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VERMERK: Abkürzungen zur angeführten Literatur s. Literatur


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Neuntes Kapitel

DAS SAKRAMENT DER EHE
EINGEPFLANZT IN DEN
BAUM DES LEBENS DES BRÄUTIGAMS-VOM-KREUZ

*       *       *
Lehre uns, Jesu,
unser Eins-in-Liebe
sakramental zu erleben:
in Ehe und in Familie

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Erwägungen des hiesigen Kapitels

Wir sind zum letzten Kapitel des hiesigen, sechsten Teiles unserer WEB-Site gekommen. Es bleibt eine Handvoll Fragen, die es noch zu betrachten gilt. Viel Aufmerksamkeit haben wir Aussagen sowohl des Alten, wie des Neuen Testamentes gewidmet, die zur Erarbeitung einer Theologie der Ehe als eines der Sakramente der Heiligen Kirche beizutragen imstande wären. Wir sind bei Aussagen des Neuen Testamentes stehen geblieben, die mittelbar oder unmittelbar und direkt auf die Ehe deutlich als eine allzu wichtige Wirklichkeit weisen, als dass sie nicht mit einer ganz besonderen Sorge Gottes als Schöpfers – und Erlösers umfangen werden sollte. Es ist von vornherein unwahrscheinlich, dass diejenigen, die das eheliche Einverständnis öffentlich ausgedrückt haben, wodurch sie sich mit einem lebenslangen ehelichen Bund der Liebe-Treue-ehelichen-Ehrlichkeit binden, von Gottes Seiten nicht daselbst mit besonderen Hilfen beschert werden sollten, damit sie ihre Berufung als Ehegatten, und mit dem Lauf der Zeit als Eltern, möglich würdig zu erfüllen imstande wären. So pflegt gewöhnlich der Stil Gottes bei der Ausspendung der Gnaden sowohl im Werk der Schöpfung, wie der Erlösung zu sein.

Jetzt gehört es sich noch einigen spannenden Aussagen des Menschen-Sohnes die Aufmerksamkeit zu widmen, die mittelbar oder unmittelbar an die Ehe anknüpfen. Es handelt sich vor allem um seine Worte, wo Er sich selbst als „Bräutigam” nennt – in Angleichung eines Ehemannes in der Ehe. Diese Gedankenfäden sind tief in das Bewusstsein seiner Jünger – der Apostel und Evangelisten, eingedrungen. So sind sie dann in die strikt dogmatische Überlieferung der von Christus gegründeten Kirche übergegangen. Diese Aussagen – sowohl Jesu Christi selbst, wie auch diese, die in seinem Auftrag von seinen Aposteln dargelegt wurden, konnten unmöglich keinen grundsätzlichen Einfluss auf das Bewusstwerden um die Tatsache ausüben, dass die Ehe schlechterdings eines der grundlegenden Sakramente der Kirche Christi darstellt.

Diese Betrachtungen erlauben in weiterer Folge über die sich daraus ergebenden theologischen und praktischen Schlüsse nachzudenken. Sie zeigen sich wohl behilflich, die Ehe in tieferer – menschlicher und Gottes Sicht, zu erfassen. So werden mit vertieft begründetem Bewusstsein – Gaben der Erlösung angenommen können, mit denen Christus seine Mystische Braut – die Kirche, und in ihr diese allen Männer und Frauen beschenkt, die den lebenslangen, treuen ehelichen Bund eingehen.

Es zeigt sich, dass die Ehe aus vielfältigen Gottes und menschlichen Gründen eine der grundsätzlichen Stellen unter den Sieben Sakramenten der Kirche einnehmen wird, der Kirche als des Volks des Neuen und Ewigen Bundes, den Christus geschlossen und ihn mit seinem Opfer am Kreuz besiegelt hat.

Den Inhalt der sich vor uns stellenden Erwägungen des 9. Kapitels dieses VI. Teiles verteilen wir in vier thematische Hauptfäden. Und zwar:

Jesus der sich selbst als Bräutigam erahnen lässt (§ A)
Unmittelbare Offenbarung seines Selbst als Bräutigams (§ B)
Sakramentalität der Ehe abgelesen von Eph 5 (§ C)
Erleben der beiderseitigen Nähe als Sakraments (§ D)

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A.   JESUS DER SICH SELBST
ALS BRÄUTIGAM ERAHNEN LÄSST

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1. Der vom Vater gesandte – von ‘Seinen’ zurückgewiesene
Menschen-Sohn (Mt 21,33-46)

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Johannes Paul II. ist in das Haus des Vaters am Samstag, dem 2.April 2005, um 21.37 Uhr zurückgekehrt. Um die Sterbezeit war er vollbewusst. Es umgaben ihn die Allernächsten: der Erzbischof Stanisław Dziwisz und andere. Es war Samstag der Osterwoche. Am anderen Tag, am 3. April, sollte der Sonntag der Barmherzigkeit Gottes gefeiert werden. Die Güte Gottes hat dem Sterbenden ein Geschenk bereitet: er starb am Samstag - kurz nachdem er an der Heiligen Messe von der Vigil des Festes Gottes Barmherzigkeit teilgenommen hat. Am selben Tag hat er auch schon am Morgen an der Heiligen Messe teilgenommen, die um 7.30 Uhr gefeiert wurde, dagegen jetzt, um 20.00 Uhr, war es die Heilige Messe schon vom Fest der Barmherzigkeit Gottes, wobei er wiederholt die Wegzehrung und das Kranken-Sakrament empfangen hat. Um 15.30 Uhr hat er mit schwacher Stimme gesagt: Erlaubt mir in das Haus des Vaters gehen. Das letzte Wort kurz vor dem Tod war das kaum vernehmbare: Amen. Seinem Inhalt nach gleicht dieses Wort (hebräisch) den Worten Christi vom Kreuz: Es ist vollbracht.
– Nach Pfr. Tomasz Jaklewicz dürften Worte angeführt werden, die Johannes Paul II. selbst bei der Heiligsprechung der Hl. Jadwiga (Hedwig) am Wawel (1987; Wawel = Königsschloss in Kraków) gesagt hat. Es war eine ergreifende, tiefe Meditation über das Kreuz im Leben der Hl. Jadwiga, der Königin: -- Wo kommt diese Macht her? Was für eine Kraft hat Er, dieser Abgezehrte, der zur Kreuz-Agonie an so vielen Orten der Welt Verurteilte? Durch diese Agonie, über diese Verzehrung, durch das Bild der äußersten Schwäche, Schändung und das Elend - spricht die Kraft: es ist die Kraft der Liebe bis zum Ende.
– Noch ein Wort, das der sterbende Papst gesagt hat: Ich bin freudevoll seid es ihr auch. - So sollte er angeblich auf einem Zettel geschrieben haben. Es sind Worte der Hoffnung, die größer ist als der Leid und Tod, gleichsam Echo seines Bekenntnisses vor Jahren: Es erfüllt mich mit tiefem Frieden der Gedanke über die Stunde, wenn mich Gott vom Leben zum Leben zu sich rufen wird! Daher sage ich des Öfteren - ohne geringsten Schatten von Trauer - das Gebet: In meiner Todesstunde rufe mich, und heiße zu Dir kommen mich. -- Und noch im Anschluss an Jugendliche, die sich am Petrusplatz im Gebet angesammelt haben: Ich habe euch gesucht, und ihr seid jetzt zu mir gekommen, und dafür danke ich euch.
– Diese Worte hat der Papst am Abend am 1. April gelispelt. Vielleicht hat der das Gebet und Singen der Jugendlichen unter seinen Fenstern vernommen. Er hat bestätigt, dass er sie für Tod und Leben liebt. Die Jugendlichen haben diese Worte sofort erwidert. Man hat über sie gesprochen, sie auf Päpstlichen Flaggen und Transparenten geschrieben (s. - poln.: http://wiadomosci.onet.pl/jp2/5170,2,1325741,text.html ).

Nachdem wir über die in Evangelien zerstreuten Aussagen nachgedacht haben, in denen Jesus sei es mittelbar, sei es unmittelbar an die Ehe in ihren grundsätzlichen Eigenschaften anknüpft: ihrer Einheit und Unauflöslichkeit, und offenbar auch an die mit ihr zusammenhängenden ethischen Erfordernisse, bleiben wir zuletzt voller Verwunderung vor ein paar solchen Aussagen stehen, in denen Er sich selbst als ‘Bräutigam’ vorstellt. Es gehört sich, dass wir diese Texte von nahe anschauen. Stellt Jesus nämlich sich Selbst – Er, der Menschen-Sohn, der Erlöser von Mann und Frau, als Bräutigam vor – freilich in ganz besonderem Sinn, besteht zugleich kein Zweifel, dass das einen direkten Ausklang auf die Ehe in ihrer Gottes und Menschen-Sicht ausüben muss.

Im Maß, wie für Jesus „die Stunde nahe wurde, aus dieser Welt zu dem Vater hinzugehen” (vgl. Joh 13,1), ging die Initiative zum Dialog, und selbst zu Auseinandersetzungen – immer häufiger von Jesus selbst heraus. In solcher Stunde musste Jesus nicht mehr eine defensive Haltung annehmen – im Gegenteil zu diesen Fällen, als die Schriftgelehrten und Pharisäer die ‘Angreifenden’ waren (z.B. in Frage der Steuer: Mt 22,15-22; der Auferstehung: Mt 22,23-33),
sondern wenn jetzt Er selbst, der Meister von Nazaret, das Steuerruder deutlich ergriff und bei der Diskussion die Rolle des Führenden angenommen hat (z.B.: Jesus fragt, ob Messias Sohn Davids ist: Mt 22,41ff.; Gleichnis von zwei Söhnen: Mt 21,28-32; von den verkehrten Arbeitern des Weinberges: Mt 21,33-45).

In solchen Umständen haben sich seine ‘Gegner’, die im Prinzip in seiner Nähe hauptsächlich zu diesem Zweck erschienen, um Ihn an irgendwelchem ungelegenen Wort zu erhaschen und Ihn so anklagen zu können (z.B.: Mt 16,1; 22,15-18.35; 26,4; usw.) – von vornherein wegen der Triftigkeit seiner Argumentation als besiegt gefunden. Sie mussten nur bekennen, dass Er bei irgendwelchen Auseinandersetzungen schlechterdings unbesiegbar ist. Noch mehr, im Maß wie Jesus manche seiner Gleichnisse vorgeführt hat, fanden sie sich genötigt den aus ihnen fließenden, unvermeidlichen Schluss zu ziehen, dass gerade auch dieses Gleichnis Jesu deutlich sie selbst betrifft.

Hier eines solcher Bekenntnisse – es geht diesmalig um das Gleichnis von den verkehrten Arbeitern am gepachteten Weinberg:

„Als die Hohenpriester und die Pharisäer seine Gleichnisse hörten,
merkten sie, dass Er von ihnen sprach.
Sie hätten Ihn gern verhaften lassen;
aber sie fürchteten sich vor den Leuten,
weil alle Ihn für einen Propheten hielten” (Mt 21,45).

Jesus hat in diesem Gleichnis die Gestalten der bösen Winzer abgezeichnet, die die immer anderen, vom Gutsbesitzer gesandten Diener, denen er befohlen hat, dass sie ihm den gehörigen Ertrag des Weinbergs holen, schmachvoll behandelt, bzw. sie selbst getötet haben.
– Der Meister von Nazaret hat das Gleichnis weiter fortgeführt:

„Zuletzt sandte Er seinen Sohn. Denn Er dachte:
Vor meinem Sohn werden sie Achtung haben.
– Als die Winzer den Sohn sahen, sagten sie zueinander:
Das ist der Erbe. Auf, wir wollen Ihn töten, damit wir seinen Besitz erben’.
Und sie packten Ihn, warfen Ihn aus dem Weinberg hinaus und brachten Ihn um ...” (Mt 21,37-40).

Jesus fragte die Zuhörer um ihre Meinung: was der Gutsbesitzer mit jenen Winzern tun sollte? Ihre Antwort klang eindeutig: „Er wird die Bösen böse zugrunde richten und den Weinberg an andere Winzer verpachten, die ihm die Früchte abliefern zu ihrer Zeit” (Mt 21,41).

In diesem Augenblick hört Jesus auf im Stil des Gleichnisses zu sprechen, und geht auf direkten Redeton über:

„Habt ihr nie in der Schrift gelesen:
Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden.
Das hat der Herr vollbracht ...
.
Darum sage Ich euch:
Das Reich Gottes wird euch weggenommen und einem Volk gegeben werden, das die erwarteten Früchte bringt. Wer auf diesen Stein fällt, wird zerschmettert werden, auf wen er aber fällt, den wird er zermalmen” (Mt 21,42ff.).

Die Ihm zuhörenden ‘Hohenpriester und Pharisäer’ (Mt 21,45) sind sofort zur Erkenntnis gekommen, dass dieses Gleichnis gerade an sie gerichtet war. Die Worte Jesu waren fürchterlich, wiewohl völlig begründet: sowohl was die Vergangenheit angeht, wie hinsichtlich dessen, was sich in den nächsten Tagen bestätigen sollte. Denn auch Jetztzeit ergreifen die verkehrten Winzer den Sohn des Gutsbesitzers, sie werden Ihn nach außen hinauswerfen und Ihn töten.

Die Vertreter der geistigen regierenden Sphären konnten diese Worte unmöglich nicht mit bekannten Äußerungen vom Alten Testament verknüpfen, in denen Gott, sei es u.a. durch Jesaja, sucht, Israel als den seinen Weinberg anzusprechen (s. Jes 5,1-7; und: Hos 10,1; Jer 2,21; 50,10; usw.; Ez 151-8; Ps 80 [79]9-19; Joh 15,1f.).
– Gott bringt es übrigens deutlich zum Ausdruck, dass es dabei um Israel-den-Weinberg geht:

„Ja, der Weinberg Jahwéh der Heere ist das Haus Israel,
und die Männer von Juda sind die Reben, die er zu seiner Freude gepflanzt hat.
Er hoffte auf Rechtsspruch, doch siehe da: Rechtsbruch;
und auf Gerechtigkeit, doch siehe da: der Rechtlose schreit ...” (Jes 5,7).

Jesus hat des Öfteren seinen gewaltsamen Tod angesagt. Er sagte voraus, dass Er nicht woanders getötet werden kann, als nur in Jerusalem: „... denn es geht nicht an, dass ein Prophet anderswo als in Jerusalem umkomme” (Lk 13,33).
– Zu gleicher Zeit hebt Er die volle Freiwilligkeit seiner Bereitschaft hervor, das „Leben für seine Schafe” hinzugeben (vgl. Joh 10,15):

„Niemand entreißt es Mir [das Leben], sondern Ich gebe es aus freiem Willen hin.
Ich habe Macht, es hinzugeben, und Ich habe die Macht, es wieder zu nehmen.
Diesen Auftrag habe Ich von Meinem Vater empfangen” (Joh 10,18).

Wir bemerken, wie leicht Jesus vom Bild Israels als auserwähltem ‘Gottes Weinberg’ – zum Bild seines Selbst übergeht als des „Guten Hirten, der sein Leben hingibt für seine Schafe”  (Joh 10,11).
– Jesus spricht so, um bei seinen Zuhörern das ‘Denken’ auszulösen und sie anzuregen, dass sie aufgrund des dargestellten Gedankenfadens die eigentlichen Schlüsse ziehen. Er beruft sich auf Bilder, die den Zuhörern vom Leben im Alltag bekannt sind und die unmöglich ihre Vorstellungsvorräte und religiöses Wissen nicht ansprechen könnten.

Die Zuhörer sollen mit Leichtigkeit verstehen, dass Jesus immer wieder den Stil der Redeweise mit Sprache der ‘Analogie’ und der ‘Ähnlichkeit’ anwendet. Bei ein wenig Aufmerksamkeit und guten Willen sind sie imstande sofort dieses Kennzeichen und diesen ‘gemeinsamen Nenner’ zu fassen, der das gemeinsame Merkmal der gerade angewandten bildlichen Sprechweise – und betreffs seiner Person darstellt.

Jesus stellt sich daselbst immer wieder bewusst auf die Gefahr aus, dass Er auf den grausamsten möglichen Tod verurteilt werden wird, „um die zerstreuten Kinder Gottes zur Einheit zusammen zu führen” (Joh 11,52).

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2. Verächtlich behandelte Einladung zum Vermählungs-Mahl
des Königs-Sohnes (Mt 22,1-14)

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Man könnte die Frage aufstellen: wozu die gerade erst besprochene Erwägung, wenn sie anscheinend keinen Zusammenhang mit dem Thema der Ehe als Sakraments der Kirche aufweist, wogegen das gerade Gegenstand der Nachsuche im jetzigen Kapitel darstellt? Dennoch es zeigt sich, dass die Worte Jesu von den verkehrten Winzern im Weinberg Israels unmittelbar dem gleich danach folgenden Gleichnis vorangehen, in dem Jesus in ein wenig anderer Hinsicht stets auf dieselbe wesentliche Frage zurückkommt: das vor Ihm stehende Werk der Erlösung.

Dieses Werk würde Absurdität, d.h. niemand würde sich je einmal seiner angenommen haben, wenn Er – der Menschen-Sohn, aber umso mehr Sohn Gottes – die Welt der Menschen: seine menschlichen Brüder und Schwestern, nicht gleichsam früher bis zum Letzten geliebt hätte (vgl. Joh 13,1). Solche Liebe wird menschlich gesehen als etwas total Unverständliches erachtet werden: als „Ärgernis [Wahnsinn und Tollheit] des Kreuzes” (Gal 5,11).

Die voll bewusste, freiwillige Hingabe seines Lebens am Altar des Kreuzes wird zum unwidersprüchlichen und unmöglich zurückzuweisenden Zeugnis der Liebe Gottes und der menschlichen Liebe des Menschen-Sohnes zu seinen menschlichen Brüdern und Schwestern, die Er nach seinem Ebenbild und seiner Ähnlichkeit erschaffen hat (s. Kol 1,15; Eph 1,4-7; Röm 8,29; Joh 1,3). Der Schöpfer des Menschen: Mann und Frau – wird durch seine Liebe zu ihnen – die sich als Bräutliche offenbart, zu gleicher Zeit Erlöser des Menschen:

„Dies ist Mein Gebot: dass ihr einander liebt,
wie Ich euch geliebt habe.
Größere Liebe hat niemand als die,
dass er sein Leben hingibt für seine Freunde” (Joh 15,12f.).

In solchem Kontext trägt der Evangelist Matthäus das Gleichnis vom ‘Königlichen Hochzeitsmahl’ (Mt 22,1-14) vor.
– Ein einigermaßen ähnliches ‘Mahl’ stellt in seinem Evangelium auch Lukas vor (Lk 14,15-24). Dieser Bericht von Lukas unterscheidet sich allerdings in mancher Sicht von diesem, der von Matthäus dargestellt wird. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Jesus ein paarmal eine ähnliche Erzählung vom ‘Festmahl’ und Eingeladenen angewandt hat, die sich aber von der Teilnahme am Festmahl mit immer anderen Ausreden entschuldigt haben. So konnte Jesus immer andere, unterschiedliche Aspekte seiner Belehrung hervorheben.
– Hier sammeln wir uns auf dem Bericht in der Matthäus-Version

Jesus führt deutlich in die Stimmung eines Festmahls ein, das der König selbst bereitet hat. Er bemerkt zugleich, dass es nicht irgendein gewöhnliches Mahl-um-des-Mahles willen ist, sondern es geht um ein ‘Hochzeits-Mahl’. Der Junge Mann soll hier der Sohn selbst jenes Königs sein.

Daher wird es ein ‘Mahl’ geben, das gelegentlich seiner Hochzeit hergerichtet wird. Es wird die freudige Krönung des öffentlich, feierlich ausgedrückten ehelichen Einverständnisses darstellen, das also den Ehe-Bund initiiert, den der Königs-Sohn mit seiner Auserwählten geschlossen hat.
– Diese wird allerdings im Gleichnis kein einziges Mal erwähnt. Man kann nur erahnen, dass wenn dieses Mahl vom König selbst für seinen Sohn bereitet wurde, die Königin solchen Mannes würdig sein muss: des Königs-Sohnes.

Die weitere Folge des Gleichnisses ist in der Darstellung von Matthäus großenteils ähnlich wie dieser von Lukas. Der Wirt sendet seine Diener an die Eingeladenen und bittet sie, sie mögen kommen, weil das Mahl schon bereitet da steht. Allerdings die Eingeladenen reden sich mit kleinlichen Vorwänden aus. Lukas betont mit großem Nachdruck die Rückwirkung des erzürnten Wirtes wegen der ihm erwiesenen Schmach und Verachtung. Er wendet sich an den Diener:

„Geh schnell auf die Straßen und Gassen der Stadt und hol die Armen und die Krüppel,
die Blinden und die Lahmen herbei! ...
... Dann geh auf die Landstraßen und vor die Stadt hinaus und nötige die Leute zu kommen, damit mein Haus voll wird” (Lk 14,21ff.).

Auch Matthäus erwähnt die wiederholt zu den Eingeladenen gesandten Diener. Die Eingeladenen reden sich aber von Teilnahme am Festmahl immer wieder aus. Charakteristisches Merkmal bei Matthäus ist aber die Besonderheit, die ähnlich ist wie bei diesem Gleichnis, das seinem Bericht über das Festmahl für den Königs-Sohn unmittelbar vorangegangenen ist, und zwar die Beleidigungen und Missetaten, die den Dienern vonseiten der Eingeladenen zugefügt wurden:

„... Sie aber kümmerten sich nicht darum [Missachtung des dringenden Rufes, zum bereit stehenden Festmahl zu kommen],
sondern der eine ging auf seinen Acker, der andere in seinen Laden, wieder andere fielen über seine Diener her, misshandelten sie und brachten sie um.
– Da wurde der König zornig, Er schickte sein Heer, ließ die Mörder töten, und ihre Stadt in Schutt und Asche legen” (Mt 22,5ff.).

Erst jetzt führt auch Matthäus die weitere Anordnung des Königs ein. Und zwar der König wendet sich an seine Diener:

„Geht also hinaus auf die Straßen
und ladet alle, die ihr trefft, zur Hochzeit ein” (Mt 22,9).

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Hier noch einmal die letzten Worte Johannes Paul II. -- Zum letzten Mal erschien der Heilige Vater öffentlich zu Ostern, am 31. März 2005. Trotz heroischer Anstrengungen war er nicht imstande aus sich eine Stimme herauszuholen. Die Botschaft zu Ostern hat Kard. Sodano gelesen.
– Am nächsten Tag, am 1.April, hat der Papst noch die Nomination für über zehn Bischöfe in verschiedenen Ländern und Nuntien unterzeichnet. Unter dem Fenster des Apostolischen Palastes haben sich etwa 100 000, hauptsächlich Jugendliche, zum Gebet gesammelt. Er wusste davon und flüsterte beinahe unhörbar: Ich habe euch gesucht, jetzt seit ihr zu mir gekommen und dafür danke ich euch. - Am selben Tag segnete Johannes Paul II. und übermittelte sein letztes Geschenk an die Gottesmutter von Czestochowa (Polen): eine Krone für Maria und das Jesuskind. Im Schreiben gelegentlich des 350. Jahrestages der Verteidigung des Jasna-Gora-Klosters vor den Schweden hat er die Ehre dem P.Augustyn Kordecki gehuldigt und zum letzten Mal Polen, die ganze Kirche und sich selbst der Mütterlichen Obhut Mariens anvertraut. Als er am Samstag, dem 2. April (2005), am Sterben war, hielt er die ganze Zeit die Hand seines persönlichen Sekretärs, Erzbisch. Stanislaw Dziwisz. Er ist um 21.37 gestorben. Um 21.52 haben die Journalisten zu informieren begonnen, dass Johannes Paul II. wahrscheinlich nicht mehr lebt. Alle Zweifel wurden zerstreut direkt vor 22.00, als auf den St. Petrus-Platz der Bisch. Leonardo Sandrii erschienen ist und die Kunde angegeben hat: Unser Geliebte Heilige Vater Johannes Paul II. ist in das Haus des Vaters zurückgekehrt.
– In diesem Augenblick ist etwas Unerwartetes geschehen: Es erschall ein gigantisches Getöse von Beifall. So pflegen die Italiener nach altertümlicher Gewohnheit einen Menschen zu verabschieden, der ein schönes Leben gelebt hat. Gleich darauf folgte eine Todesstille, Tränen und Gebet. Es ertönte die größte Glocke der Basilika des Hl. Petrus, die der Welt den Tod des 264. Papstes verkündet hat.
– Am anderen Tag, um 13.00 folgte die Übertragung des Leichnams des Papstes, der in rotem Pontifikalgewand und mit weißer Mitra bekleidet war, in den Klementiner-Saal auf einem Katafalk an der Stelle, wo bisher immer bei seiner Audienz sein Lehnsessel gestanden hat. Es begann die Huldigung der Ehre vonseiten der Mitarbeiter und Staatlichen Mächten, des Diplomatischen Corps und der Gläubigen.

Es sind nun Böse und Gute eingetroffen. Der Saal füllte sich mit Teilnehmern. Da erschien der König, um die Angekommenen anzuschauen. Er bemerkt einen, der kein passendes Hochzeitsgewand hat. Dieser Satz sollte hier angeführt werden:

„Er sagte zu ihm [der König – zu diesem Menschen, der kein Festgewand hatte]:
Mein Freund, wie konntest du hier ohne Hochzeitsgewand erscheinen’?
Darauf wusste der Mann nichts zu sagen. Da befahl der König seinen Dienern:
Bindet ihm Hände und Füße, und werft ihn hinaus in die äußerste Finsternis!
Dort wird er heulen und mit den Zähnen knirschen’.
Denn viele sind gerufen, aber nur wenige auserwählt”
(Mt 22,12ff.).

Im Gleichnis in der Matthäus-Version können ein paar sich zusammengeflochtenen Gedankenfäden herausgeholt werden. Sie weisen auf die Ähnlichkeit der von Jesus angewandten Bilder mit Einzelheiten des unmittelbar vorangehenden Gleichnisses über die verkehrten Winzer im Weinberg (Mt 21,33-46). Es ziemt sich vor allem auf zwei unter ihnen hinzuweisen:

(0,37 kB)  Die erste, wichtige Besonderheit, die in beiden Gleichnissen vorkommt, betrifft die Diener, die vom König mit der dringenden Erinnerung an die Eingeladenen gesandt wurden, dass sie zum Festmahl kommen (Mt 22,4).
Antwort der Eingeladenen war aber die Zurückweisung der Einladung, samt zugefügter Verachtung.
– Solche Tatsache wurde in der damaligen Sitte, wie übrigens zu aller Zeit, als Geste zutiefster Beleidigung und tief greifender Unehre angesehen.

Dennoch die Erzählung Jesu an sich, die von Matthäus mit dem Namen ‘Gleichnis’ benannt wird, stellt in ihrer Aussage eine große vielschichtige Allegorie dar. In der Allegorie geht es aber um die Darlegung einer weitaus tieferen Wirklichkeit mit Hilfe angewandter symbolischer Bilder, die diese Wirklichkeit auf metaphorische Weise ausgedrückt bezeichnen.

Jesus zeigt die ‘Gegenwirkung’ des Königs angesichts der Schmach, mit der seine herzliche Einladung zur Teilnahme am Hochzeitsmahl behandelt wurde, und noch mehr – der Tatsache, dass die Diener, die Er zu ihnen gesandt hat, getötet wurden:

„Da wurde der König zornig. Er schickte sein Heer,
ließ die Mörder töten, und ihre Stadt in Schutt und Asche legen ...” (Mt 22,7).

(0,3 kB)  Es besteht kein Zweifel, dass der König, der das Hochzeitsmahl für seinen Sohn bereitet,
Gott der Vater ist.
(0,3 kB)  Der Königs-Sohn am Tag seiner Vermählung ist der hier sprechende Jesus selbst, der Sohn Gottes und zugleich Menschen-Sohn. Ihn hat doch der Vater in die Welt dazu geschickt, dass Er den Menschen: Mann und Frau – die Erlösung bringt:

„Denn Gott [= der Vater] hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt,
damit Er die Welt richtet,
sondern damit die Welt durch Ihn erlöst wird” (Joh 3,17).

(0,13 kB)  Die zum Hochzeitsmahl Eingeladenen – sind außer Zweifel das Auserwählte Volk: Israel. Ein Teil dieses Volks hat auf Jesus Christus als den Sohn Gottes geglaubt, dagegen der größte Teil der Führer des Volks hat Jesus nicht nur verspottet, sondern Ihn geradeaus zurückgewiesen, trotzdem Er viele Male und auf immer andere Art und Weise seine Sendung vom Vater beglaubigt hat.
– Er hat mit Taten und Worten bewiesen, dass Er kein gewöhnlicher Mensch ist, sondern dass seine Person – Gottes Person ist. Den von Ihm verrichteten offensichtlichen Zeichen und Wundern zuwider, die seine Göttliche Person systematisch bestätigten, hat sich der größte Teil der Vertreter der führenden Sphäre nur um so mehr in der Haltung seiner entschiedenen Zurückweisung befestigt. Das hat zuletzt dazu geführt, dass Er durch den schauderhaften Kreuzestod umgebracht worden ist.

(0,2 kB)  Der von Jesus im Gleichnis erwähnte ‘Zorn des Königs’ äußerte sich einerseits in dramatischen Warnungen Jesu an Jerusalem – betreffs seines nahe werdenden völligen Unterganges (s. Mt 24,1ff.15-22).
Anderseits hat Jesus die entsetzliche Belagerung Jerusalem vom 70. Jahr angesagt (Jüdischer Krieg: Jahre 66-73). Das erfolgte in ca. 40 Jahren nach dem Kreuzestod Jesu am Kalvarienberg.

Der Untergang Jerusalem erfolgte unter schrecklichen Szenen der jüdischen Pilger-Mengen, die gerade zum Begehen der Pascha-Tage auch dieses Jahres aus aller Welt herbeigezogen waren – es konnten ca. 1 Million Leute angesammelt sein. Blitzlichter der Grausamkeiten, deren Schauplatz damals Jerusalem geworden war, des gegenseitigen Essens vor Hunger, der Haufen von Leichen, die über die Mauer hinausgeworfen wurden, und endlich der Verbrennung der Stadt und des Tempels – gegen den früheren Befehlt von Vespasian (69-79) und seinem Sohn Titus (Kaiser: 79-81), dem Vespasian die Vollführung der Pazifikation von Judäa aufgetragt hat, wurden vom Jüdischen Geschichtsschreiber Josephus Flavius beschrieben (s. sein Geschichtswerk: ‘De Bello Judaico – Der Jüdische Krieg’, Bestellung über: Amazon.de 2005).

(0,36 kB)  Die zweite Besonderheit der von Jesus dargestellten Allegorie betrifft das Königliche Festmahl an sich, das vom König seinem Sohn bereitet worden ist. Der König hat es zu seiner Ehre und Freude angestellt. Es ging aber um das Hochzeits-Mahl: gelegentlich seiner Vermählung. Die zur Hochzeit Eingeladenen haben die Einladung mit Spott angenommen und sie verschmäht.

Da sich demnach die bei Namen eingeladenen Gäste so äußerst unwürdig benommen haben, manche unter ihnen geradezu verbrecherisch, indem sie die gesandten Diener ums Leben gebracht haben, hat der König andere seine Diener mit der Anordnung gesandt, dass sie zum bereiteten Mahl ‘alles egal, wen nur möglich’  herbeiholen:

„Die Diener gingen auf die Straßen hinaus und holten alle zusammen, die sie trafen:
Böse und Gute. Und der Festsaal füllte sich mit Gästen ...” (Mt 22,10).

Auch diese Besonderheit der hier angewandten Sprache der Allegorie ist in ihrer Aussage durchschaubar. Der König wünschte, dass am Tisch alle Plätze besetzt sind: dass kein Platz leer bleibt.
– Es handelt sich offensichtlich, um die Anteilnahme am vollbrachten Werk der Erlösung. Dieses wendet sich sowohl an die Sünder, wie die Heiden: an die ganze Welt. Denn Gott „will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen(1 Tim 2,4).

(0,2 kB)  Dieser eine Mensch, der sich zum Festmahl setzte, ohne das „Hochzeitsgewand” angezogen zu haben, bedeutet in der Sprache der Allegorie den Zustand der Nicht-Gnade, d.h. es ist ein Mensch, der im Zustand der Todsünde verbleibt. Solcher Mensch schließt sich selbst von der Teilhabe am Königsmahl aus.


Es bleiben noch zwei weitere Aspekte, die weitere ‘Berührungspunkte’ des Gleichnisses über die verkehrten Winzern des Weinbergs (Mt 21,33-46) – mit dem Gleichnis vom Hochzeitsmahl bilden, das dem Königs-Sohn bereitet wurde (Mt 22,1-14).

(0,37 kB)  Im Gleichnis vom Festmahl zu Ehren des Königs-Sohnes wird eben vom Sohn jenes Königs gesprochen. Es muss zwar gestanden werden, dass dieser Sohn sich in der Erzählung auf den Vordergrund nicht voranschiebt: Er bleibt gleichsam im Hintergrund des dargestellten Festmahles. Jesus spricht aber deutlich, dass es um das Hochzeits-Mahl geht, das vom König seinem Sohn bereitet wird, d.h. dass sein Sohn bei diesem Festmahl als Bräutigam mit seiner Braut vorkommt.

Es besteht kein Zweifel, dass Jesus in Form von Allegorie hier über sich selbst redet. Er ist gerade jener Sohn – seines Vater, den Er mit dem Namen König bezeichnet.
– Einmal mehr sind wir Zeugen der Art und Weise, wie Jesus Christus das Werk der Offenbarung seines Selbst als Gott-Menschen aufgreift. Jesus verrichtet Zeichen und macht Wunder. Parallel dazu erklärt Er ihren Sinn, dass es keinen Zweifel gibt, was jene ‘Zeichen’ bedeuten.
– Er vermeidet alle Rede von sich selbst im Typus eines medial gut vorbereiteten: ‘Sammelt euch, wie viel ihr nur zusammenkommen könnt. Ich werde euch was Wichtiges übermitteln: Ich offenbare euch klar, Wer Ich bin”!

Als Messias offenbart Er sich eindeutig eines Males – in Antwort auf die präzise formulierte Anfrage des Kajaphas vor dem versammelten Synedrium:

„... ‘Ich beschwöre Dich bei dem Lebendigen Gott, sag uns: Bist Du der Messias, der Sohn Gottes?’
Jesus antwortete:
Du hast es gesagt.
Doch Ich erkläre euch: Von nun an werdet ihr den Menschen-Sohn
zur Rechten der Macht sitzen
und auf den Wolken des Himmels kommen sehen’
...” (Mt 26,63f.).

In diesem Fall hat sich Jesus von der gleich klaren, präzisen Antwort nicht gedrückt, voller Anspielungen an Alttestamentliche Prophezeiungen und Gesichte, die beim Propheten Daniel eingetragen sind (s. Dan 7,13f; und: Ps 110 [109],1).
– Dieses Bekenntnis besiegelte aber den Todesurteil auf Ihn. Dem Synedrium ging es in keinem Fall um Eindringen in die Wahrheit der Offenbarung, sondern einzig, um eine Ursache zu seiner Verurteilung zu finden.

In anderen Fällen führt Jesus die Zuhörer dazu, dass sie den eindeutigen Schluss selbst ziehen: dass sie nämlich vor sich die Person Gottes selbst haben, der in seinem sichtbaren Menschsein Mensch geworden ist.
– Sei es auch nur z.B. im Fall der Vergebung der Sünden dem zu Ihm gebrachten Gelähmten. Nach diesem Gottes-Akt hat Er, zur Bestätigung der Macht, die Sünden vergeben zu können, den Gelähmten auch noch geheilt:

„...‘Ihr sollt aber erkennen, dass der Menschen-Sohn die Vollmacht hat, hier auf der Erde Sünden zu vergeben.
Darauf sagte Er zu dem Gelähmten: Steh auf, nimmt deine Tragbahre, und geh nach Hause’.
Und der Mann stand auf und ging heim ...” (Mt 9,6f.).

Im Fall des hier betrachteten Gleichnisses vom Hochzeitsmahl, das vom König für seinen Sohn am Tag seiner Vermählung bereitet worden war, greift Jesus das Thema jener ‘Vermählung’ an sich nicht auf. Er stellt weder die Gestalt jenes Sohnes näher vor, noch seiner Gemahlin.
– Freilich, das heißt in keinem Fall, dass die Person jenes Königs-Sohnes hier nicht wichtig ist, noch als ob ebenfalls die Gestalt der Jungen Frau, die Gemahlin jenes Königs-Sohnes, keine wichtige Frage darstellte. Jesus beschränkt sich deutlich auf selbst die Signalisierung der Sache jener ‘Vermählung’ – samt der sich aufschiebenden Frage: Wer ist die Person sowohl jenes Sohnes, wie die Person der Jungen Frau, die sich beide mit dem Ehe-Bund verbinden?

Wir befinden uns in der Welt der Allegorie. Wie bei so mancher anderen Frage, signalisiert Jesus das Problem und – es könnte solchen Anschein haben – Er entwickelt es vorläufig nicht weiter. Es kommt erst die Zeit – schon nach dem vollbrachten Werk der Erlösung am Holz des Kreuzes, und sogar erst nach seiner Auferstehung und selbst seiner Himmelfahrt und Sendung des Heiligen Geistes. Erst Dieser – gemäß der Verheißung des Menschen-Sohnes selbst, „wird Er euch zur vollen Wahrheit führen” (Joh 16,13). Das bedeutet, dass der Heilige Geist im Lauf der Jahre und Jahrhunderte – ein immer tieferes Verständnis des Geheimnisses des Sohnes Gottes auslösen wird, der „der Weg und die Wahrheit-Treue und das Leben – Ist” (Joh 14,6; s. DV 8d).

Eine der mächtigen Stufen des Eindringens in die Wahrheit der Offenbarung, die Jesus keimartig im erörterten Gleichnis signalisiert hat, indem Er vom ‘Hochzeits-Mahl’ gesprochen hat, das vom König für seinen Sohn bereitet wurde, werden die grundsätzlichen Betrachtungen des Hl. Paulus, des Völker-Apostels darstellen, und zuletzt noch das letzte Buch des Neuen Testamentes – die Offenbarung des Hl. Johannes, des Geliebten Jüngers Jesu Christi (s. bes. Offb 21-22). Zu diesen Texten werden wir noch in weiterer Folge unserer Erwägungen übergehen müssen.

(0,38 kB)  Aber es gibt noch einen zweiten Aspekt des hier angeführten Gleichnisses – der gleich wesentlich ist wie dieser erste, der ebenfalls die Person des Menschen-Sohnes selbst betrifft. Es geht um die Tatsache, dass immer andere Diener an die vom König zum Hochzeitsmahl Eingeladenen gesandt wurden, die aber zuletzt von den Eingeladenen ... ermordet worden sind: „... wieder andere fielen über seine Diener her, misshandelten sie und brachten sie um(Mt 22,6).

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Dieser Junge hält die Füße im Fluss - er sitzt am umgehauenen Holz. - Johannes der Evangelist berichtet von Jesus im Saal des Abendmahls, es war sein Letztes Abendmahl: -- „Dann goss Er Wasser in eine Schüssel und begann, den Jüngern die Füße zu waschen und mit dem Leinentuch abzutrocknen, mit dem Er umgürtet war. Als Er zu Simon Petrus kam, sagte dieser zu Ihm: Du, Herr, willst mir die Füße waschen? Jesus antwortete ihm: Was Ich tue, verstehst du jetzt noch nicht; doch später wirst du es begreifen. Petrus entgegnete Ihm: Niemals sollst Du mir die Füße waschen! Jesus erwiderte ihm: Wenn Ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an Mir. Da sagte Simon Petrus zu Ihm: Herr, dann nicht nur meine Füße, sondern auch die Hände und das Haupt” (Joh 13,5-9).

Im früher besprochenen Gleichnis: über die verkehrten Winzer im Weinberg, wird dieselbe Besonderheit betont: der Gutsbesitzer sendet immer andere Diener aus, dass sie ihm den gehörigen Ertrag von den Pächtern einholen. Diese Diener wurden – die einen geschlagen, die anderen totgeschlagen, noch andere mit Steinen beworfen (Mt 21,35).
– Der Gutsbesitzer entscheidet sich seinen Sohn zu senden. Er hofft, die Winzer werden ihm Ehrachtung erweisen. Indessen die Winzer haben sich entschieden, ihn zu töten: „Sie packten ihn, warfen Ihn aus dem Weinberg hinaus und brachten Ihn um(Mt 21,39).

Wir kreisen dauernd in der Sprache der Allegorie: darüber brauchen wir keinen Zweifeln hegen. In einer Allegorie, ähnlich wie es bei der Metapher, und selbst im Gleichnis ist, brauchen die Einzelheiten untereinander nicht voll logisch verbunden sein. Es hängt vom Sprechenden ab, welche Besonderheiten er betonen möchte und was er damit zu verbildlichen vor hat. In unserem Fall gehört es sich folgendes hervorzuheben:

(0,2 kB)  Im Gleichnis von verkehrten Winzern besteht kein Zweifel, dass Jesus von Sich spricht. Er ist jener Sohn, den der Gutsbesitzer voller Zuversicht sendet, dass „sie vor meinem Sohn Achtung haben werden” (Mt 21,37). Indessen diese haben Ihn gepackt, schleppten Ihn hinaus und brachten Ihn um.
– All das bewahrheitet sich an Jesus Christus im wörtlichsten Sinn. Es galt als nicht geschriebene ‘Regel’, dass der Prophet nicht woanders umkommen kann, als nur in Jerusalem (Lk 13,33). Es musste aber außerhalb der Stadtmauer stattfinden. Der Kalvarienberg liegt nahe an der Stadtmauer, von der nördlich-westlichen Seite des früheren Jerusalem.

(0,3 kB)  Im zweiten Gleichnis, das gleich auf dieses über die verkehrten Winzern im Weinberg folgt, wird zwar von der Tötung der gesandten Diener berichtet, die an die Einladung zum Hochzeitsmahl erinnern sollten.
– Hier begegnen wir aber keiner Erwähnung betreffs der Tötung des ‘Sohnes’ des Gutsbesitzers, den Jesus in diesem Fall mit dem Namen ‘König’ bezeichnet. Noch mehr, Jesus spricht deutlich, dass Gelegenheit zur Bereitung des großen Festmahles, gerade die Vermählung des Königssohnes gewesen war. Daher konnte Ihn Jesus schwer als den schon früher ‘Getöteten’ darstellen.

(0,2 kB)  Dennoch es scheint keinen Zweifel geben, dass Jesus sowohl beim ersten, wie beim zweiten Gleichnis dieselben grundsätzlichen Aspekte hervorhebt: die Diener, die vom Wirten gesandt werden, werden schmachvoll behandelt und getötet.
– Das Gleichnis Jesu ist einmal mehr Allegorie. Und in Allegorie müssen die gebrauchten Elemente gar nicht im mathematischen Sinn der erfolgenden Wirklichkeit entsprechen. Es scheint also, dass Jesus im Gleichnis vom Hochzeitsmahl gelegentlich der Vermählung des Sohnes, die beiden hier dargestellten Aspekte der Ereignisse unzweideutig verbindet.

(0,2 kB)  Er ist also jener Sohn des Königs, zu dessen Vermählung Gäste eingeladen wurden, deren größter Teil aber die an sie gerichtete Einladung nicht anzunehmen gnädig war.

(0,2 kB)  Zu gleicher Zeit scheint Jesus unzweideutig gerade auf seine Person als eines dieser Königsdiener zu zeigen, die mit der Bitte gesandt wurden, dass sie zum schon bereiteten Hochzeitsmahl kommen. Diese aber haben Ihn schmachvoll behandelt und zuletzt getötet, wodurch sie die an sie gerichtete Einladung verächtlich zurückgewiesen haben.

Der Widerspruch, der bei der so begriffenen Deutung der hier dargestellten Allegorie erscheint, muss keinesfalls als tatsächlicher Widerspruch verstanden werden, wenn wir uns zum Bewusstsein bringen, dass Jesus den Stil der Allegorie anwendet. Denn im Fall einer Allegorie und Metapher, und dasselbe müsste von Gleichnissen gesagt werden, geht es dem Sprechenden um eine bildliche, oder selbst übertragene Darstellung einer bestimmten Ähnlichkeit-in-Unähnlichkeit.

Der Zusammenhang noch weiterer Gleichnisse-Allegorien, die Matthäus anführt, zeugt zweifelsohne, dass Jesus sowohl die eine, wie noch eine andere Eigenschaft seiner Person als Erlösers darstellt. Er ist sowohl Bräutigam, genauer gesagt: Bräutigam-vom-Kreuz, wie jener Gottes Diener, der vom Vater und König gesandt wurde, der aber – um hier Worte des Buches der Weisheit anzuführen – „zu einem ehrlosen Tod verurteilt worden ist, weil es Ihm – wie Er behauptet – Hilfe [von Gott] gewährt wird” (Weish 2,20).

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3. Gefolge der Jungfrauen in Erwartung auf den Bräutigam
(Mt 25,1-13)

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Weiteres Stadium, wann Jesus sich selbst als Bräutigam offenbart, bzw. genauer: er lässt es erahnen, dass Er Bräutigam ist, von dem Er gerade spricht, ist das Gleichnis von ‘klugen und törichten Jungfrauen’ (Mt 25,1-13). Dieses Gleichnis wird allein von Mathäus verzeichnet. Einige seine Elemente können auch bei Lukas gefunden werden, sie gelten aber nur für bestimmte Fragmente dieses Berichtes, das von Matthäus dargestellt wird (s. Lk 12,35).
– Außerdem können noch an anderen Stellen der Evangelien Anknüpfungen gefunden werden an allein schon nur die drei letzten Sätze des Gleichnisses von Matthäus (s. Mt 25,11f. – und Lk 13,25ff.; Mt 25,12 – und Mt 7,23; Mt 25,13 – und Mt 24,42.50; Mk 13,35f.).

Merkwürdig, dass sich auch dieses Gleichnis fast ganz am ‘Ende’ des Grundkerns des Evangeliums befindet. Nach diesem Gleichnis sehen wir nur noch das von Matthäus angeführte Gleichnis Jesu von den Talenten und die Ankündung des Jüngsten Gerichtes. Unmittelbar danach beginnt der Bericht vom Leiden des Herrn.

Aufgrund der Stelle selbst, wo das erwähnte Gleichnis über die auf die Ankunft des Bräutigams wartenden Jungfrauen gesetzt ist, scheint der eindeutige Schluss gefolgert werden können, dass Jesus hier etwas sehr grundsätzliches zu offenbaren vor hat. Er spricht einmal mehr von sich selbst, wobei Er sich aber – auch dieses Mal nur mittelbar, und gleichsam nur ‘am Hintergrund’ zeigt – allerdings deutlich als Bräutigam.

Zur Erinnerung führen wir den Erzählungsfaden dieses Gleichnisses an. Wiederholt können wir auch von vornherein feststellen, dass Jesus hier nicht so sehr ein Gleichnis vorführt, sondern dass seine Erzählung Allegorie ist, d.h. eine in Erzählung ausgeweitete Metapher. Damit hängt sogleich auch die Stellungnahme zusammen, die es zum Verständnis der dargestellten Erzählung anzunehmen gilt.
– Hier die Worte von Matthäus:

„Dann wird es mit dem Himmelreich sein wie mit zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und dem Bräutigam entgegen gingen. Fünf von ihnen waren töricht, und fünf waren klug. Die törichten nahmen ihre Lampen mit, aber kein Öl, die klugen aber nahmen außer den Lampen noch Öl in Krügen mit.
Als nun der Bräutigam lange nicht kam, wurden sie alle müde und schliefen ein. Mitten in der Nacht aber hörte man plötzlich laute Rufe: Der Bräutigam kommt! Geht Ihm entgegen ...” (Mt 25,1-6).

Das Ziel, das von diesem Gleichnis angestrebt wird, zeichnet sich vor den Zuhörern deutlich ab. Es geht um die ständige Wachsamkeit und Bereitschaft auf das definitive Ankommen des Jungen Mannes – des Bräutigams, am Tag des Jüngsten Gerichtes, d.h. in der Stunde der Parusie Jesu.

Das Gleichnis knüpft an sich an die damals angenommenen Hochzeitsgewohnheiten an. Vor dem Eingehen des eigentlichen Ehe-Bundes hat es für das Junge Paar eine feierliche Verlobung gegeben. Es geschah bei der Verlobungszeremonie, bei der für den Jungen Mann und die Junge Frau die öffentliche Verlobungszeit begonnen hat. In etwa einem Jahr darauf wurde die Ehe selbst geschlossen, wonach das Hochzeitsmahl stattfand.
– Am Abend, d.i. am Vorabend der Vermählung, kam der Bräutigam und führte die Braut feierlich in sein Haus über. Die bei ihr versammelten Gäste mussten offenbar damit zählen, dass der Bräutigam nicht pünktlich ankommen kann, weil die Vorbereitungen zur Hochzeit in seinem Haus mehr Zeit benötigt haben.

Der ganze vorangehende und nachfolgende Zusammenhang des erörterten Gleichnisses von den Jungfrauen, die auf den Bräutigam warteten, steht im Klima der Belehrungen Jesu bezüglich der letzten Erfüllung des Reichs Gottes auf Erden am Tag seiner Wiederkunft – dieses Mal zur definitiven Abrechnung aller Erlösten und eines jeden einzelnen Menschen. Entscheidendes Merkmal, von dem das Dasein an der Seite der Erlösten oder Verdammten abhängig sein wird, wird die Aufschließung für die Früchte seiner Erlösung sein, bzw. ihre Zurückweisung.

Es ist unmöglich, neben Jesus gleichgültig vorbeizukommen. Man muss sich ‘für’ den Erlöser, oder auch ‘gegen’ Ihn erklären. Davon wird es abhängen, ob sich jemand an der Seite dieser, die „ihr von Meinem Vater gesegnet seid” einfinden wird, oder auf der Seite der Un-barmherzigen, die gerade deswegen, weil sie Werke der Barmherzigkeit nicht geübt haben, sich selbst von Gottes Barmherzigkeit ausgeschlossen haben und „in die ewige Pein weggehen” (Mt 25,34.45) werden.

Um zur unentbehrlichen Wachsamkeit auf seine Wiederkunft am Letzten Tag in seinen vielfältigen Aktualisierungen anzuregen (im individuellen Ausmaß gilt es für die biologische Beendung seines irdischen Lebens), spricht Jesus von Zeichen, die der Stunde seiner Parusie vorangehen werden. Es erfolgt die Zerstörung des Tempels in Jerusalem (Mt 24,2), es kommt zu Verfolgungen seiner Jünger, „die Liebe erkaltet bei vielen”, zugleich aber wird „dieses Evangelium vom Reich in der ganzen Welt verkündet werden zum Zeugnis für alle Völker” (Mt 24,9-14).
– Selbst aber die Stunde der Wiederkunft des Menschensohnes bleibt verborgen (Mt 24,36). Daher das Wort Jesu von der ständigen Wachsamkeit:

„Wacht also, denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt.
Das aber seht ein: Wenn der Hausherr wüsste, in welcher Stunde der Nacht der Dieb ankommt,
so würde er wachen und nicht in sein Haus einbrechen lassen.
Darum seid auch ihr bereit, denn der Menschen-Sohn kommt zu einer Stunde,
wo ihr es nicht vermutet” (Mt 24,42ff.).

In solchen Zusammenhang ist das Gleichnis von der sich verspätenden Ankunft des Bräutigams eingeschlossen, um die Junge Frau in sein Haus herüberzuführen und sie unwiderruflich als Ehefrau anzunehmen.

Der Nachdruck auf die ständige Bereitschaft, dem Bräutigam jederzeit begegnen zu können, betrifft zweifelsohne die treue Haltung, um „das Wort Gottes zu hören und es zu befolgen” (vgl. Lk 8,21). Im Gespräch mit dem reichen Jungen Mann hat Jesus denselben Inhalt in andere Worte geschmiedet:

„Wenn du aber das Leben erlangen willst,
halte die Gebote ...” (Mt 19,17).

Mit theologischer Sprache müsste man solche Haltung eines wahrhaften Jüngers Christi als wachsames Verharren im Zustand der heiligmachenden Gnade bezeichnen.
– Falls jemand trotz allem der Versuchung erliegen sollte und hinfällt, soll man sofort aufstehen, mit der Sünde abbrechen und sich an den Erlöser mit der Bitte um Vergebung wenden. Gerade dazu hat Jesus ein besonderes Sakrament gegründet, das Er der von Ihm gegründeten Kirche anvertraut hat. Zugleich hat Er seine Apostel und ihre rechtmäßigen Nachfolger mit der Macht ausgestattet, dass sie die Schätze der Erlösung ausspenden – in diesem Fall über das Sakrament der Versöhnung-Vergebung (vgl. Joh 20,22f.; Mt 16,18f.).

Im Fall des erörterten Gleichnisses, das deutlich in das Klima der freudigen Erwartung auf die Ankunft des Bräutigams einführt, wie auch zur Anteilnahme sowohl an der gleich danach zu erfolgenden Vermählungsfeier bereiten soll, wie am bereiteten Hochzeichtsmahl, sind wir uns zugleich von vornherein bewusst, dass Jesus hier von keiner gewöhnlichen Hochzeit im menschlichen Sinn dieses Wortes spricht.


Die hier vorkommenden Jungfrauen teilt Jesus in zwei Kategorien ein. Er spricht von klugen Jungfrauen – und den törichten.
– Diese zweiten geben sich keine Mühe, über den Sinn ihrer Zugehörigkeit in jenem auserwählten Kreis nachzudenken, noch über die weitere Perspektive ihrer Lebensausrichtung. Jesus stellt diesen Gedanken ausführlicher dar, indem Er einen Dialog inszenisiert, der sich zwischen den Jungfrauen ausgelöst hat, als sie vom Schlaf geweckt, ihre erlöschenden Lampen in Ordnung bringen wollten.

Diese Jungfrauen, die sich vom Leben ‘hinreißen’ ließen, wie es eben fließt, indem sie sich für jede sich bietende Annehmlichkeit offen gefunden haben – in diesem Fall auf die Einladung zur Hochzeitsfeier, bei der die Haltung des Nutznießens vom Leben befriedigt werden kann, ohne sich um die Verantwortung für die Benutzung zeitweiser Freuden gekümmert zu haben, fanden sich auf einmal genötigt, das fehlende ‘Öl’ in der Nachzeit zu kaufen, wenn alle Läden offenbar geschlossen sind.
– Die klugen Jungfrauen sind mittlerweile in das Hochzeitshaus eingetroffen und die Türen wurden geschlossen (Mt 25,10). Jetzt sind auch diese anderen Jungfrauen angekommen, die sich früher keine Mühe gegeben haben, über die Bedingungen der Anteilhabe am bereiteten Hochzeitsmahl klug nachzudenken. Sie begannen, an der Tür zu rütteln und riefen:

„... ‘Herr, Herr, mach uns auf’.
Er aber [der Bräutigam: Jesus] antwortete und sprach:
Wahrlich, Ich sage euch: Ich kenne euch nicht’ ...” (Mt 25,11f.).


Derselbe Matthäus führt in seinem Evangelium schon früher inhaltlich ähnliche Worte an, in denen Jesus ebenfalls von Voraussetzungen spricht, in das Reich des Himmels tatsächlich eintreten zu können. Diese Worte gehen dieses Mal eindringender ins Einzelne über, sie klingen auch mehr entschieden, als die Endworte des Gleichnisses von den klugen und törichten Jungfrauen. Hier dieses frühere Fragment von Matthäus:

„Nicht jeder, der zu Mir sagt:
Herr, Herr’, wird in das Himmelreich eingehen,
sondern wer den Willen Meines Vaters tut, der im Himmel ist.
Viele werden an jenem Tag zu Mir sagen:
Herr, Herr, haben wir nicht geweissagt in Deinem Namen,
in Deinem Namen Dämonen ausgetrieben
und in Deinem Namen viele Wunder gewirkt’?
Dann werde Ich zu ihnen sagen:
Ich habe euch nie gekannt. Hinweg von Mir, ihr Übeltäter’ ...” (Mt 7,21ff.).

Ähnlich lautende Worte Jesu führt in seinem Evangelium auch Lukas an. Es ist ersichtlich, dass Jesus ähnliche Bilder wohl bei verschiedenen Gelegenheiten angewandt hat. Ziel dieser Belehrungen war jedesmalig die dringende Ermutigung sowohl zur Wahl des Lebens in Übereinstimmung mit den Geboten Gottes, wie auch zum Verharren in der einmal gewählten Haltung unabhängig von Schwierigkeiten, die das Verharren in Treue zur einmal Christus ‘gelobenen’ Liebe abschwächen könnten:

Hier die Worte vom Evangelium des Hl. Lukas:

„... Müht euch darum, durch die enge Pforte einzugehen!
Denn viele, sage Ich euch, werden hineinzukommen suchen und es nicht vermögen.
Wenn der Herr des Hauses sich erhoben und die Türe geschlossen hat
und ihr draußen steht und an die Türe zu klopfen beginnt und zu sagen:
Herr, mach uns auf’, so wird Er euch antworten: ‘Ich weiß von euch nicht, woher ihr seid’.
Dann werdet ihr anfangen zu sagen:
Wir haben vor Deinen Augen gegessen und getrunken,
und auf unseren Straßen hast Du gelehrt
’.
Und Er wird euch sagen:
Ich weiß nicht, woher ihr seid. Hinweg von Mir alle, ihr Übeltäter’.
Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein, wenn ihr Abraham und Isaak und Jakob
und alle Propheten im Reiche Gottes sehen werdet, euch selbst aber hinausgestoßen ...”.
(Lk 13,24-28).

Jesus strebt zweifelsohne nicht danach, die Bedingungen des Eintritts in das „Haus des Vaters” (vgl. J 14,2f.) als Schrecken zu zeigen. Zugleich aber hebt er die Notwendigkeit hervor, die Gebote Gottes in der Tat ins Leben umzusetzen.

Es ist merkenswert, dass Titel, der zum Eintritt in das Himmelsreich berechtigte, nicht einmal das „Herauswerfen der Bösen Geister in Kraft [Jesu] ... Namens” darstellt (Mt 7,22), noch das „Essen und Trinken [zusammen mit Jesus](Lk 13,26).
Das kann Anspielung an unwürdiges Herantreten zum Sakrament der Eucharistie, eventuell des sündhaft gespendeten Sakraments der Heiligen Beichte sein. Der Hl. Paulus schreibt nicht umsonst:

„... Wer also unwürdig von dem Brot isst oder aus dem Kelch des Herrn trinkt,
macht sich schuldig am Leib und Blut des Herrn.
Jeder soll sich selbst prüfen; erst dann soll er von dem Brot essen und aus dem Kelch trinken.
Denn wer davon isst und trinkt, ohne zu bedenken, dass es der Leib des Herrn ist,
der zieht sich das Gericht zu, indem er isst und trinkt ...” (1 Kor 11,27ff.).

Jesus ist nicht gekommen um die Welt zu richten und sie zu verdammnen, sondern Er will sie – gemäß dem Willen seines Vaters – erlösen (vgl. Joh 3,17). Diese, die sich entscheiden in Jesu Fußstapfen zu treten, führen sein Wort ins Leben ein, das schwierig sein kann, allerdings in seinen Früchten voller Freude ist und die Gewissheit auslöst, sich unter den Eingeladenen zu seiner Vermählung mit der ‘Tochter Jerusalem’ gefunden zu haben – nicht als Wirklichkeit, die in trauriger Niedergeschlagenheit erlebt werden sollte, sondern Teilnahme an der angekündigten Gabe der Erlösung darstellt :

„... Wenn einer Mir nachfolgen will, so verleugne er sich selbst,
nehme sein Kreuz auf sich und folge Mir nach.
Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren.
Wer aber sein Leben verliert um Meinetwillen, der wird es finden ...” (Mt 16,24f.).

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Die Elefanten lieben es meistens zusammen zu wandern. Dabei pflegen sie aber auch zu gleicher Zeit alles gemeinsam zu zertrampeln, was ihnen am Weg zum Hindernis werden könnte.

Wenn auch die Voraussetzungen, am Hochzeits-Mahl teilnehmen zu können, strenge zu sein scheinen und ständige Wachsamkeit fordern, samt der fortwährend bestätigten, einmal gefällten Wahl ‘für’ diesen – solchen Bräutigam: den Sohn des Königs, geht die Entscheidung nach Verharren bei dieser Haltung mit dem Bewusstsein einher, es handelt sich hier nicht um trügerische Freude, den Anteil am Hochzeitsmahl mit Jesus, dem Bräutigam-vom-Kreuz gefunden zu haben.

Durch sein Erlösungs-Opfer auf dem Kreuz hat Jesus das „Haus des Vaters” (vgl. Joh 14,2f.) im wörtlichsten Sinn mit seinem Kreuz geöffnet, wonach Er von den Toten auferstanden ist und jetzt jeden der Erlösten zu seiner Hochzeit einlädt:

„Halleluja! Denn der Herr, unser Gott, der Allherrscher, hat die Königsherrschaft angetreten.
Lasst uns jubeln und fröhlich sein und Ihm Ehre geben,
denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und seine Gemahlin hat sich bereit gemacht.
Sie durfte sich kleiden in strahlend reines Leinen ...
Selig, wer zum Hochzeichtsmahl des Lammes eingeladen ist” (Offb 19,6-9).


Das besprochene ‘Gleichnis’ ist – wie ersichtlich – nicht so sehr ‘Gleichnis’, d.h. allein eine ausführlicher dargestellte Angleichung-Ähnlichkeit, sondern eine große Allegorie. Das bedeutet also, dass es unter den angewandten symbolischen Bildern eine andere Wirklichkeit: nicht diese wörtliche, zu erblicken gilt.
– Zugleich aber wird nur allzu deutlich auf den Schlüssel hingewiesen, der es erlaubt, die angewandten Symbole richtig zu verstehen. Solcher Schlüssel wird nämlich vom unmittelbaren Zusammenhang der Erzählung nahe gebracht.
– Übrigens erhellt er aufgrund des weiteren Zusammenhanges der Gesamtheit der Heiligen Schrift, darunter vor allem der Schriften des Neuen Testamentes. Wir bemerken nämlich die unabänderlich zuengst miteinander zusammengeflochtenen zwei Motive:

(0,39 kB)  Der im Gleichnis erwähnte Junge Ehemann, d.h. der Bräutigam, der sich mit seiner Erwählten vermählt, ist Jesus selbst. Alles was Jesus von jenem ‘Jungen Mann’ in dritter Person aussagt, sagt Er von sich Selbst, nur dass Er die Sprache der Allegorie anwendet. Er ist dieser ‘Junge Mann: der Bräutigam’, den die Jungfrauen des Hochzeitsgefolges im Klima der Hochzeitsfreude mit angezündeten Lampen in Händen begleiten können und es sollen.
– Obwohl Jesus nicht auf Rede über sich selbst in erster Person übergeht, lassen seine Worte keinen Zweifel zu. Einmal mehr führt Jesus zu diesem Punkt herbei, dass vom dargestellten ‘Gleichnis’ ein spontan sich aufschiebender Schluss herausgezogen werden soll: dass eben Er dieser Junge Mann – der Bräutigam, ist, dem die Jungfrauen des Hochzeitsgefolges entgegen gehen sollen.
– Er ist es zugleich jener Sohn vom früher besprochenen Gleichnis, dem der König – Gott der Vater, die Hochzeit bereitet hat (nach Mt 22,1-14), von dem in beiden Gleichnissen geredet wird.

(0,38 kB)  Der Zusammenhang des Gleichnisses bringt aber nicht minder deutlich einen noch zweiten Gedankenfaden nahe, auch wenn er gerade in diesem Gleichnis: von den Jungfrauen des Hochzeitsgefolges, nicht deutlich erwähnt wird. Wir heben beständig hervor, dass das, was Jesus als ‘Gleichnis’ bezeichnet, eigentlich Allegorie darstellt.

Die in ihm angewandten Symbole betreffen eine andere, weitaus tiefere Wirklichkeit. Diese wird vom ganzen näheren und weiteren Zusammenhang des Auftritts Jesu dargestellt. Es besteht kein Zweifel, dass Jesus keine ‘Märchen’ erzählt, um einen Kinderkreis zu amüsieren.
– Matthäus setzt dieses ‘Gleichnis’ und diese Allegorie zugleich ganz dicht vor seinen Bericht über die Passion Christi. Der ‘Junge Mann’, also der Bräutigam, den das Hochzeitsgefolge begleiten kann, hat selbst noch eine Probe der Liebe zu seiner Erwählten, d.h. zu seiner über das eigene Leben Geliebten Braut vor sich, die es durchzumachen gilt: Er muss die Probe-der-Liebe-vom-Kreuz bestehen. Er besteht sie auch tatsächlich.
– Ein wenig früher hat Jesus, der im erörterten Gleichnis von sich als dem „Jungen Mann”: dem Bräutigam spricht, ungemein ernste Worte angewandt, die seine Sendung bestimmen. Er ist sich bewusst, dass Er in die Welt der Menschen nicht zum Spaß gekommen ist, sondern um „Lösegeld” (Mt 20,28) zu werden – „für das Leben der Welt” (Joh 6,51):

„... Denn auch der Menschen-Sohn ist nicht gekommen,
um Sich dienen zu lassen,
sondern um zu dienen
und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele” (Mt 20,28).

Da braucht man sich nicht wundern, dass wenn die erwartete Stunde des Hochzeits-Mahles ankommt und alle den Platz am bereiteten Tisch nehmen – im Sinn der Anteilnahme an selber Liebe und selben Leben, werden sich zur Verwunderung der Eingeladenen die Rollen des Herrn und der Diener völlig umtauschen.

Darüber schreibt Lukas. Er führt die Worte Jesu an, die vielleicht in ein wenig anderen Umständen gesagt wurden, dennoch ebenfalls das Hochzeits-Mahl betreffen. Die Worte Jesu werden aber in diesem Fall die Lage betreffen, wenn der Junge Ehemann: der Bräutigam, von seinem Hochzeitsmahl schon zurückgekehrt ist. Gesegnet sind dann diese Diener, die auf ihren Posten treu geblieben sind. Gerade diesen Dienern bereitet jetzt der Junge Ehemann ein Mahl und bedient sie selbst. Es handelt sich offenbar ständig um den Menschen-Sohn selbst, Jesus Christus:

„Eure Lenden seien umgürtet und eure Lampen brennend. Ihr sollt Menschen gleichen, die ihren Herrn erwarten, wenn Er von der Hochzeit zurückkehrt, damit sie Ihm sogleich auftun, wenn Er kommt und anklopft. Selig jene Knechte, die der Herr bei seiner Ankunft wachend findet.
– Wahrlich, Ich sage euch: Er wird sich umgürten, sie zu Tische liegen lassen, und umhergehen, sie zu bedienen.
Und wenn Er in der zweiten oder dritten Nachtwache kommt und sie so findet, selig sind sie ...” (Lk 12,35-38).

Auch hier wird mit keinem Wort angedeutet, dass dieser Junge Mann: der Bräutigam, noch die tödliche Probe auf die Qualität der menschlichen und Gottes Liebe zu seiner Braut bestehen soll. Und doch auch Lukas stellt das Leiden des Menschen-Sohnes dar. Dieses Leiden wird zum Preis des Lösegeldes, das Jesus zur ‘Erwerbung’ seiner Ehefrau-der-Braut hinlegt.
– Dieser Preis wird zugleich zu eigenartiger ‘Vermählungs-Mitgift’, die der Bräutigam bei der Erwerbung jener seinen Geliebten: des Volks Gottes des Neuen und Ewigen Bundes „in Meinem Blut, das für euch vergossen wird” (Lk 22,20) – mitbringt.

Dennoch der Zusammenhang auch des Lukas-Evangeliums ist eindeutig. Das Erlösungsleiden stellt in allen von Jesus gebrauchten Bildern und Gleichnissen den fortbeständig zugegenden Hintergrund jeder seiner Aussage dar. Die Teilnehmer der Lehrauftritte Jesu konnten sich dessen unmöglich nicht bewusst bleiben.

Man kann offensichtlich verstehen, dass das Bewusstsein der Jünger bezüglich dieser Hinsicht: des in Kürze Jesus erwartenden seines Leidens, sich in dieser Stunde, die sie gerade erlebten, nicht allzu deutlich in den Vordergrund geschoben hat. Die Apostel waren sich zwar jeden Tag klarer bewusst, dass die Auftretungen ihres Meisters entschieden immer mehr riskant werden, was seine Sicherheit angeht. Sie haben vortrefflich den zunehmenden Widerspruch vonseiten der höheren Schichten der damaligen Jüdischen Gesellschaft gegen seine Person verspürt.
– Es war unvermeidlich, dass auch ihnen selbst begründete Befürchtungen aufkommen mussten, was ihre eigene Sicherheit als der allernächsten Gefährten Jesu angeht.

Dennoch sie ließen sich wohl von der Stimmung des Enthusiasmus und Begeisterung hinreißen lassen, mit der vor allem die schlichten Leute Ihren Meister umgeben haben. Die Evangelisten selbst betonen unzweideutig, dass der Gedanke um seinen gewaltigen Tod – dazu den Kreuzestod, den Jesus immer häufiger erwähnte, an ihre Geisteshaltung nicht gelangte.
– Deutlich wird das von Lukas erwähnt – dem Arzt und gewiss einem guten Psychologen:

„Doch die Zwölf verstanden das alles nicht.
Der Sinn der Worte war ihnen verschlossen, und sie begriffen nicht, was Er sagte” (Lk 18,34).

Es soll also angenommen werden, dass die Anspielungen Jesu an die Ihn erwartenden Folter und die Passion vorläufig vor allem in die Tiefe des Unterbewusstseins der Jünger untersanken. Die ganzheitliche Sicht und die innere Verbundenheit sowohl der Ereignisse, wie der Worte Jesu und der von ihnen zu folgernden Schlüsse erreichen sie im Grund genommen erst nach dem Erlösungs-Tod des Menschen-Sohnes, oder eher nach seiner Auferstehung von den Toten und der Sendung des Heiligen Geistes. Er ist es, der Heilige Geist, der die Jünger Christi und die ganze Kirche in das immer tiefere Verständnis der Wahrheit der Offenbarung intensiv einführen wird.
– Erst dann werden sie allmählich verstehen, was die wiederkehrenden Worte Jesu vom Hochzeits-Mahl, aber auch von dieser ‘Bedienung’ vonseiten des Menschen-Sohnes bedeuten sollen, der nämlich „... nicht gekommen ist, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele” (Mt 20,28; Mk 10,45). Erst so verstehen sie allmählich, dass Jesus tatsächlich Bräutigam ist – allerdings Bräutigam-vom-Kreuz!

Man kann leicht bemerken, dass das erwähnte immer tiefere ‘Verständnis’ des Geheimnisses Christi als Bräutigams-vom-Kreuz sich auf alle Jahrhunderte der Kirchen-Geschichte ausdehnen wird. Obwohl dieses Geheimnis vortrefflich u.a. vom Hl. Paulus erfasst und zum Ausdruck gebracht wurde (Eph 5,21-33; s. unsere weiteren Erwägungen darüber), hat doch dieses Verständnis, wie es scheint, ganze Jahrhunderte hindurch ein in gewissem Maß ‘latentes’  Leben geführt.
– Es wurde von neuem von Johannes Paul II. in seinen vielen Dokumenten herausgeholt. Dieses Geheimnis bleibt aber weiter unergründetes Geheimnis der Liebe Gottes zum Menschen: Mann und Frau. Gott hat sein Lebendiges Ebenbild wirklich nach dem Bild der Vereinigung in einem Eins-in-selber-Liebe und im-selben-Leben geliebt, wie es in der Ehe zwischen Mann und Frau stattfindet.

Berührungspunkt ist hier aber immer dieses eine: Jesus ist Bräutigam-vom-Kreuz. Hier vermählt sich Jesus mit seiner Braut. Er vermählt sich, indem Er sich selbst bis zum eigenen Tod dahingibt – um sie heilig und unbefleckt in Gottes Angesicht zu formen (vgl. Eph 5,27).

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B.   UNMITTELBARE OFFENBARUNG SEINES SELBST ALS BRÄUTIGAMS

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Wir befinden uns weiter auf der Stufe der Nachsuchungen nach Bibelstellen – dieses Mal in Evangelien, an denen von Jesus als vom ‘Bräutigam’ gesprochen wird. Es geht selbstverständlich um die Bedeutung, wie sie mit dieser Bezeichnung die Offenbarung Gottes als Wahrheit-Treue der einmal dem Menschen: Mann und Frau angebotenen Kommunion im selben Leben und in selber Liebe verbunden wird.

Dieses Mal stehen wir vor zwei Stellen, in denen die Evangelien über Jesus sich direkt als dem ‘Bräutigam’ ausdrücken.
– Im ersten Fall geht es um das Zeugnis, das Johannes der Täufer von Jesus, seinem nächsten Verwandten, abgelegt hat (Joh 2,29).
– An anderer Stelle bestätigt Jesus selbst solche seine Identität: als ‘Bräutigams’. Das selbst-offenbarende Zeugnis Jesu erscheint dann in Antwort auf die Anfrage, die Ihm von Jüngern Johannes des Täufers gestellt wurde (Mt 9,15).
– Es gehört sich diesen beiden Texten ein wenig Aufmerksamkeit zu widmen.

1. Johannes der Täufer von seinem Erhabenen Verwandten:
Jesus, dem Sohn Gottes

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a. Umstände des von Johannes
dem Täufer abgelegten Zeugnisses
von Jesus

Gleich nach dem Bericht über das Nachtgespräch Jesu mit dem ‘Hoch-Angestellten’ (Joh 3,1) Nikodemus schreibt Johannes der Evangelist vom charakteristischen Streit, zu dem es zwischen den Jüngern von Johannes dem Täufer – und den Jüngern Jesu gekommen ist. Sowohl Johannes der Täufer, wie Jesus befanden sich damals gerade in enger geographischer Nähe am Jordan in Judäa.

Erstes Zeugnis: Jesus – Lamm Gottes

Die Jünger Johannes des Täufers haben die Worte des Zeugnisses, die ihr Meister – Johannes der Täufer, vor so kurzem von Jesus gegeben hat, als dieser an ihm an diesen Tag vorbeigekommen ist, in ihrem Gedächtnis gut behalten :

„... ‘Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt. – Dieser ist es, von Dem ich gesagt habe: Nach mir kommt einer, der mir voraus ist, weil Er vor mir war. Auch ich kannte Ihn nicht. Aber damit Israel offenbar würde, deshalb kam ich und taufte mit Wasser’.
Johannes bezeugte und sprach: ‘Ich sah den Geist herabsteigen wie eine Taube vom Himmel, und er blieb auf ihm. Auch ich kannte Ihn nicht. Aber der mich gesandt hat, um mit Wasser zu taufen, der sagte zu mir: ‘Auf Wen du den Geist herabsteigen und auf Ihm bleiben siehst, dieser ist es, der mit dem Heiligen Geist tauft’.
Ich habe gesehen und ich bezeuge: Er ist der Sohn Gottes” (Joh 1,29-34).

Die Jünger Johannes – und Jesu sind aufeinander zusammengestoßen. Es löste sich eine gegenseitige Auseinandersetzung heraus „über die Frage der Reinheit” (Joh 3,25). Johannes der Evangelist übermittelt keine genaue Einzelheiten jener Diskussion. Letztlich ging es wahrscheinlich eher um die menschliche Rücksicht der unternommenen Wort-Streitigkeiten.

Die Jünger Johannes des Täufers haben sofort bemerkt, dass die Worte des Zeugnisses ihres Ehrwürdigen, asketischen Meisters, der für seinen Mut bald von Herodes Antipas verhaftet werden wird [er war Sohn von Herodes dem Großen; nach der Entfernung seiner Frau heiratete der die Herodias, die Ehefrau seines Bruders Philippus], diese Folge gewirkt haben, dass die Leute von ihm abzufließen begannen, um auf die Seite Jesu zu übergehen. Sie fanden sich damit beunruhigt und wussten selbst nicht, nach wem sie sich also erklären sollten.
– Zu Jesus kamen vor allem viele Junge Leute, die für tiefere Lebensideale aufgeschlossen waren. Bisher sammelten sie sich um den rohen Propheten der Wüste, der „die Taufe der Umkehr zur Vergebung der Sünden” (Lk 3,3) verkündete und Menschenscharen mit seiner Radikalität faszinierte:

„Ihr Schlangenbrut, wer hat euch denn gelehrt, dass ihr dem kommenden Gericht entrinnen könnt? Bringt Früchte hervor, die eure Umkehr zeigen. Und fangt nicht an zu sagen: Wir haben ja Abraham zum Vater. Denn ich sage euch:
Gott kann aus diesen Steinen Kinder Abrahams machen.
Schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt. Jeder Baum, der keine gute Frucht hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen ...” (Lk 3,7ff.).

Unter denen, die auf solche Weise zum Kreis der Jünger Jesu übergekommen sind, hat sich u.a. der künftige Johannes der Evangelist und Andreas, der Bruder von Simon Petrus gefunden (Joh 1,40). Es könnte gesagt werden, dass auf die Seite Jesu die bisherige geistige Elite von Johannes dem Täufer übergegangen ist.

Kein Wunder, dass das einerseits eine Reagenz von Wehmut geweckt hat, und anderseits einer ... sehr menschlichen, nicht ruhmvollen Eifersuchtsempfindung wegen der immer geringer werdenden Beliebtheit Johannes des Täufers, und des zunehmenden Einflusses Jesu.

Die Jünger Johannes de Täufers kamen zu ihrem Meister hinsichtlich der Taufe – dieser seinen, also Johannes des Täufers, und der Taufe, die die Jünger Jesu erteilten. Sie beklagten sich bei Johannes:

„... Rabbi, Der bei dir war jenseits des Jordans,
für den du Zeugnis abgelegt hast, siehe, dieser tauft,
und alle kommen zu Ihm ...” (Joh 3,26).

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b. Die Johannes gewährte Gewissheit der Wahrheit der Offenbarung

Johannes der Täufer konnte unmöglich nicht den tiefschneidend empfundenen Fall seiner bisherigen ‘Popularität’ bemerken. Auch bei ihm erschienen wohl Reagenzen einer eigenartigen Wehmut, die mit dieser Tatsache zusammenhing. Angesichts der Frage zu so wesentlichem Thema, das strikt mit dem Sinn seiner weiteren Tätigkeit verbunden war, und vor allem mit dem Sinn, für viele edle Personen, die sich seiner geistigen Führung unterzogen haben, weiter als ‘Geistiger Vater’ zu gelten, offenbart er jetzt die Gipfelhöhen seiner inneren Formung und seines Anblicks, den er in Gott selbst gelegt hatte – mit echtem Strich über die Suche nach eigener Selbstzufriedenheit.

Zweites Zeugnis von Johannes: Jesus Messias-Lamm-Bräutigam

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Dieser Knabe möchte sein geliebtes Tierchen nicht loslassen, sondern drückt es an seine Wange, trotzdem es jemanden gibt, der ihm dieses Tier entreißen möchte ...

Johannes bekennt vor den bei ihm noch übrig gebliebenen Jüngern in längerer Ausführung:

(a) „Johannes [Johannes der Täufer] antwortete:
‘Kein Mensch kann sich etwas nehmen, wenn es ihm nicht vom Himmel gegeben ist. Ihr selbst könnt mir bezeugen, dass ich gesagt habe:
Ich bin nicht der Messias, sondern nur ein Gesandter, der Ihm vorausgeht.
– Wer die Braut hat, ist der Bräutigam.
Der Freund des Bräutigams aber, der dabei steht und Ihn hört,
freut sich über die Stimme des Bräutigams.
Diese meine Freude ist jetzt in Erfüllung gegangen.
Er muss wachsen, ich aber muss kleiner werden” (Joh 3,27-30).

(b) „Wer von oben kommt, steht über allen. Wer von der Erde stammt, ist irdisch und redet irdisch.
Er, der aus dem Himmel kommt, steht über allen.
Was Er gesehen und gehört hat, bezeugt Er, doch niemand nimmt sein Zeugnis an.
Wer sein Zeugnis annimmt, beglaubigt, dass Gott wahrhaftig ist.
Denn Der, den Gott gesandt hat, spricht die Worte Gottes, denn Er gibt den Geist ohne Maß.
– Der Vater liebt den Sohn und hat alles in seine Hand gegeben.
Wer an den Sohn glaubt, hat das ewige Leben.
Wer aber dem Sohn nicht gehorcht, wird das Leben nicht sehen,
sondern Gottes Zorn bleibt auf ihm” (Joh 3,31-36).

Das Gesamte der angeführten Fragments (Joh 3,27-36) ist Ausdruck einer theologischen Tiefe der Wahrheit der Offenbarung Gottes. Es ist nicht ausgeschlossen, dass der Abschnitt: Joh 3,31-36 [hier vermerkt als ‘b’] eine mächtige theologische Synthese des Gesamten dieses Evangeliums darstellt – als eigenartigen theologischen Kommentars Johannes des Evangelisten, also nicht von Johannes dem Täufer.
– Johannes der Apostel schreibt sein Evangelium von der Perspektive aus ein paar Jahrzehnte nach dem Erlösungs-Tod Jesu Christi, wann ihre Verkündigung in ganzer damaligen Welt schon Tatsache geworden war und die Jünger Christi schon stark in eigenem Blut gebadet waren, das sie „um des Namens Jesu willen” vergossen haben. Sein Evangelium schrieb er als der letzte noch lebende Apostel Jesu Christi.
– Diesen zweiten Abschnitt des angeführten Fragmentes werden wir im Grund genommen nicht näher betrachten.

Wir sind dagegen lebendig mit dem ersten Abschnitt der hier angeführten Aussage einbenommen (Joh 3,27-30; hier unter ‘a’). Es sind Worte, die der Autor des Evangeliums in den Mund Johannes des Täufers legt, der mit Jesus verwandt war [schwer genauer zu sagen, um welchen Grad der Verwandtschaft es hier geht. Allerdings Maria musste die Elisabeth, die Mutter von Johannes des Täufers, sehr lieben, wenn sie voller Freude die etwa 150 km Entfernung zwischen Nazaret und Ain Karin besiegt hatte: Lk 1,39].
– Johannes beruft sich in Antwort auf die Frage seiner Jünger auf Gottes Offenbarung, die offensichtlich an ihn immer wieder herangekommen war. Den Inhalt dieser Aussage, die er hier darstellt, würde er von allein nicht ersinnen können. Sie überragte alle menschlichen Erahnungen.

Schon die früheren Worte Johannes des Täufers waren Zeugnis um die Gewissheit der Wahrheit der Offenbarung. Sie waren Frucht der besonderen Erkenntnis, die von Gottes Seiten Johannes offenbar immer wieder reichlich gewährt wurde.

(0,3 kB)  Das betrifft das Zeugnis, das er von sich selbst gegeben hat, dass er nämlich NICHT der Messias ist, für den ihn viele anerkennen wollten (Joh 1,19-28).
(0,3 kB)  Deutlich auf Gottes Offenbarung beruft sich Johannes der Täufer im unmittelbar danach folgenden Bericht. Er bezeichnet den gerade herankommenden Jesus als „Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünde der Welt” (vgl. Joh 1,29). In diesem Zusammenhang bekennt er zweimal: „Ich kannte Ihn nicht ...” (Joh 1,31.33). Er fügt aber erklärende Worte hinzu, die wir gerade erst oben angeführt haben: (s. ob.: Johannes der Täufer vom Jesus dem Lamm Gottes):

„... Und ich kannte Ihn nicht. Aber damit Israel offenbar würde,
deshalb kam ich und taufte mit Wasser.
Johannes bezeugte und sprach: Ich sah den Geist herabsteigen wie eine Taube vom Himmel, und er blieb auf ihm. Auch ich kannte Ihn nicht. Aber der mich gesandt hat, um mit Wasser zu taufen, der sagte zu mir:
Auf wen du den Geist herabsteigen und auf Ihm bleiben siehst, dieser ist es, der mit dem Heiligen Geist tauft’.
Ich habe gesehen – und ich bezeuge: Er ist der Sohn Gottes” (Joh 1,31-34).

Johannes beruft sich hier auf den sich ihm offenbarenden Gott, der Wahrheit-Treue ist. In diesem Fall ging mit der Offenbarung auf dem Niveau des Verstandes – ein sichtbares Bild einher: „Ich sah den Geist herabsteigen wie eine Taube vom Himmel, und Er blieb auf Ihm” (Joh 1,32). Johannes wusste schon früher – aus Gottes Offenbarung, dass er ein Zeichen bekommt, dank dem er diesen erkennen wird, „der mit dem Heiligen Geist tauft” (Joh 1,33).

Johannes der Täufer selbst taufte mit „Wasser”. Diejenigen, die diese Taufe empfangen haben, haben dabei ihre Sünden bekannt (Mt 3,6).
– Bemerkenswert ist die zweimal stark hervorgehobene Feststellung Johannes des Täufers: „Ich kannte Ihn nicht” (Joh 1,31.33). Dennoch, sie waren miteinander verwandt, trotzdem es uns schwer ist näher zu bestimmen, wie die Stufe ihrer Verwandtschaft war (die Evangelien geben keine näheren diesbezüglichen Daten an).

Johannes der Täufer bezeugt hier mit starker Hervorhebung, dass er das ihm früher von Gott angekündete Zeichen „gesehen” hat. Dieses Zeichen hat sich dieses Mal in Form des „herabsteigenden Geistes kennen gegeben und hat auf Ihm geruht” (Joh 1,33).

Wir können uns den Versuch einer genaueren Nachforschung sparen, ob Johannes der Täufer hier vom Heiligen Geist als der Dritten Person der Allerheiligsten Dreifaltigkeit spricht, oder allein vom ‘Geist’ als Gottes Kraft, ohne sich noch bewusst geworden zu sein, dass hier die Dritte Person der Trinität am Spiel ist. Die Alttestamentliche Offenbarung des inneren Lebens Gottes beschränkte sich auf den Hinweis gleichsam der Ausrichtung, nach der sich die weitere Offenbarung Gottes als Wahrheit-Treue entwickeln wird. Dank dem wurde die Heilige Schrift selbst zu großer Vorbereitung der Trinitären Terminologie, und selbst der insbesonderen Eigenschaften Gottes im Geheimnis seiner Drei Personen.

Das Geheimnis selbst der Dreieinigkeit der Personen desselben Gottes [derselben Gottes Natur] – hat aber Gott im Alten Testament nicht offenbart. Diese Offenbarung vollbringt erst der Fleischgewordene Sohn Gottes. Er teilt dieselbe Gottes Natur zusammen mit dem Vater und dem Heiligen Geist, indem Er sich von ihnen mit seiner gesonderten Person unterscheidet: als Sohn – neben der Person des Vaters und der Person des Heiligen Geistes.

Aus diesem Gesichtspunkt aus sind die weiteren Worte des oben angeführten Zeugnisses Johannes des Täufers sehr markant (s. ob.: Zeugnis Johannes des Täufers von Jesus – Abschnitt ‘b’):

„Wer von oben kommt, steht über allen. Wer von der Erde stammt, ist irdisch und redet irdisch. Er, der aus dem Himmel kommt, steht über allen. Was Er gesehen und gehört hat, bezeugt Er, doch niemand nimmt sein Zeugnis an.
– Wer sein Zeugnis annimmt, beglaubigt, dass Gott wahrhaftig ist. Denn Der, den Gott gesandt hat, spricht die Worte Gottes: denn Er gibt den Geist ohne Maß” (Joh 3,31-36).

Man kann schwer mit Gewissheit sagen, ob es Worte sind, die Johannes der Täufer selbst zu seinen Jüngern gesagt hat in Antwort auf ihre Frage hinsichtlich der Taufe, die er erteilt hat – und der Taufe, die die Jünger Jesu erteilt haben.
– Denn, wie Johannes der Evangelist betont: „... allerdings taufte nicht Jesus selbst, sondern seine Jünger” (Joh 4,2).

Die angeführte Aussage stellt ein Kondensat dar von ‘autobiographischen’ Bekenntnissen Jesu selbst aus der Zeit seiner öffentlichen Tätigkeit, besonders jener, die im Evangelium des Hl. Johannes eingetragen sind. Ausschließlich Er – Jesus, als der „Eingeborene Gott, der im Schoß des Vaters Ist”, ist imstande „von Ihm zu belehren [vom Vater](Joh 1,18b; vgl. Joh 5,19-47; usw.). Denn Jesus ist persönlich und personal sowohl „Wahrer Gott vom Wahren Gott” (Credo), wie auch wahrhafter Mensch. Daher aber ‘enthält’ alles, was Er sagt, nicht nur das Wort Gottes, sondern es IST wahrhaft Gottes Wort: „Denn Der, den Gott gesandt hat, spricht die Worte Gottes” (Joh 3,34; s. DV 24b).

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RE-Lektüre: VI.Teil, 9.Kapitel, ad ‘a’.
Stadniki, 12.VIII.2015.
Tarnów, 4.VI.2022.


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9. Kap. DAS SAKRAMENT DER EHE EINGEPFLANZT
IN DEN BAUM DES LEBENS DES BRÄUTIGAMS-VOM-KREUZ
Lehre uns, Jesu, unser Eins-in-Liebe sakramental zu erleben:
in Ehe und in Familie


Erwägungen des hiesigen Kapitels

A. JESUS DER SICH SELBST ALS BRÄUTIGAM ERAHNEN LÄSST

1. Der vom Vater gesandte – von ‘Seinen’ zurückgewiesene Menschen-Sohn (Mt 21,33-46)

2. Verächtlich behandelte Einladung zum Vermählungs-Mahl des Königs-Sohnes (Mt 22,1-14)

3. Gefolge der Jungfrauen in Erwartung auf den Bräutigam (Mt 25,1-13)

B. UNMITTELBARE OFFENBARUNG SEINER SELBST ALS BRÄUTIGAMS

1. Johannes der Täufer von seinem Erhabenen Verwandten: Jesus, dem Sohn Gottes
a. Umstände des von Johannes dem Täufer abgelegten Zeugnisses von Jesus
Erstes Zeugnis: Jesus – Lamm Gottes
Jesus als Gottes Lamm. Text: Joh 1,29-34
b. Die Johannes gewährte Gewissheit der Wahrheit der Offenbarung
Zweites Zeugnis von Johannes: Jesus Messias-Lamm-Bräutigam
Jesus Messias-Lamm-Bräutigam. Text: Joh 3,27-30
Den Gott gesandt hat, spricht die Worte Gottes. Text: Joh 3,31-36


Bilder-Fotos

Abb.1. Johannes Paul II. - Im Sarg in der Klementiner Kapelle (a)
Abb.2. Johannes Paul II. - Im Sarg in der Klementiner-Kapelle (b)
Abb.3. Junge auf einem Balken im Fluss
Abb.4. Elefantenfamilie in Waldgegend Afrikas
Abb.5. Junge mit einem Geschöpf bei sich