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VERMERK: Abkürzungen zur angeführten Literatur s. Literatur

Verzierung

E.
MIT NEUER
LIEBE-BESCHENKUNG
UMGESCHAFFENE
SÜNDE

Verzierung

1. Unfähigkeit
für die Sünde
genugzutun

Besiegeltes Geschick nach der Sünde

Samt dem Entschluss auf Weggang von Gott Richtung Sünde, wird die Lage des Menschen, Gottes Ebenbildes, im Prinzip endgültig entschieden. Trifft den Menschen im Zustand der Todsünde der biologische Tod, wird sein Geschick daselbst unabwendbar besiegelt. Der Tod fixiert definitiv den Entschluss des freien Willens, der schon niemals, in Ewigkeit, eine Modifikation erfahren wird. Eine einzige Todsünde, manchmal scheinbar kaum merkenswürdige Sache [z.B. verschuldete Nicht-Herannahung am Sonntag zur Quelle der Barmherzigkeit: der Heiligen Messe], wird Lostrennung von Gott – im Prinzip für immer.

Sollte der Mensch nach der Sünde noch weiter leben und sich besonnen haben, dass er schlecht gehandelt hat, und möchte er versuchen Gott zu versühnen, hätte diese seine Entschuldigung in Gottes Angesicht überhaupt keine Bedeutung – im absoluten Sinn dieses Wortes. Die menschliche Abbüßung ist in Gottes Augen absolut nichts wert! Sollte der Mensch selbst die schwierigsten Bußen unternehmen und würde er sich selbst auf Selbstverbrennung hingeben, wäre seine Expiation in Augen des Dreieinigen schlechterdings ein großes ‘Nichts’. Denn es gibt keine Proportion – im absoluten Sinn – zwischen dem Schöpfer – und dem-Menschen-dem-Geschöpf. Die Kleinheit des Geschöpfes kann zwar eine Wirkung zustande bringen, die bis in Unendlichkeit reicht: die Misshandlung Gottes mit der Sünde ist Wirklichkeit unendlichen Ausmaßes. Der Mensch ist aber von sich selbst aus unfähig, diese Beleidigung Gottes irgendwie wiedergutzumachen:

„Weh denen, die ihre geheimen Pläne vor dem Herrn verbergen ...
Sie sagen: ‘Wer sieht uns schon, und wer kennt uns’ ?
Weh euch, die ihr alles verdreht.
Ist denn der Ton so viel wie der Töpfer?
Sagt denn das Werk von dem, der es herstellt:
Er hat mich nicht gemacht’ ?
Oder sagt der Topf von dem Töpfer:
Er versteht nichts’ ...” (Jes 29,15f.)?

Gottes Vorhaben der Erlösung

Man müsste Gott sein, um sich bei Gott entschuldigen zu können. Und noch – dass diese Abbitte rechnen sollte!

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Kroatien. Prächtiger Regenbogen, der Erde und Meer verbindet. Gott bietet dem Menschen, seinem Lebendigen EBENBILD, immerwährend FRIEDEN und VERSÖHNUNG an. Er selbst wird zum Sühneopfer für die Sünden seines EBENBILDES: Mann und Frau, das in der Sünde durch Satan verknechtet wird und blindlings dem ewigen Verlust des LEBENS entgegenrennt.

Wir beginnen zu begreifen, wie gut es ist, dass Gott der absolut Eine Einzige, zugleich ... Dreifaltigkeit seiner Personen ist!
– Und zwar der-Sohn-das-Wort und der Heilige Geist, ‘ersinnen’ gleichsam, in der Stunde des für Geschöpfe unaussprechlichen Schmerzes des Vaters, der Quelle Gottes von Leben-Liebe, zusammen mit dem Vater – ein für die menschliche Vernunft und die der Engel schauderhaftes, aber mit Ermutigung erfüllendes Vorhaben: Gott selbst entscheidet sich – Gott für die menschliche Sünde Sühne zu leistenanstelle des Menschen und zu seiner Erlösung! Vor dem Menschen schließt sich die Chance auf, den Status der Braut des Dreieinigen wieder zu erlangen !

Nach der Sünde des Menschen bleibt Gott unabänderlich weiter Vater-Mutter-Bräutigam-Ehegemahl seines Ebenbildes. Gott hat den Menschen „um seiner selbst willen” erschaffen: dass er sei und dass er ‘er-Selbst’ werde, indem er lieben wird. Gott zieht seine Schöpfer-Liebe von seinem lebendigen Ebenbild außer Zweifel niemals zurück. Ist Er doch Gott-die-„Treue”:

„Wenn wir untreu sind – bleibt Er doch treu,
denn Er kann sich selbst nicht verleugnen”
(2 Tim 2,13; vgl. Röm 11,29; Ps [145] 144,13).

Gott entzieht den einmal für immer dem Menschen angebotenen Bund der Bräutlichen Liebe nicht:

„... Die grundsätzliche Anweisung der Offenbarung: ‘Gott liebt sein Volk’, wird auch in lebendigen und konkreten Worten ausgedrückt, mit denen Mann und Frau einander ihre eheliche Liebe kundtun. Das Band ihrer Liebe wird zum Bild und Zeichen des Bundes, der Gott mit seinem Volk verbindet.
– Und dieselbe Sünde, die den ehelichen Bund verwunden kann, wird zum Bild der Untreue des Volkes gegen seinen Gott: der Götzendienst ist Prostitution, die Untreue ist Ehebruch, der Ungehorsam gegen das Gesetz ist Zurückweisung der bräutlichen Liebe des Herrn.
– Dennoch die Untreue Israels zerstört die urewige Treue des Herrn nicht, und somit wird die immer treue Liebe Gottes Musterbild für die Bände einer treuen Liebe, die die Eheleute verbinden sollen" (FC 12).

Daher wird Johannes Paul II. im Anschluss an das Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lk 15,11-32) schreiben, zur Ermutigung der Braut Gottes – sollte sie in die Sünde gefallen sein:

„Und diese Freude
[des Vaters, als der Sohn wiedergefunden worden war und von neuem auflebte]
weist auf das unversehrte Gut:
der Sohn, selbst auch dieser Verlorene, hört doch nicht auf –
wirklicher Sohn
seines Vaters zu sein” (DiM 6).

2. Gott
der Unentbehrliche
zur Genugtuung
für die Sünde

Der Herr dient dem Knecht

Die Wiedergutmachung der Sünde des Menschen ist keine einfache Frage. Zur Entsühnung der Sünde ist sowohl Gott, wie der Mensch unentbehrlich. Die Sünde ist eine allzu schauderhafte Wirklichkeit sowohl für Gott, wie für den Menschen, dass Gott darüber hinwegkommen kann und vortäuschte, ‘es wäre nichts besonderes geschehen’:

„Die Sünde ist nämlich Beleidigung Gottes, des Gerechtigen und Barmherzigen,
die nach entsprechender Expiation verlangt: in diesem oder künftigen Leben ...” (APR 8).

Diese Expiation-Sühne unternimmt an des Menschen Statt – die Zweite Person Gottes: „Und das Wort ist Fleisch geworden ...” (Joh 1,14)! Gott wird zum Menschen, indem Er nicht aufhört Gott zu sein. Einzig dazu, um den Menschen, sein lebendiges Ebenbild, zu erlösen.
– Die Erlösung überragt nämlich alle Möglichkeiten allein des Menschen. Jede irgendwelche andere ‘Planung’ des Erlösungs-Werkes wäre von vornherein verfehlt.

(0,18 kB)  Und zwar: Nicht Gott hat die Sünde begangen! Gesündigt hat ... der Mensch!

(0,18 kB)  In dieser Situation: der ontologischen Unmöglichkeit vonseiten des Menschen selbst, Gott gegenüber eine Sühne zu leisten, unternimmt dieses Werk Gott selbst, und zwar es gibt sich der-Sohn-das-Wort dahin. Der Herr bringt Gott Genugtuung anstatt des Knechts – der befleckten Braut Gottes:

„Die Erlösung von der Knechtschaft der Sünde bildet die Erfüllung der ganzen Offenbarung Gottes, denn in ihr wurde das zur Wirklichkeit, was kein Geschöpf je weder ersinnen, noch verrichten könnte:
dass nämlich der Unsterbliche Gott in Christus sich am Kreuz für den Menschen dahingegeben hat
– und dass die sterbliche Menschheit in Ihm auferstanden ist” (APR 10).

In Jesus Christus, dem Sohn des Urewigen Vaters, aber auch dem Sohn seiner Jungfräulichen Mutter, ereignet sich eine unwahrscheinliche Annahme zur Verwandtschaft des Dreieinigen mit dem Menschen, Gottes Ebenbild, und selbst mit dem ganzen Kosmos. Die Zweite Person Gottes, die die eine Natur mit dem Vater und dem Heiligen Geist teilt, nimmt zur Gottes Natur – noch eine zweite Natur an: die menschliche. Es ist diese Stunde, die vom ganzen Kosmos erwartet war:

„... Als aber die Fülle der Zeit kam ...” (Gal 4,2 – JB).

„Als tiefes Schweigen das All umfing und die Nacht bis zur Mitte gelangt war,
da sprang dein allmächtiges Wort vom Himmel, vom königlichen Thron herab ...” (Weish 18,14).

Maria die den Menschgewordenen Gott annimmt

Das Mädchen Miriám, das in dieser Zeit wahrscheinlich etwa ca. 12 Jahre alt war, muss sofort, schon jetzt – eine Entscheidung unternehmen, die in Weltskala zählt ! Und sie tut es auch ! Sie vermittelt Gott über den Engel – ihr Glaubens-Anvertrauen, auch wenn sie weiter die Einzelheiten des Gottes Angebotes nicht begreift, und die Entscheidung selbst wird für sie persönlich – menschlich gesehen – ungemein peinlich und tödlich bedrohlich (Lk 1,38: Josef: ... Außereheliche Mutterschaft ...: Perspektive der Steinigung deswegen, s. Dtn 22,21f.).

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Graphik: Jesus Christus als GOTT und MENSCH in seiner einen einzigen Gottes PERSON, die mit sich ZWEI unterschiedliche Naturen umfängt: die Gottes Natur, die wesensgleich des Vaters und des Heiligen Geistes ist, und anderseits die Menschliche. So ist die Voraussetzung, dass die Erlösung des Menschen stattfinden kann.

Durch die Einwirkung des Heiligen Geistes, der den irdischen Beginn des Gottes Wortes zustande gebracht hat (Lk 1,35; Mt 1,20), wird der Erlöser des Menschen, Jesus Christus, geboren. Der Heilige Geist verwirklicht hier das größte seiner Werke: die Vereinigung in der Zweiten Person der Trinität – zwei verschiedener Naturen: der Gottes Natur – und des Menschen Natur.

Allerdings: in ein und demselben Subjekt können keine zwei Personen da sein! Im Fall Jesu Christi, zog sich die menschliche Person sofort zurück, um der würdigeren Platz zu schaffen: der Zweiten Person Gottes. Diese wird daselbst gleichsam zur ‘Verkuppelung’, die Seine zwei Naturen zusammenhält und sie vereinigt.
– Es beginnt die verwundernde Geschichte Jesu Christi: des wahren Gottes und wahren Menschen in seiner Einen, Gottes Person. Daselbst erscheint aber auch die Möglichkeit, dass der Mensch erlöst werden kann:

„Es wurde [das Geheimnis der Menschwerdung] durch den Heiligen Geist zustande gebracht, der – als wesensgleich des Vaters und des Sohnes – im absoluten Geheimnis des Dreifaltigen Gottes die Person-Liebe ist, die Unerschaffene Gabe, und zugleich die unmittelbare Quelle aller Beschenkung, die in der Ordnung der Schöpfung von Gott herkommt; Er ist das unmittelbare Prinzip und gleichsam Subjekt der Selbst-Mitteilung Gottes in Ordnung der Gnade.
– Das Geheimnis der Menschwerdung bildet den Höhepunkt dieser Beschenkung, bildet den Höhepunkt der Selbst-Mitteilung Gottes in Ordnung der Gnade.
– Die Empfängnis und die Geburt Jesu Christi sind nämlich das Größte Werk, das der Heilige Geist in der Geschichte der Schöpfung und der Geschichte der Erlösung vollbracht hat: sie sind Gipfelpunkt der Gnade ..., Quelle jeder anderen Gnade” (DeV 50).

3. Die Erlösung:
Menschwerdung
und Bund
im Blut

Menschwerdung: Gottes Vermählung mit dem Kosmos

Wir können uns immer wieder darüber überzeugen, was Johannes Paul II. geschrieben hat: „In ihrer tiefsten Wirklichkeit ist die Liebe ihrem Wesen nach Gabe” (FC 14). Mit ihrer schöpferischen Dynamik führt sie zur Ganzheitlichkeit in ihrer Hingabe an den Geliebten (FC 13.32).

Der Sohn Gottes könnte sich selbstverständlich mit der Erlösung der Braut Gottes auf leichte Art und Weise befriedigen. Es hätte vollends genügt, wenn Er als Gott-Mensch auch nur einen einzigen Akt der Liebe zum Vater geweckt hätte, und sofort wieder zum Vater zurückgekehrt wäre. Das reichte als überreichliche Erlösung – nicht nur unserer Welt!
– Allerdings das würde der tollen Anti-Logik der Liebe, noch der Freigebigkeit Dessen nicht entsprechen, dem sich als dem „König der Ewigkeit, dem Unvergänglichen, Unsichtbaren, Einzigen Gott ... Ehre und Herrlichkeit in alle Ewigkeit” (1 Tim 1,17) gehört. Johannes Paul II. sagt:

„Dank dieser ‘Vermenschlichung’ des-Wortes-des-Sohnes,
erreicht die Selbst-Mitteilung Gottes
ihre endgültige Fülle in der Geschichte
der Schöpfung und der Erlösung” (DeV 50).

Im jungfräulichen Schoß Mariens, der Mutter des Göttlichen Sohnes-Wortes, hat sich die mystische Vermählung des Dreieinigen mit der Natur des Menschen ereignet. Die Gottes Natur Jesu bleibt in Fülle Wesensgleich des Vaters und des Heiligen Geistes.

Wir denken aber weiter und sehen es voller Verwunderung: der menschliche Leib Mariens und ebenfalls Jesu Christi als des Menschen – besteht in seiner körperlichen Struktur aus denselben Elementen wie der Kosmos überhaupt. So müssen wir also feststellen, dass sich im Geheimnis der Menschwerdung, des Anfangs der Erlösung des Menschen, die Vermählung Gottes nicht nur mit der menschlichen Natur ereignet, sondern überhaupt mit dem ganzen Weltall:

„Die Menschwerdung des Gottes Sohnes bedeutet die Aufnahme zur Einheit mit Gott nicht nur der menschlichen Natur, sondern – in dieser Natur – gewissermaßen alles dessen, was ‘Körper’ ist: der ganzen Menschheit, der ganzen sichtbaren, materiellen Welt.
– Die Menschwerdung hat auch ihren kosmischen Sinn und ihr kosmisches Ausmaß. Der ‘Erstgeborene der ganzen Schöpfung’, der im konkreten Menschsein Christi Fleisch wird, vereinigt sich in gewisser Art mit der ganzen Wirklichkeit des Menschen, der ebenfalls ‘Körper’ ist, und in dieser Wirklichkeit mit ‘allem Körper’, mit der ganzen Schöpfung” (DeV 50).

Ergänzung im Opfer des Kreuzes

Vollendung des Geheimnisses der Menschwerdung wird aber erst das zweite fundamentale Geheimnis der Erlösung: das Opfer Jesu Christi am Kreuz. Es wird gleichbedeutend verschieden genannt: Bund im Blut Christi, Pascha-[Oster]-Geheimnis [Übergang vom Tode zum Leben: Ex 12], d.h. der Übergang Christi vom Tod zum Leben durch: Leiden, Tod, Auferstehung, Himmelfahrt, Sendung des Heiligen Geistes. Erst hier gibt Gott sein Selbst in Fülle kennen lernen, als „freigebig” [verschwenderisch] in Liebe, die ganz Barmherzigkeit ist (Eph 2,4; DiM 1). Von dieser Liebe schreibt Johannes Paul II. in der Enzyklika über Gottes Barmherzigkeit:

„... Die Liebe zum Sohn, die aus dem Wesen selbst der Vaterschaft herkommt,
verurteilt den Vater gleichsam, sich um die Würde des Sohnes zu sorgen ...
– Solche Liebe ist fähig sich über jeden verlorenen Sohn zu beugen, über jedes menschliche Elend, vor allem aber über das moralische Elend, über die Sünde. Wenn Er das aber tut, findet sich dieser, dem die Barmherzigkeit zuteil wird, nicht gedemütigt, sondern wiedergefunden und in seinem ‘Wert anerkannt’. Der Vater erweist ihm über alles Freude deswegen, dass er ‘wiedergefunden’ ist, deswegen dass er ‘wieder lebt’ ...” (DiM 6).

Die Logik der Liebe Gottes fällt in der Agonie im Ölgarten die letztliche Wahl: Jesus Christus nimmt in Fülle seiner Freiheit die Aufgabe auf sich, als Gott-Mensch in der einen, seiner Gottes Person – Brandopfer für die Sünde des Menschen zu werden. Die Kraft dieses Opfers bewirkt die Entsühnung Gottes für seine menschlichen Brüder und Schwestern, mit denen Er sich im Geheimnis der Menschwerdung vermählt hat:

„Wenn aber einer sündigt, haben wir einen Fürsprecher beim Vater –
Jesus Christus, den Gerechten.
Er ist die Sühne für unsere Sünden
aber nicht nur für unsere Sünden,
sondern auch für die der ganzen Welt” (1 Joh 2,1f.).

Dank dessen, dass Jesus Christus in seiner Gottes Person die Natur sowohl Gottes wie des Menschen verbindet, sind seine Taten, für die selbstverständlich die Person verantwortlich ist [hier: Gottes Person], immer: wenn nicht Göttlich-menschlich, da menschlich-Göttlich. Daselbst steht ihnen ein unendlicher Wert zu – wegen der Gottes Person Jesu Christi (s. dieses Thema genauer im 5. Teil:  Drei Betätigungsarten Jesu Christi).
– Demzufolge, wenn auch z.B. die Fähigkeit an sich, leiden zu können, hungrig zu sein, Durst haben, Angst erfahren zu können – nach Gottes Natur keineswegs verlangt hat, d.h. um sie ausüben-erfahren zu können hat die menschliche Natur dazu vollends gereicht, steht diesen Handlungen im Fall Jesu Christi der Wert Gottes Taten zu, da für sie die Gottes Person Jesu Christi verantwortlich ist. Dank dessen, dass am Kreuz unter Martern Jesus Christus, der wahre Gott und der wahre Mensch, unbeugsam treu sowohl Gott wie den Menschen liebt, wurde die Erlösung des Menschen vollbracht!

4. Menschliches
und
Gottes
Ausmaß der Erlösung

Wendepunkt im Erlösungswerk

Die Ereignisse angefangen vom Grün-Donnerstag bis zum Sonntag der Auferstehung enthüllen das Göttliche, aber auch das Menschliche Ausmaß der Erlösung.

(0,38 kB)  Das Menschliche Ausmaß der Erlösung weist auf die Würde hin, die in Gottes Augen dem Ebenbild Gottes zusteht. Trotz ihres tiefen Sündenfalles, hat es die Braut Gottes ‘verdient’, einen ‘solchen und so großen Erlöser’ zu haben: der Gott und Mensch zugleich ist!

(0,38 kB)  Dagegen das Göttliche Ausmaß der Erlösung weist auf die Person hin: die Gottes Person, die die Marter deswegen annimmt, weil sie dieses einmal ausgesprochene: „Du mein Ebenbild! Ich liebe dich!” – niemals zurückzieht. Gott bleibt dem einmal gegebenen Wort treu, trotzdem die Braut dieser Liebe des Gottes Bräutigams ... keinen Glauben schenkt und ihr Vertrauen immer wieder eher der Anti-Liebe des „Vaters der Lüge” schenkt (DiM: Anfang der Nr. 7).

Im Ölgarten und am Kalvarienberg lässt der Himmlische Vater auf seinen Vielgeliebten ein Unmaß von körperlichen und seelischen Leiden zu, und darüber hinaus auch noch die ‘Gottes’ Leiden, die überhaupt unaussprechlich sind: den Schmerz wegen der Zurückweisung seiner Liebe vonseiten des Geschöpfes seiner Vorliebe: des Teils der Engel, und jetzt, der Reihe nach, so vieler Menschen. Diese Leiden werden von Diesem ertragen, der seinen menschlichen Brüdern und Schwestern immer nur die Barmherzigkeit des Vaters bewies:

„Es bleibt Ihm aber nicht erspart – gerade Ihm – dieses furchtbare Leiden:
Seinen eigenen Sohn hat Er [Gott der Vater] nicht geschont’ [Röm 8,32],
sondern hat ‘den, der keine Sünde kannte,
für uns Sünde gemacht’ [2 Kor 5,21] ...” (DiM 7)
.

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Im Einklang, oder eher: in Liebe zu Gott zu leben, heißt zugleich sich der Friedensordnung der Natur zu freuen und Früchte des FRIEDENS auszustreuen.

Der Hl. Paulus fasst hier (Röm 8,32; 2 Kor 5,21) „... die ganze Tiefe des Geheimnisses des Kreuzes zusammen, und zugleich das Göttliche Ausmaß der Wirklichkeit der Erlösung” (DiM 7). Diese Leiden erduldet der Sohn Gottes – wegen der Sünden der Menschen. Gott ist Fülle von Heiligkeit und Gerechtigkeit. Dass die Erlösung des Menschen überhaupt vollbracht werden kann, muss zuerst die Schuld gegen die Gerechtigkeit Gottes eine ‘Begleichung’ erfahren:

„Siehe in Ihm, in Christus,
wird die Gerechtigkeit der Sünde zugerichtet:
um den Preis seines Opfers, seines Gehorsams ‘bis zum Tode’.
– Es wird die Gerechtigkeit ebenfalls dem Tod zugerichtet,
der sich von Anfang an der Geschichte des Menschen mit der Sünde verbündet hat.
– Gerechtigkeit wird dem Tod um den Preis des Todes Dessen zugerichtet,
der ohne Sünde war und der der einzige – durch seinen Tod – dem Tod den Tod versetzen konnte” (DiM 8).

Der Sünde und dem Tod zugerichtete Gerechtigkeit

Die Tatsache selbst der schauderhaften Martern des Gottes Sohnes hängt restlos mit der Sünde der Menschen zusammen – angefangen von dieser ersten im Paradies, bis zur letzten Sünde vor dem Ende der Zeiten. Gäbe es keine Sünde, würde Gott in Jesus Christus nicht ‘leiden’ müssen: es käme auf Ihn die demütigende Verhöhnung nicht, noch die horrende Geißelung, die schauderhafte Dornenkönung, die Kreuzigung, noch der Augenblick, da Er seinen Geist am Kreuz ausgehaucht hat ... (vgl. DiM 7).

Zu gleicher Zeit sehen wir voller Verwunderung, dass Gott selbst – Gottes Gerechtigkeit die Sühne für die Sünden der Menschen leistet. Er tut es dabei überreichlich.

(0,3 kB)  Infolge der Sünde entsteht zwischen dem Menschen und Gott eine abgründige ‘Bresche’. Es gibt kein Geschöpf, das imstande wäre, diesen ‘Dammbruch’ abzugleichen noch zuzuschütten, d.h. Gott eine seiner Würde entsprechende Sühne, noch Genugtuung anzubieten.

(0,2 kB)  Diese Aufgabe nimmt aber der Sohn Gottes auf sich. Aufgrund seiner einen einzigen Person: Gottes Person, ist Er „Wahrer Gott vom Wahren Gott”. Er bleibt der Liebe getreu. Sie ist bei Ihm auch unter diesen Umständen: ihrer Verhöhnung – ein einziges Nicht-Denken an Sich. Der Erlöser blickt auf jene hin, die mit Verdammnis bedroht sind. Anderseits aber gilt sein Anblick dem Schmerz des Verschmähten Dreieinigen.


ANMERKUNG. Dieses Thema wird noch einmal, etwas anders und dabei tiefer, im fünften Teil, 4.Kapitel erörtert. Sieh dort auch die Graphik, die vielleicht schon jetzt ein wenig erleichtert, die besprochene Frage besser zu begreifen: Zwei Graphiken zum Thema: Gerechtigkeit und Barmherzigkeit – samt ihren Erklärungen, ebd.


So vollbringt der Sohn Gottes in erster Reihe das Werk der ‘Ausgleichung-Zuschüttung’ des bodenlosen Abgrundes der Sünde – von neuem gleichsam bis zum Niveau ‘Zero’.
– Indem aber das Unmaß von Martern von der Gottes Person erfahren wird, entsteht daselbst eine Genugtuung der Gerechtigkeit Gottes unendlichen Wertes, und zwar mit einem enormen, gleichsam ‘unnötigen’ Überschuss, d.h. mit einer riesigen ‘Dazugabe’. Diese Wirklichkeit des Erlösungs-Werkes in Jesus Christus wird von Johannes Paul II. folgender in seiner Enzyklika über Gottes Barmherzigkeit (1980) ausgedrückt:

„Im Leiden und Tod Christi, darin dass der Vater den eigenen Sohn nicht verschonte, sondern Ihn Sünde für uns gemacht hat, kommt die absolute Gerechtigkeit zum Ausdruck, weil Christus das Leiden und das Kreuz wegen der Sünden der Menschheit erträgt.
Es ist geradezu irgendein ‘Übermaß’ von Gerechtigkeit, weil die Sünden des Menschen – mit dem Opfer des Gott-Menschen ‘beglichen’ werden ...” (DiM 7).

Wir beginnen voller Verwunderung, Dankbarkeit, aber auch Entsetzen uns besser zum Bewusstsein zu bringen, was die Worte des Hl. Paulus aus seinem Brief an die Epheser bedeuten, die Johannes Paul II. zum Titel seiner Enzyklika über Gottes Barmherzigkeit gedient haben:

„Gott aber, der reich ist an Erbarmen,
hat um seiner großen Liebe willen, mit der Er uns liebte,
auch uns, die wir tot waren durch Übertretungen,
mit Christus zusammen lebendig gemacht:
– aus Gnade also seid ihr gerettet ...” (Eph 2,4 – JB).

Gottes Barmherzigkeit ist eine Wirklichkeit, die sich wahrhaft „nach dem Maß” Dessen kund gibt, der ist „König der Könige und Herr der Herren” (1 Tim 6,15; Offb 19,16), der es ‘nicht versteht’, nur wenig zu geben. Wenn Er etwas gibt, schenkt Er immer verschwenderisch, über alles Bedürfnis des Beschenkten – auf königliche Art und Weise (s. dazu: Lk 6,38: „... In reichem, vollem, gehäuftem, überfließendem Maß wird man euch beschenken ...”. – S. außerdem TgF 961 – Worte Jesu: „So ist es, es fällt Mir leichter, einer Seele viel zu geben, als wenig ...”).

5. Bräutliche Liebe
zur
bedrohten Braut

Würde es die Liebe nicht gegeben haben ...

Das Problem der Gerechtigkeit Gottes, das unmöglich übergegangen werden konnte, stellt aber erst die Eingangs-Hinsicht dar in Frage des Werks der Erlösung. Jetzt müsste nämlich dem Sohn Gottes die Frage gestellt werden: „Was hat Dich, Jesu, dazu bewogen, dass Du das Unmaß von Martern, zumal diese ab dem Ölgarten bis zum ‘Es ist vollbracht’ am Kreuz – auf Dich genommen hast” ?

Wir schreiten dasselbst in die Tiefen des Geheimnisses dessen ein, Wer und Wie Gott ist. Wir beginnen immer deutlicher zu verstehen, dass wäre die Liebe zum Menschen als der Braut nicht am Werk, hätte sich der Vater nie entschieden haben, seinen Sohn (Joh 3,15; Gal 4,4; Röm 3,25) schließlich zum Satans Fraß dahinzugeben. Er ist es doch letztlich, Satan, der sich nur der menschlichen Brüder Jesu Christi vertreten lässt, um sich an Ihm – dem Menschen-Sohn, mit Hilfe der Ihm zugefügten Martern ungezügelt auszutoben. Nur deswegen, weil der Dreieinige der Liebe, die Er dem Menschen angeboten hat, unveräußerlich treu ist [Gott-die-Wahrheit], tritt Gott – wegen der Sünde der ehebrüchigen Braut zutiefst entrüstet, zugleich an das Werk an, die Genugtuung für sie zu leisten.

Und zwar Er selbst: Gott-der-Sohn, zugleich aber auch wahrhafter Sohn Mariens, leistet Sühne für die Sünde seiner unwürdigen Braut: Mann und Frau. Dieses-Lösegeld-die-Sühne wird zugleich Mitgift für die mystische Vermählung mit der Geliebten. Es wird ein unerschwinglich teures, königliches Lösegeld unter allem möglichen sein. Ein anderes, noch größeres Lösegeld könnte nicht mehr ersonnen werden. Jesus bewältigt ihre Sünde und ihren Tod – mit seiner Unschuld und seinem Tod am Kreuz, um nachher zu auferstehen und sie, wenn sie es nur sehnsüchtig wünschte, zusammen mit sich zur Auferstehung des Lebens mitzureißen.

Gott liebt wahrhaft sein Volk und ‘bewerbt sich’ um seine Gunst. Und vor allem, indem Er wahrhaft, mit erschütternder Seriösität Bescheid weiß, was der Braut „zum Frieden” dient (Lk 19,42), entreißt Er sie von den Händen dessen, der der BÖSE ist.

Nach menschlichem Rechnungsmaß ist Gott-die-Liebe freilich total unbedacht ... Und täuscht sich wohl dauernd hinweg! Viele Menschen werden die Erlösung sowieso nicht annehmen, noch von ihr Nutzen ziehen! Das stellt übrigens Jesus Christus selbst fest:

„Geht durch das enge Tor!
Denn das Tor ist weit, das ins Verderben führt, und der Weg dahin ist breit,
und viele gehen auf ihm.
– Aber das Tor, das zum Leben führt, ist eng, und der Weg dahin ist schmal,
und nur wenige finden ihn” (Mt 7,13f.).

Gegen-Logik der Gottes Liebe

Die Logik der Liebe ist aber Logik der Verliebten: in Augen der Umgebung ganz UN-vernünftig! So ist aber gerade Gott: in seinem Verliebtsein ist Er UN-klug! Gerade aber deswegen wird Gott in Jesus Christus selbst etwas von der Art der Qualen der Verdammten auskosten mögen. Er ist gekommen, um diese ‘Seine’ – wahrhaft von Sünde und vom Tod zu befreien:

„Vor allem beseitigt Er aus der Geschichte des Menschen die Herrschaft der Sünde, die sich unter dem Einfluss des Bösen Geistes eingewurzelt hat, angefangen von der Ursünde, und schenkt dem Menschen die Möglichkeit, in der heiligmachenden Gnade zu leben
In der Folge des Sieges über die Sünde beseitigt Er auch die Herrschaft des Todes, indem Er durch seine Auferstehung den Anfang der künftigen Auferstehung der Leiber setzt.
– Das eine wie das andere sind wesentliche Voraussetzungen des ‘ewigen Lebens’, das heißt, der endgültigen Glückseligkeit des Menschen in der Vereinigung mit Gott, was für die Erlösten die völlige Beseitigung des Leidens in eschatologischer Sicht darstellt” (SD 15).

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Es hat sich eine freiere Stunde zu Hause angeboten: alle begaben sich an den nicht entfernten Teich, um Fische anzuschauen, und auch ...Frösche. Vielleicht ergibt sich eine Gelegenheit, ein Fischlein zu fangen, zu braten, sollte sich etwa ein solches Fisch ... unbehutsam auf die ausgeworfene Angel fangen lassen ...

In solchem Zusammenhang führt der Heilige Vater die Darstellung der Leiden des Gottes Knechtes an, wie sie vom Propheten angesagt wurden (Jes 53,2-6; SD 17f.). Er weist auf die Tiefe des Opfers hin, die Jesus Christus als stellvertretendes Leiden, aber umso mehr als Erlösung annimmt:

„In seinem Leiden [des Lammes Gottes, das die Sünde der Welt tilgt] werden die Sünden gerade darum getilgt, weil allein Er als der Eingeborene Sohn, sie auf sich nehmen, sie annehmen konnte mit dieser Liebe zum Vater,
die das Übel jeder Sünde überwindet, dieses Übel gleichsam zunichte macht – im geistigen Raum der Beziehungen zwischen Gott und der Menschheit, und die diesen Raum mit Gutem füllt” (SD 17).

Johannes Paul II. erwähnt die „Lehre des Kreuzes” (1 Kor 1,18; SD 18). Diese Lehre wird zugleich Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Leidens. Der Himmlische Vater hat den Eingeborenen Sohn letztlich dazu hingegeben, um den Menschen vom „Leiden der Leiden” zu retten. Es wären die „Leiden in ihrem grundlegenden und endgültigen Sinn” (SD 14): des Verlusts des ewigen Lebens. Keine Qualen und Martern, die hier auf Erden erduldet werden, können mit diesem Leiden verglichen werden.

Der Heilige Vater schreibt – im Anschluss an die Worte Jesu: „Gott hat die Welt so geliebt” (Joh 3,16):

„Der Mensch ‘geht verloren’, wenn er das ‘ewige Leben’ verliert ...
Der Eingeborene Sohn ist der Menschheit geschenkt worden, um den Menschen vor allem vor diesem endgültigen Übel und endgültigen Leiden zu bewahren. In seiner Erlösungssendung soll Er also das Übel an seinen transzendenten Wurzeln selbst berühren, von denen her es in der Geschichte des Menschen herauswächst. Diese transzendenten Wurzeln des Übels residieren in der Sünde und im Tod, denn diese liegen dem Verlust des ewigen Lebens zugrunde.
– Die Sendung des Eingeborenen Sohnes besteht in Überwindung der Sünde und des Todes.
Er besiegt die Sünde mit seinem Gehorsam bis zum Tod.
Den Tod besiegt er aber mit der Auferstehung” (SD 14).

Erlösung vom endgültigen Leid

In solchem Geist muss das Gebet Jesu Christi zum Vater betrachtet werden, dass – wenn möglich – sein Leiden an Ihm vorbeigehe (Mt 26,42):

„Diese Worte zeugen von der Wahrheit jener Liebe,
die der Eingeborene Sohn in seinem Gehorsam dem Vater ‘entgegenbringt’.
Zugleich zeugen sie von der Wahrheit seines Leidens.
Die Worte des Gebetes Christi im Ölgarten zeugen von der Wahrheit der Liebe
vermittels der Wahrheit des Leidens ...” (SD 18).

In Jesus Christus leidet nicht nur Er – der Mensch, sondern der Gott-Mensch. Die Tiefe dieses Leidens erreicht ihren Höhepunkt in Worten: „Mein Gott ..., warum hast Du Mich verlassen” (Mk 15,34; Mt 27,46)? Es ist schwer sie menschlich zu verstehen. Es spricht hier der Sohn Gottes – der „Wahre Gott vom Wahren Gott” :

„Man kann sagen, diese Worte über die Verlassenheit springen aus der intakten Vereinigung des Sohnes mit dem Vater hervor – sie entspringen ihr aber demzufolge, dass der Vater ‘die Schuld von uns allen auf Ihn lud’, infolgedessen der Hl. Paulus sagen wird: ‘Er hat Den, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht’...” (SD 18) .

Es hat den Anschein, Johannes Paul II. bringe die Vermutung zutage, der Vater ließe auf seinen Vielgeliebten Sohn das Leiden der Abstoßung von Gott – als Folge der Sünde – zu:

„Zusammen mit dieser schauderhaften Bürde, im Ringen mit dem ‘ganzen’ Übel der Abwendung von Gott, die in der Sünde enthalten ist, erfährt Christus vermittels der Göttlichen Tiefe der Verbundenheit als Sohnes mit dem Vater auf menschlich unaussagbare Weise dieses Leid, wie es die Loslösung-Zurückstoßung vom Vater bildet – und kann beim Sterben sagen: ‘Es ist vollbracht’ ...
– Das menschliche Leiden hat im Leiden Christi seinen Höchstpunkt erreicht. Zugleich ist es in ein völlig neues Ausmaß und in eine neue Ordnung eingetroffen: es wurde mit Liebe verbunden – mit jener Liebe, von der Christus zu Nikodemus sprach, mit jener Liebe, die Gutes schafft, indem sie es auch aus dem Übel herausführt, herausführt vermittels des Leidens – so, wie das höchste Gut, die Erlösung der Welt, aus dem Kreuz Christi herausgeführt worden ist, und ständig von ihm seinen Anfang nimmt ...” (SD 18).

Auf solchem Weg ist auch die Erlösung des Leidens selbst vollbracht worden. Denn die Erlösung wurde schon – als objektive Wirklichkeit, vollbracht.
– Dass aber die Erlösung dem wirklichen Eintritt des Menschen ins Leben dienen kann, muss er sie sich jetzt auf subjektive Art und Weise aneignen:

„Denn nicht der Mensch soll sich von eigenen Sünden erlösen,
sondern er soll erlöst werden,
indem er die vom Erlöser angebotene Vergebung annimmt ...” (APR-K 5).

Das geschieht vermittels des Kreuzes Christi, aber darüber hinaus über die persönliche Annahme des erlösenden Kreuzes und Leidens vonseiten des einzelnen Menschen:

„Jeder Mensch hat Anteil an der Erlösung. Jeder ist auch zur Anteilhabe an jenem Leiden gerufen, durch das die Erlösung vollzogen wurde. Er ist zur Anteilhabe an diesem Leiden gerufen, durch das auch jedes menschliche Leiden erlöst worden ist. Indem Er die Erlösung durch das Leiden vollbracht hat, hat Christus zugleich das menschliche Leiden auf die Ebene der Erlösung gehoben ...” (SD 19).

6. Liebe
die tiefere Quelle
der Erlösung

Wir möchten noch einmal die Frage aufgreifen: Warum hat Christus das Unmaß von Leiden auf sich genommen? Freilich, Er wollte Gottes Gerechtigkeit die Genugtuung leisten – anstatt des Menschen, der anderenfalls rettungslos auf Verzweiflung des ewigen Verlorenseins verurteilt worden wäre. Allerdings umso mehr hat Er so deswegen gehandelt, weil bei Gott:

„... die Liebe ‘größer’ als diese [die Gerechtigkeit] ist. Sie ist die Erste und mehr die Grundlegende. Die Liebe bedingt sozusagen die Gerechtigkeit, und die Gerechtigkeit dient letztlich der Liebe.
Dieses Primat, der Erstrang der Liebe mit Bezug auf die Gerechtigkeit ... enthüllt sich gerade über die Barmherzigkeit” (DiM 4).

Man muss dauernd merken, dass die Natur Gottes, d.h. die Gottheit, bei Gott absolut die eine einzige ist: des Vaters und des Sohnes, und des Heiligen Geistes. Dauernd gültig sind die Worte Jesu: „Wer Mich gesehen hat, hat den Vater gesehen” (Joh 14,9). Hat sich auf so schauderhafte Marter der Sohn Gottes entschieden, so ist genau ebenso gleich der Vater, und der Heilige Geist, obwohl in ihrem Menschwesen die Leiden allein die Zweite Person Gottes: Jesus Christus, erdulden wird. Trotzdem erreicht dieses Leiden – auf menschlich betrachtet unausdrückbare Art und Weise, irgendwie den Ganzen Dreieinigen!

Wir bleiben vor dem Geheimnis der Liebe Gottes stehen, die von der Sicht aus des Menschen immerwährend mächtiger ist als die Gerechtigkeit Gottes: mächtiger als die Sünde des Nicht-Glaubens an die Liebe Gottes, mächtiger als der Tod, selbst dieser, der Gott zugefügt wurde. Zurückgewiesen, verschmäht, gemartert, getötet – liebt doch Jesus Christus weiter – voller des Herzen-Schmerzes:

„Amen, Amen, Ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich aus tun,
sondern nur, wenn Er den Vater etwas tun sieht.
Was nämlich der Vater tut, das tut in gleicher Weiser der Sohn.
Denn der Vater liebt den Sohn und zeigt Ihm alles, was Er tut ...” (Joh 5,19f.).

Gott überrascht uns dauernd in der Offenbarung seiner Liebe. Wir verstehen besser, warum Gott die Aufgabe auf sich genommen hat, Gottes Gerechtigkeit anstelle des Menschen, der treubrüchigen Braut Gottes, genugzutun. Der Dreieinige liebt mit voller Wahrheit! Auch Christus ... liebt uns wirklich (s. Offb 1,5):

„Aber diese Gerechtigkeit [im Kreuz Christi], die wahrhaft
Gerechtigkeit ‘nach dem Maß’ Gottes ist, entspringt ganz der Liebe:
der Liebe des Vaters und des Sohnes, und bringt ganz Frucht in Liebe” (DiM 7).

Die Erlösung des Menschen beruht keinesfalls auf der ‘Regelung’ allein dessen, was sich Gottes Gerechtigkeit gehört hatte. Jesus Christus nahm diese Aufgabe deswegen auf sich auf, weil Er in dieser, für den Menschen in Sünde hoffnungslosen Lage weiter – getreu, oder eher: nur umso mehr getreu – liebt!

(0,4 kB)  Die Erlösung „wächst aus der Liebe heraus”, die sich dem Menschen total nicht gehört: „Gott aber hat seine Liebe zu uns darin erwiesen, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren ...” (Röm 5,8).

(0,1 kB)  Darüber hinaus aber „bringt die Erlösung Frucht in Liebe”. Dank der Erlösung wird der Mensch von neuem befähigt, sich an den Dreieinigen, der uns in Jesus Christus nahegeworden ist, mit Liebe zu wenden.

Die Gesamtheit der Erlösung umfängt also erst die von neuem zurückgewonnene Befähigung, Gott und die Menschen zu lieben.
– Daher die weiteren Worte des Heiligen Vaters Johannes Paul II.:

„Das Göttliche Ausmaß der Erlösung verwirklicht sich nicht allein darin, dass die Gerechtigkeit der Sünde zugerichtet wird, sondern die Liebe wiederhergestellt wird, diese schöpferische Kraft im Menschen, dank der er von neuem Zugang zu dieser Fülle von Leben und Heiligkeit hat, die von Gott herkommt.
– Auf diese Art und Weise wird in der Erlösung die ganze Fülle der Offenbarung der Barmherzigkeit getragen” (DiM 7).

F.
LIEBE MÄCHTIGER
ALS
SÜNDE UND TOD

Verzierung

1. Der sich enthüllende
Schmerz der
verachteten Liebe Gottes

Wir stellen im Heiligen Geist noch einmal die Frage: Warum ist die Liebe Gottes – barmherzig? Warum beugt sie sich über das Elend der treubrüchigen Braut Gottes?

Wir nützen weiter die Erwägungen des Stellvertreters Jesu Christi. Es ziemt sich, sich noch einmal über den unsagbaren Schmerz Gottes angesichts der Sünde zu besinnen. Das soll im Heiligen Geist geschehen, der bei Gott in gleicher Zeit unser Fürsprecher-Tröster-Beistand ist (DeV 3.39). Er ist zugleich auch unser zweiter Tröster, denn selbst der Erlöser, Jesus Christus, bleibt immer unser „erster” Tröster (DeV 3; 1 Joh 2,1; Joh 14,16).

(29 kB)
Nach der grausigen Überflutung auf den Philippinen 2012. Überall Wasser und Schlamm: das Wasser hat keinen Ablauf ... So viele Häuser, Felder – stehen ganz unter Wasser ...

Die Sünde des Menschen als Ehebruch der Braut Gottes, der mit diesem, der der Böse ist, begangen wird, ist offensichtlich Beleidigung Gottes.
– Dennoch die Tatsache allein der Sünde zeugt umso mehr darüber, dass das Ebenbild Gottes – die „Liebende Allmacht des Schöpfers” niedriger bewertet (DeV 33) , als die trügerische ‘Liebe’ ... des „Vaters der Lüge und Mörders von Anfang” (Joh 8,44) .

Die Braut Gottes lässt Gott kennen lernen, dass sie sich mit ihrem ganzen Gegen-Anvertrauen Satan-dem-Lügner dahingibt. Erst dieser ‘liebt’ sie, da er ihr alles erlaubt, und dabei wirksam auf Betätigungen überredet, die sich deutlich den Geboten Gottes widersetzen.
– Satan redet der Braut Gottes ein, Gott liebe sie nicht nur nicht, sondern umgekehrt, Gott wäre ihr Gegner, den es mit aller Kraft zu bekämpfen gilt!

Der Mensch erliegt dem Verführer, der ihn überredet, er erreiche die völlige ‘Freiheit’, sobald er sich von dem ‘unmenschlichen Joch’ der Gebote des Dreieinigen loslöst. Er schiebt dem Menschen vor, Gott wäre betreffs des Geheimnisses von ‘Gut’ und ‘Böse’ eifersüchtig. Indessen es genügt, dass der Mensch nach seiner Stimme handelt – der Stimme der „Alten Schlange”, und das „Gut und Böse” beginnt dem grundsätzlichen ‘Anrecht’ des Menschen zu unterliegen: seiner Autonomie bezüglich der Entscheidung über sich selbst !

Mann kann sich leicht in die Lage Gottes in der Stunde der vom Menschen begangenen Sünde einfühlen. Was soll Gott tun, um diese ‘Seine – Geliebte’ von seiner Gottes Liebe zu Ihr zu überzeugen? Gott hat sie von Anfang an mit Liebe beschenkt, hat Er sie doch „um ihrer selbst willen”  erschaffen. Er hat sie mit dem Dasein beschenkt. Hat ihr die überhaupt nicht gehörige Bräutlichkeit mit sich selbst angeboten. Er rief sie zur „Anteilnahme an der Gottes Natur” (2 Petr 1,4).

In der Sünde wird diese Liebe Gottes zurückgewiesen – als weniger attraktive im Vergleich zu dieser von Satans Gegen-Liebe! Gott wird genötigt, sich vor der Freiheit der Braut zurückzuziehen. Diese aber benutzt die Gabe der Freiheit in entgegengesetzter Richtung. Sinn der Freiheit des Willens sollte Liebe sein! Die Sünde stellt die zutiefst schneidende, unvorstellbare Verwundung der ‘sich-Selbst’ dahinschenkenden Allmacht der Gottes Liebe dar:

„Seit dem Anfang an entstand in der Welt das finstere Geheimnis der Sünde
auf dem Grundboden der Beziehung der erschaffenen Freiheit zum Schöpfer.
Es entstand als Akt des Willens des Geschöpfes, des Menschen –
gegen den Willen Gottes: dem Erlösungs-Willen Gottes.
Noch mehr, es entstand der Wahrheit zum Trotz,
auf dem Grundboden der Lüge, die schon endgültig ‘gerichtet’ wurde.
Diese Lüge hat die erschaffende und erlösende Liebe selbst
in den Zustand der Anklage gesetzt, in den Zustand einer anhaltenden Verdächtigung.
Der Mensch folgte dem ‘Vater der Lüge’ –
gegen den Vater von Leben und den Geist der Wahrheit’ ...” (DeV 39).

Die Worte des Stellvertreters Christi enthüllen das Verborgenste des inneren Lebens der Trinität im Angesicht der menschlichen Sünde:

„Muss demnach dieses: ‘betreffs der Sünde zu überzeugen’ [Aufgabe des Heiligen Geistes] nicht zugleich bedeuten: das Leiden enthüllen? Den Schmerz enthüllen, diesen unfassbaren und unaussprechlichen, den das Heilige Buch wegen der Sünde in ihrer anthropomorphen Sicht in den ‘Tiefen Gottes’ – gleichsam im Herzen der unfassbaren Trinität zu erblicken scheint” (DeV 39)?

Der Heilige Vater fragt, indem er die Bezeichnung der Sünde als „Beleidigung Gottes” aufgreift:

„Was entspricht dieser ‘Beleidigung’ im unergründlichen Leben
des Vaters, Sohnes und Heiligen Geistes,
dieser Zurückweisung des Geistes, der – Liebe und Hingabe ist ...” (DeV 39)?

Es muss offenbar bei Gott der ‘Schmerz’ im Sinn eines ‘Mangels’ ausgeschlossen werden, bzw. einer ‘Verwundung’ Gottes selbst. Gott ist seinem Wesen nach absolut vollkommen. Das offenbart aber nur umso kräftiger, dass in den „Tiefen Gottes eine Väterliche Liebe lebt”, die ganz „Mitleid mit dem Menschen” ist (ebd).

2. Wiederherstellung
des Status der
Bräutlichkeit

Gott der unter der Schicht des Übels nach Gutem sucht

Der vom Menschen zurückgewiesene Gott ist kein als ‘Beleidigt’  vorkommender Egoist. Als Liebe-Gabe ist Gott ganz von ewigem Gut seiner anmaßenden Braut einbenommen. Sie bleibt auch unter diesen Umständen seine Geliebte. Als Vater, macht sich Gott auf die Suche nach seinem Ebenbild, das ... weit weggegangen ist! Gott wird Knecht seines Geschöpfes. Um nur seine Würde wiederzugewinnen:

„... Die Liebe zum Sohn, die aus dem Wesen selbst der Vaterschaft herkommt, verurteilt den Vater gleichsam dazu, sich um die Würde des Sohnes zu sorgen. Diese Sorge ist Maßstab seiner Liebe, jener Liebe, [die] ...‘nicht das seine sucht, sich nicht zum Zorn reizen lässt, ... die allem stand hält, ...niemals aufhört’ ...
– Solche Liebe ist fähig sich über jeden verlorenen Sohn zu beugen ... Wenn sie das tut, findet sich dieser, dem die Barmherzigkeit zuteil wird, nicht gedemütigt, sondern wiedergefunden und in seinem ‘Wert geschätzt’. Der Vater lässt ihn in erster Linie die Freude spüren, – deswegen dass er ‘wiedergefunden’ worden ist ... Diese Freude weist auf das unverletzte Gute hin ...

... Die Beziehung der Barmherzigkeit [dessen der Barmherzigkeit erweist – zu diesem, der mit Barmherzigkeit beschenkt wird] beruht auf dem gemeinsamen Erleben dieses Guten, das den Menschen bildet, auf der gemeinsamen Erfahrung dieser Würde, die ihm eigen ist ...
– Der verlorene Sohn beginnt, sich und seine Taten – in ganzer Wahrheit zu sehen ... Für den Vater wird er gerade dadurch zu besonderem Gut: Er sieht so sehr dieses Gut, das sich infolge der verborgenen Strahlung von Wahrheit und Liebe ereignet hat, dass er gleichsam das ganze Übel vergisst, das der Sohn früher begangen hat” (DiM 6).

Diese Worte knüpfen an den Umbruch an, der sich im Menschen dank Gottes Bemühungen ereignet, um ihn von der ihm drohenden Verdammnis zu retten. Gerade das erhellt im Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lk 15,11-32):

„Das Gleichnis vom verlorenen Sohn bringt auf einfache und zutiefste Weise die Wirklichkeit der Bekehrung zum Vorschein. Die Bekehrung ist der konkreteste Erweis für das Wirken der Liebe und die Anwesenheit der Barmherzigkeit in der menschlichen Welt.
– Die eigentliche und volle Bedeutung der Barmherzigkeit gilt nicht für den selbst höchst durchdringlichen und zum höchsten Grad mitleidenden Blick auf das Übel – ob das moralische, physische oder materielle.
– In ihrer eigentlichen und vollen Gestalt offenbart sich die Barmherzigkeit als anerkannter Wert, als Emporheben, als herausgeholtes Gut von unterhalb aller Aufschichtungen von Übel, das es in der Welt und im Menschen gibt.
– In solchem Sinn bildet die Barmherzigkeit den grundlegenden Inhalt der messianischen Botschaft Christi und die konstitutive Kraft seiner Sendung ... – als besonders schöpferischer Prüfstein dieser Liebe, die sich ‘nicht vom Bösen besiegen lässt, sondern das Böse mit Gutem besiegt’ ...” (DiM 6).

Das Eindringen in den Schmerz Gottes angesichts des mit Verlorenwerden bedrohten Menschen lässt seine Umgestaltung in das Vorhaben und den Plan der Erlösung verstehen:

„Schließlich wird dieser unergründliche und unaussprechliche ‘Schmerz’ des Vaters vor allem die verwundernde Ökonomie der Erlösungs-Liebe in Jesus Christus hervorbringen, damit – über das ‘mysterium pietatis’ [Geheimnis der Frömmigkeit: es ist Christus-der-Erlöser selbst; s. genauer: RP 19-22] – sich die Liebe in der Geschichte des Menschen mächtiger als die Sünde erweisen kann. Damit die ‘Gabe’ siegt ...” (DeV 39).

Erlösung herausgeholt aus der Tiefe des Leidens

Wir sind auf Spuren der Genese des Vorhabens Gottes der Erlösung des Menschen. Dieses Vorhaben entstand zwar im Schoß der Gottheit des Dreieinigen. Dennoch es wird auf besondere Art der Dritten Person der Trinität zugeschrieben – dem Heiligen Geist. Er ist personale „Liebe des Vaters und des Sohnes, und als Liebe ist er die Trinitäre Gabe und zugleich urewige Quelle aller Beschenkung des Geschöpfes vonseiten Gottes” (DeV 39). Demzufolge kann mit Recht gefolgert werden:

„In Gott bildet der Geist-die-Liebe die Sache der menschlichen Sünde in neue Beschenkung mit erlösungs-bringender Liebe um. Aus Ihm [dem Heiligen Geist], in Einheit mit dem Vater und dem Sohn wächst die Erlösungs-Ökonomie hervor [Erlösungs-Ordnung: Vorhaben Gottes der Erlösung des Menschen im Kreuz Christi], die die Geschichte des Menschen mit Gaben der Erlösung füllt” (DeV 39).

Der Haupt-Verantwortliche, wenn nicht ‘Spezialist’ bei der Umbildung, bzw. Umgestaltung der Sache-Frage der Sünde in noch verchwendischerere als diese früher unternommene Beschenkung mit Liebe – ist also der Heilige Geist. Die Liebe Gottes zum Gottes Ebenbild wird von Gottes Barmherzigkeit aufgetragen:

„Wenn die Sünde, in der die Liebe zurückgewiesen wurde,
das ‘Leiden’ des Menschen hervorgebracht hat ...,
wird der Heilige Geist in dieses menschliche und kosmische Leiden
mit einer neuen Beschenkung mit Liebe hineingehen,
die die Welt erlösen wird” (DeV 39).

Der Heilige Geist wird in der Tiefe der menschlichen Gewissen über die Sünde überzeugen, indem Er den wegen der Sünde erlebten unsagbaren Schmerz Gottes zum Bewusstsein bringt. Zeugnis dieses Schmerzes ist das Leiden des Sohnes Gottes, des Gekreuzigten:

(48 kB)
Indonesische Pilgergruppe in Kraków-Łagiewniki, 2014 r. Im Flugzeug nahmen sie einen beträchtlichen Teil ein. Wie viel Freude, nachdem sie das Zentrum der Barmherzigkeit Gottes besichtigen konnten: von der Grenze der Welt, wo sie ebenfalls von Barmherzigkeit Gottes – u.a. dank dem polnischen Missionar, erfahren konnten.

„Vonseiten des Heiligen Geistes bedeutet dieses ‘betreffs der Sünde überzeugen’ – zugleich zu offenbaren, vor allem in der Tiefe der menschlichen Gewissen, wie eben diese Sünde überwundet wird im Opfer des Lammes Gottes, der ‘bis zum Tod gehorsam – Knecht geworden ist, der, indem Er den Ungehorsam des Menschen repariert hat, die Erlösung der Welt vollbracht hat’ ...” (DeV 39).

Der Heilige Geist, den Jesus Christus „gleichsam in den Wunden seiner Kreuzigung” (DeV 24) – „zur Vergebung der Sünden” darreicht, bringt dauernd den höchstmöglichen Preis zum Bewusstsein, den der Sohn Gottes für die „Reinigung der Gewissen von toten Werken”  bezahlt hat. Dieser Preis war „das Blut Christi, der sich selbst kraft ewigen Geistes Gott als makelloses Opfer dargebracht hat” (Hebr 9,14; DeV 40).
– So leitet der Heilige Geist die Erlösung aus der Tiefe des Leidens Christi ab, das der Sohn im Hinhören auf den schwierigen Willen des Vaters auf sich genommen hat:

„Christus hat sich in seinem Menschwesen selbst, restlos
– auf dieses Handeln des Geistes-Parakletos [Trösters-Beistandes] hin geöffnet,
das aus dem Leiden – die Erlösungs-Liebe herausleitet” (DeV 40).

Der Heilige Vater sagt in zutiefster Erschütterung:

„Jesus Christus, der Sohn Gottes, hat als Mensch, im inbrünstigen Gebet seines Leidens, dem Heiligen Geist, der sein eigenes Menschsein schon bis in die Tiefen durchdrungen hat, erlaubt,
dass Er es [dieses Menschsein] in ein vollkommenes Opfer umgestaltet – kraft des Aktes seines Todes als Ganzopfers der Liebe am Kreuz.
– Dieses Opfer hat Er Selbst vollbracht – Er selbst war ihr einziger Priester. ...
Zugleich hat Er es aber ‘durch den Ewigen Geist’  vollbracht, was bedeutet, dass
in dieser absoluten Selbst-Hingabe des Sohnes Gottes der Heilige Geist auf besondere Weise gewirkt hat,
um das Leiden in Erlösungs-Liebe umzuwandeln” (DeV 40).

Der Heilige Geist, der selbst Un-erschaffene Liebe-Glut ist, ist vom Himmel gleichsam die Feuersglut auf dieses makellose Opfer niedergefallen, das der Sohn Gottes von seinem Selbst – Gott vollbracht hat. Er verbrannte es als Gottes Schmerz der verschmähten Liebe, die aber gerade deswegen nur umso mächtiger liebt und desto mehr Hingabe wird, die der bräutlichen Liebe seinem lebendigen Ebenbild gegenüber treu bleibt:

„... Der Heilige Geist ist das ‘Feuer vom Himmel’, das in der Tiefe des Geheimnisses des Kreuzes am Werk ist.
Siehe da, indem Er vom Vater herkommt, lenkt Er das eigene Opfer des Sohnes zum Vater hin, indem Er es in das Göttliche Ausmaß der Dreieinigen Kommunion hineinführt.
– Wenn die Sünde das Leiden hervorgebracht hat, so gewinnt jetzt der Schmerz Gottes – dieses Leiden – durch den Heiligen Geist im Gekreuzigten Christus seinen endgültigen menschlichen Ausdruck.
– Darin enthüllt sich eben das paradoxale Geheimnis der Liebe: In Christus leidet der von seinem Geschöpf zurückgewiesene Gott. ... Zugleich aber holt der Geist aus der Tiefe dieses Leidens – und mittelbar: aus der Tiefe der Sünde, dass ‘sie nicht an Mich glauben’ – ein neues Maß der Beschenkung des Menschen und der Schöpfung von Anfang an.
– In der Tiefe des Geheimnisses des Kreuzes ist die Liebe am Werk, die den Menschen erneut zur Teilnahme am Leben hinführt, das in Gott selbst ist” (DeV 41).

Die Verwirklichung dieses unbegreiflichen Vorhabens liegt von Anfang an in den Händen des Heiligen Geistes, durch den „Gott ‘nach der Art’ der Gabe existiert” (DeV 10). Er ist es, der Jesus Christus zur vollen Verwirklichung des Vorhabens Gottes führt, d.h. der Erlösung des Menschen (s. Lk 4,14.18; 10,21):

„Der Heilige Geist als Liebe und Gabe, steigt gleichsam in das Herz selbst des Opfers hinab, das am Kreuz vollbracht wird ...: Er verbrennt dieses Opfer mit dem Feuer der Liebe, die den Sohn mit dem Vater in der Dreieinigen Kommunion vereint.
– Weil aber dieses Kreuzopfer zugleich in vollem Sinn dieses Wortes eine eigene Tat Christi darstellt,
daher ‘empfängt’ Er auch den Heiligen Geist. Er empfängt Ihn auf solche Weise, dass Er – und nur Er zusammen mit Gott dem Vater
– Ihn den Aposteln, der Kirche, der Menschheit ‘geben’ kann” (DeV 41).

Aufgrund des Opfers Jesu Christi, das im Heiligen Geist unternommen wurde, öffnet sich für den Menschen die Möglichkeit, die Gabe des Heiligen Geistes von neuem zu empfangen. Der Heilige Geist wird „betreffs der Sünde überzeugen”, indem Er die Menschen mit „Wahrheit des Gewissens” beschenkt, zumal im Zusammenhang mit der „Wegstoßung Christi bis zum Todesurteil, bis zum Kreuz auf Golgotha”, und dann, der Reihe nach, indem Er die Menschen mit der Gewissheit hinsichtlich der Erlösung beschenkt, da Er zu ihrem Tröster wird. Sooft die Kirche über die Sünde verkünden wird, wird sie vom Gottes Sieg über die Sünde zeugen:

„Es ist ein Sieg, der bis zum gewissen Grad dank gerade dieser Sünde vollbracht worden ist – der größten, die der Mensch begehen konnte: der Tötung Jesu, des Gottes Sohnes, des Wesensgleichen mit dem Vater!
– Aber ähnlich, wie der Tod des Gottes-Sohnes den menschlichen Tod überwindet, ... so überwindet auch die Sünde der Kreuzigung des Gottes-Sohnes die menschliche Sünde, ... jede menschliche Sünde.
Denn dem, was vonseiten der Menschen die größte Sünde war, entspricht im Herzen des Erlösers
das Opfer der größten Liebe, die das Übel aller Sünden des Menschen überragt” (DeV 31).

Das im Heiligen Geist den Schmerz Gottes verstehende Gewissen

Der Heilige Geist ist dieser, der das menschliche Gewissen den Schmerz Gottes verstehen lässt. Es geschieht über das „Leid des Kreuzes” (DeV 45), das zur Reue und Bekehrung führt:

„Wenn der Geist der Wahrheit das menschliche Gewissen teilhaben lässt an jenem Schmerz [Gottes Bedauern, dass Er den Menschen erschaffen hat], dann wird das Leiden der Gewissen besonders tief, aber auch besonders erlösungsreich. Dann vollzieht sich auch, durch solchen Akt der vollkommenen Reue, die wahrhafte Bekehrung des Herzens ...
Die Mühe des menschlichen Herzens, die Mühe des Gewissens ... ist zugleich Abspiegelung dieses Vorganges, in dem sich der Vorwurf [Gottes: Gewissensbisse] in Liebe der Erlösung umwandelt, die zu leiden versteht.
– Verborgener Ausspender dieser erlösenden Kraft ist der Heilige Geist ...
Dank solcher Bekehrung im Heiligen Geist, öffnet sich der Mensch zur Verzeihung hin der Sünden” (DeV 45).

So ist der Weg, auf dem – dank des „Wegganges” Jesu Christi von dieser Welt unter Martern des Kreuzes und in seiner Auferstehung – die Braut Gottes die Chance gewinnt, Anteil am Gottes Leben und Gottes Liebe wieder zu gewinnen:

„Im Geheimnis der Menschwerdung erreicht das Werk des Geistes, der ‘das Leben gibt’, seinen Gipfelpunkt. Es konnte dieses Leben, das in Gott ist, nicht mehr gegeben werden, als indem es zum Leben des Menschen gemacht worden ist, das Christus in seinem Menschsein darstellt, das vom Wort [der Zweiten Gottes Person]  in der hypostatischen Union [Personen-Einheit] angenommen worden ist.
– Zugleich aber öffnet sich im Geheimnis der Menschwerdung auf neue Art und Weise die Quelle dieses Gottes Lebens in der Geschichte der Menschheit: der Heilige Geist ...
‘Das Wort ist Fleisch geworden ... – Allen aber, die es [das Fleischgewordene Gottes Wort] aufnahmen, gab Es die Kraft, Kinder Gottes zu werden’.
All dies geschah – und geschieht ständig – ‘durch das Wirken des Heiligen Geistes’ ...” (DeV 52).

Verzierung

RE-Lektüre: IV.Teil, Kapit. 2c:
Stadniki, 11.XI.2013.
Tarnów, 4.IX.2023.

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E.MIT NEUER LIEBE-BESCHENKUNG UMGESCHAFFENE
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1. Unfähigkeit für die Sünde genugzutun
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3. Die Erlösung: Menschwerdung und Bund im Blut
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F. LIEBE MÄCHTIGER ALS SÜND UND TOD

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