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VERMERK: Abkürzungen zur angeführten Literatur s. Literatur


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2. Angesichts von
Gut-Böse und Leben-Tod

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Steht man im Angesicht des unabmessbaren Übels, dessen Urheber diese Zweien, die Ur-Eltern, im Garten Eden geworden sind, ist es schwer nicht darüber nachzudenken, wie es mit ihrer Fähigkeit gewesen war, eine solche, schlimmste unter allem Möglichen Wahl zu treffen imstande gewesen zu sein. Ihre Folgen sollten auf die ganze Menschenfamilie überströmen.
– Daher muss man sich die Frage stellen, ob diese Zweien überhaupt fähig waren, so sehr verantwortliche und zurechnungsfähige Entscheidungen treffen imstande zu sein. Wir befinden uns doch auf der Stufe ungemein primitiver Anfänge des Dazusein-Werdens des Menschen auf Erden, wann es schwer war von irgendwelcher Kultur, Erziehung, sozialen Systemen zu sprechen.

Und doch, der Bericht des biblischen Verfassers lässt keinen Zweifel übrig. Schon dieser erste Mensch musste nur allzu guten Bescheid wissen, was das heißt: Verantwortung – und die zu ihr verhältnisentsprechende Zurechnungsfähigkeit für die eigenen ethischen Wahlen. Es ziemt sich diesbezwecks unter dieser Hinsicht noch einmal die beiden biblischen Fäden über die Erschaffung des ersten Menschen zu erwägen.

Aus der biblischen Mitteilung geht hervor, dass der Mensch von seinem Schöpfer die Gabe des Existierens als Person erhält. Das geschieht demnach im totalen Gegensatz zu allen übrigen Wesen auf der Welt, die ihrem Wesen nach keine ‘Personen’ sind.

Dieser Frage haben wir schon nicht wenig insbesondere Aufmerksamkeit in den ersten Teilen unserer WEB-Site gewidmet. Es galt nämlich, über die anthropologischen Bedingtheiten des Menschen nachzudenken: über sein Selbst-Bewusstsein, seine Selbst-Bestimmung und ihre Resultante in Form der Fähigkeit, die Verantwortung unternehmen zu können (s. z.B.: Grundsätzliche Ausstattung der menschlichen Natur: Vernunft-Wille-Verantwortung – und auch: Noch einmal: unabtrittbare Eigenschaften des Menschen – der Person).
Allein der Mensch: Mann und Frau ist mit freiem Willen ausgestattet. Daher ist auch nur er unter der ganzen übrigen Schöpfung lieben zu können und geliebt zu werden fähig [weil er über den freien Willen verfügt], daselbst auch fähig, die an ihn gelangende Liebe zu erwidern.

Das erklärt zugleich, warum allein das lebendige Gottes Ebenbild: Mann und Frau im Akt selbst ihrer Erschaffung in der Dualität ihres Geschlechts „Subjekt des Bundes und Partner des Absoluten” geworden sind (ML 76).
– In dieser Lage trägt das erste an sie gelangende Gebot Gottes und seine Anordnung, die das Nicht-Essen von der Frucht des Baumes der Erkenntnis von Gut und Böse betrifft (Gen 2,17), nicht nur keine Verabminderung dieser Zweien, sondern sie wird Ruf, der an ihr Herz, an ihr Gewissen gerichtet wird. Diese Gottes Anordnung aktiviert sie zur Unternehmung von Betätigungen, die der Würde des ihnen geschenkten Menschseins und ihrer Erhebung zur Ebene der heiligmachenden Gnade entsprächen. Das aber setzt die beständige Entwicklung des inneren Lebens voraus.

Im erwähnten ersten Gebot, mit dem sich die „Liebende Allmacht des Schöpfers” (DeV 33) an den ersten Menschen wendet, beschenkt Gott den Menschen mit:

„... einer ungemein weitgehenden Freiheit, denn er darf ‘von allen Bäumen des Gartens’ essen.
Es ist aber keine unbegrenzte Freiheit:
Sie muss vor dem Baum der Erkenntnis von Gut und Böse haltmachen,
sie wurde nämlich dazu berufen, das moralische Gesetz anzunehmen,
das Gott dem Menschen gibt” (VSp 35).

Wir haben über diese Worte der Enzyklika Veritatis Splendor [Glanz der Wahrheit] Johannes Paul II. schon mehrmals nachgedacht. Die Formulierung Gottes ist nicht so sehr selbst Befehl-Verbot, wie vor allem Vorwarnung, verbunden mit inniger Bitte vonseiten Gottes-der-Liebe, dass der Mensch, also Gottes Liebe, sich auf solche Art und Weise betätigt – und nicht anders.
– Jedermann, der diese Worte aufmerksam liest, bemerkt auch spontan, dass Gott die Betätigung gemäß seiner Warnung auf keinen Fall erzwingt. Im Gegenteil, Gott beruft sich auf die verwundernde Gabe, mit der Er sein lebendiges Ebenbild angesichts des Weltalls ausgestattet hat: seinen freien Willen. Gott weist dabei ehrlich auf die Folgen hin, die das Nicht-Hören auf sein dringendes Angebot nach sich herabziehen würde.

Gott gibt klar zu erkennen, dass ‘Gewinn’ für das eventuelle Nicht-Hören auf seine Bitte, was selbstverständlich für den Menschen möglich sein muss, der unentwegte Tod sein wird. Es besteht aber kein Zweifel, dass der Mensch mit dem ‘Glaubens-Sinn’ nur allzu perfekt ‘gespürt hat’, dass es sich hier nicht um den biologischen Tod handelte, sondern um diesen wesentlich mehr tragischen: die Vergeudung des ewigen – Lebens.
– Siehe da die wahre Liebe vonseiten Gottes: sie warnt vor der potentiellen, todbringenden Gefahr. Der Umsatz aber der Sanktion dieser Gottes Vorwarnung in die Tat liegt in Händen nicht Gottes, sondern des Menschen selbst.

Das alles geschieht aber deshalb, weil der Schöpfer, der Liebe ist, unmöglich die gegenseitige Liebe des Menschen: Mann und Frau – nicht der Probe auf ihre Qualität aussetzen konnte. Darüber haben wir schon ausführlich gesprochen (s. z.B.: Unumgänglich erforderte Probe auf Qualität der Liebe – samt der weiteren Folge dieser Erwägung).
Gott bringt in seinen Warnungsworten dem Menschen nur zum Bewusstsein, dass die Bestimmung über ethisches Gut und Böse der Zuständigkeit irgendwelches Geschöpfes völlig entzogen bleibt.
– Daher ist auch die Kirche, schon abgesehen von irgendwelcher weltlicher Macht, und umso mehr von irgendjemandem Privaten, nicht mächtig das zu bestimmen, was „Gutes oder Böses” ist, beziehungsweise es sein sollte. Allein Er: die „liebende Allmacht des Schöpfers” und Gott als Heiligkeit, ist mächtig die innere Friedensordnung seiner Werke zu bewerten und darüber, was sich ihr widersetzt, zu informieren.

Auf die Frage, woher diese Zweien Ersten: Mann und Frau, ‘Bescheid wissen sollten’, was Gut, und was Böse ist, ist es nicht schwer die Antwort zu finden. Bei allem Primitivismus der damals noch nicht entwickelten Kultur, haben sie allzu guten Bescheid gewusst, was das bedeutet, wenn Gott ihnen heißt „bewusst zu unterscheiden und von Stunde zu Stunde die Wahl zwischen Gut und Böse, Leben und Tod zu fällen” (ML 76).

Gott hat diese Zweien nicht in kosmische Leere geworfen, sondern führt mit ihnen einen ununterbrochenen Dialog der Liebe. Indem sie Gottes lebendiges Ebenbild sind, hat sie der Schöpfer daselbst zur beständigen Kontaktnahme befähigt mit der „liebenden Allmacht des Schöpfers” (DeV 33): Er lädt sie deutlich zur Kommunion mit Sich auf der Welle der Liebe ein.
– Auch jeden weiteren Menschen beabsichtigt-will Gott „um seines Selbst willen” (GS 24). Wie groß muss die Gottes ‘Freude’ sein, wenn Er mit seinem geliebten Kind: dem lebendigen Ebenbild seiner Selbst, nonstop reden kann! Wie viel Freude Gottes und Liebe steckt hinter der Feststellung Gottes: „Elohim [Gott] sah alles an, was Er gemacht hatte: Es war sehr gut ...” (Gen 1,31).

Johannes Paul II. holt diese scheinbar kaum bemerkenswerte Besondertheit des biblischen Berichts sehr deutlich hervor und betont:

„Offen gesagt finden wir dieses Wort [= Gott ist Liebe] im Schöpfungsbericht selbst nicht, dennoch wiederholt dieser Bericht mehrmals: ‘Gott sah, dass alles, was er gemacht hatte, gut war ... dass es sehr gut war’ [Gen 1,4.10.12.18.21.25.31].
– Mit diesem Wort wird der Weg zur Liebe als dem Göttlichen Beweggrund des Schöpfungswerkes enthüllt, als seine Quelle, die in Gott selbst schlägt, denn nur die Liebe schafft Anfang für das Gute, und erfreut sich des Guten [vgl. 1 Kor 13] ...” (ML 117).

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Johannes Paul II. voller Schmerz. Er fühlte die zunehmende physische Schwäche. Die Kirche und die Welt benötigt das Zeugnis des Leidens. Johannes Paul II. fügte sich immer mehr bewusst ein in die Erfüllung seiner Sendung des Stellvertreters Christi, indem er sich in das Leiden seines Meisters und Herrn, Jesus Christus, einschloss. -- Hier eine seiner Aussagen: Ich habe es VERSTANDEN, dass ich die Kirche in das Dritte Millenium einführen soll über die vielfältige Tätigkeit, allerdings ich kam zur Überzeugung, dass das nicht ausreicht und dass sie durch das Leiden eingeführt werden sollte.

Jenes nie erlöschende Gespräch zwischen dem Schöpfer und seinem lebendigen Ebenbild: Mann und Frau, wird freilich auf verschiedene Arten und Weisen geführt. Ob die ersten Menschen im Paradies die Gegenwart Gottes vor ihrem Sündenfall mit dem Sehvermögen wahrgenommen haben? Solcher Art Besonderheit: die Art und Weise, wie die Offenbarung erfolgt, wird prinzipiell mit der Garantie der Wahrheit Gottes nicht umfangen. Es genügt vollkommen anzunehmen, dass das erste Menschenpaar Gott mit dem körperlichen Auge nicht geschaut hat.
– Dagegen sie beiden haben die Stimme Gottes als laut in ihrem Herzen-Gewissen ertönendes Gespräch vernommen. Gott ist doch Geist (Joh 4,24; 2 Kor 3,17), so dass der Mensch Ihn mit dem Vermögen seines Auges nicht erblicken kann!

Derselbe Gott ist aber zugleich engagierter, liebender Vater und Bräutigam seines lebendigen Ebenbildes. Die Verliebten weilen aber dauernd miteinander und kommunizieren miteinander. Auf der Achse: Gott und Gottes Ebenbild – ist demzufolge das menschliche Herz im Spiel, das anders ‘Gewissen’  heißt. Das Gewissen ist aber:

„... die verborgenste Mitte und das Sanktuar im Menschen, wo er allein ist mit Gott, dessen Stimme in diesem seinem Innersten zu hören ist und klar in den Ohren des Herzens tönt: Tu dies, meide jenes’. Eine solche Fähigkeit, das Gute zu gebieten und das Böse zu verbieten, vom Schöpfer dem Menschen eingeimpft, ist schlüsselartige Eigenschaft des personalen Subjekts.
– Zugleich aber entdeckt der Mensch in der Tiefe seines Gewissens ein Gesetz, das er sich nicht selbst auferlegt, sondern dem er gehorchen soll ...” (DeV 43).

Diese Worte, auch wenn vom Johannes Paul II. in seiner Enzyklika vom Heiligen Geist formuliert (DeV 43), die großenteils Wiederholung Worte des Zweiten Vatikanischen Konzils darstellen (GS 16), erfahren ihre volle Deckung in der Wirklichkeit jedes Menschen, der Menschen aller Zeiten und Kulturen. An das menschliche Herz und Gewissen knüpft auch schon der Völkerapostel, der Hl. Paulus – im berühmten Fragment seines Briefes an die Römer an (Röm 2,15). Da wir aber die Frage des Gewissens schon genügend in ersten Teilen unserer WEB-Site erörtert haben, begnügen wir uns jetzt allein mit Signalisierung dieser Frage.

Wir müssen auch keineswegs befürchten, dass die Frage des menschlichen Gewissens erst als Frucht der Kultur von Israel aufgetaucht war. Es besteht zwar kein Zweifel, dass Israel in den mächtigen Strahlungskreis der ihn viele Jahrhunderte lang gestaltenden Offenbarung Gottes geraten ist. Gott hat Israel als das Volk der Erwählung zur ‘Fülle der Zeiten’ in Jesus Christus geführt.

Allerdings Gott, der die Menschenfamilie in die Richtung der „Fülle der Zeiten” gelenkt hat, wann das Geheimnis der Menschwerdung und Erlösung des Menschen erfüllt werden soll, ist genau dieselbe „liebende Allmacht des Schöpfers”, der auch schon an den Ur-Anfängen des Menschen als Mann und Frau – die Kommunion der Teilhabe am eigenen Leben und eigener Liebe auslöste. Es wäre absurd zu vermuten, dass Gott, der die Ur-Eltern im Garten Eden der Probe auf die Qualität ihrer Liebe zu Gott und den Mit-Menschen ausgesetzt hat, ihnen die unternommenen irgendwelchen ethischen Entscheidungen zurechnete ohne ihre Personen zu gleicher Zeit mit klaren Kriterien ausgestattet zu haben, auf deren Grund sie das Gut von Böse, das Leben von Tod zu unterscheiden imstande wären.
– Gott hat nur allzu guten Bescheid gewusst, was für ein Gut er hütete, als er dem ersten Menschen die dringende Vorwarnung angeboten hat: dass sie vom Baum der Erkenntnis dessen, was das Gute und Böse ist, nicht essen (Gen 2,17).

Außer Zweifel hat Gott auch diese Zweien mit innerer Kraft des Geistes ausgestattet, dass sie in ihren Wahlen dem Willen Gottes anhängen.
– Sie konnten sich außer Zweifel in der Lage der vor ihnen stehen bleibenden Probe mit ihrem Glauben auszeichnen, das heißt mit ihrem völligen Anvertrauen auf Gott. Solche Haltung wäre spontane Antwort angesichts Dessen, der sie von Nicht-Existenz gerufen hat und sie zum Lieben sowohl des Schöpfers, wie auch sich untereinander befähigt hat.

Dadurch, dass er ihre Treue-in-Liebe einer Probe unterzogen hat, wollte Gott in ihrem Inneren die beständige Entwicklung auslösen, die sowohl sie selbst entzückte, wie auch das Auge des Schöpfers selbst. Das konnte aber nicht ganz ‘umsonst’ geschehen. Die Gaben Gottes sollten Jetztzeit zumindest auf symbolische Art und Weise ‘verdient’ werden. Das sollte sich durch das ihrerseits beständig unterhaltene Anvertrauen auf die sie führende „liebende Allmacht des Schöpfers” (DeV 33) zeigen.

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3. Bruch der Kommunion mit Gott

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Leider, die Ur-Eltern haben die Prüfung in der Situation der vor ihnen erscheinenden Probe nicht bestanden. Die von ihnen unternommene Wahl hat sich als katastrophal erwiesen: sowohl für sie selbst, wie auch für die ganze Menschheit, die von ihnen ihren Anfang genommen hat.

Unmittelbare Folge des Überganges der Ur-Eltern vom Anvertrauen auf Gott – auf Anvertrauen auf den urewigen Verführer, wird die Angst und Furcht vor der Anwesenheit Gottes. Der Sünder flieht vor Gott und versucht sich vergebens zu verbergen.

(0,14 kB)  Es verbergen sich vor Gott nach ihrer Sünde diese Zweien im Paradies.

(0,14 kB)  Dann wird Kain vor Gott fliehen. Er wird nach dem Verbrechen der Brudertötung im Lande ‘Nod’, umherschweifen. Dieser Name selbst bedeutet dauerndes Fliehen und keinen Platz auf Erden für sich zu finden (vgl. Gen 4,12). Die Erde wird ihn nach dem Verbrechen des vergossenen unschuldigen Blutes des Bruders nicht länger ‘tragen’ wollen. Daher wird er „ausgeflucht werden von dem Ackerboden, der seinen Mund aufgerissen hat, das [vergossene] Blut deines Bruders von deiner Hand zu empfangen” (Gen 4,11; s. dazu ob.: Flucht des Kain vor Gott. – Ebd.: Philologisch-exegetische Anmerkung zu Gen 4,11).

(0,14 kB)  Der spätere biblische Verfasser wird sich auf noch mehr drastische Art und Weise ausdrücken, dass nämlich die mit der Sünde geschändete ‘Erde’, die dem Sünder nicht mehr als Grundboden dienen will, auf dem er bisher ruhig herumgehen konnte, ihn „auszuspucken” und von sich herabzuwerfen versuchen wird (Lev 18,25; vgl. Lev 20,22ff.).

Eines ist klar – vor Gott sich zu verbergen – ist von vornherein zwecklos und vergeblich:

„Wohin könnte ich vor Deinem Geist,
wohin mich vor Deinem Angesicht flüchten?
Steige ich hinauf in den Himmel, so bist Du dort;
bette ich mich in der Unterwelt, bis Du zugegen. ...
Auch die Finsternis wäre für Dich nicht finster,
die Nacht würde leuchten wie der Tag,
die Finsternis wäre wie Licht” (Ps 139 [138],7f.12).

Das verschuldete Löschen der heiligmachenden Gnade und folgerichtig der zurechnungsfähige Verlust der Gabe der ursprünglichen Unschuld, die diese Zweien bisher erlebt haben, kann mit der bisherigen – voller Friedensordnung und Frieden gegenseitigen Mitteilung einerseits Gottes und des Menschen nicht in Einklang gebracht werden, und weiter: der Mitteilung aneinander von Mann und Frau in einer des Zustandes der ursprünglichen Unschuld würdigen Art und Weise. Die Sünde ist direkt gegen die Kommunion ausgerichtet: Gottes mit dem Menschen – und folgerichtig: die Kommunion des Menschen zum Menschen, darunter in erster Reihe der Kommunion des Mannes und der Frau im Rahmen des geschlossenen ihres ehelichen Bundes.

Einmal mehr zeigt es sich auch, wie sehr es der Wahrheit der Ereignisse entspricht, worauf wir schon ein paarmal die Aufmerksamkeit gerichtet haben. Und zwar Gott erlässt niemals zuerst ethische Befehle, sondern lässt zuerst sich Selbst als Person wahrnehmen, oder eher als Kommunion von Personen, als Liebe-Gabe und Anteilhabe an dieser Gottes Liebe und Gottes Leben.

Auch Jesus Christus zeigt zuerst sich selbst, d.h. seine Person als Gott, indem Er dabei ermutigt, auf sich das Vertrauen zu legen als Diesen, der „die Welt besiegt hat” (s. Joh 16,33).
– Erst in zweiter Reihe gibt Er dringend den Mut, nach Ihm zu schreiten und Ihm nachzufolgen. So schiebt sich jedesmalig die Person Dessen hervor, der bis zum Letztlichen geliebt hat. Erst sekundär erscheinen dann ethische Anforderungen als spontane Antwort-Haltung angesichts der Würde der Person Dessen, der sich offenbart und folglich zur Kommunion mit sich einlädt:

„Wer Mir nachfolgen will, verleugne sich selbst,
nehme sein Kreuz auf sich und folge Mir nach.
Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren;
wer aber sein Leben um Meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert,
wird es retten ...” (Mk 8,34f.).

In solcher Lage wird es verständlich, dass die erste Folge der stattgewordenen Sünde die Furcht und folglich: die Flucht vor Gott wird. Diese Furcht ist das exakte Umgekehrte der bisherigen Kommunion, mit der Gott sein lebendiges Ebenbild: Mann und Frau in der Stunde ihres Rufens vom Nicht-Dasein beschenkt hat. Zur Stunde ihrer Erschaffung hat sie Gott mit der Gabe der ursprünglichen Unschuld und Gerechtigkeit ausgestattet, die seine eigene Heiligkeit widerspiegelte, samt der Einladung zur Kommunion mit sich selber.

Nach der stattgefundenen Sünde wurden diese Zweien, die bisher den glücklichen und beseligenden Anfang erlebt haben mit sich gegenseitig und Gott, der ihnen sie selbst gegenseitig geschenkt hat und um ihretwillen das ganze Weltall erschaffen hat, nicht imstande Auge zu Auge vor dem Antlitz ihres Ur-Musters stehen zu bleiben. Die Sünde hat die bisher bestehende ihre Kommunion mit dem Schöpfer total abgebrochen – und offenbar, wie es sich in Kürze zeigt, ihre Kommunion-Verhältnisse untereinander als Ehegatten gründlich gestört.

Indem der Mensch die Wahl für die Sünde getroffen hat, will er entschieden nicht mehr „Ebenbild und Ähnlichkeit Gottes sein”. Da es aber in der ‘Natur’ keine Leere gibt, nimmt die Stelle nach dem vom Herzen herausgeforderten Gott sofort der Nicht-Gott: Satan (vgl. Joh 13,27) ein.
– Das anderswo unveräußerliche, weil ‘ontologische’ „Gottes Ebenbild-Sein” erliegt einer radikalen Schändung und Entstellung. Der Mensch in Sünde will Jetztzeit nach dem ‘Bild’ des Nicht-Gottes gestaltet werden. Allerdings Wesen des Nicht-Gottes ist es: Nicht-Liebe und Nicht-Leben-Sein, Abspiegelung der ewigen Verdammung.

Nicht Gott stoßt den Menschen-in-Sünde weg und verurteilt ihn! Der Mensch wird in seiner Sünde für sich selbst zur Blockade für die weitere Kontaktnahme zu Gott, mit dem er die bisherige Kommunion abbricht. Zu gleicher Zeit erwartet er die ‘Gegen-Kommunion’  zu diesem, der von Anfang an der Böse ist und nach dem Einen lauert: um vermittels möglich süßesten Betrugs des lebendigen Gottes Ebenbildes mit einem Sein-„wie-Gott” – ihn in der nächsten Reihenfolge zu Tode zu bringen und ihn zum Tod der ewigen Verdammnis herabzuschleudern.

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4. Bruch der Kommunion
mit dem Menschen

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Der Abbruch der lebenspendenden Kommunion mit der „Liebenden Allmacht des Schöpfers” (DeV 33) führt jetzt, der Reihe nach, unvermeidlich zur radikalen Störung der friedsam sich entwickelnden Kommunion des ehelichen Bundes zwischen diesen Zweien, und in weiterer Reihe der Kommunion zu anderen Menschen, und selbst zur ganzen Natur. Der biblische Autor stellt diese Folge nicht minder realistisch und suggestiv dar, was übrigens auch die weiterfolgenden Komponenten seines Berichts betrifft.

Es wurde schon erwähnt, dass der biblische Verfasser zur Kenntnisnahme der grundlegenden Tatsachen betreffs der Erschaffung der Welt und des Menschen nicht anders kommen konnte, als allein aufgrund der Göttlichen Offenbarung. Allerdings Gott, der sich selbst und sein Vorhaben: der Erlösung des Menschen im Sohn Gottes Jesus Christus offenbart hat, flüstert bei der Offenbarung keine Besonderheiten zu, die an sich nicht in das ‘Profil’ unserer Erlösung in Christus einschreiteten, sondern höchstens die Neugierigkeit des Menschen befriedigen würden.
– Das bedeutet u.a., dass der biblische Autor Einzelheiten hinsichtlich der Art und Weise, wie diese Zweien gesündigt haben, nicht von der Offenbarung erfahren hat. Er wusste nicht einmal, gegen welches der Gottes Gebote ihre Sünde verstoßt hat. Gott bewahrt der erste ‘das Beicht-Geheimnis’. Er verhüllt der erste die personale Würde des Sünders und erspart ihm die Verlegenheit angesichts der Welt. Gott freut sich nicht der Demütigung, sondern wünscht ihn ... zu erlösen.

Daher wird der biblische Autor einerseits mit Gewissheit um die Wahrheit der Offenbarung und Garantie der Göttlichen Wahrheit bezüglich der Tatsache selbst beschenkt, ‘dass’  der Mensch der Probe auf die Qualität seiner Liebe zu Gott und die Nächsten unterzogen worden war, und dass er diese Probe – leider – nicht bestanden hat.
– Anderseits bleibt der biblische Autor beinahe ratlos, was die Einzelheiten betreffs der konkreten Qualität der Sünde, die im Garten Eden begangen worden war, angeht. Er ist dann auf den eigenen Vorrat von Kenntnissen und der Vorstellungskraft angewiesen, die selbstverständlich sehr feinfühlig, und doch überwältigend vom dauernden Anhauch des Heiligen Geistes gelenkt wird. Der Heilige Geist bewirkt es nämlich, dass das Wort Gottes Jetztzeit die Gestalt des menschlichen Wortes annimmt (vgl. DV 13b).

Demnach stellen wir letztlich fest, dass die Gedanken des biblischen Autors und seine Person – in ihrer gefühlsgeladenen und willentlichen Dynamik, die in bestimmter Geschichtsepoche eingewurzelt ist, im bestimmten geographischen und kulturellen Milieu – samt der dieser Kultur eigenen Mentalität, sich den ganzen Entstehungsvorgang hindurch des Gottes-Geschriebenen-Wortes unter dem mächtigen Wirken des Heiligen Geistes befindet. Dieser aber, indem Er unbedingt die Freiheit und Geisteshaltung des gewählten Autors ehrt – führt trotz allem zum Eintrag eines solchen Inhalts des entstehenden, weiteren Fragments der Heiligen Schrift und einer solchen ihren Erlösungs-Belehrung, wie sie zur betreffenden Stunde dem Gottes Vorhaben entsprechen wird. Solche Betätigung zu erreichen ‘im’ Menschen und ‘durch’ ihn (vgl. DV 11c) ist Gott allein fähig (s. genauer: ks. Pawel Leks, Dein WORT ist WAHRHEIT, a.a.O, bes. im Teil II, S. 112-129; 130-168 [polnisch]).

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Johannes Paul II. mit einem freudestrahlenden Bubi. Es ist eines der nettesten Fotos des Heiligen Vaters: Antzlitz zu Antlitz mit einem Kind. -- Hier eine noch andere Aussage Johannes Paul II. in Verteidigung ausgenutzter Kinder: „Viele Kinder in der Welt bleiben dauernd ohne die grundlegende Ausbildung. Sie enden, indem sie ausgenutzt werden, als physische Arbeiter”.

In dieser Situation stellt der biblische Autor den Sündenfall der Ur-Eltern im Paradies aufgrund des Anhauches des Heiligen Geistes dar – als eigenartigen Proto-Typus überhaupt aller Sünde.

‘Menschlich’ gesehen könnten wir nur voller Verwunderung, aber auch voller Dank, unsere ‘Gratulationen’ sagen wegen dem psychologisch genommen ungemein subtilen, vom dogmatischen Gesichtspunkt aus präzise fehlerlosen Bericht – sowohl dem Heiligen Geist, wie auch dem menschlichen biblischen Autor.

Der biblische Verfasser stellt in seinem Bericht in Gen 3,1-6, den Vorgang der allmählich ‘werdenden’ Sünde auf immer anderer Ebene des Menschseins dieser Zweien dar. Die Sünde wird damit initiiert, dass es der „Schlange” gelingt, den Menschen in Dialog zu einbeziehen. Es ist allerdings jene in ganzer Offenbarung der Heiligen Schrift wohlbekannte „Alte Schlange, genannt Teufel und Satan” (Offb 12,9).
– Die Schlange wendet sich gemäß der wohlbedachten Taktik mit Fragen bezeichnenderweise – nicht an Adam, sondern an die Frau. Sollte es deswegen sein, weil die Frau im Allgemeinen mehr emotionell ist und sich nicht selten unüberlegt nach Gefühlen lenken lässt, anstatt nach der Befähigung alles vorerst gut zu überlegen?

Der Verführer wirft in das Herz der Frau eine eigenartige ‘Harpune’: des Misstrauens Gott gegenüber, wobei er zum Zurückzug des Anvertrauens auf Gott verlockt. Die Frau korrigiert zuerst die ungenaue Information der Schlange. Allerdings der einmal ausgeworfene vergiftete Pfeil verbreitet schnell seine vergiftende Wirkung. Schon im nächsten Satz ihres ‘Dialogierens-mit-Satan’ fügt sie von sich selbst aus eine Un-Wahrheit hinzu: als ob Gott die Frucht vom Baum der Erkenntnis von Gut-Böse nicht einmal „berühren”  erlaubte (Gen 3,4). Indessen Gott hat allein vor Essen der Frucht von diesem Baum gewarnt.

Das bedeutet, dass Satan in seinem ‘Duell’ mit dem Schöpfer um ... die Liebe des Menschen den Sieg schon davongetragen hat: er hat sein Ziel erreicht. Die ins Herz des Menschen geschleuderte Harpune hat die Verdächtigung Gott gegenüber eingeimpft. Als dessen Folge hat sich im Menschenherzen der „Bazyllus des Widerstandes”  Gott gegenüber eingenistet (DeV 38).

In dieser Lage schlägt die Schlange dem Bewusstsein des Menschen schon ohne Verlegenheit – einen unmittelbaren Auftritt gegen Gott in seiner Eigenschaft als Gabe-für-den-Menschen vor. Er sickert in das Herz des Menschen die falsche und absurde Anklage Gottes ein um neidische Aneignung der Zuständigkeit bezüglich der Entscheidung über Gut und Böse, über Leben und Tod. Die Schlange redet ein, es wären Zuständigkeiten, die nicht Gott, sondern dem Menschen gehören (Gen 3,45f; DeV 37f.).

Die sich bildende Sünde fasst sofort Wurzeln in Sinnen des Menschen (Sehvermögen, Geschmack: Gen 3,6). Noch mehr, die Frau-Ehefrau übernimmt spontan die Rolle der  ‘Alten Schlange’ : jetzt sie – mit Bezug auf ihren Ehemann.
– Er aber, von Gott als Haupt der Ehe und Familie bestellt, anstatt sich mit dem Blick geheftet auf den klaren, dringenden Wunsch und die Anordnung der „liebenden Allmacht des Schöpfers”  weiter zu entwickeln (DeV 33), bricht die bisherige Kommunion mit dem Schöpfer ab, erliegt – ob aus Liebe? – diesmalig der satanischen Eingebung seiner Ehefrau.

Der Erlöser des Menschen, Jesus Christus, zeigt einmal den Radikalismus des Evangeliums des Lebens und den Preis, den es bisweilen zu legen gilt, um die eigens begriffene Liebe glaubwürdig zu machen:

„Wer Vater oder Mutter mehr liebt als Mich, ist Meiner nicht wert.
Und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als Mich, ist Meiner nicht wert ...” (Mt 10,37).
(S. noch dazu: Radikalität Jesu Evangeliums – usw.: an manchen anderen Stellen)
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Wir bemerken, dass auf Ebene des Sakraments der Schöpfung und des Ur-Sakraments der Ehe, infolge der stattgewordenen Sünde eine lawinenartige Störung aller möglichen Bereiche von Beziehungen zutage kommt: auf der Linie Gott und der Mensch, in der Beziehung Ehemann-Ehefrau, d.h. der ehelichen Kommunion, und letztlich in Beziehungen Mensch und die Natur.

Die Sünde kennzeichnet sich damit, dass sie gleichsam der Krankheit eines Neugebildes zum Ausdruck kommt: sie gibt immer andere, zuerst keineswegs erwartete ‘Metastasen’. Die Verletzung eines der Gebote Gottes führt ununausbleiblich zur Verletzung der weiteren Gebote. Alle bleiben doch in diesem einen, größten Gebot zusammengefasst:

„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen ...
Das zweite aber ist diesem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst” (Mt 22,37ff.).

Die Wahl nach Gottes Erwartung und Gebot – zur Stunde der vor Adam erscheinenden Probe: der Bestätigung seiner Kommunion zur „liebenden Allmacht des Schöpfers” (DeV 33) – würde den ersten Menschen in seiner ehelichen Kommunion nicht nur nicht vermindern, noch sie nicht verletzen, sondern im Gegenteil, Adam würde die ihm vom Schöpfer aufgetragene Sendung erfüllen, die strikt mit dem Sinn zusammenhing: Ehemann zu sein, Haupt der Frau und der Ehe.

Über diese Sendung wird einmal der Völkerapostel sprechen in dem im Epheserbrief dargestellten Panorama: der Analogie Christi – bezugs der bräutlich geliebten Kirche, und anderseits des Ehemannes – als des Hauptes seiner Ehefrau:

„Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter wie dem Herrn,
Denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch Christus – das Haupt der Kirche ist:
Er – der Erlöser des Leibes. ...

Ihr Männer liebt eure Frauen,
Denn auch Christus hat die Kirche geliebt –
und sich selbst für sie hingegeben, um sie zu heiligen ...” (Eph 5,22.25f. – S. dazu auch unt., die Graphik: Mann-Frau – Christus-Kirche – Graphik und ebd., gleich noch weiter unten).

Die Liebe des Mannes zu seiner Frau muss in Zeiten der unerwartet ankommenden Probe stark – und zugleich eindeutig sein. Sie muss bereit sein selbst den Tod unter Foltern anzunehmen – und doch weiter lieben, wenn er „Erlöser” des Leibes sein soll (Eph 5,23). Dieser ‘Leib’ ist sie: seine Ehefrau! Sie kommt doch irgendwie von ihm her, wenn sie doch „... Gebein von meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleisch” ist (Gen 2,23).
– Wird die „liebende Allmacht des Schöpfers” im Leben auf dem eigentlichem Platz gestellt, wird auch die Kommunion der ehelichen Beziehungen sich ‘wie es sich gehört’ gestalten:

„Sucht vielmehr zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit,
und dies alles wird euch hinzugegeben werden ...” (Mt 6,33).

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5. Die ‘Kommunion’
Ehemann-Ehefrau

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Unter den bösartigen Folgen der stattgewordenen Sünde dürfte besonders auf ein paar ihre sich krass kennzeichnenden Bereiche aufmerksam gemacht werden. Sie betreffen vor allem die unmittelbaren Beziehungen zwischen diesen Zweien, die sich mit dem Bund von Liebe und Leben gebunden haben: Mann und Frau.

Der biblische Verfasser hebt eindrücklich hervor, dass am Ort der Niederlage des Gottes Ebenbildes: Mann-Frau sofort der in seiner Würde und Liebe schnöde behandelte Schöpfer erscheint. Diese Zweien haben bewusst und absichtlich das, was in Gottes und des ganzen Weltalls Augen Übel ist, verübt. Ihre Sünde ist am Grundboden des „ursprünglichen Ausmaßes der Sünde’ liegen geblieben (DeV 33-38): sie wurde demnach die ursprüngliche Sünde der ganzen Menschenfamilie.

In der Sünde der Ur-Eltern hat das lebendige Ebenbild Gottes: Mann und Frau – mit dem Akt der Wahl seines freien Willens und Bewusstseins die Gabe der Gnade für die ganze Menschenfamilie zurückgewiesen. Diese Zweien konnten sich betreffs der ihrer Art einzigen Verantwortung und Zurechnungsfähigkeit gerade in dieser Stunde unmöglich nicht bewusst  bleiben.

Gott konnte die Urheber der Sünder unmöglich nicht seinem Gericht unterziehen. Es folgt das Verhör eines jeden der Teilnehmer des vollbrachten Bösen: Adam und Eva. Die Schlange wird nicht verhört. Sie hört allein das ihr gehörige Urteil (Gen 3,9-19).

Wenn auch „... schrecklich ist es, in die Hände des Lebendigen Gottes zu fallen” (Hebr 10,31), ist es zugleich der einzige Weg ... um errettet werden zu können. Die zutiefst verwundete und vom Mann und Frau zurückgewiesene „liebende Allmacht des Schöpfers” (DeV 33) beugt sich in ihrer unerforschten Barmherzigkeit über die stattgewordene Niederlage der Ur-Eltern.

Sie waren zwar imstande, die Sünde zu begehen, allerdings sie können sich unmöglich von dem von ihnen auf sich selbst und das ganze Menschengeschlecht herangeführten Tod der Sünde herauslösen.
– Als Gottes Barmherzigkeit und Ausdruck einer nicht verdienten Gottes Liebe-Gabe zeigt sich schon die Tatsache allein, dass diese beiden samt der begangenen Sünde – nicht sofort ihr biologisches Leben verloren haben. Sie würden dann für die Ewigkeit das erhalten, was sie zur Stunde ihrer Sünde gewünscht haben ...

Johannes Paul II. schreibt in seiner Enzyklika vom Heiligen Geist:

„In Gott gestaltet der Geist-die-Liebe die Sache der menschlichen Sünde in neue Beschenkung mit Erlösungs-Liebe um. Aus Ihm [= dem Heiligen Geist], in Einheit des Vaters und des Sohnes, wächst jene Erlösungs-Ökonomie hervor [Gottes Vorhaben: den Menschen in Christus zu erretten-erlösen], die die Geschichte des Menschen mit Gaben der Erlösung erfüllt” (DeV 39).

Das Gericht Gottes strebt nicht die Verurteilung an, sondern hebt diese Zweien zur Hoffnung auf die Erlösung empor (s. DV 3b). Gott-die-Liebe stärkt ihre zerknirschten Herzen mit Gewissheit des Glaubens, das sowohl die Erlösung ankommt, wie auch dass von ihnen beiden einst der Erlöser geboren werden wird, der das „Haupt der Schlange”  zertritt (Gen 3,15). Das wird durch den Neuen Adam und seine Mutter – die Neue Eva geschehen.

Bei dem Verhör Gottes sind aber nebenbei zumindest zusätzlich – peinliche und sehr genierende Folgen der begangenen Sünde sichtbar geworden. Diese Zweien, die bisher mit der Gabe der gegenseitigen Kommunion im selben Leben und in selber Liebe verbunden waren, fingen an miteinander herumzuzanken und sich gegenseitig wegen der stattgewordenen Sünde anzuklagen. Es geschah in Augen Gottes selbst, der das Gericht und Ermittlungsverfahren durchführte.

So ist die weitere, unausbleibliche Folge der tatgewordenen Sünde: die bisher bestehende Kommunion in Leben und Liebe unter diesen Zweien wird zerrissen. Es kommt zur ersten ehelichen Zankerei – in Anwesenheit Gottes, Satans und des ganzen Weltalls. Adam klagt nicht nur seine Ehegefährtin Eva an – wegen der tatgewordenen, unberechenbaren Niederlage, sondern Gott selbst, dass Er ihm eine ‘solche’ Ehefrau gegeben hat. Um nur nicht sich selber beschuldigen zu müssen:

„Diese Frau, die Du mir zur Seite gegeben hast,
sie gab mir von dem Baum, und ... ich aß” (Gen 3,12).

Siehe da die Gegen-Kommunion der Sünde. Satan führt niemals zur Vereinigung, sondern zersprengt das, was bisher ein Eins gewesen war. Wie könnte es übrigens anders sein, wenn Wesen-Natur Satans die Nicht-Liebe und das Nicht-Leben ist, und folgerichtig: die Nicht-Einheit? Die wahre Liebe und die wahre Einheit kommt ausschließlich von Gott her.

Ferner aber, die von Adam angeklagte Eva sucht ihre Schuld herabzusetzen und lädt die eigene Schuld und die ihres Mannes auf die ... Schlange herunter.
– Der Mensch täuscht sich vor, wenn er meint, dass sobald er dem Gebot Gottes zum Trotz handelt, sein Band der Kommunion mit diesem anderen in Ehe (oder im Brautleben) stärkt. Der Abbruch der Kommunion mit Gott führt unvermeidlich zum Erlöschen, oder genauer: zur Tötung der Liebe. Daselbst wird die bisherige ‘Kommunion’ nur noch Fiktion und äußeres Erscheinungsbild der tatgewordenen Niederlage aller zwischenmenschlichen Liebe, die eheliche Kommunion nicht ausgeschlossen.

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6. Die unterordnete ... ‘Kommunion’

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Zu weiterem Zeugnis der zutiefsten Niederlage der bisherigen Kommunion im Sein und Leben als beiderseitiges ‘für’-Sein dieser Zweien wird das, was Gott in seinem Urteil über die Frau feststellt. Das Wort Gottes betrifft einerseits den schmerzhaften Ausklang der Mühsalen des Mutterseins, und anderseits die unmittelbaren Beziehungen der Frau zum Mann und der Ehegatten untereinander (Gen 3,16).

Wir greifen hier die Diskussion nicht auf über die von Gott erwähnten „Geburtswehen und Mühsalen der Schwangerschaften” (Gen 3,16a). Es besteht kein Zweifel, dass die Worte Gottes nicht als Verkündung des ‘Urteils und der Strafe’ verstanden werden sollen. Das Wort Gottes wird nur Feststellung des faktischen Zustandes, der infolge der zurückgewiesenen Kommunion mit Gott zustande gekommen war. Der Umsturz der ‘Natur’, der auf der Senkrechte erfolgt ist: Gott-Liebe und Gottes Ebenbild: Mann und Frau, wird zur Niederlage aller übrigen Beziehungen – sowohl der zwischenmenschlichen, wie dieser, die die ganze ‘Natur’ betreffen.

Was ‘Strafe’ zu sein scheint, ist im Prinzip genommen anderer Name der Wahl, die in der ursprünglichen Sünde vom Menschen gefällt wurde: der Wahl für Nicht-Liebe und Nicht-Leben. Nicht Gott lässt ‘Strafen’ herab!
– ‘Strafe’ ist das, was sich der Mensch deutlich gewünscht hat: diese Entlohnung, die ihm vom Bösen spendiert wird. Dieser aber zahlt reichlich – mit dem aus, worüber er verfügt: mit Nicht-Liebe, und Nicht-Leben, anders gesagt: mit vielstöckigem Tod. Bündig bringt es einmal der Hl. Paulus der Apostel zum Ausdruck:

„Denn der Lohn der Sünde
ist der Tod” (Röm 6,23, vgl. Weish 2,24).

Es gehört sich dagegen bei dem zweiten Teil der Worte des ‘Urteils’ Gottes stehen zu bleiben, die über die Frau ausgesagt wurden. Sie hängen direkt mit den Kommunion-Beziehungen zwischen diesen Zweien zusammen – sei es im Rahmen ihres ehelichen Bundes, sei es überhaupt unter den Menschen in ihrer geschlechtlichen Unterschiedlichkeit:

„... Nach deinem Mann wird dein Verlangen sein,
er aber wird über dich herrschen” (Gen 3,16b; s. dazu ML 213f.).

Diese Worte knüpfen unzweideutig an die bisher friedsam gelebte Kommunion zwischen diesen Zweien im Zustand der ursprünglichen Unschuld an. Die Folge der Sünde war es, dass sie vergeudet wurde. Es ist die Empfindung der gegenseitigen Scham vor sich einander entstanden. Diese Scham:

„... nötigt sie, die eigene Nacktheit zu bedecken, den Körper vor sich einander zu verhüllen, dem Blick des Mannes das zu entziehen, was das sichtbare Merkmal der Fraulichkeit ausmacht, und dem Blick der Frau das zu entziehen, was das sichtbare Merkmal der Männlichkeit ist” (ML 203).

Die bisher gelebte beiderseitige Nacktheit „bedeutete die volle Bejahung des Leibes in seiner ganzen menschlichen, d.h. personalen Wahrheit dieses Leibes” (ML 200). So wurde er in der sichtbaren Welt „durch seine Männlichkeit und Fraulichkeit ein durchscheinendes Ausmaß der gegenseitigen Beschenkung in Kommunion von Personen” (ebd., ML 200).
– Diese Empfindung ist durch die Sünde einem gründlichen Zusammenbruch erlegen, dagegen der Mensch selbst, vom Schöpfer zur Würde des ‘Herrn’ des Weltalls als Gottes Ebenbild erhoben, muss angesichts seines Selbst eine „kosmische Scham empfinden” (ML 202f.). Von Erhebung zur Größe des Gottes lebendigen Ebenbildes ist er auf das Niveau des Sklaven den ... Dingen gegenüber geworden.

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Johannes Paul II. liest mit großer Müheanstrengung den Text der eigenen Homilie. Siehe da ein kleines Licht, wie er das Leiden begriffen hat - über das Prisma der eigenen erfahrenen vielfältigen Leiden. -- Ich bin zum VERSTÄNDNIS gekommen, dass ich die Kirche in das Dritte Millenium durch eine vielfältige Tätigkeit einführen soll, allerdings ich bin zur Überzeugung gekommen, dass das nicht genügt und dass sie durch das Leiden eingeführt werden muss.
– Die Kreuze, die es ihm zu tragen gegeben wurde, hat er in das Vorhaben der Erlösung eingetragen. -- Und wiederholt seine Worte: „JETZTZEIT weiß ich besser denn früher, dass das Leiden ein solches Ausmaß des Lebens darstellt, in dem sich die Gnade der Erlösung im menschlichen Herzen am tiefsten einwurzelt”.
– Es sind seine Worte vom 14.VIII.1981 r. - nachdem er die Klinik Gemelli verlassen hat. Die Fülle dieser Erfahrung hat er im Apostolischen Brief SALVIFICI DOLORIS (1984) dargestellt. Es ist ein höchst erschütternder Text über den christlichen Sinn des Leidens, der im vergangenen Jahrhundert entstanden ist. (Quelle: http://wiadomosci.onet.pl/jp2/5169,2,1325632,1,text.html

Wie es sich also zeigt, die ‘sexuelle’ Scham ist nur äußeres Symptom wesentlich tieferer Zusammenbrüche, die sich in den Tiefen des Menschseins infolge der Sünde des „Anfangs” ereignet haben. Bei diesen beiden kamen in den Tiefen ihrer menschlichen Personen Brüche zutage, das heißt in der bisher bestehenden, mit nichts getrübten Einheit des sich gegenseitig durchdringenden menschlichen Leibes und Geistes:

„Der Mensch wird sich zum ersten Mal bewusst, dass sein Leib aufgehört hat aus dieser Kraft des Geistes zu schöpfen, die ihn auf das Niveau des Gottes Ebenbildes erhoben hat. Seine ursprüngliche Scham trägt Merkmale einer eigenartigen Demütigung wegen dem Leib. Es verbirgt sich in ihm der Keim jenes Widerspruchs, der mit dem Menschen ... in seiner geschichtlichen Wanderung einher gehen wird: ‘das Fleisch begehrt wider den Geist und der Geist wider das Fleisch [Gal 5,17]’ ...
– Jene ursprüngliche Scham vor dem Leib ... ist bereits Angst [‘ich bekam Angst ...’ Gen 3,10] ..., und kündigt die Unruhe des Gewissens an, die mit Begehrlichkeit zusammenhängt. Der Leib, der nicht dem Geist nach der Art der ursprünglichen Unschuld unterworfen ist, der in sich beständig einen Herd des Widerstands gegen den Geist trägt, bedroht in gewisser Weise die geistige Konsistenz des Menschen-der-Person ...” (ML 204f.).

Beim Menschen erscheint samt der Sünde die „Scham vor der eigenen Geschlechtlichkeit gegenüber des anderen Menschen” (ML 206). Es ist die dreifache Begierde entstanden. So hat sie einmal ihrem Namen nach der Hl. Johannes der Apostel bezeichnet:

„Denn alles, was in der Welt ist,
die Begierde des Fleisches
und die Begierde der Augen
und der Hochmut des Lebens,
ist nicht vom Vater, sondern ist von der Welt.
Und die Welt vergeht und ihre Begierde;
wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit” (1 Joh 2,16f.).

Was im Schöpfungs-Werk von Gott herkommt, ist ontologisch genommen [aufgrund seines Seins allein]gut, sehr gut” (Gen 1,31). Dagegen die dreifache Begierde ist nicht Erschaffungs-Werk Gottes, sondern vergiftete Frucht, die vom Baum der Erkenntnis von Gut-Böse abgerissen und verzehrt wurde (Gen 2,17; 3,6). Es geschah also infolge der autonomen Entscheidung darüber, was Gut-Böse sein sollte – bei parallel erfolgendem Abbruch mit der „Liebenden Allmacht des Schöpfers”.
– In dieser Bedeutung ist die dreifache Begierde Frucht des „im menschlichen Herzen, im Innen des Menschen, gebrochenen Bundes mit Gott”  (ML 191).

Über das menschliche „Herz”, in dem die Wahlen zwischen Gut und Böse unternommen werden, wird einmal ungemein eindeutig Jesus Christus bei seiner Bergpredigt sagen:

„Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch:
Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht,
hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen” (Mt 5,27f.).

Gerade hier, im menschlichen Herzen, das auch als Gewissen des Menschen bezeichnet wird, werden die prinzipiellen Entscheidungen gefällt, zu deren Ausdruck dann die Taten des Menschen werden. Blickt der Mann die Frau mit lüsternem Auge an, und umgekehrt: schaut die Frau den Mann an bewogen von Begehrlichkeit ihm gegenüber, oder nicht selten indem sie ihn zusätzlich sexuell provoziert, unterziehen sie sich daselbst der „dreifachen Begehrlichkeit”.
– Diese aber kommt entschieden nicht von Gott her, der Vater und Liebe-Gabe ist, sondern von der „Welt”, die nicht Gabe werden will, sondern aneignen möchte.
– In dieser Lage schwindet das System der gegenseitigen Kommunion und Liebe als Person-Gabe-‘für’. Es wird dagegen das eine angestrebt: den anderen Menschen, bzw. die attraktiven Fragmente seines Menschseins – als ‘Sachen-an-ihm’ sich anzueignen.

Indessen vonseiten Gottes ist gerade die Gabe zum Grundstein des Erschaffungs-Werkes geworden, vor allem der Erschaffung des Menschen in „ganzer ursprünglicher Wahrheit der männlich-fraulichen Dualität” (ML 194). Dieser Mensch wird als Mann und Frau zur Würde des Gottes Ebenbildes erhoben. Er erhält auch die ganze erschaffene Welt als Gabe.
– Die ursprüngliche Sünde – und jede nächste Sünde, wird zum Strich über die Liebe als Gabe – sie strebt dagegen die Aneignung an:

„Indem der Mensch in seinem Herzen den tiefsten Sinn der Beschenkung infrage stellt, indem er die Liebe als den eigentlichen Beweggrund der Erschaffung und des ursprünglichen Bundes anzweifelt [vgl. Gen 3,5], wendet er sich von Gott-der-Liebe ab, vom ‘Vater’, er verwirft Ihn einigermaßen in seinem Herzen.
Zu gleicher Zeit reißt er also sein Herz los, er schlägt es gleichsam von dem ab, was ‘vom Vater herkommt’: es bleibt in ihm das, was ‘von der Welt kommt’ ...” (ML 194f.).

Bemerken diese Zweien nach dem Sündenfall ihre Nacktheit als ‘Bedrohung’, bedeutet das, dass:

„... durch die ‘Nacktheit’ sich der Mensch als der Teilhabe an der Gabe – beraubt findet,
Mensch sich dieser Liebe, die Quelle der ursprünglichen Beschenkung war, fremd geworden ist ...” (ML 197).

Die Begehrlichkeit gleicht in dieser Situation einer radikalen Änderung in der bisher gelebten ursprünglichen Unschuld: sie signalisiert ihren Verlust. Der Mensch hört auf – seine Männlichkeit-Fraulichkeit als frei an Freiheit der beiderseitigen, personalen Gabe zu erleben, als frei vom „Zwang des Fleisches und Geschlechts”. Sein Herz ist nicht mehr imstande, sich mit „unbetrübtem Zeugnis des Gewissens zu offenbaren” (ML 137). Es erscheint in ihm auch nicht mehr „die innere Fülle der Sichtbarkeit des Menschen in Gott, d.h. nach dem Maß des Ebenbildes Gottes” (ML 113).

Wir beginnen die Worte Gottes zu verstehen, die im durchgeführten Verhör-Urteil nach dem Sündenfall der Ur-Eltern im Paradies – den Schmerz Gottes zum Ausdruck bringen wegen der so zutiefsten Befleckung seines lebendigen Ebenbildes: Mann und Frau, die von Ihm so sehr geliebt, beschenkt und erhöht worden waren. Der Mensch hat Gott dafür ... aus seinem Herzen herausgefordert.
– Anschließend an den Abbruch der Kommunion mit Ihm – Gott, erliegt die Kommunion zwischen ihnen beiden als Ehegatten einer tiefen Entstellung.

Wenn aber diese Zweien – und von nun an jeder andere Mensch in Sünde, keine uneigennützige Gabe-‘für’ : weder Gott, noch den Mit-Menschen zu werden Lust hat, ist es kein Wunder, dass jetzt die bisherige Gleichheit im Menschsein von Mann und Frau aus dem Gleichgewicht gebracht worden ist.
– Anstatt gegenseitig ihre Personen als Gabe einander zu schenken, widersetzen sich einander die beiden Geschlechter. Die Fähigkeit der gegenseitigen Kommunikation wird gehemmt: diese Schwierigkeit offenbart sich über die sexuelle Scham (vgl. ML 210). Der Mensch hat die Empfindung, Ebenbild Gottes in seiner Männlichkeit und Fraulichkeit zu sein, verloren. Jetztzeit schämt er sich wegen seines Leibes, der zur Personenkommunion und als Ergänzung der Ebenbildlichkeit Gottes in der sichtbaren Welt dienen sollte.
– Folglich rückt auch von nun an der Leib vor allem in seinem ‘sexuellen’ Ausmaß nach vorne (vgl. ML 210f.) und fällt leicht zur Rolle eines Gegenstandes der Begierde herab.


Wie Johannes Paul II. bemerkt, der bisherige Dialog zwischen Gott und Mann und Frau bricht nach dem Göttlichen Verhör ab. Er wendet sich im verkündeten Urteil in allein nur einen Gottes Monolog um (ML 212f.).

Gerade hier kommen wir an jene Worte Gottes über die Veränderung in der bisher gelebten Gleichheit zwischen Mann-Frau im selben Menschsein – zur Domination des Mannes über die Frau, die in diesem Zusammenhang zum ersten Mal als „Ehegattin” bezeichnet wird (Gen 3,17). Mann und Frau stehen von nun an gegenüber einander nicht so sehr als vereint, sondern als durch ihre Männlichkeit und Fraulichkeit sich gegenübergesetzt.
– Das Streben nach Kommunion wird zwar im Menschen durch die Sünde nicht völlig zunichte gebracht. Der Schöpfer hat dieses Streben urewig in die Tiefe der Fraulichkeit und Männlichkeit eingeprägt. Dennoch diese Zweien bleiben nach der Sünde sich gegenüber anders: sie finden sich gegenseitig entschieden als zu gleicher Zeit mit der dreifachen Begehrlichkeit beherrscht: der Begehrlichkeit des Fleisches, der Augen, und der Hoffart des Lebens.

Das Wort Gottes: „... Er aber [der Mann, der Ehegatte] wird über dich herrschen [= über die Frau, die Ehegattin](Gen 3,16b) zeugt zweifelsohne davon, dass der Mann von der sexuellen Begierde beherrscht ist: von Begehrlichkeit des Fleisches.
– Allerdings in nicht minderem Maß kann sein Streben nach Herrschen über die Frau von seiner ‘Hoffart des Lebens’  zeugen. Es kann leicht dazu kommen, dass der Mann sich nach ihr richtet und sich mit ihr großtut (vgl. ML 216f.), wie davon wenn auch nur die Prahlereien des Lamech zeugen, dem der biblische Autor als dem ersten die Polygamie zuschreibt (s. Gen 4,19-24).

Johannes Paul II. bemerkt im Anschluss an die erörterten Worte Gottes, in denen das Herrschen des Mannes über die Frau angesagt wird, aber auch das Anhängen der Frau an den Mann mit ihrem ganzen Begehren:

„Sowohl der Mann, wie auch die Frau, ist Person, und daher ‘die einzige von Gott um ihrer Selbst willen gewollte Kreatur auf Erden’. Zugleich aber kann eben dieses einzige und unwiederholbare Geschöpf ‘sich selbst in Fülle nicht anders wiederfinden als nur durch die uneigennützige Gabe seiner Selbst [GS 24]’.
– Hier nimmt die ‘Kommunion-Beziehung’ ihren Anfang, in der die ‘Einheit der Zweien’ zum Ausdruck kommt, wie auch die personale Würde sowohl von Mann, wie auch der Frau.
– Wenn wir daher in der biblischen Darstellung die an die Frau gerichteten Worte lesen: ‘Nach deinem Mann wird dein Verlangen sein, er aber wird über dich herrschen [Gen 3,16]’, entdecken wir darin den Zusammenbruch und die ständige Bedrohung gerade dieser ‘Einheit der Zweien’, die der Würde des Ebenbildes und Ähnlichkeit Gottes in ihnen beiden entspricht.
– Solche Bedrohung betrifft aber mehr die Frau. Denn an das ‘uneigennützige Gabe-Sein’, was das Leben ‘für’ den anderen bedeutet, schließt sich das ‘Herrschen’ hinzu: „er aber wird über dich herrschen’. Dieses Herrschen weist auf die Störung und Erschütterung dieser grundlegenden Gleichheit, die Mann und Frau in der ‘Einheit der Zweien’ besitzen – diesmalig vor allem zum Nachteil der Frau; indessen nur die Gleichheit, die sich aus der personalen Würde der beiden ergibt, ist imstande, den gegenseitigen Beziehungen den Zug einer wahren communio personarum [Personen-Kommunion] zu verleihen.
– Trägt die Verletzung dieser Gleichheit, die zugleich Gabe und Anrecht ist, die von Gott dem Schöpfer selbst herkommt, eine Schwächung der Frau, vermindert sie zugleich ebenfalls die wahre Würde des Mannes ...” (MuD 10).

Das eine ist aber klar – vor allem im Fall der Kommunion-Beziehungen zwischen Ehegatten:

„Die Frau kann nicht zum ‘Objekt’
des männlichen ‘Herrschens’ und ‘Besitzens’ werden ...” (MuD 10).

Betrifft die Bedrohung mit begehrlicher Beziehung zueinander vor allem die Frau, muss jetzt sie, der Reihe nach, nach der ursprünglichen Sünde immerwährend über ihre Gefühle und ihr Verlangen, diese gerade erotischen nicht ausgenommen, wachen. Daher hebt der Heilige Vater hervor:

„Das biblische ‘Erkennen’ verwirklicht sich in ganzer Wahrheit der Person nur dann, wenn:
– die gegenseitige Gabe-seiner-Selbst keiner Entstellung
durch das Verlangen vonseiten des Mannes erliegt,
‘Herr’ über seine Braut zu werden [‘er aber wird über dich herrschen’],
– noch dadurch, dass sich die Frau in eigenen Instinkten verschließt
[‘nach deinem Mann wird dein Verlangen sein’: Gen 3,16a](MuD 18).

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D.   VERSICHTLICHUNG DER HEILIGKEIT GOTTES IN DER WELT
NACH DEM SÜNDENFALL

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Wir behalten dauernd die grundlegende Rolle in Erinnerung, die die tatgewordene Schöpfung überhaupt spielen sollte, darin vor allem der zu existieren berufene Mensch als lebendiges Ebenbild Gottes in der Welt. Gott hat es gewirkt, dass dieses sein lebendiges Ebenbild angesichts des Weltalls als sich übereinstimmend ergänzende „zwei unterschiedlichen Arten [des]menschlichen Leibes’ in Einheit dieses Ebenbildes ...” (ML 116) vorkommen wird.

Hat Gott Mann und Frau über ihre Männlichkeit und Fraulichkeit zur Elternschaft befähigt, sooft sie „Zwei-zu-einem-Fleisch”  mittels der gegenseitigen freien Wahl im ehelichen Bund werden werden, hat Er in sie unwiderruflich auch noch eine zweite Disposition eingeimpft: den bräutlichen Zug ihrer Einheit. Auch er ist enge mit dem Leib verbunden, der der Offenbarung der Person des einen, wie des anderen Menschen dient – als Ehegatten und Ehefrau.

Johannes Paul II. hebt in seinen Erwägungen hervor:

„Der menschliche Leib ... ist im Geheimnis der Schöpfung nicht nur Quelle der Prokreation, d.h. der Elternschaft, sondern es ist in ihm ‘von Anfang an’ der bräutliche Zug eingeprägt: er ist fähig solche Liebe auszudrücken, in der der-Mensch-die-Person Gabe wird und dadurch den tiefsten Sinn seines Existierens und Seins erfüllt.
– In dieser seinen Eigenschaft ist der Leib Ausdruck des Geistes, der im Geheimnis selbst der Erschaffung zum Dasein in Kommunion von Personen, ‘nach dem Ebenbild Gottes’, berufen ist” (ML 223).

Hat Gott den Menschen in seiner Männlichkeit und Fraulichkeit so konstruiert, und sind diese Zweien gerade in solcher Beschaffenheit in ihren Kommunion-Beziehungen Gottes lebendiges Ebenbild und Ähnlichkeit, berufen u.a. in Zeiten ihres „Zwei-zu-einem-Fleisch”-Werdens uneigennützige Gabe-Person füreinander zu werden, bedeutet das, dass gerade diese Zeiten, des so intensiv gelebten Sakraments der Schöpfung und zugleich des ursprünglichen Sakraments der Ehe, aufgrund des Vorhabens Gottes bevorzugter Ruf werden, um das Geheimnis Gottes in seinem intimen inneren Leben in die Sichtbarkeit der Welt, zumal dieser Menschen-Welt, zu übertragen. Dieses ist nämlich in unvorstellbar höherem, Gott allein eigenem Grad, eine große Kommunion von urewig sich einander dahinschenkender Gottes Personen.

Gott hat es nicht als notwendig erachtet, sein Selbst als Dreifaltigkeit der Gottes Personen schon in der Zeitepoche des Alten Testamentes zu offenbaren. Es war die Zeitphase des zeitweiligen Bundes, den Gott der Menschenfamilie angeboten hat, angefangen von diesem ersten Menschen im Garten Eden.
– Gott offenbart sich selbst als Kommunion von Drei Personen in ganzer Offensichtlichkeit erst durch den Sohn Gottes Jesus Christus. Er wird, der-Sohn-das-Wort, die Zweite Person der Trinität, zugleich wahrer Sohn Gottes sein, aber auch nicht minder wahrer Sohn Mariens, seiner Unbefleckten Mutter. Der Heilige Geist selbst, die Dritte Gottes Person, bewirkt es, dass der Sohn Gottes vom Himmel in den Schoß seiner Allerreinsten Mutter herabsteigt und von ihr den menschlichen Leib annimmt, um das Werk der Erlösung des Menschen zu vollbringen und dem Menschen die Bindung einer neuerlichen Kommunion mit seinem Gottes Ur-Muster möglich zu machen.

Erst Er, als persönlich sowohl Gott, wie Mensch, stellt seinem lebendigen Ebenbild: Mann und Frau, das innere Leben und die Liebe Gottes vor als die ergreifende Kommunion der Dreifaltigkeit von Personen. Er offenbart, dass Gottes Leben-Liebe immerwährende gegenseitige Mitteilung einander ihrer Personen bildet – als der angenommenen, und sofort erwiderten Hingabe aneinander ihrer Drei Personen der absolut einen, einzigen Gottheit.

Zu gleicher Zeit offenbart der Sohn Gottes in einer keinen irgendwelchen Zweifel übrig bleibenden Art und Weise, dass dieser Drei-Einige auf seine, ‘Gottes’ Art, nach Kommunion von Leben-Liebe mit dem Menschen – gleichsam ‘vor Sehnsucht vergeht’. Gott hat den Menschen: Mann und Frau, so sehr geliebt, dass Er „seinen Eingeborenen Sohn dahingegeben hat, damit jeder, der an Ihn glaubt, nicht verlorengehe, sondern ewiges – Leben habe” (Joh 3,16).

Es ist der weitere Ausdruck und Zeugnis Gottes Liebe – als diesmalig der letztlichen Gabe-Person für sein Lebendiges Ebenbild angesichts der Welt: Mann und Frau. Gott hat dieses sein Ebenbild geliebt – wie es sich im Laufe der Zeit immer deutlicher zeigt, mit einer verwunderlichen Liebe: mit bräutlicher Liebe. Damit diese Seine – Mann und Frau in Eigenschaft der Gottes Braut-Kirche und des ganzen Gottes Volks, nicht verloren geht nach der tat gewordenen ursprünglichen Sünde, sondern sich finden kann „dort, wo Ich – bin” (Joh 14,3). Gottes Gabe-Liebe kommt dieses Mal nach dem Maß der letztlichen Möglichkeiten selbst Gottes ... Allmacht zum Ausdruck: in Gestalt von „Blut und Wasser” aus der durchbohrten Seite des Sohnes Gottes am Kreuz.

Es ist Wille des Schöpfers in seiner „Liebenden Allmacht des Schöpfers” (DeV 33), dass die Ehe, angefangen von diesem ursprünglichen Ur-Sakrament der Ehe in seiner Erschaffung selbst, auf ganz besondere Art und Weise in die Sichtbarkeit der Welt, zumal dieser Menschen-Welt, dieses verwundernde und zugleich ergreifende Vorhaben des Dreieinigen übermittelt.

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Mächtiger Wasserfall, und daneben eine üppig sich entwickelnde Pflanzenwelt und Wälder. -- Es spricht Gott: „Eure LIEBE ist wie eine Wolke am Morgen und wie der Tau, der bald vergeht. ... Liebe will Ich, nicht Schlachtopfer, Gotteserkenntnis statt Brandopfer” (Hos 6,4-6).

Ist also der Mensch lebendiges Ebenbild Gottes mittels der Sichtbarkeit seines Leibes in seiner Männlichkeit und Fraulichkeit, des Leibes der zur irdischen Personenkommunion erschaffen ist, wird zugleich zur besonderen Aufgabe besonders zweier Personen, die das Band der Ehe als Ur-Sakraments der Schöpfung eingehen, in der erschaffenen Welt die allerreinste, heilige Glut der inneren Kommunion von Personen im Schoß der Allerheiligsten Trinität immerwährend zu versichtlichen.

Die Dreifaltigkeit der Gottes Personen lebt eine unvorstellbare Dynamik der nie aufhörenden und nie schwächer werdenden gegenseitigen Hinschenkung aneinander des Vaters und des Sohnes, und des Heiligen Geistes in ihrer Liebe. Da aber die wahre Liebe sich nach außen mitteilt, indem sie jemanden sucht, den sie mit seinem Gottes Leben und seiner Gottes Liebe beschenken könnte, kann man verstehen, wie sehr Gott jetzt zum Menschen, seinem lebendigen Ebenbild angesichts des Weltalls, bräutlich ist. So lädt ihn Gott zur Teilhabe an seinem eigenen Leben, seiner eigenen Liebe, ein. Darüber schreibt Petrus, der erste Papst:

„... Durch die [= Gottes Herrlichkeit] Er un
die kostbaren und größten Verheißungen geschenkt hat,
damit ihr durch sie Teilhaber der Göttlichen Natur werdet,
die ihr dem Verderben, das durch die Begierde in der Welt ist,
entflohen seid ...” (2 Petr 1,4).

Die tat gewordene Sünde des „Anfangs” hat das so dem Menschen von der „liebenden Allmacht des Schöpfers” (DeV 33) angebotene Vorhaben Gottes zutiefst entstellt und zerstört. In der Sünde hat sich das Gottes Ebenbild zu Gott, seinem Ur-Muster – mit dem „Rücken” (Jer 7,24; 15,6) gewendet. Er hat die sich bisher schöpferisch entwickelnde Kommunion zwischen dem Dreieinigen – und sich als dem Gottes lebendigen Ebenbild, total abgebrochen.

Es ist also in Weltskala etwas unerhörtes geworden: Der Mensch, der unabhängig von seinem Wissen und Wollen niemals – im ontologischen Sinn – Gottes lebendiges Ebenbild zu sein aufhört, hat in der Sünde mit dem Akt seiner freiwilligen Wahl – Gott, der ihm in seiner „liebenden Allmacht des Schöpfers” sich selber als Gabe-Liebe angeboten hat, auf kategorische Art und Weise zurückgewiesen.

Außerdem hat aber der Mensch daselbst sich selbst zurückgewiesen. In der begangenen Sünde fällt er doch die Wahl für das vorsätzliche Nicht-Sein mehr Gottes lebendiges Ebenbild. Er zieht es vor, ‘Bild’ des Nicht-Gottes zu sein: der Nicht-Liebe und des Nicht-Lebens, das heißt des gefallenen Engels – Satans.

Dieser Engel ist aber in der Situation der Probe auf die Qualität seiner Liebe zu Gott, der der Dreieinige unmöglich ebenfalls die Engel nicht unterziehen konnte, indem er den Sohn Gottes als seinen Schöpfer nicht anerkennen wollte (vgl. Kol 1,15f.) und zugleich als den zwar unmenschlich verunstalteten-gefolterten (vgl. Jes 53,2f.), allerdings doch Gott-den-Erlöser und zugleich Bräutigam-vom-Kreuz angesichts des Menschen: Mann und Frau – im selben Augenblick definitiv vom Himmel herabgestürzt.

Es hat sich erfüllt, was er gewollt hat. Er, der Anführer der Schar der Gefallenen Engel, der bisher mit besonderem Glanz seiner Ähnlichkeit zu Gott leuchtete, so dass er den ruhmvollen Namen trug: Luci-Fer [= der das-Licht-den-Glanz trägt], hat sich eingeredet – wie darüber die Heilige Schrift schreibt: „... Dein Herz war stolz und du sagtest: ‘Ich bin ein Gott, einen Wohnsitz für Götter bewohne ich mitten im Meer’ ...” (Ez 28,2). Er wollte mit Kraftaufwand  den Himmel an sich reißen und die „liebende Allmacht des Schöpfers” ausschalten.

Das ist selbstverständlich ontologisch genommen von vornherein unmöglich. Es hat nicht geholfen, einen bissigen Kampf auszurufen, um dort ‘mit Kraft’ weiter zu bleiben – bei gleichzeitigem Lostrennen vom selben Himmel, d.h. des ihn mit seinem Licht (vgl. Offb 22,23) und seiner Heiligkeit (vgl. Jes 6,3; Offb 4,8) erfüllenden Drei-Einigen:

„Da entbrannte im Himmel ein Kampf:
Michael [hebr.: Mi-ka-Él = Wer als Gott?]
und seine Engel erhoben sich, um mit dem Drachen zu kämpfen.
Der Drache und seine Engel kämpften,
aber sie konnten sich nicht halten,
und sie verloren ihren Platz im Himmel.
Er wurde gestürzt, der Große Drache,
die Alte Schlange,
die Teufel oder Satan heißt,
und die ganze Welt verführt;
der Drache wurde auf die Erde gestürzt,
und mit ihm wurden seine Engel hinabgeworfen ...

Weh aber euch, Land und Meer!
– Denn der Teufel ist zu euch hinabgekommen;
seine Wut ist groß,
weil er weiß, dass ihm nur noch eine kurze Frist bleibt”
(Offb 12,7ff.12. – Vgl. auch schon ob.: Das Drama der Sünde der Engel; und: Jesus Christus und Satans Sturz).

Genau dasselbe geschieht mit dem Menschen: Mann und Frau, sooft sie die bisherige Kommunion mit der „liebenden Allmacht des Schöpfers” (DeV 33) brechen. Solcher Mensch wird im selben Augenblick Gegen-Ebenbild der Liebe Gottes. Er wünscht sie sich nicht und will sich mit ihr nicht identifizieren.

Daselbst erfüllt er nicht mehr seine ruhmvolle Rolle: um beim Kommunizieren seines Selbst anderen Menschen, besonders aber bei der Gestaltung seiner ehelichen Kommunion, d.h. beim beiderseitigen Gabe-Person-Werden in seiner Männlichkeit und Fraulichkeit, in die sichtbare Welt das Geheimnis der Kommunion der Liebe-Gabe zu übertragen, mit der der Drei-Einige in der unbegreiflichen Glut einer unaufhörlichen Hingabe aneinander der Gottes Personen und gleichzeitiger Erwiderung dieser Gabe lebt.

Er widerspiegelt auch nicht mehr und trennt sich vom Dreieinigen los als Diesem, der „so sehr die Welt geliebt hat, dass Er seinen Eingeborenen Sohn dahingegeben hat [= Liebe-Gabe-Person], damit jeder, der an Ihn glaubt [= Ihm sich ganzen anvertraut, auf Ihn seine Zuversicht legt], nicht verlorengehe, sondern ewiges – Leben habe” (Joh 3,16). Er anerkennt nämlich nicht, dass die ‘Liebe’ nur durch die „uneigennützige Gabe ihrer Selbst – ‘sie-Selbst’ wird” (GS 24). Trotzdem einen gerade solchen Stil des Liebens beständig in erster Reihe Gott selbst offenbart.

Demzufolge knüpft der Mensch der Sünde an das Wort ‘Liebe’ eine Bedeutung an, die im Verhältnis zu ihren Gottes Wurzeln in totalem Widerspruch steht. Kein Wunder, dass anstelle der uneigennützigen Gabe seines Selbst, als der einzigen Art und Weise, wie jemand ‘sich selbst’ verwirklichen und wiederfinden kann (vgl. GS 24; aber auch die diesbezüglichen Aussagen Christi vom Bewahren des Lebens, bzw. von seinem Verlieren um seines Namens willen, z.B.: Mt 10,38f.; 20,27ff.; Mk 8,35; 10,43ff.; Joh 12,24f.), sofort die dreifache Begehrlichkeit erscheint: des Fleisches, der Augen, die Hoffart des Lebens (1 Joh 2,16f.), die die tatsächlichen Anstrebungen verlügt und falsch unter der Flagge der ‘Liebe’ segelt, wogegen sie in der Tat Aneignung, nicht aber Gabe wird.

In weiterer Folge gesellt sich zur sich fixierenden Verlogenheit der Beziehungen und erklärten Worten – das im Bericht vom Gottes Urteil nach dem Sündenfall im Garten Eden erwähnte Herrschen des Mannes über die Frau bei, und anderseits die begehrliche Aneignung des Mannes vonseiten der Frau (vgl. Gen 3,16a+b).

Dennoch allen Entstellungen zum Trotz, die durch die Sünde in den Kommunion-Beziehungen des von Anfang an zur „Einheit-der-Zweien” gerufenen Menschen – als Gottes Ebenbildes, was die Gottes Kommunion von Personen und die Gottes Mitteilung an den Menschen in der Welt sichtbar machen sollte, zustande gekommen sind, wird doch die ursprüngliche, im Sakrament der Schöpfung an den Menschen ausgerichtete Berufung nicht total vereitelt. Sie bleibt auch bei dem Menschen der ‘Begehrlichkeit’ seine beständig aktuelle Aufgabe und Berufung, die in den tiefsten Schichten seines ‘Herzens’ eingeprägt ist.

Dieses Herz muss doch der sich weckenden Begehrlichkeit nicht erliegen. Es wird befähigt – u.a. durch das Sakrament der Ehe in ihrer ursprünglichen Form, und umso mehr in der Kirche Christi – zum Kampf um die Wiedergewinnung der ursprünglichen Unschuld und der ursprünglichen, Gottes Sicht, also um das Anschauen einander „gleichsam mit dem Sehvermögen des Geheimnisses selbst der Schöpfung ... mit dem ganzen Frieden des inneren Blickes, der eben die Fülle der personalen Intimität hervorbringt” (ML 114f.).

Die erwähnte Fähigkeit zur Regeneration dessen, was der Verwüstung erlegen ist – bringt in der Zeit, wenn „die Fülle der Zeit kommen wird” (Gal 4,4), der Sohn Gottes, der Erlöser des Menschen: der Sohn des Urewigen Vaters, aber auch der wahre Sohn Mariens.

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RE-Lektüre: VI.Teil, 5.Kapitel, ad ‘c’.
Stadniki, 15.VII.2015.
Tarnów, 31.V.2022.

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2. Angesichts von Gut-Böse und Leben-Tod
3. Bruch der Kommunion mit Gott
4. Bruch der Kommunion mit dem Menschen
5. Die ‘Komunion’ Ehemann-Ehefrau
6. Die unterordnete ... ‘Kommunion’

D. VERSICHTLICHUNG DER HEILIGKEIT GOTTES IN DER WELT
NACH DEM SÜNDENFALL


Bilder-Fotos

Abb.1. Johannes Paul II. voller Schmerz und Empfindung um die voranschreitende physische Schwäche
Abb.2. Johannes Paul II. mit einem ganz erfreuten Buben
Abb.3. Johannes Paul II. kann nur noch mit großer Mühe den eigenen Text der Homilie lesen
Abb.4. Wunder der Natur - Gebirgswassersturz