(0,7kB)    (0,7 kB)

VERMERK: Abkürzungen zur angeführten Literatur s. Literatur


(13 kB)

4. Makelloser Ruhm des Paulus
in seinen Beziehungen zu Frauen

In diesem Kapitel des hiesigen Teiles suchen wir danach, unter den Aussagen des Neuen Testamentes diese Elemente herauszufinden, die einiges Licht für tieferes Verständnis der Wirklichkeit der Ehe und Familie als ‘Haus-Kirche’ zu werfen imstande wären. Im laufenden Fragment möchten wir uns aber den gegenseitigen Einfluss der zwei grundsätzlichen Sakramente der Kirche Christi zum Bewusstsein bringen: des Sakraments des Priestertums – und der Ehe in ihrer Ko-Existenz und gegenseitiger Einwirkung.

Der oben angeführte und erörterte Text des Hl. Paulus: „Haben wir keinen Anspruch darauf, eine gläubige Frau mitzunehmen, wie auch die übrigen Apostel und die Brüder des Herrn und Kephas?(1 Kor 9,5) stellt schlechterdings fest, dass die einzelnen Apostel, wohl von Umständen genötigt, nicht selten als gleichsam eine ‘Mannschaft’ von ein paar Personen wanderten. Und dass darunter auch eine, oder selbst ein paar Frauen da waren. Sie sorgten um die alltäglichen Bedürfnisse, die mit dem Unterhalt der Diener des Wortes zusammenhingen.

Man kann leicht verstehen, dass es den Aposteln und Priestern, die ihren Dienst beim Wort Gottes aktiv erfüllt haben, schwierig war, auch noch zu gleicher Zeit Erwerbsarbeit zum eigenen Unterhalt zu unternehmen. Der mit der verrichteten pastoralen Tätigkeit verbundene Dienst setzte jedesmalig eine sorgfältige Vorbereitung und ein tief greifendes Durch-Beten des verkündeten Wortes Gottes voraus. Dabei hing mit der Verkündigung des Wortes Gottes strikt auch das Verrichten der vielen Dienste bei der Liturgie der Sakramente zusammen, was von allein ebenfalls viel Zeit und Energie benötigte.

Unübertroffenes Muster für Beziehungen zu Frauen sei es der Apostel, sei es der nächsten Jünger Christi über die Jahrhunderte – im Stil, der Gottes Sicht der Schöpfung und dem Evangelium entspräche, war und bleibt für immer der Sohn Gottes und Menschen-Sohn zugleich: dieser Gekreuzigte und Auferstandene Erlöser des Menschen, der Sohn des Himmlischen Vaters, aber auch wahrer Sohn Mariens. Darüber haben wir schon des Öfteren gesprochen – vor allem aufgrund des Apostolischen Briefes Johannes Paul II.: ‘Mulieris Dignitatem – Die Würde und Berufung der Frau’ (s. ob. u.a.: Die Rolle der Frau in der Haus-Kirche).

Es besteht kein Zweifel, dass sowohl die Apostel, wie insbesondere Paulus – sich zu der sie begleitenden Frau, bzw. mehreren Frauen, mit höchster Ehre angesichts ihrer Würde und Berufung bezogen haben – bei aller Rücksicht auf ihre Andersheit als Mensch-die-Frau. Nicht erst heutzutage, sondern auch in damaliger Zeit, haben die Gläubigen zweifellos sehr aufmerksam beobachtet, ob sich der betreffende Diener des Wortes zu einer Frau, darunter auch zu dieser, die ‘Schwester’ im weiten Sinn war – als Cousine, bzw. weitere Verwandte, oder auch mehr allgemein: irgendwelche Frau, die Jetztzeit Jüngerin Christi geworden ist und zum Dank Gott gegenüber jetzt den Dienern des Wortes gedient hat – mit gotterwarteter Distanz einer Ehre für ihre Würde als Frau und ihre spezifische frauliche Berufung verhalten hat.

Man kann sicher sein: jede irgendwelche ethische Verfehlung in diesem Bereich könnte der scharf gewordenen Aufmerksamkeit des Volks Gottes nicht entgehen. Gott bewahre, dass irgendwelcher der Diener des Wortes dem äußeren Anreiz der ihn, oder die ganze Mannschaft bedienenden Frau erliegen sollte. In diesem Bereich kann keine geringste menschliche Schwäche verborgen bleiben. Sie spiegelt sich sofort am Gesicht des Menschen wider: in seiner Anblicks- und Verhaltensweise.

In unvermeidlicher Folge einer nicht allzu durchsichtlichen Absicht, d.h. der Anblicksweise des ‘Herzens’, das von nun an nicht mehr mit Gnade durchstrahlt wäre, offenbarte sich allmählich die innere Veränderung, die sich nun im Gewissen ereignet hat: die Umschaltung von Behandlung der bestimmten Frau immer weniger als Person und Gottes Eigentum – in Gegenstand einer weniger oder mehr getarnten Begehrlichkeit. Das würde offenbar einen gewaltsam sich abzeichnenden Fall der Wirkungskraft des verkündeten Wortes Gottes nach sich ziehen.

Sowohl die anderen Apostel, wie umso mehr Paulus – haben in dieser Hinsicht mit größtem Feingefühl des Geistes Christi gehandelt – nach der Richtschnur der ‘Analogie des Glaubens’ und des ‘Glaubenssinns’ – in Haltung einer vollkommenen Antwort auf das Wort Gottes.

Von solcher inneren Haltung spricht Paulus u.a. im Brief an die Philipper im Fragment über die Kenose Christi
[Abzehrung seines Selbst und Aufhebung der zustehenden Anrechte – bis zur Annahme der Haltung des Gekreuzigten Dieners]:

„Wenn es nun eine Ermahnung in Christus gibt
[= Berufung auf den Sohn Gottes],
einen Zuspruch aus Liebe
[= Anspielung an den Himmlischen Vater],
eine Gemeinschaft des Geistes
[= Beziehung auf den Heiligen Geist],
herzliche Liebe und Mitgefühl
[= Anspiegelung an die Gefühle der Philipper zu Paulus]
– dann macht meine Freude dadurch voll, dass ihr einsinnig seid: indem ihr die gleiche Liebe hegt und einmütig auf dasselbe bedacht seid. Nichts geschehe aus Streitsucht oder eitler Ruhmsucht, vielmehr achte in Demut jeder den anderen höher ein als sich selbst.
Jeder sei nicht nur auf das Eigene bedacht, sondern auf das des anderen.
Solche Gesinnung habt untereinander, wie sie auch in Christus Jesus war” (Phil 2,1-5).

Nicht umsonst finden wir in Briefen des Paulus, die er an seine jüngere Mitarbeiter geschrieben hat, Maßregel hinsichtlich der Verhaltungsweise u.a. zu Frauen. Sie zeugen von Durchsichtigkeit seines eigenen Gewissens. Paulus wäre unfähig irgendjemandem anderem solche Ermahnungen vorzulegen, wenn er selbst sie nicht zuerst ins Leben umsetzte. Hier beispielsweise einige solcher seiner Weisungen.

(0,35 kB)  Paulus legt verschiedenartige Ratschläge dem Timotheus vor, seinem jungen, voller Eifer zu Christus, kränklichen, rücksichtslos treuen Mitgefährten und Mitarbeiter seiner Apostolischen Reisen. Paulus hat ihn seinerzeit zum Priester geweiht, nachher hat er ihn zum Bischof eingesetzt.

Schon am Anfang seines Ersten Briefes an Timotheus drückt er die Sorge aus um die Übermittlung allein der reinen Glaubenslehre. Er weist auf den Endzweck aller Belehrung und Glaubenspraxis hin, und zwar auf die „Liebe” in ihrer Gottes Bedeutung:

„Das Ziel der Unterweisung
[paraggelías; s. V.3: dessen, was Gebot-Anforderung ist]
ist Liebe aus reinem Herzen
[agápe ek katharás kardías – engagierte Liebe aus Herzen, das rein-durchsichtig ist],
aus gutem Gewissen
[syneidéseis agathés]
und ungeheuchletem Glauben ...” (1 Tim 1,5).

(13.1 kB)
Palästinenser laufen mit verwundeten Kindern vor bombardierenden Israelis weg. Das Heilige Land Jesu Christi ist dauernd Schauplatz von blutigen Attentaten, Attacks, Bombardierungen, Luftangriffen, Krieg.

Pauli Worte zeugen von seiner eigenen geistigen Empfindsamkeit und Durchsichtigkeit seines Gewissens angesichts der Menschen, und umso mehr Gottes. Er selbst strebt danach, – unserem Erlöser selbst nachzufolgen, „der will, dass alle Menschen erlöst werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen(1 Tim 2,3f.) und um völlige Freiheit des Herzens im Dienst allein Christus. Er tut alles, dass er zwischen Christus und dem Volk Gottes, zu dem er gesandt wird, nicht als Hindernis stehen bleibt, sondern gleichsam ein durchsichtiges Glas, das über sich – Jesus Christus selbst schauen lässt.

Ihn – Jesus Christus, gilt es ihm als seinem Apostel, wie auch jedem berufenen Priester-Apostel – diesen Jesus auf sakramentale Art und Weise zu vergegenwärtigen:

„So sind wir also Botschafter an Christi Statt
[gr.: hypér Christoú = in Kraft der Autorität Christi, aus seinem Befehl; presbeúomen: presbeúo = ich erfülle die Sendung eines Botschafters],
da ja gleichsam Gott durch uns ermutigt
[hos toú Theoú = als ob es Gott selbst wäre; parakaloúntos di’ hemón = (Gott) der durch uns ermutigend ist].
An Christi statt erflehen wir es
[gr.: deómetha, von: déomai = ich flehe, erbitte; gr.: hypér Christoú = in Kraft der Autorität Christi]:
Lasst euch versöhnen
[katallágete: erlaubt es, dass ihr versöhnt werdet ...]
mit Gott
[to Theóu: dem entgegen kommenden Gott] ...” (2 Kor 5,20).

Diese Worte sind vom theologischen Gesichtspunkt aus ungemein trächtig. Es geht um die sakramentale Vergegenwärtigung Christi vonseiten des Priesters, sooft er eines der Sakramente verrichtet. Die Theologie hat diese Wirklichkeit in bündige Worte gefasst:
Agere in persona Christi” – vorkommen, tätig sein in [sakramentaler Vergegenwärtigung] der Person Christi (s. ob.: Sakramental vergegenwärtigter Christus).

(0,36 kB)  In weiterer Folge seines Ersten Briefes an Timotheus weist Paulus den Timotheus auf weitere Tugenden hin, mit denen sich sowohl die Gläubigen, wie auch der Apostel-Hirte auszeichnen sollen. Von Männern und Frauen schreibt er allgemein:

„Ich will also, dass die Männer überall beim Gebet
ihre Hände in Reinheit erheben,
frei von Zorn und Zweifel.
Ebenso sollen die Frauen sich anständig, bescheiden
und zurückhaltend kleiden,
nicht mit Haargeflechten und Gold-
oder Perlenschmuck oder kostbarer Kleidung,
sondern – wie es sich Frauen gehört, die gottesfürchtig sein wollen –
durch gute Werke ...” (1 Tim 2,8ff.).

Paulus appelliert an Frauen ganz deutlich, dass sie sich nicht zur Schau herumtragen und sich nicht provokativ verhalten, sondern mit reiner Absicht auftreten: „... sich anständig, bescheiden und zurückhaltend kleiden” (1 Tim 2,9).

(0,35 kB)  Des Weiteren weist Paulus auf Eigenschaften hin, mit denen sich die zum Bischofsamt, zu Priestern Berufenen, zu Diakonen auszeichnen sollen, und parallel dazu Frauen, die sich dem Dienst der Kirche widmen, u.a. wohl diese Frauen, die die Diener des Wortes begleiteten, von denen er 1 Kor 9,5 gesprochen hat.
(s. ob.: Das Apostolische Wandern mit einer Frau-Schwester-Christin).
– Hier Fragmente jener Ratschläge:

„Deshalb soll der Bischof ein Mann ohne Tadel sein, .... besonnen,
von würdiger Haltung, gastfreundlich ...;
er sei nicht streitsüchtig und nicht geldgierig ...
– Er muss auch bei den Außenstehenden
[= Nicht-Christen]
einen guten Ruf haben,
damit er nicht in üble Nachrede kommt,
und in die Falle des Teufels gerät” (1 Tim 3,2-7).

„Ebenso sollen die Diakone sein: achtbar
[gr. semnoús, von: semnós = ehrwürdig, verehrt, der ernst denkt; hinsichtlich der Frau: die sich bescheiden-anständig hält],
... und nicht gewinnsüchtig.
Sie sollen das Geheimnis des Glaubens mit reinem Gewissen bewahren
[en kathará syneidései – mit reinem-durchsichtigen Gewissen].
Auch sie sollen zuerst geprüft werden; denn nur wenn sie unbescholten sind,
sollen sie das Diakonenamt ausüben” (1 Tim 3,8ff.).

„Ebenso sollen sich die Frauen anständig halten
[gr.: gynaíkas ... semnás, s. V.8],
nicht verleumderisch, sondern nüchtern, treu in allem” (1 Tim 3,11).

„... Denn die, die
[Diakone, die die Probezeit durchgemacht haben; aber u.a. auch die Frauen-Hilferinnen]
ihren Dienst als Diakon gut versehen haben,
erwerben sich hohes Ansehen und feste Zuversicht
[pollén parresían en pístei: parresía = freudiger Mut, vollständiges Anvertrauen an Gott],
im Glauben an Christus Jesus” (1 Tim 3,13).

(0,38 kB)  In diesem Zusammenhang fügt Paulus noch die Begründung der dargestellten Empfehlungen hinzu:

„... Falls sich aber mein Kommen hinauszögert
[er hofft bald anzukommen],
sollst du wissen, wie man sich im Haus Gottes verhalten muss,
das die Kirche des Lebendigen Gottes ist,
die Säule und das Fundament der Wahrheit ...” (1 Tim 3,15).

Aus diesen Worten folgt einmal mehr sein Bewusstsein des Dieners, der dem ihn berufenden Jesus Christus vorbehaltlos – zum Aufbau seiner Kirche, hingegeben ist. Diese aber, d.h. die Kirche, ist eine einzige, von Christus selbst eingesetzte. Sie ist zugleich:
„... Säule und das Fundament der Wahrheit”  Gottes, das heißt der ganzen Offenbarung Gottes.

Der ganze Sinn aber der Offenbarung Gottes sammelt sich darin, dem Menschen: Mann und Frau die Erlösung, die Gott um den Preis des Blutes des Sohnes Gottes vollbracht hat, nahe zu bringen.

(0,37 kB)  Bei Gelegenheit warnt Paulus vor Personen, deren „Gewissen gebrandmarkt ist” (1 Tim 4,2) – gleichsam eines an der Stirn eingeprägten Males, die „heuchlerische Lügner sind” (ebd.).
Solche Leute, die sich Lehren von Dämonen zuwenden angesichts der Wahrheit der Offenbarung,
„... verbieten zu heiraten und fordern auf, sich von Speisen zu enthalten ...” (1 Tim 4,3).
Indessen „alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, wenn es mit Danksagung empfangen wird. Es wird ja geheiligt durch Gottes Wort und Gebet” (1 Tim 4,4f.).

(0,37 kB)  In weiteren Worten desselben Fragmentes legt Paulus dem Timotheus noch einmal, dieses Mal direkt an ihn gerichtete Hinweise vor:

„Niemand soll dich wegen deiner Jugend gering achten
[kataphroneíto = soll nicht verachten].
Sei den Gläubigen ein Vorbild
[týpos = ein eingeprägtes Bild; Beispiel-Muster]
in Wort, Lebenswandel
[en anastrophé = in der Lebensweise, Verhalten zu anderen],
in Liebe, Glaube und in Lauterkeit
[en agneía = im reinen Leben, nach dem VI. und IX. Gebot].
... Lies ihnen eifrig (aus der Schrift) vor, ermahne und belehre sie ...
Vernachlässige das Charisma in dir nicht, das dir durch prophetisches Wort unter Handauflegung der Presbytern verliehen worden ist, ...
damit allen deine Fortschritte offenbar werden ...” (1 Tim 4,12ff.).

(0,37 kB)  Gleich weiter kehrt Paulus noch einmal auf die Frage der Beziehungen von Timotheus zu Personen verschiedenen Alters zurück, u.a. auf die Frage der Reinheit in Verhaltung zu Frauen:

„Einen älteren Mann sollst du nicht grob anfahren,
sondern rede ihm zu wie einem Vater,
jüngeren Männern – wie Brüdern,
älteren Frauen – wie Müttern;
jüngeren – wie Schwestern, mit allem Anstand
[hos adelphás en pásy agneía – wie Schwestern mit aller Reinheit: agneía = Leben nach der Tugend der Keuschheit]
(1 Tim 5,1f.).

Ein wenig weiter fügt er noch hinzu – im Anschluss vor allem an jüngere Witwen:

„... Eine Frau aber, die wirklich eine Witwe ist und allein steht,
setzt ihre Hoffnung auf Gott
und betet beharrlich und inständig bei Tag und Nacht.
Wenn eine jedoch ein ausschweifendes Leben führt,
ist sie schon bei Lebezeiten tot.
Das sollst du ihnen einprägen, damit sie untadelig leben
[hína anepílymptoi hósin = von: epilambánomai: ich tadele, werfe vor; untadelig sein, ohne Schuld]
(1 Tim 5,5ff. – S. auch die Empfehlung für junge Witwen in weiteren Versen: 1 Tim 5,11-16).

(0,36 kB)  Wir bemerken, dass Paulus mit Recht für die Problematik der reinen Beziehungen zwischen dem Diener des Wortes – und Frauen, zumal den jüngeren, empfindsam ist. Kein Wunder damit. Jeder Vorwurf gerade im Bereich der Keuschheit hat alle Jahrhunderte hindurch für das Evangelisationswerk tiefgreifenden Schaden nach sich gezogen. Das wirkte sich immer nicht nur an der Person des betreffenden Dieners des Altars aus, sondern überhaupt auf die ganze Kirche Christi.

(12 kB)
Tsunami und Erdbeben in Samoa-Tonga. Totale Ruinen und Trümmer nach dem neuerlichen Tsunami und Erdbeben, September 2009.

Des Weiteren aber, Paulus heißt, dass Anklagungen gegen einen Priester nicht voreilig angenommen werden. Er denkt dabei wohl gerade an den Bereich der Reinheit der Beziehungen, wiewohl er selbstverständlich nicht auch andere Bereiche der ethischen Verhältnisse ausschließt:

„Nimm gegen einen Presbyter keine Klage an,
außer wenn zwei oder drei Zeugen sie bekräftigen.
Wenn sich einer verfehlt, so weise ihn in Gegenwart aller zurecht
[= Presbyter],
damit auch die anderen sich fürchten” (1 Tim 5,19f.).

(0,37 kB)  Im weiteren Fragment kehrt Paulus wiederholt u.a. an die Frage der Tugend der Reinheit im Sinn des VI. und IX. Gebotes zurück:

„Lege keinem voreilig die Hände auf
[= das betrifft entweder unüberlegte Lossprechung,
oder die Erteilung des Sakraments des Priestertums]
,
und mache dich nicht mitverantwortlich für fremde Sünden!
Halte dich rein
[gr. agnós = reich, keusch – im Sinn des VI. und IX. Gebotes] ...
– Die Sünden mancher Menschen sind offenkundig
und gehen ihnen zum Gericht voraus;
bei anderen kommen sie erst hinterher zum Vorschein
[= früher oder später kommen sie zur Öffentlichkeit].
Genauso sind auch die guten Werke offenkundig,
und auch wo es sich anders verhält,
können sie doch nicht verborgen bleiben” (1 Tim 5,24f.).

Sollte hier einmal mehr an die ab und zu sich ereignenden undurchsichtige Beziehungen angeknüpft werden, vor allem eines Priesters zu Frauen, kann man sicher sein, dass diese Sache nicht im Verborgenen bleibt, sondern früher oder später öffentliches Thema werden wird.
– Das allein genügt, dass eine Person, von Gott zum Dienst am Wort und bei der Verrichtung der Sakramente berufen, irgendwelche diesbezügliche Zweideutigkeiten nicht zulassen kann.

Selbstverständlich, das Hauptmotiv beim Wachen über sich selbst kann nicht die menschliche Rücksicht werden, sondern das Bewusstsein um die eigene ganzheitliche Zugehörigkeit zum Berufenden Jesus Christus.

(0,37 kB)  Besiegelung dieser Weisungen ist die End-Ermutigung des Paulus an Timotheus:

„Du aber, Mann Gottes, flieh vor all dem.
Strebe unermüdlich nach Gerechtigkeit, Frömmigkeit,
Glauben, Liebe, Standhaftigkeit und Sanftmut.
Kämpfe den guten Kampf des Glaubens, ergreife das ewige Leben ...
Ich gebiete dir bei Gott, von dem alles Leben kommt, und bei Christus Jesus ...
Bewahre den Auftrag
[gr. tén entolén = Gebot: das Gesamte der Offenbarung
Gottes; das ganze Evangelium Christi]

makellos
[áspilon; áspilos = ohne Makel; makellos]
und untadelig,
bis zum Erscheinen unseres Herrn Jesus Christus ...” (1 Tim 6,11-14).


(0,38 kB)  Im Zweiten Brief an Timotheus, den er sehr wahrscheinlich vom Mamertinischen Gefängnis nicht lange vor seinem Märtyrertod geschrieben hat, ermutigt Paulus Timotheus als „seinen geliebten Sohn” (2 Tim 1,2) vor allem, dass er sich seiner Sendung als Dieners des Evangeliums Christi nicht schäme – trotzdem gerade deswegen die Lebensgefahr besteht.
– Dennoch legt Paulus dem Timotheus auch noch jetzt die Empfehlung ans Herz:

„Fliehe vor den Begierden der Jugend,
bemühe dich vielmehr um Gerechtigkeit, Glaube, Liebe und Frieden –
zusammen mit denen, die den Herrn aus reinem Herzen anrufen”
[ek katharás kardías = aus reinem Herzen: katharos = rein, aufrichtig, durchsichtig; nicht hinterlistig].
(2 Tim 2,22).

(0,36 kB)  In weiteren Ermahnungen warnt Paulus den Timotheus vor Verkehrtheiten der „letzten Tage” (2 Tim 3,1). Die Menschen werden dann:

„... selbstsüchtig sein, geldgierig,
prahlerisch, ..., lieblos, unversöhnlich
... –
Sie werden wohl noch den Schein der Frömmigkeit wahren... –
Aus ihren Reihen stammen jene, die ... sich in die Häuser einschleichen
und gewisse Frauen verführen, die in Sünden stecken
und von vielerlei Begierden gejagt werden ...” (2 Tim 3,2-6).

Angesichts dieser Entartungen der Wahrheit Gottes stärkt Paulus den Timotheus zum mutigen Verkündigen des Evangeliums:

„Ich beschwöre dich bei Gott und bei Christus Jesus ...:
Verkündige das Wort, sei zur Stelle – ob gelegen oder ungelegen –,
weise zurecht, tadle, ermahne,
in unermüdlicher und geduldiger Belehrung.
Denn es wird eine Zeit kommen,
in der die Menschen die gesunde Lehre nicht ertragen ...
... Du aber sei nüchtern in allem, geduldig im Leiden;
verkünde das Evangelium, erfülle treu deinen Dienst” (2 Tim 4,1-5).

Man muss von vornherein feststellen, dass Paulus solche Worte nicht schreiben könnte, wenn er ihren Inhalt nicht zuerst selbst ins Leben umgesetzt hätte. Sein Gewissen musste die ganze Zeit hindurch, als er zu Diensten Jesu Christi stand, der ihn „für sich ergriffen hat” (vgl. Phil 3,12), durch und durch durchscheinend und makellos sein: sowohl in Gottes, wie der Menschen Angesicht.
– Aber auch gerade deswegen zeichneten sich die Worte seiner Evangelisation mit so großer Fruchtbarkeit aus – in Kraft des Heiligen Geistes, der die Saat des von ihm verkündeten Wortes Gottes zur Frucht gebracht hat (vgl. 1 Kor 3,6f; 2 Thess 3,1).

Erst so konnte er an seine Evangelisationstätigkeit als an eine eigenartige ‘Elternschaft’ im Heiligen Geist anknüpfen, oder eher als ob es ‘Mutterschaft’  wäre denen gegenüber, zu denen er von Christus als Apostel gesandt worden ist. Er drückt es merkwürdig in seinem Brief an die Galater aus, die so sehr von den ‘Judaisanten’  betört wurden, indem diese seine ganze Apostolische Mühe zerstört haben:

„... Meine Kinder, um die ich abermals Geburtswehen leide,
bis Christus in euch Gestalt gewinnt.
Ich wollte, ich könnte jetzt bei euch sein und anders mit euch reden;
denn euer Verhalten macht mich ratlos ...” (Gal 4,19f.).


Wie dürfte man in diesem Zusammenhang nicht die tiefsinnigen Erwägungen Johannes Paul II. anführen, der gerade an diese Worte des Paulus anknüpft. Die päpstlichen Worte sind hier umso mehr wundersam, dass sie direkt die gerade erörterte Hinsicht der gegenseitigen Beziehungen des Sakramentes der Ehe und des Priestertums betreffen, und daselbst der Ehe-Familie als der ‘Haus-Kirche’ :

„Das Evangelium enthüllt und lässt eben diese personale Ordnung des menschlichen Existierens begreifen. Es hilft jeder Frau und jedem Mann, nach ihr zu leben und sich so zu verwirklichen. Es besteht nämlich eine zutiefste ‘Gleichberechtigung’  hinsichtlich der Gaben des Heiligen Geistes, hinsichtlich der ‘großen Taten Gottes’ [Apg 2,11].
– ... Gerade im Hinblick auf die ‘großen Taten Gottes’ empfindet der Apostel-der-Mann das Bedürfnis, sich darauf zu berufen, was wesenhaft fraulich ist, um die Wahrheit über sein apostolisches Dienen auszudrücken. So tut es eben Paulus von Tarsus, als er sich an die Galater mit den Worten wendet: ‘Meine Kinder, die ich von neuem in Wehen gebäre’ [Gal 4,19].
– Im Ersten Brief an die Korinther [1 Kor 7,38] verkündet der Apostel den Vorrang der Jungfräulichkeit gegenüber der Ehe, was eine ständige Lehre der Kirche im Geist der im Matthäusevangelium [Mt 19,10ff] wiedergegebenen Worte Christi ist, ohne jedoch die Bedeutung der leiblichen und geistigen Mutterschaft zu verhüllen. Freilich, um die grundlegende Sendung der Kirche zu veranschaulichen, hat er keinen mehr treffenden Ausdruck gefunden, als dass er sich auf die Mutterschaft bezogen hat” (MuD 22).

(6.2 kB)

5. Weitere Apostolische Hinweise hinsichtlich der Beziehungen
der Diener des WORTES zur Ehe

(0,39 kB)  Mit ähnlichen Anordnungen, wie diese an Timotheus, wendet sich Paul an seinen anderen jungen Mitarbeiter – Titus, den er als Bischof für Kreta eingesetzt hat (Tit 1,5). Auch ihm legt Paulus am Herzen die unumgänglichen Eigenschaften, mit denen sich der Kandidat zum Bischofsamt und zum Priestertum auszeichnen soll. Noch mehr, er verlangt es auch, dass sich die Kinder des Kandidaten zum Dieners des Altars tadellos verhalten:

„... wenn einer unbescholten ist,
Mann einer einzigen Frau, mit gläubigen Kindern,
die nicht im Ruf der Liederlichkeit stehen
oder ungehorsam sind ...” (Tit 1,6).

Es kommt selbstverständlich vor, dass die Eltern die Kinder in Disziplin erziehen, allerdings das Kind entschlüpft ihrem erzieherischen Einfluss. Dennoch falls die Kinder eines Kandidaten zum Diener des Altars „unzüchtig sind und ungehorsam”, könnte das leicht zur Anklagung des Vaters und der Mutter werden, dass sie ihre Kinder nicht gehörig erziehen können. Es wäre somit schwierig, dass solcher Vater nach der Würde greifen sollte, dem Volk Gottes als Hirte-Priester vorzustehen.

(0,39 kB)  In seiner Polemik mit den ‘Judaisanten’, die „ganze Hausgemeinschaften durch ihre falschen Lehren zerstören, übler Gewinnsucht wegen” (Tit 1,11), entkommt dem Paulus eine seiner merkwürdigen Feststellungen:

(11 kB)
Vater mit 3 Kindern, die ihn sehr lieben und mit ihm spielen. Wie gut, dass der Vater, der Ehemann, auf selbe Weise mit seiner Ehefrau mit Kindern spielt und ihnen seine Zeit bietet! Dann können sie ihn lieben: wenn er nicht für seine Trink-Kollegen da ist und lebt, sondern für die Familie und sich in die auf sich genommene Verpflichtungen voller Freude engagiert.

Für die Reinen ist alles rein, für die Unreinen und Ungläubigen aber ist nichts rein,
sogar ihr Denken und ihr Gewissen sind unrein.
Sie beteuern, Gott zu kennen,
durch ihr Tun aber verleugnen sie Ihn,
es sind abscheuliche und unbelehrbare Menschen,
die zu nichts Gutem taugen ...” (Tit 1,15f.).

Es sind einmal mehr Worte, die Paulus zu formulieren nicht imstande wäre, wenn er selbst nicht ein durchscheinendes Gewissen gehabt hätte.

Unmittelbar danach geht aber Paulus an weitere allgemeine Hinweise über, die für immer weitere Stände und Menschen in unterschiedlichen Altersgruppen bestimmt sind.
– Mit Bezug auf Frauen drückt er sich wie in seinen Bemerkungen an Timotheus aus:

„Ebenso seien die älteren Frauen würdevoll in ihrem Verhalten, ...,
sie müssen fähig sein, das Gute zu lehren,
damit sie die jungen Frauen dazu anhalten können,
ihre Männer und Kinder zu lieben, besonnen zu sein, keusch
[hagnás, von: hagnós = schamhaft, keusch, rein], ...
damit das Wort Gottes nicht in üblen Ruf gebracht wird” (Tit 2,3ff.).

Wonach er sich direkt an Titus wendet:

„Gib selbst ein Beispiel durch gute Werke.
Lehre die Wahrheit unverfälscht und mit Würde,
mit gesunden, unanfechtbaren Worten,
so wird der Gegner beschämt
und kann nichts Schlechtes über uns sagen” (Tit 2,7f.).

Man kann sicher sein: Paulus richtet sich nicht nach dem ‘menschlichen Ansehen’, d.h. nach heuchlerisch verheimlichter eigentlicher Absicht, um Beifall zu erreichen. Er ist sich um die monolithische Ausrichtung seines Lebens bewusst:
Denn für mich – ist das Leben Christus, und das Sterben – Gewinn” (Phil 1,21).
Er weiß auch Bescheid, dass Jesus Christus ihn nicht täuscht:
Denn ich weiß, WEM ich Glauben geschenkt habe, und ich bin überzeugt, dass Er mächtig genug ist, das mir anvertraute Gut bis zu jenem Tag zu bewahren” (2 Tim 1,12).
Nur deswegen verhält er sich in jeder Weile mit völliger Durchscheinbarkeit seines Gewissens: im Angesicht seiner Selbst, Gottes – und der Gläubigen und Un-Gläubigen Menschen (vgl. 2 Thess 3,2).


(0,39 kB)  Wenn wir bei dem Hl. Paulus in seinen Apostolischen Briefen einige insbesondere Richtlinien gefunden haben, wo er an die Frage der Lauterkeit der Beziehungen zwischen einem konsekrierten Diener des Wortes und Frauen anknüpft, kann es keinen Zweifel geben, dass diese Richtlinien vor allem er selbst ins Leben umgesetzt hat.

Es ist zugleich ganz unwahrscheinlich, dass auch die übrigen Apostel nicht auf genau dieselbe Weise gehandelt hätten. Es genügt die Hinweise hinsichtlich des Verhaltens hinsichtlich der interpersonalen Beziehungen bei dem Hl. Petrus zu erwähnen. Auch er schreibt:

„Liebe Brüder! Da ihr Fremde und Gäste seid
[Verweilen auf Erden, im Gegenteil zur Himmlischen Heimat],
ermahne ich euch: Gebt den irdischen Begierden nicht nach,
die gegen die Seele kämpfen.
Führt unter den Heiden ein rechtschaffenes Leben,
damit sie, die euch jetzt als Übeltäter verleumden,
durch eure guten Taten zur Einsicht kommen
und Gott preisen am Tag der Heimsuchung.
... Denn es ist der Wille Gottes, dass ihr durch eure guten Taten
die Unwissenheit unverständiger Menschen zum Schweigen bringt ...” (1 Petr 2,11f.15).

Kein Wunder, dass nach solcher Einführung, jetzt auch Petrus die Frauen zu nicht provozierender Kleidung und Verhalten ermutigt
(Zur Bekleidungsweise der Frauen s. unt.: Mädchen-Frau und ihre Bekleidungsweise):

„Ebenso sollen die Frauen ihren Männern untertan sein,
damit, wenn einige dem Wort nicht gehorchen
[= sie widersetzen sich der Annahme des Evangeliums],
sie durch das Leben ihrer Frauen ohne Wort gewonnen werden,
wenn sie eueren in Gottesfurcht
und Reinheit geführten Lebenswandel sehen.
– Ihr Schmuck soll nicht in Äußerlichkeit bestehen:
in Haargeflecht, Goldgeschmeide oder Kleiderpracht,
sondern was im Herzen verborgen ist, das sei
euer unvergänglicher Schmuck:
ein sanftes und ruhiges Wesen. Das ist wertvoll in Gottes Augen ...”
(1 P 3,1-4).

„Aber tut das mit Sanftmut und Ehrfurcht, mit einem guten Gewissen
[syneídesin ... agathén = gutes Gewissens],
damit, wenn ihr geschmäht werdet, die beschämt werden,
die eueren guten Lebenswandel in Christus kränken ...” (1 Petr 3,16).

„Es ist doch genug, dass ihr in der vergangenen Zeit
dem Beispiel der Heiden gefolgt seid,
indem ihr ein Leben voller Ausschweifungen,
Begierden, Trunksucht ... geführt habt.
Deshalb sind sie jetzt befremdet, dass ihr euch nicht mehr
in denselben Strudel der Leidenschaften hineinstürzt;
deshalb lästern sie” (1 Petr 4,3f.).

Unter weiteren Ermahnungen und Empfehlungen knüpft Petrus an die schon vom Alten Testament bekannten ‘Propheten der Lüge’ an, die „den Herrscher, der sie freigekauft hat, verleugnen”, d.h. Christus verleugnen (2 Petr 2,1.10), die am Ende Wege zu Ausschweifungen zeigen (2 Petr 2,1f.). Daselbst bereiten sie sich solches Geschick, das Sodom und Gomorra betraf (2 Petr 2,6), sooft sie „sich von der unreinen Begierde ihres Körpers beherrschen lassen”  (2 Petr 2,10).

Petrus zeichnet sehr realistisch ihr Verhalten – nach der Richtschnur der körperlichen Begierden ab (2 Petr 2,13).
Jene Propheten der Lüge „... verheißen ihnen Freiheit
[unter dem Vorhalt der Freiheit belehren sie über die sexuelle Freiheit],
und sind doch selbst Sklaven des Verderbens.
Denn wem einer unterliegt, dessen Sklave ist er ...” (2 Petr 2,19).

Umso mehr grell über die Unzucht, die selbst in Gemeinschaftsmahlen der Christen, das heißt in bereiteten ‘Agapa-Mahlen’ von manchen einzuführen versucht werden können, spricht der Apostel Juda (Jud 12).


(0,38 kB)  Wir sind uns freilich bewusst, dass die Bemerkungen sei es von den angeführten Apostel-Briefen, sei es von übrigen Aposteln, nach denen aber keine Schriften bewahrt sind, in keinem Fall gegen die Ehe und Familie ausgerichtet sind, noch gegen irgendwelche Frau-als-Frau.
In den früheren Erwägungen hat es schon genügend viel Gelegenheiten gegeben, um die Haltung Christi und die Apostolische Praxis bezüglich der Ehe anzublicken.
(s. ob.: Start der Apostolischen Praxis der ursprünglichen Kirche im Bereich der Ehe – samt der ganzen weiteren Folge dieses Abschnitts).

Die Sorge der Hirten galt einzig dieser Hinsicht, dass die Ehe, trotzdem es anfangs noch kein klares Bewusstsein gegeben hat, dass sie eines der ‘Sakramente’ der Kirche ist, „im Herrn” sowohl eingegangen, wie für den Alltag gelebt werde (s. 1 Kor 7,39). Dieser Ausdruck stellt die präzise Bezeichnung – nach dem Maß der Zeiten der ursprünglichen Kirche – dieser Wirklichkeit dar, die von der späteren Theologie als Sakrament der Ehe bezeichnet werden wird.

Die Ehe und die von ihr herkommende Familie bildeten von Anfang an das natürliche Milieu für die Entwicklung der ‘Haus-Kirche’, wodurch sie spontan die ‘Große’ Kirche Christi mit immer neueren Mitgliedern vermehrt und gestärkt hat.
– Wir sehen auch, dass auch der Menschen-Sohn selbst vom Himmel herabzusteigen und unter den Menschenkindern nicht anders erscheinen wollte, als durch die Ehe – in diesem Fall: die Ehe Mariens, seiner Jungfräulichen Mutter, und des Josef, die zusammen mit Ihm die Heilige Familie gebildet haben.

Daselbst werden die Anwendungen des VI. und IX. Gebotes Gottes an die vor- und außer-eheliche Lage verständlich. Sie sind tief ins Gewissen ausnahmslos jedes Menschen als ethisches natürliches Gesetz Gottes eingeprägt und wurden vom Evangelium zur Vollkommenheit gebracht.

Das ‘Evangelium’ ist aber vor allem die Person Jesu Christi selbst. Jesus hat gut „gewusst, was im Menschen war”  (Joh 2,25). Hier sind die Wurzel aller Warnungen und ethischer Weisungen sei es bei Paulus dem Apostel, sei es bei übrigen Aposteln – bezüglich der gegenseitigen Beziehungen des Sakraments des Priestertums – und der Ehe verankert.
– Einen der insbesonderen Abschnitte dieser Beziehungen stellen alle Weisungen dar, die u.a. ein provozierendes Verhalten und Kleidung vonseiten der Frauen angehen: ob der jüngeren, oder auch älteren.
(wiederholt s. die ausführlich erörterte Frage der Bekleidung der Frauen: Mädchen-Frau und ihre Bekleidungsweise).

Das alles betrifft völlig selbstverständlich genauso auch die Welt der Männer. Jesus Christus hat seine Haltung, das heißt die Gottes Sicht zu dieser Frage, klar zu verstehen gegeben. Es genügt den Bericht des Johannesevangeliums über die am Ehebruch ertappte Frau, die zu Jesus herbeigeschleppt wurde, zu erwägen (Joh 8,2-11. – S.: Die herbeigeführte, am Ehebruch ertappte Frau. Und dazu: Johannes Paul II., MuD 14).

Mit anderen Worten für Männer gibt es in diesem Bereich in geringstem Maß irgendein gleichsam ‘gemäßigter Tarif’ – aller rabbinistischen Tradition zuwider [und umso mehr dem eingewurzelten Gewohnheitsrecht vieler Kulturen], die, der klaren Formulierung des VI. und IX. Gebotes Gottes zum Trotz, eine ganze Reihe Zugeständnisse der männlichen Begehrlichkeit zugute aufdrängen und sie ins Leben einverleiben möchte.

Wir haben schon viele Male die Gelegenheit gehabt, die klare Haltung des Menschen-Sohnes selbst in Frage der Ethik der ehelichen und allgemeiner: geschlechtlichen Beziehungen anzublicken. Jesus Christus ging in die nicht endende Kasuistik hinsichtlich des manipulierten Gottes-Geschriebenen-Wortes nicht ein. In solcher Manipulation zeichneten sich aber die Pharisäer und Schriftgelehrten aus. Jesus berief sich in solchen Umständen sofort auf das Gottes Erschaffungs-Werk und daselbst auf das ethische Gottes Gesetz, das „von Anfang an”  bestanden hat (s. Mt 19,4.8).

Alle Fragen im Zusammenhang mit „fremden Sünden”  in diesem Bereich, sei es im Anschluss an die zugelassene Begehrlichkeit der Gedanken-Augen-Taten, sei es weiter im Anschluss auf die Provozierung und Auslösung der Begehrlichkeit mit unkeuschem Verhalten und abgezielter Bekleidungsweise, führte der Lehrer von Nazaret eindeutig auf die Grundlagen selbst der Frage herab, und zwar auf die schon zuvor begangene Sünde – auf Ebene des Herzens, also des Gewissens.

In dieser Lage gehört es sich einmal mehr die Worte in das eigene Bewusstsein tief zu einkodieren, mit denen Jesus Christus das Wesen selbst der erörterten Frage mit Bezug auf die gegenseitigen ethischen Beziehungen von Männern und Frauen, und daselbst der Beziehungen der beiden Sakramente: des Priestertums und der Ehe, zusammengefasst hat:

„Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: ‘Du sollst nicht die Ehe brechen’.
Ich aber sage euch:
Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht,
hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen”
(Mt 5,27f.).

Die Einzelheiten, die mit der Grundlage der so dargestellten Fragen zusammenhängen, wurden schon befriedigend an mehreren Stellen der früheren Erwägungen unserer WEB-Site besprochen (s. u.a.: „Wer eine Frau lüstern ansieht ...” – und die ganze weiter Folge dieses Abschnitts: Lauterkeit des Herzens: Voraussetzung um Person-Gabe zu werden).

(6.2 kB)

6. Unbescholtenheit der Diener des Altars angesichts des Sakraments der Ehe am Beispiel des Paulus

Die erwogenen Fragmente der Apostelbriefe lassen die oben gestellte Frage auf reifere Weise hinsichtlich der gegenseitigen Beeinflussung – im besten Sinn dieses Wortes – der miteinander existierenden Sakramente: des Priestertums und der Ehe-Familie aufzugreifen (s. ob.: Gegenseitige Einwirkung des Sakramentes des Priestertums und der Ehe. – Und auch: MuD 14). Wir untersuchen hier diese Frage nicht im Querschnitt über das Gesamte der Kirchengeschichte, sondern beschränken uns auf die spärlichen, und doch ausdrucksvollen Zeugnisse der Apostel-Schriften.

Es besteht kein Zweifel, dass der Hl. Paulus, der Völker-Apostel, dessen Leben, Tätigkeit und Verhaltensweisen uns am besten bekannt sind, sich allzu gut um seine Berufung zum Apostel Jesu Christi bewusst war. Ab der Stunde, wann – wie er von sich selbst spricht: „... weil ich von Christus Jesus ergriffen bin” (Phil 3,12), hat er sich ganzheitlich Diesem hingewidmet, der ihn für sich „ergriffen” hat und dem sich Paulus – wie es sich gezeigt hat – ‘zu ergreifen’ ließ:

„Doch was mir damals ein Gewinn war,
das habe ich um Christi willen als Verlust erkannt.
– ... Ich erachte alles als Verlust
um der unüberbietbar großen Erkenntnis Christi Jesu willen, meines Herrn.
– Um seinetwillen habe ich alles preisgegeben und halte es für Dreck, um Christus zu gewinnen und in Ihm zu sein – nicht im Besitz meiner eigenen Gerechtigkeit, wie sie aus dem Gesetz stammt [Beschneidung nach Mose, usw.], sondern jener, die aus dem Glauben an Christus kommt, der Gerechtigkeit aus Gott aufgrund des Glaubens. –
Ihn will ich erkennen und die Macht seiner Auferstehung
und die Gemeinschaft mit seinen Leiden –
indem ich gleichförmig werde mit seinem Tod, in der Hoffnung,
zur Auferstehung der Toten gelangen zu können ...” (Phil 3,7-11).

(8.5 kB)
Lustiges kleines Mädchen - China. Gott der Güte, Maria, Du Mutter des Erlösers: sammelt alle Kinder Gottes in einer Herde, unter dem Einen Hirten. Darunter auch diese alle, denen es unter Todesstrafe nicht erlaubt ist, an Dich, den einigen-einzigen Gott und Erlöser zu glauben!

Wenn wir das Leben des Paulus betrachten, sei es aufgrund seiner zahlreichen persönlichen autobiographischen Berichte, sei es dieser von der Apostelgeschichte des Lukas, der unmittelbarer Zeuge vieler Apostolischen Reisen des Paulus war, und endlich wenn wir die Erwähnung des Petrus bezugs der Schriften des Paulus berücksichtigen:
„... wie ja auch unser lieber Bruder Paulus
nach der ihm verliehenen Weisheit euch geschrieben hat
...” (2 Petr 3,15f.),
können wir schwer nicht in Gedanken versinken über die wörtliche Totalität der Gabe seiner Selbst ganzen, ohne irgendwelche verheimlichte Vorbehalte – zur Verfügung Christi.
– Wie er früher mit der Totalität seines Selbst ganzen – Christus in seinen Jüngern verfolgt hat, so hat er ab der Stunde seiner Erblendung vonseiten Christus unter Damaskus (Apg 9,3) verstanden, WAS – bzw. eher: WER von nun an Inhalt seines Lebens sein soll.

Die gerade erst angeführten Worte (s. ob.: „Was mir ... Gewinn war, das habe ich ... als Verlust erkannt” [Phil 3,7-11]), die Paulus an seine so sehr herzlich geliebte Gemeinde der Jünger in Philippi geschrieben hat, sind ihm von den Tiefen selbst seines Herzens herausgesprudelt. Paulus weiß besten Bescheid, was er schreibt, wenn er sich folgender ausdrückt:
Denn für mich ist das Leben – Christus, und das Sterben – Gewinn(Phil 1,21).
Er weiß aus eigenem Leben und der vielen um des Namens Christi willen ertragenen Foltern, was er schreibt, wenn er im Brief an die Galater erinnert:
„... Denn ich trage die Malzeichen Jesu an meinem Leib ...(Gal 6,17).
Und noch: „Ich jedoch will mich nicht rühmen, es sei denn im Kreuz unseres Herrn Jesus Christus, durch das mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt” (Gal 6,14)!

Wenn Paulus von sich selbst zeugt:

Mit Christus bin ich gekreuzigt.
Ich lebe – doch nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir.
Soweit ich aber jetzt doch noch im Fleisch lebe,
lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes,
der mich geliebt und sich selbst für mich ausgeliefert hat”
.
(Gal 2,19f.),

und in der Zusammenfassung seines Lebens im Zweiten Brief an Timotheus angesichts seines – dieses Mal schnell herannahenden Märtyrertodes um Christi willen erinnert:

„... Denn mein Blut soll schon zum Opfer vergossen werden ...
ich habe den guten Kampf gekämpft,
den Lauf vollendet, die Treue gehalten
(2 Tim 4,7)

können wir sicher sein, dass er über die Regungen seines Leibes sehr achtsam gewacht hat. Außer Zweifel hat sich Paulus mit klarem Bewusstsein von allem abgehoben, was irgendwelche Beeinträchtigung seiner – oder jemandes fremden Würde als Person bringen könnte. Das umfasst alle Bereiche des Lebens und des Glaubens, den Bereich u.a. der Geschlechtlichkeit, darunter vor allem aller Beziehungen zu Frauen-als-Frauen, nicht ausgenommen.

Dennoch derselbe Paulus war sich um seine Verpflichtungen gerade gegenüber so vielen Frauen völlig bewusst. Indem so manche Frauen die Totalität der persönlichen Hingabe für Christus und das Evangelium bei Paulus beobachteten, haben sie sich spontan zur Pflicht gefunden, ihn auf ihre frauliche Art bei der Erfüllung seiner alltäglichen Bedürfnisse zu unterstützen, wozu es ihm des Öfteren weder Kraft, noch Zeit reichte, und wofür ihm nicht selten schlechterdings keine finanziellen Mittel zur Verfügung standen.

Umso mehr, wann Paulus von Ort zu Ort nicht allein umzog, sondern oft mit dem Kreis von ein paar Mitarbeitern, die ihm bei der Verkündigung des Evangeliums Jesu Christi geholfen haben. Dieser Art Wanderungen – ins Unbekannte, im Bewusstsein dass er zu jeder Zeit zum Opfer fallen kann entweder der Naturelemente, der Tiere, und umso mehr nicht guter Menschen, wie Räuber, oder anderseits der Juden, der Lokalbehörden des Römischen Imperiums, der Eifersucht und des Grolls der gereizten bisherigen Bekenner des Mosaischen Gesetzes – waren grundsätzlich in höchstem Grad riskant und setzten eine ungemeine Seelenstärke und Tiefe von Überzeugung des Glaubens an Christus als Sohnes Gottes und Erlösers der Welt voraus.

Unabhängig von all dem, jede Apostolische Fahrt hing notwendigerweise mit bisweilen seriösen finanziellen Ausgaben zusammen, wie z.B. um die Schiffsfahrten zu begleichen und allgemein: den Unterhalt seiner Selbst samt der ganzen Apostolischen Mannschaft. Nicht umsonst erwähnt Paulus – gerade in seinem Brief an die geliebten Philipper:

„Was ihr gelernt und empfangen, gehört und gesehen habt bei mir,
das tut, und der Gott des Friedens wird mit euch sein.
– Ich habe mich im Herrn besonders gefreut, dass ihr endlich einmal wieder euere Fürsorge für mich entfalten konntet, Ihr ward zwar immer liebend um mich besorgt, aber es fehlte euch die Gelegenheit.
Nicht als wollte ich über Mangel klagen; ich habe nämlich gelernt, mich mit meiner Lage abzufinden. Ich weiß arm zu sein, und ich weiß reich zu sein. In alles und jedes bin ich eingeweiht, ins Sattsein und Hungerleiden, ins Reichsein und Mangelhaben. Alles vermag ich in Dem, der mich stärkt ...” (Phil 4,9-13).

Wesentlich klarer knüpft Paulus an die erlebten Verfolgungen, die erduldeten Folter, und dann wieder an seine Apostolische Sendung im Zweiten Brief an die Korinther an:

Ich erduldete Mühsal und Plage, durchwachte viele Nächte,
ertrug Hunger und Durst,
häufiges Fasten, Kälte und Blöße
...” (vgl. 2 Kor 11,23-27)

Diese Worte schreibt er nicht im Rahmen gleichsam einer ‘Selbstbelobigung’, sondern weil die Korinther ihn mit ihrem nicht endenden Verdacht selbst dazu provoziert, und ihn so einmal mehr zur Apologie seiner Sendung als Apostels, der von Jesus Christus selbst berufen worden ist, genötigt haben.

In solchem Licht gehörte es sich wiederholt über den oben angeführten, philologisch schon kurz besprochenen Text zu beugen:

„... Haben wir keinen Anspruch darauf,
eine gläubige Frau-Schwester mitzunehmen,
wie auch die übrigen Apostel
und die Brüder des Herrn und Kephas?”

(1 Kor 9,5. – S. ob.: Die Mitnahme einer Frau-Schwester-Christin).

Es besteht kein Zweifel, dass weder dem Paulus, noch dieser oder diesen Frauen-Schwestern ein Gedanke in den Kopf fallen würde, sich einander begehrlich anzuschauen, oder sich gegenseitig mit seinen bewussten, oder vielleicht nicht allzu bewusst gewordenen Verhaltensweisen im Alltag zu provozieren. Das Gewissen des Paulus war für die Stimme Gottes, die auf seine volle Antwort wartete, allzu fein und empfindsam, auf dass er seine Durchsichtigkeit mit der Sünde der Begehrlichkeit des Fleisches beflecken sollte:

„Als Diener Christi soll man uns betrachten
und als Verwalter von Geheimnissen Gottes ...
Doch was mich angeht, so ist es mir völlig gleichgültig, von euch
[Paulus spricht einmal mehr die sehr misstrauischen, kritischen Korinther an],
oder von einem anderen menschlichen Gericht beurteilt zu werden
[es geht um die Verdächtigung, er suche bei der Apostolischen Tätigkeit nach eigenem Ruhm und Nutzen].
Ja, ich beurteile mich nicht einmal selbst.
– Ich bin mir zwar keiner Schuld bewusst, aber damit bin ich noch nicht gerechtfertigt. Es ist vielmehr der Herr, der über mich das Urteil fällt. Deshalb urteilt nicht vorzeitig über etwas, bis der Herr kommt; Er wird auch das im Dunkel Verborgene ans Licht bringen und die Absichten der Herzen offenbar machen ...” (1 Kor 4,1.3ff.).

In weiterer Folge seiner Beweisführung greift Paulus in gewisser Weile nach Sarkasmus den Korinthern gegenüber, und zugleich erinnert er einmal mehr an das Maßlose der Leiden, die es ihm schon um Christi willen zu erdulden gegeben war:

„Ihr seid schon satt, seid schon reich geworden.
Ohne uns – seid ihr zur Herrschaft gelangt! Ach, träfe es nur zu! ...
Mir will es nämlich scheinen, Gott habe uns Aposteln den letzten Platz angewiesen, wie Menschen, die zum Tod verurteilt sind. Wir sind ja ein Schauspiel für die Welt geworden, für Engel und Menschen. Wir sind Toren um Christi willen, ihr seid Kluge in Christus; wir sind schwach, ihr seid stark; ihr seid berühmt, wir gelten nichts. Bis zur Stunde leiden wir Hunger und Durst, haben nichts anzuziehen, werden mit Fäusten geschlagen und haben kein Zuhause, Wir mühen uns ab mit unserer eigenen Hände Arbeit. Schmäht man uns, so segnen wir; verfolgt man uns, so dulden wir; beschimpft man uns, so geben wir gute Worte. Wie der Kehricht der Welt sind wir geworden, wie der allgemeine Abschaum bis heute ...” (1 Kor 4,8-13).

Wir müssen eindeutig feststellen, dass sooft Paulus samt der ganzen Mannschaft – gewöhnlich nicht allein, sondern zusammen mit ein paar anderen Dienern des Wortes, und manchmal wohl auch mit einer ihnen helfenden einer Frau, von Ort zu Ort umzog, war sowohl er selbst, wie die ihn begleitenden Personen seiner strikten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit Jesus Christus ganz bezaubert und allein Ihm hingegeben. Erst so blieb Paulus angesichts der tatsächlichen, oder erst potentiellen Jünger Christi stehen.

In dieser Lage hat es keine Rede gegeben, sich in ein Verhalten einzulassen – seinerseits oder vonseiten der ihn begleitenden Personen, das irgendwelchen Verdacht im Bereich des VI. oder IX. Gebotes Gottes wecken könnte.
– Sollte bei irgendjemandem aus seiner Gruppe auch nur eine geringste Zweideutigkeit in dieser Hinsicht zutage kommen, wäre er nicht fähig – weder er selbst, noch seine Mitgefährten – das Evangelium zu verkündigen und die Mühen um Christi willen zu ertragen, noch umso mehr sich fortwährend auf Bereitschaft auszusetzen, das Zeugnis über die Wahrheit der verkündeten Worte mit eigenem Leben zu besiegeln.

Hier konnte es schlechterdings kein irgendwelches Schwanken in der Haltung der unbedingten Treue zu Christus geben, die u.a. in einer voller personaler Würde gegenseitiger Beziehung im Geist der Nächstenliebe im Christi Stil zum Ausdruck kam. Die Diener des Wortes haben sich doch an diesen Christus gebunden, der für jeden seiner Jünger in Göttlich-Menschlichem Sinn ‘Bräutigam-vom-Kreuz’ geworden ist.

Wie kennzeichnend hebt das gerade auf solche Weise erlebte sein Band mit Christus – diesem Gekreuzigten, und doch von den Toten Auferstandenen – vor allem Paulus selbst hervor! Als echter Jude wusste er wohl, was für einen Juden die Worte über die ‘Kreuzigung’ bedeutet haben! War er doch persönlich „... zu den Füßen Gamaliels streng nach dem Gesetz der Väter ausgebildet(Apg 22,3). Er konnte sich seiner Herkunft rühmen als „ein Hebräer von Hebräern, dem Gesetz nach – ein Pharisäer ...” (Phil 3,5). Ihm brauchte niemand erklären, was das bedeutete: Schande und Fluch des Kreuzes. Noch umso mehr, was sich einem rechtmäßigen Juden mit der Tatsache assoziierte, wenn jemand am Kreuz aufgehängt wurde (s. Dtn 21,23; Gal 3,13)!

Aber auch deswegen weiß Paulus mit aller Klarheit seines Bewusstseins, was der Sohn Gottes gerade am Kreuz vollbracht hat, indem Er nicht woanders, sondern eben auf ihm – Bräutigam-vom-Kreuz seines Volks: seiner ‘Geliebten’ geworden ist. Denn gerade am Kreuz hat sich der Sohn Gottes Jesus Christus auf seine Gottes Art und Weise mit der von Ihm gegründeten Kirche verlobt: mit dieser Seinen, die Er über das eigene Leben – geliebt hat! Diese ‘Seine’ hat Christus – indem Er auf dem Kreuz aufgehängt war, mit seinem für sie vergossenen Blut erworben.

Auf diese Art hat der Sohn Gottes diese ‘Seine’, die Kirche – „für sich gereinigt” mit „Waschung des Wassers, begleitet mit Wort. So will Er die Kirche für sich persönlich voll Herrlichkeit zuführen, ohne Flecken, Runzeln oder andere Fehler ... Heilig soll sie sein und makellos” (Eph 5,26).

(6.2 kB)

7. Priester – und Ehe in sakramentaler Treue zum selben
sie berufenden Christus

(7.7 kB)

a. Priester – und Ehepaare in Treue gegenüber demselben
berufenden Christus

Die Erwägungen über die individuellen Beziehungen zwischen den Dienern des Wortes, d.h. Aposteln, samt den sich an sie anschließenden immer weiteren Generationen von Priestern und Bischöfen, und den des Öfteren ihnen bei gutem Herzen vielleicht dienenden Frauen (verheirateten oder ledigen) – führen allmählich zum signalisierten, tieferen Aspekt dieser Fragen – des gegenseitigen theologischen Einwirkens aufeinander: Personen, die ihr Leben in zwei verschiedenen Sakramenten führen, u.zw. des Priestertums – und der Ehe.

In den vorigen Erwägungen haben wir grundsätzlich die individuellen Beziehungen – der Diener des Wortes vor allem zu einer Frau, bzw. mehr allgemein: zu Frauen, in Bedacht genommen – unabhängig davon, ob die betreffende Frau verheiratet war, oder ledig. Es ging um die Unbescholtenheit der beiderseitigen Beziehungen. Zuerst musste nämlich gleichsam das freie, reine Feld geschafft werden, das dann die Unternahme der weiteren Erwägungen ermöglichte.
– Jetzt gehen wir zum mehr allgemeinen Aspekt der koexistierenden zwei Stände und zugleich Sakramente über: des Priestertums – und der Ehe. Wir möchten die gegenseitige Beeinflussung der Vertreter jener zwei Sakramente anblicken – in ganz und gar positivem, und vor allem theologischem Sinn dieses Wortes.

Einerseits sehen wir Priester und Bischöfe, die der Herr der Ernte unmittelbar erwählt und ihnen das Angebot dargestellt hat, „Ihm nachzufolgen”. Viele unter ihnen waren dabei wahrscheinlich mit dem Eheband verbunden, oder auch sie waren auch schon Familienväter. So war es vor allem in der ersten Zeit der gerade erst gegründeten, anwachsenden und an Stärke zunehmenden Kirche. Das Zölibat „um des Himmelreiches willen”, d.h. um Jesus Christus willen als des Bräutigams-vom-Kreuz, wie es im Laufe der Zeit immer deutlicher erschien, hat sich in der Mentalität der Leute nur ganz langsam durchschlagen können. Es herrschte die allgemeine Überzeugung, dass die Eheschließung und die Umgestaltung der Ehe in eine möglich zahlreiche Familie das von allein verständliche Lebensziel auf Erden darstellt, wobei ein Kinderreichtum als deutliches Zeichen Gottes Segens gehalten wurde.

Es besteht aber kein Zweifel, dass parallel dazu immer mehrere Diener des Wortes sich zur Verfügung des sie berufenden Jesus Christus als dem Herrn der Ernte der Seelen so sehr widmeten, dass aller Gedanke an die Ehe und Familie auf weite Gedankenhorizonte herabsank. Auf den Vordergrund drängte sich eine ungeteilte Hingabe zur Verfügung des Sohnes Gottes – nach der Richtschnur der Paulusworte:

„... Ich erachte alles als Verlust um der unüberbietbar großen Erkenntnis Christi Jesu willen, meines Herrn. Um seinetwillen habe ich alles preisgegeben und halte es für Dreck, um Christus zu gewinnen und in Ihm zu sein ...” (Phil 3,7f.).

Der Nicht-Eingang in die Ehe war in keinem Fall Ausdruck der Haltung einer Verachtung für die Wirklichkeit des Lebens in Ehe und Familie. Trotzdem in bestimmten Zeitabständen gegenseitige, milder oder schärfer formulierte Gedankentendenzen erschienen, verbreitet vor allem im Rahmen immer anderer Sekten, wo die Ehe, und insbesondere der eheliche Verkehr, als Gottes und des Menschen unwürdige ‘Unreinheit’ gebrandmarkt wurde.
– Im Gegensatz dazu, die Wahl des Lebens im Zölibat wurde für die Jünger Jesu Christi nicht selten Folge einer praktischen Unmöglichkeit, die Pflichten des Ehe- und Familienlebens und folglich der ganzheitlichen Hingabe an die Allernächsten in Familie – mit der eine umso mehr ganzheitlich herausfordernden Hingabe an Christus bei der Verkündigung des Wortes Gottes und Verrichtung der Heiligen Sakramente zu vereinbaren.

Parallel dazu wurde aber die Wahl des Lebens im Zölibat immer häufiger zur bewussten Entscheidung nach der Richtschnur des Gehorsams für die innere Stimme Gottes, der jemanden deutlich zur Jungfräulichkeit „um des Himmelreiches willen”  berief. Der Heilige Geist hat die Kirche, die Braut Christi, in ein immer tieferes Verständnis des Geheimnisses dieser besonderen Bräutlichkeit eingeführt, zu der die ganze Allerheiligste Trinität die bei dem Dienst des Wortes im Sohn Gottes Berufenen gerufen hat.

An solches „Verständnis” vonseiten jener, „denen es gegeben war” (Mt 19,11f.), hat schon Christus selbst zur Zeit seines irdischen Lebens angeknüpft, als diese Frage in gewisser Weile als ausgesonderter Diskussionsgegenstand vorgestellt wurde.

(7.7 kB)

b. Heroismus der Ehegatten und Familien in Treue zu Christus
ungeachtet der Verfolgungen

Anderseits sehen wir aufgrund der nicht seltenen Erwähnungen, die in Apostel-Schriften zerstreut sind, immer andere, bezeichnend vom Gottes-Geschriebenen-Wort hervorgehobene, edle Ehepaare, also das andere Sakrament in seinem praktischen Gelebt-Werden. Die in Apostolischen Schriften, und nachher im Laufe aller Jahrhunderte der Kirchengeschichte erwähnten Ehepaare haben weiter vollkommen normal, glücklich und mit Liebe das Leben in ihrem Ehebund weitergeführt, wobei es sich im Prinzip schnell in eine Familie umgestaltete. Nur dass sie diesen Bund mit ausgeprägtem Bewusstsein als Jünger Christi gelebt haben. Sie sind ihre Ehe „im Herrn” (1 Kor 7,39) eingegangen und suchten sie auch so zu leben.

(5.5 kB)
Staunenswerte Freundschaft zwischen Hund und Katze. Verwundernde Liebe: diese Katze versucht selbst mit ihrer Pfote sich zu helfen, um diesen großen Freund zu riechen und küssen zu können.

Sie haben nur allzu gut den Inhalt des Wortes Gottes gekannt, das für sie zum Wegweiser für den Alltag geworden ist: „Die Ehe soll von allen in Ehren gehalten werden, und das Ehebett bleibe unbefleckt ...” (Hebr 13,4). Sie lebten in Überzeugung des Glaubens, dass ihnen gegenüber beiden der Wille des Himmlischen Vaters so ist: Gott hat ihnen beiden solchen Weg zur Heiligung angeboten.
– Dieser Weg wird sie samt ihrer Familie in das „Haus des Vaters” hinüberführen. Ihr Leben in Ehe und Familie leiteten sie im Bewusstsein, dass sie bei ihrer Berufung zum Ehestand, an diesem Teilchen des einen und selben Gottes Weinberges sowohl die Zehn Gebote Gottes, wie auch den Geist der Predigt Christi vom Berg der Seligpreisungen ins Leben einverleiben sollen. Mit Gottes Hilfe ist das ihnen auch gelungen.

Diese Eheleute waren sich dabei nur allzu klar um den Radikalismus des Evangeliums Christi bewusst. Sie wussten besten Bescheid, dass es früher oder später auch in ihrem Ehe- und Familien-Leben Situationen geben wird, wann die Treue zu Christus von ihnen das Treffen einer klar deutlichen Wahl des Glaubens herausfordern wird – nach der Richtschnur der Hierarchie der Liebe, wo Gott in Zusammenstellung mit allen nur menschlichen Lieben und Anhänglichkeiten, darunter auch angesichts der Androhungen des Lebensverlustes infolge ihrer Erklärung an Christi Seiten, unbedingt immer den ersten Platz einnimmt. Als Jünger Jesu Christi, des Gekreuzigten, und doch Auferstandenen Gottes, wussten sie Bescheid, dass auch sie falls Bedarf – zur Hingabe des eigenen Leben gerufen werden, um die Treue dem einmal Gott gegebenen Wort zu besiegeln, wobei sie den Verfolgenden von vornherein ihre Verzeihung verliehen und ihnen zu ihrem Erlösungswohl den Segen erteilten (s. z.B.: Lk 6,27f.; Mt 5,44).

Sie haben außerdem nur allzu gut das Wort des Sohnes Gottes gekannt, der dieses Prinzip in eindeutige – schwierige, und doch auslösende Worte geschmiedet hat:

Wer Vater oder Mutter mehr liebt als Mich,
ist Meiner nicht würdig
...” (Mt 10,37).
(Den ganzen Text s. ob.: „Wer Vater oder Mutter mehr liebt als Mich, ist Meiner nicht würdig” [Mt 10,37ff.])
.

Nicht erst heute nehmen solche Ehegatten, und jeder einzelne der Jünger Christi wahr, dass wenn sie Gott in ihrem Leben an der ersten Stelle stellen, legt sich alles andere völlig friedsam und mit Segen, und dass der Radikalismus in Hierarchie der Liebe nur umso größere Vertiefung in ‘Liebe’ überhaupt als daraus fließende Frucht bringt.

Zur Ablegung aber des Zeugnisses wegen der Zugehörigkeit zu Christus, was mit der Bestätigung für den Alltag ihrer Wahl für Christus als den Sohn Gottes und Erlöser gleichkam – nicht selten dem eigenen, sofortigen Nutzen, der Annehmlichkeit und selbst der persönlichen Sicherheit, ihrer Ehe und Familie zuwider, hat es immer andere Situationen in Fülle gegeben.

Es ist zweifellos, dass auch jene edle Ehepaare Stunden von Spannungen bei gegenseitigem Verständnis und Vereinbarung der Stellungen erlebt haben. Außer Zweifel gab es auch bei ihnen innere eheliche Schwierigkeiten, wie es beinahe unvermeidlich in jeder Ehe und Familie, oder auch bei der Koexistenz mit Nachbarn vorzukommen pflegt.

Wenn solche Schwierigkeiten ihre schöpferische Lösung im Licht der verzeihenden und emporhebenden Liebe des Bräutigams-vom-Kreuz gefunden haben, erschienen vielleicht wesentlich mehr seriöse andere, die strikt mit dem bekannten Glauben und der nicht verheimlichten Zugehörigkeit zu diesem Gott verbunden waren, der seinen Jüngern niemals ein leichtes Leben verheißen hat, sondern gerade ohne mit populistischen Versprechungen vorzutäuschen – die Mühe ansagte, Verfolgungen, und manchmal selbst den Tod:

„Wenn die Welt euch hasst, so bedenkt,
dass sie Mich schon vor euch gehasst hat.
Gehörtet ihr zur Welt, würde die Welt euch als ihr Eigentum lieben.
Weil ihr aber nicht zur Welt gehört,
sondern weil Ich euch aus der Welt erwählt habe,
darum hasst euch die Welt.
– Denkt an das Wort, das Ich euch gesagt habe:
Ein Knecht ist nicht größer als sein Herr’
[s. Mt 10,24; Joh 13,16; 16,33].
Wenn sie Mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen;
wenn sie Mein Wort gehalten haben, so werden sie auch das euere halten.
Das alles werden sie euch um Meines Namens willen antun ...”
(Joh 15,18-21).

Wie sehr wörtlich haben sich diese Worte des Meisters von Nazaret bewahrheitet! Die ersten verbissenen Verfolgungen um des Namens Jesu willen sind sehr kurz nach der Herabsendung des Heiligen Geistes zutage gekommen. Zuerst sind sie in Jerusalem und Judäa ausgebrochen. Aber kurz danach fing der Funke des Hasses zu Christus an sich in immer andere Ecken des damaligen Römischen Imperiums und in die ganze Welt zu überspringen. So geschieht es ununterbrochen bis heutzutage. So wird es auch weiter werden – bis zum Ende der Welt.

Mit besonderer Verbissenheit ist eine universelle Verfolgung der Jünger Christi ab dem Jahr 64 ausgebrochen. In diesem Jahr hat Kaiser Nero die Schuld wegen der riesigen Feuersbrunst zu Rom auf die Christen geworfen. Diese erste Welle entsetzender Verfolgungen, die sich mit wahnsinnig raffinierten Foltern geäußert haben, denen man die Bekenner Christi unterzog, hat sich erst beschwichtigt, als das Edikt zu Mailand, Jahr 313, erschienen ist (s. ob.: Geschichtliche Bemerkung: Nero – Edikt von Mailand).

Die erwähnten Verfolgungen richteten sich nicht nur gegen individuelle Personen, sondern notwendig gegen ganze Ehen und Familien. Es war den Bekennern Christi keinesfalls leicht unter Foltern Freude vorzuspielen, oder ein andermal bei immer wieder vorkommenden Situationen, wenn ihre ganze Habe einzig deswegen geraubt wurde, weil diese beiden – die Eheleute, und ihre Familie, sich in nicht verheimlichter Weise zu Christus bekannt haben.

Es war keinesfalls leicht in dieser Lage sowohl für die Apostel, wie ihre Nachfolger – sei es in jenen ersten Jahrhunderten des Christentums, als auch in allen weiteren Jahrhunderten und Jahrtausenden hindurch der Kirchengeschichte – den heroisch treuen Eheleuten und ihren Familie Mut zur Treue für Jesus Christus einzuflößen! Und doch, um des Namens Jesu willen musste man sie zum unbeugsamen Verharren im bekannten Glauben stärken, auch wenn das die praktisch von Stunden zu Stunde abgelegte Prüfung hinsichtlich des tatsächlichen Anvertrauens dem Sohn Gottes bedeutete: diesem Gekreuzigten, aber doch Auferstandenen, samt dem mutigen Bekennen des eigenen Glaubens angesichts des beinahe sicheren Todes unter Foltern allein aus diesem Grund.

Wie ausspruchsvoll sind in solchem Zusammenhang die Worte sei es des Hl. Petrus, des ersten Vertreters Christi, wie auch die Ermutigung vom Brief an die Hebräer:

„Darüber seid ihr voll Freude, wenn ihr auch jetzt ein wenig, falls es sein muss, durch mancherlei Prüfungen Leid habt, damit die Erprobung eueres Glaubens, viel kostbarer als vergängliches Gold, das durch Feuer erprobt wird, euch gereiche zu Lob, Herrlichkeit und Ehre bei der Offenbarung Jesu Christi ...” (1 Petr 1,6f.).

„Vergeltet nicht Böses mit Bösem, oder Schmähung mit Schmähung!
Im Gegenteil, segnet; denn dazu seid ihr berufen, damit ihr Segen erlangt ...
– Und wer könnte euch Böses tun, wenn ihr euch um das Gute bemüht?
Aber auch wenn ihr um der Gerechtigkeit willen leiden müsstet, selig seid ihr. Fürchtet nicht ihren Schrecken und lasst euch nicht verwirren. Haltet vielmehr den Herrn Christus heilig in eueren Herzen.
Seid allezeit bereit zur Antwort einem jeden gegenüber, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung in euch.
Aber tut das mit Sanftmut und Ehrfurcht, mit einem reinen Gewissen, damit, wenn ihr geschmäht werdet, die beschämt werden, die eueren guten Lebenswandel in Christus kränken.
Denn es ist besser, wenn es der Wille Gottes ist,
für gutes Tun zu leiden, als für böses Tun” (1 Petr 3,9.13-17).

In ähnlichen Worten wendet sich mit Ermutigung des Glaubens auch der Autor des Briefes an die Hebräer:

„Erinnert euch doch an die vergangenen Tage, als ihr nach euerer Erleuchtung manchen schweren Leidenskampf bestanden habt, teils selbst zum öffentlichen Schauspiel gemacht durch Beschimpfungen und Bedrängnisse, teils mitbetroffen vom Geschick derer, denen es so erging.
Habt ihr doch mit den Gefangenen die Leiden geteilt
und den Raub eurer Habe mit Freuden hingenommen
im Bewusstsein, einen besseren und bleibenden Besitz zu haben ...”.
(Hebr 10,32ff.).

(7.7 kB)

c. Im inneren Drang nach zuversichtlicher Evangelisierung

Es muss dabei festgestellt werden, dass das voller Freude und gegenseitiger ganzheitlicher Hingabe Erleben „im Herrn” (1 Kor 7,39) ihres Ehebandes und des Lebens in Familie diesen edlen Eheleuten in keinem Fall zum Hindernis wurde, für den Alltag Zeugnis ihrer nicht minder freudigen, strahlenden Hingabe an Christus im Evangelisierungsbereich der Umgebung abzulegen. Im Gegenteil, bewusst darum, ein lebendiges Teil der Kirche Christi zu bilden und „Schafe Seiner Herde” zu sein (s. z.B.: Ps 79,13), fanden sie sich übermächtig geradezu gedrängt, die Frohe Botschaft dort überall zu zerstreuen, wo sie von Gottes Vorsehung gestellt worden sind.

Die Freude, den unschätzbaren „Schatz” (vgl. Mt 13,44ff.) gefunden zu haben, der, wie es sich zeigte, die Person des Sohnes Gottes, Jesus Christus, der Erlöser war, wurde für sie zu etwas so übergroßem und hat sie innerlich so sehr weitgemacht, dass sie das Bewusstsein um die erfahrene Erlösung nicht für sich allein behalten konnten.

Noch mehr, diese Ehepaare lebten das Bewusstsein, dass sie gerade als Ehepaar, und nicht allein individuell: nur die Ehefrau, bzw. allein der Ehegatte – in Gottes Antlitz, aber auch der Kirche, und weiter der sie voller Verwunderung beobachtenden nicht getauften Eheleuten, Familien und Menschen (s. ob. z.B.: Vom Brief an Diognet) – die ruhmvolle Pflicht einbezogen haben, ein Zeugnis um diese Wirklichkeit abzulegen, die von Johannes Paul II. einmal, in seiner Apostolischen Adhortation Familiaris Consortio (1981) bezeichnet werden wird als „Strahlung mit Freude des Lieben-Könnens ...”:

„Die christliche Familie ist, vor allem heute, besonders berufen, den Pascha-Bund Christi zu bezeugen
[= es gilt von dem am Kreuz, durch Jesus Christus eingegangenen ‘Bräutlichen’ Bund des Gott-Menschen, der sein Selbst seiner Braut: der Kirche, dahingibt – als ihr ‘Bräutigam-vom-Kreuz’],
indem sie beständig mit Freude wegen des Lieben-Könnens strahlt
und mit Gewissheit um die Hoffnungen,
von denen sie Rechenschaft ablegen soll ...” (FC 52; vgl. LG 35).

Diese Freude war für sie etwas unvergleichlich Höheres, als alle reale Bedrohungen, die mit der öffentlichen Erklärung der eigenen Zugehörigkeit zu Christus zusammenhingen. Um nur auch noch irgendjemandem anderen ein ähnliches „sich in Ihm finden zu können [in Christus]...” (Phil 3,8) zu sichern, indem doch Jesus Christus „... will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen” (1 Tim 2,4).

(23 kB)
Ort wo der Märtyrer gedacht wird, die für die Freiheit ihrer Heimat in Qualen getötet wurden.

Das Leben „in Christus” (s. Röm 8,1; 16,3-10; 1 Kor 1,2; 15,18; 16,24; Gal 2,16; Eph 1,12; Phil 1,13; usw.) war für diese Jünger Christi – in diesem Fall die Ehegatten und Ehegattinnen als Ehepaare, die „... an sich erkannten, dass Jesus Christus in ihnen IST”  (vgl. 2 Kor 13,5) – etwas so Selbstverständliches, und dabei so Ergreifendes, dass sie die Freude, „... sich in Ihm gefunden zu haben” (vgl. Phil 3,9) gleichsam nicht in sich aufhalten konnten. Von hier aus sprudelte die von ihnen sich ausweitende Strahlung wegen des gefundenen „Schatzes” auf die ganze Umgebung.

Hier war auch der Quell des inneren übermächtigen Dranges im Heiligen Geist, dass sie jenes „Gefundensein in Christus” (vgl. Phil 3,9) mit der Umgebung geteilt haben, indem doch Christus auch für diese, die Gott der Wahrheit nicht kennen, gestorben und auferstanden ist, damit auch sie „aus dem Tod ins Leben hinübergingen” (vgl. Joh 5,24).

Gerade Ihn, Jesus Christus, haben diese Eheleute, zusammen mit ihrer Familie und ihrem Haus als bewusst gelebte ihre „Haus-Kirche” – über das eigene Leben geliebt. Zum Dank für das Unmaß von Gnade der erfahrenen Erlösung – haben diese zweien als „Haupt der Familie und des Hauses” – Jesus Christus in ihre Ehe und in ihr Haus – wie einst die Neuverlobten zu Kana – deutlich und für die Dauer eingeladen (s. Joh 2,2), und möchten Ihn jetzt spontan auch anderen mitteilen.

(6.2 kB)

8. Faszinierung der Ehepaare
an kompromissloser Hingabe
der Diener des Wortes

Wir beobachten demnach ab den ersten Stunden des Existierens der Kirche Christi parallel sich entwickelnde, unterschiedliche, und doch zuengst komplementäre zwei Stände und zugleich zwei sich deutlich unterscheidende Berufungen: den priesterlichen Stand – und den ehelichen Stand. Es gibt zwischen diesen Ständen nicht nur keine Gegensätzlichkeit, noch gibt es zwischen ihnen irgendeinen Widerspruch. Im Gegenteil – das eine setzt das andere voraus, das eine kann auch ohne das andere nicht bestehen.

Die Kirche weitete sich zwar aus über die Verkündigung des Wortes Gottes. Dennoch, würde es die Ehe und Familie nicht geben, würde die Kirche in vorauszusehender Zeitspanne vom Geschichtshorizont schwinden. Denn auch für die Kirche bedeutet als ihr – ‘Frühling’ und Voraussage ihres weiteren Existierens ... die Ehe und Familie, und in ihr ganz besonders die Kinder und Jugendlichen, wiewohl selbstverständlich umso mehr die Erwachsenen: Eheleute und die ältere Generation.

Noch mehr, auch die künftigen Priester, Bischöfe, und selbst auch die Päpste ... erscheinen in der Kirche nachdem sie die Phase ihres Zur-Existenz-Kommens und Heranwachsens in Ehe und Familie abgeschlossen haben. Hier steckt der Sinn der „Familie, die an Gott stark ist” : (s. Johannes Paul II., Dritte Pilgerfahrt in die Heimat, Szczecin-Jasne Blonia, 11.VI.1987, p. 8; OR-D 17 [1987/28/10.VII.1987] S. 13; DAS-1987, 812f.): der Eheleute und Familien, die alles tun, um ihrer Sendung gewachsen zu sein, das heißt dem Bau der „Haus-Kirche”.

Wie wunderbar ist es doch, dass Jesus Christus die Ehe zur Ebene eines der Sieben Sakramente der von sich gegründeten Kirche: seiner Mystischen Braut, erhoben hat! Sowohl das Sakrament des Priestertums, das vom Gekreuzigten-Auferstandenen der Menschen-Familie zum Geschenk gegeben worden ist für die lebendige Vermittlung beim Herbeischaffen der übernatürlichen ‘Speise und Trankes’ dank der von Priestern gefeierten Eucharistie, wie dann, der Reihe nach, das Sakrament der Ehe, in dessen Rahmen die künftigen Glieder der Kirche Christi in die Welt kommen – befinden sich restlos im Werk der Erlösung – als des großen allgemeinen ‘Sakraments der Kirche’.

Christus hat nämlich als Erbe der Erlösung – zur Verfügung des Menschen: Mann und Frau, ein Großes Sakrament hinterlassen: die Heilige Kirche. Er hat sie auf dem Fundament des PETRUS aufgebaut. In ihr, d.h. in der Kirche als dem Göttlich-Menschlichen Kondensat, sind die sieben unterschiedlichen Sakramente enthalten. Es sind alle Jahrhunderte hindurch die Göttlich-Menschlichen Beförderungsmittel der Gnaden der Erlösung, angepasst an die grundlegenden Stände und Situationen, in welchen das Verbleiben in Gott der Mystischen Braut, die sich Christus um den unaussprechlichen Preis seines Blutes erworben hat, es zu leben geschrieben werden wird. Als solche anerkennt nämlich der Sohn Gottes die von Ihm gegründete Kirche.
(Das Thema der Heiligen Sakramente: der Schöpfung, und nachher der Kirche – war Gegenstand genauerer Erwägungen ob.: – VI. Teil: Ehe als Ur-Sakrament des Sakramentes der Schöpfung; und ebd., die weiteren Kapitel: 5-6-7-8-9).

Die erwähnten zwei grundlegenden Sakramente: das Priestertum und die Ehe üben aufeinander notgedrungen fortwährenden gegenseitigen Einfluss aus. Sie umfangen sich gegenseitig und ziehen einander an.
– Zu gleicher Zeit vermissen sie niemals ihre spezifische Identität und ihre Gesondertheit-in-Einheit derselben Kirche. Es geht immerwährend um dieselbe Eine, Heilige, Apostolische und Universelle (= Katholische) Kirche, die „... in Christus gleichsam das Sakrament ist, das heißt Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott, wie für die Einheit der ganzen Menschheit” (LG 1).

In den obigen Erwägungen konnte man gleichsam von nahe her das Werk der Evangelisierung berühren, wie sie sei es von den Aposteln, sei es von anderen Dienern des Wortes an immer anderem geographischen Ort unternommen wurde. Wir konnten uns überzeugen, wie intensiv ihre Einwirkung gewesen sein musste nicht nur auf einzelne Jünger Christi und diese, die gerade jetzt ihren bisherigen politheistischen Aberglauben verließen und auf den befreienden Glauben an Jesus Christus umschalteten, sondern auch auf schon im Glauben befestigte immer andere Ehepaare. Diese Paare verfolgten weiter ihre einmal geäußerte Erklärung an Seiten Christi und haben sie zugleich mit aller Aufrichtigkeit zu zweit erlebt – als Ehe-Bund, der „im Herrn” eingegangen worden ist (1 Kor 7,39).

Es besteht kein Zweifel, dass die spontane, nicht arrangierte Beeinflussung vonseiten der Personen, die zum Priestertum berufen waren, Frucht einer besonderen Wirkung des Heiligen Geistes war, obwohl offenbar parallel dazu auch ihrer tatsächlichen Mitarbeit mit dem sie berufenden Gott. Der Heilige Geist befruchtete die Saat ihres Wortes – mit Auflockerung des Erdbodens der Herzen mit der Gabe der Zerknirschung und dem Tau seiner Gnade, die das Leben Gottes erweckte.
(s. z.B.: Apg 2,37ff; 4,28-31; die Bekehrungsgnade des Saulus: Apg 9; usw.).

Die Unternahme an sich des Missions-Auftrages Christi: „Darum geht hin und lehrt alle Völker ...” (Mt 28,19) wurde Ausdruck der Umschmiedung des inneren, engagierten Glaubens der Diener Christi – in verkündetes Wort Gottes, gleichbedeutend mit seiner vertrauensvoll und mit Liebe erfolgenden Umsetzung in die Tat. Die Personen, die dieses Wort zugehört haben, haben mit Intuition des Glaubens verspürt, dass diese Worte keine reine Rhetorik darstellen, sondern es schlägt von ihnen Authentismus. Diese Worte trugen das ewige Leben: jedem, der sich für sie aufschließen ließ (s. Mk 16,16).

Schon der Mut allein der unerschrockenen Verkündung des Wortes Gottes unter Leuten, die gar nicht immer für sein Hören offen waren, und des Öfteren leicht von anfangs neugierigen – plötzlich in seine verbissene Gegner umsteigen konnten (s. z.B.: Apg 14,8-20: Steinigung des Paulus in Lystra; 16,16-24: in Philippi; usw.), die in einem Augenblick jeden straflos lynchen konnten, wenn jemand den Mut hatte, den bisherigen Status ihres gewinnbringenden politheistischen Kultus zu verletzen, ließ eine beständige Spur im Gewissen und den Persönlichkeiten dieser aller hinter, die dieses Wort annahmen und sich an jedem Zuwachs der „unüberbietbar großen Erkenntnis Christi Jesu” (Phil 3,8) freuen konnten.

Ein ganz besonderer Beweggrund, dass sich die Herzen für das von Dienern Christi verkündete Wort Gottes öffneten, war die von ihnen schlagende, nicht verlogene Durchsichtigkeit ihrer Absichten. Auf ihrem Antlitz zeichnete sich eine selbstlose Wärme der zutiefsten Überzeugung des Glaubens ab. Hier gab es keinen Platz für Vortäuschung der Zuhörer mit preiswerten Versprechungen, mit welchen vor allem Christus selbst niemals vorgetreten war.

Anderseits, die Glut ihrer Worte zerstreute von vornherein jeden Gedanken von eventueller Lust, um am Werk der Evangelisation ‘zu Vermögen zu kommen’. Beim verkündeten Wort Gottes gab es keine Spur von irgendwelchen ‘Propaganda-Griffen’, noch aufgedrängter ‘Werbung’ um den Preis der Verknechtung der potentiellen Adepten – im Gegensatz zu Werbungs-Methoden, wie sie typisch in Sekten angewandt werden (s. zu diesem Aspekt ob.: Psychotechniken der Werbung: s. diesen ganzen Abschnitt).

Zeugnis dieser Durchsichtigkeit der Absichten, die dringend die Übermittlung des unschätzbaren Wohles: des ewigen Lebens anstrebte, war die klare Formulierung der keinesfalls leichtesten zum Umsatz ins Leben Forderungen des Evangeliums Jesu Christi und des Inhalts seiner Acht Seligpreisungen (Mt 5-7).
– Diese Forderungen standen grundsätzlich im völligen Widerspruch zu bisher angenommenem utilitaristischen Lebensstil, wie er von vielen Bekennern des Politheismus praktiziert wurde.
Die Erklärung für Christus bedeutete nicht selten eher eine schmerzhafte Lostrennung sowohl von der sündhaften Vergangenheit, wie auch von personalen Verbundenheiten, die wirksam davon abhielten, was der Sohn Gottes mitbrachte: dieser Menschgewordene, Gekreuzigte, Auferstandene.

Er aber, indem Er zugleich Gott und Mensch ist, kann für den Menschen unmöglich nicht der einzige „Weg und die Wahrheit, und das Leben” sein (vgl. Joh 14,6). Es zeigte sich mit Klarheit des Selbstverständlicheit, dass nur Christus-der-WEG in das „Haus des Vaters” (Joh 14,2f.) hinzuführen imstande ist. Denn: „Niemand kommt zum Vater außer durch Mich” (Joh 14,6).

So hat die Wahrheit der Offenbarung Gottes in erster Reihe Paulus, der Völker-Apostel verkündet. Sollten wir noch einmal an die Apologie anknüpfen, zu der ihn die „Lügenapostel” (2 Kor 11,13) genötigt haben, dürften wir uns an die Worte erinnern, die er in diesem Zusammenhang selbst von sich im Brief an die Korinther gesagt hat. Er hebt hervor, dass er niemals einen Aspekt der Wahrheit der Offenbarung verkürzt hat, und sie in ihrem ursprünglichen, rohen Wortlaut übermittelte, ohne irgendwelche kunstvolle Verzierungen, beziehungsweise ihre irgendwelche ‘Verwässerungen’ vorgenommen zu haben:

„Dank sei Gott, der uns stets im Siegeszug Christi mitführt und durch uns den Duft der Erkenntnis Christ an allen Orten verbreitet ...
Den einen sind wir Todesgeruch, der Tod bringt; den anderen Lebensduft, der das Leben bringt ...
– Wir sind jedenfalls nicht wie die vielen anderen
[gr.: hos hoi polloí = wie diese vielen = diese Konkreten, uns gut Bekannten],
die mit dem Wort Gottes ein Geschäft machen
[gr.= kapyleúontes = wörtlich: diese, die mit dem Wort Gottes Unzucht treiben: die es nicht für genierend empfinden, wegen der ‘Unzucht’, die sie am Wort Gottes begehen, noch Bezahlung zu bekommen, um nur Ertrag zu gewinnen].
Wir verkünden es aufrichtig, von Gott her, vor Gott und in Christus” (2 Kor 2,14.16f.).

„... Wir haben uns frei gehalten von allen ehrlosen Heimlichkeiten
[= Praktiken gewisser ‘Apostel’, die manche Aspekte des Evangeliums, die angeblich schänden, verfälschen].
Wir handeln nicht hinterhältig und verfälschen
[gr.: medé doloúntes ton lógon tou Theóu = von: doloúo = ich entstelle, verfälsche die Information hinterlistig. Das heißt: weder hinterlistig nichts entstellend]
das Wort Gottes nicht, sondern lehren offen die Wahrheit.
So empfehlen wir uns vor dem Angesicht Gottes
jedem menschlichen Gewissen ...
– Wir verkünden nämlich nicht uns selbst,
sondern Jesus Christus als den Herr
n,
uns aber als eure Knechte um Jesu willen ...” (2 Kor 4,2.5).

Solche Haltung des Priesters-Apostels – und eines jeden rechtmäßigen, sakramentalen Nachfolgers der Apostel, konnte unmöglich nicht anziehend wirken. Das Gute und das Sein – was eigenartig wechselseitige Wirklichkeit bedeutet, geht gegenseitig ineinander über. Die Wahrheit der Offenbarung zieht von selbst an und ‘verteidigt’ sich selbst. Nur dass jemand einzelner bewusst und absichtlich die Wahrheit der Offenbarung nicht annehmen kann. Solche Lage wäre aber daselbst gleichbedeutend mit höchster Bedrohung des eigenen ewigen Geschicks ...


Unter solchen Umständen standen die zwei erörterten Sakramente: einerseits das Sakrament des Priestertums der Diener des Wortes, und anderseits die Personen der Zuhörer, unter denen sich ganz prinzipiell ganze Ehepaare auszeichneten – als „im Herrn” (1 Kor 7.39) gelebtes Sakrament der Ehe, sich gegenseitig gleichsam ‘Auge-zu-Auge’ gegenüber. Nicht als Konfrontation, noch als Kampf, sondern als zwei parallele, in höchstem Grad eintönig miteinander sich verflechtende zwei Arten und Weisen, wie derselbe Jesus Christus, der Sohn Gottes, der gekreuzigt wurde und auferstanden ist, intensiv gelebt werden kann. Als Sohn Gottes hat Er dem Menschen die Bräutlichkeit angeboten, indem Er selbst Bräutigam-vom-Kreuz für die Kirche, seine Mystische Braut, geworden ist.

Sowohl jene individuellen Zuhörer, wie ganze Ehepaare, die in das verkündete und ins Leben umgesetzte Wort Gottes dieser aufs Leben und den Tod hingegebenen Diener Christi hinhörten, waren voller Verwunderung angesichts jener Priester, für die – ähnlich wie für Paulus – Sinn des Lebens und des Todes das eine geworden ist: „Denn für mich ist das Leben – Christus, und das Sterben – Gewinn” (Phil 1,21). Das Beispiel des Paulus – und immer weiterer Diener Christi „nach dem Herzen Gottes” (vgl. Jer 3,15; PasDV 1), hat im besten Sinn dieses Wortes anziehend gewirkt. Die kompromisslose Hingabe der Diener des Wortes Gottes an Christus wurde zum entscheidenden Beweggrund, um sowohl den Glauben selbst, wie auch die gleiche Haltung anzunehmen: einer kompromisslosen Umsetzung in die Tat des Inhalts der Frohen, anspruchsvollen Botschaft des Sohnes Gottes.

Wir haben schon in den früheren Erwägungen gesehen, dass sowohl in der Apostelgeschichte, wie auch vielen Apostel-Briefen – eine ganze Reihe von Ehepaaren genannt werden, die sich mit Eifer auszeichneten sowohl in Frage der Einhaltung der reinen Übermittlung des Glaubens, wie auch mit Leben in völliger Übereinstimmung mit Weisungen Jesu Christi.

Unter ihnen haben zweifelsohne die Eheleute Aquila und Priszilla hervorgeragt. Die Apostolischen Schriften erinnern an dieses Ehepaar mehrere Male. Sie werden ein paarmal nach ihrem Namen erwähnt – als mit ganzer Hingabe engagierte im vielfältigem Dienst zu Gutem der sich entwickelnden Kirche Gottes.
– Es geschah dabei unter schwierigen, wenn nicht riskanten Umständen der damaligen Milieus, wo die Erklärung für Christus leicht mit Aussetzung des eigenen Lebens auf seinen Verlust enden konnte.

Diese beiden – als Ehepaar, das ihr eheliches Leben höchst normal weiter gelebt hat, allerdings ständig „im Herrn” (1 Kor 7,39), haben ihr Haus für die Bedürfnisse der geboren werdenden Kirche in ein paar Städten zugänglich gemacht, wo es ihnen zu leben und sich zu entwickeln gegeben war, in Abhängigkeit von der politisch-religiösen Lage. Wir beobachten, wie diese Eheleute – wohl mit ihrer ganzen Familie – immer wieder woanders umsiedeln mussten: sie wohnten in Rom, nachher in Korinth, dann in Ephesus, um später wahrscheinlich wieder nach Rom umzusiedeln.

Es gibt keinen Zweifel, dass die beiden Eheleute in ganz positiver Bedeutung mit der Personalität des Paulus, des Völker-Apostels, wie auch seiner Mitarbeiter im Werk der Evangelisation, fasziniert waren. Sowohl dieses Ehepaar: Aquila mit seiner Ehegefährtin Priszilla, wie auch andere engagierte Ehepaare, konnten auf dem Laufenden das Leben für das Evangelium bewundern: sei es des Timotheus, sei es des Silvanus, oder des Titus, und gewiss vieler anderer, deren Engagement in Apostolische Tätigkeit und ihr privates Leben sie von nahe her beinahe für den Alltag beobachten konnten. Von jedem von ihnen konnte Paulus dasselbe schreiben, was er im letzten Brief vor seinem Märtyrertod an „Timotheus, seinen geliebten Sohn(2 Tim 1,2), eingetragen hat:

„Du aber bist mir gefolgt in der Lehre, im Leben und Streben, im Glauben, in der Langmut, der Liebe und der Ausdauer, in den Verfolgungen und Leiden,
denen ich in Antiochia, Ikonion und Lystra ausgesetzt war.
Welche Verfolgungen habe ich erduldet! – Und aus allen hat der Herr mich errettet!
So werden alle, die in der Gemeinschaft mit Christus Jesus
ein frommes Leben führen wollen, verfolgt werden ...” (2 Tim 3,10ff.).

Diese alle Verfolgungen und Foltern erduldete Paulus – und wie viele andere Jünger Christi alle Jahrhunderte des Existierens der Kirche hindurch, einzig und allein „um des Namens Jesu willen” :

„Du, mein Sohn, sei stark in der Gnade,
die dir in Christus Jesus geschenkt ist.
Was du vor vielen Zeugen von mir gehört hast,
das vertrau zuverlässigen Menschen an,
die fähig sind, auch andere zu lehren.
Leide mit mir als guter Soldat Christi Jesu ...
– Denke daran, dass Jesus Christus,
der Nachkomme Davids, von den Toten auferstanden ist:
so lautet mein Evangelium, für das ich zu leiden habe
und sogar wie ein Verbrecher gefesselt bin.
Aber: das Wort Gottes ist nicht gefesselt.
Das alles erdulde ich um der Auserwählten willen,
damit auch sie das Heil in Christus Jesus
und die ewige Herrlichkeit erlangen ...
– Wenn wir standhaft bleiben, werden wir auch mit Ihm herrschen ...
– Wenn wir Ihn verleugnen, bleibt Er doch treu,
denn Er kann sich selbst nicht verleugnen” (2 Tim 2,1ff.8ff.12.13).

(11.8 kB)

RE-Lektüre: VII.Teil, Kapitel 2, ad ‘e’.
Stadniki, 31.VIII.2015.
Tarnów, 5.VI.2022.


(0,7kB)        (0,7 kB)      (0,7 kB)

Zurück: INHALTSVERZEICHNIS



4. Makelloser Ruhm des Paulus in seinen Beziehungen zu
Frauen

5. Weitere Apostolische Hinweise hinsichtlich der
Beziehungen der Diener des WORTES zur Ehe

6. Unbescholtenheit der Diener des Altars angesichts des
Sakramentes der Ehe am Beispiel des Paulus

„Was mir ein Gewinn war, das habe ich um Christi willen
als Verlust erkannt ...” (Phil 3,7-11). Text

„Alles vermag ich in Dem, der mich stärkt” (Phil 4,13)
7. Priester – und Ehe in sakramentaler Treue zum selben
sie berufenden Christus

a. Priester – und Ehepaare in Treue gegenüber demselben
berufenden Christus

b. Heroismus der Ehegatten und Familien in Treue zu
Christus ungeachtet der Verfolgungen

c. Im inneren Drang nach zuversichtlicher Evangelisierung
8. Faszinierung der Ehepaare an kompromissloser
Hingabe der Diener des Wortes


Bilder-Fotos

Abb.1. Palästinenser laufen mit verwundeten Kindern vor bombardierenden
Israelis weg

Abb.2. Tsunami i Erdbeben in Samoa-Tonga
Abb.3. Vater mit 3 Kindern, die ihn sehr lieben und mit ihm spielen
Abb.4. Lustiges kleines Mädchen - China
Abb.5. Große Freundschaft zwischen Hund und Katze
Abb.6. Johannes Paul II.: Pilgerreise na Litauen: Hügel der Kreuze