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2. Lostrennung der Bekenner Christi vom Judaismus

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Die ersten Jünger Christi sind nach der Himmelfahrt ihres Meisters sehr bald zum Schluss gekommen, dass das Feiern der Eucharistie, die auf unblutige Weise das Opfer des Neuen, von nun an Ewigen Bundes zwischen Gott und dem Menschen, der im Blut des Sohnes Gottes Jesus Christus gegründet worden ist vergegenwärtigt, unmöglich im Tempel Jerusalem gehalten werden kann. Es war unmöglich zu gleicher Zeit den ‘Alten’, Jetztzeit desaktualisierten Bund weiter zu unterhalten, dessen Zeichen in der Sterbestunde Jesu am Kreuz der ‘von allein’ zerrissene Vorhang war, der im Tempel den Heiligen Ort vom Allerheiligsten getrennt hat (Mt 27,51), – und in selber Zeit das Fundament des ‘Neuen’ Bundes aufzubauen, den der Dreieinige mit der Menschen-Familie im Erlösungsblut seines Sohnes Jesus Christus geschlossen hat.

Es ist wahr: beide Bünde, und zwar dieser bisherige geschlossen unter Sinai, wie auch dieser gegenwärtige, besiegelt im Blut des „Lammes, das die Sünde der Welt tilgt” (Joh 1,29), hängen mit Bänden der Kontinuität aufs engste miteinander zusammen. Dennoch meritorisch gesehen stellen sie eine Wirklichkeit dar, wo der eine auf den anderen unmöglich zurückgeführt werden kann. Es hat schlechterdings die Neue Epoche begonnen.
– Das Volk des Neuen Bundes wird von nun an durch die Taufe geboren, die auf den Namen der Personen Gottes des Dreieinigen empfangen wird. Dieses Volk wird zugleich systematisch und getreu mit dem „hingegebenen Leib” Christi genährt und mit seinem „Blut, das vergossen wird zur Vergebung der Sünden”, getränkt.

Der Sohn Gottes wurde zwar von den religiösen Führern des bisherigen Volkes Gottes zurückgewiesen. Allerdings gerade in diesem Zurückgewiesensein seiner Gottes Person, was Ihm selbst einen unvorstellbaren Schmerz zugefügt hat, so dass Er sich selbst kurz vor seinem Tod beschwert hat: „... weil sie an Mich nicht glauben ...” (Joh 16,9), hat Er mit umso größerer Liebe sich selbst als Gabe für diese Seine, Geliebte, seine Braut: das Volk des Neuen und Ewigen Bundes dahingegeben, den Gott mit der Menschen-Familie schließt und ihn mit dem Blut des Sohnes Gottes besiegelt. Unwiderruflich nur zu diesem Zweck, dass „... die Schafe Leben haben, und es in Fülle haben” (Joh 10,10).

Voraussetzung für den Empfang dieses Neuen Lebens und dieser Neuen Liebe ist vonseiten der Braut selbstverständlich das Anvertrauen seines Selbst dem Sohn Gottes, der ihr „Bräutigam-vom-Kreuz” geworden ist:

„Denn das ist der Wille Meines Vaters,
dass jeder, der den Sohn sieht und an Ihn glaubt,
das ewige Leben hat.
Und Ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tag ...” (Joh 6,40).

Die führende Schicht des bisherigen Israels hat sich von der Übermittlung der Wahrheit der Offenbarung, die der Sohn Gottes gelehrt hat, entschieden abgetrennt. Ihre Vertreter haben keine Mühe des guten Willens unternommen, um nach Wahrheit der sich ereignenden Offenbarung nachzuforschen. Sie haben sie systematisch von vornherein zurückgewiesen – als Wirklichkeit, für die es keinen Platz geben konnte in dem infolge ihrer eigenen Schuld enge gewordenen Begriff dieses Gottes, dem sie nicht erlaubt haben, Gott-die-Wahrheit sein zu dürfen.

Folgerichtig haben sie ohne irgendwelche Untersuchung – den offensichtlichen Beweisen zum Trotz – die Wahrheit sowohl der Worte Christi, wie auch seiner Taten zurückgewiesen. So sah ihre verbissene und hartnäckige Haltung selbst dann aus, als sich Jesus auf Argumente der Offensichtlichkeit berief:

„Wenn Ich nicht die Werke Meines Vaters vollbringe,
dann glaubt Mir nicht.
Aber wenn Ich sie vollbringe, dann glaubt wenigstens den Werken,
wenn ihr Mir nicht glaubt.
Dann werdet ihr erkennen und einsehen,
dass der Vater in Mir ist und Ich im Vater bin” (Joh 10,37f.).

Wir sind uns bewusst, dass die führenden Pharisäer und Sadduzäer ihre Fähigkeit eines allergewöhnlichstens ehrlichen Denkens und einer Schlussfolgerung in Frage ‘Jesus’ – in Bewegung zu setzen – schlechterdings nicht gewollt haben. Selbst bei Ereignissen, denen es auf keine Art und Weise sich ihnen zu widersetzen möglich war. Gegen die Offensichtlichtkeit der Tatsachen haben sie Jesus, den Sohn Gottes und zugleich Menschen-Sohn verurteilt – dazu auf einen schaudererregenden, und zugleich höchst schändenden Tod.

Das wurde voller Mut und mit aller Überzeugungskraft von Petrus nach der Heilung des Gelähmten ab Geburt an ausgepunkt (Apg 3,1-11):

„Der Gott .. unserer Väter ... hat seinen Knecht Jesus verherrlicht,
den ihr verraten und vor Pilatus verleugnet habt, obwohl dieser entschieden hatte, Ihn freizulassen.
Ihr aber habt den Heiligen und Gerechten verleugnet ... Den Urheber des Lebens habt ihr getötet.
Aber Gott hat Ihn von den Toten auferweckt. Dafür sind wir Zeugen ...
– ... Tut also Buße und bekehrt euch, damit eure Sünden getilgt werden ...”! (Apg 3,13ff.19).

Gerade diesen Jesus, der von den ‘Seinen” zurückgewiesen und getötet wurde, hat der Himmlische Vater auf die Welt geschickt. Jetztzeit, als der Sohn Gottes das Werk der Erlösung schon vollbracht hat, hat Ihn der Vater „zum Erben des Alls eingesetzt” (Hebr 1,2). Er hieß auch auf Ihn zu hören: „Dies ist Mein Geliebter Sohn, an dem Ich Gefallen gefunden habe. Auf Ihn sollt ihr hören”  (Mt 17,5; Lk 9,35; Mk 9,7).

Zuletzt hat Ihn der Vater erhöht, obwohl die Erhörung seiner inbrünstigen Bitte, die Er im Ölgarten um Befreiung von dem Ihn erwartenden „Kelch” – „in seinen Erdentagen ... mit lautem Schreien und unter Tränen ... getragen hat” (Hebr 5,7) – erst durch seinen Gehorsam der „Unterworfenheit” erfolgt ist.

Der Sohn Gottes hat nämlich das Vorhaben des Dreieinigen hinsichtlich der Erlösung des Menschen auch in dieser Lage entschieden über die Ihn erwartenden Qualen hinübergetragen. Dieser Gehorsam – „bis zum Kreuzestod” (Phil 2,8) ist Grundlage zu seiner Erhöhung über den ganzen Kosmos geworden:

„... Sondern Er entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an
und wurde den Menschen gleich.
In seiner äußeren Erscheinung als Mensch erfunden,
erniedrigte Er sich selbst
und wurde gehorsam bis zum Tod,  – bis zum Tod am Kreuz [s. Gal 3,13].
Darum hat Ihn Gott [= der Vater] erhöht
und Ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist,
auf dass vor dem Namen Jesu sich jedes Knie beuge
im Himmel, auf der Erde und unter der Erde.
Und jede Zunge bekennt:
Jesus Christus ist der HERR [griech.: Kýrios = Jahwéh = Herr],
zur Ehre Gottes, des Vaters” (Phil 2,7-11).


In dieser Lage, parallel zu immer mehr klarem Bewusstwerden, dass Jesus Christus tatsächlich eine Neue Ära in der Geschichte Gottes mit dem Menschen inauguriert hat, waren seine Jünger in Kürze genötigt, sich vom bisherigen Gesetz Mose völlig loszutrennen, angefangen von den von „Vorvätern” (vgl. z.B.: Mt 5,21.33) angenommenen Sitten, die sich den Geboten Gottes widersetzten, bis einschließlich zu den Kultus-Vorschriften in ihrer Mosaischen Fassung.

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Haiti: Entsetzliches Erdbeben, 6.II.2010 in Haiti. Häuser in Trümmern, schiefstehende Häuser, Tausende unter Trümmern: wer kann die Hunderten Tausende Umgebrachte Menschen zählen?

Indem es keine andere Lösung gegeben hat, haben sich die Gemeinschaften derjenigen, die an Jesus Christus als Gott geglaubt haben: diesen Gekreuzigten, aber Auferstandenenin Häusern versammelt, deren Besitzer, die Gatten, mittlerweile Jünger Christi geworden sind.

Diese aber haben ihr Haus samt seinen größeren Räumen zu liturgischen Zwecken gewöhnlich mit Freuden bereitgestellt. Dank der Gastfreundschaft des Herrn und der Frau des Hauses ist es für die Bekenner Christi möglich geworden, dass das Wort Gottes gehört werden und gemeinsam gebetet konnte, dass die Heiligen Sakramente gefeiert und gespendet werden konnten.

Anderseits trugen solche Haus-Kirchen von Anfang an entschieden bei zur organisierten Empfindsamkeit und Hilfe für Bedürfende, für Kranke, Gefangene u.dgl. So wurde in die Praxis das Maß angewandt, das von Christus dargestellt wurde:

„Amen, Ich sage euch:
was ihr für einen Meiner geringsten Brüder getan habt,
das habt ihr MIR getan” (Mt 25,40; ebd, V.45).

Der besondere Tag in der Woche, an dem sich die an Christus Glaubenden in irgendeiner ‘Haus-Kirche’  versammelten, wurde ab dem Tag selbst der Herabsendung des Heiligen Geistes der „Erste Tag” nach dem Jüdischen Sabbat. Dieser Tag lief parallel zum Tag der Auferstehung Jesu Christi nach seinem nicht langen Aufenthalt im Grab, in der ‘Erde’: den letzten Stunden des Kar-Freitags, über den ganzen Kar-Samstag, bis zum frühen Morgen des Großen Sonntags, des Tages der Auferstehung: des ersten nach dem jüdischen ‘Sabbat’. Diesen Tag begann man von Anfang an als den „Tag des Herrn” zu bezeichnen. Es ist der unsere jetzige ‘Sonntag’.

Die ungemein dynamische Entwicklung des Christentums hing des Öfteren mit massenhaft erfolgenden jetzt der Reihe nach, Bekehrungen der Heiden außerhalb der Grenzen von Palästina zusammen. Diese Leute spürten intuitiv, dass Christus den Sinn des Existierens bringt und daselbst eine nicht täuschende Hoffnung – im Gegenteil zum innerlich leeren und voller Widersetzlichkeiten Kultus immer anderer Gottheiten.

Papst Benedikt XVI. stellt die Lage der geistigen Leere der Heiden am Anfang seiner Enzyklika über die ‘Hoffnung’ in ihrem Gottes Sinn vor (Enzyklika „Spe Salvi” – 2007):

„Wie sehr die Beschenkung mit einer verlässlichen Hoffnung das Bewusstsein der frühen Christen bestimmte, zeigt sich auch, wo die christliche Existenz mit dem Leben vor dem Glauben oder der Situation der Anhänger anderer Religionen verglichen wird.
– Paulus erinnert die Epheser daran, wie sie vor ihrer Begegnung mit Christus ‘ohne Hoffnung und ohne Gott in der Welt waren’ [Eph 2,12]. Natürlich weiß er, dass sie Götter hatten, dass sie Religion hatten, aber ihre Götter waren fragwürdig geworden, und von ihren widersprüchlichen Mythen ging keine Hoffnung aus. Trotz der Götter waren sie ‘ohne Gott’ und daher in einer dunklen Welt, vor einer dunklen Zukunft. In nihil ab nihilo quam cito recidimus [= Wie schnell fallen wir vom Nichts ins Nichts zurück], heißt eine Grabschrift jener Zeit, in der das Bewusstsein unbeschönigt erscheint, auf das Paulus anspielt” (SS 2).

Das Christentum aber wies auf ein zählendes, nicht täuschendes Ziel der unternommenen Bemühungen hin, um den Lebensstil so zu gestalten, dass es in Gottes Augen „heilig und tadellos” sei (Eph 1,4; 5,27). So war nämlich die Voraussetzung, dass man nach dem Tod das ewige Leben im „Haus des Vaters” (Joh 14,2f.) erreicht.

Dank diesem Merkmal wurden die Jünger Christi zur leicht erkennbaren Menschengruppe. Mit ihrer innerlich disziplinierten Lebenshaltung und dem Zeugnis eines reinen Lebens, voller Zuversicht und Freude, haben sie in der heidnischen Umgebung Verwunderung geweckt. Selbst allein diese Tatsache zog die Aufmerksamkeit an und wurde zum Faktor, der die Herzen für das „Wort der Wahrheit, für das Evangelium von eurer Erlösung” (Eph 1,13), öffnete.

In solchem Zusammenhang erinnern wir uns, wie die Bekenner Christi zum ersten Mal mit dem Namen „Christen” in Antiochien des heidnischen Syriens bezeichnet wurden (Apg 11,26).

Die Bekenner des Polytheismus konnten unmöglich nicht bemerken, dass diese Leute samt dem angenommenen Glauben an Christus – im positiven Sinn dieses Wortes ganz anders werden. Man konnte sie von Anfang an u.a. an ihrer unmöglich zu verbergenden – zuvorkommenden, aufrichtigen Nächstenliebe erkennen, die zugleich nichts mit einer seelenlosen ‘Philanthropie’ zu tun hatte.

Umso mehr verwunderte bei Bekennern Christi die schwer zu begreifende Liebe des Wohlwollens zu jedem der Feinde, und selbst zu den Verfolgern. Und zwar die Bekenner Christi blieben dieselben auch dann, wenn sie allein wegen der Tatsache ihrer Zugehörigkeit zu Christus angeklagt und mit Kraftaufwand vor Gericht gestellt wurden. Man beraubte sie infolge ihrer Zugehörigkeit zu Christus als dem Gott – aller Rechte, ihre Habe wurde angeeignet, im besten Fall wurden sie ohne Lebensbedingungen gelassen (s. Hebr 10,34). Es waren, wie es scheint, öfter vorkommende Fälle. Solche Verfolgungen der Christen stiegen vor allem immer wieder rhytmisch in Zeiten des Römischen Imperiums an.


Wichtige Stufe des steigernden Bewusstwerdens, dass die Praxis des Mosaismus unmöglich mit der Lehre, die Jesus Christus gebracht hat, vereinbart werden kann, wurde einerseits die immer schärfer werdende Problematik der ‘Beschneidung’, und anderseits die Vorschriften des Mosaischen Gesetzes betreffs der ‘reinen und unreinen’ Speisen.

Wir haben schon erwähnt, dass die Heilige Taufe und der Glaube an Jesus Christus als Gott und Erlöser ganz bald auch von bisherigen Heiden empfangen und angenommen wurde. Diese aber haben den Judaismus grundsätzlich entweder überhaupt nicht gekannt, oder kannten ihn nur ganz oberflächlich. Der Gedanke allein an die ‘Beschneidung’ würde für viele solche eine unüberschreitbare Barriere schaffen, wenn sie sich auf die Annahme des Glaubens an Jesus Christus erst nach dem zuvorgegangenen Ritus der Beschneidung entscheiden sollten (s. Gal 5,6).

Indessen gerade die Beschneidung als Vorbedingung zur Annahme des Glaubens an Jesus Christus als Gott – wurde von vielen bisherigen bekehrten eifrigen Juden gefordert. Sie bildeten die Gruppe der sog. ‘Judaisanten’ [lat.: iudaisantes].

Eine andere Frage, die typisch mit dem Mosaismus zusammenhing, und die in Praxis viele Diskussionen auslöste, wurde die schon erwähnte judaistische Unterscheidung der Tiere und Nährmittel in ‘reine’ und ‘unreine’ im rituellen Sinn. Es ist klar, in der meritorischen Wertung des Glaubens an Jesus Christus sank diese Frage auf das Niveau eines völlig marginalen Problems herab, oder eher einer ‘Null’-Frage (s. Röm 14,15.17; 1 Kor 8,8.13; 1 Tim 4,3; Hebr 13,9).

Zur richtigen Einstellung angesichts der Frage sowohl der Beschneidung, wie der Speisen – hat entschieden der Hl. Paulus, der Völker-Apostel, beigetragen. Er war im Judaismus vortrefflich ausgebildet – als in seinem Jugendalter fanatischer, praktizierender Pharisäer. Er hat daher das Gewicht dieser Fragen, die für den Judaismus so wesentlich zu sein schienen, vortrefflich gekannt.

Allerdings anderseits, als er aus Gottes besonderer Gabe die Erlösungs-Kraft des Kreuzes und der Auferstehung Jesu Christi kennen gelernt hat, hat er verstanden, dass diese Fragen in Zusammenstellung mit dem Werk der Erlösung in Kraft des Blutes Christi und des persönlichen Glaubens – keine geringste Rolle spielen. Erst das Blut Christi wird zur Grundbedingung, um das Gut nutzen zu können, das vom Kreuzopfer Jesu Christi fließt – im Gegensatz zu solchem oder anderem Zeichen am Leib.
– Daher schreibt er mit Engagement einer zutiefsten Überzeugung seines Glaubens:

„Seinetwegen [= wegen Christus] habe ich alles aufgegeben und halte es für Unrat, um Christus zu gewinnen. und in Ihm zu sein. Nicht meine eigene Gerechtigkeit suche ich, die aus dem Gesetz hervorgeht [= von Mose], sondern jene, die durch den Glauben an Christus kommt, die Gerechtigkeit, die Gott aufgrund des Glaubens schenkt.
– Christus will ich erkennen und die Macht seiner Auferstehung und die Gemeinschaft mit seinen Leiden; sein Tod soll mich prägen. So hoffe ich, auch zur Auferstehung von den Toten zu gelangen ...”-
(Phil 3,8-11).

Das Konzil zu Jerusalem

Die immer schärfer werdenden Diskussionen im Bereich der gerade erst erwähnten zwei Gebieten der Judäischen Praktiken, angefeuert mit vorkommender zweideutiger Haltung des Petrus selbst abhängig davon, ob er sich gerade unter Bekehrten vom Heidentum gefunden hat, oder umgekehrt: der bisherigen Bekenner der Religion Mose (s. dazu: Gal 2,11-14), sind Anlass zum Ausrufen des sog. Konzils in Jerusalem (im Jahr 49) geworden. Es wurde zum Prototypus aller nächsten Allgemeinen Konzilien, die je eine längere Zeit in der Geschichte der Kirche zusammengerufen wurden.

Wie erwähnt, zur klaren Definierung des bisherigen Mosaismus und unbedingter, totaler Lostrennung von ihm angesichts des Erlösungs-Werkes Jesu Christi – dieses Gekreuzigten, aber Auferstandenen, hat entscheidend der Apostel der ‘Völker’ [also der Heiden, d.h. der Nicht-Beschnittenen] beigetragen: und zwar der Hl. Paulus, der vor seiner Bekehrung als Saulus bekannt war (s. Apg 7,58; 13,9).

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3. Die ‘Haus-Kirchen’:
Orte des verrichteten Kultus

Die vom Hl. Lukas verfasste Apostelgeschichte lässt in das erbauende Leben der Ursprünglichen Gemeinschaften der Jünger Christi hineinschauen. Diese Jünger sammelten sich grundsätzlich in gastfreundschaftlichen Häusern, deren Mitglieder sich entschieden haben, ihr Leben im Glanz der Gnade Jesu Christi zu gestalten. Sie haben ihn bewusst – bei gleichzeitiger Aussetzung selbst auf Lebensgefahr, als Sohn Gottes und zugleich Erlöser bekannt.

Wenn der Glaube vom bisherigen ‘Herrn’ des Hauses angenommen wurde, also vom Mann und daselbst vom Haupt der Familie, hat denselben Glauben im Prinzip auch seine Ehefrau angenommen. Es gab zweifelsohne auch umgekehrte Fälle: die Ehefrau wurde überzeugte Jüngerin Christi, und hat ihren Mann angezogen, dass auch er sich für den Glauben an den Sohn Gottes öffnet: diesen Gekreuzigten, Auferstandenen. Nach den Eltern haben dann die Kinder den Glauben angenommen.

Am meisten war es wohl so, dass der Glaube an Jesus Christus, den Menschgewordenen Sohn Gottes, der zu Tode gequält worden ist, aber von den Toten Auferstanden ist, unter solchen Umständen überhaupt vom ganzen, weit begriffenen diesem ‘Haus’ angenommen wurde. Es geht dann um alle Männer und Frauen, die in diesem Haus Dienstaufgaben erfüllt haben – ob als ‘Sklaven’, oder als freie Leute, die nach Mitteln gesucht haben, um die eigene Familie zu unterhalten, indem sie sich zur Arbeit bei einem reicheren Besitzer gestellt haben.

In solchen Fälllen bedeutete die Bezeichnung ‘Haus-Kirche’ praktisch genommen eine Wirklichkeit, die an unsere Kirchen bzw. Kapellen unserer Zeiten erinnerten. Es sind Gebäude, die deutlich zu diesem einen Zweck gebaut worden sind: dass es dem Volk Gottes möglich sei, sich öffentlich zu sammeln und den religiösen Kultus zu feiern. Auf diese Weise sind im Laufe der Zeit Kirchen und Basiliken in immer anderen Ortschaften entstanden, um den religiösen Bedürfnissen der Bewohner dieses geographischen Gebietes nachkommen imstande zu sein.

Wir sind uns aber bewusst, dass der Bau von Kirchen-Gebäuden für Zwecke des christlichen Kultus in ersten drei Jahrhunderten praktisch unmöglich war. Ähnlich geschieht es bis heute in vielen Ländern und Milieus, die von Bekennern anderer Religionen bewohnt sind, zumal sie zum Christentum feindlich eingestellt sind.

In der ersten Phase des Christentums konnte man vom Bau irgendwelcher Kirche in Milieus, die von Juden dominiert waren, nicht träumen. Kurz darauf ist im ganzen Römischen Imperium die religiöse Verfolgung der Christen ausgebrochen. Sie hängt mit der Person des Kaisers Nero zusammen. Er hat den rasenden Brand in Rom, Jahr 64, mit dem Dasein der Christen in Rom verknüpft. Dieser Zustand hielt in unterschiedlichem Intensitätsgrad praktisch bis zur Erscheinung 313 des erwähnten Edikts von Mailand zusammen (313. - S. ob.: Edikt von Mailand).


Geschichtliche Bemerkung:
Kaiser Nero (54-68). Um den Verdacht, den furchtbaren Brand Roms 64 verursacht zu haben, abzuwenden, hat er mit Schuld deswegen die Christen belastet. So war der Anfang ihrer blutigen Verfolgung und Verurteilung zum Tod unter entsetzlichen Qualen. – S. dazu z.B.: Großer Brand Roms. Und noch: Janina Lücke, Nero und der Brand von Rom Antike Quellen und moderne Deutung. – Zur Frage des Edikts von Mailand s. z.B.: Mailänder Vereinbarung.

a. Zwei grundsätzliche Bedeutungen der ‘Haus-Kirche’

Mittelbar kann man zum Schluss kommen, dass wir angesichts zwei unterschiedlichen Bedeutungen der Bezeichnung: ‘Haus-Kirche’ stehen bleiben.

a) Einerseits erfüllen die Aufgabe einer ‘Haus-Kirche’ von den ersten Tagen an nach der Himmelfahrt Christi Häuser-Familien, wo man sich für den Glauben an Christus als Gott und Erlöser geöffnet hat. Die Apostelgeschichte des Hl.Lukas und die Apostel-Briefe liefern reichliche Zeugnisse für solchen Begriff der ‘Haus-Kirche’.

b) Parallel dazu entwickelt sich die Bezeichnung der ‘Haus-Kirche’ in einem bedeutend engerem und theologisch spezifischem Sinn. Es geht um die ‘Haus-Kirche’ im Sinn eines gleichsam Synonimwortes für Ehe als das Sakrament, das die Eheleute in engster Vereinigung mit dem beständig mit ihnen als dem Ehepaar und ihrer Familie zugegen bleibenden Jesus, dem Bräutigam-vom-Kreuz zu erleben suchen.

In dieser Richtung möchten wir in den Erwägungen, die mit diesem Teil unserer WEB-Site verbunden sind, streben. In diesem Sinn werden auch die gerade unternommenen Erwägungen – zur eigenartigen Weiterfolge des vorangegangenen Teiles, das der Ehe als Sakrament gewidmet war.

Es scheint, dass zumindest der größte Teil von Erwägungen in Schriften der Apostel mit Bezug auf die Jünger Christi, die sich in einem bestimmten Haus oder einer Familie gesammelt haben, Ausdruck sowohl der einen, wie der anderen Bedeutung der gerade erörterten Wendung ‘Haus-Kirche’ darstellt. Es besteht aber kein Zweifel, dass in einigen dieser Erwähnungen mehr intensiv entweder der eine, oder dieser andere Sinn hervorgehoben wird. Es gehört sich wenigstens einige jener Fragmente der Apostolischen Schriften ein wenig näher zu betrachten.

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b. Der erste öffentliche Auftritt des Petrus (Apg 2,1-41)

Schon der erste Auftritt des Hl. Petrus, der von – an dieser Stelle deutlich erwähnten „übrigen Aposteln” (Apg 2,37) unterstützt war, wandte sich nicht in die ‘Leere’ einer verkündeten Theorie-um-der-Theorie willen, sondern an konkrete Leute. Die Absicht des Petrus, der in dieser seinen ersten öffentlichen Rede als Apostel Jesu Christi unter besonderem Anhauch des gerade empfangenen Heiligen Geistes auftrat, strebte danach, ein lebendiges Zeugnis abzulegen betreffs Jesus Christus, der vor so unlängst enthusiastisch empfangen, in gewisser Stunde entschieden zurückgewiesen, schreiend ungerecht zum grausamen Tod durch die Kreuzigung verurteilt wurde. Allerdings derselbe Jesus Christus ist am dritten Tag danach von den Toten auferstanden, und wurde durch seinen Erlösungstod „Ursache unserer Rechtfertigung” (vgl. Röm 4,25).

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Iran. Erdbeben. Der Vater trägt seine 2 toten Söhne heraus... Guter Gott, bringe von neuem Hoffnung und Erlösung diesen allen, die Dich bisher nicht kennen gelernt haben, wobei die Staatsverantwortlichen alles tun, dass das Volk Dich nicht kennen lernt und es zur Christianisation nicht kommen kann!

Die Menschenscharen, die sich an diesem Ort versammelt haben, waren Zeugen dessen, was Lukas in der Apostelgeschichte darstellt:

„... plötzlich vom Himmel her ein Brausen entstand,
wie von einem daherfahrenden gewaltigen Sturm,
und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen.
Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer,
die sich zerteilten, und ließen sich auf jeden von ihnen nieder.
Alle wurden mit Heiligem Geist erfüllt
und begannen in fremden Sprachen zu reden,
wie der Geist ihnen zu sprechen verlieh ...” (Apg 2,2ff.).

Die vielen Menschen, die dazu herbeigelaufen sind und Zeugen dieser Erscheinungen waren, waren auf keinem Fall eine anonyme Menschenmasse. Es waren Leute aller Stände und Sozialschichten der damaligen Gesellschaft, Repräsentanten aller Altersgruppen.
– Es waren also Leute dabei, die miteinander mit Banden des Ehelebens verbunden waren, die meisten stammten aus Familien oder waren Vertreter verschiedener Stämme.

Auf solche Art und Weise traf schon das erste Wort Gottes, das von Petrus und den übrigen Aposteln verkündet wurde, direkt auf den Erdboden des Lebens in Ehe und Familie. Petrus aber hat seine erste Botschaft über Jesus den Gekreuzigten, aber Auferstandenen – in folgende Worte zusammengefasst:

„Mit Gewissheit erkenne also das ganze Haus Israel :
Gott hat Ihn zum Herrn
[Kýrios = Herr; biblisch gleichbedeutend mit dem hebr.: Jahwéh]
und Messias [= Gesalbter]
gemacht,
diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt” (Apg 2,36).

Man muss den Mut des Petrus bei der vorgetragenen Diagnosierung des geistigen Zustandes des damaligen Israels bewundern. So unlängst hat er selbst öffentlich verleugnet, dass er irgendwie mit seinem Meister Jesus, der gerade zu Gericht stand, verbunden war.

Der Heilige Lukas berichtet über die Fragen und Schlüsse, die die Zuhörer des Petrus und der Apostel selbst von der gehörten Botschaft der Erlösung gezogen haben:

„Als sie das hörten, traf es sie mitten ins Herz,
und sie sagten zu Petrus und den übrigen Aposteln:
Was sollen wir tun, Brüder?’  – Petrus antwortete ihnen:
Kehrt um, und jeder von euch lasse sich auf den Namen Jesu Christi taufen zur Vergebung seiner Sünden. Dann werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen.
Denn euch und euren Kindern gilt die Verheißung und all denen in der Ferne, die der Herr, unser Gott herbeirufen wird’
...” (Apg 2,37ff.).

Lukas fügt noch hinzu:

„Mit noch vielen anderen Worten beschwor und ermahnte er sie:
Lasst euch retten aus dieser verdorbenen Generation’.
– Die nun, die sein Wort annahmen, ließen sich taufen.
An diesem Tag wurden ihrer Gemeinschaft etwa
dreitausend Menschen hinzugefügt” (Apg 2,40f.).

Die Worte Petri hinsichtlich der „Rettung aus dieser verdorbenen Generation” (Apg 2,40) knüpfen an die schon ein paarmal von uns angewiesene Anordnung des Geschriebenen-Gottes-Wortes, dass Voraussetzung, um sich für die Gnade Gottes zu öffnen, eine entschiedene Lostrennung vom bisherigen sündhaften Milieu ist.
– Es kann sich zeigen, dass die einzige Art und Weise, um diese Empfehlung in die Tat umzusetzen, die physische Flucht und eine völlige Trennung der Bände mit diesem Milieu darstellt, weil sich diese den Göttlichen Lösungen widersetzen und daselbst das Anhangen an Gott der Wahrheit der Offenbarung von vornherein vereiteln.
(s. dazu ob.: Zieh weg aus deinem Land: Lostrennung von Banden des Milieus – samt dem folgenden Zusammenhang).

Es gehört sich aber dabei aufmerksam zu machen, dass Petrus hier unzweideutig an die Verheißungen Gottes betreffs der Erlösung und Vergebung der Sünden anknüpft, die die einzelnen Menschen betreffen, die in Ehe und Familie leben: „Denn euch und euren Kindern gilt die Verheißung und all denen ...” (Apg 2,39).

So drängt sich der grundsätzliche Schluss auf: die Erlösung ist nicht für außergewöhnliche, eminente Individuen vorbehalten, die ein vielleicht strenges asketisches Leben führen. Im Gegenteil, der Erlösungstod des Sohnes Gottes öffnet ausnahmslos jedem Menschen den Weg zur ewigen Erlösung. Allerdings vorausgesetzt ist immer die Bekehrung von der bisherigen sündhaften Lebensweise, das Bekenntnis des Glaubens an den Sohn Gottes und die Annahme der Heiligen Taufe – gemäß der deutlichen Anordnung Jesu Christi:

„... Darum geht hin und lehrt alle Völker,
und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes
und des Heiligen Geistes.
Lehrt sie, alles zu befolgen, was Ich euch geboten habe.
Seht, Ich bin mit euch alle Tage hindurch ...” (Mt 28,19; und: Apg 2,38).

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c. Charakteristik der ersten Gemeinschaft der Jünger (Apg 2,42-47)

In noch weiterer Zusammenfassung spiegelt Lukas noch mehr detailliert das Bild der Gemeinschaft der Bekehrten ersten Jünger zum Glauben an Jesus Christus ab. Ihr Charakteristikum war es, ein Eins-im-selben-Heiligen-Geist, den Sie empfangen haben, zu bilden. Gerade darauf beruht die spezifische Wirkung des Heiligen Geistes, der die Einheit der Allerheiligsten Dreifaltigkeit bildet, und der jetzt, der Reihe nach, bewirkt, dass die Jünger Christi ein Eins-unter-einander und ein Eins-mit-Gott durch Jesus Christus, den Bräutigam-vom-Kreuz, bilden.

Diese Einheit äußerte sich in der Gemeinschaft der Habe, aber umso mehr als geistige Einheit untereinander und Einheit-mit-Gott. Das hat sich u.a. in Form der Versammlung „in Häusern” geäußert, um dort den Ritus des „Brot-Brechens” zu feiern, obwohl sie vorläufig weiter auch den bisherigen Tempel zu Jerusalem besucht haben: „Täglich verharrten sie einmütig im Tempel ...” (Apg 2,46).

Die Worte, mit denen Lukas diese erste Gemeinschaft der Jünger abzeichnet, könnten den Anschein haben, es wäre Gipfel eines Ideals. Dennoch es war die verwundernde Wirklichkeit, die nicht verborgen bleiben konnte:

„Sie hielten an der Lehre der Apostel fest und an der Gemeinschaft, am Brotbrechen. Jedermann wurde von Furcht ergriffen, denn durch die Apostel geschahen viele Wunder und Zeichen.
Und alle, die gläubig geworden waren, bildeten eine Gemeinschaft und hatten alles gemeinsam. Sie verkauften Hab und Gut und gaben davon allen, jedem so viel, wie er nötig hatte.
Täglich verharrten sie einmütig im Tempel, brachen in ihren Häusern das Brot, und hielten miteinander Mahl in Freude und Einfalt des Herzens.
Sie lobten Gott und waren beim ganzen Volk beliebt. Und der Herr fügte täglich ihrer Gemeinschaft die hinzu, die gerettet werden sollten” (Apg ,42-47).

Lukas zeigt in diesen bündigen Worten ein reichliches Bild der typischen ‘Haus-Kirche’ dieser ursprünglichen Zelle der Universal-Kirche. Diese Ersten Jünger schmiedeten wörtlich die Anordnung hinsichtlich der einen Liebe ins Leben um: diese zu Gott – und zugleich dem Nächsten gegenüber. Nur damit kann der spontane Verkauf des Guts und der Habe erklärt werden, samt der Teilung des Gewinns an alle und mit allen „nach dem Bedarf”  (Apg 2,45). Es gab nämlich in dieser Hinsicht keine Nötigung, und alles geschah als Folge einer völlig freiwilligen Entscheidung der einzelnen Personen.

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d. Hananias und Saphira:
freiwillige Verteilung der Habe
(Apg 5,1-11)

Zum Beispiel für das Freiwillige beim Verkauf der Habe, und nach dem Verkauf – beim Angebot den Bedürftigen so viel, wie viel jemand in seiner Freiheit entschieden hat, wurde der dramatische Fall des Ehepaars Hananias und Saphira. Diese beiden haben den Erlös ihres verkauften Besitztums unaufrichtig zu Füßen der Apostel hingelegt, indem sie versicherten, es wäre das Gesamte des Gewinnes. Petrus wandte sich an Hananias:

„... Hananias, warum hat der Satan dein Herz erfüllt, dass du den Heiligen Geist belügst und von dem Erlös des Grundstücks etwas für dich behältst? Hätte es nicht dein Eigentum bleiben können, und konntest du nicht auch nach dem Verkauf frei über den Erlös verfügen? ... Du hast nicht Menschen belogen, sondern Gott” (Apg 5,3f.).

Nach diesen Worten „stürzte Hananias zu Boden und starb ...” (Apg 5,5). Ähnliches geschah in ein paar Stunden darauf mit der Frau des Hananias, der Saphira (Apg 5,7-10).
– Die Teilnehmer dieser Ereignisse konnten sich augenscheinlich überzeugen, dass Gott die Apostel – angefangen von Petrus, mit besonderen Charismen beschert hat – zur bestmöglichen Ausübung der ihnen von Christus aufgetragenen Sendung: das Wort Gottes zu verkünden und die Kirche zu leiten. Zu einem jener Charismen gehörte die Fähigkeit, im Gewissen der anderen wie im offenen Buch lesen imstande zu sein.

Der allgemeine Schluss blieb aber fortwährend derselbe: in der sich so gestaltenden ‘Haus-Kirche’ hat es keine gegenseitige Heuchelei noch Betrug gegeben, und vom Antlitz aller strahlte so spontan und auf nicht aufgezwungene oder künstliche Art und Weise eine gegenseitige Liebe, dass die Nicht-Christen genötigt waren „... eure guten Werk zu sehen und euren Vater im Himmel zu preisen” (vgl. Mt 5,16).

Es ziemt sich wiederholt zu bemerken, dass das schönste Zeugnis des lauteren Gewissens dieser ursprünglichen Christlichen Gemeinde in Jerusalem, bzw. dieser ursprünglichen ‘Haus-Kirche’, mit den Worten des Hl. Lukas dargestellt wird, als er das für den Alltag strahlende Innere jener Jünger Christi folgender schildert:

„... Und alle, die gläubig geworden waren,
bildeten eine Gemeinschaft und hatten alles gemeinsam ... –
Sie brachen in ihren Häusern das Brot
und hielten miteinander Mahl in Freude und Einfalt des Herzens.
Sie lobten Gott und waren beim ganzen Volk beliebt ...” (Apg 2,44-47).

Lukas hebt das hervor, was das Wesentliche der ‘Kommunion’ in Ehe und Familie bildet: das gemeinsame Verbleiben – und gemeinsame Nutzen der Güter. Mit all dem ging von allen eine strahlende Freude und Einfalt des Herzens einher. Es sind die ersten und grundsätzlichen Merkmale einer Person, die fortwährend auf die Stimme des Heiligen Geistes hinhört. Dieser aber belohnt den Gehorsam mit seinen Gaben, angefangen von der Gabe der Freude im Herzen und dem gefundenen Sinn des Lebens:

„Die Frucht des Geistes aber ist:
Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte ...” (Gal 5,22).

Diese Eigenschaften bilden zugleich die unverzichtbaren Merkmale der Kommunion, mit der sich unbedingt jede Ehe- und Familien-‘Haus-Kirche’ kennzeichnen soll. In solcher Haus-Kirche wird nicht nur die eifrige Einfügung in sakramentales Leben blühen, sondern auch die Haltung aller – im unbedingten „Verharren in der Lehre der Apostel und der Gemeinschaft, im Brochtbrechen und im Gebet” (Apg 2,42).

Es ist völlig unmöglich, dass irgendwann eine ‘Haus-Kirche’  bestehen könnte, die nicht zutiefst im „Gehorsam des Glaubens” (Röm 1,5; 16,26) in die dogmatische und moralische Lehre des Lehramtes der Kirche eingewurzelt wäre!

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4. ‘Haus-Kirchen’ in der sich ausweitenden Kirche

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a. Heilung des Gelähmten
und die Ereignis-Lawine
(Apg 3f.)

Vom weiter aufrecht erhaltenen Besuch vonseiten der Apostel und Jünger Christi, zumindest längere Anfangszeit hindurch, des wunderschönen Tempels zu Jerusalem, um dort zu bestimmten Stunden zu beten, zeugt ein nächster Bericht des Hl. Lukas – dieses Mal über den gelähmten Mann, den Petrus geheilt hat – samt den darauffolgenden, dramatischen Ereignissen:

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Filippinen. Mädchen auf dem Pferd. Vom Terrain der Missionstätigkeit eines der Polnischen Missionare SCJ auf den Filippinen. Mädchen auf dem Pferd: leicht zu sehende Alltäglichkeit.

„Petrus und Johannes gingen
um die neunte Stunde zum Gebet
in den Tempel hinauf
[= nach unserer Zeit: um 15.00 Uhr.: Sterbestunde Jesu am Kreuz am Karfreitag; Stunde Gottes Barmherzigkeit!].
Da wurde ein Mann herbeigetragen, der von Geburt an gelähmt war ...” (Apg 3,1f.).

Petrus war nicht imstande den Kranken mit Finanzmitteln zu unterstützen, er sagte aber: „... Doch was ich habe, das gebe ich dir : Im Namen Jesu Christi, des Nazoräers, geh umher”  (Apg 3,6). Es folgte eine sofortige völlige Heilung, so dass „... das ganze Volk ... zusammenlief ...” (Apg 3,11).
– Petrus sprach mit ungemeinem Mut das Volk an:

„... Der Gott ... hat seinen Knecht Jesus verherrlicht, den ihr verraten und vor Pilatus verleugnet habt, obwohl dieser entschieden hatte, Ihn freizulassen. Ihr aber habt den Heiligen und Gerechten verleugnet und die Freilassung eines Mörders gefordert. Den Urheber des Lebens habt ihr getötet! Aber Gott hat Ihn von den Toten auferweckt. Dafür sind wir Zeugen. Und weil er an Seinen Namen geglaubt hat, hat dieser Name den Mann hier ... zu Kräften gebracht ...
– Nun, Brüder, ich weiß, ihr habt aus Unwissenheit gehandelt... Tut also Buße und bekehrt euch, damit eure Sünden getilgt werden ... –
Für euch zuerst hat Gott seinen Knecht erweckt und gesandt, damit Er euch segnet und jeden von seiner Bosheit abwendet” (Apg 3,13-26).

Man kann sich leicht vorstellen, dass die Tempel-Wache, die Priester und die Sadduzäer sofort eingegriffen haben. Sie waren „... aufgebracht, weil die Apostel das Volk lehrten und in Jesus die Auferstehung von den Toten verkündeten. Sie nahmen sie fest und hielten sie bis zum nächsten Tag ...(Apg 4,1ff.).

Lukas notiert noch:

„... es war nämlich schon Abend.
Viele aber, die das Wort gehört hatten, wurden gläubig,
und die Zahl der Männer stieg auf etwa fünftausend” (Apg 4,3f.).

Die religiösen Machthaber in Jerusalem konnten die Tatsache der sofortigen wunderbaren Heilung nicht leugnen. So haben sie demnach nur die Anordnung erlassen:

„... Damit aber die Sache nicht weiter im Volk verbreitet wird,
wollen wir ihnen bei Strafe verbieten, je wieder
in diesem Namen zu irgendeinem Menschen zu sprechen” (Apg 4,17).

Wir erinnern uns, was Petrus und Johannes darauf geantwortet haben:

„Doch Petrus und Johannes antworteten ihnen:
Ob es vor Gott recht ist, mehr auf euch – als auf Gott zu hören,
darüber urteilt selbst.
Denn wir können unmöglich schweigen über das,
was wir gesehen und gehört haben’
...” (Apg 4,19f.).

Dieses Mal hat es nur damit Ende gehabt. Dagegen die Reaktion der versammelten Jünger Christi, denen Petrus und Johannes vom Ablauf des Verhörs im Tempel Bericht erstattet haben, mündete im „Gebet der Kirche inmitten von Verfolgungen” (Apg 4,24-30). Die Gläubigen, die um Petrus-den-Felsen versammelt waren, haben Gott nicht nur um keine Bestrafung der Verfolger gebeten, noch um Befreiung von „Androhungen” von ihrer Seite (Apg 4,29), sondern um die Möglichkeit, das Wort Gottes furchtlos verkündigen zu können:

„... Doch jetzt, Herr, sieh auf ihre Drohungen
und gib deinen Knechten die Kraft,
mit allem Freimut dein Wort
zu verkünden.
Streck deine Hand aus, damit Heilungen
und Zeichen und Wunder geschehen
durch den Namen deines Heiligen Knechtes Jesus” (Apg 4,29).

Lukas informiert die sofortige Antwort Gottes zu diesem Gebet:
„Als sie gebetet hatten, bebte der Ort, an dem sie versammelt waren,
und alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt,
und sie verkündeten freimütig das Wort Gottes” (Apg 4,31).

Ergänzung des Bildes dieser ersten ‘Haus-Kirche’ Christi in Jerusalem ist das unmittelbar auf diese Worte folgende Zeugnis des Lukas über diese erste Gemeinschaft der Jünger:

„Die Menge der Gläubiggewordenen war ein Herz und eine Seele.
Kein einziger nannte etwas von seinem Besitz sein Eigen,
sondern sie hatten alles gemeinsam.
Mit großer Kraft legten die Apostel von der Auferstehung des Herrn Jesus Zeugnis ab und große Gnade ruhte auf ihnen allen ...” (Apg 4,32ff.).

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b. Weitere Verhöre der Apostel vonseiten des Synedriums
(Apg 5,17-42)

Allen Androhungen der religiösen Führern in Jerusalem zuwider, wurden die Bekenner Christi nicht nur nicht weniger, sondern sie nahmen schwungvoll zu. Das Volk spürte mit dem ‘Glaubens-Sinn’, dass alle Prophetischen Verkündungen des Geschriebenen-Wortes-Gottes in Jesus Christus zur Erfüllung gekommen sind. Zu ihrer Beglaubigung wurde das von Ihm verkündete Wort Gottes und die von Ihm vollbrachten, unleugbaren Taten und Wunder. Die Apostel haben nur das von Christus begonnene Werk weitergeführt – den Ruf um Bekehrung und zur Aufschließung für die Gnade der Erlösung:

„Durch die Hände der Apostel geschahen viele Zeichen und Wunder im Volk. Alle kamen einmütig in der Halle Salomos zusammen
[sie lief entlang der östlichen Wand des Tempel; es geht um denselben Ort, wo früher Petrus seine Rede nach der Heilung des Gelähmten gehalten hat: Apg 3,1-11].
... Immer mehr wurden im Glauben zum Herrn [Kýrios = Herr, Synonim von: Jahwéh] geführt, Scharen von Männern und Frauen. Selbst die Kranken trug man auf die Straßen hinaus und legte sie auf Betten und Bahren, damit, wenn Petrus vorüberkam, wenigstens sein Schatten auf einen von ihnen fiel.
Auch aus den Nachbarstädten Jerusalems strömten die Leute zusammen und brachten Kranke und von unreinen Geistern Geplagte mit. Und alle wurden geheilt” (Apg 5,12-16).

Man kann sich leicht vorstellen, wie enorm die Gereiztheit deswegen in diesen Milieus gestiegen ist, die gerade erst, so unlängst, zur Verurteilung Jesu gebracht und an Pilatus ihre Vollstreckung erpresst haben:

„Da erhoben sich voll Eifersucht der Hohepriester und alle,
die auf seiner Seite standen, nämlich die Gruppe der Sadduzäer.
Sie ließen die Apostel verhaften und in das öffentliche Gefängnis werfen”.
(Apg 5,17f.).

Hier hat aber Gott eingegriffen:

„Ein Engel des Herrn aber öffnete nachts die Gefängnistore, führte sie hinaus und sagte: ‘... Geht, tretet im Tempel auf, und verkündet dem Volk alle Worte dieses Lebens’ ...” (Apg 5,19f.).

So ist es auch geschehen.

Die verwunderten Mitglieder des Synderiums konnten nicht begreifen, was da geschehen ist, als sie das Gefängnis leer gefunden haben. Indessen kam die Nachricht an sie, dass gerade diese Gefangenen „... im Tempel stehen und das Volk lehren” (Apg 5,25).

Die Apostel wurden von neuem herbeigebracht, dieses Mal „allerdings nicht mit Gewalt, denn sie fürchteten, vom Volk gesteinigt zu werden” (Apg 5,26).
– Es folgte das Verhör:

„Der Hohepriester verhörte sie und sagte:
Wir haben euch streng verboten, in diesem Namen zu lehren. Ihr aber habt Jerusalem mit eurer Lehre erfüllt. Ihr wollt das Blut dieses Menschen über uns bringen.
[s. zu diesem Wort dieselben religiösen Führer, die vor Pilatus laut geschrien haben: ‘Sein Blut komme über uns und unsere Kinder’: Mt 27,25].
‘Petrus und die Apostel antworteten:
Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.
Der Gott unserer Väter hat Jesus auferweckt, den ihr ans Holz gehängt und ermordet habt. Ihn hat Gott als Herrscher und Retter an seine rechte Seite erhoben, um Israel die Umkehr und Vergebung der Sünden zu schenken. Zeugen dieser Ereignisse sind wir und der Heilige Geist, den Gott allen verliehen hat, die Ihm gehorchen’ ...” (Apg 5,27-32).

Trotz des großen Grolls und ihrer Absicht, „sie zu töten” (Apg 5,33), hat das Synedrium letztlich auf die ausgeglichene Meinung des Schriftgelehrten, verehrten Pharisäers Gamaliel gehört (Apg 5,34-39). Die Apostel wurden entlassen, allerdings zuerst wurden sie noch einer harten, schreiend ungerechten Strafe unterzogen:

„Sie ... riefen die Apostel herein und ließen sie auspeitschen.
Dann verboten sie ihnen, im Namen Jesu zu predigen,
und ließen sie frei.
Sie aber gingen weg vom Hohen Rat und freuten sich,
dass sie gewürdigt worden waren
, für seinen Namen Schmach zu erleiden.
Und Tag für Tag lehrten sie unermüdlich im Tempel und in den Häusern
und verkündeten das Evangelium von Jesus, dem Christus” (Apg 5,40ff.).

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c. Beginn der Verfolgung
der Jünger Christi in Judäa
(Apg 6f.)

Wir sehen, dass sowohl die Apostel, wie auch diese, die den Glauben an Christus als den Sohn Gottes und Erlöser angenommen haben, regelmäßig weiter den Tempel besuchten. War es doch der selbstverständliche Ort sowohl für die Lehre, wie für das Gebet. In diesem Fall galt es für das Gebet der sich vom Judaismus immer mehr entschieden unterscheidenden Jünger Christi.

Noch mehr, die Anzahl der Bekenner Christi hat ständig stark zugenommen. Es waren darunter nicht nur die bisherigen Palästinischen Juden, sondern auch die ‘Hellenisten’ [= Juden von außerhalb Palästina, die die griechische Sprache angewandt haben; ihre Anschauungen waren nicht so enge wie dieser der Orts-Juden].

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Schlagfertig schauendes Mädchen. Was wird einst von diesem Kindsmädchen, das so resolut in die Augen schaut? O Maria, behüte dieses Kind in Deiner Zärte und Liebe, bewahre sie von allem Übel.

Infolge der aufkommenden Streitigkeiten bei der Verteilung der Gaben haben sich die Apostel zur Aktivierung des Diakonats entschieden. Demzufolge konnten sie sich mit umso größerer Freiheit dem Dienst am „Wort Gottes” widmen (vgl. Apg 6,2).
– Zu gleicher Zeit „breitete sich das Wort Gottes aus, und die Zahl der Jünger in Jerusalem wurde immer größer, auch eine große Anzahl von den Priestern nahm gehorsam den Glauben an” (Apg 6,7).

Die dynamische Entwicklung der ursprünglichen Kirche wird mit der Feststellung gleichbedeutend, dass der Glaube an Jesus Christus als den Sohn Gottes und Erlöser des Menschen immer stärkere Wurzeln in der Ehe und Familie fasste. Anders wäre diese Tatsache unerklärbar. Da aber die Verkündung des Wortes Gottes im Tempel von Jerusalem selbst – jeden Tag mehr unmöglich, und dabei zugleich sehr riskant wurde, braucht man sich nicht wundern, dass die Verkündung der „Guten Nachricht” notgedrungen in die „Haus-Kirchen”  umgesiedelt ist.

So hat es auch Lukas eben in unmittelbarer Folge der Erwähnung über die Aposteln geschildert, die sich freuten, um des Namens Christi willen auch leiden gedurft zu haben:
Und Tag für Tag lehrten sie unermüdlich im Tempel und in den Häusern und verkündeten das Evangelium von Jesus, dem Christus”  (Apg 5,42).

Ganz bald hat es sich gezeigt, dass die Androhungen vonseiten des Synedrium in „große Verfolgung der Kirche in Jerusalem” (Apg 8,1) umgeschaltet haben.
– Zum Brennpunkt wurde die grausame Steinigung des Diakons Stephanus. Er bewies dem ihn verhörenden Synedrium (Apg 6,12.15; usw.) mit freimütigen Worten einen systematischen „Widerspruch gegen den Heiligen Geist” (Apg 7,51). Auf einmal aber, „... erfüllt vom Heiligen Geist, blickte er zum Himmel empor, sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen ...” (Apg 7,55).
– Diese Worte haben das Tribunal des Synedriums bis zum Letzten entzündet. Demzufolge wurde Stephanus gesteinigt.

Besonders fanatischer Verfolger der Kirche Christi ist damals der noch junge „Hebräer von Hebräern – Pharisäer dem Gesetz nach” gewesen (Phil 3,5) – Saul von Tarsus (Apg 21,39), der künftige Völker-Apostel Paulus (Apg 13,9. Er redete über sich selbst von der Perspektive eines vieljährigen Dienstes dem Christus – nach seiner Bekehrung bei Damaskus (Apg 9):
– „Ihr... wisst, wie maßlos ich die Kirche Gottes verfolgte und zu vernichten suchte ...” (Gal 1,13; vgl. Apg 26,11). Auch Lukas selbst verzeichnet in unmittelbarer Folge der Beschreibung des Stephans Todes:
Saulus aber versuchte die Kirche zu vernichten. Er drang in die Häuser ein, schleppte Männer und Frauen fort und lieferte sie ins Gefängnis ein” (Apg 8,3).

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d. Zerstreuung der Jünger Christi
in Palästina

Zur nicht beabsichtigten Folge der Verfolgung der Jünger Christi in Jerusalem wurde ihre Zerstreuung in andere Gebiete von Palästina, und selbst in andere Länder, wo man – wie es schien, ein ruhigeres Leben führen konnte, jedenfalls ohne Furcht, das Leben infolge religiöser Überzeugungen zu verlieren. Solche Wanderungen betrafen ganze Ehen und Familien. Es hat sich gezeigt, dass diejenigen, die von Jerusalem selbst und seiner Nähe geflohen sind, ihren Glauben an Christus nicht nur nicht abgeschwört haben, sondern wörtlich den Auftrag Christi ins Leben umgesetzt haben, das Wort Gottes zu verkünden:

„Die Gläubigen, die zerstreut worden waren,
zogen umher und verkündeten das Wort.
Philippus aber [einer der Diakone: Apg 6,5] kam in die Hauptstadt Samariens hinab und verkündete dort Christus. Und die Menge achtete einmütig auf die Worte des Philippus, sie hörten zu und sahen die Wunder, die er tat. Denn aus vielen Besessenen fuhren unter lautem Geschrei die unreinen Geister aus. Auch viele Lahme und Krüppel wurden geheilt. So herrschte eine große Freude in jener Stadt” (Apg 8,4-8).

Einmal mehr hören wir von „Freude” als spontanem Zeichen der Lostrennung von der Sünde und Eröffnung für die Gabe der Erlösung Christi. Den Glauben an Jesus haben ganze Familien angenommen: „... Als sie jedoch dem Philippus Glauben schenkten, der das Evangelium vom Reich Gottes und vom Namen Jesu Christi verkündete, ließen sie sich taufen, Männer und Frauen ...” (Apg 8,12).
– Bald darauf sind Petrus und Johannes nach Samarien hingekommen und haben den Bekehrten das Sakrament der Firmung erteilt: „Dann legten sie ihnen die Hände auf, und sie empfingen den Heiligen Geist” (Apg 8,17).

Weitere Stufe der sich ausweitenden Guten Botschaft wurde die Bekehrung eines hohen Angestellten aus Äthiopien (Apg 8,25-39). Der Philippus selbst „... wanderte durch alle Städte und verkündete das Evangelium, bis er nach Cäsarea kam” (Apg 8,40).

Im Bericht von Lukas über die Bekehrung des Saulus an der Pforte von Damaskus (Apg 9) finden wir die Bestätigung, dass der Glaube an Jesus Christus dort schon starke Wurzeln gefasst hat (Apg 9,2.10ff.).
– Saul selbst wurde dort mit der Sorge in einer ‘Haus-Kirche’  betreut. Dort wurde er auch getauft:
„... er ließ sich taufen. Und nachdem er etwas gegessen hat,
kam er wieder zu Kräften”
(Apg 9,18f.) – und
sogleich verkündete er Jesus in den Synagogen
und sagte: Er ist der Sohn Gottes
...” (Apg 8,20).

Mittlerweile hat sich die Verfolgung der Jünger Christi in Judäa einigermaßen beschwichtigt, und das Evangelium nahm immer mehr zu:
Die Kirche in ganz Judäa, Galiläa und Samarien hatte nun Frieden.
Sie wurde gefestigt und lebte in der Furcht vor dem Herrn.
Und sie mehrte sich durch den Zuspruch des Heiligen Geistes”
 (Apg 9,31).

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e. Bekehrung des Hauptmanns Kornelius in Cäsarea (Apg 10)

Zu einem der besonders fesselnden Schritte des sich ausweitenden Glaubens an Jesus Christus wurde die Bekehrung des Römischen Hauptmanns Kornelius in Cäsarea. Er war Hauptmann der sog. ‘Italischen’ Kohorte (Apg 10). Bei seinem ganzen Militärdienst:

„... lebte er mit seinem ganzen Haus fromm und gottesfürchtig.
Er gab dem Volk reichlich Almosen und betete beständig zu Gott.
Er sah um die neunte Tagesstunde
[wiederholt dieselbe Stunde, unsere 15.00 Uhr: Stunde der Barmherzigkeit]
in einer Vision deutlich, wie ein Engel Gottes bei ihm eintrat” (Apg 10,2f.).

Die Annahme des Glaubens vom Römischen Hauptmann Kornelius wurde zum Wendepunkt, den die Vorsehung Gottes beabsichtigt hat. Gott hat sie benutzt, um die Mentalität ebenfalls des bisherigen Simon-Petrus zu sprengen. Er war doch ab Kindzeit an im engen religiös-nationalen Chauvinismus erzogen.

Dank der Bekehrung des Kornelius hat Petrus verstanden, dass die Erlösung zur Eröffnung des Erlösungstores sperrangelweit für jeden Menschen geworden ist und dass eines der grundsätzlichen Merkmale der Kirche Christi ihr ‘Universalismus-Katholizismus’ der Erlösung im wörtlichsten Sinn dieses Wortes darstellt.

Die Zersetzung von Gottes Seiten dieses weiteren Stereotyps Petri und der übrigen Apostel geschah bisweilen auf drastische und schmerzhafte Art und Weise, allerdings es war eine umso mehr notwendige Maßnahme. In diesem Fall belehrte Gott den Petrus durch die Anordnung in einem Gesicht, dass er von Tieren esse, die vom Gesetz Mose als ‘unrein’ (im rituellen Sinn: Apg 10,9-16.28; 11,5-10) gegolten haben. Petrus wurde Bescheid gegeben, dass „Gott nicht auf die Person sieht” (Apg 10,34).

Das ganze Haus des Kornelius hat die Heilige Taufe empfangen. Alle aber, die Petrus begleitet haben, wurden zugleich Zeugen, wie der Heilige Geist auf diese nicht Juden, sondern ... Heiden, herabgestiegen ist:

„Noch während Petrus dies sagte, kam der Heilige Geist auf alle herab, die das Wort hörten. Die gläubig gewordenen Juden, die mit Petrus gekommen waren, konnten es nicht fassen, dass auch auf die Heiden die Gabe des Heiligen Geistes ausgegossen wurde. Denn sie hörten sie in Zungen reden und Gott preisen ...” (Apg 10,44ff.).

Ein anderer, schwer zu ändern bleibendes, vom Mosaismus hergebrachtes Stereotyp, war die Frage der Beschneidung. Die Frage wurde zum höchsten Grad heiß glühender Brennpunkt, als die fruchtbare Evangelisationstätigkeit des Paulus und Barnabas in Antiochien in Kleinasien von den aus Judäa gekommenen „... einigen aus dem Kreis der Pharisäer, die gläubig geworden waren” (Apg 15,5) gekommenen zu torpedieren gesucht wurde.

Diese Pharisäer-Konvertiten behaupteten stur, Vorbedingung, um das Heil erlangen zu können, wäre die zuallererst notwendige Unterziehung dem Ritus der Beschneidung „... nach dem Brauch des Mose” (Apg 15,1). Dagegen Paulus hat entschieden bewiesen, die Gabe der Erlösung hänge mit dem Glauben an Jesus Christus als Sohn Gottes zusammen (s. z.B. Apg 13,38) und kann auf keinen Fall von solchem oder anderen Zeichen am Leib abhängig gemacht werden.

Zur Lösung dieser Frage des Glaubens musste die Autorität des Petrus abberufen werden. Dieser weilte damals in Jerusalem. Wie schon erwähnt (s. ob.: Das Konzil zu Jerusalem), die vor allem für Gläubige jüdischer Herkunft schwierige Frage wurde am dazu einberufenen Ersten ‘Universalen Konzil’ gelöst, das in Jerusalem stattgefunden hat.

Führende Person bei den Beratungen war entschieden Petrus. Alle haben die verbindliche Macht seiner Stimme im Sinn des Jurisdiktions-Primats anerkannt, obwohl die Beratungen bei kollegialer Unterstützung der übrigen Apostel abgelaufen sind, besonders bei engagierter Teilnahme Jakobus des ‘Jüngeren’.
– Dieser letzte hat allein – in Form einer eigenartigen Versöhnungs-Geste für die Mosaischen Traditionalisten, vier Empfehlungen für Neu-Getaufte hinzugefügt.

Es gab darin keine Anknüpfung an die ‘Beschnittung’, dagegen es ging hauptsächlich um praktische Zweifel vom Grenzbereich des Götzenkultus, wie Verzehren von Fleisch, das zuvor den Götzen geopfert wurde und Verzehren von ‘Blut’.
(Die Ansprache von Petrus, Jakobus und das Dekret der Apostel: Apg 15,7-29; Empfehlungen des Jakobus, ebd.: Apg 15,19f.).

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f. Jünger Christi in Zypern
und in Antiochia

Eine weitere Notiz, in der Lukas noch einmal an die Zerstreuung der Jünger infolge der Verfolgung wegen des Stephanus anknüpft, erwähnt weiter, dass das Evangelium bis zu Phönizien, Zypern und nach Antiochien gelangt ist:

„Bei der Verfolgung, die wegen Stephanus entstanden war,
kamen die Versprengten
[sie suchten nach ruhigeren Gegenden zur Siedlung]
bis nach Phönizien, Zypern und Antiochia. ...
– Einige aber von ihnen, die aus Zypern und Zyrene stammten, verkündeten, als sie nach Antiochia kamen, auch den Griechen das Evangelium von Jesus, dem Herrn.
– Die Hand des Herrn war mit ihnen, und viele wurden gläubig und bekehrten sich zum Herrn ...
In Antiochia nannte man die Jünger zum ersten Mal ‘Christen’ ...”.
(Apg 11,19ff.26).

Merkwürdig, dass die Apostel auch in diesem Fall, obwohl sie grundsätzlich in Jerusalem residiert haben, nach Antiochia den Barnabas als Delegaten geschickt haben. Dieser aber, „... als er ankam und die Gnade Gottes sah”, hat den Paulus in Tarsus aufgesucht. Er sah in ihm einen vortrefflich vorbereiteten Apostel, um die Sendung der Verkündigung des Evangeliums nicht nur unter Juden, sondern auch den bisherigen Heiden zu erfüllen (Apg 11,22.26).

Ehe Lukas auf die seiner Art einzigartigen Berichte über die Missions-Apostolischen Wanderungen Paulus umschlägt, kehrt er noch einmal auf die Verfolgungen der Kirche Christi in Palästina unter Herodes Agrippa (Jahr 37, oder 40-44) zurück, dem Schwestersohn von Herodes Antipas, des Enkels Herodes d.Großen. Er hieß Jakobus, den Apostel (den Älteren), den Bruder von Johannes, hinrichten (Apg 12,2), wonach er auch den Petrus gefangen genommen hat. Es war an Tagen des Jüdischen Pascha-Festes.
– Lukas berichtet im Anschluss an die dortige ‘Haus-Kirche’ :

„Petrus wurde also im Gefängnis bewacht.
Die Gemeinde aber betete inständig für ihn zu Gott ...” (Apg 12,5).

Gott hat die tödlichen Absichten Herodes Agrippas gekreuzt. Er sandte seinen Engel, der Petrus nach Außen des Gefängnisses geführt hat. Petrus, der sich erst jetzt überzeugt hat, dass es kein Gesicht sei, sondern freudige Wirklichkeit, ging „zum Haus der Maria, der Mutter des Johannes mit dem Beinamen Markus, wo nicht wenige versammelt waren und beteten” (Apg 12,12). Es war also diese erste „Haus-Kirche”, wo Jesus selbst mit seinen Jüngern und Nächsten das Letzte Abendmahl gefeiert hat.

Petrus klopfte am Tor an, dass man ihm öffnet. Indessen die Magd Rhode – anstatt die Tür zu öffnen, lief vor Freude zu den Versammelten Betenden, die nicht glauben wollten, es könnte Petrus sein. Petrus selbst, nachdem er Bericht erstattet hat, wie wunderbar er vom Gefängnis befreit worden ist, „... verließ er sie und ging an einen anderen Ort” (Apg 12,17).

Lukas zeigt keinen genauen Ort an, wohin sich Petrus begeben hätte. Es wird entweder Antiochia angenommen, wo es Gedenken an seine Tätigkeit gibt, oder vielleicht schon damals Rom.

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g. Erwähnungen der Haus-Kirchen
in Schriften der Apostel

Die Übersicht der Berichte in der Apostelgeschichte des Lukas hinsichtlich der dynamischen Verbreitung der Jünger Christi in Judäa und ganz Palästina, und kurz darauf im ganzen Römischen Imperium, wie auch außerhalb seiner Grenzen, wird zugleich ruhmvolles Zeugnis dafür, dass der Glaube an Jesus Christus als Sohn Gottes und Erlöser des Menschen von ganzen Ehen und Familien der Jünger Christi angenommen wurde.

Die Bekehrten waren keine fiktiven Personen, sondern lebten im Ehebund und bildeten Familien. Das Evangelium hat in ihnen Wurzeln auf dem Erdboden des Lebens in Ehe und Familie gefasst.
– Es besteht kein Zweifel, dass die Bekehrten – ob von der Religion Mose, oder vom Heidentum, ihre Verpflichtung der „Absage” der Sünde, Satan und seiner Werke sehr ernst genommen haben. Die in der Apostelgeschichte des Lukas immer wieder betonte Freude der Jünger Christi zeugt von Durchsichtigkeit und Lauterkeit des Herzens, das sich bewusst ist, „wem es anvertraut hat” (2 Tim 1,12), wie es später der Völker-Apostel, der Hl. Paulus, ausdrückt. Sie haben die versprochenen Tauf-Verpflichtungen ungemein ernst genommen.

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Storchennest: mit drei schnell wachsenden Jungen. Liebe Störchlein! Ankünder neuer Geburten! Aber auch - gemäß Gottes Gabe: sie bauen zuerst ein Nest, riesiges Nest, und finden getreu, von weiten Flugen, ins selbe Nest. Erst danach beginnen sie an Weitergabe von Leben ... zu denken! Zuletzt ... bringen sie ein Kindlein auch den Gatten-Eltern: zum Geschenk ihrer Eheliebe.

Um ein Gesamtbild dieser Lage zu erfassen, ziemt es sich noch wenigstens an ein paar noch andere Fälle aus den Apostel-Schriften anzuknüpfen, auf deren Grund ebenfalls eine Wirklichkeit hervorgeht, die man mit dem Namen ‘Haus-Kirche’ bezeichnen könnte.

Man muss vor allem feststellen, dass die Missionstätigkeit der Apostel in keinem Fall leicht verlief. Indem der eine Teil der Zuhörer die Heilige Taufe und das Gesamte des Wortes Gottes offenen Herzens annahm, hat sich ein anderer ihrer Teil der Verkündung der Guten Botschaft entschieden widersetzt.

So geschah es u.a. im Fall, als Paulus nach Antiochia in Pisidien angekommen war. Wie gewohnt, ging er zusammen mit seinen Gefährten am Tag des Sabbats in die dortige Synagoge und hat den Glauben an Christus vorgelegt. Als er die offenen Herzen bei den Anwesenden sah, hat er das Evangelium Jesu Christi am nächsten Sabbat genauer dargestellt. Es „sammelte sich fast die ganze Stadt, um das Wort des Herrn zu hören” (Apg 13,14f.44).
– Doch Lukas fügt hinzu:

„Als die Juden die Scharen sahen, wurden sie eifersüchtig,
widersprachen den Worten des Paulus und stießen Lästerungen aus.
Paulus und Barnabas aber erklärten freimütig:
– ‘Euch musste das Wort Gottes zuerst verkündet werden.
Da ihr es aber zurückstoßt und euch des ewigen Lebens unwürdig zeigt,
wenden wir uns jetzt an die Heiden’...
Als die Heiden das hörten, freuten sie sich und priesen das Wort des Herrn. Und alle wurden gläubig, die für das ewige Leben bestimmt waren.
Das Wort des Herrn aber verbreitete sich in der ganzen Gegend.
– Die Juden jedoch hetzten die vornehmen gottesfürchtigen Frauen und die Ersten der Stadt auf, veranlassten eine Verfolgung gegen Paulus und Barnabas und vertrieben sie aus ihrem Gebiet ...
Und die Jünger waren voll Freude und erfüllt vom Heiligen Geist” (Apg 13,45-52).

Ähnliche, oder noch wesentlich schwierigere Erlebnisse haben die Apostel bei der Verkündung des Wortes Gottes ganz oft erfahren müssen, z.B. in Ikonion (Apg 14,2-5).
Ähnlich war es kurz darauf in Lystra, wo es Paulus kaum gelungen ist, die Menschenschar vom Darbringen des Opfers ihm – als einer Gottheit abzubringen, als er dort einen von Geburt an Gelähmten geheilt hat (Apg 14,8ff.).
Allerdings es sind dorthin „... von Antiochia und Ikonion Juden gekommen und überredeten die Volksmenge. Und sie steinigten den Paulus und schleiften ihn zur Stadt hinaus, in der Meinung, er sei tot”  (Apg 14,19).

Es sind aber Jünger gekommen, die sich seiner angenommen haben, so dass er die Evangelisationstätigkeit bald von neuem, mit sichtbarem Erfolg antreten konnte. Wonach er nach Lystra, Ikonion und Antiochia zurückgekommen war, und „... sprach den Jüngern Mut zu und ermahnte sie, treu am Glauben festzuhalten, denn durch viele Drangsale müssen wir in das Reich Gottes gelangen” (Apg 14,22).

Beim Rückweg nach Jerusalem, zum Abschluss seiner ersten großen Missionsreise, fand Paulus – nachdem er sich von Barnabas und Markus getrennt hat (Apg 15,37ff.) – in Lystra einen ergebenen Jünger: Timotheus, den Sohn einer bekehrten Jüdin Eunike und des Vaters – eines Griechen. Timotheus selbst wuchs „von Kindheit an in Kenntnis der Heiligen Schriften”, erzogen in Frömmigkeit vor allem durch seine Großmutter Lois (2 Tim 1,5; 3,14f.). Er wurde von nun an der treue Gefährte der weiteren Missionstätigkeit des Paulus.
– Das Zeugnis, das von ihm Paulus selbst ablegt, stellt zugleich ein höchst ruhmvolles Wort hinsichtlich der Macht der Strahlung einer ‘Haus-Kirche’ dar: dieses Mal galt es von der Familie des Thimotheus (s. 1 Tim 1,1f.; 2 Tim 1,1-4; 3,14).

Wir bemerken dabei, dass das Evangelium infolge der wahrnehmbaren Führung vom Heiligen Geist auf das Gebiet Europas hinübergekommen ist (Apg 16,6-10).

Eines der besonders dankvollen Andenken, die vom Lukas eingetragen werden, der ab nun an einer der untrennbaren Gefährten des Völkerapostels geworden ist (Apg 16,10), hängt mit der Gebetsbegegnung am Fluss außerhalb des Stadttors Philippi zusammen. Es war am Sabbat. Lukas notiert:

„Am Sabbat gingen wir durch das Stadttor hinaus an den Fluss, wo wir eine Gebetsstätte vermuteten. Wir setzten uns und sprachen zu den Frauen, die sich eingefunden hatten.
– Eine Frau namens Lydia, eine Purpurhändlerin aus der Stadt Thyatira, hörte zu. Sie war eine ‘Gottesfürchtige’, und der Herr öffnete ihr das Herz, so dass sie den Worten des Paulus aufmerksam lauschte. Als sie und alle, die zu ihrem Haus gehörten, getauft waren, bat sie:
Wenn ihr überzeugt seid, dass ich fest an den Herrn glaube, kommt in mein Haus und bleibt da’. Und sie drängte uns” (Apg 16,13ff.).

Siehe, ein weiteres Beispiel der typischen ‘Haus-Kirche’ : die Taufe wird vom ganzen Haus empfangen, und parallel zur Liebe zu Gott entwickelt sich eine aktive Nächstenliebe, in diesem Fall der den Angekommenen – sie waren zweifellos zumindest ein paar Leute, beinahe aufgenötigte Einzug in ihr Haus, samt ihrer Bewirtung.

Es hat sich bald gezeigt, dass Paulus auch dort in Kürze vieles zu erleiden sollte. Er hat nämlich eine Magd-Wahrsagerin, die ihren Besitzern vielen Gewinn einbrachte, von Besessenheit vom Bösen Geist befreit. Die deswegen verärgerten ihre Herren ergriffen Paulus und Silas, und die Prätoren ließen sie mit Ruten schlagen, wonach sie sie ins Gefängnis brachten (Apg 16,16-24).

Um Mitternacht, als die Gefangenen: Paulus und Silas, beteten und Loblieder sangen, entstand plötzlich ein gewaltiges Erdbeben, so dass die Grundmauern des Gefängnisses wankten und die Türen des Gefängnisses aufsprangen. Der Gefängniswärter wollte Selbstmord begehen, allerdings er wurde von Paulus davon verhindert.

Dieser Gefängniswärter hat den Glauben an Jesus Christus angenommen, führte sie in sein Haus, verband ihre Wunden und empfing die Heilige Taufe samt allen seinen Hausbewohnern. Er „war mit seinem ganzen Haus voll Freude, weil er zum Glauben an Gott gekommen ist”  (Apg 16,25-34).

Am anderen Tag ließ der Prätor Paulus und Silas freilassen. Wir wissen Bescheid: Paulus berief sich hier auf seine Römische Bürgerschaft: „Sie haben uns ohne Urteil öffentlich auspeitschen lassen, obgleich wir römische Bürger sind, und haben uns ins Gefängnis geworfen. Und jetzt möchten sie uns heimlich fortschicken? Nein! Sie sollen selbst kommen und uns hinausführen!” (Apg 17,37).

Ein anderes schmerzhaftes Erlebnis sollte Paulus in Athen, am Areopag erfahren. Als Paulus von der Auferstehung Christi zu sprechen begonnen hat, „spotteten die einen, andere aber sagten: ‘Darüber wollen wir dich ein andermal hören’ ...” (Apg 17,32).
– Allerdings auch dort hat der Herr Herzen gefunden, die sich für das Evangelium geöffnet haben. Unter ihnen hob sich heraus „Dionysius, der Areopagit und eine Frau Damaris, und noch andere mit ihnen” (Apg 17,34).

Zum weiteren Haltepunkt der Missionsarbeit wurde Korinth. Hier wurde Paulus und seine Gefährten vom Ehepaar Aquila aus Pontus, samt seiner Frau Priszilla empfangen. Diese beiden fanden hier nach dem Edikt Kaisers Klaudius, der die Juden von Rom ausgewiesen hat (Apg 18,1f.).
– Bald ist aber Paulus in eine andere ‘Haus-Kirche’ umgesiedelt: zu Titius Justus, und nachher zum Vorstehenden der Synagoge Krispus, der auch zum Glauben an Christus gekommen ist (Apg 18,7f.).

Es zeigt sich, dass die gerade erst erwähnten Eheleute: Aquila und Priszilla – die Lehre des Paulus nicht nur mit seiner Bewirtung unterstützt haben, sondern sie sorgten um die ‘genauere Lehre’  im Glauben an Christus u.a. des Apollos, der zwar voller Eifer über Jesus lehrte, dennoch er kannte nur die Taufe Johannes des Täufers (s. Apg 18,24f; ebd, 18,1ff.).

Man könnte andeuten, dass Paulus auch in anderen Apostel-Briefen voller Dankbarkeit noch andere ‘Haus-Kirchen’ erwähnt, die ihn mit viel Gastfreundschaft empfangen haben und selbst auch die Lehre Christi ins Leben umsetzten. Unter solchen gab es die folgenden:
– In Korinth den „Gajus, der mich und die ganze Gemeinde gastlich aufgenommen hat” (Röm 16,23).
– In Ephesus das „Haus des Stephanas, als dessen, der die erste Frucht Achaias darstellt und der sich in den Dienst der Heiligen gestellt hat” (1 Kor 16,15).
– Vom Gefängnis in Rom erwähnt und grüßt Paulus u.a. die „Nympha und die Gemeinde die sich in ihrem Haus sammelt”  (Kol 4,15).
– An anderen Stellen seiner Briefe, besonders in ihrem Schluss mit Grüßen, nennt Paulus mehrere noch andere Namen. Jeder von ihnen stellt zweifelsohne ein Zeichen der dort sich entwickelnden ‘Haus-Kirche’ dar.

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C.   GRUNDLEGENDE THEOLOGISCHE KENNZEICHEN EINER „HAUS-KIRCHE”

Auf der zeitweiligen Stufe unserer Erwägungen möchten wir uns um die zumindest grundlegenden theologischen Eigenschaften klarer bewusst werden, mit denen sich eine Ehe und Familie auszeichnen soll, um den Namen: ‘Haus-Kirche’ sein zu dürfen zu verdienen. Wir sind uns gut bewusst, dass nicht jede Ehe und nicht jede Familie in Vergangenheit – und alle Jahrhunderte hindurch bis heutzutage insofern Abspiegelung der Heiligen Familie in Nazaret darstellt, dass sie – nach den Worten Johannes Paul II., folgendes sein könnte:

„... Die an Gott starke Familie – das ist zugleich die Familie als Kraft des Menschen: eine Familie edler Menschen. Eine Familie aus Menschen, die sich gegenseitig mit Liebe und Vertrauen beschenken. Eine Familie die ‘glücklich ist’ und die beglückt. Die Arche des Bundes” (Johannes Paul II., Dritte Pilgerfahrt in die Heimat [1987] Szczecin, Jasne Błonia, 11.VI.1987, 8).

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1. Einführende Voraussetzungen

Die Bezeichnung einer Ehe und Familie mit dem Namen ‘Haus-Kirche’ hängt zweifellos mit anspruchsvollen dogmatischen und ethischen Anforderungen für diese Personen zusammen, die sie bilden. Wir konnten schon feststellen, dass diese Bezeichnung selbst tief im Gottes-Geschriebenen-Wort eingewurzelt ist, zumal des Neuen Testamentes.

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Abzeichen der OASE-Kreise unterschiedlicher Stufen: für Kinder, Jugendliche, Ehen, Familien.

Unter den Kirchenvätern hat an die Ehe-Familie als die ‘Haus-Kirche’ besonders der Hl. Johannes Chrysostomos (ca. 350-407. - S. dazu den Art. [poln]:  Ks. Józef Naumowicz, „Haus-Kirche in der Lehre Johannes Chrysostomos”) angeknüpft und diese Wirklichkeit ausgearbeitet.
Diese Bezeichnung war auch dem Hl. Augustinus gut bekannt, wie auch der Mehrheit der früheren und späteren Schriftsteller der Christengeschichte.
– Wir sind uns bewusst, dass bis heutzutage allein ein geringer Teil vom Schrifterbe, besonders vom Altertum und des frühen Mittelalters, erhalten geblieben ist.
(S. zum Thema: ‘Hauskirche und Hl.Johannes Chrysostomos’ in deutscher Sprache u.a.: http://de.wikiquote.org/wiki/Johannes_Chrysostomos = Johannes Chrysostomos (344/349 - 407) www.hauskirche.at/katechese/index.htm = Lic. r.f. Maria Prügl, Familie und Katechese Arbeitskreisleitung – http://www.kolping.net/international/nationalverbaende/europa/grafik/ideeutatfamilielernort.pdf = Familie – Lernort des Glaubens).

In letzten Jahrzehnten wurde die Wirklichkeit der ‘Haus-Kirche’ gleichsam von neuem entdeckt und aktiviert. So war es am II. Vatikanischen Konzil (s. LG 11) und in Lehramtlichen Dokumenten der darauf folgenden Päpste. Sie wurde als öffentliches Anliegen vor allem von Johannes Paul II. im Laufe der Jahre seines Pontifikates (besonders in: FC, BF) dargestellt und vertieft.
– Damit hat er auch dieses Teilchen des geistigen Erbgutes seiner eigenen Heimat auf die Scholle der Universalkirche verpflanzt.

Und zwar, in Polen haben damals schon viele Ehepaare und Familien seit längerem die Prinzipien der „Haus-Kirche”  in ihr Leben umgesetzt, indem sie unterschiedlichen Stufen der ‘Oasen’ bildeten: Oasen der Kinder, Jugend-Oasen, Familien-Oasen. Die Idee und Wirklichkeit hing u.a. mit der unter Verfolgungen vonseiten des Staates entwickelten Tätigkeit des Dieners Gottes zusammen – ks. Franciszek Blachnicki (Kapelan Franz Blachnicki: 1921-1987), des Gründers der Bewegung „Licht-Leben”  (griech.: Phos-Zoé).

Wie oben schon erwähnt, sind wir uns auch um die Tatsache bewusst, dass gar nicht jedes Ehepaar und Familie die Wirklichkeit der ‘Haus-Kirche’ im spezifischen, theologischen Sinn dieser Wendung, abspiegelt, noch danach strebt (s. ob.:  Zwei grundsätzliche Bedeutungen der ‘Haus-Kirche’). Voraussetzung, dass eine Ehe und die aus ihr hervorkommende Familie mit dem Namen ‘Haus-Kirche’ bezeichnet werden dürfte ist zweifelsohne ein spontanes, völliges Aufgeschlossensein dieser beiden als Ehegatten und ihres ‘Hauses’ für Jesus Christus, seine Erlösung und ihre Früchte – parallel zur Umsetzung ins Leben der Gebote Gottes und des Evangelisation-Engagements der Teilnehmer jener ‘Haus-Kirche’.

Im vorigen Teil unserer Internet-Seite, besonders in seinen weiteren Kapiteln, haben wir versucht, über die Ehe und Familie in der Hinsicht des ursprünglichen Vorhabens Gottes nachzudenken. Schon gemäß der Ehe als Sakraments der ‘Schöpfung’, also im vor-christlichen Zeitalter, sollte die Ehe von selbst aus „Versichtlichung” dieser Liebe werden, mit der sich Gott der Dreieinige zu jedem Menschen: Mann und Frau verhält; sei es in der ‘Vertikalen’, oder auch ‘Horizontalen’.

Dieselbe, oder eher potenziert wesentlich intensivere Rolle soll die Ehe und Familie umso mehr in der Wirklichkeit des Neuen Testaments spielen. Hier wurde nämlich die Ehe zur Würde eines der grundsätzlichen Sakramente der Kirche Christi erhöht (s. dazu auch die Graphik und den Text dazu:  Graphik: Bräutliche Liebe Gottes – und die bräutliche Liebe der Ehegatten. Und ebd., das ganze 9.Kapitel, besonders seinen Endteil).

Voraussetzung, um ‘Haus-Kirche’ werden zu können, ist zweifelsohne, dass zwei bestimmte Leute, Mann und Frau, ihre Ehe im Gottes Sinn dieses Wortes – und erst so im menschlichen Sinn, eingegangen sind. Es muss also – nach dem Ausdruck des Völker-Apostels – eine „im Herrn” geschlossene Ehe sein (1 Kor 7,39). Das heißt, dass diese Zweien sich mit dem Band des Sakraments der Ehe im strikten Sinn dieses Wortes und allen seinen Folgen verbinden.

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In Stadniki, etwa 35 südlich-östlich von Kraków, Polen. Von hier aus begeben sich Patres, Missionare - in verschiedene Gegenden der Welt, um die Liebe des Herzens Jesu Christi kennen zu geben.

Das Bewusstwerden an sich, dass die Schließung des Ehe-Bundes daselbst Sakrament der Kirche Christi wird, ist – wie wir es im vorangegangenen Teil gesehen haben, gleichsam sekundäre Frage. Dieses Bewusstsein entwickelte sich in der Kirche langsam, trotzdem die Kirche und die in ihr geschlossenen Ehen ab Anfang an Gnaden des Sakraments der Ehe empfangen und sie gelebt haben, ohne allzu sehr über die Tatsache nachgedacht zu haben, dass die Ehe auch ‘Sakrament’ ist.
– Ähnlich geschieht es mit jedem anderen der Heiligen Sakramente: vom klaren Verständnis ihres Göttlich-menschlichen Mechanismus und der Vielheit der auf diesem Weg erlangenen Gnaden der Erlösung hängt das Wesen des betreffenden Sakraments nicht ab, noch das Empfangen besonderer Gottes Gnaden, die an die Beschaffenheit des betreffenden Sakraments angepasst sind.

Anderseits niemand braucht sich täuschen, dass ähnlich wie die ‘Große’ Kirche aus Menschen besteht, die sündhaft sind, die aber für den Alltag zur Bekehrung gerufen werden und die Güter der Erlösung in Kraft des Blutes Jesu Christi nutznießen, so auch die Teilnehmer der Ehe und Familie sündhafte Menschen zu sein pflegen. Sie können auch verschiedenartig hinfallen, allerdings – der Reihe nach – sich auch bekehren und allmählich zur Heiligkeit gelangen, die dem Ehe- und Familien-Stand eigen ist.

Das II.Vatikanische Konzil (1962-1965) hat die scheinbare Widersprüchlichkeit zwischen der Heiligkeit und Sündhaftigkeit der Mitglieder der Kirche u.a. folgender zum Ausdruck gebracht:

„Obwohl die Kirche in der Kraft des Heiligen Geistes die treue Braut des Herrn geblieben ist und niemals aufgehört hat, das Zeichen des Heils in der Welt zu sein, so weiß sie doch klar, dass unter ihren Gliedern, ob Klerikern oder Laien, im Lauf so vieler Jahrhunderte immer auch Untreue gegen den Geist Gottes sich fand.
– Auch in unserer Zeit weiß die Kirche, wie groß der Abstand ist zwischen der von ihr verkündeten Botschaft und der menschlichen Armseligkeit derer, denen das Evangelium anvertraut ist ...
Vom Heiligen Geist geführt, mahnt die Mutter Kirche unablässig ihre Kinder ‘zur Läuterung und Erneuerung, damit das Zeichen Christi auf dem Antlitz der Kirche klarer erstrahle’ [LG 15] ...” (GS 43).

An einer anderen Stelle äußert sich dasselbe Konzil in folgenden Worten:

„Während aber Christus ‘heilig, schuldlos, unbefleckt war’ [Hebr 7,27], und Sünde nicht kannte [2 Kor 5,21], sondern allein die Sünden des Volkes zu sühnen gekommen ist [vgl. Hebr 2,17], umfasst die Kirche Sünder in ihrem eigenen Schoße. Sie ist zugleich heilig und stets der Reinigung bedürftig, sie geht immerfort den Weg der Buße und Erneuerung” (LG 8).

Es ist von selbst verständlich, dass wenn die „Haus-Kirche”  in der Tat ‘Kirche-in-Miniatur’ (lat.: ecclesíola – eine kleine-winzige Kirche) sein soll, müssen sich in ihr einigermaßen alle grundsätzlichen Kennzeichen der „Großen” Kirche abspiegeln.

Die ‘Haus’-Kirche kann keinesfalls eine von jener ‘Großen’ Kirche unabhängige Institution sein, noch umso mehr eine Institution darstellen, die zu ihr gegensätzlich eingestellt wäre.
– Wenn sie die ihr eigene Aufgabe der ‘Haus’-Kirche erfüllen soll, muss sich dieses ‘Haus’ völlig im Rahmen jener ‘Großen’ Kirche entfalten und aus ihr gleichsam auf organische Art und Weise hervorwachsen, indem sie gleichsam ihre lebendige, vitale Abzweigung darstellt.

Anders gesagt, die ‘Haus-Kirche’ muss völlig in den „Weinstock” eingepflanzt sein (Joh 15,1-6), der Christus selbst ist, der einzige Herr und Bräutigam-vom-Kreuz seiner Kirche: sowohl dieser ‘Großen’ Kirche, wie auch dieser Kirche-in-Miniatur, der Haus-Kirche. Jesus der Erlöser nährt beständig und tränkt diese Seine, die Braut, diese GESAMTE Kirche, wie auch diese kleine Kirche, die Haus-Kirche – zu ihrem ewigen Leben. Er tut es unausbleiblich mit seinem ausgelieferten Leib, und seinem ausgegossenen Blut.

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RE-Lektüre: VII.Teil, Kapitel 2, ad ‘b’.
Stadniki, 29.VIII.2015.
Tarnów, 5.VI.2022.


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2. Lostrennung der Bekenner Christi vom Judaismus
Das Konzil zu Jerusalem
3. Die ‘Haus-Kirchen’: Orte des verrichteten Kultus
Geschichtliche Bemerkung: Kaiser Nero – Mailänder
Vereinbarung

a. Zwei grundsätzliche Bedeutungen der ‘Haus-Kirche’
b. Der erste öffentliche Auftritt des Petrus (Apg 2,1-41)
c. Charakteristik der ersten Gemeinschaft der Jünger
(Apg 2,42-47)

d. Hananias und Saphira: freiwillige Verteilung der Habe
(Apg 5,1-11)

4. ‘Haus-Kirchen’ in der sich ausweitenden Kirche
a. Heilung des Gelähmten und die Ereignis-Lawine
(Apg 3f.)

b. Weitere Verhöre der Apostel vonseiten des Synedriums
(Apg 5,17-42)

c. Beginn der Verfolgung der Jünger Christi in Judäa
(Apg 6f.)

d. Zerstreuung der Jünger Christi in Palästina
e. Bekehrung des Hauptmanns Kornelius in Cäsarea
(Apg 10)

f. Jünger Christi in Zypern und in Antiochia
g. Erwähnungen der Haus-Kirchen in Schriften der Apostel

C. GRUNDLEGENDE THEOLOGISCHE KENNZEICHEN
EINER „HAUS-KIRCHE”


1. Einführende Voraussetzungen


Bilder-Fotos

Abb.1. Haiti: Großes Erdbebem. Februar 2010
Abb.2. Iran. Erdbeben. Der Vater trägt seine 2 tote Söhne
heraus

Abb.3. Filippinen. Mädchen auf dem Pferd
Abb.4. Schlagfertig schauendes Mädchen
Abb.5. Nest von Störchen mit 3 schnell wachsenden Jungen
Abb.6. Phos-Zoé. Abzeichen der Oase Licht-Leben
Abb.7. Höheres Missions-Seminar der Herz-Jesu-Priester,
Stadniki, Polen