B. |
1. Einführende |
Es gibt keine steifen Festsetzungen betreffs des ‘Schemas’ für das Morgen- und Abendgebet. Jedes Gebet soll eine eigenartige Verflechtung von mündlichen Gebeten darstellen, d.h. fertigen Gebetsformeln, die u.a. vom Familienhaus aus getragen werden, wie anderseits von Betrachtungsgebet, bei dem das Antlitz Jesu Christi ‘betrachtet-angeblickt’ wird. Das geschieht am einfachsten in der ‘Schule Mariens’ (s. dazu besonders: RVM 1.3.5.14.21.40.43; NMI 9.16.37.42; EdE 7.25.53.55.57.62).
Seitdem Gott in seinem Sohn Jesus Christus auf die Erde hinabgestiegen ist, gelangen alle Gebete an die Allerheiligste Dreifaltigkeit durch IHN. Es gibt keinen anderen Weg zu Gott dem Vater. Anderseits hebt Jesus selbst mit großem Nachdruck hervor, dass es „in Seinem Namen” zu beten gilt (Joh 14,13f). Dann wird das Gebet erhört werden (s. auch KKK 2614).
Diese Tatsache gleicht aber keinesfalls einem Strich über eine untergeordnete Vermittlung, die von Gott selbst beabsichtigt wird, und die vor allem von Maria, der Gottesmutter, erfüllt wird. Maria wurde vom sterbenden Ihrem Göttlichen Sohn selbst jedem Menschen zur Mutter geschenkt.
– Ähnliches gilt schließlich für die Fürsprache der Heiligen und Engel, und auch der Seelen im Fegefeuer und aller übrigen Erlösten.
Mögen die Eheleute und künftige Eltern, wie auch alle, die sich zur Ehe und Familie vorbereiten, das Gebet nicht missachten. Die Mutter und der Vater übermitteln ihren Kindern sich ganz – wortlos: schlechterdings mit ihrem Lebensstil, und offenbar mit dem Stil ihrer Kontaktnahme zu Gott im Alltag. Vater und Mutter möchten ihrem Kind zweifelsohne den ‘Himmel’ zuneigen. Mögen sie da nicht warten, bis ihr Kind ‘erwächst’, wann es also fähig wird, seine Wahlen ‘allein’: ganz selbständig zu fällen. Es könnte sich dann zeigen, dass es mittlerweile schon einer weitgegangenen Degradation erlegen ist, indem es wirksam von Gott abgewendet wurde – u.a. auf ganz grundsätzliche Art und Weise infolge des Gegen-Zeugnisses des Glaubens vonseiten seiner Eltern und seiner nächsten Umgebung. Derart ‘geistiger Verlust’ kann in der Regel ungemein schwer wieder gutgemacht werden.
Möge deswegen das Gebet zur Lebens-Freude werden: im Leben jedes einzelnen, der Ehe und der Familie.
Wir bieten hier eigentlich nur eine Art und Weise unter vielen möglichen an, wie das Morgen- und Abendgebet gestaltet werden kann. Seine Gestalt ist enge verbunden und verändert sich abhängig vom Alter des Menschen, seinen Pflichten und Aufgaben, des Zustandes seiner Gesundheit usw. Es ist klar, dass die Eltern die Anzahl, Länge und Qualität der Gebete an die Entwicklungsstufe des Kindes anpassen müssen.
Es ist sicherlich sehr erwünscht und nützlich, dass bei Kindern eine aktive Haltung beim Gebet ausgelöst wird. Sie sollen ermutigt werden, z.B. immer andere Gebets-Anliegen vorzuschlagen.
Es soll den Kindern (und sich selbst) unbedingt die Überzeugung eingeprägt werden, dass das Gebet sich nicht allein auf nur Bitten an Gott um immer andere Gaben beschränken soll – ob geistiger, oder materieller Natur. Den grundsätzlichen vier Zwecken jedes Opfers gemäß, soll sich auch das Gebet mit denselben Eigenschaften kennzeichnen. Den hauptsächlichen Platz soll immer das Gebet der Verherrlichung und Anbetung einnehmen, dann kommt die Danksagung an die Reihe, nachher die Sühne, und erst am Ende soll sich das Gebet auch als Bitte vonseiten der Person, die betet, äußern.
Hier die wichtigsten Aspekte, die Bestandteil des Morgen-Gebetes bilden sollen:
1) Gott soll für den weiteren dargeschenkten Tag gedankt werden.
2) Es soll alles, was der beginnende Tag bringt (Gutes oder Schwieriges, usw.) von vornherein Gott geopfert und geweiht werden. Am besten geschieht es durch die Hände Mariens. Es geht darum, um allen Ereignissen und jeder Weile die ‘Ausrichtung’ auf ‘Gott hin’ zu geben.
Das bedeutet eben die Heilige Taufe. Der Taufspruch, den Jesus selbst eingesetzt hat, lautet [wörtlich vom griech.: Mt 28,19] folgender: „Ich taufe dich auf den Namen des Vaters hin, des Sohnes und des Heiligen Geistes”. Dies ist die ‘Ausrichtung’, die dem Leben des Neu-Getauften gegeben wird.
Bemerkung zu Mt 28,19a+b philologischer Natur. Die Übersetzung Mt 28,19: ‘Im Namen des Vaters ...’ ist nur ‘verschönerte-glatt gemachte’ Übersetzung. Es ist dagegen nicht die wörtliche Übersetzung. In Wirklichkeit soll der Text lauten: ‘und tauft dich auf den Namen des Vaters ...’ usw. Solche Übersetzung zeigt die Elberfelder Studienbibel zur Stelle (ESt 88, mit Hinweis zu Nr. 3541), wie auch die anderen geläufigen Übersetzungen: die Einheitsbibel, die JB.
Dagegen die im Deutschen Sprachraum angenommene Übersetzung der direkt vorangehenden Worte desselben Jesu Satzes – Mt 28,19a: „Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen ...”, kann schwer angenommen werden, und ist letztlich ‘ideologisch’ gesehen schwer annehmbar. Sie widerspricht auch dem unmittelbaren Zusammenhang, in dem Jesus seine Apostel heißt, dass sie in alle Welt gehen und die Völker „lehren, belehren”. Die Übersetzung des griechischen: „...proseuthéntes oun matheteúsate pánta ta éthne, baptízontes autoús ...” – mit der Wendung: ‘und macht alle ... zu Jüngern’ ist gefährlich und kann leicht missverstanden werden. Die Apostel sollen zweifellos alles tun, dass die ‘Völker’, denen sie das Wort Gottes und das Evangelium anbieten, zu Jüngern Christi werden, aber immer mit der Voraussetzung, dass es dabei keinen Zwang und keine Nötigung gibt. Jesus selbst fragt immer um die Zustimmung des freien Willens selbst seiner allernächsten Jünger, und eines Judas selbst. Er versteht es deutlich zu sagen – und zu fragen, so war es u.a. im kritischen Moment, als bei der Ansage der Eucharistie als Verzehrung seines Leibes und Blutes, sich viele zurückzogen: „Wollt auch ihr weggehen”? (Joh 6,67).
Die ‘ideologisch’ gefährliche Übersetzung Jesu Worte mit „macht alle ... zu meinen Jüngern” kann sehr leicht Grundboden für Religionskriege werden, wie es u.a. im Mittelalter vorkam, darunter in der angenommenen Handlungsweise des Kreuzritter-Ordens. Wie oft galt es da nicht um „lehrt alle Völker”, sondern um das falsch begriffene, gegen Jesu Gesinnung und seinen Gedanken in die Tat umgesetzte „macht sie zu meinen Jüngern” ... mit Schwert und Feuer: Wer Jünger Jesu nicht sein wollte, den galt es umzubringen! Andere ‘bekehrten’ sich auf den Glauben nicht infolge der überzeugenden Belehrung und der inneren Anziehungskraft der Vertreter Jesu Christi, sondern um der Angst willen, nicht getötet zu werden ...
Jesu Stil ist total anders. Er ruft immer den freien Willen an: „Wenn du aber das Leben erlangen willst, halte die Gebote ...” (Mt 19,17).
So tritt Jesus auch in Johannes Offenbarung vor: „Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde Ich eintreten, und wir werden Mahl halten, Ich mit ihm und er mit Mir” (Offb 3,20).
Ähnliches geschieht im Zentrum der kosmischen Steuerung von Flugkörpern: hier wird der Flug der kosmischen Schiffe verfolgt, es müssen systematische Korrekturen des Fluges unternommen werden.
– Sollte jetzt der Jünger Christi im Laufe des Tages selbst die morgens geweckte ‘Absicht-Intention’ vergessen haben, bleiben seine Taten trotz allem direkt auf das Ziel hin ausgerichtet. Es geschieht in Kraft der sog. ‘habituellen’ Intention , d.h. die morgens als dauerhafte Haltung angenommen worden war.
3) Am besten ist es, jeden beginnenden Tag deutlich an Maria zu weihen. Diese Besonderheit des Morgengebetes soll nicht vergessen, noch übergegangen werden. Maria wird zweifelsohne nicht täuschen. Wie oft ermutigt Maria in Medjugorje gerade dahin, dass Ihr, Ihrem Unbefleckten Herzen, das ganze Leben „geweiht wird”. Sei es z.B. in Ihrer Botschaft vom 26. Mai 2004:
„Liebe Kinder! Auch heute ermutige ich euch, dass ihr euch meinem Herzen und dem Herzen meines Sohnes Jesu weiht. Nur so werdet ihr jeden Tag mehr mein sein und ihr werdet einander immer mehr zur Heiligkeit anregen. So wird Freude in euren Herzen herrschen und ihr werdet Träger des Friedens und der Liebe sein. Danke, dass ihr meinem Ruf gefolgt seid!” (Medjugorje, Botschaft vom 25.III.2004)
4) Zum selben Zweck dient ein herzensvolles, wenn auch kurzes, Gespräch des Dankes, der Bitte um Verzeihung und des Anvertrauens – mit dem Schutz-Engel. Der Himmlische Vater weist ausnahmslos jedem einen gesonderten Schutzengel zu. Wie viel Bemühungen dieser Engel unternehmen muss, wie viel er bei Gott wegen seines Schutzempfohlenen anfleht, dem es gar nicht eilig ist, auf ihn zu hören, bis er ihn schließlich „zum ... ewigen Leben hinführt” !
Bei dem Abend-Gebet sind die folgenden Anliegen die Wichtigsten:
1) Ich soll mich Gott für alles, was es an diesem Tag Gutes gewesen ist, bedanken. Für alles erfahrene Gute, aber auch dieses Gute, das es mir zu vollbringen gegeben wurde.
2) Umso mehr soll für alles, wodurch ich versagt habe, Gott um Verzeihung gebeten werden.
– Daher ist es notwendig, einen Akt der Reue zu wecken – nach der Bitte zum Heiligen Geist, Er möge die Gabe des reumütigen Herzens gewähren.
– So erscheint die Notwendigkeit, wenigstens eine kurze Gewissens-Erforschung zu unternehmen. Diese muss damit enden, dass ich mich um die eventuell begangenen Sünden noch einmal besinne. Dabei soll ich meine Entscheidung erneuern, nicht mehr zu sündigen. Es wird wohl nötig sein, Gott um die Gabe der Zuversicht und Hoffnung auf seine Barmherzigkeit zu bitten, sollte ich mich auch um die erfahrene eigene entsetzende Unwürdigkeit bewusst geworden sein. Alles mit Hilfe des Schutzengels und der Unbefleckten.
– Nötigenfalls wird es nötig sein die Entscheidung zu fällen, die Reinigung des Gewissens mittels der aufrichtigen Heiligen Beichte zu unternehmen, sollte sie auch schmerzhaft werden. Es müsste in möglichst nächster Zeit geschehen, ohne diesen Termin zu verlegen. Ich soll mich reumütigen Herzens nur noch auf Gottes Erbarmen und Mitleid berufen können, indem ich in mir selbst in Wahrheit keine Grundlagen sehe, dass mir Gott die Sünden vergibt.
3) So bleibt es Gottes Barmherzigkeit zu flehen um ... Barmherzigkeit und Segen für die beginnende Nacht, wie auch für das weitere Leben, das aber nach den Erwartungen des Himmlischen Vaters gestaltet werden möchte.
4) Ich soll mich von neuem dem Unbefleckten Herzen Mariens und Gottes Barmherzigkeit selbst weihen. Gottes Erbarmen geht mir beständig das erste entgegen: im Erlöser selbst – Jesus Christus. Daher hole ich von den Tiefen meines Herzens umso zuversichtsvoller die Worte hervor: „Jesus, ich vertraue auf Dich!”
5) Mit dem Gebet des ‘Herzens’ soll ich nicht nur die persönlichen Anliegen umfangen, sondern ebenfalls diese der Nächsten, der Kirche, der Heimat, der ganzen Welt, und ganz besonders aller Sterbenden, zumal jener, die nicht vorbereitet, und dabei bedroht sind.
6) Erwünscht ist die Erneuerung des Anvertrauens an Gottes Barmherzigkeit (s. unt.: Tägliche Erneuerung des Anvertrauens an Gottes Barmherzigkeit) – Sieh sowohl diesen Akt des Anvertrauens selbst, wie auch das Gebet der Verzeihung, allerdings in verschiedenen Sprachen: Zwei Gebete der Barmherzigkeit in vielen Sprachen – Koronka zur Gottes Barmherzigkei in verschiedenen Sprachen).
Zu diesen Gebeten ist es angeraten, täglich auch noch wenigstens ein ‘Gegrüßet seist Du, Maria’ als ständige Praxis hinzuzufügen. Diese Praxis gilt es lebenslang beharrlich zu bewahren.
Für all das braucht keinesfalls viel Zeit eingeräumt werden. Sollte es anders nicht gehen, genügt dafür selbst nur ein ‘Gedankenblitz’ – als schon volles Gebet.
– Wenn es nicht anders geht, kann das Gebet bei schon einigen Beschäftigungen – besonders rein physischen (die kein intensives Denken benötigen) verrichtet werden, z.B. auf dem Weg zur Arbeit, bei den gewöhnlichen Sachen zu Hause und woanders usw.
Dennoch als Regel soll die Praxis behalten werden: für das Gebet am Morgen und Abend soll für die Dauer eine entsprechende Zeit und ein entsprechender Ort herausgewirtschaftet werden – z.B. am kleinen ‘Altar’ in der Familie in einem der Wohnungszimmer. Möge dabei nicht der Gedanke stören, dass mich die anderen beim Gebet erblicken. Denn: Jetzt bin ich wirklich beim Gebet – auch für alle Familienangehörigen, und ich brauche mich deswegen nicht schämen.
Zu diesem Gebet soll ich ruhig niederknien und mich langsam bekreuzigen. Alles soll voller Salbung verrichtet werden – als Gebet wirklich des Herzens, angefangen von einem langsam ausgeführten großen Kreuzzeichen. Übrigens ich bete dann nicht nur für mich selber, sondern auch für alle, die mir, bzw. uns – vom Herrn geschenkt und anvertraut worden sind. Man muss dauernd lebendig der Worte des Hl. Paulus gedenken: „... damit in dem Namen Jesu – jedes Knie sich beuge, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen ...” (Phil 2,10 – ESt).
– Es ist merkwürdig: der Teufel kniet vor Gott nieder ... Nur der Mensch schafft das, dass er vor seinem Schöpfer und Erlöser nicht niederkniet ...
Es gibt viele Situationen, da es gilt gemeinsam mit anderen zu beten. Jeder muss selbstverständlich individuell beten. Und doch soll alles getan werden, dass es zur selbstverständlichen dauerhaften Gewohnheit in Ehe und Familie wird, wenn die Ehegatten zusammen beten, wonach erst jeder von ihnen sein Gebet noch eine Weile lang strikt persönlich vervollständigt.
Zu gemeinsam verrichteten Gebeten soll der täglich gemeinschaftlich gebetete Rosenkranz gehören – vollständig, oder – mit Kindern – zumindest in Form z.B. eines ‘Gesätzes’, abhängig von ihrer Entwicklungsstufe. Für die Kinder ist es eine große Freude, wenn Mutter und Vater sie verschiedene zeitgemäße Intentionen und Anliegen vorschlagen lassen, in denen das Gebet Gott – durch die Fürsprache Mariens, mit großer Zuversicht und Liebe geopfert wird. Möge das jedes Mal ein Gebet sein, das ‘mit Herzen’ verrichtet wird, wie es immer wieder Maria in Medjugorje betont.
Das heißt: Es gilt ‘über das Gebet nicht so sehr einmal zu diskutieren’, sondern schlechterdings in der Tat ‘zu beten’. Beim Gebet soll daselbst alles andere vom Denkhorizont schwinden: es bleibt nur mein ‘Ich’ und Gott, und alles andere – erst ‘über’ Gott und sein ‘Herz’, bzw. über das Herz Mariens.
Es gibt viele verschiedene Gebetsbücher zur Auswahl, die in immer anderen Verlagshäusern erworben werden können. Manche sind prächtig: modern, angepasst an Bedürfnisse der Kinder, der Jugendlichen, Erwachsenen. Es gibt Gebetsbücher für Ältere Leute (mit großen Buchstaben, usw.). Man soll für den Einkauf eines guten Gebetbuches Geld nicht sparen.
Und seinerseits für den Einkauf der Heiligen Schrift – am besten der ganzen Heiligen Schrift, also nicht allein des Neuen Testamentes. Dieselbe Haltung gilt für andere nützlichen Lektüren zur Vertiefung des inneren Lebens – für sich selbst, und seine Nächsten.
Es muss aber auch ehrlich gesagt werden, dass es manchmal eher schwer ist, ein wirklich gutes Gebetsbuch zu finden und es zu kaufen. In den Kirchen wird z.B. der ‘Gotteslob’ in Fülle ausgesetzt, so dass jeder für die Zeit der Heiligen Messe ein Exemplar davon leihen kann. Trotz der reichlichen darin enthaltenen Gebete und Lieder kann es aber schwer sein, das richtige für den eigenen Bedarf zu finden. Wie gut ist es, wenn es in solcher Lage zu Hause alte Gebetsbücher gibt, geschrieben in ‘alter Sprache’, gedruckt mit gotischen Buchstaben, und doch trifft der Inhalt der dort gedruckten Gebete sofort ins Wesentliche. Mögen solche ältere Ausgaben der Gebetsbücher in Ehre aufbewahrt, und weiter mit Dank gebraucht werden. Sie enthalten meistens wahre Schätze schöner und tiefer Gebete.
2. Das |
Jetzt möchte eines der möglichen ‘Muster’ für ein volles Gebet dargestellt werden, mit dem es sich ziemt den von Gottes Güte und Barmherzigkeit geschenkten – einen Tag mehr, zu beginnen. Der Abdruck der Gebete, die hier dargestellt werden, ist schon offenbar Wiederholung der ‘Grund’-Gebete, die gerade erst oben dargestellt worden sind. Es ist aber wohl gut, dass sie hier noch einmal wiederholt werden, dass sie nötigenfalls jemandem dienen können, der nicht ganz sicher um den Vorrat seines Gedächtnisses sein kann, den er manchmal viele Jahre her, in der Zeit seiner Kindheit, erworben hat.
Das Kreuzzeichen Die erste zu verrichtende Tat, die beim Aufwachen unternommen werden soll, ist das Kreuzzeichen. Zu Ehren der Heiligen Dreifaltigkeit. Möge es ein großes Kreuzzeichen sein: verrichtet langsam, als Gebet des ‘Herzens’:
Versuche ein Gespräch mit dem Dreieinigen einzugehen. Es könnte z.B. folgender aussehen: Ich danke Dir – Vater und Sohn, und Du Heiliger Geist, für das mir weiter geschenkte Leben. Du hast mich geliebt – und daher erschaffen. Und darüber hinaus mich erlöst. Ich danke Dir für alles, womit Du mich schon bereichert hast, und womit Du mich noch beschenken wirst. Ich danke Dir, dass Du mich als Mann – als Frau erschaffen hast. Dass Du mich zum Existieren in der Zeitepoche berufen hast, wann die Erlösung schon vollbracht worden ist. Dass ich in diesem Winkel der Erde zu existieren begonnen habe, in diesem Land, in dem Du Dich schon fast zwei Tausend Jahre her zu kennen lernen gegeben hast. Ich danke Dir, dass Du mir Eltern gegeben hast, die trotz ihrer eigenen Schwäche, mich doch von Anfang an zu Dir führen. Ich danke für die Lebensbedingungen, auch wenn sie schwierig sind. Für die Ausbildung, die Arbeit, die Talente. Ich danke für die Gesundheit – aber auch die Krankheit. Für die Freuden – aber auch die sehr schwierigen Stunden. Sollte ich etwa klagen dürfen, wenn Du – der Schöpfer, zu Tode gequält ... gestorben bist, und gerade in dieser Stunde im höchstmöglichen Grad: geliebt – und verziehen hast? Du schenkst mir eine immer weitere Chance, dass ich Gutes tun kann. Aber auch das Übel, das ich begangen habe, irgendwie wieder gutmachen kann. Du hast mich niemals aufgegeben ... Ich möchte Dich lieben, dass ich Deine Liebe wenigstens ein bisschen erwidern kann. Es kommt mir aber dabei so oft eigentlich nichts heraus. Ich vertraue auf Dich, dass Du mich stützt, auch wenn ich immer wieder versage und auf Deine Güte nicht verdiene. Stärke Du Vater – und Du Sohn, und Du Heiliger Geist meinen schwankenden Glauben und meine wankende Hoffnung.
Hier kannst Du das ‘Fatima’-Gebetchen benützen. Dieses Gebet hat den drei Kindern von Fatima 1916, ein Jahr vor den Offenbarungen Mariens, der Engel übermittelt, der die Kinder auf den Empfang Mariens in 1917 vorbereitete:
Jetzt ziemt es sich die Gebete zu beten, die schon oben angeführt wurden – unter ‘§ A’ : das ‘Vater unser’ und andere Gebete. Um der Bequemlichkeit halber wiederholen wir sie hier, ohne zusätzliche Verziehrungen in der Tabelle: Hier kannst Du auch die Zehn Gottes Gebote hinzufügen (s. unt.: Zehn Gebote Gottes)
Oder auch greife nach einem gedruckten Morgengebet, nach einer Weihe an Maria u.dgl. Wie z.B. in der folgenden Weihe an die Gottesmutter (Abdruck vom DDR-Büchlein: „Jugend vor Gott”, Verl. Butzon u. Bercker Kevelaer 1958, S.237f.):
Füge noch einen Aufopferungsakt des Tages hinzu (hier aus einem alten Gebetbuch ...):
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3. Das |
Beachte was oberhalb im Anschluss an das Abendgebet betont wurde (s. ob.: Wichtigste Aspekte beim Abendgebet). Ähnlich wie beim Morgengebet, gibt es hier keine festgesetzten verpflichtenden ‘Schemen’. Es soll nur dafür gesorgt werden, dass die wichtigsten Aspekte des Abendgebetes nicht fehlen: Dank für das Gute, Gewissenserforschung und Bitte um Vergebung für Unvollkommenheiten oder gar Sünden, Bitte zum Heiligen Geist und Gottes Barmherzigkeit – am besten durch die Fürbitte der Unbefleckten und des eigenen Schutzengels.
Erst nach solcher Vorbereitung gleichsam des ‘Terrains’ bitte auch um die Gabe einer guten Nacht und die Gabe des weiteren Lebens – offenbar in heiligmachender Gnade, zugleich aber mit diesbezüglichem Anvertrauen völlig auf Gottes Güte.
– Solltest Du dich wegen einer begangenen Sünde schuldig finden, entscheide dich ans Tribunal der Barmherzigkeit, d.h. zum Sakrament der Versöhnung-Beichte heranzutreten, sollte es auch gleich am nächstfolgenden Tag sein. Erlaube dir nicht das ungemein riskante Leben im Zustand der schweren Sünde, sollte es auch nur einen Tag hindurch dauern. Wo würdest Du nämlich gefunden haben, falls Du in solchem Zustand von der Welt scheiden würdest, ohne sich mit Gott und den Menschen versöhnt zu haben? Du weißt es aber nur allzu gut, wie leicht es ist, ganz unverhofft, plötzlich ans Lebensende zu gelangen ...
Bewahre im Gedächtnis, was Gottes Barmherzigkeit im Zusammenhang mit dem Beten des Kleinen Rosenkranzes zu Gottes Barmherzigkeit versprochen hat:
„...Bete unablässig diesen Rosenkranz, den Ich dich gelehrt habe. Wer auch immer ihn beten wird, erfährt in seiner Todesstunde eine große Barmherzigkeit. Die Priester werden ihn den Sündern als letztes Rettungsbrett reichen.
– Sollte es der verstockteste Sünder sein – falls er nur einmal diesen Rosenkranz betet, erlangt er aus Meiner unendlichen Barmherzigkeit die Gnade ...” (TgF 687).
Es geht selbstverständlich um dieses sein ‘einmaliges’ Beten im Klima des tatsächlichen Anvertrauens nur noch Gottes Barmherzigkeit. In solchem Akt ist alles andere enthalten, u.a. die Entscheidung nicht mehr zu sündigen, Bitte um Vergebung, Bereitschaft den Gott und den Menschen zugefügten Schaden wieder gutzumachen, usw.
Hier konkrete Vorschläge, die als Rahmen benützt werden können, um für sich ein eigenes Schema des Abend-Gebetes zu erarbeiten:
Es gibt freilich auch andere Muster für ein Abendgebet, zumal diese schon fertigen, gedruckten. Du findest sie mit Leichtigkeit in jedem Gebetbuch. Hier einige solche Schemen, eines ebenso bündigen, und doch tiefgreifenden Gebetes. Z.B.:
Abendgebet (a)
Vater, mit dankbarem Herzen erscheine ich am Ende dieses Tages wieder vor Dir. Danken möchte ich Dir für alle Wohltaten, die ich von Dir empfangen habe.
Deinem Segen verdanke ich alle gute Arbeit und allen Erfolg des Tages. Jede Gelegenheit, Gutes zu tun, jeder Sieg über mich selbst – ist Deine Gabe. Aber wie wenig und wie unvollkommen ist das Gute, das ich getan habe, wie viel das, was ich hätte tun können und nicht getan habe. Hier erinnere Du dich an deine Sünden und Vernachlässigungen. Mache eine kurze Gewissenserforschung und wecke den Vorsatz der Besserung.
Vater, ich bitte Dich innig: verzeihe mir alle Sünden, Fehler und Nachlässigkeiten. Du mein höchstes Gut, ich habe Dich mit meinen Sünden beleidigt und betrübt. Ich verabscheue meine Sünden und nehme mir stark vor, mich mit Hilfe Deiner Gnade, um die ich Dich demütig und voller Vertrauen bitte, zu bessern. Göttliche Tugenden Ich glaube an Dich, o mein Gott, weil Du die unfehlbare Wahrheit bist. Nochmals HERZENSREUE Dich liebt, o Gott, mein ganzes Herz, Vor dem Schlafengehen Bevor ich mich zu Ruh begeb, |
Abendgebet (b)
O Herr, der Tag kommt zu Ende Mein Herr und mein Gott, der Tag ist vergangen und die Nacht herangenaht. Da komme ich zu Dir, um Dir mein Tagewerk zu übergeben und mich selbst in Deine Hände zu empfehlen. Gewissenserforschung: Vater, voller Reue, aber auch Vertrauen auf Deine Barmherzigkeit, bitte ich: Verzeihe mir meine Sünden. Nimm mich in Deine Liebe wieder auf. Lass nichts in meinem Herzen sein, was mich von Dir trennt und mich hindert, ganz Dein Eigentum zu sein. Göttlicher Haussegen Wo Glaube, da Liebe. Für Jesus und Maria Jesu und Maria, ich liebe Euch. |
RE-Lektüre: IV.Teil, Kapit.7b:
Stadniki, 11.XI.2013.
Tarnów, 14.IX.2023.
Bilder-Fotos Abb.1. Gottes Dienerin – Anne de Guigné |