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VERMERK: Abkürzungen zur angeführten Literatur s. Literatur

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C.
GLUT
DES ZORNES
DES DREIEINIGEN

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1. Anthropomorphismen
und
Anthropopathismen

Es ist angebracht darüber nachzudenken, wie sich die ‘Reaktion’ Gottes angesichts der Sünde des Menschen gestaltet. Diese Frage haben wir uns schon früher einigermaßen gestellt und wir werden auf dieses Thema noch im nächsten Teil zurückkehren müssen: gelegentlich der Betrachtung der Barmherzigkeit Gottes. Die Frage selbst wird dort unter immer anderem Gesichtspunkt erwogen.

Gott ist selbstverständlich unendliche Vollkommenheit: unveränderlich, unfähig zu leiden. Sollte die Sünde Gott verletzen und Ihm wirklich ‘Leid’ bereiten, wäre Gott nicht mehr Gott. Würde Er ‘Schmerz’ erfahren haben, bedeutete das, dass in seinen ‘Erlebnissen’ eine Veränderung stattgefunden hat: darin was Er vor der Sünde erlebte – und was Er nach der Sünde erlebt. Daselbst hörte Gott auf, unendliche Glückseligkeit zu sein.

Dennoch der gesunde ‘Glaubenssinn’ sagt uns was anderes vor. Es ist unwahrscheinlich, dass es bei Gott angesichts der Sünde wirklich gar „nichts geschehen” sollte: im Angesicht der Sünde des Menschen, und früher der Sünde der Engel. Sollte etwa Gott nicht unterschiedlich ‘reagieren’ z.B. hinsichtlich sakrileger Blasphemien der Menschen, die gegen jemanden Unschuldigen Foltern anwenden – und anderseits angesichts der unbeugsamen Treue in Liebe zu Gott und die Menschen bei diesem, der diesen Martern unterzogen wird? Die Sonne leuchtet zwar auf gleiche Art und Weise über die Guten und Schlechten (vgl. Mt 5,45). Dennoch diese Pflanze, die sich auf ihre Strahlen mit ganzer Fläche auftut, zieht davon reichlichen Nutzen – im Gegenteil zu dieser, die im tiefen Schatten da steht. Die Änderung betrifft nicht die Sonne, sondern den Gegenstand, der gerade besonnt wird.

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Wie viel Glück, wenn man sich nach Deiner Liebe und Deinem Leben richtet! Das neugeborene, weitere Kind: Freude für die Mutter und den Vater, Freude für die älteren Geschwister, denen die Eltern nicht materielle Güter, sondern einen lebendigen Menschen: einen Bruder – eine Schwester, geschenkt haben.

Einigermaßen ähnliches geschieht mit dem Ebenbild Gottes, das sich für die Liebe Gottes öffnet – bzw. zuschließt. Dieselbe Liebe, die bei dem einen sofortigen Widerruf der Gegenseitigkeit findet und Freude des Lebens bringt – wird zu Gottes Zorn für diejenigen, die sich von Gott lostrennen, indem sie mit dem Akt ihrer Freiheit Hass und folgerichtig die Pein der ewigen Verdammnis wählen.

Wir müssen aber gestehen, dass unsere Ausdrucksweise über Gott nur menschlich ist. Man müsste Gott sein, um Gott erschöpfend verstehen imstande zu sein. Es besteht kein Zweifel, dass Gott auf seine, für uns unbegreifliche Art und Weise, die menschliche Sünde, aber auch den menschlichen Heroismus – irgendwie ‘erlebt’. Wir aber drücken uns über Gott nicht naiv aus, sondern eben ‘menschlich’ ...
– Wir sind uns bewusst, dass wir auf Gott keine negativen Merkmale beziehen dürfen, die mit unserer Auffassung der Wirklichkeit verbunden sind. Zu gleicher Zeit müssen wir alle Merkmale bis ins Unendliche potenzieren, die im betreffenden Begriff einen positiven Aspekt des angezeigten Inhalts enthalten.

Trotz allem ist es gar nicht schwer die Sprache der Anthropomorphismen und Anthropopathismen zu verstehen, deren sich das Gottes-Geschriebene-Wort ungezwungen bedient, sooft es sich an Gottes ‘Reaktionen’ auf die Sünde bezieht. Die Aussagen der Heiligen Schrift pflegen in dieser Hinsicht bisweilen geradezu bestürzend und schreckenerregend zu sein.


ANMERKUNG – Definitionen:
Anthropomorphismus: Ausdrucksweise über Gott, als ob Ihm die Gestalt eines Menschen eigen wäre. Z.B. Gott ‘sieht, spricht, erschafft mit Händen’ u.dgl.
Anthropopathismus: Ausdrucksweise über Gott, als ob ihm Gefühle eigen wären, ähnlich wie sie beim Menschen vorkommen. Z.B.: Gottes ‘Eifersucht, Trauer, Bedauern, Zorn u.dgl.

2. Beispielhafte
Äußerungen
der Heiligen Schrift

Verwüstung der Erde nach Ezechiel (Ez 22,24-31)

Hier ein Bruchstück vom Buch des Propheten Ezechiel – im Anschluss an die steigende Sündenwelle der Ungerechtigkeit und Gewalttaten, deren Schauplatz Jerusalem geworden ist (ca. 590 vor Chr.), ein paar Jahre vor seiner Zerstörung durch das Heer der Neo-Babylonier (586 vor Chr.). Dank einer gewissen Analogie dürfte gesagt werden, es geht um die bisherige Gottes Braut, die sich mit ihrer Zugehörigkeit zu Christus ausweist:

„Menschensohn [Du, Ezechiel], sprich zu ihm [zu Jerusalem-Juda]: Du bist ein Land, das nicht benetzt, nicht beregnet ist am Tag des Zornes, dessen Obere ... sind wie ein brüllender Löwe, der Beute reißt. Seelen fressen sie, Reichtum und Kostbarkeiten nehmen sie, seine Witwen lassen sie zahlreich werden in seiner Mitte. Seine Priester tun meinem Gesetz Gewalt an und entweihen meine heiligen Dinge ...
– Seine Obersten sind in seiner Mitte wie Wölfe, die Beute reißen, um Blut zu vergießen, Seelen zugrunde zu richten, damit sie ungerechten Gewinn erlangen. Und seine Propheten streichen ihnen Tünche darüber ... Das Volk des Landes verübt Erpressung und begeht Raub; und den Elenden und Armen unterdrücken sie, und am Fremden handeln sie gegen jedes Recht ...
– So gieße Ich meinen Zorn über sie aus [über Jerusalem], im Feuer meines Grimms vernichte Ich sie ...” (Ez 22,24-31 – ESt).

Warnungen von Mose (Dtn 29)

Ein Bruchteil aus dem Pentateuch, wo Mose das Volk Gottes vor Untreue und Verrat des Bundes mit Gott warnt. Denn das zieht Unheil, Ausdruck Gottes Zornes, nach sich:

„Und die künftige Generation, eure Kinder ... werden sagen [vom ökologisch verseuchten Land]:Schwefel und Salz, eine Brandstätte ist sein ganzes Land; es wird nicht besät und lässt nichts sprossen, und keinerlei Kraut kommt darin auf wie nach der Umkehrung von Sodom und Gomorra, von Adma und Zebojim, die der Herr umkehrte in seinem Zorn und in seinem Grimm’.
– Und alle Nationen werden sagen: ‘Warum hat das der Herr diesem Land so etwas getan? Weshalb diese große Zornglut?’ Dann wird man sagen:
– ‘Weil sie den Bund des Herrn des Gottes ihrer Väter, verlassen haben, den Er mit ihnen geschlossen hatte ..., und weil sie hingingen und anderen Göttern dienten und sich vor ihnen niederwarfen ... Da entbrannte der Zorn des Herrn gegen dieses Land, so dass Er den ganzen Fluch über es gebracht hat, der in diesem Buch aufgeschrieben ist ...
– Und der Herr hat sie herausgerissen aus ihrem Land im Zorn und im Grimm und in großem Unwillen und hat sie in ein anderes Land geworfen‘ ...” (Dtn 29,21-27 – ESt)
.

Warnungen von 2 Kön (2 Kön 17,7-20)

In ähnlichen Worten schreibt der biblische Autor von Gründen des Untergangs Nord-Israel [Samarien-Efraim] in 721 vor Chr. Samarien [Hauptstadt dieses Reiches] erlebte damals die Niederlage durch Assyrien. Das spielte sich unter unsagbaren Grausamkeiten vonseiten der assyrischen Truppen ab:

„Das geschah, weil die Israeliten sich gegen den Herrn ihren Gott, versündigten ... Sie verehrten fremde Götter ... Gegen den Herrn, ihren Gott, ersannen die Israeliten Dinge, die nicht recht waren ... – Sie taten böse Dinge und erzürnten dadurch den Herrn ...
Der Herr warnte Israel und Juda durch alle seine Propheten, durch alle Seher: ‘Kehrt um von euren bösen Wegen, achtet auf meine Befehle und meine Gebote ...’
Doch sie wollten nicht hören, sondern versteiften ihre Nacken wie ihre Väter, die nicht auf den Herrn, ihren Gott, vertrauten. Sie verwarfen seine Gebote und den Bund ...

Sie liefen der Nichtigkeit hinterher [künstliche Götter; einen anderen Gott gibt es außer dem Gott der Offenbarung nicht] und wurden selber nichtig [ESt; letztlicher Lohn für die Sünde: Tod der Vernichtung] ...
Ihre Söhne und Töchter ließen sie durch das Feuer gehen [Tötung der Säuglinge und Kinder zum Opfer für Moloch; Sünden des Kindermordes: Abbruch der Schwangerschaft, Aboritvmittel ...], trieben Wahrsagerei und Zauberei und gaben sich dazu her zu tun, was dem Herrn missfiel, und Ihn zu erzürnen.

Darum wurde der Herr über Israel sehr zornig. Er verstieß es von seinem Angesicht ...
... Darum verwarf der Herr das ganze Geschlecht Israels. Er demütigte sie und gab sie Räubern preis; schließlich verstieß Er sie von seinem Angesicht” (2 Kön 17,7-20 – JB)
.

3. Worte
Gottes Warnungen

Inbrünstige Warnungen von Hosea und Jeremia

Es könnten in Fülle Texte der Heiligen Schrift angeführt werden – sowohl vom Alten, wie vom Neuen Testament, die über Gottes Reaktion des Zornes angesichts der Sünde der ‘Tochter Jerusalem’ berichten.
– Aber nicht minder öfter stellt das Gottes-Geschriebene-Wort – Gott gerade als Vater und zugleich Mutter dar. Und zwar Gott empfindet ‘Wehmut’ wegen seines lebendigen Ebenbildes, das blindlings dem Feuer seines Niederganges entgegenläuft. Gott intensiviert dramatische Verwarnungen vor dem Verharren in Sünde und Übel. Er ruft die Braut zur Besinnung und bringt ihr zum Bewusstsein, wie die entsetzenden Folgen sind, die sie mit ihrem ‘Ehebruch’, d.h. ihrer Apostasie herbeizieht.

Hier ein Bruchstück des Propheten HOSEA, des Sängers der verwundeten Liebe Gottes im Alten Testament [Mitte des 8. Jh. vor Chr.]:

„Hört das Wort des Herrn ...
Denn der Herr erhebt Klage gegen die Bewohner des Landes:
Es gibt keine Treue [hebr.: ‘Wahrheit’] und keine Liebe
und keine Gotteserkenntnis im Land.
Nein, Fluch und Betrug, Mord, Diebstahl und Ehebruch machen sich breit,
Bluttat reiht sich an Bluttat” (Hos 4,1f).

Hier Worte vom Buch des Propheten Jeremia [Umbruch des 7.-6. Jh.]. Gott ruft zur Besinnung. Folge des Abbruchs mit Gott wird der Untergang von Jerusalem werden:

Wenn du umkehren willst, Israel ...
darfst du zu Mir zurückkehren;
wenn du deine Gräuel entfernst [die Götzen],
brauchst du vor Mir nicht zu fliehen ...
Beschneidet euch für den Herrn,
und entfernt die Vorhaut eures Herzens
[wirft weg die Verstocktheit des Herzens; ändert eure bisherige Gesinnung – öffnet euch für Gott] ...,
Sonst bricht mein Zorn wie Feuer los
wegen euer bösen Taten;
er brennt, und niemand kann löschen” (Jer 4,1.4).

Denen, die Böses tun, macht Gott durch Jeremia bewusst, wie bitter es ist ohne Gott zu leben. Die Sünde führt in Leere und zur Vernichtung:

Wasche dein Herz vom Bösen rein, Jerusalem,
damit du gerettet wirst.
Wie lange noch wohnen in dir
deine frevelhaften Gedanken?...
Belagerer kommen aus fernem Land [Satan] ...
denn Mir hat es getrotzt [du Jerusalem] – Spruch des Herrn ...
Dein Verhalten und Tun haben dir das eingebracht
Deine bösen Taten sind schuld, dass es so bitter steht,
dass es dich bis ins Herz trifft ...” (Jer 4,14.16ff.).

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Ein paar Häuser in der Gebirgsansicht. Findet sich eine Wohnung für Gott, der den Menschen mit einer Wohnung und einem Auslauf bis in den Kosmos einschließlich auf königliche Weise beschert? – Kroatien.

Jeremia drückt in seiner Vision den Schmerz der verwundeten Liebe zum vielgeliebten Jerusalem angesichts seiner Zerstörung aus. Man kann diese Bilder leicht auf die Wirklichkeit des Geistes übertragen. Das Innere der Seele wird infolge der Sünde zur Domäne des „Weltbeherrschers dieser Finsternis” (vgl. Eph 6,12 – ESt):

„O mein Leib, mein Leib! Ich winde mich vor Schmerz!
... ‘Schlag auf Schlag’ – schreit man! ...
‘Ach, töricht ist mein Volk,
Mich kennen sie nicht.
Sie sind unverständige Kinder, ja, sie sind ohne Einsicht.
Sie wissen, wie man Böses tut,
aber Gutes zu tun verstehen sie nicht’ ...” (Jer 4,19f.22).

Zerstörung des Tempels Gottes (1 Kor 3)

Dieselbe Wirklichkeit: die Verwüstung infolge der Sünden, drückt als Wort Gottes der Völkerapostel, der Hl. Paulus, aus. Er setzt schauderhafte Worte ein:

„Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid
und der Geist Gottes in euch wohnt?
Wer den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben.
Denn Gottes Tempel ist heilig und der seid IHR” (1 Kor 3,16f).

Der Mensch ist Heilige Erde: Tempel des Dreieinigen. Dieser aber ruft zum Bräutlichen Bund mit sich. Dieser Tempel ist mit der Dritten Gottes Person gefüllt: mit dem Heiligen Geist. Er pflanzt Gottes Ebenbild in das Leben des Dreieinigen ein, indem Er selbst die Personale Einheit des Vaters und Sohnes bildet. Als Gottes Anhauch und Glut Gottes Liebe bewirkt der Heilige Geist, dass Gott im Herzen des Menschen weilt (Joh 14,23) – im Prinzip für die Dauer:

„Die Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden,
weil die Liebe Gottes [Gott-die-Liebe]
in unsern Herzen ausgegossen ist [eingepflanzt ist]
durch den Heiligen Geist,
der uns geschenkt wurde” (Röm 5,5 – JB).

Sollte der Mensch mit dem Akt seines Willens Gott durch die Sünde aus seinem Herzen wegbitten, so verlässt Gott, der immer Gehorsame, den Tempel dieses Herzen sofort. Daselbst stürzt dieser Tempel ‘von allein zusammen’: wie ein Ballon, von dem die Luft entwichen ist.
– In Ruinen dieses Tempels nistet sich im selben Augenblick Satan ein, der Widersacher Gottes und des Menschen. Verdammung, Verzweiflung, Hass und Qualen ohne Hoffnung auf Änderung in Ewigkeit: so ist die Geldmünze, mit der der „große Drache, die alte Schlange, die Teufel oder Satan heißt und die ganze Welt verführt ...” (Offb 12,9), seine Sklaven auszahlt.

4. Nacktheit
Ehebruch

Das Motiv der Nacktheit infolge des Falls im Paradies

Hier eine noch andere Art und Weise, um die Folgen der Sünde anschaulich zum Bewusstsein zu bringen: die Nacktheit, in der die untreue Braut auf einmal vor Gottes Antlitz stehen bleibt. Dieses Motiv kommt schon im Bericht vom Fall der Ureltern zum Vorschein: „Da gingen beiden die Augen auf, und sie erkannten, dass sie nackt sind” (Gen 3,7). Weder der biblische Autor, noch wir, wissen Bescheid, mit was für einer Sünde sich die ersten Eltern versündigt haben. Dem Hinweis auf die Nacktheit ist eine tiefere Aussagekraft inne. Infolge der Sünde verschwindet unwiederbringlich das, was Johannes Paul II. von gegenseitigen Beziehungen des ersten Mannes und der ersten Frau besagt. Vor dem Fall haben sich die beiden „gleichsam mit dem Sehvermögen des Geheimnisses selbst der Schöpfung” (ML 114) angeblickt. Auf diesem Hintergrund erklärt der Heilige Vater die Erwähnung der „Nacktheit”:

„Dieser Fülle der ‘äußeren’ Sichtbarkeit, die mit der ‘physischen’ Nacktheit bestimmt ist, ... entspricht die ‘innere’ Fülle der Schau des Menschen in Gott. Nach diesem Maß ‘ist’ der Mensch eben nackt, ... noch bevor er ‘erkennt, dass er nackt’ ist ...” (ML 114f.).

Jede Sünde, also keinesfalls unbedingt diese gegen das VI.Gebot, führt einen Missklang in die innere Harmonie des Menschen ein. Sie entlöst die Begehrlichkeit, die die Schau des Menschen als Person verhüllt, führt ihn dagegen zum Terrain der In-Besitznahme herab. Sicher ist es, dass diese beiden, und nach ihnen jeder Mensch – empfunden haben, dass im Augenblick, da sie mit Gott abgerissen haben, von ihnen wie ein Vorhang das ‘Hochzeitsgewand’ hinuntergefallen ist, das Gott-der-Bräutigam seiner Geliebten, samt dem Angebot der Vermählung im ewigen Leben, geschenkt hat. Es ist die heiligmachende Gnade, die es im Maß der davongetragenen Siege in immer weiteren Proben auf die Qualität der Liebe zu bereichern gegolten hat.

Die physische Nacktheit rührt offenbar Gott nicht! Dagegen durch die ganze Heilige Schrift des Alten und Neuen Testamentes windet sich der Faden der Nacktheit, bzw. der Bekleidung mit dem Hochtzeitsgewand. Auch hier gilt die Aufmerksamkeit des biblischen Verfassers vor allem für diese Wirklichkeit. Die Ureltern finden sich nach der Sünde in Gottes Angesicht unwohl: sie möchten in seinem Angesicht zum Nichts werden. Die empfundene Schuld weckt Furcht vor Gott:

„Als sie Jahwe, den Elohim [den Herrn, den Gott], im Garten gegen den Tagwind einherschreiten hörten [Gottes Anwesenheit im Windhauch], versteckten sich Adam und seine Frau vor Gott, dem Herrn, unter den Bäumen des Gartens [vor Furcht].
Jahwe-Elohim [der Herr, Gott] rief Adam zu und sprach:
Wo bist du’ ? ...” (Gen 3,8n).

Flucht des Kain vor Gott

Johannes Paul II. greift die charakteristische Tatsache nach der Sünde auf: der Flucht ins Verborgene vor Gott, wie auch des Umherirrens in Ferne von Gott – besonders im Anschluss an die Sünde des Kain nach Ermordung des Abels:

„Der biblische Text enthüllt zwar nicht,
aus welchem Grund Gott das Opfer Abels jenem Kains vorzieht;
er weist jedoch mit aller Klarheit darauf hin,
dass Gott trotz der Bevorzugung von Abels Gabe den Dialog mit Kein nicht abbricht.
Er ermahnt ihn, indem Er ihn an seine Freiheit gegenüber dem Bösen erinnert:
das Übel ist keineswegs unvermeidliche Vorherbestimmung des Menschen ...” (EV 8).

Kain hat jedoch trotz Gottes Warnungen die Mordtat begangen ... :

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Wie viel opferwillige Liebe gibt es bei der Mutter, zumal ihr Kind krank wird. – Sollte es Gott etwa nicht weh tun, wenn der Mensch, das Kind seiner Vorliebe - IHN, den Schöpfer, aus seinem Herzen herausweist und blindlings in die Sklavenschaft jenes hinläuft, der seinen Knecht im nicht erlöschenden ewigen Feuer untergehen lässt?

„Nach dem Verbrechen greift Gott ein, um den Ermordeten zu rächen.
Gott gegenüber, der sich nach dem Schicksal Abels erkundigt, weicht Kain in Überheblichkeit der Frage aus, statt sich vor Gott zu schämen und um Verzeihung zu bitten:
Ich weiß es nicht. Bin ich der Hüter meines Bruders?’ [Gen 4,9].
‘Ich weiß es nicht’: Kain versucht das Verbrechen mit Lüge zu verdecken.

So ist es oft in der Vergangenheit geschehen und so geschieht es weiter, indem man sich verschiedener Ideologien bedient, um die schrecklichsten Verbrechen gegen die Person zu rechtfertigen und zu bemänteln.
‘Bin ich der Hüter meines Bruders?’: Kain will an den Bruder nicht denken und lehnt die Verantwortung ab, die jeder Mensch gegenüber dem Nächsten trägt ...

Doch Gott kann nicht erlauben, dass das Verbrechen ungestraft bleibt. Das Blut des Erschlagenen ruft zu Ihm vom Ackerboden, auf dem es vergossen wurde ...
– Kain wird von Gott verflucht, aber auch vom Ackerboden, der ihm seinen Ertrag verweigert [Gen 4,11f]. Er wird auch bestraft: er wird in der Steppe und in der Wüste wohnen.
– Die mörderische Gewalttätigkeit verändert tiefgreifend das Lebens-Milieu des Menschen. Die Erde, die ‘im Garten Eden’ [Gen 2,15] Land des Überflusses war, der wohlwollenden Beziehungen zwischen den Menschen und der Freundschaft mit Gott, wird zum ‘Land Nôd’ [Gen 4,16] – Ort des ‘Elends’, der Einsamkeit und der Gottferne. Kain wird ‘unstet und flüchtig sein auf der Erde’ [Gen 4,14 – ESt]: Unsicherheit und Unbeständigkeit werden ihn für immer begleiten ...” (EV 8-9).


Philologisch-exegetische ANMERKUNG zu Gen 4,11. Die beinahe allgemein angenommene Übersetzung: „So bist du verflucht, verbannt vom Ackerboden, der ...” [so die Einheitsbibel; ebenso die JB: „Verflucht seist du, verbannt von dem Ackerboden ...”; sehr gut ist die ESt: „Und nun, verflucht seist du von dem Ackerboden hinweg...”]
entspricht außer Zweifel dem hebräischen Bibeltext NICHT. Die Übersetzung soll lauten: „Du bist verflucht von dem Ackerboden [hebr.: ’ârúr   ’attáh min hâ-adâmáh], der seinen Mund aufgerissen hat, das Blut deines Bruders von deiner Hand zu empfangen” [so ist gerade auch die Übersetzung in der ESt zu Gen 4,11].
Gott verflucht sein lebendiges Ebenbild: Mann und Frau, nicht. Der biblische Text wiedergibt nur die Bestätigung vonseiten Gottes des tatsächlichen Zustandes. Und zwar der Ackerboden gleichsam eine Mutter, will diesen nicht tragen, der ihn so zutiefst geschändet und befleckt hat, u.a. mit vergossenem unschuldigem Blut. Der Ackerboden sucht gleichsam danach, wie er solchen Menschen ‘loswerden’ kann und wie er ihn von sich wegwirft, indem er sich nicht wünscht, dass ein solcher ihn betritt. Daher findet sich der Mensch-der-Verbrecher u.dgl. – psychologisch, aber auch meritorisch gesehen – ‘gehetzt’, ununterbrochen ‘von Ecke zur Ecke davongejagt’, so dass er nirgends ausruhen, noch einen verborgenen Platz finden kann.
– Jahwe [der Herr, Gott] lässt zu, dass der ‘Blut-Flecken’, der ‘auf ihm’ da ist [vgl.: „Sein Blut (Jesu Blut) komme über uns und unsere Kinder!”: Mt 27,25], früher oder später seine vernichtende Verfolgungsjagd durchführt [Auffassung, aber doch auch Wirklichkeit: das ‘verfolgende Blut ...’]. Diese Verfolgungsjagd strebt nach Vernichtung solchen Menschen, indem sie auf ihn das Gleiche Übel herabzieht [den gewaltsamen Tod], wie er ihn am Unschuldigen vollbracht hatte.
– Indem ihm der geschändete Ackerboden keine Früchte liefern wird, und anderseits hat ihn die Familie wegen des begangenen Brudermordes verstoßen, bleibt Kain konkret gesagt ohne Mittel des persönlichen Schutzes und zum Leben. Gerade deswegen wird er „unstet und Flüchtiger” (Gen 4,12.14). Allerdings darauf beruht nicht so sehr das Urteil, sondern die Feststellung vonseiten Jahwes [Gottes des Herrn]: „Du bist verflucht vom Ackerboden ...” (Gen 4,11). Der Verbrecher flieht vor sich selbst: vor der Stimme seines laut schreienden Gewissens.
– Zu gleicher Zeit unternimmt er verzweifelte Versuche, um seine innere Zerrissenheit auf die äußere Umgebung hinüberzuschleudern. Der Verbrecher möchte seine Schuld und seine innere Niederlage gleichsam auf die anderen herunterladen: wird sie doch für ihn zur dauernden Pein und verfolgt ihn beständig.

Hinzu gesellen sich, der Reihe nach, die erwähnten Anschauungen von der Erde als ob Mutter und Ernährerin, die wegen des vollbrachten Verbrechen sakrileg behandelt worden ist. Das Buch Numeri enthält ungemein charakteristische und dramatische Feststellungen, die weiterhin vollends zeitgemäß bleiben:
„Und ihr sollt das Land nicht entweihen ... denn das Blut – das entweiht das Land [darin beruht seine Befleckung]. und dem Land kann für das Blut, das in ihm vergossen worden ist, keine Sühnung erwirkt werden außer durch das Blut dessen, der es vergossen hat. Und du sollst das Land nicht unrein machen, in dem ihr wohnt, in dessen Mitte Ich wohne; denn Ich, der Herr, wohne inmitten der Söhne Israels” (Num 35,33f. – ESt).
– Dagegen aus Lev 18 ergibt sich, dass das geschändete Land und solcher Ackerboden [mit Sünden der Ausgelassenheit, Mordtaten u.dgl.] die Sünder „auszuspucken” versuchen wird, die die Erde so entweiht haben. Die Erde-die-Mutter will solche Menschen NICHT ‘tragen-schleppen’. Daher soll solcher Mensch „vom Volk ausgerottet-vernichtet werden” [Lev 18,25; vgl. Lev 20,22ff.].
– All das klingt schauderhaft entsetzlich. Man kann nur sagen, ‘volkstümliche’ Anschauungen kreuzen sich hier mit der Wahrheit der Offenbarung. Sind aber diese Anschauungen nicht zugleich offensichtlicher Ausdruck der Einwirkung des Heiligen Geistes, der so das menschliche Gewissen weckt, indem Er beinahe schreit, dass sich der Übeltäter bekehrt – und das Leben wiedererlangt? Auch im Fall von Kain schritt in die Anliegen des Gewissens sofort Jahwéh ein. Um ihn zu schützen und ihm eine neuerliche Chance anzubieten, trotz seiner anfänglichen Arroganz (s. EV 9).


Nacktheit in der Vision von Ezechiel (Ez 16)

Das Motiv des Gewandes bzw. der Nacktheit in der oben dargestellten Bedeutung: des Verlusts des „Hochzeitsgewandes” – und daselbst der Notwendigkeit ins „Verborgene” vor Gott zu fliehen, wird besonders vom Propheten Ezechiel erörtert. Es kommt deutlich in seiner allegorischen Darstellung der Geschichte Israels zutage, das er als die Braut Gottes darstellt, die aber dauernd Gott verrät:

„Da ging Ich an dir vorüber und sah dich in deinem Blute zappeln [Gottes Volk als Findelkind: nicht gewünschtes Kind]
und Ich sprach zu dir ...: ‘Bleibe am Leben und wachse heran wie eine Blume des Feldes!”
Und du wuchsest heran und wurdest groß und kamst in die Zeit der Reife, die Brust entwickelte sich ..., aber du warst noch nackt und bloß ...
... Die Zeit der Liebe war für dich gekommen.
Ich breitete meinen Gewandzipfel über dich und deckte deine Blöße zu [Gottes Vermählung mit der ‘Tochter Jerusalem’] ... – du wurdest Mein.
Und ich wusch dich mit Wasser und spülte dein Blut von dir weg und salbte dich mit Öl. Ich kleidete dich in bunte Gewänder, legte dir Schuhe an von weichem Leder, umgab dich mit Byssus und hüllte dich in Seide. Ich zierte dich mit kostbarem Schmuck, legte dir Spangen an die Arme und eine Kette um den Hals, tat einen Ring an ..., Gehänge an deine Ohren und eine herrliche Krone auf dein Haupt. So warst du geschmückt mit Gold und Silber ...
Du wurdest über die Maßen schön und brachtest es bis zur Königswürde. Und dein Ruhm drang zu den Völkern wegen deiner Schönheit, denn sie war vollkommen durch die Pracht, mit der ICH dich ausgestattet hatte ...” (Ez 16,6-14 – BJ).

In dieser Lage kam es bei der Braut Gottes ... zur Sünde:

„Aber du fühltest dich sicher in deiner Schönheit
und triebst im Vertrauen auf deinen Ruf Unzucht [Sünden gegen das Erste Gebot] ...” (Ez 16,15 – BJ).

Es folgt der Bericht über die Sünden des Ehebruches [Götzendienstes], d.h. der Verehrung ‘fremder Götter’. Die ehebrüchige Braut Gottes benutzte zum Sündigen die Gewänder, die ihr der Gottes Bräutigam als Geschenk gegeben hat! Unter dem Unmaß ihrer Sünden bringt Gott-der-Gemahl auch Sünden des Kindermordes zu ihrem Bewusstsein:

„Auch nahmst du deine Söhne und Töchter, die du MIR geboren hast, und schlachtetest sie ihnen [den Göttern: dem Moloch] zur Speise.
War es noch nicht genug mit deiner Unzucht, dass du auch noch meine Söhne schlachtetest und sie durchs Feuer hindurchgehen ließest für sie?
– Und bei all deinen Gräueln und deiner Unzucht gedachtest du nicht der Tage deiner Jugend,
da du nackt und bloß warst, zappelnd in deinem Blute’ ...” (Ez 16,20ff. – BJ).

Gott spricht zu dieser ‘Seinen’ mit drastischer Sprache. Er bringt Israel – und auch uns – die Abscheulichkeit aller Sünde zum Bewusstsein. Jede Sünde ist immer in erster Reihe Ehebruch mit Satan, der in den Augen Gottes-des-Bräutigams begangen wird:

„Und so war es bei dir in deinem unzüchtigen Treiben umgekehrt, wie es bei den Frauen üblich ist:
nicht dir wurde nachgestellt, sondern du gabst Buhlerlohn, während dir kein Entgelt gezahlt wurde ...” (Ez 16,34 – JB).

Es folgt das Urteil:

„Daher höre, du Dirne, das Wort Jahwes: Also spricht Jahwe, der Herr:
Weil du enthülltest deine Scham und in deiner unzüchtigen Gier deine Blöße aufdecktest vor deinen Liebhabern und vor all deinen abscheulichen Götzen,
und wegen des Blutes deiner Kinder, die du ihnen gegeben hast,
– siehe, darum will ich versammeln alle deine Liebhaber ... ja, ich versammle sie wider dich von allen Seiten und decke deine Scham vor ihnen auf, dass sie deine ganze Blöße sehen.
– Und Ich richte dich, wie man Ehebrecherinnen und Mörderinnen richtet. Und bringe Grimm und Eifer über dich. Ich werde dich ihren Händen überliefern, und sie ... werden dir deine Kleider ausziehen und deine Schmucksachen wegnehmen und dich nackt und bloß liegenlassen ... und dich steinigen und dich mit ihren Schwertern in Stücke hauen ... und vor den Augen vieler Weiber das Gericht vollstrecken ...
So werde Ich meinen Grimm an dir stillen, und mein Eifer wird dann von dir ablassen.
Ich werde Ruhe haben und brauche nicht mehr zu zürnen” (Ez 16, 35-42 – JB).

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Der Fuchs hat vieles herumgerumpelt, doch die Leute haben ihn entdeckt. Jetzt läuft er weg in höchster Flucht ... leider ohne seine Beute mitgenommen zu haben !

Gottes Strafe strebt nach Bekehrung:

„Deine Schandtaten und deine Gräuel die musst du tragen, spricht der Herr Jahwe ...
Aber ich will meines Bundes gedenken, den Ich mit dir in den Tagen deiner Jugend geschlossen habe, und will einen ewigen Bund mit dir aufrichten.
Und du sollst gedenken deiner Wege und beschämt werden ...
Ich will meinen Bund mit dir aufrichten, und du sollst erkennen, dass ich Jahwe bin, auf dass du dich erinnerst und beschämt werdest,
und den Mund nicht mehr auftust vor lauter Beschämung, wenn ich dir alles verzeihe,
was du getan hast, spricht der Herr Jahwe” (Ez 16, 58-63 – JB).

Noch einmal die Sache des Kain

Auch die Bestrafung des Kain zielt nicht darauf ab, dass er wegen der begangenen Mordtat getötet wird, sondern richtet sich dahin, dass er sich besinnt und bekehrt:

[Gott] versieht ihm ... ein Erkennungszeichen, das ihn nicht zur Verdammung von Menschen verurteilen soll, sondern ihn schützen und vor denen, die ihn töten möchten, verteidigen soll ...
Nicht einmal der Mörder verliert seine persönliche Würde und Gott selber wird zu ihrer Gewähr.
– Eben hier offenbart sich das paradoxe Geheimnis der Barmherzigen Gerechtigkeit Gottes ...
Gott verstieß Kain von seinem Angesicht, und als ihn auch die Eltern verstoßen, ließ Er ihn gleichsam auf Verbannung leben, in Einsamkeit, weil die tierische Wildheit von ihm die menschliche Milde verdrängt hatte.
Doch Gott hat nicht vor, den Mörder mit Tötung zu bestrafen, sondern will mehr die Bekehrung des Sünders als seinen Tod ...” (EV 9).

Motiv der Nacktheit im Neuen Testament

Dasselbe besprochene Motiv: der Nacktheit bzw. der Bekleidung – erscheint im Neuen Testament. So ist es z.B. im Gleichnis von den Eingeladenen zum königlichen Festmahl, unter denen einer kein Hochzeitsgewand an hat (Mt 22,1-14).

– Ähnlich drückt sich der Hl. Paulus aus, der u.a. sagt: „Denn in diesem [irdischen Zelthaus] freilich seufzen wir und sehen uns danach, mit unserer Behausung aus dem Himmel überkleidet zu werden, insofern wir ja bekleidet, nicht nackt befunden werden” (2 Kor 5,2f. – ESt).
– Und endlich ähnliche Bilder sehen wir im Buch der Offenbarung (Offb 3,4f.18; 4,4; 6,11; 7,9.13), vor allem im Bericht über das Neue Jerusalem: „Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott her aus dem Himmel herabkommen; sie war bereit wie eine Braut, die sich für ihren Mann geschmückt hat” (Offb 21,2). Die Gewänder der Braut sind in diesem Fall bemerkenswert gewaschen und im Blut des Lammes weiß gemacht (Offb 7,14; 22,14).

D.
‘SCHMERZ’ GOTTES
WEGEN SEINER
VERACHTETEN LIEBE

Verzierung

1. Tieferer
Beweggrund des
Zornes Gottes

Aussagen über den Jähzorn Gottes Grimmes

Es ist nicht schwer die biblischen Fragmente vom „Jähzorn” und der „Glut Gottes Zornes” zu begreifen, wie z.B. diese vom Hymnus, der Mose zugeschrieben wird:

„Jakob aß und wurde satt,
Jeshurún [Kosename und Bezeichnung Israels, des Gottes Volkes]
ward üppig und schlug aus,
ja, üppig und dick und feist wurdest du!
Weg stieß er den Gott von sich, der ihn schuf
und verschmähte den Fels
[Gott, das unbewegbare Fundament der menschlichen Existenz] seines Heils,
Sie erregten seinen Eifer mit Fremden
durch Gräueldinge reizen sie seinen Zorn
[Akte der Apostasie zum Götzendienst]
Den Dämonen, die Nicht-Gott sind, opfern sie,
Göttern, die sie nicht kannten
...
Den Felsen [Gott der Wahrheit],
der dich erzeugt, hast du drangegeben,
und des Gottes, der dir das Leben gab, hast du vergessen!
[Gottes Volk kümmert sich um seinen Gott nicht].

Da sah es Jahwe und sprach die Verwerfung,
im Grimme, zu dem ihn gereizt seine Söhne und Töchter,
Sagte Er doch: ‘Mein Antlitz will ich verbergen,
will sehen, was ihr Ende dann wird ... ...
Sie haben Mich durch einen Nicht-Gott ereifert,
Mich gereizt durch ihre Nichtigen Götzen
[jede Sünde als Sünde ist immer Vergehen des Ehebruchs gegen das Erste Gebot] ...
Denn Feuer ist ja entflammt durch Meinen Zorn,
und ist entbrannt bis in der Unterwelt Tiefen
[Unterwelt: Intensität Gottes Zornes],
Verzehrt die Erde und ihren Ertrag,
versengt die Grundfesten der Berge’ ...” (Dtn 32,15-22 – JB).

Dennoch, mehr als Jähzorn ist Gott Vater und Mutter, oder eher Bräutigam-Ehemann seines „lebendigen Ebenbildes”. Bricht die Gottes Braut die Kommunion des-Lebens-der-Liebe mit Gott, so wird die Liebe vonseiten des Dreieinigen niemals verraten! Ist Er doch Gott-der-unbeugsam TREUE [biblische Bezeichnung für WAHRHEIT]: über alle menschliche Un-Treue. Gott liebt diese Seine, unwürdige seiner Gunst – weiterhin. Er wartet auf ihre Besinnung. Er sucht sie und steht quer auf ihren Wegen, die zum ewigen Verlust führen. Er hofft, dass sie doch zur Einsicht kommt ...

Letztlich zieht Er auf diese Untreue nur deswegen Strafen herab. Sprechen keine Argumente mehr für die Dankbarkeit, führt sie Gott zur Besinnung durch negative Erfahrungen. Es sind äußeres Unglück – samt der erfahrenen Herzensleere. Das menschliche Herz wird niemals vom darin weilenden Satan, dem Lügner-Morder „... von Anfang an”, erfüllt werden können.

In solchen Umständen, auf sein physisches und sittliches Elend gelassen, beginnt der Mensch sich endlich darüber zu besinnen, ob es möglich wäre zum Vater zurückzukehren? In seiner Schändung wird er sich bewusst, dass es „im Hause des Vaters” – „Brot in Fülle” gegeben hat. Selbst den Knechten erging es besser als ihm, dem gedemütigten Sohn wegen seiner eigenen Sünden (Lk 15,16ff.).
– An ähnliche Lage knüpft das Wort Gottes in weiterer Folge des Hymnus von Mose an:

Sich nach dem Haus des Vaters zu sehnen ...

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Unersetzlich in opferwilligem Dienst bei Kranken sind Ordensschwester – zumal bei schwer und tödlich Kranken. Um Jesu Namens willen: „Ich war hungrig, nackt, krank ...” !

„Übel will Ich auf sie häufen [es spricht Gott],
gegen sie meine Pfeile verbrauchen,
Scheunen voll Hunger will Ich gebrauchen als Waffe,
Fieber und Schwindsucht als Gift.
Und den Zahn wilder Tiere werd‘ Ich gegen sie senden
samt dem Gift staubkriechender Schlangen.
Draußen soll kinderlos machen das Schwert,
und drinnen der Schrecken,
Soll treffen Jüngling wie Jungfrau,
den Säugling mit dem Greise” (Dtn 32,23ff. – JB).

Gott weckt in sich die Hoffnung, dass die Tochter Jerusalem zur Einsicht kommt:

Wären sie weise, begriffen sie das [Israel: Gottes Volk],
bedächten ihr eigenes Ende:
Wie könnte einer – Tausend verfolgen [ein Feind jagt Tausende davonfliehende vom Gottes Volk] ...!?” (Dtn 32,29f. – JB).

Der biblische Autor sagt von allein vor:

„Weil sie der Fels verkaufte
[Gott-der-Beständige-Fels, auf Dem es einzig geborgen zu anvertrauen und heranzuwachsen gilt],
und Jahwe sie preisgab.
Denn ihr ‘Fels’ [heidnische Götter; Satan]
gleicht nicht unserem Felsen [Gott der Offenbarung, mit dem Namen: ER IST: Jahwéh],
das beweisen unsere Feinde [Zeugen des Falls des Gottes Volkes](Dtn 32,30b-31 – BJ; letzter Halbvers: 32.31b – Einheitsbibel).

Dass Satan nicht höhnt ...

Verständlich ist die Schlussfolgerung des biblischen Verfassers. Und zwar die Bestrafung des Volks Gottes strebt nach seiner Bekehrung. Dessen Beweggrund wird auch diese Hinsicht, dass Satan nicht höhnt, er hätte Gott überwogen, indem es ihm gelungen ist, das Ebenbild Gottes zum Verrat der Liebe, mit der es vom Dreieinigen beschenkt wurde, zu verführen:

„Ich spräche gerne: ‘Ich will sie zu Staub zerschlagen,
ihr Andenken unter den Menschen tilgen’.
Müsst’ Ich nicht fürchten den Hochmut vom Feinde [Satan],
es möchte’s verkennen ihre Bedränger,
Sie möchten sprechen: ‘Unsere hochmächtige Hand,
nicht Jahwéh hat all das gewirkt’ ...” (Dtn 32,26f. – JB).

Daher endet der Hymnus von Mose mit der Ansage der Erlösung:

Mein ist die Rache und Vergeltung ...
So schafft Jahwe seinem Volke Recht,
und hegt Mitleid mit seinen Dienern.
Denn Er sieht, dass jeder Halt geschwunden,
und Unfreier wie Freier dahin ist.
Und Er spricht: ‘Wo sind nun ihre Götter?
der Fels [die Götzen; Satan] bei dem sie Zuflucht nahmen? ...
Sie mögen sich erheben und euch helfen,
Sie mögen zum Schirm euch sein!

Seht jetzt, dass Ich es Bin, nur Ich [Jahwéh: ER IST, Gott-der-Erlöser],
und kein Gott sonst bei Mir [es gibt keinen künstlichen Gott: Gott-den-Satan].
Ich töte und mache lebendig,
Ich schlug und ich bin’s, der heilt,
keinen aber gibt’s, der rettet aus meiner Hand. ...
Hab’ Ich mein blitzendes Schwert geschärft
und greift meine Hand nach dem Köcher,
Dann zahl’ ich Rache meinen Drängern heim [dem Satan],
und übe Vergeltung an meinen Hässern’.

... Ihr Himmel, jauchzt mit Ihm ...:
Denn Er [Jahwéh, Gott der Wahre] rächt das Blut seiner Diener,
vergilt seinen Feinden mit Gleichem, ...
entsündigen wird Er das Land seines Volkes” (Dtn 32,35-43 – JB).

2. Offenbarung
des Schmerzes
Gottes

Der Heilige Geist – der Gottes Leid kundtut

Die angeführten Fragmente des Hymnus von Mose berichten nicht nur von Gottes Zorn, sondern auch von seinen Bemühungen, um sein Volk vom Untergang zu retten. Schon im Alten Testament verstand man den ‘Tod’ als vielschichtige Wirklichkeit: bis zum ewigen Tod der ewigen Verdammnis einschließlich, obwohl Gott ganze Jahrhunderte hindurch das Geheimnis des außerirdischen Lebens nicht ‘bis zum letzten’ geoffenbart hat.

Wir greifen noch einmal den Versuch auf, über das Geheimnis der Sünde nachzudenken – diesmal von Gottes Seite her. Dieses Nachdenken soll durch den Heiligen Geist stattfinden. Der Heilige Geist ist doch Liebe-Gabe sowohl im Schoß der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, wie auch ‘außerhalb’ von ihr:

„Denn uns hat es Gott enthüllt [der Vater] durch den Geist [Dritte Gottes Person].
Der Geist ergründet nämlich alles, auch die Tiefen Gottes ...
... So erkennt auch keiner Gott – nur der Geist Gottes.
Wir aber haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott stammt,
damit wir das erkennen, was uns von Gott geschenkt worden ist” (1 Kor 2,10ff.).

Eine vollkommen neue „Ausgießung” (Joël 2,28f.; Apg 2,17f.; Sach 12,10) des Heiligen Geistes hat das Volk Gottes am Tag der Pfingsten (Apg 2,1-4) erfahren. Der Erlöser sandte da den Heiligen Geist – von sich und dem Vater aus (Joh 14,16.26; 15,26; 16,7). Diese Sendung geschah „in den Wunden (Seiner) Kreuzigung” (DeV 24).
– Zur grundsätzlichen Aufgabe des Heiligen Geistes wird die „Überzeugung der Welt betreffs der Sünde, der Gerechtigkeit und das Geserichts” (Joh 16,8 – eigene Übersetzung nach griech.). Den Sinn dieser Worte hat Jesus selbst kurz erklärt:

„Über die Sünde, weil sie nicht an Mich glauben.
Über die Gerechtigkeit, weil Ich zum Vater gehe und ihr Mich nicht mehr seht.
Über das Gericht, weil der Fürst dieser Welt gerichtet ist” (Joh 16,9f. – JB; s. dazu: DeV 27-48).

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Wie viel Freude Kinder mit geliebten Tieren haben können! Und diese liebevollen, freundlichen Tiere lieben es mit Kleinkindern zu spielen.

Jesus sagt, dass vom Pfingsttag an der Heilige Geist „... von Mir Zeugnis ablegen wird. Aber auch ihr werdet Zeugnis ablegen, weil ihr von Anfang an mit Mir seid” (Joh 15,26 – JB; modifiziert: ‘mit Mir’, gegen ‘bei Mir’).
Der ängstliche Petrus geht damals, am Pfingsttag, vom Abendmahlssaal heraus, und strahlt mit Kraft des Heiligen Geistes.
– Es beginnt die „Zeit der Kirche” (DeV 25f.).
Die Kirche, vereinigt mittels des Bandes des Glaubens mit dem Stellvertreter Christi, beginnt unbeugsam das Zeugnis von Jesus Christus abzulegen, dem Gott-Menschen, und zwar: dass Er „unserer Übertretungen wegen dahingegeben und unserer Rechtfertigung wegen auferweckt worden ist” (Röm 4,25 – ESt).

Die Apostel waren Zeugen der Ereignisse, die Jesus schon zuvor vorausgesagt hatte. Der Meister von Nazaret immunisierte sie schon im Voraus gegen den Schock seiner demütigenden Passion, aber auch glorreichen Auferstehung. Die Apostel haben nicht nur seine Zu-Tode-Richtung erlebt, sondern berührten Ihn Lebendigen am dritten Tag nach seinem Tod. Noch mehr, sie aßen und tranken mit Ihm als dem Auferstandenen (Apg 10,41; Joh 21,9-12; Lk 24,38-43; 1 Joh 1,1.3)!
– So gestärkt, konnten sie spontan das damalige Volk von der Sünde überzeugen – zumal dieser größtmöglichen: des Gottes-Mordes. Nicht dazu, um allein die Tat gewordene „größte Sünde” zu beweisen (DeV 31) und die Leute in Verzweiflung zu versenken. Sie bringen dagegen die Größe der Sünde dazu zum Bewusstsein, dass diese Empfindung zum Wendepunkt in Richtung Versöhnung mit dem Dreieinigen werde (DeV 31; 2 Kor 5,20).

Gottes Leid um der Sünde des Menschen willen

In seiner Verheißung über den Heiligen Geist enthüllte Jesus den Saum Gottes Leidens wegen der menschlichen Sünde, d.h. der zurückgewiesenen Liebe:

„Und wenn Er [der Heilige Geist, auch Helfer, Beistand, Tröster genannt]
kommt, wird Er die Welt überzeugen über die Sünde ...
Über die Sünde, weil sie nicht an Mich glauben ...” (Joh 16,8f. – eigene Übersetzung).

Jesus, der Wesens-Gleiche mit dem Vater und dem Heiligen Geist konnte nicht länger den Schmerz-die-Glut angesichts ‘seines Volks’ vertragen (vgl. Jes 53,8), das Er sich zu seiner Braut vorbereitete (2 Kor 11,2). Die Braut Gottes – traut dem Bräutigam Gottes nicht! Sie überträgt ihr Vertrauen von Gott – auf den ‘Bösen’: Satan. Ihm vertraut sie an, und lässt ihn kennen lernen, dass erst er sie ‘liebt’ (vgl. DeV 37)!

Das Wort Jesu vom Heiligen Geist, dass eben Er die Welt über die „Sünde” überzeugen wird (Joh 16,9), betrifft die Sünde des Unglaubens seiner Zeitgenossen.
– Dieser ‘Unglauben’ ist aber der genaue Gegenteil dieser Wirklichkeit, zu der Jesus einmal, 19 Jahrhunderte nachher, durch die Hl. Schw. Faustyna Kowalska aufrufen wird. Er wird sich nämlich mit seinem Ruf an die ganze Welt wenden und sich ihr dabei gleichsam einladen, sie möge Ihm als dem Erlöser anvertrauen. Dieses Anvertrauen an Ihn hat Er der Welt zugleich im Angebot der Kurzformel zusammengefasst: „Jesus, ich vertraue auf Dich”. Johannes Paul II. sagt einmal in seiner Enzyklika vom Heiligen Geist:

„... ‘Sünde’ bezeichnet in diesem Text [Joh 16,9] den Unglauben, den Jesus inmitten der ‘Seinen’ angetroffen hat, angefangen von seinem Familienort Nazaret. Sie bedeutet die Ablehnung seiner Sendung, die die Menschen dazu geführt hat, dass sie Ihn zu Tode verurteilt haben ...” (DeV 27).

Dennoch der Äußerung Jesu „scheint zugleich ... ein größtmöglicher Umfang eigen zu sein, insofern sie auf die Gesamtheit der Sünden in der Geschichte der Menschheit hinweist” (DeV 29). Grund dafür schafft die Universalität der Erlösung durch das Kreuz:

„Die Offenbarung des Geheimnisses der Erlösung eröffnet den Weg zu solchem Verständnis,
in dem jede, wo und wann auch immer begangene Sünde, auf das Kreuz Christi bezogen wird
– also mittelbar auch auf die Sünde jener, die ‘nicht an Ihn glauben’,
indem sie Jesus von Nazaret zum Kreuzestod verurteilt haben” (DeV 29).

Die Geschichte der Sünde hat mit der Sünde der Ureltern im Paradies begonnen. Der Dreieinige wünschte, dass sie „Subjekt des Bundes und Partner des Absoluten”  werden (ML 76f.). Indessen sie haben die in ihren Folgen – für ewig – entsetzend tragische Wahl getroffen, indem sie ihren Willen dem liebenden Willen Gottes entgegengesetzt haben:

„Dieser ursprüngliche Ungehorsam setzt die Zurückweisung – oder zumindest die Ablehnung der Wahrheit voraus, die im Wort Gottes enthalten ist, das die Welt erschafft.
Es ist zugleich das Wort, das ‘am Anfang ... bei Gott’ war, das ‘Gott war’ und ‘ohne das Nichts wurde, was geworden ist’: denn ‘die Welt ist durch Es [dieses Wort] geworden’.
Es ist das Wort, das auch das ewige Gesetz ist, Quelle aller Gesetze, die die Welt lenken, und insbesondere die menschlichen Taten regieren.
– Spricht also Christus am Vortag seines Leidens von der Sünde jener, die ‘nicht an Ihn geglaubt haben”, ist diese seine Aussage, voller Schmerz, zugleich auch gleichsam das weite Echo jener Sünde, die sich mit ihrer ursprünglichen Form finster in das Geheimnis der Schöpfung einschreibt. Es spricht ja so nicht nur der Menschensohn, sondern zugleich Dieser, der ‘der Erstgeborene angesichts jeder Schöpfung’ ist. Denn ‘in Ihm wurde alles erschaffen ... durch Ihn und auf Ihn hin’ [vgl. 1 Kol 1,15-18].
– Im Licht dieser Wahrheit verstehen wir, dass der ‘Ungehorsam’ im Geheimnis des Anfangs [in der Sünde vom Paradies] in gewissem Sinn denselben ‘Unglauben’ voraussetzt, dasselbe ‘weil sie nicht an Mich glauben’, wie es sich gegenüber dem Pascha-Geheimnis wiederholen wird [Jesu Leiden-Tod-Auferstehung]. Es bezeichnet nämlich die Zurückweisung, und zumindest die Ablehnung der Wahrheit, die im Wort des Vaters enthalten ist” (DeV 33).

Freilich, es würde zu dieser Sünde nicht gekommen sein, sollte nicht Satan, der „Vater der Lüge”, den Menschen zur Zurückweisung des Wortes Gottes überredet haben:

„An der Wurzel der menschlichen Sünde steht also die Lüge als radikale Zurückweisung der Wahrheit, die im Wort des Vaters [der Zweiten Person der Trinität] enthalten ist, durch das die Liebende Allmacht des Schöpfers zum Ausdruck kommt. Es ist Allmacht und zugleich Liebe ‘Gottes des Vaters, des Schöpfers des Himmels und der Erde’ ...” (DeV 33).

Schmerz wegen der zurückgewiesenen Gabe: des Heiligen Geistes

Die Besinnung um die Sünde soll mit deutlicher Beziehung auf den Heiligen Geist vervollständigt werden. Der Heilige Vater schreibt:

„Er ist [der Heilige Geist] nicht nur der unmittelbare Zeuge Ihrer [des Vaters und des Sohnes-des-Wortes] gegenseitigen Liebe, von der die Schöpfung ihren Anfang schöpft, sondern ist selbst Diese Liebe. Er selbst ist als Liebe – die urewige, nicht erschaffene Gabe. In Ihm ist der Quell und der Anfang jeder Beschenkung der Geschöpfe enthalten ...
Die sichtbare Welt wird für den Menschen erschaffen: der Mensch wird demnach mit der Welt beschenkt.
Zu gleicher Zeit wird aber derselbe Mensch in seinem Menschsein mit besonderem ‘Ebenbild und Ähnlichkeit’ Gottes bereichert. Das bedeutet nicht nur Vernunfthaftigkeit und Freiheit ... Das bedeutet zugleich ... die Fähigkeit mit Gott auf personale Art Umgang zu haben, wie das ‘Ich’ und ‘Du’. Es bedeutet ebenfalls das Fähigsein zum Bund, der sich samt der erlösenden Selbstmitteilung Gottes an den Menschen ausgestalten soll.
– Auf dem Grundboden des ‘Ebenbildes und der Ähnlichkeit’ Gottes – bedeutet die ‘Gabe des Geistes’ schließlich die Berufung zur Freundschaft, in der die übernatürlichen ‘Tiefen Gottes’ gleichsam gastfreundlich für die Teilhabe vonseiten des Menschen geöffnet werden” (DeV 34).

Auf diesem Hintergrund schließt sich von neuem die Rolle des Heiligen Geistes bei der Überzeugung der Welt wegen der Sünde auf. Er allein durchdringt sowohl die Tiefen Gottes, wie auch das Geheimnis des Menschen (1 Kor 2,10). Hier weitere Worte der angeführten Enzyklika über den Heiligen Geist:

„Daher kann Er allein über die ‘Sünde vollständig überzeugen’, die es am menschlichen Anfang gegeben hat ... Der Geist der Wahrheit kennt das ursprüngliche Ausmaß der Sünde, das im Willen des Menschen durch die Tätigkeit des ‘Vaters der Lüge’ verursacht wurde – durch den, der schon ‘gerichtet worden ist’. Der Heilige Geist überzeugt also die Welt über die Sünde ..., aber Er führt immerwährend zur ‘Gerechtigkeit’ hin [biblische Bedeutung der ‘Gerechtigkeit’: Gott verpflichtet sich aufgrund der Gerechtigkeit, den Menschen zu erlösen], die dem Menschen zusammen mit dem Kreuz Christi offenbart worden ist. Sie wurde offenbart durch den ‘Gehorsam bis zum Tode’ ...” (DeV 35).

Zum Schluss stellt der Heilige Vater noch einmal die Zusammenfassung der besprochenen Sünde dar. Einerseits weist der Mensch in der Sünde die Gabe zurück: die Existenz und die Welt erhält der Mensch doch als Gabe. Anderseits weist der Mensch in der Sünde – Gott als Liebe zurück: verdankt er doch sein Dasein allein Gottes Liebe. Aber daselbst „... besteht die Sünde des menschlichen Anfangs in der Lüge und Zurückweisung der Gabe und der Liebe, die über den Anfang der Welt und des Menschen bestimmen” (DeV 35).

3. Zurückgezogenes
Anvertrauen
auf Gottes Liebe

Anvertrauen auf Satan

Sooft der Mensch eine Sünde begeht, überträgt er sein Anvertrauen, das er bisher auf Gott gelegt hat – auf Satan, der „die ganze bewohnte Welt verführt” (Offb 12,9). Das wird zum weiteren Titel eines unaussprechlichen Schmerzes für den Dreieinigen. Die Braut glaubt Gottes Bräutigam nicht, dass Er Liebe ist! Der Mensch wendet sich in der Sünde jedesmal an Satan – wortlos, und doch real, gleichbedeutend mit etwa folgenden Worten (s. ob., das dargestellte blasphemische Anti-Gebet zum ‘Vater-Satan’ – gegen das Ende des 2. Teiles unserer WEB-Site, in etwas anderem Zusammenhang:  Gegen-Gebet zu Satan-den-Vater):

„Satan, Du, der Du die ganze bewohnte Erde verführst!
Du verführst auch mich, aber ... ich erwarte das eben!!!
Satan-du-Vater! Ich vertraue auf dich!
Ich vertraue mich Dir an:
(58 b)im Leben,
(58 b)im Sterben,
(58 b)und darauf, was vom Tode an aufwärts anfängt !
Satan, du Vater, nimm mich an ...” !

Was für ein Schmerz für Gott, wenn der Mensch, der seine, d.h. Gottes Vorliebe darstellt, den verlogenen Zauber Satans als Wendepunkt in seinem Leben anerkennt! Er bricht die Bande mit Gott und opfert sein Herz dem „Mörder von Anfang an” :

„Dieser Ungehorsam bedeutet Abwendung von Gott,
er bedeutet in gewissem Sinn ein Sichverschließen der menschlichen Freiheit für Ihn.
Er bedeutet auch eine gewisse Eröffnung derselben Freiheit
– der menschlichen Erkenntnis und seines Willens
– auf den hin, der der ‘Vater der Lüge’ ist ...” (DeV 37).

Satan gelingt es dem Ebenbild Gottes das Gegenteil dessen einzureden, Wer Gott ist.
– Er betrügt den Menschen ebenfalls hinsichtlich dessen, dass die einzige Chance, dass er ‘er-Selbst’ wird (GS 24), darin besteht, nach Gottes Ur-Muster Hingabe zu werden. Die so zutiefste Verlogenheit hinsichtlich Gottes im Bewusstsein des Menschen zeugt von großer Intelligenz dessen, der mit seinem ganzen Selbst Gott, aber auch den Menschen – hasst. Indem er den Menschen verlockt und ihn versucht, und ihm dabei schmeichelt, verachtet er ihn zugleich mit ganzer Vitalität seiner Perversität:

„Wir befinden uns hier im Zentrum selbst dessen, was als ‘Gegen-Wort’, also als ‘Gegen-Wahrheit’ genannt werden dürfte. Es wird nämlich die Wahrheit darüber verlogen, wer der Mensch ist ... ...
Zu gleicher Zeit wird die Wahrheit darüber zutiefst ‘verlogen’, wer Gott ist. Gott der Schöpfer wird in Zustand des Verdachtes gestellt, noch tiefer: in Zustand einer Anklage im Bewusstsein der Geschöpfe.
Zum ersten Mal in der Geschichte des Menschen fasst die Stimme der perverse ‘Genius der Verdächtigungen’. Er sucht das Gute selbst, das absolute Gute dann zu ‘verlügen’, wann es sich im Werk der Schöpfung als unsagbar Beschenkende, ... als erschaffende Liebe offenbart hat ...” (DeV 37).

Die Braut Gottes nimmt widerstandslos das Wort des ‘Vaters der Lüge’ an: Gott wäre ihr Gegner! Dass es demnach gilt, diesen Gott um jeden Preis zu vernichten:

„Siehe da, gegen das gesamte Zeugnis der Schöpfung und die mit ihr verbundene Erlösungs-Ökonomie, ist der ‘Geist der Finsternis’ fähig, Gott als Gegner seines Geschöpfes, und vor allem als Gegner des Menschen, als Quelle von Gefahr und Bedrohung für den Menschen zu zeigen.
Auf diese Weise wird von Satan in der Psyche des Menschen der Bazillus der Widersetzlichkeit gegen Diesen eingepflanzt, der ‘von Anfang an’ [angeblich] Gegner des Menschen – nicht aber Vater – sein soll.
– Der Mensch wurde herausgefordert, Gegner Gottes zu werden” (DeV 38).

Gottes Erleben des Misstrauens vonseiten des Menschen

Gott „erlebt” das alles auf seine Gottes, für den Menschen unvorstellbar schmerzende Art und Weise. Satan gelingt es den Menschen schließlich zum Atheismus zu verführen: zur Anschauung, dass es Gott nicht gäbe – theoretisch oder praktisch genommen.
– Oder auch Satan dringt einen Anti-Theismus auf. Dieser beruht darauf, dass der Mensch bzw. eine Gesellschaftsgruppe den Glauben an Gott und Gottes Existenz zwar annimmt – allerdings es wird befohlen, diesen Gott mit aller Kraft zu bekämpfen – unter dem Vorwurf, der der Wahrheit total widerspricht, dass nämlich Gott [angeblich] den Menschen hindert, ‘Er-Selbst’ zu werden.

Solche Anschauung hat der Marxismus-Leninismus aufgenötigt. Nach ihm wurde behauptet, die Religion sollte den Menschen ‘alieniert’ haben, d.h. sie hieße Gott solche Bereiche abzutreten, für die von Natur aus der Mensch zuständig ist.
– Dieses Thema greift in seinem tiefen Sachverständnis hinsichtlich des Marxismus-Leninismus Johannes Paul II. auf:

„... Auf Einwirkung des ‘Vaters der Lüge’ zieht sich durch die Geschichte der Menschheit ein ständiger Druck auf Zurückweisung Gottes vonseiten des Menschen, bis zum Hass hin ...
– Der Mensch wird geneigt sein, in Gott vor allem eine Begrenzung für sich zu sehen, nicht aber die Quelle der Berufung und Fülle von Gut. Das bestätigt sich in unserer modernen Epoche, wenn die atheistischen Ideologien danach streben, die Religion auszurotten, indem sie behaupten, sie bewirke den Grundboden für die ‘Alienation’ [Entfremdung] des Menschen. Der Mensch solle gleichsam des eigenen Menschseins entfremdet und enthoben werden, wenn er, der Idee Gottes folgend, Ihm das zuschreibt, was dem Menschen, und ausschließlich dem Menschen zugehört!
– In diesem Vorgang des Denkens und Tuns ist die ... Zurückweisung Gottes bis zur Proklamation seines ‘Todes’ vorangeschritten. Gedankliche und sprachliche Absurdität ! ...
– Die Ideologie des ‘Todes Gottes’ kann sich in Auswirkungen auf theoretischer und praktischer Ebene leicht als Ideologie des ‘Todes des Menschen’  erweisen ...” (DeV 38; s. ebd. 56f.).

Verzierung

RE-Lektüre: IV.Teil, Kapit.2b:
Stadniki, 11.XI.2013.
Tarnów, 3.IX.2023.

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C. GLUT DES ZORNES DES DREIEINIGEN

1. Anthropomorphismen und Anthropopathismen
!empt (0 kB)Anmerkung – Definitionen (Anthropomorphismus-
!empt (0 kB)!empt (0 kB)Anthropomathismus)


2. Beispielhafte Äußerungen der Heiligen Schrift
!empt (0 kB)Verwüstung der Erde nach Ezechiel (Ez 22,24-31)
!empt (0 kB)Warnungen von Mose (Dtn 29)
!empt (0 kB)Warnungen von 2 Kön (2 Kön17,7-20)

3. Worte Gottes Warnungen
!empt (0 kB)Inbrünstige Warnungen von Hosea und Jeremia
!empt (0 kB)Zerstörung Gottes Tempels (1 Kor 3)

4. Nacktheit – Ehebruch
!empt (0 kB)Das Motiv der Nacktheit infolge des Falles im Paradies
!empt (0 kB)Flucht des Kain vor Gott
!empt (0 kB)Philologisch-exegetische Anmerkung zu Gen 4,11
!empt (0 kB)Nacktheit in der Vision von Ezechiel (Ez 16)
!empt (0 kB)Noch einmal die Sache des Kain
!empt (0 kB)Motiv der Nacktheit im Neuen Testament

D. ‘SCHMERZ’ GOTTES SEINER VERACHTETEN LIEBE

1. Tieferer Beweggrund des Zornes Gottes
!empt (0 kB)Aussagen über den Jähzorn Gottes Grimmes
!empt (0 kB)Sich nach dem Haus des Vaters zu sehnen ...
!empt (0 kB)Dass Satan nicht höhnt ...

2. Offenbarung des Schmerzes Gottes
!empt (0 kB)Der Heilige Geist der Gottes Leid kundtut
!empt (0 kB)Gottes Leid um der Sünde des Menschen willen
!empt (0 kB)Schmerz wegen der zurückgewiesenen Gabe: des Heiligen
!empt (0 kB)!empt (0 kB)Geistes


3. Zurückgezogenes Anvertrauen an Gottes Liebe
!empt (0 kB)Anvertrauen auf Satan
!empt (0 kB)Gottes Erleben des Misstrauens vonseiten des Menschen

Bilder-Fotos

Abb.1. Mutter mit Kind mit dem Säugling auf Knien
Abb.2. Häuser und Felder in der Gebirgsansicht
Abb.3. Mutter mit der Hand auf der kranken Tochter
Abb.4. Fuchs in Flucht: leider ohne die Beute mitstohlen zu haben
Abb.5. Ordensschwester im Krankendienst
Abb.6. Freudevolles Mädchen bei ihrem freundlichen Hund