(0,7kB)    (0,7 kB)

VERMERK: Abkürzungen zur angeführten Literatur s. Literatur

Blume: 4 kB

B.   WER GREIFT DER ERSTE
DIE INITIATIVE AUF ?

Verzierung

1. Des Menschen Sünde
und die Sühne-Möglichkeiten
des Menschen

Verzierung

Die Kontemplation des Antlitzes Gottes, oder mehr präzise: des ‘Herzens’ Gottes aufgrund der gerade erst erwogenen ‘Bekenntnisse’ Gottes selbst, die im Hosea-Buch niedergeschrieben wurden (Hos 11,1-9), lässt uns sich in die „Tiefen Gottes selbst” (1 Kor 2,10) einzusinken und dort einmal mehr das überragende Geheimnis zu erblicken Gottes ‘Ringens’ mit seinem Selbst mit Bezug darauf, was in diesen „Tiefen” überwiegt: die gehörige Bestrafung für das begangene Unmaß von Sünde – oder auch die Liebe, die weiter nicht aufhört Liebe zum Gottes Ebenbild: Mann und Frau zu sein, selbst dann nicht, wenn es die Sünde begeht. Wir konnten voller Verwunderung die schwer zu verstehende eigenartige ‘Fluktuation’ der Gefühle bei Gott selbst bewundern, die fortwährend zwischen der „Glut Gottes lodernden Zornes” schwingt – und der Zärtlichkeit eines Vaters und einer Mutter, die von Mitleid wegen des sittlichen und mannigfaltigen anderen Elends ihres verlorenen Kindes getragen wird.

Wichtig ist die Schlussfolgerung dieses inneren Gottes ‘Ringens’ mit sich selbst. Dieses aber sind wir imstande sofort zu begreifen – aufgrund des Lichtes der Gesamtheit des schon vollbrachten Erlösungs-Werkes: Gott ist nämlich Barmherzige ... Liebe! Die Sünde des Menschen, Gottes Ebenbildes, löst beim Dreieinigen eine verwundernde ‘Reihenkette von Erlebnissen’ aus, die sich in den „Tiefen Gottes selbst” abspielen (2 Kor 2,10). Ihnen zufolge kommt das – uns Sünder mit Mut erfüllende Geheimnis Gottes Vorhabens zum Vorschein: der Erlösung des Menschen in Jesus Christus.
– Diese wunderbare Wirklichkeit möchten wir jetzt ein wenig näher anschauen, inwiefern es uns die unendliche Distanz erlaubt, die das Geschöpf: dieses gefallene Geschöpf – von der Unendlichkeit des Dreieinigen trennt, der bis ins Unendliche in der Sünde des Menschen schmachvoll behandelt wird.

Die Erwägungen des vorigen Kapitels (Teil V, 2.Kap.) haben uns die absolute Unmöglichkeit verstehen lassen, dass irgendein Geschöpf Gott für die Sünde zu entsühnen imstande wäre, noch die ins Unendliche reichende Verschmähung Gottes, wie es selbst die geringste ‘lässliche’ Sünde darstellt, und umso mehr eine schwere, eine Todsünde – mit einer Geste oder irgendeinem Opfer wieder gut zu machen.
– Die Aussöhnung, bzw. Abbitte Gottes für die menschliche Sünde setzt von Natur aus das Niveau der Gleichheit voraus zwischen dem Beleidigten – und jenem, der die Expiation auf sich nimmt. Gerade aus diesem Grund gibt es keine Chance – in absolutem Sinn, dass irgendein Geschöpf Gott für die menschliche Sünde auszusühnen befähigt wäre.

Es geht um Unfähigkeit ontologischer Natur, die also die Grundlagen selbst des Seins betrifft. Ebenfalls ist auch kein anderes unter den Geschöpfen befähigt – in Bedacht könnte einzig irgendein vernunftbegabtes Geschöpf genommen werden, also irgendeiner der Engel, irgendwelche gleichsam stellvertretende Expiation anstelle des gefallenen Menschen zu verrichten.

Aber nichts kann die Voraussetzung ändern, dass einzig ein Gleicher – den Gleichen entsühnen kann. Der Mensch ist nur zu dem einen fähig: als vergängliches Wesen (in philosophisch-theologischem Sinn ist der Mensch vergängliches Wesen) ist er fähig, dem Unendlichen Gott einen unendlichen ‘Schmerz’ zuzufügen. Der Mensch kann wirksam selbst die allerschönsten Gaben Gottes verderben. Diese seine ’Gegen-Fähigkeit’ hat er auch 100% aktiviert – und aktiviert sie leider fortwährend weiter. Dagegen die Schmach der Sünde wieder gut zu machen übersteigt alle Möglichkeiten seiner Natur als eines nur ... Geschöpfes.

Verzierung

2. Sünde
– und Sühne-Möglichkeiten ... Gottes

Sollte Gott nach des Menschen Sünde – Liebe-zu-sein aufgehört haben ?

Einmal mehr fragen wir also: Ist das Menschengeschick – dieses ewige – nach der Sünde des Menschen wirklich endgültig entschieden? Nehmen wir zum Ausgangspunkt die Möglichkeiten eines ‘Geschöpfes’, sollte es auch vernunftbegabt sein, müssen wir diesbezüglich eindeutig antworten: So ist es leider: das Geschick des Menschen ist infolge seiner Sünde – seiner Natur nach definitiv entschieden. Der Sünder bekommt dasjenige, was er sich selbst gewählt hatte: das Leben – für die Ewigkeit – ohne Gott des Lebens und ohne Gott der Liebe.

Allerdings es bleibt noch gerade ... Gott selbst. Gott ist es deutlichst ... Schade um den Menschen, der sich selbst die ewige Abgerissenheit von der Kommunion des Lebens und der Liebe mit seinem Schöpfer bereitet hat. Gott ‘erinnert’ sich weiterhin ganz wohl, dass Er den Menschen „um seiner Selbst willen” erschaffen hat (GS 24). Und wünscht weiter nichts anderes so sehr, als dass – indem Er gleichsam über sein Selbst und irgendwelchen eigenen ‘Nutzen’ im Anschluss an die Tatsache selbst, ihn erschaffen zu haben, den Strich macht – dieses sein lebendiges Ebenbild, das heißt der Mensch – in Fülle ‘er Selbst’  sei: glücklich, und mit „Frieden – nicht einem, wie die Welt ihn gibt” (Joh 14,27), strahlen kann.

Gerade diese Liebe des Dreieinigen, die weiter unabtrittbar Gabe-‘für’  ist, bewirkt es, dass sie selbst in der unendlichen Schmach, die Ihm von diesem Menschen verübt worden ist, nach allem Möglichen sucht, um weiter ihre zentri-fugale Dynamik jeder wahren Liebe in die Tat umzuwandeln. Diese Liebe-‘Dynamik’ heißt Gott weiter nach dem Gut und Wohl dieses Kindes zu suchen, des Kindes doch seiner Liebe, auch wenn es jetzt Kind seines ‘Schmerzes’ geworden ist. Sollte die Sünde des Menschen wirklich etwas Größeres bilden als die Möglichkeiten der Liebe Gottes? Äußert sich nicht etwa das Gottes-Geschriebene-Wort in einem gewissen Moment verblüffend in erster Reihe für den gefallenen Menschen:

„Denn wenn das Herz uns auch verurteilt,
– Gott ist größer als unser Herz
und Er weiß alles ...” (1 Joh 3,20).

Sollten wir etwa Gott ‘zumuten’, dass Er sich nach dem Sündenfall dieser seiner Geliebten, seiner Braut – dieser zwar untreuen, aber doch weiter dieser Seinen, Einzigen – von ihr so sehr endgültig lostrennt und sich in seiner unendlichen ‘Beleidigung’ so sehr ‘verkapselt’, dass Er schon nur noch das Urteil besiegelt, das sie gegen sich selbst gefällt hat? Sie wird also einzig die ihr gehörige Strafe einbüßen müssen: die unabwendbar ewige Strafe – aufgrund ihrer Schuld, die dabei unabwendbar und irreversibel ewig ist!

Anders gesagt: Sollte etwa Gott als Liebe nicht den unendlichen ‘Schmerz’ des Geschöpfes seiner Liebe ‘verspüren’, dem es schon niemals mehr zu ‘lieben’ gegeben werden wird – noch ‘geliebt zu werden’, was doch ... der letztliche Sinn der Erschaffung des Menschen als Person gewesen war?

Das Drama der Sünde der Engel

Wir greifen dauernd ‘Grenz’-Fragen auf – der Möglichkeiten unserer menchlichen Auffassung im Angesicht des Geheimnisses Gottes als Liebe – und zweifelsohne auch seiner Gerechtigkeit in ihren vielfältigen Aspekten. Wir stehen dauernd vor dem Geheimnis dessen, Wer und Wie Gott ist, der unser menschliches Verständnis beständig überragt.

(21kB)
Eine Löwin-Mutter mit ihren Kleinen. - „Du sendest Finsternis, und es wird Nacht, dann regen sich alle Tiere des Waldes. Die jungen Löwen brüllen nach Beute, sie verlangen von Gott ihre Nahrung ...” (Ps 104 [103],21).

Wir müssten noch einmal nach der Probe auf die Qualität der Liebe zurückgreifen, der außer Zweifel in gewisser, für uns nicht bekanntem Stunde, ausnahmslos auch alle Engel unterzogen werden mussten. Diese Frage wurde auf unserer WEB-Site schon früher berührt. Denn auch die Liebe der Engel konnte unmöglich – nicht auf ‘Probe’ ausgesetzt werden. Gott ist zu groß und nur allzu würdig, dass die Liebe zu Ihm Folge eines aufgenötigten Zwanges am freien Willen: Gott „mit ganzem Herzen, aus aller Kraft ...” lieben zu müssen wäre!

Die ganze erschaffene Welt ‘gehorcht’ selbstverständlich Gottes Festsetzungen: die Galaxien kreisen auf den ihnen eigenen Sternbahnen. Sie huldigen dem Schöpfer allein mit ihrem Dasein und ihrem Kreisen. Aber nicht darauf hat es Gott gelegen! Solche ‘Anerkennung’ Gottes Güte, allein durch das Herausrufen von Nicht-Existenz zum Existieren – geschieht willenlos: sie wird nicht bewusst unternommen. Hier kann von keiner bewusst aufgegriffener Gegenseitigkeit in der Art von irgendetwas, was als ‘Liebe’ bezeichnet werden könnte, gesprochen werden.
– Diese erscheint erst im Fall, wenn der freie Wille da ist! Indessen der Kosmos ist nur ‘instrumental’ erschaffen worden. Gott strebte bei seiner Erschaffung ein anderes Ziel ab: ein erhabeneres, indem Er sich dieses ‘Kosmos’ zu seiner Erreichung typisch ‘instrumental’ bedient hat. Der Kosmos erfüllt seine Aufgabe eines nur unumfassbaren ‘Nests’ und ’Wohnhauses’ für diesen eigentlich Beabsichtigten – diesmal tatsächlich beabsichtigten „um seiner Selbst willen”. Erst dieser wird befähigt werden – zu lieben, und geliebt zu werden.

Wir hören dauernd die Worte Johannes Paul II., der so eindeutig hervorhebt (s. ob: In Erwartung auf Gegenseitigkeit), dass das Werk der Erschaffung seinem Wesen nach „in sich das Merkmal der Gabe” trägt. Denn jedes der Geschöpfe wurde von Nicht-Existenz zum Dasein als ‘dargeschenktes’ Existieren berufen (ML 118f.). Der Heilige Vater zieht diesen Gedanken weiter:

„ ... Dabei kann sich aber der Begriff des ‘Beschenkens’ nicht auf das Nichts beziehen. Er weist auf den Beschenkenden – und den Beschenkten, wie auch auf die Beziehung, die zwischen ihnen entsteht.
– Und zwar diese Beziehung taucht im Schöpfungsbericht samt dem Menschen auf. Von dieser Beziehung spricht vor allem die Wendung: ‘Gott schuf den Menschen, nach Gottes Ebenbild schuf Er ihn’ ...” (ML 118).

Aus Gottes Offenbarung wissen wir, dass diese eigentlich Beabsichtigten in der Gesamtheit der „ganzen sichtbaren und unsichtbaren Welt” (Glaubensbekenntnis in der Messe) jene Wesen waren, die mit den mehrmals schon besprochenen drei grundlegenden Eigenschaften ausgestattet waren: des Selbst-Bewusstseins [Vernunft-Verstand], Selbst-Bestimmung [freier Wille], Fähigkeit zur Verantwortung. Wir glauben – auch wenn wir darüber dank unseres Verstandes wissen – dass Gott:

„ ... am Anfang der Zeit aus Nichts zugleich beide Schöpfungen [schuf], die Geistige und die Körperliche, nämlich die der Engel und die der Welt: und danach die Menschliche, die gewissermaßen zugleich aus Geist und Körper besteht” (KKK 327; Glaubensbekenntnis des IV. Laterankonzils – in 1215).

Aufgrund der Offenbarungsbrocken erfahren wir über die Engel, dass ein ihr Teil in der Stunde gefallen ist, als ihre Liebe zum Schöpfer einer Probe unterzogen wurde. Es ist uns schwer sich im Einzelnen zu erklären, worauf ihr Sturz beruht hat. Übrigens, wir haben diese Frage schon oben besprochen – im Anschluss an die geheimnisvolle, und doch sehr ansprechende Äußerung des Erlösers von Lk 10,18: „Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen ...” (s. ob.: Jesus Christus und Satans Sturz).

Der Himmlische Vater hat den Engeln wohl zum Lieben als ihren Schöpfer – seinen Eingeborenen Sohn in der Gestalt ‘Ecce homo’ zu sehen lassen: dieses geschändeten, bespuckten, als erbärmlichen Schmerzknäueles und eines Blutfetzens.
– Das schien dem gefallenen Teil der Engel un-akzeptabel. Solchem ‘Gott’ ... zu dienen – werden wir nicht!
Im selben Augenblick wurde ihnen das gegeben, was sie bewusst und freiwillig gewählt haben: die ewige Verdammnis. Daher sagt Jesus so verwundernd – deutlichst in der Sicht seiner Prä-Existenz als der Zweiten Gottes Person: „Ich sah den Satan wie einen Blitz ... fallen ...” !

Eines ist sicher: als bei Wesen, die unvergleichlich vollkommener als die Menschen sind, indem sie reine Geister sind, wird der Akt ihres freien Willens etwas einmaliges: definitiv unwiderrufliches.

Diejenigen Engel, die Gottes Ehre dem Gottes Fleischgewordenen Wort gehuldigt haben, indem sie sich selber Ihm im Akt der höchsten Verwunderung, aber auch höchstmöglichen Liebe anvertraut haben, haben die Probe auf die Qualität der Liebe bestanden.
– Dagegen der andere Teil der Engel – unter Anführung des vollkommensten: Luci-Fer (vgl. Jes 14,12) – hat einen ‘solchen’ Gott verachtet. Sie warfen Ihm ihr Schrei-Wort entgegen: „Dir werde ich nicht dienen” (Jer 2,20). Ihre Entscheidung – der Verachtung ‘dieses – solchen’ Gottes, wurde etwas durchaus einmaliges und unabänderlich in alle Ewigkeit Fixiertes.

Der Himmlische Vater ehrte diese ihre Entscheidung, indem Er die ihnen geschenkte Willens-Freiheit nicht zerstört hat. Sie sollte zum Lieben dienen, nur dass sie gerade auch befähigt werden musste, die Nicht-Liebe zu wählen ... imstande zu sein.

Der Sturz des einen Teiles der Engel bringt dem Dreieinigen wohl einen unsagbaren ‘... der Schmerzen Schmerz’. Es ging doch um ... Kinder seiner Vorliebe! Von nun an werden sie schon in alle Ewigkeit im Ort der Nicht-Liebe und des Nicht-Lebens weilen, endgültig ohne eine Chance auf irgendwelche Abänderung.
– Andere Sache, die gefallenen Geister sind für immer außerstande irgendwelche Änderung überhaupt zu wollen und sie anzunehmen. In ihrem Hass zu Gott dem Schöpfer bleiben sie fixiert – ohne irgendwelche Möglichkeit auf Änderung irgendwann: für alle Ewigkeit.


In der Stunde, als die gefallenen Engel im selben Moment vom Himmel gestürzt wurden, haben sie sich nicht nur gegen Gott gewandt, dessen Liebe sie definitiv verschmäht haben, sondern auch gegen den Menschen, das Ebenbild Gottes angesichts des Weltalls. Das Buch der Offenbarung, das Satan in Spuren Christi als „Lügner” und „Mörder” (vgl. Joh 8,44) bezeichnet, warnt vor seinem mörderischen Groll:

„Es wurde gestürzt, der große Drache, die alte Schlange, die Teufel oder Satan heißt
und die ganze Welt verführt; der Drache wurde auf die Erde gestürzt,
und mit ihm wurden seine Engel hinabgeworfen ...
Weh aber euch, Land und Meer! Denn der Teufel ist zu euch hinabgekommen;
seine Wut ist groß, weil er weiß, dass ihm nur noch eine kurze Frist bleibt” (Offb 12,9.12).

Gott wird selbstverständlich die Engel nicht zunichte machen! Auch sie wurden von Gott in seiner „Liebenden Allmacht des Schöpfers” (DeV 33) erschaffen, ähnlich wie nachher der Mensch, „um ihrer Selbst willen” (GS 14)! Diesen seinen Willen zieht Gott niemals zurück. Zugleich hat sich Gott gleichsam ... angesichts des Aktes ihres freien Willens: der Nicht-Liebe zu Gott, zurückgezogen, indem Er bis zum Letztlichen die personale Würde seines Geschöpfes, dieses Mal dieses vollkommensten: des Engels – der Engel, geehrt hat.

Besonders entsetzend ist von ‘unserem’ Gesichtspunkt aus, dass Gott den gestürzten Engeln das nicht geschenkt hat, was das Gottes-Geschriebene-Wort mit den wunderlichen Worten bezeichnet: „Raum-Ort-für-die-Buße” [lat.: spatium-locus poenitentiae] (s. z.B. Hebr 12,7 – im Anschluss an Esau; Weish 12,10.19; Ijob 24,23). Diesen Aspekt hebt Gottes Offenbarung deutlich durch den Hl. Petrus hervor:

„... Gott hat auch die Engel, die gesündigt haben, nicht verschont,
sondern sie in die finsteren Höhlen der Unterwelt [= Bezeichnung der Hölle] verstoßen
und hält sie dort eingeschlossen bis zum Gericht [= dem Letzten], ....
Der Herr kann die Frommen aus der Prüfung retten,
bei den Ungerechten aber kann Er warten, um sie am Tag des Gerichtes zu bestrafen ...” (2 Petr 2,4.9).

Wir sehen, dass den gefallenen Engeln keine ‘Zeit’ zur Besinnung gegeben worden ist: um den Akt der Reue zu wecken und sich vor dem Schöpfer auszusühnen. Übrigens, selbst wenn es Gott wollte, ihnen „den Raum – den Ort für die Buße” zu gewähren, sie würden diese Gnade – wegen ihrer Vollkommenheit, sowieso nicht annehmen. Die Entscheidung ihres freien Willens wurde im selben Moment unabwendbar fixierte Sünde.

Die Theologie muss annehmen, dass es den ‘Zustand’ der Sünde gibt. Es ist der Zustand der Verstocktheit des Herzens, das in seiner Entscheidung: sich von Gott abzuwenden, so sehr verbissen ist, dass es die Gnade Gottes nicht mehr anzunehmen imstande ist – und sie von vornherein zurückweist.
– So sind vor allem die Sünden gegen den Heiligen Geist. Nur deswegen gibt es für sie keine Vergebung „weder in dieser noch in der zukünftigen Welt” (Mt 12,32; s. dazu: DeV 46-48. Die Aufzählung der Sünden gegen den Heiligen Geist, s.:  Sünden gegen den Heiligen Geist; sieh dazu ausführlicher von unserer Homepage den ganzen 8.Teil: „Sünde der Blasphemie gegen den Heiligen Geist”).

Deutlich vom ‘Zustand’ der Sünde begann – im Anschluss an die ihm zeitgemäße Generation – der Prophet Jeremia zu sprechen. Er hat diese theologische Wirklichkeit auf sehr anschauliche Art und Weise zum Ausdruck gebracht:

„Ändert wohl ein Neger seine Hautfarbe, oder ein Leopard seine Flecken?
Dann könntet auch ihr euch noch bessern, die ihr ans Böse gewöhnt seid.
So aber zerstreue Ich euch wie Spreu, die verfliegt, wenn der Wüstenwind weht.
Das ist dein Los, dein Lohn, von Mir dir zugemessen – Spruch des Herrn –,
weil du Mich vergessen hast und dich auf Lügen verlassen hast” (Jer 13,23ff.).

Gottes ‘Umsicht’ angesichts der Sünde des Menschen

Das Bewusstwerden um die Tiefe des Sturzes eines Teiles der Engel und seiner Unabwendbarkeit wird für uns Menschen zugleich zur erlösenden Gottesfurcht. Wie sehr muss man sich die Liebe Gottes schätzen! Zu gleicher Zeit stellen wir aber fest, dass Gott doch zweifelsohne anders den Sündenfall des Menschen betrachtet, als diesen der Engel.

Weckt nicht etwa eine heilsame, aber zugleich auch voller Dankbarkeit und Zuversicht – Furcht im Angesicht Gottes, wenn wir allein immer wieder feststellen müssen, dass der sündigende Mensch meistens nicht in selber Stunde stirbt, sondern noch weiter ... lebt? Wir könnten nämlich fragen: Warum ‘bestraft’ Gott den Sünder nicht im selben Augenblick, wenn dieser die Sünde begeht, indem Er ihm sofort die Gabe des Lebens zurückziehen würde? Ist etwa diese gewisse, dem Sünder noch geschenkte ‘Zeit’, eventuell mehr biblisch gesagt: Gottes Gabe ‘des Ortes und Raumes’ für die Buße – vonseiten des Schöpfers nicht eine unwahrscheinliche Gabe, die zweifelsohne völlig nicht verdient ist?

(4.1 kB)
Die Mutter übt ihr Kind in das Fahrradfahren ein. Wie viel beiderseitige Freude wird dabei ausgelöst! - Wie sehr muss es Gott freuen, wenn seine Kinder: sein Schmerz und seine Besorgtheit, aber auch seine Freude, beginnen, sich nach dem Maß der ihnen angebotenen personalen Würde zu benehmen !

Denn Gott wartet wirklich auf die Regung der Bekehrung bei der Seinen, Geliebten: treulosen Braut! Warum aber wendet Gott hinsichtlich des Menschen, seines lebendigen Ebenbildes – ein anderes ‘Maß’, als mit Bezug auf die gefallenen Engel?
– Auf diese Frage finden wir wohl niemals eine vollständige Antwort! Wir können diese Gabe nur schlechterdings annehmen, für sie sich tausendmal bedanken und Gottes Güte um Barmherzigkeit für sich und jeden Sünder bitten.

Gott ‘sieht’, dass der Mensch – kein reiner Geist ist, sondern das einander durchdringende: Geist-Materie. Der ‘materielle’ Faktor erschwert dem Menschen fortdauernd, dass er seine Betätigungen nach dem einschneidenden Vorrang des Geistes über den Leib gestaltet.
– Anderseits aber, der Mensch kann an sich Gott mit seinem menschlichen Augensinn ... nicht ‘erblicken’: Gott ist Geist (Joh 4,24), d.h. seinem Wesen nach ‘unsichtbar’ (1 Tim 1,17; Kol 1,15). Gott nimmt das in Bedacht:

„Denn Er weiß, was wir für ein Gebilde sind,
Er denkt daran: Wir sind nur Staub” (Ps 103 [102],14).

Sollte sich aber der Mensch, der sich so leicht von Diesem täuschen lässt, der der Böse ist, mit seiner Selbst-Bestimmung dem Dreieinigen zum Trotz ostentativ prangen und sich grosstun, dass es Gott „nicht gäbe” (vgl. Ps 14 [13],1; 53 [52],2) und sollte er beinahe Gott zum ‘Duell’ mit sich herausgefordert haben, wartet Gott meistens wirklich voller Geduld auf einen ‘besseren Augenblick’  dieser seinen ‘ehebrüchigen Braut’, wann sie vielleicht mehr empfänglich wird, Gottes Anklopfen an ihr Herz zu vernehmen:

„Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Stall sind;
auch sie muss Ich führen und sie werden auf Meine Stimme hören;
dann wird es nur eine Herde geben und einen Hirten” (Joh 10,16):

„Ich stehe vor der Tür und klopfe an.
Wer Meine Stimme hört und die Tür öffnet,
bei dem werde Ich eintreten und wir werden Mahl halten,
Ich mit ihm und er mit Mir ...” (Offb 3,20).

Jede dem Menschen in Sünde noch geschenkte Gabe des Lebens ist aber vonseiten Gottes eine wahrhaft unwahrscheinliche, und bestimmt nicht verdiente Gabe. Es besteht kein Zweifel, dass es besser ist so zu leben, dass ein solcher „Raum für die Buße” nicht ‘erpresst’ werden muss, also dass schlechterdings niemals eine Sünde, vor allem aber keine schwere Sünde, begangen werde.

Allerdings die Gewährung dieser Gabe: noch weiterer Minuten und Stunden des Lebens – dem Menschen, der eine Sünde begangen hat, zumal diese Todsünde, ist ihrem Wesen nach Gipfelpunkt der Barmherzigkeit Gottes für den Menschen. Wie sehr dauernd zeitgemäß sind Worte Jesu Christi, die im „Geistigen Tagebuch” der Hl. Faustyna Kowalska niedergeschrieben worden sind:

„Für die Strafen habe Ich die Ewigkeit,
und jetzt verlängere Ich ihnen die Zeit der Barmherzigkeit,
doch wehe, wenn sie die Zeit Meiner Heimsuchung nicht erkennen ...” (TgF 1160; s. auch: 1588. Und noch: Mt 23,37).

Diese Worte lauten beinahe ganz gleich wie diese Jesu Christi, die Er von Jerusalem geäußert hat, das chronisch die Zeit Gottes Heimsuchungen voller Gnade – nicht erkennt:

„Jerusalem, Jerusalem! Du tötest die Propheten und steinigst die Boten, die zu dir gesandt sind.
Wie oft wollte Ich deine Kinder um Mich sammeln,
so wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel nimmt;
aber ihr habt nicht gewollt!
Darum wird euer Haus [von Gott] verlassen ...” (Mt 23,37f; Lk 13,34f.).

Ein andermal warnt der Erlöser und ruft zu ständiger Wachsamkeit, um dem sich verspätenden Herrn „sobald zu öffnen, wenn Er kommt und anklopft” (Lk 12,36).

Verzierung

3. Die menschliche Sünde
und die ‘Mobilisierung’
der verschmähten Liebe Gottes

Verzweifelte Lage des Menschen nach der Sünde

Wir sehen es immer klarer ein, dass einerseits kein Mensch, noch kein anderes vernunftbegabtes Geschöpf – ontologisch gesehen [= infolge des Daseins als nur Geschöpfes] Gott wegen der begangenen Sünde eine Sühne zu leisten imstande ist.
Anderseits sehen wir, dass Gott gleichsam ‘mit sich selbst ringt’ : Was Er mit seinem lebendigen Ebenbild: seiner Mystischen Braut – anfangen soll? Wenn Gott auch aufs lebendigste mit der Sünde des Menschen mit Schmach gesättigt wird, beabsichtigt Er wahrlich nicht den Tod des Sünders:

„Der Herr zögert nicht mit der Erfüllung der Verheißung,
wie einige meinen, die von Verzögerung reden.
Er ist nur geduldig mit euch. Weil Er nicht will,
dass jemand zugrunde geht, sondern dass alle sich bekehren ...” (2 Petr 3,9).


Wir versuchen weiter die Lage zu beobachten, wie sie sich nach der Sünde – vom Gesichtspunkt des Menschen aus, legt. Wir müssen nämlich immer wieder feststellen, dass wenn kein Tun des Menschen im Anschluss an die begangene Sünde – zu der Gott zugefügten, unendlichen Beleidigung proportionell ist, ist eigentlich auch die von Gottes Güte dem Sünder geschenkte „Zeit für die Buße” an sich praktisch sowieso nicht imstande, hier irgendetwas zu ändern.

Sollte sich die tatgewordene Situation der Hoffnungslosigkeit in Erwartung schon nur noch des Augenblicks, wann die ewige Verdammnis nach der zugezogenen Schuld und ewigen Strafe anfängt – trotz allem irgendwie ändern, hängt jetzt also jeder weitere Schritt ausschließlich vom Dreieinigen ab, d.h. von Diesem, der in der Sünde bis ins Unendliche verschmäht wird.

Man könnte sich nur noch die Frage stellen: ob eine so formulierte Konklusion überhaupt irgendwelche Chance hat, sich behaupten zu können? Oder auch lautet sie nur allzu gewagt, dass sie irgendwann zum Ausgangspunkt von irgendwas – vorläufig noch nicht bekanntem: Was es sein könnte, werden dürfte, was imstande wäre das von vornherein schon entschiedene weitere Geschick des Menschen doch noch zu verändern?

Zutage erscheint das Vorhaben der Erlösung

In dieser Stunde gelangt an uns deutlich die Einladung, dass wir uns in die „Tiefen Gottes selbst” (1 Kor 2,10) versenken. Das wird einmal mehr möglich – dank der besonderen „Offenbarung”  in Kraft des Heiligen Geistes (vgl. 1 Kor 1,10a) – und offensichtlich des Gottes Sohnes, der fortdauernd „ist im Schoß des Vaters” (Joh 1,18b). Daher konnte Er von sich Selber sagen:

„Ihr seid aus dieser Welt,
Ich bin nicht aus dieser Welt ...” (Joh 8,23).

Und weiter:

(6.9 kB)
Was hat da diese Dreien so sehr zur überschwänglichen Freude gebracht? - Möchte etwa Gott die Kinder seiner Vorliebe nicht erfreut, anstatt traurig sehen? Das wird aber um den Preis erreicht, dass seine Gebote ins Leben umgeschmiedet werden ...

„... Doch ihr habt Ihn [= den Vater] nicht erkannt. Ich aber kenne Ihn,
und wenn Ich sagen würde: Ich kenne Ihn nicht, so wäre Ich ein Lügner wie ihr.
Aber Ich kenne Ihn und halte an seinem Wort fest ...” (Joh 8,55).

Aufgrund der Gesamtheit der Lehre des Gottes Sohnes Jesus Christus, der von sich gesagt hat: „... Wer Mich gesehen hat, hat den Vater gesehen” (Joh 14,9) – und im Licht dessen, was uns der von Christus verheißene und vom Vater und Sohn ausgesandte Heilige Geist zu verstehen erlaubt hat, der – „wenn Er kommt, die Welt überzeugen wird über die Sünde, über die Gerechtigkeit und über Gericht” (Joh 16,8; eigene Übersetzung) – bekommen wir eine Einsicht um das, was sich im Schoß der mit der Sünde schmachvoll behandelten Allerheiligsten Trinität ‘ereignet’.
– Und zwar, dort entsteht ein unglaubliches Vorhaben: der Mensch soll aus seinem anderswoher schon besiegelten Geschick ‘herausgeholt’ werden!

Es ziemt sich hier die Worte Johannes Paul II. in Erinnerung zu bringen, die wir schon früher in anderem Zusammenhang erwägen konnten:

„In Gott bildet der Geist-die-Liebe die Sache der menschlichen Sünde
in neue Beschenkung mit erlösungs-bringender Liebe um.
– Aus Ihm
[= dem Heiligen Geist: Gottes Meister bezüglich der Verbindung-Zusammenfügung, Verbindung des Geschöpfes mit der Trinität; ‘Zusammenklebung’ der Menschheit Jesu Christi mit Gottes Natur; Bewirkung, dass das Wort Gottes = Gottes Sohn, im Schoß Mariens Fleisch wird],
in Einheit mit dem Vater und dem Sohn – wächst die Erlösungs-Ökonomie hervor
[Erlösungs-Ordnung = Vorhaben Gottes der Erlösung des Menschen im Kreuz Jesu Christi],
die die Geschichte des Menschen mit Gaben der Erlösung füllt.
– Wenn die Sünde, in der die Liebe zurückgewiesen wurde, das ‘Leiden’ des Menschen hervorgebracht hat – dieses Leiden hat sich irgendwie der ganzen Schöpfung mitgeteilt [Röm 8,20ff] – wird der Heilige Geist in dieses menschliche und kosmische Leiden mit einer Neuen Beschenkung mit Liebe hineingehen, die die Welt erlösen wird ...” (DeV 39).

Wir bekommen hier die ganze Allerheiligste Dreifaltigkeit, deren Namen heißt: Leben-Liebe, zu sehen. Allerdings gleichsam auf besondere Art und Weise tritt der Gottes Zeuge der Liebe-der-Gabe des Vaters zum Sohn hervor – und der sofort erwiderten seiner Liebe zum Vater. Der genannte Gottes Zeuge ist der Heilige Geist. Er ‘sieht’ das alles, was im Schoß der Trinität vorgeht. ... Und ‘führt’ die Trinität gleichsam zu einem ganz von neuem initiierten Gottes Gabe-Werden-‘für’ hin, diesmal für das ... durch die Sünde gefallene Geschöpf der Liebe Gottes: Mann und Frau.

Verzierung

C.   DAS VORHABEN DER ERLÖSUNG
DES EBENBILDES GOTTES

Verzierung

1. Gott hat vor – Gott Sühne
zu leisten ...!

Aus Gottes Offenbarung erfahren wir etwas ganz Unwahrscheinliches: und zwar Gott selbst verpflichtet sich mit Bezug auf Gott die ‘Expiation’ zu unternehmen für die Sünde des Menschen! Dies ist etwas vollends Unwahrscheinliches! In der Situation, wann der Mensch aus sich allein ‘ontologisch’ gesehen ganz unfähig ist sich vor Gott auszusühnen, nimmt die Vollbringung dieses Werkes ... Gott selbst auf sich !

Wer – oder deutlicher: Was-Wer hat Gott dazu bewogen? Gottes Geheimnis! Wollte Gott dadurch seine Allmacht erweisen? Oder vielleicht seine Gerechtigkeit? Oder auch wurde Beweggrund zur Unternahme dieses Werkes vielleicht seine mit nichts betrübte Glückseligkeit?
– Der Mensch steht angesichts solcher ‘Version’ Gottes „Vorhabens” zu sich – ganz in Verlegenheit. Fähig einzig zur Verwunderung, Betrachtung und ... Anbetung!

Wir stehen hier zweifellos im Angesicht des urewigen „Verliebt-Seins” Gottes in dieser Seinen, Geliebten, so hässlich Unwürdigen seiner Gottes Liebe. Sie beleidigt doch fortwährend Gottes Liebe. In Gottes Augen begeht sie fortwährend Sünden des ‘Ehebruchs-mit-Satan’. Um wohl nur noch mehr ‘Schmerz’ dem Dreieinigen zuzufügen, dessen Liebe sie – indem sie dem Bösen gehorcht – beständig nicht traut.

Gegen diese, diese so ‘Treubrüchige’ – wendet der Dreieinige als der Erste das Prinzip an, das einmal Paulus, der Völkerapostel, in entschiedene Worte fasst:

„Lass dich nicht vom Bösen besiegen [= von diesem, der der Böse ist: von Satan],
sondern besiege das Böse [= diesen, der der Böse ist]
– durch das Gute [= mit umso größerer Liebe](Röm 12,21).

Der Dreieinige ... bleibt unverbrüchlich treu [in biblischer Bedeutung: Gottes Wahrheit] der einmal seinem lebendigen Ebenbild ‘gelobenen’ Liebe:

„Mit ewiger Liebe habe Ich dich geliebt,
darum habe Ich dir so lange die Treue bewahrt” (Jer 31,3).

Würde sich die Liebe Gottes nicht mit ihrer zentri-fugalen Dynamik kennzeichnen, wäre sie offenbar keinesfalls ‘Liebe’. So würde Gott auch nie auf die ‘Idee – gekommen’ sein, auf die sich schließlich die Allerheiligste Trinität zu vollbringen ‘entschieden’ hat – zugunsten des Geschöpfes Ihrer Liebe, aber umso mehr Ihres Schmerzes. Und zwar: Gott selbst – wird Gott – Sühne leisten für die Sünde ... von Mensch-dem-Mann, Mensch-der-Frau. So eine gleichsam ‘Entscheidung’ ist im inneren Leben des Dreieinigen selbst gefällt worden. Es ist selbstverständlich urewige ‘Entscheidung’: „... bevor die Welt” geworden ist (Joh 17,5; Eph 1,4; usw.).

Verzierung

2. Gott greift die erste Voraussetzung
des Werks der Erlösung auf

Es wird hier immer wieder betont: Vor-Bedingung, dass überhaupt an eine Versöhnung-Sühne irgendjemandes gedacht werden kann, ist die Gleichheit der Naturen. Jede Sünde des Menschen beruht ihrem Wesen nach auf schmachvoller Behandlung Dessen, der „allein der Gute ist” (Mt 19,17). Die Sünde ist zugleich autonome Entscheidung darüber, was das Gut und Böse sein soll (vgl. Gen 3,5) – den Festsetzungen Gottes zum Trotz, was die innere Friedensordnung der Betätigungen und Beziehungen betrifft.

Sollte also die Entsühnung Gottes aufgrund seiner so zutiefsten Beleidigung, die sich ins Unendliche erstreckt – eine ‘Erfolgs-Chance’ haben, müsste solches Werk ... Gott selbst auf sich nehmen. Anders könnte an eine ‘Abbitte’ Gottes schlechterdings überhaupt nicht gedacht werden ...

Gott ist offenbar ein Einziger: es kann keine zwei verschiedenen ‘Götter’: zwei Gottes Naturen – geben. Allerdings aufgrund dessen, was uns von sich selbst dieser Gott, dieser eine einzige gesagt hat – wissen wir mit Gewissheit des Glaubens, dass Er – dieser Eine: die ein und selbe Gottes Natur – in Drei verschiedenen Personen existiert: des Vaters und des Sohnes, und des Heiligen Geistes.

Diese Feststellung fängt an, für das lebendige Ebenbild Gottes: Mann und Frau – ein Lichtlein von Hoffnung zu bieten. Es beginnt uns anzusprechen: Wie gut es doch ist, dass dieser eine Gott – in Drei Personen der absolut ein und selben Gottheit existiert! Denn vielleicht unternimmt irgendwelche von diesen Gottes Drei Personen den ‘Gedanken’, den Dreieinigen ... anstelle des Menschen, Gottes Ebenbildes, zu versöhnen?

So geschieht es auch in der Tat – vorläufig auf dem Niveau Gottes selbst. Sollten wir weiter vollends die Sprache von Anthropomorphismen-Anthropopathismen gebrauchen, müssten wir bekennen, dass im Gottes Inneren: seinem ‘Herzen’ – angesichts der Sünde des Menschen, Gottes Mystischer Braut – sich wohl etwas derartiges abgespielt hat:

butt  Der Vater wird in der Sünde des Menschen aufs lebendigste mit Verachtung seiner Liebe und dem Vorwurf getroffen, Er wäre keine Liebe, indem Er voller Ernst den Menschen gebeten hat, sich liebend, aber doch in der Tat, dem ihm angebotenen Gebot gehorsam zu fügen. Die Sünde wird für Gott ‘den Ganzen’, aber vor allem geradeaus für den Vater selbst – ein Stich, der gleichsam direkt in sein ‘Herz’ selbst als Vaters abgeschossen wird.

Dieses Vergehen hat einen einzigen, großen ‘Schmerz’ ausgelöst – im Sinn, der nur Gott zugänglich ist und alle Vorstellungskraft des Menschen überragt. Dieser ‘Schmerz’ widerhallt mit entsetztem, schreienden ‘Echo’ im ganzen Weltall. Dieser ‘Schmerz’ muss sich in irgendwelcher Art und Weise sowohl in die Unveränderlichkeit Gottes einreimen, wie auch Gottes unendliche Glückseligkeit und Fülle von Vollkommenheit.
(vgl. dazu die Erwägungen über die Ko-Existenz äußerster Leiden – und die unabänderliche Glückseligkeit bei Christus am Kreuze, was in gewissem Sinn auch bei einigen Heiligen vorkommt: NMI 26-27).

Die Sünde eines Geschöpfes: sei es eines Engels, oder auch eines Menschen – ist selbstverständlich dem ‘Sein’ nach (ontologisch) zu ‘klein’, dass sie imstande wäre, die Gottheit Gottes an sich zu ‘rühren’ oder sie zu ‘verletzen’. Und doch, es ist schwer sich vorzustellen – wir drücken uns über Gott auf ‘menschliche’ Art und Weise aus, dass Gott ‘nicht reagieren’ könnte mit unaussprechlichem Schmerz, wenn seine Liebe infrage gestellt wird und vonseiten des lebendigen Gottes Ebenbildes, also des Menschen, der im selben Augenblick sein bisheriges Anvertrauen auf Satan überträgt, den „Vater der Lüge und Mörder von Anfang an” (Joh 8,44) – mit Arroganz zurückgewiesen wird.

butt  In dieser Situation erblicken wir die Zweite Gottes Person: den-Sohn-das-Wort. Er betrachtet immerwährend seinen Vater. Dabei spricht Er in höchster Entzückung und mit größtmöglicher Zärte seiner ganzheitlichen, gegenseitig erwiderten Hingabe an den Vater: „Abbá – Vater!” Sieht Er jetzt den Vater – voller Groll, aber umso mehr: wie Er in Traurigkeit versunken ist im Angesicht des infolge seiner kurzweiligen Selbst-Zufriedenheit von vornherein auf Untergang verurteilten Ebenbildes Gottes: Mann und Frau, die blindlings der ewigen Verdammnis entgegenlaufen, hält der Sohn gleichsam ‘nicht länger’ aus. Er macht momentan mit Sich ganzem sofort alles, um den Vater – auf eine allein Gott bekannte Art und Weise zu ‘trösten’ und dem Vater die Schmach wieder gut zu machen, die Ihm vom Menschen, Gottes Ebenbild, zugefügt worden ist.

butt  Im selben ‘Augenblick’ tritt auf Bühne im Schoß der Allerheiligsten Trinität jetzt, der Reihe nach, der Heilige Geist auf. Er, der im Dreieinigen die Liebe-Person (vgl. DeV 39) ist und zugleich die-Person-der-Anhauch der Glut, die zweiströmig läuft: der Liebe des Vaters zum Sohn – und des Sohnes zum Vater, „bildet” den Schmerz des Vaters und die ganze „Sache der menschlichen Sünde”  in eine „neue Beschenkung mit heilbringender Liebe um” (DeV 39).

Siehe da den ‘ganzen’ – geradeaus solchen ... Gott ! Es ist wahrhaft Gott-die-Liebe. Gott lässt sich im wörtlichen Sinn „nicht vom Bösen besiegen” (Röm 12,21), sondern „besiegt das Böse [= Satan, Den Bösen] mit dem Guten” (ebd.). Satan kann nämlich Gott als die Liebe und Barmherzigkeit nicht ‘verkraften’! „Meister” aber bei der Umbildung des Gottes Schmerzes und der „Sache der Sünde” in noch größere als es bisher war, gleichsam „neue Beschenkung mit heilbringender Liebe” (DeV 39) – ist der Heilige Geist.

Nur Er kann Das und Solches – ‘zusammenkleben-und-vereinbaren’, was seiner Natur nach eigentlich unmöglich vereinbart werden kann. Er hat auch u.a. das Wunder gewirkt, das die ‘Zusammenfügung’ der Natur Gottes mit der Natur des Menschen im Geheimnis der Fleischwerdung des Gottes Wortes darstellt. Es spricht Johannes Paul II.:

„Aus Ihm [= d.h. dem Heiligen Geist, der Person-der-Liebe],
in Einheit mit dem Vater und dem Sohn,
wächst die Erlösungs-Ökonomie hervor,
die die Geschichte des Menschen mit Gaben der Erlösung erfüllt ...” (DeV 39).

Die theologische Bezeichnung: ‘Erlösungs-Ökonomie’ – bedeutet das Vorhaben Gottes: den Menschen in Christus zu erlösen – samt allem, was das bedeuten, und allem, was das ‘voraussetzen’ wird. Der Heilige Geist hat es gewirkt, dass sich im Dreieinigen gleichsam der erwähnte Gottes Plan ‘kristallisiert’. Dieser Gottes ‘Plan’ wird auch noch wohl besser ausgedrückt, und zwar mit dem Ausdruck: das Vorhaben Gottes, das die Erlösung des Menschen: Mann und Frau – durch Jesus Christus betrifft.

Ausführlich wird dieses Gottes Vorhaben vom Hl. Paulus in einer längeren theologischen Erörterung – bezugs des „Geheimnisses des Erlösungs-Vorhabens”, am Anfang seines Briefes an die Epheser dargestellt (Eph 1,3-14).

(17 kB)
Dieses Mädchen umarmt Johannes Paul II. mit Freuden: nicht nur als geliebten Heiligen Vater, sondern auf ihre kindliche Art und Weise: als den Stellvertreter Christi - Jesus selbst Christus, den Gott und Erlöser.

butt  Die Erfüllung dieses Vorhabens: der Sühne Gott gegenüber für die Sünden des Menschen, konnte einzig von der Zweiten Gottes Person unternommen werden: dem-Sohn-dem-Wort. Das Vorhaben der Erlösung ist offenbar Werk der ganzen Heiligen Dreifaltigkeit. Und doch, in irgendwelcher geheimnisvoller Art ziemt es sich, die Einzelheiten selbst dieses Vorhabens der Dritten Person der Trinität ‘zuzuschreiben‘: dem Heiligen Geist. Die eigentliche Verrichtung aber dieses Vorhabens konnte nur der Sohn Gottes auf sich nehmen. In der Tat, das Werk der Erlösung durch das Opfer am Kreuz wird das strikt persönliche Werk des Sohnes Gottes sein, d.h. der Zweiten Person der Heiligen Trinität:

„ ... Weil aber dieses Kreuzopfer zugleich in vollem Sinn dieses Wortes
eine eigene Tat Christi darstellt ...” (DeV 41).

Der Sohn Gottes liebt mit sich ganzem einerseits selbstverständlich den Vater. Anderseits liebt Er aber ebenso stark, ähnlich wie auch der Vater und der Heilige Geist, seine menschlichen Brüder und Schwestern, die doch nach seinem Ebenbild gestaltet worden sind (s. Röm 8,29; 2 Kor 3,18).
– In dieser Situation wendet sich der Sohn gleichsam an den Vater spontan, in ungefähr wohl solchen Worten:

„Vater! Du weißt es! Nachdem sie die Bitterkeit der Sünde (vgl. Jer 2,19; 4,18) ausgekostet haben, sind sie doch nicht imstande, Dich in diesem Zustand abzubitten. Sie haben Dich bis ins Unendliche schändlich misshandelt, dagegen diese Beleidigung zu sühnen – sind sie von Natur aus nicht imstande.
– Vater! Ich will Gott – für ihre Sünde die Sühne leisten. Ich will nicht, Vater, dass diese, die nach Meinem Ebenbild erschaffen worden sind, für ewig verloren gehen. Aber auch Du, Vater, willst ebenso nicht, dass sie das ewige Leben verlieren! So ist doch Dein Wille, der ganz Liebe ist. Mein geliebter Jünger, der Johannes, wird ihn einst folgender in Worte fassen:
– ‘Denn das ist der Wille Meines Vaters, dass alle, die den Sohn sehen und an Ihn glauben, das Ewige Leben haben und dass Ich sie auferwecke am Letzten Tag’ [Joh 6,40].
– Also: sende Mich, Vater! Ich erlöse sie von Satans Knechtschaft! Sie sind aus eigener Schuld in sie gefallen, die auf ewige Strafe verdient. Aber sie waren sich dessen nicht völlig bewusst, was sie eigentlich tun ...!”

Es scheint, im Schoß der Allerheiligsten Dreifaltigkeit musste sich ungefähr eben solcher – urewiger ‘Dialog’ abgespielt haben.
– Tatsächlich, der Vater nimmt das Vorhaben, diesen Plan, an: für die Sünde des Menschen – vollbringt die Sühne – Gott selbst. Der Sohn Gottes, Wesensgleich mit dem Vater und dem Heiligen Geist, vollbringt Gott die Abbitte – anstelle des Menschen!

So hat sich die erste Bedingung abgezeichnet. Ohne sie gäbe es keine Möglichkeit, den Dreieinigen für die unendliche Verachtung, die durch die Sünde des Menschen Gott zugefügt worden ist, abzubüßen.

Es folgt hier ein Geheimnis nach dem anderen!

Verzierung

3. Gott angesichts
der zweiten Voraussetzung
der Erlösung des Menschen

Es zeigt sich, dass das Aufgreifen dieses ‘ersten’ Schrittes: dass nämlich Gott – Gott für die Sünde des Menschen Sühne leisten wird, zum tatsächlichen Erreichen des angestrebten Zieles noch nicht genügt. Es hat doch nicht Gott – gegen Gott gesündigt! Die Sünde gegen Gottes Heiligkeit und Liebe wurde vom ... Menschen begangen: Mann und Frau !

Sollte also Gott selbst – Gott wegen der menschlichen Sünde sich entschuldigt haben, würde diese Abbitte und Sühne letztlich nichts taugen. Dieser Schuldiger verbliebe außerhalb der Reichweite jener – in diesem Fall: Versöhnung Gottes ... durch Gott selbst. Sühne leisten muss schließlich trotz allem dieser, der die Sünde begangen hat: der Mensch! Wie wir uns aber dauernd ziemlich schrill zum Bewusstsein bringen versuchen, dazu ist der Mensch von sich allein – aus ‘ontologischen Gründen’ [seines Status als nur Geschöpfes] – völlig unfähig.

Abgesehen von dieser ‘Seins’-Unfähigkeit, ist es von allein verständlich, dass die Entschuldigung und Sühne trotz allem von diesem verrichtet werden muss, der eine so große Beleidigung und Schändung vollbracht hat. Das kann auch ein Kind verstehen. Dauernd auch ertönen im Herzen die Worte Johannes Paul II.:

„Aber es ist eine Glaubenswahrheit, die sich auch mit unserer Erfahrung und unserem Verstand bewahrheitet, dass die menschliche Person frei ist. Man darf diese Wahrheit nicht übersehen und die Sünde des einzelnen Menschen auf die äußere Wirklichkeit – auf Strukturen, Systeme usw. abwälzen. Das würde ungeachtet alles anderen mit dem Strich über die Würde und die Freiheit der Person gleichkommen, die sich – wenn auch selbst in negativer und katastrophaler Weise – auch in der Verantwortung für die begangene Sünde erweisen.
– Darum gibt es in jedem Menschen
nichts mehr Persönliches und Unübertragbares,
wie der Verdienst aus der Tugend,
beziehungsweise die Verantwortung für die Schuld” (RP 16).

Aufgrund dieser Worte, deren Aussagekraft schwer geleugnet werden kann, wird nur umso mehr klar, dass die Sühne Gott gegenüber trotz allem vom Menschen geleistet werden muss, also nicht vom ‘Gott-anstatt-des-Menschen’ !

Im Schoß Gottes entsteht daselbst ein weiteres ... Gottes ‘Dilemma’: Wird also das gerade erst sich abzeichnende Gottes Vorhaben überhaupt in Bedacht gezogen werden können? Denn das Werk der Versöhnung Gottes für die Sünde des Menschen – setzt doch im Ausgangspunkt selbst voraus, dass der um Vergebung Bittende – Mensch, und nicht Gott sein muss !

butt  In dieser Situation, wenn es schon schien, dass das Vorhaben, Gott würde Gott anstelle des Menschen abbitten, letztlich keine Chance zur Umsetzung in die Tat bekommen wird, tritt auf die Bühne des inneren Lebens des Dreieinigen von neuem der Heilige Geist ein. Er ist es doch, der Heilige Geist, der ‘Meister’ ist bei aller Umgestaltung des Unmöglichen – in Realismus der Gottes Werke:

„Der Ratschluss des Herrn bleibt ewig bestehen,
die Pläne seines Herzens überdauern die Zeiten” (Ps 33 [32],11).

Er ist es, der „Herr und Lebendig-Machende” [Worte vom Glaubensbekenntnis der Hl. Messe], in der Trinität ‘empfindsam’ auf alles, was das Gute ist, was Beschenkung und Kommunion bedeutet, der gleichsam zugleich zum Vater und zum Sohn ‘spricht’:

„Vater! Die Entsühnung Gottes für die Sünde der Menschen wird trotz allem Möglichkeit!
Sende Mich, Vater, wie Du Deinen Sohn sendest!
– Ich bewirke es, dass Dein Eingeborener Sohn, in Dem ‘alles erschaffen wurde: im Himmel und auf Erden, das Sichtbare und das Unsichtbare ...’ [Kol 1,16], zu seiner bisherigen, Gottes Natur, ein und derselben für Dich, für Ihn und für Mich – noch eine zweite Natur: eine Menschliche, annimmt.
– Er wird so zum Gott-Menschen. So aber wird das Vorhaben des Erlösungs-Werkes in Fülle ins Leben umgesetzt werden können. Für die Sünde Gottes Ebenbildes angesichts des Weltalls: Mann und Frau – wird vor Gott dein Eingeborener Gott-Sohn – Sühne leisten. Er wird aber nicht nur ‘Wahrer Gott vom Wahren Gott’ sein [Credo bei der Heiligen Messe], sondern darüber hinaus auch noch Gott-Mensch!”

Der Himmlische Vater akzeptiert diese ‘zweite’ Bedingung des Vorhabens der Erlösung des Menschen im Sohn Gottes: die Zweite Person Gottes nimmt Fleisch an im Mensch-Sein Jesu Christi! Erst jetzt beginnt das Vorhaben Gottes Farben der Realität anzunehmen. Die Abbitte für die Sünde des Menschen wird vom Gott vollbracht werden, doch wird Gott diesmal gleichsam ‘erweitert’ werden um die Annahme einer zweiten Natur: der Menschen-Natur.

Verzierung

D.   IN ERWARTUNG AUF DIE
„FÜLLE DER ZEIT”

Verzierung

1. Das Urewige Vorhaben
– und Gottes Sicht der ‘Zeit’

Gott zieht sich vom einmal angenommenen Vorhaben nicht mehr zurück: dass Er selbst Gott die Sühne leistet – anstelle des Menschen. Dieses Werk wird von Diesem ‘Gleichen’ – angesichts des ‘Gleichen’ vollbracht werden. Zu gleicher Zeit wird dieses Werk vom Menschen vollbracht werden, der seiner Natur nach im Verhältnis zur Gottes Natur Un-Gleich ist.

Der Dreieinige hat gleichsam eine Art und Weise ‘erfunden’ das zu vollbringen imstande zu sein, was ihrer Natur nach unmöglich in die Tat umgeschmieden werden konnte. Um die Entsühnung Gottes vollbringen zu können, dessen anderer ‘Name’ Erlösung des Menschen werden wird, muss Jemand ‘erscheinen’, der in Einer Person sowohl Gott sein wird, wie auch Mensch. Es wird also eine Person geben müssen, die zugleich als Gott existiert, wie auch als wahrer Mensch.

Gottes Vorhaben der Erlösung des Menschen setzt daselbst zwei unterschiedliche Naturen voraus [= zwei unterschiedliche ‘Quellen’ der unternommenen Betätigungen], die aber mit nur einer Person verkoppelt sein werden. Diese kann selbstverständlich nicht Person eines Menschen sein, vorausgesetzt ist dagegen die Gottes Person.

Solcher ‘Einfall’ selbst ist für den Menschen beinahe ‘schwindelerregend’! Dass der wahre Gott – zugleich vollends wahrer Mensch werden könnte, und umgekehrt: dass dieser wahre Mensch – zugleich in wahrhaftem Sinn weiter Gott sein sollte ...!
– Indessen, sollte solche Vereinbarung nicht freudeerregende Wirklichkeit werden, wäre das Geschick des gefallenen Menschen definitiv entschieden: übrigens gemäß der freiwilligen, unselig tragischen Wahl dieses Menschen selbst, nicht aber Gottes ‘anstelle’ des Menschen.

Als Johannes Paul II. das Außergewöhnliche Jubiläum der Erlösung 1983 inauguriert hat – es wurde damals der 1950 Jahrestag seit dem Erlösungs-Tod Jesu Christi auf dem Kalvarienberg am Tor zu Jerusalem begangen, hat er eben diesen Aspekt in folgenden Worten hervorgehoben:

„Tatsächlich, alle, die ihre Antwort gegeben haben auf die Wahl Gottes zum Gehorsam gegen Jesus Christus, zum Gewaschenwerden mit seinem Blut und zur Teilhabe an seiner Auferstehung, glauben, dass die Erlösung von der Knechtschaft der Sünde die Erfüllung der gesamten Göttlichen Offenbarung ist, weil in ihr das zur Wirklichkeit geworden ist, was kein Geschöpf je hätte denken noch tun können, dass nämlich der unsterbliche Gott sich in Christus für den Menschen auf dem Kreuz geopfert hat und dass die sterbliche Menschheit in Ihm auferstanden ist. Sie glauben, dass die Erlösung die höchste Erhebung des Menschen darstellt” (APR 10).

Dieses Vorhaben überragt wahrhaft die Auffassungskraft nicht nur des Menschen, sondern auch der Engel. Solche Idee selbst, dass Gott – Gott die Sühne für die menschliche Sünde anstelle des Menschen leisten sollte, müsste eigentlich als Gipfelpunkt einer Blasphemie angesehen werden. Indessen gerade in dieser ‘Richtung’ entwickelte sich das Vorhaben Gottes hinsichtlich des Menschen.

Gott hat ganz offensichtlich den Menschen wahrlich „um seiner Selbst willen” geliebt (GS 24). Dieses Vorhaben ist nicht erst nach dem Sturzfall des Menschen entstanden. Gott ‘sieht’ das alles und erlebt die Geschichte des Menschen auf seine Gottes Art und Weise, noch bevor der Mensch auf Erden da zu sein begonnen hat. Der Sohn Gottes, der Erlöser des Menschen, sagt einmal zum Vater – in seinem „Hoherpriesterlichen Gebet” – kurz vor seiner Erlösungs-Passion:

„Vater, Ich will, dass alle, die Du Mir gegeben hast, dort mit Mir sind, wo Ich bin.
Sie sollen Meine Herrlichkeit sehen, die Du Mir gegeben hast,
weil Du Mich schon geliebt hast vor der Erschaffung der Welt ...” (Joh 17,24).

Jesus spricht hier einmal mehr vom Gesichtspunkt aus Seiner Prä-Existenz. Jeder Mensch im einzelnen, angefangen von diesem kaum Empfangenen, wird vom Dreieinigen „um seiner Selbst willen gewollt” (GS 24). Johannes Paul II. greift diese Feststellung des Glaubens so oft auf. Hier eines seiner chrakteristischen Worte, wo er in diesem Fall deutlich an Gottes Ewigkeit und daselbst Gottes urewiges Vorhaben mit Bezug auf den Menschen anknüpft:

„ ... Gott will den ‘Menschen um seiner Selbst willen’.
Es ist nötig, dass sich in dieses Gottes Wollen das menschliche Wollen der Eltern eingliedert;
dass sie diesen neuen Menschen mögen, wie ihn der Schöpfer will.
– Das menschliche Wollen unterliegt immer dem Gesetz der Zeit, dem Gesetz der Vergänglichkeit. Das Göttliche – ist urewig: ‘Noch ehe Ich dich im Mutterleib bildete, habe Ich dich erkannt – sagt Gott im Buch des Propheten Jeremia – noch ehe du aus dem Mutterschoß hervorkamst, habe Ich dich geheiligt[Jer 1,5].
– Die Genealogie der Person ist zunächst mit der Ewigkeit Gottes verbunden und erst danach mit der menschlichen Elternschaft. Bereits in der Empfängnis selbst ist der Mensch zur Ewigkeit in Gott berufen” (BF 9).

(12 kB)
Bei aller intensiven Tätigkeit in Kalkutta selbst und immerwährenden Ausreisen in alle Welt, mit Vorlesungen eingeladen und Auftritten für das Leben, ist Mutter Teresa dauerndes Anbetungsgebet.

Uns ist es aber gegeben, ‘in der Zeit’ zu leben. Auch die Welt – und der Mensch in ihr, ist erst ‘in der Zeit’ geworden. Die ‘Zeit’ wird einst ihr Ende haben. Die Heilige Schrift äußert sich darüber so eindrücklich. Auch Jesus spricht vom Ende der Welt – und der Zeit. Dann beginnt schon nur die Ewigkeit. Für diejenigen, die „Ihn [= Gott] lieben” (s. 1 Kor 2,9), wird es ‘Zeit’ dessen sein, „was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was keinem Menschen in den Sinn gekommen ist, das Große, das Gott denen bereitet hat, die Ihn lieben(1 Kor 2,9).

Für diese, deren letztliche Wahl für Nicht-Gott wäre, wird es leider das genaue Gegenteil werden!
– Die Sünde des Gottes Ebenbildes auf Erden: Mann und Frau, wurde zur tragischen Wirklichkeit. Wir sehen, dass sich der Dreieinige von der – seiner Geliebten, dem Menschen, angebotenen Liebe – nicht zurückzieht. Als Vater und Bräutigam seiner treubrüchigen Braut, besteht – der Reihe nach – Gott samt eben diesem Augenblick, eine fortbestehende, sich auf alle Zeiten, Generationen, Orten – verlängernde ‘Prüfung’ der Qualität Seiner Gottes Treue mit Bezug auf die – Seiner Braut einmal angebotene Kommunion in Leben und Liebe.

Wie einerseits Gott unmöglich nicht sofort auf dem ‘Trümmerhaufen’ – dort, im Paradies, wo die erste Sünde des Menschen Tat geworden ist – in der Rolle des Richters erscheinen konnte, so zeigt sich in der jetzigen Situation: der verschmähten seiner „liebenden Allmacht des Schöpfers” vonseiten Mann und Frau gleichsam augenscheinlich, ‘wie viel wert’ seine Gottes Liebe angesichts all dessen ist, was diese Seine, so unwürdige Braut, begangen hat ...!

Das Gericht wird durchgeführt werden müssen – und das Urteil muss ausgesprochen werden. Allerdings ... der Dreieinige verurteilt den Menschen selbst ... nicht!
– „Verurteilte” Sünde ist nur die Sünde der gestürzten Engel! Und nur diese Sünde ist auch definitiv „beurteilt” (s. DeV 27).
– Dagegen alle Sünden des Menschen, des Ebenbildes Gottes auf Erden, wurden nicht „verurteilt”, sondern erwarten auf ... Erlösung. Es werden „erlöste” Sünden sein (vgl. DeV 28). Einschließlich der „größten Sünde”, die der Mensch je einmal überhaupt zu begehen imstande war: der Sünde der Ermordung Gottes – durch die grausame Kreuzigung des Sohnes Gottes (vgl. DeV 31).

Gott erscheint am Ort der ethischen Niederlage jeder Sünde des Menschen offenbar als Richter. Aber umso mehr beginnt Gott dort als .... Vater – und Bräutigam zu erscheinen. Den Vater kann unmöglich die Katastrophe nicht ‘schmerzen’, die sich der von Satan getäuschte ... Mensch, seine Mystische Braut, bereitet hat. Als Vater und zugleich Gottes Bräutigam des Geschöpfes seiner Liebe und seines – von nun an ... Schmerzes, erweist Gott seine Liebe von nun an selbstverständlich ‘anders’, als es vor dem Fall des Menschen geschah.

Es beginnt die Abmessung der ‘Zeit’ – nach der urewigen ‘Gottes Uhr’. Es ist die Zeit voller Gnade und Barmherzigkeit des Vaters zu seinen treulosen Kindern. Die Zeit des Rufens zur Bekehrung, Zeit der Mahnung und Hinweisungen auf die Folgen und den Ausklang der Sünde für die Ewigkeit, falls das Ebenbild Gottes nicht von neuem den Ruf unternimmt zur „Liebe zu Gott von aller Kraft”, und „dem Nächsten – wie sich selbst” (vgl. Mt 22,37ff.). Diese ganze ‘Zeit’ hindurch wird sich der Dreieinige immer deutlicher offenbaren als Vater, der der Erste entgegengeht, um das ‘verlorene Schaf’ zu suchen (vgl. Lk 15,4-7).

Wie wahr sind die Worte Johannes Paul II. aus seiner Enzyklika über Gottes Barmherzigkeit, als er zur Analyse des Gleichnisses Jesu vom ‘verlorenen Sohn’ übergeht:

„... Die Liebe zum Sohn, die aus dem Wesen selbst der Vaterschaft herkommt, verurteilt den Vater gleichsam, sich um die Würde des Sohnes zu sorgen.
Diese Sorge ist der Maßstab Seiner Liebe, dieser Liebe, von der der Hl. Paulus später schreiben wird:
Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig ... Sie sucht nicht ihren Vorteil, lässt sich nicht zum Zorn reizen, trägt das Böse nicht nach ... Sie hält allem stand und hört niemals auf’ ... [1 Kor 13,4-8] ...” (DiM 6).

So ist die verwundernde, voller Tragik Geschichte des Gottes Bräutigams mit dem Gottes Ebenbild – jener ungemein unbeständigen und treulosen Gottes ... Braut: Mann und Frau. Es ist eine dauernde Kette von Sünden, aber auch neuer Aufraffungen zu Gutem „in Gottes Augen”, das aus Gabe der Erlösungs-Gnade unternommen wird – und mit seiner Wirkung selbstverständlich die Zeiten sowohl vor Christus, wie nach Christus umfängt.

Das Zweite Vatikanische Konzil zeigt treffend die folgende Charakteristik der Geschichte Gottes mit dem Menschen bezüglich des Zeitraums angefangen von der Sünde im Paradies:

„ ... Da Er [= Gott] aber den Weg übernatürlichen Heiles eröffnen wollte, hat Er darüber hinaus sich Selbst schon am Anfang den Stammeltern kundgetan.
Nach ihrem Fall hat Er sie wieder aufgerichtet in Hoffnung auf das Heil, indem Er die Erlösung versprach [vgl. Gen 3,15]. Ohne Unterlass hat Er für das Menschengeschlecht gesorgt, um allen das ewige Leben zu geben, die das Heil suchen durch die Ausdauer im guten Handeln [vgl. Röm 2,6f.](DV 3ab).

Von nun an wird Gott zur Menschenfamilie tatsächlich auf verschiedene Arten und Weisen sprechen: sowohl über das Eingreifen in die Geschichte des Menschen und der Völker, wie indem Er an die Menschenfamilie sein Wort aussenden wird, das zur authentischen und autoritativen Deutung des Sinnes wurde, der Gottes Eingriffen eigen war.

Gott wird sich zu diesem Zweck besonders dazu erwählter Personen bedienen. Er hat sie mit unentbehrlichen Charismen des Heiligen Geistes ausgestattet, die zur getreuen Erfüllung des ihnen aufgetragenen Werkes nötig waren. Die einen von ihnen waren Charismen, die mit dem kommenden, angenommenen und überlieferten Gottes Wort konstitutiv verbunden waren, die anderen nur funktionell.
(s. darüber ob.: Auf der Suche nach Jesus Christus – heute – mit dem ganzen folgenden Zusammenhang. S. auch ebd., die bibliographische NOTIZ, s.: Dein WORT ist WAHRHEIT. Charisma der Biblischen Inspiration – besond. S. 32-36).

Auf solche Art hat Gott schon in der Zeit des vorläufig zeitweiligen Bundes mit dem Volk der Erwählung – in das immer tiefere „Verständnis” der Wahrheit der Offenbarung eingeführt (s. DV 8d), und zwar in das Verständnis des Vorhabens, die ganze Menschenfamilie zur Erlösung in Jesus Christus hinzuführen:

„Viele Male und auf vielerlei Weise hat Gott einst zu den Väter gesprochen durch die Propheten,
in dieser Endzeit aber hat Er zu uns gesprochen durch den Sohn ...” (Hebr 1,1; genauere Übersetzung: „... hat Er gesprochen ‘in’ dem Sohn ...”).

Der Völkerapostel, der hl. Paulus, fasst in diesen Anfangsworten des Hebräerbriefes die jahrhundertelangen Erweise Gottes Erlösungs-Sorge um die Menschenfamilie und einen jeden Menschen im Einzelnen. Gott ist nämlich – ungeachtet aller Unwürdigkeit des Menschen – in ihm auf seine Gottes Art und Weise wörtlichst ‘verliebt’. Und betrachtet fortwährend ungemein ernst – die seinem lebendigen Ebenbild angesichts des Weltalls angebotene Kommunion in seinem Gottes Leben und seiner Gottes Liebe.

Verzierung

RE-Lektüre: V.Teil, Kapit.3b:
Stadniki, 15.XI.2013.
Tarnów, 14.V.2022.

(0,7kB)        (0,7 kB)      (0,7 kB)

Zurück: INHALTSVERZEICHNIS



B. WER GREIFT DER ERSTE DIE INITIATIVE AUF?
1. Des Menschen Sünde und die Sühne-Möglichkeiten des Menschen
2. Sünde und die Sühne-Möglichkeiten ... Gottes
Sollte Gott nach des Menschen Sünde – Liebe zu sein aufgehört haben?
Das Drama der Sünde der Engel
Gottes ‘Umsicht’ angesichts der Sünde des Menschen
3. Die menschliche Sünde und die ‘Mobilisierung’ der verschmähten Gottes Liebe
Verzweifelte Lage des Menschen nach der Sünde
Zutage erscheint das Vorhaben der Erlösung

C. DAS VORHABEN DER ERLÖSUNG DES EBENBILDES GOTTES
1. Gott hat vor – Gott Sühne zu leisten ...!
2. Gott greift die erste Voraussetzung des Werkes der Erlösung auf
3. Gott angesichts der zweiten Voraussetzung der Erlösung des Menschen

D. IN ERWARTUNG AUF DIE „FÜLLE DER ZEIT”
1. Das Urewige Vorhaben – und Gottes Sicht der ‘Zeit’
Text. Der unsterbliche Gott hat sich in Christus für den Menschen auf dem Kreuz geopfert (APR 10)


Bilder-Fotos

Abb.1. Löwin-Mutter mit ihren Kleinen
Abb.2. Die Mutter übt ihr Kind in das Fahrradfahren ein
Abb.3. Lachende Mutter mit Kleinkind in Händen und dem Jungen daneben
Abb.4. Das kleine Mädchen umarmt freudig und zuversichtsvoll Johannes Paul II.
Abb.5. Mutter Teresa von Kalkutta: in aller Welt erwünscht, und doch fortwährend im Gebet