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VERMERK: Abkürzungen zur angeführten Literatur s. Literatur


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b. Jahwéh’s Gericht
über die Götter Ägyptens

Kein Wunder, dass Jahwéh noch vor dem Exodus selbst der Hebräer aus Ägypten, als gerade in dieser Nacht der angesagte Tod aller Erstgeborenen in Ägypten in Erfüllung gehen sollte, zugleich auch ein Gericht über die ‘Götter Ägyptens’ ankündigt:

„In dieser Nacht gehe Ich durch Ägypten und erschlage in Ägypten
jeden Erstgeborenen bei Mensch und Vieh.
Über alle Götter Ägyptens halte ich Gericht, Ich Jahwéh ...” (Ex 12,12; vgl. Num 33,4; Zef 2,11; Jer 10,15; 51,52).

Man kann hier schwer nicht die Parallele dazu erblicken, was einst Jesus von sich selber sagt – in Tagen, die direkt der Erfüllung des Ihm vom Vater aufgetragenen Werks vorangingen, u.zw. der Erlösung des Menschen: Mann und Frau. Auf dem Mund Jesu erscheinen damals – gleichsam von der Perspektive aus des schon davongetragenen Sieges über Sünde und Tod, ungemein schwerwiegende Worte. Das geschah zur Stunde, da eine Delegation der Heiden zu Jesus angekommen war. Sie wollten „Jesus sehen” (Joh 12,21).

Jesus sagte in dieser Stunde, als gerade erst eine Stimme vom Himmel ertönte – es war Stimme Gottes des Vaters, der die Sendung des Menschen-Sohnes bestätigt hat:

„Nicht Mir galt diese Stimme, sondern euch.
Jetzt wird Gericht gehalten über diese Welt.
Jetzt wird der Herrscher dieser Welt hinausgeworfen werden.
Und Ich, wenn Ich über die Erde erhöht bin, werde alle zu Mir ziehen” (Joh 12,30ff.).

Jesus geht in seinem Erlösungs-Leiden, das vor allem seine Gottes Bräutliche-Gabe-seines-Ganzen für die über das Leben geliebte Braut: die Kirche und jeden einzelnen Mann und Frau, sein wird – „dem entgegen, was die Wurzel selbst bildet von Übel in der Geschichte des Menschen: entgegen der Sünde und dem Tod” (DiM 8a). Sowohl die Sünde, wie der Tod ist jenes zweifache Übel, „das den Menschen trifft und umzingelt, das auch in sein Herz hineindringt und ihn ‘in der Hölle verloren gehen kann’ [Mt 10,28] ...” (DiM 7: Ende selbst).

Johannes Paul II. sagt in der gerade angeführten Enzyklika:

„Und siehe eben in Ihm, in Christus, wird
der Sünde Gerechtigkeit widerfahren um den Preis seines Opfers, seines Gehorsams ‘bis zum Tod’ ...
Es wird Gerechtigkeit widerfahren auch dem Tod,
der sich von Anfang an des Menschen mit der Sünde verbündet hat.
Die Gerechtigkeit wird dem Tod widerfahren um den Preis des Todes Dessen,
der ohne Sünde war und der der einzige –
dem Tod den Todesstich versetzen konnte” (DiM 8a).

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Der Gesundheitszustand des Heiligen Vaters und die Verwicklungen infolge des Attentats vertiefen sich von Jahr zu Jahr. Ab 1992 erschienen Symptome der Parkinson-Krankheit, auch wenn es schwer ist bis zum Letzten diese als Parkinson zu bestimmen: Geistig behielt er eine unwahrscheinliche Nüchternheit und ein ausgezeichnetes Gedächtnis bis zum Ende. Er musste immer wieder im Krankenhaus verweilen und wurde mehreren Operationen unterzogen.
– Ab 2004 nehmen Probleme mit dem Atmen zu. Am 24. Februar 2005, ein anderthalb Monat vor dem Tod, wurde er dem peinlichen Eingriff unterzogen: der Tracheotomie in der Poliklinik Gemelii. Das gleichte praktisch dem Ende der Fähigkeit, noch sprechen zu können. Am 27. Februar wurde das Gebet bei dem Angelus Domini in seinem Namen gelesen. Der Papst versicherte von geistiger Verbundenheit mit den Pilgern und bat um Gebet: Über das Blicken auf Jesus Christus und seine Nachfolge mit geduldiger Zuversicht sind wir imstande zu verstehen, dass jede menschliche Gestalt von Leiden in sich die Göttliche Verheißung der Erlösung und Freude behält. Ich möchte, dass diese Botschaft der Tröstung und Hoffnung an alle ankommt, besonders aber alle, die schwierige Weile zu erleben haben, die geistig und leiblich leiden.
– Der Papst segnete die Gläubigen, die vor dem Krankenhaus angesammelt waren, vom Fenster des Krankenhauses. Er zeigte mit der Hand diese operierte Stelle und gab zu verstehen, dass er nicht sprechen kann. -- Und noch vom Artikel: Dieser Papst zeigt seit vielen Jahren, was wir in der Tat sind. Wie sehr der Mensch brüchig ist, anfällig auf Schläge. Die früheren Päpste starben in Einsamkeit. Johannes Paul II. will bis zum Ende mit uns sein, weil er ähnlich wie wir, sich Teilnehmer an unserer Freude fühlt, aber ebenfalls an unseren Verabschiedungen Anteil nehmen möchte. Er stirbt Tag für Tag und zeigt es mit Mut, der kaum verglichen werden kann.
– Johannes Paul II. will uns alle das Leiden zeigen, dass wir etwas verstehen. Er sagt: Ich muss der Kirche im Leiden vorangehen. Der Papst muss leiden, dass jede Familie in der Welt sieht, dass - man könnte sagen - ein höheres Evangelium existiert: das Evangelium des Leidens, das verkündet werden muss, um die Zukunft jeder Familie zu vorbereiten.
– Ein paar Jahre her gefragt wegen der Möglichkeit, ob die Funktion des Papstes aufgegeben werden könnte, antwortete er den Reporteuren: „Ist etwa Christus vom Kreuz heruntergestiegen? Jetzt, um dasselbe gefragt, sagt er: Auf die Vaterschaft verzichtet man nicht ...”

Bei dem unter Sinai geschlossenen Bund hat das eine so klar ausgedrückte Formulierung noch nicht gefunden. Dennoch die entschieden und scharf hervorgehobene Erwähnung bezüglich des „Gerichts” über die „Götter Ägyptens” (Ex 12,12) ist in ihrer Aussagekraft eindeutig.

Die Ehre, die ‘fremden Göttern’ gehuldigt wird, ist immer Dienst in Knechtschaft Satans, der nur über eine Münze verfügt: die Sünde – und den Tod.
– Jahwéh führt in das Verständnis des Sinnes des geschlossenen Bundes nur allmählich ein. Er erweiterte, im Maß wie die „Fülle der Zeit” (Gal 4,4) näher wurde, durch immer reichlicher verliehenen ‘Sinn des Glaubens’ und die ‘Analogie des Glaubens’ – den Sinn des der Menschen-Familie angebotenen Bundes und der unbedingten Voraussetzungen zur Erreichung der vollen Kommunion mit Ihm als Gott des Lebens, das ganz Liebe ist.

Die Worte an sich des geschlossenen Bundes unter Sinai bringen täuschend die Worte zur Erinnerung, die Jesus Christus bei der Einsetzung der Eucharistie gesagt hat: diese wird von nun an das Opfer des Neuen und Ewigen Bundes (vgl. Lk 22,20; 1 Kor 11,25; Hebr 13,20), das im Blut des Sohnes Gottes besiegelt wird.

Der Eintrag des Bundes unter Sinai, der geschlossen wurde nach dem dargebrachten Brandopfer und Friedopfer aus Stieren (Ex 24,5), wobei der Altar und das Volk Gottes mit Blut der Opfer besprengt wurde (Ex 24,8), lautet:

„Da nahm Mose das Blut, besprengte damit das Volk und sagte:
‘Das ist das Blut des Bundes, den Jahwéh
aufgrund all dieser Worte mit euch geschlossen hat” (Ex 24,8; vgl. Mt 26,28; Hebr 9,18ff.; 10,29).

Jesus fügt aber bei der Erwähnung seines Blutes hinzu:

„Denn dies ist Mein Blut des Bundes,
das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden ...” (Mt 26,28; vgl. Mk 14,24; Lk 22,20).

Der Hl. Paulus stellt einmal offen die Frage:
„... denn das Blut von Stieren und Böcken kann unmöglich Sünden wegnehmen ...” (Hbr 10,4).
Im Gegenteil dazu, dem Blut des Sohnes Gottes Jesus Christus steht die Macht zu, die Sünden zu tilgen:

„... Christus aber ist gekommen als Hoherpriester der künftigen Güter ... nicht mit dem Blut von Böcken und jungen Stieren, sondern mit seinem eigenen Blut, und so hat Er eine ewige Erlösung bewirkt.
– Denn wenn schon das Blut von Böcken und Stieren und die Asche einer Kuh die Unreinen, die damit besprengt werden, so heiligt, dass sie leiblich rein werden, wie viel mehr wird das Blut Christi, der sich selbst kraft ewigen Geistes Gott als makelloses Opfer dargebracht hat, unser Gewissen von toten Werken reinigen, damit wir dem Lebendigen Gott dienen. Und darum ist Er der Mittler eines Neuen Bundes ...”
(Hebr 9,11-14).

Es gehört sich hier ein Fragment von der Enzyklika Evangelium Vitae Johannes Paul II. anzuführen, das Kommentar zu den Erwähnungen vom Blut des Bundes ist. Der Heilige Vater knüpft gerade an das ‘laut schreiende Blut’ an, das ungerecht vergossen wurde – angefangen vom Blut des Abel [s. Gen 4,10; Hebr 12,24]:

„Es ist das Blut der Besprengung. Zu ihrem Symbol und prophetischen Zeichen wurde das Blut der Opfer des Alten Bundes, durch die Gott den Menschen zeigte, dass Er ihnen sein Leben mitteilen will, indem Er sie reinigt und heiligt (vgl. Ex 24,8; Lev 17,11).
– Und zwar, das alles erfüllt und verwirklicht sich in Christus: Sein Blut ist das Blut der Besprengung, das die Erlösung bewirkt, reinigt und Heil bringt; es ist das Blut des Vermittlers des Neuen Bundes, das ‘für ... viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden’ (Mt 26,28).
– Das Blut, das von der durchbohrten Seite Christi am Kreuz fließt (vgl. Joh 19,34), ‘ruft mächtiger als das Blut Abels’ : dieses Blut bringt nämlich zum Ausdruck und fordert nach ‘tieferer Gerechtigkeit’, vor allem aber fleht es um Barmherzigkeit, es tritt beim Vater für die Brüder ein (vgl. Hebr 7,25), es ist Quelle der vollkommenen Erlösung und Gabe des neuen Lebens.
Das Blut Christi offenbart, wie groß die Liebe des Vaters ist, und zeigt zugleich, wie kostbar der Mensch in den Augen Gottes ist und wie ungemein der Wert seines Lebens ist.
– Daran erinnert uns der Apostel Petrus: ‘Ihr wisst, dass ihr aus eurer Sinnlosen, von den Vätern ererbten Lebensweise nicht um einen vergänglichen Preis losgekauft wurdet, nicht um Silber oder Geld, sondern mit dem kostbaren Blut Christi, des Lammes ohne Fehl und Makel’ (1 Petr 1,18f.).
– Gerade beim Betrachten des Kostbaren Blutes Christi, Zeichen seiner Hingabe aus Liebe (vgl. Joh 13,1), lernt der Gläubige wahrzunehmen und zu schätzen die beinahe Göttliche Würde jeder Person und kann voller Dankbarkeit und freudigen Staunens rufen: Welchen Wert muss der Mensch in den Augen des Schöpfers haben, wenn er ‘verdient hat, einen solchen und so mächtigen Erlöser zu haben’ (vgl. Exsultet der Ostervigil), wenn ‘Gott seinen Eingeborenen Sohn dahingegeben hat’, damit er, der Mensch, ‘nicht verlorengeht, sondern das ewige Leben hat’ (vgl. Joh 3,16)!” (EV 25).

Bei der Erörterung des Bundes, das Gott mit dem Volk der Hebräer unter Sinai geschlossen hat, sind wir noch in der Epoche des Alten Testamentes. Das Volk Gottes schritt erst – voller Mühe, der „Fülle der Zeit” entgegen. Es war vielfältig unter Druck der mächtigen Einwirkungen des ringsherum herrschenden politheistischen Milieus. Dennoch, auch wenn das Volk Gottes der damaligen Zeitepoche wahrscheinlich die Richtung des Vorhabens Gottes noch nicht in Fülle verstanden hat: die Erlösung des Menschen – Mann und Frau, in Christus, im Sohn Gottes, dem künftigen Nachkommen von Abraham, war es sich doch vollkommen bewusst, dass die Opfer der Tiere, zumal das dabei vergossene Blut jener Opfer, in Gottes Augen den Akt der Sühne für die Sünden der Person, die dieses Opfer dargebracht hat, nur symbolisieren sollte, beziehungsweise selbst für die Sünden des ganzen Volkes Gottes.

Gott hat um keinen Preis zur Darbringung von Brandopfern zulassen wollen, wo Menschen dargebracht wären. Bester Beweis dafür war der Eingriff Gottes, als Er Abraham verhinderte, seinen Sohn Isaak als Brandopfer darzubringen (Gen 22,11).
– Wie oft hat Gott in entschiedenster Art und Weise das Darbringen von Menschenopfern zurückgewiesen – in totalem Gegensatz zu damals angenommenen solchen Praktiken: Menschenopfern – im Kananäischen Milieu, dem die Hebräer, und später Israeliten, im Alltag dauernd begegneten (vgl. Lev 18,21; 20,2-5; Dtn 18,10; Jer 7,31; 19,4f; 32,35) und leider diese grausame Gewohnheit nachgeahmt haben: dem Götzen Moloch dargebrachter Kinderopfer (vgl. z.B.: Wiederaufbau von Jericho: 1 Kön 16,34; Ahas bringt als Opfer seinen Sohn dar: 4 Kön 16,3; usw.).


Im Zusammenhang mit dem Thema des hiesigen Abschnitts unserer Erwägungen über die ‘Herzensausgüsse’ Gottes vor dem Menschen, seinem lebendigen Ebenbild – wegen seiner Liebe, die keine andere sein kann als nur die bräutliche, sollten im Anschluss an den Bund unter Sinai ein paar charakteristische Aussagen des Gottes-Geschriebenen-Wortes bezüglich dieses Umbruchsereignisses in der Geschichte Israels hervorgehoben werden.

Dauernd zeitgemäß ist die schon ein paarmal hervorgehobene Feststellung, dass das Angebot an sich vonseiten Gottes, dem es dringend am Schließen des Bundes mit dem Volk seiner Erwählung gelegen ist, etwas so unerhörtes ist, dass es angesichts dieser Initiative Gottes schwer ist vor Verwunderung herauszufinden. Etwas ähnliches wird in keiner anderen Religion begegnet.

Die Übersicht jedes der Bünde, die Gott geschlossen bzw. erneuert hat mit den nächsten, kommenden Generationen, zeugt eindeutig davon, dass dieser Gott ... Liebe ist. Es ist Gott, der indem Er Gott-das-Absolut ist, d.h. Gott der weit entfernte, doch umso mehr Gott der von Ihm beständig gesuchten und eingeprägten Nähe zum Menschen, mit diesem „einzigen auf Erden Geschöpf, das Gott um seiner Selbst willen gewollt hat”  (GS 24).

Es ist also Gott, dem es „... auf euch gelegen ist”  (1 Petr 5,7), wie es einst der Hl. Petrus schreiben wird, der erste Stellvertreter Christi auf Erden. Dieser Gott denkt dauernd nicht an sich, sondern darüber, was Er ‘noch’ dazu tun könnte, um die Menschen „Teilnehmer zu machen an der Göttlichen Natur” (2 Petr 1,4). Das aber ist wohl oder übel Wesen der ... Bräutlichkeit: Angebot und Zulassen zur Kommunion im Leben und Liebe.

Auf dieser Ebene erfolgt die „Gabe der Person an die Person” (BF 11): das eigenartige ‘Zwei-zu-einem-Fleisch’ – im geistigen Sinn.
– Daselbst bleiben wir sofort wieder mit beiden Füßen am Grundboden der Ehe stehen. Sie sollte aber – aus Willen und Gründung Gottes, auch schon auf ihrer Stufe des ursprünglichen Sakraments der Schöpfung, das Geheimnis Gottes in seinem niemals befriedigten Person-Gabe-Sein für das Geschöpf seiner Vorliebe: Mann und Frau, in die Sichtbarkeit der Welt übertragen.

Wenn wir den biblischen Bericht über den zu Füßen Sinai geschlossenen Bund erforschen, können schwer einige charakteristische Hervorhebungen nicht bemerkt werden, die von verwundernder beinahe Zärtlichkeit und Freude Jahwéh zeugen, indem Er gleichsam ein „Zwei-zu-einem-Fleisch” mit dem Volk seiner Auserwählung wird, dem Er den Bund mit sich selber angeboten hat.
– Gott wusste offenbar nur allzu gut besten Bescheid darüber, was für eine ‘Braut’ das sein wird. Wie schwer sie zum Lieben sein wird! Wie schwer es sein wird, von ihr irgendeine erwiderte Liebe zu erwarten für die ununterbrochene Reihe von augenscheinlichen Zeichen und Wundern, über die es unmöglich war, nicht seine liebende Führung in Richtung des versprochenen Landes der Verheißung zu erblicken, das aber, des Weiteren, Anfang der ständigen Kommunion „in guten und schlechten Tagen” (GS 49) Gottes mit seinem Volk sein sollte.

Gott wusste es gut, wie dieses Volk – Seine Geliebte und ‘Braut’ – ungemein leicht dazu neigen wird, von der ‘gelobenen Treue’ wegzugehen. Aus beliebigem Grund wird es formalen ‘Verrat’ begehen des gerade erst geschlossenen, seiner Art ‘ehelichen’ Bundes mit Gott, der es aus Ägypten „mit ausgestrecktem Arm” (Ex 6,6; Dtn 5,15; 9,29; 26,8) herausgeführt hat. Es genügt, dass es den verlockenden, orgiastisch betriebenen Kulten der lokalen Götter begegnet, dass viele ohne Hemmung Apostasie vom Bund zu Jahwéh begehen.

Wie viele Male binnen dieser wenn auch nur 3 Monate, seitdem die Hebräer von Ägypten herausgeführt wurden – bis das Volk an den Fuß von Sinai angelangt ist, musste Jahwéh dieses „halsstarrige Volk” (Ex 32,9; 33,5; 34,9) erdulden. Sie lehnten sich gegen Mose wegen der Tatsache selbst auf, dass er sie aus Ägypten herausgeführt hat (s. Ex 14,11f.), da wieder wegen mangelndes Wasser (Ex 15,24), fehlende Nahrung (Ex 16,2ff.). Mose entschuldigte sich in solchen Fällen vor dem Volk:

„... Jahwéh hat euer Murren gehört, mit dem ihr gegen Ihn murrt.
Denn was sind wir [Mose und Aaron, sein Bruder]?
Nicht gegen uns richtet sich euer Murren, sondern gegen Jahwéh” (Ex 16,8.9-12).

Wenn auch Jahwéh die Bedürfnisse jedes Mal mit einem Wunder mehr befriedigt hat, vergaß das Volk seinen Gott, seinen Befreier, und murrte von neuem, wie z.B. in Refidim, wo der Mangel an Wasser sich empfindlich kennen gegeben hat (Ex 17,1). Das Aufbrausen des Volkes war damals so gewaltig, dass es kaum zur Steinigung des Mose nicht gekommen ist (Ex 17,4).

Welcher Gott würde ein so undankbares Volk, wahrlich das Volk mit „starrem Nacken”, nicht wegwerfen und es seinem eigenen Geschick gelassen haben?
– Dennoch, Jahwéh ist Gott-die-Wahrheit, d.h. unbedingte Treue zum einmal versprochenen WORT. Sollten etwa die so vielen Male in Vergangenheit geschlossenen Bünde und Verheißungen, die den Vätern gegeben wurden, deswegen zunichte gemacht werden, obwohl ihre Nachkommen dazu gerade provozieren?

Gott lässt sich trotz allem – gleichsam nicht entmutigen. Er liebt unabänderlich weiter dieses „sein Volk”, das Er um so großen Preis erworben hat.
– Noch mehr, Jahwéh hält es für sich als keine Beeinträchtigung, wenn Er vor diesem Volk die zu gleicher Zeit Väterlichen und Bräutlichen Ergüsse der ‘Gefühle’ seines Herzens ihnen gegenüber enthüllt.

Hier Worte, mit denen sich Jahwéh an dieses beständig aufständische und Ihm nicht anvertrauende Volk wendet – in der ‘Einführung’ zum Bund unter Sinai, der die von nun an Grundlage für die Beziehungen des Volks Gottes zu seinem Gott werden soll:

„... Ihr habt gesehen, was Ich den Ägyptern angetan habe,
wie Ich euch auf Adlerflügeln getragen und hierher zu Mir gebracht habe.
Jetzt aber, wenn ihr auf Meine Stimme hört und Meinen Bund haltet,
werdet ihr unter allen Völkern Mein besonderes Eigentum sein.
Mir gehört die ganze Erde.
Ihr aber sollt Mir als ein Reich von Priestern und als ein Heiliges Volk gehören ...” (Ex 19,4ff.).

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Erst angesichts des letztlichen Leidens Johannes Paul II. haben die Medien ihre Äußerungen ein wenig abgetönt und begannen die geheimnisvolle Kraft des mit Liebe gelebten Leidens zu erblicken und ihr Hochachtung zu erweisen.
– Das Jahr 2005 ist Jahr der Passion von Karol Wojtyła. Niemand hat ihn verraten, niemand verspottet. In der Zeit der Probe wird Johannes Paul II. von seinen Nächsten umgeben, und vom Platz des Hl. Petrus werden seine Ohren mit Ausdrücken von Liebe erreicht: er ist in allen Medien zugegen. - Allerdings auch Wojtyła ist angesichts des Schmerzes und Ohnmacht einsam. Die erhabenen Zeremonien in der Basilika betreffen ihn nicht mehr. Am Ostersonntag musste er sich damit begnügen, auf diesen Platz nur hinzublicken, den er bisher mit seiner Stimme erfüllt hat, mit Wanderung und Gebärde. Seine Augen füllten sich mit Tränen. Noch nie haben wir gesehen, dass der Papst so weinte. Miit diesem seinem Weinen wurde er uns so nahe wie nie bisher. Er greift am Herzen sowohl die Gläubigen, wie die nicht Glaubenden. Er rührt diese, die einmal den Tod ihrer Nächsten gesehen haben, aber auch jene, die vor dem Schrecken der Leere entsetzt bleiben. Am letzten Abschnitt seiner aussegewöhnlichen Wanderung verkündet Karol Wojtyla nur noch mit seinem Leib. Er spricht, indem er das Leiden enthüllt. Er gibt Mut und kündet mit dem schweigenden und schmerzhaft verzerrten Mund, dass der Schmerz seinen Sinn hat, dass er nicht steril ist, sondern fruchtbar. -- Johannes Paul II. hat es bewusst entschieden, den Kelch der Bitterkeit zu trinken, Trophen nach Tropfen, bis zum Letzten. Er macht auch keinen Hehl daraus, er verbirgt sich hinter den Schlupfwinkeln des Vatikans als besiegter Herrscher nicht. Ein kranker Papst wurde bisher immer vor Mengen der Menschen zurückgehalten. Die Regierungen mussten immer von seinem aktiven Zugegensein begleitet werden. Diejenigen, die von Ohnmacht betroffen wurden, wurden sofort vom Schleier des Geheimnisses umhüllt. Im Fall von Karol Wojtyla ist es anders geworden.
– Der Papst, der von weitem gekommen ist, hat beschlossen, die Wunden zu enthüllen - nach dem Muster des Ecce Homo. Von seinem Kalvarienberg aus, auf den er Tag auf Tag mit paradoxaler Ruhe hinaufsteigt, spricht Johannes Paul II. zur Welt, dass er das tägliche Leiden nicht scheut, noch die demütige Ohnmacht, noch einmal, dass sein früheres Aussehen verwischt wird. Seine Augen genügen, dass er den auf ihn schauenden Menschen bezeugt, dass niemand für sich lebt und stirbt. Weil die innere Reinigung die Schwäche des Leibes und jede Ohnmacht des Menschen besiegt. Der Papst weiß Bescheid davon. Das Leiden, das er in dieser Heiligen Karwoche erlebt, die dramatisch mit seiner nicht-Zugegenheit belichtet wird, ist Beispiel für Läuterung und Demut. Zu gleicher Zeit stellt sie die Würde den namenlosen Leiden der Millionen von Männern und Frauen wieder, die in Pein der Krankheit ohne irgendwelchen Ruhm, Hilfe oder Mitleid leben. -- Der Athlet hat seinen Lauf eingestellt. Der Aktor hat seine Simme aufgehoben. Die Hand, die geschrieben hat, hat die Kraft nicht mehr, noch das Blatt zu halten. Und doch, mit seinem erschöpften Leib verkündet Johannes Paul II. beständig eine Prophetie. Karl Wojtyla schreibt mit Leib und Schweigen vielleicht die schönste Enzyklika seines Lebens.
– Der Papst fürchtet sich vor dem Tod nicht. Alle Unruhe und Sorge deswegen betrifft die anderen. Er selbst bleibt heiter. Eines Tages, im Kreis seiner allernächsten Freunde, gehoben mit der ewigen Schönheit von Rom, hat er bekannt, indem er Horatius anführte: Non omnis moriar... Ich sterbe nicht ganz! (Quelle: Art. - Keine Notiz um den Autor: http://www.sciaga.pl/tekst/35968-36-cierpienie_jana_pawla_ii_a_etyka_mediow ).

Gott spricht hier zu dem von sich erworbenen Volk über sein intensiv gelebtes Band voller Gefühle, mit denen Er die ganze Zeit hindurch dieses Volk gleichsam auf seinen „Adlerflügeln getragen”  hat. Das Volk hat den hier gebrauchten Vergleich einwandfrei verstanden.
– Der Adler übt auf diese Art und Weise seine anwachsenden Jungen zu Probeflügen an und zum Mut, die Gefahren meistern zu lernen. Dieses Bild zeugt also von väterlich-mütterlicher Sorge gegen die noch nicht selbständige Nachkommenschaft.
– Man kann aber schwer leugnen, dass dieses Bild zugleich auch auf besonders anschauliche Art und Weise das Gefühlsband zum Ausdruck bringt, mit dem sich Jahwéh mit dem von Ihm erworbenen Volk gebunden findet.

Aber Gott befriedigt sich mit dem Erguss seiner Gefühle nicht, sondern zeigt auf das Gut hin, das Er für sein Volk vorbereitet hat. Dieses Gut ist offensichtlich etwas so grundsätzliches, dass Jahwéh die beständig erfahrene Undankbarkeit vonseiten des Volks als nicht wert einer Erwähnung hält. Dieses Gut ist der Bund, den Er ab immer für sein Volk vorbereitet hat.

Er soll seinen Ausdruck in den freiwillig angenommenen Zehn Geboten finden. Gott bittet mit dringender Besorgtheit um ein freiwilliges Zugeständnis auf seine Beobachtung:

„... Jetzt aber, wenn ihr auf Meine Stimme hört
und Meinen Bund haltet ...” (Ex 19,5).

Es schieben sich unserer Aufmerksamkeit von allein parallele Worte auf, mit denen sich einmal Jesus Christus an den Jungen Mann wenden wird, der Ihm die dramatische Frage um den Sinn des Lebens gestellt hat, wichtig vor allem im Alter der Jugendlichkeit [so ist nach Johannes Paul II. der Inhalt dieser Frage; s. PS-1985, 3.4.5.7.13]: „Meister, was muss ich Gutes tun, um das ewige – Leben zu gewinnen” (Mt 19,16; und: Lk 18,18)?
– Jesus gibt dem Jungen Mann kein neues ‘Rezept’ für Glück und gelungenes Leben. Er erinnert ihn nur an den ihm ab Kindheit bekannten, am Sinai von Gott seinem Volk angebotenen Dekalog: „... Wenn du aber das Leben erlangen WILLST, halte die Gebote ...” (Mt 19,17) – und zählt beispielsweise einige von ihnen auf.

Wesentlicher Wert gebührt hier dem hervorgehobenen: „Wenn du aber das Leben erlangen willst ...”.
– Durch Mose spricht derselbe Gott und legt die Frage – auf identische Art und Weise vor:
Jetzt aber, WENN ihr auf Meine Stimme hört und Meinen Bund haltet ...” (Ex 19,5).

Gott des Bundes erlaubt sich nicht, irgendjemanden zum ‘Gehorsam’ gegen seine Gebote zu nötigen. Durch Mose, der Vermittler bei der Schließung des Bundes unter Sinai war, sagt Gott am Ende seines Lebens ganz eindeutig, dass die Annahme bzw. Zurückweisung der Gebote – Frage des Lebens oder des Todes ist:

„Siehe, hiermit lege Ich dir heute das Leben und das Glück, den Tod und das Unglück vor. Wenn du auf die Gebote deines Gottes, Jahwéh, auf die ich dich heute verpflichte, hörst, indem du Jahwéh, deinen Gott, liebst, auf seinen Wegen gehst und auf seine Gebote, Gesetze und Rechtsvorschriften achtest, dann wirst du leben und zahlreich werden, und Jahwéh, dein Gott, wird dich in dem Land, in das du hineinziehst, um es in Besitz zu nehmen, segnen ...
– Den Himmel und die Erde rufe ich heute als Zeugen gegen euch an.
Leben und Tod lege ich dir vor, Segen und Fluch.
– Wähle also das Leben, damit du lebst, du und deine Nachkommen. Liebe Jahwéh, deinen Gott, hör auf seine Stimme, und halte dich an Ihm fest. Denn Er ist die Länge deines Lebens,
das du in dem Land verbringen darfst, von dem du weißt:
Jahwéh hat deinen Vätern Abraham, Isaak und Jakob geschworen, es ihnen zu geben” (Dtn 30,15-20).

Es geht hier also um keine irgendwelche ‘Laune’  vonseiten Gottes, sondern um das Gut – das letzte Gut des Volks Gottes und eines jeden einzelnen Mitgliedes dieses Volks. In weiterer Perspektive zeigt sich die Annahme des Dekalogs und das Leben nach dieser Richtschnur als Voraussetzung, um das ewige – Leben im „Haus des Vaters” (Joh 14,2) zu erlangen.

Gott-die-Wahrheit der Offenbarung ist allzu ernst, dass Er irgendjemanden irreführen sollte, was den letzten Sinn des Lebens angeht. War aber das Wissen um Gott als Wahrheit damals noch nicht allzu vertieft, zeigt Gott in diesem seinen dringend angebotenen Bund die Beweggründe, die das Volk der Erwählung Gottes entschieden zum Anvertrauen auf Ihn neigen sollten.

Dieser Beweggrund ist die bisherige wundervolle, immer wieder erlösende Fürsorge um die Hebräer. Zu ihrem Erweis wurde die Herausführung vom „Joch Ägyptens ... mit ausgestrecktem Arm” (Ex 6,6f.), und danach die Durchführung der Hebräer durch das Schilfmeer. Das eine, wie das andere war physisch und politisch genommen etwas ganz unwahrscheinliches, so dass es unmöglich war, in diesen Tatsachen nicht die „liebende Allmacht des Schöpfers” (DeV 33) zu erblicken, der getreu [= Gott-Wahrheit-Treue] die Verheißungen erfüllt hat, die Er den Urvätern versprach.

Siehe da: so ist der wahre Jahwéh: dieser ER-IST, der um der Treue willen zu seinem Bund der Liebe, seine Allmacht anspannt, indem Er die Menschen-Familie entschieden zur Verwirklichung seines Vorhabens führt: den Menschen in Jesus Christus zu erlösen. Das alles wäre selbstverständlich irreal, wäre Gott-die-Wahrheit nicht Gott-die-Liebe, d.h. Gott, der mit bräutlicher Liebe liebt.

Man kann ferner schwer aus dem biblischen Bericht vom Bund unter Sinai nicht das besondere Erfreut-Sein Gottes in seiner Liebe – angesichts der erwarteten Annahme vonseiten des Volks Gottes der Bedingungen des ihm angebotenen Bundes erblicken. Gott gibt deutlich zu verstehen, dass die Tatsache der Wahl der Hebräer, der Nachkommen der Patriarchen, mit denen Gott den Bund geschlossen hat: Noach, dann Abraham-Isaak-Jakob, eine Umsonst-Wahl ist.

Kein Mensch ist imstande, Gott irgendetwas ‘dazu zu geben’: „... Weil Mir die ganze Erde gehört ...” (Ex 19,5). Ungeachtet, dass in dieser Feststellung mittelbar die Antwort hinsichtlich des eventuellen Politheismus gegeben wird [= Vielheit von Göttern], enthüllt hier Gott die Natur seiner Liebe als Umsonst-Gabe der eigenen Person ‘für’ das Auserwählte Volk. Nimmt nämlich das Volk Gottes die Bedingungen des Bundes an und wird es sich im Alltag nach ihnen richten, garantiert Gott mit weiterer Verheißung:

„... Ihr werdet Mein besonderes Eigentum sein unter allen Völkern ...
Ihr aber sollt Mir als ein Reich von Priestern und als ein Heiliges Volk gehören ...” (Ex 19,5f.).

Gott bezeichnet hier das Volk seiner Auserwählung mit einem ganz erkorenem Dingwort: ‘segulláh’ = persönlichstes Eigentum des Königs, das grundsätzlich zu keinem irgendwelchen öffentlichen Ziel zugänglich ist. Mit Bezug auf Jahwéh geht es um Israel als sein ‘Kleinod’ und persönlich gepflegtes Besitzeigentum (Ex 19,5; Dtn 7,6; 14,2; 26,18; Ps 135 [134],4). Dieser Bezeichnung im Jahwéh´s Mund gebührt die Färbung beinahe des Names-Rufens im Sinn des ‘Verliebtseins’ : ‘Mein Liebchen, Meine Liebe’.

Man kann hier schwer nicht denselben ‘goldenen Faden’ erblicken, der einmal bei Deutero-Jesaja mit ebenfalls liebkosenden Bezeichnungen des Volks Gottes zum Ausdruck kommen wird:

„Du wirst eine prachtvolle Krone in der Hand Jahwéh’s sein,
ein königliches Diadem in der Hand deines Gottes ...
Man wird dich nicht länger mehr: ‘Verlassene’ nennen, und dein Land nicht mehr ‘Preisgegeben’.
sondern man wird dich ‘Meine-Lust-an-ihr’  heißen,
und dein Land ‘Vermählte’ ...” (Jes 62,3ff.).

So bleiben wir einmal mehr auf dem Grundboden Gottes stehen, der das Volk seiner Auserwählung, diese seine „segulláh” – mit bräutlicher Liebe liebt – und daraus kein Geheimnis tut. Es ist aber eine beständig sehr anspruchsvolle ‘Liebe’. Sie strebt danach, bei der Geliebten die maximale Reinheit des Herzens zu schaffen.

Gott gibt auch in diesem Fall deutlich zu verstehen, dass seine Liebe das eine anstrebt: dass diese Seine, die geliebt wird unentgeltlich und allem zuwider, was ihr gehören sollte, „heilig” sei (Ex 19,6). Ganz ähnlich, wie das einmal der Völkerapostel zum Ausdruck bringt, wenn er das Panorama des Vorhabens Gottes mit Bezug auf den Menschen schon „vor der Gründung der Welt” abzeichnet (Eph 1,4). Nur dass der Hl. Paulus dieses Vorhaben schon in seiner Erlösungs-Verwirklichung durch den Sohn Gottes Jesus Christus darstellt:

„Denn in Ihm [im Gottes Sohn, unserem Herrn Jesus Christus]
hat Er uns erwählt vor der Erschaffung der Welt,
damit wir heilig und untadelig seien vor seinem Angesicht ...” (Eph 1,4; vgl. Eph 5,27).

Es ist klar: Das Vorhaben Gottes erliegt niemals einer Veränderung, noch Verjährung. Deswegen brauchen wir uns nicht wundern, dass auch das Volk der Erwählung Gottes im Bund unter Sinai zur ethischen Heiligkeit gerufen wird. Zu ihr führt der eine Weg: Die Annahme im „Gehorsam dem Glauben” (Röm 1,5; 16,26) der Gebote Gottes.

Folgerichtig, das so behandelte Volk Gottes wird in Gottes Augen zur Ebene des allgemeinen Priestertums erhoben: „Ihr aber sollt Mir als ein Reich von Priestern und als ein Heiliges Volk gehören” (Ex 19,6).

Mit sehr ähnlichen Worten äußert sich einst der erste Stellvertreter Christi, der Hl. Petrus der Apostel (s. 1 Petr 2,5.9). Als auserwählter Teil unter allen Völkern wird das Volk der Erwählung Gottes berufen, die Aufgabe der ‘Priester’ inmitten und mit Bezug auf alle anderen Völker zu erfüllen.

Priester sind von Ruf und Berufung aus dazu bestimmt, den allernächsten Dienst bei Gott zu verrichten. Damit wird das Postulat begründet, dass sie wachsam die Reinheit des Herzens pflegen und bewusst nach Heiligkeit streben, so dass ihr Leben menschlich gesehen der beständigen Nähe zu Gott würdig sei.
– Kein Wunder, dass die Gesetzessammlung im Dritten Buch des Pentateuch von Mose, d.h. im Buch Levitikus, bezeichnet als „Heiligkeits-Kodex” (Lev 17-27), sich um rituelle und ethische Vorschriften sammelt, die in erster Reihe den Priesterstand betreffen.

Letztlich zeigt es sich, dass die Bezeichnung des Volks der Erwählung Gottes als „Reich der Priester” [bzw.: königliches Priestertums] meritorisch gesehen eine eigenartige Synonymbezeichnung ist, d.h. gleichbedeutende Bezeichnung zur anderen darstellt, die das Volk Gottes als „Tochter Jerusalem”, oder anderenfalls als Gottes Braut darstellt, wie dann das Neue Testament die Heilige Kirche nennen wird, d.i. das Volk Gottes des Neuen Bundes, der im Blut Jesu Christi besiegelt werden wird und der durch die Gabe seines Lebens zum Bräutigam-vom-Kreuz der von Ihm gegründeten Kirche geworden ist (s. Eph 5,23-26.29-32; 2 Kor 11,2).

Mit anderen Worten, die Deutung – der Reihe nach – des Bundes, den Gott mit dem Volk der Auserwählung unter Sinai geschlossen hat – als bräutlichen Bundes bedeutet in keinem Fall, der biblischen Darstellung irgendeine Gewalt anzutun. Wenn auch die Hinsicht der ‘Bräutlichkeit’ von Gottes Seiten hier nicht allzu sehr zum Vorderschein geschoben wird, ist sie doch gleichsam ‘im Hintergrund’ dauernd zugegen.

Im Laufe der weiteren Stufen der Offenbarung Gottes erfährt sie eine immer deutlichere Formulierung – bis zum Buch der Offenbarung einschließlich, dem letzten Buch des Neuen und Ewigen Bundes Gottes mit seinem Volk.
– Das aber übt seinen direkten Widerhall auf die Ehe aus, die „von Anfang an” als ursprüngliches Sakrament der Schöpfung erschaffen worden ist, so dass sie gerade in der Ehe ihren artikulierten Ausdruck erfahren hat.

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D.   „HÖRE ISRAEL:
DU SOLLST LIEBEN GOTT
MIT GANZEM HERZEN ...” (Dtn 6,5)

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1. Gottes Beziehungen zu seinem Volk nach dem Buch Deuteronomium

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a. Einführende Motivation

Besonders erstaunlich betreffs des Themas ‘Liebe’ Gottes zu Israel und umgekehrt im Rahmen des Pentateuchs von Mose [= Fünf Bücher von Mose: sie tragen den Namen Mose-Bücher] sind einige insbesondere Äußerungen des Deuteronomiums [= Wiederholten Gesetzes: Dtn, das 5. Buch von Mose]. Dieses Buch enthält mehrere Bezeichnungen, in denen mittelbar oder unmittelbar von der verwundernden Liebe Gottes zu seinem Volk Israel gesprochen wird.

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Der Priester assistiert nur bei der Eheschließung - in Vertretung und Bevollmächtigung Gottes. Das Sakrament der Ehe verleihen sich gegenseitig diese Zweien: Sie selbst werden hier Ausspender dieses Sakramentes angesichts ihrer aneinander. Von nun an wollen sie für den Alltag das Wort Gottes, das zu ihnen ausgerichtet ist, erleben:
– „EINER ordne sich dem anderen unter in der gemeinsamen Ehrfurcht vor Christus ... Ihr Männer, liebt eure Frauen, denn auch Christus hat die Kirche geliebt und sich für sie hingegeben, um sie ... zu heiligen” (Eph 5,21.26f.).

Wie im Zusammenhang des geschlossenen Bundes im Exodus-Buch, so auch im Buch Deuteronomium [des Wiederholten Gesetzes: Dtn] kommen Worte vor, die Gott als allerzärtlichsten Vater darstellen, der persönlich Israel als sein unbeholfenes, kleines Kindlein trägt. So ist es eine weitere Anknüpfung an Bilder, die vom Ehe- und Familien-Leben geschöpft werden und daselbst an die Liebe von Mann und Frau, Mutter und Vater anspielen.

Zu gleicher Zeit bringt Mose die Haltung der ständigen Auflehnung Israels und seines Misstrauens zu Jahwéh (z.B.: Dtn 1,26-32) zur Erinnerung. Israel kann immerwährend nicht, oder vielleicht eher es will es nicht – die Schlüsse ziehen aus den immer wieder bestätigten Eingriffen, mit denen Gott seine Nähe und uneigennützige Liebe zum Volk seiner Auserwählung bewiesen hat. Es waren Wunder seiner Allmacht, die Gott gebrauchte, um die Treue [= Wahrheit] den Verheißungen gegenüber zu bezeugen, die Er den Patriarchen versprochen hat:

„... Das gleiche tat Er in der Wüste, du hast es selbst erlebt [Du, Israel].
Da hat Jahwéh, dein Gott, dich auf dem ganzen Weg, den ihr gewandert seid, getragen, wie ein Vater seinen Sohn trägt, bis ihr an diesen Ort kamt.
Trotzdem habt ihr nicht auf Jahwéh euren Gott, vertraut ...” (Dtn 1,31f.).

Man kann sich nur vorstellen, wie sehr Gott diese beständig dokumentierte Haltung des Misstrauens auf Seine Liebe ... ‘wehtun’ musste.
Es wird einmal werden, da beklagt sich Gott in Jesus Christus gerade wegen solchen ‘Schmerzes’. Jesus sagt es durch die Hl. Schw. Faustyna Kowalska, u.a. mit folgenden Worten:

„Das Misstrauen der Seelen zerreißt mein Inneres ...
Trotz Meiner unerschöpflichen Liebe – trauen sie Mir nicht;
sogar Mein Tod reicht ihnen nicht aus.
Wehe der Seele, die sie missbraucht” (TgF 50; vgl. ebd., 1076).

Hier kommen im wörtlichsten Sinn Wunder in Betrachtung, die von Gott gewirkt worden sind, um die einst den Patriarchen angekündeten Verheißungen zu verwirklichen. Das ganze Volk hat diese ‘Zeichen’ gesehen und sie erlebt. Dem zuwider hat es sich kaum danach rebellisch verhalten – gegen den erfahrenen und von Tag zu Tag in die Tat umgesetzten ihren Loskauf aus der Sklavenschaft in Ägypten.
– Dennoch Gott hat sich von der Treue der einmal seinem Volk versprochenen, uneigennützigen Liebe – nicht zurückgezogen.

Indem Mose das Volk ermutigt, dass es sich gemäß den Bedingungen des geschlossenen Bundes unter dem Sinai verhält, erinnert er an die beständige Herabneigung Jahwéh zu seinem Volk. Die Haltung Gottes, wie sie in keiner anderen Religion beobachtet werden kann, zeugt von verwundernder, nicht verdienter Liebe vonseiten Gottes.
– Der Gehorsam gegen die Weisungen Gottes wird Grundlage zum besonderen Segen, mit dem Gott sein Volk umgeben wird. Das wird die umgebenden Völker in Staunen versetzen. Diese Tatsache wird zugleich zum Weg, dass Gott-die-Wahrheit kennen gelernt werden kann. Gerade dieser Gott wird in Israel äußerst zugänglich.
– Daher sagt Mose:

„Hiermit lehre ich euch, wie es mir Jahwéh, mein Gott, aufgetragen hat ...
Ihr sollt auf sie achten und sollt sie halten. Denn darin besteht eure Weisheit und eure Bildung
in den Augen der Völker. Wenn sie dieses Gesetzeswerk kennen lernen, müssen sie sagen:
‘In der Tat, diese große Nation ist ein weises und gebildetes Volk’.
Denn welche große Nation hätte Götter, die ihr so nah sind [= Gottes Auserwählung und der Bund],
wie Jahwéh, unser Gott, uns nah ist, wo immer wir Ihn anrufen ...” (Dtn 4,5ff.)?

Mose erinnert die Hebräer immer wieder an die Tatsache der Auserwählung und des mit ihnen geschlossenen Bundes als die Grundlage für die Verpflichtungen, die vonseiten Israel angesichts Gottes, der Liebe ist, angenommen wurden. Er warnt mit ganzem Nachdruck, dass niemand der Versuchung zur Huldigung den Göttern erliegt, wie sie von allen umgebenden Völkern praktiziert wird. Der Götzendienst kann unmöglich mit Bekennen Jahwéh in Einklang gebracht werden, also dem Gott von Leben und Liebe. Indem es der Einzige Gott ist [s. Dtn 6,4], ist Er zugleich Gott der ‘Eifersucht’ – offenbar Eifersucht im biblischen Sinn. Darüber wurde schon ein paarmal gesprochen (s. genauer:  Gott der ‘Eifersüchtige’):

„Nehmt euch ... gut in acht! Lauft nicht in euer Verderben und macht euch kein Gottesbildnis, das irgendetwas darstellt, keine Statue, kein Abbild eines männlichen oder weiblichen Wesens, kein Abbild irgendeines Tieres
[= Anspielung an den Kultus in Ägypten und zugleich Mesopotamien: Gottheiten dargestellt als halb-Mensch und halb-Tier] ...
Wenn du die Augen zum Himmel erhebst und das ganze Himmelsheer siehst, die Sonne, den Mond und die Sterne, dann lass dich nicht verführen! Du sollst dich nicht vor ihnen niederwerfen und ihnen nicht dienen [= Anspielung an den Astralkultus: Mesopotamien, Ägypten].
Jahwéh, dein Gott, hat sie allen anderen Völkern überall unter dem Himmel zugewiesen.
– Euch aber hat Jahwéh genommen und aus dem Schmelzofen, aus Ägypten, herausgeführt,
damit ihr Sein Volk, Sein Erbbesitz werdet ...
Nehmt euch in acht! Vergesst nicht den Bund, den Jahwéh, euer Gott, mit euch geschlossen hat. Ihr sollt kein Gottesbildnis machen, das irgendetwas darstellt, was der Jahwéh, dein Gott, dir verboten hat.
Denn Jahwéh, dein Gott, ist verzehrendes Feuer [= Anspielung an die Offenbarungen Jahwéh durch Feuer; und der Strafen in Feuersgestalt]. Er ist ein Eifersüchtiger Gott” (Dtn 4,15.16f.19f.23f.).

Man kann einmal mehr schwer nicht bemerken, dass hier die Sprache der ehelichen ‘Liebe’ gesprochen wird. Sie spricht alle veranschaulich an, darunter auch die nicht ausgebildeten Leute. Daselbst befinden wir uns aber neuerlich in der Symbolik der Ehe – diesmalig im Verhältnis zu Gott, auch wenn wir uns dauernd gut dessen bewusst bleiben, dass es hier nur um Sprache der Analogie geht.
– Die Beziehungen Gottes zum Volk seiner Auserwählung gestalten sich auf dem Grundboden seiner Vermählung mit Israel aufgrund des ihm angebotenen Bundes. Daselbst bildet sich ein untrennbares Band nach dem ehelichen Band, wo es von selbst verständlich ist, dass hier die Ausschließlichkeit und Unauflösbarkeit der gebundenen Liebe im Spiel ist.

Man braucht sich nicht wundern, dass der so begriffene Bund vonseiten des chronischen menschlichen Elends und der Unbeständigkeit des Volks Gottes mit der Sünde des ... ‘Ehebruchs’  bedroht ist. So geschieht es, sooft sich jemand ‘verführen lässt’ (Dtn 4,19; s. die Worte Jesu über Satan: der lügt und von Anfang an tötet: Joh 8,44f; u.: Offb 12,9) und dem rasend verrichteten Kultus der Lokal-Gottheiten erliegt, wie er von Bewohnern aller umgebenden Völker praktiziert wurde. Mit dem Namen ‘Ehebruch” werden Sünden umfangen, die gegen das erste Gebot Gottes ausgerichtet sind:

„Ich bin Jahwéh, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus.
Du sollst neben Mir keine anderen Götter haben!” (Ex 20,2f; Dtn 5,7).

Daselbst können leicht die Äußerungen des Gottes-Geschriebenen-Wortes bezüglich der „Eifersucht” Gottes verstanden werden, wie z.B. im gerade oben erörterten Text (Dtn 4,24; und z.B.: 5,9; usw.).

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2. „Höre, Israel ...!”

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a. Worte ohne Präzedenz

Die so verstandenen Beziehungen Jahwéh zu seinem Volk führen direkt zu ihrer höchsten Formulierung in Form der Anordnung, Gott zu lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft. Der biblische Verfasser legt diese Anordnung in den Mund von Mose, der von der Perspektive aus der schon zu Ende laufenden Wanderschaft durch die Wüste, in der Zeit schon kurz vor dem Eintritt der Hebräer in Kanaan – dem Volk Gottes die größten Erlösungs-Taten zur Erinnerung bringt, die die Israeliten von der Auswanderung an von Ägypten bis zum Schließen des Bundes mit Gott unter Sinai, und bis zur Erreichung Jetztzeit der Nähe des Landes der Verheißung von seiner östlichen Seite, erlebt haben (s. Dtn 1,1-5; 4,44-49).

Mose heißt Israel, dass es sich zu Jahwéh mit Ehre – nach der Richtschnur der „Furcht Gottes”  bezieht (Spr 1,7; 9,10; Jes 11,3) und alle seine Gebote und Anordnungen hält. Ihre treue Umsetzung ins Leben erwartet vonseiten Gottes den Lohn in Form eines vielseitigen Glücks und Gaben, die für die Entfaltung im Alltag unentbehrlich sind:

„Deshalb, Israel, sollst du hören und darauf achten, ... damit es dir gut geht
und ihr so unermesslich zahlreich werdet, wie es Jahwéh, der Gott deiner Väter,
dir zugesagt hat in dem Land, wo Milch und Honig fließen” (Dtn 6,4f.).

Erwartet Gott, und selbst Er befiehlt, dass die Bedingungen des Bundes erfüllt werden, d.h. heißt Er den Dekalog zu halten, tut Er das nicht um seiner Selbst willen, noch wegen seines willkürlichen Willens, sondern dauernd indem Er sich auf dem Gut des Volks seiner Auserwählung konzentriert. Es geht um sein irdisches Wohl, und in weiterer Perspektive selbstverständlich um das ewige Leben eines jeden einzelnen, auch wenn diese Hinsicht sich im Alten Testament nicht allzu deutlich auf den Vordergrund geschoben hat.

Es besteht aber kein Zweifel, dass dank der Gabe des Heiligen Geistes, und zwar dem immerwährend verliehenen ‘Sinn des Glaubens’, das Volk Gottes sich gut bewusst war, dass es um das Leben in um viel mehr intensiver Bedeutung handelte, als das irdisch-vergängliche Leben allein.

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b. Der Text in dem es Gott
zu lieben befohlen wird

Auf die erörterten Worte folgt jetzt das Fragment, das Gott zu ‘lieben’  betrifft, und das vom Gesichtspunkt her der Religionsgeschichte Tatsache ohne Präzedenz darstellt:

„Höre, Israel! Jahwéh ist unser Gott – Jahwéh der Einzige.
Du wirst lieben – Jahwéh, deinen Gott, mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele, mit ganzer Kraft.
Diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollen in deinem Herzen sein.
Du sollst sie deinen Kindern einschärfen, und du sollst davon reden,
wenn du in deinem Hause sitzt und wenn du auf den Weg gehst, wenn du dich hinlegst ...
Du sollst sie auf die Pfosten deines Hauses und an deine Tore schreiben ...” (Dtn 6,4-9).

Diese Wort sind sehr ausgeprägt. Mose wendet sich mit diesen Worten an Israel sowohl indem er zum aufmerksamen HÖREN des Wortes Gottes aufruft, wie auch zum tatsächlichen GEHORSAM gegen die Gebote Gottes anregt.
– Ihr Anfang lautet hebräisch – und in wörtlicher Übersetzung:

Schemá’  Jisraél !  Jahwéh  –  Elohénu!  Jahwéh  –  echád !
Höre, Israel ! Jahwéh – es ist unser Gott! Jahwéh,
[Er der] Einzige!
(Dtn 6,4)

Diese Worte werden von nun an in das tägliche Morgen- und Abendgebet des Gläubigen Israeliten einverleibt. Dieses Gebet wird von seinen ersten Worten des angeführten Fragmentes vom Deuteronomium-Buch benannt als das Gebet: „Schemáh Jisraél ... – Höre, Israel” !
– An sich besteht dieses Gebet aus drei Fragmenten vom Pentateuch [Fünf Bücher von Mose]. Auf eine nähere Besprechung des Inhaltes dieses Gebetes müssen wir hier aber verzichten.


Bemerkungen zum Gebet ‘Schemáh Jisraél’:
Der Text dieses Gebetes besteht aus folgenden Fragmenten vom Pentateuch:
Dtn 6,4-9. Es sind die gerade erst angeführten Worte. Sie rufen nach dauerndem Gedenken an den angeführten Inhalt.
Dtn 11,13-21. Dieses Fragment zählt die Verheißungen Gottes auf: Herabsendung des erwarteten Regens und Reichlichkeit an Nahrung, Warnung vor Götzendienst, ständiges Gedenken an den Bund.
Num 15,37-4. Dieses Fragment des Gebetes enthält die Anordnung betreffs der Fransen, die das Gedenken an die Gebote Gottes erinnern sollen. – Bündig über dieses Gebet ‘Schema Jisrael’ s. z.B. http://pl.wikipedia.org/wiki/Szema_Jisrael – (poln.).


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Es freut mich sehr, weil ich immer größer werde. Ich kann von Klasse zu Klasse durchgehen. In Kürze werde ich ins Gymnasium gehen können ... ! – „(Jesus) DANN (nachdem Er im Tempel gefunden worden war) kehrte Er mit ihnen (Josef und Maria) nach Nazaret zurück und war ihnen gehorsam. Seine Mutter bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen. Jesus aber wuchs heran, und seine Weisheit nahm zu, und Er fand Gefallen bei Gott und den Menschen” (Lk 2,51f.).

Das erste Wort dieses Gebetes, d.h. der Worte Mose des besprochenen Fragments, heißt Israel aufmerksam und voller Sammlung auf den Inhalt des Wortes Gottes ‘hören’. Tatsächlich, die Juden, die mit den Worten: „Schemá Jisraél” beten, tun es sehr langsam und voller Überlegung, damit der Inhalt dieser Worte gleichsam eingesaugt werden kann. Sie stellen das bündigste ‘Credo”, d.h. das Glaubensbekenntnis für Israel dar, ähnlich wie auch für Israel des Neuen Bundes.

Im Gegensatz zu anderen Völkern – den heidnischen, die ‘ihre’ verschiedenen ‘Götter’ geehrt haben, wobei jede Gottheit ‘Spezialist’ in immer anderem Bereich der Handlungen und Zuständigkeiten war, bekennt hier Israel, dass ‘unser Elohim’ [= Gott] der Jahwéh ist (vgl. das charakteristische: Hebr 11,16: „Gott schämt sich nicht, ihr Gott genannt zu werden”).
Es ist Dieser ‘Elohim’ [Gott], der über die Allmacht verfügt, weil Er schlechterdings Gott-der-Lebende ist, und daselbst zu schaffen fähig ist, zumal zu erlösen-befreien. Dabei ist Er Gott des Bundes, den Er Israel angeboten hat.

Nichts wunderbares, dass ein Israelit sich schon allein des Namens Gottes ‘Jahwéh’ rühmt. Er bedeutet: „ER IST” (s. Ex 3,14f.; 6,2.6). Es ist kein fiktiver ‘Gott’, kein Gott-Nichtigkeit-Nicht-Sache [vgl. z.B.: 2 Kön 17,15: „... Sie liefen Nichtigen Göttern nach – und wurden selbst Zunichte”. So ist das Geschick jener, die einem Götzen nachlaufen, der Nicht-Leben ist; vgl. auch Jer 2,5]. Gott Israels ist Dieser, der „Himmel und Erde erschaffen hat” (Ps 124[123],8), indem Er bei der Erschaffung gleichsam ‘gespielt’ hat.

Indessen, während die ganze Schöpfung Werk allein der „Finger” Gottes ist (Ps 8,4), engagierte Gott in das Werk der Herausführung Israels aus Ägypten – um der Treue willen [Gott: Wahrheit-der-Offenbarung] zu seinem Bund und seiner ‘gelobenen’ Liebe zu Israel – die Macht seines „ausgestreckten Armes”  (Ex 6,6).
– Die Herausführung Israels aus Ägypten wurde zugleich zum „Gericht” über die Götter von Ägypten” (Ex 12,12) und der umgebenden Völker (s. das ob.: Jahwéh’s Gericht über die Götter Ägyptens).

Darüber hinaus bekannte aber der Israelit im Gebet „Schemá Jisraél” den Glauben an die Einzigkeit Gottes, Namens Jahwéh:

„Jahwéh – Elohénu! Jahwéh – echád”
Jahwéh – siehe das ist unser Gott!
Jahwéh [Es ist Dieser] Einzige!”

Das Bewusstmachen den Hebräeren um die Einzigkeit von Jahwéh, d.h. des Gottes, der sich früher Abraham, Isaak und Jakob geoffenbart hat, war eine der grundsätzlichen Sendungen Mose. Im gerade erörtertem Text (Dtn 6,4) wird diese Einzigkeit zum Ausdruck gebracht und sehr klar gestellt.
– Auf gleich klare Art und Weise, wenn nicht noch schärfer und mit scharfem Kontrast, wird die Einzigkeit Gottes in der ‘Hymne von Mose”  dargestellt (Dtn 32,12.16ff.21.37.39f.).

Die Frage der Einzigkeit Gottes im Gegenteil zum Politheismus entbrannte als nicht nur praktische, sondern selbst theoretische Frage besonders in der Zeit der Gefangenschaft der Judäer in Babylonien im 6. Jh. vor Chr. Echo der damals unternommenen harten Auseinandersetzungen, verschärft infolge des Aufenthaltes als Verknechteter im heidnisch-politheistischen Milieu, ist vor allem der Zweite und Dritte Teil des Jesaja-Buches (Deutero-Jes 40-55; Trito-Jes 56-66) – und anderseits die schriftliche Fassung von Gen 1 (Erschaffung der Welt und des Menschen) gewidmet.


Es gehört sich noch zu bemerken, dass einmal die Zeit kommt, wenn Jesus Christus die grundlegende Anordnung des Ethos des Neuen Bundes mit Worten formulieren wird, die an das gerade besprochene Fragment des Deuteronomium-Buches (Dtn 6,4-9; s. ob.: Höre, Israel: Volltext) täuschend erinnern.

Es geschah eines Tages, als eine Frau auf ihre frauliche Art und Weise das Glück der Mutter Jesu zum Ausdruck bringen wollte wegen der Ehre, Ihn getragen und gestillt zu haben (Lk 11,27). Jesus antwortete darauf:

„Er aber erwiderte: ‘Selig sind vielmehr die,
die das Wort Gottes hören und es befolgen’ ...” (Lk 11,28; und: 8,21).

Mose führt die erörterte, dringende Anordnung gerade mit Worten ein, die zum aufmerksamen ‘Hören’ des Wortes Gottes aufrufen. Der ganze Zusammenhang der Aussage von Mose betrifft außerdem die ‘Befolgung’ dieses Wortes Gottes.


Es hat sich aber noch eine zusätzliche Gelegenheit ereignet. Davon berichtet der Evangelist Markus (Mk 12,28-34) und Matthäus (Mt 22,34-40).
– Nach der Fassung von Markus ist zu Jesus ein Gelehrter in der Heiligen Schrift herangetreten und stellte Jesu eine Frage: „Welches Gebot ist das Erste von allen?” (Mk 12,28). Jesus musste selbstverständlich eine Antwort geben:

„Jesus antwortete:
‘Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr.
Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen
und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft.
Als zweites kommt hinzu:
Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.
Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden’ ...” (Mk 12,29-31).

Jesus zeigt hier die Synthese der bisher getrennt bestehenden zwei Gebote Gottes. Beide befinden sich als Gottes-Geschriebene-Wort im Pentateuch.
– Das erste der angeführten Gebote Gottes, wobei es kein größeres als dieses gibt (Mk 12,31), führt Jesus wörtlich vom Buch Deuteronomium an, das wir gerade erörtern (Dtn 6,3-5). Es betrifft das Lieben Gottes mit ganzem Herzen und mit aller Kraft.
– Jesus fügt aber dieses Gebot mit einem anderen Gebot zusammen, das die Nächstenliebe betrifft. Dieses besteht im Eintrag des Gottes-Geschriebenen-Wortes des Pentateuchs im Buch Levitikus (Lev 19,18). Es steht dort als letzte Zusammenfassung vieler erwähnten Pflichten gegen die Nächsten, wobei aber als diese ‘Nächsten’ dem Zusammenhang nach, im Grund genommen eigentlich die Landsleute desselben Volkes gemeint sind.
– Der Endsatz dieses Fragmentes des Levitikus-Buches lautet folgender:

„... Räche dich nicht, und trage den Söhnen deines Volkes nicht nach,
sondern liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Ich bin Jahwéh” (Lev 19,18).

Jesus hebt hier die Einheit der Liebe zu Gott – und der Nächstenliebe hervor.
– Dagegen im Gleichnis vom guten Samariter stellt Jesus die autoritative Deutung der Frage dar, wer als ‘Nächster’ gehalten werden soll. Es ist jeder Mensch, der zurzeit am Horizont erscheint und irgendwelche Hilfe benötigt (s. Lk 10,30-37; und Apostolischer Brief Johannes Paul II.: Salvifici Doloris [1984], bes. Nr. 28-30).

Mit anderen Worten, Jesus lässt deutlich verstehen, dass es keine Liebe zu Gott geben kann, wenn parallel dazu nicht die tätige Nächstenliebe einhergeht – alles gleich, wer dieser Nächste gerade ist, den Feind nicht ausgenommen. Jesus stellt hiermit einen entschiedenen Umbruch auf, was das Begreifen des Ethos angeht, das in der Epoche der Erlösung verpflichtet. Zum Erkennungsmerkmal seiner Jünger wird die Nächstenliebe nicht nur zu Landsleuten, sondern auch zu Feinden (s. die eindeutigen diesbezüglichen Weisungen Jesu: Mt 5,43-48; Lk 6,27-36).

Selbst auch Jesus Christus gibt persönlichen, praktischen Beispiel, wie seine Lehre wörtlich ins Leben umgesetzt werden soll. Und zwar von der Höhe des Kreuzes wird Er noch die Täter seiner Marter vor dem Antlitz des Vaters entschuldigen und für sie um Vergebung bitten (Lk 23,34).
– Dem Erlöser folgen von nun an mutig die Mengen seiner Jünger alle Jahrhunderte hindurch nach. In Zeiten der blutigen Verfolgungen konnten selbst die Heiden nicht genug wundern wegen der Haltung der Nächstenliebe, mit der sich die ‘Christen’ auszeichneten, indem sie auch ihren Feinden verziehen und für sie gebetet haben.

Der Geliebte Jünger Christi bringt den diesbezüglichen Lebensstil seines Meister eindeutig zum Ausdruck aus, wenn er in seinem Brief schreiben wird:

„Wir lieben, weil Er uns zuerst geliebt hat.
Wenn einer behauptet: ‘Ich liebe Gott’, und seinen Bruder hasst, dann ist er ein Lügner.
Denn wer seinen Bruder, den er vor Augen hat, nicht liebt,
der vermag Gott, den er nicht gesehen hat, (erst recht) nicht zu lieben.
Und wir haben dieses Gebot von Ihm: Wer Gott liebt, soll auch seinen Bruder lieben” (1 Joh 4,19ff.).

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c. Die Frage des Schriftgelehrten

Nach diesen Bemerkungen greifen wir noch einmal die Antwort Jesu auf die Frage auf, die Ihm von jenem Gelehrten in der Schrift gestellt wurde – betreffs des „ersten unter allen Geboten” (Mk 12,28). Wir können unmöglich nicht bemerken, dass der erste Satz der Antwort Jesu wörtliche Anführung darstellt sowohl des Fragmentes der besprochenen Ansprache Mose (Dtn 6,4f.), wie auch des Gebetes eines jeden gläubigen Israeliten: „Schemá Jisraél ...” (Dtn 6,4). Jesus hat es offensichtlich gut gekannt – und mit diesen Worten täglich gebetet.

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Dialog der elterlichen Liebe eines großen Polarbärs mit seinem Kleinen. Wie diese Tiere sich verwundernd zu verständigen verstehen! - Und der große Gott ... sollte Er etwa mit Söhnen seiner Annahme nicht auch den intimsten Dialog führen können?

Selbst dieses Gebet „Schemá Jisraél”  steht im Zusammenhang, der eine große Anamnese darstellt. Sie beruht auf Erinnerung an die bisherigen Erlösungs-Eingriffe vonseiten Jahwéh dem Volk seiner Auserwählung zugute und auf hingewiesener Wirksamkeit der erfahrenen Gottes Erbarmungen in der gerade gelebten Zeit der weiter ablaufenden Geschehnisse des Heilwerks.
– Darin beruht der wesentliche Unterschied zwischen dem Begriff einer ‘Geschichte-um-der-Geschichte’ willen im weltlichen Schrifttum, und der ‘Geschichte’ als Erlösungs-Wirken dieses Gottes, das auf wahrhaften Ereignissen dieses Gottes beruht, der aber durch jene Erlösungs-Tatsachen sein Volk zur Fülle der Offenbarung in Jesus Christus führt.

Es gehört sich noch aufmerksam zu machen, dass die Frage, die der Schriftgelehrte Jesus gestellt hat, im Zusammenhang verbissener doktrinaler Auseinandersetzungen im Bereich der Dogmatik und Ethik steht, die von immer anderen Gruppen der damaligen Regierungs-Sphären Jesus gestellt wurden, um Ihn in eine Falle von spinnig konstruierten Fragen hineinzuziehen, auf die keine leichte eigentliche Antwort gefunden werden konnte.

Sowohl Matthäus, wie Markus legen diese Diskussionen auf Tage zwischen dem ‘Palm-Sonntag’ und dem Kar-Donnerstag (Mt 22,34-40; Mk 11,1-11), d.h. dicht vor der Vollbringung des Erlösungswerkes durch das Opfer des Gott-Menschen am Kreuz.

Nach Markus geschah das nach der Hinaustreibung der Händler und Käufer vom Tempel (Mk 11,15-18). Die aufgereizten Geistigen Führer haben auf Jesus immer andere Gruppen von Leuten geschickt, die Ihn an einem ungeschickten Wort fangen sollten.

Jesus geht aus dieser Situation als Gewinner hervor. Er wurde gefordert sich zu entschuldigen, wieso Er den Mut hatte, sich im Tempel als Herr zu zeigen (Mk 1,27-33).

Im Gleichnis von den verkehrten Winzern bringt Er die geistigen Anführer des Volkes in äußerste Wut. Sie haben nämlich durchgeblickt, dass dieses Gleichnis gegen sie gerichtet ist (Mk 12,1-12).

In diesem Zusammenhang schickten sie gegen Jesus eine Gruppe von Anhängern des Herodes. Diese sollten Jesus zum Straucheln bringen wegen der schwierigen Antwort auf die Frage um die Steuerabgabe an den Cäsar (Mk 11,27-33).

Zuletzt ist eine Gruppe von Sadduzäern gekommen, also von Leuten aus der Spähre der einflussreichen, – wohlhabenden Volksschichte, die aber an die Auferstehung nicht geglaubt haben. Sie haben Jesus eine arglistig präparierte Frage bezüglich der Auferstehung gestellt im Anschluss an eine Frau, die nacheinander 7 Männer gehabt hat und jeder von ihnen kinderlos gestorben ist (Mk 12,18-27).

Nach der Auseinandersetzung Jesu mit dieser Gruppe, zeigt Markus den erwähnten Schriftgelehrten, der Jesus die Frage gestellt hat: „Welches Gebot ist das Erste von allen” (Mk 12,28). Diese Frage betraf also das Wesen selbst des „Credo” bei den Israeliten. Jesus konnte unmöglich keine Antwort: eine klare und präzise – auf diese Frage geben. Und so ist Er auch vorgekommen. Die Antwort hat jenen „Schriftgelehrten” völlig befriedigt: er hat Jesus selbst deswegen belobigt, und sagte:

„Da sagte der Schriftgelehrte zu Ihm: ‘Sehr gut, Meister! Ganz richtig hast Du gesagt:
Er allein ist der Herr, und es gibt keinen anderen außer Ihn.
Und Ihn mit ganzem Herzen, ganzen Verstand und ganzer Kraft zu lieben
und den Nächsten zu lieben wie sich selbst, ist weit mehr
als alle Brandopfer und anderen Opfer” (Mk 12,32f.).

Die Zusammenfassung der Diskussion jenes Schriftgelehrten hat jetzt Jesus gefallen. Jesus sagte demnach diesem Schriftgelehrten:

„Jesus sah, dass er mit Verständnis geantwortet hatte, und sagte zu ihm:
Du bist nicht fern vom Reich Gottes’.
Und keiner wagte mehr, Jesus eine Frage zu stellen” (Mk 12,34).

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3. „Höre Israel” – und unser Gedankenfaden

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Es kommt noch die Reflexion im Anschluss an das Thema des hiesigen Abschnittes und Kapitels. Wir suchen nach Spuren des Gottes-Geschriebenen-Wortes – diesmalig im Alten Testament, die irgendein Licht auf die Sakramentalität der Ehe werfen könnten. Wir sind uns dauernd um die Gottes – und nicht menschliche Gründung der Ehe – als besonderen Ausdrucks der Sakramentalität der Schöpfung überhaupt bewusst.
– Die ganze Schöpfung, aber umso mehr der Mensch: Mann und Frau, sollte durch ihre Sichtbarkeit das Geheimnis des Unsichtbaren Gottes nahe bringen, Gottes in seinem Engagement mit bräutlicher Liebe in alles, was den Menschen betrifft, das lebendige Ebenbild Gottes im Weltall.

Der Mensch wird in seiner Dualität „von Anfang an” berufen, auch in den Ehe-Bund einzugehen. Im Ehebund empfangen die Eheleute besonderen Segen, um die Gabe des Lebens und der Liebe von Generation zu Generation zu übertragen. Um möglichst am besten diese ihre Sendung erfüllen zu können, werden die Ehegatten über das Ur-Sakrament der Ehe mit ursprünglicher Heiligkeit und Unbeflecktheit ausgestattet. Trotz der Sünde im Paradies, überdauerte diese Ausstattung und wurde zur ständigen Grundlage, um von Gott die besonderen Hilfen zu erhalten, die unumgänglich sind, dass sie den unternommen Verpflichtungen bei der Schließung des Ehebundes nachkommen können.

Die Sichtbarkeit der Eheleute in ihrer beiderseitigen Liebe, beim Erleben der gegenseitigen Würde und Heranwachsen in Heiligkeit sollte in der sichtbaren Welt die Funktion erfüllen, dem Volk Gottes, wie auch selbst den Ehegatten, diese Liebe nahe zu bringen, mit der sich Gott selbst zum Menschen als dem Geschöpf seiner Vorliebe bezieht. Die Liebe Gottes kann aber nicht anders sein als nur bräutlich – im Gottes Sinn dieses Wortes: in dauernder Einladung des Menschen zur Anteilhabe am eigenen Leben Gottes und Vereinigung mit seiner eigenen Liebe.

Auf diesem Hintergrund ist es nicht schwer die immer wieder erscheinenden Aussagen zu erblicken, oder eher voller ‘Gefühlsladung’ Gottes Vertrautheiten über seine Liebe zum Menschen, in diesem Fall angefangen von der engagierten Liebe Gottes zum Volk seiner Auserwählung – zu Israel.
– Wir haben schon das Staunen weckende ‘Gebot’ und die Verordnung betrachtet, die Mose im Namen Gottes an Israel übermittelt hat:

„Höre, Israel [Schemá Jisraél] ...
Du wirst lieben – Jahwéh, deinen Gott, mit ganzem Herzen,
mit ganzer Seele, mit ganzer Kraft ...” (Dtn 6,4f.).

Wenn wir als Jünger Christi, indem wir also in der Zeitspanne der schon durch das Kreuz vollbrachten Erlösung leben, zum Sprechen von ‘Liebe’ Gottes zum Menschen gewöhnt sind, wenn nämlich Gott „so sehr ... die Welt [die Menschen] geliebt hat, dass Er seinen Eingeborenen Sohn dahingegeben hat, damit jeder, der an Ihn glaubt, nicht verlorengehe, sondern ewiges Leben habe” (Joh 3,16), ziemt es sich bewusst zu bleiben, dass das in Zusammenstellung mit irgendwelcher anderer Religion doch etwas völlig unerhörtes darstellt.

Jede Gottheit ging mit der Notwendigkeit zusammen, dass ihr Ehre und Anbetung gehuldigt wird und Opfer dargebracht werden – im Allgemeinen blutige Opfer, manchmal blutige Menschenopfer, um so die ‘schlechte Laune’ der Gottheit zu beschwichtigen, wenn sie so oft – man weiß nicht warum, zornig gelaunt war.

Welche Religion sollte aber so viel Mut gefasst haben, dass sie mit voller Wahrheit Aussagen der Gottheit selbst anführte, die in ihren ‘Herzensergüssen’ auf autobiographische Weise – ihre Gefühle zum Menschen zu enthüllen suchte? Und welche Religion sollte es erkühnen, eine Anordnung zum Ausdruck zu bringen, dass der Mensch, gegenseitig, Gott mit erwiderter Liebe ... lieben sollte?
– Noch mehr, dass der Mensch Gott selbst lieben soll „mit ganzem Herzen ... und mit aller seiner Kraft” (Dtn 6,5)?

Indessen in der Religion, die sich auf der Grundlage der Offenbarung Gottes selbst entwickelt, bleiben wir regelmäßig Gesicht zu Gesicht vor Aussagen stehen, in denen sowohl von seiner ‘Liebe’  zu dem Menschen als seinem lebendigen Ebenbild gesprochen wird, wie umgekehrt: der Liebe des Menschen zu Gott.
– An solche Aussagen, die unter dem Charisma des Heiligen Geistes im Gottes-Geschriebenen-Wort eingetragen worden sind, sind wir für den Alltag gewöhnt. Das heißt aber nicht, dass das Sprechen von ‘Liebe’ in beiden Richtungen nicht etwas ihrem Wesen nach unerhörtes ist.

Wird im erörterten Text (Dtn 6,4-9) von einer Anordnung gesprochen, Gott zu „lieben”, und dazu „mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele, mit aller Kraft”, geht es selbstverständlich schon um die Antwort vonseiten des Menschen und des ganzen Volks Gottes auf die Liebe, die als erste an diesen Menschen und dieses Volk schon gelangt ist und fortwährend weiter ankommt vonseiten dieses Gottes, der ganz offensichtlich in der Tat „Liebe” – IST.

Wie könnte doch Gott ‘geliebt’ werden, sollte Er nicht Liebe sein? Und der seine Liebe nicht früher erwiesen hätte durch unerklärbare Eingriffe, die nicht anders verstanden werden konnten als Zeugnisse eben seiner zuvorkommenden Liebe?
– Soll aber Gott ‘Liebe’ sein in alles gleich welcher Bedeutung, kann Er sie nicht anders sein, als nur bräutliche Liebe – offenbar auf seine, Gottes – absolut geistige Art und Weise, die den Menschen total überragt.

Das Volk Gottes hat Gottes ‘Vertraulichkeiten’ wegen seiner Liebe zum Menschen nur allzu gut verstanden: als Liebe nach der Gestalt dieser Liebe, die zwischen Eheleuten besteht. Dieser Gott, dieser „unser” Gott, dieser „Einzige” (Dtn 12,4) tritt die ganze Zeit hindurch als Gott des Bundes vor.
– Wo aber ein Bund da ist, besteht die ... Ehe: das Band von Zweien samt der gebundenen Verpflichtung, die nicht anders sein kann als nur dieses unauflösliche, lebenslange, und offenbar: ausschließliche Band.

Israel war sich vortrefflich dessen bewusst, dass dieser ‘unser’ Gott, dieser ‘Einzige’ – Gott-die-Wahrheit ist, d.h. der unerschütterlich treu ist [biblische Bedeutung der ‘Wahrheit’: unerschütterlich beständig-treu zum einmal gegebenen Wort]. Daher die Gewissheit in Israel aller Zeiten, dass wenn selbst sie als Volk Gottes und jeder einzelne Mensch ‘versagen’, sooft sie also ‘Ehebruch’ mit fremden, anderen ‘Göttern’ verüben, hält die Treue außer jeden Zweifel Jahwéh selbst fest.

Denn Er hat sich selbst mit dem Bund gebunden, den Er Israel angeboten hat. Bis dahin, dass Er schon Abraham die Treue versprochen hat angesichts der ihm gegebenen Verheißungen, und sie mit dem feierlichen Eid auf sein Selbst bestätigt hat, indem es doch niemanden anderen ‘höheren’ geben kann, um die Wahrheit-Treue dem einmal angebotenen Wort zu befestigen (vgl. Gen 22,16).

Zugleich aber wird eben diese Treue Gottes dem einmal geschlossenen Bund für Israel und jeden einzelnen Menschen: Mann und Frau, die immerwährende Bürgschaft, dass dieser Gott – beständig mit Sünden des ‘Ehebruches’ mit fremden Göttern schändlich behandelt, doch diese ‘Seine’, immerwährend untreue Braut, von neuem annimmt, wenn sie nur ihre Herzensreue erweist, den bisherigen ‘ehebrüchigen’ Lebensstil verwirft und aufrichtigen Herzens von neuem die Liebe ihres Gottes des Bundes mit ‘Liebe mit ganzem Herzen und mit ganzer Kraft erwidert.

Wir überzeugen uns, dass sowohl für das Volk Gottes der Zeitepoche vor der „Fülle der Zeit’, wie auch für uns, die wir schon nach der vollbrachten Erlösung des Menschen leben, die ‘Herzensergüsse Gottes’ bezüglich seiner Liebe zu Israel und einen jeden einzelnen Menschen – sich beständig um Bilder sammeln, die vom Bereich des bräutlich-ehelichen Lebens geschöpft werden. Israel hat nur allzu gut verstanden, was die angewandten Ausdrücke bedeuten.

Israel hat ferner vortrefflich verstanden, was auf diesem Hintergrund die Klagen Gottes wegen Israel bedeuten, die als Sünden des „Verrates” und „Ehebruchs”  dargestellt werden, die also mit anderen Göttern – dazu in Jahwéh’s Augen, begangen werden.
– Ähnlich auch wusste Israel sehr guten Bescheid, was die Ausdrücke im Gottes-Geschriebenem-Wort bedeuten betreffs der „Eifersucht” Gottes.

Es ist ganz unmöglich, dass die Ehe, die von Gott „von Anfang an” erschaffen worden ist als besonders intensiver Ausdruck des ursprünglichen Sakraments der Schöpfung, sich nicht ebenfalls „von Anfang an” einer ganz besonderen Bevorzugung vonseiten Gottes freuen sollte, allein schon wegen des geschlossenen Ehe-Bundes.

Als Ehegatten haben doch diese beiden, wohl oder übel ihre ehelichen Beziehungen in ihrer Treue der Liebe – von Gottes Treue der einmal dem Menschen: Mann und Frau ‘gelobenen’ Liebe gelernt. So lernten sie aber zugleich sowohl sie selbst, wie auch das ganze Volk Gottes jetzt, der Reihe nach, Gott überhaupt besser zu verstehen aufgrund der eigenen, beiderseitigen Liebe, ihrer Aufstiege, und vielleicht auch Niederlagen. Der Bund der Ehe wurde, samt der sich beschleunigenden Entwicklung der Offenbarung Gottes in immer größerer Fülle, Vorbereitung zum Ehe-Bund schon als des Sakramentes, das gegründet werden wird durch Jesus Christus. Das fällt aber schon auf die „Fülle der Zeit”.

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RE-Lektüre: VI.Teil, 6.Kapitel, ad ‘d’.
Stadniki, 26.VII.2015.
Tarnów, 1.VI.2022.


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b. Jahwéh’s Gericht über die Götter Ägyptens
Jahwéh führt das Gericht über die Götter von Ägypten durch

D. „HÖRE ISRAEL: DU SOLLST LIEBEN GOTT MIT GANZEM HERZEN ...” (Dtn 6,5)

1. Gottes Beziehungen zu seinem Volk nach dem Buch Deuteronomium
a. Einführende Motivation

2. „Höre, Israel ...!”
a. Worte ohne Präzedenz
b. Der Text in dem es Gott zu lieben befohlen wird
Worte: ‘Höre Israel’
Bemerkungen zum Gebet ‘Schemáh Jisraél’
c. Die Frage des Schriftgelehrten

3. „Höre Israel” und unser Gedankenfaden


Bilder-Fotos

Abb.1. Der Papst kann Worte nur noch mit größter Mühe aussprechen
Abb.2. Bei dauerndem Ersticken unmöglich ein Wort auszuholen
Abb.3. Tenny-Joan und Tony mit dem Priester samt Eltern dieser Jungen Leute
Abb.4. Ich werde Erwachsen
Abb.5. Elterndialog zwischen Polarbär und seiner Nachkommenschaft