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VERMERK: Abkürzungen zur angeführten Literatur s. Literatur


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5. Männlichkeit und Fraulichkeit erschaffen zur
Kommunion von Personen

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Aufgrund des biblischen Berichts ist es uns gegeben die Ehe „des Anfangs” beinahe greifbar zu berühren, wie sie im Werk selbst der Erschaffung zu entstehen begonnen hat. Es besteht kein Zweifel, dass die „liebende Allmacht des Schöpfers”  (DeV 33), samt der Erschaffung der Ehe – diese Institution mit allen unentbehrlichen Gnaden und Hilfen in natürlicher und übernatürlicher Ordnung ausgestattet hat, damit die Ehegatten der sich gelobenen, gegenseitigen Kommunion und Erziehung der Nachkommenschaft möglich bestens nachkommen können, einschließlich des den Kindern übertragenen Glaubens und der Liebe zu Gott und den Nächsten.

So ist schon der ‘Stil’ Gottes bei der Erschaffung und Berufung zu bestimmten Aufgaben. Gott ruft nicht nur zum Existieren vom Nichts, sondern sichert dem Geschöpf die ihm entsprechende Funktionalität und Kontinuität der Lebensüberweisung. Das betrifft umso mehr die Ehe, dieses Sakrament der Schöpfung selbst – in enger Analogie zur Wirklichkeit, wie die Ehe als Sakrament der Kirche in der Phase der „Fülle der Zeit”  des Neuen Bundes sein wird.

Auch diese Zweien im Paradies, die den Anbeginn allen weiteren Ehen gegeben haben, haben samt der Erschaffung im Zustand der heiligmachenden Gnade und der deutlichen Berufung zur Ehe – alle Gottes Hilfen empfangen, um den ehelichen Bund auf würdige Art und Weise zu gestalten und die ihnen aufgetragenen Aufgaben in Ehe und Familie bestens zu erfüllen.
– Vielsagendes Zeugnis des Bewusstseins dieser Zweien, dass indem sie selbst Gabe der erschaffenden, freudestrahlenden Liebe Gottes sind, jetzt sie selbst Person-Gabe für sich gegenseitig und die anderen Leute, angefangen von eigener Nachkommenschaft werden sollen, ist der Aufschrei von Freude und Danksagung der Eva, nachdem sie das Kind in die Welt gebracht hatte:

„Adam erkannte Eva, seine Frau; sie wurde schwanger und gebar Kain.
Da sagte sie: ‘Ich habe einen Mann
mit
(Hilfe) Jahwéh [= des Herrn: Name Gottes] geboren’ ...” (Gen 4,1f.; s. auch Joh 16,21).

Der spätere biblische Autor, der die Priesterliche Überlieferung betreffs des Ur-Anfangs aufgreift, wird in weiterer Folge des Berichts über Ereignisse der Ur-Zeiten noch einmal betonen, dass der Mensch als „Ähnlichkeit Gottes” erschaffen wurde und dass Gott die beiden Geschlechter erschaffen hat: Mann und Frau (Gen 5,1f.).
– Er hebt auch deutlich die Besonderheit hervor, dass der von Adam geborene Sohn „ähnlich war wie er als sein Ebenbild” (Gen 5,3).

Diese Darlegung betrifft schon die Zeitphase nach der zustandegekommenen „Sünde des menschlichen Anfangs” (vgl. DeV 35). Der biblische Autor hat es als angewiesen anerkannt, diese Besonderheit sehr deutlich hervorzuheben: dass nämlich die Ehegatten ihrer Nachkommenschaft das „Ebenbild Gottes” übermitteln – dasselbe, das sie unmittelbar von der „liebenden Allmacht des Schöpfers” (DeV 33) bei ihrer Erschaffung erhalten haben.

Das heißt also, dass die Wirklichkeit: Gottes Ebenbild zu sein – eine unwiderrufliche und unverwüstliche, konstitutive Eigenschaft des Menschen in seiner Männlichkeit und Fraulichkeit und nicht anders, darstellt. Dieses Kennzeichen unterscheidet den Menschen: Mann und Frau – von ganzer übrigen Schöpfung – unabhängig von der ethischen Reinheit des betreffenden Menschen in Gottes Angesicht.

Es gehört sich auf die Worte Evas zurückkehren, die mit der Gabe der Mutterschaft glücklich erfreut war. Wir bemerken, dass sie selbst, und zweifelsohne auch ihr Ehemann Adam, diese Mutterschaft und Elternschaft spontan als weitere Gabe der „liebenden Allmacht des Schöpfers” (DeV 33) empfangen hat: „Ich habe einen Mann mit (Hilfe) Jahwéh geboren” (Gen 4,1f.). Das Bekenntnis der Eva zeugt davon, dass trotz des Sündenfalls der Ur-Eltern im Paradies, die Sünde die personale Natur des Menschen nicht zunichte zu bringen imstande war, noch das Empfinden, dass der Mensch für sich selbst Gabe der „liebenden Allmacht des Schöpfers”  ist, immerwährend berufen, jetzt – der Reihe nach dem – selbst Gabe-‘für’ die anderen zu werden – in Analogie zum Gottes Stil des Liebens und Erschaffens.

Noch mehr, die Sünde war auch nicht imstande, das Selbstbewusstsein und die Selbstbestimmung des Menschen bis zu diesem Grad zu zerstören, dass er unfähig wäre immer wieder von Anfang die ihm aufgetragene Aufgabe zu erfüllen, die die Liebe Gottes u.a. in die eheliche und familiäre Kommunion eingeprägt hat. Diese Kommunion sollte in die abmessbare und visuelle Wirklichkeit der Welt – diese Kommunion von Liebe-Leben übertragen, mit der Gott in sich selbst in seinen voller Engagement Beziehungen von bräutlicher Liebe zu seinem lebendigen Ebenbild angesichts des Weltalls lodert. Das beiderseitige Sein des Mannes ‘für’ die Frau und umgekehrt wird auch nach der Sünde zu beständig mobilisierendem Ruf zur Widerspiegelung des Dreieinigen Geheimnisses des Göttlichen Personalen Lebens, d.h. der urewigen ergreifenden Gegenseitigkeit der Gottes Personen des Vaters und Sohnes, und des Heiligen Geistes.

Johannes Paul II. hebt hervor:

„... Ebenbild und Ähnlichkeit Gottes wurde der Mensch nicht durch das Mensch-Sein allein, sondern auch durch die Personenkommunion, wie sie von Anfang an Mann und Frau bilden. Aufgabe des Abbildes ist es diesen zu widerspiegeln, dessen Bild es ist, das heißt sein Urbild zu widerspiegeln.
– Der Mensch wird Widerspiegelung Gottes nicht so sehr im Akt der Einsamkeit, als vielmehr im Akt der Kommunion. Er ist doch ‘von Anfang an’ nicht nur Ebenbild, in dem sich die Einsamkeit der über die Welt herrschenden Person widerspiegelt, sondern die unergründliche, wesenhaft Gottes Kommunion von Personen ...
– Selbstverständlich ist das auch für die Theologie des Leibes nicht ohne Bedeutung. Es kann sein, dass das sogar der tiefste theologische Grundzug all dessen darstellt, was sich vom Menschen sagen lässt, der im Geheimnis der Erschaffung – aufgrund der ursprünglichen und konstitutiven ‘Einsamkeit’ seines Seins – mit der Einheit dessen beschenkt worden ist, was in ihm menschlich, und zugleich über den Leib – männlich ist; und anderseits mit der Einheit dessen, was in ihm menschlich, und zugleich über den Leib – fraulich ist.
– Darüber aber ruhte von Anfang an auch der Segen der Fruchtbarkeit, die mit wesentlich menschlicher Zeugung verbunden ist [vgl. Gen 1,28](ML 94f.).

Mit anderen Worten, der Mensch ist Ebenbild Gottes als zugleich zur zwischenpersonalen Kommunion gerufen – nach dem Urbild der Gottes Personenkommunion. Diese Feststellung hat einen eindeutigen Eintrag in beiden biblischen Berichten über die Erschaffung des Menschen als Mann und Frau gefunden [Gen 1,26f.; und Gen 2,7.21.24f.].
– Wir sind uns offenbar bewusst, dass volles Licht hinsichtlich der Berufung von Mann und Frau sofort zur Gnade und mit ihr durchtränkter Personenkommunion erst die Fülle der Offenbarung des Neuen Testaments bringt, wenn Gott selbst persönlich offenbart, dass Er Kommunion von Drei Personen bildet.

Aber auch: Gott war niemals imstande anders zu wirken-erschaffen, als ab immer – indem Er Kommunion von Drei Personen ist. Daher ist es unmöglich, dass die ganze Offenbarung auch schon des Alten Testamentes nicht voller Spuren Gottes wäre, der sich in seinen Werken als Kommunion der DREIEN offenbart hat. Nur dass der Mensch nicht den Mut zu meinen gehabt hat, dass diese ‘Spuren’ eine verwundernde, aber umso mehr ergreifende Wirklichkeit  darstellen.
– Zu ihrer irgendwelchen Ersichtlichung sollten auf ganz besondere Art und Weise diese Beziehungen werden, die unter Ehegatten stattfinden.

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6. Einheit der Gottes Personen
und Einheit der Gottes Söhne

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Wie gern knüpft Johannes Paul II. an die Gottes Kommunion der Personen an, sooft es sich ihm fügt, auf die Analogie hinzuweisen zwischen der Gottes Kommunion von Personen – und den zwischenmenschlichen Beziehungen, ganz besonders aber diesen, die sich in der ehelich-familiären Kommunion entwickeln sollen. Hier eine unter solchen seinen Erwägungen:

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Johannes Paul II. war sich nur allzu gut bewusst über die sich kennen zu gebenden Stimmen vonseiten solcher Personen, die bisweilen sehr laut seine Zurücktretung vom Posten des Stellvertreters Christi forderten. Anlass dazu war sein Alter, aber auch die zunehmenden physischen Insuffizienzen: die immer größer werdende Schwierigkeit bei Bewegungen und beim Gehen, und umso mehr Schwierigkeiten beim Sprechen und der Aussprache. Wie viel Leid hat ihm das alles beigebracht! Aufdringliche Stimmen, dass er die Funktion des Papstes ablegt, ließen sich des Öfteren von so manchen hören lassen, die wegen ihrer Würde seine nächsten Mitarbeiter bei der Ausübung der Regierung in der Heiligen Kirche sein sollten.

„Wenn der Herr Jesus zum Vater betet, dass ‘alle Eins seien ... wie auch Wir – Eins sind’ [Joh 17,21f], wodurch Er vor der menschlichen Vernunft unerreichbare Perspektiven aufschließt, legt Er eine gewisse Ähnlichkeit nahe zwischen der Einheit der Göttlichen Personen und der Einheit der Kinder Gottes, die in Wahrheit und Liebe verbunden sind. Diese Ähnlichkeit weist hin, dass der Mensch, indem er auf Erden das einzige von Gott um seiner Selbst willen gewollte Geschöpf ist [Gott will den Menschen selbstlos: dass er da sei],
sich selbst völlig nicht anders wiederfinden kann, als nur durch die uneigennützige Gabe seiner Selbst [GS 24] ...
– ... Person zu sein – bedeutet: nach Selbstverwirklichung zu streben [... sein Selbst zu wiederfinden; der Konzilstext spricht vom Finden seiner Selbst], die nicht anderes erfolgen kann, als nur ‘über die uneigennützige Gabe seiner Selbst’. Ur-Muster für solches Verständnis der Person ist Gott selbst als Dreifaltigkeit, als Kommunion von Personen ...
– Das bedeutet zugleich, dass der Mensch dazu gerufen ist, ‘für’ zu sein; dass er Gabe wird ...” (MuD 7). – (s. auch BF 6.8.11; usw.).

Damit befinden wir uns von neuem im Mittelpunkt selbst der Ehe (auch wenn nicht nur der Ehe). Es geht um die gegenseitigen bräutlichen Beziehungen der ersten zweien Personen. Sie wurden gerufen, mit ihrer freien, bewussten Entscheidung die Ehe einzugehen, begriffen in ganzem Ernst als unwiderruflicher, lebenslanger ehelicher Bund zweier Personen. Wie schon oben erwähnt (s. ob.: Ungetrübte Gerechtigkeit und ursprüngliche Unschuld), diese zwei Ersten haben ihre Kommunions-Beziehungen vor dem Sündenfall außer Zweifel im Zustand der übernatürlichen Gnade gestaltet, gemäß der „Gerechtigkeit und Unschuld” der Friedensordnung der Liebe und dem inneren Frieden, Gabe des beständigen Hinhörens auf die Stimme des im Herzen weilenden Dreieinigen.

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7. Nacktheit-Schamgefühl: Teilhabe an der Sicht des Schöpfers

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Es wäre schwer nicht eindringlicher an das geistige Ausmaß beim Erleben der Personen-Kommunion vonseiten der ersten Ehegatten anzuknüpfen. In der Lage vor dem Sündenfall der Ur-Eltern hing es direkt mit ihrer Erhebung zur Stunde ihrer Erschaffung zum Zustand der heiligmachenden Gnade zusammen: der ursprünglichen Gerechtigkeit und Unschuld. Die Kommunion dieser Zweien, die „von Anfang an” auch zum Ehe-Bund gerufen waren, der offenbar Folge der bewussten Wahl gewesen war, nicht aber Frage des nicht kontrollierten Triebes bzw. ‘Instinktes’, fand ihren Ausdruck u.a. in unternommenem ehelichem „Zwei-zu-einem-Fleisch” (Gen 2,24). Der biblische Autor vermerkt im Anschluss an ihre Situation vor dem Sündenfall mit entwaffnender Aufrichtigkeit, dass die „beiden ... waren nackt. Und doch sie brauchten sich voreinander nicht schämen” (Gen 2,25; s. auch ob.: Ursprüngliche Nacktheit).

Johannes Paul II. greift diesen biblischen Faden in seiner Katechese von der Erlösung des Leibes voller Schlichtheit und Gottes Sicht der Geschlechtlichkeit und Ehe auf:

„Die Einheit, von der Gen 2,24 spricht [‘sie werden Ein Fleisch sein’], ist ohne Zweifel jene Einheit, die ihren Ausdruck in der ehelichen Vereinigung findet und sich verwirklicht. Die biblische Formulierung, äußerst knapp und einfach, weist auf das Geschlecht hin: auf Fraulichkeit und Männlichkeit als diese Eigenschaft im Menschen – Mann und Frau – die es ihnen ermöglicht, indem sie ‘Ein Fleisch werden’, zugleich ihr ganzes Menschsein dem Segen der Fruchtbarkeit zu unterordnen.
– Allerdings der gesamte Zusammenhang dieser lapidaren Formulierung gestattet uns nicht, dass wir gleichsam auf der Oberfläche der menschlichen Sexualität haltmachen. Er erlaubt nicht, den Leib und das Geschlecht außerhalb des gesamten Ausmaßes des Menschen und der ‘Kommunion von Personen’ zu behandeln. Er heißt uns von ‘Anfang an’ die eigentliche Fülle und Tiefe jener Einheit zu erblicken, die Mann und Frau im Licht der Offenbarung des Leibes bilden sollen” (ML 99f).

An dieser Stelle müsste man an die prägnante Aussage des biblischen Verfassers über die Nacktheit und das Schamgefühl (Gen 2,24f) anknüpfen. Das eine, wie das andere betrifft grundlegende Wahrnehmungen, die zugleich Schlüsselempfindungen darstellen, die „immerwährend an den Wurzeln aller menschlichen Erfahrungen anwesend sind” (ML 103). Johannes Paul II. bemerkt, dass die Mitteilung betreffs der beiderseitigen Nacktheit und des nicht empfundenen Schamgefühls zu sich einander Ausdruck ihres Bewusstseins, wie auch der Qualität der Erlebensweise ihres Leibes ist:

„Der Satz ... spricht vom gegenseitig erlebten Leib, das heißt vom Erleben vonseiten des Mannes der Fraulichkeit, die sich in der Nacktheit ihres Leibes sichtbar offenlegt, und gegenseitig im ähnlichen Erleben der Männlichkeit vonseiten der Frau.
– Wenn der Autor hervorhebt: ‘Sie brauchten sich voreinander nicht schämen’, strebt er danach, dieses gegenseitige Erleben des Leibes mit maximaler, ihm zugänglicher Präzision zu beschreiben ...” (ML 105f.).

Der biblische Verfasser schreibt hier vom Standpunkt aus schon nach dem Sündenfall – über die kommuniongemäße Erlebensweise des eigenen Leibes vor dem Sündenfall. Diese Zweien waren von Gott berufen – in Analogie zur Gottes Personenkommunion, die „Einheit der Kinder Gottes zu bilden, verbunden in Wahrheit und Liebe” (GS 24).
– Mit ihrem Versuch, die Zuständigkeit Gottes betreffs der Bestimmung über Gut-Böse, Leben-Tod einzuräumen (Gen 2,17; 3,5ff; s. VSp 102) sind sie nicht nur gegen den Gehorsam Gott gegenüber aufgestanden, sondern tiefer: gegen die „Wahrheit [des Seins] und die Liebe”, mit der sie von der „liebenden Allmacht des Schöpfers” (DeV 33) beschenkt wurden.

Die Wahrheit des Seins hieß sie auf dem Grund des Bewusstseins verbleiben, dass schon das Zu-Existieren-Gekommen-Sein an sich – reine, große Gabe Gottes des Schöpfers bedeutet, der darin auf diese Art und Weise seine Liebe zu ihnen erwiesen hat. Und dass sie demzufolge nicht Schöpfer sind, sondern Geschöpf, das vom Schöpfer ganz umsonst geliebt worden ist.
– Die Anerkennung und das Liebhaben dieser Tatsache war für sie nicht nur nichts demütigendes, sondern umgekehrt, es sollte ihr Inneres zu erwiderter Liebe zum Schöpfer bewegen und daselbst zur ‘Herzens-Annahme’ der Warnung Gottes, die Frucht vom „Baum der Erkenntnis ...” (Gen 2,17) nicht zu genießen.

Man kann schwer nicht über die tieferen Gründe des vom biblischen Autor erwähnten gegenseitigen Nicht-Schämens, trotzdem sie miteinander in völliger Nacktheit ihrer Männlichkeit und Fraulichkeit verkehrten, nachdenken.
– Wir sind uns dessen bewusst, dass in strikter Analogie zum Sakrament der Ehe in der Kirche Christi, ebenfalls schon die Ehe als Sakrament der Schöpfung sich mit grundlegenden Merkmalen eines jeden der Sakramente gekennzeichnet hat.

Es musste nämlich die folgenden Merkmale bekunden:

(0,3 kB)  Sichtbares Zeichen – in diesem Fall der Leib des einen und anderen Teilnehmers des Sakraments in seiner ganzen Männlichkeit und Fraulichkeit. Es geht offenbar um den „Leib, der durch den unsterblichen Geist gestaltet wird” (vgl. FC 11), d.h. um die Seele, die ihn völlig durchdringt und über die Größe des Menschen als Person entscheidet.

(0,3 kB)  Dieses Zeichen: des Bundes zweier Personen in ihrer Männlichkeit und Fraulichkeit, wird sichtbares Zeichen – der un-sichtbaren Wirklichkeit: an die Lage der Ehe angepasster Gottes weiterer Gnaden-Gaben. Und zwar, durch dieses sichtbare Zeichen: des ehelichen Bundes der Zweien, zeigt Gott diesen Zweien seine eigene Bräutliche Liebe, indem Er sie beiden zugleich mit dem Reichtum seiner gewöhnlichen und außergewöhnlichen Gaben beschenkt, dass sie möglich am würdigsten ihre Berufung zum Leben im Ehe-Stand verwirklichen können.

(0,3 kB)  Hier fehlt offenbar die grundlegende, andere Eigenschaft eines Sakraments: die Gründung dieses Zeichens durch Jesus Christus. Wir stehen dagegen angesichts der Ehe als Sakraments der Schöpfung, d.h. das von Gott selbst in seiner Dreieinigen Personenkommunion gegründet worden ist.

Eine ganz besondere Rolle im Fall der Ehe, angefangen von der Ehe als Sakraments der Schöpfung, spielt der Leib dieser Zweien in seiner Männlichkeit und Fraulichkeit. Er dringt in das Wesen selbst jenes Ur-Sakraments hinein und freut sich eines besonderen Segens Gottes des so ins Leben umgeschmiedeten sowohl seines bräutlichen, wie auch elterlichen Sinnes.

Johannes Paul II. hebt mit ungemeinem Mut – in dabei erfahrener Gewissheit um die Wahrheit der Offenbarung, hervor:

„Das Sakrament, die Sakramentalität – in ganz allgemeiner Bedeutung dieses Wortes – begegnet dem Leib und setzt ‘die Theologie des Leibes’  voraus.
– Das Sakrament ist nämlich ... ‘sichtbares Zeichen’. Der ‘Leib’ bezeichnet aber das, was es Sichtbares gibt, er bezeichnet die ‘Sichtbarkeit’ der Welt und des Menschen. Folglich gerät der Leib irgendwie ... in die Definition des Sakraments, ‘indem er sichtbares Zeichen der unsichtbaren’: der geistigen, transzendenten, Göttlichen Wirklichkeit ist.
– In diesem Zeichen – und vermittels dieses Zeichens – teilt sich Gott dem Menschen in seiner transzendenten Wahrheit und Liebe mit.
– Das Sakrament ist Zeichen der Gnade – es ist wirksames Zeichen. Es bezeichnet sie nicht nur und bringt sie nicht nur sichtbar zum Ausdruck – nach Art des Zeichens, sondern es bewirkt sie auch, es trägt dazu wirksam bei, dass die Gnade Anteil des Menschen wird; dass sich in ihm das Werk der Erlösung ereignet und verwirklicht – das urewig von Gott beabsichtigte Werk, das in Jesus Christus bis zum Ende geoffenbart worden ist” (EL 158).

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Johannes Paul II. in seinem schweren Leiden - versunken im Rosenkranzgebet. Seit früher Jugend lernte Johannes Paul II alle wichtigeren Probleme mit dem Rosenkranzgebet zu lösen. Es störte ihn nicht, das auch öffentlich zu bekennen. Er sprach darüber offen bei seinen Apostolischen Reisen, vor allem nach Polen. Er knüpfte voller Liebe an seine Aufenthälte in Kalwaria Zebrzydowska an, wann er dort auf den langen Wegen des Kreuzwegs über das weit angelegte Hügelland umherging. Er tat das als Metropolit von Krakow fast immer incognito: ohne Aufwand, indem er dort einfach wanderte und im Herzen Erwägungen unternahm, bei gleichzeitigem Beten am Rosenkranz. Dem Rosenkranzgebet widmete der endlich seinen Apostolischen Brief, mit dem er den weiteren Jahrestag der Wahl zum Papst inauguriert hat: am 16.Oktober 2002: ROSARIUM Virginis MARIAE - Rosenkranz der Jungfrau Maria. Dieser Brief hat einen Umbruch im Beten des Rosenkranzes gebracht. In ihm hat der Heilige Vater u.a. zum traditionellen Modell des Rosenkranzgebetes die vierte Reihe von Geheimnissen eingeführt - Geheimnisse des LICHTES.

Die Päpstlichen Worte stecken gleichsam Meilensteine ab auf dem Weg des Eindringens in die Wahrheit der Offenbarung Gottes in diesem Bereich. Wie sollte man in ihnen nicht den von Jesus Christus gesandten Heiligen Geist wahrnehmen, der die Kirche, die Braut Christi, für heute in die weiteren, nicht geahnten Tiefen der Erkenntnis und des Liebhabens der Wahrheit Gottes Offenbarung einführt!

Auf diesem Hintergrund beugen wir uns von neuem über die Worte des biblischen Verfassers betreffs der ursprünglichen Nacktheit dieser Zweien, die vor nicht berufenem Anblick keinen natürlichen Schutzreflex bezugs der eigenen Nacktheit geweckt hat.

Solches Bedürfnis entsteht einerseits infolge des Bedarfs nach innerer und äußerer Affirmation der Würde der eigenen Person angesichts jemandes anderen, und anderseits einer gleichzeitigen Suche nach Nähe zu diesem anderen – als Person, die sich zur Nacktheit nicht als Gegenstand des Begehrens verhielte, sondern „Gabe der Person für die Person”  zum Ausdruck bringen würde (BF 11; und vgl. ML 109).

Die Schlichtheit der ursprünglichen Verhaltensweisen dieser Zweien in ganzer Nacktheit ihrer Sichtbarkeit war Ausdruck der beiderseitigen Hingabe einander als Personen in beglückender, einander ergänzender Erkenntnis infolge ihrer Männlichkeit und Fraulichkeit. Sie beiden erlebten die Tiefe des Sinnes ihrer gegenseitigen körperlichen Komplementarität, indem sie die Fülle des Sinnes ihres Leibes gerade demzufolge erfahren haben, weil sie nackt waren und sich gegenseitig über die „ursprüngliche Unschuld der Erkenntnis” annahmen (ML 111). Das gegenseitige Sehen sich einander drückte die innere Friedensordnung aus, die die gegenseitige personale Mitteilung einander bedingte (vgl. ML 112f.).

Das voller feinfühliger Ehrachtung gegenseitige, personale Umfangen seiner einander in eigener Nacktheit entsprang dem Sehen einander mit reinem ‘Herzen’.
– Das geschah in genauem Gegenteil zur Sünde der Begehrlichkeit, die zuerst gerade im ‘Herzen’ auftaucht (s. Mt 5,28). In der Lage vor dem Sündenfall sehen die Zweien sich einander im Herzen des Schöpfers: mit Fülle der inneren Friedensordnung und Liebe, die sich einander als Personen umfängt, nicht aber als Objekt. Unter solchen Bedingungen kommt die Absorption der Schamempfindung durch die Liebe zutage (s. LuV 118-131): es beginnt die Kommunion von Personen.

Johannes Paul II. präzisiert mit der ihm eigenen Tiefe:

„Jener Fülle der ‘äußeren’ Sichtbarkeit, bestimmt von der ‘physischen’ Nacktheit, ... entspricht die ‘innere’ Fülle der Sichtbarkeit des Menschen in Gott, d.h. nach dem Maß des ‘Ebenbildes Gottes’ [Gen 1,27]. Gerade nach diesem Maß ‘ist’ der Mensch nackt [‘sie waren nackt’: Gen 2,25], bevor ‘er erkennt, dass er nackt ist’ [vgl. Gen 3,7-10] ...” (ML 113).

„Mann und Frau sehen sich ... gleichsam mit dem Sehvermögen des Geheimnisses selbst der Schöpfung. Sie sehen sich so, noch bevor sie ‘erkennen, dass sie nackt sind’. Ihr gegenseitiges Sehen ist nicht nur Teilnahme an der ‘äußeren’ Sichtbarkeit der Welt, sondern es ist ihm das innere Ausmaß der Teilhabe am Sehen des Schöpfers selbst inne, an jenem Sehen, von dem der Priesterliche Text ein paarmal spricht: ‘Gott sah, dass alles, was Er gemacht hatte, gut war ... dass es sehr gut war’.
– Die Nacktheit bezeichnet das ursprüngliche Gut des Gottes Sehens. Die Nacktheit bedeutet die ganze Schlichtheit und Fülle jenes Sehens, durch das sich der ‘reine’ Wert des Menschen als Mann und Frau kundgibt, der ‘reine’ Wert des Leibes und Geschlechts. Diese Situation ... kennt keinen inneren Bruch und Gegensätzlichkeit zwischen dem, was das Geistige ist, und dem, was Sinnliches ist, wie sie keinen Bruch ausweist, noch Gegensätzlichkeit zwischen dem, was menschlich gesehen das Personale ausmacht, und dem, was im Menschen das Geschlecht bestimmt: was das Männliche und Frauliche ist.
– Indem sie sich gegenseitig gleichsam mit dem Auge des Geheimnisses der Schöpfung selbst sehen, erblickt Mann und Frau sich einander umso vollständiger und deutlicher mit seinem Sehvermögen selbst: mit Augen des Leibes. Sie sehen sich nämlich und umfangen sich mit dem ganzen Frieden des inneren Blicks, der eben die Fülle der personalen Intimität hervorbringt ...
– ... Indem sie sich sehen und einander mit ganzem Frieden des inneren Blicks umfangen, ‘kommunizieren’ sie in der Fülle des Menschseins, das sich in ihnen als gegenseitig gerade deshalb ergänzt offenbart, dass es ‘männlich’ und ‘fraulich’ ist. Zugleich ‘kommunizieren sie’ auf dem Grund dieser Personen-Kommunion, in der sie durch ihre Fraulichkeit und Männlichkeit gegenseitige Gabe füreinander werden.
– Auf solche Art und Weise erreichen sie in der Gegenseitigkeit das besondere Empfinden des Sinnes ihres Leibes. Die ursprüngliche Bedeutung der Nacktheit entspricht solcher Schlichtheit und Fülle des Sehens, in der das Empfinden um den Sinn des Leibes gleichsam im Herzen selbst ihrer Gemeinschaft-Kommunion entsteht. Wir nennen ihn als ‘bräutlichen’ Sinn des Leibes ...” (ML 114f).

Das Geheimnis der Dualität im selben Menschsein bleibt auf diese Weise am Fundament des Person-Gabe-Werdens im System des Ehe-Bundes stehen.
– Gott, der von Liebe bewegt, den Menschen mit der Gabe des Existierens und vielen anderen Gaben beschenkt hat, wurde für ihn Ur-Muster des gegenseitigen Sich-Schenkens als Gabe füreinander, angefangen vom Gabe-Sein-füreinander im ehelichen Bund. Der Leib, der in seiner Männlichkeit und Fraulichkeit die „Person zum Ausdruck bringt”  (vgl. ML 122), wird in Umständen der ehelichen Bräutlichkeit ein in die Sichtbarkeit überbrachtes Zeichen der mehr ursprünglichen Gabe, wie sie für den Menschen Gott-die-Person in ihrer „liebenden Allmacht des Schöpfers” darstellt (DeV 33).
– Eheleute können unmöglich den zuengsten Zusammenhang nicht bemerken zwischen der beiderseitigen Hingabe aneinander, und dieser Gabe, die sie vom Schöpfer empfangen haben, der „in [ihre] Nase den Odem des Lebens hauchte, so dass der Mensch zu einem lebenden Wesen” (Gen 2,7), und selbst Gottes „Ebenbild und Ähnlichkeit” (Gen 1,27f.) geworden ist.

Das gegenseitige Anhangen aneinander von Ehemann und Ehefrau drängt auf sakramentale Art und Weise von allein, den Gedanken vom ursprünglichen Beschenken und Liebhaben vonseiten des Schöpfers auf. Daher sagt Johannes Paul II:

„Der Leib, der die Fraulichkeit ‘für’ die Männlichkeit und gegenseitig die Männlichkeit ‘für’  die Fraulichkeit zum Ausdruck bringt, offenbart die Gegenseitigkeit und Kommunion von Personen. Er drückt sie aus durch die Gabe als die grundlegende Regelmäßigkeit des personalen Daseins.
– Es ist der Leib, der vom Erschaffen-Sein als grundlegender Beschenkung zeugt, der also von Liebe zeugt als dem Quell, aus dem diese Beschenkung und Gabe hervorgegangen ist.
– Die Männlichkeit-Fraulichkeit – also das Geschlecht – ist ursprüngliches Zeichen der erschaffenden Beschenkung, und gleichzeitig der vom Menschen als Mann-Frau bewusst gewordenen und gleichsam ursprünglich ‘erfahrenen’ Gabe. Mit solcher Bedeutung gerät das ‘Geschlecht’ in die Theologie des Leibes” (ML 122f.).

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8. Sex
oder Freiheit der Person-Gabe

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Das wiederholte Hervorheben der Wichtigkeit des ‘Leibes’ in seiner Männlichkeit und Fraulichkeit bedeutet in keinem Fall, dass das gegenseitige Gabe-Werden dieser Zweien füreinander sich ununterbrochen und ausschließlich um den modern begriffenen ‘Sexus’  gesammelt hat. Im Fall der Eheleute ist es offenbar an sich verständlich, dass sie in für sie eigenem Rhythmus Zeiten ihrer ehelichen geschlechtlichen Vereinigung erleben, indem sie dann im wörtlichen Sinn „Zwei-zu-einem-Fleisch” werden (Gen 2,24) als Erweis der gegenseitigen Gabe-Person. Die Aufmerksamkeit muss sich aber beständig um die Person sammeln, auch wenn die Vereinigung u.a. gerade im Leib vollbracht werden wird. Diese Zeiten werden für diese beiden zu eigenartiger:

„... Erfüllung der ursprünglichen Einsamkeit des ‘Menschen’. Jene Erfüllung ist ursprünglich beglückend ...
– Sie bildet diese ursprüngliche Glückseligkeit, die zum Geheimnis der Erschaffung aus Liebe gehört – also zum Wesen selbst der erschaffenden Beschenkung, als der von seinem gleichsam ‘Genesis-Schlaf’ [der im Genesis-Buch dargestellt wird: lat. Genesis] aufgeweckte Mensch-der-‘Mann’ im Angesicht des von Ihm erschaffenen Menschen-der-‘Frau’ aufschreit: ‘Diese endlich ist Gebein von meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleisch’ [Gen 2,23]. Diese Worte drücken gleichsam den beglückenden ‘Anfang’ selbst des Daseins des Menschen in der Welt aus ...” (ML 121).

Die Zeiten des ehelichen Eins-in-Liebe sind jedes Mal eigenartiger ‘Festtag’ inmitten der grauen Wirklichkeit. Dagegen das „Dasein im gegenseitigen ‘für’, also in Beziehung der gegenseitigen Gabe” (ML 121) für den Alltag drückt die gegenseitige Personenkommunion in wesentlich weiterem Bereich und weiterem Sinn aus. Die tägliche Mühsal des Lebens in Ehe und allmählich Familie schaffen tausende Angelegenheiten, in denen sich in Praxis die Qualität jenes „DA-Seins im gegenseitigen ‘für’, also in Beziehung der gegenseitigen Gabe” (ML 121) bestätigt. Erst die konkreten Lebensumstände lassen die ‘Wahrheit und Liebe’ (vgl. GS 24) einer Prüfung unterziehen, ob es um das tatsächliche Dasein-Sein-als-‘Gabe-für’ diesen anderen geht: sei es unter ehelichen Bedingungen, oder allgemeiner – zwischenmenschlichen Umständen, wann das Ausmaß der Geschlechtlichkeit auf beinahe nicht bemerkten Hintergrund schwindet.

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Ob sexuelle Revolution
Johannes Paul II.

Aus diesem Grund kann schwer im anderswo ausgezeichneten Buch des englischen Autors Christopher West: „Theologie des Leibes für Anfänger” – der zweideutige, wenn nicht geradezu irreführende Untertitel angenommen werden: „Einführung in die Sexuelle Revolution nach Papst Johannes Paul II.”.
[Christopher West, Theology of the Body for Beginners. A Basic Introduction to Pope John Paul II's Sexual Revolution, Ascension Press, West Chester, PA 2004; s. deutsche Übersetzung: Theologie des Leibes für Anfänger. Einführung in die sexuelle Revolution nach Papst Johannes Paul II., Fe-Medienverlag, Kisslegg 2005].
Anderes heißt, von Nacktheit des Menschen in seiner Männlichkeit und Fraulichkeit zu sprechen, wenn sie „jenen ursprünglich beglückenden ‘Anfang’ des Daseins des Menschen: Mann und Frau bedeutet – in ganzer Wahrheit ihres Leibes und Geschlechts, die die einfache und reine Wahrheit der Kommunion von Personen darstellt” (ML 122), und anderes das ‘sexuelle’, d.h. auf Ausnutzen ausgerichtete und nicht personale Anschauen sich einander nach der Richtschnur, wie sie von der ‘sexuellen Revolution’ aufgedrängt werden möchte, mit der Johannes Paul II. nichts zu tun hat.
– Johannes Paul II. knüpft an die im Gottes-Geschriebenen-Wort ausgedrückte „erste Freude” des Menschen an, der als Mann und Frau (Gen 1,27; Gen 2,23) da zu sein begonnen hat – wie auch an die von Gott gegründete eheliche Einheit (Gen 2,24) im Klima der „Nacktheit der beiden, die gegenseitig frei war von Schamempfinden” (Gen 2,25; s. ML 123). Die Zusammenstellung dieser Tatsachen:

„... lässt uns von Offenbarung sprechen – und zugleich von Entdeckung – des ‘bräutlichen’ Sinnes des Leibes im Geheimnis selbst der Erschaffung. Jener Sinn (als geoffenbart, und zugleich als vom Menschen bewusst geworden und von ihm ‘erfahren’ ) bestätigt gewissermaßen bis zum letzten, dass die erschaffende Beschenkung, die von Liebe hergeflossen war, an das ursprüngliche Bewusstsein des Menschen gelangt ist, indem sie zum Erleben der gegenseitigen Gabe geworden ist, das selbst durch den archaischen Text erfahren werden kann. Davon scheint auch ... jene Nacktheit der beiden, frei von Schamempfinden, zu zeugen” (ML 123).

Johannes Paul II. hebt mit Recht hervor, dass diese zwei Ersten sich einerseits selbstverständlich des ehelich-elterlichen Sinnes ihres Leibes bewusst waren. Sooft sie sich in „Zwei-zu-einem-Fleisch” vereinigen, unterziehen sie ihr Menschsein dem Gottes Segen der Fruchtbarkeit (Gen 1,28), wobei sie in ihrer ehelichen Vereinigung die völlige Aufgeschlossenheit und Bereitschaft für die Elternschaft zum Ausdruck bringen.

Damit gehen aber ihre ehelichen Beziehungen nicht zu Ende. Parallel zu diesem elterlichen Sinn ihres Leibes werden sie sich beide um seinen bräutlichen Sinn bewusst, sooft sie sich in ihrer Männlichkeit und Fraulichkeit vereinigen. Dieser aber entwickelt sich parallel, und in gewissem Maß unabhängig von seinem elterlichen Sinn – bei gleichzeitiger, jedesmaliger Achtung der vom Schöpfer in das „Zwei-zu-einem-Fleisch” eingeprägten inneren Friedensordnung der ehelichen Hingabe aneinander in zu dieser Zeit erfolgender Vereinigung ihrer beiden Personen.
– Der Heilige Vater äußert das in folgenden Worten:

„... Die Feststellung Gen 2,25: ‘sie beiden waren nackt. Und doch sie brauchten sich voreinander nicht schämen’, scheint zu dieser grundlegenden Wahrheit bezüglich des Sinnes des menschlichen Leibes, seiner Männlichkeit und Fraulichkeit [= elterlicher Sinn des Leibes], die nicht minder wesentliche und grundsätzliche Wahrheit dazu zu sagen. Der Mensch, bewusst um die Zeugungs-Möglichkeiten seines Leibes und Geschlechts, ist zugleich vom ‘Zwang’ seines Leibes und Geschlechts frei.
– Jene ursprüngliche Nacktheit, diese gegenseitige Nacktheit, die zugleich mit Schamempfinden nicht belastet ist, scheint von solcher inneren Freiheit des Menschen zu sprechen.
– Sollte es Freiheit vom ‘sexuellen Trieb’ sein? Der Begriff ‘Trieb’ spricht seinem Klang allein nach vom inneren Zwang, ähnlich wie der Instinkt, der die Fruchtbarkeit und die Prokreation in ganzer Welt der Lebewesen (lat.: animalia) unterhält. Es scheint dagegen, dass beide Texte des Genesisbuches, der erste, wie der zweite Bericht über die Erschaffung des Menschen, die Perspektive der menschlichen Prokreation genügend mit ganzer Regelmäßigkeit des personalen Seins verbindet.
– Die Analogie des menschlichen Leibes und Geschlechts mit Bezug auf die Welt der Tiere ... wird in beiden Berichten (auch wenn in jedem anders) folgerichtig auf die Ebene des ‘Ebenbildes Gottes’ erhoben, auf die Ebene der Person und Kommunion von Personen” (ML 124).

Darin kommt eben der wesentliche Unterschied zwischen der Welt des Menschen – und der Tiere zum Ausdruck. Hier muss auch die Begründung für die oben erwähnte Bemerkung gesucht werden, dass eine Deutung der Päpstlichen Katechese über die ‘Erlösung des Leibes’ als irgendwas von „sexueller Revolution”, die in der Kirche Christi scheinbar von Johannes Paul II. als Christi Stellvertreters durchgesetzt wäre, unmöglich zugelassen werden darf (s. ob.: Ob sexuelle Revolution Johannes Paul II).

Aufgrund der ausgewogenen Worte des biblischen Verfassers, in denen er diese Zweien als das erste Ehepaar in der Lage vor ihrem Sündenfall darstellt, geht hervor, dass sich ihre gegenseitigen Beziehungen auf dem Niveau der Fülle von Freiheit in beiderseitiger Gabe gestaltet haben. Kraft dieser Freiheit blicken sich diese Zweien gegenseitig in ihrer Männlichkeit und Fraulichkeit an als Kommunion von Personen, nicht aber als ‘Objekt’ eines eroberungssüchtigen ‘Sex-Begehrens’, das den anderen mit Kraftaufwand des allmächtigen Zwangs des Fleisches anzueignen suchte: mit Anblick, Berührung, und sei es auch nur mit Begehren.

Gerade dieses Kennzeichen entscheidet über ihre Beziehungen als menschliche, d.h. personalistische [= die sich auf eine des Menschen würdige Art und Weise gestalten: als Person; s. auch FC 32; GS 51], und nicht als tierische.
– Geradeaus so wird der Mensch in der biblischen Offenbarung Gottes im Bericht über den Garten Eden dargestellt. Diese Offenbarung geht vonseiten dieser Zweien mit der Entdeckung des ihnen vom Schöpfer eingeprägten ‘bräutlichen’ Sinnes des Leibes und Geschlechts einher – „in Fülle der Freiheit vom Zwang des Fleisches und Geschlechts”  (ML 125).

Daher hebt der Heilige Vater in seiner Katechese hervor:

„Gerade davon scheint jene Nacktheit frei von Schamempfinden zu zeugen. Man kann sagen, dass erschaffen durch die Liebe, das heißt beschenkt in ihrer Existenz mit Männlichkeit und Fraulichkeit, beide ‘nackt’ deswegen sind, weil sie frei sind mit Freiheit der Gabe. Gerade diese Freiheit liegt dem bräutlichen Sinn des Leibes zugrunde.
– Der menschliche Leib, seine Geschlechtlichkeit, seine Männlichkeit und Fraulichkeit, ist im Geheimnis der Erschaffung nicht nur Quelle der Fruchtbarkeit und Prokreation, wie es in der ganzen Naturordnung geschieht. Es ist in diesem Leib ‘von Anfang an’ die ‘bräutliche’ Eigenschaft enthalten, das ist die Fähigkeit, die Liebe zum Ausdruck zu bringen, in der der Mensch-die-Person zur Gabe wird und den Sinn selbst seines Existierens und Seins vermittels dieser Gabe erfüllt ...” (ML 125f.).

Über das Thema der hier erwähnten ‘Freiheit’ wurde schon nicht wenig in ersten Teilen unserer WEB-Site gesprochen (s. z.B.: Möglichkeit sich ‘person-haft’ dahinzugeben, und die weitere Folge: Freiheit der Gabe bedroht von der Begehrlichkeit – samt der weiteren Folge der Erwägungen). Voraussetzung für solche innere Freiheit ist das Besitzen seines Selbst, also das Selbst-Besitzen. Niemand kann jemandem das als Gabe schenken, was er selbst nicht besitzt.

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Sowohl JUGENDLICHE, wie Kinder - haben instinktivmäßig gespürt, dass Johannes Paul II. mit seinem ganzen HERZEN für sie da ist. Auch er hat diese seine Prädilektion nicht verheimlicht. Er tat es zweifelsohne, indem er sich nach tiefstem Glauben richtete. In Kindern sah er - und gab es immer wieder zu verstehen - die Zukunft der Kirche und ihre ewige Jugend. Er sah aber auch nur allzu gut, wie sehr KINDER für die Familie und die Ehe selbst: für Mann und Frau, eine Gabe darstellen, im Maß wie sie sich allmählich in Eltern umwandeln. Diese Frage sah er mit ganzer Dramatik am Hintergrund der voranschreitenden, mit immer größerem Kraftaufwand aufgedrängten Todeskultur. -- Einer der Beweggründe seines innigen Engagements in Verteidigung der Kinder war die Frage ihrer Ausnutzung zur unmenschlichen Arbeit, aber auch die Nötigung von Kindern zu Sünden. Dazu gesellte sich die Frage der Behinderten Kinder und Kinder aus pathologischen Familien. In der Botschaft zur Fastenzeit 2004 schrieb er u.a.: Voller Dank von Bewunderung denke ich an diese, die die Erziehung von Kindern unternehmen, die Schwierigkeiten erleben und die ihnen und ihren Verwandten eine Linderung bringen möchten in Leiden, die von Kriegen und Gewalttätigkeit verursacht worden sind, von mangelnden Nahrungsmitteln und Wasser, von aufgenötigter Auswanderung und so vielen anderen Formen von Ungerechtigkeit, die in der Welt besteht. Neben solcher Großzügigkeit muss aber auch die Selbstsucht dieser erblickt werden, die Kinder nicht annehmen. Es fehlen nicht Minderjährige, die zutiefst mit der Gewalttätigkeit der Erwachsenen verwundet sind: sexuellem Missbrauch, Nötigung zur Prostitution, Einbezug in Verkauf und Gebrauch von Drogen; Kinder die zur Arbeit gezwungen, oder zum Soldatendienst einberufen werden; das ganze Leben lang bleiben Verwundungen, die unschuldigen Kindern von zersetzten Familien zugetan werden; die Geringen werden nicht mit schändigem Handel von Organen und Menschen geschont. Und was soll erst von der Tragödie des AIDS gesagt werden, wie auch von seinen devastierenden Folgen in Afrika? - Und weiter: Was Böses haben diese Kinder angetan, dass sie auf solche Leiden verdient haben?

Richtet sich jemand nach der Begehrlichkeit, werden seine Betätigungen nicht von Freiheit der Gabe-der-Person getragen, sondern vom Zwang des ‘Fleisches’. Die Person ist dann nicht  ‘Herr über sie Selbst’: sie wird zum Spielzeug des blinden Instinkts, und tiefer gesagt: Sklave der sich ihrer bedienenden „Alten Schlange, genannt Teufel und Satan, der die ganze Welt verführt” (Offb 12,9). Die alsdann erklärten Worte betreffs der ‘Gabe’ werden in solchem Fall zu gründlicher Verlogenheit der eigentlichen Betätigung, die die egoistische In-Besitz-Nahme des ‘Sexus’ anstrebt, nicht aber sie Selbst als „Gabe der Person für die Person”  werden möchte (BF 11).

Daher fügt Johannes Paul II. hinzu:

„... Mann und Frau sind im Zusammenhang ihres beglückenden ‘Anfangs’ mit Freiheit der Gabe frei. Denn dazu, dass sie durch ihr ganzes Menschsein, durch ihre Fraulichkeit und Männlichkeit in Beziehung der ‘selbstlosen Gabe’ verbleiben können, dass sie solche Gabe füreinander sein können (darunter auch bezüglich dieser Perspektive, von der Gen 2,24 spricht [Vollzug des Zwei-zu-einem-Fleisch]), müssen sie eben in solcher Weise frei sein.
– Die Freiheit verstehen wir an dieser Stelle vor allem als Besitzen seiner Selbst (Selbstbesitzen). In solcher Form ist es nämlich unentbehrlich, dass der Mensch Gabe werden kann, dass er ... ‘sich selbst als uneigennützige Gabe seiner Selbst wiederfinden kann’ [GS 24].
– So also kann und muss man jenes ‘sie waren nackt und brauchten sich voreinander nicht schämen’ [Gen 2,25] verstehen als Offenbarung – und zugleich Entdeckung – der Freiheit, die den ‘bräutlichen’ Sinn des Leibes ermöglicht und ihn bedingt” (ML 126f).

Die so begriffene innere Freiheit bei gegenseitiger Hingabe aneinander auf der der Person würdigen Ebene lässt diese Zweien ‘sich selbst wiederfinden’ in jenem Gabe-Sein für diesen anderen. Das wird Analogie der menschlichen, von Gott beabsichtigten Abspiegelung Gottes, der der Erste ‘selbstlose Gabe’ für den Menschen wird, diese einzige Kreatur, die Er tatsächlich gewollt-beabsichtigt hat: nicht auf instrumentelle Art [so wird der Kosmos und die Natur ‘gewollt’], sondern ‘um seines Selbst willen’.

Der Heilige Vater spricht weiter:

„In solcher Weise findet der Mann in dieser ersten beglückenden Begegnung die Frau, und sie ihn wieder. In dieser Weise nimmt er sie innerlich an, und sie ihn; nimmt sie so an, wie sie ‘um ihrer Selbst willen’ vom Schöpfer gewollt ist, wie sie konstituiert ist im Geheimnis des Ebenbildes Gottes durch ihre Fraulichkeit – und gegenseitig sie nimmt ihn ebenso an, wie er ‘um seines Selbst willen’ vom Schöpfer gewollt und durch seine Männlichkeit konstituiert ist.
– Darin beruht in weiterer Folge die Offenbarung und zugleich die Entdeckung des ‘bräutlichen’ Sinnes des Leibes ...” (ML 128).

In solchen Umständen erfolgt zugleich die beiderseitige Affirmation ihrer Personen. Diese Affirmation bedeutet:

„... Die Unternahme der Gabe, die durch die Gegenseitigkeit die Kommunion von Personen ... von innen her erzeugt, und zu gleicher Zeit mit ihr das ganze ‘Äußere’ des Menschen umfängt und umgreift, das was seine Nacktheit bildet, die reine und schlichte Nacktheit des Leibes in seiner Männlichkeit und Fraulichkeit ...” (ML 129).

Mit der so begriffenen inneren Freiheit im Dasein füreinander als Person-Gabe, das seinen Ausdruck auf besonders intensive Art und Weise im ehelichen „Zwei zu einem Fleisch” erhält, hängt einerseits die innere Schönheit des Menschseins zusammen, samt der die Kommunion von Personen begleitenden ursprünglichen Glückseligkeit (vgl. ML 129). Diese Eigenschaften wurden vom Schöpfer tief in die Natur der menschlichen Person in ihrer Männlichkeit und Fraulichkeit eingeprägt. Sie unterliegen zwar in Kürze infolge der Sünde, die zustande gekommen ist, einer tiefen Entstellung. Allerdings:

„... Der Mensch entreißt sich niemals vom ‘bräutlichen’  Sinn seines Leibes.
– ... [Dieser Sinn] wird unter ihnen [den Entstellungen der Sünde] als die tiefste Schicht bleiben, die nach Enthüllung in ihrer Schlichtheit und Reinheit verlangt, wie auch danach, dass er in ganzer Wahrheit als Zeichen des ‘Ebenbildes Gottes’ gezeigt wird ...” (ML 130).

Johannes Paul II. hebt so manches Mal den Zug hervor der gerade erst erwähnten, ursprünglichen Glückseligkeit des Menschen bei der Offenbarung und zugleich Entdeckung des beseligenden, bräutlichen Sinnes des Leibes, der zum Gabe-Werden – und Beschenkung mit sich als Person befähigt wird (s. z.B. ML 130).

Es gehört sich ein besonderer Dank diesem Papst, dass er von der biblischen Darstellung diese feinen Fäden enthüllt hat, die bisher beinahe nicht bemerkt waren, bzw. ihr Leben in Form kaum erblickter nur ‘Knospen’ geführt haben. Sie wurden jetzt auf Eingriff des Heiligen Geistes bemerkt, der auf solche Weise das Eindringen der Kirche in die Wahrheit der Gottes Offenbarung in diesem Bereich ungemein beschleunigt hat.

Der Heilige Vater sagt noch weiter:

„Die ganze ... abgerissene Wirklichkeit der Gabe und Beschenkung als konstitutiven Inhalts des Geheimnisses der Schöpfung bestätigt die in diesem Geheimnis enthaltene Strahlung der Liebe. Nur die Liebe erschafft Gutes und nur sie lässt sich letztlich über alle seine Ausmaße und Profile in der Erschaffung, besonders aber im Menschen, erblicken ...
– Die ursprüngliche Glückseligkeit, jener beglückende ‘Anfang’ des Menschen, den Gott als ‘Mann und Frau’ erschaffen hat [Gen 1,27], der bräutliche Sinn des Leibes in seiner ursprünglichen Nacktheit – all das bedeutet Einwurzelung in Liebe. ...
– Die ersten Verse der Bibel sprechen darüber außer jeden Zweifel. Sie sprechen nicht nur von der Erschaffung der Welt und des Menschen in der Welt, sondern sagen von der Gnade, das heißt von der Mitteilung der Heiligkeit, von der Strahlung des Geistes, die den besonderen Zustand der ‘Vergeistlichung”  jenes – doch ursprünglichen – Menschen bewirkt hat. In der Sprache der Bibel, in der Sprache der Offenbarung bedeutet ‘ursprünglich’ gerade das ‘Göttliche’: ‘Adam, der Gottes war’  [vgl. Lk 3,38] ...
– Die Glückseligkeit heißt Einwurzelung in Liebe. Die ursprüngliche Glückseligkeit spricht vom ‘Anfang’ des Menschen, der aus Liebe aufgetaucht ist und die Liebe initiiert hat. Es geschah aber in einer unumwendbaren Art und Weise, trotz der späteren Sünde und dem Tod” (ML 132f.).

In Zusammenfassung dieser Erwägungen über den Sinn der ursprünglichen Nacktheit und der sie begleitenden Freiheit im beiderseitigen Person-Gabe-Sein muss hervorgehoben werden, dass in dieser Freiheit im Person-Gabe-Werden die ursprüngliche Unschuld des Menschen zum Ausdruck kommt. So wurde er erschaffen, d.h. im Zustand der heiligmachenden Gnade. Diese aber hat seine Männlichkeit und Fraulichkeit mit geistiger Strahlung durchtränkt:

„... Es ist markant, dass die in Gen 2,25 enthaltene Feststellung über die Nacktheit, die gegenseitig von Schamempfinden frei war, die einzige Aussage dieser Art im Bereich der ganzen Bibel ist. Sie wird schon niemals später wiederholt.
– Im Gegenteil, man kann auf viele Texte hinweisen, in denen die Nacktheit mit der empfundenen Scham einhergeht, oder auch geradezu ‘Schande’ ... In diesem weitern Zusammenhang werden umso mehr die Grundlagen sichtbar, um in Gen 2,25 eine besondere Spur des Geheimnisses der ursprünglichen Unschuld zu wiederfinden, einen besonderen gleichsam Brennpunkt ihrer Strahlung im menschlichen Subjekt.
– Die Ursprüngliche Unschuld ist dieser Ausmaß der Gnade, die im Geheimnis der Schöpfung enthalten ist, diese geheimnisvolle Beschenkung des menschlichen Inneren, des menschlichen ‘Herzens’, die den beiden: Mann und Frau, ermöglicht und erlaubt ‘von Anfang an’ in gegenseitiger Beziehung der uneigennützigen Gabe seiner Selbst da zu sein. Darin ist die Offenbarung und zugleich Endeckung des ‘bräutlichen’ Sinnes des Leibes in seiner Männlichkeit-Fraulichkeit enthalten. ...
– ... Jene Entdeckung des bräutlichen Sinnes des Leibes ... geschieht über den Zug der ursprünglichen Unschuld, und sie enthüllt eben diesen Zug und hebt sie hervor” (ML 134f).

In dieser Lage zeigt es sich, dass nur dort, wo Unschuld herrscht, das Empfinden der Scham gegenstandslos wird. Sie wird spontan von der Liebe ‘aufgesaugt’, die Abglanz der Liebe Gottes ist, diese aber allein nur Gutes zu erschaffen imstande ist (vgl. Gen 1,31):

„Die Unschuld ist also das, was auf ‘radikale Weise’, das heißt an der Wurzel selbst, am Grundboden selbst die Empfindung der Scham des Leibes in der Beziehung Mann-Frau ausschließt. Sie eliminiert ihren Bedarf innen des Menschen, in seinem Herzen selbst, bzw.: im Gewissen selbst.
– Denn wenn auch die ursprüngliche Unschuld vor allem von Gabe des Schöpfers spricht, von Gnade, die zugleich dem Menschen erlaubte, den Sinn der ursprünglichen Beschenkung mit Welt, und vor allem der gegenseitigen Beschenkung in dieser Welt mit dem Menschen über seine Männlichkeit und Fraulichkeit zu erleben, scheint doch zugleich diese Unschuld auf besondere Weise auf den inneren Zustand des menschlichen ‘Herzens’, des menschlichen Willens zu weisen. Zumindest mittelbar ist in ihr die Offenbarung und zugleich Entdeckung des menschlichen moralischen Bewusstseins enthalten, die Offenbarung und Entdeckung des ganzen Ausmaßes des Gewissens, selbstverständlich: ‘vor der Erkenntnis von Gut und Böse’. Gewissermaßen als ursprüngliche Möglichkeit ...” (ML 136f.).

Demzufolge muss festgestellt werden:

„... Jener Zug der ursprünglichen Unschuld [muss] begriffen werden ... als besondere ‘Reinheit des Herzens’, das innerlich die Treue für die Gabe bewahrt, die mit bräutlichem Sinn des Leibes vergleichbar wäre.
Folglich, die so begriffene ursprüngliche Unschuld offenbart sich mit unbetrübtem Zeugnis des Gewissens, das (in diesem Fall) aller Erfahrung von Gut und Böse vorangeht ...
... Die Empfindung des bräutlichen Sinnes des Leibes in seiner Männlichkeit und Fraulichkeit wird erst in diesem Zeugnis ‘menschlich’ gesehen beglückend”  (ML 137).

Die so begriffene Unschuld des Herzens bedingt auch ein friedsames Erleben des Austauschs der Person-Gabe über die Hingabe sich einander in eigener Männlichkeit und Fraulichkeit:

„Es geht ... um solche ‘Entgegennahme’ oder auch Annahme, die in ihrer gegenseitigen Nacktheit die Bedeutung der Gabe ausdrückt und unterhält, und dadurch die gegenseitige Würde der Gabe auf ihre Grundlage herabführt. Die Würde der Gabe entspricht zutiefst dem, dass der Schöpfer den Menschen gewollt hat und den Menschen beständig will: den Mann und die Frau ‘um ihrer Selbst willen’. Die Unschuld des ‘Herzens’, und folgerichtig die Unschuld des Erlebens, bedeutet die moralische Anteilhabe an diesem urewigen und beständig andauernden Akt des Willens Gottes” (ML 139).

Wenn auch diese Zweien nach dem Sündenfall die Gabe der ursprünglichen Unschuld verlieren, demzufolge der Mensch üblich einen Kampf unternehmen muss, um im bräutlichen Sinn seines Leibes zu verharren, bleibt sie doch für die Dauer Aufgabe, die Gott dem Menschen aufträgt und sie in der Tiefe seines Herzens und Gewissens einprägt.


Zur Beendung der Erwägungen über die Ehe als Sakraments der Schöpfung selbst sollte man sich noch einmal zum Bewusstsein bringen, dass der Mensch – Mann und Frau, samt der Gabe Gottes in seiner Erschaffung, zusammen mit dem Bewusstsein, dass er Gabe des sich ihm mitteilenden Gottes ist – mit seiner eigenen ‘Sichtbarkeit’ in Form der Männlichkeit und Fraulichkeit, die u.a. auf den bräutlichen Sinn des Leibes ausgerichtet ist – die Sendung erhält, in der sichtbaren Welt die Unsichtbarkeit des Geheimnisses der Gottes Kommunion von Personen zu versichtlichen. Darin wird u.a. die Ehe als ursprüngliches Sakrament der Schöpfung beruhen. Johannes Paul II. sagt:

„Das Sakrament verstehen wir als Zeichen, das das in Gott urewig verborgene, unsichtbare Geheimnis – in die Sichtbarkeit der Welt wirksam übermittelt.
Es ist Geheimnis der Wahrheit, der Liebe, Geheimnis des Lebens Gottes, an dem der Mensch die reale Teilhabe erhält.
Die ursprüngliche Unschuld verwirklicht den Anfang selbst dieser Teilhabe in der Geschichte des Menschen. Sie ist auch Quelle der ursprünglichen Glückseligkeit.
– Das Sakrament, als sichtbares Zeichen, konstituiert sich durch den Menschen als ‘Leib’, durch seine ‘sichtbare’ Männlichkeit-Fraulichkeit, denn er, und nur er, ist fähig das sichtbar zu machen, was un-sichtbar ist: geistig und Göttlich. Er wurde dazu erschaffen, dass er in die sichtbare Wirklichkeit der Welt das urewig in Gott verborgene Geheimnis überträgt, dass er sein Zeichen sei.

So wurde also im Menschen, der nach dem Ebenbild Gottes erschaffen worden ist, gleichsam die Sakramentalität selbst der Schöpfung offenbart, die Sakramentalität der Welt. Denn er – über seine Sichtbarkeit, über seine männlich-frauliche Sichtbarkeit – wird sichtbares Zeichen jener Ökonomie der Wahrheit und Liebe, deren Quelle in Gott selbst ist, der Ökonomie, die schon im Geheimnis der Schöpfung offenbart worden ist ...
– Auf diesem weiten Hintergrund verstehen wir auch, dass die Worte Gen 2,25: ‘Mann und seine Frau waren nackt, und doch sie brauchten sich voreinander nicht schämen’, – über die ganze Tiefe ihrer anthropologischen Bedeutung – zugleich auch, zusammen mit dem Menschen, den Eintritt der Heiligkeit in die sichtbare Welt, die für den Menschen erschaffen worden ist, aussagen.
– Das Sakrament der Welt und das Sakrament des Menschen kommt von Gottes Quelle der Heiligkeit her, und wird zugleich für die Heiligkeit gegründet. Die ursprüngliche Unschuld, verbunden mit Empfindung des bräutlichen Sinnes des Leibes, ist gleichzeitig Name dieser Heiligkeit, die es dem Menschen möglich tut, dass er sich so tief mit seinem Leib identifizieren kann – und dass es gerade durch die ‘uneigennützige Gabe’ seiner Selbst geschieht. Das Bewusstsein um die Gabe bedingt in diesem Fall das ‘Sakrament des Leibes’ : der Mensch findet sich in seinem Leib ‘als Mann und Frau’ – Subjekt der Heiligkeit.
– Mit solchem Empfinden um den Sinn des Leibes tritt der Mensch, das heißt Mann und Frau, in die Welt als Subjekt der Wahrheit und Liebe ein ...” (ML 150f).

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Wie jeder junge Mann, voller Träumen und Pläne für jetzt und die Zukunft. -- Jesus spricht: „Wie Mich der Vater geliebt hat, so habe Ich EUCH geliebt. Bleibt in Meiner Liebe. Wenn ihr Meine Gebote HALTET, so bleibrt ihr in Meiner Liebe, WIE Ich die Gebote Meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe. Das habe Ich zu euch gesagt, auf dass MEINE - FREUDE in euch sei und eure Freude VOLLKOMMEN werde” (Joh 15,9-11).

Die Erwägungen Johannes Paul II. lassen uns Auge zu Auge angesichts des unergründeten Geheimnisses der Kommunion der Personen Gottes stehen bleiben. Gott hat es in seiner Makellosigkeit und Heiligkeit gefallen, durch den Menschen in seiner Männlichkeit und Fraulichkeit in die Sichtbarkeit der Welt – eine Transposition des Geheimnisses der inneren Personenkommunion Gottes zu machen, und zugleich seiner immerwährenden Mitteilung als Gott-Gabe – dem Menschen als diesem Geschöpf, das der Dreieinige „um seines Selbst willen” beabsichtigt-gewollt hat und es unwiderruflich weiter so will (GS 24).

Eine der grundsätzlichen Arten und Weisen, dass das Gottes – wie sich im Laufe der weiteren Offenbarung erweist: bräutliche Sich-Schenken an sein lebendiges Ebenbild: Mann und Frau vermittels ihrer Berufung zu „Teilnehmern” an Gottes Kommunion von Leben und Liebe (vgl. 2 Petr 1,4) immerwährend sichtbar wird, ist die Ehe geworden. Kein Wunder, dass gerade die Ehe – im Akt selbst der Erschaffung der Welt und des Menschen in seiner Männlichkeit und Fraulichkeit zu gleicher Zeit zu Höhen des Sakraments des Anfangs erhoben wurde, des Sakraments der Schöpfung – als wirksamen Zeichens, das die Gnade der Unschuld des Herzens bringt und die Herzen in der Kommunion-Mitteilung aneinander der zweien Personen stärkt – als Analogie zur Kommunion des Lebens und der Liebe im Schoß des Dreieinigen selbst.

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C.   DIE EHELICHE KOMMUNNION
NACH DEM SÜNDENFALL IM GARTEN EDEN

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1. Verlust der Gnade
der ursprünglichen Unschuld

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Wir sind uns bewusst, dass die erörterte Gabe Gottes: der ursprünglichen „Gerechtigkeit und Unschuld”, von den Ur-Eltern bald vergeudet wurde. Diese beiden haben – auf Einrede vonseiten des Bösen, den der biblische Autor unter der Gestalt der Schlange darstellt (Gen 3,1-5; s. Offb 12,9), ihr bisheriges Anvertrauen auf Gott zurückgezogen, und es auf den „Vater der Lüge und den Mörder von Anfang an”  (s. Joh 8,44; 2 Tim 2,14; DeV 33; usw.) übergetragen. Sie haben aufgehört zu glauben, dass Gott ... Liebe ist, weil Er ihnen irgendeine Anempfehlung bzw. ein Verbot dargereicht hat:

„... Denn siehe, gegen das gesamte Zeugnis der Schöpfung und der mit ihr verbundenen Heils-Ökonomie gelingt es dem ‘Geist der Finsternis’ Gott als Gegner seines Geschöpfes darzustellen, und vor allem als Gegner des Menschen, als Quelle von Gefahr und Bedrohung für den Menschen.
– Auf diese Weise wird von Satan in die Psyche des Menschen der Bazyllus des Widerspruchs gegen Diesen eingeimpft, der ‘von Anbeginn’ als Feind des Menschen – und nicht als Vater betrachtet werden soll. Der Mensch wird herausgefordert, Gegner Gottes zu werden!” (DeV 38).

Wir erinnern uns an die schon ein paarmal zur Erinnerung gebrachten Worte des Zweiten Vatikanischen Konzils, die von Johannes Paul II. so gern angeführt werden, von der „... gewissen Ähnlichkeit zwischen der Einheit der Göttlichen Personen und der Einheit der Kinder Gottes in der Wahrheit und der Liebe ...” (GS 24) (s. ob.: Einheit der Gottes Personen und Einheit der Gottes Söhne). In der Sünde hat der erste Mensch die Wahrheit des Seins zurückgewiesen (s. DeV 37).

Johannes Paul II. schreibt im Anschluss an die erste Sünde, die sich nicht nur als Ungehorsam erwiesen hat, sondern auch als Anfälligkeit des Menschen gezeigt hat für die Motivation, die von Satan vorgeschoben wurde: „... um wie Gott zu werden” (s. Gen 3,5) – indem er die Zuständigkeit, über das Gut und Böse zu entscheiden, einzuräumen versuchte:

„Wir befinden uns hier im Mittelpunkt selbst dessen, was man das ‘Gegen-Wort’, das heißt ‘Gegen-Wahrheit’ nennen könnte. Es wird hier nämlich die Wahrheit darüber verlogen, wer der Mensch ist, wie die unüberschreitbaren Grenzen seines Seins und wie seine Freiheit sind.
– Diese ‘Gegen-Wahrheit’ wird deshalb möglich, weil gleichzeitig die Wahrheit darüber zutiefst ‘verlogen’ wird, wer Gott ist. Gott der Schöpfer wird in Verdächtigungs-Zustand, noch tiefer gesagt: in Anklagezustand im Bewusstsein der Geschöpfe versetzt.
– Zum ersten Mal in der Menschengeschichte kommt der verkehrte ‘Genius der Verdächtigungen’  zur Stimme. Er sucht das Gute an sich, das absolut Gute zu ‘verlügen’ – dann, als es sich im Schöpfungswerk als das unsagbar Beschenkende offenbart hat, als bonum diffusivum sui [das Gute das sich mitteilt], als erschaffende Liebe ...” (DeV 37).

Gott konnte unmöglich die Qualität der gegenseitigen Liebe des Menschen zu Sich nicht auf Probe aussetzen (s. ob.: Unumgänglich erforderte Probe auf Qualität der Liebe). Ähnlich wie ein Teil der Engel die Liebe Gottes zurückgewiesen haben, indem sie Ihm gleichsam den Handschuh zum Zeichen seiner Herausforderung zum Duell mit sich geworfen haben – im aufständischen: „Dir werde ich nicht dienen” (vgl. Jer 2,20), so weist jetzt, der Reihe nach, der erste Mensch Gott als Gabe für sich zurück und entscheidet sich auf autonome Bestimmung dessen, was Gut-Böse und Leben-Tod sein soll (vgl. Gen 2,17; 3,5).

Die Zurückweisung Gottes hat eine Erschütterung und Beben der ganzen Natur hervorgerufen. Diese nimmt doch solidarisch Anteil sowohl in Erhöhung, wie Erniedrigung des Menschen, und erwartet nach dem Sündenfall des Menschen, seines ... Königs, seine – und die eigene Erlösung:

„Denn die ganze Schöpfung wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Söhne Gottes ...
Auch die Schöpfung soll von der Sklaverei und Verlorenheit befreit werden
zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes ...” (Röm 8,19ff.).

Die Sünde hat eine transzendente Störung der Beziehungen – in erster Reihe in der Vertikalen nach sich gezogen: Mensch und Gott.
– Sekundär verursachte sie eine radikale Störung in der Horizonatele, u.zw. in gegenseitigen Beziehungen zwischen den Menschen, und weiter: zwischen dem Menschen und der Welt der Natur.

Zum ersten, überprüfbaren Ausdruck der zutiefsten Störung der ganzen bisherigen Wirklichkeit wurde in den gegenseitigen Beziehungen dieser Zweien, die bisher in Ehe-Kommunion als dem Ur-Sakrament vereinigt waren – die erst jetzt negativ sich zum Bewusstsein gebrachte eigene Nacktheit. Einerseits hat sich die Begehrlichkeit des Fleisches geweckt, und anderseits erschien die Empfindung der sexuellen Scham – parallel zu erfahrenem Bedarf, den Bereich der eigenen geschlechtlichen Intimität vor dem anderen Menschen zu schützen.

Dagegen unmittelbare Folge des Sündenfalls dieser Zweien in der Senkrechte: Gott und sie – wurde die Furcht vor Gottes Antlitz.
– Es ging hier nicht um Angst infolge der sich in dieser Weile bewusst gewordenen physischen Nacktheit, mit der doch Gott nicht gerührt werden konnte, sondern um Angst infolge der sich bewusst gewordenen gleichsam geistigen Nacktheit. Und zwar, als ob ein Vorhang ist infolge der begangenen Sünde das „Hochzeitsgewand” von ihnen heruntergefallen (vgl. Mt 22,12), das heißt das ihnen samt der Erschaffung geschenkte Gewand der heiligmachenden Gnade (vgl. ob.: Nacktheit – Ehebruch, samt dem weiteren Zusammenhang. – Sieh auch die Erwägung bezüglich der Nacktheit-des-Angezogenseins mit Gewand der Gnade unt.: Gewand der Ehre Gottes – Petersons Erwägung):

„Da gingen beiden die Augen auf, und sie erkannten, dass sie nackt waren!
Sie hefteten Feigenblätter zusammen und machten sich einen Schurz.
Als sie Jahwéh-Elohim [den Herrn, den Gott] im Garten gegen den Tagewind
einherschreiten hörten, versteckten sich Adam und seine Frau ...
vor dem Antlitz Jahwéh-Elohim ...” (Gen 3,7ff.).

Dies sind die sofortigen Folgen des zurückgezogenen ihres Anvertrauens, das sie bisher auf Gott gelegt haben [Analogie zu: ‘Jesus, ich vertraue auf Dich’], und jetzt „einige Aufschließung ... der Freiheit – der menschlichen Erkenntnis und Willens – für diesen, der ‘Vater der Lüge’ ist...” (DeV 37; Joh 8,44), „Meister der Verführung” (Offb 12,9; Jud 11) und „verkehrter Genius der Verdächtigungen” (DeV 37).
– Die vom biblischen Autor erwähnte ‘Schamempfindung’ ist hier „nicht nur ursprüngliche Erfahrung, sondern zugleich ‘grenzenmäßiges Erlebnis’ ...” (ML 107) zwischen der Erlebnisqualität des Leibes – vor – und nach dem Sündenfall.

Es wäre absurd zu meinen, dass diese Zweien nicht schon vor dem Sündenfall „kennen gelernt haben”, dass sie nackt sind. Allerdings erst die Zurückweisung der „Wahrheit und Liebe in ganzer Fülle der Forderungen des erschaffenden Willens” (ML 107) hat nach sich eine „radikale Veränderung der Bedeutung der ursprünglichen Nacktheit der Frau vor dem Mann und des Mannes vor der Frau gezogen” (ML 107).
– Diese Veränderung war Folge dessen, dass die beiden die Frucht des Baumes verzehrt haben: Symbol der In-Besitz-Nahme der Entscheidungsmacht über Gut und Böse, die ihrem Wesen nach in die Zuständigkeit allein des Schöpfers fällt.

Gott spricht zu diesen Zweien weiter auch nach ihrem Sündenfall, ähnlich wie er immerwährend im Herzen-Gewissen eines jeden Menschen überhaupt spricht, den Verbrecher nicht ausgenommen. Nur dass Er Jetztzeit, nach ihrem Sündenfall, auch wenn tief in seiner Liebe zu ihnen verwundet und von ihnen zurückgewiesen, ihnen in Treue zur einmal ihnen angebotenen Liebe, die weitere – Gabe anbietet: der Reue des Herzens, die Bekehrung und das Heil, das sich für das ewige – Leben aufschließen würde. Denn – wie Johannes Paul II. hervorhebt:

„... Nicht einmal der Mörder verliert seine Personenwürde
und Gott selber leistet dafür Gewähr” (vgl. EV 9).

In dieser Lage, indem Er den tödlich bedrohten Menschen, seine doch ... Geliebte, retten möchte, gestaltet Gott seine bisherige erschaffende Liebe – in erlösende Liebe und die sie begleitende ... Barmherzigkeit um, die seit der stattgefundenen menschlichen Sünde offenbart wird:

„Jahwéh-Elohim rief Adam zu und sprach: ‘Wo bist du’?
Er antwortete: ‘Ich habe Dich im Garten kommen hören;
da geriet ich in Furcht, weil ich nackt bin, und versteckte mich’!
Darauf fragte Er: ‘Wer hat dir gesagt, dass du nackt bis?
Hast du von dem Baum gegessen, von dem zu essen Ich dir verboten habe’?! ...” (Gen 3,9ff.).

Wir möchten hier auf Erwägungen über die Sünde in ihren vielfältigen Aspekten nicht wieder zurückkehren. Dieser Thematik haben wir schon nicht wenig Platz in früheren Teilen der hiesigen WEB-Site gewidmet (besonders im Teil II, IV i V). Wir möchten dagegen Jetztzeit die Aufmerksamkeit nur auf manche charakteristische Folgen der Sünde der Ur-Eltern lenken – in strikter Anknüpfung an die bräutlich-elterliche Kommunion, zu der diese Zweien bei ihrer Erschaffung und Berufung zum ursprünglichen Sakrament der Schöpfung in der Ehe gerufen worden sind.

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RE-Lektüre: VI.Teil, 5.Kapitel, ad ‘b’.
Stadniki, 14.VII.2015.
Tarnów, 30.V.2022.
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5. Männlichkeit und Fraulichkeit erschaffen zur Kommunion von Personen
6. Einheit der Gottes Personen und Einheit der Gottes Söhne
7. Nackheit-Schamgefühl: Teilhabe an der Sicht des Schöpfers
8. Sex oder Freiheit der Person-Gabe
Ob sexuelle Revolution Johannes Paul II

C. DIE EHELICHE KOMMUNION NACH DEM SÜNDENFALL IM GARTEN EDEN

1. Verlust der Gnade der ursprünglichen Unschuld


Bilder-Fotos

Abb.1. Johannes Paul II. der Leidende, versunken im tiefen Gebet
Abb.2. Johannes Paul II., sehr leidend, versunken im Rosenkranzgebet
Abb.3. Ein Kind umarmt den Heiligen Vater voller Liebe
Abb.4. In frischer Luft im Gebirge ...