle illustrieren können. Es gibt solche, die – nachdem sie diese Stimme vernommen haben – von Gottes Stimme so sehr nichts hören möchten, dass sie in ihrem entsetzten Gegen-Eifer unwahrscheinliche Bemühungen unternehmen, um diese Stimme zu betäuben und eine genau entgegengesetzte Richtung einzuschlagen. Im allgemeinen sind solche Bemühungen vergeblich: Gottes Stimme wird zeitweile leise, um früher oder später von neuem laut zu werden – unnachgiebig und vielleicht immer mehr nur noch flehend ...

So geschah es z.B. bei Jeremias (ca. 620-580 vor Chr.) – in der Zeit der bedrückenden Erlebnisse seiner „dunklen Nacht”. Der Herr hat ihn berufen und ihn nach sein geliebtes Jerusalem mit einer undankbaren Sendung geschickt: er solle die Zerstörung der Stadt ansagen, falls ihre Bewohner nicht umkehren. Auf solche ‘Umkehr’ schien aber nichts hinzuweisen! Die Umgebung klagte Jeremias an, er wäre Verräter des Volkes, da er die Angriffskraft der Soldaten abschwächte.
Es kam dazu, dass man ihn eines Tages lynchen wollte – wegen der Worte, die er in Gottes Namen gegen die sündigende Stadt verlautete (sieh: Jer 26,8-19). Jeremias bekennt voller Schmerz und Bitterkeit:

Weh mir, meine Mutter, dass du mich geboren hast,
den Mann des Streites und des Haders für das ganze Land. ...
Wahrlich, Jahwéh, habe ich Dir nicht gut gedient, bin ich bei Dir eingetreten für meinen Feind
zur Zeit seiner Drangsal und seiner Not? ...
Jahwéh, denk an mich und sorge für mich ...
Lass mich nicht dahingerafft werden!
Denk daran, dass ich um Deinetwillen Schmach tragen muss.
Fanden sich Worte von Dir, so verschlang ich sie ...
eine Wonne war mir Dein Wort und meine Herzensfreude ...
Nie saß ich fröhlich im Kreise der Lacher ...” (Jer 15,10.15ff.; JB).

Trotzdem ist Jeremias innerlich nicht zusammengebrochen und letzten Endes hat er doch der Stimme Gottes ganz freiwillig gefolgt. Er ergab sich Gottes Macht. Als er sich von zeitweiliger Entmutigung und einem Zusammenbruch wiederaufraffte, bekennt er mit entwaffnender Aufrichtigkeit:

„Du hast mich verlockt, Jahwéh, und ich ließ mich verlocken.
Du hast mich gepackt und überwältigt.
Ich bin zum Gelächter geworden tagaus tagein,
jedermann spottet mich aus ...
Sooft ich mir vornahm: ‘Ich will nicht mehr daran (an Gott) denken
und nicht mehr in seinem Namen reden’,
da brannte es in meinem Inneren wie ein verzehrendes Feuer,
das eingeschlossen in meinem Gebein.
Ich wurde müde, es auszuhalten, ich konnte es nicht ertragen ...
Du aber, Jahwéh Zebaot, Du richtest gerecht ...
Denn Dir habe ich meine Sache anheimgestellt” (Jer 20,7.9.12; JB).

Menschlich gesehen ist es wohl ‘sicherer’ die Stimme des rufenden Herrn doch zu hören. Sollte auch dieser ‘Gehorsam dem Glauben’ ungemeine Mühe fordern – und ein unaufhörliches Flehen nach Stärkung und Kraft zum Ausdauern.

Offenbar, man kann die Stimme des Himmlischen Vaters auch einfach nicht hören. Diese Stimme ist immer identisch mit der Stimme des Gottes Sohnes, Jesus Christus. Gott zieht sich in solcher Lage schlechterdings ... zurück. Es gibt keinen Zweifel, Gott erwirkt die Entscheidung des freien Willens an seinem ‘Geliebten’, Auserwählten – nicht!
– Dagegen Gott lädt sich mit seiner Gabe herzensdringend ein: der Berufung zu einer bevorzugten Nähe zu sich. Er bittet auch ganz herzlich – vielleicht selbst mit Nachdruck, der Berufene möge die angebotene Gabe doch annehmen.

Im Allgemeinen bleiben diejenigen, die die Gnade der Berufung verpasst haben, nicht selten infolge leichtsinniger Aussetzung auf ihren Verlust, in ihrem weiteren Leben, z.B. in der Ehe, nicht allzu glücklich. Das darf freilich nicht verallgemeinert werden, dennoch das Bewusstsein um die vergeudete Gnade kehrt im Laufe der Jahre immer schmerzender zurück – als zunehmende Gewissensbisse, die es zu lindern schwierig ist.

Es gibt offenbar auch Fälle, wo jemand nach einer Anfangszeit der Probe und näherem Anblicken dieser Lebensart zum Schluss kommt, sein Lebensweg läuft doch ‘nicht hier’ und dass er letzen Endes ‘nicht berufen’ ist. Aufgrund der gewonnenen Erkenntnis bleibt es ihm, dass er sich vom Weg der Berufung zurückzieht und um den Väterlichen Segen und Gottes Führung für seine weitere Lebensstufe bittet: im selben Gottes Weinberg wie die Geistlichen, allerdings auf diesem ‘Beet’, das ihm der Herr vorbereitet hat – wie es scheint, nicht des Priestertums, noch des Ordenslebens.

Vergeudete Gnade der Berufung

Hat jemand, der die Gnade der Berufung zum Priestertum oder zum Ordensleben vergeudet hat, denn auch das kann doch vorkommen, die Chance, zur Erlösung zu finden? Offenbar: Ja! Dennoch diese Chance pflegt dann wohl schwieriger zu sein. Um solche Situation anschaulich zu erklären, hat ein Exerzitienpater einmal das folgende Beispiel erzählt.

Gott schlägt jemandem vor, den Er zu seinem Dienst beruft, er möge in den Zug einsteigen, der in Richtung einer betreffenden Ortschaft ‘X’ abfahren soll. Wird dieser Jemand Gottes Stimme hören, so steigt Gott zusammen mit ihm – von vorne ein, und nimmt den Posten des Lokomotivführers ein. Der Berufene erhält in Fülle alle Hilfen und allen Segen, dass dieser Jemand in der Tat ‘er Selbst’ werden kann. Bleibt er treu, findet er den Sinn des Daseins und der Erfüllung, samt der Freude im Heiligen Geist, er schreite auf dem eigentlichen Weg, den ihm selbst der Liebende Himmlische Vater gewählt hat. Er hegt die feste Hoffnung, dass er trotz aller Schwierigkeiten im Leben, die es in keinem Stand fehlt, mit Gottes Gnade das ewige Leben gewinnt: er selbst, aber auch noch andere, denen er verhilft, zum selben Endziel voranzuschreiten.

Es kommt aber vor, dass diese anspruchsvolle Bevorzugung dem Berufenen äußerst nicht gefällt. Er denkt die ganze Zeit nur darüber, wie er von dem ihn dauernd rufenden Herrn loswerden kann. Auf dem Bahnhof, von dem gesprochen wird, will er in keinem Fall auf diesen ihm angebotenen Bahnsteig gehen, um nur in diesen Zug ‘X’ nicht einzusteigen, den ihm Gott vorschlägt. Gott zum Trotz läuft er daher auf einen anderen Bahnsteig und steigt in den Zug ‘Y’, der in der entgegengesetzten Richtung abfahren soll.
– Gott ruft ihn und bittet herzlichst, er möge doch noch einmal nachdenken und seinen Ruf annehmen. Er lässt verstehen, dass nur wenn er mit diesem Zug ‘X’ fährt, er die Befriedigung im Leben finden und eine reichliche Lebensfrucht einholen wird. Gott warnt zugleich, dass ihm im Zug ‘Y’ eine Lebenskatastrophe zukommen kann.

Sollte der Berufene die Stimme Gottes weiter hartnäckig zurückweisen, wird Gott ihn trotzdem nicht verlassen. Gott geht dann mit seiner ganzen Gottes ‘Demut’ auf jenen anderen Bahnsteig über und steigt letztlich hinter ihm – ebenfalls in diesen anderen Zug – Richtung ‘Y’ ein. Allerdings diesmal nimmt Er Platz nicht von vorne – hinter dem Steuerrad, sondern ... von hinten. Gott bewahre: als stummer Zeuge des Eigenwillens und der Niederlage dieses seines Kindes, das Er zu seiner bevorzugten Nähe vorhergesehen hatte.
Da aber „reichlich bei Ihm die Erlösung” ist (Ps 130,7), lässt ihn Gott nicht allein. Gott, der weiter der beste Vater seines lebendigen Ebenbildes ist, wird ihm dauernd genügend viele Gnaden schenken, dass er das Heil erlangen kann, wenn er nur den Willen haben wird, mit ihnen auch zusammenzuwirken.

Es bleibt wohl die schwer zu lösende Frage: Und was soll es mit dem ‘leergewordenen Altar’ geben, der von diesem bestimmten jungen Mann, der zum Priestertum berufen war, bedient werden sollte? Wer wird für die Heimat, die Welt, die Sünder – Gottes Barmherzigkeit herabflehen, wenn dieses Mädchen, dieser Junge, die zum Ordensleben berufen waren, versagen? Wie wird selbst der Herr ‘fertig’, wenn Er das Reichtum der Schätze der Erlösung gerade durch diesen Jungen Mann, dieses bestimmte Mädchen zu verteilen vor hatte, die aber die Gnade des rufenden Gottes zurückgewiesen haben? Wie viel Umwege muss dann Gott aktivieren, um mit seiner Barmherzigkeit an die Sünder, die Sterbenden, ganze Menschenmengen zu gelangen, wenn Er erwartete, dass Ihm bei der Ausspendung der Güter der Erlösung gerade dieser Berufene – helfen werde?

Als Junger Mann konnte Karol Wojtyła selbstverständlich der Stimme des ihn berufenden Jesus Christus nicht folgen. Weder der Erlöser, noch die Unbefleckte, mit der er sich ab seiner Jugendzeit als Ihr „Totus Tuus ego sum, Maria – Ich bin ganz Dein, Maria!” verbunden hat, haben an ihm die Annahme des Gerufenwerdens erzwungen, dass er in den Priesterdienst eintritt. Karol war sich dessen wohl bewusst. Die Treue dem ihn berufenden Meister hat er mit inneren Kämpfen erkauft – wie es bei jedem jungen Mann, bei jeder jungen Frau zu sein pflegt. Vor ihm öffneten sich weit Perspektiven eines regen Lebens und einer vielfältigen Karriere.

Dasselbe betraf ihrerseits die Mutter des Karol Wojtyła, Frau Emilia Wojtyła. Als sie mit ihm, als ihrem dritten Kind ging – und schwer erkrankte, wurde sie versucht, die Schwangerschaft ‘loszuwerden’, um so ihr eigenes Leben zu retten ... Sie wählte aber die Verteidigung des Lebens ... ihres Kindes: sie wählte den Willen der Lebens-Weitergabe!

Würde jetzt, der Reihe nach, ihr Kind: der Karol, die Stimme des ihn berufenden Jesus Christus nicht gehorcht haben, gäbe es nur Folgendes: Gott würde ihm bestimmt die Gnade gegeben haben, das ewige Leben für sich selbst zu erlangen. Allerdings:
– Karol würde nicht Priester werden. An eine Vielzahl von Menschen würde die Lossprechung nicht gelangen, bei der nach dem Willen des Erlösers geradezu er – Karol als Priester, vermitteln sollte. Karol würde nicht Bischof, Kardinal, ... Papst werden. Schon nicht Hunderte, Tausende, nicht Millionen von Leuten, sondern die ganze Welt von heute würde die Botschaft des Evangeliums übersetzt in die Sprache von heute nicht hören, wie es am Laufenden geschah, da dieser Karol doch dieser Stimme des Herrn, die ihn mit den Worten: „Folge Mir nach” gerufen hat, seinen Gehorsam erwiesen hat!

Die Verantwortung für die angenommenen oder nicht-angenommen Gottes Gnaden ist imstande zum Faktor zu werden, der die inneren Kräfte mobilisiert. Versucht dieser ‘Berufene’ über diese Verantwortung tiefer nachzudenken, kann dieses Bewusstsein für ihn selbst manchmal fast schrecken-erregend wirken. Und doch, parallel dazu kann dann umso mehr ein totales Anvertrauen an die dauernde Hilfe des Erlösers und Mariens aufkommen, zumal in schwierigen Zeiten, Zeiten des Misserfolges und Zusammenbruches:

„Ich weiß Entbehrungen zu ertragen, ich kann im Überfluss leben.
In jedes und alles bin ich eingeweiht:
in Sattsein und Hungern, Überfluss und Entbehrung.
Alles vermag ich durch Ihn, der mir Kraft gibt” (Phil 4,12f.).

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Man kann nur den Hund bewundern, wie geduldig er ist und dieses Kindlein beinahe als seine eigene Nachkommenschaft betrachtet.

Sollte jemand bemerkt haben, er habe die Gnade der Berufung leider verpasst oder sie geradezu zurückgewiesen, indem er sein Leben Gottes Wünschen zuwider eingerichtet hat, soll er doch nicht der Verzweiflung verfallen und – Gott bewahre! – nicht an Selbsttod denken! Es kommt nämlich die Zeit der Gnade, da er sich bewusst wird, vielleicht immer mehr akut, was er getan hat und wohin er jetzt hingekommen ist.
– Er findet sich vielleicht vor wie der ‘Verlorene Sohn’: als Tagelöhner bei Fremden, beim Schweinehüten ...
– Es bleibt Maria zu bitten, und auch seinen eigenen Schutzengel, dass sie in diesen Zeiten die Einflüsterungen des Bösen an ihn nicht zulassen, der nur allzu gut weiß, in welchem schwachen Augenblick des Menschenherzens es die Angriffe zu verdoppeln gilt, um den einmal gefallenen – jetzt nur noch mit dem ‘Gnadenstoß’ zu erledigen und sich wegen dieser Beute für ewig ‘freuen’ zu können.

Sollte es schon keine Chance zur Rückkehr geben, muss man letztlich in dieser Anordnung verharren, die sich jemand selbst gebildet hat. Allerdings heutzutage schon wirklich um den Preis einer unbedingten Treue den Gottes Geboten gegenüber.
– Solange der Mensch (noch) lebt, gibt es immer auch die Chance zur völligen Rückkehr zu Gott und zur Gnade. Es muss dann Gott umso mehr dauernd die Reue des Herzens zum Ausdruck gebracht, und demütig seine Barmherzigkeit angerufen werden – alles egal, ob es im Leben gut ergeht, oder auch das Leben zu einem einzigen Alptraum geworden ist.

Gewissenspflicht bleibt dann ein umso inbrünstigeres Flehen, Gott möge neue, unbeugsam getreue Berufungen – anderen jungen Männern und anderen jungen Frauen anvertrauen. Was aber sein eigenes Leben angeht, wäre es angebracht, freiwillige Buße zu unternehmen und sich bewusst dem Werk der Genugtuung und Sühne anzuschließen. Oder zumindest mit liebender Ergebung ohne Klagen die vielleicht nicht leichten Umstände anzunehmen, in denen es zurzeit zu leben gilt.

Das gegenwärtige Leben wird so zur großen, mit kindlicher Zuversicht zum Herrn erhobenen Bitte, Jesus möge trotz allem ganz nach vorn in diesem ‘Zug’ umsteigen, der Richtung ‘Y’ fährt, auch wenn es Gott so sehr nicht gefallen hatte, dass der Berufene die Züge gewechselt hat.

Es bleibt auch solidarisch um Gottes Barmherzigkeit für alle diejenigen zu betteln, die sie vermittels des geistlichen Dienstes erlangen sollten, den der Berufene ... nicht verwirklicht hatte. Und sich dauernd an Maria, die Zuflucht der Sünder, zu fliehen ....

Verzierung

RE-Lektüre. III.Teil, Kapitel 2d:
Stadniki, 9.XI.2013.
Tarnów, 20.VIII.2023.

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3. Selbst-Offenbarung der Gottheit in anderen Gelegenheiten
!empt (0 kB)Habt Mut!
!empt (0 kB)Verfolgungen der Christen aktuell
!empt (0 kB)Nachlass der Sünden
!empt (0 kB)Auferweckung des Lazarus
4. Beweggründe der unternommenen Tätigkeit
!empt (0 kB)Gründung der Kirche ...
!empt (0 kB)Letztlicher Beweggrund des unternommenen Wirkens

H. DIE BERUFUNG ZUM PRIESTERTUM ...
!empt (0 kB)Priestertum des Einzigen Erzpriesters Jesus Christus
!empt (0 kB)Ausspendung der Güter der Erlösung
!empt (0 kB)Berufung bei Namen
!empt (0 kB)Dialog des Gebetes
!empt (0 kB)Vergeudete Gnade der Berufung


Bilder-Fotos

Abb.1. Konzelebration am Jubiläumstag der Schwestern
Abb.2. Er aber stieg auf den Berg auf und betete zum Vater...!
Abb.3. Neugeweihte Priester mit ihrem Bischof
Abb.4. Sel. Bartolo Longo: Die Muttergottes des Rosenkranzes von Pompei
Abb.5. Besuch der Familienortschaft – 2017
Abb.6. Was für eine bequeme Liege für das Kindlein