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VERMERK: Abkürzungen zur angeführten Literatur s. Literatur


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E.   UNMITTELBARE ANKNÜPFUNGEN
DER EVANGELIEN AN DIE EHE

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1. Jesus eingeladen zum
Vermählungsfest in Kana in Galiläa

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a. Einladung Mariens zur Hochzeitsfeier
– Einladung Jesu

Der Geliebte Jünger Christi, der Hl. Johannes, selbst ledig, berichtet ganz am Anfang seines Evangeliums von einem weiterem Festmahl, diesmal einem strikt Hochzeitsmahl. Es wäre unverständlich, bei der Erörterung der Ehe als Sakraments der Kirche das Zugegensein Jesu beim Hochzeitsmahl, von dem der Hl. Johannes berichtet, zu übergehen.

Es ist überraschend, dass dieses Ereignis allein vom Hl. Johannes in seinem Evangelium dargestellt wird. Gemäß der Überlieferung, die ab den Anfängen der Geschichte der Kirche anhält, ist sein Evangelium am spätesten entstanden: schon nach dem Tode – nach dem Martyrium – aller übrigen Apostel und Evangelisten. Das bedeutet, dass er in seinem Evangelium nicht selten das ergänzt, was in den schon existierenden übrigen drei Evangelien gefehlt hat: bei Matthäus, Markus, Lukas.

Hier die Umstände, die zum gerade erörterten Ereignis beigetragen haben:

„Am dritten Tag [schwer zu sagen, woran Johannes denkt: die Berufung von Natanael, oder die Entscheidung Jesu, um nach Galiäa zu gehen (Joh 1,43), oder noch was anderes]
fand in Kana in Galiläa eine Hochzeit statt, und die Mutter Jesu war dabei. Auch Jesus und seine Jünger waren zur Hochzeit eingeladen.
– Als der Wein ausging, sagte die Mutter Jesu zu Ihm: ‘Sie haben keinen Wein mehr’ ...” (Joh 2,1ff.).

Wir sehen, Jesus hat keinesfalls ein von der ‘irdischen’ Wirklichkeit entfremdetes Leben geführt. Dasselbe gilt auch für seine Unbefleckte Mutter, Maria.

Man könnte die Frage aufstellen: Wie war die Rolle, die Maria bei dieser Hochzeit gespielt hat? Es ist nicht ausgeschlossen, dass sie u.a. eine sehr gut bewandte Köchin war und guten Bescheid wusste, wie die einzelnen festlichen Gerichte bereitet werden können. Die damaligen Stämme haben es verstanden, sowohl ihren Jungen, wie auch den Mädchen, eine entsprechende Ausbildung zu ermöglichen, trotzdem die Frauen von Teilnahme am öffentlichen Leben deutlich abgeschoben waren.

Sowohl aber Maria, wie auch Josef, und umso mehr die Eltern ihrer beiden, haben das klare Bewusstsein um ihre Davidische Herkunft sorgsam gepflegt. Sie wussten daselbst auch ohne irgendwelchen Zweifel, wohin sie sich in der Zeit der unvergesslichen „dieser Aufzeichnung, die die erste war, bei der alle Bewohner des Reichs aufgezeichnet werden sollten” (vgl. Lk 2,1f.) begeben sollten.

In diesem Moment, an der Schwelle der öffentlichen Tätigkeit Jesu, sehen wir in Evangelien keine Anspielung mehr an Josef: er ist in dieser Zeit schon sehr wahrscheinlich in das „Haus des Vaters” heimgegangen (Joh 14,2).

Maria war ganz sicher kein passiver Tafelgast an diesem Hochzeitsfest – noch nur Zuschauerin, die z.B. an der Tracht der Teilnehmer interessiert wäre, wie die Neuvermählte aussieht, o.dgl. Johannes bezeugt deutlich, dass Maria dauernd mit offenem Auge alles besichtigte und nicht um sich, sondern um die Nächsten bedacht war. Sie hat deutlich den Dienst der „Magd des Herrn” (Lk 1,38) erfüllt, und zugleich deutlich dem „Werk ihres Sohnes” gedient (LG 56; RMa 13).

Maria hat gerade die erste den peinlichen Mangel des Getränks bei den Neu Vermählten bemerkt. Und mehr: sie hat sich mit der Feststellung jenes Mangels nicht befriedigen lassen, sondern hat Schritte ohne Präzedenz unternommen, um diesem Mangel abzuhelfen.

Mittelbar folgt daraus, dass Maria direkt mit Vorbereitung der Gerichte für die Eingeladenen beschäftigt war. Mit anderen Worten, sie hat dort mit ganzer Hingabe in der Küche gearbeitet, jedenfalls sie hat nicht als nur Gast am Tisch gesessen.

Johannes fügt jenes ausgeprägte Wort hinzu: „... die Mutter Jesu war dabei. Auch Jesus und seine Jünger waren zur Hochzeit eingeladene” (Joh 2,1f.). Diese erste eingeladene, oder vielleicht genauer: Gebetene – sehr wahrscheinlich in ihrer Beschaffenheit als ‘Köchin’, war Maria.
– Es ist nicht ausgeschlossen, dass vor allem um Maria willen „auch Jesus und seine Jünger zur Hochzeit eingeladen waren”. In solchem Fall wäre die Einladung Jesu samt seinen Jüngern vor allem Höflichkeitszeichen vonseiten des Jungen Paars.
Vom ‘wirtschaftlich-finanziellen’ Gesichtspunkt aus, bedeutete die zusätzliche Einladung Jesu mit seinen Jüngern gut über zehn weitere Gäste am Tisch ...

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Besonders tief und ergreifend waren die Erlebnisse der Pilgerreise Benedikt XVI. nach Polen (25.-28.V.2006), als er nach Krakow angekommen war, wo er zu Gast im Bischofshaus von Krakow war, an der Franziskaner-Straße 3, in der Residenz seines Großen Vorgängers: Karol Wojtyła. Unverwischliche Spuren ließ nach sich das große Nachtgebet von Samstag auf Sonntag, und dann die Heilige Messe auf der großen Krakauer Wiese am Sonntag, mit der er die Pilgerreise schon fast zu Ende gebracht hatte. Hier das Bild eines kleinen Mädchen mit einer kleinen Papstfahne, einerseits mit dem Bild Benedikt XVI., und anderseits dem Logo der Pilgerreise: Verharrt stark im Glauben.

Es scheint kein Zweifel zu bestehen, dass falls die Jungen Leute Jesus mit der Ihn begleitenden Gruppe seiner Jünger nicht eingeladen hätten, es ihrerseits keine besondere Taktlosigkeit wäre. Jeder musste verstehen: das Bereiten der Gerichte für über zehn weitere Gäste wäre ganz anderes, als nur jemanden einen einzuladen.
– Dennoch, diese Jungen Leute haben deutlich „zu dieser Hochzeit auch Jesus und seine Jünger eingeladen”. Ist es so geschehen einzig deswegen, weil es nicht angebracht wäre, Jesus nicht eingeladen zu haben, wenn die Jungen Leute die Einladung doch deutlich an Maria gerichtet haben – ganz gewiss vor allem als Hilfe in der Küche?

Es scheint, dass die deutliche Einladung vonseiten der Jungen Leute Jesu samt dem Kreis seiner Jünger einen bedeutend tieferen Grund gehabt hat. Einerseits mussten die Jungen Leute gute Bekanntschaft mit der Familie Jesu unterhaltet haben. Von Nazaret zu Kana waren es nur ca. 8 km (es ist das heutige Kafr Kanna, ca. 5 Taus. Einwohner).

Gemäß den Berichten vom Evangelium, Jesus wird in Kana einmal noch ein anderes Wunder wirken, als Er dort wiederholt weilte (Joh 4,46). Es hat Ihn dort der in Kafarnaum wohnende königliche Beamte gefunden. Er bat Jesus, Er möge zu seinem sterbenden Kind kommen und es heilen. Jesus ist aber mit ihm nicht gegangen, sondern hat in ihm einen Akt des Glaubens-Anvertrauens ausgelöst. Der Beamte hat dem Wort Jesu geglaubt. Jesus sagte nämlich: „Gehe hin, dein Kind lebt” (Joh 4,50). Beim Rückweg hat der Beamte von den zu ihm entgegen gehenden Dienern erfahren, dass sein Sohn um diese Stunde heil geworden ist, wann Jesus dieses Wort gesagt hat (Joh 4,51).

Anderseits, in dieser Zeit verbreitete sich offenbar schon blitzschnell die Kunde von den erstaunenden Eigenschaften des Meisters vom unweit liegenden Nazaret. Der bisherige „Zimmermann, der Sohn der Maria und Bruder von Jakobus, Joses, Judas und Simon ...” (Mk 6,3) hat begonnen, öffentlich aufzutreten. Er wanderte von Ort zu Ort und verkündete eine wunderbare Lehre. Es hatte den Anschein, sie wäre gleichbedeutend mit dem Umsturz des bisherigen Begriffs Gottes.

Jesus hat es mittlerweile geschafft in Judäa zu wirken, Er hat zu seinem Kreis Jünger berufen, darunter hat Er manche – diese Zwölf, zu seiner besonderen Nähe gerufen. Diese Berufungen fanden jedes Mal unter ungewöhnlichen Umständen statt.
– Jeden von diesen Zwölf hat Er dabei bei seinem Namen berufen.

Für manche waren die ‘Zeichen’, die Er vollbrachte, ganz anstößig. Genauer gesagt, sie weckten bei ihnen Neid – und Groll allein schon deswegen, weil dieser Jesus, der zuvor nirgends zur Ausbildung war, sie auf einmal zu überragen begann.
– Er hat sich auf einmal mit ungemeiner Macht auszusagen begonnen und fing an mit solcher Autorität aufzutreten, als ob Er ein von Gott gesandter Richter, oder mehr exakt: Gott selbst wäre, vor dem Mose selbst ein Nichts wäre (s. Jesu Bergpredigt: Mt 5f – und seine kräftigen Worte, die den eigentlichen Sinn der Gebote Gottes entscheidend dargestellt haben).

Kein Wunder, dass als Er im Rahmen seiner Apostolischen Wanderungen von neuem in Nazaret erschien und seinen Kommentar zum gerade gelesenen Fragment des Jesaja-Buches mit den Worten begonnen hat: „Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt(Lk 4,21), die Gegenwirkung vonseiten seiner eigenen Landsleute die folgende war:

„... Als die Leute in der Synagoge das hörten, gerieten sie alle in Wut.
Sie sprangen auf und trieben Jesus zur Stadt hinaus,
sie brachten Ihn an den Abhang des Berges, auf dem ihre Stadt erbaut war,
und wollten Ihn hinabstürzen.
Er aber schritt mitten durch die Menge hindurch und ging weg” (Lk 4,28).

Dieses Mal ist Jesus ‘heil davongekommen’. Seine Landsleute selbst konnten sich nicht erklären, wie es eigentlich geworden ist, dass Jesus mitten unter ihnen durchgegangen ist, gleichsam mit unsichtbarer Macht geführt, der sich zu widersetzen niemand imstande war. Dennoch in ihren Herzen hat es von auf einmal gegen Ihn entfachtem Hass gewallt.
– Die einen „gaben Ihm Zeugnis und wunderten sich über die Worte der Gnade die aus seinem Mund hervorgingen” (Lk 4,22).
– Die anderen haben mit Zähnen geknirscht vor Neid, der es nicht vertragen konnte, dass jemand von ihrer Ortschaft den Mut haben könnte, über ihre Köpfe hinauszuragen. Sie stellten sich die Frage auf: „Ist dieser nicht der Sohn Josephs” (Lk 4,22)?

Es ist heute schwer zu sagen, ob die Einladung zu Kana vor jenem dramatischen Ereignis in der Synagoge zu Nazaret stattgefunden hat, oder schon nach ihm. Jedenfalls Jesus hat schon mittlerweile in Judäa gewirkt, wo Er sich der Zeremonie der Taufe Johannes des Täufers unterzogen hat (vgl. Lk 3,21f.), wonach Er von neuem nach Galiläa zurückgekehrt ist und sich u.a. in seine Ort-Synagoge begeben hat (Lk 4,14.16).

Johannes der Evangelist bestätigt, dass Jesus zuerst die Taufe von Johannes dem Täufer in Judäa, auf der anderen Seite des Jordans – gegenüber von Jericho, empfangen hat (Joh 1,29-34). Dort hat Jesus auch seine ersten Jünger berufen (Joh 1,35-51), und begab sich zurzeit in seine Heimatgegend – nach Galiläa zurück (Joh 1,43).

Wir stellen nur einmal mehr fest, dass die Berichte der Evangelien keine Geschichte in faktographischer Aufeinanderfolge der Ereignisse darstellen. Sie sind dagegen prophetische Deutung der erfolgenden Ereignisse, die also danach strebt, den Erlösungs-Sinn der Worte und Zeichen, die vom Sohn Gottes Jesus Christus vollbracht wurden, darzulegen.

Demnach kann schwer gesagt werden, ob Jesus, eingeladen samt seinen Jüngern, damals schon die volle Anzahl der Zwölf Apostel gesammelt hat, oder auch war diese Anzahl noch nicht ganz vollständig. Dennoch es scheint, die Erwähnung selbst Johannes des Evangelisten: „Auch Jesus und seine Jünger waren zur Hochzeit eingeladen (Joh 2,2) zeugt davon, dass es schon ein ansehnlicher Kreis von Personen gewesen war. Das konnte für die Neu-Vermählten als Wirten des Festmahls nicht von allein keine seriöse Frage darstellen. Sie mussten doch von vornherein gut berechnen, ob das Essen ihnen für jeden der Eingeladenen reicht oder nicht.

Unabhängig von der Frage der Anzahl der Eingeladenen zum Hochzeits-Empfang, was ein Problem dargestellt hat, mit dem die Neu-Vermählten schon früher irgendwie fertig werden mussten, erscheint die Frage nach der Chronologie der Ereignisse, die hier unmöglich keine wichtige Rolle spielen konnte. Es scheint mehr wahrscheinlich zu sein, die Hochzeit in Kana hat trotz allem früher stattgefunden, als der dramatische Auftritt Jesu in der Synagoge in seinem nahe liegenden Heimatort Nazaret, von dem Lukas in seinem Evangelium berichtet (Lk 4,16-30).

Sollte nämlich die Hochzeit in Kana auf einen Termin schon nach diesem bedrohlichen Vorfall in Nazarat gefallen sein, der ganz leicht mit Ermordung Jesu enden konnte, würde man wahrscheinlich diesen riskanten Meister einzuladen fürchten – und sei es nur wegen der in solcher Situation möglichen ‘Steckbriefe’, mit denen man nach Jesus zu fahnden begonnen hat, wie auch wegen den Folgen im Anschluss an Ihn als Gast der Hochzeit, falls Er zum Umbringen bestimmt war.

Außerdem, Johannes deutet gleich am Anfang seines Berichtes über das Wunder der Verwandlung von Wasser in Wein bei diesem Hochzeitsmahl mit großem Nachdruck an:

„Diesen Anfang der Zeichen [ton semeíon = der Zeichen; auch im AT werden ‘Wunder’ gewöhnlich als ‘Zeichen’ genannt: sie sollten nämlich zur Beglaubigung der Sendung des betreffenden Gottes Boten dienen. Sie wurden niemals um der Werbung willen zu weltlichen Zwecken vollbracht]
machte Jesus zu Kana in Galiläa und offenbarte seine Herrlichkeit [ten dóxan autoú = hebr. kebód Jahwéh = Herrlichkeit Jahwéh = meistens visuell prüfbares Zeichen der Gegenwart Jahwéh selbst]
und seine Jünger glaubten an Ihn” (Joh 2,11).

Alle Argumente scheinen also dafür zu sprechen, dass der Empfang Jesu mit seinen Jüngern bei der Hochzeitsfeier in Kana tatsächlich ganz am Anfang der öffentlichen Lehrtätigkeit Jesu stattgefunden hat. Jesus hat damals die Zeit noch nicht gehabt, allzu viele Wunder-Zeichen vollbracht zu haben, oder auch es hat sie überhaupt noch nicht gewesen.

Auch die Lehrtätigkeit Jesu hat sich damals noch nicht voll entwickelt, obwohl jeder weitere Auftritt Jesu sofort heftige Auseinandersetzungen weckte.
– Die einen haben Jesus wegen seines Auftrittsmutes hochgepriesen. Sie haben aufgrund seiner Verhaltensweise unwillkürlich die Strahlung der durch Ihn durchscheinenden Gottheit verspürt, nur man hat nicht den Mut gehabt, diese Vermutung klar zu formulieren (s. dazu ob.: Gottheit die strahlt – samt dem vorangehenden und nachfolgenden Zusammenhang).
– Die anderen haben in denselben seinen Worten und Taten lauter Blasphemien herausgefunden, wie auch die Unterwühlung des Glaubens an die Einzigkeit Gottes, was ihrer Meinung nach seine sofortige, unwiderrufliche Steinigung herausforderte.

Diese Zweien – die Neu-Vermählten zu Kana, haben sich trotz allem entschieden, Jesus, den Sohn Mariens, deutlich einzuladen. Nicht nur Ihn selbst, aber zusammen mit Ihm auch den wohl nicht geringen Kreis der Ihn damals schon für die Dauer begleitenden Jünger.
– Es kann schwer angenommen werden, dass an diese Neu-Vermählten nicht auch schon die Berichte über Jesu bisherige, riskante Auftretungen in Judäa geraten sind, wie auch über das verwundernde Zeugnis, das von Ihm der damals berühmte Prophet der Wüste gegeben hat – Johannes der Täufer. Blitzschnell mussten sich über das ganze damalige Israel die Worte Johannes des Täufers verbreiten, die dann Johannes der Apostel in seinem Evangelium fixiert hat:

„Am folgenden Tag sieht er [Johannes der Täufer] Jesus zu sich kommen und spricht:
Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt.
Dieser ist es, von Dem ich sagte: Nach mir kommt ein Mann,
der vor mir ist, denn Er war eher als ich
...
– Der mich gesandt hat, mit Wasser zu taufen, der sprach zu mir:
Auf Welchen du sehen wirst den Geist herabfahren und auf Ihm bleiben,
Dieser ist es, der mit Heiligem Geist tauft’
.
Und ich habe gesehen und habe bezeugt, dass Dieser der Sohn Gottes ist” (Joh 1,29-34).

Die damaligen Leute haben ein perfekt geübtes Gedächtnis gehabt. Es gab kein Radio, kein Fernsehen, keine Zeitungen. Die Leute waren bedeutend weniger zahlreich, als sie es in der heutigen Welt sind. Für die Mehrzahl von ihnen galt das Weiden von Schafen oder Kühen als die ordentliche tägliche Beschäftigung. Der Verkehr für den Alltag mit der Natur hat ihren Beobachtungs-Sinn eingeschärft. Da es keine Medien gegeben hat, fixierten sich die mit dem Gehör vernommenen Worte sofort.

So ist es auch unwahrscheinlich, dass die Leute von Nazaret, und daselbst vom nahe liegenden Kana, die berühmte Volkszählung vor 30 Jahren vergessen haben. Dass sie sich nicht von der Ankunft in dieser Zeit der Gruppe von Weisen aus dem Osten – was Fall ohne Präzedenz war – erzählt haben, denen ein klar präzisierter Zweck bei ihrer viele Wochen langen Wanderung vorleuchtete. Sie haben nämlich die Jüdischen Hochangestellten gefragt:

„ Wo ist der Neugeborene König der Juden?
Wir haben seinen Stern im Aufgehen gesehen
und sind gekommen, um Ihm zu huldigen” (Mt 2,2) (s. dazu ob.: Stern von Betlehem. – Und noch: Anmerkung zu Ereignissen über Bileam [Num 22,25.31]: es geht um Ereignisse im Zusammenhang mit den Orakelsprüchen von Bileam).

Es ist auch unwahrscheinlich, dass sich die Leute auch von Galiläa nicht von der wunderlichen Sicht der Engel erzählen sollten, die damals die Hirten in der Gegend von Betlehem erfahren haben, wo sie ihre Herden überwachten (Lk 2,8-18). Dasselbe gilt von den merkwürdigen Worten des alten Simeon (Lk 2,25-32), die ebenfalls zu ihnen gelangen mussten. Er sprach von Jesus, den Maria mit Josef gerade in den Tempel gebracht haben. Ferner, es ist unwahrscheinlich, dass sie – vielleicht von Maria selbst, oder von Josef, nicht von den schwierigen Erlebnissen gehört haben, die die damals junge Familie Maria-Josef-Jesus erfahren haben, als sie von Betlehem nach Ägypten fliehen mussten, um dem Groll Herodes zu entkommen, der nach der Rückkehr der Weisen aus Osten das schaudererregende Blutbad kleiner Knaben-Kinder in Betlehem und Umgebung durchgeführt hat (Mt 2,16ff.). Die Vorsehung Gottes hat damals das tödlich gefährdete Leben des kleinen Jesus wunderbar beschützt.

Weiterhin, es ist unwahrscheinlich, dass die Verwandten von Maria und Josef sich nicht gut an das Ereignis erinnert hätten, die die Eltern Jesu erfahren mussten, als ihnen Jesus in Jerusalem verloren gegangen ist – Er war damals kaum zwölf Jahre alt. Wie sie Ihn mit Herzensschmerz unter den anderen Pilgern gerade aus diesen Gegenden Galiläa vergebens gesucht haben. Sie haben allzu gut gemerkt, wie Maria und Josef – Jesus zuletzt gefunden haben. Er hat damals im Tempel Jahwéh den Platz inmitten von Rabbinern genommen und sie mit seinen verwundernden Worten in Staunen versetzt, und zugleich ihre höchste Entrüstung ausgelöst.

Schon damals hat es nicht viel gefehlt, und die Worte dieses Kleinen Mutigen hätten beinahe zu seiner Steinigung geführt: man hat Ihn damals ungestraft davonkommen lassen wegen seines noch jungen Alters. Denn der junge Jesus äußerte sich schon damals auf solche Art und Weise, als ob er ... Gott selbst wäre!
– Zu gleicher Zeit sprach Er von Gott als seinem persönlichen Vater. Daselbst hat Er klar zu verstehen gegeben, Josef wäre nicht sein Vater.

Diese alle Ereignisse sind zweifelsohne tief in das empfängliche Gedächtnis der damaligen Leute eingesunken. Sie haben gemischte Empfindungen betreffs dieses Kindes, dann Jünglings, und jetzt schon gewachsenen Menschen geweckt. Jesus hat schon damals einerseits mit Wort und Haltung zu Sich mächtig angezogen – und parallel die Umgebung mit seinen Aussagen entsetzt.
– Diejenigen, die Ihm zugehört haben, fürchteten sich deutlichst, aus seinen Aussagen ohne Präzedenz irgendwelche, unwiderstehlich sich aufdrängende, tödlich gefährliche Schlüsse mit Bezug auf Seine eventuelle Göttliche Natur zu ziehen.

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b. Jesu Person bei der Hochzeit zu Kana

Es kann schwer geleugnet werden, dass die Neuen Eheleute in Kana, die zusammen mit Maria auch noch Ihren Sohn Jesus – samt seiner vielleicht schon fast komplettierten Gruppe der Zwölf Aposteln eingeladen haben, mit dieser Tatsache selbst viel Zivilmut bezeugt haben, wenn man die damalige religiöse Jüdische Gesellschaft in Bedacht ziehen sollte.
– Diese Einladung war aber umso mehr Ausdruck der tief religiösen Einstellung dieser beiden zum Sinn selbst des Lebens in Ehe und Familie.
– Solche Einladung konnte unmöglich nicht vereinbart bleiben – nicht nur mit den Eltern ihrer beiden, sondern vonseiten ihrer Eltern mit ihnen selbst als dem Jungen Ehepaar. Sie mussten nur allzu guten Bescheid wissen, Wen sie zur Hochzeit einladen, und wen nicht.

Sie konnten sich unmöglich nicht bewusst sein, dass der Sohn der eingeladenen Maria – ein Rabbí ist, der von allen übrigen, vergleichbaren ‘Rabbí’s’ entschieden divergiert. Es musste schon um diese Zeit von Ihm in ganz Galiläa laut gesprochen werden, und offenbar auch schon in Judäa. Diese Zweien, und ganz gewiss auch die Familien ihrer beiden, fanden sich schon augenscheinlich vom Zauber seiner Person angezogen.

Wo nur Jesus erschien, dieser verwundernde Sohn Mariens, konnte beinahe spürbar der von Ihm strahlende Gottes Frieden wahrgenommen werden, wie auch die Lauterkeit seines Herzens und die Durchschaubarkeit seiner Absichten. Hat Jesus verstanden, sich von dem zu Ihm herannahenden Natanael zu äußern, als dieser erregt war mit ermutigendem Wort des ein wenig früher berufenen Philippus – es geschah aber wohl am See Genezaret, also gerade in Galiläa: „Siehe, wahrhaftig ein Israelit, in dem kein Trug ist” (Joh 1,48), so schimmerte mit Durchschaubarkeit der Bestrebungen umso mehr Jesus selbst durch. Seine Erscheinung hat auf deutlich spürbare Weise bewirkt, dass sowohl die von Ihm unternommenen Taten, wie die von Ihm fließenden Worte mit Gottes Gnade und Segen durchtränkt waren. Wo Er nur da war, hat sich aller Trauer, die gelebte materielle Armut, Schmerz der erfahrenen Krankheiten und erlittenen Unrechtes irgendwie von allein aufgelöst.

Dennoch die Wirten der Hochzeit konnten sich unmöglich nicht bewusst bleiben, dass die Einladung gerade dieses Jesus zum Vermählungsfest des Jungen Ehepaars mit entschiedener Erklärung für seine ungemein riskante Person gleichbedeutend war, samt der Annahme der von Ihm verkündeten Lehre.

Das alles scheint dafür zu sprechen, dass die Neuvermählten selbst ein Junges Ehepaar wahrhaft edler Leute gewesen war. Sie waren augenschaulich in ihren Herzen für die Gebote Gottes vorbehaltlos aufgeschlossen. Diese Gebote waren ihnen offenbar nicht nur gut bekannt, sondern sie haben sie auch in ihr Leben einverleibt.
– Das musste schon auch ihre beiderseitigen Beziehungen auf der Stufe der gerade erst beendeten Brautzeit-Stufe betreffen. Sie mussten auch für die Stimme Gottes völlig offen geblieben sein mit Bezug auf alles, was mit der gerade für sie beginnenden Lebensstufe des ehelichen Bundes zusammenhängt. Sie wollten offenkundig bewusst Gott für die Dauer in ihre Ehe und Familie einladen, indem sie sich auf eine Erlebensweise ihres Bandes nach Gottes Art entschieden haben.

Die Gottes Sicht des Lebens in Ehe haben sie als Erbgut des Glaubens von ihren Eltern bekommen. Diese aber haben sich zweifellos selbst nach dem bewusst ins Leben einverleibten Dekalog gerichtet. So erfolgte in beiden Familien des Jungen Ehepaars die Annahme des Wortes Gottes, das aber die aufeinander folgenden Eheleuten-Eltern von Generation zu Generation weiter übermittelt haben. Es erfolgte im Rahmen ihrer charismatischen Funktion, die dogmatische Überlieferung des Volks des Bundes, den Gott unter Sinai mit Israel geschlossen hat, den neu erscheinenden Geschlechtern unverkürzt weiter zu geben.

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Besonders erschütternd war der Aufenthalt Benedikt XVI. in Oswiecim (Ausschwitz), diesem Vernichtungs-Lager. Es fiel auf die Nachmittagsstunden am Sonntag, den Endtag der Pilgerreise. Auf dem Bild kann Benedikt XVI. gesehen werden, wie er das Eingangstor des Konzentrationslager überschreitet - unter der Inschrift: ARBEIT MACHT FREI - Du wirst durch die Arbeit befreit ...

Ob diese Zweien – diese Neu Vermählten, es auch vermutet haben, oder auch haben sie es schon wahrgenommen, dass Jesus in ihr bisheriges Verständnis u.a. des VI. und IX. Gebotes Gottes, das so prinzipiell Inhalt im Alltag ihres Lebens in Ehe bilden wird – eine neue, ungemein vertiefte Deutung bringen wird? Jesus legt in Kürze die erneute Sicht der Gesamtheit des Lebens, darunter auch des Lebens in Ehe und Familie, auf dem Berg der Seligpreisungen aus. Dieser Berg war ein Hügel (150 m hoch), von der nördlich-westlichen Seite des Sees Genezart, ca. 3 km nördlich von Kafarnaum.
– Die Einwohner sowohl von Nazaret, wie von Kana, unterhielten lebendige Kontakte mit Fischern am See Genezaret, u.a. diesen von Kafarnaum und anderen Fischer-Ortschaften, die ringsum den See angesiedelt waren. So kann verstanden werden, wie leicht der Inhalt von Auftretungen Jesu u.a. nach Kana gelangen konnte.

Wichtig, dass sie mit der Tatsache allein, zum Hochzeitsfest auch Jesus und Maria, samt seinen Jüngern, so entschieden eingeladen zu haben, zugleich die Bereitschaft ihrer Herzen erwiesen haben, die Gottes Sicht des geschlossenen Ehe-Bundes, die Jesus, der Sohn Mariens, bahnbrechend vertiefen wird, samt allen dessen Folgen, anzunehmen. Oben haben wir schon die Worte Johannes Paul II. hinsichtlich der Deutung des Dekalogs angeführt:

„Jesus führt zur Erfüllung der Gebote Gottes, insbesondere des Gebotes der Nächstenliebe, indem Er seinen Forderungen die innere und mehr radikale Beschaffenheit verleiht: die Liebe zum Nächsten entspringt dem Herzen, das liebt und das – eben deshalb, weil es liebt – bereit ist, die höchsten Forderungen im Leben zu erfüllen.
Jesus zeigt, dass die Gebote nicht als Schwelle nur minimaler Forderungen betrachtet werden sollen ...
– So wird das Gebot ‘Du sollst nicht töten’ zum Aufruf für eine tätige Liebe, die das Leben des Nächsten schützt und um seine Entwicklung sorgt;
– das Verbot des Ehebruches wird zur Ermutigung zu einem reinen Blick auf den Leib, mit Beachtung seines bräutlichen Sinnes ...
– ‘Ihr habt gehört ...: Du sollst nicht die Ehe brechen! Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen’ [Mt 5,21f.27f.].
– Jesus selbst ist die lebendige ‘Erfüllung’ des Gesetzes, da Er mit seinem Leben den authentischen Sinn des Gesetzes durch die ganzheitliche Hingabe seiner Selbst verwirklicht: Er selbst wird zum lebendigen und personalem Gesetz, das zu seiner Nachfolge ruft, durch den Heiligen Geist die Gnade der Teilnahme an seinem eigenen Leben und Liebe gewährt und den Menschen mit Kraft beschenkt, mit seinen Entscheidungen und Taten von Ihm Zeugnis geben zu können [Joh 13,34f.](VSp 15).

Jesus ist ganz sicher in einem entsprechenden Moment an das Junge Paar herangekommen. Das Evangelium berichtet über diese Einzelheit nicht, es ist aber klar, dass eine unmittelbare Begegnung der Jungen Leute mit dem Menschen-Sohn nicht ausbleiben konnte.
– Jesus hat sich ihnen für die deutliche Einladung zum Hochzeitsfest bestimmt bedankt. Wir wissen es nicht, wie die Worte seiner Wünsche lauteten, die Er dabei gesagt hat: sowohl Er selbst – wie diese von den Ihn begleitetenden Jünger.

Unmittelbare Gespräche zwischen Jesus und dem Jungen Ehepaar gab es übrigens zweifelsohne mehrere. Die Hochzeitfeier wurde in den damaligen Zeiten zum Erlebnis, an dem eigentlich alle Einwohner der betreffenden Siedlung teilgenommen haben: sie wurde immer die ganze Woche hindurch begangen. Jesus hat die freudige Stimmung mit seiner Anwesenheit ganz sicher nicht eingefroren. Er verstand es zu zeigen, was in Praxis das Wort bedeutet, das einmal Paulus der Völkerapostel an die von sich geliebten Philipper schreiben wird:

Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch!
Eure Güte werde allen Menschen bekannt: der Herr ist nahe! ...
Bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott.
Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, wird eure Herzen
und eure Gedanken in der Gemeinschaft mit Christus Jesus bewahren” (Phil 4,4-7).

Jesus musste den Jungen Leuten ganz gewiss Mut geben und ihr völliges Anvertrauen auf das Wort Gottes stärken, weil „Gott kann in seiner Macht alle Gaben über euch ausschütten, so dass euch allezeit in allem alles Nötige ausreichend zur Verfügung steht und ihr noch genug habt, um allen Gutes zu tun ...” (2 Kor 9,8).
Da Jesus aus eigener Erfahrung und der Erfahrung seiner ganzen Familie nur allzu gut wusste, was das heißt Leben in großer Armut, in Obdachlosigkeit und Arbeitslosigkeit, auf Flucht und in Vertreibung, war Er fähig genug, um auch in dieser Hinsicht diese Jungen Leute in ihrer Entscheidung der völligen Zuversicht auf Gottes Güte zu stärken.

Sein Zeugnis bestätigte übrigens Maria, die Mutter Jesu. Jesus hat die beiden Jungen Leute wohl ermutigt jede Weile ihres Lebens in ehelicher Kommunion so zu erleben, dass jedenfalls immer Gott den ersten Platz besetzt. Das wird einmal sein Apostel Paulus zum Ausdruck bringen:

„Ob ihr also esst oder trinkt oder etwas anderes tut:
tut alles zur Verherrlichung Gottes ...” (1 Kor 10,31).

Jesus hat diese Zweien – und diese, die „den Worten der Gnade, die aus seinem Mund hervorgingen” zuhörten (vgl. Lk 4,22), dahin gelenkt, dass sie sich „nicht fürchten” (s. Mt 10,31; 14,27; Mk 6,50; Lk 12,7; Joh 6,20) vor Widerwärtigkeiten, und selbst „Verfolgungen um der Gerechtigkeit willen, denn ihnen gehört das Himmelreich” (Mt 5,10).
– Noch mehr, Jesus musste Ihnen endlich auch sich Selber offenbaren als Diesen, den der Himmlische Vater zur Erlösung der Welt geschickt hat, sollten auch diese Zweien seine Worte Jetztzeit nicht voll verstanden haben. Er musste ihnen zu verstehen geben, dass sie in niemand anderem die Erlösung finden, als in Ihm allein. So wie Er es beinahe ‘zum Abschied’, ganz kurz vor seinem Hohepriesterlichen Gebet nach dem letzten Abendmahl sagen wird:

„Dies habe Ich zu euch gesagt, damit ihr in Mir Frieden habt.
In der Welt seid ihr in Bedrängnis, aber habt Mut:
Ich habe die Welt besiegt” (Joh 16,33).

Diese Worte stellen ein wenig anders formuliert diesen Anruf dar, den Jesus der Welt durch die Hl. Schw. Faustyna Kowalska innig anempfehlt, die Er zur „Sekretärin” seiner Barmherzigkeit bestellt (s. TgF 965.1160.1275.1605.1693) hat. Er ermutigt sie nämlich, die Haltung anzunehmen: „Jesus, ich vertraue auf DICH !” (TgF 47.24.84.162; usw.).
– Wie sehr sind solchen Zweien Jungen Leuten, die auf die weiten Wellen des selbständigen Lebens hinaussegeln, der Art Worte einer innigen Erquickung nötig!

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c. Intervention Mariens bei der Hochzeit zu Kana

Bei der Hochzeitsfeier dieser Zweien in Kana hat sich in gewisser Weile die ungemein wachsame, scharfsichtige Mutter Jesu, Maria kennen gezeigt. Sie hat offenbar die ganze Zeit hindurch einen guten Einblick in alles gehabt, was die Jungen Leute samt ihren Familien für das Hochzeitsmahl angesammelt haben, das gemäß der angenommenen Gewohnheit, die ganze Woche hindurch begangen wurde.
– Die Hochzeitstage waren schon wohl gut vorangeschritten. Maria hat in gewisser Weile die Erste den ganz ‘menschlichen’ Mangel bemerkt, der einen seriösen Schatten auf das Junge Paar und ihre Familien werfen konnte: der angesammelte Vorrat von Wein ging definitiv seinem Ende zu.

Diese Tatsache hat eine vielfältige Beschleunigung des jetzt schon im vollen Gang beginnenden öffentlichen Erlösungswerkes Ihres Göttlichen Sohnes ausgelöst. Und zwar Maria hat in diesem Augenblick mit Ihrer Fürsprache als Mutter Jesu zur Offenbarung seiner Messianischen Macht beigebracht.

Es gehört sich hier die Worte Johannes Paul II. aus seiner Marianischen Enzyklika (1987) anzuführen:

„Maria ist zu Kana in Galiläa als Mutter Jesu anwesend –
und trägt in bezeichnender Weise zu jenem ‘Anfang der Zeichen’  bei,
die die messianische Kraft ihres Sohnes offenbaren” (RMa 21).

Es löst sich ein Dialog zwischen Maria und Jesus aus. Nachdem sie gesagt hat: „Sie haben keinen Wein mehr”, hat es den Anschein gehabt, Jesus hätte Ihre stille Bitte: Er möge eingreifen – abgelehnt: „Was habe Ich mit dir zu schaffen, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen” (Joh 2,4). Maria lässt sich aber mit dem anscheinend ziemlich schroffen Wort Ihres Sohnes nicht entmutigen:

„... Maria wendet sich dennoch an die Diener mit Worten: ‘Tut alles, was Er euch sagt’ [Joh 2,5].
Jesus befiehlt jetzt den Dienern, die dort stehenden Krüge mit Wasser zu füllen –
und das Wasser wird zu Wein, besser als jener,
der zuerst den Gästen des Hochzeitsmahles serviert worden ist” (RMa 21).

Johannes Paul II. weist auf das bestehende „tiefe Einverständnis ... zwischen Jesus und seiner Mutter” (RMa 21) hin. Gleichzeitig weist er auf das neue Ausmaß hin, in das Ihre Mutterschaft eintritt. Es wird immer deutlicher Mutterschaft „nach dem Geist” :

„... Sie zeichnet sich ... als Sorge um die Menschen ab,
im Entgegengehen in der breiten Skala ihrer Bedürfnisse und Nöte.
– Zu Kana in Galiläa wird nur eine konkrete Abänderung der menschlichen Bedürftigkeit gezeigt, scheinbar nur klein und nicht von größter Wichtigkeit (‘Sie haben keinen Wein mehr’).
– Ihr steht aber eine symbolische Bedeutung zu: Jenes Entgegengehen den Bedürfnissen des Menschen bedeutet zugleich, sie in den Bereich der Messianischen Sendung und erlösenden Macht Christi zu einbeziehen.
– Es ist also Vermittlung: Maria stellt sich zwischen Ihren Sohn und die Menschen in der Situation ihrer Entbehrungen, Bedürfnisse und Leiden. Sie stellt sich ‘dazwischen’, d.h. sie vermittelt – nicht als Fremde, sondern vom Standpunkt aus der Mutter, bewusst, dass sie als Mutter dem Sohn die Bedürfnisse der Menschen darstellen kann – oder selbst mehr: ‘ihr steht in dieser Hinsicht das Anrecht zu’. Ihre Vermittlung hat also den fürsprechenden Charakter: Maria ‘setzt sich für’ die Menschen ein” (RMa 21).

Aber noch mehr: Maria geht es hier nicht so sehr um die Unterhaltung ihrer Mütterlichen Autorität vor Ihrem Sohn, sondern um Ihn selbst, d.i. dass sich in ganzer Fülle seine Gottes Natur als des Erlösers der Welt offenbart:

„Aber nicht nur das: als Mutter möchte sie zugleich, dass sich die Messianische Macht Ihres Sohnes offenbart. Es ist aber Erlösende Macht, die darauf bedacht ist, der menschlichen Bedürftigkeit abzuhelfen, vom Bösen zu befreien, das in verschiedener Form und in verschiedenem Maß auf dem menschlichen Leben lastet.
So hat eben den Messias der Prophet Jesaja im bekannten Text angekündet, auf den sich Jesus vor seinen Landsleuten aus Nazaret berufen hat:
Er hat mich gesalbt (...) den Armen die gute Botschaft zu verkündigen, den Gefangenen Freiheit auszurufen und den Blinden, dass sie wieder sehen (...)’ [Lk 4,18] ...” (RMa 21).

Erst auf diesem Hintergrund offenbart sich in Fülle die Aussagekraft der weiteren Rolle, die sich in dieser Stunde bei Maria ausgelöst hat. Und zwar sie wird zugleich Sprecherin des Willens ihres Göttlichen Sohnes. Erst die Erfüllung seines Willens schafft die Voraussetzungen, unter denen sich seine Messianische Sendung offenbaren werden kann:

„Ein anderes wesentliches Element dieser Aufgabe Mariens bringen die Worte zum Ausdruck, die sie an die Diener gerichtet hat: ‘Tut alles, was Er euch sagt’.
– Die Mutter Christi wird vor den Menschen Sprecherin für den Willen des Sohnes, indem sie auf diese Erforderungen hinweist, die erfüllt werden müssen, damit sich die Macht des Messias offenbaren kann” (RMa 21).

Letztlich sehen wir, dass die entschiedene Beschleunigung in der Offenbarung der Messianischen Macht des wichtigsten Eingeladenen zur Hochzeit in Kana: Jesus, des Sohnes Mariens, gleichsam ‘Resultante’  der miteinander zumindest zwei im Einklang miteinander stehenden Faktoren geworden ist:

(0,3 kB)  Einerseits ist es auf verwundernd sichtbare Art zur Aktivierung der fürsprechenden Sendung Mariens gekommen.

(0,3 kB)  Anderseits haben die Diener, die die Küche und die Gäste bedienten, „Gehorsam dem Glauben” erwiesen (vgl. Röm 1,5; 16,26) angesichts der Worte Jesu, der ihnen befohlen hat:

„... ‘Füllt die Krüge mit Wasser’. Und sie füllten sie bis zum Rand.
Er sagte zu ihnen: ‘Schöpft jetzt, und bringt es dem Speisemeister’.
Sie brachten es ihm. Als aber der Speisemeister das Wasser gekostet hatte, das Wein geworden war – und er wusste nicht, woher er war, die Diener aber, die das Wasser geschöpft hatten, wussten es – ruft der Speisemeister den Bräutigam und spricht zu ihm:
Jeder Mensch setzt zuerst den guten Wein vor, und wenn sie betrunken geworden sind, dann den geringeren. Du hast den guten Wein bis jetzt aufbewahrt’ ...” (Joh 2,7-10).

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Dieser kleine Schmutzfink. - Aber auch: ich sehe mich nicht, und brauche mich nicht sehen. Mich - stört mein nicht gewaschener Mund nicht. Grund, dass die Schokolade wirklich geschmeckt hat. ... -- „ABER der Herr der Heere prüft den Gerechten, Er sieht Herz und Nieren. Ich werde deine Rache an ihnen erleben. Denn Dir habe ich meine Sache anvertraut. Singt dem Herrn, rühmt den Herrn, denn Er rettet das Leben des Armen aus der Hand der Übeltäter” (Jer 20,12f.)

Johannes dem Evangelisten blieb nichts anderes übrig, als in Form einer Schlussfolgerung festzustellen, die die Teilnehmer der Hochzeitsfeier wohl oder übel zur Kenntnis annehmen mussten:

„Diesen Anfang der Zeichen machte Jesus zu Kana in Galiläa.
Er offenbarte seine Herrlichkeit und seine Jünger glaubten an Ihn” (Joh 2,11).

Der Heilige Vater fügt aber im Anschluss an den Glauben Mariens, der für Sie selbst für den Alltag keinesfalls Leichtigkeit gewesen war, hinzu:

„In Kana hat Jesus dank der Fürsprache Mariens und dem Gehorsam der Diener den Anbeginn ‘Seiner Stunde’ in Gang gesetzt.
In Kana erscheint Maria als die Glaubende an Jesus:
Ihr Glauben führt zum ersten ‘Zeichen’ und trägt dazu bei,
dass in den Jüngern der Glauben geweckt wird” (RMa 21).

Es besteht kein Zweifel, dass das anfangs ohne irgendwelches Aufsehen erregt zu haben, in der Stille des Hinterlandes vollbrachte Wunder Jesu – auf die fürsprechende Intervention des zuversichtsvollen Glaubens Mariens, aber auch der menschlichen Mitarbeit vonseiten der Diener, zum Funken geworden ist, der nicht nur einen Enthusiasmus bei den Jungen Eheleuten ausgelöst hatte, wie auch bei den in Verlegenheit geratenen ihren Familien und den zahlreich angesammelten Hochzeitsgästen, sondern umso mehr die grundsätzliche Frage zutage gebracht hat: Wer ist endlich dieser Jesus, der Sohn Mariens?

Ganz ähnlich, wie auch die Apostel selbst sich unmöglich nicht die immer wieder von neuem aufkommende Frage stellen konnten: „Was für Einer ist Dieser, dass auch die Winde und der See Ihm gehorchen” (Mt 8,26f.)? Er hat Wasser in Wein verwandelt (Joh 2,7-11), Er ging auf aufgewühlten Wellen des Sees (Joh 6,19), Er brachte das stürmische Meer zur Ruhe (Mt 8,26; Mk 4,39), vermehrte wunderbar das Brot (Mt 14,19; 15,36; Mk 6,41f.; Joh 6,10n), kehrte Blinden das Sehvermögen zurück (Mt 9,29; 20,34; Mk 10,51f.; Joh 9), das Gehör den Stummen (Mt 9,32ff.; 12,22; 15,30f.; Mk 7,32-37), die Fähigkeit wieder gehen zu können den Gelähmten (Lk 5,18-25), Er heilte vom Aussatz (Lk 17,13-19), ließ Sünden nach (Lk 5,20; Joh 8,6-11; Lk 7,47), befreite von Satans Macht (Mk 7,25-30), weckte von den Toten auf (Lk 7,12-15; Joh 11,1-53) ...

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d. Das Zugegensein Jesu
bei der Hochzeitsfeier zu Kana
und die Ehe als Sakrament

Es bleibt noch die grundlegende Hinsicht, die uns im hiesigen Abschnitt vorleuchtet: ob und was der Johanneische Bericht von der Einladung und dem Zugegensein Jesu samt den Jüngern bei der Hochzeitsfeier zu Kana zur Frage der Ehe als Sakraments beiträgt?
– Wir müssen gestehen, dass Johannes keine Aussage Jesu über die Ehe im Zusammenhang des verhältnismäßig ausführlichen Berichtes von der Hochzeit zu Kana anführt. Er zeigt wohl die Worte Jesu, wie auch diese von Maria. Allerdings diese betreffen den Umstand des Weines, das zu Ende gegangen ist. Zugleich können wir uns wegen des ungewöhnlichen Dialogs wundern, den diese Situation zwischen Maria und Jesus ausgelöst hat. Das hing aber nicht direkt mit der Ehe als Sakraments zusammen.

So sind wir also auf die Tatsache allein überlassen, dass Jesus – samt dem Kreis seiner Jünger, von den Jungen Leuten zu ihrer Hochzeitsfeier deutlich eingeladen worden ist. Es ist schwer in irgendwelcher Richtung vorzugreifen, ob die Einladung Jesu mit den Jüngern allein eine Höflichkeitsgebärde mit Rücksicht auf seine Mutter Maria war, wie es aus dem Lautwort des Johanneischen Textes zu folgern scheinen könnte, oder auch ob die Jungen Leute und Familien dieser Zweien Jesus mit seinen Jüngern unabhängig davon eingeladen hätten, dass sie Maria um ihren Dienst – es kann sein – als Köchin-Spezialistin gebeten haben.

Das bedeutet daselbst, dass alle Schlüsse, die die Theologie der Ehe als Sakraments vom Johanneischen Bericht der Hochzeitsfeier zu Kana zu ziehen sucht, nur mittelbare Schlussfolgerungen darstellen. Sie fließen aus der Tatsache allein, dass Jesus tatsächlich zu diesem Hochzeitsempfang deutlich eingeladen worden ist und dass Er diese Einladung schlechterdings angenommen hat.

Es besteht kein Zweifel, dass Jesus durch diese Tatsache allein die Ehe zum Rang einer Institution erhoben hat, der im Neuen Testament eine wesentliche Bedeutung zukommt. Jesus ist gekommen, um ihn zu gründen, indem Er das Ihm vom Vater auferlegte Werk der Erlösung erfüllen wird. Jetztzeit ist Er an die Stufe der schon beginnenden, seiner öffentlichen Tätigkeit gelangt.

Er ist es das Wort Gottes, das an sein lebendiges Ebenbild angesichts des Weltalls gesprochen hat: Mann und Frau – schon ab dem Ur-Anfang an der Schöpfung. Er hat schon damals die Ehe als den bevorzugten Ausdruck des Sakraments der Schöpfung gegründet. Er hat sie damals erschaffen, indem Er zugleich Mann und Frau berufen ha, dass sie sich im unlösbaren ehelichen Bund binden, in dessen Kraft die Eheleute sich zur gegenseitigen Liebe verpflichten, zur Treue und ehelichen Ehrbarkeit, die entschieden auf Umgestaltung in Familien-Gemeinschaft ausgerichtet ist.

Schon damals auch, an der Morgenröte der aufkommenden Menschheit, hat derselbe Gott als Person des Wortes Gottes, die der Ehe eigene Zweckmäßigkeit gegeben, samt der ihr eigenen inneren Friedensordnung der Liebe.
– So sollte die Institution der Ehe ab dem Ur-Anfang an – in die Sichtbarkeit dieser Welt – die unsichtbare, und dramatische Wirklichkeit der Liebe übertragen, die der Dreieinige selbst zum Menschen, dem Geschöpf seiner Vorliebe im Kosmos, hegt.

So lesen wir auch an der betreffenden Stelle im „Katechismus der Katholischen Kirche” (R.Oldenbourg Verlag, München – Libreria Editrice Vaticana 1993) vom Zugegensein Jesu in Kana von Galiläa:

„Die Kirche misst der Teilnahme Jesu an der Hochzeit von Kana große Bedeutung bei.
Sie erblickt darin die Bestätigung dafür, dass die Ehe etwas Gutes ist,
und die Ankündigung, dass die Ehe fortan ein wirksames Zeichen
der Gegenwart Christi sein wird” (KKK 1613).

Die genauere Ablesung des ganzen Zusammenhanges des Johanneischen Berichtes von der Einladung Jesu zur Hochzeitsfeier nach Kana heißt aber in dieser Tatsache trotz allem noch mehr Lichtchen, bzw. Keime zu erblicken, die zur Erarbeitung einer Theologie der Ehe als Sakraments benutzt werden können.
– Und zwar allein schon das Hinkommen zur Hochzeitsfeier in Kana vonseiten des Menschen-Sohnes, der früher „Gezeugt, nicht geschaffen [ist], eines Wesens mit dem Vater”, bringt in die Problematik der Ehe als Sakraments eine entscheidende Wandlung. Es ist nämlich endlich die ab dem Ur-Anfang erwartete, vielfach von den Propheten angekündete „Fülle der Zeit” (Gal 4,4) angekommen.

Der Sohn Gottes und zugleich Menschen-Sohn ist in der Stunde seiner Menschwerdung an die Gründung seiner Kirche angetreten. Er strebt jetzt in beschleunigtem Tempo die Vollbringung der Erlösung des Menschen an: Mann und Frau. Sie soll durch sein Opfer am Kreuz erreicht werden. Auf demselben Kreuz, wenn Er in Konvulsionen seines angenagelten Leibes sterben wird, vermählt Er sich auf Gott bekannte, mystische Art, mit der von Ihm gegründeten Kirche, die Er die ganze Zeit für sich vorbereitet, dass sie als „heilige und makellose”  Braut vor Ihm erscheinen kann (vgl. Eph 5,27).

Auf demselben Kreuz wird unter den Sieben Heiligen Sakramenten, die Er zur angepassten Ausspendung des Schatzes der von Ihm vollbrachten Erlösung gegründet hat, auch die Ehe gefunden werden können. So wurde es auch in der Präfation bei der Heiligen Messe zu Ehren des Heiligsten Herzens Jesu in Worte gefasst:

„Am Kreuz erhöht, hat Er [= Jesus, der Erlöser] sich für uns dahingegeben aus unendlicher Liebe und alle an sich gezogen.
– Aus seiner geöffneten Seite strömen Blut und Wasser, aus seinem durchbohrten Herzen entspringen die Sakramente der Kirche. Das Herz des Erlösers steht offen für alle, damit sie freudig schöpfen aus den Quellen des Heiles ...” (Präfation von des Herzens Jesu).

Wenn Gott schon vom Ur-Anfang an der Erschaffung des Menschen als Mann und Frau direkt und deutlich in ihre Existenz eingegriffen hat, indem Er einen grundsätzlichen Sinn dem Leib der Person von Mann und Frau gegeben hat, weil Er ihn befähigt hatte, sich gegenseitig sowohl den bräutlichen, wie auch elterlichen Sinn zum Ausdruck zu bringen, hat der Sohn Gottes in der „Fülle der Zeit” diesen Sinn nicht nur nicht desaktualisiert, sondern ihm eine unabsehbar tiefere Bedeutung gegeben.

Ob Jesus bei jener Hochzeitsfeier zu Kana etwas von solcher Entwicklung der Offenbarung Gottes als Wahrheit – diese Tage der eine ganze Woche hindurch dauernden Hochzeitsfeier angedeutet hat, das wissen wir nicht. Es scheint, dass Er damals vorläufig diese Hinsicht der Offenbarung Gottes nicht aufgegriffen hat. Es waren erst die ersten Anfänge seiner öffentlichen Tätigkeit, und auch die Aufmerksamkeit der Hochtzeitsgäste sammelte sich wohl oder übel nicht so sehr um tiefere Erwägungen der Wahrheit über die Offenbarung, sondern eher auf dem Jungen Ehepaar und dem freudevollen Verbringen jener Hochzeitstage.

Wir wissen auch schon (s. ob.: Der Heilige Geist in der Einführung ins Verstehen der Wahrheit der Offenbarung: s. den ganzen Abschnitt ‘A’), dass es damit nichts besonders wunderbares wäre, wenn wir selbst die Gewissheit haben würden, dass sich Jesus von der Ehe als Sakrament seiner Kirche zu seiner Lebenszeit überhaupt niemals geäußert hätte. Anderes ist die theologische Terminologie, die die von Christus gegründeten, bestimmten grundlegenden ‘Zeichen’ als ‘Sakramente’ nennt, weil sie in Kraft ihrer Verrichtung selbst zum gewöhnlichen Weg werden, auf dem die betreffende Person die mit diesem ‘Zeichen’ verbundenen Gaben der Erlösung empfängt. Diese Terminologie hat sich erst im Lauf der Jahrhunderte ausgestaltet.

Von ihrer deutlichen Präzisierung und ihrem nicht minder deutlichen Bewusstwerden vonseiten der Kirche selbst hat niemals die Gnade und die Wirksamkeit der Sakramente abgehangen. Die Kirche hat von Anfang an die Sakramente gelebt, auch wenn das deutliche Bewusstwerden um sie eine viele Jahrhunderte lange Einführung der Kirche in immer tieferes Verständnis der Wahrheit der Offenbarung voraussetzte.

Es genügt doch, dass in der Heiligen Schrift und der Apostolischen Überlieferung, die aus Gabe Christi die bestimmte Ausrichtung der sich allmählich ausgestaltenden Apostolischen Praxis gewährt hat, selbst noch nicht voll entwickelte Keime der Wahrheit der Offenbarung enthalten sind, die diese Wirklichkeit betreffen. Sie haben – mit dem Lauf der Jahrhunderte der Geschichte der Kirche allmählich ihr Aufblühen erfahren.
– Die Kirche war niemals nur menschliche Institution, und wird es auch niemals werden. Sie ist von Anfang an Werk des Gott-Menschen Jesus Christus: geht es doch deutlich um die ‘Seine’ Kirche, die also niemals den Regeln einer ‘sozial-politischen Demokratie’ unterliegen wird.

Die Einführung aber der sichtbaren Kirche in immer tieferes Verständnis der Wahrheit des sich offenbarenden Gottes ist insbesondere Aufgabe des Heiligen Geistes. Sie erfolgt aufgrund der Verheißung, die Christus gegen das Ende seines irdischen Lebens formuliert hat (Joh 14,26; DV 8d.h). Daher kommt in der Kirche immerwährend die von Gott beabsichtigte, sich gegenseitig verzahnende und zusammenflechtende organische Entwicklung der drei Wirklichkeiten zum Ausdruck, die Eigenschaft allein der Kirche darstellen, nicht aber irgendwelcher rein menschlicher Institution:
Einheit der Heiligen Schrift – der Dogmatischen Apostolischen Überlieferung samt der Apostolischen Praxis – und der authentischen und autoritativen Lehre des Magisteriums der Kirche.
– Das alles ist aber untereinander dank den insbesonderen Gaben des Heiligen Geistes in Einklang gebracht, des Autors der Analogie des Glaubens und des Sinnes des Glaubens im Volk Gottes (s. genauer ob.: Auf der Suche nach Jesus Christus – heute: Abschnitte ‘C-D’).

Auch mit Bezug auf die Ehe als eines der Sakramente der von Ihm gegründeten Kirche, wartete Jesus geduldig, bis das Werk der Erlösung im Geheimnis nicht nur der Menschwerdung, sondern, der Reihe nach, des sie ergänzenden Geheimnisses der Erlösung durch das Opfer seines Leibes und Blutes am Kreuz – zu seinem letzten Ausdruck kommt. Das wird bündig von Johannes dem Evangelisten in den Anfangsworten des Berichtes über das Letzte Abendmahl zum Ausdruck gebracht:

„Als Jesus wusste, dass Seine Stunde gekommen war,
aus dieser Welt zu dem Vater hinzugehen
– da Er die Seinen, die in der Welt waren, geliebt hat,
liebte Er sie bis ans Ende ...” (Joh 13,1).

Erst hier, am Kreuz, zeigt Christus am Beispiel der bis zum Letztlichen geführten Gabe seines Leibes und Blutes, wie groß das Geheimnis der Kommunion von Leben und Liebe ist, das der Dreieinige innigst in seinem Sohn – seinem lebendigen Ebenbild, Mann und Frau, anbietet.

Nach dem unveränderlichen, voller Gnade und Barmherzigkeit Willen des Dreieinigen, soll die Liebe und gegenseitige Sehnsucht, die unter Mann und Frau als Eheleuten blühen und an Stärke zunehmen soll, für sie beiden als Ehegatten, aber auch für das ganze Volk Gottes – eine große Versichtlichung unter irdischen Bedingungen dieser unendlichen Liebe und dieses Lebens werden, mit der Mann und Frau, dieses „einzige auf Erden Geschöpf, das Gott um seiner selbst willen gewollt hat” (GS 24), Gott selbst urewig und gleichsam auf untröstliche Art und Weise umfängt.

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Der Winter bringt mit sich die ihm eigenen Geheimnisse und Schönes. Hier eine Bäumeallee, deren Früchte im Herbst - mittlerweile mit Schnee bedeckt wurden.

Zu gleicher Zeit hat aber der Himmlische Vater seinen Eingeborenen Sohn, der im Geheimnis der Menschwerdung als Sohn Mariens, seiner Jungfräulichen Mutter, Menschen-Sohn werden wird – urewig zum Gottes Bräutigam-Ehemann der Kirche, seines Mystischen Leibes bestimmt. Jesus Christus bereitet für sich die Kirche vor – diese seine Braut, indem Er sie läutert, nährt und heiligt mit der Gabe seines Lebens am Kreuz.

Ziel, der Jesus Christus vorleuchtet, ist es, dass die Kirche vor Ihm als „heilige und makellose” Braut erscheint (vgl. Eph 5,27). Jesus vermählt sich mit Ihr – und in ihr mit ausnahmslos jedem der Erlösten, auf die einzige Art: durch die der Kirche als seiner Braut angebotene – Gabe seines Gottes Lebens und seines Göttlichen Blutes: „... zur Vergebung der Sünden”.

Jesus wird es deutlich wünschen, dass das Zwei-zu-einem-Fleisch, das Mann mit Frau in der Kommunion ihrer Liebe und ihres Lebens verbindet, in seinem tiefsten Inhalt diese Liebe widerspiegelte, mit der Er – der Erlöser des Menschen: Mann und Frau, die „Kirche geliebt hat und sich selber für sie hingegeben hat, um sie heilig zu machen ...” (Eph 5,25f.).

Das alles offenbart aber der Erlöser in Fülle erst nach seiner Auferstehung, und manches selbst erst nach seiner Himmelfahrt – über die Sendung des Heiligen Geistes. An Tagen zwischen seiner Auferstehung und seiner Himmelfahrt hat Jesus seinen Aposteln insbesondere Belehrungen betreffs seiner Kirche eingeprägt:

„Diesen [den Aposteln] hat Er sich auch nach seinem Leiden
in vielen sicheren Kennzeichen lebendig dargestellt,
indem Er sich vierzig Tage hindurch von ihnen sehen ließ
und über die Dinge redete, die das Reich Gottes betreffen” (Apg 1,3).

Die Apostel berichten über den Inhalt jener Gespräche Jesu mit den Aposteln mit Bezug auf die rechtlichen, liturgischen Strukturen des „Reiches Gottes”, d.h. der von Ihm gegründeten Kirche, wie auch bezüglich der Ethik und dem Dogma – sehr karg (s. Mt 16,18; Joh 21,15-17; Mt 28,18ff.). Christus hat dieses Reich gegründet als das „Haus Gottes”, das die „Kirche des Lebendigen Gottes ist, die Säule und Grundfeste der Wahrheit” (1 Tim 3,15).

Wichtig, dass die Apostel durch den Heiligen Geist das Vorhaben Christi u.a. mit Bezug auf die Ehe perfekt vernommen haben. Sie haben von Anfang an gelehrt, dass man die Ehe schließen darf – aber immer unter der einen Bedingung: „... nur geschehe es im Herrn” (1 Kor 7,39).
– In den Apostolischen Briefen werden die Apostel vielmalig an die Ehe in ihrer Gottes Sicht anknüpfen. Sie werden auch nur allzu gut die mehrmals vom Menschen-Sohn selbst wiederholten und fixierten seine Aussagen im Gedächtnis bewahren, dass Er selbst „Bräutigam” seiner Braut – der Kirche, ist. Sie werden immer eindeutig hervorheben, dass Christus – Bräutigam der Kirche immer nur auf die eine Art und Weise ist: als der Erlöser-vom-Kreuz.

Das alles hat nur allzu gut genügt, dass sich die Theologie der Ehe als Sakraments entfalten konnte. Einer von ihren kräftigen Ausgangspunkten wird immer das gesegnete Zugegensein Jesu bei der Hochzeits-Feier zu Kana in Galiläa darstellen.
– Vonseiten aber derjenigen, die eine Ehe „im Herrn” schließen, bleibt immer der Ruf aufgeschlossen, dass sie – ähnlich wie das Junge Ehepaar in Kana – auch sie deutlich – für die Dauer, „Jesus einladen” in ihre ansetzende Kommunion von Liebe und Leben in Ehe und Familie.

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2. Göttlich-Bräutlicher Ausklang
von Kana und dem
Letzten Abendmahl

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a. Noch einmal Kana und Gottes Bräutlichkeit zum Menschen

Im Anschluss an das gerade erst erörterte Ereignis: der Anwesenheit Jesu samt seinen Jüngern bei der Hochzeit zu Kana in Galiläa sollte man sich noch auch bewusst werden, dass das alles im Rahmen des bereiteten großen Empfangs stattgefunden hat. Man muss mit der damals herrschenden Gewohnheit rechnen, die schwer irgendwie verändert werden konnte, dass an solchem Hochzeits-Empfang in Praxis die ganze Ortschaft teilgenommen hat, schon abgesehen von besonderen Gästen von außerhalb. Die Stamm- und Geschlechts-Bände wurden in Israel immer mit klar bewusst gelebter, tief eingewurzelter ‘gemeinschaftlicher Verantwortung’ wahrgenommen. Was ein einzelnes Glied des Stammes betraf, haben intensiv alle übrigen Mitglieder des Stammes und der Familie erlebt. Und umgekehrt.

Der bevorzugte Ort, wo die bisweilen schwach werdenden Bande besonders leicht von neuem an Kraft zunehmen konnten, waren ab immer gemeinschaftlich erlebte Festmähle, und ganz besonders Hochzeits-Mähle. Zur Stärkung der dabei gelebten Einheit trug der gemeinsame Tisch bei, die gemeinsam genommenen Gerichte, die gemeinsame Stimmung – ob freudig oder traurig.
– In diesem Fall sind die Zweien Jungen Leute zum vereinigenden Faktor geworden, die sich an der Schwelle der gerade erst gebundenen ehelichen und familiären Kommunion gefunden haben. Es wurde gemeinsam gebetet und gemeinsam gesungen, man bekannte lebendig den Glauben an denselben Jahwéh als den Schöpfer und Erlöser Israels, der ab immer die Ehe mit besonderem Schutz und Segen umgeben hat, die vom ‘Herrn des Hauses’ [hebr.: Bá‘al-Bet] samt seiner Ehefrau gebildet wurde. Die Ehefrau aber wurde in diesem Augenblick freudevoll gelobt und verherrlicht:

„Wie ein fruchtbarer Weinstock – ist deine Frau drinnen in deinem Haus.
Wie junge Ölbäume – sind deine Kinder rings um deinen Tisch.
So wird der Mann gesegnet, der Jahwéh fürchtet und ehrt ...” (Ps 128 [127],3f.).

Jahwéh selbst zögerte nicht sich selber im Prophetischen Wort als „Ehemann” der Tochter Zion-Jerusalem zu nennen, und selbst als „Ehegatten-Herrn” seiner ‘Ehefrau-Israel’ (genauer s. ob.: Die sich in Büchern der Großen Propheten zu kennen gebende Bräutlichkeit Gottes).

Solcher Laut des Wortes Gottes hat nur die allgemeine Überzeugung des Glaubens gestärkt, dass die Ehe keine weltliche Institution ist, noch umso mehr Frage allein des privaten Zusammenwohnens zweier Leute, die von nun an ehelich miteinander leben werden, ohne sich wegen den Erfordernissen ihrer Integration mit der religiösen und zivilen Gesellschaft Kummer zu machen. Leute des Altertums, und umso mehr das Volk Gottes Israel, haben ab immer die Nähe Jahwéh in allem wahrgenommen, was die Ehe und Familie angeht – als des ständigen Kreisens um Geheimnisse, die striktes und ausschließliches Eigentum Gottes Zebaót [der Heerscharen] sind: um das Geheimnis von Leben und Liebe.

Man kann verstehen, dass sich das alles auf dem Begriff der Ehe in Israel und ihrem im Gebetsklima und tiefen Glauben Erleben ausgewirkt hat. Jeder Israelit und jeder Jude [Juden: ab etwa Mitte des 6. Jh. vor Chr.] war sich vortrefflich um die voller Schmerz Herzensausschüttungen Jahwéh bewusst, der sich systematisch beklagen musste, dass so viele vom Volk, das doch sein Besitztum und sein persönlichster ‘Teil’ [hebr.: segulláh] darstellt, Ihn systematisch mit Sünden des ‘Ehebruchs mit fremden Göttern’ verraten haben. Die Herzensvertraulichkeiten Gottes wurden in diesem Fall direkt vom Leben in Ehe und Familie geschöpft. Das hat selbstverständlich umgekehrt auf das religiöse Verständnis des Wesens der Ehe gewirkt – als der in die irdische Sichtbarkeit übertragenen Beziehungen Gottes-der-Liebe zu seinem lebendigen Ebenbild: Mann und Frau.

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b. Gottes Bräutliche Akzente beim Letzten Abendmahl

Wenn man noch andere, in den Evangelien erwähnte Mähle übergeht (z.B.: Lk 16,19-31: der Reiche Mann und Lazarus; Lk 15,22-32: Rückkehr des Verlorenen Sohnes; Lk 14,1-6: Einladung Jesu zum Mahl bei einem Pharisäer; usw.), sollte doch die Aufmerksamkeit besonders dem Letzten Abendmahl Jesu zusammen mit seinen Jüngern gewidmet werden. Es ging direkt dem letzten Abschnitt Jesu Werks der Erlösung der Welt voran.

Es war dieses Mal ein typisches Pascha-Mahl, allgemein erlebt im Stil gewissermaßen ähnlich wie Christen in vielen Ländern den Heiligabend der Vigil der Geburt Jesu, also Weihnachten, bereiten und ihn erleben.
– Jesus hat dieses Mahl mit Gebet begonnen und anderen dabei angenommenen Zeremonien, gemäß der bisherigen Überlieferung bezüglich des Paschamahles.
– Allerdings in gewissem Moment wich Jesus vom traditionellen Rituale ab und ging auf die Gründung des Geheimnisses der Eucharistie und des Priestertums herüber, wodurch Er auf blutlose Weise das Opfer vorgegriffen hat, das Er aus seinem Leib und seinem Blut „zur Vergebung der Sünden” (Mt 26,28) am nächsten Tag – auf dem Kreuz, vollbringen wird.

Weder Jesus, noch die Evangelisten scheinen mit irgendwelchem jetzt geäußerten Wort eine direkte Anspielung an die Ehe als Sakrament des Neuen Bundes geäußert haben.
– Und doch, das Opfer der Heiligen Messe, das Christus in dieser Stunde gegründet hat als den „Neuen Bund in Meinem Blut, das für euch vergossen wird” (Lk 22,20), wird von nun an auf unerschütterliche Weise – aufgrund der Worte Christi selbst, Ausdruck des Bräutlichen Bundes, der mit eigenem Blut des Sohnes Gottes und Menschen-Sohnes in einer Person besiegelt werden wird. Es gibt doch keinen anderen ‘Bund’ zwischen Gott und dem Menschen: Mann und Frau, als nur den ehelichen Bund – in Gottes Begriff dieser Wirklichkeit.

Ausführlicher entwickelt die hier vorkommende Analogie zwischen dem Zwei-zu-einem-Fleisch im Fall von Mann und Frau – und Christus, dem Sohn Gottes und Menschen-Sohn zugleich – mit seiner Mystischen Braut: der Kirche, und in ihr mit jedem einzelnen der Erlösten – als Gottes-Geschriebenes-Wort in seinem Brief an die Epheser in etwa 30 Jahren später Paulus, der Völkerapostel [wahrscheinlich vom Römischen Gefängnis aus, in Jahren 61-63].
– Die Tiefe der Gottes Sicht hinsichtlich der Ehe, wie sie vom Hl. Paulus in diesem Brief (bes. Eph 5,21-33) dargestellt werden wird, wird direkten Widerklang finden sowohl beim Verständnis und dem Erleben der Ehe als Sakraments des Neuen Testaments, wie auch beim Verständnis der Bräutlichen Beziehungen zwischen dem Erlöser und der Kirche, die der Menschen-Sohn sich geduldig und mit nicht nachlassender Liebe als seine „heilige und makellose” Braut vorbereitet (vgl. Eph 5,27).

Niemand kann leugnen, dass die Worte Jesu Christi, der das Opfer der Eucharistie bei dem Letzten Abendmahl einsetzt:

„Dieser Kelch ist – der Neue Bund in Meinem Blut,
das für euch vergossen wird” (Lk 22,20),

bzw. in der Version von Matthäus:

„Denn dies ist Mein Blut des Bundes,
das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden ...” (Mt 26,28),

von Jesu Seite her Angebot darstellen, oder eher Auflegen des Ehe-Ringes der Kirche – und jedem, der freiwillig das Angebot seiner Gottes Bräutlichkeit annimmt.
– Die Worte vom „Blut des Bundes” können unmöglich anders verstanden werden, als eben, dass somit der Vermählungs-Bund, die Ehe geschlossen wird, die Gott der Dreieinige in seinem Eingeborenen Sohn, den Er in die Welt gesandt hat zur Erlösung des Menschen – jedem anbietet, der sich für Gott aufschließt und Gott erlaubt, in sein Herz und sein Leben für die Dauer einzutreten.

So wird die jedesmalige Feier der Heiligen Messe eine neuerliche Vergegenwärtigung der Vermählung des Sohnes Gottes, des Erlösers-vom-Kreuz: mit der Kirche und jedem einzelnen der Erlösten.
– Das aber wirkt sich unmittelbar mit seinem Ausklang aus auf den Begriff und das Erleben jetzt des ehelichen Bundes, mit dem sich Mann und Frau verbinden, indem sie von nun an die Kommunion von Liebe und Leben bilden mit Ausrichtung auf Umgestaltung in Familie.

Und noch eine Reflexion bei der aufkommenden Konklusion. Soll es nicht merkenswürdig sein, dass das alles im Rahmen eines ... Mahles erfolgt? Gerade hier, beim Mahl, nimmt die Kommunion desselben Lebens und derselben Liebe an Kraft zu und erfährt eine immerwährende Erneuerung.

Kann man sich wundern, dass der Erlöser selbst des Menschen, der doch ein hervorragend menschliches Herz gehabt hat, obwohl seine Person ausschließlich Gottes Person ist, sich zum letzten, dem höchsten Akt seiner tödlich schwierigen Sendung: der Erlösung des Menschen durch das Opfer am Kreuz, nicht anderes nähert, bevor Er bei diesem Letzten Abendmahl nicht diese alle noch einmal um sich sammelt, denen Er in wenigen Stunden auf blutige Weise, aber Jetztzeit, bei diesem Letzten Abendmahl, auf unblutige Weise, sich Selber zur Nahrung, sich Selber zum Trinken anbietet.

Es ist schwer um ein noch engeres Zwei-zu-einem-Fleisch in dieser Mystischen, und doch so realen Vermählung Gottes mit seinem lebendigen Ebenbild: Mann und Frau, als eben durch das ständige Nähren und Tränken dieser Seinen, über das Leben geliebten Braut: der Kirche – und eines jeden der Erlösten, mit eigenem lebendigen Leib, mit eigenem lebendigen und leben-spendenden Blut:

„Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und Sein Blut nicht trinkt,
habt ihr das Leben nicht in euch.
Wer Mein Fleisch isst und Mein Blut trinkt, hat das ewige Leben,
und Ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag ...” (Joh 6,53f.).

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Diese beiden bleiben zum einmal gegebenen WORT: Gott und den Menschen - wahrhaft treu. Sie bleiben treu – in leichteren und schwierigeren Stunden, manchmal sind es äußerste Proben ihrer Ehe und Familie: bis der Tod sie trennt. Treu auch im Glauben zu Jesus Christus, den sie beiden nicht zum Scherz in ihr Haus und in ihre Herzen eingeladen haben.

Sollte etwa Johannes Paul II. irgendwie übertreiben, wenn er so stark die Bräutliche Beschaffenheit des Geheimnisses der Eucharistie hervorhebt in schon mehrmals angeführten Worten seines Apostolischen Briefes über die Würde und Berufung der Frau :Mulieris Dignitatem’ (1988):

„Wir befinden uns hier im Mittelpunkt selbst des Pascha-Geheimnisses,
das die Bräutliche Liebe Gottes bis zum letzten offenbart.
Christus ist Bräutigam, weil Er ‘sich selbst hingegeben’ hat: sein Leib wurde ‘hingegeben’, sein Blut wurde ‘vergossen’ [Lk 22,19f]. So hat Er ‘bis zum ... Letzten geliebt’ [Joh 13,1].
Die im Opfer des Kreuzes enthaltene ‘uneigennützige Gabe’ hebt in endgültiger Weise den Sinn der Bräutliche Liebe Gottes hervor.
Christus ist Bräutigam der Kirche als Erlöser der Welt.
Die Eucharistie ist Sakrament unserer Erlösung.
Sie ist Sakrament des Bräutigams und der Braut ...” (MuD 26).

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3. Jesus in seinen Beziehungen zur Würde und Berufung der Frau

In Evangelien treffen wir ein paarmal auf unmittelbare Aussagen Jesu, die mit der Ehe, bzw. der ehelichen Ethik, oder mehr allgemein: der Ethik der Geschlechtlichkeit verbunden sind. Es handelt sich dabei üblich um Situationen, wenn eine immer andere Delegation der geistigen Führer des Volks Jesus zu Aussagen provoziert hat mit Bezug auf eine gewählte Frage der ehelich-familiären Ethik.

Die Evangelien erwähnen aber unabhängig davon einige Tatsachen oder auch Aussagen, die ebenfalls mit der Frage der Ehe und ethischen geschlechtlichen Beziehungen verbunden sind. Hier einige solche Ereignisse.

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a. Die herbeigeführte, am Ehebruch ertappte Frau (Joh 8,1-11)

Johannes stellt ausführlich ein dramatisches Ereignis dar, das im Tempel Jerusalem stattgefunden hat, wo Jesus gerade „sich setzte und das Volk lehrte” (vgl. Joh 8,2). Auf einmal ist ein Tumult entstanden: „Da brachten die Schriftgelehrten und die Pharisäer” eine Frau, die beim Ehebruch ertappt worden war (Joh 8,3).

Den Anklagenden Personen ging es in diesem Fall nicht einmal so sehr um diese Frau, sondern sie lauerten einmal mehr auf irgendein Wort vonseiten des Meisters von Nazaret auf, um einen Grund zu seiner Anklagung zu finden, oder Ihn selbst zu Tode zu verurteilen.
– Wir kennen gut das Finale dieses Vorfalls. „Jesus bückte sich und schrieb mit dem Finger auf der Erde”. Als Er wiederholt zum Sprechen provoziert wurde, sagte Er nur: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als erster einen Stein auf sie”  (Joh 8,6f.).

Dem Kommentar zu diesem Ereignis widmete eine mit Herzen durchtränkte Erwägung Johannes Paul II. in seinem Apostolischen Brief Mulieris Dignitatem (s. MuD 14). Er knüpft zwar an die Verantwortung der Frau selbst an wegen der begangenen Sünde: „... Es kann durchaus sein, dass auch sie manchmal an der Sünde des Mannes als der ‘fremden Sünde’ schuld ist ...” (MuD 14).
Ehebruch bleibt jedes Mal Ehebruch: Tat, die in offenem Widerspruch zur personalen Würde von Frau und Mann steht, zur Ehe und Familie, und umso mehr zum Willen Gottes, der im VI. und IX. Gebot zum Ausdruck gebracht ist, schon abgesehen vom Größten und Ersten Gebot im Gesetz: Liebe zu Gott aus ganzem Herzen – und zum Nächsten wie sich selbst.

Der Ehebruch widerspricht auf grundsätzliche Weise dem geschlossenen Ehe-Bund und seinen unabdingbaren Eigenschaften: Liebe-Treue-eheliche-Ehrlichkeit. Leider, die Welt der Männer verurteilt in solchen Fällen weiter ungemein leicht die Frau allein, die unter solchen Bedingungen nicht selten ganz allein mit der stattgewordenen Mutterschaft bleibt.

Daran knüpft Johannes Paul II. an:

„... Jesus sagt zuletzt zu ihr selbst: ‘Sündige von jetzt an nicht mehr’,
vorher weckt Er aber das Bewusstsein um die Sünde bei den Männern, die sie anklagen ...
Jesus scheint den Anklägern sagen zu wollen: Ist diese Frau mit ihrer Sünde nicht zugleich und vor allem Bestätigung eurer Übertretungen, eurer männlichen Ungerechtigkeit, eurer Missbräuche? ...
– Die Frau wird allein stehend an den Pranger der öffentlichen Meinung mit ‘ihrer Sünde’ ausgesetzt, während sich hinter dieser ‘ihrer’ Sünde ein Mann als Sünder verbirgt, der an der ‘fremden Sünde’ schuld ist, und noch mehr, für sie verantwortlich ist. Seine Sünde entzieht sich jedoch der Aufmerksamkeit, sie wird stillschweigend übergangen: er scheint die Verantwortung für die ‘fremde Sünde’ nicht zu tragen. Manchmal wird er geradeaus zum Ankläger, ... und vergisst dabei seine eigene Sünde.
– Wie oft zahlt in ähnlicher Weise die Frau für ihre Sünde ... – allerdings sie zahlt allein und zahlt einsam ! Wie oft bleibt sie mit ihrer Mutterschaft einsam, wenn der Mann, der Vater des Kindes, die Verantwortung nicht annehmen will? ...” (MuD 14).

Diese Erwägung betrifft zwar nicht direkt den dogmatischen Aspekt der Ehe als Sakraments. Dennoch der geschlossene eheliche Bund wird gleichbedeutend mit Unternahme einer vielfältigen Verantwortung für die Reinheit des Herzens – sowohl dieses eigenen, wie auch dieses – des anderen in Ehe.

Jesus trägt hier kein ‘neues’ Gesetz noch Gebot ein, Er knüpft aber an das ethische Natürliche Gesetz an, wie auch an dieses, das aufgrund der Zehn Gebote Gottes bekannt ist, das dem Volk Gottes durch die Vermittlung Mose unter Sinai gegeben wurde (Mitte des 13. Jh. vor Chr.). Jesus zeigt seine unabänderliche Aktualität, und zugleich die Tiefe seiner Verpflichtungen. Das geschieht aber in einklängiger Anknüpfung an den „Inhalt des Gesetzes, das in ... ihrem Herzen eingeschrieben ist’ (vgl. Röm 2,15f.; s. auch DeV 43), das ab der Stunde der Erschaffung des Menschen als Mann und Frau unabänderlich dasselbe ist – in Vergangenheit, Gegenwart, und niemals irgendwelcher Veränderung oder ‘Verwässerung’ erliegen wird.
– Das ethische Natürliche Gesetz besteht doch ganz unabhängig von menschlichen Urteilen und dem sozial-staatlichen Nachdruck, der Gott und das Gesetz Gottes auf den Rand der zurzeit nicht mehr gültigen Wirklichkeit gern abschieben möchte.

Johannes Paul II. knüpft in weiterer Folge des angeführten Briefes über die Würde und die Berufung der Frau an die Gottes Sicht des Menschen, der erschaffen wurde als Mann und Frau samt dem urewigen Ruf zur beiderseitigen Verantwortung für die eigene Würde:

„... Vielleicht zeigt sich an wenigen Stellen so sehr wie hier seine [= Jesu] Macht – die Macht der Wahrheit – angesichts der menschlichen Gewissen. ...
– Verkehrt sein Bewusstsein nicht etwa auch hier mit dem Geheimnis des ‘Anfangs’, als der Mensch als Mann und Frau erschaffen wurde und die Frau in ihrer fraulichen Andersartigkeit dem Mann – auch mit ihrer potentiellen Mutterschaft – anvertraut worden ist?
Auch der Mann wurde vom Schöpfer der Frau anvertraut. Sie wurden gegenseitig der eine dem anderen als Personen anvertraut, die nach dem Ebenbild und Gleichnis Gottes selbst erschaffen waren.
– Solches Anvertrauen ist Maß der Liebe, der Bräutlichen Liebe: Um ‘uneigennützige Gabe’ der eine für den anderen zu werden, ist es nötig, dass die beiden den Sinn der Verantwortung für die Gabe haben. Dieses Maß ist vom ‘Anfang an’ für sie beiden bestimmt: Mann und Frau .
– Nach der Erbsünde wirken in Mann und Frau gegensätzliche Kräfte – wegen der dreifachen Begehrlichkeit, dem ‘Brandherd der Sünde’. Diese Kräfte sind im Menschen von innen her am Werk. Darum wird Jesus in der Bergpredigt sagen: ‘Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen’ [Mt 5,28] ...” (MuD 14).

In diesem Moment beruft sich Johannes Paul II. auf die beiderseitige Verantwortung von Mann und Frau für ihre Würde und ihre Berufung, indem er zugleich den Stil Christi Herausforderungen hervorhebt, die mit den gegenseitigen Beziehungen von Mann und Frau verbunden sind:

„Diese Worte [= lüsternes Anblicken der Frau], die direkt an den Mann gerichtet sind, weisen auf die grundlegende Wahrheit betreffs seiner Verantwortung gegenüber der Frau hin: für ihre Würde, für ihre Mutterschaft, für ihre Berufung.
Sie beziehen sich mittelbar auch auf die Frau. Christus hat alles getan, damit die Frauen in seiner Lehre und seinem Handeln – die ihnen eigene Subjektivität und Würde wieder finden.
Auf dem Grundboden der urewigen ‘Einheit-der-Zweien’ hängt diese Würde direkt von der Frau selbst ab als des für sich selbst verantwortlichen Subjekts – und wird zu gleicher Zeit dem Mann ‘aufgetragen’. ...
– Die Würde der Frau und ihre Berufung – übrigens gleich wie auch jene des Mannes – finden ihre urewige Quelle im Herzen Gottes, aber unter zeitlichen Bedingungen des menschlichen Daseins hängen sie enge mit der ‘Einheit-der-Zweien’ zusammen.
– Daher muss jeder Mann in sein Inneres schauen, ob diejenige, die ihm als Schwester im selben Menschsein, als Braut – aufgetragen ist, in seinem Herzen nicht etwa Objekt des Ehebruchs wird; ob diese, die in unterschiedlicher Weise Mit-Subjekt seines Seins in der Welt ist, für ihn nicht zum ‘Objekt’ wird: Objekt zum Genuss, Objekt zur Ausbeutung” (MuD 14).

So sehen wir, dass im Fragment des Johannes-Evangelium über die Frau, die am Ehebruch ertappt wurde, eine ganze Reihe von Elementen abgelesen werden kann, die einen direkten Widerhall u.a. auf die Ehe in ihrer urewigen Berufung zur ‘Einheit-der-Zweien’ erfahren.

Das betrifft sowohl die Berufung jemandes Individuellen zum Lebensstand des Lebens im Ehe-Bund, wie, der Reihe nach in einem anderen Ausmaß, zur ‘Einheit-der-Zweien’ in Bräutlichkeit und Elterlichkeit im Heiligen Geist, die eigenartige „Neuheit des Evangeliums” werden wird (s. MuD 11.20.24).

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RE-Lektüre: VI.Teil, 8.Kapitel, ad ‘d’.
Stadniki, 8.VIII.2015.
Tarnów, 4.VI.2022.


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E. UNMITTELBARE ANKNÜPFUNGEN DER EVANGELIEN AN DIE EHE

1. Jesus eingeladen zum Vermählungsfest in Kana in Galiläa
a. Einladung Mariens zur Hochzeitsfeier – Einladung Jesu
b. Jesu Person auf der Hochzeit zu Kana
c. Intervention Mariens bei der Hochzeit zu Kana
d. Das Zugegensein Jesu bei der Hochzeitsfeier zu Kana und die Ehe als Sakrament

2. Göttlich-Bräutlicher Ausklang von Kana und dem Letzten Abendmahl
a. Noch einmal Kana und Gottes Bräutlichkeit zum Menschen
b. Gottes Bräutliche Akzente beim Letzten Abendmahl

3. Jesus in seinen Beziehungen zur Würde und Berufung der Frau
a. Die herbeigeführte, am Ehebruch ertappte Frau (Joh 8,1-11)


Bilder-Fotos

Abb.1. Benedokt XVI.: Erfreutes Mädchen mit dem Fähnchen zum Heiligen Vater
Abb.2. Benedikt XVI.: Pilgerreise nach Polen 2006, Oswiecim-Auschwitz - 1
Abb.3. Wichtig, die Schokolade hat gut geschmeckt
Abb.4. Bäumeallee mit roten Früchten - unter Schnee
Abb.5. Ältere Ehegatten teilen die Mühen der Ehe und Familie...