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VERMERK: Abkürzungen zur angeführten Literatur s. Literatur

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E.
JESUS
DER BERUFENDE

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Jesus König – Sohn Gottes

Wir stehen so vor der Tatsache, dass Jesus selbst kein einziges Mal ‘berufen’ wird: weder auf den Posten eines ‘Propheten’, noch ‘Priesters’, noch auch ‘Königs’. Er wird nur in höchst kritischer Stunde seines Lebens: vor Pilatus – selbst bekennen, dass Er König schlechterdings ... – ist:

„Pilatus sagte zu Ihm: ‘Also bist Du doch ein König?’
Jesus antwortete: ‘Du sagst es, Ich bin König.
Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen,
dass Ich für die Wahrheit Zeugnis ablege’
...” (Joh 18,37).

Ähnlich bekennt Jesus im dramatischen Moment des Schaugerichtes vor dem Synedrium, dass Er Sohn Gottes ist (Joh 19,7). Damit wurde das auf Ihn ergangene Todesurteil durch die Kreuzigung besiegelt:

„Da sprach der Hohepriester (Kajaphas) zu Ihm:
‘Ich beschwöre Dich bei dem Lebendigen Gott, dass Du uns sagst:
ob Du der Messias bist
(hebr. mashíach: Gesalbter; griech.: Christós: Gesalbter),
der Sohn Gottes?’
Jesus sprach zu ihm:
Du hast es gesagt.
Indes sage Ich euch: Von nun an werdet ihr den Menschen-Sohn sehen,
sitzend zur Rechten der Kraft und kommend auf den Wolken des Himmels’

(Jesus führt die Prophetie: Dan 7,13f. an).
– Da zerriss der Hohepriester seine Kleider und sprach:
Er hat gelästert. Was brauchen wir noch Zeugen.
Siehe, jetzt habt ihr die Lästerung gehört’
...” (Mt 26,63-65).


Geradeaus dieser Jesus Christus: König, Gottes Sohn, an seinem Lebensende gekreuzigt – ruft und beruft selbst, des Öfteren, immer andere Menschen zu seiner Nähe. Wir möchten hier wenigstens in Form von ‘Stichproben’ die eine oder andere solche Situation von nahe her betrachten, als Jesus, dieser Meister, Rab von Nazaret, jemanden zu seiner Nähe beruft. Wir möchten vor allem die von Jesus eventuell angewandten Methoden, bzw. heimliche ‘Griffe und Kniffe’ angucken, dank deren Er jemanden zu seiner ‘Gruppe’ verlockt – in gewisser Analogie zu Methoden, die in Neo-Religionen und Sekten reichlich angewandt werden.

Berufung des Johannes und der anderen

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Rom, Petersplatz, Johannes Paul II.: jeder dieser Jungen Leute möchte das Glück haben, die Hand dem Stellvertreter Christi darzureichen. Und der Heilige Vater schont keine gegenseitigen Worte.

Hier die Begebenheiten, unter denen Johannes, der künftige Geliebte Jünger Jesu, zu Ihm gefunden hat. Johannes der Apostel war anfangs mit der ‘Gruppe’ Johannes des Täufers verbunden, der von allen als großer Prophet angesehen wurde.
– Indessen gerade dieser Johannes der Täufer bekennt in seiner Aufrichtigkeit und Wahrheit, er wäre nicht dieser ‘Erwartete’: der Messias. In seiner Demut versteht er sich in den Schatten zurückzuziehen, dass Jesus Christus, als das künftige „Lamm Gottes”, auf die Bühne kommen kann, um die Sendung des „Gottes Dieners für die Sünden der Welt”  zu erfüllen:

„Er muss wachsen (Jesus Christus),
ich aber muss kleiner werden (Worte Johannes des Täufers)(Joh 3,29).

In dieser Lage zögert Johannes der Täufer nicht, auf Jesus hinzuweisen und Ihn daselbst als den Sohn Gottes zu proklamieren. Er beruft sich dabei auf den Heiligen Geist, der es ihm offenbart hat:

„Am folgenden Tage sieht er (Johannes der Täufer) Jesus auf sich zukommen und sagt:
Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt.
Dieser ist es, von Dem ich gesagt habe: Nach mir kommt Einer, der mir voraus ist,
weil Er vor mir war
(Prä-Existenz Jesu Christi: Äußerung über das Sein Jesu schon in der Heiligen Trinität: s. Joh 1,18). ...
... Der mich gesandt hat (Gott), um mit Wasser zu taufen, Der sagte zu mir:
Auf Wen du den Geist herabsteigen und auf Ihm bleiben siehst,
Dieser ist es, der mit dem Heiligen Geist tauft’
.
Und ich habe gesehen und bin Zeuge, dass dieser der Sohn Gottes ist’ ...”
(Joh 1,29-34; JB: überarbeitet)
.

Johannes der Evangelist schreibt in unmittelbarer weiterer Folge:

„Am Tag darauf stand Johannes wieder dort, und zwei seiner Jünger standen bei ihm.
Als Jesus vorüberging, richtete Johannes seinen Blick auf Ihn und sagte:
Seht, das Lamm Gottes’.
Die beiden Jünger hörten, was er sagte, und folgten Jesus.
– Jesus aber wandte sich um, und als Er sah, dass sie Ihm folgten, fragte Er sie: ‘Was wollt ihr?’
Sie sagten zu Ihm: ‘Rab! – das heißt übersetzt: Meister –, wo wohnst Du?’
Er antwortete: ‘Kommt und seht’!
– Da gingen sie mit und sahen, wo Er wohnt, und blieben jenen Tag bei Ihm;
es war um die zehnte Stunde (ca. 16.00 Uhr nach unserer Zeit).
Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer der beiden,
die das Wort des Johannes (des Täufers) gehört hatten
und Jesus gefolgt waren. Dieser traf zuerst seinen Bruder Simon und sagte zu ihm:
Wir haben den Messias gefunden’ (Messias heißt übersetzt: der Gesalbte: Christus). Er führte ihn zu Jesus.
Jesus blickte ihn an und sagte: ‘Du bist Simon, der Sohn des Johannes, du sollst Kephas heißen’ (Kephas bedeutet: Fels: Petrus)(Joh 1,35-42).

Ob Psychotechniken ?

Der Bericht des Evangeliums läuft weiter. Es wird von weiteren Berufungen zum allernächsten Kreis Jesu Christi erzählt. Allerdings es gehört sich die aufkommenden Beobachtungen auch schon dieses Teilchen der angeführten Johannes Mitteilung zusammenzufassen.

Eines Males, als das Zusammenwandern mit Jesus immer mehr riskant zu werden begann, hat Petrus Jesus die Frage gestellt:

„... ‘Du weißt, wir haben alles verlassen und sind Dir nachgefolgt’. Jesus antwortete:
‘Amen, Ich sage euch: Jeder, der um Meinetwillen und um des Evangeliums willen Haus oder Brüder, Schwestern, Mutter, Vater, Kinder oder Äcker verlassen hat, wird das Hundertfache dafür empfangen: Jetzt in dieser Zeit wird er Häuser, Brüder, Schwestern, Mütter, Kinder und Äcker erhalten, wenn auch unter Verfolgungen, und in der Kommenden Welt das ewige Leben’ ...” (Mk 10,28ff.).

In Erwartung auf eine freiwillige Entscheidung

Auf diesem Hintergrund wird der diametrale Unterschied zwischen den in Sekten angewandten Werbungs- und Indoktrinations-Methoden, und denen, die der Meister von Nazaret bei der Berufung zur Nachfolge seiner Selbst anwendet, ersichtlich. Hier bleibt alles ein einziger Aufruf an die Freiheit des Willens. Im Fall Jesu wird die innere Freiheit des Kandidaten nicht nur völlig geehrt, sondern von ihr beginnt alles – und auf ihr endet auch alles. Jesus lässt die ganze Zeit hindurch nur allzu deutlich erkennen, Er wird niemals zulassen, dass irgendjemand in seinem Dienst Knecht-Sklave werden sollte. Die Berufung wird für die personale Würde nicht nur zu keiner Herabminderung, sondern umgekehrt, sie löst Energien aus zu einem immer reifer werdenden Aufblühen der Befähigung zur Selbstbestimmung und einem immer vollständiger werdenden Herrschen über das eigene Selbstbewusstsein.
– Auf diesem Grund muss die Nachfolge in Jesu Spuren als höchste Promotion der menschlichen Person und Chance für das zur Fülle gebrachte Aufblühen aller menschlichen Möglichkeiten bezeichnet werden. Sichtbares Zeugnis der so begriffenen völligen Entwicklung des Menschseins werden nacheinander alle Heiligen der Kirche Jesu Christi.

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Die Hl. Maria Teresa von Kalkutta – im Dienst der Ärmsten und Sterbenden. Sie hat den Nobel bekommen. Sie arbeitete mit Johannes Paul II. ganz enge mit: mit Gebet und Tat.

Jesus zwingt niemals irgendjemanden zur Nachfolge nach Ihm. Er wird freilich zu bewegen suchen, dass sein Aufruf angenommen wird, um zu seinem Kreis beizutreten. Das geschieht aber niemals um den Preis einer aufgenötigt manipulierten Zustimmung vonseiten des Berufenen.
– Außerdem, Jesus lässt jedem eine völlige Freiheit, Ihn jederzeit verlassen zu können.

Dessen Beweis ist u.a. der Bericht des Johannesevangeliums über die Reaktion der Zuhörer auf Jesu Worte, mit denen Er die Gründung der Eucharistie: des Geheimnisses ansagt, in der sein Leib und sein Blut Speise und Trank für das Leben der Welt werden wird. Die Worte Jesu konnten nicht nur an sich schwierig verstanden werden, sondern sie wichen so weit von aller ‘Normalität’ ab, dass manche Jesus wegen geistiger Erkrankung anklagten (vgl. Joh 10,20; 7,5.12), wogegen andere die Meinung verbreiteten, Er wäre „vom bösen Geist besessen” (Joh 7,20; 8,48.52; 10,20).
– Die eine wie die andere Behauptung musste vom Menschen-Sohn besonders tiefschneidend schmerzhaft und kränkend empfunden worden sein.

In dieser Lage haben sich die Reihen seiner Jünger stark gelichtet. Der geliebte Jünger Jesu knüpft daran an:

„Jesus sagte zu ihnen: ‘Amen, amen, das sage Ich euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinket, habt ihr das Leben nicht in euch. Wer Mein Fleisch isst und Mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und Ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag ...’.
– Viele Seiner Jünger, die Ihm zuhörten, sagten: ‘Was Er sagt, ist unerträglich. Wer kann das anhören’? ...
Daraufhin zogen sich viele Jünger zurück und wanderten nicht mehr mit Ihm umher.
– Da fragte Jesus die Zwölf: ‘Wollt auch ihr weggehen?
– Simon Petrus antwortete Ihm: ‘Herr, zu Wem sollen wir gehen? Du hast Worte des Ewigen Lebens!
Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes’
(Messianischer Titel: vgl. Mk 1,24) ...” (Joh 6,53n.60.66-69).

Hier sehen wir eindeutig: der Stil, wie Jesus die ‘Werbung’ zu seinem Kreis durchführt, hat nichts mit Einschüchterung, mit erzwungenem Beibehalten bei sich zu tun, mit Einkesselung jemandes Freiheit, oder auch mit manipuliertem Umbau seines Unterbewusstseins und des eigentlichen Bewusstseins, um es zum willenlosen Instrument herabzuwürdigen, das die Befehle seines ‘Guru’ blindlings erfüllte.

F.
RADIKALITÄT
JESU EVANGELIUMS

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Jesus – oder die Allernächsten ?

Derselbe Jesus, der unabänderlich so großen Nachdruck auf die Freiheit der Berufenen legt, verhehlt die Tatsache nicht, dass um in den Kreis seiner allernächsten Jünger gezählt werden zu können, das Evangelium in seiner ganzen Radikalität angenommen werden soll. So manche ethische Forderung klang und klingt im Mund des Meisters von Nazaret weiter – man könnte sagen – ganz roh: als radikale und nicht allzu leicht in die Tat umzuschmiedende Aufforderung. Sollten wir in diesem Fall doch mit einer der Psychotechniken zu tun haben, die weniger oder mehr perfide die Beherrschung der Vernunft und des Willens des Menschen anstrebte?

Schauen wir – wieder nur beispielsweise – einige der radikal klingenden Bedingungen an, die vom vor uns stehenden Rab von Nazaret gestellt werden. Sie betreffen gewöhnlich überhaupt alle Menschen, die sich im Bereich seiner gesegneten Strahlung finden möchten. Und doch beziehen sie sich umso mehr auf den Kreis derjenigen, die von Jesus selbst als gleichsam seine ‘Uniforms-Gruppe’, seine Leibgarde ausersehen werden sollen. Jesus erwartet dauernd eine ganzheitliche Hingabe der Person. Sie soll von tiefster Überzeugung und Wahl des Willens herkommen, der es weiß, was er tut und warum er solche Entscheidung für seine Verhaltensweisen trifft.

So manche Bedingung und Voraussetzung, die Jesus seinen Jüngern aufstellt, kann im ersten Anblick den Anschein wecken, sie wäre äußerst schwer zu verstehen und nachzufolgen.
– Das bezieht sich u.a. auf den Platz im Leben, den der Jünger für Jesus vorbehält – in Zusammenstellung mit den allernächsten Gliedern der eigenen Familie. Hier eine solcher Aussagen Jesu. Sie betrifft in diesem Fall alle potentiellen Jünger, d.h. nicht nur diese vom Kreis der ‘Zwölf’:

„Es zogen aber viele Volksscharen mit Ihm (Jesus). Er wandte sich um und sprach zu ihnen:
Wenn jemand zu Mir kommt und nicht Vater und Mutter
und Weib und Kinder und Brüder und Schwestern,
und dazu auch sein eigenes Leben hasst, kann er nicht Mein Jünger sein’
...” (Lk 14,25f.; s. Mt 10,37).

Diese Worte wirken schockierend. Was soll das bedeuten:„... (sein Leben) ... ‘hassen’ ...”? Wir stehen hier vor einer der typischen Stellen, wo man, um den Text korrekt zu verstehen, nach dem Prinzip der Gesamtheit der Botschaft der Heiligen Schrift und des Evangeliums greifen muss. Das gilt u.a. für viele Stellen, an denen Jesus Christus sehr klar das Erfordernis der Liebe zu Gott und zum Nächsten, und selbst zu den Feinden – als grundlegende Bedingung und Zugehörigkeits- und Erkenntnis-Zeichen für seine Jünger darstellt (s. Joh 13,34f.; Feindesliebe: Mt 5,44; Lk 6,27.35).

Sowohl die Apostel, wie die übrigen Christen überhaupt haben diese Anforderung des Erlösers ganz gut verstanden (s. Röm 12,14.20; 1 Petr 3,9; 1 Thess 5,16). Verpflichtend ist immer die Apostolische Überlieferung, die dabei die Analogie des Glaubens und den Sinn des Glaubens berücksichtigt (s. ob.: Auf der Suche nach Jesus Christus – heute – samt dem folgenden Zusammenhang).

Im Fall des gerade besprochenen Textes ist die Deutung der auf den ersten Blick schockierenden Worte nicht schwer. Die hebräisch-aramäische Sprache verfügt über nur armen Wortschatz. Wir besitzen nur die griechische Ausgabe des Evangeliums, die schon Übersetzung von der aramäischen Sprache darstellt, in der Jesus sich verständigt hat. Der Paralleltext Jesu Aussage, die Matthäus niedergeschrieben hat, erklärt den Sinn jener Worte vollends. Sie lauten in diesem Fall:
„Wer Vater oder Mutter mehr liebt als Mich, ist Meiner nicht würdig” (Mt 10,37).

Jesus drückt hier personhaft das aus, was Inhalt einer anderen seiner Äußerung darstellt:

„Euch aber muss es zuerst um Sein Reich (des Vaters) und um seine Gerechtigkeit gehen,
dann wird euch alles andere dazugegeben” (Mt 6,33).

Die Jünger Christi und die ursprüngliche Kirche werden in Kürze genauer begreifen, dass jenes Jesu Wort: ‘Gottes Reich’ – selbst Jesus Christus bedeutet. Jesus spricht von Situationen, wenn jemand seiner Jünger am Scheideweg stehen bleibt und eine Wahl fällen muss: ‘für’ oder ‘gegen’ Christus, d.h. Gott selbst und seine Gebote.
– Demzufolge – beispielsweise: würde jemand eher eine Sünde zu begehen bereit sein, um nur den Ehemann oder die Ehefrau, Vater oder Mutter, den Bräutigam oder die Braut u.dgl. – nicht zu beleidigen, würde er daselbst Gott und Gottes Gebote zurückweisen. Anders gesagt, er würde in solchem Fall den Menschen – und sollte es selbst der Allernächste sein, über Jesus stellen. Daselbst würde er dann die Wahl treffen nicht für das ewige Leben, sondern die ewige Verdammnis. Seine Verhaltensweise bedeutete Verleugnung, bzw. ‘sich schämen’, eindeutig auf Seiten Christi stehen zu bleiben.

Jesus spricht von solcher Lage folgender:

„Wer sich nun vor den Menschen zu Mir bekennt,
zu dem werde auch Ich mich vor Meinem Vater im Himmel bekennen.
Wer Mich aber vor den Menschen verleugnet,
den werde auch Ich vor meinem Vater im Himmel verleugnen” (Mt 10,32f.; vgl. Lk 9,26).

Es geht hier nicht nur um die Perspektive eines eventuellen Martyriums, wann es die Situation fordern wird, dass das Zeugnis selbst der Blut-Hinopferung gegeben wird, sondern auch um das Leben für den Alltag, das nach angenommenen Gottes Geboten gestaltet werden soll. Mit anderen Worten, würde jemand z.B. eher die Sünde wählen, um damit dem Allernächsten zu gefallen, als standhaft aufseiten der Gebote Gottes zu stehen, wäre seine ‘Liebe’ zu diesem Nächsten genau Gegen-Liebe: nicht nur Gott gegenüber, sondern überhaupt sich selber und diesem Nächsten ebenfalls. Sie würde Übel nach sich ziehen, nicht aber das Wohl.

Kreuz für den Alltag

Eine andere, sehr radikal klingende Bedingung, die Jesus Christus denen aufstellt, die in seiner Nähe bleiben möchten, stellt die Entscheidung dar, das ‘Kreuz’ auf sich zu nehmen. Es ist eine zweifelsohne nicht leicht zu verstehende Bedingung, und umso schwieriger ist sie, wenn es um ihre Umsetzung in das alltägliche Leben bedeutet. Und doch, es geht um den Ausgangspunkt und den Preis, sich im Kreis der Jünger Christi finden zu können. Hier Jesu Worte:

„Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und Mir nachfolgt,
ist Meiner nicht würdig” (Mt 10,38).

Der Hl. Lukas führt dieselben Worte mit einer ein wenig anderen Endung an: „... der kann nicht Mein Jünger sein” (Lk 14,27). Diese Worte mussten auf die damaligen Zuhörer schaudererregend wirken. Man war sich bewusst, was das bedeutet: die Hinrichtung durch den Kreuzes-Tod – samt den Foltern, denen der Verurteilte unterzogen wurde, bevor er bei der Vollstreckung des Todesurteils – im ‘letzten Unterpunkt’ des Verfahrens – endlich ans Kreuz angenagelt, und nachher noch außerdem vielleicht ‘zutodegeschlagen’ wurde.

Unter den Menschen der damaligen Zeiten, bestimmt aber auch bei Leuten der modernen Zeit, kommt da unwillkürlich die Frage auf: Sollte der Jünger Christi etwa nach dem ‘Kreuz’ suchen, oder allgemeiner: soll er das ‘Leiden um des Leidens willen’ suchen? Jeder wird wohl angesichts solcher Perspektive zurückschaudern. Allerdings, sagt da Jesus nicht etwa sehr eindeutig, dass dieses ‘sein eigenes Kreuz auf sich zu nehmen’ – in erster Reihe bedeuten soll: ‘auf den Spuren Jesu Christi vorangehen’, also diesen Spuren, die Er der Erste gegangen ist? In solcher Perspektive wird dieses ‘Kreuz’ sofort ‘leichter’.

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„Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenige Arbeiter...! Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden”! (Lk 10,2). Im Mund Jesu ist es Ausgangspunkt, um den Aposteln und Jüngern die Notwendigkeit zum Bewusstsein zu bringen, dass um neue Arbeiter in der Ernte Gottes der menschlichen Seelen gebetet werden soll.

Es drängt sich noch eine weitere Reflexion auf. Und zwar, Jesus heißt mit keinem geringsten Wort das Leiden um des Leidens willen zu lieben und nach ihnen zu suchen! Wir sollen uns dagegen so verhalten, wie Er sich verhielt. Jesus suchte niemals nach Leiden. Er hat nicht sich selber gekreuzigt: Er ließ sich kreuzigen. Sollte es dazu gekommen sein, dass Er ungerecht behandelt wurde, hat Er es gewusst, um seine Würde einzutreten, wie es z.B. der Fall war, als Er vor dem Synedrium Ohrfeigen bekommen hat (Joh 18,22f.).

So wusste auch der Hl. Paulus zu handeln (s. z.B. Apg 16,37ff.; 25,11). Sollte es aber dazu kommen, um das Zeugnis des Lebens wegen seiner Zugehörigkeit zu Jesus Christus zu geben, wich Paulus vor keinen Folgen der Tatsache, Jünger des Gekreuzigten zu sein. Er berichtet von sich selbst, dass er oftmals ins Gefängnis geworfen war, er wurde gezüchtigt, gegeißelt, gesteinigt (2 Kor 11,24-33). Er weiß allzu gut, was er sagt, wenn er an seine geliebten Galater von den reißenden, aber auch dramatisch schwierigen Folgen seiner Berufung zum Apostelamt schreibt:

„Ich jedoch will mich nicht rühmen, es sei denn im Kreuze unseres Herrn Jesus Christus,
durch das mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt ...
Künftig möge mir niemand lästig fallen: denn ich trage die Malzeichen Jesu an meinem Leibe (Gal 6,14.17).

Im selben Brief an die christlichen Gemeinden in Galatien, die seine Freude und zugleich sein Schmerz darstellten, bekennt er:

„Ich bin mit Christus gekreuzigt worden.
Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir.
Soweit ich aber jetzt noch in dieser Welt lebe, lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes,
der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat.
Ich missachte die Gnade Gottes in keiner Weise ...” (Gal 2,19ff.).

Wir bemerken, dass das Leben des Jüngers Christi eine dauernde Prüfung auf die Qualität der Liebe zu Gott und den Nächsten darstellt. Die Wahl der Liebe jemandem der Nächsten gegenüber, sollte es selbst dieser Allernächste sein, wie die Gatten füreinander, Kinder für die Eltern und umgekehrt u.dgl. – mehr als der Liebe zu Christus, ist immer Akt einer Anti-Liebe, und nicht Liebe im eigentlichen Sinn. Denn auch für diesen ‘Nächsten’, der in diesem Fall erst auf die zweite Stelle gestellt wird, wird diese dramatische Wahl: zuerst Jesus Christus und die Gebote Gottes – Erweis gerade der höchsten Liebe, die Gottes Schätze der Gnade auch für ihn öffnet.

Wen gilt es zu fürchten

Eine andere radikale Perspektive äußert Jesus in seinen markanten Worten, die die Frage betreffen: Wen und Was es zu fürchten gilt, und vor Wem und Was man sich nicht beängstigen soll. Jesus hat nämlich gesagt:

„Euch aber, meinen Freunden, sage Ich: Fürchtet euch nicht vor denen,
die den Leib töten, euch aber sonst nichts tun können.
Ich will euch zeigen, Wen ihr fürchten sollt: Fürchtet euch vor Dem,
der nicht nur töten kann, sondern die Macht hat,
euch auch noch in die Hölle zu werfen.
Ja, das sage Ich euch: Ihn sollt ihr fürchten” (Lk 12,4f.; vgl. Mt 10,28).

Auch diese Weisung betrifft alle Jünger Christi, und nicht allein die ‘Auserwählten’, diese in ‘Uniform’. Jesus warnt, zugleich aber ermutigt Er und spornt an – im Bedarfsfall selbst den Tod zu überstehen. Er zeigt zugleich die eigentliche Werte-Hierarchie mit Bezug auf alles, was uns begegnet.
– Nicht der ‘Schmerz’, noch das Leiden, die Krankheit und das Elend, noch selbst die Folter und der Tod bilden das größte Übel! Zu wahrem Übel würde erst der Verlust des ewigen Lebens.

Daher sagt Jesus bei anderer Gelegenheit:

„Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt?
Um welchen Preis kann ein Mensch sein Leben zurückkaufen?
Der Menschen-Sohn wird ... in der Hoheit seines Vaters kommen
und jedem Menschen vergelten, wie es seine Taten verdienen” (Mt 16,26f.).

Das Ende der angeführten Worte Jesu zeigt zugleich Jesus Christus als Gott-den-Richter.
Die gleiche Hierarchie der Werte kommt in Jesu Worten bei seinem Nachtgespräch mit Nikodemus zum Vorschein:

„Denn Gott hat die Welt so geliebt, dass Er seinen Einzigen Sohn hingab,
damit jeder, der an Ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat” (Joh 3,16).

Jesus drückt hier den tiefsten Beweggrund aus, um dessentwillen Er in die Welt herabgestiegen ist – als zu diesem Zweck vom Himmlischen Vater Dahingegebener-Ausgelieferter. Als Gottes Sohn weilte Er bisher im Schoß des Vaters. Gerade deswegen kann Er „erzählen” und zugleich bezeugen, Wer Gott ist, Wie Er ist – und Was für ein Vorhaben bezüglich seines Lebendigen Ebenbildes: Mann und Frau Er in sich trägt (vgl. Joh 1,18b. – Zum eigentlichen Sinn: Joh 1,18 – s. ob. die Notiz: Zur Übersetzung Joh 1,18).

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Vielleicht taucht in einer zahlreichen Familie eher der Keim der Berufung auf – zum Priestertum, oder in Leben in Konsekration, unter Jugen, untern Mädchen, die ihr ganzes Leben im Ordensleben hinzuopfern bereit wären? Man muss dauernd um Berufungen beten, denn der Herr selbst, Herr der Ernte, bittet darum deutlich: dass Gott Arbeiter in seine Ernte sendet.

Jesus ist nicht dazu gekommen, um den Menschen vom physischen Elend zu befreien: von Krankheiten, finanzieller Armut, von Strukturen sozialer Ungerechtigkeit. Diese Zwecke sind allein mittelbar beim Kommen des Gottes Sohnes enthalten. Dagegen der grundsätzliche Zweck seines Herabkommens vom Himmel ist der positive Ausklang dessen, was in Worten geprägt ist: „... damit jeder .... nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat” (Joh 3,16).

In noch anderer Art und Weise hat Jesus dieselbe Wirklichkeit in folgenden Worten ausgedrückt:

„Denn wer sein Leben (griech. psyché, hebr. phesch – Leben; mein ‘Ich’ – anstelle des Personalpronoms) retten will,
wird es verlieren: wer aber sein Leben um Meinetwillen verliert, wird es gewinnen” (Mt 16,25; vgl. Joh 12,25).

Ärgernis und Verführung ...

Ein noch anderes, äußerst radikal lautendes Wort hat Jesus kundgetan, als Er von der Verantwortung wegen ‘fremder Sünden’ und Anstiftung von Ärgernis gesprochen hat. Jesus stellt diese Frage ungemein akut auf:

„Wer aber einem von diesen Kleinen, die an Mich glauben, Ärgernis gibt, dem wäre es besser,
wenn ihm ein Mühlstein an den Hals gehängt und er in die Tiefe des Meeres versenkt würde.
Wehe der Welt wegen der Ärgernisse! ...
Wenn dich nun deine Hand oder dein Fuß ärgert, so hau ihn ab und wirf ihn von dir.
Es ist besser, verstümmelt oder lahm in das Leben einzugehen,
als mit beiden Händen oder beiden Füßen ins ewige Feuer geworfen zu werden.
Und wenn dich dein Auge ärgert, so reiß es aus und wirf es von dir.
Es ist besser für dich, einäugig ins Leben einzugehen,
als mit beiden Augen in die Feuerhölle geworfen zu werden” (Mt 18,6-9).

Hier haben wir vor uns zwei sich ein wenig unterscheidende, sehr radikal formulierte Sprüche Jesu.

a) Der erste bezieht sich auf die Frage der fremden Sünden und des Ärgernisses, das jemand anstiftet. Als Opfer des Ärgernisses werden hier Kinder erwähnt, die gewöhnlich wehrlos angesichts der psychotechnischen Mechanismen bleiben, denen sie unterzogen werden, indem sie das böse Beispiel der Erwachsenen, darunter auch ihrer Eltern, für den Alltag beobachten müssen.

– Die Frage des ‘Ärgernisses’ muss selbstverständlich am Hintergrund der Gesamtheit der diesbezüglichen biblischen Äußerungen erörtert werden. Es geht zweifellos um das ‘Ärgernis’, das weniger oder mehr mit Versuch zur Apostasie von Gott gleichbedeutend ist, d.h. zum Weg-Gang von Gott und Zurückweisung Gottes, sollte es selbst nicht so scharf und unzweideutig formuliert sein. So aber muss jede Versuchung und jedes Verlocken zu irgendwelcher Sünde bezeichnet werden.
(Die Frage des Ärgernisses – als Versuchs zur Apostasie wird genauer im Zusammenhang mit der Problematik der Versuchung zu Gender betrachtet werden: Ärgernis besonders gegen die Kinder: Belehrung betreffs des Weggangs von Gott).

b) Gerade diese Frage betreffen die äußerst strengen Worte Jesu von ‘falschen Propheten’, die im ‘Fell eines Lammes’ kommen (s. Mt 7,15). Jesus knüpft hier an die ‘Propheten des Falsches’ an, die es in Zeiten des Alten Testamentes nicht gefehlt hat. Es handelt sich um Leute, die vorgetäuscht haben, sie wären von Gott mit bestimmtem Wort Gottes gesandt, wogegen Gott sie in keinem Fall gesandt hat, sie aber wurden zum Werkzeug des Abfalls von Gott der Wahrheit (vgl. Jer 5,31; 14,14; 23,25; 29,8).

– Der Frage des Verfahrens bezüglich der Propheten des Falsches ist ein ganzes Kapitel im Pentateuch Mose gewidmet: das 13.Kapitel des Deuteronomiumbuches. Sein Ausklang ist gleich streng, wie radikal die Worte Jesu lauten. Der Prophet des ‘Falsches’, der zum Abfall von Jahwe verführt hat, soll nach der Gesetzgebung Mose getilgt: gesteinigt werden: „Denn er wollte dich davon abbringen, auf dem Weg zu gehen, den Jahwe, dein Gott, dir vorgeschrieben hat” (Dtn 13,2-12; v. 6).
– Es lohnte sich dieses ganze Kapitel des Alten Testaments aufmerksam zu lesen (Dtn 13; s. dazu den gerade erst angegebenen Link hinsichtlich der Indoktrination der Ideologie ‘Gender’) – angesichts der heutigen Überflutung mit ärgerniserregender Werbung und allerlei Porno-Business, wie es u.a. weit unter Kindern und Jugendlichen verbreitet ˛wird.

Umso mehr betrifft dieses Vorgehen die Tatsachen, wenn die Übertretung der Gebote Gottes und allerlei Entartungen als Frage des ‘Fortschritts und Kultur’ belobigt werden.

G.
GOTTHEIT
DIE STRAHLT

Verzierung

1. Ich werde
alle heranziehen ...

Anziehen mit Herzen

Wir betrachten dauernd Jesus, der zu seiner Nähe beruft. Wir bemerken, dass derselbe Jesus, der denen, die Er zur Nachfolge seiner Selbst einlädt, so äußerst radikale Aufforderungen stellt, zu gleicher Zeit keineswegs abschreckt, sondern umgekehrt: sein Auftreten übt eine verwundernde innere Anziehung aus. Es ist schwer sich anders die dauernd um Jesus sich versammelnden Mengen zu erklären, von denen in den Evangelien immer wieder gesprochen wird.
– So erscheint die Frage: Wie ist der Grund, warum jene Mengen nach Jesus zogen und manchmal tagelang bei Ihm verharren konnten, um seine Worte in sich aufzunehmen?

Man wusste von Ihm, dass er aus einer armen Familie in Nazaret stammt. Die Ortsleute haben Ihn gut gekannt.
– Man erinnerte sich zweifellos vortrefflich an Josef, den Mann Mariens. Er lebte wohl nicht mehr, als Jesus seine öffentliche Tätigkeit auszuüben begann.

Alle haben ausgezeichnet seine Mutter Maria – hebr. Miriám gekannt. Und auch seine Verwandtschaft. Man kann schwer annehmen, dass die Jerusalemer Priester an Tagen der öffentlichen Tätigkeit Jesu dieses noch nicht so lange her führenden, sich nicht aufdrängenden und doch stark abhebenden Mädchens: dieser Miriám: Maria, der Mutter dieses Nazaretaners, sich nicht gut erinnert hätten. Sie war etwa 12-14 Jahre älter als Ihr Göttlicher Sohn – nach dem in diesem Land angenommen Heiratsalter der Mädchen.
– Maria hat in ihren Kindesjahren wohl von nahe her im Tempel zu Jerusalem Dienst gehalten. Wenn auch nur über ihre nahe Verwandtschaft: den Priester Zacharias und seine Frau Elisabeth, die ältere Tante Mariens, die Maria ganz bestimmt sehr geliebt hat.

Von Verwandten Jesu, diesen in Nazaret, hören wir des Öfteren in Evangelien. Die Angehörigen der Verwandtenfamilie Jesu waren bisweilen ganz betroffen, was dieser ihr Jesus – alles ‘ausrichtet’! Sie versuchten Ihn vom Auftreten als Lehrers abzuwenden. Sie waren sich gut bewusst, dass die Lehren Jesu ungemein riskant zu werden beginnen. Das Benehmen dieses ihren Verwandten, seine Werke und die ungewohnten Worte und Kommentare – wichen so weit vom normalen, ruhigen, religiös gesehen konfliktlosen Leben in Nazaret ab, dass sie auf sie schockierenden Eindruck ausgeübt haben. Man kann daher die nicht schwer vorauszusehende Gegenwirkung verstehen – voller Groll, und zugleich wohl auch Neid (vgl. Joh 7,5; Mt 13,53-58; Mk 6,2f.).

Und doch, geradezu dieser Sohn des ‘Zimmermanns’ (Mk 6,3), von dessen Ausbildung niemand irgendetwas gehört hat (vgl. Joh 7,15), strahlte verwunderndes Wissen und Scharfsinn in Fragen – wie Er es immer wieder selbst sagte: „seines Vaters” – schon als 12jähriger Jüngling (vgl. Lk 2,46.52).

Zwar – als er an der Schwelle seiner ‘öffentlichen’ Tätigkeit, nach ihrer Inauguration in Judäa nach der Taufe von Johannes, für kurz ins gebürtige Nazaret zurückkam, endete sein erster Auftritt in der dortigen Synagoge eigentlich nur als ‘Wunder’ nicht mit seiner Ermordung, indem man Ihn vom Berg hinabstürzen wollte (Lk 4,16-30). Es geschah aufgrund allein der Tatsache, dass Er nach der Lektüre des Propheten Jesaja gesagt hat: „Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfülllt” (Lk 4,21).
– Der Evangelist fügt aber hinzu, dass anfangs alle mit dem Zauber dieses – scheinbar sich mit nichts unterscheidenden ihres Landsmanns fasziniert waren: „Seine Rede fand bei allen Beifall; sie staunten darüber, wie begnadet Er redete ...” (Lk 4,22).

Unwiderstehliche Autorität

Menschlich gesehen, musste Jesus mit seiner Personalität einen unwiderstehlichen Zauber strahlen. Die Leute konnten sie nicht präzise in Worte fassen. Wer sollte da so viel Mut gehabt haben um den Gedanken zuzulassen, dass die Person, der sie begegnen, Gottes Person ist?

Die Leute haben dagegen unwidersprüchlich gespürt, dass von diesem Rab aus Nazaret eine ungemeine Autorität schlägt. Sie drängte sich aus seinem jeden Wort und jeden Satz auf, der vom Mund Jesu erging, sei es z.B. in seiner „Magna Charta der moralischen Verhaltensweisen nach dem Evangelium” (VSp 15), wie Johannes Paul II. Jesu „Bergpredigt” bezeichnet hat (Mt 5-7).

Wer von Leuten würde den Mut fassen, mit so verwundernder, unerschütterlicher Autorität einmal zu reden? Jesus fällte ungemeine, verbindliche und endgültige Bewertungen bezüglich der Zuwächse, die die geistigen Führer an Gottes Weisungen und Gebote hinzugefügt haben.

Er siebt gleichsam durch das Prisma des erneuerten Gottes Vorhabens die Vorschriften des Alten Testaments, deren eigentlichen Sinn die damaligen Führer Israels mit ihren arbiträren Modifikationen in gewissen Fällen großenteils entstellt haben. Unmöglich, dass seine Worte nicht Verwunderung weckten, und vielleicht auch Entsetzung wegen der vorauszusehenden Gegenwirkung vonseiten der Pharisäer und Saduzzäer, an die sie außer jeden Zweifel angelangten.

Es war unmöglich die von allein aufkommende Frage zu übergehen: Wer ist denn dieser Mensch? Woher kommt seine Autorität, mit der Er spricht?
– Jesus aber schlägt wie mit dem Hammer auf den Amboss:

„Denkt nicht, Ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben.
Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen. (...)
Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten ... – Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt ...
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen ... – Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht ...
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt ... – Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt ...
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. – Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde ...! ...”
(Mt 5,17.21.27.31.43).

Diese Worte mussten wie ein Blitz vom heiteren Himmel wirken. Die Tempelpriester und andere Bewächter haben des Öfteren versucht irgendwie einzugreifen, allerdings es war jedes Mal umsonst.

Jesus konnte nicht erdulden, dass aus dem Haus seines Vaters eine „Markthalle” gemacht wurde (J 2,16). Mit zusammen geflochtener Geißel trieb Er die Schafe und Rinder heraus, schüttete das Geld der Verkäufer aus und stieß die Tische der Geldwechsler um.
– Man kann sich leicht vorstellen, was für ein Geschrei da entstanden war und wie die sofortigen Reaktionen der daran Beteiligten waren.
– In Antwort auf das geforderte irgendein ‘Zeichen’, in dessen Kraft Er so zu handeln den Mut hatte, wies Jesus auf seinen Leib hin, den Er als Tempel bezeichnet, das Er in drei Tagen wiederaufbauen wird (Joh 2,13-22).

Seine Gegner mussten immer wieder verlegen feststellen, dass sie seinen Kontra-Fragen eine gehörige Antwort anzubieten nicht gewachsen waren. So aber war die in damaliger Zeit angenommene Beweisführung. Es hat nichts geholfen, eine immer andere Mannschaft mit gut überdachten, arglistigen Fragen auszusenden, die diesen Rab von Nazaret in eine ‘Sackgasse’ und Betroffenheit führen sollten.

So war es u.a. damals, als man Ihn gefragt hat, woher die ‘Taufe Johannes des Täufers’ herkommt (Mt 21,23-27).

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Zweite Person Gottes: Jesus Christus – in zwei Naturen: menschlicher und Göttlicher. Sie sind beide mit EINER einzigen PERSON: Gottes Person – zusammengekoppelt. Die Gottes Natur ist DIESELBE: des Vaters und des Sohnes, und des Heiligen Geistes.

Ein andermal, kurz vor seinem Leiden, haben die bei der Diskussion anwesenden Erzpriester und Pharisäer bald bemerkt, dass Jesus dieses Gleichnis von treulosen-tückischen Pächtern des Weinbergs (Mt 21,33-44) geradezu von ihnen – diesen Diskutierenden verfasst hat. Matthäus berichtet:

„Als die Hohenpriester und die Pharisäer seine Gleichnisse hörten, merkten sie, dass Er von ihnen sprach.
Sie hätten Ihn gern verhaften lassen; aber sie fürchteten sich vor den Leuten, weil alle Ihn für einen Propheten hielten” (Mt 21,45f.).

Ähnlich war das Finale der hinterlistig Jesu gestellten Frage wegen der kaiserlichen Steuer (Mt 22,15-22).

Wie sollte da dieser Rab von Nazaret nicht rühren und anziehen, der:

„... zog durch alle Städte und Dörfer, lehrte in ihren Synagogen und kündete das Evangelium vom Reich und heilte alle Krankheiten und Leiden. Als Er viele Menschen sah, hatte Er Mitleid mit ihnen, denn sie waren müde und erschöpft wie Schafe, die keinen Hirten haben” (Mt 9,35ff.).

Er musste mit ungemeiner, innerer Strahlung wirken, dass die Menschenmengen Ihm anhingen, bei Ihm verharrten und seine Belehrungen aufnahmen, so dass der Evangelist notiert:

„Jesus rief seine Jünger zu sich und sagte:
‘Ich habe Mitleid mit diesen Menschen, sie sind schon drei Tage bei mir
und haben nichts mehr zu essen. Ich will sie nicht hungrig wegschicken,
sonst brechen sie unterwegs zusammen ...” (Mt 15,32).

Selbst seine Gegner, zusätzlich wegen der verwundernden Autorität Jesus von Nazaret eifersüchtig, mussten der inneren Anziehungskraft, die von Ihm schlug, Ehre huldigen. So war es u.a. auch, als Jesus am Hüttenfest, etwa ein halbes Jahr vor seinem Tod, auftrat und damals immer mehrere Ihn als Messias angesehen haben. Der Evangelist berichtet dazu:

„Da schickten die Hohenpriester und die Pharisäer Gerichtsdiener aus, um Ihn festnehmen zu lassen. ... Einige von ihnen wollten Ihn festnehmen, aber keiner wagte Ihn anzufassen.
Als die Gerichtsdiener zu den Hohenpriester und den Pharisäer zurückkamen, fragten diese:
‘Warum habt ihr Ihn nicht hergebracht?’
Die Gerichtsdiener antworteten: ‘Noch nie hat ein Mensch so gesprochen’ ...” (Joh 7,32.44-46).

Ungeachtet der Radikalität des verkündeten Gottes Wortes haben alle gespürt, dieser Rab – betriebe keine Demagogie! Er hat niemals irgendjemanden zum Sklaven herabgewürdigt! Umgekehrt, Er löste in wunderbarer Weise die Liebe zu Gott und den Nächsten aus, und verschleierte niemals die Sichtbarkeit Gottes mit seinem eigenen ‘Ich’. Diejenigen, die Ihm aufrichtigen Herzens zugehört haben, haben sein warmes, liebendes Herz wahrgenommen, in dem es keinen Platz für irgendwelche Heuchelei gab – entgegen dem, was es bei den damaligen Führern des Volkes im Alltag anzutreffen war.

Man konnte dauernd seine durchschaubare Absicht verspüren, hinter der eine uneigensüchtige Liebe durchbrach, die keine Rücksicht auf den Menschen (vgl. Mt 22,16), noch auf eigenen Nutzen nahm. Alle waren fast Tag auf Tag Zeugen, wie sich dieser Meister von Nazareth ‘aufs schlimmste aussetzte’ – um der Liebe zu Gott willen, den Er seinen persönlichen Vater nannte; aber auch um der zu verteidigenden Nächsten willen.
– Gerade das galt als unumstürzter Beweisgrund für die Selbstlosigkeit des Menschen-Sohnes.

Kein Wunder, dass nur dieser Rab von sich selbst sagen konnte: „Wer von euch kann Mir eine Sünde nachweisen?” (Joh 8,46). Und nur Er konnte von sich ansagen – im Anschluss an die Art und Weise seines Todes, oder eher: der freiwilligen Hingabe seines Lebens: „Und Ich, wenn Ich über die Erde erhöht bin, werde alle zu Mir ziehen” (Joh 12,32).

2. Das ist ...
Gott!

Durchblinkende Gottes Person

Wir betrachten weiter Jesus als Diesen, der zu seiner besonderen Nähe beruft. Die damaligen Leute, die diesem Rab von Nazaret begegneten, hatten in Ihm vor sich selbstverständlich den Menschen als Menschen gesehen. Bestimmt konnte auch bei den Aposteln gar nicht so leicht und nicht so schnell das Bewusstsein durchbrechen, dass ihr Meister – nicht nur wahrer Mensch, sondern umso mehr wahrer Gott ist. Gerade deswegen: als wahrer Gott-Mensch konnte Er mit einer Autorität sprechen, der niemand widerstehen konnte.

Wer würde aber zum Schluss kommen können, dass es so was geben kann, dass der wahre Gott – die Gestalt eines wahren Menschen annehmen kann und wird? Obwohl das ganze Alte Testament doch eine einzige, große Vorbereitung zu solcher Stufe der Offenbarung Gottes darstellt, einschließlich der Vorbereitung eines dazu unentbehrlichen theologischen und biblischen Wortschatzes. Es musste nur noch die Person selbst Jesu Christi erscheinen, dass diese bisher gleichsam ‘lose’ kreisenden Offenbarungsfaden des Alten Testaments in ein Eins zusammengefügt werden.

Jesus hat seine Sendung formuliert und sich selbst beim Nachtgespräch mit dem damaligen, theologisch ausgebildeten Würdenträger – dem Pharisäer Nikodemus vorgestellt. Er sagte damals von sich selber: „Denn Der, Den Gott gesandt hat, verkündet die Worte Gottes ...” (Joh 3,34). Die von Ihm verlauteten Worte haben die bisherigen Gottes Worte und Gottes Werke-Eingriffe nicht nur erklärt, sondern sie waren wahrhaft – GOTTES WORT, allerdings verfasst in ‘menschlicher Sprache’ (vgl. DV 12a.13b).

Es ist klar, Jesus war nicht imstande anders zu reden und anders zu wirken, als nur als Gott-Mensch zugleich. Den Grundboden, auf dessen Grund alles Wirken hervorkommt, stellt immer die Natur dar. Jesus wirkt in seinen zwei Naturen: der Göttlichen und der Menschlichen. Allerdings sie beide sind mit einer einzigen – seiner Gottes Person ‘zusammengekoppelt’. Daher gilt alles sein Tun, ähnlich wie auch seine Worte, immer als Göttlich-Menschliche Betätigungen (an diese Frage kommen wir genauer im V.Teil, 5.Kap. zurück).

Wer dürfte aber vermuten, dieser verwundernde Rab von Nazaret wäre wahrhaft sowohl Gott, wie Mensch?! Es muss erst noch die Auferstehung Jesu Christi hinzukommen – in etwa anderthalb Tag im Anschluss an seine schauderhafte Ermordung am Kreuze, dass die Apostel wirklich glauben, dass dieser ihr Meister und Herr – in der Tat Gott ist.
– Es muss dann noch eine weitere Woche ablaufen, dass jetzt, der Reihe nach, der ‘ungläubige Thomas’ geradezu im Abendmahlssaal zusammen mit den übrigen Aposteln da war, dass aus seinem ganzen Sein, niedergedrückt mit dem Anblick des sich zu ihm so liebend wendenden Jesus Christus, spontan das Glaubensbekenntnis hervorströmt: „Mein Herr und mein Gott”! (Joh 20,28).

Und doch schon im Laufe der öffentlichen Auftretungen Jesu kam es immer wieder zu solchen Situationen, dass es unmöglich war seine Gottheit – nicht zu anerkennen. Trotzdem die Vernunft der Ihn umgebenden Menschenscharen gleichsam am Seil gehalten war, so dass die Ihm zuhörenden diesen Schluss formal nicht bis zum letzten gezogen haben. Die Tatsache an sich, dass dieser Rab von Nazaret sogar Gott sein könnte, galt als etwas so sehr Unwahrscheinliches und schien dem Glauben an die Einzigkeit Gottes, der doch der Einzige Gott ist, auch wenn in Drei Gottes Personen, so sehr zu widersprechen, dass die zeitgemäßen Leute angesichts selbst des Gedankens an solchen Schluss, der sich immer wieder aufdrang, ihn als entsetzliche Blasphemie hielten und sich vor seiner deutlichen, in Worte geschmiedeten Formulierung scheuten.

Als Stichprobe siehe da ein paar solche Situationen, bei denen kein anderer Schluss gefolgert werden konnte, als nur dieser eine: Jesus Christus ist – Gott, wenn auch zu gleicher Zeit vollends wahrer, vollwertiger Mensch!

Mein Vater ...

Ab seiner frühen Jugendzeit äußert sich Jesus Christus von Gott so eindeutig als von seinem Vater, dass diese Redeweise keinen Zweifel wecken konnte, wie es diese Worte zu verstehen gilt. Davon zeugt – sei es auch nur der Bericht von Lukas, wie Maria und Josef voller Herzensschmerz den zwölfjährigen Jesus vermisst – und Ihn nachher wiedergefunden haben. Es spielte sich im Tempel zu Jerusalem ab, wo rings herum um Jesus die damalige geistige Volkselite versammelt war.
– Jesus wendet sich an seine bis zum äußersten erschöpften Eltern mit verwundernden Worten – Er, kaum von der jüngsten Kindeszeit erwachsender Bube:

„... Wusstet ihr nicht, dass Ich in dem sein muss,
was Meinem Vater gehört”? (Lk 2,49).

Die Pharisäer und ‘Schriftgelehrten’ – seine Diskutanten, haben diese unmöglich anzunehmende Äußerung des jugendlichen Jesus ... dieses Mal ‘ungestraft’ davongelassen. Freilich einzig wegen seines noch jungen Alters. Jesus gibt aber auf drastisch eindeutige Art und Weise zu erkennen, dass nicht Josef sein Vater ist!
– Aber daneben noch, dass der Tempel – ’Besitztum’ und Domäne seines Vaters – daselbst auch sein ‘Besitztum’ und seine Domäne darstellt.

Im Laufe seiner öffentlichen Tätigkeit haben ähnliche, oder eher: immer mehr eindeutige Aussagen in seinem Mund nur zugenommen. Jesus führt einen sich scharf abzuzeichnenden Unterschied zwischen Gottes Vaterschaft bezüglich seiner Selbst – und der übrigen Menschen.
– Möge es z.B. im Rahmen der harten Diskussion mit den damaligen Volksführern sein, wie sie im Johannesevangelium, im 8. Kap., geschildert ist, da man Jesus auf der Stelle steinigen wollte – eben deswegen, weil Er sich geradezu mit Gott selbst identifizierte:

„Wenn Ich mich selbst ehre, so gilt meine Ehre nichts.
Mein Vater ist es, der Mich ehrt, von dem ihr sagt: ‘Er ist Unser Gott’.
Doch ihr habt Ihn nicht erkannt. Ich aber kenne Ihn,
und wenn Ich sagen würde: Ich kenne Ihn nicht, so wäre ich ein Lügner wie ihr.
Aber Ich kenne Ihn und halte an seinem Wort fest ...” (Joh 8,54f.).

Einen ähnlich scharf durchgeführten Unterschied zwischen Gottes Vaterschaft bezüglich seiner Selbst und der übrigen Menschen zeigt Jesus im Gebet, das Er die Apostel auf ihre Bitte zu beten gelehrt hat:

„So sollt ihr beten: Unser Vater im Himmel, Dein Name werde geheiligt ...
– Gib uns heute das Brot, das wir brauchen ...
– Und erlass uns unsere Schulden ...
– Und führe uns nicht in Versuchung ...” (Mt 6,9.11ff.; vgl. Lk 11,2-4).

Die spontan erscheinenden Äußerungen Jesu von Gott als „seinem” Vater konnten für den Begriff Gottes im Rahmen der damaligen Lehre der Gelehrten im Gesetz unmöglich angenommen werden. Jesus aber zieht sich von ihnen nicht nur nicht zurück, sondern im Gegenteil, bestätigt nur umso deutlicher seine Einheit in Gottheit mit dem Vater.

Hier stichweise Beispiele derartiger Redewendungen dessen, von dem bisweilen gesprochen wurde: „Ist das nicht Jesus, der Sohn Josefs, dessen Vater und Mutter wir kennen? Wie kann Er jetzt sagen: ‘Ich bin vom Himmel herabgekommen’ ...”? (Joh 6,42):

„... ‘Mein Vater ist noch immer am Werk – und auch Ich bin am Werk’.
Darum waren die Juden noch mehr darauf aus, Ihn zu töten, weil Er nicht nur den Sabbat brach,
sondern auch Gott seinen Vater nannte und sich damit Gott gleichstellte” (Joh 5,17f.).

„Amen, amen, Ich sage euch:
Der Sohn kann nichts von sich aus tun, sondern nur, wenn Er den Vater etwas tun sieht.
Was nämlich der Vater tut, das tut in gleicher Weise der Sohn.
Denn der Vater liebt den Sohn – und zeigt Ihm alles, was Er tut ...
Denn wie der Vater die Toten auferweckt und lebendig macht,
so macht auch der Sohn lebendig, wen Er will.
Auch richtet der Vater niemand, sondern Er hat das Gericht ganz dem Sohn übertragen ...
... Wer Mein Wort hört und Dem glaubt, der Mich gesandt hat, hat das ewige Leben;
er kommt nicht ins Gericht, sondern ist aus dem Tod ins Leben hinübergegangen ...” usw. (Joh 5,19-24).

„Alles, was der Vater Mir gibt, wird zu Mir kommen,
und wer zu Mir kommt, den werde Ich nicht abweisen,
denn Ich bin nicht vom Himmel herabgekommen, um Meinen Willen tun,
sondern den Willen Dessen, Der Mich gesandt hat.
Denn das ist der Wille meines Vaters, dass alle, die den Sohn sehen und an Ihn glauben,
das ewige Leben haben und dass Ich sie auferwecke am Letzten Tag” (Joh 6,37-40).

„Wer Mein Fleisch isst und Mein Blut trinkt, der bleibt in Mir, und Ich bleibe in ihm.
Wie Mich der lebendige Vater gesandt hat und wie Ich durch den Vater lebe,
so wird jeder, der Mich isst, durch Mich leben.
Dies ist das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist ...” (Joh 6,56ff.).

„Ich bin es, der über Mich Zeugnis ablegt,
und auch der Vater, Der Mich gesandt hat, legt über Mich Zeugnis ab.
Da fragten sie Ihn: ‘Wo ist Dein Vater’ ? Jesus antwortete:
‘Ihr kennt weder Mich noch meinen Vater.
Würdet ihr Mich kennen, dann würdet ihr auch Meinen Vater kennen’ ...” (Joh 8,18f.).

„Die Werke, die Ich im Namen Meines Vaters vollbringe, legen Zeugnis für mich ab;
ihr aber glaubt nicht, weil ihr nicht zu Meinen Schafen gehört.
Meine Schafe hören auf Meine Stimme; Ich kenne sie, und sie folgen Mir.
Ich gebe ihnen ewiges Leben. Sie werden niemals zugrunde gehen,
und niemand wird sie Meiner Hand entreißen.
... Mein Vater, der sie Mir gab, ist größer als alle,
und niemand kann sie der Hand Meines Vaters entreißen.
Ich und der Vater sind Eins.
Da hoben die Juden wieder Steine auf, um Ihn zu steinigen ...” (Joh 10,25-31).

Zum Schluss stellt der Evangelist fest:

„Obwohl Jesus so viele Zeichen vor ihren Augen getan hatte, glaubten sie nicht an Ihn ...
Dennoch kamen sogar von den führenden Männern viele zum Glauben an Ihn, aber wegen der Pharisäer bekannten sie es nicht offen, um nicht aus der Synagoge ausgestoßen zu werden.
Denn sie liebten das Ansehen bei den Menschen mehr als das Ansehen bei Gott ...
– Jesus aber rief aus:
‘... Wer Meine Worte nur hört und sie nicht befolgt,
den richte Ich nicht
...
Wer Mich verachtet und Meine Worte nicht annimmt,
der hat schon seinen Richter :
das Wort, das Ich gesprochen habe,
wird ihn richten am letzten Tag.
Denn was Ich gesagt habe, habe Ich nicht aus Mir selbst, sondern der Vater, Der Mich gesandt hat, hat mir aufgetragen, was ich sagen und reden soll. Und Ich weiß, dass sein Auftrag ewiges Leben ist’ ...” (Joh 12,37.42-44.47-50)
.

Solche Worte konnte kein Mensch sagen. Jesus spricht sie, indem Er in dieser Stunde sein ungemein stark betontes Selbst-Bewusstsein bezüglich ihrer Wahrheit engagiert. Er bestätigt sie zugleich mit vollbrachten ‘Zeichen’, die in der Regel das bedeuten, was wir heutzutage als ‘Wunder’ bezeichnen.

Selbst-Offenbarung seines Selbst als Gottes

Jesus hat nicht den Stil angenommen, sich selbst als Gott bei einer festlichen Menschenversammlung rings um sich zu offenbaren und sich dabei als Sohn Gottes vorzustellen. Er hat einen sehr schlichten Stil dafür angenommen. Es geschah gemäß sei es nur dieser Prophezeiung über den erwarteten Messias:

„Er schreit nicht und lärmt nicht ... Das geknickte Rohr wird Er nicht zerbrechen
und den glimmenden Docht nicht auslöschen ...” (Jes 42,1-4; s. Mt 12,19f.).

Jesus redet – und handelt. Sich selbst und seine Sendung offenbart Er als Ruf an den freien Willen. Er gibt ihm die Chance, dass dieser Wille selbst erahnt und zum Schluss kommt: Es ist unmöglich, dass so zu reden und zu handeln ein nur-Mensch kann, der nicht Gott wäre, der also in diesem Mensch-Sein wirken muss.

Hier stichweise noch ein paar solche Situationen.

„... ‘Guter Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen?’
– Jesus antwortete: ‘Warum nennst du Mich Gut? Niemand ist gut außer Gott, dem Einen’ ...” (Mk 10,17f.).

Wir sehen: Ob Jesus hier dem jungen Mann nicht etwa die Konklusion vorschiebt, die sich von selbst aufdrängt? Jesus bringt dem jungen Mann bewusst – nach seinem eigenen Gedankenvorgang:

Du Junge! Du selbst stellst fest, dass von Natur aus – Gut allein Gott ist. Du wendest dich an Mich mit Worten: Guter Meister ...! Öffne deine Augen! Öffne dein Herz! Du bleibst doch geradeaus vor ... Gott stehen! Diesem einzigen, diesem: Guten !

Hat der erwähnte Junge Mann solchen Schluss gezogen? Jeder der drei Evangelisten, die dieses Ereignis beschreiben, erwähnt, dass trotzdem „Jesus ihn anschaute, ihn lieb gewann ...” (Mk 10,21) – in Antwort auf sein Bekenntnis, dass er sein ganzes bisheriges Leben lang die Gebote Gottes gehalten hat (v. 20), – die Gegenwirkung angesichts der ihm angebotenen höher engagierten Vollkommenheit, worum der Junge Mann übrigens gebeten hat, dieses war: „Bei diesem Wort überschatteten sich dessen Züge und er ging traurig davon, denn er hatte viele Güter” (Mk 10,22; JB).

Es ist ganz un-wahrscheinlich, dass dieser Junge Mann es in seinem Gewissen nicht empfunden hat, er gehe in diesem Moment freiwillig an Gott .. vorbei: diesem Nahegewordenen! Es hätte genügt nur die Hand willentlich auszustrecken ... !

„Gleich darauf forderte Er die Jünger auf, ins Boot zu steigen und an das andere Ufer vorauszufahren. Inzwischen wollte Er die Leute nach Hause schicken. Nachdem Er sie weggeschickt hatte, stieg Er auf einen Berg, um in der Einsamkeit zu beten. (...)
Das Boot aber ... wurde von den Wellen hin und her geworfen; denn sie hatten Gegenwind.
– In der vierten Nachtwache (3.00-6.00 Uhr frühmorgens) kam Jesus zu ihnen, Er ging auf dem See. Als Ihn die Jünger über den See kommen sahen, erschraken sie, weil sie meinten, es sei ein Gespenst, und sie schrieen vor Angst. Doch Jesus begann mit ihnen zu reden und sagte:
Habt Vertrauen, ICH BIN ES! Fürchtet euch nicht!’ ...”.
– Darauf erwiderte Petrus: ‘Herr, wenn Du es BIST, so befiehl, dass ich auf dem Wasser zu Dir komme!’ Jesus sagte: ‘Komm’.
Da stieg Petrus aus dem Boot und ging über das Wasser auf Jesus zu. Als er aber sah, wie heftig der Wind war, bekam er Angst und begann unterzugehen. Er schrie: ‘Herr, rette mich!’ Jesus streckte sofort die Hand aus, ergriff ihn und sagte zu ihm: ‘Warum hast du gezweifelt, du Kleingläubiger?’
Und als sie ins Boot gestiegen waren, legte sich der Wind.
– Die Jünger im Boot aber fielen vor Jesus nieder und sagten: ‘Wahrhaftig, Du bist Gottes Sohn’ ...” (Mt 14,22-33; Text: ein wenig ergänzt: ‘Kleingläubiger!’ – nach dem griech.).

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Oberin der Schwestern vom Guten Hirten unter dern Ärmsten auf der Mission in Philipppinen – im Schatten des Vulkans Mayon, Süd-Philippinen. Gibt Mut bei Ehekrisen und Schwierigkeiten (Schweizerisches Katholisches Sonntagsblatt, nr 39 (30.IX.2001) str. 23).

Braucht es hier noch eines Kommentars? Selbst die Apostel, sollten wir schon die Mengen der Leute übergehen, die den Lehren Jesu zugehört haben, konnten in ihren Herzen und Gedanken den Ereignissen, mit denen sie überragt waren, nicht Schritt halten.
– Allerdings über jeden Zweifel stießen sie immerwährend auf diesen sich von selbst aufdrängenden Schluss: Dieser ‘Mensch’ – ist zugleich wahrer Gott und wahrer Mensch !

„Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt ihr an Gott? Glaubt auch – an Mich !
Im Haus Meines Vaters gibt es viele Wohnungen. ...
Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten.
– Wenn ich gegangen bin – und einen Platz für euch vorbereitet habe,
komme Ich wieder – und werde euch zu Mir holen,
damit auch ihr dort seid, wo Ich Bin ...” (Joh 14,1-3).

Bemerken wir, dass Jesus in den ersten angeführten Worten, den Akt des Glaubens herauslösen will – an sich als Gott? Solche Worte kann niemand unter den Menschen sagen! Um solchen Inhalt ausdrücken zu können, muss jemand „Wahrer Gott vom Wahren Gott ...” sein!

Die Heilung wurde zur ‘Sensation’. Die Pharisäer leiten ein amtliches Ermittlungsverfahren und Verhörungen ein. Sie fordern vom Geheilten, er solle Jesus als ‘Sünder’ bekennen, da es am Sabbat geschah (Joh 9,14). Johannes präzisiert sogleich:

„... Denn die Juden hatten schon beschlossen,
jeden, der Ihn als den Messias bekenne, aus der Synagoge auszustoßen” (Joh 9,22).

Es ging also um das Exkommunizieren, das praktisch mit dem Todesurteil gleichbedeutend war. Der Geheilte, der bisher als Bettler lebte, an schneidiges Antworten gewöhnt, bringt die ihn verhörenden Pharisäer mit seinen gescheiten, theologisch verwundernd korrekten Antworten zu blindwütiger Raserei:

„Du bist ganz und gar in Sünden geboren, und willst uns belehren?
– Und sie stießen ihn hinaus (haben ihn exkommuniziert = dem Fluch anheimgegeben) ...” (J 9,34).

Und hier die weitere Folge des Ereignisses:

„Jesus hörte, dass sie ihn hinausgestoßen hatten,
und als Er ihn traf, sagte er zu ihm:
Glaubst du an den Menschen-Sohn?’
Der Mann antwortete: ‘Wer ist das, Herr? (Sag es mir), damit ich an Ihn glaube’ !
Jesus sagte zu ihm:
Du siehst Ihn vor dir, Er, Der mit dir redet, ist es’.
Er aber sagte: ‘Ich glaube, Herr!’
Und er warf sich vor Ihm nieder” (Joh 9,35-38).

Das hier vorkommende Zeitwort: ‘... warf sich nieder’ lautet im griechischen Originaltext: pros-ekýnesen. Es bedeutet wörtlich: er fiel auf seine Knie und huldigte Ihm in Anbetung. Es gibt keinen Zweifel: Jesus hat dem Geheilten seine Göttliche Würde offenbart.
– Er aber antwortete auf die Selbst-Offenbarung Jesu Christi mit dem Akt eines tiefsten Glaubens angesichts Gottes, dem er damit zugleich seinen Dank für die Gabe der sehenden Augen erwies.


Verzierung

RE-Lektüre. III.Teil, Kapitel 2c:
Stadniki, 9.XI.2013.
Tarnów, 18.VIII.2023.

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E. JESUS ALS DER BERUFENDE
!empt (0 kB)Jesus König – Sohn Gottes
!empt (0 kB)Berufung des Johannes und anderer
!empt (0 kB)Ob Psychotechniken ?
!empt (0 kB)In Erwartung auf die freiwillige Entscheidung

F. RADIKALITÄT JESU EVANGELIUMS
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G. GOTTHEIT DIE STRAHLT
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Abb.1. Johannes Paul II. : Petersplatz voller Jugendlicher
Abb.2. Sr. Maria Theresa von Kalkutta unter den Ärmsten und Sterbenden
Abb.3. Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenige Arbeiter...!
Abb.4. Kinderreiche Familie: ob hier eine Berufung zum Gottesdienst aufspringt?
Abb.5. Grafik: Zwei Naturen und Eine Person in Jesus Christus
Abb.7. Schwestern im Dienst auf Philippinen