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VERMERK: Abkürzungen zur angeführten Literatur s. Literatur


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c. Liebe-Gabe und Satan:
‘Gabe’ der Verlogenheit und des Todes

Jetzt könnten wir endlich auf das Gottes-Geschriebenen-Wort greifen – vorläufig des Alten Testaments, um seine mehr charakteristischen Aussagen bezüglich der Gottes bräutlichen Beziehungen zum Menschen auszusuchen, sie zusammenzustellen und miteinander zu vergleichen. Ein genaueres Anblicken der Vertrautheiten Gottes über seine verwundernde Liebe zum Menschen: Mann und Frau schließt wohl neue Horizonte auf, um Gott selbst besser zu verstehen, wie auch hinsichtlich dessen, was uns Gott über sich selbst und sein Vorhaben bezüglich der Menschen offenbaren wollte.
– In nächstfolgender Reihe unserer Erwägungen werden wir dann ebenfalls auf ähnliche Aussagen Gottes im Neuen Testament greifen müssen. Es geht dauernd um die Grundlagen der Offenbarung Gottes, um so die Sakramentalität der Ehe besser verstehen zu lernen.

Wir sind uns schon gut bewusst, dass alle Liebe durch die Tatsache selbst ihrer Erscheinung zum goldenen Faden wird, dessen Spuren – sollte man sie vom Standpunkt aus des Menschen betrachten – zur Entdeckung ihrer letztlichen Quelle führen, die unmöglich den Menschen selbst nicht überragen können. Die zwischenmenschliche Liebe, zumal gerade diese bräutlich-eheliche Liebe, ist ihrer Art Sprungbrett [Schwungbrett], das greifbar die Liebe dieses Ersten: Gottes, wahrnehmen lässt. Die erfahrene ‘Liebe’ kann unmöglich – in durchschaubar sichtbarer Weise, nicht auf den ‘unter’ und ‘hinter’ der Fähigkeit, Liebe erfahren und mit ihr beschenken zu können, verborgenen – Gott selbst hinweisen. Niemand kann einen Funken der Liebe aus der ‘Materie’ allein herausschlagen. Lebendige Grundlage aber für die Liebe ist ihr Atem der Freiheit. Darüber haben wir schon des Öfteren gesprochen.

Wir stehen also dauernd auf dem harten Grund der personalistischen Anthropologie. Die Freiheit ist Ausdruck des Geistes, der das ganze Mensch-Sein durchtränkt. Daselbst befinden wir uns aber von neuem in Gott selbst. Denn sowohl der Geist, wie die Freiheit, die Fähigkeit zu lieben, wie auch die Verantwortung für Liebe und Personenkommunion – sind grundlegende Gaben, deren Wurzeln in den Tiefen des Dreieinigen verborgen sind.

Auf diesem Hintergrund gehört es sich einmal mehr zum Bewusstsein zu bringen – um des Kontrasts willen, dass mit ‘Liebe’ unmöglich Satan zu beschenken imstande ist. Wesen des Satans, dieses personhaften Geistes, der mit dem Akt seines Willens die „liebende Allmacht des Schöpfers” (vgl. DeV 33) unabwendbar verschmäht hat, ist Hass zu allem, was das Gute atmet, was an Leben und Lächeln der Liebe erinnert.

Demzufolge erscheint auf dem Mund des Erlösers die Bezeichnung Satans mit seinem gleichsam personalen Namen: es ist „Der Böse”. Man kann sich unmöglich die warnenden Worte Jesu Christi nicht ans Herz nehmen:

„Er [Satan] war ein Mörder von Anfang an. ...
... denn er ist ein Lügner und ist der Vater der Lüge” (Joh 8,44).

Der Erlöser selbst bezeugt hiermit die zwei miteinander zuengst einhergehenden Anti-Thesen aller ‘Liebe’: Tod und Lüge. Weder das eine, noch das andere stammt von der „liebenden Allmacht des Schöpfers”.

Daran erinnert einmal, am Anfang seiner Enzyklika Evangelium Vitae, Johannes Paul II. Er führt die Worte des Buches der Weisheit an, das etwa um die Mitte des ersten Jahrhunderts vor Christus vom Anhauch des Heiligen Geistes entstanden ist:

„Denn den Tod hat Gott nicht gemacht
und hat keine Freude an dem Untergang der Lebenden.
Denn Er hat alles dazu erschaffen, dass es sei ...
– Denn zur Unvergänglichkeit hat Gott den Menschen geschaffen –
und ihn zum Abbild seiner eigenen Ewigkeit gemacht.
Durch den Neid des Teufels aber ist der Tod in die Welt gekommen,
und die ihm angehören, werden ihn erfahren” (Weish 1,13f.; 2,23f.; EV 7).

Derselbe Johannes Paul II. weist auch auf das markante Kennzeichen der wahren Liebe: die sie begleitende Freude, schaffen und erschaffen zu können. Auch diese Eigenschaft, die mit ‘Liebe’ einhergeht, ist der Böse auszuschlagen außer Stande.

Es ist aber schwer, u.a. gerade dieses Merkmal: die Freude-wegen-des-Guten, im schlichten biblischen Bericht über den Da-zu-sein-Anbeginn der Welt nicht zu erblicken. Der Heilige Vater schreibt im Anschluss an die ‘Liebe’, die an den Grundlagen des Erschaffungswerkes Gottes liegt, auch wenn im biblischen Bericht über die Erschaffung das Wort ‘Liebe’ an sich nicht erwähnt wird:

„Schöpfer ist derjenige, der ‘aus dem Nichts ins Dasein ruft’, der die Welt und den Menschen in der Welt ‘im Sein’ gründet dadurch, weil Er ‘Liebe ist’ [1 Joh 4,8.16].
– Offen gesagt finden wir dieses Wort [Liebe: Gott als Liebe] im Schöpfungsbericht selbst nicht, dennoch wiederholt dieser Bericht mehrmals ‘Gott sah, dass alles, was Er gemacht hatte, gut war, ... dass es sehr gut war’ [Gen 1,4.10.12.18.21.25.31].
– Mit diesen Worten wird der Weg zur Liebe als dem Göttlichen Beweggrund des Schöpfungswerkes enthüllt, als seine Quelle, die in Gott selbst schlägt, denn nur die Liebe schafft Anfang für das Gute und erfreut sich des Guten [vgl. 1 Kor 13], wie wir es im Genesisbuch lesen.
– Daher bedeutet die Schöpfung ... nicht nur Berufung zum Existieren ..., sie bedeutet zugleich ... Beschenkung, eine fundamentale und ‘radikale’ Beschenkung, das heißt, die eben aus dem Nichts hervorgeht” (ML 117f.).

Diese Worte lassen besser verstehen, dass nur von der Liebe, die Gott-die-Liebe ist, das Gute und die Gabe der „Person-an-die-Person’ (BF 11) herkommt. Gott als Liebe – kann irgendetwas nicht anders zum Existieren berufen, und umso mehr irgend-Jemanden, als nur indem Er selbst Gabe wird, die Freude am Beschenken mit ‘lebendigem’ Leben erfährt. Das betrifft besonders den Menschen: Mann und Frau – dieses ungemein verwickelte Geschöpf, weil es zugleich Geist-Leib darstellt.

Indessen beinahe parallel zum beendeten Erschaffungswerk erscheint nach dem Bericht des biblischen Autors der Tod. Diesem ist aber unmittelbar zuvor die ... Lüge vorangegangen.
– Wir wissen aber, dass weder der ‘Tod’, noch die ‘Lüge’ von Gott herkommen können. Gott erschafft doch lauter nur das Existieren und die Freude des Lebens – gemäß dem, wer Er IST als Liebe-Leben.

Gerade erst oben wurde die Aussage des biblischen Autors darüber herangeführt, die Johannes Paul II. in seine Enzyklika vom Evangelium des Lebens einverleibt hat:

„Denn den Tod hat nicht Gott gemacht
und Er hat keine Freude an dem Untergang der Lebenden ...
Denn zur Unvergänglichkeit hat Gott den Menschen geschaffen ...
Durch den Neid des Teufels aber ist der Tod in die Welt gekommen,
und die ihm angehören, werden ihn erfahren ...” (Weish 1,13f.; 2,23f.).

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Andacht am Hügel der Kreuze in Schawli, Litauen. Hier ein Blitzlicht von der 61. Apostolischen Pilgerreise des Papstes - dieses Mal nach Litauen-Lettland-Estland (4-10.IX.1993). -- Der Heilige Vater hat den Hügel der Kreuze besucht. Es ist das Volkssanktuar aus der Zeit des Aufstands im Januar (1863). Dieser eigenartige Wald mit großen und kleinen Kreuzen wurde in der Zeit der Sowietischen Okkupation zweimal zerstört. Der Papst stieg auf den Gipfel des Hügels auf und betete einige Zeit lang. Die Heilige Messe feierte er auf der in der Nähe liegenden Ebene für über 200 Taus. Gläubige. Er sprach dabei vom Geheimnis des Kreuzes.

Nicht Gott, sondern Satan ist „Mörder von Anfang an. Und er steht nicht in der Wahrheit ...” (Joh 8,44). Er ist es eben, der der keine Rast kennende Verführer des Ebenbildes Gottes: Mann und Frau ist. Er verführt aber deutlich dazu, um den Verführten – auf der nächsten Stufe zu töten und in die ewige Verdammung herabzuschleudern, wo auch er selbst verbleibt.

Siehe den exakten Gegenteil zur Wirklichkeit, deren Name ‘Liebe’ heißt. Denn diese „... schafft Anfang für das Gute und erfreut sich des Guten ...” (ML 117). Satan ist außerstande „sich des Guten zu erfreuen”. Er freut sich dagegen an dem einen: dass er den leichtgläubigen Menschen betrügt und ihm den Todesstoß zufügt – in eigenartiger, so ausgedrückter ‘Rache’ am Gott der Liebe und des Lebens, den er in der Hochmut seines freien Willens definitiv zurückgewiesen hat.

Aus diesem Grund kann es für Satan, der durch seine Verlogenheit absichtlich vor hat, dem Menschen das Leben wegzunehmen, keinen Platz in der Nähe zu Gott-der-Liebe geben, noch daselbst im Himmel. Das wird einmal deutlich vom Hl. Johannes dem Apostel in seiner Offenbarung zum Ausdruck gebracht:

„Und gestürzt wurde der große Drache,
die alte Schlange,
genannt Teufel und Satan,
der die ganze Welt verführt,
Er wurde auf die Erde geworfen
und mit ihm seine Engel [= die in Sünde mitgefallenen Engel] ...

Weh aber euch, Land und Meer –
Denn der Teufel ist zu euch hinabgekommen,
seine Wut ist groß,
weil er weiß, dass ihm nur noch eine kurze Frist bleibt” (Offb 12,9.12).

Satan ist fähig nur das eine zu wollen: das Böse. Die Art und Weise, wie er diese einzige Absicht verwirklichen kann, schiebt ihm seine ungemeine Intelligenz vor, die er aber immer nur zum Übel benutzt. Satan ist mit seinem ganzen Selbst – Hass, d.h. Gegen-Liebe.
– Er ist Hass gegen Gott, aber daselbst gegen das Ebenbild Gottes: Mann und Frau, und alle wahre Personenkommunion. Er unternimmt rastlose Bemühungen, um den Menschen gegen Gott und das ewige Leben auszurichten, dann aber den Menschen gegen den anderen Menschen aufzuhetzen, indem er überall Spaltung in Einheit einimpft. Diese Kennzeichen werden alle Jahrhunderte hindurch mit seinen unermüdlichen Anstrengungen – in Richtung Übel einhergehen.

Satan erreicht seine Ziele dank beständigem Betrug des Menschen, was den eigentlichen Wert und die Bestimmung der Güter angeht, die in seinem Bereich bleiben. Er sucht sie gegen sein letztliches Wohl auszurichten.

Wie gesehen werden kann, die wahre Liebe – und anderseits irgendjemandem das wahre Gut zu wünschen ist Eigentum einzig Gottes. Und derjenigen, die sich für die Teilhabe am Leben und an der Liebe des Dreieinigen aufschließen.

Einst zeigt es sich, dass wir sowohl die Liebe, wie dass Leben durch Jesus Christus empfangen, d.h. dank der von Ihm vollbrachten Erlösung des Menschen. Nur der Fleischgewordene Sohn Gottes konnte von sich sagen:

„Ich bin die Auferstehung und das Leben.
Wer an Mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt.
Und jeder, der lebt und an Mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben” (Joh 11,25f.).

Johannes Paul II. hebt in seiner Enzyklika Evangelium Vitae mit Recht hervor:

„Jesus ist der Sohn, der urewig das Leben – vom Vater empfängt [Joh 5,26] und der zu den Menschen gekommen ist, um ihnen Anteil an dieser Gabe zu geben:
Ich bin gekommen, damit sie [die Schafe] das Leben haben und es in Fülle haben’ ... [Joh 10,10](EV 29).

Gott ist selbstverständlich Geist: seine Natur ist rein und ausschließlich geistig. Diesem Gott-dem-Geist hat es gefallen, in der ganzen erschaffenen Wirklichkeit Zeichen-Spuren seiner Natur als Gottes auszustreuen. Jedes Blümchen und Würmchen zeugt von Zärte, mit der es vom Nicht-Dasein berufen worden ist von Diesem, der „Da Ist”.

Zweck aber aller Wesen – dieser großen und kleinen – ist das eine: dass sie diesen freuen, den Gott gewollt und geliebt hat als diesen einzigen im vollen Sinn Beabsichtigten: sein lebendiges Ebenbild angesichts des Weltalls – Mann und Frau. Die ganze übrige Schöpfung ist zur Existenz als nur sekundär beabsichtigt gekommen, wie darüber schon ein paarmal erörtert wurde: dass es ein unfassbares ‘Nest’  für den Menschen werde, diesen eigens Erwarteten. Denn nur den Menschen hat Gott erschaffen „... um seiner Selbst willen” (GS 24. – S. ob.: Gottes Zweck beim Werk der Erschaffung – mit vorangehendem und nachfolgendem Zusammenhang).

Der Mensch als das eigentliche Ziel des Erschaffungswerkes: der Liebe Gottes die mit Leben beschenkt, weist mit seinem Existieren selbst auf Diesen hin, der alles Geschöpf auf die ihm eigene Art und Weise ernährt. Umso mehr sorgt Gott um Nahrung und Trank für seinen im eigentlichem Sinn Geliebten: den Menschen.

Indem Gott aber dem Menschen zu essen und trinken gibt, provoziert Er ihn gleichsam, dass er nach einer noch anderen Nahrung wartet. Den Menschen hat nämlich Gott so erschaffen, dass er – je mehr er sich in seiner Freiheit auf die Liebe Gottes und das Leben Gottes öffnet, mit umso größerer ‘Dosis’ dieses Lebens und dieser Liebe beschenkt wird. Bis zu seiner geheimnisvollen Verwandlung gleichsam in Sich selber, wenn es nur der Mensch Ihm erlaubt.

Daher lockt Gott den Menschen gleichsam heran und erfüllt ihn mit Mut, dass er auf seine Liebe anvertraut. Diese aber zerstört nicht nur nicht, sondern sie steigert dauernd seine Kapazität, dass er in immer größerer Fülle und immer voller – letztlich den sich ihm dahinschenkenden Gott selbst zu empfangen imstande ist. Auf solche Art und Weise wird das Ebenbild Gottes: Mann und Frau, wenn er es in seiner Freiheit nur will, immer mehr ‘Gott-aufgrund-des-Privilegs’  (vgl. EV 83).

Es spricht der Erlöser des Menschen – mit deutlicher Anspielung an die Eucharistie, mit der der Menschen-Sohn seine Braut – die Kirche, und darin jeden Erlösten, der auf die Erlösungs-Liebe aufgeschlossen bleibt, nähren wird:

„... [erst] Mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel.
Denn das Brot Gottes ist Der, welcher vom Himmel herabkommt
und der Welt Leben gibt” (Joh 6,32f.).

Folgerichtig offenbart auch erst Jesus Christus, der Gottes Fleischgewordene Sohn, der selbst für die Welt der in Sünde gefallenen Menschen Gott-Gabe ist (s. Joh 3,16), dem Menschen seine eigentliche Größe und seine wahre Berufung:

„Christus, der neue Adam, offenbart schon eben
in der Offenbarung des Geheimnisses des Vaters und seiner Liebe
dem Menschen – den Menschen selbst voll
und erschließt ihm seine höchste Berufung” (GS 22).

Es ist nicht schwer zu verstehen, warum Johannes Paul II. sagt:

„Die Ehe, die sakramentale Ehe, ist Bund von Personen in Liebe.
Und die Liebe kann gegründet und geschützt werden nur durch die Liebe,
die ‘ausgegossen ist in unsere Herzen durch den Heiligen Geist,
der uns gegeben ist’
[Röm 5,5] ...” (BF 7).

Diese Worte werden Ermutigung zum unverzagten Eintreten in das Geheimnis der ganzen Allerheiligsten Trinität: Gottes, der „Liebe – ist” (1 Joh 4,8.16).
– Wir haben auf diesem Abschnitt unserer Erwägungen vor – das zusammenzustellen, womit zum Menschen, dem Ebenbild Gottes angesichts des Weltalls – Gott geht: Er als Liebe-Leben – anderseits aber Satan.
Satan ist auf radikale Art und Weise Gegen-Liebe und Gegen-Leben. Er ist außer Stande mit irgendwelchem Gut beschenken zu wollen. Johannes Paul II. hebt unermüdlich hervor:

„In ihrer tiefsten Wirklichkeit ist die Liebe
ihrem Wesen nach Gabe ...” (FC 14).

Wie treffend fasst einmal das Wesen der Liebe-Gabe der Person Jesu Christi, des Erlösers des Menschen, der Hl. Paulus, der ehemalige Saulus:

„Um seinetwillen leide ich auch solches.
Aber ich schäme mich nicht,
denn ich weiß, wem ich geglaubt habe ...” (2 Tim 1,12).

„Ich lebe – aber nicht mehr Ich, sondern Christus lebt in mir ...
... Sofern ich noch im Fleisch lebe, lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes,
der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat.
Ich verwerfe nicht die Gnade Gottes ...” (Gal 2,20f.).

Es ist nicht schwer hier Gott handgreiflich zu berühren. In seiner Liebe wird Er Gabe-Person und kennt kein Maß beim Schenken seines Selbst. Im Sohn Gottes hat doch Gott „für mich sich selbst hingegeben ...”! So zögert der Apostel in gegenseitiger Liebe nicht, Ihm ebenfalls total zu anvertrauen und zu rufen:

„Ich jedoch will mich nicht rühmen,
es sei denn im Kreuze unseres Herrn Jesus Christus,
durch das mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt ...” (Gal 6,14).

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Auf diesem Bild scheint er Gesundheit und Energie zu sprühen. Auch wenn - wie Fachleute behaupten - jedes Emporheben der Hände nach dem überlebten Attentat für ihn mit großen Schmerzen verbunden waren - wegen der Spannung des Leibes nach der Kugel, die ihm das ganze Innere des Bauches zerfetzt hat. Inwiefern es ging, verheimlichte der Papst seine Leiden. Er suchte, durch seine Person alle Menschen guten Willens zu Christus heranzuziehen, darunter auch die nicht Glaubenden. Dazu dienten ihm auch die immer wieder eingeflochtenen, eigenartigen Zwischenbrüche in Form geistvoller Dazusagen, Anknüpfungen an das Wetter oder andere Umstände. Diese Durchbrüche waren imstande, das Klima der gespannten Aufmerksamkeit vortrefflich zu entladen, ohne dabei den grundlegenden Faden der Erwägungen seiner Homilien und des Gebetes zu verwischen.

Im Fall Satans kommt seinem Wesen nach niemals der ‘Wille’, Person-Gabe zu werden – zur Rechnung. Folgerichtig, bei Satan ist die ‘Liebe’ ihrer Natur nach unmöglich. Satan nimmt die Haltung des äußerst radikalen Gegenteiles zu Gott an. Er selbst ist Nicht-Gabe, Nicht-Liebe, Nicht-Leben.

Gott-die-Wahrheit, d.h. Gott-die-Treue zu seinem Vorhaben der einmal seinem lebendigen Ebenbild angebotenen Kommunion von Liebe und Leben, wird nach dem Sündenfall des Menschen sofort zu seinem Erlöser. Das geschieht nicht erst im Neuen Testament, sondern angefangen vom ersten Sündenfall der Ur-Eltern im Garten Eden (s. Gen 3,15: Ankündung des Erlösers und der Erlösung).

Dagegen Satan wird seine ganze Intelligenz, die ihm Gott nach seinem Aufstand nicht weggenommen hat, dauernd nur dazu benützen: wie er Mann und Frau verführen kann, um sie in den ewigen Untergang zu stürzen.

Wie präzise zeichnet seine alles zerstörende Rolle der erste Stellvertreter Jesu Christi auf Erden, der Hl. Petrus der Apostel:

„Seid nüchtern und wachsam! Euer Widersacher, der Teufel,
geht wie ein brüllender Löwe umher und sucht, wen er verschlingen kann.
Ihm widersteht standhaft im Glauben ...” (1 Petr 5,8).

Ein anderer Apostel, der Hl. Jakobus, sagt zur Stärkung jener, die dem Erlöser ihren Glauben und ihr Vertrauen geschenkt haben zu:

„Ordnet euch also Gott unter,
leistet dem Teufel – Widerstand; dann wird er vor euch fliehen.
Sucht die Nähe Gottes; dann wird Er sich euch nähern ...” (Jak 4,7f.).

Johannes Paul II. hat sehr präzise die grundlegende Methode der Verlogenheit abgezeichnet, die Satan von Anbeginn an unermüdlich anwendet. Indem Satan unfähig ist, irgendein Gutes zu schaffen, und weder kann, noch es will Person-Gabe zu sein, führt er auf alle Arten und Weisen dazu, das Ebenbild Gottes von der Kommunion zu Gott, und folgend auch von zwischenmenschlicher Kommunion loszureißen, wogegen er unermüdlich vergiftete Früchte der Teilung einimpft. Der Heilige Vater weist darauf in seiner Enzyklika vom Heiligen Geist hin:

[‘Der Beherrscher dieser Welt’, d.i. Satan] ... benützt von Anfang an
das Werk der Schöpfung
gegen die Erlösung,
gegen den Bund
und gegen die Vereinigung
des Menschen mit Gott ...” (DeV 27).

Indem Satan keine andere ‘Welt’ zur Verfügung hat, als nur diese, die durch die „liebende Allmacht des Schöpfers” (DeV 33) erschaffen worden ist als „gut, sehr gut” (vgl. Gen 1,31), vergiftet er in der Vorstellungskraft und im Verlangen des Menschen diese „gute” Welt und die guten Gaben Gottes. So wendet er den Menschen gegen das Werk der Erlösung und gegen die Kommunion des Menschen mit dem Dreieinigen.

Noch mehr, dem Bösen gelingt es, die bisher einträchtige Einheit bei diesen ersten Zweien, die zur Kommunion des Lebens und der ehelichen Liebe gerufen worden sind, zu verzanken. In unmittelbarer Folge der niedergetretenen Kommunion mit der „liebenden Allmacht des Schöpfers”, beginnt Adam mit Eva angesichts Gottes selbst zu streiten und sich gegenseitig anzuklagen. Anstelle des bisherigen, friedsam gelebten „Zwei-zu-einem-Fleisch” schleicht sich vonseiten des Mannes, des Ehegatten – die Unterwerfung der Frau, der Ehegattin ein, auch wenn die Frau ihrerseits den Mann mit ihrem Verlangen umstricken wird (vgl. Gen 3,16).

Wenn auch die ‘Geschichte’ – ‘Lehrerin-Wegweiserin des Lebens’ [lat.: historia magistra vitae] sein sollte und alle darüber besten Bescheid wissen, ziehen es die vom Bösen beständig versuchten Männer und Frauen praktisch vor, die Warnungen Gottes und der Menschen zu übergehen und schließen sich auf den Bösen immer wieder ganz gern auf. Daher auch die Verlogenheit und der Tod – Zeichen, die unmittelbar darauf hinweisen, dass hier der Böse am Werk ist, und die in der Praxis mit dem Leben eines jeden einzelnen Menschen dauernd einhergehen.

Der Spruch betreffs der Rolle der ‘Geschichte’ erfüllt eigentlich niemals seine Rolle in seiner Beschaffenheit als „Lehrerin des Lebens”. Außer höchstens erst von der Perspektive aus des schon längst begangenen und vollbrachten, nächstfolgenden Übels-in-Gottes-Augen, und offenbar Übels-gegen-sich-selbst.

Die einzige Art und Weise, dass sich der Mensch, verstrickt mit Banden der Falschheit und Begehrlichkeit, die „nicht vom Vater herkommt, sondern von der Welt” (1 Joh 2,16) – herausreißt, bleibt die beständige Bekehrung und der dauernde Geist der Reue im Fall des erfahrenen weiteren Sündenfalls, der sich – auch wenn mit tiefer Beschämung, auf die Barmherzigkeit Gottes zu berufen heißt – mit Herzen, das trotz allem vertrauensvoll diesem Gott anvertraut, der „nicht den Tod des Sünders will, sondern dass er sich bekehrt und lebt”.
– Auf die Lippen sollen sich dann Worte vom Evangelium aufdrängen: „Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner ...”  (Lk 18,38).

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2. Vertraulichkeiten Gottes über seine Bräutliche Liebe
in Ur-Anfängen

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a. Liebe des Schöpfers,
der die Kommunion
von Leben-Liebe anbietet

Gott-die-Wahrheit ist nicht nur Schöpfer, der den zum Existieren berufenen Geschöpfen sich selber hinschenkt. Dem Geschöpf seiner Vorliebe: seinem lebendigen Ebenbild – Mann und Frau, bietet Gott von Anbeginn an außerdem auch noch einen Bund mit sich. Gott lädt den Menschen ein, dass er in die Kommunion mit seiner Gottes Liebe und seinem Gottes Leben eintritt.

Solche Tatsache an sich ist etwas ganz ohne Präzedenz in der Geschichte aller Religionen. Man kann eine ‘Gottheit’ verstehen, die Opfer zu ihrer Ehre fordert, vielleicht selbst blutige Menschenopfer. Sie erpresste – oder eher: Menschen die solcher fiktiven Gottheit dienten – haben Grausamkeiten aufgezwungen als Erweis der ihnen gehuldigten Ehrerbietung und Anerkennung der menschlichen Kleinheit angesichts der Majestät ihrer Gottheit.
– Allerdings welche Religion würde den Mut zu fassen wagen, eine solche Gottheit zu zeigen, die irgendwas von ihrer ‘Liebe’ zu dem von ihr erschaffenen Menschen sprechen würde?

Wir wissen, dass in der Religion der Offenbarung, ab wann sich Jahwéh auserwählten Männern zu zeigen begann und durch sie sich seinem Volk genauer kennen lernen ließ, das heißt Er offenbarte ihnen sowohl sich selber, wie auch sein unwahrscheinliches Vorhaben: der Erlösung des Menschen, der in der Situation der Probe die Liebe Gottes zurückgewiesen und die fast unumwendbare Wahl zu eigenem ewigen Untergang gefällt hat – gar nicht so selten solche Momente vorkommen, da Gott von sich selbst in erster Person zu sprechen beginnt, also im Stil der Selbst-Offenbarung. Gott kommt bezüglich seiner tiefsten Erlebnisse auf Vertrautgespräch über: der Glut mit nichts zu befriedigender Liebe zu seinem lebendigen Ebenbild. Hat Gott den Menschen als seine Ähnlichkeit und sein Ebenbild erschaffen, so möchte Er ihn jetzt in intimster Kommunion von Liebe und Leben – für immer – mit sich haben.
– Ganz so, wie es einst der Sohn Gottes, Jesus Christus, ausdrücken wird:

„Euer Herz lasse sich nicht verwirren. ... Ich gehe, um einen Platz für euch vorbereiten.
Wenn Ich gegangen bin – und einen Platz für euch vorbereitet habe,
komme Ich wieder und werde euch zu Mir holen, damit auch ihr dort seid, wo Ich bin.
Und wohin Ich gehe – den Weg dorthin kennt ihr” (Joh 14,1-4).

Zu gleicher Zeit gibt aber Gott zu verstehen, dass die Einladung zu intimster Kommunion mit sich nicht ohne die freiwillige Anteilnahme eines jeden einzeln Mannes und Frau erfolgen kann: seines Bewusstseins und der Entscheidung seines freien Willens. Die erwiderte Liebe vonseiten des Menschen wird ‘sie-selbst’ erst als freiwillige Unternehmung des Angebotes sein – wie es sich im Laufe der Zeit immer mehr klar zeigen wird: des bräutlichen ‘Eins’ mit dem Dreieinigen.

Das bringt einmal der Erlöser des Menschen eindeutig zum Ausdruck:

„Wer Meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der Mich liebt.
Wer Mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden,
und auch Ich werde ihn lieben – und Mich ihm offenbaren ...” (Joh 14,21).

Ähnliche Aussagen Gottes können reichlich auch schon im Alten Testament gefunden werden, u.a. über die Vermittlung von Mose, der auf Anordnung Jahwéh klar zum Bewusstsein bringt, dass es unbedingt ist, eine Wahl zu treffen: zwischen Leben und Tod, Segen und Fluch (z.B.: Dtn 30,15-20). Das hängt also mit der Notwendigkeit zusammen, dass jeder Mensch einzeln durch eine ‘Feuer-Probe’ durchgeht: der freiwilligen Einverleibung ins Leben ethischer Bedingtheiten, die es der ‘Braut’ erlauben, sich vor Gott-dem-Bräutigam „als reine Jungfrau” (2 Kor 11,2) zu stellen, geschmückt „wie eine Braut, die sich für ihren Mann geschmückt hat” (Offb 21,2). Es ist doch klar: in das „Haus des Vaters” (Joh 14,2), das auch „Heilige Stadt – Jerusalem” (Offb 21,10) genannt wird, wird „... nichts Unreines hineinkommen ...” (Offb 21,27).

Beispielsweise führen wir hier nur zwei Aussagen Gottes über sich vom Alten Testament an. Gott spricht in ihnen von sich selber in erster Peron, also Er drückt sich mit der Sprache der Selbstoffenbarung aus.
– Wir fragen sofort: Welcher ‘Gott’, und ‘Gott’ was für einer Religion würde so weit vorangehen, bzw. genauer: würde sich so sehr herabsinken, dass Er in gewisser Stunde auf vertrauten Ton vor seinem Geschöpf mit seinen Herzensergüssen, seinen Erlebnissen und seiner Sehnsucht nach dem Menschen übergeht:

„Mit ewiger Liebe habe Ich dich geliebt,
darum habe Ich dir so lange die Treue bewahrt.
Ich baue dich wieder auf,
du sollst neu gebaut werden, Jungfrau Israel ...!” (Jer 31,3f.).

Jahwéh spricht hier durch Jeremia (ca. 580 vor Chr.), indem Er direkt an die Babylonische Gefangenschaft anknüpft, in die das damalige Israel wegen seiner Apostasie von Jahwéh geraten ist. Gott kündet Israel die Rückkehr in die verlorene Heimat an. Die Vertrautheit Gottes von seiner urewigen Liebe betrifft selbstverständlich jeden Menschen und jede Zeiten.

Oder abwechslungshalber voller Schmerz Gottes Vertrautheiten, ebenfalls in 1.Person zum Ausdruck gebracht, die im Buch des Propheten Micha enthalten sind (ca. 730 vor Chr.) – wegen der schnöde betrachteten Liebe Gottes vonseiten des urewig undankbarem und nach ‘fremden Göttern’ nachschauendem Israels:

Mein Volk, was habe Ich dir getan? Oder womit bin Ich dir zur Last gefallen? Antworte Mir!
Ich habe dich doch aus Ägypten herausgeführt und dich freigekauft aus dem Sklavenhaus ...
Mein Volk, denk daran, was Balak plante, der König von Moab,
und was ihm Bileam antwortete, der Sohn Beors ...
Erkenne die rettenden Taten Jahwéh ...!” (Mi 6,3ff.).

Es kommt sofort die voller Verwunderung Frage zum Vorschein: Was ist das für ein ‘Gott’, der sich nicht verlegen findet, wenn Er seine Herzensergüsse offenbart und sich vor seinem eigenen Geschöpf wegen seines Schmerzes beklagt, weil Er nicht nur nicht geliebt wird, sondern umgekehrt: beständig verraten wird?

Es kommen die im Gebet verarbeiteten Worte Johannes Paul II. aus seiner Enzyklika über die Barmherzigkeit Gottes zur Erinnerung. Dieses Bruchstück war Gegenstand einer insbesonderen Erwägung im V.Teil unserer WEB-Site (s. ob.:  Rückgewinnung der Liebe – dieser schöpferischen Macht im Menschen):

„Gott, den Christus geoffenbart hat, bleibt in ständiger Verbindung mit der Welt nicht nur als Schöpfer, die letztliche Quelle des Existierens.
– Er ist Vater: mit dem Menschen, den Er in der sichtbaren Welt ins Dasein gerufen hat, verbindet Ihn ein tieferes Band, als das Erschaffungs-Band des Existierens allein.
– Es ist die Liebe, die nicht nur das Gute erschafft, sondern zur Teilhabe am eigenen Leben Gottes führt:
des Vaters, des Sohnes, des Heiligen Geistes.
Denn Dieser, der liebt, möchte mit seinem Selbst beschenken” (DiM 7u).

Die Einladung zur „Teilhabe am eigenen Leben Gottes” ist ihrem Wesen nach etwas so unerhörtes, dass es gleichsam eines unwahrscheinlichen Märchens klingt. Indessen so ist die hinreißende Wirklichkeit der Wahrheit der Offenbarung Gottes. Sie wendet sich ausnahmslos an jeden Menschen als Gottes Gabe und Ruf – in sehnsüchtiger, aber auch vonseiten Gottes besorgter Erwartung auf ihre Annahme.

Allein schon das ‘Warten Gottes’ auf die Antwort des Menschen ist weitere, ganz unwahrscheinliche Tatsache. Zum Kopfschwindel bringt das Bewusstwerden allein um die Tatsache, dass der Dreieinige in Jesus Christus Gott geworden ist, der „berührt werden” kann. Dieser Gott hält es für sich selbst nicht als etwas Beeinträchtigendes, an das Herz des Menschen voller Geduld anzupochen.

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Dem Papst wurde ein Laptop bereitet ... Am 21. November 2001 hat der Heilige Vater die Apostolische Adhortation: Ecclesia in Oceania (Die Kirche auf Ozeanien) unterzeichnet und in die Welt gesendet - über die elektronische Post. Daselbst erreichte dieses Apostolische Schreiben die betreffenden Adressaten aller Diözesen der Region Ozeanien sofort. Der Papst konnte seine Zufriedenheit nicht verbergen. Die weltlichen Pressenagenturen haben auf ihren SEITEN das Bild von diesem Augenblick veröffentlicht. Das Lächeln des Papstes, der Laptop mit dem Vatikan-Wappen und dieser geschichtliche Klick. Dieser Augenblick gleichte der schnellsten in der Geschichte Einreichung eines Päpstlichen Dokumentes. Es ist wahr, der Heilige Vater würde ganz gern auch dieses wichtige Dokument den interessierten Regionen persönlich einhändigen - im Rahmen einer weiteren Apostolischen Pilgerreise nach Australien, Neuseeland, Neuguinea und Fidschiinseln usw. Das würde aber praktisch gesehen unmöglich realisiert werden können. Daher ist dieses Mal der Große Ozean nach Rom gekommen. So hat Johannes Paul II. daselbst eine weitere, diesmalig Internet-Grenze seines Pontifikates überschritten.

Johannes Paul II. stellt das einmal in Worten vor: „... Gerade als der Gekreuzigte ist Christus ... Derjenige, der steht und an der Tür des Herzens eines jeden Menschen anklopft, indem Er seine Freiheit nicht verletzt, sondern aus dieser menschlichen Freiheit die Liebe auszulösen sucht” (DiM 8c-h; vgl. Offb 3,20).

Diese Worte sind in der Tat schwindelerregend. Gott, der vor dem Menschen niederkniet und schüchtern nach erwiderter Liebe fragt! Er bittet um sie voller Zartgefühl, dass für Ihn ... der Schleier des Herzens ein wenig gelüftet werde! So ist die Wirklichkeit der Beziehungen auf der Linie: der Dreieinige – und das lebendige Ebenbild Gottes: Mann und Frau.

Damit sind wir aber noch keineswegs am Ende. Es zeigt sich, dass die gerade erwähnte Bezeichnung: ‘Bund der Liebe’  von allein den Gedanken auf die Ehe aufschiebt. Gott schlägt niemals ein ‘Testament’ vor, sondern schließt einen ‘Bund’.
– Ein ‘Testament’ betrifft Erbgüter, die nach dem Tod der Person, die das Testament fertig macht, ins Leben umgesetzt werden sollen.
– Im Gegenteil, der Bund ist ein Abkommen, das aktuell lebende zwei Seiten ab sofort verpflichtet, also nicht erst nach dem Tod.

Ein Bund setzt selbstverständlich die ihm eigenen Klauseln voraus. Diese bestimmen seine Gültigkeit und Bedingungen, unter denen er verpflichten soll.

Bünde wurden im Altertum zwischen einzelnen Leuten geschlossen, aber auch zwischen ganzen Staaten bzw. Völkern. Beim Schließen eines Bundes wurde zumindest eine gewisse Gleichheit zwischen den betreffenden Seiten vorausgesetzt. So entstand die Möglichkeit, dass Voraussetzungen unternommen werden konnten, die auf gleiche Art und Weise die eine, wie die andere Seite verpflichtete, wie auch dass zwischen ihnen Verhältnisse von Freundschaft und beiderseitigem Austausch von Gütern entwickelt werden konnten.

In unserem Fall: des Bundes, den Gott mit seinem lebendigen Ebenbild: Mann und Frau schließt, ist zum Ausgangspunkt – der Abgrund des Seins zwischen der einen und anderen Seite. So ist also solcher Bund auch nur demzufolge etwas unbegreifliches und menschlich gesehen unvorstellbares. Gott ist Unendlich, der Mensch ist aber Werk seiner erschaffenden Liebe.
– Indessen – ohne das Niveau einer ‘gewissen Gleichheit’ könnte vom Bund überhaupt nicht gesprochen werden. Der Abgrund des Seins zwischen dem Schöpfer und dem Geschöpf kann weder ignoriert werden, noch kann er abgeschafft werden.

Dessen ungeachtet, Gott, der jedes Mal der erste mit dem Angebot kommt, einen Bund zu schließen, erachtet sich das gleichsam nicht als Beeinträchtigung, dass Er zu seinem Volk und einzeln zu jedem Mann und Frau – mit solchen Angebot entgegengeht, woran es Ihm gerade offensichtlich ungemein gelegen ist. Folgegemäß, Gott selbst des Bundes schüttet den Abgrund zwischen sich und dem Geschöpf seiner Vorliebe zu.

Das einzige Ziel des angebotenen Bundes ist das Wohl des Volks der Erwählung Gottes: dieses irdische Wohl, wie auch dieses letztliche eines jeden einzelnen seines lebendigen Ebenbildes: Mann und Frau. Dieser Bund wird zur innigsten Einladung vonseiten Gottes zur Kommunion zu Sich.

Gott hat dabei ‘keinen’ irgendwelchen eigenen ‘Nutzen’ im Gedanken und Absicht. Er wird dagegen ganz zur Gabe-‘für’ sein Volk. Im Laufe der Zeit zeigt es sich nur immer mehr klar, dass Gott diesen seinen, angebotenen Bund mit vollem Ernst als bräutlichen ... Bund, oder eher ehelichen Bund trachtet.
– Könnte etwas Ähnliches in irgendwelcher anderer Religion vorgestellt werden?

Mit anderen Worten, der tiefste Inhalt der Wirklichkeit, an die Jahwéh denkt, sooft Er dem Volk seiner Auserwählung – und jedem Menschen: Mann und Frau – den Bund mit sich anbietet, ist letztlich das Band im bräutlichen Typus, oder eher ein eheliches Band. Gerade die Ehe ist Bund: Bund der Kommunion von Liebe und Leben, den zwei bestimmte Personen untereinander eingehen, und zwar ein Mann und eine Frau.
– Wenn also Gott der erste „Liebe ist” – nicht nur in fingiertem Sinn; und wenn derselbe Gott vor seinem lebendigen Ebenbild mit dem innigen Angebot stehen bleibt: er möge den Bund seiner Liebe, die beständig Leben auslöst, annehmen, stellen wir fest, dass Gott auf seine Gottes, absolut geistige Art und Weise, gerade diese Wirklichkeit anbietet, wie sie die eheliche Kommunion darstellt: „Zwei-zu-einem-Fleisch” – in Liebe, die sich freut, sooft sie Leben wecken kann.

Wir verkehren in der Welt des Geheimnisses. Dennoch, gerade dieses Geheimnis, auch wenn so sehr unwahrscheinlich, ist freudige Wirklichkeit ab dem Ur-Anbeginn des Existierens des Menschen: Gottes Ebenbildes auf Erden. Und selbstverständlich zugleich Drama der Beziehungen, das diese ganze Zeit der Gnade hindurch die „liebende Allmacht des Schöpfers” auf die ihr eigene, Gottes Weise, deswegen ‘erlebt’.

Gott ist offenbar Geist (Joh 4,24; 2 Kor 3,17) – und es kann nicht anders sein. Und doch, Er ist ganz Glut innigster Bräutlichkeit. Gott bezieht sich zum Menschen auf seine Gottes Art von Anfang an seines Herausrufens vom Nicht-Dasein – bräutlich: als zu dieser ‘Seinen’, über das Leben Geliebten, die Er mit ganzem Ernst als seine wahre – Braut trachtet!

Freilich, in dieser ‘Bräutlichkeit’ der Liebe Gottes zu seinem lebendigen Ebenbild wird es nichts von Fleischlichkeit geben. Unser Gott ist nicht wie die heidnischen Gottheiten, die als männliche und weibliche Partner vorkommen und immer andere ‘Abenteuer’ ihrer Pseudo-Liebe ‘anrechnen’. Darüber haben wir früher einiges erwägen und sagen können (s. ob.: Wahrheit der Offenbarung Gottes und Magie der heidnischen Götter). Unser Gott ist über alles Geschlecht. Er ist Quelle des Geschlechts. Er hat die Geschlechtlichkeit erschaffen und hat ihr die ihr eigene, bestimmte Zweckmäßigkeit angegeben und in sie den ihr eigenen Sinn eingetragen – aber auch die ihr eigene Friedensordnung eingeprägt.

Das bedeutet nicht, dass der Fleischlichkeit und Geschlechtlichkeit keine Bedeutung in Gottes Angesicht zusteht. Gott will uns nicht als geschlechts-lose Wesen haben. Gott hat nur allzu gut gewusst, warum Er den Menschen gerade als Menschen-Mann und Menschen-Frau erschaffen hat. Auf diese Frage kommen wir noch in Erwägungen des letzten Kapitels (9. Kap.) des hiesigen Teiles zurück. Die Ausstattung mit Geschlechtlichkeit ist eigenartige, verwundernde Gabe der erschaffenden – und zugleich erlösenden Liebe Gottes zu seinem lebendigen Ebenbild: Mann und Frau. Maria ist im Himmel mit Leib und Seele unwiderruflich weiter vollkommen wahre Frau. Dagegen Jesus Christus ist im Himmel – genau wie zu seiner Lebenszeit etwa 2000 Jahre her – der wahrhafteste Mann. An diese Inhalte haben wir schon mehrmals früher angeknüpft und sie erwogen, angefangen ab den fast ersten Sätzen unserer WEB-Site (s. am Anfang: Gottes Gabe der Geschlechtlichkeit).

Und doch Gott – dieser Gott-der-Geist, der „Liebe-Leben ... IST” (vgl. 1 Joh 4,8.16), ist keine ‘Liebe’ nur in ‘Theorie’. Umso mehr ist Er keine ‘Liebe’, die irgendwas gleichsam ‘eiskalter Marmor’ wäre! Befähigt Gott den Menschen zu bräutlicher Liebe – und folgender zur elterlichen Liebe, ist es klar, dass als Ur-Muster seines lebendigen Ebenbildes angesichts des Weltalls, der erste Bräutliche und Elterliche (vgl. Eph 3,15) vor allem gerade Er selbst: der Dreieinige, ist. Was in ‘Liebe’ das wesentliche ist, d.h. das innigste Eins-Werden in ganzheitlicher gegenseitiger Hin-Gabe der eigenen Personen, findet von Gottes Seiten die höchste mögliche Erfüllung vom Anbeginn der Erscheinung des Menschen auf Erden an.
– Derselbe Gott wartet nur geduldig – und sehr demütig auf die völlig freie, von innen her sich entscheidende Antwort der Gegenseitigkeit vonseiten dieser ‘Seinen’ – Geliebten: Mann und Frau.

Daher ist – und sei es auch nur deswegen, jede Ehe in wesentlich höherem Grad als alle andere zwischenmenschliche Liebe ein beständiges Bild und Zeichen nicht nur der Erschaffenden, sondern geradeaus Bräutlichen Liebe Gottes zum Menschen.
– Noch mehr, jede Ehe ist aus Gottes Vorhaben der Liebe schon „von Anfang an” das Ur-Sakrament der Schöpfung. Sie ist nämlich wirksames Zeichen, in dessen Namen die „liebende Allmacht des Schöpfers” jede gültig geschlossene Ehe mit Gnaden beschenkt hat, die zur möglich würdigsten Erfüllung der Pflichten notwendig sind, die mit der Berufung des betreffenden Paars zur Kommunion von Liebe und Leben verbunden sind – samt der diesen beiden aufgetragenen Aufgabe, das Leben neuen menschlichen Personen zu übertragen und die Nachkommenschaft zu erziehen.
– In Fülle und auf institutionelle Weise erscheint die Sakramentalität der Ehe erst in der Epoche der „Fülle der Zeit”, wenn Jesus Christus die Ehe zur Würde eines der Sakramente der von Ihm gegründeten Kirche erhebt.

Gott weiß aber nur allzu gut, „was in dem Menschen da ist” (Joh 2,25). Er sieht, wie der Mensch sehr dahin neigt, dem ‘Druck der Materie’ zu erliegen. Gott weiß, wie schwer es dem Menschen ist ‘darauf zu kommen’, dass Gott selbst um seine Gunst wirbt: um seine Gegenseitigkeit – in der Beschaffenheit gleichsam des Bräutigams, der die Braut dazu anregt, auf seine Liebe zu vertrauen.

In dieser Lage konnte Gott gleichsam ‘nicht länger aushalten’. Er begann zu seinem Volk, seiner Braut, zur „Tochter Jerusalem” (Jes 1,8; Jer 14,17; Klgl 2,13; usw.) zu sprechen: von sich und seiner gleichsam ‘Sehnsucht’, ein Eins-mit-ihr-zu-Werden. Er begann mit zunehmender Intensität Vertrautheiten von seiner Liebe zu ihr zu enthüllen. Das Sprechen Gottes wurde immer mehr unzweideutige, vertraute Ausschüttung betreffs seines verwundernden, bräutlichen Angebotes angesichts dieser ‘Seinen’.

Mittelbare Wirkung solchen Sprechens Gottes zu seinem Volk wurde ein immer tieferes Verständnis der Heiligkeit und Würde der Ehe selbst – als eben Ur-Sakramentes der Schöpfung und ständigen Zeichens, das diesen Zweien – den Ehegatten, und auch dem ganzen Volk der Erwählung Gottes die Liebe dieses Ersten: Gottes, ersichtlichen sollte. Er hat doch der Erste den Menschen mit bräutlicher Liebe geliebt, und sandte zu ihm immerwährend Signale dieser seinen Liebe.
– Allerdings: Er ist auch der Erste, der die – einmal seinem Volk ‘gelobene’ Liebe nie zurückruft und sie in keinem Fall verrät. Siehe da die Treue-in-Liebe vonseiten Gottes. In biblischer Sprache wird sie „Wahrheit-der-Offenbarung-Gottes” genannt.

So begann das Volk Gottes sich immer inniger bewusst zu werden, was überhaupt die Ehe ist und wie ihre unabtrittbaren Eigenschaften sein sollen, darin vor allem ihre Treue und Unauflöslichkeit. Es ist doch unmöglich, dass Gott sich gerade auf die Ehe zu berufen angefangen hat, wenn nicht ein zum Volk der Erwählung Gottes sprechendes Kennzeichen bestehen würde, das aufgrund der Analogie eben der Ehe die immer treue Liebe Gottes zu seinem lebendigen Ebenbild: Mann und Frau, nahe bringen sollte. Die Liebe Gottes mit Bezug auf den Menschen ist offenbar auf geheimnisvolle, und doch wahrhafte Art und Weise ähnlich wie diese Beziehungen, die zwischen Ehemann und Ehefrau bestehen.

Gott wollte dadurch sein Volk ganz deutlich verstehen lassen, dass jeder Ehe-Bund dem Menschen auf lesbare Weise seinen letztlichen Sinn nahe bringt. Und zwar die Ehe, d.h. der eheliche Bund zwischen Ehemann und Ehefrau, ist ein großes, vom Dreieinigen beabsichtigtes, Gnade tragendes Zeichen auch schon im Zeitraum des Alten Testaments. Dieses Zeichen soll den Menschen daran erinnern und ihm zugleich Gottes ‘bräutliche’ Liebe zu seinem lebendigen Ebenbild sichtbar machen. Es soll Gnade Gottes und Segen tragendes Zeichen sein, dass die Ehegatten den Aufgaben gewachsen werden, wie sie mit Leben in Ehe und Familie verbunden sind. Indem jemand in Ehe lebt, oder anderseits auf Eheleute von der Seite her blickt, kann und soll sich das lebendige Ebenbild Gottes die Wirklichkeit zum Bewusstsein bringen, wie sie sich parallel auf der Vertikalen der Gottes Beziehungen zu ihm abspielen: die Liebe Gottes die nicht nur schöpferisch ist, sondern diese unwahrscheinlich mehr verwundernde: das Angebot Gottes im bräutlichen Typus. Gott schlägt vor und wartet darauf, dass der Mensch ein Eins mit Ihm: Gott werden möchte – im selben Gottes Leben und in selber, Gottes Liebe (s. dazu unt. die Graphik: Graphik: Bräutliche Liebe Gottes – und die bräutliche Liebe der Ehegatten).

Ist nicht etwa gerade so die Aussagekraft der in gewissen Zeitabständen immer wieder erneuerten, bzw. ganz von neuem geschlossenen Bünde, die Gott dem Volk Seiner Auserwählung anbietet? Die von Gott erwählten einzelnen Personen, und nachher das ganze Volk Gottes Israel, sind in Gottes Vorhaben besondere Vertreter des Bundes, den Jahwéh mit der ganzen Menschen-Familie schon „von Anfang an” geschlossen hat. Es ist unmöglich, dass das Vorhaben Gottes in der Zeit des Alten Testamentes verschieden war von diesem der Zeit des Neuen Testaments, wann es ganz klar geworden ist, dass Gott „will, dass alle Menschen erlöst werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen” (1 Tim 2,4; vgl. Joh 14,6; 17,2; 2 Kor 4,2). Nur wegen Mangel an entsprechenden Voraussetzungen, u.a. fehlenden Männern Gottes, die die ganze Menschen-Familie zu solchem Akt vorbereiteten, hat Gott den Bund im Prinzip in den Tiefen des Herzens eines jeden einzelnen Menschen geschlossen und erneuert. Gott verfügt doch immer über verschiedene verborgene Arten und Weisen, um nicht zuzulassen, dass der Dialog der Liebe zwischen Ihm als „liebende Allmacht des Schöpfers” (DeV 33), und jedem einzelnen seinen lebendigen Ebenbild, aufhört. Jeden Menschen einzeln erleuchtet Er auch entsprechend mit dem Licht seiner Gnade, dass jeder ausnahmslos in entsprechender Stunde das Vorhaben Gottes – der Bräutlichen Liebe zu ihm erblicken und verstehen kann – in Erwartung auf die Antwort der Liebe – auf Gottes Liebe.

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b. Der den Ur-Eltern angebotene Bund
des Lebens und der Liebe

Gewiss so ist die grundsätzliche Bedeutung der Signale der „liebenden Allmacht des Schöpfers”, die in gewissen Zeitabständen die Horizonte der ganzen Menschen-Familie erleuchten. Sie kommen in den angebotenen und geschlossenen Bünden zum Ausdruck.

Es besteht kein Zweifel, dass der erste solche Bund, d.h. dieses eigenartige bräutliche Angebot, das dem Menschen: Mann und Frau – dargelegt wurde – im Dialog der Liebe geschlossen wurde, der sich zwischen Gott dem Schöpfer und den Ur-Eltern zur Stunde ihrer Erschaffung ausgelöst hat. Gott konnte ihnen unmöglich – nicht zu verstehen geben – als denjenigen, die an den Wurzeln selbst der ganzen Menschen-Familie gestanden haben, wer Er Selbst ist – und wie sein Vorhaben der Liebe zu ihnen Zweien und zur ganzen Menschen-Familie ist, die sich von ihnen entwickeln sollte. Indem Gott den Menschen ‘aus’ Liebe und ‘zur’ Liebe erschaffen hat, wobei Er von Anfang an den bräutlichen Bund zu sich angeboten hat, konnte Er dem Menschen unmöglich nicht gleichsam seinen ‘Personalausweis’, bzw. seine gleichsam ‘Kennkarte’ zeigen. Er hat sie ihnen gezeigt und erlaubte ihnen, dass sie sie genau verifizieren und kennen lernen – selbstverständlich nicht als ein ‘Etwas’: ein Dokument über sich, sondern als sein Selbst – wie Er ist. Die Braut muss doch Bescheid wissen, wer und wie ihr Bräutigam ist, in diesem Fall Gott-der-Bräutigam. Erst so wird sie sich auf das Eingehen des bräutlich-ehelichen Bundes mit der „liebenden Allmacht des Schöpfers” (DeV 33) entscheiden können.

Der damals geschlossene Bund der Liebe zwischen Gott und der ganzen Menschen-Familie konnte unmöglich, seinem Wesen nach, ähnlich sein wie die Bünde, die in weiterer Entwicklung der Geschichte geschlossen und erneuert wurden, samt dem deutlich Mann und Frau angebotenem Vorhaben und der zugleich dringenden Bitte, dass er sein Leben in Kommunion zu Gott in seiner Liebe und seinem Leben gestaltet. Das so gestaltete Leben wird zugleich Voraussetzung sein, dass die beiden in Fülle ‘Sie Selbst werden’ können und so die Fülle des erhaltenen Menschseins erreichen.

Gleichsam nur nebenbei erwähnte Hinsicht dieses ersten Bundes war das erste Gebot, oder eher die gezeigte erste Chance, mit der sich damals Gott an den Menschen wandte: dass er die Aufrichtigkeit in gegenseitiger Liebe zur „liebenden Allmacht des Schöpfers”  prüfen kann. Das erwähnte Gebot betraf das Nicht-Essen vom Baum der „Erkenntnis von Gut – und Böse” (Gen 2,17). Die Ur-Eltern haben es in der „verborgensten Mitte und dem Sanktuar” (vgl. DeV 43) ihres Gewissens gut verstanden, was diese Frucht der Erkenntnis von „Gut-Böse” bedeutete. Es geschah doch auf der Stufe ihrer ursprünglichen Unschuld, die der unvermeidlichen Probe vorangegangen war.

Leider, diese Zweien haben damals ihr Gehör der „Alten Schlange” gegeben. Sie blickten auf die ihnen vom Verführer vorgeschobene Perspektive „zu werden wie Gott”, falls es ihnen gelingen würde, Gott der Wahrheit die Macht bezüglich der Bestimmung, was das Gute, was das Böse sein soll, zu ‘entreißen’.

„Das ursprüngliche Ausmaß der Sünde” (DeV 33) fand seinen Ausdruck als einseitiger Bruch des Bundes, mit dem Jahwéh in seiner „liebenden Allmacht des Schöpfers” in der Morgenfrüh selbst zur ganzen, in diesen Zweien kondensierten Menschen-Familie entgegengegangen ist.
– Sie beiden sind sofort zur Ernüchterung gekommen. Dennoch ... die Zurückweisung der früher ‘gelobenen’ Kommunion von Liebe und Leben mit Gott ist Tat geworden. Die Sünde der Ur-Eltern wurde zum ersten ‘Verrat des Bräutlichen Bundes’, mit dem sich Gott mit Mann und Frau als seiner Mystischen Braut der Zeiten des Alten Testaments gebunden hat – in Analogie zum Volk Gottes des Neuen Bundes, mit dem Jesus Christus einen unwiderruflichen, Neuen und Ewigen Bund im Blut seiner Erlösung schließen wird (vgl. Eph 5,21-33).

Wir werden hier nicht in die schon früher erörterte Wirklichkeit der Sünde eindringen. Wir möchten dagegen diese Tatsache vom Gesichtspunkt aus des geschlossenen, und beinahe sofort einseitig abgebrochenen Bundes anschauen. Es war der erste – im biblischen Sinn – „Ehebruch” mit „fremden Göttern” (vgl. z.B.: Dtn 32,16ff.21), der in Augen Gottes, aber auch des ganzen Weltalls begangen worden war.

Gott der Wahrheit der Offenbarung kann doch keinen anderen Bund schließen, als nur solchen nach einem bräutlichen Bund. Der Mensch – Mann und Frau, bleibt im Angesicht Gottes des Bundes von nun an – nach der ursprünglichen Sünde, d.h. der Erbsünde, als ‘Unzüchtige Ehebrecherin’ (im biblischen Sinn; es geht um die Übertretung des ersten Gebotes Gottes) stehen ...

So drückt einst die Frage der Sünde gegen das erste Gebot u.a. der Prophet Ezechiel aus:

„Doch dann hast du dich auf deine Schönheit verlassen, du hast deinen Ruhm missbraucht und dich zur Dirne gemacht. Jedem, der vorbeiging, hast du dich angeboten ...
Deinen prächtigen Schmuck aus Meinem Gold und Silber, den Ich dir geschenkt hatte, hast du genommen und hast dir daraus männliche Figuren gemacht, um mit ihnen Unzucht zu treiben ...
... Du hast dir an jeder Straßenecke ein Bett und auf jedem freien Platz eine Kulthöhe errichtet [= Betreiben des Kultus fremder Gottheiten].
Du warst keine gewöhnliche Dirne; denn du hast es verschmäht, dich bezahlen zu lassen. Die Ehebrecherin nimmt sich statt ihres Mannes fremde Männer ...” (Ez 16,15.17.31f.; Mann = Gott; Fremde = Abgötterei: Sündigen mit Satan in Gottes Augen = Ehebruch = Sünden gegen das erste Gebot).

Die Sünde der Ur-Eltern wurde Drama nicht nur der Ur-Eltern selbst und der ganzen Menschen-Familie, sondern, der Reihe nach, tödliche Probe, der die „liebende Allmacht des Schöpfers” unterzogen worden ist. Darüber haben wir schon ein paarmal gesprochen (s. Ende des 1.Kap. im V.Teil; und Anfang des 2.Kap. ebd. – S. z.B.: Gott in Probe ... der Sünde des Menschen).

Sollten wir uns über Gott auf menschliche Art und Weise ausdrücken, müsste festgestellt werden, dass die Zurückweisung Gottes als Liebe-Leben bei Ihm unmöglich kein ‘Durcheinander’ von Erleben-Reaktion auszulösen imstande war: angefangen von „erhitzter Glut seines Grolls” (s. z.B. Dtn 32,22) – bis zum Schmerz der verschmähten Liebe, und weiter des Mitleids-Barmherzigkeit wegen des ewigen Unglücks, das sich diese Zweien freiwillig bereitet haben. Die Verschmähung des Bundes, den Gott in „seiner großen Liebe, mit der Er uns geliebt hat” (Eph 2,4), ihnen angeboten hat, und in ihnen der ganzen Menschen-Familie, hat Ihn angesichts einer schwierigen ‘Probe’ auf seine eigene Wahrheit-Treue ausgesetzt. Gott kann doch aufgrund seines Wesens allein unmöglich – anders sein, als nur unbeugsam [= biblisch: Wahrheit-Treue] in seinem Vorhaben, d.h. seiner Einladung zur „Teilhabe an seiner Göttlichen Natur” (vgl. 2 Petr 1,4), die Er seinem lebendigen Ebenbild angeboten hat.

Die Treue Gottes zu sich selbst und zu seiner – dem Menschen gleichsam ‘gelobenen Liebe’ heißt Ihn „die Sache der menschlichen Sünde in neue Beschenkung mit Erlösungs-Liebe ...” (vgl. DeV 39) zu umgestalten.
– Das Vorhaben der Gottes Liebe, die keine andere Wirklichkeit sein konnte als nur bräutliche Liebe, bekommt im selben Augenblick eine neue Färbung: sie wird Erlösungs-Liebe. Gott verpflichtet sich, den Menschen zu erlösen ... im Sohn-Wort Gottes ...!

Gott weiß auch von vornherein, dass das um einen unvorstellbar hohen Preis vollbracht werden wird, auf den nur Er, der Unendliche Gott-der-Bräutigam, sich aufraffen konnte. Wir wissen doch, was bei Gott angesichts der menschlichen Sünde ‘überwogen’ hat: die Barmherzigkeit hat gleichsam die Gottes Gerechtigkeit ‘besiegt’ (s. TgF 1572; s. auch ob.: Gottes Barmherzigkeit wird bloßgestellt; und noch: Zwischen Gerechtigkeit und Barmherzigkeit).

Die Liebe Gottes zieht sich von ihrem bräutlichen Angebot nicht zurück: Gott hält der Erste die Treue-zur-einmal-gelobenen-Liebe. Der totalen Unwürdigkeit der laufend undankbaren und ‘ehebrüchigen’ Braut zuwider.
– Siehe da die wahre Liebe-die-Gabe: kein Preis ist für sie zu groß. Gott-der-Bräutigam legt ihn auf die Schale gleichsam ohne mit der Wimper zu zucken – als dramatische Probe, um die Braut von ihrer tödlichen Gefährdung mit letztlichem Übel: dem Verlust des ewigen – Lebens, herauszureißen.

Es gehört sich endlich zu bemerken, dass dieser erste Bund der Liebe Gottes mit seinem lebendigen Ebenbild: Mann und Frau, seinen deutlichen Ausdruck im ursprünglichen Sakrament der Schöpfung erhalten hat, das die Ehe geworden ist. Gott hat die Ehe deutlich gegründet und sie in seiner Erschaffungs-Freude mit besonderem Segen umgeben. Dieser Segen sollte nicht nur dazu dienen, dass sich diese Zweien gegenseitig „Hilfe leisten”, sondern die Ehe war entschieden auf Übertragung von Leben, und daselbst des lebendigen Ebenbildes Gottes von Generation zu Generation ausgerichtet.

Diese zwei ersten wurden von Gott berufen und daselbst mit allen Gaben ausgestattet, die zur würdigen Erfüllung der zu dieser Stunde stattgefundenen Kommunion der beiderseitigen Liebe und des Lebens unentbehrlich waren – in gemeinsam gelebten „guten und schlechten Tagen” (GS 49) des ehelichen und familiären Lebens. Ihre gegenseitige eheliche Liebe sollte „Gabe der Person für die Person” werden (BF 11). Seitdem aber ihre Kinder erschienen sind, „lebender Widerschein ihrer Liebe, bleibendes Zeichen ihrer ehelichen Einheit und lebendige und untrennbare Synthese ihres Vater- und Mutterseins” (FC 14), sollen die beiden Ehegatten-Eltern Gabe-Person für ihre Nachkommenschaft werden.

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Auch noch diese Wunder der Natur: des liebenden Gottes, der Schöpfer - und Erlöser ist. Alles aber, was Er erschaffen hat, ist GUT, sehr GUT. -- Vom Psalm: „Lobe den Herrn, meine Seele! Herr, mein Gott, wie groß bist Du! Du bist mit Hoheit und Pracht bekleidet. Du hüllst Dich in Licht wie in ein Kleid, Du spannst den Himmel aus wie ein Zelt. Du verankerst die Balken Deiner Wohnung im Wasser. Du nimmst Dir die Wolken zum Wagen, Du fährst einher auf den Flügeln des Sturmes ... Du lässt die Quellen hervorsprudeln in den Tälern, sie eilen zwischen den Bergen dahin. Allen Tieren des Feldes spenden sie Trank, die Wildesel stillen ihren Durst daraus ... An den Ufern wohnen die Vögel des Himmels, aus den Zweigen erklingt ihr Gesang” (Ps 104[103],1-3.10-12).

Das bedeutet keinesfalls eine Entledigung von Verpflichtungen allein nach der ‘Biologie des Lebens’ und nichts mehr darüber hinaus. Diese Zweien, Ehegatten-Eltern, werden in Kraft der Erhöhung ihrer Ehe in dieser Stunde zur Würde des ursprünglichen Sakraments der Schöpfung – einmal mehr Versichtlichung dieser Wirklichkeit, die für den Menschen das Geheimnis des unsichtbaren Gottes bleibt, der aber weiter lauter Liebe und lauter Leben ist. Er ist es der Erste, der – Liebe-Gabe ist: sowohl im inneren Leben seiner Gottheit, wie auch in seinen Beziehungen ‘nach Außen’, darunter vor allem mit Bezug auf den Menschen: Mann und Frau.

Gott bleibt unabänderlich Ur-Muster für sein lebendiges Ebenbild angesichts des Weltalls – den Menschen. Kein Wunder, dass der Mensch, berufen zum Ehe-Stand, über die Männlichkeit bzw. Fraulichkeit ihrer Beiden u.a. zur Bräutlichkeit gerufen, im Rahmen der ehelichen und elterlichen Sendung die ruhmvolle Aufgabe erfüllen, in die Sichtbarkeit des Weltalls das Geheimnis Gottes zu übertragen: dieses Gottes, der der Erste Liebe-Gabe in seinen Gottes bräutlichen Beziehungen zum Menschen ist, dieses „einzigen auf Erden Geschöpfes, das Gott um seiner Selbst willen gewollt hat ...” (GS 24).

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3. Gott im Angebot seines Bundes
an die neue Menschheit
in Noach

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Verhältnismäßig ausführlich stellt der biblische Verfasser den Bund dar, den Gott mit der von der Sintflut geretteten Menschheit in der Person Noach schließt (Gen 8,20-9,17).
– Auch hier rückt die Eigenschaft Gottes als Wahrheit-Treue der einmal dem Menschen angebotenen Liebe deutlich in den Vordergrund. Gott verpflichtet sich gleichsam seinem Selbst gegenüber zur Barmherzigkeit. Er möchte den bedrohten Menschen vom Untergang herausreißen, der sich von der Perspektive aus der Fülle der Zeiten als ewiges Verlorengehen erweisen würde:

„... Ich will die Erde wegen des Menschen nicht noch einmal verfluchen,
denn das Trachten des Menschen ist böse von Jugend an ...” (Gen 8,21).

Sind etwa diese Worte, in denen der von seinem lebendigen Ebenbild: Mann und Frau tief geschändete Gott von sich selbst ‘autobiographisch’ – in erster Person spricht, nicht Erweis einer zwar Erschaffungsmacht, aber umso mehr seiner ‘gefühlsgeladenen’ Bindung an die Menschen-Familie? Es sind Vertrautheiten der schwer zu verstehenden, treuen Liebe Gottes zu seiner ständig treulosen ... Mensch-Braut.

Ähnlich wie nach der Sünde der Ur-Eltern im Garten Eden, die zugleich die erste Ehe bildeten, die zur Höhe des Ur-Sakramentes der Schöpfung erhoben worden ist, so auch hinsichtlich der Menschen-Familie nach der Sintflut – wird Gott für sein lebendiges Ebenbild eindeutiges Muster der ehelichen Treue-in-Liebe. Diese Treue heißt sich unbeugsam über alle subjektiv erfahrenen Schmerzen erheben, die wegen des Verrates der gelobenen Kommunion durch diesen anderen verursacht werden können. Sie sucht nach Wegen, um ihn von dem ihm drohenden Verlorengehen zu retten.

In Anwendung an Gott sind wir uns bewusst, dass: wäre Er nicht Liebe, würde Er die damalige Menschheit mit ganzer Strenge und Gerechtigkeit abstreichen. Er würde sie auf das letzte irdische und ewige Verderben verurteilen. Er würde keine Betätigungen unternehmen, um auch nur allein den Noach und seine allernächste Familie zu erretten.
– Indessen Gott unternimmt entschiedene Schritte, um nicht nur den Ihm ergebenen Noach zu retten, sondern um seinetwillen – auch seine nächste Familie, und darüber hinaus wenigstens die Vertreter der prinzipiellen Tierarten.

Hier die weiteren ‘Vertrautheiten’ des Unendlichen Gottes vor der Kleinheit des Menschen – wegen seines verwundeten Herzens (vgl. DeV 39), das beinahe schon keine Rettung für sein unbekehrbares lebendiges Ebenbild: Mann und Frau, sieht:

„Als Jahwéh sah, dass die Gesetzwidrigkeit der Menschen auf Erden groß war und alles Dichten und Trachten ihres Herzens immerfort nur auf das Böse ging, reute es Jahwéh, dass Er die Menschen auf Erden erschaffen hatte, und Er war tief betrübt.
So beschloss denn der Jahwéh: ‘Die Menschen, die Ich erschaffen habe, will Ich von der Erde vertilgen, die Menschen samt dem Vieh ... Denn es reut Mich, dass Ich sie geschaffen habe’.
Nur Noach fand Gnade in den Augen Gottes” (Gen 6,5-8).

Wir dringen hier nicht mehr ein in die früher schon ausführlich besprochene Frage des ungemein kühnen Anthropopathismus, mit dem der biblische Autor die schwer zu verstehen und zum Ausdruck zu bringen Gottes Erlebnisse seiner „liebenden Allmacht des Schöpfers” (DeV 33) darstellt, dass es Ihn reut, den Menschen erschaffen zu haben (s. ob.: Gott der Leidende – Betrübte – Erfreute: das ganze Kapitel). Diese Frage hat Johannes Paul II. in seiner Enzyklika vom Heiligen Geist aufgegriffen (s. DeV 39). Gott hat sich entschieden, eine ‘Reinigung’ der Menschen-Familie durchzuführen. Es sollte durch den Kataklysmus der furchtbaren Sintflut geschehen, die praktisch alle Menschen vernichten sollte.

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Diese Vögel segeln und benutzen meisterhaft alle Luftströme, so dass sie sich möglichst keine große Mühe geben müssen. Sie verstehen es hunderte Kilometer im Flug durchzumachen, wobei sie nur ganz sparsame Bewegungen vornehmen müssen.

Zur Ursache dieser Entscheidung Gottes wurde die Unbekehrbarkeit des damaligen Menschen. Wie üblich, allgemein häufig wurde wohl vor allem das Vergießen unschuldigen Blutes, Gewalttaten und allgemein betriebene Entartungen im Bereich der Sexualität:

„Und es geschah, als die Menschen begannen, sich zu vermehren auf der Fläche des Erdbodens, und ihnen Töchter geboren wurden, da sahen die Söhne Gottes [= wahrscheinlich der ein wenig ‘bessere’ Teil der Menschen: die Setiter, die den Glauben an Gott angenommen haben; vgl. Gen 4,26] die Töchter der Menschen [= vielleicht Frauen von der Linie Kain-Lamech: moralisch sehr verdorben], dass sie gut waren, und sie nahmen sich von ihnen allen zu Frauen, welche sie wollten.
Da sprach der Herr: ‘Mein Geist soll nicht ewig im Menschen bleiben, da er ja auch Fleisch ist. Seine Tage sollen 120 Jahre betragen [= wahrscheinlich Zeit, die noch zur Besinnung-Bekehrung geschenkt wurde, bis zur Sintflut]. ...
In jenen Tagen waren die Riesen auf der Erde, und auch danach, als die Söhne Gottes zu den Töchtern der Menschen eingingen und sie ihnen Kinder gebaren ...” (Gen 6,1-4; s. auch: V 12f.).

Es ist die schauderhafte Sintflut gekommen. Es kann hier nicht nur um eine ausnahmslos große Überflutung gehen, sondern um einen furchtbaren Kataklysmus, der praktisch die ganze bewohnte Erde umfing. Erinnerungen an solchen Kataklismus bleiben in ältesten Überlieferungen von Völkern fast aller Kulturen und Kontinente bewahren – von Asien bis zu Afrika und Amerika. Die ausführlichsten Beschreibungen dieser ‘Sintflut’ bleiben auf Keilschrift-Tafeln von Mittel-Mesopotamien erhalten im Epos vom Gilgamesch (auf der XI. Tafel. Es sind Tafel geschrieben anfangs des 2. Jahrtausends. Sie bilden aber Kompilation eines Werkes von der Hälfte des 3. Jahrtausends vor Chr. Sie wurden 1853 bei Niniva in der Bibliothek, die von Assurbanipal ca. 630 vor Chr. gegründet wurde, gefunden).

Charakteristisch ist es, dass nach dem Bericht der erwähnten akkadischen Dichtung, die ganz gewiss dem wesentlich später schreibenden biblischen Autoren bekannt war, die Sintflut infolge von Ursachen entstanden ist, die zu den Tatsachen in keinem proportionellen Verhältnis standen, und zwar infolge von Mucken und Laune der ‘Götter’. Die Menschen auf Erden haben nämlich die Götter mit ihrer lauten Stimme und ihrem Geschrei gestört, als diese sich zur Mittagsrast begaben.
– Abgesehen vom politheistischen Charakter des Berichtes, sieht man hier Mangel an irgendwelcher moralischer Beziehung, die die Entscheidung auf den furchtbaren Kataklysmus in Israel begründete.

Die Sintflut selbst, ausgelöst vom Gott, dem diese Elemente unterlagen, hat sich letztlich nach dem babylonischen Bericht der Kontrolle der Götter völlig entzogen. Selbst die Götter haben wie in Angst geratene Hunde gewimmert und sind wegen ihrer Ohnmacht in die höchsten Stockwerke des Himmels geflohen.

Entschieden anders wird die Begründung der Sintflut im biblischen Bericht dargestelt (Gen 6-9). Dieser kann unmöglich auf die babylonische Erzählung herabgeführt werden. Die Sintflut wird in der Heiligen Schrift als erschütternde moralische Stunde vonseiten Gottes der Wahrheit dargestellt, der länger das moralische Übel nicht mehr erdulden kann. Die damalige Menschheit ist infolge der öffentlichen Verdorbenheit in den Zustand der Sünde und Verstockenheit des Herzens geraten. Man ließ sich mit Warnungen Gottes nicht mehr rühren, noch mit angebotenen Mitteln zur Rettung.

Zu einer der Stimmen Gottes wurde Noach, durch den Gott wohl des Öfteren gewarnt hat und zur Rückkehr vom vollbrachten Übel rief. Man kann sich leicht vorstellen, wie höhnisch und zynisch seine Aufrufe zur Bekehrung entgegenommen wurden, und umso mehr, als er mit immer größerem Nachdruck von Gott gedrängt, endlich zum Anfertigen der Rettungs-Arche herangetreten war [s. dazu die Kommentare in Offenbarungen der selig. Katharina Emmerich, in: Das bittere Leiden unseres Herrn Jesus Christus nach den Betrachtungen der Augustinerin von Dülmen, Christiana Verlag 2007; und: Emmerich, Anna Katharina Guillet, Arnold, Geheimnisse des Alten und des Neuen Bundes Aus den Tagebüchern des Clemens Brentano, Verlag: Christiana Verlag 2001].

Die Sintflut wurde dramatische Veranschaulichung des „Tages Jahwéh” (vgl. Jes 13,9; 34,8; Joël 1,15; 2,1; 1 Thes 5,2; 1 Kor 3,13; 2 Petr 3,10), d.h. eines Gerichts Gottes wegen der öffentlichen und sozialen Sünden der Menschen der damaligen Zeiten. Zu gleicher Zeit erwies sich Gott von neuem – in Weiterführung des Verhörs und Gerichts, das Er auf dem Schlachtfeld der Sünde im Garten Eden durchgeführt hat – als Gott der Barmherzigkeit und Gnade, der „kein Gefallen hat am Tod des Schuldigen, sondern daran, dass er auf seinem Weg umkehrt und am Leben bleibt” (Ez 33,11).

Die Sintflut an sich schleicht sich offenbar keinen Augenblick von der Macht Jahwéh’s, Gottes-der-Wahrheit, heraus. Im Gegenteil, der biblische Autor zeichnet das Herrschen Gottes über die rasenden Elemente in anschaulichen Worten:

„Jahwéh setzte sich auf der Wasserflut,
Jahwe sitzt als König für ewig ...” (Ps 29 [28],10) [korrigierte Übersetzg aus dem Hebr. Es soll nicht ‘thront auf der Wasserflut’ übersetzt werden, sondern: ‘setzt sich’. Im hebr. Original steht dort: jašáb = sich setzen].

Beweis des ‘Herrschens-über-die-Lage’ der Sintflut ist vor allem das von Gott verwirklichte Vorhaben: die Erneuerung der Menschen-Familie durch Noach, dem Gott die Arche der Rettung zu bauen heißt. Denn in Noach hat Gott die Person gefunden, die Ihm ganzheitlich ihr Anvertrauen geschenkt hat:

„Noach war ein gerechter Mann, untadeliger Mann unter seinen Zeitgenossen.
Er ging beständig auf seinen Wegen mit Gott” (Gen 6,9: eigene Überstzg vom Hebr.)”.

Kein Wunder, dass der biblische Verfasser in seinem Bericht von der Sintflut u.a. diese wunderliche Besonderheit dazu erzählt:

„Von allen Tieren waren Männchen und Weibchen gekommen,
wie Gott ihm aufgetragen hatte.
Dann schloss Jahwéh hinter ihm zu” (Gen 7,16).

Zum weiteren Zeichen der besonderen Besorgtheit Gottes wird das „Gedenken Gottes um Noach”  in der Arche (vgl. Gen 8,1; s. auch: Ps 8,5; Jer 1,5; BF 10), wie auch die Anordnung nach der Beendung der Sintflut, dass er von der Arche zusammen mit der geretteten Familie und den Tieren herausgeht (Gen 8,15ff.).

Selbst die Sintflut an sich wird vom biblischen Autor als Kataklysmus von Wassern dargestellt, die die ganze damalige Welt überflutet haben „so dass alle hohen Berge ... bedeckt wurden ...” (Gen 7,19).

Wir behalten im Gedächtnis, was im Gottes-Geschriebenen-Wort mit Garantie Gottes als Wahrheit der Offenbarung umfangen ist, und was nicht (s. ob.: Gewissheit der Wahrheit der Offenbarung mit Bezug auf das ‘weil’ – oder das ‘wie’ – samt der weiteren Folge dieses Abschnitts). Die Heilige Schrift ist kein Handbuch für die universale Geschichte, die Geologie bzw. andere Abzweigungen der Wissenschaft – und will es auch nicht sein. Daher umfängt Gott mit Garantie seines Selbst als Wahrheit der Offenbarung nicht die Einzelheiten der beschriebenen Sintflut, dagegen sie nimmt die Verantwortung auf sich für die Deutung dieser Tatsache in Hinsicht unserer Erlösung in Jesus Christus.

Es erliegt aber keinem Zweifel, dass verschiedene Naturwissenschaften immer neueres Licht dazu werfen, gemäß der ihnen eigenen Zuständigkeit, die von menschlicher Seite die von der Heiligen Schrift dargestellten geschichtlichen Tatsachen zu unterbauen fähig sind und so zur Stärkung unseres Wissens und Glaubens beitzutragen imstande sind (sieh dazu von unserer WEB-Seite: Bemerkung: Geo-physische Erklärung der Sintflut).

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RE-Lektüre: VI.Teil, 6.Kapitel, ad ‘b’.
Stadniki, 22.VII.2015.
Tarnów, 31.V.2022.


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c. Liebe-Gabe und Satan: ‘Gabe’ der Verlogenheit und des Todes

2. Vertraulichkeiten Gottes über seine Bräutliche Liebe in Ur-Anfängen
a. Liebe des Schöpfers der die Kommunion von Leben-Liebe anbietet
b. Der den Ur-Eltern angebotene Bund des Lebens und der Liebe
Sünde der Ur-Eltern als Probe Gottes

3. Gott im Angebot seines Bundes an die neue Menschheit in Noach


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Abb.1. Andacht am Hügel der Kreuze in Schawli, Litauen
Abb.2. Johannes Paul II: Bild von ersten Jahren seines Pontifikates
Abb.3. Dem Papst wurde ein Laptop bereitet
Abb.4. Panorama von Gebirge und Seen
Abb.5. Große Vögel, Meister im Segeln