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VERMERK: Abkürzungen zur angeführten Literatur s. Literatur


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Sechstes Kapitel

EHELICHER BUND DER ZWEIEN
UND BUND GOTTES
MIT DEM MENSCHEN
ABGELESEN VOM
PENTATEUCH DES MOSE

*       *       *
„Du sollst den Herrn, Deinen Gott, lieben
mit ganzem Herzen ...” (Dtn 6,5)

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Weitere Stufen zu bevorstehenden Erwägungen

Man konnte schwer nicht auch der Ehe aus der Zeitphase des „Anfangs”, seitdem der Mensch: Mann und Frau – auf Erden erschienen ist, ein wenig Aufmerksamkeit widmen. Zumal deutlich auf jenen „Anfang” vor allem sich Jesus Christus (s. Mt 19,4.8), und später seine Apostel (z.B. Eph 5,31) berufen wird. So wird es vor allem für den Fall gelten, wenn ein Standpunkt angenommen werden muss z.B. angesichts der Entstellungen, die nicht Gott, sondern die menschliche Schwäche der Gottes Sicht der Ehe-Institution aufzudrängen versuchen wird. Urheber der Ehe ist doch nicht die blinde Evolution, noch irgendjemand der Menschen. Die Ehe wurde auch nicht erst durch Israel ersonnen, noch durch die spätere Kirche Jesu Christi. Schöpfer und Gründer, und dabei der einzige Eigentümer der Ehe ist die „Liebende Allmacht des Schöpfers”  (DeV 33) selbst.

Die oben angeschnittenen Erwägungen, in denen versucht wurde, in das Panorama immer anderer Fragen allmählich einzudringen, die mit der Institution der Ehe und Ehe auch schon als Sakraments enge einhergehen, zeigen auch schon in zumindest keimartiger Form das Reichtum der Göttlich-menschlichen Wirklichkeit, mit der die Ehe in der Zeitphase der „Fülle der Zeit”  vom Erlöser des Menschen, Jesus Christus, ausgestattet und geschmückt werden wird.

Angefangen von dem Jetztzeit vor uns stehendem sechsten Kapitel des hiesigen sechsten Teiles, haben wir vor, in die Gottes Sicht der Ehe aufgrund der Offenbarung Gottes näher zu gelangen. Sie kann prinzipiell im Gottes-Geschriebenen-Wort – und offenbar im Gottes-Überlieferten-Wort erreicht werden. Es ist klar, wir betrachten sie dauernd schon in der Perspektive der Fülle der Offenbarung Gottes, die das Gottes Fleischgewordene Wort, der Sohn Gottes und Mariens zugleich, Jesus Christus, vom Himmel mitgebracht hat.

Gegenstand der Erwägungen dieses Kapitels (VI.Teil, 6.Kap.) wird die Ehe in geschichtlich erst erfolgender Entwicklung der Offenbarung Gottes selbst sein, und zwar in ihrer charismatischen Beschaffenheit des Gottes-Geschriebenen-Wortes des Alten Testaments. Wir möchten die Wirklichkeit erscheinen lassen, die sich immer mehr verwundernd aufdrängt und die Tiefe des mit ihr verbundenen Vorhabens Gottes aufweist.

Und zwar die Ehe soll in ihrer ganzen Weite eine große Übertragung in die menschliche Zeitlichkeit des Geheimnisses Gottes darstellen, der der Erste geliebt hat. Die Liebe Gottes ist seit immer – bräutliche Liebe zum Menschen. Gott hat den Menschen als Mann und Frau grundsätzlich gerade deswegen als solchen: in seiner geschlechtlichen Unterschiedlichkeit erschaffen, dass das gegenseitige Angewiesensein und Zugetansein aneinander der Ehegatten, dem Herzen und Bewusstsein der Eheleute die Gottes Sehnsucht nach Eins-in-Liebe mit dem Menschen – im Leben und Liebe mit ihm für immer nahebringt.

Hier die Erwägungsphasen, die im beginnenden Kapitel (Teil VI, 6.Kap.) erörtert werden möchten:

§ A. Die durch die Ehe an die Menschen-Familie gerichteten Signale der Liebe Gottes
§ B. ‘Bräutliche’ Beziehungen Gottes zum Menschen in ursprünglichen Zeiten
§ C. Liebe Gottes im Bund, der durch Abraham und Mose angeboten wird
§ D.Höre Israel: Du sollst lieben den Herrn, Deinen Gott, mit ganzem Herzen ...” (Dtn 6,5).

Sooft es sich ergibt, schöpfen wir wie bisher, mit voller Hand aus den Reflexionen, die der Heilige Vater Johannes Paul II zu diesen Themen unternommen hat.

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A.   DIE DURCH DIE EHE AN DIE MENSCHENFAMILIE GERICHTETEN
SIGNALE DER LIEBE GOTTES

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1. Geheimnis der Liebe von Geschlecht zu Geschlecht

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Es vergingen Jahrhunderte, Jahrtausende, vielleicht Millionen Jahre, seit der Mensch: Mann und Frau, auf Erden erschienen ist. Auf die Menschen-Familie ging von Generation zu Generation das Erbe der Erbsünde über. Jeder Nachkomme der ersten Eltern kommt in die Welt im Zustand der ‘gelöschten’ heiligmachenden Gnade.
– Der geboren werdende Mensch sollte mit ihr strahlen. Indessen wegen der Erbsünde ist die Anwesenheit Gottes in seinem Herzen nicht da. Es geschieht infolge keiner persönlichen Schuld des geborenen Menschen, noch seiner unmittelbaren Eltern: so ist das trauriges Erbe der „Sünde des menschlichen Anfanges”  (vgl. DeV 35).

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Johannes Paul II. in Fülle von Frische und Energie. Der Heilige Vater auf einer hohen Tribune, bei starkem Wind. Wie gern knüpfte er an die Rolle des WINDES an. Den Wind sah er immer in besonderer Assoziierung mit der Einwirkung des Heiligen Geistes: -- Der Geist (Wind-Geist: lat.: spiritus) weht, wo er will; du hörst sein Brausen, weißt aber nicht, woher er kommt und wohin er geht. So ist es mit jedem, der aus dem Geist geboren ist (Joh 3,8: Nachtgespräch Jesu mit Nikodemus). Besonders seine VIERTE Pilgerreise nach Polen, seine Heimat, verlief die ganze Zeit hindurch bei ganz starkem Windwehen (1.-9.VI.1991, z.B. in Radom: 4.VI.1991).

Eine gehörige Genugtuung und Sühne für die zurückgewiesene Liebe Gottes in der nicht bestandenen Probe am Ur-Anfang der Menschen-Familie, oder eher die Erschaffung einer unvergleichbar reicheren Wirklichkeit – bringt erst Jesus Christus, der Fleischgewordene Sohn Gottes. Er kommt vom Himmel herab, um einerseits als der Neue Adam die Kontinuität der Menschen-Familie, die in den Ur-Eltern im Garten Eden ihren Anfang bekommen hat, zu bestätigen. Gleichzeitig bringt Er in unvorstellbar neuer Art und Weise das Leben und die Liebe der Allerheiligsten Trinität mit – in die Wirklichkeit des Menschen: des Ebenbildes und Ähnlichkeit Gottes „von Anfang an”.

In Kraft der Verdienste Jesu Christi und seines Erlösungs-Todes am Kreuz wird die Erbsünde getilgt. Es geschieht zur Stunde, wenn jemand das Sakrament der Heiligen Taufe empfängt. Die Taufe ist eines unter den sieben Sakramenten, mit denen der Erlöser die von Ihm gegründete seine Kirche ausgestattet hat.
– Wenn jemand die Gnade der Heiligen Taufe empfängt, leuchtet die Seele mit Licht auf, die Er, der Menschgewordene Sohn Gottes, ist und heißt: dieser Gekreuzigte, Getötete, und doch Auferstandene. Der getaufte Mensch wird daselbst lebendiges Heiligtum des Dreieinigen. Sein Inneres wird mit dem Heiligen Geist erfüllt, so dass in ihm von nun an Gott verweilt (s. dazu: 1 Kor 3,16; 6,19f.).

So ist die Frohe Botschaft und Wirklichkeit dank der vom Sohn Gottes, der zugleich Menschen-Sohn ist, vollbrachten Erlösung. Nur Er konnte von sich sagen:

„Ich bin das Licht der Welt.
Wer Mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen,
sondern wird das Licht des Lebens haben” (Joh 8,12).

Die Übermittlung gerade dieses Lebens Gottes von Generation zu Generation sollte gemäß dem ursprünglichen Vorhaben Gottes durch jedesmalige Eltern erfolgen. Gerufen im Sakrament der Schöpfung „von Anfang an” zu gleicher Zeit zum heiligen Ur-Sakrament der Ehe, sollten die jedesmaligen Ehegatten-Eltern die ruhmvolle Sendung erfüllen: ihrer Nachkommenschaft das Leben Gottes und die Liebe Gottes übermitteln. Es sollte vermittels ihres ehelichen „Zwei-zu-einem-Fleisch” (Gen 2,25) geschehen.

Das Erleben allein der gegenseitigen Hin-Gabe ihrer Personen aneinander u.a. bei ihrer ehelichen Vereinigung sollte ihnen selbst, und auch der ganzen Menschenfamilie – das Geheimnis dieser anderen Liebe und anderen Freude zum Bewusstsein bringen, die zugleich Quelle ihrer menschlichen Liebe ist: und zwar das Geheimnis der ergreifenden Kommunion der Personen Gottes. Werden die Eheleute mit Liebe verbunden – darunter auch mit dieser, die sie gefühlsgeladen erleben, die sie ununterbrochen zum Leben-‘für’ diesen anderen in der Ehe mobilisiert, soll sie von allein her den Gedanken an das unbegriffene Geheimnis der inneren Glut dieser Liebe aufschieben, die im Schoß der Allerheiligsten Trinität zu immerwährender Hingabe aneinander der Gottes Personen und ihrer immerwährenden Entgegennahme wird.

Die Glut der Fülle von Leben-Liebe im Schoß der Dreifaltigkeit bewirkt es zugleich, dass die Personen Gottes gleichsam ‘unmöglich’ – nicht das Geheimnis der ununterbrochenen Einladung des erschaffenen Menschen: Mann und Frau – zur Anteilhabe gerade an diesem Geheimnis der Gottes Liebe und Gottes Lebens bleiben können. Hier liegt die Quelle des immer wieder erneuerten Angebotes, mit dem sich Gott in seiner „liebenden Allmacht des Schöpfers” (DeV 33) an Ehegatten-Eltern wendet, dass sie gleichsam zusammen mit Ihm neue menschliche Personen zu mit-erschaffen bereit sind. Der Dreieinige schenkt dann jedem Empfangenen sein unverwischbares Ebenbild und seine Ähnlichkeit (Gen 1,26f.).

Wie treffend und im Klima der ihm eigenen ‘Wärme’ der Gottes- und Menschen-Liebe drückt diese Göttlich-Menschliche Wirklichkeit, in die diejenigen einbezogen werden, die mit dem Ehe-Bund verbunden sind, Johannes Paul II. in seiner Apostolischen Adhortation Familiaris Consortio (1981) aus:

„In ihrer tiefsten Wirklichkeit ist die Liebe ihrem Wesen nach Gabe, und die eheliche Liebe, die die Gatten zum gegenseitigen ‘Erkennen’  führt, das sie zu ‘einem Fleisch’  macht [Gen 2,24], erschöpft sich nicht unter ihnen beiden, weil sie sie zur größten Hingabe befähigt, dank der sie zu Mit-Arbeitern Gottes werden, indem sie die Gabe des Lebens an eine Neue menschliche Person schenken.
– Während sich die Eheleute also einander dahinschenken, geben sie aus sich eine neue Wirklichkeit heraus: – das Kind, lebenden Widerschein ihrer Liebe, bleibendes Zeichen ihrer ehelichen Einheit und lebendige und untrennbare Synthese ihres Vater- und Mutterseins” (FC 14).

Dazusage zu diesen anregenden Feststellungen sind Worte desselben Heiligen Vaters aus seinem Brief an die Familien (1994). Johannes Paul II. erinnert in ihnen nicht nur an die von Eheleuten erfüllte Rolle der ‘Mit-Arbeiter’ Gottes, sondern auch die schöpferische Anwesenheit Gottes bei der ehelichen Vereinigung selbst, zumal im Fall der Empfängnis menschlichen Lebens. Zu dieser Stunde impft Gott allein sein lebendiges Ebenbild und seine Ähnlichkeit der neuen menschlichen Person ein:

„Wenn wir sagen, dass die Ehegatten als Eltern Mit-Arbeiter Gottes-des-Schöpfers in der Empfängnis und Zeugung des Neuen Menschen sind, beziehen wir uns mit dieser Formulierung nicht nur auf die Gesetze der Biologie, sondern darauf, dass in der menschlichen Elternschaft Gott selber gegenwärtig ist – gegenwärtig in noch anderer Weise, als es in jeder anderen Zeugung in der sichtbaren Welt, ‘auf Erden’ geschieht.
– Es kann doch allein von Ihm die ‘Ebenbildlichkeit und Ähnlichkeit’ stammen, wie sie dem menschlichen Wesen eigen ist, wie es bei der Schöpfung war. Die Zeugung ist die Fortführung der Schöpfung” (BF 9).

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Wir kreisen dauernd in der Thematik der Liebe in ihrem tiefsten Sinn, d.h. als Gabe der Person für die Person (s. BF 11). Alle Menschen erleben – weniger oder mehr intensiv, die ‘Liebe’.

Allgemein üblich wird das Wort ‘Liebe’ in ihren total entstellten Bedeutungen gebraucht: als typisch Nicht-Gabe, sondern ‘In-Besitz-Nahme und Aneignung’ – besonders des Bereichs der Sexualität, begriffen in Verselbständigung von Gott und seinem Vorhaben.

Aber selbst die schlimmsten Entartungen der menschlichen Betätigungen in diesem Bereich sind außer Stande, die ‘Wurzeln’ der Liebe in ihrer reinsten Gestalt herauszureißen, wie sie von der „liebenden Allmacht des Schöpfers’ (DeV 33) dem Geschöpf Gottes besonderer Vorliebe: Mann und Frau – am Tag ihrer Erschaffung geschenkt worden ist.
– Es ist auch Tatsache, dass die Menschen in der ganzen Folge der menschlichen Geschichte vortrefflich zu unterscheiden fähig waren, was ‘Liebe’-Gabe ist – von dem, was sie nicht darstellt. Diese Wertung hängt immer mit der Intuition des Glaubens zusammen, die eigenartiges Echo des ‘Glaubens-Sinnes’  darstellt. Dieser aber ist Zeugnis der Einwirkung des Heiligen Geistes im menschlichen Gewissen (s. ob.: Analogie des Glaubens und Sinn des Glaubens – samt dem Zusammenhang) – auch außerhalb der sichtbaren Zughörigkeit zur Kirche Christi.

Wenn auch die Menschlichkeit lange Jahrtausende hindurch weit entfernt war von dieser Gedanken-Präzision und diesen Formulierungen, mit denen der Heilige Geist die Kirche Christi beschenkt hat, darunter ganz besonders mit Erwägungen über die Natur der ‘Liebe’ eines Johannes Paul II., würde doch jede Zeitepoche ihre völlige Annahme und ihr Verständnis angesichts der von ihm angebotenen Schlüsse zum Ausdruck bringen.

Daher wollen wir uns die grundlegenden Voraussetzungen noch einmal zum Bewusstsein bringen, die mit der eigens begriffenen ‘Liebe’ zusammenhängen. Diese hängt nämlich immer mit der für sie typischen zentri-fugalen Dynamik zusammen [Aufmerksamkeit ausgerichtet auf das Wohl dieses anderen].
Dank dem kann die wahre Liebe – von aller Gegen-Liebe von weitem unterschieden werden. Ihr unabänderliches Kennzeichen bleibt immer ihre zentri-petale Dynamik [wichtig ist mein ‘ICH’: die selbstsüchtig gesuchte Annehmlichkeit].

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2. Auf Gottes Herkunft
weisende Eigenschaften
der ehelichen Kommunion

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a. Liebe und Leben in Ehe:
liebende Allmacht des Schöpfers

Das ehrliche Nachdenken bestätigt die allgemeinmenschliche Empfindung aller Zeiten, die nicht irreführen kann: dass die Quellen von Leben und Liebe, in denen die Eheleute bei ihren Beziehungen für den Alltag als Bund-Kommunion der Liebe und des Lebens [= Liebe] eingesunken werden, zumal wenn es ihnen gegeben ist, ihr eheliches „Zwei-zu-einem-Fleisch”  zu erleben, und umso mehr wenn sie dabei zu Eltern werden [= Leben] – Transposition in die menschliche Sichtbarkeit der Wirklichkeit Gottes werden, der ersten und einzigen Quelle der Liebe, deren anderer Name Leben ist.

Es ist klar, dass Leben nicht ‘von-selbst-aus’ entsteht. Umso mehr gibt es keine Liebe von-allein. Keine auch schon bestehende ‘Materie’ ist imstande, auch nur ein Fünkchen von Liebe herauszuschlagen. Umso weniger können diese Wirklichkeiten von diesem herkommen, der seinem Wesen nach Nicht-Liebe und Nicht-Leben ist: Satan.

Dagegen Gott ist Er Selbst: Liebe-Leben, unabänderlich aufgrund seines Selbst. So ist Er „von Anfang an”. Auch nur Er allein – als Urheber und Geber sowohl von ‘Leben’ wie auch ‘Liebe’, die Er über die von Ihm erschaffene Welt aussät. Nur dass inmitten allen übrigen Geschöpfes – zur ‘Liebe’ allein der Mensch: Mann und Frau befähigt worden ist – infolge dessen, dass er und nur er als Person erschaffen wird.
– Allein auch nur Er, der Schöpfer, sichert und bedingt die Größe und Würde des Menschen in seiner Männlichkeit und Fraulichkeit als Gottes Ebenbildes angesichts des Weltalls.

Sprecher der Begeisterung und Dankbarkeit angesichts dieser aktivierenden Wirklichkeit sind für heute die Worte Johannes Paul II.:

„Das Evangelium von der Liebe Gottes zum Menschen,
das Evangelium von der Würde der Person und das Evangelium vom Leben
sind ein einziges, unteilbares Evangelium” (EV 2).

Dagegen der Völkerapostel, der Hl. Paulus, singt gleichsam in tiefster Huldigung von Dankbarkeit und Verehrung angesichts der Vaterschaft Gottes:

„Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater,
von dem jede Vaterschaft in den Himmeln und auf Erden benannt wird.
Er gebe euch nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit,
mit Kraft gestärkt zu werden durch seinen Geist
an dem inneren Menschen” (Eph 3,14ff. – S. auch: BF 5.7.10.15).

Daselbst stehen wir von neuem gleichsam mit beiden Füßen auf dem Grundboden der Ehe. In ihr und durch sie – nach besonderer Gabe und besonderem Ruf des Vaters im Himmel, „wird benannt [bekommt sein Wesen-seine-Wirklichkeit] jede Vaterschaft [Geheimnis von Leben] ... auf Erden” (Eph 3,14).

Darauf weisen, eins nach dem anderen, die schon mehrmals genannten und erörterten, der Ehe eigene Eigenschaften. Sie rufen gleichzeitig nach ihrem Leben nach der Richtschnur des Rufes, der von gerade erst angeführten Worten des Hl. Paulus fließt: „... Er gebe euch nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit, mit Kraft gestärkt zu werden durch seinen Geist an dem inneren Menschen ...”.
– Das Erleben der ehelichen Kommunion darf sich nicht herabführen lassen auf ihre Wahrnehmungen allein auf dem Niveau einer ‘Biologie-sexueller-Technik’. Beide Ehegatten sollen sich immerwährend zur bewussten Gestaltung des eigenen Selbst durchringen, um vom ‘Herrschen-über-sich-Selbst’ nicht abzugleiten und die eigenen Beziehungen mit wachsam gepflegtem Leben des ‘inneren’ Menschen zu durchtränken.

Diese Anempfehlung, oder mehr präzise: diese ethische Verpflichtung, die im Angesicht der „liebenden Allmacht des Schöpfers’ (DeV 33) einbezogen wurde, betrifft u.a. die nicht vom Menschen ersonnene, sondern vorgefundene Struktur und Dynamik der ehelichen geschlechtlichen Vereinigung. Kein Mensch hat sie ersonnen. Die Ehegatten erhalten die Gabe der inneren Friedens-Ordnung des ehelichen Aktes als Wirklichkeit, auf deren Entstehung und ihr weiteres Bestehen sie keinen Einfluss ausüben können.

Es geht offenbar um die moralische Verpflichtung angesichts ihres Bestehens. Es steht ihnen doch auch die ‘Macht’ zu, diese Gabe zu schänden und sie zu niedertreten. Dagegen es übersteigt ihre ‘Macht’, diese Gabe ... zunichte zu machen. Die „liebende Allmacht des Schöpfers’  hat sein lebendiges Ebenbild im Weltall: Mann und Frau, mit freiem Willen ausgestattet.
– Es ist eine unbegreifliche Gabe, die zugleich ungemein riskant ist. Sie wurde vonseiten der Liebe Gottes dazu geschenkt, dass auf Erden die Liebe erscheinen kann: als freiwillige Gabe der eigenen Person, nicht aber als ‘Liebe’, die die ‘liebende Allmacht des Schöpfers’ zu lieben genötigt werden müsste.

Daher ist auch jede Schändung der Friedens-Ordnung des ehelichen Aktes, in diesem Fall z.B. seiner Struktur, oder seiner Dynamik, unabdingbar und unabtrittbar mit persönlicher Verantwortung verbunden. Jeder Mann und jede Frau sind sich wohl bewusst – im Zeugnis der nicht verunstalteten Stimme des Gewissens, dass die Nutznießung dieser Gabe jedes Mal eine unveräußerliche Verantwortung betreffs der Qualität ihrer Gestaltung in Gottes Angesicht mit sich trägt, und offensichtlich auch angesichts des bestimmten Menschen, und dazu zumindest der potentiellen Nachkommenschaft und folglich der ganzen menschlichen Gesellschaft.

Aufgrund aber der Struktur selbst und Dynamik, wie sie mit dem Ablauf des ehelichen Aktes verbunden ist, folgert der ontologische Schluss [eingewurzelt in der Wahrheit selbst des Seins], wie auch dieser anthropologische [Mensch als Person], und daselbst das ethische Erfordernis [das Sein und das Gute sind wechselseitige Eigenschaften]: dass dieser Akt immer etwas zum Ausdruck bringt und bedeutet [die Bedeutung des Aktes]. Und dass es demzufolge unerlaubt ist, mit der Verhaltensweise ob in Ehe, und umso mehr außerhalb der Ehe, irgendwelche Betätigungen zu unternehmen, die der in den Akt eingebauten „Sprache des Leibes” widersprechen würden.
– Darüber haben wir schon genügend in den ersten Teilen unserer WEB-Site gesprochen (s. ob., z.B.: Der Akt als Erweis der ‘Sprache des Leibes’ – und: Ethisches Ausmaß der ‘Sprache des Leibes’; – und noch: Elterlich-widriges Eingreifen in die ‘Sprache des Leibes’ – alles mit Zusammenhang).

Wir berufen uns einmal mehr auf den Menschen als Person, der also unabdingbar zum Nachdenken und Suchen-Finden der Wahrheit des Seins befähigt ist. Das betrifft auch schon die Anfangsphasen seiner Zivilisations-Entwicklung.

Der Verstand, aber auch das Herz – anerkennt, dass der Akt der geschlechtlichen Vereinigung die Ganzheitlichkeit der Gabe sich einander zweier Personen „... bis zum Letzten”  zum Ausdruck bringt [= Ausrichtung und Sinn]. Es kann sich nur um Personen handeln, die mit dem Bund der Liebe miteinander schon verbunden sind, also nicht erst mit dem Wunsch, oder auch nur innigem Streben, die Ehe einzugehen. Es ist unmöglich sich ganzen hinzugeben – allerdings nur teilweise [z.B.: durch Praktiken der ‘Verhütung’], beziehungsweise nur ‘vorübergehend’ [Ehe auf ‘Probe’ o.dgl.], oder auch noch in der Brautzeit.

Es muss schon nach dem geäußerten gegenseitigen ehelichen Einverständnis geschehen, das offiziell geschah und sowohl vom Vertreter Gottes, wie der Zivilgesellschaft besiegelt worden ist. Dieses Einverständnis muss von diesen Zweien im Prinzip selbst unwiderruflich: total verrichtet werden. Mit einzigem Vorbehalt: dass es letztlich immer zum Wohl in Gottes Sicht hinstrebt, d.h. zu ihrer beiden und ihrer Nachkommenschaft – ewigem Leben.

Derselbe Verstand, aber auch das Herz stellt fest, dass im Gegenteil zu anderen Formen einer Freundschaft und Liebe, Preis der ganzheitlichen Hingabe sich einander – jedes Mal die gleichzeitige Aufschließung zu dieser Stunde sperrangelweit für die Möglichkeit der Übertragung menschlichen Lebens sein muss.

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Der Heilige Vater hat vor der Welt nicht vorgetäuscht, er wäre nicht krank. Er war sich bewusst, dass die Leute seine mit ungemeiner Mühe ausgesprochenen Worte nicht zu verstehen imstande waren. Daher die Trauer, sooft er im Fenster seines Appartaments erschien und die Sprache erheben wollte. Dennoch er wollte am Posten so lange verharren, bis es dem HERRN gefallen wird, ihn zu Sich: zum Haus des Vaters, abzurufen.
– Vom Artikel über das Leiden des Papstes: Dieser Papst zeigt seit vielen Jahren, dass der Mensch brüchig ist. Die früheren Päpste starben in Einsamkeit. Johannes Paul II. will bis zum Ende mit uns bleiben, weil er auch an unseren Verabschieden Anteil haben will. Er stirbt Tag nach Tag und zeigt das voller Mut, der kaum verglichen werden kann. -- Er spricht gleichsam: Ich MUSS der Kirche voranstehen - auch im Leiden. Der Papst muss leiden, dass jede Familie sieht, dass es ein höheres Evangelium gibt: das Evangelium des Leidens. Man muss es verkündigen, um die Zukunft jeder Familie zu vorbereiten.
– Gefragt um die Möglichkeit der Resignation von der Erfüllung der Aufgabe als Papstes antwortete er: Ist etwa Christus vom Kreuz herabgestiegen? Auf die Vaterschaft kann man nicht verzichten. -- Das Jahr 2005 ist das Jahr der Passion von Karol Wojtyła. Niemand hat ihn verraten, niemand hat ihn geschmäht. In der Zeit der Probe umgeben ihn die Allernächsten, und vom St. Peter-Platz gelangen an sein Ohr Erweise von Liebe. - Aber auch Wojtyła ist angesichts des Schmerzes und der Ohnmacht einsam. Die erhabenen Zeremonien in seiner Basilika betreffen ihn nicht mehr. Am Sonntagstag des Osterfestes hat er nur auf den Petrusplatz hingeblickt, den er bisher mit seiner Stimme erfüllte. Seine Augen füllten sich mit Tränen. Noch nie haben wir gesehen, dass der Papst so weinte. Durch dieses Weinen wurde er uns nahe, wie nie zuvor. Er greift am Herzen sowohl die Gläubigen, wie die Nicht Glaubenden. Er rührt diese, die einmal den Tod ihrer Nächsten gesehen haben. Auf dem letzten Abschnitt seiner Wanderung ertönt seine Stimme ausschließlich mit dem Leib. Er spricht, indem er das Leiden zeigt. Er gibt Mut, und erklärt mit seinem stummen und schmerzhaft verzogenem Mund, dass der Schmerz seinen Sinn hat, dass er nicht unfruchtbar ist, dass er Frucht bringt.
– Johannes Paul II. hat bewusst vorgenommen, den Kelch der Bitterkeit zu trinken, Tropf nach Tropf, bis zum Boden. Und macht es nicht heimlich. - Der Papst hat beschlossen, die Wunden zu enthüllen, nach dem Muster des Ecce Homo. Von seinem Kalvarienberg aus, auf den er Tag auf Tag mit paradoxaler Ruhe hinaufsteigt, spricht er zur Welt, dass er sich vor dem Schmerz nicht fürchtet, noch vor der demütigenden Ohnmacht, noch dass sein früheres Aussehen immer mehr verblasst. Seine Augen reichen aus, um zu bestätigen, dass niemand für sich lebt noch stirbt. Das Leiden, das er in der Heiligen Karwoche erlebt, die dramatisch mit seiner Abwesenheit erleuchtet wurde, ist Beispiel der Reinigung und Demut. Zu gleicher Zeit bringt sie die Würde den namenlosen Leiden von Millionen von Männern und Frauen, die in Pein der Krankheit ohne irgendwelchen Ruhm, Hilfe oder Mitleid leben. -- Die Hand, die bisher so viel geschrieben hat, hat nicht mehr die Kraft, um noch das Blatt zu halten. Und doch, mit seinem entkräfteten Leib verkündet Johannes Paul II. beständig eine Prophetie. Mit seinem Leib und Schweigen schreibt Karol Wojtyla vielleicht seine schönste Enzyklika.
– Er fürchtet sich vor dem Tode nicht. Nur die anderen sind unruhig und sorgen sich deswegen. Er selbst bleibt heiter. Im Kreis der nächsten Freunde, als er eines Tages mit dem ewigen Zauber von Rom erhoben war, bekannte er einmal nach Horatius: „Non omnis moriar... Ich sterbe nicht ganz” (Quelle, poln.: Art.: http://www.sciaga.pl/tekst/35968-36-cierpienie_jana_pawla_ii_a_etyka_mediow ).

Der Akt der ehelichen Vereinigung widerspiegelt sich in der ganzen Ehe überhaupt: ihrem Ziel und Sinn. Man kann schwer, nicht die hinter dieser Wirklichkeit verborgene Hand Gottes erblicken, dessen „liebende Allmacht” (DeV 33) Schöpfer sowohl der Ehe selbst, wie auch des ehelichen Aktes ist. Gott händigt den Zweien: Mann und Frau – unter anderen verwundernden, an den Stand und die Berufung zur Ehe angepassten Gaben, auch die Möglichkeit des so intensiv sich einander zum Ausdruck gebrachten Eins-in-Liebe-zu-Werdens. Er tut es zur Stunde, wenn diese Zweien – über das sich einander ausgedrückte, öffentlich besiegelte eheliche Einverständnis – zum ehelichen Bund werden.

Der Schöpfer der Ehe bleibt dann vor dem freien Willen dieser Zweien stehen und lädt sie zum Aufbau der Liebe-Kommunion ein [Einheit-Gemeinschaft]. Sie soll so mächtig sein, dass sie von Natur aus auch nach ihrer Verewigung suchen wird. Denn indem sich diese Zweien in ihrer Freiheit auf die eheliche Kommunion entscheiden, unternehmen sie zugleich die Einladung zur Mit-Erschaffung, zusammen mit Gott, neuer menschlicher Personen. Jeder neue Mensch soll dem Willen der „liebenden Allmacht des Schöpfers” nach, Frucht der höchsten Hin-Gabe aneinander von Mann und Frau sein – dieser und solcher Liebe, die aus Gott ihrem Urheber, aus Gottes Gründung und Einladung – von Generation zu Generation übermittelt werden soll.

So wurde die Ehe ab immer vom Volk Gottes des Alten Bundes verstanden, so versteht die Ehe Jetztzeit als Sakrament – die Kirche Christi. Zeugnis dieses Glaubens sind Worte Papst Paul VI.:

„Weit davon entfernt, das bloße Produkt des Zufalls oder Ergebnis des blinden Ablaufs von Naturkräften zu sein, ist die Ehe in Wirklichkeit von Gott dem Schöpfer zu diesem Zweck klug und vorsehentlich gegründet, dass in den Menschen sein Vorhaben der Liebe verwirklicht werden kann” (HV 8; Jahr 1968).

Diese Worte sind nicht erst ‘Erfindung’ der ‘Kirche’ vom Zeitraum der zweiten Hälfte des 20. Jh. Sie sind nur deutlichere Formulierung der Aussage des Gott-Menschen Jesus Christus, der wir schon vorher unsere Aufmerksamkeit gewidmet haben (s. ob.: Die Ehe „am Anfang” ...).
– Es geht um die Worte Jesu: „Am Anfang der Schöpfung aber hat Gott sie als Mann und Frau geschaffen. Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen, und die zwei werden ein Fleisch sein ...” (Mk 10,6ff.).

Kein Wunder, dass Johannes Paul II. in seinem Brief an die Familien (1994) schreibt – im Anschluss an die Kommunion und gleichzeitig den lebenslangen Bund von Liebe-Leben, die unabdingbare Eigenschaften der zustande gekommenen Ehe bilden, und die unmöglich nicht vom Schöpfer selbst des Menschen und der Ehe herkommen können:

„In diesem Brief an die Familien erscheinen zwei Begriffe, die sich einander nahe sind, aber nicht identisch sind. Es ist der Begriff der ‘Kommunion’ und der Begriff der ‘Gemeinschaft’.
– Die ‘Kommunion’  betrifft die interpersonale Beziehung zwischen dem ‘Ich’ und dem ‘Du’.
– Dagegen die ‘Gemeinschaft’ scheint diese Beschaffenheit zu überschreiten in Richtung der ‘Gesellschaft’, in Richtung irgendeines ‘Wir’.
– Die Familie als Gemeinschaft von Personen ist zugleich die erste menschliche ‘Gesellschaft’. Die Familie entsteht, wenn der eheliche Bund verwirklicht wird, der die Eheleute für die lebenslange Gemeinschaft von Liebe und Leben öffnet und auf spezifische Art durch die Zeugung von Nachkommenschaft vervollständigt wird. So gibt die ‘Kommunion’ der Eheleute den Anfang der ‘Gemeinschaft’, wie sie die Familie bildet.
– Diese ganze ‘Familiengemeinschaft’ ist zutiefst von dem durchdrungen, was das Wesen selbst der ‘Kommunion’ bildet. Könnte etwa irgendwelche andere ‘Kommunion’ mit dieser verglichen werden, wie sie zwischen Mutter und Kind besteht, diesem Kind, das sie zuerst in ihrem Schoß trägt, und danach zur Welt bringt?” (BF 7).

Die erwähnten Eigenschaften sind nicht nur ruhmvolle Kennzeichen auserwählter Ehen, sondern von Gott beabsichtigtes und zugleich aufgetragenes Erfordernis der Ehe ab dem Anbeginn an ihrer Erschaffung.
– Es ist aber selbstverständlich, dass jedes Gottes ‘Erfordernis’ innerlich zwar ungemein stark verpflichtet, dennoch es ist an sich zugleich sehr brüchig. Es wendet sich doch an den freien Willen des Menschen, dieser aber kann sich schwankend erweisen, unbeharrlich, und anderseits geradezu sündhaft.
– In der Ehe betrifft das den freien Willen der zweien Personen, was von Natur aus die Ehe auf eine umso größere Probe aussetzen kann.

Dennoch unabhängig von menschlicher Gebrechlichkeit, sooft sich zwei Menschen miteinander im Ehebund verbinden, indem sie öffentlich die Entscheidung besiegeln, von nun an eine auf Liebe und Leben ausgerichtete, grundlegende soziale Zelle zu bilden, können sie unmöglich in weniger oder mehr bewusst gewordener Art und Weise nicht die unter der beiderseitigen Sehnsucht nach „Einheit-von-Zweien-zu-bilden” verborgene – liebende Güte, die von außerhalb dieser Welt herkommt, wahrnehmen.
– Sie ist Gott, der der Erste „Liebe – ist” (1 Joh 4,8.16). Er lädt der erste das Geschöpf seiner Vorliebe: Mann und Frau, zur Kommunion in seinem eigenen Leben und seiner eigenen Liebe ein. Er ist es doch allein die einzige, strikt ausschließliche Quelle von Liebe. Weder die ‘Materie’, noch umso mehr Satan: der in Sünde gefallene Geist, ist imstande, Liebe herauszuschlagen.

Die Liebe der Eheleute findet viele Arten und Weisen ihres Ausdrucks in ihrer Kommunion im Alltag. In rhythmisch wiederkehrenden Zeiten besiegeln diese beiden ihre Kommunion mit ihrer bräutlichen Verschmelzung in ein Ein-Leib.
– Den ganzen Wert als eben Liebe-Gabe schöpfen diese Erweise der ehelichen Liebe und ihrer Kommunion vom Geist her, der den Leib geheimnisvoll durchtränkt. Der Mensch gehört mit seinem Leib zur Welt der Materie. Allerdings durch den Geist und dank ihm gehört er umso mehr zur höheren Welt: der Welt des Geistes.

Gerade der Geist, das heißt die unsterbliche Seele ihrer beiden, bestimmt die Größe und Würde der gelebten ehelichen Kommunion. Diese Einheit soll sich aber nach der Anweisung des Gottes-Geschriebenen-Wortes des Neuen Testamentes ereignen. Dieses Wort ist aber in die Natur der Person eines jeden Menschen eingeprägt, und ganz besonders in das Wesen der Ehegatten. Es geht nämlich um die Haltung, die diese Zweien das zu gleicher Zeit ihre Kommunion durchtränkende Bewusstsein um die ständige Anwesenheit der „liebenden Allmacht des Schöpfers” zu erleben heißt. Das geschieht ab immer durch die Gabe des Heiligen Geistes, der jeweiligen Eheleuten auf ganz besondere Weise geschenkt wird:

„Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater,
von dem jede Vaterschaft in den Himmeln und auf Erden benannt wird.
Er gebe euch ... mit Kraft gestärkt zu werden durch seinen Geist
an dem inneren Menschen ...” (Eph 3,14ff.; s. Röm 5,5; BF 5.7.10.15).

Der Mensch ist verwundernde Synthese der einander durchtränkenden Materie und Geistes. Des Öfteren kehrte der Heilige Vater, Johannes Paul II., darauf gern zurück und äußerte es so zuständig:

„Der Mensch ist als fleischgewordener Geist,
das heißt Seele, die sich durch den Leib ausdrückt, und als Leib,
der durch den unsterblichen Geist gestaltet wird,
gerade in dieser seiner vereinigten Ganzheit zur Liebe berufen ...” (FC 11; vgl. BF 19).

Diese Bezeichnungen betreffen dauernd den Menschen von Anbeginn selbst an seines Existierens auf Erden. Hier gibt es keinen Evolutionismus. Der geistige Faktor des Menschen wird mit der Sprache der später erarbeiteten Philosophie und Theologie mit dem Namen Seele  bezeichnet.
– Die Seele aber kann ihrer Natur nach unmöglich nicht unsterblich sein. Sie ist selbstverständlich lebendig. Sie bestimmt eben die Größe und Würde des Menschen als Person. In ihr widerspiegelt sich in einer Gott bekannten Art und Weise das Ebenbild und die Ähnlichkeit Gottes, mit der der Mensch in seiner Männlichkeit und Fraulichkeit zur Personenkommunion erschaffen ist.

Die Seele an sich setzt Vermögen voraus, die dem Geist eigen sind: den Verstand – und Willen. Dank ihnen überragt der Mensch, also Leib-Geist zugleich, alle Möglichkeiten der Materie.
– Die geistigen Vermögen des Menschen bleiben auch Vorbedingung, dass Liebe zu erscheinen beginnt und sich entwickeln kann. Die Liebe wird aber ‘sie-Selbst’ erst, wenn sie über einen Raum von Freiheit verfügt.

Freiheit besagt die Fähigkeit, über sich selbst bestimmen zu können. Darüber wussten die Ur-Eltern im Garten Eden besten Bescheid.

(0,3 kB)  Die Befähigung zur Selbst-Bestimmung ist gleichbedeutend mit der früher – und auch weiterhin gebrauchten Bezeichnung des Begriffs: ‘freier Wille’.

(0,3 kB)  Der freie Wille geht aber mit der Vernunftbegabung einher: sie wird vorausgesetzt, um selbst-bewusst sein zu können.

(0,3 kB)  Zusammen genommen befähigen diese beiden Vermögen des Geistes: der freie Wille und die Vernunft, dass einer die eigenen Taten verantworten kann, d.h. dass er die Verantwortung unternehmen kann
.

Erst unter solchen Umständen kann die Liebe erscheinen. Nur jemand, der frei ist – nicht verknechtet [Selbst-Bestimmung], der überlegt und nach Wahrheit in ihren verschiedenen Erscheinungsformen sucht [Selbst-Bewusstsein] ist auch fähig, die Liebe als an ihn kommende ‘Gabe’ anzunehmen: die Person-die-Gabe eines Jemanden, der liebt. Und nur er wird jetzt fähig, mit Liebe, d.h. mit seinem Selbst als Person-Gabe – auf die an ihn herankommende Liebe: die Person-die-Gabe, eine Antwort zu geben.

Johannes Paul II., der so tief in die Anthropologie des Menschen eingedrungen ist, d.h. in die grundlegende ‘Ausstattung’ der menschlichen Natur als Person, kehrt noch einmal – in seinem letzten verfassten Buch: „Gedächtnis und Identität” (Johannes Paul II., Gedächtnis und Identität. Gespräche am Umbruch der Jahrtausende, [poln.] Verl. ZNAK, Kraków 2005) auf die Frage der Freiheit zurück, wie auch an die mit ihr zusammenhängende Größe des Menschen. Er führt dort sein eigenes, in früheren Jahren verfasstes Dichtwerk an: „Wenn ich Vaterland denke ...”
(dieses Gedicht deutsch: Karol Wojtyła, Der Gedanke ist eine seltsame Weite. Betrachtungen, Gedichte; Herder Freiburg-Basel-Wien 1979, 151-162; ebd., Teil IV: S.156: Ich ergründe das Herz des Dramas ...).
– Es ziemt sich, dass sich seine bündigen, trächtigen Worte in den Tiefen des eigenen Bewusstseins und Unterbewusstseins einprägen. Sie betreffen nicht nur die gegenwärtige Zeit, sondern bleiben vor jedem Mann und jeder Frau von Anfang an ihrer Erscheinung in der Welt stehen:

„Die Freiheit muss ständig erobert werden,
sie kann nicht nur schlechterdings gehabt werden!
Sie fällt uns zu als Gabe, sie bleibt durch inneres Ringen erhalten.
Gabe und Ringen beschriften sich in verborgene Blätter, dennoch sie sind offen.
– Mit deinem ganzen Selbst zahlst du für die Freiheit
– so nenne also das die Freiheit, dass du, indem du beständig zahlst
– dich aufs neue besitzen kannst ...” (GI 79; poln. Ausg.; eigene Überstzg).

Wonach fügt er hinzu – diesmalig im Anschluss nicht nur an die Geschichte des einzelnen Menschen, sondern auch der Nation und der Völker aller Zeiten:

Schwach ist das Volk, wenn es auf seine eigene Niederlage zustimmt,
wenn es vergisst, dass es gesandt wurde, um zu wachen, bis die seine Stunde kommt.
Stunden kehren ständig auf dem großen Zifferblatt der Geschichte zurück ...” (GI 79f.: poln. Ausg.).

Gleichsam am Weg des Lebens aufgestellte Meilensteine nennt Johannes Paul II., eins nach dem anderen, die Komponenten der Größe des Menschen: das Selbst-Bewusstsein, die Selbst-Bestimmung, die Freiheit. Er hebt das Ringen um die Freiheit hervor, in dem sie sich bestätigt, wie auch das Wachehalten, dass diese Freiheit nicht vergeudet wird.

Das alles weist auf die eigenartige ‘Resultante’ der erwähnten Komponenten, und zwar die Verantwortung und die mit ihr zuengst verbundene Zurechnungsfähigkeit für die unternommenen Betätigungen, insbesondere aber für die Gestaltung der Liebe und der Gemeinschaft-Kommunion:

„Indem Gott den Menschen nach seinem Ebenbild erschaffen hat
und ihn immerwährend im Dasein unterhält,
prägt Er in das Menschsein von Mann und Frau die Berufung,
also die Befähigung und die Verantwortung für Liebe und Gemeinschaft ein ...” (FC 11).

Der erwähnte Eintrag Gottes im Menschsein von Mann und Frau betrifft selbstverständlich den Menschen ab seiner Erschaffung an im Garten Eden.
– Daselbst bezieht er sich auf ganz besondere Art und Weise auf den Menschen in seiner Berufung zur Kommunion der Ehe – in der darin eingeprägten Rolle der immerwährenden Transposition in die Sichtbarkeit der Welt – der Kommunion der Personen Gottes, die Mann und Frau die Anteilhabe am eigenen Gottes Leben und eigener Gottes Liebe anbieten.

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b. Liebe-Gabe weil Gott unabwendbar Er-Gabe ist

Papst Wojtyła spricht mit ganzem Engagement von verpflichtender Beschaffenheit der beiderseitigen Liebe der Ehegatten. Dies ist die weitere Eigenschaft, die der Ehe ab der Morgenfrühe ihrer Erscheinung auf Erden aufgetragen worden ist. Erweiszeichen der besiegelten Verpflichtung der Ehegatten zur Entwicklung der gebundenen Kommunion von Liebe soll das ständige Gabe-Sein-‘für’ diesen Geliebten werden. Diese Eigenschaft: die verpflichtende Beschaffenheit des Person-Gabe-Seins, verbindet der Heilige Vater mit der Gabe-Person Gottes selbst. Eheleute sollen aber aufgrund Gottes Willens gerade diese Eigenschaft Gottes in die Sichtbarkeit der Zeitlichkeit übertragen.

Allerdings in der Welt der Menschen hat die Sünde stattgeworden. Gott konnte unmöglich anders angesichts der Sünde des Geschöpfes seiner Vorliebe ‘reagieren’, als indem Er sein Person-Gabe-Sein für den Menschen – in bräutlich-erlösende Liebe umgestaltet hat.
– Diese aber schiebt sofort den Gedanken auf den Preis vor, den Gott für den Menschen hinlegt, um ihn von der Knechtschaft der Sünde und der ihn bedrohenden ewigen Verdammung zu erlösen.

Und zwar Gott selbst wird im Gottes Sohn-Wort Erlöser des Menschen, seines lebendigen, in die Sünde gefallenen Ebenbildes. Er zeigt an sich selbst die schauderhafte, aber umso mehr verwundernde und faszinierende Folgerichtigkeit seines Person-Gabe-Seins für den Menschen: Mann und Frau. Der Sohn Gottes wird in Jesus Christus „Sühne-Opfer für unsere Sünden, aber nicht nur für unsere Sünden, sondern auch für die der ganzen Welt” (1 Joh 2,2).
– Die Realität und Folgerichtigkeit dieser Eigenschaft Gottes: der unbeugsamen Treue zur Liebe in ihrem Person-Gabe-Sein, wird unabtrittbares Muster, und umso mehr Dazugabe von Kraft für alle Liebe, ganz besonders aber für diese eheliche, falls diese angesichts der Versuchung stehen bleiben sollte, sich von der gelobenen Treue zu trennen.

Johannes Paul II. schreibt in seinem Brief an die Familien:

„Die Gabe der Person ist ihrem Wesen nach beständig und unwiderruflich. Die Unauflöslichkeit der Ehe folgt hauptsächlich aus dem Wesen dieser Gabe: Gabe der Person an die Person. In dieser gegenseitigen Gabe kommt die bräutliche Beschaffenheit der Liebe zum Ausdruck. Im ehelichen Gelöbnis nennen sich die Brautleute bei ihrem Eigennamen: ‘Ich nehme dich ... als meine Frau – als meinen Mann – und gelobe ..., dass ich dich nicht verlasse bis zum Tod’.
– Solche Gabe verpflichtet wesentlich ... tiefer als das, was um irgendwelchen Preis ‘erworben’ werden kann.
– Während die künftigen Eltern ihre Knie vor dem Vater beugen, von dem jede Elternschaft herkommt, sind sie sich bewusst, dass sie ‘erlöst’  worden sind, d.h. erworben wurden um einen größten Preis: den Preis des Blutes Jesu Christi, das ist um die größtmögliche uneigennützige Gabe, in der sie auf sakramentale Art Anteil haben.
– Das eheliche Gelöbnis findet seine Erfüllung in der Eucharistie, d.h. mit dem Opfer des ‘hingegebenen Leibes’ und des ‘vergossenen Blutes’. Sie ist schon an sich sein Ausdruck” (BF 11).

Diese Worte knüpfen im vollen Ausmaß an die Wirklichkeit schon des Neuen Testamentes an: an die Gabe des Lebens des Sohnes Gottes am Kreuz und ihre fortwährende Vergegenwärtigung in der Eucharistie.
– Wir werden aber bald sehen, dass Gott auch im Zeitraum des Alten Testamentes an sein Volk, das Er immer deutlicher als seine Braut trachtete, gleichsam ganz unzweideutige Signale ‘sendete’, dass Er immerwährend sowohl sein Ehegemahl, als auch Erlöser ist.
– Die erwähnte, mit nichts sich abspenstig noch in Wanken bringen lassende Treue-in-Liebe, bedeutet geradeaus „zu lieben”, das heißt „leben-‘für’ diesen ...” Geliebten und daselbst für ihn Gabe-zu-werden. Solche Deutung der Bezeichnung ‘Gabe-Sein-für’ stellt eines Tages Johannes Paul II. selbst vor:

„... das uneigennützige Gabe-Sein,
was das ‘Leben-für’ den anderen heißt ...” (MuD 10).

Mit der Fähigkeit, Gabe der „Person für die Person” zu werden, geht einerseits die Fähigkeit einher, die Person als Gabe anzunehmen, und anderseits die Fähigkeit des Austausches gerade dieser Gabe. Auf solche Weise löst die Liebe-Gabe die erwiderte Liebe heraus (s. ML 115-152, bes. 120f.127f.138ff.). Der Heilige Vater drückt das bündig aus:

„Die Liebe bewirkt es, dass sich der Mensch
mittels der uneigennützigen Gabe seiner Selbst verwirklicht.
Liebe ist nämlich Geben und Annehmen der Gabe.
Sie kann nicht gekauft, noch verkauft werden.
Man kann sich mit ihr nur gegenseitig beschenken”  (BF 11).

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Johannes Paul II. wusste, was zu seinen Aufgaben gehört: Jesus Christus den Erlöser mutig, mit Überzeugung zu verkünden, wobei er gleichzeitig mit seinem Leben das Zeugnis des gelebten Glaubens gab. Gleich ob in Zeiten des Triumphes - in menschlicher Wertung, oder auch der Niederlage: nicht erfüllter Träume, wenn auch nur mit Bezug auf die Vereinigung des Christentums, selbst gelegentlich der Feier der einmalig erscheinenden Chance des Großen Jubiläums seit der Geburt des Erlösers der Welt im Jahr 2000.

So soll es in erster Reihe in Ehe und Familie sein – unabhängig davon, ob dieser Ehebund von Personen der Epoche des Alten, oder schon des Neuen Testamentes eingegangen wurde:

„Es wird hier von der Liebe Gottes selbst gesprochen, dessen Mitarbeiter und in gewissem Sinn Sprecher die Eltern werden, wenn sie gemäß seinem Väterlichen Vorhaben das Leben weitergeben und es erziehen. Es ist also Liebe, die uneigennützige Gabe wird: Annahme und Hingabe.
– In der Familie begegnet jeder der Annahme, Achtung und Ehre, weil er Person ist. Benötigt aber jemand mehr Hilfe, wird er mit umso wachsamerer und sorgsamerer Fürsorge umgeben” (EV 92).


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c. Liebe:
Gabe der Person für die Person

Die gesunde Intuition irrt nicht darin, dass Liebe nicht allein eine angenehme Wahrnehmung der Nähe des Leibes ist, wenn sich zwei Personen aneinander anschmiegen. Sie ist wesentlich tiefere Wirklichkeit. Die Liebe liebt nicht so sehr und nicht nur um dieser lieben physischen Wahrnehmung willen, wiewohl diese eine unersetzliche Rolle spielt. Die wahre Liebe ist ganz im Guten versunken, das sie aktiv dem Geliebten wünscht und es ihm sichern will. Daher geben sich beide aneinander vor allem auf der Ebene des Herzens hin. Es geht um das ‘Herz’ begriffen als Mittelpunkt selbst des menschlichen ‘Ich’. So wurde es sowohl in der Zeitepoche der Menschenfamilie vor der vollbrachten Erlösung, wie auch nachdem es vollbracht worden ist, verstanden.

Liebe kann selbstverständlich nur unter Personen bestehen. Und sei es auch nur wegen ihrer grundlegenden Voraussetzung: die Liebe setzt die Entscheidung des freien Willens des Menschen voraus. Der freie Wille darf keinem Zwang von Außen her erliegen, keiner Einschüchterung, bzw. einer anderen Verknechtung. In solchem Fall wäre die ‘Liebe’ ausgeschlossen, es begänne die Knechtschaft. Daher kann von ‘Liebe’ nicht unter Tieren gesprochen werden: bei ihnen gibt es keinen freien Willen.

Es gehört sich ferner klar bewusst zu werden, dass sich die Liebe im Fall des Menschen nicht zwischen Leib und Leib liegt, sondern zwischen Person und Person. Demzufolge, beim Kuss, bei liebender Umarmung, beim zarten Handdruck u.dgl., geht es nicht um den Kontakt ‘Leib-Leib’, sondern um zutiefsten Wunsch und gegenseitige Übertragung des Guten der Person, das seinem Wesen nach den Leib-die-Materie selbst überragt.

Daher das voller Ehrachtung Distanziertsein angesichts der Un-Überweisbarkeit und Un-Abtrittbarkeit der eigenen Person einer anderen Person im physischen Sinn. Eine Person kann sich selber an eine andere Person nicht gleichsam ‘Sache’  zum Eigentum übertragen (LuV 84). Trotzdem so mancher Bräutigam, oder auch Ehemann – seine Braut, sein Mädchen, oder dann seine Ehefrau (und wechselweise) in Praxis als sein ausschließliches ‘Eigentum’ trachtet. Bis dahin, dass er sie im Extremfall selbst zu töten bereit ist, wenn er sie z.B. mit jemandem anderen sprechen sieht, o.dgl. Dieser Art Eroberungssucht ist alles andere, nicht aber Liebe-Gabe.

Parallel zu dieser Un-Überweisbarkeit irgendjemandem im physischen Sinn – suchen Brautleute, dann aber auch die Ehegatten, nach ihrer gegenseitigen Nähe, und selbst Vereinigung miteinander. Das geschieht deswegen, weil die Person mit dem Akt ihres freien Willens – von ihrer Un-Überweisbarkeit und Un-Abtrittbarkeit der eigenen Person an die Person jemandes anderen, Geliebten – gerade um der Liebe willen gleichsam abtreten kann. Sie will dann mit dem Akt ihres freien Willens sein Eigentum werden. Selbstverständlich Eigentum weiter nicht in der Beschaffenheit einer Sache, sondern als Person-Gabe.

Der Wunsch nach ‘Eins-Sein’ in freiwilliger personaler Hingabe an diesen anderen wird im Fall der ehelichen geschlechtlichen Vereinigung besonders intensiv. Das erfolgende „Zwei-zu-einem-Fleisch”  vermittels der Vereinigung im Leib bringt dann aber eine umso tiefere Wirklichkeit zum Ausdruck: die Zusammenfügung vor allem auf Ebene des Herzens-des-Geistes, als Brennpunktes der geistig-körperlichen Personen dieser beiden. So wird im Klima der Liebe der Person-Gabe – das möglich, was in physischer Ordnung unmöglich ist: die Übermittlung-Hingabe der eigenen Person – der Person dieses anderen, samt der eigenartigen Abtretung seiner Person – an die Person dieses anderen.

Es ist klar, dass so die Wirklichkeit der Liebe „von Anfang an” der Erscheinung des Menschen auf Erden war. Schon der erste Mensch hat vortrefflich verspürt, was das heißt: den Leib dieses anderen zum Besitztum sich anzueignen, und anderseits, was das heißt: Person-Gabe für ihn zu werden, vor allem in der Ehe als Sakraments der Schöpfung. Sollten selbst diese ersten Leute außerstande sein, diese Wirklichkeit in so klaren Worten auszudrücken, mit denen wir diese Wirklichkeit Jetztzeit – in moderner Sprache darstellen.

Ausdruck der so gelebten Liebe ist – sei es nur der reflektorische Bedarf nach Verhüllung der geschlechtlichen Intimität vor dem Auge jemandes anderen: nicht befugten (Gen 2,25; 3,10f.21).
– Darüber zeugt auch, der Reihe nach, der erste Mord auf Erden, von dem das Gottes-Geschriebene-Wort in der Darstellung von Kain und Abel spricht. Der Kain tötet den Abel so, als ob er sein Besitztum-Sache wäre (Gen 4,8).

Die Sünde der ersten Eltern hat das bisherige „Sehen sich einander gleichsam mit dem Sehvermögen des Geheimnisses selbst der Schöpfung ...” (ML 114) irreversibel gestört. Der Mensch hat aufgehört „frei zu sein vom ‘Zwang’ seines Leibes und Geschlechts ...” (ML 123).
– Aber trotz allen Entstellungen des Geheimnisses der Liebe als Gottes Gabe für das Ebenbild Gottes: Mann und Frau, wird der Mensch für alle Zeiten und Zeitepochen mit der Intuition des Glaubens verspüren, was mit der inneren Friedensordnung der Liebe als Gabe der Person übereinstimmt, oder nicht:

„In der ganzen ... Perspektive seiner ‘Geschichte’ entreißt sich der Mensch niemals vom ‘bräutlichen’ Sinn seines Leibes. Wird dieser Sinn selbst vielfältigen Entstellungen erliegen, und erliegt er ihnen auch tatsächlich, wird er unter ihnen beständig als die tiefste Schicht bleiben, die in ihrer Einfachheit und Reinheit nach Enthüllung verlangt, wie auch danach, dass er in ganzer Wahrheit als Zeichen des ‘Ebenbildes Gottes’ gezeigt wird. Hier wird auch der Weg vom Geheimnis der Schöpfung zur ‘Erlösung des Leibes’ [Röm 8,23] führen ...” (ML 130).

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d. Sinn des ‘Zwei-zu-einem-Fleisch’

Gemäß den Schlüssen schon früher unternommener Erwägungen sind wir uns bewusst, dass Ziel und Zweck der geschlechtlichen Vereinigung im Fall Mann und Frau nicht in erster Reihe die ‘menschliche Arterhaltung’ ist, d.h. nicht die Zeugung an sich. So ist der Zweck der Kopulation in der Welt der Tiere. In Beziehungen unter zwei Personen wird die geschlechtliche Vereinigung besonders dramatischer Ausdruck der beiderseitigen, ganzheitlichen Hin-Gabe aneinander ihrer Personen in Liebe, die infolge eines bewusst und freiwillig unternommenen und unterhaltenen Aktes des Willens erscheint, ‘für’ diesen anderen, Geliebten – da zu sein.

Mit anderen Worten, entscheidender Faktor wird im Fall des Menschen unabänderlich sein Geist. Er ist es, der den Sinn den zurzeit unternommenen Betätigungen verleiht. Der Geist aber des Menschen, also die menschliche Seele, ist berufen und befähigt zur immerwährenden Kontaktnahme zu Gott, der der Erste Liebe-Gabe seines Ganzen ist, in diesem Fall für sein lebendiges Ebenbild: Mann und Frau, denen Er den Bund der Kommunion mit sich als Gott anbietet.

Die besprochene, bis zum „Ende” vollbrachte, beiderseitige Hin-Gabe aneinander in Ganzheitlichkeit der eigenen Personen setzt selbstverständlich die Entscheidung auf Unauflöslichkeit des stattgewordenen Bandes und seiner Fortdauer bis zum Tod voraus – aller Schwäche des menschlichen Willens und der Sündhaftigkeit des Menschen zuwider. Im entgegengesetzten Fall wäre es ontologische – und daselbst ethische Verlogenheit der erklärten Ganzheitlichkeit in Hingabe aneinander.

Das bedeutet aber nur umso mehr, dass Zielzweck des geschlechtlichen Verkehrs nicht die Elternschaft allein ist. Der Verkehr wird den Eheleuten – und niemandem außer ihnen – zur Gestaltung und Unterhaltung u.a. auf solche Art und Weise der Liebe geschenkt. Die Elternschaft ist auf der Grundlage der strikten Anthropologie des Aktes des Verkehrs eine gleichsam ‘unterwegs’ der beiderseitigen Hingabe aneinander sich entwickelnde Blume. Im erfolgenden „Zwei-zu-einem-Fleisch” der Ehegatten bringt diese Liebe Frucht und nimmt die Gestalt des von nun an unverwüstlichen Seins einer neuen menschlichen Person an.

Wie treffend mit verwundernder Schlichtheit und Tiefe sind die Worte Johannes Paul II. aus seinem Brief an die Familien, in denen er gerade diese Wirklichkeit darstellt:

„Dieselbe Logik der uneigennützigen Gabe tritt in ihr Leben ein, wenn Mann und Frau in der Ehe sich einander hingeben und gegenseitig annehmen als ‘ein-Fleisch’ und Einheit von Zweien. Ohne diese Logik wäre die Ehe leer.
– Die auf dieser Logik aufgebaute Kommunion von Personen wird elterliche Kommunion. Die Eheleute geben das Leben dem eigenen Kind. Es ist ein neues menschliches ‘Du’, das in der Kreisbahn ihres elterlichen ‘Wir’ erscheint ...
– ‘Ich habe einen Menschen mit (Hilfe) Jahwéh erworben’ [Gen 4,1], sagt die erste gebärende Frau, ... die biblische Eva. Es ist ein Mensch, der zuerst erwartet wird ..., dann wird er den Eltern und Geschwistern ‘offenbar gemacht’.
– Dieser ganze Vorgang: der – Empfängnis, Entwicklung im Schoß der Mutter, und endlich Geburt, des Gebracht-Werdens in die Welt – dient dazu, gleichsam einen geeigneten Raum zu verschaffen, damit sich dieser neue Mensch als ‘Gabe’ offenbaren kann. Denn auch er – dieser Neue Mensch – ist von Anfang an gerade solche Gabe. Wie anders sollte dieses gebrechliche und wehrlose Wesen bezeichnet werden, das völlig von seinen menschlichen Eltern abhängig, ihnen ganz anvertraut ist? Der neu Geborene Mensch gibt sich den Eltern aufgrund der Tatsache allein hin, dass er da-zu-sein begonnen hat. Das Dasein – das Leben ist die erste Gabe vonseiten des Schöpfers für das Geschöpf ...” (BF 11; vgl. EV 49).

Wir bemerken, dass auch diese Hinsicht der menschlichen Liebe unter Eheleuten alle Epochen hindurch des Existierens des Menschengeschlechtes unabänderliche Transposition in die Sichtbarkeit dieser Welt – des Geheimnisses Gottes darstellt, der der Erste immerwährende Gabe-Person für das Geschöpf seiner Vorliebe ist: Mann und Frau. Das zeigt sich besonders dann, wenn die zwei Ehegatten die ihnen von Gott angebotene Bereitschaft zur Mitwirkung mit Ihm als der „liebenden Allmacht des Schöpfers” annehmen, und zwar wenn ihre eheliche Kommunion als elterliche Kommunion Frucht bringt. Gerade dann ertönt vom Mund und Herzen jeder weiteren Frau-Ehegattin, die Mutter wird, wie auch eines jeden weiteren Mannes, der auf solche Weise Ehemann und Vater wird, angesichts des Wunders des Lebens und der Liebe – der Aufschrei der ersten Mutter: „Ich habe einen Menschen mit (Hilfe) Jahwéh erworben” [Gen 4,1].

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B.   ‘BRÄUTLICHE’ BEZIEHUNGEN GOTTES ZUM MENSCHEN
DER URSPRÜNGLICHEN ZEITEN

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1. Von neuem unternommene Offenbarung seines Selbst
und des Vorhabens der Liebe im Gottes-Geschriebenen-Wort

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a. Intensivierte Signale der Liebe Gottes vor der ‘Fülle der Zeiten’

Im vorigen Abschnitt haben wir auf die menschliche Liebe aufmerksam hingewiesen, besonders diese, die zwischen zweien Personen besteht, die mit dem Ehebund verbunden sind – als auf fortwährende Versichtlichung dieser Liebe, die Gott als Liebe-Leben ist. Die menschliche Liebe weist von selbst auf Gott hin als diesen Ersten, von dem alles ‘Lieben’ und alles ‘Leben’ herkommt.

Gott hat es gefallen, den Menschen: Mann und Frau zur Liebe zu befähigen: zum Lieben und Liebe zu erfahren. Die Liebe wäre unmöglich, wenn Gott den Menschen nicht als Person erschaffen würde. Daselbst ist aber jeder Erweis der zwischenmenschlichen Liebe, und umso mehr der Liebe, wie sie unter zwei Personen besteht und bestehen soll, die eine Ehe bilden, eine ständige Übertragung in die irdische Wirklichkeit dieser Liebe, dank der Gott – Gott ist: Liebe-Leben. Die ruhige und von der Distanz aus unternommene Betrachtung bezüglich der Erscheinung und des Geheimnisses ‘Liebe’ – kann unmöglich die auf ihr unauslöschlich eingeprägte ‘Erkennungsmarke’ nicht anzeigen: die menschliche Liebe ist ein einziger, beständiger, laut rufender, auch wenn infolge der menschlichen Sündhaftigkeit sehr verseuchter Verweis auf den unter ihrem Gewand verborgenen Gott. Wenn der Mensch es versucht, zu lieben und Liebe zu leben, da um wie unendlich mehr liebt den Menschen: Mann und Frau, und sehnt sich nach ihm untröstlich Er: Gott-die-Liebe, Gott-das-Leben!

Es besteht kein Zweifel, dass so das Vorhaben Gottes hinsichtlich seines lebendigen Ebenbildes im Kosmos ist: Mann und Frau. Das Ebenbild Gottes soll aufgrund seiner Definition selbst in die Sichtbarkeit der Welt – Gott und die Gottes Kommunion von Personen übertragen. Er wird doch erschaffen und befähigt gerade zum Leben in Kommunion von Personen – nach seinem Gottes Ur-Muster.

Besonders anschauliche Annäherung Gottes in seiner Eigenschaft der Liebe-Gabe der „Person für die Person”  (BF 11) ist „von Anfang an” jede Ehe. Kein Wunder: sie ist Ur-Sakrament – als besonderer Ausdruck des Ur-Sakramentes der von Gott erschaffenen Welt. Als eben Ur-Sakrament der Schöpfung freut sich die Ehe auch des deutlichen Segens Gottes, ausgerichtet auf Fruchtbarkeit der ehelichen Liebe, die in der Fähigkeit der Lebens-Übertragung zum Ausdruck kommt.
– So war die Ehe ab der Schöpfung an und so ist sie bis heutzutage: sowohl als Kommunion von Liebe und Leben jedesmaliger Zweien, wie auch die Ehe als Kommunion von Zweien, die sich allmählich in eine mehr ausgedehnt begriffene Gemeinschaft der Familie umgestaltet.

Wir können aber unmöglich nicht bemerken, dass die lebendigen Beziehungen Gottes zu seinem lebendigen Ebenbild auf Erden: Mann und Frau, im Zeitraum der letzten zwei Tausenden Jahre vor Christus einer an Stärke zunehmenden Beschleunigung erliegen sind. Kein Wunder: die Geschichte des Weltalls und der Menschen-Familie auf Erden sind mit Meilenschritten zur Gott allein bekannten Rechnung der „Fülle der Zeiten” nahe geworden  (vgl. Gal 4,4; Mk 1,15; Eph 1,10).

Das Reich Gottes, d.h. das verwundernd engagierte Dasein Gottes mit der Menschenfamilie – wird „nahe” (vgl. Mt 3,2; 6,33; Mk 1,15). Es zeigt sich bald: das angekündete, und daraufhin verlautbarte ‘Reich Gottes’ wird Jesus Christus selbst sein. Er wird eben das äußerlich erwartete, und innerlich gegenwärtige „Reich Gottes ... unter uns” sein (vgl. Lk 17,20f.). Nicht als ein mit seiner Gebieterei erschreckender ‘Herr’, sondern auf Annahme seines Vorhabens der erlösenden Liebe erwartender Gottes Bräutigam jener, die „... nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind” (Joh 1,13).

Im Zeitraum jener 2000 Jahre vor Christi Geburt hat sich Gott nicht mehr nur auf das ‘Sprechen’ im Gewissen allein beschränkt, in dieser „verborgensten Mitte und dem Sanktuar im Menschen, wo er allein ist mit Gott, dessen Stimme in diesem seinem Innersten zu hören ist ...” (vgl. DeV 43). Im Gegenteil, Gott – konnte auf seine Gottes, für uns unbegreifliche Weise, in seinen doch „von Anfang an” bräutlichen Beziehungen zum Geschöpf seiner Vorliebe: Mann und Frau nicht mehr länger ‘aushalten’ . Der Mensch ging leider immer weiter von Ihm weg, immer wieder gern auf die Stimme des Bösen hinhörend, dem auch schon die Ur-Eltern im Garten Eden erlagen. Satan aber, die „Alte Schlange” (Offb 12,9) und der „Beherrscher dieser finstern Welt” (Eph 6,12; Lk 22,53; DeV 38), ist bei seinem Verderbungswerk unermüdlich aktiv:

„Auf diese Weise wird von Satan in die Psyche des Menschen
der Bazyllus des Widerstandes gegen Diesen eingeimpft,
der ‘von Anbeginn’ als Feind des Menschen –
und nicht als Vater betrachtet werden soll” (DeV 38).

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Was für eine scharfsinnige Beobachterin! -- Vom Evangelium: „Als Er [das Gebet] beendet hatte, bat Ihn einer von seinen Jüngern: HERR, lehre uns beten, wie auch Johannes (der Täufer) seine Jünger zu beten gelehrt hat! Da sagte Er zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht: Vater, geheiligt werde Dein Name ...” (Lk 11,1f.).

Im Zeitraum jener ca. 2000 Jahre vor der Geburt des Sohnes Gottes, hat sich Gott Männer „nach seinem Herzen” gewählt (1 Sam 13,14), die Er mit einem Charisma des Heiligen Geistes ohne Präzedenz beschert hat: der skripturistischen Inspiration. Dank diesem Charisma hat das offenbarende Wort Gottes – immer reichlicher die Gestalt der menschlichen Sprache angenommen.
– Dabei hat es sich außerdem der nicht minder ohne Präzedenz erscheinenden Eigenschaft gefreut: der Garantie der Wahrheit der Offenbarung Gottes.
– In ihm und durch dieses Wort begann Gott dem Menschen ganz von neuem sich selber zu offenbaren als Gott der Liebe, des Bundes, als Erlöser und Bräutigam-Ehegatte.

Parallel zeigte und offenbarte Gott immer mehr klar sein Vorhaben: Er will sich mit dem Menschen – Mann und Frau, mit intimstem Band binden: eines bräutlich-ehelichen Bundes.
– Diese Offenbarung brachte unabänderlich – wenn man darauf von der Perspektive aus des Neuen Testamentes schaut – die Zweite Person Gottes, d.i. der-Sohn-das-Wort, zutage. Das geschah offenbar dauernd in Kraft des Heiligen Geistes, des Gottes ‘Spezialisten’ für Verbinden der Person des-Sohnes-des-Wortes – mit dem Gottes Gesprochenen und Geschriebenen Wort in menschlicher Sprache. Die Initiative solchen unbegreiflichen Gottes Vorhabens kommt beständig von der Ersten Person Gottes her: Gott dem Vater.

Wir sehen einmal mehr, dass die Offenbarung Gottes Sache der Allerheiligsten ganzen Dreifaltigkeit ist (s. dazu genauer u.a.: ks. Paweł Leks, SŁOWO Twoje jest PRAWDĄ [Dein WORT ist WAHRHEIT], bes. Teil I, 1.Kap.). Wie könnte es anders sein, wenn doch Gott ‘nicht anders wirken kann’, als nur als Trinität der Personen – auch in der Zeitepoche vor Christi Geburt.

In vielen Büchern des Gottes-Geschriebenen-Wortes des Alten Testamentes können wir das menschlich schwer zu begreifende ‘gefühlsgeladene’ Engagement Gottes in seiner „liebenden Allmacht des Schöpfers” (DeV 33) beobachten. In den Vordergrund rückt unzweideutig die verwundernde Liebe Gottes zu seinem lebendigen „Ebenbild und Ähnlichkeit”: Mann und Frau voran. Wir bemerken, dass das Gottes-Geschriebene-Wort keinen Zweifel zurücklässt hinsichtlich dessen, wie sehr es Gott an der Antwort der Liebe seines lebendigen Ebenbildes gelegen ist – angesichts der an ihn vonseiten der „liebenden Allmacht des Schöpfers” (DeV 33) gelangenden Liebe.

Beweis des erwähnten, ‘gefühlsgeladenen’ Engagements Gottes sind nicht nur Worte des Gefallens bei der Zusammenfassung des schon beendeten Erschaffungswerkes: „Elohim [= Gott] sah alles, was Er gemacht hatte. Und siehe, es war sehr gut ...” (Gen 1,31), sondern seiner Art auch sein ‘gefühlsvoll’ engagiertes Wort nach dem Verhör der Ur-Eltern im Anschluss auf ihren Sündenfall (Gen 3,9-19).
– Es sind nicht Worte eines allein rohen Herrn-Richters, sondern umso mehr des schmerzhaft in seiner Liebe betroffenen, liebenden Schöpfers, der in selber Stunde Erlöser seines lebendigen Ebenbildes wird. Noch mehr, Gott kündet schon auch sofort den Preis an, den Er einst persönlich für die Erlösung von Mann und Frau hinlegt, wenn Er sich tödlich von der Alten Schlange ‘beißen’  lässt in seinem erlösungs-bräutlichen Opfer am Kreuz (s. Gen 3,15).
– Unter dem Kreuz Ihres Sohnes wird dann seine Mutter Maria stehen: die Neue Eva beim Neuen Adam der Menschen-Familie (s. Gen 3,15; und: RMa 18.47; MuD 11).

Im Lauf der voranschreitenden Jahrhunderte, angefangen von der Berufung Abrahams (Gen 12; – 19? 18? Jh. vor Chr.), und umso mehr von Zeiten Mose an, des Vermittlers beim feierlichen Bund, den Gottes Erlösende Liebe dem Volk seiner Wahl unter Sinai angeboten hat (Ex 19f.; 24,7f.; 34,10.27; – ca. 1250 vor Chr.), begannen sich im Gottes-Geschriebenen-Wort Ausdrücke und Vertrautheiten dieses Gottes mehren, nach denen Gott das Band mit dem Volk seiner Auserwählung unzweideutig gleichsam bräutlicher, wenn nicht geradeaus ehelicher Beziehungen trachtete. Es sind anfangs Sätze und Aussagen, die beinahe nur nebenbei geäußert wurden.

Übrigens Gott bezeichnet auf vielfältige Arten die Bände, die Ihn mit Israel zusammenfügen, und in ihm mit jedem einzelnen der Glieder des Volkes seiner Auserwählung binden. Einmal hebt Er hervor, dass das Auserwählte Volk – Volk der „Priester” sein wird (s. z.B.: Ex 19,6; Jes 61,6; 1 Petr 2,5.9; Offb 1,6), ein andermal, dass sie Sein Volk sein werden, Er aber – Ihr Gott (s. z.B.: Ex 19,4f.; Dtn 26,17.21; Jos 24,18; 2 Chr 14,11, Jdt 6,17f.; Jes 25,1.9; Jer 7,23; usw.). Die einen und anderen Bezeichnungen heben die besondere Nähe des Volks Gottes zu Gott hervor, der in seiner verwundernden ‘Herabniederung’ jemanden einzelnen, bzw. ein ganzes Volk – zu unwahrscheinlicher Vertrautheit zu Sich zulässt.

Zuletzt beginnen aber in diesen Gottes Herzensergüssen angesichts des Menschen: Mann und Frau Ausdrücke zu erscheinen, die Gottes Signale einer Liebe zu ihm als geradezu bräutliche und eheliche zutage kommen heißen.
– Wir verstehen offenbar, dass diese alle Ausdrücke aufgrund der analogen Eigenschaft der menschlichen Sprache hervorwachsen (s. dazu u.a. MuD 7f.23-25.29). Die ‘Bräutlichkeit’ der Gottes Beziehungen zum Menschen wird in sich nichts von ‘Sex-Betreiben’ haben – im herabgesetzten Sinn dieses Wortes. Gott ist doch Geist. Es gibt in Ihm keinen Schatten von ‘Materie’. Er ist dagegen Schöpfer der ganzen ‘Materie’.

Unabhängig davon, Gott wird dauernd eigenartig das Verständnis des Wortes und des Inhaltes der ‘Liebe’ korrigieren. Es wird immerwährend Liebe sein, die als Gott-die-Gabe verstanden werden soll, die seine ‘Braut, den-Menschen’: Mann und Frau vervollkommnet, indem sie ihn zur eigenen intimsten Kommunion zu Sich als Liebe-Leben einlädt, das als Angeld des ewigen – Lebens hervorwächst.

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b. Wahrheit der Offenbarung Gottes
und Magie der heidnischen Götter

Es gehört sich jetzt eine Auswahl des Gottes-Geschriebenen-Wortes des Alten Testamentes zu durchblättern über die Vertrautheiten der ‘Liebe’, die Gott-der-Schöpfer zu seinem lebendigen Ebenbild auf Erden hegt, indem Er ihm unzweideutig die Verbundenheit zu Sich in intimster, unwiderruflich treuer Kommunion der Liebe und des Lebens anbietet.
– Allerdings einführungsmäßig taucht noch gleichsam ‘unterwegs’ die empfindliche Frage des charakteristischen politheistischen Milieus [= Vielgötterei] des ganzen Altertums, in dem das Volk der Auserwählung Gottes lebte und sich entwickelte. Man müsste sich die Frage stellen, ob die Herzensergüsse Gottes bezüglich seines ‘Liebe-Bandes’ zu Israel nicht etwa eigenartige Entlehnung der heidnischen Mythologie in ihren männlich-weiblichen Abwandlungen darstellen?

Man muss nämlich ständig berücksichtigen, dass Israel des Alten Testament im wörtlichsten Sinn eine unikale ‘Insel’ inmitten aller ihn umgebenden Völker und politheistischer Staate [= Glauben an viele Gottheiten] ist. In Israel gab es einen urewigen Kampf um das Bekenntnis und die Erhaltung nicht nur eines Heno-Theismus [= Glaube an eine, höchste Gottheit inmitten noch anderer Götter], sondern eines unbedingten Mono-Theismus [= Glauben an einen Einen und Einzigen wahren Gott, mit Ausschluss des Existierens irgendwelcher anderer Götter-Gottheiten].

Nach dem Politheismus [= Heidentum; Vielgötterei] übt jede Gottheit ihre Macht aus über einen strikt bestimmten Bereich – entweder der Naturerscheinungen, oder Anliegen der Menschen. Diese Gottheiten traten im öffentlich angenommenen Aberglaube in männlicher und weiblicher Abwandlungen vor.
– Jede Leidenschaft und jede ethische Entartung hatte zum leitenden Patron eine bestimmte Gottheit. Zum Finale dieser eigenartigen ‘Zerstückelung’ der Gottheit in eine Vielheit von Göttern wurde ein nicht seriöses Trachten der Götter selbst, wenn auch die Leute zugleich panikartig den Zorn, bzw. die Verärgerung irgendwelchen Gottes zu erregen befürchteten.
– Die Stämme und Völker haben schlechterdings keinen Mut zu entlösen gewagt, irgendwelche Schlüsse aus der theoretischen und praktischen Unmöglichkeit herauszuziehen, dass es eine Vielheit von Gottheiten geben könnte außer nur einem Einzigen Gott. Alles Nachdenken über dieses Thema wurde auch eigenartig durch die Kaste der Priester blockiert. Im gegenteiligen Fall würden sie ihre einträglichen Posten sofort verlieren.

Die Wertschätzung der Vielgötterei von der Distanz aus lässt verstehen, dass eine allzu weit vorgeschobene ‘Nähe-Vertrautheit’  zwischen Gottheit und der Welt der Menschen und Natur [= Kondeszenz: die Gottheit steigt auf die Erde herab und sucht nach Nähe des Menschen] diesen Gottheiten selbst keineswegs ‘zu Gutem’ gereicht hat. Ihre Natur: die Gottheit – verschwamm dadurch in Pantheismus [= alles ist ‘Gott’].

Es kam zur paradoxalen Situation, dass – im Gegenteil zu Israel – nicht der Mensch dem Gott ähnlich sein sollte, sondern es geschah das Umgekehrte: die Gottheit begann ‘gestaltet zu werden’ nach dem ‘Bild und Ähnlichkeit des ... Menschen’. Das Heidentum suchte auf diese Art und Weise jede Ruchlosigkeit zu rechtfertigen, indem es sich auf eine bestimmte Gottheit berief, die über immer andere Entartungen ihre ‘Schirmherrschaft’ ausübte.
– Dieser Art Glaube und Haltung – als religiöse Doktrin, war in Israel selbstverständig absolut unannehmbar, trotzdem es immer wieder nicht wenig Abtrünnigkeit vieler Israeliten vom strengen Monotheismus gegeben hat und viele immer wieder dem Versuch der verlockenden, taumelnden Kulte erlagen, die des Öfteren im Milieu der nächsten Nachbaren, der früheren Einwohner Kanaans und der umgebenden Völker geübt wurden.

In der Situation des politheistischen Milieus kann ohne Schwierigkeiten die Entstehung der Priesterkaste erklärt werden. Ihre Aufgabe war es, die Kunst zu beherrschen, über die Kräfte immer weiterer Gottheiten verfügen imstande zu sein, um ihre Macht für sich dienstbar zu machen.
– Darauf beruht die Magie samt ihren Künstlereien und ihren Verwünschungen – u.a. auf ersonnenen Forderungen nach Menschenopfern, um damit den Zorn einiger blutgieriger Gottheiten zu ‘entsühnen’ und beschwichtigen.

Das Wesen aller Magie beruht eben darauf: geheime Arten und Weisen zu erfinden, um die Gottheit und die göttliche ‘Kraft’ zum eigenen Nutzen zu nötigen.
– In dieser Lage ist nicht Gott über den Menschen überlegt, sondern der Mensch erlangt die Macht über die Gottheit: den Gott. Nicht der Mensch soll z.B. die Gebote Gottes hören, sondern Gott muss sich zu Diensten des Menschen, des Priesters, stellen. Der Priester zwingt die Gottheit z.B. durch magische Zauberkunststücke und Beschwörungen, mit sie begleitenden Benennungen der nur dem Priester bekannten göttlichen ‘Namen’, dass sie so den menschlichen Willen zu erfüllen genötigt wird.

Für so was gab es im echten Israel nie Platz. In ihm kommt die Initiative aller Betätigungen von Gott selbst her.
– Es ist Gott, der einerseits unerreichbar ist, weil Er die ganze Schöpfung überragt, deren Er Schöpfer ist [Gottes Transzendenz: die Alles-Andersheit, Gott überragt alles was da ist].
– Zu gleicher Zeit ist es Gott, der in gleichsam untröstlicher Art und Weise nach intimer Nähe zum Menschen sucht [Gottes Kondeszendenz: Gottes Sich-Erniedrigen und Hinabsteigung] und sie seinem lebendigen Ebenbild in der Welt: Mann und Frau – darbietet. Nur deswegen hat die „liebende Allmacht des Schöpfers” den Menschen in seinem Herausrufen von Nicht-Existenz – zur ‘Liebe’ befähigt: der Mensch kann geliebt werden, er kann aber auch aktiv ‘lieben’: sowohl Gott, wie den Nächsten.

Es kommt hier aber niemals zu irgendwelcher Verwischung der personalen, transzendentalen Beschaffenheit Gottes der Offenbarung. Gott wird niemals zur ‘Sache-zu-Diensten’. Niemals auch steigt die Gottes Kondeszenz auf das Niveau nieder, dass sie sich mit irgendwelchem moralischem Tief der menschlichen Leidenschaften identifizieren sollte.
– Die verwundernden Vertrautheiten der Gottes Bräutlichkeit, die an das Volk des Gottes Bundes gerichtet sind, werden große läuternde Emporhebung werden des lebendigen Ebenbildes zur Ebene, die würdig wäre der „Heiligkeit und Unbeflecktheit” des Antlitzes Gottes (vgl. Eph 1,4). Israel hat nur allzu gut verstanden, was der sich ihnen offenbarende Jahwéh, der Elohím Israels [der Herr, der Gott Israels] meint, sooft Er sich an das Volk seiner Auserwählung wendete:

„Seid heilig, denn Ich,
Jahwéh, euer Elohím [hebr.: der Herr, euer Gott]
bin Heilig ...” (Lev 19,2).

Kein Wunder, dass alle moralische Gesetzeswidrigkeit in totalem Gegensatz im Verhältnis zu Diesem steht, der schlechterdings da ist (vgl. Ex 3,16; 6,3). Allein schon Sein Name: Jahwéh [= Er Ist Da] ist gleichbedeutend mit ‘allmächtiger Hilfe’, d.h. dem tatsächlichen Dasein-‘für’ seinen Verehrer, der seinem Namen anvertraut, also Ihm anvertraut als „Diesem, Der Da Ist”  und der auch Dieser sein will, Wer Er Ist. Ist Er doch Gott des Bundes, der über die Allmacht verfügt:

„Unsere Hilfe steht im Namen Jahwéh,
Der Himmel und Erde gemacht hat” (Ps 124 [123],8).

Die Allmacht Gottes der Wahrheit der Offenbarung ist Eigenschaft, die in absolutem Sinn den wahren Gott zu unterscheiden lässt von allen sog. künstlichen, ‘fremden’ – ‘Gottheiten’. Ihr ‘Name-Wesen’ beruht darauf: Nicht-Wesen zu sein, Nicht-Dasein, Nicht-Helfen-Können, Nicht-Lieben (vgl. z.B.: Ps 115 [113B],3-8). Alle ‘Götter’ sind nach der hebräischen Bezeichnung ‘hébel’, d.h. ‘Leeres-Nichts, Nicht-Sein’ (vgl. z.B.: Jer 2,5; 10,15; Dtn 32,21; 2 Kön 17,15).
– Im Gegenteil, Jahwéh ist Gott, der über die nicht fiktive, sondern tatsächliche Allmacht verfügt, indem Er doch „Himmel und Erde erschaffen hat” als Werk nicht einmal seines „Armes”, sondern „seiner Finger” (Ps 8,4).

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Immer auf der Wache - und zugleich seine Kleinen ... behütund.

Dabei ist es aber ausgeschlossen, dass jemand irgendwelche Anstrengungen unternimmt, um sich die Gottes Allmacht ‘dienstlich’ zu machen, wie es beim Betreiben der heidnischen Magie der Fall war. Die „liebende Allmacht des Schöpfers’, die ihre Heiligkeit und Unbeflecktheit offenbart, gibt nur allzu unzweideutig zu verstehen, dass die Einladung zur intimen Nähe und Kommunion von Liebe und Leben mit Ihm unmöglich in Einklang gebracht werden kann mit ethischem Verhalten, das die Würde des Göttlichen Antlitzes schändigte, und daselbst auch die Würde des Menschen als Gottes Ebenbildes herabsetzte.

Gott der Offenbarung ist auf jeden Ruf des Menschen, seines Geliebten Ebenbildes, bereit sofort zu Hilfe zu kommen (vgl. z.B.: Jes 65,24). Es wird allerdings niemals Hilfe ‘um jeden Preis’ sein. Der Mensch muss sich würdig verhalten mit Bezug auf sein Gerufenwerden zur intimen Kommunion mit Diesem, Der ihn geliebt hat. Sein Verhalten kann nicht auf Befriedigung der niedrigen Leidenschaften beruhen – in Nachfolge des Lebensstiles der Heiden.

Hier steckt die Begründung für das klar aufgestellte Erfordernis der ethischen Verhaltensweisen gemäß der inneren moralischen Friedensordnung. Diese Erfordernisse wurden auf die Tafel des Bundes aufgenommen. Jahwéh hat sie Israel in Form der „Zehn Worte” angeboten (Ex 34,28; Dtn 10,4), d.h. der Zehn Gebote Gottes. Sie sind keine Nötigung der moralischen Verhaltensweisen, sondern Appell an den freien Willen des Volks der Gottes Erwählung, der das Aufwachsen in personaler Würde des Menschen als Gottes Ebenbildes anregt, aber auch die Unternehmung der von Gott angebotenen Kommunion von Leben und Liebe mit Sich bedingt:

„Ihr aber sollt auf Meine Satzungen und Vorschriften achten
und keine dieser Gräueltaten begehen [= unmoralische heidnische Praktiken]. ...
Denn all diese Gräueltaten haben die Leute begangen, die vor euch im Land waren,
und so wurde das Land Unrein.
Wird es etwa euch, wenn ihr es verunreinigt, nicht ebenso ausspeien,
wie es das Volk vor euch ausgespien hat? ...
Achtet auf Meine Anordnungen, befolgt keinen von den gräulichen Bräuchen,
die man vor euch befolgt hat, und verunreinigt euch nicht durch sie.
Denn Ich bin der Jahwéh, euer Elohím” (Lev 18,26).

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RE-Lektüre: VI.Teil, 6.Kapitel, ad ‘a’.
Stadniki, 18.VII.2015.
Tarnów, 31.V.2022.


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Sechstes Kap. EHELICHER BUND DER ZWEIEN UND BUND GOTTES
MIT DEM MENSCHEN ABGELESEN VOM PENTATEUCH MOSE.
.
„Du sollst den Herrn, Deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen ...” (Dtn 6,5)


Weitere Stufen zu bevorstehenden Erwägungen

A. DIE DURCH DIE EHE AN DIE MENSCHENFAMILIE GERICHTETEN SIGNALE DER LIEBE GOTTES

1. Geheimnis der Liebe von Geschlecht zu Geschlecht
2. Auf Gottes Herkunft weisende Eigenschaften der ehelichen Kommunion
a. Liebe und Leben in Ehe: Liebende Allmacht des Schöpfers
b. Liebe-Gabe weil Gott unabwendbar Er-Gabe ist
c. Liebe: Gabe der Person für die Person
d. Sinn des ‘Zwei-zu-einem-Fleisch’

B. ‘BRÄUTLICHE’ BEZIEHUNGEN GOTTES ZUM MENSCHEN DER URSPRÜNGLICHEN ZEITEN

1. Von neuem unternommene Offenbarung seiner Selbst und des Vorhabens
der Liebe im Gottes-Geschriebenen-Wort

a. Intensivierte Signale der Liebe Gottes vor der ‘Fülle der Zeiten’
Satan ‘beißt’ Christus am Kreuz
b. Wahrheit der Offenbarung Gottes und Magie der heidnischen Götter


Bilder-Fotos

Abb.1. Johannes Johannes Paul II. in Fülle von Frische und Energie
Abb.2. Johannes Paul II., der schon keine Stimme herausholen kann
Abb.3. Johannes Paul II.: im Gebet versunkene Energie des Geistes
Abb.4. Was ist dort los?
Abb.5. Leopard mit seinen Kleinen