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VERMERK: Abkürzungen zur angeführten Literatur s. Literatur


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Achtes Kapitel

FÜR DIE THEOLOGIE
DER EHE ALS SAKRAMENTS
IN EVANGELIEN ZERSTREUTE NÜTZLICHE ELEMENTE

*       *       *
Wir laden Dich für die Dauer ein,
Jesu mit Maria, in unsere
Liebe-Leben-Kommunion !

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Einführend zum 8. Kapitel

In den vorangegangenen Kapiteln, wo wir uns in der Offenbarung Gottes auf Suche nach Elementen gesammelt haben, die uns die Theologie der Sakramentalität der Ehe zu erblicken und sie zu erarbeiten erlaubten, leuchtete uns das Ziel vor, in erster Reihe im Gottes-Geschriebenen-Wort des Alten Testamentes nach charakteristischen Formulierungen zu suchen, in denen die Liebe Gottes zum Menschen mit Hilfe von Wendungen dargestellt wurde, die von der Sprache der Brautleute, oder schlechterdings Ehepaare herkommen.

Ruhiges Nachdenken über diese bisweilen schockierende ‘Entdeckung’ lässt sie genügend erklären. Es ist unmöglich, dass Spuren irgendwelcher ‘Liebe’ in dieser Welt in Lostrennung von Gott erscheinen könnten. Gott – ‘hat’ die ‘Liebe’ nicht ... [als Sache-Gegenstand: als Ding-Etwas], sondern Er IST ... Liebe [als Person-Liebe]! Jede Liebe unter den Leuten, darin vor allem Liebe unter Brautleuten und Ehegatten, ist insofern möglich, inwiefern sie Anteilnahme vonseiten Mann und Frau am Geheimnis dieser Liebe ist, die Gott – IST. Sollten sich auch die daran Engagierten dessen nicht bewusst sein, bzw. wollten sie es nicht zur Kenntnis nehmen.

Soll man sich in dieser Lage noch wundern, dass jede wahre Liebe, vor allem aber diese, die auf der Stufe der Brautschaft entsteht und sich dann im geschlossenen Ehe-Bund festigt, schlechterdings deswegen möglich wird, dass – Bezug nehmend auf die Disproportion zwischen Gott und dem Geschöpf, wie auch die Analogiebeschaffenheit der menschlichen Ausdrucksweise über Gott – dieser Erste ‘Bräutigam’ und ‘Vermählte’  vor allem ... Gott selber ist?

Wir haben schon nicht wenige Zeugnisse der Bücher des Alten Testamentes überprüft, d.i. aus der Zeit des vorübergehenden Bundes, den Gott mit dem Volk seiner Auserwählung geschlossen hat, in denen Er sich in seiner Bräutlichen Liebe zum Menschen: Mann und Frau vorstellt. Es ist von vornherein unwahrscheinlich, dass so viele und so folgerichtig zum Ausdruck gebrachte Bezeichnungen hinsichtlich der gegenseitigen Beziehungen zwischen Gott des Bundes und seinem Volk, Zeichen allein einer erhabenen Dichtkunst sein sollten, die jedenfalls nichts mit der brutalen Wirklichkeit zu tun haben sollten. Gott führt sein Volk – seine Braut, bestimmt in Irrtum nicht. Er Ist wahrhaft – und will es auch sein – treu zu dem einmal seinem lebendigen Ebenbild auf Erden: Mann und Frau, angebotenen Wort: ‘Ich liebe Dich, Du Meine, Du Meine Braut ’!

Das bedeutet aber auch, dass es Gottes Wille ist, dass jede vor allem EHE sowohl diesen Zweien, wie auch dem ganzen Volk Gottes, mit ihrem Bestehen allein erinnert und eigenartig vergegenwärtigt, dass Gott nicht nur Schöpfer, sondern umso mehr Gott des Bundes der Liebe nach ihrer ehelichen Eigenart ist – im Gottes Sinn dieses Wortes. Um des geschlossenen Bundes willen drängt Er gleichsam seine Geliebte, sie möge mit Ihm die Kommunion desselben Lebens und derselben Liebe eingehen.

Das beginnende achte Kapitel des hiesigen VI. Teiles teilen wir in ein paar thematische Hauptabteilungen ein. Sie sind folgend:

A. Gott der Bräutlichen Liebe: derselbe im Alten und Neuen Testament
B. Keime des Sakraments der Ehe abgelesen vom Evangelium
B. Mittelbare Anknüpfungen des Evangeliums an die Ehe
D. Leitgedanke der Festmahle in Evangelien
E. Unmittelbare Anknüpfungen der Evangelien an die Ehe

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A.   GOTT DER BRÄUTLICHEN LIEBE:
DERSELBE IM ALTEN UND NEUEN TESTAMENT

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1. Ehe – Heiliges Land

Wir konnten uns schon überzeugen, wie verwundernd die Herzensausschüttungen Gottes der Alt-Testamentlichen Offenbarung über die Liebe zu sein pflegen, mit der sich Gott mit seinem Volk – und folglich mit jedem einzelnen seiner lebendigen Ebenbilder angesichts des Weltalls: Mann und Frau, verbunden findet.

Einerseits lässt das Alte Testament keinen Schatten Zweifel darüber zu, dass die Ehe keine Folge einer nur zufälligen Begegnung zwischen Mann und Frau darstellt. Der Mensch ist zum Unternehmen einer Kopulation unter Andrang des blindlings funktionierenden Zeugungsinstinktes nicht willenlos determiniert. Er bleibt immer Mensch, d.h. ein Wesen, das dank seinen drei unabdingbaren Eigenschaften: Selbst-Bewusstsein, Selbst-Bestimmung, Fähigkeit die Verantwortung zu unternehmen – unter dem Druck der sich stark meldenden Ausschüttung der Geschlechtshormone nicht auf Kapitulation verurteilt ist. Als lebendiges Ebenbild Gottes ist der Mensch auf dem Gebiet der Geschlechtlichkeit immer jemand höherer, als der ‘Zwang seines Fleisches’.

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Hier ein Schnappschuss aus den Allgemeinen Audienzen Benedikt XVI. am Petrusplatz in Rom. Der Heilige Vater führt weiter den Stil der Mittwochs-Katechesen und des Zusammentreffens mit Gläubigen, indem er durch die Sektoren des Petrus-Platzes kreist. Auf dem Bild kann die Polnische Fahne und das Symbol des Radio Maryja gesehen werden.

Die Ehe ist aber auch keine Folge eines weniger oder mehr lockeren, nur zeitweiligen Bandes, mit dem sich zwei Menschen gegenseitig gebunden haben. Der Bericht über die Erschaffung des Menschen als Mann und Frau, der unmöglich nicht vom offenbarenden Wort Gottes herkommen kann, zeigt von der Perspektive aus der abertausende Jahre der Geschichte der ‘Wanderung des Menschen mit Gott’ – die prophetische Deutung der Tatsachen vom Ur-sprung, die in keinem Fall irreführen kann, was die Hinsicht dieser Sachen angeht, die mit der Erlösung des Menschen in Christus verbunden sind. Der biblische Verfasser hebt in seinem Bericht die Tatsache hervor, dass der Entscheidung, einen Ehe-Bund zu schließen, die Wahl vorangeht. Diese Wirklichkeit drückt er in Worten aus:

„... Darum wird ein Mann ... seinen Vater und seine Mutter verlassen
und seiner Frau anhängen. Und sie werden zu einem Fleisch werden” (Gen 2,24; vgl. Mt 19,4ff.).

Diese Tatsache stellt einschneidend die Frage nach der freiwillig gefällten Entscheidung auf, sooft sich zwei Personen mit dem Ehebund zu verbinden vorhaben. Solche öffentlich geäußerte, besiegelte Entscheidung kann unmöglich nicht zur Wirklichkeit werden, in deren Kraft diese zwei Personen daselbst eine unwiderrufliche und unauflösliche Einheit geworden sind, die diese Zweien in ihrem Ehe-Bund gegründet haben.

Auch aufgrund Gottes Einsetzung, nicht aber infolge zufälliger menschlicher Festsetzungen, ist dieser Bund „von Anbeginn an” sowohl auf gegenseitige Liebe ausgerichtet, d.h. auf personale, beiderseitige Gabe ihrer ganzen sowohl des Mannes, wie der Frau, wie auch, der Reihe nach, auf Elternschaft. Denn im Ehebund:

„... während sich die Eheleute also einander dahinschenken, geben sie aus sich eine neue Wirklichkeit heraus: das Kind, lebenden Widerschein ihrer Liebe, bleibendes Zeichen ihrer ehelichen Einheit und lebendige und untrennbare Synthese ihres Vater- und Mutterseins” (FC 14).

So wird der eheliche Bund aus Willen Gottes, der von Anfang an von diesen angenommen wird, die sich auf das eheliche Band entscheiden, zum Fundament des sich spontan erhebenden Aufbaus der Familie. Hier erfolgt im Klima der gefühlgeladenen Zuneigung zueinander und in Freude, die mit Frieden des Herzens gesalbt ist und dessen Wurzel außerhalb der sichtbaren Welt liegen (vgl. Joh 14,27) – die Übertragung „von Geschlecht zu Geschlecht”  des Geheimnisses sowohl von Liebe, wie von Leben.

Anders gesagt, die Ehe ist schon von Anfang an – aus Gottes Gründung, sowohl menschliche, wie umso mehr Gottes öffentliche Institution. Es ging hier niemals um Anliegen allein der Physiologie, noch um Betreiben einer ‘Biologie’ der sog. ‘Liebe-als-Sexus’.
– So ist die Wirklichkeit der Ehe unabhängig davon, wie diese konkreten Zweien Eheleute ihren ehelichen Bund vom ethischen Gesichtspunkt aus erleben und ihn gestalten.

Die ganze verwundernde, das Gesamte des Lebens dieser Zweien umfassende Wirklichkeit der Ehe und Familie kreist dauernd um das oben erwähnte Geheimnis, dessen Name Liebe und Leben ist. Diese aber sind unwiderruflich mit Freude des Herzens-Friedens verkoppelt. Dieser Frieden zeugt von Vereinigung im Herzen mit Gott dem Lebenden. Es gibt zwar auf der Welt sowohl die Liebe und das Leben, wie auch die Freude und den Frieden. Allerdings sie kommen nicht von dieser Welt und können von ihr: der Welt allein der Materie – nicht herkommen.

So wird der eheliche Bund durch die Tatsache selbst seines Existierens Versichtlichung in der Wirklichkeit von Mann und Frau als Gottes lebendiges Ebenbildes angesichts des Weltalls – Dessen, der Der Un-Sichtbare ist. Von Ihm stammt die Gabe der Liebe, die Gabe des Lebens. Er nämlich ... IST Liebe-Leben. Er lädt auch immerwährend jeden Mann und Frau zur Teilnahme an dem ein, Wer Er selbst IST als Person-Liebe und Person-Leben:

„Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt, denn Gott Ist die Liebe.
Die Liebe Gottes zu uns wurde dadurch offenbart, dass Gott seinen eingeborenen Sohn
in die Welt gesandt hat, damit wir durch Ihn leben.
Nicht darin besteht die Liebe, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass Er uns geliebt und seinen Sohn als Sühne gesandt hat ...
Niemand hat Gott je geschaut [Gott kann seinem Wesen nach, als Geist, NICHT sichtbar sein: vgl. Joh 4,24. Derselbe Gott wurde aber sichtbar und berührbar in Jesus Christus, dem Fleischgewordenen Sohn Gottes].
Wenn wir einander lieben, bleibt Gott in uns, und seine Liebe ist in uns vollendet ...” (1 Joh 4,8-12).

So kreuzen sich in der Ehe und Familie die ab immer untrennbar miteinander verkoppelten Wirklichkeiten: diese menschliche – und diese göttliche. Ganz unabhängig davon, wie die Ansicht der bestimmten Leute darüber ist und wie sich die betreffenden Leute für den Alltag ethisch verhalten. Aus absichtlicher Nichtbeachtung Gottes als des einzigen, der die Gabe des Lebens und der Liebe bietet, wie auch der Gestaltung des Lebens so, ‘als ob es Gott nicht gäbe’, kann überhaupt nichts abgeleitet werden, was die Vertikale angeht: Gott und der Mensch.

Das heißt, Gott existiert nicht aus jemandes ‘Gunst’, noch davon, ob jemand an Ihn gedacht hat. Das betrifft u.a. die ‘Wissenschaftler’, die eine Zusammenfügung von Gameten herbeibringen, demzufolge ein Mensch zu existieren beginnt, der aber daselbst zum ewigen Leben berufen wird.
– Diese ‘Wissenschaftler’ denken aber an das ewige Leben nicht und wollen daran nicht denken. Ihnen handelt es sich bei diesen Experimenten allein um Mutterzellen als ‘biologischen Rohstoff’ zu ihnen bekannten Zwecken. Wonach sie diesen Kleinen Menschen – als Jetztzeit ‘nicht’ mehr nötigen – töten.

Indessen Gott existiert offenbar. Er ist auch Richter der Lebenden und Verstorbenen unabhängig davon, ob der Mensch gnädig ist, seine völlige Abhängigkeit von diesem Gott, vor dem sich jeder einst stellen muss (vgl. Röm 14,10; 2 Kor 5,10), zu anerkennen, oder auch nicht. Das Wort des Ersten Papstes, des Hl. Petrus, ist fortwährend gültig:

„Der Herr zögert nicht mit der Erfüllung der Verheißung – wie einige meinen,
die von Verzögerung reden. Er ist nur geduldig mit euch,
weil Er nicht will, dass jemand zugrunde geht [= ewige Verdammnis],
sondern dass alle sich bekehren ...” (2 Petr 3,9).

Wir müssen als Tatsache anerkennen, die keinem Zweifel, noch einer Diskussion unterliegen kann: Die Ehe ist allzu groß und allzu heilig, es geschehen hier zu große Dinge – für diese Zweien als Eheleute, die vielleicht auch schon Eltern geworden sind, wie auch für die aus ihrer Kommunion von Liebe und Leben erscheinende Nachkommenschaft, als dass sie für Gott Objekt eines ‘das geht Mich nicht an’ darstellen sollten, bzw. dass Gott sie einem blinden Schicksal überlassen sollte.

Es kann keinen Zweifel geben, dass Gott hier immerfort der Erste und der Letzte ist (vgl. Jes 41,4; Offb 1,17). Und dass bei aller Gebrechlichkeit und Sündhaftigkeit der Eheleute als nur Menschen, die Ehe heiliges und heiligendes Terrain darstellt, d.h. sie Sakrament ist, angefangen von der Ehe als Ausdruck des Ur-Sakramentes der Schöpfung.
– Man darf es nicht anders betreten, als nur mit lebendigem Glauben an die ständige Nähe des Herrn – im Geist der Wahrheit der Offenbarung, in ihrer Annahme mit tätiger Liebe zu Gott und die Menschen.

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Aufnahme Benedikt XVI. von nahe, bei dem Apostolischen Segen und zugleich Gruß an die angesammelten Gläubigen.

In Anpassung an die Problematik der Ehe und Familie, wo es dauernd um die Tat – aber in Liebe vollbracht geht, dürfte man hier den Hl. Paulus mit seiner berühmten Wendung vom Brief an die Epheser anführen:

„... Indem ihr euch im Tun
nach der Wahrheit in Liebe richtet ...”
[lateinischer Text hier]:
veritatem autem facientes in caritate ...”
(Eph 4,15; s. die philologische Bemerkung gleich unterhalb)

Die Ehe und Familie ist Heiliges Land, das man in tiefstem Glauben und Anbetungsehre betreten soll. In Angleichung an die Tatsache, als eines Tages Mose, der die Herde seines Schwiegervaters Jitro am Sinai geweidet hat (Ex 3,1), die Offenbarung Jahwéh’s, also des Lebendigen Gottes erlebt hat. Mose sah nämlich auf einmal einen brennenden Dornbusch, der aber nicht verbrannte (Ex 3,2). Auf solche Weise wollte Gott durch Mose sein Selbst und sein Erlösungs-Vorhaben dem Volk seiner Auserwählung gegenüber offenbaren.

Als Mose neugierig die Erscheinung von nahe her betrachten wollte, vernahm er die Stimme des sich offenbarenden Jahwéh:

„... ‘Mose, Mose’! Er antwortete: ‘Hier bin ich’.
Er [Jahwéh] sprach:
‘Tritt nicht näher heran! Zieh deine Sandalen von deinen Füßen,
denn die Stätte, auf der du stehst, ist heiliger Boden’ ...” (Ex 3,4f).


Philologische Bemerkung zu Eph 4,15.
Es ist einer der Texte, mit dem die Übersetzer der Heiligen Schrift in moderne Sprachen schwer fertig werden können. Der griechische Originaltext lautet: „aletheuóntes de en agápe ...”. Die lat. Überstzg. der Vulgata: „veritatem autem facientes in caritate”. Wörtliche Übersetzung sollte folgender lauten: ‘sich im Tun verhaltend nach der Wahrheit in Liebe ...’ [Wahrheit: strikt biblischer Ausdruck. Jesus Christus – IST Wahrheit: Wahrheit-Person, nicht aber Sache-Wahrheit].
– Die modernen Übersetzungen vergeuden leider des Öfteren den ursprünglichen Gedanken und entstellen seinen Sinn. Es geht um das Tun nach Jesus-Christus, der Person-Wahrheit ist, als um Gott-die-Wahrheit: sein unerschütterlich treu verwirklichtes Vorhaben der Erlösung in Jesus Christus, nicht aber um Wahrheit-als-Ding-Sache, oder vor allem nur Gegensatz zur Un-Wahrheit-Lüge.
– Hier eine Auswahl Deutscher Übersetzungen dieser Schriftstelle.
EB: „Wir wollen uns, von der Liebe geleitet, an die Wahrheit halten ...”.
Volks-Bibel: „Lasst uns, in Wahrheit der Liebe verbunden, ...”.
ElbStB: „Lasst uns aber die Wahrheit reden in Liebe ...”.
JB: „Nein, die Wahrheit sollen wir in Liebe sagen ...”.
– Wie weit können diese Übersetzungen vom inspirierten Originaltext entfernt bleiben!

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2. In Weiterfolge der
Bräutlichen Liebe Gottes
des Vor-Christlichen Bundes

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Wie sollte an die Ehe und Familie der Fleischgewordene Sohn Gottes Jesus Christus nicht angeknüpft haben? Es hat Ihm gefallen, im Milieu einer wahren Ehe: Josef mit Maria, zu erscheinen [s. dazu das Apostolische Schreiben Johannes Paul II. ‘Redemptoris Custos’ – 1989 ].

Dennoch, Er wurde nicht infolge der ehelichen Vereinigung Marias mit Josef empfangen. Ab immer ist Er doch DA im Schoß der Allerheiligsten Trinität [= Zweite Person der Trinität: der-Sohn-das-Wort]: „Gott von Gott, Licht von Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, Gezeugt, Nicht geschaffen” (Großes Glaubensbekenntnis).
Auf die Erde ist Er nur im wahrhaftesten Sinn „vom Himmel herabgestiegen” (s. Joh 6,38.41f.).  So hat Er es selbst präzise ausgedrückt. Im Schoß Mariens, seiner Mutter-Jungfrau, wurde Er empfangen – auf Gott bekannte Art und Weise – als Gott-Mensch – vom Heiligen Geist. Darüber wurde auf Bogen unserer WEB-Seite schon mehrmals gesprochen.

Hat Jesus Christus daselbst die Gottes Institution der Ehe und Familie nicht etwa bestätigt, und zugleich den Siegel Gottes betont, mit dem die Würde und Sendung der Ehe und Familie alle Zeiten hindurch gekennzeichnet ist?
– Gerade hier kreuzen sich fortwährend die sehr menschlichen, aber umso mehr Gottes Anliegen.

Kein Wunder, dass das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965), und danach Johannes Paul II. in seinem Brief an die Familien (1994), hervorhebt:

„Die Familie hat ihren Ursprung in der Liebe, mit der der Schöpfer die erschaffene Welt umfängt, wie es schon ‘am Anfang’ im Buch Genesis ausgesprochen wurde [Gen 1,1], und was in Worten Christi in den Evangelien eine alles überbietende Bestätigung gefunden hat: ‘Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass Er seinen Eingeborenen Sohn hingab’ [Joh 3,16].
Der Eingeborene Sohn, wesensgleich mit dem Vater, ‘Gott von Gott und Licht vom Licht’, ist in die Geschichte der Menschen durch die Familie eingetreten:
Durch seine Menschwerdung hat Er sich irgendwie mit jedem Menschen vereinigt. Mit Menschenhänden hat Er gearbeitet ... mit menschlichem Herzen hat Er geliebt, geboren aus Maria der Jungfrau, ist Er wahrhaft einer aus uns geworden, in allem uns gleich außer der Sünde’.
Wenn daher Christus ‘dem Menschen – den Menschen selbst voll offenbart’ [GS 22], tut Er es zuerst in der Familie und vermittels der Familie, in die Er hineingeboren werden und aufwachsen wollte ...” (BF 2; GS 22).

Braucht man sich also wundern, dass Jesus, der Menschen-Sohn (so hat Er sich selbst gern vorgestellt) – aufgrund der Tatsache allein, dass seine Person Nicht Menschen-, sondern Gottes-Person ist (weil bei der Fleischwerdung seine Gottes Person an die Stelle der Menschen-Person eingetreten ist – mit ihrer ganzen unendlichen Würde als Gottes), die Liebe Gottes selbst zur Menschen-Familie beständig offenbart? Auf ganz besondere Art und Weise geschah es aber über sein Leben und sein Heranwachsen in der Familie in Nazaret, und später – sooft Er sich auf die Ehe und Familie berief.

Unabhängig davon bemerken wir aber voller Verwunderung, dass es von Evangelisten und in Apostolischen Briefen dargestellte Gelegenheiten gegeben hat, wo Christus sich Selber mit Anspielung, oder auch offen – als Gott-Bräutigam seines Volkes und eines jeden einzelnen Erlösten vorstellt. Nur dass die ‘Vermählung’ mit seinem Volk in seinem Fall durch die Hingabe seiner Selbst im Erlösungs-Opfer am Kreuz erfolgen wird – „für das Leben der Welt” (Joh 6,51) und „zur Vergebung der Sünden” (Lk 26,28) seiner Mystischen Braut – Mann und Frau.

So bringt Jesus als Gott-Mensch zum Bewusstsein, was den tiefsten Sinn der Liebe und der Ehe selbst bildet. Er beruht nicht darauf, den eigenen Nutzen und Annehmlichkeit wahrzunehmen, sondern auf dauerndem Wach-Sein um das Gut dieses anderen, der im wörtlichen Sinn: über das eigene Leben geliebt werden soll.

Daher die so stark von Johannes Paul II. hervorgehobene, aus Gottes Offenbarung selbst abgelesene Definition der Wirklichkeit, wie sie die ‘Liebe’ bildet und es sein soll. Zu lieben bedeutet lebendige Gabe-‘für’ – diesen anderen, Geliebten, zu werden. Zu Seinem – und nicht so sehr eigenem – Gut. Sie strebt danach, dass der Geliebte durch diese Liebe das ewige – Leben erlangt.

An diesem Leben sollen aber nicht die Ehegatten allein teilnehmen, sondern auch ihre Nachkommenschaft, die durch die Mit-Arbeit ihrer beiden mit Gott selbst, dem Geber sowohl von Leben, wie Liebe – ‘unterwegs’ ihrer bräutlichen gegenseitigen Erkennung-Hingabe geweckt werden wird. Im Kind erfährt die Zeit der ehelichen Vereinigung-in-Liebe dieser Zweien ihre unabwischbare und für die Ewigkeit bestehende Fixierung.

Es bewahrheitet sich wörtlich, dass Liebe – Ewigkeit bedeutet. Liebe ist Gott, der sich seinem Geschöpf als Gabe darbietet, indem Er es zur Anteilnahme an eigener Liebe und eigenem Leben – für immer – einlädt. Selbstverständlich unter der Bedingung, dass sie sich – diese beiden – und jeder Einzelne, bewusst und freiwillig aufschließen, und auf alles hinhören, was ihnen vom Herrn angeboten und von ihnen erwartet wird:

„In ihrer tiefsten Wirklichkeit ist die Liebe ihrem Wesen nach Gabe,
und die eheliche Liebe, die die Gatten zum gegenseitigen ‘Erkennen’ führt,
das sie zu ‘Einem Fleisch’ macht [Gen 2,24], erschöpft sich nicht unter ihnen beiden,
weil sie sie zur größten Hingabe befähigt,
dank der sie zu Mit-Arbeitern Gottes werden,
indem sie die Gabe des Lebens einer neuen menschlichen Person schenken ...” (FC 14).

Wenn Jesus in seiner öffentlichen Erlösungs-Tätigkeit sich Selbst als Bräutigam kennen lernen lässt, soll das im Grund genommen nicht allzu sehr verwundern. Es ist gerade Er – als Sohn-Wort, die Zweite Person der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, der ab dem Ur-sprung Gott offenbart und im Gottes-Geschriebenen-Wort schon des Alten Testamentes von Gott spricht, indem Er selbst Gott IST.
– Die Heilige Schrift ist doch Er selbst: Sein Wort als Gott-Wort – geoffenbart und offenbarend. Er, der Er als Gott auch unter dieser Gestalt: des Gottes-Geschriebenen-Wortes, mit seinem Volk beständig zugegen bleibt und von ihm auf solche Weise leicht erreicht werden kann.

Sind wir uns also voller Verwunderung bewusst geworden, sei es auch nur aufgrund allein der in vorangegangenen Kapiteln angeführten, immer anderen Fragmente des Alten Testaments, dass Jahwéh nicht nur Gott des Bundes ist, genauer gesagt: des ‘ehelichen’ Bundes, mit dem Er sich mit seinem Volk verbindet, sondern dass Er darüber hinaus im Gottes Sinn dieses Wortes „Gemahl” seines Volks Israel ist, oder eher mehr präzise: seiner meistens anmaßend treubrüchigen, unzüchtigen-Braut-Dirne, die Er mit nie erlöschender Geduld zu reinigen, emporzuheben und heiligen sucht,
– verstehen wir schon ohne größere weitere Verwunderung, dass Jesus als Gottes Sohn und zugleich Menschen-Sohn, sich selbst als Bräutigam der Kirche, der Mystischen Braut des Neuen Bundes, vorstellt.

Ist es doch ununterbrochen derselbe Gott, der sein Selbst schon im Alten Testament als Ehemann seiner Ehefrau – des Volks seiner Auserwählung, dargestellt hat:

„Fürchte dich nicht, denn du wirst nicht zuschanden,
und schäme dich nicht, denn du wirst nicht beschämt dastehen
[als lebendige ‘Witwe’, die ihr Mann wegen ihres ständigen Ehebruches beiseite geschoben hat] ...
Denn dein Gemahl ist dein Schöpfer, Jahwéh der Heerscharen ist sein Name;
und dein Erlöser ist der – Heilige Israels, Gott der ganzen Erde wird Er genannt.
Denn wie eine Entlassene und tiefgekränkte Frau [die sich nach dem Eins-in-Liebe mit ihrem Mann sehnt],
hat dich Jahwéh ... gerufen(Jes 54,4ff.).

Lassen wir also das Neue Testament ruhig aussagen, dass Jesus auf Sich als Bräutigam hinweist. Wir werden uns überzeugen können, dass wir in seinem Wort nur die Bestätigung dafür finden, dass vor uns genau derselbe Gott stehen bleibt, der früher „durch die Propheten” [Glaubensbekenntnis der Hl. Messe] des Alten Testamentes gesprochen hat. In seiner sich mit nichts abhalten lassenden Liebe, die in Ihm selbst urewig nur eine große Bräutlichkeit ist, konnte Er auch schon damals – in Zeiten des Alten Testaments, der Zeitepoche des erst zeitweiligen Ehe-Bundes mit seinem Volk – nicht ‘aushalten’, ohne sich von dieser seinen bräutlich-ehelichen Liebe nicht direkt und ohne irgendwelche Zweideutigkeiten auszudrücken.

Diese Bekenntnisse, also Gottes Herzensergüsse wegen der ersehnten Nähe zu seiner so oft unheimlich widerspenstigen und fortwährend voller Misstrauen – Geliebten, werden in der Epoche des „Neuen und Ewigen Bundes” (vgl. Mt 26,28; Lk 22,20; Hebr 9,15; 13.20) nur unverwüstliche Bestätigung derselben ‘Linie’ der Offenbarung, die auch in dieser Hinsicht verwundernd offen auch schon der Gott des Alten Testamentes dargeboten hat.

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B.   KEIME DER SAKRAMENTALITÄT
DER EHE ABGELESEN VOM EVANGELIUM

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1. Lichtchen der Ehe-Sicht Gottes
in Einträgen der Evangelien

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Es gehört sich die in Evangelien zerstreuten Aussagen Jesu Christi zu untersuchen, in denen der Sohn Gottes mittelbar oder unmittelbar an die Ehe und Familie anknüpft, wie auch die gegenseitigen Verhältnisse in Ehe – in ihren Wechselbeziehungen zum Standpunkt, den Gott in der Ehe und Familie einnimmt.
– Anderseits gibt es eine Reihe von Aussagen Jesu, in denen Er von sich selber feststellt, Er wäre Bräutigam, d.h. Gott-der-Bräutigam.

Diese Aussagen, indem sie vom Menschen-Sohn herkommen, der im Schoß der Heiligen Dreifaltigkeit der-Sohn-das-Wort IST, bringen von selbst aus die Wahrheit der Offenbarung Gottes mit. Sie offenbaren, wer Gott-die-Liebe ist, und ferner – wie der Platz ist im Gottes Vorhaben der Erlösung des lebendiges Ebenbildes Gottes: Mann und Frau, den sowohl die Ehe, wie die Familie einnimmt – in ständiger Korrelation zu Gott-dem-Gemahl seines Volks.
– Wir möchten die erwähnten Daten als schimmernde Lichtchen sammeln, weil sie zweifelsohne einen eigenartigen Ausgangspunkt darstellen, auf dessen Boden die Sicht der Ehe als Sakraments der Kirche erarbeitet werden kann.

Die erwähnten Aussagen könnten in ein paar Themen-Fäden gefasst werden. Sie umfangen unterschiedliche Aspekte des Lebens in Ehe und Familie – das sich aber dauernd mit dem Platz Gottes in menschlicher Wirklichkeit der Ehe-Familie überschneidet. Denn sowohl das Alte Testament, wie umso mehr die Evangelien schärfen deutlich die Empfindsamkeit ein auf die sich in den gegenseitigen Beziehungen der Ehe-Familie immerwährend kreuzenden „Großen Taten” Gottes (vgl. Lk 1,49) mit der menschlichen Wirklichkeit der Eheleute und Familie.

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Die sich kreuzenden Prioritäten der Bräutlichen Liebe Gottes, und dieser der Menschen. Der Mann sehnt sich nach seiner Frau - und umgekehrt: beide können ohne sich nicht leben, sie bilden eine enge KOMMUNION von Liebe und Leben. Für sie selber, aber auch für das ganze Volk Gottes, soll diese gegenseitige Sehnsucht - eine dauernde Erinnerung und Zeichen dessen bilden, wie untröstlich die Sehnsucht Gottes sein muss, der Liebe - IST, nach seiner Mystischen Braut: seinem lebenden Ebenbild: Mann und Frau, die durch den Heiligen Geist ein JEMAND sind: Gottes Braut, gerufen zur Bräutlichkeit im Leben-für-immer mit dem Dreieinigen selbst.

In Form einer zuvorkommenden Konklusion dürfte schon jetzt auf das ständig erscheinende Bild eines eigenartigen Kreuzes hingewiesen werden. Es markiert alle zwischenmenschlichen Beziehungen, besonders aber diese zwischenpersonalen Beziehungen, die in Ehe und Familie in ihrer Korrelation zu Gott als Liebe-Leben und Bräutigams seines Volks – seiner Mystischen Braut, stattfinden.

Einerseits handelt es sich um das gegenseitige Verhältnis zwischen Mann und Frau, wie auch um die Beziehung der beiden Ehegatten-Eltern zu ihren Kindern. Es geht hier also um die Verhältnisse, die gleichsam die Horizontale betreffen, d.h. den waagerechten Balken eines ‘Kreuzes’. Er bedeutet die gegenseitige eheliche Liebe auf Ebene ihres menschlichen Bandes: füreinander Person-Gabe-zu-Sein zu Gutem, das sich zum Leben – diesem ewigen hin, aufschließt, obwohl es durch die ganze zeitliche Wirklichkeit erfolgt.

Anderseits, sooft Wahlen nach der Liebe-Linie – gerade dieser ehelichen (und auch schon dieser in der Brautzeit) getroffen werden müssen, erscheint beständig, bisweilen die geradezu dramatische Frage nach der Hierarchie dieser Liebe. Mit der menschlichen Liebe, wie sie sich zwischen Brautleuten entwickelt, kreuzt sich immer wieder die Liebe Gottes zu ihnen Zweien und ihre Liebe zu Gott. Auf solche Weise schritt in die Wirklichkeit der ehelichen Liebe und dieser in Familie, wie sie für den Alltag gelebt wird, unumwendbar fortwährend die Vertikale ein: Gott und der Mensch, den Gott als seine Braut-im-Heiligen-Geist betrachtet.

Es entsteht daselbst ein Abriss des Kreuzes.
– Der senkrechte Balken illustriert die gegenseitigen Beziehungen der bräutlichen Liebe Gottes zum Menschen, insofern Gott dem Menschen immer die Bräutlichkeit zu Sich anbietet
– Mit dem senkrechten Balken kreuzt sich unentwegt der waagerechte Balken, der die innigen Beziehungen des Ehepaars darstellt. Dieser bringt nämlich die gegenseitige, menschliche bräutliche Liebe zum Ausdruck, die Ehemann und Ehefrau unternehmen infolge der von Gott erwarteten ihrer freiwilligen Entscheidung auf lebenslangen beiderseitigen Bund ihrer Liebe und ihres Lebens, in dem aber den ersten Platz immer Gott besitzen wird.

Immer gültig bleibt der Grundsatz: Es steht dann ‘alles auf seinem Platz, wenn den ersten Platz Gott einnimmt’ – samt der Liebe zu Ihm.

Auf seine Art und Weise drückt dieses Lebensprinzip der Menschen-Sohn selbst im Zusammenhang seiner Bergpredigt aus:

„Sucht vielmehr zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit,
und dies alles wird euch hinzugegeben werden ...” (Mt 6,33).

Aus philologisch-exegetischen Analysen, die von uns auch schon dargestellt wurden (s. ob., z.B.: Um des Gottes Reiches willen – Um Christi willen) ist es ersichtlich, dass das hier erwähnte ‘Reich Gottes’ – die Person selbst Jesu Christi bedeutet. Er ist jenes Reich Gottes, das nahe geworden ist (s. z.B.: Mk 1,15) und das „kommt nicht in sichtbarer Weise ... Denn seht, das Reich Gottes ist unter euch” (Lk 17,20f.).

Die Wahl der Liebe zur Person des Mit-Gatten o.dgl. (dasselbe gilt für Brautpaare; Gott und die Familie; usw.) gegen die Liebe zu Gott kann vortäuschen, es wäre die Wahl, die von unternommenen Verpflichtungen angewiesen ist, ein andermal als Wahl die aufgrund des menschlichen Mitleids angesagt wird [Gefühl zu einer geschiedenen oder verlassenen Person, o.dgl.].
– Dennoch von der Perspektive aus der definitiven Sachen, d.h. sooft die Wahl auf dem Spiel ist, die die ethische Verhaltensweise betrifft, eventuell angesichts des Angebots Gottes mit Bezug auf die Lebensberufung, wird es jedes Mal Wahl gegen das Wohl und Gut dieses Geliebten sein – und offenbar auch gegen das eigene Gut.

Die erwähnten Gedankenfäden aus den Evangelien, die an die Wahl der ehelich-familiären Wirklichkeit anknüpfen – sooft sie sich mit der Liebe zu Gott kreuzen sollte, könnten folgender geordnet werden:

a) Anknüpfungen an Beziehungen des Lebens in Ehe und Familie;
b) Versammlung um den Tisch und zum Festmahl;
c) Unmittelbare Erwähnungen der Ehe und Familie;
d) Deutliche Offenbarung des Menschen-Sohnes als Bräutigams.

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2. Heilige Familie:
Maria-Josef und Jesus

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a. Die Ehe Maria-Josef und die Fleischwerdung des Sohnes Gottes

Die Evangelien zeigen eine ganze Reihe ansprechender Anknüpfungen an das Leben in Ehe und Familie – in ihrer Wechselbeziehung zur Gottes Sicht der Ehe und des Gerufenwerdens des Menschen. In den vorangegangenen Teilen haben wir schon manche der Aussagen Jesu Christi aus diesem Themenbereich angeführt. Einige solche seine Aussagen können den Eindruck wecken, sie lauten ganz roh, jedenfalls sie klingen ungemein anspruchsvoll (s. darüber ob., z.B.: Radikalität Jesu Evangelium).

Wir bemerken, dass die Menschwerdung selbst des Sohnes Gottes mit Intimität des Lebens der Eheleute Josef mit Maria verhüllt ist. Ihr Eheband wurde zum Milieu, das sich in die Heilige Familie von Nazaret umgestaltet hat.

Man muss sich zum Bewusstsein bringen, dass der Sohn Gottes mit nichts determiniert war, als Er sich als Gott entschieden hat, zur Erlösung des Menschen auf die Erde herabzusteigen. Er konnte unter den Menschen auf allein Ihm bekannte Art und Weise erscheinen – unabhängig von irgendwelcher Ehe und Familie.
– Indessen seine Wahl ist auf die Ehe gefallen, die sich dank seiner Ankunft zur bisherigen Kommunion der Zweien – in Familie umgestaltet hat: die Heilige Familie.

Die grundlegenden Dienste bei Jesus als Kleinkind hat damals Maria erfüllt, seine Jungfräuliche Mutter-Nährerin. Wie reichhaltig sind die Worte, die Johannes Paul II. in seiner Enzyklika „Mutter des Erlösers”  geschrieben hat:

„... Hier möchte ich nur hervorheben, dass die Gestalt der Maria von Nazaret schon allein durch die Tatsache Licht auf die Frau als solche wirft, dass Gott in diesem erhabenen Geschehen der Menschwerdung seines Sohnes sich dem freien und aktiven Dienst einer Frau anvertraut hat ...
Im Licht Mariens erblickt die Kirche in der Frau den Abglanz der Schönheit, die die erhabensten Gefühle widerspiegelt, deren das menschliche Herz fähig ist: die vorbehaltlose Opferwilligkeit der Liebe, die Kraft, die die größten Leiden zu ertragen vermag, die grenzenlose Treue, unermüdliche Aktivität, die Fähigkeit die Intuition mit dem Worte des Trostes und der Ermutigung zu verbinden” (RMa 46).

„Die Mutterschaft Mariens, die bis in die Tiefe mit bräutlicher Haltung ‘der Magd des Herrn durchdrungen ist’, bildet das erste und grundlegende Ausmaß jener Mittlerschaft, welche die Kirche mit Bezug auf Sie [Maria] bekennt und verkündet und die sie ‘dem Herzen der Gläubigen fortwährend’ auf besondere und außergewöhnliche Weise empfiehlt, weil sie in ihr eine große Hoffnung setzt.
– Man muss aber anerkennen, dass vor allem Gott selbst, der Ewige Vater, der Jungfrau von Nazaret anvertraut hat, indem Er Ihr seinen Sohn im Geheimnis der Menschwerdung dargegeben hat. Diese Ihre Erhebung zum höchsten Amt und Würde der Mutter des Sohnes Gottes ... bezieht sich auf die Wirklichkeit selbst der Vereinigung der beiden Naturen in der Person des Wortes [Hypostatische Vereinigung: personale Vereinigung] ...” (RMa 39).

Anfang dieser wunderbaren Einschreitung des Dreieinigen selbst in das Leben Mariens, aber daselbst auch des Josef, ihres wahren Ehemannes, wurde die Tatsache, dass sie auf eine von ihr selbst nicht erwartete Art und Weise Mutter Ihres Schöpfers sein sollte, der Zweiten Person der Allerheiligsten Trinität. Es sollte in der gerade erfolgenden Stunde des Geheimnisses der Menschwerdung geschehen. Es geschah an Tagen zwischen ihrer offiziellen Vermählung mit Josef – und des Zusammenwohnens ihrer beiden als der öffentlich anerkannten ihrer Ehe:

„... Als seine Mutter Maria, mit Josef verlobt war,
fand es sich, dass sie empfangen hatte vom Heiligen Geist,
noch ehe sie zusammenkamen ...” (Mt 1,18).

Die Ereignisse im Zusammenhang mit der Verkündigung durch den Erzengel Gabriel an die Jungfrau von Nazaret und dem Geheimnis des Fleischwerdung waren schon ein paarmal Gegenstand unserer Erwägungen, daher möchten wir sie hier nicht noch einmal aufführen (s. ob.: Verkündigung an Maria – samt dem Zusammenhang Maria – Mutter in Jungfräulichkeit: in der Kraft des Heiligen Geistes. Maria die den Menschgewordenen Gott annimmt. Zusammen mit Maria – der ‘Frau der Eucharistie’.

Im Anschluss an die zurzeit aufgegriffene Frage: Nachsuche nach ‘Lichtchen’ in Evangelien, die dort zerstreut – dazu beitragen könnten, die Gottes Sicht der Ehe als Sakraments zu erblicken, scheint es angebracht zu sein, sich noch einmal die verzweifelt schwierige Lage zum Bewusstsein zu bringen, in die der Dreieinige das junge Mädchen Maria versetzt hatte: es war am Umbruch ihrer Kindheit und ihres Jugendalters (sie war damals sehr wahrscheinlich ca. 12-13 Jahre alt: in diesem Alter heirateten Mädchen in diesem Klima: schon als Reifgewordene).

Das Angebot Gottes, das Ihr vom Gabriel vorgestellt wurde, war an sich himmelhoch entzückend. Allerdings in Ihrer Lage: der gerade erst schon Vermählten, auch wenn sie in das Haus Josef noch nicht herübergeführt worden war, war es äußerst ungelenk und dramatisch. Im schlimmsten Fall war Maria mit Steinigung „in der Tür des Vatershauses” (Dtn 22,20f.) bedroht, sollte es sich ergeben, das sich in ihrem Schoß entwickelnde Kind käme ‘nicht von Josef’ her. Siehe den Preis, den Maria, das junge Mädchen-Fräulein, für die Zustimmung auf Gottes Wunsch zahlen musste: die Annahme der Mutterschaft des Sohnes Gottes, der empfangen wurde auf Einwirkung des „Heiligen Geistes”.

Eine sehr ähnliche Probe wie seine Ehefrau Maria, hat in diesen Wochen und Monaten auch Josef erlebt, der Mann seiner Braut und Ehefrau Maria. Die tatgewordene Mutterschaft hat ein nicht endendes Leiden ihrer beiden nach sich gezogen: sowohl bei Josef, wie bei Maria.

Was sollte Maria Josef sagen, und wie könnte sie sich vor ihm entschuldigen? Josef musste sich sehr früh ausgekannt haben, dass seine Ehefrau Maria Mutter geworden ist: doch nicht aus seinem ehelichen ‘Erkennen’ Mariens, den es bei ihnen niemals gegeben hat. Den Mund hat sowohl Maria zu gehabt, wie auch – seinerart Josef.

Woher sollte er Bescheid wissen, dass ihn Maria ... mit keinem Ehebruch verraten hat? Er las ihre Unschuld aus ihren Augen ab. Bisher hat es aber niemals etwas ähnliches gegeben, dass ein Mädchen Mutter werden konnte ... bis vom Heiligen Geist! Was sollte Josef über all dem denken? Soll er vom Horizont verschwinden und Maria ihr selbst sein lassen – als ‘allein Stehende Mutter-mit-Kind’?

Josef war schon sehr nahe dabei, gerade solche Lösung bei dieser für ihn unlösbaren Tatsachenserie anzunehmen. In dieser Stunde ist Gott selbst eingeschritten, der Urheber dieser Mutterschaft Gottes. Es schreibt Johannes Paul II.:

„Unter diesen Umständen ‘beschloss Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, sich in aller Stille von ihr zu trennen’ [Mt 1,19]. Er wusste nicht, wie er sich angesichts der ‘wundersamen’ Mutterschaft Mariens verhalten sollte. Er suchte natürlich nach einer Antwort auf die beunruhigende Frage, vor allem aber suchte er nach einem Ausweg aus der für Ihn schwierigen Situation.
– Während er ‘noch darüber nachdachte, erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen, denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist.
Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen’ [Mt 1,20f] ...
– Der Bote wendet sich an Josef als den ‘Mann Mariens’, an den, der dem Sohn, der von der mit ihm verheirateten Jungfrau aus Nazaret geboren werden wird, dann diesen Namen geben soll. Er wendet sich also an Josef und überträgt ihm für den Sohn Mariens die Aufgaben eines irdischen Vaters.
– ‘Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich’ [Mt 1,24]. Er nahm sie zu sich mit dem ganzen Geheimnis ihrer Mutterschaft, er nahm sie zu sich zusammen mit dem Sohn, der durch das Wirken des Heiligen Geistes zur Welt kommen würde.
– Damit bewies er in Bezug auf das, was Gott ihm durch seinen Boten aufgetragen hatte, eine Bereitschaft des Willens, die jener Mariens ähnlich ist” (RCu 3).

Was für eine Spannung hat die Verkündigung des Engels bei ihnen beiden – Eheleuten im wahrhaftesten Sinn dieses Wortes, ausgelöst! Die gegenseitige Sehnsucht Josef und Mariens und ihre aufrichtigste beiderseitige bräutliche und eheliche Liebe ist in dieser Zeit vor einer – es könnte gesagt werden – unüberwindlichen Probe auf die Qualität dieser Liebe, dieser Sehnsucht, des gegenseitigen Anvertrauens, der beiderseitigen Zuversicht – stehen geblieben.

Wir sind uns bewusst, dass die Ehe erst dann Sakrament im eigentlichen Sinn dieses Wortes werden wird, wenn Jesus Christus seine Kirche gründen wird. Bisher war sie ebenfalls schon unverwüstlicher Ausdruck, aber nur des Sakraments der Schöpfung. Ist die Ehe also Sakrament, bringt sie um der Tatsache selbst willen ihres Zustandekommens ein Reichtum unerlässlicher Gnaden, in deren Kraft diese beiden den angenommenen ehelichen, und dann familiären Pflichten gewachsen zu werden befähigt werden. Das betraf selbstverständlich auch die Ehe Mariens mit Josef.

So sehen wir aber auch, dass die Gnade des ‘Sakraments der Ehe’ keineswegs bedeutet, dass diesen beiden ein leichtes Leben geschenkt werden wird.
– Man könnte behaupten – rein menschlich gesagt, dass Maria mit Josef ein ‘heiligstes Anrecht’ zustand, sich bei Gottes Vorsehung wegen der Bitterkeit äußerst schwieriger Bedingungen, in denen es ihre Ehe zu leben gegeben worden ist, beklagen zu dürfen. Diese Mühen könnte man aufzählen – wenigstens im Sinn dessen, worüber wir aus den kargen Berichten des Evangeliums erfahren, bzw. wir erahnen können. Hier eine kleine ihre Aufzählung:

(0,2 kB)  Zuerst haben beide ihre erste, beinahe tödliche Probe erlebt, der ihr gegenseitiges eheliches Vertrauen unterzogen wurde. Ursache dessen wurde die Tatsache selbst der Gottes Mutterschaft.

(0,2 kB)  Nicht lange danach sind Mühen erschienen, die mit der sehr unbequemlichen Wanderung ihrer beiden von Nazaret nach Betlehem verbunden waren. Es waren Tage, wann Maria die Ankunft in die Welt ihres Jesus-Kindes ‘sehr bald’ erwartete. Beide sollten sich in Betlehem anmelden, weil es ihr ‘Stammort’ gewesen ist: in der Ortschaft, von der der Geschlechtsstamm herkam, dem sie zugehörten: der Stamm David.

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Bild von der Wirklichkeit in Afrika. Hier herrscht weiter die Stammverfassung. Alle sind Brüder und Schwestern. Die Familien pflegen kinderreich zu sein - und lieben ihre KINDER sehr. Die Not stört sie nicht allzu sehr. Sie vertrauen sich selbst für Jetztzeit und die Zukunft der GÜTE Gottes an, und bemühen sich zugleich, mit ihrer Arbeit den Segen Gottes für das Leben und Überleben zu erbitten.

Das geschah auf Geheiß der Okkupationsmacht, die die Volkszählung angeordnet hat. Es besteht kein Zweifel, dass sich die Mehrzahl der Jüdischen Bevölkerung dagegen auflehnte. Die Befehle der Römischen Machtgeber wurden nur mit Zähneknirschen erfüllt. Die Verordnung selbst wurde vom Kaiser von Rom, Augustus verfügt (30 vor Chr. bis 14 nach Chr.). Wie üblich in solchen Fällen, Zweck dieser Volkszählung war außer Zweifel das eine: die Zentral-Macht in Rom wollte erfahren, wie das Fiskal-Einkommen in die staatliche Kasse aus den untertanen Provinzen des Imperiums aussehen sollen.

Was konnte Kaiser Augustus, der Verehrer einer Vielfalt von Göttern Roms, bzw. ein totaler Agnostiker, darüber wissen, dass er in Gottes Vorhaben zum Werkzeug geworden ist, demzufolge die Zweite, Fleischgewordene Person der Allerheiligsten Dreieinigkeit dank dieser Volkszählung in das offizielle Register der Menschheit einbezogen werden wird? Hier Worte Johannes Paul II.:

„Als sich Josef in Befolgung der Anordnungen der rechtmäßigen Macht zur Eintragung in die Einwohnerlisten nach Betlehem begab, erfüllte er mit Bezug auf das Kind die wichtige und bedeutsame Aufgabe, den Namen ‘Jesus, Sohn Josefs aus Nazaret’ [vgl. Joh 1,45] offiziell in die Register des Römischen Kaiserreiches eintragen zu lassen. Diese Eintragung bezeugte offenkundig, dass Jesus zum Menschengeschlecht gehört, dass Er Mensch unter Menschen ist, Bürger dieser Welt, der den staatlichen Gesetzen und Einrichtungen unterworfen ist, aber auch, dass ‘Er der Erlöser der Welt’ ist ...” (RCu 9).

Johannes Paul II. fügt an dieser Stelle die bereichernde Erklärung von Origenes hinzu
(Origenes: 185-254. Wissenschaftler in Heiliger Schrift, Schriftsteller):

„Die theologische Bedeutung dieses geschichtlichen Ereignisses ... fasst gut Origenes zusammen:
Die erste Volkszählung auf der ganzen Erde wurde unter der Herrschaft Kaisers Augustus durchgeführt und unter allen anderen ließ sich auch Josef eintragen – zusammen mit Maria, seiner Frau, die ein Kind erwartete, indem Jesus in die Welt gekommen ist, bevor die Zählung zum Abschluss gekommen ist.
– Wer über diese Dinge eindringend nachdenkt, erblickt ein gewisses in der Tatsache verborgenes Geheimnis, dass mit dieser Eintragung der ganzen Welt auch Christus umfasst worden ist:
– Indem alle eingetragen wurden, konnte Er alle beleuchten; indem die ganze Erde eingeschrieben wurde, hat Er die Erde zur Kommunion mit Sich zugelassen, wonach Er alle Menschen in das Buch der Lebenden eingetragen hat, von ihm aber wurden alle, die an Ihn geglaubt haben, nachher im Himmel eingeschrieben, zusammen mit den Heiligen dessen, dem die Ehre und Herrschaft gehört von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen’ ...” (RCu 9).

(0,2 kB)  Für Josef und Maria selbst, die sich wahrscheinlich nicht einmal voll bewusst waren, was für große Dinge Gott auch durch diese Ereignisse vollbringt, hat sich das alles vor allem mit Unmaß an Unbequemlichkeiten kund gegeben, mit Mühe der ein paar Tage langen Wanderung, sehr wahrscheinlich einer längeren Wanderung wegen der Notwendigkeit nicht den Kurzweg über Samaria gewählt haben zu können [die Samariter erlaubten den Juden in der Regel nicht, durch ihr Territorium zu gehen], sondern über die östliche Seite des Jordanflusses.

(0,2 kB)  Nach der Ankunft nach Betlehem haben sie eine Enttäuschung und Demütigung nach der anderen erfahren. Wer sollte gewilligt sein, eine hochschwangere Frau zu Gast anzunehmen, die einer vielfältigen Fürsorge eines Arztes oder einer Hebamme benötigte, sollte man nicht noch dazusagen, dass einer solchen Frau eine eigene Wohnung zur Verfügung angeboten werden müsste?

Bei beiden von ihnen – sowohl Maria, wie Josef, erklangen dauernd Worte der königlichen Ankündungen vonseiten Gabriels, denen zufolge die Empfindung entstehen konnte, sie werden höchstmöglichen Komfort antreffen, Bequemlichkeiten und Ehrerweise, die einem König gebühren:

„Siehe, du wirst empfangen und einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Allerhöchsten genannt werden. Gott – der Herr, wird Ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob herrschen in Ewigkeit, und seines Reiches wird kein Ende sein ...” (Lk 1,31ff.).

Die Wirklichkeit sah brutal aus – sollte man sie rein menschlich gedeutet haben. Die unternommenen Auskünfte Josef bei den ... doch ‘Verwandten’ – vom selben Davidischen Stamm, haben letzten Endes kein Ergebnis nahe gebracht. Weil aber das Kindlein Signale gab, es möchte schon-schon geboren werden, haben sich beide entschieden, sich in die Felsengrotten zurückzuziehen. Dort ist in die Welt gekommen:

„... Der König der Könige und Herr der Herren,
der allein die Unsterblichkeit besitzt, der in unzugänglichem Licht wohnt,
den kein Mensch gesehen hat noch je zu sehen vermag ...” (1 Tim 6,15f.).

(0,2 kB)  Zum nächsten Grund für Ungewissheit um das Morgen, Armut und Angst – wurde die unerwartet plötzliche Flucht nach Ägypten: ohne irgendwelche Versicherungen fürs Leben. Das geschah kurz nach dem königlichen Besuch, den die Heilige Familie – diesmalig schon in irgendeinem ‘Haus’ (also nicht mehr in der Felsenhöhle; s. Mt 2,11) – vonseiten der Weisen erfahren hat. Diese haben in der Schlichtheit ihrer Herzen Herodes bekannt: „Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um Ihm zu huldigen(Mt 2,2). Als die Weisen in das Haus eingingen, wo sich die Heilige Familie aufenthalten hat, haben sie ihre Gaben dargebracht, und zugleich der Person des Kleinen Jesuskindes gehuldigt: „... da fielen sie nieder und huldigten Ihm [dem Jesus-Kind] ...” (Mt 2,11).
– Die Heilige Familie hat die Gaben in gewissem Maß wohl ins Geld gewechselt, dankbar Gottes Vorsehung für die so unerwartete, zugesandte materielle Hilfe.

(0,18 kB)  Es folgt aber das unerwartete Finale des Besuches vonseiten der Weisen. Sie haben die Gottes Warnung vernommen, nicht zu Herodes zurückzukehren. Der Evangelist berichtet, dass die Magier in dieser Lage „... auf einem anderen Weg heim in ihr Land zogen(Mt 2,12).

(0,17 kB)  Parallel dazu benachrichtigt Gott geheimnisvoll Josef und Maria von der tödlichen, mit nichts verdienten Bedrohung des Lebens des Kleinen Jesuskindes:

„Als die Sterndeuter wieder gegangen waren,
erschien dem Josef im Traum ein Engel des Herrn und sagte:
Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter, und flieh nach Ägypten,
dort bleibe, bis ich dir etwas anderes auftrage.
Denn Herodes wird das Kind suchen, um es zu töten’.
Da stand Josef in der Nacht auf
und floh mit dem Kind und dessen Mutter nach Ägypten ...” (Mt 2,13f.).

Es konnte wieder ganz leicht Verzweiflung und Verzagtheit in Gottes Güte und Vorsehung ins Herz kommen. Samt der grundsätzlichen Frage, wie sie in der Art Umständen in den Geist und ins Herz spontan sich aufzuschieben pflegt: Lieber Gott! Wofür strafst Du uns so schwer? Ganz unerwartet in der Nacht fliehen zu müssen, auf ganz unbekanntem Weg ...!
– Alles hat zusätzliche Gründe zu Befürchtungen und Angst geschafft: man musste sich vor Leuten fürchten, es gab die Angst vor Begegnung mit wildem Tier, es hat nirgends einen Zufluchtsort vor veränderlichem Wetter gegeben, noch den kalten Nächten ...!
– Als sie aber Ägypten erreicht haben, erschien die weitere Frage: Wo können wir eine Wohnung finden? Wofür leben? Wo eine Arbeit finden? Wie dieses ... Kleinkind ernähren – und auch sich selber? Sollte es wahrhaft und unverlogen der Sohn Gottes sein, wenn es den Anschein gehabt hat, dass die Umstände sich verschwört haben, um den Beteuerungen des Engels ... nicht Glauben zu schenken?

Diese Erwägungen spinnen wir nicht um einer dichterischen Rührung halber wegen des bedauerlichen Geschicks der Heiligen Familie, sondern um auf diese Ereignisse vom Gesichtspunkt aus der Ehe als Sakraments zu blicken: ob in der vor-Christlicher Zeitepoche, also der Ehe als Ur-Sakraments der Schöpfung, oder auch schon des Sakraments der Kirche Jesu Christi.

(0,3 kB)  Grundsätzliches Kennzeichen des Sakraments ist es, dass es irgendein ‘sichtbares Zeichen’ sein muss. Dieses ‘Zeichen’ ist im Fall der Ehe ab dem Ur-Anfang an der-Leib-die-Person des einen und anderen der Eheleute – in diesem Fall dieser von Maria und Josef.

(0,3 kB)  In Kraft der sich einander ausgedrückten und angenommenen Entscheidung und ihres Einverständnisses, sich mit dem Bund der Ehe zu binden, wird das Band, das aus der Kommunion von Liebe und Leben unter ihnen beiden hervorwächst, zur nicht aufhörenden Grundlage, auf der die Gnade des Sakraments zur Heiligung dieser beiden erwächst – über das eheliche Band, das für sie zum Weg zum Himmel wird. Zu gleicher Zeit wird das gewordene Band von Liebe und Leben für Mann und Frau zur Grundlage, in deren Kraft sie das Anrecht erwerben, von Gottes Barmherzigkeit besondere Gnaden erwarten und erhalten zu können, um möglichst am besten die unternommenen Ehe- und Familien-Aufgaben zu erfüllen.

Allerdings aufgrund des Beispiels der Heiligen Familie – zweifelsohne der Heiligsten Familie unter allen möglichen, stellen wir fest, dass die Gottes Vergewisserungen und Verheißungen, die unentbehrlichen Kräfte des Heiligen Geistes zur würdigen Bewältigung der angenommenen ehelichen und familiären Verpflichtungen zu gewähren, ständig ein völlig anderes Lebensausmaß betreffen, als es in vereinfachter Sicht der Ehe vermutet werden könnte.
– Gott gewährt den Eheleuten zweifelsohne alle möglichen, unentbehrlichen Gaben und Gnaden. Das bedeutet aber in keinem Fall die Gratis-Erleichterung des Lebens und Beseitigung von den Eheleuten aller Sorgen, der materiellen Armut und Wohnungsmangel, Verschonung vor Problemen mit Gesundheit und Schauder der gelebten Verfolgung, bzw. der Notwendigkeit einer sofortigen Verlassung der bisherigen, stabilisierten Lebensweise.


Auf diesem Hintergrund bemerken wir nur umso deutlicher, wie sehr wörtlich – und fortbeständig sich in der Ehe – sowohl dieser als des Ur-Sakraments der Schöpfung, wie umso mehr dieser, die schon Sakrament der Kirche geworden ist – die Wege Gottes mit Wegen des Menschen durchschneiden. Mehr präzise ausgedrückt sollte festgestellt werden: vor den Zweien – menschlichen Brautleuten, bleibt von Stunde zur Stunde Gott der Dreieinige stehen und bietet ihnen eine Wahl vor, oder wenigstens Er schlägt ihnen die Bestätigung der schon gefällten Wahl vor:
– für ihre bräutliche Liebe zugleich auch zu Gott, der ihnen in der Person Jesu Christi entgegengeht,
oder auch der Wahl gegen die bräutliche Erwartung vonseiten Jesu Christi.

Im Fall der Ehe Mariens mit Josef taucht diese Wirklichkeit auf ungemein einleuchtende Art und Weise auf. Schon in der Stunde der Verkündigung wird es darum gehen, welche unter den ‘Lieben’ überwiegt:

(0,15 kB)  Diese nur menschliche, die diesen Anderen in der Ehe betrifft,

(0,15 kB)  Oder auch soll – bei voller, aktiver Beibehaltung der treuen, lebenslangen, gelobenen Liebe zu diesem anderen, den ersten Platz in der Hierarchie der Liebe doch die jedes Mal von neuem bestätigte Wahl für die umso mehr bräutliche Liebe sein – die Liebe „mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinem Gedanken” (Mt 22,37) zu Gott – in Jesus Christus, dem Gottes Bräutigam-vom-Kreuz, und erst so – in zweiter Reihe – die Liebe zu diesem anderen in der Ehe und Familie.

Im gerade erörterten Fall der Ehe: Josef mit Maria, ist die ständig oben dargestellte Überschreitung des Wendepunktes der zwei – bisweilen scheinbar sich widersprechenden Lieben, ersichtlich: dieser ehelichen menschlichen Liebe – und der nicht minder Bräutlichen Liebe Gottes zu diesen Zweien, und ihrer gegenseitigen Liebe zu Gott-dem-Bräutigam.

Das Leben dieser Zweien, Ehegatten: Maria und Josef, war bei aller keinen Zweifel zulassenden gegenseitigen Hingabe als Person-Gabe-‘für’ diesen Anderen in der Ehe, ein großer Strich über den eigenen Nutzen und die eigene Annehmlichkeit – in dramatischem Dienst Gott-dem-Bräutigam, der in diesem fragilem Kindlein von seinen Eltern-Fürsorgern Nahrung erwartete, Geborgenheit, aber umso mehr ... Herz-Liebe. Für die Ehegatten Maria und Josef hat es sich im möglichst wörtlichsten Sinn bewahrheitet, was ihr Gottes Kind einmal sagen wird:

„Amen, Ich sage euch:
Was ihr für einen Meiner Geringsten Brüder getan habt,
das habt ihr Mir getan” (Mt 25,40).

Haben die Ehegatten: Maria und Josef – sollte man es auf menschliche Art und Weise sagen – irgendwas ‘verloren’, sooft sie anstatt der eigenen Bequemlichkeit, ohne gegen die Vorsehung Gottes gemurrt zu haben, ohne sich wegen der Lebensbedingungen der fortwährend gelebten Unsicherheit beklagt zu haben, immerwährend ein lebendiges ‘für’ dieses Kindlein waren, das – wie sie es glaubten, und dieser ihr Glauben war keinesfalls leicht – „wahrer Gott vom wahren Gott”  war und wahrhaft IST, „gezeugt, nicht geschaffen”?
– Dieses Ihr Kind bereitet sich schon zum Werk der Erlösung vor, das Es vollbringen soll. Es ist seine blutig schwierige Aufgabe: Bräutigam-vom-Kreuz zu werden ... (s. dazu unt.: Der Gottes Bräutigam in Hingabe am Kreuz seiner Selbst der Braut zugute: ... bis zum Letzten – dieses ganze Kapitel).

Das alltägliche Leben unter äußersten Lebensumständen, bei immer wieder gewechselter Lebens- und Arbeitsstelle, in Obdachlosigkeit und Arbeitslosigkeit – könnte in menschlicher Wertung als eine große ‘Verlorene’  des Lebens geschätzt werden.
– Indessen, wenn unter diesen schwierigen Umständen, diese Zweien unbeugsam in der einmal angenommenen Verhaltung verharren, dass bei aller gegenseitigen bräutlichen und ehelichen Liebe den ersten Platz dennoch nicht der Ehemann, noch die Ehefrau einnimmt, sondern der erste, über das eigene Leben Geliebte, unwiderruflich Gott bleibt, verlieren sie nicht nur nichts, sondern sie beiden gewinnen alles: den Himmel-auf-Erden – aller Lebensdrangsal zuwider.

Dann bestätigt sich in Perspektive der definitiven Sachen, was in lapidaren Worten das Zweite Vatikanische Konzil geäußert hat, und was so sehr Johannes Paul II. anzuführen pflegte, wahrscheinlich Autor dieses Konzils-Eintrags:

„Dieser Vergleich macht offenbar [der Söhne Gottes vereint in Wahrheit-der-Liebe mit der Einheit der Gottes Personen],
dass der Mensch, der auf Erden die Einzige von Gott um ihrer selbst willen gewollte Kreatur ist, sich vollkommen nicht anders finden kann, als nur durch die selbstlose Hingabe seiner Selbst” [vgl. Lk 17,33] (GS 24).

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b. Unzulängliche Beaufsichtigung
des Zwölfjährigen Jesus ...

Ehegatten mit Praxis in ihrem Anvertrauen auf Gott

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Dass dieser Affe mit diesem Mädchenkind spielen möchte und dazu einstimmt! Dieses Geschöpf - ein wenig ähnlich wie die Menschenkinder ... in jungen Jahren. Denn auch das Kind überragt doch unendlich jedes Geschöpf, selbst dieses scheinbar ganz intelligente. Nur der Mensch, darunter auch ein Kind, ist mit freiem Willen ausgestattet, mit Selbst-Bewusstsein, Fähigkeit die Verantwortung anzunehmen. Und umso mehr: nur der Mensch wird zum ewigen Leben gerufen - in Bräutlicher Vereinigung zum Dreieinigen.

Weiteres, dramatisches Ereignis, das seinen Schein auf die Ehe überhaupt wirft, und insbesondere die Ehe Mariens mit Josef, wurde die Tatsache, Jesus verloren zu haben. Es hat sich gerade zur Stunde abgespielt, da Er zum Alter der Wende zwischen Kindheit und Jugendalter gekommen ist.

Die Familie von Nazaret brach gerade samt vielen anderen aus Galiläa auf ihren Rückweg nach Beendung der jährlichen Pilgerwanderung zu Fuß nach Jerusalem.
– Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Eheleute Maria mit Josef ihren Göttlichen Sohn in diesem Jahr zum ersten Mal mitgenommen haben.
– Auch diesem Ereignis, über das der Hl. Lukas berichtet (Lk 2,41-50), haben wir schon früher ein wenig Aufmerksamkeit gewidmet (s. ob.: Der zwölfjährige Jesus).

Wir möchten auch in diesem, für die beiden Eheleute: Maria und Josef äußerst schmerzhaften Erlebnis, irgendein Lichtlein erblicken, das stark genug ist, seinen Glanz auf die gegenseitigen, sakramentalen Beziehungen der Ehegatten zu werfen.

In diesem Fall kreuzt sich ihre gegenseitige Liebe nur umso mehr dramatisch mit der anspruchsvollen Liebe dieses Gottes, der immer dieser Erste ist, der sich dabei zum Geschöpf seiner Vorliebe: Mann und Frau, auf bräutliche Art und Weise verhält.

Maria mit Josef sind in diesem Fall Ehepaar mit schon gut fundierter Praxis ihres Lebens in Ehe und Familie. Sie haben ihren Sohn, der schon 12 Jahre alt geworden ist, sie sind also miteinander schon beinahe 13 Jahre. Sie haben schon so viele Schwierigkeiten erlebt, eine ständige materielle Armut erfahren, Not was die Wohnungsbedingungen angeht. Sie wissen nur allzu guten Bescheid, was das heißt: Flucht, erstickende Angst. Sie sind sich um diese ein paar Zehnte ermordeter Kleinkinder in der Umgebung von Betlehem zu Herodes des Grossen Zeiten nach der Rückwanderung der Weisen lebendig bewusst. Der Tod dieser Kleinkinder wurde in gewissen Sinn Preis der Rettung Ihres Göttlichen Kindes Jesus Christus.

Es ist unwahrscheinlich, dass diese äußersten Ereignisse keine Spuren erkennbarer Züge auf dem Antlitz sowohl Josef, dem die Vorsehung Gottes die Sorge um Maria und Ihr Kind Jesus anvertraut hat, wie auch auf dem Gesicht der Mutter-Jungfrau selbst, Maria, hinterlassen hat.

Es konnte den Anschein haben, ihr zeitweiliges Leben hätte gewissermaßen endlich eine Stabilisationsphase erreicht. Nach der Rückkehr aus Ägypten haben sie sich auf deutliche Anordnung Gottes, die ihnen wie üblich im Fall Josef – über einen prophetischen Traum übermittelt wurde – wie früher: in Nazaret in Galiläa niedergelassen (s. Mt 2,22f.).

Die dort lebenden Einwohner haben diese Familie ganz gut gekannt. Das findet später hier und dort in den Notizen des Evangeliums seinen Ausdruck, wo sowohl Maria, wie auch Josef nach ihrem Namen erwähnt werden. Jesus selbst wurde dort von der ganzen Verwandtschaft als natürlicher Sohn Josef und Mariens gehalten (s. z.B.: Joh 6,42; Mt 13,55; Mk 6,3).

Das Leben für den Alltag haben diese beiden: Maria und Josef – außer Zweifel so gestaltet, um die täglichen Beschäftigungen im Geist des tief gelebten Glaubens mit Gebet zu durchtränken. Solchen Lebensstil schmiedet einmal in die bekannte Formel und Weisung der Hl. Benedikt um: „Ora et labora – Bete und arbeite!” 
– In dieser Hinsicht bildeten sie beide in Gottes Angesicht entschieden eine Einheit. Ihre bräutliche beiderseitige Liebe ist fortwährend völlig offen sowohl für den Menschen, wie auch für Gott. Sie absorbiert gleichsam mit ihrem ganzen Selbst diese Liebe, die an sie von Gott herkommt. Diese Gottes Liebe erwidert auch sowohl Maria, wie Josef Stunde zu Stunde mit ihrer vollen gegenseitigen Hingabe zu Gottes Verfügung.

Auch dieses Mal, die Tage der alljährlichen Pilgerwanderung nach Jerusalem, sehen wir die beiden Eheleute: Maria und Josef – in engster Einheit ihrer Ehe und Familie. Ihre eheliche und familiäre Kommunion erlebt diese ganze Familie auf zutiefst religiöse Art und Weise.
– Josef und Maria bemühen sich auch ihre religiöse Pflicht zu erfüllen: der Pilgerwanderung zu bestimmten Zeiten nach dem Tempel zu Jerusalem, selbstverständlich mit Berücksichtigung der weiten Entfernung, die Nazaret von Jerusalem trennt. Solche Pilgerwanderung setzte voraus, dass man mit sich Nahrungsmittel und alle unentbehrlichen Sachen für etwa gute zumindest zwei Wochen mitnehmen musste.
– Jerusalem selbst war dabei die Davids Stadt! Kein Wunder, dass sich diese Zweien, die doch vom Stamm David herkamen – vom nahe liegenden Betlehem (etwa 8 km südlich von Jerusalem), mit dieser Stadt vielfältig verbunden fanden: stammartig, gefühlsmäßig, religiös, dem Volk nach. Sie haben dort auch zweifelsohne so manche Bekannten und Verwandten gehabt.

Aus der Tatsache selbst der von Lukas erwähnten ihrer Pilgerwanderung nach Jerusalem ist es ersichtlich, dass diese Familie für den Alltag immer Gott an die erste Stelle gesetzt hatte – unabhängig vom ‘Wohlergehen’ oder Nicht-Wohlergehen ihres ehelich-familiären Lebens. Der tiefe Glaube und das grenzenlose Anvertrauen an die Führung Gottes in ihrem Leben ist für sie keine Theorie, sondern eine im Alltag gelebte Praxis. Beide haben das innere Leben eines intensiven Gebets geführt. Sie bemühen sich, die ganze Wirklichkeit mit bewusst gelebter Gegenwart Gottes zu durchtränken.
– Gott aber haben sie ausnahmsweise nahe gehabt. Sie haben Ihn handgreiflich nahe gehabt: es war doch ‘Ihr’ Kind: Jesus, der in diesem Augenblick schon entschieden von seiner Kindheit ausgewachsen ist.

Ob das ständige Bewusstsein, dass dieser Jesus – wahrhaft Sohn Gottes selbst ist, also Gott selbst ist – für sie problemlose und leichte Frage war? Jesus hat nicht diesen Stil angenommen, mit seiner Gottheit zu prunken! In Nazaret verhielt Er sich bisher als schlechterdings Kind: als Junge! Er unterschied sich von anderen Kindern mit nichts – „die Sünde ausgenommen” (Hebr 4.15). Man kann vermuten, diese Zweien – sowohl Maria, wie Josef, Ihr reiner Ehegatte, mussten sich zu diesem Glauben dauernd durchringen. Das gilt auch von Maria :

„... So ging auch die selige Jungfrau den Pilgerweg des Glaubens. Ihre Vereinigung mit dem Sohn hielt sie in Treue bis zum Kreuz, wo sie nicht ohne Göttliche Absicht stand [Joh 19,25], heftig mit ihrem Eingeborenen litt und sich mit seinem Opfer in mütterlichem Geist verband, indem sie der Darbringung des Schlachtopfers, das sie geboren hatte, liebevoll zustimmte.
– Und schließlich wurde sie von Christus Jesus selbst, als Er am Kreuz starb, dem Jünger zur Mutter gegeben mit den Worten: ‘Frau, siehe da dein Sohn’ [Joh 19,26f] ...” (LG 58; vgl. RMa 5f.).

Maria hat mit ihrem ganzen Selbst dem Wort anvertraut, das Gott zu dieser unvergesslichen Stunde der Verkündigung an sie durch Gabriel gerichtet hat. Sie hat in grenzenloser Hingabe ihrer Selbst zur Verfügung Gottes – solche Bedeutung der an sie gesagten Worte Gottes angenommen, wie sie mit ihnen Gott – und nicht unbedingt sie – verknüpft hat.

Gerade solcher Sinn hängt mit der biblisch-theologischen Bezeichnung zusammen: ‘Glauben-Anvertrauen-glauben auf ...’. Das betreffende hebräische Wort lautet [also nach der Sprache des Alten Testamentes] in Substantiv-Form: (h)’émeth = Festigkeit, Unbeugsamkeit beim Verharren in angenommener Haltung; Treue die sich zweifelsohne nicht zurückzieht.
– Solche Wirklichkeit wird mit dem Substantiv zum Ausdruck gebracht: ’émeth = Wahrheit-Treue, sooft dieses Substantiv an Gott bezogen wird. Es geht dann um die Beständigkeit-Treue Gottes zum einmal Mann und Frau gegebenen Wort:

Ich liebe Dich, Mein Kind! Du Meine, Geliebte!
Du Meine Braut!
Ich mache für Dich alles,
dass Du leben kannst – für immer:
im Haus Meines Vaters!’

Als Antwort des Glaubens angesichts der Gottes émet = Wahrheit-Treue, sollte vonseiten des Menschen der von Gott erwartete Inhalt des hebräischen Verbums sein [in Konjug.: hifil]: he’emín. Diese Form bedeutet ihrem Inhalt nach:
sich mit seinem ganzen Selbst auf der unbeugsamen-felsartigen-beständigen Wirklichkeit stützen, die Gott ist, indem man auf Ihn hofft und Ihm anvertraut, dass der Mensch auf Diesem dauerhaften Fels nicht nur nicht verloren geht, sondern die Errettung erfährt (Inhalt dessen s. auch ob., z.B.: Gott der Treue – Gottes Wahrheit – und umso mehr: Hebr. émet. ‘Wahrheit-Treue’: philologisch-meritorische Darlegung).

So hat sich eben der-Glauben-das-Anvertrauen des Fräuleins Miriám bei der Verkündigung gestaltet. Solchen Stil des Anvertrauens auf Gott hat sie auch ganz sicher ihrem Ehemann – dem Josef, beigetragen, mit dem sie mit tiefstem Gefühl der Liebe und bräutlicher Aufgeschlossenheit des Herzens verbunden war.
– Es besteht kein Zweifel, dass Maria und Josef in tiefster Überzeugung des Glaubens auf die Ehe als Sakrament der Schöpfung, unaufhörliche Gebete zu Gottes Güte und Barmherzigkeit erhoben – um ständige Erleuchtung, mit Berufung auf den geschlossenen ehelichen Bund – um alle unentbehrlichen Gnaden zur bestmöglichen Erfüllung der unternommenen Verpflichtungen sowohl mit Bezug auf die beiderseitige Liebe ihrer Kommunion, wie auch auf sie beiden als Eltern des ihnen von Gott-dem-Vater anvertrauten Sohnes Gottes, Jesus.

Diese Verhaltensweise: des Anvertrauens mit ganzem Selbst dem sie beiden zum Stand der Ehe und Familie berufenden Gott, hat Maria ihr ganzes weiteres Leben hindurch unbeugsam treu unterhalten.

Wir wissen gut, dass zum Umbruchs-Finale dieser ihrer Haltung des Anvertrauens aus Willen des Urewigen Vaters ihr Zugegensein unter dem Kreuz Ihres Göttlichen Sohnes werden wird.
– Dagegen nach seiner Auferstehung und Himmelfahrt wird sie weiter „im Gehorsam dem Glauben” (Röm 1,5; 16,26) ihre Sendung erfüllen, bis sich Ihr irdisches Leben ausbrennt, wie eine allmählich zu Ende gehende Kerze.

Nach der Himmelfahrt Ihres Göttlichen Sohnes hat Maria die Aufgabe der Mutter hinsichtlich der von Ihm gegründeten Kirche erfüllt, gemäß der Ihr von Ihm aufgetragenen Aufgabe: sie sollte jetzt Mutter sein – für die Kirche, und jeden Mann und jede Frau als Ihre Kinder in Ordnung der Gnade.

Wie treffend hat die Haltung dieses Ihres Glaubens Johannes Paul II. in seiner Marianischen Enzyklika zum Ausdruck gebracht:

„Was den Glauben Mariens in Ihrer Erwartung auf Christus angeht [ab der Weile der Verkündigung], bildet die Verkündigung zweifellos den Umbruchspunkt. Sie ist aber zugleich auch Ausgangspunkt, ab dem das ganze ‘Itinerarium [der Wanderungsweg] zu Gott’ anfängt: Ihr ganzer Weg des Glaubens. Auf diesem Weg aber wird sich auf ungemeine, wahrhaft heroische Weise – ja, mit immer zunehmendem Heroismus des Glaubens – jenen ‘Gehorsam’ verwirklichen, den sie gegenüber dem Wort der Offenbarung Gottes bekannt hat ...
– ... Maria wird im Lauf des ganzen Weges ihres ergebenen, mütterlichen Fiat [‘... es geschehe mir ......’] bestätigen, dass sie ‘gegen die Hoffnung der Hoffnung geglaubt hat’ ...
– Glauben – heißt aber: sich der wesentlichen Wahrheit der Worte des Lebendigen Gottes ‘anvertrauen’, obwohl man darum weiß und es mit Demut anerkennt, ‘wie unergründlich seine Entscheidungen, wie unerforschlich seine Wege sind’ [Röm 11,33]. Maria ... ergibt sich im Halbdunkel des Glaubens, indem sie völlig und mit aufgeschlossenen Herzen das alles annimmt, was im Gottes Vorhaben vorgesehen war” (RMa 14).

„... Wenn sie sich auch – durch den Glauben – in diesem Augenblick [= der Verkündigung] als Mutter des ‘Messias-König’ gefunden hat, antwortete sie doch: ‘Siehe Ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort!’  [Lk 1,38].
Vom ersten Augenblick an hat sie vor allem den ‘Gehorsam dem Glauben’ zum Ausdruck gebracht, indem sie sich auf solche Bedeutung der obigen Worte der Verkündigung ergeben hat, wie sie ihnen dieser geben wird, von Dem diese Worte herkommen: wie sie ihnen Gott selbst geben wird” (RMa 15).

Es gehört sich also bewusst zu werden, dass der Glauben für den Alltag für Maria keineswegs leichteste Frage gewesen war.
– Dasselbe betraf umso mehr Josef. Maria musste fortwährend mit Herzen und Willen auf das Gesicht Gottes selbst hinblicken und sich selber, samt allen ihren so schwierigen, und des Öfteren ungemein riskanten Anliegen der Gottes Führung anvertrauen: dem Heiligen Geist, dessen Führerschaft sie sich völlig überantwortet hat.

Wie oft musste sie die Haltung eines voller Glaubens Stillschweigens angenommen haben – ebenfalls bezüglich ihres Ehemanns Josef, dem sie sich doch von der tatgewordenen Verkündigung des Engels nicht vertrauen konnte, solange ihm Gott selbst das Geheimnis nicht erklärt, in das Er sie eingeführt hat.

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RE-Lektüre: VI.Teil, 8.Kapitel, ad ‘a’.
Stadniki, 4.VIII.2015.
Tarnów, 4.VI.2022.


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8. Kapitel. FÜR DIE THEOLOGIE DER EHE ALS SAKRAMENTS
– IN EVANGELIEN ZERSTREUTE NÜTZLICHE ELEMENTE
Wir laden Dich für die Dauer ein, Jesu mit Maria,
in unsere Liebe-Leben-Kommunion !


Einführend zum 7. Kapitel

A. GOTT DER BRÄUTLICHEN LIEBE: DERSELBE IM ALTEN UND NEUEN TESTAMENT

1. Ehe – Heiliges Land
Philologische Bemerkung zu Eph 4,15

2. In Weiterfolge der Bräutlichen Liebe Gottes des Vor-Christlichen Bundes

B. KEIME DER SAKRAMENTALITÄT DER EHE ABGELESEN VOM EVANGELIUM

1. Lichtchen der Ehe-Sicht Gottes in Einträgen der Evangelien
2. Heilige Familie: Maria-Josef und Jesus
a. Die Ehe Maria-Josef und die Fleischwerdung des Sohnes Gottes
Die jungfräuliche Empfängnis Jesu
b. Unzulängliche Beaufsichtigung des zwölfjährigen Jesus ...
Ehegatten mit Praxis in ihrem Anvertrauen auf Gott
Tabelle: Ich liebe Dich, Mein Kind


Bilder-Fotos

Abb.1. Benedikt XVI. am Petrus-Platz
Abb.2. Benedikt XVI. grüßt und segnet
Abb.3. Grafik: Bräutliche Liebe Gottes - und bräutliche Liebe der Ehegatten
Abb.4. Eine der Familien im Urwald von Afrika
Abb.5. Mädchen spielt artig mit einem Äffchen