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VERMERK: Abkürzungen zur angeführten Literatur s. Literatur


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c. Lauterkeit des Herzens: Voraussetzung
um Person-Gabe zu werden

Wir bemerken, dass das erörterte Wort Jesu vom lüsternen Anblicken der Frau eine beinahe revolutionäre Veränderung in die bisherige, infizierte Sicht der Ehe und der beiderseitigen Beziehungen von Mann und Frau beigebracht hat. Während der bisherige alttestamentliche Legalismus die Behandlung der Frau als Teil der ‘Besitzhabe und Besitztums’ des Mannes begünstigte, weist Jesus auf die Würde und den Wert der Frau hin.
– Die so dargestellte Ehe wird Grundlage für die Wiedergewinnung der eigentlichen Stelle der Liebe als Gabe der Person für die Person.

Die Zusammenfassung dieser Auseinandersetzung wird sehr treffend in der Mittwochskatechese von Johannes Paul II. dargestellt:

„... In der Bergpredigt bringt Christus das Gebot ‘Du sollst nicht die Ehe brechen’ einzig in Erinnerung, dagegen Er führt die Kritik der Verhaltensweisen seiner Zuhörer mit Bezug auf dieses Gebot nicht durch ...
Was Er im zweiten Teil seiner Aussage mitteilen wird ... [‘Ich aber sage euch ...’] wird weit mehr als die Polemik mit den ‘Schriftgelehrten’, d.h. den ‘Moralisten’ des Mosaischen Gesetzes sein [= Der Toráh = Gesetz von Mose]. Es wird ein sofortiger Übergang zum Neuen Ethos sein.
– Christus lässt die ethischen Auseinandersetzungen betreffs des ethischen Sinns des Ehebruchs, die auf dem Grundboden der Rechtsgebung und Kasuistik unternommenen wurden, gleichsam beiseite liegen. Dort wurde nämlich die wesentliche zwischenpersonale Beziehung von Mann und Frau durch das objektive Verhältnis des Eigentumsbesitzes bedeutend verhüllt. Christus betritt ein anderes Ausmaß. Er sagt:
– ‘Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern anblickt, hat mit ihr im Herzen schon Ehebruch begangen’ [Mt 5,28]. ...
– Es geht hier um einen rein inneren und einseitigen Akt. So wurde also der ‘Ehebruch im Herzen’ gewissermaßen dem ‘im Leib begangenen Ehebruch’ gegenübergestellt ...” (ML 254f.).

Im Anschluss an dieses Wort Christi hebt der Heilige Vater hervor, dass Jesus nicht in Einzelheiten, die den Inhalt ‘des lüsternen Blickens’ bilden, eindringt, sondern Er hält an der Schwelle des Menschen an, der von Begehrlichkeit beherrscht ist:

„Das Begehren hat sich in äußere Handlung noch nicht umgewandelt ... es ist noch nur innerer Akt des Herzens. Es kommt im Anblick zum Ausdruck, in der Art, ‘wie die Frau angeschaut wird’, allerdings man kann bereits in Fülle seinen wesentlichen Inhalt und Wert entdecken und identifizieren. ...
Der Blick spricht davon, was im Herzen vorgeht. Der Blick drückt einigermaßen den ganzen Menschen aus. ... Christus will in diesem Fall hervorheben, dass der Mensch ‘je nach dem blickt, wer (und wie) er ist’ [lat.: intuéri sequitur esse = das Blicken ist Ausdruck des sich so ausgestaltenden Mensch-Seins]. Der Anblick enthüllt den Menschen gewissermaßen nach auswärts, vor den anderen; noch wesentlich mehr enthüllt er ihn ‘nach dem Inneren hin’ (oder eher: ‘zum Inneren’) – er enthüllt ihn vor seinem Selbst” (ML 263f.).

Gerade hier, an der Schwelle dessen, wie der betreffende Mensch in seinem Inneren sein möchte – in diesem Fall der Mensch, der sich bewusst dem Begehren ergibt, offenbart sich das zerstörerische Wesen der Begehrlichkeit. Der Heilige Vater spricht weiter:

„Christus lehrt also, dass man zuerst beim Anblick halt macht, weil er gleichsam die Schwelle der inneren Wahrheit bildet. Im ... Anblick, darin, ‘wie ich blicke’, kann in ganzer Fülle identifiziert werden, was die ‘Begehrlichkeit’ ist ...
– ... ‘Begehrlich schauen’ weist auf solche Wahrnehmung des Sinnes des Leibes hin, in dem gerade aufgrund des Begehrens er aufhört, bräutlicher Sinn zu sein. Er hört auch auf, elterlicher Sinn zu sein ...
– Wenn es um die eheliche Vereinigung von Mann und Frau geht, ist dieser Sinn im bräutlichen Sinn des Leibes eingewurzelt, er kommt geradeaus organisch von ihm zutage hervor.
... Blickt der Mensch ... ‘begehrlich-lüstern’ ... nimmt er das Weggehen von diesem Sinn des Leibes wahr, der ... am Grundboden des Aufbaus der Kommunion liegt, also der Einheit von Personen ...
Die Wahrnehmung des bräutlichen Sinnes des Leibes ist auf besondere Art jenem sakramentalen Ruf zugeordnet, sie ist es aber an ihn nicht begrenzt. Der bräutliche Sinn des Leibes bedingt die Freiheit der Gabe, die auch ... anders verwirklicht werden kann, als durch die Ehe [= sie kann Gabe in Jungfräulichkeit um Christi willen werden] ...” (ML 264f.).

Wir bemerken, dass im Inneren des menschlichen Herzens in Erbe der Sünde des Ur-Anfangs im Paradies ein Ringen vorgeht zwischen dem bräutlichen Sinn des Leibes, der für Mann und Frau Weg sein sollte, über den Leib in seiner Männlichkeit und Fraulichkeit die Person dieses Anderen zu erblicken – gemäß dem Vorhaben der Liebe, das vom Schöpfer des Menschen in das Mensch-Sein eingeprägt ist – und dem Reduziertwerden dieses Anderen auf allein das geschlechtliche Ausmaß seines Mensch-Seins.

Das wird von Johannes Paul II. in weiterer Folge seiner Mittwochs-Erwägungen meisterhaft dargestellt:

„Jener urewige Ruf, ... die gewissermaßen urewige gegenseitige Faszination des Mannes mit der Fraulichkeit der Frau, und der Frau mit der Männlichkeit des Mannes – ist Ruf vermittels des Leibes, er ist dagegen nicht ursprünglich ‘Begierde’ ... [‘wer lüstern anblickt ...’]. Die ‘Begehrlichkeit’ ... bedeutet eine ihrer Art ‘Reduzierung’ [= etwas abschneiden] dessen, ... was dieser Ruf, diese gegenseitige Faszination gewesen war.
– Das ewig ‘weibliche’ ..., übrigens ähnlich wie das ewig ‘männliche’, ... bemüht sich vor der Begierde auszuweichen – und sucht für sich einen für die Welt der Personen auf dem Niveau der Affirmation, eigenen Platz.
... Die Worte Christi von der Bergpredigt bestätigen eben dieses Ausmaß ...” (ML 266f.)

– „... Anderes ist das Bewusstsein, dass in diesem ganzen Reichtum von Werten, in dem für den Menschen-den-Mann ein zweiter Mensch eben durch seine Fraulichkeit erscheint zugleich auch der sexuelle Wert dabei ist, einigermaßen allein die körperliche Geschlechtlichkeit dieses Menschen – und anderes die Herabführung (d.h. gerade die: ‘Reduzierung-Verkürzung’) dieses ganzen personalen Reichtums der Fraulichkeit auf diesen einzigen Wert, auf allein die Geschlechtlichkeit als Gegenstand zur möglichen Befriedigung der eigenen Geschlechtlichkeit ...” (ML 267: in der deutschen Übersetzung sehr schwer Spuren dieses Inhaltes hier zu finden ...).

In Weiterfolge der Analyse der Tatsache, wenn das Reichtum der anderen Person auf allein das geschlechtliche Ausmaß reduziert wird, falls sich jemand von der Begehrlichkeit leiten lässt, weist Johannes Paul II. auf die innere Verwüstung hin, die infolge so gestalteter gegenseitiger Beziehungen zustande kommt:

„Das Begehren (zuerst innen, d.h. ‘im Herzen’) trägt dazu bei, dass im Gesichtsfeld des Menschen, der mit ihm benommen ist ... der personale Sinn des Leibes verwischt wird. Die Fraulichkeit für die Männlichkeit hört auf vor allem Ausdruck des personalen Subjektes zu sein, sie hört auf, eigenartige Sprache des menschlichen Geistes zu sein, sie verliert die Aussagekraft des Zeichens ... Sie hört auf dieses herrliche Mal des bräutlichen Sinnes des Leibes zu tragen. Sie hört auf seinen bewusst- und erlebnistuenden Zusammenhang zu bilden.
Das von allein der Begierde des Fleisches geborene ‘Begehren’ geht ab der ersten Weile ihrer Erscheinung ‘im Herzen’ gleichsam an diesem Zusammenhang vorbei (man könnte bildhaft sagen, sie schreitet auf den Trümmern des bräutlichen Sinnes des Leibes und aller seiner subjektiven Komponenten voran) und strebt in Kraft ihrer eigenen axiologischen Intentionalität [absichtlich gewählter Wertungs-Skala] direkt das einzige Ziel an: sie strebt nach Befriedigung allein des sexuellen Bedürfnisses des Fleisches als zu seinem eigentlichen Gegenstand ...” (ML 268).

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Vom Pilgerbesuch Benedikt XVI. in Polen: Der Heilige Vater spendet die Heilige Kommunion einem Mädchen nach ihrer ersten Heiligen Kommunion.

Infolge solchen Anblickens: dieses lüsternen, gleichbedeutend mit weiter Abtretung im eigenen Inneren vom Vorhaben Gottes, das mit der „sonderbaren Andersartigkeit und personalen Originalität von Mann und Frau” (vgl. MuD 10) in ihrer „Einheit der Zweien” (ebd.: MuD 10) verbunden ist, kommt es zur völligen Entstellung des Gottes Werkes der Erschaffung des Menschen als Gottes Ebenbildes.

Das alles erfolgt auf dem Niveau zuerst der Erkenntnis, d.h. des Bewusstseins. Dass sich das ‘lüsterne Anblicken’ mit seiner ganzen destruktiven Dynamik äußert, muss jetzt der Wille einschreiten. Johannes Paul II. spricht in weiterer Folge:

„Die Intentionalität allein der Erkenntnis entscheidet über das Beherrscht-Werden des ‘Herzens’ noch nicht. Erst dann, wenn die ... intentionale Reduzierung in ihr eingeengtes Horizont den Willen einbezieht, wenn sie in ihm die Entscheidung hervorruft, sich zu diesem anderen Menschen ... nach dieser, für die ‘Begehrlichkeit’ eigenen Wertskala zu beziehen, erst dann kann gesagt werden, dass dieses ‘Begehren’ auch das ‘Herz’ beherrscht hat ..., dass sie gleichsam an der Quelle des Wollens stehen bleibt, der Wahl, der Entscheidungsfähigkeit ...” (ML 271).

Am Ende seiner Erwägungen weist Johannes Paul II. nach, dass das Wort Christi, mit dem Er das ‘lüsterne Anblicken der Frau’  brandmarkt, nicht nur einen verheirateten Mann mit Bezug auf eine fremde Frau betrifft, die nicht seine Frau ist, sondern jedes Anblicken, das allein von der Begehrlichkeit getragen wird. Jesus formuliert seine Aussage allgemein: „Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen” (Mt 5,28).

Auf solches Verständnis seiner Worte weist der ganze Zusammenhang hin. Jesus spricht deutlich, Er sei nicht gekommen, um „das Gesetz ... aufzuheben, ... sondern ... zu erfüllen” (Mt 5,17), d.h. um es zur Fülle und Vollkommenheit zu bringen. Durch allein die Brandmarkung des ‘Ehebruchs im Herzen’  weist Jesus auf den Weg hin zur Erfüllung des Sinnes des Gebotes Gottes: „Du sollst nicht die Ehe brechen”. Erst dieser befolgt dieses Gebot, der die Reinheit des Herzens pflegt – gemäß einem der Seligpreisungen aus der Bergpredigt: „Selig, die ein reines Herz haben, denn sie werden Gott schauen”  (Mt 5,8).

Dieselbe Ausrichtung: die Anforderung um die Reinheit des Herzens, das sich nicht von Begehrlichkeit beherrschen lässt, wird jetzt weiter vom unmittelbar folgenden Zusammenhang bestätigt. Jesus hebt in ihm die Radikalität des Ethos des Evangeliums hervor, die Er allen durch sein Ankommen in die Welt Erlösten vorlegt. Er zögert nicht sehr starke Worte anzuwenden, in denen Er die Eindeutigkeit der aufgestellten Forderungen zeigt:

„Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es weg!
Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht,
als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf sie weg!
Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht,
als dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt” (Mt 5,29f.).

In solcher Lage müssen wir nur feststellen]:

„Christus ... lehrt, dass das Gebot durch ‘Reinheit des Herzens’ erfüllt wird, an der der Mensch nicht anders Anteil hat, als nur um den Preis der Entschlossenheit bezüglich allem, was seinen Beginn in der Begehrlichkeit des Fleisches hat.
– Die ‘Reinheit des Herzens’ wird von diesem erreicht, der von seinem ‘Herzen’ folgerichtig zu fordern versteht. Von seinem ‘Herzen’ und von seinem ‘Leib’ ...” (ML 284).


Im besprochenen, kräftigen Wort über das ‘lüsterne Anblicken der Frau’, äußert sich Christus nicht unmittelbar von der Ehe selbst, noch umso mehr von der Ehe als Sakraments der Kirche. Das ist aber zurzeit Gegenstand unserer Nachforschung: wir suchen nach Anspielungen und Einträgen in Evangelien, die einen Ausgangspunkt zur Erarbeitung der Theologie der Ehe als Sakramentes bilden könnten.

Dennoch, wir müssen mit großem Dank diese ganz neue, Gottes Sicht annehmen, die die gegenseitigen Beziehungen von Männern und Frauen betrifft. Wir bemerken, dass Jesus sie ohne große vorangehende Ankündungen, gleichsam mit nur einer Bewegung sofort auf das Niveau der ursprünglichen Sicht Gottes bezüglich der Würde von Mann und Frau als Gottes lebendiges Ebenbildes hochhebt.

Wenn u.a. Gott die erste Stelle einnimmt, beginnt auch alles andere in vollem, gegenseitigen Einklang auf seinem eigentlichen Platz zu sein. Im Herzen sowohl von Mann, wie der Frau, beginnt die Reinheit herrschen, die das gegenseitige Anschauen wiederherstellt mit „innerer Fülle des Sehens des Menschen in Gott, das heißt nach dem Maß Gottes Ebenbildes” (ML 114). Dann sehen sie sich beide „und umfangen sich mit dem ganzen Frieden des inneren Blickes, der eben die Fülle der personalen Intimität hervorbringt ...” (ML 114f.).

In dieser Situation bestätigt sich spontan das frühere Wort Christi: „Sucht zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, und dies alles wird euch hinzugegeben werden” (Mt 6,33). Wenn die gegenseitigen Beziehungen von Mann und Frau nach Gottes Vorhaben der Liebe gestaltet werden, werden die gegenseitigen Verhältnisse nach der Richtschnur der Sicht des anderen Menschen als Person verfahren – in ihrem ganzen Reichtum der Berufung, für sich gegenseitig Gabe „der Person für die Person” zu sein.

Dann erscheint auch die eigentliche Grundlage für die Unternehmung der urewigen Berufung des Menschen, dass er sich mit der Person des gegenteiligen Geschlechtes im Bund der Ehe bindet. Mit diesem Bund hat aber Gott der Schöpfer besondere Gaben seiner Gnaden verbunden, die für die Ehe als Ausdruck des Sakraments der Schöpfung eigen sind. In ihrer Kontinuation und dank ihrer Erhebung zum Niveau, das dem Werk der Erlösung entspricht, gründet Jesus Christus die Ehe als Sakrament der Kirche.

Anderseits zeigt Christus mit seinem entscheidenden Wort parallel die Möglichkeit der Verwirklichung seiner Berufung als Gabe „der Person für die Person” unabhängig von Verbindung mit dem Ehe-Bund – im ehelosen Stand. Genauer knüpft Christus an diese Möglichkeit an, als zu einer eigenartigen „absoluten Neuheit des Evangeliums”  im Verhältnis zur Überlieferung des Alten Bundes (EL 97f.) – in seiner Aussage betreffs der „Ehelosigkeit um des Himmlischen Reiches willen” (Mt 19,12).

Die letztliche Berufung von Mann und Frau ist fortdauernd dieselbe: nach dem Muster Gottes selbst Gabe der „Person für die Person” zu werden. Nur die Wege zur ihrer Verwirklichung pflegen unterschiedlich zu sein: in der Ehe, im konsekrierten Leben, im Priestertum, d.h. im Zölibat ‘um des Himmelreiches willen’, genauer gesagt: um Christi selbst willen.

Dagegen im erörterten Wort, in dem Jesus so entschlossen das ‘lüsterne Anblicken der Frau’ brandmarkt, reinigt Christus deutlich das Terrain des Herzens für die weitere Entwicklung der Offenbarung in diesem Bereich. Hier wird es Platz genug geben sowohl für die Ehe als das Sakrament des Neuen Bundes, wie auch für übrige Lösungen der Berufung von Mann und Frau, „uneigennützige Gabe seines Selbst” (GS 24) zu werden.

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D.   LEITGEDANKE DER FESTMÄHLE
IN EVANGELIEN

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1. Ehelich-familiäre Kommunion
beim gemeinsamen Tisch
nach dem Alten Testament

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(0,39 kB)  Wir stehen angesichts der weiteren Aussagengruppe der Evangelien, die imstande ist irgendein Band mit der Ehe als Sakraments zu erweisen. Diesmalig möchten wir unsere Aufmerksamkeit auf die sich wiederholenden Erwähnungen vom Zusammenkommen beim gemeinsamen Tisch der Ehe und Familie ziehen.

Es könnte den Anschein haben, dass das Niedersetzen um den Tisch, um Nahrung zu nehmen und miteinander zu plaudern, etwas so übliches und alltägliches ist, dass es schwer ist hier einen Keim zu erblicken, der zur Erarbeitung der Theologie der Ehe als Sakraments der Kirche dienen könnte. Dennoch, betrachtet man den Beweggrund beim Zusammenkommen am Tisch, kann es sich zeigen, dass man in dieser täglich zustande kommenden Tatsache verborgene Aspekte vernimmt, die auf das Wesen der Kommunion Licht wirft, die zwischen Mann und Frau in Ehe, und folglich in Familie besteht und herrschen soll.

Wunsch jedes Ehepaars in Israel war es, einen schönen Kinderkreis zu bekommen, die sich am selben Tisch freudevoll sammeln könnten. Hier zeigte es sich als Selbstverständlichkeit, dass Haupt des Hauses – der Vater ist [hebr.: Bá‘al Bét = Herr des Hauses = der Familie]. Er ist ‘Herr’ des Hauses, dagegen seine Ehefrau die Mutter des Hauses, Mutter der Familie. Der Familientisch wurde zum anwachsenden Ort, wo jeder seinen Platz hatte und wo alle nicht nur das gemeinsame Mahl gegessen haben, sondern auch in der Überlieferung heranwuchsen – dieser Stammüberlieferung, wie auch des ganzen Volkes, und umso mehr in der religiösen Überlieferung: im Glauben auf denselben Gott, dieselbe Religion, denselben Stamm, dasselbe Volk, im selben Land.

Das Zusammensein am selben ehelich-familiären Tisch wurde Freude für das ganze ‘Haus’. Es zählten dazu nicht nur die Ehegatten, sondern ihre Kinder, und dazu alle Diener und Sklaven, die als Zugehörige zum selben Haus im weiteren, und doch sehr realen Sinn, behandelt wurden.

Mit wie viel Freude erlebten die Israeliten die Zeiten, die sie am selben Tisch verbringen konnten! Davon zeugen seien es auch nur Worte des folgenden Psalms:

„Wohl dem Mann, der Jahwéh fürchtet und ehrt, der auf seinen Wegen geht!
Was deine Hände erwarben, kannst du genießen, wohl dir, es wird dir gut ergehen.
Wie ein fruchtbarer Weinstock ist deine Frau – drinnen in deinem Haus.
Wie junge Ölbäume sind deine Kinder – rings um deinen Tisch.
So wird der Mann gesegnet, der Jahwéh fürchtet und ehrt...” (Ps 128 [127],1-4).

Das Zusammentreffen beim gemeinsamen Tisch wurde immer als einer der Ausdrücke angesehen der aufgerichteten Kommunion von Leben und Liebe des Ehebundes, den zwei Eheleute-Eltern miteinander geschlossen haben. Bei dem sich einander ausgedrückten Zugeständnis, dass sie von nun an Ehebund werden, haben sie nicht nur sich gegenseitig angenommen als Gabe ‘der Person für die Person’, sondern schlossen darin auch die mit ihrem bräutlich-ehelichem Zwei-zu-einem-Fleisch verbundene Ausrichtung auf den elterlichen Sinn des Leibes ein. Dessen Ausdruck wurde die Annahme jedes aufeinander erscheinenden Kindes.

Die eheliche Fruchtbarkeit galt ab immer als besonderes Zeugnis des Segens Gottes – im Gegenteil zur Kinderlosigkeit, die von Ehegatten mit ungemeinem Herzensschmerz erlebt wurde.

(0,39 kB)  Im anderen Fall erlebt der Psalmist eine besondere Freude, dass er ein Festmahl seinen Gegnern und Feinden zum Trotz bereiten kann. Diese dachten, alles Unglück, das jenem Menschen zugefallen ist, wäre Zeichen der Un-Gunst Gottes ihm gegenüber.

Indessen dieser Mensch hat Jahwéh anvertraut und mit innigem Glauben gebetet: „Jahwéh ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen ...” (Ps 23 [22],1). Trotz allen Heimsuchungen, die Anteil seines Lebens in Fülle waren, hat ihn Gott immer unterstützt. Daher konnte er zuletzt sagen: „Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil, denn Du bist bei mir, dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht ...” (ebd. V. 4).

Zeichen Gottes Gnade ist endlich die Möglichkeit geworden, die Familie – und wohl auch viele Wohlwollenden – beim gemeinsamen Tisch zu sammeln:

„Du deckst mir den Tisch – vor den Augen meiner Feinde.
Du salbst mein Haupt mit Öl, Du füllst mir reichlich den Becher ...” (Ps 23 [22],5).

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Für Benedikt XVI. selbst galt die Gesamtheit seines Pilgerbesuches in Polen gar keine angenehme Entspannung, sondern war riesige Anstrengung: physisches, aber umso mehr geistiges Erlebnis. Wir sehen, wie der Papst unbemerkt den Schweiß abwischt, und am Antlitz kann deutlich die Erschöpfung bemerkt werden. Im Herzen herrscht aber zweifelsohne Dankbarkeit Gottes Vorsehung für die Erquickung, die für ihn der Pilgerbesuch in das Heimatland seines Vorgängers Johannes Paul II. gewesen ist. Zugleich aber hat diese Pilgerwanderung zur Stärkung des Glaubens des Volkes Gottes des besuchten Landes beigetragen. -- Mit besonderer Gerührtheit hat Benedikt XVI. die Heilige Messe erlebt, die er auf der riesigen Wiese in Krakow gefeiert hat. Benedikt XVI. sagte: HIER hat mehrmals die Heilige Messe der Heilige Vater Johannes Paul II. zelebriert bei seinen unvergesslichen Apostolischen Reisen in das Heimatland. Er begegnete dem Volk Gottes bei der Liturgie in beinahe jedem Weltwinkel, es besteht aber kein Zweifel, dass die Feier der Heiligen Messe auf der Krakauer Wiese für ihn jedes Mal ein aussergewöhnliches Erlebnis dargestellt hat.

Auch hier ist die Möglichkeit, beim gemeinsamen Tisch beisammen sein zu dürfen, gemäß dem Zusammenhang mit dem Ehe- und Familienleben verbunden. Die Gegner des Vaters, des Hauptes des Hauses, d.h. des Vaters der Familie, sind auch Gegner der ganzen Familie. Indessen Gott verleiht diesem Haus ganz offenbar seinen Segen, so dass sich alle weiter bei dem reich gut bedeckten Tisch niedersetzen können. Das weckt selbstverständlich Neid und Zorn bei den Gegnern.

Andere Sache, dass gerade bei diesem Psalm die Endworte des angeführten Verses: „Du salbst mein Haupt mit Öl, Du füllst mir reichlich den Becher” (Ps 23 [22],5) einen Messianischen Ausklang erweisen. Denn auch Christus kündet in seinen eschatologischen Reden ein Festmahl an, bei dem die Erlösten beisammen sitzen werden (s. Lk 22,30; Offb 2,7; 3,20; usw.).

(0,38 kB)  Es drängt sich weiter ein charakteristisches Fragment an aus den schwierigen Ereignissen vom Leben des Propheten Jeremia. Jahwéh hat ihm ein mühseliges Leben angeboten: das Leben in Einsamkeit. Er ordnete ihm an, keine Ehe und Familie zu gründen. Gegen seine persönlichen, innigen Wünsche:

„Das Wort Jahwéh erging an mich: ‘Du sollst dir keine Frau nehmen
und weder Söhne noch Töchter haben an diesem Ort’ ...” (Jer 16,1f.).

Die Ehelosigkeit des Jeremia, der sich nach ruhigem Leben – mit einer liebenden Frau und im Kreis einer schönen Krone von Kindern gesehnt hat, sollte prophetisches Zeichen für das damalige Israel werden. Gott kündet an, dass alle, die hier – in Jerusalem geboren werden, im ankommenden Krieg und Unglück, das auf diese Generation kommt, umkommen werden, weil: „... Ich habe diesem Volk Mein Heil entzogen, ... die Güte und das Erbarmen” (Jer 16,5).

So überzeugen wir uns, dass auch in diesem Fall: der nicht erfüllten Wünsche des Propheten Jeremia, Grundlage seines Herzensschmerzes wohl in keinem Fall die Begehrlichkeit war, sondern der natürliche Wunsch nach der Richtschnur der ‘Ehe-als-Sakraments-der-Schöpfung’, samt den Freuden, und umso mehr Verpflichtungen und dem Empfinden, so dem Volk und der Gesellschaft dienen zu können.

Die Ehe hat doch dazu gedient, eine Familie zu bilden. Diese aber war von Generation zu Generation Aufbau – nach Gottes Bestimmungen: der Kommunion von Liebe und Leben – samt dem Bewusstsein, diese Gaben kommen unmittelbar von Gott her – diesem, der mit Frieden, Freude, Liebe und allem Segen beschert. Die Ehe, die sich in Familie umgestaltete, wo Mann und Frau einander lieben und die eigene Kommunion-von-Personen aufbauen, wurde immer Grund, um einen besonderen Segen Gottes zu erwerben zur Erfüllung der angenommenen ehelich-familiären Verpflichtungen, aber auch Grund zur Freude wegen der empfangenen, gesegneten Anzahl von Kindern, die Ruhm für Vater und Mutter dargestellt haben.

(0,38 kB)  Es muss hervorgehoben werden, dass die Freude, sich in der Ehe und Familie am gemeinsamen Tisch sammeln zu können, ab immer als tief religiöser Erweis erlebt wurde. Daher konnte vor und nach der gemeinsamen Mahlzeit das Gebet der Anbetung und des Dankes, samt dem Anvertrauen an Gottes Vorsehung, nicht fehlen. Das gemeinsame Essen und Trinken wurde zum Erleben der Gnade der Erschaffung in ihrem Ausdruck der Ehe als des Sakraments der Schöpfung.

Ganz besonderen Charakter nahm in diesem Ausmaß das Paschamahl an. Es sollte von Generation zu Generation das Erlösungswerk vergegenwärtigen, das von Jahwéh Erfüllung seiner den Patriarchen des Volkes feierlich zugesagten Verheißungen geworden ist. Gott hat nämlich die Hebräer „mit erhobenem Arm(Ex 6,6) aus Ägypten nach ein paar Jahrhunderte langem Leben in Schmach und Frondienst herausgeführt.
– Daselbst sind wir aber auf Spuren der ‘priesterlichen’, lehramtlichen und prophetischen Funktion der Ehe auch schon als Ur-Sakramentes (vgl. FC 38.50.55.59f.63.66).

Man braucht sich nicht wundern, dass besonders gerade bei diesem jahrjährlichen Mahl, voller Symbolik, die ganze Familie versammelt war, um das Oster-Lamm zu verzehren. Mit dem Blut des Lammes waren damals, an diesem 12. Tag des Abíb-Monats, auf Anordnung Jahwéh selbst, die Türen und Häuser der Hebräer angezeichnet. Sie haben in dieser Nacht das Wunder der Befreiung aus Ägypten erfahren.

Die Familie und Teilnehmer dieses Paschamahles mussten an diesem Tag eine bestimmte Kleidung anziehen und eine bestimmte Haltung annehmen. Es sollte an den beschleunigten Exodus aus Ägypten in dieser geheimnisvollen, wundervollen Nacht erinnern. Für die Ägypter wurde sie Nacht des von Jahwéh gehaltenen „Gerichts über alle Götter Ägyptens” (Ex 10,12). Dagegen für die Hebräer wurde sie Nacht des politisch und soziologisch unerklärbaren Wunders des Auszuges und der Befreiung des ganzen Volks aus Ägypten.

Im Rituale des Paschamahles stand die deutliche Anordnung, nach der eines der Kinder – wohl eines der jüngeren Kinder, in gewissem Augenblick dem Vater, also dem Herrn des Hauses, die grundsätzliche Frage stellen sollte betreffs des Sinnes dieses verwundernden Mahls. Die Person des Vaters, also des ‘Hauptes-des-Hauses’, hat in dieser Situation die ruhmvolle Aufgabe erfüllt, die dogmatische Überlieferung der Offenbarung Gottes von Generation zu Generation zu übermitteln.

Dieses Charisma hing direkt mit dem Ehe-Bund zusammen, mit dem sich der ‘Herr-des-Hauses’, der Vater, mit seiner Ehefrau, der Mutter-des-Hauses, gebunden hat. In seiner Kraft wurden nicht erst in einer Christlichen Familie der Nach-Christ-Epoche, sondern auch schon in der Ehe und Familie als Ausdrucks des Sakraments der Schöpfung, die Ehegatten-Eltern die „ersten Verkünder des Evangeliums für ihre Kinder ...” (FC 39).

Das geschah zur Stunde, als das ganze Haus am gemeinsamen Tisch versammelt war. Alle zusammen haben dabei im wahrhaftesten Sinn die Kommunion von Liebe und Leben gebildet und gelebt. Die vielfältigen Bande der Ehe und Familie haben dabei eine bedeutende Stärkung erfahren. Es ist unwahrscheinlich, dass Gott, der Schöpfer der Ehe und Familie, nicht dabei ganz besondere Gnaden und Segen den Ehegatten verleihen sollte, dass sie umso würdiger ihre Berufung als Ehegatten und Eltern in Kraft der geschlossenen Ehe erfüllen können, die schon in der Zeitphase des Alten Testamentes ein eigenartiges Ur-Sakrament der Ehe war, dieses besonderen Ausdrucks des Sakraments der Schöpfung.


(0,38 kB)  In Suche nach den in der Bibel zerstreuten Lichtchen und Keimen, die zur Erarbeitung und Entfaltung der Theologie des Ehesakraments beitragen könnten, dürfte jetzt, der Reihe nach, an das Buch der Sprichwörter des Alten Testamentes angeknüpft werden. Es ist eines der sog. Weisheitsbücher des Alten Testaments. In diesem Buch spricht mehrmals die Weisheit, die die Gestalt der Weisheit-Person annimmt. Von der Perspektive aus der Fülle der Offenbarung Gottes ist es nicht schwer, diese Personifikationen mit der Zweiten Person der Allerheiligsten Dreifaltigkeit zu verbinden: mit dem Sohn-dem-Wort und Weisheit des Vaters.

Ganz besonders spricht diese Weisheit in der langen Ausführung im 8.Kapitel des Buches der Sprichwörter. Sie ermuntert nämlich, dass man ihren Räten folgt. Zuletzt enthüllt sie sich als ob gleichsam Jahwéh selbst, der sie „geschaffen hat ... vor seinen Werken in der Urzeit ... beim Ursprung der Erde”  (Spr 8,22f.). Indem sie bei dem Schöpfer war, spricht die Weisheit:

„Als Er die Fundamente der Erde abmaß, da war Ich als geliebtes Kind bei Ihm.
Ich war seine Freude Tag für Tag, und spielte vor Ihm allezeit.
Ich spielte auf seinem Erdenrund,
und Meine Freude war es, mit den Menschen zu sein” (Spr 8,30f.).

Die sich selbst so vorstellende Weisheit, in der wir von der Perspektive aus der vollbrachten Erlösung nicht schwer die Zweite Person der Allerheiligsten Dreifaltigkeit erkennen, lädt in unmittelbarer Weiterfolge zum Festmahl bei reichlich bereitetem Tisch ein:

„Die Weisheit hat ihr Haus gebaut, ihre sieben Säulen behauen.
Sie hat ihr Vieh geschlachtet, ihren Wein gemischt und schon ihren Tisch gedeckt.
Sie hat ihre Mägde ausgesandt und lädt ein auf der Höhe der Stadtburg:
‘Wer unerfahren ist, kehre hier ein’.
Zum Unwissenden sagt sie:
Kommt, esst von Meinem Mahl, und trinkt vom Wein, den Ich mischte.
Lasst ab von der Torheit, dann bleibt ihr am Leben, und geht auf dem Weg der Einsicht’ ...”.
(Spr 9,1-6).

Wir dringen hier nicht in die tiefere Exegese dieses Textes ein, noch selbst in die Frage der Einzelheiten der hier angewandten sei es Personifikation, oder des schon deutlich signalisierten Abrisses der weiteren Entwicklung der Offenbarung Gottes, in diesem Fall des Geheimnisses der Allerheiligsten Dreifaltigkeit. Niemand leugnet, dass dieser eigentlich Einladende hier Gott selbst ist. Er ruft doch alle „Unerfahrenen, ... diese Unwissenden”, d.h. diese, die von Jesus in der Bergpredigt als „Armen im Geist, ... die Sanftmütigen, die nach Gerechtigkeit hungern, Frieden einführen” (vgl. Mt 5,3.5f.9) geschildert werden, dass sie zum Festmahl kommen, das sie – die Weisheit, reichlich bedeckt hat und zum gemeinsamen Tisch einlädt.

Hier sehen wir zwar keine Erwähnung von Ehe und Familie, also von dem, was im hiesigen Kapitel Gegenstand der Nachsuche bildet, und sei es nur in Form von Anspielungen, die irgendeinen Ausgangspunkt bilden könnten zur Erarbeitung der Theologie der Ehe. Dennoch es wird hier sehr deutlich an das Motiv des Festmahles und seine Teilnehmer angeknüpft, die am selben Tisch versammelt sind. Der gemeinsame Tisch und Essen von Speisen beim selben Tisch schuf ab immer die bevorzugte Zeit, die zur Stärkung der Kommunion von Personen, die sich zu diesem Festmahl angesammelt haben, beigetragen hat. Solche Festmahle wurden wohl immer tief religiös erlebt: mit Anbetungs- und Dankgebet vor – und nach dem Essen.

Schon damals bestätigte sich derselbe Wirkungsstil Gottes, wie Jesus von ihm einst sagen wird:

„Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind,
da bin Ich mitten unter ihnen” (Mt 18,20).

Aus diesem Grund ist es selbstverständlich, dass das Alte Testament voller Erwähnungen von ‘Gottes Mählern’ ist. Solche Mähler wurden übrigens auch im Heidentum praktiziert. Von der Perspektive aus der vollbrachten Erlösung sehen wir jetzt klar, dass die Anschauungen in Verbindung mit allerlei Gottes Mählern als Suche – Ausdruck einer korrekten Richtung waren. Es ging darum, eine innige Kommunion mit Gott selbst, bzw. der Gottheit, zu erlangen (s. dazu z.B. den Bericht über das Gottes Mahl bei dem geschlossenen Bund mit Gott unter Sinai; außer Mose mit Aaron waren dort 70 ‘Ältere Israels’ da: ‘Vielmehr durften sie Gott schauen. Und sie aßen und tranken ...’ – Ex 24,11). Das Heidentum irrte dagegen darin, dass es meinte, man könne ‘Gott’ – ‘erschaffen’, oder genauer gesagt: der Mensch selbst könne Gott erzeugen.

Im Gegenteil dazu, alle Festmähler, die gelegentlich der Opfer zu Ehren Jahwéh stattgefunden haben, haben zweifelsohne zur Stärkung der Kommunion mit Gott der Offenbarung beigetragen. Es kommt die Zeit, wenn Gott der Himmlische Vater einst den Erlösten ein Festmahl – ohne Präzedenz bereitet. Speise wird dann der Leib und das Blut des Sohnes Gottes sein, des Erlösers des Menschen. Erst dort ereignet sich die wahre, tiefste Vereinigung in Kommunion von Liebe und Leben mit dem Dreieinigen selbst.

Dagegen die Beziehungen auf der Linie: der Dreieinige zum Volk der Erwählung Gottes – werden nach der ganzen dogmatischen Überlieferung des Alten und Neuen Testamentes zu großem Muster für die Gestaltung der Beziehungen in Kommunion von Liebe und Leben, wie sie sich unter Ehegatten entwickeln sollen. Dessen Bestätigung wird vor allem das Gottes-Geschriebene-Wort vom Brief des Hl. Paulus an die Epheser (bes. Eph 5,21-33). Aber dazu kommen wir erst später über (im nächsten Kapitel: Teil VI, 9.Kap.).

Im Anschluss an diese inhaltsreiche dogmatische Überlieferung auch schon des Alten Testaments, spricht der Prophet Jesaja prophetisch vom Festmahl, das Jahwéh selbst einmal, in Zeiten der vollbrachten Erlösung, bereitet:

„Jahwéh Zebaot wird allen Völkern ein fettes Mahl bereiten
auf Diesem Berg [= Zion; künftiges Golgotha]
ein Mahl von abgelagerten Weinen, von markig-fetten Speisen mit geseihtem Hefenwein.
Auf diesem Berg nimmt Er die Hülle weg, die auf allen Völkern liegt,
und die Decke, die über allen Heiden ausgebreitet ist.
Er vernichtet den Tod auf immer,
und der Herr, Jahwéh, wischt ab die Tränen von jedem Angesicht ...
An jenem Tage wird man sagen: Seht, das ist unser Gott,
auf Den wir hoffneten, dass Er uns helfe,
das ist Jahwéh, auf Den wir harrten:
Lasst uns jubeln und frohlocken ob Seiner Hilfe! ...” (Jes 25,6-9).

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2. Festmähle beim gemeinsamen Tisch im Neuen Testament

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a. Vom Berufenen Matthäus-Levi bereitetes großes Festmahl

Vom ‘großen Festmahl’ im Anschluss an die Berufung des Matthäus-Levi zum Kreis der Apostel berichten drei Evangelisten (s. Lk 5,27-32; Mt 9,8-13; Mk 2,13-17). Nur das Evangelium Matthäus nennt ihn nach Namen als ‘Matthäus’. Die übrigen zwei Evangelisten gebrauchen seinen zweiten Namen: Levi. Er war damals Beamte zu Diensten des Römischen Okkupanten, und nahm von Leuten den auferlegten Zoll ein. Kein Wunder, dass die Bezeichnung selbst ‘Zöllner’ den damaligen Leuten die schlimmsten Gedankenverknüpfungen aufdrängte. Ein Zöllner wurde in öffentlicher Meinung als ganz in Sünde gefallener und böser Mensch gewertet, den alle öffentlich gebrandmarkt haben.

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Mutti, siehst du dieses schöne Gräschen? Wie schön es ist! Kann ich es dir schenken?
– Von den PSALMEN. -- „HÖRE, Mein Volk, Ich rede. Israel, Ich klage dich an, Ich, der Ich dein Gott bin. Nicht wegen deiner Opfer rüge Ich dich, deine Brandopfer sind Mir immer vor Augen. Doch nehme Ich von dir Stiere nicht an, noch Böcke aus deinen Hürden. Denn Mir gehört alles Getier des Waldes, das Wild auf den Bergen zu Tausenden ... Bring Gott als Opfer dein Lob, und erfülle dem Höchsten deine Gelübde. Rufe Mich an am Tag der Not; dann rette Ich dich, und du wirst Mich ehren” ! (Ps 50[49],7-15).

Am genauesten wird die Berufung des Matthäus zum Kreis der Apostel bei Lukas dargestellt. Hier seine Worte:

„Als Jesus von dort wegging, sah Er einen Zöllner namens Levi
am Zoll sitzen und sagte zu ihm: ‘Folge Mir nach’ !
Da stand Levi auf, verließ alles und folgte Ihm.
Und er gab für Jesus in seinem Haus ein großes Festmahl. Viele Zöllner und andere Gäste waren mit ihnen bei Tisch.
Da sagten die Pharisäer und ihre Schriftgelehrten voll Unwillen zu Seinen Jüngern:
Wie könnt ihr zusammen mit Zöllnern und Sündern essen und trinken?’.
Jesus antwortete ihnen:
Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, um die Sünder zur Umkehr zu rufen, nicht die Gerechten’ ...” (Lk 5,27-32).

Der Bericht von diesem Festmahl zeigt klar eine der grundlegenden Funktionen jedes ‘Festmahls’. Zum Festmahl kommen die vom Wirt, dem ‘Herrn des Hauses’ Eingeladenen [hebr., vom: bá‘al-bet = Herrn des Hauses]. Dieser ist im Prinzip mit dem Bund der Ehe gebunden, und erst so ist er folglich Haupt des Hauses, also der ganzen Familie.

Die eingeladenen Gäste sollten theoretisch genommen ‘Gerechte’ sein – im biblischen Sinn dieses Wortes. So pflegt es aber nicht immer zu sein. In diesem bestimmten Fall sind die Eingeladenen die ‘Freunde-nach-dem-Fach’ des Matthäus-Levi gewesen, auch wenn es wohl auch andere Bekannten des Matthäus nicht gefehlt hat. Daselbst hat dieses Festmahl, das der vom Meister von Nazaret zum Kreis der Apostel so unerwartet Berufene Matthäus-Levi wohl mit großer Freude bereitet hat, viele Personen versammelt – in Gottes Schätzung: ‘Gerechte’, aber wohl auch Sünder.

Obwohl sich die Eingeladenen nicht klar bewusst waren, haben sie sich um den ... Gott-Menschen gesammelt, Jesus Christus. Sie haben gewiss die Einladung angenommen, die an sie vom innerlich strahlenden Matthäus erging, allerdings dieser würde jenes ‘große Festmahl in seinem Haus’ (Lk 5,29) nicht bereitstellen, wenn nicht zuerst Ihm selbst ein ‘Festmahl’ – ein Gottes Mahl, der Menschen-Sohn selbst, der Erlöser der Welt, bereitet hätte.

Hat dieses „große Festmahl in seinem Haus”, wo es „viele Zöllner und andere Leute ... mit ihnen bei Tisch ...” zugegen gegeben hat (Lk 5,29), etwas mit der Sakramentalität der Ehe zu tun? Das aber ist zurzeit Gegenstand unserer Forschung. Johannes Paul II. schreibt in seinem Apostolischen Brief ‘Mulieris Dignitatem’ (1988) ungemein ergreifend von der Eucharistie, die das Gottes Mahl darstellt – das Große Hochzeitsmahl des Lammes Gottes mit seiner Erlösten Braut, d.h. mit der Kirche und einem jeden einzelnen der Erlösten:

„... Christus ist Bräutigam der Kirche als Erlöser der Welt.
– Die Eucharistie ist Sakrament unserer Erlösung.
Sie ist Sakrament des Bräutigams und der Braut.
Die Eucharistie vergegenwärtigt und verwirklicht – sakramental – aufs neue die Erlösungs-Tat Christi, die die Kirche, seinen Leib, ‘bildet’.
Mit diesem ‘Leib’ ist Christus vereint wie der Bräutigam mit der Braut. All das ist im Brief an die Epheser enthalten ...” (MuD 26).

Das alles geschieht ... beim Festmahl: am Gottes Mahl ! Wirt dieses Festmahles ist letztlich nicht so sehr Matthäus, der – mit erfahrener Gnade Gottes erfreut, „für Jesus ein großes Festmahl in seinem Haus gab” (Lk 5,29). Es ist in erster Reihe der Gott-Mensch: der Erlöser seines lebendigen Ebenbildes angesichts des Weltalls.

Er ist die ganze Zeit hindurch Mittelpunkt, um den sich die Aufmerksamkeit der Gäste sammelt, und umso mehr die Aufmerksamkeit des ‘Wirts’: Matthäus. Er auch, Jesus Christus, führt alles, was hier geschieht, auf ein bestimmtes Ziel. Er ist es, der sich geheimnisvoll, auf nur Ihm bekannte Art und Weise, Pfade und Wege zum Herzen jedes der Teilnehmer dieses ‘Festmahls’ bahnt. Jeder von ihnen ist Ihm sehr teuer.
– Jeden erlöst Er doch in Kürze „um großen Preis” (1 Kor 6,20): seines Göttlich-Menschlichen Leibes und Blutes. Um diesen Preis wünscht Er, jeden von den Eingeladenen mit sich zu ... vermählen. Ziel dieser ‘Vermählung’ ist es, jedem die Chance anzubieten, dass er die allerinnigste Anteilnahme an seinem Göttlich-Menschlichen Leben und seiner Göttlich-Menschlichen Liebe gewinnt.

Das alles erfolgt auf analogische Art und Weise, wie bei der Vereinigung der Personen in der Ehe. In ihr werden zwei Personen zu einem Leib. Auch hier wird die Vielheit von Personen durch das Wirken des Heiligen Geistes, der den Sohn Gottes beständig führt (vgl. Mt 4,1; Hebr 9,14; usw.) – ein jemand Einer: die Braut des „Lammes ohne Fehl und Makel” (1 Petr 1,19).

Dies geschieht bei dem Festmahl: beim reichlich bedeckten Tisch mit kostbarsten Gerichten: des teuersten Leibes und teuersten Blutes des Erlösers, des Bräutigams der menschlichen Seelen, trotzdem die gerade jetzt aufgetragenen Speisen erst eine ferne Ankündung dieses Gottes ‘Speisegerichtes’ und des Gottes Tisches darstellen.

Das von Matthäus-Levi bereitete „große Festmahl” zeichnete sich mit Merkmalen eines ausgesprochen Hochzeitsmahls aus, auch wenn es bei diesem Mahl keine Neuvermählten gegeben hat. Es ist schwer zu leugnen, dass hier die Stimmung von Freude und eines ‘Wieder-gefunden-Werdens’  der Teilnehmer in Gott geherrscht hat.

Diese Freude war unleugbar ähnlich wie diese, die derselbe Evangelist – Lukas – im Anschluss an diese Frau darstellt, die bei der Suche der „verlorenen einen Drachme” (vgl. Lk 15,8) nicht gezögert hat, „eine Lampe angezündet hat, das ganze Haus fegte und unermüdlich suchte, bis sie das Geldstück gefunden hat” (vgl. Lk 15,8). Lukas fügt hinzu, mit Anführung des Wortes Jesu selbst, der diesmalig den ‘Matthäus-Levi’ gefunden hat, und samt ihm – eine ganze Menge ‘verlorener Schafe-Drachmen’ :

„... Und wenn sie es gefunden hat [die verlorene, eine Drachme],
ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen zusammen und sagt:
Freut euch mit mir ; ich habe die Drachme wiedergefunden, die ich verloren hatte’ ...” (Lk 15,9).

Das Festmahl des Matthäus, voller Freude im ‘Hochzeits-Vermählungs-Typus’, ist in nicht verhehlter Weise ganz Erlösungs-Tat. Es zielt deutlich die Erlösung des Menschen ab, der ‘verloren gegangen ist’. Es freut sich Jesus. Es freuen sich die Sünder und die Zöllner, die zum Festmahl von Matthäus Eingeladenen – mit deutlichster Zulassung des Wichtigsten Gastes: Jesus Christus. Erfreuung musste der ganze Himmel erfahren. Dort geschieht doch folgendes:

„... Ebenso wird auch im Himmel mehr Freude herrschen
über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte,
die es nicht nötig haben umzukehren” (Lk 15,7).

Entrüstet waren und Ärgernis wegen den Kontakten Jesu mit ‘Zöllnern’ haben einzig die „Pharisäer und Schriftgelehrten” genommen (Lk 5,30). Ihre Aufmerksamkeit war ständig nur auf äußere Umgangsformen beim Tisch konzentriert, wie auch auf Normen der sozial-religiösen Beziehungen, wie sie von der rabbinistischer Überlieferung sanktioniert waren. Diese hat aber ohne die Augen zusammen zu kneifen „das Wort Gottes um der Überlieferung willen außer Kraft gesetzt”  (vgl. Mt 15,6).

Jesus hat das Gemurre der Anwesenden, Ihn dringlich beobachtenden Vertreter der führenden religiösen Schichte: der Pharisäer und Schriftgelehrten, gut gehört (s. Mk 2,17). Er antwortete ihnen – indem Er mit seinem Wort zugleich die Zwölf verteidigte, die Er zuvor berufen hat, „damit sie mit Ihm seien und damit Er sie aussende, zu predigen, und Vollmacht zu haben, die Dämonen auszutreiben” (Mk 3,14f.).
– Jesus gab die folgende Abfertigung jenen Pharisäern, die alles andere berücksichtigten, nur nicht die Erlösung des Menschen:

„Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken.
Ich bin gekommen, um die Sünder zur Umkehr zu rufen,
nicht die Gerechten” (Mk 2,17; s. Lk 5,31; Mt 9,12).

Wir sind uns bewusst, dass die Evangelisten im Bericht vom „großen Festmahl im eigenen Haus” (Lk 5,29), das Matthäus bereitet hat, die Frage der Ehe mit keiner Anknüpfung erwähnen. Dennoch es gilt hervorzuheben, dass Anspielung an die Ehe – ungeachtet der Tatsache an sich, des bereiteten ‘großen Festmahles’, die Stimmung einer inneren Freude darstellt, die im Haus der ehelichen und familiären Liebe kennzeichnendes Merkmal darstellt.

Nur die Pharisäer sind außerstande sich in irgendwelcher Freude-wegen-der-Nähe-des-Herrn wieder zu finden. Man kann sehen, dass es ihnen an Reinheit des ‘Herzens’ nicht gelegen ist. Indessen Jesus betont beharrlich:

„... Begreift ihr nicht, dass alles, was durch den Mund in den Menschen hineinkommt,
in den Magen gelangt und dann wieder ausgeschieden wird?
Was aber aus dem Mund herauskommt, das kommt aus dem Herzen,
und das macht den Menschen unrein.
Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl,
falsche Zeugenaussagen und Verleumdungen.
Das ist es, was den Menschen unrein macht...” (Mt 15,17-20).

Der Stil, wie Beziehungen zu Gott und zum Nächsten in ihrer ganzen Tiefe gestaltet werden, ist jedes Mal Frage des Herzens, das, wie beim Hochzeitsmahl – infolge der Mitteilung einander der Liebe und des Lebens erfreut ist, das sich mit dem Erlöser vereint.

Der tiefste Sinn aber des Ehe-Bundes ist zwar die Gabe „der Person für die Person”. Allerdings das gegenseitige Hinschenken der Personen wird erst dann wahre Gabe – zu Gutem, wenn es gegenseitige Mitteilung des Lebens und der Liebe Gottes wird. Das aber geschieht in ungemein bedeutendem Grad bei solchem Mahl, wie es für seine Gäste der bisherige Zöllner, Matthäus-Levi mit größter Freude bereitet hat.

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b. Selbsteinladung Jesu in das Haus des Zachäus

Lukas erwähnt noch ein paar andere Empfänge mit Festmahl. Bemerkenswert wurde der Empfang, den für Jesus Zachäus in seinem Haus bereitet hat. Er war „der oberste Zollpächter und war sehr reich” (Lk 19,2). In heutiger Terminologie würde man ihn als Präsidenten des Zollamtes bezeichnen.

Auch in diesem Bericht begegnen wir keiner Erwähnung von ‘Ehe’, die irgendwelchen Widerhall auf die Theologie der Ehe als Sakraments des Neuen Testamentes auszuüben imstande wäre. Trotzdem sind wir hier einmal mehr Zeugen der charakteristischen inneren Stimmung und des Erlösungs-Ausklangs, der mit der Begegnung mit der Person des Erlösers verknüpft ist.

Wir sehen vor allem die aufrichtige Freude, mit der Zachäus dieses Festmahl für Jesus bereitet hat. Zachäus hat zu diesem Mahl zweifellos viele seine Kollegen ‘dem Fach’ nach, d.h. von Zollbeamten, eingeladen. Jesus aber betont einmal mehr, dass Er „gekommen ist, um zu suchen und zu retten, was verloren ist”  (Lk 19,10).

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Nashorn - kleiner und großer. Wie die Mama hier ihr Kind ehrt, und in das Gehen, Schritt auf Schritt, einübt! Wie viel elterliche Geduld und Zärte, diesen Kleinen alles zu lehren, was ihm zum Leben und Überleben nötig sein wird. -- Vom Wort Gottes: „Deine Augen sind zu rein, um Böses mit anzusehen. Du kannst der Unterdrückung nicht zusehen. Warum siehst Du also dem Treulosen zu und schweigst, wenn der Ruchlose den Gerechten verschlingt? ...” (Hab 1,13).

Dieser Wirklichkeit soll eben die Versichtlichung der Erlösungs-Liebe Gottes durch die Sichtbarkeit der Ehe dienen, wo die beiderseitige Liebe von Mann und Frau und die vielfältige gegenseitige Mitteilung der Widerspiegelung in ihrer menschlichen Kommunion – der Kommunion von Liebe und Leben Gottes dienen soll, der sich dem Menschen, den Er in seinem Lieben erschaffen hat, immerwährend hinschenkt.

Lukas zeigt einen sehr ‘menschlichen’ Umstand, in dem es zur Selbsteinladung Jesu bei Zachäus gekommen ist. Jesus weilte gerade in Jericho und ging durch die Stadt. Von Neugierigkeit gelenkt, wollte Ihn unbedingt von nahe zu sehen bekommen auch Zachäus, der reiche Obere unter den Zöllnern. Diese Absicht zu verwirklichen war ihm aber erschwierigt wegen seiner niedrigen Statur. Er konnte schlechterdings durch die dicht zusammen gekommenen Scharen nicht durchdringen. Lukas schreibt:

„... Darum lief er [= Zachäus] voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum [= wild wachsender Feigenbaum], um Jesus zu sehen, der dort vorbeikommen musste ...
Als Jesus an die Stelle kam, schaute Er hinauf und sagte zu ihm:
Zachäus, komm schnell herunter! Denn Ich muss heute in deinem Haus zu Gast sein’.
– Da stieg er schnell herunter und nahm Jesus freudig bei sich auf.
Als die Leute das sahen, empörten sie sich und sagten: ‘Er ist bei einem Sünder eingekehrt’ !
Zachäus aber wandte sich an den Herrn und sagte:
Herr, die Hälfte meines Vermögens will ich den Armen geben, und wenn ich von jemand zu viel gefordert habe, gebe ich ihm das Vierfache zurück’.
Da sagte Jesus zu ihm:
Heute ist diesem Haus das Heil geschenkt worden, weil auch dieser Mann ein Sohn Abrahams ist. Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist’ ...”.
(Lk 19,4-10).

Eine tiefe Erwägung hat diesem Ereignis Johannes Paul II. in einem seiner letzten Briefe an die Priester zum Gründonnerstag – im Jahr 2002 gewidmet (s. P-2002, 4-8). Fragmente dieser Erwägung haben wir schon bei der Besprechung des Sakraments der Heiligen Beichte angeführt (s. ob.: Fragmente des Briefes an die Priester 2002: samt dem früheren und nachfolgenden Zusammenhang. – Sieh auch ganz besonders: Treue des Beichtvaters zum Apostolischen Glauben: mit Petrus und unter Petrus – ebd. die besondere Erwägung, im § G: ZUSÄTZLICHES: 2) Erlösungs-Dialog unter dem Maulbeerfeigenbaum: Wie Jesus im Gespräch mit Zachäus unter dem Maulbeerfeigenbaum).

Johannes Paul II. nennt diese Begegnung Jesu mit Zachäus ‘biblische Ikone’ (P-2002,4) des besonderen Erlösungs-Dialogs, der zum Sakrament der Versöhnung-Barmherzigkeit führt. Der Heilige Vater hebt hervor, dass diese scheinbar zufällige Begegnung des Meisters von Nazaret mit Zachäus – nicht als reiner Zufall angenommen werden kann: „Nichts, was von Gott herkommt, ist Werk eines Zufalls ...” (P-2002,5).

Auch die Anwesenheit bei dem Festmahl kann bei oberflächlicher Wertung als Sache eines Zufalls gewertet werden. Alles wird sich in jenem unerwartetem Anblick entscheiden, mit dem Jesus diesen bestimmten Menschen umfängt. Dieser Mensch konnte sich im Leben verloren haben, er konnte die religiösen Praktiken vernachlässigen und sich nicht mehr nach religiösem Erleben der einmal unternommenen Lebensverpflichtungen richten – u.a. in Ehe und Familie. Es kam aber zu dieser merkwürdigen Kreuzung seines Anblicks – mit dem Auge des Erlösers. Es hat die nicht vorgesehene Umwandlung in seinem Inneren ausgelöst.

Ähnliches kann auch zur Wirklichkeit im Leben in Ehe und Familie werden – im Augenblick, wenn die Eheleute zu einer gewissen Stunde die Stimme des sich einladenden Erlösers vernehmen und Ihm die Türen öffnen mit Gebärde seiner Einladung zu ihrer Kommunion von Liebe und Leben. Der Heilige Vater schreibt vom Zachäus – aber alles kann auch, ohne Befürchtung irgendetwas von der biblischen Botschaft dieses Berichtes zu verunstalten – an die sakramentale Einladung Christi in die Kommunion von Liebe und Leben in der Ehe einbezogen werden:

„Und genau das ist der Fall Zachäus. An dem, was ihm widerfährt, ist alles erstaunlich. Wenn es nicht zu einem bestimmten Moment die ‘Überraschung’ des Blickes Christi gegeben hätte, wäre er wohl ein stummer Zuschauer seines [= Jesu] Weges durch die Straßen von Jericho geblieben. Jesus wäre an ihm vorübergegangen, aber nicht in sein Leben eingetreten. Er selbst ahnte nicht, dass die Neugier, die ihn zu einer so einzigartigen Handlung [= Aufstieg auf den Maulbeerfeigenbaum] getrieben hatte, bereits Frucht einer Barmherzigkeit war, die ihm zuvorkam, ihn anzog und ihn schon bald im Innersten seines Herzens verwandeln würde” (P-2002,5).

Es geht vorläufig um die Weilen, die der Begegnung im Sakrament selbst vorangehen. Es betrifft zweifellos auch die Situation von zwei Personen, die sich zur Ehe vorbereiten, bzw. schon die Kommunion des Ehe-Bundes bilden. Denn auch sie können den Erlöser zu sich einladen, allerdings sie können auch sein Vorbeigehen bei ihrem Haus nicht bemerken. Wie im Fall Zachäus, kann die Begegnung mit dem Erlöser zuerst als nicht allzu vorbereitet und nur ganz zufällig vorkommen. Und doch:

[Jede Begegnung mit einem Gläubigen] ... kann durch die überraschende Gnade Gottes immer jene ‘Stelle’ beim Maulbeerfeigenbaum sein, an der Christus zu Zachäus hinaufschaute. Wie tief die Blicke Christi in das Herz des Zöllners von Jericho eingedrungen sind, können wir unmöglich ermessen. Wir wissen jedoch, dass es dieselben Blicke sind, die sich [seine, Christi] auf jeden [Menschen] richten ...
– Für Zachäus musste es eine überwältigende Erfahrung sein, sich bei seinem Namen gerufen zu hören. Sein Name war bei vielen Landsleuten mit Verachtung belastet. Nun hörte er ihn mit einem Hauch von Zärtlichkeit aussprechen, die nicht nur Vertrauen, sondern Vertraulichkeit und fast das Drängen auf Freundschaft ausdrückte. Ja, Jesus spricht zu Zachäus wie ein alter, vielleicht in Vergessenheit geratener Freund, der aber nicht von seiner Treue abgelassen hat und daher mit deutlich spürbarer Drängung von Gefühl, in das Leben und in das Haus des wieder gefundenen Freundes eintritt: ‘Komm schnell herunter, denn ich muss heute in deinem Haus zu Gast sein’ ...” (Lk 19,5) (P-2002,5).

Merkwürdig ist dieses zarte, sehr persönliche, direkt an Zachäus gerichtete Wort, das wörtlich übersetzt folgender lauten sollte: „Es ist für mich notwendig, dass Ich mich heute in deinem Haus aufhalte(Lk 19,5; P-2002, 6). Es ist klar, die Gnade, der Zachäus begegnet hat, muss bei ihm Annahme und tatsächliche Bereitschaft antreffen, alles zugefügte Übel auch wieder gut zu machen, um das es auf dem besetzten Posten nicht schwer war. Es besteht aber auch kein Zweifel, dass die Gnade Gottes allen seinen diesbezüglich unternommenen Schritten weit vorangekommen war: „Es ist die Barmherzigkeit, die ihn auf den Weg der Umkehr führt”  (LK-02,6).

Johannes Paul betont, die Worte Jesu: „Ich muss in deinem Haus zu Gast sein(Lk 19,5) sind ihrem Wesen nach „Verkündigung eines von Gott entworfenen Vorhabens” (P-2002,7). Gott setzt die Bedingungen fest, um die Gnade der Barmherzigkeit zu erlangen. Es muss die Bekehrung stattfinden. Das setzt den Abbruch mit Banden der Sünden voraus. Gottes Feinfühligkeit geht der menschlichen Schwäche entgegen, um „...zu versuchen die barmherzige Nachsicht Gottes erahnen zu lassen, der seine Hand nach ihm ausstreckt, nicht um ihn zu verwunden, sondern um ihn zu retten” (P-2002, 7).

Der Heilige Vater knüpft hier, im Anschluss an den Bericht vom Zachäus, u.a. direkt an die anspruchsvolle ethische Problematik der Ehe an. Die Anpassung des ehelichen Lebens, und allgemeiner: des christlichen Lebens an diese Erfordernisse ist besonders in unseren Zeiten durch die herrschende Kultur erschwert:

„... Das ist der Fall bei vielen Problemen der Sexual- und Familienethik, der Bioethik, der Berufs- und Sozialmoral. Dies gilt ebenso für die Fragen, die die Pflichten des Christen in Bezug auf die religiöse Praxis und die Teilnahme am kirchlichen Leben betreffen” (P-2002, 7).

Gerade hier kann von neuem der Bericht von Zachäus bei Lukas ganz besonders zu Hilfe kommen. Und zwar, bevor die Rede auf das Thema der Gebote Gottes übergeht – als etwas in gewissem Maß ‘gesondertes’ im Verhältnis zu Gott als die Liebe, erscheint bei Zachäus auf dem ersten Plan Jesus, der „Gott der Gebote” ist. Den ersten Platz nimmt immer Gott-die-Person ein. Diese ist aber ganz Liebe.
– Gleichsam erst sekundär tauchen Erfordernisse hervor, die der Würde sowohl Gottes, wie auch des Menschen: Mann und Frau entsprechen – als dem lebendigen Ebenbild Gottes angesichts des Weltalls, der dabei gerufen ist, „Teilhaber an der Natur Gottes” (2 Petr 1,4) zu werden. Zachäus hat den von Jesus an ihn gerichteten Ruf tief als Gabe für sich selbst erlebt, die vonseiten Jesu als Person Gottes angekommen ist. Johannes Paul II. fügt hinzu:

„Wenn man Jesus als Gabe begegnet, dann gewinnen selbst die höchst anspruchsvollen Erwartungen des Gesetzes diese ‘Leichtigkeit’, die von der Gnade fließt – gemäß dieser übernatürlichen Dynamik, die Paulus sagen ließ:
Wenn ihr euch aber vom Geist führen lasst, dann steht ihr nicht mehr unter dem Gesetz [Gal 5,18]’ ...” (P-2002,7).

So kann die Tatsache erklärt werden, dass der Empfang des sich einladenden Erlösers in der Seele des Sünders, und nach ihrer Art u.a. bei Zweien, die Christus in die Kommunion von Liebe und Leben ihres Ehe-Bundes einladen:

„... denselben Ausbruch von Freude auslöst,
wie sie die Worte Christi bei Zachäus hervorriefen,
der ... schnell herunterstieg und Jesus freudig bei sich aufnahm [Lk 19,6](P-2002,7).

In erfahrungsgemäß erlebter Empfindung, dass er von Gott persönlich geliebt wird, antwortet der Mensch mit voller Bereitschaft, den Willen Gottes zu erfüllen, wie er im Gebot Gottes zum Ausdruck gebracht wird:

„Indem er sich als ‘Sohn’ behandelt fühlt, beginnt er als Sohn zu denken und sich als Sohn zu verhalten, und er beweist es von neuem dadurch, weil er die Brüder wieder entdeckt. Infolge dem voller Liebe Anblick Christi – öffnet sich sein Herz für die Nächstenliebe.
– Von Verschlossenheit in sich selbst, die zum Reichwerden geführt hatte, ohne die Leiden der anderen bemerkt zu haben, gelangt er zur Haltung der vollen Aufgeschlossenheit, die sich in tatsächlicher ‘Verteilung’ seines Vermögens ausgedrückt hat: die ‘Hälfte seines Vermögens’ geht an die Armen. Die Ungerechtigkeiten, die sich im Betrug der Brüder kundgegeben haben, wird er durch eine vierfache Rückerstattung wieder gut machen ...
– Erst in dieser Weile erreicht die Liebe Gottes ihr Ziel und es erfolgt das Heil: ‘Heute ist diesem Haus das Heil geschenkt worden’ [Lk 19,9] ...” (P-2002,8).

Lukas berichtet, wie nach diesem einführenden Dialog der Zachäus eilends vom Baum herabstieg und „Jesus bei sich freudig aufgenommen hat” (Lk 19,6). Siehe die erste der sichtbaren Früchte der Begegnung Jesu mit jenem ‘Direktor des Zoll-Departments’: Zachäus findet sich so sehr beglückt, dass er um dieser Freude willen, nicht nur Jesus in sein Haus eingeladen hat, sondern er setzte in Gang sofort alle unentbehrlichen Mechanismen, um dem Hohen Gast ein beinahe ‘Hochzeitsmahl’  zu bereiten.

Es ist ein zweites dieser Art großes Festmahl, das zu Ehren Jesu von einem bisherigen hoch angestellten Beamten des allgemein verhassten ‘Fiskus’ bereitet worden ist. Bemerkenswert, dass Jesus Kandidaten zu Aposteln gerade unter solchen findet, die von der Schicht der starren geistigen Führer des Volkes von vornherein verurteilt wurden.
– Man muss Gott sein, um im menschlichen Herzen die Perle zu erblicken, die mit leuchtendem Glanz unter der Schicht der umgebenden menschlichen Verachtung scheint: „Jahwéh der Heerscharen, der du den Frommen prüfst, der du Nieren und Herzen erprobst ...” (Jer 20,12).

Das Herz von Zachäus ist so sehr erfreut, dass er nicht weiß, was er dem Meister von Nazaret geben könnte in Erwiderung für die erfahrene, nicht verdiente und nicht vorausgesehene Auszeichnung. Jesus hat sich über ihn so tief gebeugt. Hat ihn bei eigenem Namen gerufen. Er war der erste, der ihm die Ehre nicht aberkannt hat um der Tatsache selbst willen des ausgeübten Posten im Zollamt.

Wahrscheinlich war sich der theologisch nicht ausgebildete Zachäus nicht einmal bewusst und hat nicht allzu ‘akut’ darüber nachgedacht, dass dieser Meister von Nazaret „Wahrer Gott ist vom Wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater(Glaubensbekenntnis). Und doch, die von ihm unternommenen Handlungen und ethischen Entscheidungen konnten unmöglich nicht als gleichbedeutender Ausdruck der von ihm geweckten Akte von Glauben, Hoffnung und Liebe sein, d.h. der theologalen Tugenden, die zum Empfangen der Gaben der Erlösung unentbehrlich sind.

Unmittelbarer Ausdruck des inneren Erfreutseins, das im eigenen Herzen nicht Platz finden konnte, wurde das bereitete jene Festmahl für Jesus. Es war Festmahl, das sachgemäß mit einem Hochzeits-Vermählungs-Mahl angeglichen werden könnte. Lukas erwähnt zwar nicht, ob Zachäus zum Empfang alles egal, wen beliebigen begegneten eingeladen hat. Vom Zusammenhang scheint es unzweideutig gefolgert werden können, dass es ein wirklich großes Festmahl sein musste, reichlich bedeckt – mit großer Zahl der Eingeladenen, die wohl hohe und wichtige Posten im sozial-politischen Leben besetzt haben.

Davon zeugt die neuerliche Anspielung Lukas an die Entrüstung, die dieses Mahl bei den Pharisäern geweckt hat: „Als die Leute das sahen, empörten sie sich und sagten:Er ist bei einem Sünder eingekehrt’ ...” (Lk 19,7). Einmal mehr sind wir Zeugen der gleichsam eingeborenen Unfähigkeit, sich wegen den Gaben der Erlösung freuen zu verstehen, sondern umgekehrt: des deswegen sich auslösenden Jähzornes bei dieser des Öfteren genannten Schichte der geistigen Führer des Volkes.
– Es scheint keinen Zweifel gegeben zu haben, dass ihnen alles andere am Herzen gelegen war, nicht aber die Annäherung irgendjemandes zu Gott.

Man kann sich leicht den inneren Schmerz des Herzens Jesu vorstellen angesichts der immer wieder begegneten, versteinerten Verstocktheit der Herzen jener Geistigen, die ‘ihrem Beruf nach’ die Schafe ‘weiden’ und sie zu der Gottes „Einen Herde” führen sollten (vgl. Joh 10,16).

Es musste erst Er kommen, der „Gute Hirt! Der Gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe” (Joh 10,11). Auch dieses Mal legt Jesus ‘den eigenen Kopf’  hin und ist für Zachäus eingetreten, ähnlich wie Er früher in Verteidigung des Matthäus-Levi eingetreten ist, wie auch für die von vornherein von Pharisäern verurteilten Zöllnern: „Heute ist diesem Haus das Heil geschenkt worden ...” (Lk 19,9).

An die Pharisäer musste sich Jesus leider mit der schwierigen Feststellung wenden:

„Amen, das sage Ich euch: Zöllner und Dirnen gelangen eher in das Reich Gottes als ihr.
Denn Johannes [der Täufer] ist gekommen, um euch den Weg der Gerechtigkeit zu zeigen,
...und ihr habt ihm nicht geglaubt;
aber die Zöllner und die Dirnen haben ihm geglaubt.
Ihr habt es gesehen, und doch habt ihr nicht bereut und ihm nicht geglaubt” (Mt 21,31f.).

Und noch:

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Wunderbar blühende immer andere Fruchtbäume mit Millionen ihrer Blumen die von emsigen Bienen bestäubt werden. Von den unbedeutenden winzigen Stäubchen die von Insekten übertragen werden, beziehungsweise vom Wind allein – entsteht ... das LEBEN. Alles in Kraft der vitalen Mächte, die in jede Art - ein wenig unterschiedlich – von ein und selbem Schöpfer eingeprägt wurde. Dieser Schöpfer wurde zugleich Erlöser des Menschen.

„Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler!
Ihr verschließt den Menschen das Himmelreich.
Ihr selbst geht nicht hinein; aber ihr lasst auch die nicht hinein,
die hineingehen wollen” (Mt 23,13).

Wunderlich ist der Erlösungs-Ausklang des hier dargestellten, nächsten Festmahles. Wir sind einmal mehr Zeugen dessen, dass das in freudevoller Überraschung, fast sofortig organisierte große ‘Hochzeitsmahl’ kein gewöhnliches, weltliches Mahl ist, wo die Gäste ausgesuchte Gerichte satt essen werden können, und beliebig viel teure Getränke trinken werden bis zum Verlust des Bewusstseins.
– Hier kreist alles um die Person des Ausgewählten Gastes, den der ‘Herr des Hauses’: Zachäus, niemals von allein einzuladen den Mut fassen dürfte. Er ist es, der Erlöser von Mann und Frau, der an die Tür dieses Hauses angepocht hat. Seine Stimme wurde nicht nur vernommen, sondern das Haus wurde für Ihn sofort sperrangelweit geöffnet:

„Siehe, Ich stehe vor der Tür und klopfe an.
Wenn jemand Meine Stimme hört und die Tür aufmacht,
so werde Ich bei ihm einkehren und Mahl mit ihm halten,
und er mit Mir” (Offb 3,20).

Der Bericht vom Mahl, das Zachäus bereitet hat, enthält offenbar keine unmittelbare Anspielung an die Ehe. Und doch, dieser Empfang war durch und durch mit der Beschaffenheit der Erlösung gekennzeichnet. Wir sehen, wie Jesus Christus, von dem Paulus schreibt, dass Er „Haupt der Kirche ist: Er – der Erlöser des Leibes” (Eph 5,23), diese seine Kirche, seine Mystische Braut, nährt – vorläufig mit Sich als dem Wort Gottes.
– Das geschieht bei reichlich bedecktem Tisch mit Seinem Wort, das in Kürze sein Leib und Blut wird – hingegeben und vergossen „zur Vergebung der Sünden” (Mt 26,28).

Hier „baut” Jesus seine Kirche (EdE,1), so dass – wie es Johannes Paul II. in seiner ersten Enzyklika geschrieben hat: „Die Kirche hat kein anderes Leben außer jenem, mit dem sie von Ihrem Herrn und Bräutigam beschenkt wird” (RH 18).
– Bei dem Festmahl, an diesem dieser Erste Eingeladene Christus gewesen ist, erfolgt auf Gott bekannte Art und Weise das „Teilnehmer-Werden der Göttlichen Natur” (vgl. 2 Petr 1,4). Gott verleiht den zum Mahl sich hinsetzenden sein Leben und seine Liebe. Zu gleicher Zeit baut Er im Heiligen Geist Göttliche Bande, die die Anwesenden miteinander verbinden.

Gerade das kann und soll auf allernatürliche und verständliche Art und Weise in der Kommunion von Leben und Liebe geschehen, zu welcher jedesmalig Mann und Frau gerufen werden, die sich im Bund der Ehe miteinander verbinden.
– Bedingung, um eine so begriffenene Sättigung mit Gottes Liebe und Gottes Leben zu werden, ist die Aufschließung dieser Zweien in ihrem Herzen und in Gestaltung ihres Hauses und ihrer Familie für die Kommunion, die ihnen unbeugsam treu in seinem Sohn der Dreieinige selbst bietet.

Darauf wird sich der eheliche Bund als das Sakrament der Kirche sammeln.

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RE-Lektüre: VI.Teil, 8.Kapitel, ad ‘c’.
Stadniki, 6.VIII.2015.
Tarnów, 4.VI.2022.


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c. Lauterkeit des Herzens: Voraussetzung um Person-Gabe zu werden

D. LEITGEDANKE DER FESTMÄHLE IN EVANGELIEN

1. Ehelich-familiäre Kommunion beim gemeinsamen Tisch nach dem Alten Testament

2. Festmahle beim gemeinsamen Tisch im Neuen Testament

a. Vom Berufenen Matthäus-Levi bereitetes großes Festmahl
b. Selbsteinladung Jesu in das Haus des Zachäus


Bilder-Fotos

Abb.1. Benedikt XVI.: Verteilt die Heilige Komunion
Abb.2. Abwischen des Schweißes: die Konzentration strengt sehr an
Abb.3. Kannst du dieses Blümchen annehmen?
Abb.4. Siehe da ein beispielhaftes Beisammen-Brüder-Beisammen
Abb.5. Bäume werden zu wunderbarem Blumenteppich