Zweites Kapitel |
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Den weniger oder mehr deutlichen Hintergrund der Erwägungen der bisherigen fünf Teile unserer WEB-Site bilden ethische Aspekte des Lebens in Ehe und Familie. Daselbst wird selbstverständlich auch die Problematik der Jugendzeit vorausgesetzt, in der Jungen und Mädchen grundlegende Lebenswahlen fällen: in Richtung der Ehe, oder anderseits der Jungfräulichkeit, bzw. des Zölibates „um des Gottesreiches willen”.
Das letztliche Ziel der Gestaltung des Lebens sammelt sich sowohl bei der einen, wie der anderen Gruppe am selben Punkt: seiner letztlichen Erfüllung im ewigen – Leben im „Haus des Vaters” (Joh 14,2f.).
Dieses Leben wird jedem angeboten, der, im selben Weinberg Gottes ‘herauswachsend’ – sei es auf dem ‘Beet’ des Priestertums oder des Ordenslebens, sei es in der Ehe – sich auf den milden, und doch ‘starken’ Glanz aufschließt, den für Mann und Frau das Wort-des-Lebens (Apg 5,20) des Gottes Sohnes, Jesus Christus, bildet.
Der Erlöser lebt aber weiter und lehrt weiter in der von Ihm gegründeten Kirche (s. ob.: Auf der Suche nach Jesus Christus – heute). Der einzige Zielzweck, den Er vor hatte und wonach Er weiter strebt, beruht darauf, diejenigen, die auf Ihn hören, mit der Gabe zu bereichern, die alle Vorstellungen überragt:
„Ich bin gekommen, damit sie [die Schafe] Leben haben
– und Überfluss haben ...” (Joh 10,10).
„Meine Schafe hören auf Meine Stimme, Ich kenne sie, und sie folgen Mir.
– Ich schenke ihnen ewiges – Leben” (Joh 10,27).
Gegenstand unserer Erwägungen über die Ehe, die Jugendzeit und das Brautleben in den bisherigen Teilen waren schon mehrere Aspekte des Lebens in Ehe. Die Erwägungen sammelten sich u.a. um folgende Fragen:
Das Brautleben als Zeit einer laufend bestandenen Prüfung auf die Qualität der einander erklärten Liebe.
Sinn des ehelichen Aktes und Bedingungen zu seinem personhaften Erleben.
Es gab Erwägungen über den gegenseitigen Zusammenhang zwischen ehelicher Liebe und Elternschaft, d.h. dem Offenbleiben für das Leben.
Dargestellt wurde das Tragische, das mit Methoden der Verhütung einhergeht: sowohl was die Verhütung der Empfängnis angeht, wie die Vereitlung der Schwangerschaft. Darüber wurde bei der Besprechung des Wirkungsmechanismus der einzelnen Mittel gesprochen.
Wir haben die Frage der Empfängnisregelung erörtert, wie sie der Gottes Gabe des Fruchtbarkeits-Rhythmus entspricht.
Wir haben uns die Mühe gegeben, in das fortwährend aktuelle Problem der Voraussetzungen einzudringen, wie nämlich Gott im Fall der Sünde, darunter der begangenen ehelichen und bräutlichen Sünde, gesühnt werden kann.
Ausführlich wurde die Barmherzigkeit Gottes erörtert – u.a. im Anschluss an die Situation, wenn sich das Gewissen unter der Last des Verbrechens des Kindesmordes biegt.
Bisher wurde die gesonderte Frage noch nicht aufgegriffen: Was für diese zweien, die sich auf Ehe entscheiden, dieses ihr Gerufenwerden in der Absicht sowohl Gottes des Dreieinigen, wie auch des Erlösers Jesus Christus bedeuten soll? Es geht um das Gerufenwerden zur Gestaltung des Lebens von nun an in Liebe-Leben-Kommunion, die im Vorhaben Gottes zur Würde des Sakraments der Ehe erhoben worden ist und in der es gemäß der Gottes Einsetzung, die ungemein verpflichtenden Aufgaben der Ehe zu erfüllen gilt.
Die Ehe kann offenbar ohne gedankliche Tiefe erlebt werden: ohne eigentliche Vorbereitung zu der ihr eigenen Würde und Größe. Man kann sich von der Ergründungsmühe über die Erhabenheit der Berufung zu diesem Lebensstand systematisch entwinden. Mann und Frau ersticken daselbst die besonders von Gott ausgesuchten Gaben, die Er am Lebensweg jener aufgestellt hat, die zur Arbeit im Weinberg Gottes gerade auf diesem ‘Beet’ berufen werden: der Ehe.
Für andere wird die Ehe zum immerwährend bereichernden Weg zur Heiligkeit zu zweit (zur Illustration könnte man z.B. aus unserer Homepage folgendes betrachten – das Bericht vom 2012: Ich gehe in den Himmel. Muss mich um Maria und Davide
kümmern. Du bleibst bei Papa. Ich werde dort für euch beten).
– Die eingegangene Ehe wandelt sich bald um und bringt immer weitere Früchte: die Kinder. Für sie werden die bisherigen Ehegatten, die zurzeit Eltern geworden sind, aus Gottes Einsetzung „... die ersten Verkünder des Evangeliums für die Kinder” (FC 39). Es folgt die weitere Umwandlung der Ehe: ihr „zwei-zu-EINEM-Fleisch”, jetzt schon Familie, wird „Schule des reicheren Menschseins” (GS 52; FC 21).
Die bisherige Berufung dieser zweien nimmt ein neues Ausmaß an. Sie beginnen ihre Kinder nicht nur in das Leben als Bürger einzuführen, sondern sie bringen ihnen zum Bewusstsein umso mehr die „Großtaten Gottes” (Ex 14,13; Sir 17,10; Apg 2,11), die Gott für den Menschen vollbracht hat. Die Ehegatten-Eltern sind berufen, ihren Sprösslingen eine solche Art und Weise des von Gott geschenkten Mensch-Seins nahe zu bringen, das sie immer mehr dazu vorbereitete, „Teilnehmer an der Gottes Natur” zu werden (vgl. 2 Petr 1,4).
In der Tat, jede ‘Zeiten’ waren reich an heiligen Eheleuten, an heiligen Brautpaaren, an heiligen Kindern. Trotzdem ihr bedeutendster Teil ihre Heiligkeit für den Alltag im Verborgenen erlebte, so dass sie vor allem nur das Auge des Schöpfers zur entzückter Freude brachte. Solche Ehen und Brautpaare wurden zur sich nicht aufdrängenden, verborgenen Quelle, die vielen anderen Ehen und Familien Reichtümer der Barmherzigkeit Gottes herabzogen.
Die Geschichte der Menschenfamilie bringt aber in Fülle Zeugnisse auch dessen mit, dass das Ringen zwischen Gut und Böse, Leben und Tod (s. Gen 2,17; Dtn 30,15.19f) – samt der Niederlage des ersten Ehepaars im Garten Eden keineswegs zu Ende gekommen ist. Der einmal von der „alten Schlange, genannt Teufel und Satan” (Offb 12,9) eingeimpfte „Bazillus des Widerstandes” (DeV 38) angesichts der „liebenden Allmacht des Schöpfers” (DeV 33) hat beim betörten Menschen bewirkt, dass „infolge des ‘Vaters der Lüge’ die Menschheitsgeschichte hindurch ein ständiger Druck ausgeübt wird zur Zurückweisung Gottes vonseiten des Menschen, bis hin zum Hass” (DeV 38).
Der Böse benutzt dazu immerwährend das Schöpfungswerk Gottes gegen Gott selbst und gegen den Menschen. Was von Gott erschaffen worden ist, ist seinem Wesen nach immer das lauter Gute (s. dazu Gen 1,31). Es kommt doch von der liebenden Hand Gottes her. Der Böse unternimmt aber nicht ermattende Bemühungen, um im Bewusstsein des Menschen u.a. die Gabe Gottes: der Liebe und des Lebens – „gegen die Erlösung zu lenken, gegen den Bund und gegen die Vereinigung des Menschen mit Gott” (DeV 27).
In der Tat, der Schrifteintrag des Gottes-Geschriebenen-Wortes über die Zeitphase der sog. ‘biblischen Ur-Geschichte’ [Gen 1-11], die die prophetische, von Gott her offenbarte Deutung der ursprünglichsten Geschichte des Menschen mit Gott darstellt, berichtet mit aller Aufrichtigkeit von Tiefen der moralischen Vergehen der Menschenfamilie und Entartungen der menschlichen Verhaltensweisen gerade im Bereich des Geschlechtlichen, der Ehe und Familie schon in jenen Zeiten. Die Abwendung von Gottes Vorhaben im Anschluss an den in den menschlichen Leib eingeprägten bräutlichen und elterlichen Sinn hat solche Entartungsstufe erreicht, wie auch des damit einher laufenden Niedertretens der übrigen, in das menschliche Herz eingeprägten Gebote Gottes, dass vom ‘Herzen’ des Dreieinigen (DeV 45) nur noch dieses unvorstellbare Stöhnen hervorkam, das den ganzen Kosmos zum Widerhall eines unaussprechlichen Gottes Schmerzes brachte:
„Als Jahwéh sah, dass die Gesetzwidrigkeit der Menschen auf Erden groß war und alles Dichten und Trachten ihres Herzens immerfort nur auf das Böse ging, reute es Jahwéh, dass Er die Menschen auf Erden erschaffen hatte, und Er war tief betrübt.
So beschloss denn der Jahwéh: ‘Die Menschen, die Ich erschaffen habe, will ich von der Erde vertilgen, die Menschen samt dem Vieh ... Denn es reut mich, dass ich sie geschaffen habe’.
Nur Noach fand Gnade in den Augen des Gottes” (Gen 6,5-8; s. dazu: DeV 39: Gottes Schmerz).
Diesmalig endete es mit der schauderhaften Sintflut. Praktisch genommen ist die ganze Menschheit untergegangen. Den Anfang der neuen, erneuten Menschheit hat Noach mit den ein paar anderen seiner allernächsten Familie gegeben – um Noachs willen. Gott hat sie in der Sintflut geschont als Keimanlage der wieder erneuten Menschenfamilie. Gott ist mit ihr einen feierlichen BUND eingegangen und besiegelte ihn mit dem Regenbogen: gleichsam einem Ehering, der vom Himmel auf die Erde herabhing (Gen 8,20-9,17).
Zum Finale der weiteren, schaudererregenden Stufe der Entartungen im Bereich gerade der Geschlechtlichkeit, Liebe, Ehe und Familie, wurde der Niedergang von Sodom und Gomorra (Gen 19,1-29). Das Gottes-Geschriebene-Wort äußert sich über diese Art der Sünden, dass sie zum Schreien werden, der sich von der Erde bis zum Himmel erhebt und um Gottes Einschreiten ruft (Gen 18,20).
Wir sind uns dessen bewusst, dass die Geschichte der Sünden, die von Mann und Frau im besprochenen Bereich besonders oft parallel mit Sünden gegen das VI., IX. und V.Gebot begangen werden, keineswegs zu Ende gekommen sind. Der Mensch ist leider nicht fähig, oder auch er will das schlechterdings nicht, aus der ‘Geschichte’ der eigenen Niederlagen irgendwelche Lehre herauszuziehen. Im Laufe der Geschichte erscheinen immer wieder Leute, die auf die Überredung des Bösen hinhören und Gott einen Direkt-Kampf ausrufen, bzw. sie suchen danach, Gott schlechterdings ... zu Tode zu bringen.
Diese Leute, Anführer immer anderer Ideologien, ziehen nach sich bisweilen ganze Menschenmengen, oder bilden selbst den Anfang a-theistischer, wenn nicht gerade anti-theistischer Systeme. Sie rufen den ‘Tod Gottes’ aus! Die Gebote Gottes stören sie deutlich. Daher streben sie danach, dass die Quelle selbst ihrer Existenz – Gott – wirksam beseitigt wird. Das kann selbstverständlich unmöglich ausgeführt werden, weil es der Wahrheit des Seins widerspricht. Jeder Mensch – ist doch Mensch gerade deshalb, weil er von Gott erschaffen wird, erschaffen geradeaus als Gottes lebendiges Ebenbild und Gottes Ähnlichkeit (s. Gen 1,26f.).
Kein Wunder, dass derjenige, der diesen Gott zu töten sucht, auf Dem er wohl oder übel – ‘hängen bleibt’, daselbst sich selbst zugrunde richtet: im irdischen und ewigen Sinn dieses Wortes. Wie redlich sind doch die Worte des Zweiten Vatikanischen Konzils – und auch von Johannes Paul II., der übrigens sehr wahrscheinlich Autor auch dieses Fragmentes der Pastoralkonstitution des Konzils ist, als lebendiger Teilnehmer an den Konzilsarbeiten und einer der Redaktoren gerade auch der Pastoralkonstitution (1962-1965):
„...In diesem Gedankens Vorgang und der geschichtlich-soziologischen Tätigkeit ist die Zurückweisung Gottes bis zur Erklärung seines ‘Todes’ vorangedrungen. Eine gedankliche und sprachliche Absurdität!
– Allerdings die Ideologie des ‘Todes Gottes’ bedroht den Menschen, wie das Zweite Vatikanische Konzil darauf hinweist. Als es die Frage der ‘Autonomie der irdischen Fragen’ erörtert, schreibt es: ‘Denn das Geschöpf sinkt ohne den Schöpfer ins Nichts (...). Noch mehr, es vergeht (...) durch das Vergessen von Gott selbst im Dunkel’ [GS 36].
– Die Ideologie des ‘Todes Gottes’ kann sich in ihren Auswirkungen leicht auf theoretischer und praktischer Ebene als Ideologie des ‘Todes des Menschen’ erweisen...” (DeV 38).
In der zweiten Hälfte des 20.Jh. und die ganze Jetztzeit hindurch wird in entwickelten Konsumländern eine sich überwälzende und weiter steigernde Welle beobachtet der von neuem aufgegrabenen, oder eher unerhört neu ausgearbeiteten, diesmal organisierten Entartung der Homosexualität – in ihrer männlichen und weiblichen Beschaffenheit. Die Anhänger dieser Entartungen üben auf die Gesellschaft und die Gesetzgebung einen unwahrscheinlichen Zwangs-Terrorismus aus, indem sie für sich immer weitere Vorrechte und Rechtsbegünstigungen abfordern. Der destruktive Charakter dieser ‘Bewegungen’ kann augenfällig beobachtet werden. Parallel zu vielen anderen Arten und Weisen, die die Verheerung das Wesens selbst des Menschseins herbeiführen, spielen diese in der Zeit von heute eine führende Rolle.
Eine andere Entstellung des Vorhabens Gottes der Liebe und des Lebens, das mit dem Ausmaß des Menschen als Mann und Frau einhergeht, wurden die ‘zeitweilig beständige’ sog. freie hetero-sexuelle Partnerschaften. Die daran Interessierten richten sich im Leben ein, als ob sie wahrhafte Ehe bildeten, wobei sie sich aber keineswegs mit irgendwelchem ehelichem Konsensus zu binden vorhaben, und im Prinzip eine Nachkommenschaft von vornherein ausschließen.
Es gilt sowohl das eine, wie das andere Erscheinungsbild näher zu betrachten und die betreffenden Betätigungen im Licht des Vorhabens Gottes bezüglich der Geschlechtlichkeit, der Ehe und Familie zu bewerten. Diese Frage möchten wir zum Gegenstand des hiesigen, zweiten Kapitels dieses sechsten Teiles unserer Homepage machen.
– Dagegen im nächsten Kapitel (VI.Teil, 3.Kap.) werden wir den weiteren ‘Aufzug’ dieser Frage erwägen, und zwar die Thematik „Gender und Gender-Mainstreaming”.
Den Erwägungsstoff des jetzigen, hiesigen Kapitels teilen wir in drei größere Abschnitte ein:
anthropologische Prinzipien der Ehe am Ur-Anfang (§ A)
Identität der Ehe und Familie im Zusammenstoß mit der Homosexualität (§ B)
Identität der Ehe und Familie und ‘Freie Partnerschaften’ (§ C)
A. ANTHROPOLOGISCHE PRINZIPIEN |
1. Biblische Quellen über die geschlechtliche Dualität |
a. Öffentlich angenommenes eheliches |
Allem Anschein nach sollten die konstitutiven Voraussetzungen, die die Ehe einzugehen ließen, so augenscheinlich sein, dass es keinen Bedarf gibt, dieser Frage noch eine besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Die Ehe hat vom Ur-Anfang an bestanden, als der Mensch auf Erden erschienen ist.
Es versteht sich von allein, dass sich ein erwachsenes Mädchen ihren Gefühlen nach an einen erwählten Jungen Mann bindet, der ihre Liebe mit erwiderter Liebe beantwortet. Nach einer Zeit des gegenseitigen Kennenlernens und verschiedener Vereinbarungen, die von den daran interessierten Familien unternommen wurden, haben diese Zweien am bestimmten Datum sich gegenüber und angesichts der Vertretern der Gesellschaft, die zugleich Gott repräsentierten, ihren Willen feierlich erklärt, dass sie von nun an eine eheliche Einheit-in-Zweien bilden werden.
Diese Erklärung wurde seit immer zur Grundlage, dass diese zweien von nun an den Status der Ehe erlangt haben. Daselbst haben sie bestimmte Rechte erworben und zugleich bestimmte, der Ehe eigene Verpflichtungen – sowohl sich selbst, wie auch Gott und der Gesellschaft gegenüber auf sich genommen, die durch ihre Vertreter die Rechtskraft der geschlossenen Ehe besiegelt hat.
Ab immer war es auch von allein verständlich, dass grundsätzliche Vorbedingung, man sollte sagen: ontologische Bedingung, der gemäß man an die Ehe denken dürfte, die geschlechtliche Unterschiedlichkeit der Kandidaten gewesen war.
– Eine weitere Voraussetzung für die Ehe war nicht nur das Liebe-Band unter diesen Zweien, sondern auch die Verpflichtung zum treuen Verharren in der sich gegenseitig versprochenen Liebe, samt ihrer deutlichen Ausrichtung auf Leben-Weitergabe und Erziehung der allmählich erscheinenden ihren Nachkommenschaft.
b. Der Mensch – Gottes Ebenbild |
Auf der Suche nach verbindlichen Weisungen, fähig genug die Ehe und ihre konstitutiven Voraussetzungen in eigentliches Licht zu stellen, greifen wir einmal mehr gern auf die Ur-Anfänge des Daseins des Menschen auf Erden, wie sie im Gottes-Geschriebenen-Wort dargestellt sind. Wir anerkennen ohne zu zögern die Fähigkeit des Menschen – eines jeden Menschen, Kontakte nicht nur untereinander und mit der umgebenden Welt, sondern auch mit dem Schöpfer knüpfen zu können. Wie könnte es noch anders sein!
Die Erfahrung im Alltag heißt uns, dass wir uns vor der menschlichen und Göttlichen Weisheit niederbeugen, der wir auf der ersten Seite der in der Heiligen Schrift enthaltenen Offenbarung Gottes begegnen und die wir in der meisterhaften Triftigkeit der eigenartigen Definition des Menschen bewundern müssen. Die Heilige Schrift stellt nämlich den Menschen als „Ebenbild Gottes” dar. An der höchsten Stelle des dargestellten Erschaffungs-Werks, das auch schon klar abgerissene Züge des Erlösungs-Werks offenbart, stellt der biblische Autor fest, indem er vom unsichtbaren, und zugleich allmächtigen Anhauch des Heiligen Geistes geführt wird:
„Elohim [= hebr.: Gott] schuf also den Menschen als sein Ebenbild; als Ebenbild Elohim [= Gottes] schuf Er ihn; Als Mann und Frau schuf Er sie” (Gen 1,27) |
Dieser Satz enthält einen ungemein trächtigen Inhalt. Jetztzeit sammeln wir unsere Aufmerksamkeit vor allem auf den folgenden Feststellungen der hier dargestellten biblischen personalistischen Anthropologie, die die ursprüngliche Natur des Menschen als Person zum Ausdruck bringt:
Gott hat den Menschen als geschlechtlich unterschiedlichen erschaffen.
Es besteht eine volle Gleichheit-in-Unterschiedlichkeit zwischen Vertretern des einen und anderen Geschlechtes.
Der Mensch-der-Mann und der Mensch-die-Frau werden in ihrer Ausrichtung und ihrem gegenseitigen Verlassensein auf sich zur Würde des lebendigen Gottes Ebenbildes erhoben.
Die hier herangerufenen Fragen sind uns nicht mehr ganz fremd. Sie waren schon ein paarmal Gegenstand der Betrachtungen der hiesigen WEB-Site (s. u.a.: „Ebenbild Gottes”, der sich als Gabe mitteilt – mit ganzem Zusammenhang).
Der biblische Verfasser stellt hier synthetisch die Sicht des Menschen aus einer schon stark entwickelten Zeit (vielleicht der ersten Hälfte des 6. Jh. vor Chr.: der ‘P’-Tradition, d.i. = Priesterkodex) des zeitweiligen Bundes, den Gott durch Mose seinem Volk angeboten hat. Es waren Jahrhunderte der Vorbereitung zum endgültigen Bund, den Gott einst mit seinem Volk eingehen wird, „wenn die Fülle der Zeit kommen wird” (vgl. Gal 4,4). Es wird der Neue und Ewige Bund werden, der im Blut der Erlösung des Sohnes Gottes, Jesus Christus, geschlossen werden wird (s.: Lk 22,20).
Wenn wir dieses biblische Wort über den Beginn des Existierens des Menschen betrachten, bewundern wir beständig die Wortpräzisien, die der biblische Verfasser der angeführten Beschreibung des Genesisbuches angewandt hat. Es ist schwer hier irgendwas zuzufügen, schwer irgendetwas zu streichen.
Es ist aber nur die erst damals [also vielleicht um die Hälfte des 6.Jh. vor Chr.] fertig gemachte Aufschreibung von Überlegungen der früheren, schon mehrere Jahrhunderte langen, von Generation zu Generation übermittelten Überlieferung [= Dogmatische Überlieferung!] Israels über das Wesen des Menschen.
– Einerseits gibt sich für den Alltag eine unleugbare Ähnlichkeit des Menschen zur Welt der Materie kund.
– Anderseits überragt aber der Mensch, bei all seiner Gebrechlichkeit, Zeitweiligkeit und sittlichem Elend unendlich die ganze Welt der Materie, und selbst das ganze Weltall. Nur er – der Mensch, er geradeaus als Mann und Frau, ist lebendiges „Ebenbild Gottes” gegenüber der unabsehbaren Unermesslichkeit der Erde und des ganzen Weltalls.
Anmerkung. Der Mensch – Gottes Ebenbild nach Johannes Paul II..
S. die tiefen Analysen Johannes Paul II. in ‘Evangelium Vitae’ [1995] über das Thema der Folgen des modernen Schwindens der Empfindlichkeit für Gott, wenn „selbst die Natur, indem sie aufhört ‘mater’ [= Mutter] zu sein, auf das ‘Material’ herabgeführt wird, das frei manipulierbar werden kann” (EV 22). – Und die Erwägungen Johannes Paul II. über den Menschen als Gottes Ebenbildes in: MuD 7ff.; BF 13f.
c. Das Erschaffungs-Wort Gottes |
Nach dem biblischen Autor war es angewiesen, die ihm zeitgemäße Lage der Welt und des Menschen in der Welt [d.h. seiner Epoche, vielleicht des 6.Jh. vor Chr.], mit der Berufung auf die Ur-Anfänge der Schöpfung zu erklären. Er wurde beständig vom unsichtbaren, und doch mächtig wirkenden Anhauch des Heiligen Geistes geführt.
– So blieb er vor der Frage stehen, die Vielfalt der ihm bekannten Welt und Kultur, in der er erzogen war, auf einen gemeinsamen Nenner herabzuführen. Er hat mit empfundener Gewissheit der Wahrheit des sich ihm offenbarenden Gottes verstanden, dass die – voller Güte und Liebe, Quelle allen Existierens – Gott ist. Es ist offenbar Gott der weit Entfernte, und doch immerwährend sehr nahe. Er geht ununterbrochen seinem Geschöpf entgegen, das er in seiner ganzen Vielfältigkeit, mit wahrhaft königlicher Großzügigkeit zum Existieren berufen hat.
Dieser Gott ist also kein nur Gott-für-sich, sondern Er ist auch Schöpfer. Er ist nicht leblos, sondern unvorstellbar lebendig. Dieser wahrhaft Lebendige Gott muss offenbar außer seiner Schöpfer-Freude an der Erschaffung des Alls auch sehr lieben. Anders würde Er nichts zum Dasein rufen. Noch mehr interessant ist es aber, dass dieser Gott spricht – weil Er ... liebt.
Gottes Sprechen ist allmächtig: es erschafft. So ist gerade selbst Er – Gott. Augenscheinlich, Er kann gleichsam die Freude-an-Hingabe-seiner-Selbst nicht in sich selbst unterbringen (s. dazu ob.: Die Liebe die außerhalb ihrer Selbst herauswächst – mit Zusammenhang). Das ist gerade der ‘Beweggrund’, der Ihn heißt bei der Erschaffung dauernd gleichsam außerhalb von seinem Selbst herauszuragen, um mit Existieren in seiner vielfältigen Abstufung zu beschenken.
Die Macht des Allmächtigen Wortes Gottes wird ganz besonders mit der majestätischen Beschreibung der Erschaffung der Welt und des Menschen hervorgebracht, wie sie uns im Genesisbuch dargestellt wird (Gen 1). Was für eine Energie-in-Freude wird in diesem Kapitel immer wieder mit der Feststellung über Gott und seinen Erschaffungs-Willen zum Ausdruck gebracht:
„Und Elohím sprach: ‘Es werde Licht’!
Und es wurde Licht.
Und Elohím sah das Licht, dass es Gut war.
...
Und Elohím sprach: ‘Lichter sollen am Himmelsgewölbe sein, um Tag und Nacht zu scheiden. Sie sollen Zeichen sein und zur Bestimmung von Festzeiten, von Tagen und Jahren dienen ! ...’.
Und es geschah so ...” (Gen 1,3f.14f.; usw.).
Wie eindrücklich wird hier der Akt des Gottes erfreuten Willens hervorgehoben (vgl. Spr 8,30) – wonach die sofort erfolgende, volle Antwort darauf in Form des Da-zu-sein begonnenen, nächsten Erschaffungswerkes, eingeführt wird.
– Hier gibt es keinen Platz für irgendwelches Ringen mit unbekannten Kräften. Es gibt hier keine Rede von Ermüdung bei der Erschaffung. Zeugnis des so begriffenen Jahwéh, also Gottes des Lebendigen, der daselbst fähig genug ist als Erlöser einzugreifen, sind – mögen es auch nur diese Worte des Psalmisten sein:
„Denn Er sprach – und es ward;
Er gebot – und es stand” (Ps 33 [32],9; vgl. Ps 148,5).
d. Unterschiedlichkeit im Geschlecht |
Nach der imponierenden Darstellung der ‘Geschehnisse’ hinsichtlich des Himmels und der Erde, des Festlands, der Welt der Pflanzen und Tiere, gehörte es sich dem biblischen Verfasser, jetzt, der Reihe nach, die ihm bekannte eine, und doch sehr unterschiedliche Menschheit auf einen ‘Nullpunkt’ herabzuführen. Er hat Menschen gekannt, oder er hat von verschiedenen Menschen gehört, die in immer anderen Ländern und auf anderen Kontinenten wohnten. Er wusste Bescheid, dass es eine Vielheit von Sprachen und Mundarten gibt. Er begegnete im Alltag freien Leuten, aber auch Sklaven, die von der herrschenden Sozialstufe verachtet waren, so dass diese sogar straflos getötet werden konnten, als ob sie Nicht-Menschen wären, auch wenn sie doch Menschen im wahrhaftesten Sinn dieses Wortes waren.
Übergeht man dabei junge und ältere Leute, Säuglinge und Kinder, Kranke oder Gesunde, begegnete er außerdem noch Menschen verschiedener ‘Rassen’. Er sah weiße und schwarze Menschen, vielleicht hat er von ‘gelben’ Menschen gehört, oder Menschen einer noch anderen Hautfarbe. Dabei konnte er unmöglich nicht den charakteristisch unterschiedlichen Körperbau erblicken, der Hautfarbe, die Lage der Augen, usw. Mit Hilfe dieser charakteristischen Kennzeichen können Menschen einer bestimmten ‘Rasse’, bzw. ethnischer Abstammung ohne Schwierigkeit erkannt werden.
Allerdings all diese, selbst sehr weitgehenden charakteristischen Unterschiede zwischen den Menschen, die sich an ‘ethnisch-rassenhafter’ Zugehörigkeit und Abstammung aus weit gelegenen Ländern oder Kontinenten unterscheiden, sind nicht imstande die eine, grundsätzliche Tatsache zu beheben. Die Vertreter all dieser Unterschiedlichkeiten sind mit einem gemeinsamen Nenner verbunden: jeder von ihnen, den Sklaven nicht ausgenommen, der in seiner menschlichen Würde misshandelt wird, ist wahrer Mensch. Sie alle sind mit gemeinsamer menschlicher Natur verbunden.
Es gibt aber ein Kennzeichen, das auf keinen Fall auf ein noch mehr ursprüngliches Erscheinungsbild herabgeführt werden kann: es bestehen Menschen-Männer – und parallel dazu Menschen-Frauen. Das Geschlecht, das die Menschen in zwei entschiedene und auf sich einander unmöglich herabzuführende Gruppen unterscheidet, kann unmöglich auf einen noch mehr grundlegenden Faktor herabgeführt werden.
Im oben angeführten Satz, in dem der biblische Verfasser das Erscheinungsbild ‘Mensch’ schildert (s. Erschaffung des Menschen als Gottes Ebenbildes [Gen 1,27]), hebt er zugleich ungemein nachdrücklich hervor, dass dieser Mensch vor allem nicht Schöpfer seiner Selbst ist: er wurde erst erschaffen. Um diesen Gedanken zum Ausdruck zu bringen, hat er dreimal im selben Satz das ‘technische’ Zeitwort angewandt, das zur Andeutung des Inhaltes ‘erschaffen’ (hebr. bará – Gen 1,27) dient. Dies ist sprachlich genommen eine schlechterdings nicht begegnete Tatsache.
Daselbst zerstreut er von vornherein alle diesbezüglichen Zweifel. Dem Menschen gehört sich sein Dasein nicht. Der Mensch ist kein souveräner Machthaber seiner Selbst. Er ist allein eines der Geschöpfe, auch wenn er bevorzugtes Geschöpf ist, das vom Schöpfer selbst bis zur Würde des Gottes Ebenbildes erhöht worden ist.
– Ist der Mensch kein Machthaber über sich selbst, wurde er demnach sich selber zur verantwortlichen Verwaltung geschenkt. Von dieser Verwaltung wird er früher oder später von Jahwéh abgerechnet werden, der ihn zum Existieren als Mensch-Mann, oder auch als Mensch-Frau zum Dasein gerufen hat.
Die Sprache der Offenbarung Gottes behält das hier angewandte hebräische Zeitwort: bará [= erschaffen] zur Beschreibung allein der Erschaffungs-Tätigkeit Gottes vor. Man muss Gott sein, um ‘erschaffen’ fähig zu sein.
– Es geht um die Berufung zum Existieren eines Etwas oder eines Jemanden, ohne dass es vorher irgendwelches Rohstoff gegeben hätte. Der Akt der Erschaffung bedeutet also die Gründung im Existieren selbst: Beschenkung mit Dasein eines Etwas, oder eines Jemanden: einer Person – das es, bzw. die es zuvor niemals gegeben hat, und das es niemals mehr das gleiche geben wird.
Die Beschenkung mit Existieren wird vonseiten Gottes zugleich die Sicherung dem zum Dasein Berufenen Geschöpf seines weiteren Daseins.
– Außerdem bereichert Gott die lebendigen Geschöpfe mit der Fähigkeit, Leben von Generation zu Generation weiter vermitteln zu können.
– Bei der Lebens-Weitergabe wird offenbar jedesmalig besonders persönlich Gott selbst, der Schöpfer, engagiert. In seiner unbegreiflichen Hoffnung freut sich Gott wegen der Freude der lebendigen Wesen, wenn diese in solchem Augenblick zu Eltern ihrer Nachkommenschaft werden.
Um wie viel mehr wird das den Menschen betreffen, den Gott als das einzige unter den übrigen Geschöpfen „um seiner Selbst willen beabsichtigt hat” (GS 24). Nämlich im Fall des Menschen, werden die Eltern ihrer Nachkommenschaft – ob sie sich dessen bewusst oder unbewusst sind – nicht nur das ‘biologische’ Leben weiter verleiten, sondern außerdem das „Gottes Ebenbild”. Dieses aber ist offenbar kein Eigentum: weder des Vaters, noch der Mutter, sondern allein des Dreieinigen (s. BF 9).
2. Einheit des Mensch-Seins |
a. Gewissheit der Wahrheit |
Zusammen mit dem biblischen Verfasser bleiben wir vor dem Erscheinungsbild ‘Mensch’ in seiner dualen Art stehen: als Mensch-Mann, oder auch als Mensch-Frau. Diese Dualität kann auf keinen Fall auf einen noch ursprünglicheren Faktor herabgeführt werden.
– Es könnte dazugesagt werden, dass zu einem gleichen Schluss ebenso korrekt auch der reine Verstand des Menschen kommen kann – ohne dass man sich auf eine besondere Offenbarung vonseiten Gottes her fliehen müsste. Dennoch dank der Heiligen Schrift gewinnen wir eine zusätzliche Garantie: die Gewissheit der Wahrheit der Offenbarung. Solche Gewissheit kann von nur vernunftmäßigem Kennenlernen der Natur und des Menschen unmöglich erreicht werden.
Es gibt viele Theorien, die die Entstehung des Kosmos und des Lebens auf Erden zu erklären suchen – angefangen von Urtieren, über höhere Arten und Säugetiere, bis zum Menschen hin. Immer wieder leben Hypothesen auf betreffs der Entstehung u.a. des Menschen auf dem Weg einer allmählichen Entwicklung von weniger entwickelten Arten zu höheren, Herrentieren und endlich zum Menschen selbst.
Wir selbst glauben weiter unbeugsam, unterstützt auf der konstitutiven Apostolischen Offenbarung, die im Apostolischen Glaubensbekenntnis formuliert ist: „Ich glaube an den einen Gott, den Vater, – den Allmächtigen, der alles geschaffen hat, Himmel und Erde, die sichtbare und die unsichtbare Welt ...”. Wir sind dabei gewiss, dass wir nicht irren, indem wir die Tatsache mit Glauben annehmen, dass die ganze Wirklichkeit erschaffen worden ist, dass erschaffenes Wesen auch der Mensch ist: Mann und Frau.
Wir können uns nur zusätzlich sagen: Wie gut ist es doch, dass wir mit empfundener Gewissheit der Wahrheit der Offenbarung sowohl wissen, wie auch ohne zu zögern glauben können, dass der Mensch als solcher erschaffen worden ist, so dass er nicht Ausdruck eines zufälligen Zusammentreffens von Umständen ist, die zu seiner Entstehung beigetragen hätten.
– Wie gut ist es auch, wenn wir uns dessen bewusst sind, dass gerade Gott, und nicht irgendjemand anderer, noch irgend-‘Etwas’ anderes – die Dualität des Geschlechts erschaffen hat. Er ist es also, Gott in seiner Eigenschaft als Liebe-Leben, der Autor der Differenzierung des Menschseins in Menschen-den-Mann und Menschen-die-Frau ist.
Man muss sich aber zum Bewusstsein bringen, dass die Heilige Schrift mit Garantie der Wahrheit der Offenbarung allein die Tatsache der Erschaffung vonseiten Gottes ob des Kosmos, oder der lebendigen Wesen – und des Menschen umfängt.
Mit dieser Garantie wird dagegen die Art und Weise, WIE die Erschaffung dieser oder jener der von Gottes Offenbarung bekannten Tatsachen abgelaufen ist, nicht umfangen. Die Offenbarung der Einzelheiten der Erschaffung tritt nämlich nicht in das Profil ein, unter dem Gott die Garantie der Wahrheit-Treue bei der Offenbarung seiner Selbst und seines Vorhabens der Erlösung des Menschen in Christus verleiht. Zweck einer solchen Offenbarung wäre allein die Befriedigung der menschlichen Neugierigkeit. Sie würde mit nichts zum grundsätzlichen Beweggrund beitragen, nach dem sich Gott richtet, sooft Er dem Geschöpf seines Liebens: dem Menschen – irgendetwas mit Garantie seiner Selbst als Wahrheit-Treue offenbart. Gott verleiht diese Garantie immer dann, wenn die betreffende Frage auf irgendwelche Art und Weise daran anknüpft, was notwendig zum Anvertrauen auf den sich offenbarenden Gott ist, da doch Gott den Menschen zur bräutlichen Vereinigung mit sich selbst beruft.
Aus diesem Grund kann die Wissenschaft ruhig immer andere Theorien vorschieben, die z.B. die Art und Weise betreffen, wie die Welt-das-Weltall sich zusammenengt bzw. ausweitet. Dem Menschen ist es erlaubt Hypothesen und Theorien zu entwickeln mit Bezug auf die Entstehung lebendiger Organismen, und selbst die Entwicklungslehre des Menschen hinsichtlich seines Körpers (s. die Botschaft Johannes Paul II. vom 22.X.1996, gewidmet der Frage des Evolutionismus – an Mitglieder der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften, die in Vatikan an Tagen 22-26.X.1996 die Tagung gehalten haben über das Thema: „Entstehung und ursprüngliche Evolution des Lebens” – Text in: OR-Pol XVIII [1997,1,189] 18-19). Davon, ob unser Körper sich allmählich entwickelt hat bis zum Stadium, wann er die unmittelbar von Gott erschaffene, unsterbliche Seele zu empfangen fähig sein wird, hängt in geringstem Maß mit unserer Erlösung in Jesus Christus ab.
Wichtig ist es, dass wir mit dem ‘Mensch-Sein’ erst dann zu tun haben werden, wenn das betreffende Wesen zugleich Leib-Seele sein wird. Erst in diesem Augenblick belebt die unsterbliche Seele den sterblichen Leib (vgl. FC 11), indem sie die Transzendenz des Menschen über die übrigen Erscheinungsformen der nicht belebten und belebten Materie bestimmt. Das geschieht dank den von uns schon mehrmals besprochenen, unabdingbaren Eigenschaften, die die Natur des Menschen als Menschen bestimmen: seiner unabtrittbaren und unabdingbaren Befähigung zum Selbstbewusstsein (Verstand), zur Selbstbestimmung (freier Wille), und der Unternehmung der Verantwortung für seine ethischen Verhaltensweisen (s. z.B.: Noch einmal: unabtrittbare Eigenschaften des Menschen – der Person). Solche Eigenschaften können in keinem anderen Geschöpf und in keinem unter der ‘Herrentiere’ gefunden werden.
b. Garantie der Wahrheit Gottes |
Dank den von neuem zur Erinnerung gebrachten drei Komponenten ist der Mensch Person, und nicht nur ‘Leben-Wesen’. Gerade diese Tatsache gewinnt durch die in der Heiligen Schrift enthaltene Offenbarung Gottes die Garantie der Wahrheit der Offenbarung.
Diese Gewissheit ist Gottes Gabe für den Menschen. So offenbart Gott zwei Aspekte der Wirklichkeit: in erster Reihe offenbart Er dem Menschen sich Selbst – und parallel dazu sein Vorhaben: ihn in Jesus Christus zu erlösen.
– Denn derselbe Gott erhebt den zu existieren begonnenen Menschen: Mann und Frau, im selben Augenblick zur Würde des Ebenbildes und der Ähnlichkeit seiner Selbst, indem Er ihn unabtrittbar mit der Berufung zum ewigen – Leben in Kommunion mit Sich beschenkt.
Diesen Aspekt der Wirklichkeit, die untrennbar mit dem Da-zu-Sein des Menschen verbunden ist, ist keine Wissenschaft imstande beizubringen, noch sie zu beweisen. Darüber informierte den Menschen-den-Mann und den Menschen-die-Frau mit überschwänglicher Liebe der Schöpfer selbst.
– Denn Er offenbart sich von Anfang an seinem lebendigen Ebenbild, dass dieses Bescheid weiß, ‘Wer’ dieser ist, der ihn zum Dialog mit sich und zur Kommunion in Liebe und Leben mit sich – für immer – einlädt. Derselbe Schöpfer wird zugleich auch noch Erlöser des Menschen nach seinem tragischen Fall.
Es ziemt sich dazuzusagen, dass das ganze erste Kapitel des Genesisbuches, strikt genommen, nicht so sehr selbst ‘Berichtserstattung’ der Erschaffung immer weiterer Teile des Kosmos ist, bzw. der ‘Ausfüllung’ und. ‘Verzierung’ der Erdkugel mit vielfältigen Erscheinungsformen des Pflanzen- und Tierlebens darstellt, um am Ende auch noch die Erschaffung des Menschen als Gottes Ebenbildes und Ähnlichkeit vorzuführen. Der Hauptzweck dieser Komposition konzentriert sich in den Schlüsselworten am Ende dieses Kapitels (Gen 1). In ihnen aber rückt in den Vordergrund unzweideutig Gott als zugleich Erlöser seines lebendigen Ebenbildes im Weltall und ihm gegenüber.
Und zwar, die Schilderung scheint sich zum Menschen gleichsam mit folgenden Worte zu wenden – diesem Menschen, den Gott als die „einzige ... um ihrer selbst willen gewollte Kreatur” (GS 24) betrachtet:
„Kind Meiner Liebe! Fürchte Dich nicht! Fürchte vor den Sternen nicht, fürchte nicht vor der Sonne und dem Mond! Habe keine Angst vor Blitz und Donner. Habe keine Angst, wenn Dich wilde Tiere und die ungestümen Naturelemente bedrohen. Das alles überragt Dich mit ihrer Riesengröße und Macht. Im schlimmsten Fall kannst du physisch umkommen. Aber: Habe doch keine Angst vor all dem! Denn nur Du bist lebendiges Gottes Ebenbild, nicht aber sie! Ich lade Dich ein zum Eins-in-Liebe mit Mir – für immer! Mögest Du niemals der Versuchung erliegen, die Gott gehörige Ehre – der Sonne, dem Mond, den Naturkräften und irgendwelchem Lebendigen Wesen zu leisten! Sie alle sind erschaffene Wesen, so wie auch Du erschaffen worden bist. – Allerdings: Dich habe Ich außerdem zur Erhabenheit des Königs über den Kosmos erhoben: als das lebendige Ebenbild und Ähnlichkeit Deines Gottes. Dieser aber liebt Dich und erlöst Dich immerwährend. – Er bittet auch von Herzen, dass Du Ihm mit Deinem ganzen Selbst – vertraust. Denn indem Du Ebenbild Gottes bist, kannst Du niemals ‘Du-Selbst’ anders werden, als nur indem Du ganz nach Gottes Art bist. Daher mögest Du Jahwéh, Deinen Elohím [= den Herrn deinen Gott] lieben: mit Deinem ganzen Herzen und Deiner ganzen Seele!” (vgl. Dtn 6,5; Mt 22,37). |
c. Mensch-der Mann – Mensch-die-Frau |
Der biblische Verfasser, Sprecher der Offenbarung Gottes, die mit Garantie der – der Gottes Wahrheit-Treue eigenen Gewissheit gekennzeichnet ist, führt die Dualität des Geschlechts des Menschen auf unmittelbaren Eingriff Gottes als Schöpfers zurück. Das bedeutet, dass die Einteilung der Menschen in Männer und Frauen Frucht Gottes Erschaffungswerkes ist, nicht aber Folge entweder eines Zufalls, oder umso weniger des Eingriffs z.B. dessen, der der Böse ist: Satan. Was von der Hand „Dessen hervorkommt, Der Da ist” (Ex 3,15.18; 6,2.6), kann unmöglich seinem Wesen nach nicht Gutes sein, das also zu Gutem führt, nicht zum Übel (s. dazu: Tit 1,15).
Es besteht im Genesisbuch noch ein anderer Bericht über die Erschaffung des Menschen – außer diesem von Gen 1, den wir gerade erst besprochen haben. Dieser andere ist in Gen 2 aufgezeichnet. Dieser zweite Bericht ist Frucht eines anderen biblischen Verfassers, der in wesentlich früherer Zeitepoche des Gottes Volks Israel gelebt hat (vielleicht im 10. Jh. vor Chr.: Überlieferung J = Jahwistische Überlieferung). Im Gegenteil zum strikt bündigen, in einem Satz enthaltenen Bericht Gen 1, stellt dieser zweite, in Gen 2, die Entstehung des Menschen ausführlich und auf augenschaulich-plastische Art und Weise dar. Die biblische Berichterstattung spricht hier vom „Formen des Menschen aus dem Staub, den Er vom Erdboden genommen hat”, und dass Jahwéh-Elohím (der Herr – Gott) „in seine Nase den Lebensodem hauchte, so dass der Mensch zu einem lebenden Wesen wurde” (Gen 2,7).
Auch dieser biblische Text war schon Gegenstand unserer früheren Erwägungen (s. ob.: Anthropomorphismus: Bericht von Gen 2,7).
In weiterer Folge eben dieser Beschreibung von Gen 2 geht der biblische Autor über auf den Bericht über die gesonderte Entstehung der ersten Frau. Der Verfasser erweist keine Hemmungen vor Anwendung weitgehender Anthropomorphismen. Er führt die Feststellung Gottes selbst an:
„Es ist nicht gut für den Menschen, dass er allein ist.
Ich will ihm eine Gehilfin machen, die ihm völlig entspricht” (Gen 2,18).
Es folgt die Szene der Erschaffung der Tiere und ihre Defilee vor dem ersten Menschen. Die weitere Folge des Berichts offenbart, dass dieser ‘Mensch’ [hebr.: adám = Mensch] – ein Mann ist. Er gibt den aufeinander erscheinenden Tieren Namen: Benennungen. Das zeugt unabänderlich davon, dass er die Oberherrschaft über sie erfüllt.
– Dieser Mensch findet aber unter ihnen kein Wesen, das sich für ihn als sein ‘Partner’ eignete. Es ist klar: kein Tier ist ... Person (s. ob.: Vernunft mit Wahrheit und Verpflichtung dazu – mit ganzer Weiterfolge. Und den Verweis: Johannes Paul II., Dritte Pilgerfahrt in die Heimat, Ansprache in der Aula der KUL (Katholischen Universität Lublin), Lublin 9.VI.1987, Pkt.5). Denn:
„... Nur die Person kann lieben,
und nur die Person kann geliebt werden” (MuD 29).
Die Person ist aber sowohl Leib-Seele zugleich, das heißt sie ist zum Selbstbewusstsein, zur Selbstbestimmung und Unternehmung von Verantwortung befähigt (s. ob.: Grundlage des Menschen Größe und Würde).
In dieser Situation greift von neuem Gott ein:
„Da ließ Jahwéh-Elohím einen tiefen Schlaf auf den Menschen fallen, so dass er einschlief.
Und Er nahm eine von seinen Rippen und verschloss ihre Stelle mit Fleisch.
Und Jahwéh-Elohím baute die Rippe, die Er von dem Menschen genommen hat,
zu einer Frau – und Er brachte sie zum Menschen.
– Da sagte der Mensch:
‘Diese endlich ist Gebein von meinem Gebein
und Fleisch von meinem Fleisch!
Diese soll ‘Männ-in’ heißen,
denn vom-Mann ist sie genommen’ ....” (Gen 2,21ff.).
Der biblische Autor fasst den Bericht bemerkenswürdig zusammen, indem er auf das bräutliche Band zwischen diesen beiden, Mann und Frau hinweist. Unter bestimmten Bedingungen werden diese den Ehebund bilden:
„Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen
und seiner Frau anhängen.
Und sie werden [von neuem]
zu einem [lebendigen] Fleisch werden! ...” (Gen 2,24).
d. Die erste Frau gebildet |
Ein Leser, der sich schickt, die Heilige Schrift zu lesen und es etwas oberflächlich tut, indem er auch in die Sprache der Offenbarung nicht eingeübt ist, könnte glauben, dieser Bericht stelle eine anderswo rührende Erzählung dar. Indessen hinter diesem scheinbar sehr anthropomorph gefassten biblischen Bericht ist eine Tiefe anthropologischer und theologischer Wirklichkeit verborgen zusammengefasst.
Wie viel Feinfühligkeit strahlt aus dieser Besonderheit, dass Gott den ersten Menschen [hebr. adám] gleichsam ‘einschlafen’ ließ – und erst so hat Er die erste Frau erschaffen. Wir bemerken hier greifbar den Stil der Offenbarung Gottes.
– Es ist nicht Gottes Gewohnheit, dem Vermittler der Offenbarung Einzelheiten zu offenbaren, die vom Gesichtspunkt aus unserer Erlösung in Christus nicht unbedingt sind. Der biblische Verfasser wird einerseits mit Gewissheit der Wahrheit der Offenbarung beschert, was die gerade dargestellte TATSACHE angeht: DASS Gott nämlich sowohl den Menschen-den-Mann erschaffen hat, wie auch den Menschen-die-Frau. Es werden ihm dagegen nicht Einzelheiten geoffenbart, die die Art und Weise betreffen, WIE diese Tatsache abgelaufen ist.
Daher sehen wir immer wieder, dass der Verfasser mit der ihn begleitenden Gewissheit der Wahrheit der Offenbarung darstellt, ‘dass’ Gott – sei es z.B. Himmel und Erde erschaffen hat. Dagegen er ist auf den Bestand des selbst gewonnenen Wissens und die eigene Vorstellungskraft verlassen, wenn es darum geht, wie er in Worte die immer anderen Hinsichten der Wahrheit der an ihn gelangenden Offenbarung umschmieden soll. Daher ist seine Beschreibung mit Merkmalen der Mentalität und Kultur dieses Milieus gekennzeichnet, in dem er für den Alltag selbst lebte.
Der biblische Autor weiß ferner Bescheid – mit erfahrener Gewissheit der Offenbarung, ‘dass’ Gott sowohl den ersten Menschen erschaffen hat, wie auch die erste Frau. Gott hat ihm aber nicht geoffenbart – noch musste Er es tun, auf welche Art und Weise das Erschaffungswerk sei es des ersten Menschen, sei es der ersten Frau abgelaufen ist. Als sich der Autor an die Beschreibung geschickt hat, die Tatsache selbst der Erschaffung des Menschen in seiner geschlechtlichen Dualität in Worte umzuschmieden, worüber ihm die Gewissheit mit Siegel der Wahrheit der Offenbarung geschenkt worden ist, benutzt er in seinem Bericht darüber die Vorräte seines Wissens, das mit der Mentalität des ihn gestaltenden Kulturmilieus gekennzeichnet ist.
Bei seiner ganzen Ohnmacht, was die Einzelheiten der Art und Weise angeht, wie Gott – in diesem Fall den Menschen-den-Mann, und dann den Menschen-die-Frau erschaffen hat, ist er von Anfang an bis zum Ende seiner skripturistisch-literarischen Arbeit dem übermächtigen Anhauch des Heiligen Geistes unterlegen. Was hier entsteht, wird nicht nur ‘menschliches’ Wort sein, und anderseits wird es nicht nur das Wort Gottes ‘enthalten’, sondern es wird in wahrhaftester Bedeutung „wahres Gottes Wort sein” (DV 24b: „Die Heiligen Schriften enthalten das Wort Gottes und, weil inspiriert – sind sie wahrhaft Wort Gottes: vere verbum Dei sunt”).
Der Heilige Geist zerstört den freien Willen des biblischen Autors nicht nur nicht, noch erpresst Er irgendwas an seinem natürlichen Verstands-Vermögen. Im Gegenteil, Er lässt seine natürlichen Befähigungen eine ungewöhnliche Ergiebigkeit hervorbringen, indem Er die Frucht seines Schreibens auf die Ebene des wahren Gottes-Geschriebenen-Wortes hochhebt. Zu gleicher Zeit lenkt Er den Vorgang des Denkens des biblischen Verfassers und die Einkleidung seiner Gedanken in Worte und Sätze so mächtig, dass es uns nur bleibt, die Tiefe der Wirklichkeit zu bewundern, die unter dem Wortgewand des gebrauchten literarischen Rohstoffs verborgen ist.
Der biblische Autor drückt so unter dem Anhauch desselben Heiligen Geistes unfehlbar das alles aus, was Gott zu offenbaren – dank seiner Vermittlung, beabsichtigt hat. Und doch, derselbe Heilige Geist benutzt die ganze Zeit hindurch diese Ansammlung des Wissens und diese Welt der Vorstellungskraft des biblischen Autors, die Er bei ihm vorfindet, eventuell für deren ergiebige Früchte er den Weg ganz besonders geebnet hat.
In diesem Sinn ziemt es sich, dass wir uns vor der erwähnten, meisterhaft ausgesuchten Besonderheit der erörterten Darstellung beugen, dass die Erschaffung der ersten Frau in der Zeit erfolgt ist, als Adám, der erste Mensch, „mit tiefem Schlaf befallen” war (Gen 2,21). Es ist klar, es hat sich nicht geziemt, dass irgendjemand Gott in Seiner Erschaffungstätigkeit ‘abgucken sollte’!
Übrigens: Wer könnte ‘Zeuge’ sein bei der Erschaffung sei es des ersten Menschen-des-Mannes, sei es des ersten Menschen-der-Frau, wenn es Menschen auf der Welt überhaupt noch nicht gegeben hat? Unabhängig davon, auch die Stunde der Entstehung eines jeden weiteren Menschen im Schoße seiner Mutter ist mit dem Klima der Intimität und des Anvertrauens umwoben. Es passt nicht, dass jemand neugierig dort hineinzudringen suchte. Wie treffend bringt das einmal der Psalmist zum Ausdruck:
„Meine Nieren hast Du ja geschaffen,
mich im Schoß meiner Mutter gewoben.
Ich danke Dir: Erstaunlich, wunderbar bin ich erschaffen.
Gar wunderbar sind deine Werke.
Meine Seele erkennt das gar wohl,
Mein Werden war nicht verborgen vor Dir,
als im Verborgenen ich wurde,
gewirkt in irdischen Tiefen ...” (Ps 139 [138],13ff.).
Ihrerseits wird das von der Mutter der sieben Söhne zum Ausdruck gebracht. Ihre sieben Söhne wurden in ihren Augen grausam gefoltert und getötet. Es geschah in der Zeit der religiösen Verfolgung (167-164 vor Chr.) unter Antiochus IV. Epiphanes (herrschte 175-163 vor Chr.):
„Ich weiß nicht, wie ihr in meinem Schoß gebildet wurdet. Nicht ich gab euch Atem und Leben, noch fügte ich die Gliedmaßen eines jeden von euch kunstvoll zusammen.
– Der Schöpfer des Weltalls ist es, der den Ursprung des Menschen bewirkt, wie Er allem das Dasein gibt. Deshalb wird Er euch erbarmungsvoll Atem und Leben wiedergeben, die ihr jetzt um Seiner Gesetze willen geringschätzt” (2 Makk 7,22).
e. Rippe genommen |
Wir geraten auf die weitere Besonderheit bei der Beschreibung der Erschaffung der ersten Frau: Sie wurde „von der Rippe”, die vom „adám”, dem ersten Menschen, genommen worden ist, erschaffen. Dies ist ein weiterer, ungemein gewagter Anthropomorphismus, der auf die Erschaffungstätigkeit Gottes bezogen wird. Wenn wir uns aber ein wenig Mühe geben, um die Gesamtheit des besprochenen Berichtes zu umfangen, können wir nur einmal mehr über die unwahrscheinliche Triftigkeit dieser weiteren Besonderheit staunen.
Würde nämlich der biblische Verfasser die Erschaffung der ersten Frau als z.B. eine andere, parallel zur vorhergegangenen „Formung aus dem Staub genommen vom Ackerboden” (vgl. Gen 2,7) darstellen, wäre die Frau mit dem Ackerboden verbunden-verwandt, nicht aber mit dem schon existierendem ersten Menschen. Mit anderen Worten, den Mann und die Frau würde überhaupt nichts miteinander verbinden – außer die Verwandtschaft ihrer beiden zum Ackerboden, nicht aber unter ihnen selbst. Es wären zwei ‘Pflöcke’, die in den Acker hineingeschlagen wären, unter denen aber überhaupt kein Band bestünde.
Auf ähnliche Art und Weise bliebe auch der erste Mensch, der adám, weiter ungetröst, falls Gott anstatt die Frau – einen zweiten, genau solchen ‘Menschen’: adám – wie er, geformt hätte. Es würde in diesem Fall zwei Männer geben, die parallel zu sich selbst erschaffen wären, die aber miteinander mit keinem inneren Band verbunden wären. Sie beiden wären ‘Verwandte’ des „Staubes genommen vom Ackerboden” (vgl. Gen 2,7). Sie stünden beide bei sich und neben sich gleichsam zwei ‘Geschöpfe’, die zwar einander ähnlich wären, und die im besten Fall ein paar Weilen miteinander plaudern könnten, wonach sie voneinander wieder gefühllos weggehen würden.
Sie würden sich zur Gründung einer tieferen ‘Personen-Kommunion’ nicht eignen, jedenfalls sie wären entschieden unfähig, eine Liebe-Leben-Kommunion zu stiften, wie sie erst samt der Ehe und der aus ihr hervorkommenden Familie erscheint. Gott würde durch die Gestaltung eines genau gleichen Mannes, wie es dieser erste war, die ontologische Sehnsucht nach einer Person nicht erfüllen, die den Bedingungen entsprechen würde, den ersten Menschen in selber menschlichen Natur und zugleich bestehender „sonderbaren Andersartigkeit und ‘personalen Originalität’ von Mann und Frau” (MuD 10), zu vervollständigen und ergänzen – gegensätzlich zur Feststellung selbst der Schöpfers: „Es ist nicht gut für den Menschen, dass er allein ist. Ich will ihm eine Gehilfin machen, die ihm völlig entspricht” (Gen 2,18).
Indessen Adam, der erste Mensch, der – wie es sich zeigt, der erste Mann ist, erhob einen voller Entzückung und Bewunderung lauten Aufschrei, als er die von Gott herangeführte erste Frau erblickt hat:
„Diese endlich ist Gebein von meinem Gebein
und Fleisch von meinem Fleisch ... !” (Gen 2,21).
Diese Wendung bringt nach semitisch-israelitischer Mentalität eindeutig das engste Band der Verwandtschaft und Identität in Natur zum Ausdruck [s. im Anschluss an diesen Ausruf des Bezaubertseins von Adam die tiefen Erwägungen Johannes Paul II. über die Problematik einer schlecht begriffenen und täuschend sich abspielenden Emanzipation der Frau: MuD 10]. Es wäre dem biblischen Autor schwer die Einheit der menschlichen Natur bei aller Unterschiedlichkeit im Geschlecht dieser beiden noch besser zum Ausdruck zu bringen, als er es getan hat.
Unabhängig von der hier ausgesprochenen Identität in menschlicher Natur – im grellen Gegenteil zur gerade erst beendeten Defilee vor Adam der Tiere, unter denen sich keines von ihnen zur ‘Partnerschaft’, zum Dialog und zur Herzlichkeit mit ihm als dem Menschen geeignet hat, klingt im Aufschrei des Menschen-Adám die Entzückung infolge der empfundenen Komplementarität im Geschlecht und Menschsein der zu ihm herangeführten Frau. Adám drückt das ungemein deutlich mit weiteren Worten aus, die in seinen Mund vom biblischen Autor gelegt werden:
„Darum wird ein Mann Vater und seine Mutter verlassen, und seiner Frau anhängen.
Und sie werden [von neuem] zu EINEM [lebendigen] Fleisch werden! ...” (Gen 2,24).
Diese Worte drücken eindeutig die eheliche Einheit von Zweien aus. Es geht um erwachsene Leute, die die Entscheidung fällen, das Elternhaus zu verlassen. Sie entscheiden sich freiwillig auf die Wahl eines Menschen des anderen Geschlechts und beschließen eine Liebe-Leben-Kommunion zu bilden, die sich offensichtlich auf Elternschaft aufschließt, ähnlich wie diese, deren Frucht sie selbst geworden sind, bevor sie die eigenen Eltern: Mutter und Vater, verlassen haben.
Man könnte nur noch fragen: wie ist der biblische Verfasser darauf gefallen, dass er die Entstehung der ersten Frau so und nicht anders abgerissen hat: als diese, die von der „Rippe, die dem Menschen-adám entnommen wurde”, entstanden ist?
– Niemand der Menschen war Zeuge der Erschaffung der ersten Frau. Hier fällt also irgendwelche, viele Jahrhunderte zählende mündliche Überlieferung völlig ab.
– Ist es so, ist der biblische Autor zur Tatsache der Erschaffung der ersten Frau ‘vom’ ersten Menschen-Mann einzig aufgrund der Offenbarung Gottes gekommen. Diese aber enthüllt solche Einzelheiten nicht, die in das ‘Profil’ unserer Erlösung in Christus nicht eintreten. Anders gesagt: diese konkrete Einzelheit an sich, dass nämlich die erste Frau von der „Rippe, genommen vom Menschen [hebr. adám]”, entstanden ist, kann aus Offenbarung in strikter Bedeutung nicht herkommen. Das hier angewandte Bild ist völlig mit semitisch-israelitischer Mentalität durchdrungen.
Und doch, auch in diese literarische Fassung musste ganz mächtig der Heilige Geist eingreifen. Unter Seinem Anhauch verblieb der biblische Verfasser die ganze Zeit der Entstehung hindurch dieses, der Reihe nach, Bruchstücks des Gottes-Geschriebenen-Wortes. Er hat im Licht des sich ihm offenbarenden Gottes begriffen, dass zwischen dem Menschen-Mann und dem Menschen-Frau ein striktestes Band der Identität in Natur des Menschen besteht, und außerdem darin, dass sowohl der Mann, wie auch die Frau, auf gleiche Art Gottes Ebenbild bilden.
Gerade diese Tatsache hat er infolge des beständig „in ihm und durch ihn sich betätigenden” (DV 11c) Heiligen Geistes mit der verwundernden Bezeichnung ausgedrückt, die durch und durch die israelitische Mentalität strahlt: „... Rippe vom ‘adám’ = Menschen” (Gen 2,21). (s. die Frage des biblischen Verfassers inwiefern er die ihm bekannten Arten und Weisen der Ausdrucksweise benutzt: DV 12a-e).
f. Der Heilige Geist in der Umgestaltung |
Es gehört sich dauernd in Erinnerung zu bewahren, dass die ganze Zeit hindurch des erfolgenden Schreibvorganges – das Denken des biblischen Verfassers vom Heiligen Geist gelenkt wird. Er beeinflusst den Verfasser mittels seines subtilen, nicht bemerkten, und doch allmächtig wirksamen Anhauches. Er aktivierte seine eigenen, ihm eigenen Fähigkeiten, indem Er sie zur höchstmöglichen Ergiebigkeit gebracht hat. Aus diesem Grund wurde das entstehende menschliche Wort des biblischen Autors – in selber Weile „wahres Wort Gottes” (DV 24b).
Die Heilige Schrift ist in ihrer allmählichen Entstehung unter dem Anhauch des Heiligen Geistes selbst an sich eines der tiefsten Geheimnisse der Offenbarung Gottes. In ihre Entstehung ist beständig die ganze Trinität engagiert. Selbstverständlich, jede der Drei Personen Gottes des Dreieinigen prägt auf ihrem Entstehungsvorgang, ihrem weiteren Bestehen und ihrem korrekten Verstehen ihr Mal auf die ihr eigene Art und Weise. Die Entstehung selbst des wunderbaren Geheimnisses der Heiligen Schrift als „Gottes-Geschriebenen-Wortes” wird aber der Leben-spendenden Einwirkung der Dritten Person der Trinität zugeschrieben, d.h. dem – Heiligen Geist (s. dazu das Handbuch: ks. Paweł Leks, SCJ, Dein Wort ist Wahrheit ... – Charisma der Biblischen Inspiration, Katowice 1997 [poln.]).
Als Gabe, mit der der Dreieinige das Volk Gottes beschenkt, wird die Heilige Schrift zum Beweis eines immerwährenden Entgegengehens Gottes zu seinem lebendigen Ebenbild: Mann und Frau. Die Zweite Person der Allerheiligsten Trinität, der Sohn-das-Wort, nimmt in ihr allmählich immer mehr die Gestalt des Gottes-Geschriebenen-Wortes an.
– Die Initiative, das Volk Gottes mit dieser Gabe zu beschenken, kommt selbstverständlich vom Himmlischen Vater her. Dagegen Gottes ‘Meister’, der zu dieser weiteren, eigenartig anderen ‘Hypostatischen Union’ [Vereinigung der Zweien Naturen: Gottes und des Menschen – in der Zweiten Person der Trinität] in Gestalt des Gottes-Geschriebenen-Wortes bringt, ist der Heilige Geist. Ähnlich, wie gerade Er einmal sein größtes Werk vollbringt, als Er die Vereinigung der Natur Gottes-des-Sohnes, d.i. des-Wortes-Gottes – mit der menschlichen Natur in der einen – Gottes Person Jesu Christi, zustande bringen wird (vgl. DeV 50).
Christus, der Sohn des Urewigen Vaters, aber auch wahrhafter Sohn Mariens, wird auf solche Art und Weise Gottes-Fleischgewordenes-Wort.
Derselbe Gottes Sohn existiert aber auf die ihm eigene Weise auch noch anders – als Gottes-Geschriebenes-Wort, d.h. als die Heilige Schrift.
auf noch andere Art und Weise wird der Gottes Sohn für den Alltag als Gottes-Eucharistisches-Wort zugänglich (s. dazu: DV 21a.26b).
Im erörterten biblischen Bericht über die Erschaffung der ersten Frau „von der Rippe – genommen vom adám: dem Menschen” (Gen 2,21) erfahren wir einmal mehr ganz augenschaulich, dass Gott dem von Ihm erwählten Vermittler der Offenbarung mit empfundener Gewissheit der Wahrheit der Offenbarung allein die Erlösungs-Tatsachen enthüllt. Zu gleicher Zeit erfahren wir nicht minder belehrend, dass Gott ihm die Art und Weise, wie diese Tatsachen abgelaufen sind, nicht offenbart. So anerkennen wir die Richtigkeit der Feststellung, dass sich solcher Stil der Offenbarung Gottes und seiner Niederschreibung im Gottes-Geschriebenen-Wort als die beste Lösung bewährt. Eine Offenbarung der Einzelheiten, u.a. mit Bezug auf den Bericht über die Erschaffung der Frau von der ‘Rippe genommen von adám’, würde zwar die menschliche Neugierigkeit befriedigen, sie wäre aber keinesfalls imstande, irgendetwas zu unserer Erlösung in Christus beizutragen.
Wichtig ist aber die mit dem Siegel der Wahrheit der Offenbarung gekennzeichnete biblische Feststellung, d.i. die Belehrung der Wahrheit der Offenbarung:
Erschaffen wurde der erste Mensch. Dem Kontext nach ergibt sich die Folgerung, dass es der erste Mann ist.
Erschaffen wurde die erste Frau.
Zwischen der Frau und dem ersten Mann besteht eine absolute Gleichheit bezüglich ihrer menschlichen Natur.
Bewahrt wird die völlige Komplementarität der beiden in Dualität des Geschlechts.
Die Personen ihrer beiden werden auf gleiche Art und Weise mit der Würde des Ebenbildes Gottes beschenkt.
So bekennen wir also in Kraft des Glaubens, dass Gott außer Zweifel das alles offenbart, was zu unserer Erlösung in Christus notwendig ist. Gerade auch in dieser Hinsicht beschenkt Er sein Volk in der Heiligen Schrift mit Garantie der Gewissheit der Wahrheit der Offenbarung. Dem sich offenbarenden Gott geht es dauernd um das eine: dass sein lebendiges Ebenbild in der Welt, d.h. die beiden – Mann und Frau, ihren Glauben untrüglich auf dem Glauben des biblischen Verfassers stützen können, dessen menschliches Schreibwerk in Kraft des Anhauchs des Heiligen Geistes „wahrhaft Gottes Wort” wird (DV 24b). Indem also der Mensch der Heiligen Schrift anvertraut – verstanden im Rahmen der sie tragenden und sie authentisch deutenden Dogmatischen Überlieferung, erkennt Mann und Frau den Weg, der mit empfundener Gewissheit des Glaubens geradehin zum „Haus des Vaters” führt: zu unserer Erlösung in Christus [die gegenseitige Wechselbeziehung: Heilige Schrift – Dogmatische Überlieferung – Magisterium der Kirche, s. auch ob.: Auf der Suche nach Jesus Christus – heute ].
Zu gleicher Zeit stellen wir die Absurdität aller anderen Auffassung der Wahrheit der Offenbarung Gottes fest. Sollte Gott Einzelheiten offenbaren – sei es z.B. mit Bezug auf die Erschaffung der Welt und des Menschen, würden sofort Fragen erscheinen: bei welchem wissenschaftlichen Niveau und der Lehre sollte das alles erfolgen? Sollte Gott die Kinder ansprechen – in der Zeitphase ihrer kindlichen Denkweise, oder auch sollte die Offenbarung in erster Reihe erwachsene Leute betreffen?
– Sollte aber die Offenbarung z.B. allein an reifgewordene Menschen gerichtet bleiben, erschiene sofort die weitere Frage: Sollte Gott etwa einfache und nicht ausgebildete Leute ansprechen – solche bilden immer die Mehrheit? Oder auch sollte Er nur die Elite berücksichtigen, u.zw. Menschen mit Genius der Wissenschaft und des Geistes?
Anders gesagt wir fragen: sollte Gott den ersten Menschen – nehmen wir an: etwa komplizierte Muster der höheren Mathematik und Astronomie offenbaren, die schon dem Ur-Menschen vom Paradies die Erklärung der Geheimnisse des Mikro- und Makrokosmos nahebringen würden, wie sie vom menschlichem Genie im Laufe der Tausenden Jahre seines Existierens auf Erden erreicht worden sind? Sollte Gott der ursprünglichen Menschheit verwickelte Muster vom Bereich der organischen und nicht organischen Chemie offenbaren, mit denen die Art und Weise erklärt werden könnte, wie es zur Zusammenfügung der Grundstoffe und molekularen Systeme kommt? Beziehungsweise sollte Gott der ursprünglichen Menschheit Dinge über die verkoppelten Systeme offenbaren und ihr Fragen der Trigonometrie und Geheimnisse der Atomistik auslegen?
Wir sehen ein, dass solches Verständnis der Offenbarung Gottes ein großer Unsinn wäre. Die menschliche Wissenschaft ändert sich von Epoche auf Epoche. Was heute als Gipfelpunkt technischer Errungenschaften gilt, kann morgen als längst verklungene Theorie angesehen werden, die schon von niemandem erwähnt wird. Wissenschaftliche Hypothesen, die einmal als unrüttelbar angesehen wurden, können sich in Kürze als lächerliche Kinderei zeigen. Im Gegenteil dazu:
„... Das Wort unseres Gottes
bleibt bestehen auf ewig” (Jes 40,8; 1 Petr 1,25).
Von sich – als dem Wort, äußert denselben Inhalt selbst der Erlöser des Menschen, das Fleischgewordene-Gottes-Wort:
„Himmel und Erde werden vergehen,
aber meine Worte – werden nicht vergehen” (Mt 24,35).
g. Gottes-Fleischgewordenes-Wort |
Gerade erst wurde die prophetische Äußerung Jesu Christi angeführt: „Himmel und Erde werden vergehen, aber Meine Worte werden Nicht vergehen” (Mt 24,35). Dieses Wort ist die Zweite Gottes Person: der Sohn-das-Wort. Es ist die Person des Erlösers des Menschen.
– Es ist Gottes Vorhaben, das im Gottes-Geschriebenen-Wort auch noch anders bezeichnet wird: Gott als Wahrheit-Treue, d.h. Gottes unbeugsame Treue zu seinem einmal unternommenen Vorhaben: im Gottes Sohn Jesus Christus das Werk der Erlösung des Menschen – des Gottes Ebenbildes – zu vollbringen. Solche Bedeutung ist dem biblischen Ausdruck mit Bezug auf Gott eigen: Gott-die-Wahrheit.
– Aufgrund seiner Wahrheit-Treue nimmt die Zweite Person der Trinität zu seiner Gottheit, die dieselbe ist beim Vater-Sohn-Heiligen-Geist – noch eine zweite, menschliche Natur an, um „Sühne-Opfer für unsere Sünden zu werden und die ... Sünden der ganzen Welt” (1 Joh 2,2).
Ab dieser Stunde an wurde die Zweite Person der Trinität, d.h. der-Sohn-das-Wort – im wörtlichsten Sinn ‘Gott-mitten-von-uns’ [hebr.: im-mánu-Él = mit-(uns)-ist-Gott; vgl. Joh 1,14; Jes 7,14]: Gott der beständig nahe seines lebendigen Ebenbildes im Weltall. In Jesus Christus, dem Fleischgewordenen Gottes Sohn, begann Gott das Geschick und Elend seiner menschlichen Brüder und Schwestern – außer ihrer Sünde, zu teilen (vgl. Hebr 4,15; Phil 2,7). Ab diesem Augenblick ist die Zweite Person der Trinität für die Dauer, auch nach ihrer Himmelfahrt nach der vollbrachten Erlösung, gleichzeitig: Gott und Mensch.
– Unabhängig davon, die Zweite Person Gottes hat noch eine andere Gestalt angenommen: die der menschlichen Sprache – in Gestalt der Heiligen Schrift.
Also letztlich verweilt der-Sohn-das-Wort, die Zweite Person der Trinität, mit der Menschenfamilie auf zwei sich gegenseitig entsprechende Arten und Weisen, und zwar als:
Gottes-Fleisch(Mensch)-Gewordenes-Wort. Zur bestimmten Stunde der Weltgeschichte ist der Sohn Gottes vom Himmel herabgestiegen und ist Fleisch – Mensch geworden. Er wurde Gott-Mensch „für uns Menschen und zu unserer Erlösung” (Credo – in der Heiligen Messe), selbstverständlich ohne das aufgehört zu haben, Wer Er weiter im Schoß der Trinität ist: die Zweite Person der Allerheiligsten Dreifaltigkeit.
Außerdem verweilt aber dieselbe Zweite Person der Trinität: der-Sohn-das-Wort, mit der Menschenfamilie seit mindestens einem anderthalb Jahrtausend Jahren vor Chr. unter noch anderer Gestalt: als Gottes-Geschriebenes-Wort. So ist die Heilige Schrift: das Wort Gottes, das in Gestalt der menschlichen Sprache eine fest-fixierte Form angenommen hat (s. DV 12a.13b.21ab.24b).
Es gehört sich noch daran zu erinnern, dass das Gottes-Geschriebene-Wort Besitztum dessen ist, Der hier spricht und schreibt. Gott bedient sich zwar bestimmter, von Ihm gewählter und mit entsprechenden Charismen beschenkter menschlicher Verfasser. Die Entstehung selbst des Gottes-Geschriebenen-Wortes, also der Heiligen Schrift, geschieht aber dauernd unter dem Anhauch des Heiligen Geistes. Denn „vom Heiligen Geist getrieben, haben von Gott her Heilige Menschen gesprochen” (2 Petr 1,21).
Niemand der menschlichen biblischen Autoren hat die Macht über das ihm zeitweilig geschenkte skripturistische Charisma. Diese Gabe wird von Gott gewährt, wann es Gott will, wem Gott es will, und für wie lange Gott es will – schon ungeachtet der Tatsache, dass die Zeit der Entstehung des Gottes-Geschriebenen-Wortes auf definitive Weise zu Ende gekommen ist samt der Epoche der noch konstitutiv zunehmenden Neutestamentlichen Offenbarung, d.h. in der Apostolischen Epoche.
Damit hängt der grundsätzliche Schluss zusammen, dass Besitztümer und Herr der Heiligen Schrift niemand der Menschen ist. Macht über das Gottes-Geschriebene-Wort und seine Deutung-Interpretation steht außer Gott allein – weder der Heiligen Kirche zu, noch umso weniger irgendjemandem einzelnem Privatmenschen, noch einer solchen oder anderen Religiösen Gruppierung bzw. einer religiös-ähnlichen Gruppe.
– Selbst das Wort Gottes, der-Sohn-das-Wort, hat in Jesus Christus dem Gottes-Geschriebenen-Wort – die Bedingungen gesichert für seine authentische und autoritative Aufbewahrung und Deutung: für das eigentliche Verständnis, das es von allen Entstellungen zu bewahren imstande ist. Es gilt einzig vom Magisterium der Kirche ‘unter’ und ‘mit’ Petrus (s. ob. das in Erinnerung gebrachte: Auf der Suche nach Jesus Christus – heute).
Diese Erwägungen, die strikt mit dem Inhalt der biblischen Bezeichnung Gottes als ‘Wahrheit-Treue’ verbunden sind, d.h. der vonseiten des Dreieinigen unbeugsamen Umsetzung ins Leben des Vorhabens der Erlösung und des Heils von Mann und Frau in ihrer Sünde – mit dem Blut des Gottes Fleischgewordenen Sohnes, lassen besser den Inhalt der bemerkenswerten Worte des Hohepriesterlichen Gebets Jesu Christi verstehen, die Er kurz vor seinem Erlösungsleiden zum Vater erhob:
„[Vater], heilige sie in der Wahrheit.
Dein Wort – ist – Wahrheit” (Joh 17,17).
Jesus spricht hier von Sich selbst. Er ist doch – Sohn-Wort. Dieses Wort, die Zweite Person des Dreieinigen, ist mit seinem ganzem Selbst Wahrheit – in strikt biblischer Bedeutung dieser Bezeichnung. Er ist mit seinem ganzen Selbst die unbeugsame Treue in Verwirklichung des einmal angesichts des lebendigen Ebenbildes Gottes: Mann und Frau unternommenen Vorhabens des Dreieinigen: dass gerade ER, der-Sohn-das-WORT, den Menschen mit seinem am Kreuz vergossenen Blut erlösen wird. Denn Er wird – zum Erlösungs-Gut seiner menschlichen Brüder und Schwestern – zum „Mittel der Sühnung bestellt durch den Glauben an sein Blut” (Röm 3,25). Nur dass dieses sein Opfer, also die Gabe des eigenen Lebens – seinerseits Erweis werden wird seines: „... da Er die Seinen, die in der Welt waren, geliebt hat, liebte Er sie bis ans Ende” (Joh 13,1).
Zugleich wird dieses sein Opfer am Kreuz vonseiten des Dreieinigen, wenn auch in seiner Person, sichtbarer Ausdruck der Brautgift, die Er seiner Braut: der Kirche, d.h. einzeln jedem Mann und jeder Frau – umsonst anbietet.
– Dabei wird diese Lebens-Gabe in seinem Blut am Kreuz Besiegelung der unwiderrufbaren Trauung des Gottes Sohnes mit seiner so oft dieser Ehre unwürdigen Braut. Das Wort Gottes, der Sohn des Urewigen Vaters und zugleich Sohn Mariens in seiner Gottes Person, wird so für seine menschlichen Brüder und Schwestern unwiderruflich Bräutigam-vom-Kreuz.
Dieser Wirklichkeit Abbild-Widerspiegelung wird von nun an in Gottes Sicht – jedes, der Reihe nach, empfangene Sakrament der Ehe
RE-Lektüre: VI.Teil, 2.Kapitel, Datei ‘a’.
Stadniki – 26.XII.2014.
Tarnów, 24.V.2022.