(0,7kB)    (0,7 kB)

VERMERK: Abkürzungen zur angeführten Literatur s. Literatur

Verzierung

4. Gottes
Bräutliches Angebot

Vorhaben des Bräutlichen Bundes mit dem Menschen

Es muss die Frage gestellt werden: Woran war es Gott letztlich gelegen, dass Er den Menschen überhaupt erschaffen hat? Diese Tatsache kann damit nicht restlos erklärt werden, dass Gott ‘erwartete-und-hoffte’, gerade er – der Mensch – werde sein Dasein in der Welt als Gottes Gabe anerkennen und sie mit gegenseitiger Liebe erwidern. Das wäre viel zu wenig, nehmen wir die unaussprechliche Glut Gottes Liebe in Bedacht, kraft derer Gott sein Selbst überschritt und sich zu seinem lebendigen Ebenbild, das Er „um seiner selbst willen” geliebt hat, gleichsam „hinreißen” lässt.

Allerdings Gott lässt den Menschen nicht in Unkenntnis, was den letztlichen Sinn seiner Erscheinung auf Erden angeht. Von Anfang an enthüllt Er dem Menschen sein Gottes Vorhaben, d.h. seinen Plan. Und zwar Gott steht vor dem Menschen mit einem unwahrscheinlichen, verpflichtenden Angebot: Er lädt zur Vermählung zu Sich – Gott, ein! Er schlägt einen unzerstörbaren Bund vor, mit dem Er die verwandelnde Kommunion des Menschen: Mann und Frau mit dem Dreieinigen anstrebt.

Dieses Angebot ist wesentlich anders als nur ein Ruf zur Dankbarkeit für die Gabe des empfangenen Daseins. Wir bleiben angesichts der Berufung zur Würde der Braut Gottes stehen! Mit solchem Ruf wendet sich der Dreieinige an ausnahmslos jeden Menschen – unabhängig von seiner Kenntnis und seinem Willen. Es ist Gabe der Bräutlichen Liebe Gottes zu seinem lebendigen Ebenbild.

Freiwillige Stellungnahme zum Vorhaben des Dreieinigen

Es bleibt die menschliche Antwort angesichts dieses Vorhabens Gottes. Die Annahme dieser schwindelerregenden Chance ist der freien Entscheidung eines jeden einzelnen überlassen. Hier steckt zugleich der letztliche Sinn des Lebens: ab der Empfängnis an bis zum letzten Odem. Und zwar der Mensch soll diesen Vorschlag anblicken und eine Stellungnahme dazu fassen. Der Bräutigam seines lebendigen Ebenbildes provoziert dazu, dass das ihm enthüllte Vorhaben und der Vorschlag zugleich – gut erwogen werde. Er bleibt vor der Freiheit seiner Geliebten stehen und lädt zur Bräutlichkeit ein. Er lässt verstehen, dass die Entscheidung in voller inneren Freiheit unternommen werden muss. Er zeigt ihr den Vermählungs-‘Ring’. In seiner „liebenden Allmacht” ermutigt Er zur Umsicht, so dass Er ihr selbst die Möglichkeit überlässt, die ausgestreckte Hand Gottes-des-Bräutigams ... zurückzuweisen.

Die Hochzeitsfeier findet falls der bejahenden Antwort in der Person Jesu Christi statt. Er nimmt sich die Kirche an: als seine Braut und sein Volk, vereinigt im Heiligen Geist in einen „Jemand Einen” (Gal 2,28). Er hat sie für einen „teuren Preis” (1 Kor 6,20; 7,23; 1 Petr 1,18), den höchsten möglichen, königlichen: mit dem Blut seiner Erlösung, erworben. Es gehört sich, dass die Braut mit ihrer Schönheit glänzt, im Gewand mit Kleinoden von Tugenden geschmückt. Sie muss sich mit reiner Liebe auszeichnen, geprüft in Proben, denen ihre Treue in Liebe im Ablauf ihres irdischen Lebens unterzogen werden wird.

In so dargestelltem Vorhaben Gottes handelt es sich um keinen Sentimentalismus, der die raue Wirklichkeit nicht berücksichtigte. Gott offenbart sich dem Menschen mit seinem Bräutlichen Vorhaben vertrauensvoll ab dem Anbeginn der Schöpfung. Den Dreieinigen stört es nicht wegen der Primitivität der Seinsbedingungen der ersten Menschen, noch der unausgebildeten intellektuellen Begabtheiten des ursprünglichen Menschen. Schon das erste Menschenpaar hat es gut verstanden – und es konnte nicht anders sein, worum es Gott geht, der sich Selbst und sein Vorhaben geoffenbart hat: und zwar um die Bindung in untrennbarer Kommunion mit dem Menschen: Mann und Frau zu knüpfen.

10 kB
Wie artig und ruhig dieser Hirsch mit schön entwickelten Hörnern auf der Bergswiese da liegt. Gottes Güte hat um unserer Freude und Verwunderung willen auch dieses Tier erschaffen. – Danke Dir, Gott, für Deine wunderbaren Werke.

Die Offenbarung Gottes drückt diese Wirklichkeit verschieden aus. Es kommt vor, dass diese Arten und Weisen anfangs nicht ganz eindeutig verstanden werden können.

An manchen Stellen der Heiligen Schrift wendet sich Gott an den Menschen in dem Sinn, dass Er seine Verbundenheit mit ihm als sein „Volk” bezeichnet. Es wird gesagt, dass Er sich den Menschen und das Volk „zum Besitztum” gekauft hat (Ex 15,16; Ps 74,2; 2 Thess 2,14; 1 Petr 2,9).
– Ein andermal bringt ihm Gott zum Bewusstsein, dass Er ihn zum „Volk der Priester” macht (Ex 19,6; 1 Petr 2,5.9). Ein Priester ist von Natur aus eng mit der Gottheit verbunden.
– Zuletzt gibt es nicht wenige biblischen Aussagen sowohl des Alten, wie des Neuen Testamentes, in denen von Gott direkt als Bräutigam-Ehemann seiner Braut gesprochen wird: des Menschen als Mann und Frau, als einzelnen Menschen, und umso mehr als dem Volk Gottes besonderer Erwählung.

Diese Aussagen lassen keinen Zweifel über. Es geht um die wunderbare Wirklichkeit des von Gott ungemein ernst verstandenen Angebotes einer bräutlichen Vereinigung mit dem Menschen – in Liebe für immer!

Es soll auch schon jetzt angedeutet werden, dass Gott gerade dazu das Mensch-Sein auf seinen männlichen und weiblichen Ausdruck verteilt hat. So wollte Er es dem Mann und der Frau gleichsam zum Verstehen erleichtern, dass der erste Bräutigam des „Gottes Ebenbildes”, der auf seine „in Glück und Unglück” (GS 49) treue Liebe wartet, sein einziger Herr und Gott ist.

5. Aussagegehalt
der biblischen Zeugnisse

Dieses Vorhaben Gottes ist urewig. Gott will wahrhaft den Menschen. Er hat ihn geliebt und in seinem Sohn-dem-Wort „vor der Erschaffung der Welt” (Eph 1,4) erwählt. Er hat ihn unter allen übrigen Geschöpfen herausgesucht und mit seinem Selbst beschenkt, indem Er ihn „um seiner selbst willen”  liebt.

a. Trostbuch Jeremia des Propheten (Jer 31,3)

Das Wort Gottes vom Trostbuch des Jeremia wendet sich folgender an das Volk Gottes, das in den tragischen Ereignissen der Zerstörung und Verbrennung Jerusalems 586 vor Chr. zutiefst gedemütigt war:

„Ja, mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt;
darum habe ich dir meine Güte bewahrt ...” (Jer 31,3 – ESt).

Gottes „liebevolle Güte” [hebr. chésed] ist das mit zartvoller Liebe zum Menschen hin blickende Antlitz Gottes, von dem die Engel in der Betlehems-Nacht singen werden: „Herrlichkeit Gott in der Höhe, und Friede auf Erden in den Menschen des Wohlgefallens” [der liebevollen Gnade](Lk 2,14 – ESt). Es ist dieselbe treue Huld-Gnade-Liebe Gottes, von der der Erzengel Gabriel zur Jungfrau von Nazaret spricht:

„Fürchte dich nicht, Maria;
denn Du hast bei Gott Gnade gefunden ...” (Lk 1,30).

Im Fall Mariens betreffen diese Worte in vollstem Sinn ihre wirkliche mystische Verlobung vonseiten des Heiligen Geistes. Er ist es, der sie mit seinem „Mantel”, d.h. mit seiner Gegenwärtigkeit und Macht, gleichsam „umhüllt”, wie es beim Ritual der Vermählung praktiziert wurde:

„Der Heilige Geist wird über Dich kommen,
und Kraft des Höchsten wird Dich überschatten;
darum wird auch das Heilige, das geboren werden wird,
Sohn Gottes genannt werden ...” (Lk 1,35 – ESt).

b. Aussagen des Jesaja-Buches

Das Bewusstsein um die Bräutlichen Beziehungen zwischen Gott und dem Volk der Erwählung Gottes stieg ganz besonders in Zeiten der scheinbaren „Preisgabe” Israels und seines Verlassens vonseiten Gottes. Das geschah infolge der Sünden der Apostasie (des bewussten Abtritts von Jahwe, Gott Israels), d.h. des eigenartigen ‘Ehebruchs’ – der Untreue zum Ersten Gebot: „Du sollst neben Mir keine anderen Götter haben” (Ex 20,3). Für diese Sünde kam u.a. die demütigende Zeit der ein paar Zehnte Jahren langen Babylonischen Gefangenschaft [der ganze erste Teil des 6.Jh. v.Chr.].

Israel war sich bewusst, dass dieses Geschick sich ihm ... gehört hat. Dass es „Ehefrau” geworden ist, die für die Sünden ihrer Untreue gerecht verlassen wurde, indem es systematisch „nach fremden Göttern gelaufen” hat (z.B.. 2 Kön 17,7-23). Und dass es deswegen Jetztzeit die Demütigung seines Status erleben muss – als nicht mehr Gottes Braut, sondern „Witwe”, obwohl der „Mann”: d.h. Gott-die-Wahrheit – lebt. Solange sie mit Ehebruch mit „fremden Göttern” besudelt sein wird, wird Gott der Lebende an sie nicht herannahen können.

Und doch: wie sollte dieser Gott der „Treuen” Liebe sein Volk vergessen – sein Ebenbild, oder eher genauer: seine Geliebte, seine Braut? Hier das Wort Jesaja des Propheten:

„Zion sagt: ‘Verlassen hat mich der Herr ...’.
‘Vergisst etwa eine Frau ihren Säugling ...?
Sollten selbst diese vergessen,
Ich werde dich niemals vergessen.
Siehe, in meine beiden Handflächen habe Ich dich eingezeichnet’ ...” (Jes 49,15f).

Gott spricht weiter – im Anschluss an die Treulosigkeit, der sich die Frau bewusst ist, zu der sich ihr Mann – zur Strafe – nicht nähert:

„Fürchte dich nicht, denn du wirst nicht zuschanden
[wenn Gott-der-Ehemann sich dir nicht nähert]
und schäme dich nicht, denn du wirst nicht beschämt dastehen!
Sondern du wirst ... nicht mehr an die Schmach deiner Witwenschaft denken
[Gott-der-Bräutigam, der die Ehefrau-die Treulose zur Intimität nicht einlädt].
Denn dein Gemahl ist dein Schöpfer,
Herr der Heerscharen ist sein Name
und dein Erlöser ist der Heilige Israels:
Gott der ganzen Erde wird Er genannt.

Denn wie eine Entlassene
und tiefgekränkte Frau hat dich der Herr gerufen
und wie die Frau der Jugend, wenn sie verstoßen ist [wegen des Ehebruchs]
spricht dein Gott:
‘Einen kleinen Augenblick habe ich dich verlassen,
aber mit großem Erbarmen werde ich dich sammeln
Im aufwallenden Zorn
habe ich einen Augenblick mein Angesicht
vor dir verborgen,
aber mit ewiger Gnade
werde Ich mich über dich erbarmen’, spricht der Herr, dein Erlöser” (Jes 54,4-8 – ESt).

Das angeführte Bruchstück des Jesaja-Buches endet damit, dass Gott sich auf seine unbeugsame Treue zu seinem Willen: Bräutigam seines Volkes, seiner Braut, zu sein, beruft.
– Die Heilige Schrift bezeichnet diese Eigenschaft Gottes, d.h. die geschichtlich überprüfbare, vonseiten Gottes beständig erwiesene unbeugsame Treue gegen sein Vorhaben der Erlösungs-Liebe zum Menschen – mit dem Wort: „Wahrheit” (hebr.: hémet; andere Form desselben Wortes ist das hebr.: Amén). Gott ist Wahrheit, d.h. unentwegte Treue in seiner Liebe zum Menschen:

„Denn die Berge mögen weichen
und die Hügel wanken,
aber meine Gnade wird nicht von dir weichen
und mein Friedensbund nicht wanken,
spricht der Herr, dein Erbarmer” (Jes 54,10 – ESt).

c. Geschichte der Bünde

Ähnliche Themenfäden können im Gottes-Geschriebenem-Wort, d.h. in der Heiligen Schrift, öfter gefunden werden. Diese Wirklichkeit zwischen Gott und dem Menschen [Mann und Frau, Israel u.dgl.] betreffen u.a. alle Berichte vom Bund, den Gott mit seinem Volk, bzw. mit jemandem Erwählten schließt oder erneuert.

Der Bericht über den ersten Bund betrifft Noach und seine Nachkommenschaft, also die ganze Menschenfamilie, der Noach einen neuen Anfang gegeben hat (Gen 8,20-9,17). Denselben Sinn zeigt der feierliche Bund, den Gott mit Abraham geschlossen hat (bes. Gen 15,1-15; 17,1-21).

(41 kB)
Man kann sehen, wie Mutter Teresa keinen Spaziergang macht, sondern sie eilt, so dass die sie Begleitenden von rechts und links nur schwer Schritt halten können. Und dort warten schon – die Aussätzigen, die Sterbenden, lebendig von Würmern gefressenen ...!

Auf ganz besondere Weise kommt dieser Sinn im feierlichen Bund zum Ausdruck, den Gott mit dem Volk der Erwählung unter Sinai geschlossen hat (wohl Mitte des 13 Jh. v.Chr.). Gott hat dem Volk in seiner Güte den Dekalog dargereicht [vom gr.: Zehn Gottes Gebote: Ex 20,1-18]. Er sollte Ausdruck der Bindung mit dem Bund sein, der zum Zeichen des Ernstes, mit dem er von Gott betrachtet wurde, wie auch seiner weitlaufenden Folgen, mit Blut der Opfer besiegelt worden ist:

„Da nahm Mose das Blut, besprengte damit das Volk und sagte:
‘Das ist das Blut des Bundes,
den der Herr aufgrund all dieser Worte mit euch geschlossen hat’ ...” (Ex 24,8).

In diesen Worten können schon im Voraus die gleichlautenden Worte vernommen werden, mit denen der Dreieinige den Neuen und Ewigen Bund mit der Menschenfamilie schließen wird, diesmal den endgültigen Bund – im Blut des Gottes-Sohnes-des-Wortes, Jesus Christus (s. Mt 26,28; und: Hebr 9,18ff.;10,29).

Die Befreiung der Hebräer von der Sklavenschaft Ägyptens und der geschlossene Bund wurden zum Titel, dass sich Gott das Volk Israel einerseits zum Eigentum erworben, und anderseits dass sich Gott als sein Erlöser erwiesen hat (vgl. EV 31.53). Das spielte sich unter Umständen ab, in denen es unmöglich war, den erlösenden Eingriff Gottes nicht zu erblicken (von der Erwerbung des Menschen zum Eigentum s. ob.:  Der Königliche Weg: Das ‘Walten über die Seelen’ zu gewinnen – und noch: Wie ist dein Recht jemanden berufen zu dürfen?).

Dieselbe Bedeutung: der höchst intimen Kommunion in Liebe und im Leben, drückt eine andere, in diesem Zusammenhang gebrauchte Bezeichnung aus, und zwar: das Volk wird zur Würde des „Königreichs der Priester” erhoben. Priester ist jener, der aufgrund eines außergewöhnlichen Titels der Gottheit zugehört, indem er sich mit ihr für Leben und Tod vereinigt. Der biblische Autor sagt im Anschluss an den Bund unter dem Sinai:

„Ihr habt gesehen was Ich den Ägyptern angetan habe,
wie Ich euch auf Adlerflügeln getragen und hierher zu Mir gebracht habe.
– Jetzt aber, wenn ihr auf Meine Stimme hört und Meinen Bund haltet,
werdet ihr unter allen Völkern Mein besonderes Eigentum sein.
Mir gehört die ganze Erde,
ihr aber sollt Mir als ein Reich von Priestern und als ein Heiliges Volk sein” (Ex 19,4-6).

Unabhängig von der hier angewendeten Symbolik, es geht bei dem Bund, den Gott seinem Volk anbietet, immer um einen bilateralen Vertrag, demzufolge er mit dem Namen „Bund” bezeichnet wird [hebr.: berít], und nicht um ein ‘Testament’. Das Testament betrifft einen unilateralen Vertrag, der ins Leben erst nach dem Tod der Person eintritt, die das Testament gemacht hat. Dagegen der Bund entwickelt sich auf Grundlage der Liebe. Es ist dann letzten Endes die Bräutliche Liebe Gottes zum Menschen. Der Mensch wird eingeladen, Braut des Dreieinigen zu werden!

d. Gebot der Liebe von ganzem Herzen

Die Rede von ‘Liebe’ zu Gott, und noch mehr: die deutlich erwähnte, von Gott erwartete Liebe des Menschen als Gabe der Gegenseitigkeit zum Herrn und Schöpfer, ist im Gesetz-Zusammenhang des Gottes-Geschiebenen-Wortes ganz schockierend. Solche Eigentümlichkeit kann in keinem Gesetz-Kodex des Altertums, noch in heiligen Büchern anderer Religionen gefunden werden. Nirgends außer in Israel kommen Worte vor, in denen eine Gottheit sich über ihre Liebe zum Menschen anvertraute – mit Gebrauch der ersten Person des angewandten Zeitwortes. Dagegen hier wird solche Begebenheit fast für den Alltag beobachtet:

„Wenn du den Herrn, deinen Gott, fürchtest,
indem du auf alle seine Gesetze und Gebote,
auf die ich dich verpflichte, dein ganzes Leben lang achtest,
... wirst du lange leben.
– Deshalb, Israel, sollst du hören und darauf achten,
alles was der Herr, unser Gott, mir gesagt hat, zu halten,
damit es dir gut geht und ihr so unermesslich zahlreich werdet ...
– Höre, Israel! Jahwe, unser Gott, Jahwe ist einzig.
– Darum sollst du den Herrn, deinen Gott,
lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft.
Diese Worte, auf die ich dich heute verpflichte, sollen auf deinem Herzen geschrieben stehen ...” (Dtn 6,2-6).

Es wundert, dass die Liebe selbst ... geboten werden muss! Es geht um die Erwartung Gottes auf Gegenseitigkeit vonseiten seines „Ebenbildes”. Diese Erwartung ist keinesfalls Zeugnis der ‘Eroberungssucht’ Gottes, sondern seiner zutiefster Sorge um das ewige Geschick seines Ebenbildes, dass es „nicht verloren geht”, sondern das „ewige Leben hat” (Joh 3,16; s. auch: SD 14).

e. Die ‘Eifersucht’ Gottes

Wird in der Heiligen Schrift von Eifersucht Gottes geschrieben (z.B. Ex 20,5; 34,14; Dtn 29,19; 2 Kön 19,31; Jes 9,6; 63,15; Ez 39,25; Sach 8,2), betrifft es immer die Eifersucht Gottes angesichts der Gottheiten, die sich der Mensch erst erzeugt. Es handelt sich also um künstliche-scheinbare Götter. Als Nicht-Existierende, d.h. Nicht-Lebende, und folgerichtig Nicht-Liebende, führen diese Götter den Menschen zum Untergang: zum Nicht-Leben und Nicht-Liebe – in ewiger Verdammung! Gott geht es letztlich um das definitive Wohl des Menschen: dieses Geliebten „um seiner selbst willen”, dass also das Ebenbild Gottes „nicht verloren geht”, sondern das „ewige Leben” hat.

So wird es bei Jesaja dargestellt. Das Volk bekennt – nachdem es seine Apostasie als eheliche Untreue mit fremden Göttern in Augen Gottes-der-Wahrheit verstanden hat:

„Siehe, Du, Du zürntest,
weil wir von jeher gegen Dich gesündigt und mit Dir gebrochen haben
Wir alle sind wie ein Unreiner geworden
und all unsere Gerechtigkeiten wie ein beflecktes Kleid ...
Aber nun, Herr, Du bist unser Vater.
Wir sind der Ton, und Du bist unser Bildner ...
Herr, zürne nicht allzu sehr
und nicht ewig erinnere Dich an die Sünde ! ...” (Jes 64,4-8 – ESt).

Das Volk Gottes beruft sich gern auf die „Eifersucht” Gottes als Gottes ‘Beweggrund’, in dessen Kraft Gott seine treulose Braut aus der Knechtschaft der Götter entreißt:

„Blick vom Himmel herab, und sieh her von Deiner Heiligen, herrlichen Wohnung! ...
Wo ist Dein leidenschaftlicher Eifer und Deine Macht?
Dein großes Mitleid und Dein Erbarmen?
Halte Dich nicht von uns fern! ...
Du, Herr, bist unser Vater, ‘unser Erlöser von jeher’ wirst Du genannt ...!” (Jes 13,15f.).

In Antwort sagt Gott durch den Propheten Sacharja:

„Deshalb sag zu ihnen: So spricht der Herr der Heere: Kehrt um zu Mir
Spruch des Herrn der Heere –, dann kehre Ich um zu euch ...
Verkünde: So spricht der Herr der Heere: mit großem Eifer trete Ich für Jerusalem und Zion ein ...
Voll Erbarmen wende Ich mich Jerusalem wieder zu. Man wird mein Haus dort aufbauen ...” (Sach 1,3.14.16).

„Wer euch antastet, tastet meinen Augapfel an ...
Juble und freue dich, Tochter Zion; denn siehe, Ich komme und wohne in deiner Mitte – Spruch des Herrn.
An jenem Tag werden sich viele Völker dem Herrn anschließen, und sie werden Mein Volk sein ...” (Sach 2,12.14f).

„So spricht der Herr der Heere: Mit großem Eifer trete Ich ein für Zion,
ich setze mich glühend ein für Jerusalem.
So spricht der Herr: Ich kehre zurück nach Zion und wohne wieder in Jerusalem.
Dann wird Jerusalem ‘Stadt der Treue’ heißen ...” (Sach 8,1-3).

f. Aussagen von Ezechiel (Ez 16,3-8) und den übrigen Schriften

(7 kB)
Was hat dieses Mädchen so lustig eingestellt, dass es vor Lachen nicht aushalten kann und ihre schartigen Zähne offen zeigt, die sie wohl bei Herumfechten mit Jungs verloren hat?

Wir kehren von neuem zum Faden der Bräutlichen Liebe Gottes zurück. Hier der Bericht vom Ezechiel. Er spricht im Namen Gottes von der „Tochter Zion” als von einem ‘Findlingskind’ : einem unehelichen Kind, das als Nicht-Geliebtes herausgeworfen wurde. Diese Wirklichkeit betrifft jeden Menschen. Die Worte von Ezechiel zeigen auf anschauliche Weise die Unentgeltlichkeit der Liebe Gottes zu seiner dauernd ehebrüchigen Braut:

„So spricht der Herr, Jahwe, zu Jerusalem:
Deiner Herkunft und deiner Abstammung nach bist du aus dem Land der Kanaaniter;
dein Vater war ein Amoriter und deine Mutter eine Hetiterin [du bist Nicht-Gewolltes Kind: un-eheliches Kind].

Und was deine Geburt betrifft, so wurde, als du geboren warst,
deine Nabelschnur nicht abgeschnitten, du wurdest nicht mit Wasser abgewaschen zur Reinigung, nicht mit Salz eingerieben und nicht in Windeln gewickelt.
Kein Auge ruhte erbarmend auf dir, um etwas von alledem an dir zu tun und Mitleid zu üben, du wurdest vielmehr am Tage deiner Geburt aufs freie Feld hinausgeworfen, weil man dich verabscheute.

Da ging Ich an dir vorüber und sah dich in deinem Blut zappeln
und sprach zu dir in deinem Blute: bleibe am Leben und wachse heran
wie eine Blume des Feldes!
Und du wuchsest heran und wurdest groß und kamst
in die Zeit der Reife, die Brust entwickelte sich ...

Aber du warst noch nackt und bloß.
Da ging Ich an dir vorüber und sah dich, und siehe,
die Zeit der Liebe war für dich gekommen.
Ich breitete meinen Gewandzipfel über dich [Vermählungsritus]
und deckte deine Blöße zu.
Ich band mich durch einen Schwur an dich
und schloss einen Bund
mit dir [Trauung]
– so spricht der Herr Jahwe –, und du wurdest Mein” (Ez 16,3-8 – JB).

g. Gott als der Verliebte (Jes 62,1-5)

Die Sprache des Gottes-Geschriebenen-Wortes lässt keinen Zweifel über. Gott spricht den Menschen wirklich wie ein Bräutigam an, der in dieser ‘Seinen’ – verliebt und um sie eifersüchtig ist. Er kämpft dramatisch um ihr Glück – das ewige Glück! Wenn die Tochter Jerusalem, das Volk der Erwählung – hört, gewinnt sie das Leben: das ewige Leben! Sie wird zu dieser Einzigen, deren Schönheit Ihn, den Schöpfer und Erlöser, in Entzückung bringen wird. Voller Freude ihretwegen, erfindet Gott für sie immer andere Namen, wie es typisch in Beziehungen unter Verliebten zu sein pflegt:

„Man wird dich mit einem neuen Namen nennen
[Jerusalem! Du Meine, Geliebte!]
den der Mund Jahwes bestimmen wird.
Du wirst eine prachtvolle Krone in der Hand Jahwes sein,
ein königliches Diadem in der Hand deines Gottes.
Man wird dich nicht länger mehr ‘Verlassene’ nennen
[vom Ehemann – wegen des Ehebruches: der Apostasie]
... sondern man wird dich ‘Meine-Lust-an-ihr’ heißen
und dein Land ‘Vermählte’
[Gott-der-Ehemann kehrt zurück zu Israel, dem Volk der Erwählung].

Wird doch Jahwe an dir wieder Gefallen haben,
und dein Land wird wiederum vermählt [Gott vermählt sich von neuem mit seinem Volk].
Denn wie der Jüngling eine Jungfrau freit,
so wird dein Erbauer dich freien
wie der Bräutigam seine Wonne an der Braut hat,
so wird dein Gott an dir seine Wonne haben ...” (Jes 62,1-5).

h. Das Hohelied

Das Geschriebene-Gottes-Wort enthält ein ganzes Buch: das Hohelied, das das Ebenbild Gottes: Mann und Frau, die unbegriffenen Gottes Bewerbungen um Gegenseitigkeit und die folgerichtige Treue mit der Sprache der Verlobten darstellt.
– Johannes Paul II. hat hat diesem Buch im Rahmen seiner Mittwochsaudienzen über die Theologie des Leibes kostbare Erwägungen gewidmet (sieh: EL 269-284).

(10 kB)
Wunderliches Wesen: Augen schwarz wie Schuhe, bedeckt mit weißem Pelz, lange Ohren wie bei der Fledermaus und diese unbeugsame Aufmerksamkeit konzentriert auf möglicher Bedrohung ...

Das Buch „Hohelied” darf in keinem Fall willkürlich gedeutet werden, ohne eine gründliche Vorbereitung dazu. Mehr als andere Bücher der Heiligen Schrift, muss dieses Teil des Geschriebenen-Gottes-Wortes im Rahmen der Apostolischen Überlieferung und der Lehre der Kirche verstanden werden. Die Heilige Schrift ist weiter kein Eigentum irgendeiner Privatperson, noch selbst der Kirche: ihr einziger Besitzer bleibt Gott selbst. Der Kirche steht aber Jesu Zusage zu: des charismatischen Verständnisses des Gottes Wortes: sowohl dieses Geschriebenen, wie dieses Überlieferten.

Möge daher das Hohelied von niemandem als sog. ‘biblisches Handbuch’ benutzt werden, wie es z.B. zum Höchsterlebnis beim SEX-Erlebnis – in Ehe oder außerhalb – kommen kann und soll. Solche Deutung wäre blasphemisch. Die Sprache des Hoheliedes ist lauter Seins-Analogie. Gott ist Geist. Gott ist in der Tat Liebe – Bräutliche Liebe, die zur echten Vermählung führt. Dennoch die einzige Art und Weise, auf die Jesus, der Gottes-Sohn und Sohn zugleich Mariens, die Menschen – jeden Mann und jede Frau – geliebt hat und sich mit ihnen vermählt hat, ist sein Ganz-Opfer am Kreuz. Jesus ist Bräutigam einzig und allein vom Kreuz: als Liebe-Gabe bis zum letztlichen, und über alles Letztliche. Und die die eigene mystische ‘Braut’ – mit eigenem Blut-und-Wasser von der durchbohrten Seite, und von der Eucharistie – ernährt.

i. Gott-Bräutigam im Evangelium

Ein gleiches Motiv: der Göttlichen Bräutlichen Liebe zum Menschen – wird in den Evangelien weiterverfolgt. Jesus Christus wird zum erschütternden Erweis der Bräutlichen Liebe des Dreieinigen zum Menschen. Man kann schwer begreifen, dass jemand einen höchstmöglichen Preis hingelegt hätte: sein Blut – für jemanden, der sich zu ihm kalt, wenn nicht sogar feindlich, oder zumindest paralysierend gleichgültig verhält. Das Volk Gottes denkt leider an das ihm androhende schreckliche ewige Geschick der ewigen Verdammnis nicht, falls es das Angebot der Gottes Liebe nicht aufgreift. Und gerade so hat Gott geliebt:

„Christus ist schon zu der Zeit,
da wir noch schwach und gottlos waren, für uns gestorben ...
Gott aber hat seine Liebe zu uns darin erwiesen,
dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren ...” (Röm 5,6ff).

So uneigennützig zu lieben – „um seiner selbst willen – kann nur einer, der verliebt ist: ein Wahnsinniger! So ist die Natur der Liebe in Wertung der nicht engagierten Beobachter und nicht Interessierten: sie liebt bis zur Unsinnigkeit. So verhält sich zu seinem Ebenbild der Göttliche Bräutigam: Er bietet ihm wirklich die Würde seiner Braut an!

Johannes der Täufer vom Jesus-dem-Bräutigam

Vom Jesus Christus als Bräutigam spricht Johannes der Täufer, der Cousin von Jesus. Als er bemerkte, dass die Jünger von ihm abfließen, um sich Jesus anzuschließen, verglich er sich selber zum Brautführer, dagegen Jesus zum Bräutigam:

„Ihr selbst könnt mir bezeugen, dass ich gesagt habe: Ich bin nicht der Messias ...
Wer die Braut hat, ist der Bräutigam;
der Freund des Bräutigams aber, der dabei steht und ihn hört,
freut sich über die Stimme des Bräutigams.
Diese Freude ist nun für mich Wirklichkeit geworden ...” (Joh 3,28f.).

Unmöglich, dass Johannes der Täufer solche Worte ohne eine besondere Offenbarung und Inspiration vom Heiligen Geist sagen könnte. Er bezeugt, dass das Lamm Gottes (Joh 1,29), von dem er so eindeutig gesprochen hat, eben der Bräutigam seiner Braut ist, für die Er in Kürze ans Kreuz gehen wird.

Jesu Wort von besorgter Liebe Gottes

Selbst aber Jesus knüpfte immer wieder an die Liebe Gottes an als der zutiefst besorgten Liebe des Vaters – um die Würde seines Verlorenen Sohnes (Lk 15,11-32). Ein andermal spricht Er von Gottes Liebe als der Liebe einer Mutter, die wegen der vorauszusehenden Tragödie ihrer chronisch widerspenstigen Kinder entsetzt ist:

„Jerusalem, Jerusalem ...:! Wie oft wollte ich deine Kinder um Mich sammeln,
so wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel nimmt;
aber ihr habt nicht gewollt ...” (Mt 23,37)!

Als „Bräutigam” hat sich Jesus in erster Reihe damals vorgestellt, als die Jünger von Johannes dem Täufer zu Ihm angekommen waren. Sie konnten nicht begreifen, warum sie so viel fasten, wogegen die Jünger Jesu deutlich kein besonderes Fasten unternahmen:

„... ‘Warum fasten deine Jünger nicht, während wir und die Pharisäer fasten’?
Jesus antwortete ihnen: ‘Können denn die Hochzeitsgäste trauern, solange der Bräutigam bei ihnen ist?
Es werden aber Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam genommen sein; dann werden sie fasten’ ...” (Mt 9,14f).

Johannes Paul II. greift gerade diese Worte Jesu Christi zum Titel für den zweiten Teil seines Briefes an die Familien auf: „Der Bräutigam ist mit euch ...! (s. BF 18-23).

Jesus stellt sich als Bräutigam vor

Zuletzt weist Jesus deutlich auf die Vermählung und Hochzeit hin, die der Vater seinem Sohn bereitet hat. Hier stellt Jesus sich Selber als den Bräutigam des Volks des Neuen und endgültigen Bundes vor (Mt 22,2-14), den Er gleichsam mit einem Hochzeitsring – mit seinem Blut besiegelt.
– Dasselbe Motiv zieht sich durch im Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen (Mt 25,1-13). Jesus spricht vom Hochzeitszug, der dem Gottes Bräutigam entgegengeht.

Dasselbe Thema kann in Apostelbriefen beobachtet werden, besonders beim Hl. Paulus; und im letzten Buch des Neuen Testamentes: Buch der Offenbarung.

Der Hl. Paulus zögert nicht Christus als den „Bräutigam” der Kirche, seiner Mystischen Braut, darzustellen::

„Denn ich liebe euch mit der Eifersucht Gottes.
Ich habe euch einem einzigen Mann verlobt,
um euch als reine Jungfrau zu Christus zu führen” (2 Kor 11,2; vgl. Eph 5,25-32).

Die Bücher des Neuen Testaments enden mit der Vision der Braut Christi, geschmückt zur Hochzeitsfeier mit dem Lamm ohne Makel (Offb 19,7; 21,2).

Diese Themenfäden ziehen sich wie eine goldene Naht durch die ganze Heilige Schrift. Sie erscheinen so sehr ununterbrochen, dass sie nicht auf eine nur bildliche Sprache herabgeführt werden können. Hinter ihnen verbirgt sich eine verwundernde Wirklichkeit Gottes, der den Menschen als seine wahrliche Braut trachtet, die Er zur Annahme des ihr angebotenen Vermählungs-Rings mit dem Dreieinigen ermutigt. Dem sündigen Menschen kann das als nur allzu unwahrscheinlich scheinen, dass es auch Wirklichkeit bedeuten könnte. Allerdings Gott täuscht sein lebendiges Ebenbild mit Bezug auf das Bräutliche Angebot der Liebe nicht!

6. Gegenseitigkeit
in Treue
zum Gebot

Erhebung des Menschen zur Gnade (Gen 2,8.15ff.)

Einen eigenartigen Prüfstein für die Aufrichtigkeit der gegenseitigen Beziehungen auf der Achse: Gott-des-Bundes und sein lebendiges Ebenbild, bilden die Gebote Gottes. Der biblische Bericht vom ersten Menschen im Paradies zeichnet auch das erste Gebot auf. Nachdem dargestellt wurde, wie der Mensch vom „Staub vom Erdboden” gebildet worden ist, was sich auswärts des Gartens von Eden abgespielt hat, spricht der Autor, dass Gott „einen Garten in Eden, im Osten, pflanzte” – mit dem Verweis: „... und Er setzte dorthin den Menschen, den Er gebildet hatte” (Gen 2,8 – ESt).
– Das Wort Gottes spricht auf diese Weise von der Erhebung des Menschen zum übernatürlichen Zustand dank der Gnade, die zugleich zur Berufung zum ewigen Leben wurde. Das Leben der Gnade gehörte sich dem Menschen nicht von Natur aus. Ist unentgeltliche Gabe allein schon die Herausrufung vom Nicht-Dasein zum Dasein, so ist es umso mehr unwiderruflich der Ruf zum Leben in Gnade.

In weiterer Folge des Berichts hebt der biblische Schriftsteller noch einmal die Unentgeltlichkeit der Göttlichen Gabe hervor indem er betont, dass Gott den Menschen von außerhalb des Paradieses „genommen” hat und ihn in den „Garten versetzte”, d.h. in die Domäne, die für die allernächste Gefolgschaft des Königs vorbehalten war:

„Jahwéh-Elohim [der Herr, Gott] nahm also den Menschen
und setzte ihn in den Garten von Eden, damit er ihn bebaue und hüte.
Jahwé-Elohim [der Herr, Gott] gab dem Menschen dieses Gebot:
Von allen Bäumen des Gartens darfst du essen,
doch vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse darfst du nicht essen;
denn sobald du davon isst, wirst du sterben’ ...” (Gen 2,15ff)!

(13 kB)
Panorama der Macht der Gebirge. Ich kenne Dich lernen, o Gott, aufgrund der Macht und der Schönheit der Natur, wie z.B. dieser Gebirgspanorama. Und doch wesentlich tiefer gibst Du Dich mir durch mein Gewissen zu erkennen, in dem Du mich immerwährend ansprichst.

Bei oberflächlicher Lektüre dieses Berichtes könnte die Frage auftauchen: Worin kommt hier die Liebe Gottes „um seiner selbst willen” [des Menschen] zum Ausdruck? Sollte Gott wirklich nichts besseres anzubieten haben, als nur den Menschen mit einem Gebot, d.i. mit einer ausgesprochen negativen Wirklichkeit: einem Verbot, zu erstarren? Johannes Paul II. hebt aber hervor:

„Dieser Mensch, von dem der Priesterliche Text [Gen 1,26] sagt, dass er als ‘Gottes Ebenbild’ [Gen 1,27] erschaffen worden ist, erweist sich im zweiten Bericht [Gen 2,7nn] als Subjekt des Bundes – das heißt als personhaft konstituiertes Subjekt, konstituiert nach dem Maß des ‘Partners des Absoluten’, insofern er bewusst zwischen Gut und Böse unterscheiden soll, und zwischen Leben und Tod.
– Die Worte des ersten Gebotes Gottes-Jahwe [Gen 2, 16f], die unmittelbar und direkt von der Unterwerfung und Abhängigkeit des Menschen-des-Geschöpfes vom Schöpfer sprechen, weisen mittelbar auf eben solches Maß des Menschseins: Subjekt des Bundes und ‘Partner des Absoluten’. Der Mensch ist allein – das heißt: durch sein Mensch-Sein, dadurch Wer er ist, zugleich in einer einzigen, ausschließlichen und unwiederholbaren Beziehung zu Gott selbst konstituiert” (ML 76f.).

Die Tatsache, dass Mann und Frau ein Gebot erhalten hat, ist in keinem Fall Ausdruck einer ‘Selbsterhöhung’ vonseiten des Dreieinigen angesichts des Menschen. Dem Menschen wird hier selbstverständlich in ganzer Radikalität der Wahrheit des Seins – die Transzendenz Gottes zum Bewusstsein gebracht.
– Jedoch der Beweggrund, der Gott das Gebot auferlegen heißt, ist einzig und allein Liebe-Hingabe. Gott ist hier ganz von seinem ‘Sich’ abgewendet und behält mit selbstloser Liebe das Gute des Menschen, seiner Braut, im Auge! Gott sieht mit seiner bräutlichen Liebe, was zu ihrem letztlichen Gut gereicht. Sollte der Mensch: Gottes Braut, seine Stimme nicht aufnehmen und der Stimme der Versuchung folgen, wird er „notgedrungen sterben”!
– Er würde in diesem Fall sterben-untergehen in seinem ewigen, freiwilligen Weg-Gang vom Quell selbst der-Liebe-des-Lebens. Der Mensch würde in diesem Fall von der Liebe und der Erfüllung seines Selbst abfallen – in die unvorstellbare Qual des Feuers. Es wäre das totale Gegenteil der Liebe und Glückseligkeit, zu der Gott jeden Menschen beruft.

Erstes Gebot: Erweis der Liebe

In dieser Lage greift Johannes Paul II. in weiterer Analyse der entstandenen Situation auf der Achse: Gott – und die von Ihm erschaffenen Mann und Frau, den weiteren Faden seiner Erwägungen auf:

„Gerade weil die moralische Ordnung das Vorhaben Gottes offenbart und darstellt,
kann sie nicht etwas sein, was das Leben des Menschen erschwert
und was seiner Person nicht entsprechen sollte.
– Im Gegenteil, indem sie den tiefsten Bedürfnissen des von Gott geschaffenen Menschen entspricht,
dient sie zugleich seinem vollen Menschsein mit derselben einfühlenden und bindenden Liebe,
mit der Gott selbst jedes Geschöpf bewegt, es aufrechterhält und zu der ihm eigenen Seligkeit führt” (FC 34).

Sollte demnach diese Vorwarnung, in der die Fülle der Besorgtheit Gottes vibriert, nicht aber eine Erzwingung der Verhaltensweise, nicht gerade Erweis der Liebe Gottes sein, die ganz nach dem Gut strebt: dass sein Ebenbild sein Selbst in Fülle wiederfindet (vgl. GS 24)? Allerdings dessen Preis besteht im Leben im Status des Partners, und selbst der Braut des Absoluten.

Johannes Paul II. erwähnt in seinem gerade erst angeführten Wort, dass die „moralische Ordnung das Vorhaben Gottes offenbart und darstellt” (FC 34). Dieses Vorhaben ist aber ganz das eine: Bund und Vermählungs-Angebot, d.h. Angebot der Kommunion von Liebe-Leben – in „Glück und Unglück” (GS 49). Legt der Dreieinige seiner Braut ein Gebot vor, beabsichtigt Er in keinem Fall dem Menschen das Leben zu erschweren – zum Trotz dessen, was ihm [als] Person entsprechen sollte.
– Anderseits, Gott kann die Braut der Probe auf die Qualität ihrer Liebe unmöglich nicht unterziehen. Daher mobilisiert Er ihre Geistes-Energien. Er weckt in ihr das „Bewusstsein um den Vorrang der sittlichen Werte, die Werte der menschlichen Person als solcher sind” (FC 8). Das ursprüngliche Gebot dient letztlich der Entwicklung des Ebenbildes Gottes, die Gott auslöst „mit derselben einfühlenden und bindenden Liebe, mit der Gott selbst jedes Geschöpf bewegt, es aufrechterhält und zu der ihm eigenen Seligkeit führt” (FC 34).

Gott auferlegt kein Gebot einem der Tiere! Diese wurden mit Instinkten ausgestattet, die ihre biologischen Bedürfnisse regeln – im Einklang mit der Zweckmäßigkeit der Natur, deren Autor offenbar Gott ist. Selbst ein Kind versteht es, es wäre absurd zu behaupten, die Tiere sollten von ihren sittlichen Verhaltensweisen’ abgerechnet‘ werden. Tiere sind unfähig irgendwelche ethische Zurechnung auf sich zu nehmen. Gebote haben ihren Sinn hinsichtlich des Menschen: der Person – als Anforderung, die seine Fähigkeit betrifft: Akte des Selbst-Bewusstseins [Introspektion, Gewissenserforschung], und der Selbst-Bestimmung zu wecken. Das Tier ist keine Person und kann nicht ‘sündigen’. Sünde ist Herabwürdigung, aber zugleich auch Vorzug ausschließlich des Menschen.

Die in Geboten dem Menschen gezollte Achtung

Wendet sich Gott an den Menschen mit einem Gebot aus uneigennütziger Liebe „um seiner selbst willen”, ist es zugleich Erweis der höchsten Ehrachtung ihm gegenüber. Diese beiden: das erste Menschenpaar, und jeder Mensch, werden aufgrund der Gabe Gottes zu „Partnern des Absoluten”! Der Mensch wird es nicht mit jemandem beliebigen zu tun haben, sondern mit dem Dreieinigen.
– Dieser ist aber unabwendbar Absolut: jedoch solcher Absolut, der sein lebendiges Ebenbild ... liebt: mit Bräutlicher Liebe liebt. Sollte selbst die Sprache des biblischen Verfassers in der Erzählung vom ersten Gebot den Anschein darlegen, sie wirke abstoßend, muss man hier die vertrauensvolle Ermutigung des Dreieinigen herausspüren, die seiner Geliebten gleichsam den Mut einflößt: „Handle danach, und du wirst leben” (vgl. Lk 10,28; v. 37). Möge es dir also nicht als Verdrießliches vorkommen, wenn Ich an der Formung deines Charakters ‘arbeiten’ werde, sollte es auch den Anschein haben, dass Ich ‘unbarmherzig’ handle. Es nimmt sich dieses Werkes an Deinem Charakter ... die ‘Liebe-zu-dir’... an!

An die Befolgung der Gebote Gottes als unersetzlicher Voraussetzung, um das ewige Leben zu erlangen, knüpft immer wieder die schon früher besprochene Enzyklika Johannes Paul II. Veritatis Splendor an (1993; s. ob., 2. Teil).

Den ersten Teil der Enzyklika widmet der Heilige Vater der Erwägung des Berichts des Evangelisten über die ausschlaggebende Begegnung des jungen Mannes mit Jesus Christus (Mt 19,16-21). Der junge Mann hat dem Meister von Nazaret eine präzise formulierte Frage gestellt: „Meister, was muss ich Gutes tun, um das ewige Leben zu gewinnen?”
– Wir erinnern uns, dass Jesus in seiner Antwort zuerst an das hier erwähnte Gute angeknüpft hat: „Was fragst du Mich nach dem Guten? Nur Einer ist ‘der Gute’ ...!” Nach den zwei anderen Evangelisten: Markus und Lukas, die ebenfalls von dieser charakteristischen Begegnung erzählen, antwortete Jesus genauer: „Niemand ist Gut außer Gott, dem Einen” (Mk 10,18; Lk 18,19; VSp 9).
– Nach dieser Verbindung des ‘Guten’ mit Gott selbst – gibt Jesus dem Jungen Mann die erwartete Antwort:

„...‘Wenn du aber das Leben erlangen willst, halte die Gebote‘.
Darauf fragte er Ihn: ‘Welche?’ Jesus antwortete:
Du sollst nicht töten, du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht falsch aussagen; ehre Vater und Mutter! Und: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!’ ...” (Mt 19,17ff).

In der Enzyklika selbst führt der Heilige Vater wie ein Refrain immer wieder dieses Jesu Wort an: „Nur Einer ist ‘der Gute’ ...” (Mt 19,17). So folgert er dann:

„Das moralische Leben erscheint als die eigentliche Antwort auf die selbstlosen Initiativen,
die Gottes Liebe dem Menschen gegenüber des Öfteren unternimmt ...
Demnach soll das moralische Leben, eingebettet in die Unentgeltlichkeit Gottes Liebe,
seine Herrlichkeit widerspiegeln: ‘Für den, der Gott liebt, genügt es Dem zu gefallen, den er liebt’ ...” (VSp 10).

Gebote als Weg des Lebens

Kein Wunder, dass die Gebote Gottes dem Menschen beständig den Weg zum Leben – diesem ewigen Leben – weisen:

„Nur Gott vermag auf die Frage nach dem Guten zu antworten, weil nur Er der Gute – ist.
Aber Gott hat auf diese Frage bereits geantwortet: Er hat das getan, als Er den Menschen schuf und als Er seiner Existenz, in seiner Weisheit und Liebe, das Ziel eingegeben hat, indem Er in sein Herz das Gesetz [Röm 2,15] – das ‘Natürliche Gesetz’, einprägte.

Dieses natürliche Gesetz ist ‘nichts anderes als das von Gott uns eingegebene Licht des Verstandes. Dank seiner erkennen wir, was es zu Tun und was es zu meiden gilt. Dieses Licht und dieses Gesetz hat Gott uns im Erschaffungsakt geschenkt.
– Er hat es dann in der Geschichte Israels, besonders mit den ‘Zehn Worten’, das heißt mit den Geboten die Er am Sinai aufgetragen hat, getan ...

Daher, nachdem Jesus zuerst betonte, dass nur Einer ‘der Gute’ ist, antwortet Er ...:
Wenn du aber das Leben erlangen willst, halte die Gebote’.
Daselbst stellt Er den engen Zusammenhang zwischen dem ewigen Leben und der Befolgung der Gebote Gottes fest.
Eben die Gebote weisen dem Menschen den Weg des Lebens und geleiten zu ihm” (VSp 12).

Die Kirche greift nur immer von neuem diese Anordnung Jesu Christi auf:

("Wenn du aber das Leben erlangen willst") „Geht nun hin und lehrt alle Völker, und tauft sie auf den Namen ...
und belehrt sie alles zu bewahren, was Ich euch geboten habe!
Seht, Ich bin mit euch alle Tage bis zur Vollendung der Zeiten” (Mt 28,19n – eigene Überstzg; vgl. VSp 25ff.).

(28 kB)
Arbeitsbedingungen der Missionare in aller Welt – in Ländern, wo es in der Regel keine Wege gibt, keine Kommunikation. Gut, wenn der Missionar zur Verfügung wenigstens ein Motorrad hat, mit dem er durchfahrbare und nicht nicht durchfahrbare Wege besiegen muss, mit ganzer Habe zur Zelebration der Heiligen Messe und Sakramentenspendung, was er immer bei sich haben muss.

Der Heilige Vater analysiert und bewertet in der angeführten Enzyklika vom Standpunkt aus des Stellvertreters Christi verschiedene ungeeignete und fehlerhafte theologische und ethisch-moralische Strömungen betreffs der Lösungen der modernen Fragen: der Freiheit, des Gesetzes, der Wahrheit, des Gewissens, der ‘Grundentscheidung’, des moralischen Aktes usw.

Auf den Spalten unserer WEB-Site berufen wir uns immer wieder auf die Lehre Jesu Christi selbst, der sakramental in seinem Stellvertreter vergegenwärtigt ist. Hier erinnern wir nur einmal mehr an die eindeutige Stellungnahme der Kirche im Anschluss an die Gebote Gottes, besonders jene, die ‘negativ’ formuliert sind, d.h. sie enthalten das Wort ‘Nein-Nicht’ [z.B.: Du sollst nicht das und das tun ...].
– Hier eine unter den mehreren solchen Aussagen des Heiligen Vaters:

„Die negativen Gebote des Naturgesetzes sind universal gültig: sie verpflichten alle und jeden einzelnen, allezeit und unter allen Umständen.
– Es handelt sich um Verbote, die eine bestimmte Handlung semper et pro semper [immer und für immer] verbieten, ohne Ausnahme, weil die Wahl der entsprechenden Verhaltensweise in keinem Fall mit dem Gutsein des Willens der handelnden Person, mit ihrer Berufung zum Leben mit Gott und zur Kommunion mit dem Nächsten vereinbar ist.
– Es ist jedem und allezeit verboten, Gebote zu übertreten, die es rücksichtslos allen zur Pflicht machen, in keinem Menschen, und vor allem nicht in sich selbst die Würde der Person, die allen gemeinsam ist, zu verletzen” (VSp 52; s. auch Nr. 81).

Wir bemerken, dass das VI., IX. und V. Gebot, die besonderer Gegenstand der Erwägungen und ethischen Anwendungen unserer WEB-Site darstellen, gerade zu dieser Gruppe der Gebote angehören, die ‘negativ’ formuliert sind.

Weder die Kirche, noch irgendwelche menschliche Autorität übt die Macht aus, noch wird ihr je einmal solche Macht innesein, eines der Gebote Gottes zu ändern, zumal es die negativ formulierten Gebote angehen sollte.
– Jedes dieser Gebote kommt von Diesem her, von dem Jesus sagt: „Niemand ist gut außer Gott” (Mt 19,17; Lk 18,19). Wird jemand das „ewige Leben erlangen”  mögen, bleibt nichts anderes, als schlechterdings sich mit Gehorsam dem gegenüber auszuweisen, der auch in diesem konkreten Gebot der „einzig Gute ist”: der Liebe ist.

Verzierung

RE-Lektüre: IV.Teil, Kapit.1c:
Stadniki, 11.XI.2013.
Tarnów, 3.IX.2023.

(0,7kB)        (0,7 kB)      (0,7 kB)

Zurück: INHALTSVERZEICHNIS



4. Gottes Bräutliches Angebot
!empt (0 kB)Vorhaben des Bräutlichen Bundes mit dem Menschen
!empt (0 kB)Freiwillige Stellungnahme zum Vorhaben des Dreieinigen

5. Aussagegehalt der biblischen Zeugnisse
!empt (0 kB)a. Trostbuch Jeremia des Propheten (Jer 31,3)
!empt (0 kB)b. Aussagen des Jesaja-Buches
!empt (0 kB)!empt (0 kB)Jesaja 49,15f
!empt (0 kB)!empt (0 kB)Jesaja 54,4-8
!empt (0 kB)!empt (0 kB)Jesaja 54,10
!empt (0 kB)c. Geschichte der Bünde
!empt (0 kB)!empt (0 kB)Bund am Sinai: Ex 24,8
!empt (0 kB)!empt (0 kB)Die Befreiung der Hebräer von der Sklavenschaft Ägyptens
!empt (0 kB)d. Gebot der Liebe von ganzem Herzen
!empt (0 kB)e. Die ‘Eifersucht’ Gottes
!empt (0 kB)f. Aussagen von Ezechiel (Ez 16,3-8) und den übrigen
!empt (0 kB)!empt (0 kB)Schriften

!empt (0 kB)g. Gott als der Verliebte (Jes 62,1-5)
!empt (0 kB)h. Das Hohelied
!empt (0 kB)i. Gott-Bräutigam im Evangelium
!empt (0 kB)!empt (0 kB)Johannes der Täufer von Jesus-dem-Bräutigam
!empt (0 kB)!empt (0 kB)Jesu Wort von besorgter Gottes Liebe
!empt (0 kB)!empt (0 kB)Jesus stellt sich als Bräutigam vor

6. Gegenseitigkeit in Treue dem Gebot
!empt (0 kB)Erhebung des Menschen zur Gnade (Gen 2,8.15ff)
!empt (0 kB)Erstes Gebot: Erweis der Liebe
!empt (0 kB)Die in Geboten dem Menschen gezollte Achtung
!empt (0 kB)Gebote als Weg des Lebens


Bilder-Fotos

Abb.1. Hirsch auf der Bergswiese: schwer von Bäumen zu unterscheiden
Abb.2. Mutter Teresa von Kalkutta: schwer mit ihr Gang zu halten
Abb.3. Lachendes Mädchen mit schartigen Zähnen
Abb.4. Wunderbares Tierchen – mit riesigen Ohren
Abb.5. Gebirgspanorama in Kroatien
Abb.6. Tägliche Missionsarbeit eines polnischen Missionars SCJ auf Philippinen