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VERMERK: Abkürzungen zur angeführten Literatur s. Literatur

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Siebentes Kapitel

BARMHERZIGER JESUS,
ICH VERTRAUE AUF  DICH !
*     *     *
Abriss der Andacht
zu Gottes Barmherzigkeit

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Wort zur Einführung

Auf unserer WEB-Site erscheinen systematisch Anführungen und Beziehungen zum „Geistigen Tagebuch” der Hl. Schw. Maria Faustyna Kowalska. Besonders häufig erscheinen sie bei der Besprechung einiger Themen, wie im Anschluss an das Sakrament der Versöhnung (die Heilige Beichte), die Eucharistie – und u.a. der gerade erst beendeten Serie der sechs Betrachtungen über die allmähliche Enthüllung Gottes Liebe in ihrer Frucht: als Gottes Barmherzigkeit.

Im nächsten, also achten Kapitel dieses Fünften Teiles unserer WEB-Site wird eine Auswahl von besonders nützlichen, nach Themen geordneten Aussagen aus diesem ‘Tagebuch’ dargestellt. Mittlerweile haben sich die früheren lebendigen theologischen – und nicht nur theologischen Diskussionen beschwichtigt, die die Verehrung der Barmherzigkeit Gottes in der Form, wie sie im Tagebuch der Schw. Faustyna dargestellt wird, zur totalen Löschung zu führen gedroht haben (s. dazu: TgF 1045). Gott sei Dank, der Heilige Vater Johannes Paul II. hat die Schw. Faustyna Kowalska zuerst zur Reihe der Seligen eingetragen (am 18. April 1993), dagegen im Jahr des Großen Jubiläums 2000 hat er sie durch ihre Heiligsprechung in die Reihe der Heiligen eingeschrieben (am 30. April 2000). Es geschah am Petrusplatz in Rom – in enger Verbundenheit mit den parallel versammelten Menschenmengen in Kraków-Łagiewniki (dank der Satellitentechnik; s. dazu: TgF 1044-1048: die Vision der Hl. Faustyna über die große Feier, die in selber Zeit in Rom und in Kraków-Łagiewniki stattgefunden hat ...). Der Heilige Vater hat zugleich auf offizielle Weise den ersten Sonntag nach Ostern in den Liturgischen Kalender als den Festtag der Barmherzigkeit Gottes erklärt und ihn auf die ganze Kirche ausgeweitet.

In dieser Lage gehört es sich ein wenig Aufmerksamkeit den grundlegenden Zügen des faktisch sich schon zu Lebenszeiten der Hl. Faustyna entwickelnden Kultus zur Gottes Barmherzigkeit in der Form, wie er in ihrem Tagebuch vorgeschlagen wird, zu widmen. Denn wenn auch die Erfahrung selbst der Barmherzigkeit Gottes von der Menschenfamilie seit ihren Anfängen an wahrgenommen wurde, und obwohl die Heilige Kirche das Geheimnis der Barmherzigkeit Gottes alle Jahrhunderte hindurch betont hat, ist doch diese Form ihrer Verehrung, wie sie im ‘Tagebuch’ der Hl. Schw. Faustyna dargestellt wird, etwas ganz neues.

Daher ist es uns umso mehr angebracht sich zum Bewusstsein bringen, was das eigentlich bedeutet: die Barmherzigkeit Gottes zu verehren, wie auch, worauf die wesentlichen Kennzeichen dieser Verehrung beruhen, wonach diese Verehrung hinstrebt und wie die Voraussetzungen sind, um die Reichlichkeit der Verheißungen zu erlangen, die Gott selbst an ihr gehöriges Erleben gebunden hat.


Literatur zu diesem Kapitel:
Es besteht zz. eine reichliche Literatur in mehreren Sprachen, die sowohl der Hl. Faustyna Kowalska und ihrer Geistlichkeit, wie auch der Verehrung der Barmherzigkeit Gottes gewidmet ist. Im hiesigen Kapitel stützen wir uns hauptsächlich auf Analysen, die vom Geistlichen, Herrn Prof. Ks. Ignacy Różycki (Universitäts-Professor für Dogmatische Theologie) unternommen worden sind, so dass das hiesige Kapitel in gewissen Sinn ‘Zusammenfassung’ seiner wissenschaftlichen Bearbeitung darstellt, die er dem Tagebuch der Hl. Faustyna gewidmet hat. Die Analyse des Ks. Prof. Różycki stellt einen Teil der Dokumentation dar, die dem Heiligen Stuhl zum Seligsprechungsverfahren der Heiligen gedient hat. Hier das erwähnte Werk:

1) [poln.] Ks. Ignacy Różycki, Nabożeństwo do Miłosierdzia Bożego. Studium teologiczne Dzienniczka bł. s. Faustyny Kowalskiej na temat Nabożeństwa, Kraków 1999, Pracownia AA, Plac na Groblach 5 [Ks. Ignacy Różycki, Die Verehrung der Barmherzigkeit Gottes. Theologisches Studium über das Tagebuch der Sel. Schw. Faustyna Kowalska über die Verehrung, Kraków 1999, Verlag: Pracownia AA, Plac na Groblach 5].
Dieses Werk stellt schon die Übersetzung vom Französichen dar: des Dritten Teiles des genannten Werks vom Ks. Prof. Ignacy Różycki unter dem Titel: Iudicium alterius Theologi Censoris [= Rezension des alternativen Theologen-Zensors]. Übersetzung ins Polnische: Schw. Bernarda Wilczek ZMBM, Zofia Rydzewska, Nihil obstat, ks. dr Jan Machniak; Imprimatur Bisch. Jan Szkodoń, Kraków 17 März 1999, L. 606/99. ISBN 83-909411-7-1. – Hier die Abk.: Roz-NMB.
Anmerkung: in polnischer Sprache wird immer deutlich angesagt, dass der betreffende Autor nicht ein Laie ist, sondern Priester [Geistlicher], so dass der Leser sofort guten Bescheid weiß, dass das Buch von einem Priester geschrieben wurde, nicht aber von irgendjemanden, der z.B. obwohl Theologe, doch nicht Priester ist. Dieses bedeutet das in polnischer Sprache beim Namen vorhandene „Ks.” [Ksiądz = geweihter Priester]. Wir behalten hier diese Besonderheit, die es leider in deutscher Sprache ... nicht gibt.

Außerdem wird hier vor allem das folgende Studium benützt:
2) Ks. WITKO Andrzej, Święta Faustyna i Nabożeństwo do Miłosierdzia Bożego [Die Hl. Faustyna und die Verehrung Gottes Barmherzigkeit] Kraków 2001, Verl. und Poligr. des Ordens der Pijaren. – Der Autor stützt sein Werk auf der Vatikanischen theologischen Analyse der Schriften der Schw. Faustyna, die von der Kongregation der Selig- und Heilisprechungsprozesse im Jahr 1980 durchgeführt wurden. – Hier die Abk.: Wit-FauN.
3) Piotr Szweda MS, Modlę się ze świętą Faustyną. Zebrał i opracował, Kraków 2001, Wyd. i Poligr. Zak. Pijarów. [Ich bete mit der Hl. Faustyna. Gesammelt und bearbeitet von Piotr Szweda]. – Hier die Abk.:Szw-ModF.

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A.   GOTTES BARMHERZIGKEIT
ALS GOTTES EIGENSCHAFT

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1. Eine Handvoll Aussagen Jesu

Während der Heiligen Messe in Rom (30.IV.2000 r.), bei der die Schw. Faustyna Kowalska (1905-1938) heiliggesprochen worden ist, hat Johannes Paul II. u.a. die folgenden Worte aus ihrem ‘Tagebuch’ – und anderseits aus seiner Enzyklika über die Barmherzigkeit Gottes angeführt:

„Die Barmherzigkeit Gottes erreicht die Menschen durch das Herz Christi des Gekreuzigten. Jesus verlangt von Schw. Faustyna:
Sage, Meine Tochter, dass Ich ganz Liebe und Barmherzigkeit bin’ [TgF 1074].
Diese Barmherzigkeit Christi ergießt sich auf die ganze Menschheit durch die Sendung des Heiligen Geistes, der in der Heiligen Dreifaltigkeit die Person-Liebe ist.
Ist die Barmherzigkeit nicht etwa ‘der zweite Name’ der Liebe [DiM 7z], die ihre tiefste und rührendste Hinsicht zutage erscheinen lässt: ihre Bereitschaft, alle Nöten zu stillen, vor allem aber ihre grenzenlose Fähigkeit, mit Vergebung zu beschenken?” (Szw-ModF 147).

Der Heilige Vater weist auf das ‘Zentrum’ selbst dessen, was, oder genauer: Wer die Barmherzigkeit Gottes ist, und wie der Inhalt ist, mit dem diese zur Menschen-Familie an dieser Geschichtswende herannaht: an der Berührungsstelle des zweiten und dritten Jahrtausends, seitdem der Sohn Gottes in die Welt herabgestiegen ist.

Die Barmherzigkeit Gottes, Eigenschaft der ganzen Heiligen Dreifaltigkeit, geht dem Menschen entschieden im Herzen des Gott-Menschen, Jesus Christus, entgegen. Die Initiative dieser Begegnung liegt allein aufseiten des Dreieinigen.

Jesus Christus ist Gott der Sohn: die Zweite Person der Allerheiligsten Dreifaltigkeit. Er kommt zu uns aber als Sohn Gottes in seiner Beschaffenheit des Erlösers. Er ist nicht nur der zwei Jahrtausend Jahre her Fleischgewordene Sohn Gottes, sondern außerdem der Gottes Sohn, der von seinen Menschlichen Brüdern und Schwestern ... gekreuzigt worden ist. Gekreuzigt allein deswegen, weil Er die Treue des Vaters und des Sohnes, im Heiligen Geist, also die Gottes Liebe zum Menschen, bis zu ihren letztlichen Möglichkeiten (Joh 13,1; 3,16) erwiesen hat. Diese aber bringt ihre ‘Frucht’ darin, dass sie – seitdem die Sünde, d.h. das ‘Geheimnis der Gottlosigkeit’ (2 Thess 2,7; lat.: mysterium iniquitatis) in der Welt erschienen ist, Barmherzigkeit geworden ist. In ihr kommt die verzeihende Allmacht Gottes zur Geltung.

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Pilgerfahrt Johannes Paul II. im Jahr des Großen Jubiläums 2000 in das Heilige Land. Am 22.III.2000: in Betlehem, Treffen mit Arafat.

Wird hier vom ‘Sohn’ Gottes gesprochen, so wird daselbst selbstverständlich auch Gott der Vater dargestellt, sollte Er auch in diesem Satz nicht deutlich erwähnt worden sein.
– Johannes Paul II. nennt dagegen im oben angeführten Satz ganz klar die Dritte Person Gottes: den Heiligen Geist. Ihn gibt doch Jesus Christus und ‘sendet’ Ihn von den Wunden seiner Kreuzigung am Tag seiner Auferstehung (vgl. DeV 24). Er sendet den Heiligen Geist in erster Reihe dazu, dass Er die „Vergebung der Sünden”, die Er um den Preis seines Göttlich-Menschlichen Blutes am Kreuz verdient hat, auf diese alle ergießt, die dem Erlöser „anvertrauen”.

Voraussetzung dazu ist allein die Reumut des Herzens, aber auch das demütige Anvertrauen auf den Gekreuzigten – und Auferstandenen.
– Dieser aber „steht an der Tür des Herzens eines jeden Menschen und klopft dort an” (DiM 8c-f) gerade in solcher Gestalt, indem Er das von der Tiefe des Herzens herkommende „Jesus, ich vertraue auf Dich” herauszulösen sucht (vgl. DiM 8h)

Wenn wir das „Tagebuch” der Hl. Schw. Faustyna durchblättern, bemerken wir immer wieder, wie sehr es Jesus Christus daran gelegen ist, dass die Barmherzigkeit Gottes endlich in ganzer Welt kennen gelernt wird. Jesus selbst lässt immer wieder mit großem Nachdruck erkennen, dass es in diesem Fall um das Wesen selbst dessen geht, Wer Gott dem Menschen gegenüber ist. Von der Verehrung Gottes Barmherzigkeit, die sich in der Aufschließung auf sie kundgibt, hängt das Geschick sowohl der ganzen Menschheit ab, wie des einzelnen Menschen.

Es genügt hier als Stichprobe ein paar Fragmente vom Tagebuch anzuführen, um festzustellen, wie sehr es dem Erlöser: diesem Gekreuzigten – Auferstandenen, daran gelegen ist, dass der Mensch die Barmherzigkeit Gottes kennen lernt. Hier ein paar solche Aussagen Christi:

„... Künde der ganzen Welt von Meiner unbegreiflichen Barmherzigkeit ...
Möge keine Seele Angst haben, sich Mir zu nähern, auch wenn ihre Sünden wie Scharlach wären. Meine Barmherzigkeit ist so groß, dass sie in der ganzen Ewigkeit durch keinen Verstand, weder von Menschen noch von Engeln, ergründet werden wird. Alles was besteht, kam aus dem Inneren Meiner Barmherzigkeit ...
Die Menschheit wird keinen Beruhigung finden, solange sie sich nicht zur Quelle Meiner Barmherzigkeit hinwendet’ ...” (TgF 699).

„Die Menschheit wird keine Beruhigung finden, solange sie sich nicht mit Zuversicht an Meine Barmherzigkeit wendet ...
Mein Herz freut sich des Titels ‘Barmherzigkeit’.
– Sage, dass die Barmherzigkeit die größte Eigenschaft Gottes ist. Alle Werke Meiner Hände sind mit der Barmherzigkeit gekrönt ...” (TgF 300f.).

„... Schreibe diese Worte auf ... spreche zur Welt von Meiner Barmherzigkeit. ...
– Es ist das Zeichen der Endzeit, danach kommt der Tag der Gerechtigkeit.
– Solange Zeit ist, sollen sie zur Quelle meiner Barmherzigkeit Zuflucht nehmen, sie sollen das Blut und das Wasser, das für sie entsprang, nutzen’ ...” (TgF 848).

„Es brennen Mich die Flammen der Barmherzigkeit, Ich will sie über die Seelen der Menschen ergießen ...
Sage der verwundeten Menschheit, sie möge sich an Mein Barmherziges Herz schmiegen und Ich will sie mit Frieden erfüllen.
Sage, Meine Tochter, dass Ich ganz Liebe und Barmherzigkeit bin. Wenn sich Mir eine Seele mit Zuversicht naht, erfülle Ich sie mit solcher Fülle der Gnade, dass sie diese Gnade in sich selbst nicht fassen kann, sondern sie strahlt auf andere Seelen.
– Seelen, die die Ehre Meiner Barmherzigkeit verbreiten, beschütze Ich ihr Leben lang, wie eine zärtliche Mutter ihren Säugling beschützt, und in der Stunde des Todes werde Ich ihnen nicht Richter, sondern barmherziger Erlöser sein. In dieser letzten Stunde hat die Seele nichts zu ihrer eigenen Verteidigung als Meine Barmherzigkeit. Glücklich die Seele, die sich im Leben in die Quelle der Barmherzigkeit versenkte, denn die Gerechtigkeit wird sie nicht erreichen.
– Schreibe: Alles, was existiert, ist im Innern Meiner Barmherzigkeit tiefer verborgen, als das Kind im Schoß der Mutter. Wie schmerzhaft werde Ich durch Zweifel an Meiner Güte verwundet. Am schmerzlichsten verletzen Mich Sünden des Misstrauens ...” (TgF1074-1076).

„Trotz Meines bitteren Leidens gehen Seelen verloren. Ich gebe ihnen den letzten Rettungsanker. Es ist das Fest Meiner Barmherzigkeit.
Falls sie Meine Barmherzigkeit nicht lobpreisen, gehen sie in Ewigkeit verloren.
Sekretärin Meiner Barmherzigkeit, schreibe, künde den Seelen von Meiner Barmherzigkeit, denn der furchtbare Tag ist nahe, der Tag Meiner Gerechtigkeit” (TgF 965).

Aufgrund dieser Fragmente – und es könnten viele andere ähnliche angeführt werden – ist es vor allem ersichtlich, wie Christus selbst die Frage der ‘Barmherzigkeit’ gleichsam ‘erlebt’.

Wenn Er es selbst verrät, dass Ihn „die Flammen der Barmherzigkeit ... brennen: Ich will sie über die Seelen der Menschen ergießen” (TgF 1074), vernehmen wir in diesen Worten eigentlich das Echo dessen, was Jesus schon zu seiner Lebenszeit auf Erden gesagt hat:

„Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen,
und wie wünschte Ich, dass es schon entfacht wäre!
Mit einer Taufe aber muss Ich getauft werden,
und wie ängstigt es mich, bis sie vollendet ist” (Lk 12,49f. – JB).


Es können aber im Tagebuch unmöglich die vielen vorkommenden, immer deutlicher formulierten Aufrufe nicht bemerkt werden, dass die Zeiten ihrem Ende zulaufen! Dies ist wohl einer der ungemein nachdrücklich formulierten Teile der Botschaft der Barmherzigkeit Gottes. Es ist wahr, die „Fülle der Zeit” wird nach der Heiligen Schrift ab dem Zeitpunkt an gezählt, wann der Sohn Gottes Fleisch geworden ist (vgl. Gal 4,4). Anderseits wollte der Menschen-Sohn selbst keine Einzelheiten mit Bezug auf das faktische Zeit-Ende verraten (Mk 13,32). Trotzdem kann doch bei der Lektüre des Tagebuches schwer der beinahe ‘Warnungs-Schrei’ des Barmherzigen Herzens Jesu unmöglich nicht vernommen werden, dass sich die Menschen-Familie besinnt und die „Zeichen der Zeit” erkennt (s. Mt 24; Mk 13). Jesus bringt es durch die Schw. Faustyna vielfach zum Bewusstsein, dass die neuerliche ‘Erinnerung’ sowohl der Kirche, wie der ganzen Menschheit – der Botschaft hinsichtlich der Barmherzigkeit – das definitive Zeichen der End-Zeiten darstellt.

Mögen zu dessen Bestätigung auch nur ein paar solche Aussagen Jesu dienen:

„Schreibe folgendes: Bevor Ich als gerechter Richter kommen werde, komme Ich zuerst als König der Barmherzigkeit.
Bevor der Tag der Gerechtigkeit anbricht, wird den Menschen – folgendes Zeichen am Himmel gegeben werden ...” (TgF 83).

„Schreibe: Ehe Ich als gerechter Richter komme [= Letztes-Jüngstes Gericht: Ende der Zeiten; aber auch Ende des irdischen Lebens eines jeden Menschen] öffne ich zuerst sperrangelweit die Tür Meiner Barmherzigkeit [= vorletzte Stufe vor dem Weltende, bzw. vor dem individuellen Tod].
– Wer nicht durch die Tür der Barmherzigkeit durchgehen will, der muss durchgehen durch die Tür Meiner Gerechtigkeit ...” (TgF 1146).

„Für die Bestrafung habe Ich die Ewigkeit und jetzt verlängere Ich ihnen die Zeit der Barmherzigkeit,
doch wehe, wenn sie die Zeit Meiner Heimsuchung nicht erkennen.
Meine Tochter, Sekretärin Meiner Barmherzigkeit, auf dir liegt nicht nur die Pflicht über Meine Barmherzigkeit zu schreiben und sie zu verkünden,
sondern erbitte ihnen die Gnade, dass auch sie Meine Barmherzigkeit preisen” (TgF 1160).

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2. Aus der Geschichte
der Niederlage der Andacht
zu Gottes Barmherzigkeit

Jesus verlangt eindeutig, dass die Barmherzigkeit Gottes verehrt wird. Meistens geht es dabei um die Barmherzigkeit Jesu selbst als des Erlösers: des Gekreuzigten und Auferstandenen. Jesus bittet also, dass die Menschen die Ehre, die Gott gehört – dieser Eigenschaft Gottes huldigen: Gott als der Barmherzigkeit, und dass sie sich erst daraufhin ihre unerschöpfliche Reichlichkeit zunutzen machen lassen.

Man muss sich also bewusst werden, dass hier die Ehre auf dem Spiel ist, die dem Geheimnis der Barmherzigkeit Gottes gehuldigt werden soll. Die Ehre der Anbetung kann nur Gott dem wahren gehuldigt werden – selbstverständlich Gott als Person. Gott ist nicht ein ‘irgend-Etwas’, sondern der ‘irgend-Jemand’. Die Ehre der Anbetung und Verherrlichung, die einem Geschöpf gehuldigt wäre, und umso mehr einem Erzeugnis der ‘menschlichen Hände’, wäre ihrem Wesen nach Götzendienst.

Gott ist Geist. Seiner Natur nach ist Er also absolut geistig (vgl. Joh 4,24; 2 Kor 3,17). Daselbst besteht Gott aus keinen irgendwelchen ‘Komponenten’. Folgerichtig muss angenommen werden, dass alle Eigenschaften Gottes zugleich auch Gottes Wesen bilden. So ist die Begründung, dass die Ausdrucksweise mit Bezug auf Gott korrekt ist, wenn gesagt wird: Gott ist – Allmacht, Er ist All-Wissen, Er ist das Leben selbst, die Liebe, Weisheit, Vorsehung, und auch Barmherzigkeit. Jede dieser Eigenschaften ist zugleich Er selbst: Er-Person.

Aus diesem Grund gehört sich jeder dieser – und noch anderen Eigenschaften Gottes, die Ehre als Gottes selbst. Indem aber nicht nur Taten der Einschreitungen Gottes als des Erlösers nach Anbetungs-Ehre verlangen, wie z.B. das Geheimnis der Geburt des Gottes Sohnes (Weihnachten), das Geheimnis der Verklärung auf Berg Tabor, das Geheimnis der Kreuzigung Christi, der Auferstehung des Gottes Sohnes – sondern auch die übrigen Eigenschaften Gottes, die sein inneres Leben betreffen, sind wir berechtigt und verpflichtet, auch ihnen die Ehre der Anbetung und Verherrlichung zu huldigen. Das gilt also für die Eigenschaft der Vorsehung Gottes, der Liebe – und selbstverständlich ebenfalls für die Barmherzigkeit Gottes.

Die Huldigung der religiösen Ehre diesen Eigenschaften findet vollends ihren Platz im von altersher angenommenen Grundsatz, der folgender in Worte geschmiedet wurde: „Lex orandi – lex credendi”, das heißt: „Die im Gebet ausgedrückte Norm – ist Abspiegelung der Norm des Glaubens”. Die Verehrung der Eigenschaften Gottes stimmt daselbst vollends mit dem ‘Glaubens-Sinn’ und der ‘Analogie des Glaubens’ überein (s. dazu genauer ob.: Glaubens-Sinn, Analogie des Glaubens).

Es soll also einführungshalber festgestellt werden, dass es von theologisch-dogmatischer Sicht keine Gegenanweisungen gibt, dass Gott die religiöse Ehre in seiner Barmherzigkeit gehuldigt wird.
– Es muss aber zugleich gestanden werden, dass in den vergangenen Jahrhunderten von irgendwelchen besonderen Arten und Weisen, die mit religiöser Ehre Gottes im Geheimnis seiner Barmherzigkeit verbunden wäre, eigentlich nicht gesprochen wurde. Deswegen braucht man sich nicht wundern, dass – wie es in solchen Fällen zu sein pflegt – das Lehramt der Kirche ungemein behutsam vorging, bis die Kultformen im Zusammenhang der Verehrung der Barmherzigkeit Gottes aufgrund der „privaten” Offenbarungen von Schw. Faustyna Kowalska angenommen worden sind.

Die Andacht selbst, die anfangs in nicht großen Kreisen praktiziert wurde, hat sich vor allem in der Zeit des Zweiten Weltkrieges und den darauffolgenden Jahren verbreitet. Es haben dazu entschieden die Polen beigetragen, die sich u.a. infolge der Kriegsereignisse praktisch in alle Länder verstreut gefunden haben. Samt ihnen hat die Verehrung der Barmherzigkeit Gottes in alle Kontinente und Länder gefunden. Es gilt vor allem von der „Koronka zur Gottes Barmherzigkeit” und das Bild selbst „Jesus ich vertraue auf Dich”.

Aber gerade damals begannen sich über den Kultus der Barmherzigkeit Gottes bedrohliche Wolken und Stürme zu sammeln. Es schien, der Andacht selbst werde endgültig ein Todesstich versetzt werden. Besonders dramatisch waren in dieser Hinsicht die Jahre 1958-1978. Das höchste, verantwortliche Vatikan-Amt im Bereich der Glaubenslehre, und zwar das ‘Heilige Offizium’ (die heutige Kongregation für die Glaubenslehre), dessen Aufgabe es war die Korrektheit des Verständnisses und der Praxis des Glaubens zu überwachen, hat im Jahr 1958 ein Dekret erlassen, in dessen Kraft die Praxis der Andacht zu Gottes Barmherzigkeit in der Form, wie sie von Schw. Faustyna Kowalska vorgeschlagen wird, samt der Verbreitung des Bildes ‘Jesus ich vertraue auf Dich’ und ihrer Schriften, verboten wurde.

Allerdings schon Jesus selbst hat es der Schw. Faustyna zu ihrer Lebenszeit zu kennen lernen gegeben, dass die Verehrung der Barmherzigkeit Gottes zu gewisser Zeit völlig zugrunde gerichtet werden wird. Er hat ihr auch angesagt, dass ihr geistiger Führer, der Ks. Prof. Michal Sopoćko, wegen dieser Verehrung vieles zu erdulden haben wird. Zugleich hat aber Jesus auch ihre Überzeugung gestärkt, dass die Andacht selbst letztlich mit vollem Glanz triumphieren wird (s. TgF 378f.).

Von ‘menschlicher’ Sicht her hat es mehrere Gründe gegeben, die früher oder später solches Finale herbeiführen mussten.

(0,2 kB)  Zur kritischen Frage wurde vor allem der schlecht abgeschriebene Text des Tagebuches der Schw. Faustyna. Die Nonne, die die originellen handschriftlichen Hefte der Schw. Faustyna mit der Schreibmaschine getippt hat, fand sich bevollmächtigt, hier und da eigenhändige, unzulässige ‘Korrekturen’ einzuschieben.
(0,2 kB)  Zur weiteren Entzündungsfrage wurden ungenaue Übersetzungen in andere Sprachen aufgrund des nicht echten Textes des Tagebuches der Schw. Faustyna.
(0,2 kB)  Eine andere Schwierigkeit entstand aus einer beinahe nationalistischen Deutung der Strahlenfarben, die auf dem Bild ‘Jesus ich vertraue auf Dich‘ vom Christus herkamen. Manche Verehrer versuchten ihnen eine geradezu solche Interpretation aufzudrängen.

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Aus der Straße in Kalkutta - von Mutter Teresa ins Heim gebracht. Die leiblichen und seelischen Werke der Barmherzigkeit ... - Keine Krankheit, selbst der Aussatz (die Lepra), ist imstande das Gesicht des Menschen so zu verunstalten, dass darin doch nicht mein Bruder, und umso mehr der leidende Jesus erkannt werden kann. - Worte der Sel. Mutter Teresa von Kalkutta.

Es mussten ganze 20 Jahre ablaufen, bis sich die angewachsenen Schwierigkeiten großenteils von allein erklärt und gelöst haben. Zur Beseitigung dieser Hindernisse hat auf grundsätzliche Art und Weise der damalige Kardinal in Krakow – Karol Wojtyła, der spätere Papst Johannes Paul II., beigetragen. Er hat es geschafft, dass die mittlerweile tätige Kongregation für die Glaubenslehre (anstelle des früher bestehenden ‘Heiligen Offiziums’) – die frühere Römische ‘Notifikation’ vom 1958 zurückgezogen hat. Die genannte Kongregation hat sich u.a. auf der fundamentalen dogmatischen Analyse der Schriften von Schw. Faustyna gestützt, die vom Geistlichen, Ks. Prof. Ignacy Różycki auf deutliche Bitte des damaligen Kard. Karol Wojtyła durchgeführt worden ist (s. dazu: Roz-NMB 7f.28f.: Anführungen der Pagination nach polnischer Version dieser Analyse).

Daselbst muss das Jahr 1978 als Umbruchsjahr in der Geschichte des Kultus der Barmherzigkeit Gottes nach den Empfehlungen des Tagebuches der Schw. Faustyna anerkannt werden. Man kann schwer sowohl in den entstandenen riesigen Schwierigkeiten, die überwunden werden mussten, wie in ihrer Überwindung selbst, nicht deutlich die führende Hand Jesu Christi des Barmherzigen selbst erblicken. Jesus ist mächtig genug, von einem dunkelsten Boden – Gutes herauszulocken und den Samen zum Leben bringen, der dem Anschein nach als schon zu Tode niedergetreten angesehen werden sollte (s. die bündige Übersicht dieser schwierigen Geschichte, mit Dokumental-Verweisen, in: Wit-FauN 253-266).

Bevor wir uns jetzt über die theologischen Aspekte der Andacht zur Barmherzigkeit Gottes und daselbst über die Bedeutung selbst des immer wieder angewandten Begriffs selbst ‘Barmherzigkeit’ besinnen, wird es gut sein, das Tagebuch der Hl. Schw. Faustyna schlechterdings mit dem Auge des Geschichtsschreibers anzuschauen.

Wir möchten nämlich zuerst die Gesamtheit der Offenbarungen, mit denen die Heilige geehrt wurde, in ihrer chronologischen Anordnung umgreifen. Zur grundlegenden Hilfe dient uns hier die oben erwähnte, vom Ks. Prof. Ignacy Różycki – auf Bitte des Kard. Karol Wojtyła in Kraków, unternommene Analyse. Er selbst war anfangs ganz vom Widerwillen gegen dieses „Tagebuch” benommen, samt der Verehrung der Barmherzigkeit Gottes – wie er es selbst in der Einführung zu seiner Analyse spontan gesteht.

Wie oben angedeutet, diese Analyse wurde zur grundsätzlichen Grundlage beim Seligsprechungsverfahren des Heiligen Stuhls hinsichtlich der Schw. Faustyna Kowalska.

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B.   ÜBERSICHT DER ERSCHEINUNGEN
ÜBER DIE GESTALT DER ANDACHT

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1. Die ersten Erscheinungen
der Barmherzigkeit Gottes

Male ein Bild ...

Schon beim ersten Zusammentreffen mit dem Tagebuch der Hl. Schw. Faustyna fällt es auf, wie Jesus mit fast dringenden Worten von der Barmherzigkeit Gottes und der Notwendigkeit spricht, mit der diese mit einer Andacht verehrt werden soll. Jesus betont ganz unzweideutig, dass die Verehrung der Barmherzigkeit Gottes geradeaus Voraussetzung für die Erlösung bildet.

Wie oben angedeutet, die hier dargestellten Erwägungen beschränken sich großenteils auf eine Zusammenfassung der theologischen Analyse des Tagebuches, die anfangs vom sehr skeptisch dazu eingestellten Geistlichen, Prof. Ks. Ignacy Różycki, durchgeführt wurden (s. Roz-NMB, ab S. 13f.).

Zum Anfangsdatum des Kultus Gottes Barmherzigkeit in der hier dargelegten Form wurde die gleichsam Inaugurations-Erscheinung, die der Hl. Schw. Faustyna Kowalska am 22. Februar 1931 in Płock zuteil geworden ist.

Zum weiteren Umbruch, was das Verständnis und die Entwicklung der Andacht zur Barmherzigkeit Gottes angeht, wurde die Erscheinung vom 24. Oktober 1936. Wir kehren darauf im Besonderen in der weiteren Folge der hier angebotenen Erwägungen zurück.

In der erwähnten ersten Vision ist Jesus der Schw. Faustyna ungefähr so erschienen, wie wir Ihn auf dem Bild ‘Jesus ich vertraue auf Dich’ sehen (s. dazu unt., das Bild selbst: Das Bild: Jesus ich vertraue auf Dich). Jesus hat damals deutlich den Wunsch geäußert, dass das erwähnte Bild gemalt wird – mit der Unterschrift: „Jesus ich vertraue auf Dich”, und dass diesem Bild öffentliche Ehre in ganzer Welt gehuldigt werde.

Zu gleicher Zeit hat Jesus seinen Verehrern drei erste große Verheißungen dazugefügt. Sie betreffen:

die ewige Erlösung,
den Sieg über die „Feinde” – d.h. über die Sünde und Versuchungen,
und sein Zugegensein bei dem Tod seiner Verehrer (TgF 47).

(0,39 kB)  In den nächsten weiteren Tagen erklärte Jesus, dass es um das wahre Malen des Bildes geht.
– Er forderte dabei, dass ein Festtag der Barmherzigkeit Gottes gegründet, und das Bild an diesem Tag feierlich geweiht werde.
– Er ermutigt zur Hoffnung und zum Vertrauen auf die Barmherzigkeit – um seiner Passion und seines Todes willen. Jesus bekennt seinen Schmerz wegen des Misstrauens gegen seine unausschöpfliche Liebe selbst vonseiten der Gottgeweihten Personen (TgB 48ff; Roz-NMB 14f.).
– Hier der Bericht der Hl. Schw. Faustyna:

(Płock, den 22.II.1931) „Am Abend, als ich in der Zelle war, erblickte ich Jesus, den Herrn, in einem weißen Gewand. Eine Hand war zum Segen erhoben, die andere berührte das Gewand auf der Brust. Von der Öffnung des Gewandes an der Brust gingen zwei große Strahlen aus, ein roter und ein blasser ...
– Nach einer Weile sagte Jesus zu mir: Male ein Bild nach der Zeichnung, die du siehst, mit der Unterschrift: ‘Jesus ich vertraue auf Dich’ ! Ich wünsche, dass dieses Bild verehrt wird, zuerst in eurer Kapelle, dann auf der ganzen Welt” (TgF 47).

„Ich verspreche, dass jene Seele, die dieses Bild verehrt, nicht verlorengeht. Ich verspreche auch, hier schon auf Erden, den Sieg über die Feinde, und besonders in der Stunde des Todes. Ich selbst werde sie verteidigen – als meine Ehre” (TgF 48).

In Antwort auf die Zweifel, die sich im Zusammenhang mit dem Malen des erwähnten Bildes aufgedrungen haben, sagte Jesus:

„In deiner Seele besteht Mein Bild. Ich wünsche, dass es ein Fest der Barmherzigkeit gibt. Ich wünsche, dass das Bild, welches du mit dem Pinsel malen wirst, am ersten Sonntag nach Ostern feierlich geweiht wird. Dieser Sonntag soll das Fest der Barmherzigkeit sein.
– Ich wünsche, dass die Priester diese Meine große Barmherzigkeit gegenüber sündigen Seelen verkünden sollen.
– Der Sünder soll keine Angst haben, sich Mir zu nähern. Die Strahlen der Barmherzigkeit verzehren Mich, Ich will sie auf die Seelen der Menschen ausgießen ...
Das Misstrauen der Seelen zerreißt mein Inneres. Mehr noch tut mir das Misstrauen einer auserwählten Seele weh. Trotz Meiner unerschöpflichen Liebe – trauen sie Mir nicht, sogar Mein Tod reicht ihnen nicht aus. Wehe der Seele, die sie missbraucht’ ...” (TgF 49f).

In einem Jahr darauf (November 1932) verbindet Jesus die Verherrlichung der Barmherzigkeit nicht nur mit der Natur Gottes, sondern spricht direkt auch von seinem menschlichen Herzen. Er auferlegt der Schw. Faustyna die Aufgabe, die sie den Priestern gegenüber ausfüllen soll (Roz-NMB 16f.):

„... Während der Heiligen Messe gelangte meine Liebe zu Ihm [zu Gott] zum Höhepunkt. Nach der Erneuerung der Gelübde und der Heiligen Kommunion erblickte ich plötzlich Jesus, der in Güte zu mir sagte:
Meine Tochter, blicke in Mein barmherziges Herz’. Als ich in das Allerheiligste Herz hineinblickte, gingen die gleichen Strahlen von ihm aus, wie sie auf dem Bild sind – als Blut und Wasser, und ich begriff, wie groß die Barmherzigkeit des Herrn ist. Wieder sagte Jesus gütig zu mir:
‘Meine Tochter, sage den Priestern von Meiner unbegreiflichen Barmherzigkeit. Es brennen Mich die Flammen der Barmherzigkeit. Ich will sie auf die Seelen ergießen. Die Seelen wollen auf Meine Güte nicht glauben’ ...” (TgF 177; Roz-NMB).

Bei einer der weiteren Erscheinungen fordert Jesus, dass die Priester am Festtag der Barmherzigkeit nicht nur von „... Meiner großen und unergründlichen Barmherzigkeit künden”, sondern darüber hinaus, dass das Bild der Barmherzigkeit für alle Menschen leicht zugänglich bleibt (TgF 570).

Gebet der Barmherzigkeit

Ein paar Monate später (vor der Fastenzeit 1933) hat Jesus der Schw. Faustyna das kleine Gebet der Barmherzigkeit beigebracht. Dieses Gebet ist mit einer weiteren Verheißung verbunden, samt den Voraussetzungen, wie sie gewonnen werden kann. Es soll Gebet für einen konkreten Sünder sein, das Gebet selbst soll mit Glauben-Vertrauen verrichtet werden, und mit Worten, die Jesus selbst mitgeteilt hat. Jesus ermutigt dabei zugleich noch zur Betrachtung seines Leidens:

„Heute sagte Jesus zu mir: ‘Ich möchte, dass du Meine Liebe, mit der Mein Herz zu den Seelen entflammt ist, tiefer kennen lernst. Du wirst das verstehen, wenn du Mein Leiden betrachtest.
Rufe Meine Barmherzigkeit für die Sünder an. Mich verlangt es nach ihrer Erlösung.
– Wenn du dieses Gebet für einen Sünder mit zerknirschtem Herzen und Glauben verrichtest, schenke Ich ihm die Gnade der Bekehrung. Das Gebet ist folgender (TgF 186)”:
„O Blut und Wasser, das du vom Herzen Jesu als Quell der Barmherzigkeit für uns hervorgesprudelt bist, ich vertraue auf Dich
”! (TgF 187; Roz-NMB 17f.).

Gebet des ‘Versenkens’

Zur weiteren Stufe betreffs der Einzelheiten bei der Verehrung der Barmherzigkeit Gottes wurde die Erscheinung vom 17. April, dem Ostertag 1933. Jesus verlangt hier, dass Ausdruck der Ehre zu Gottes Barmherzigkeit die Betrachtung dieser Barmherzigkeit wird. Außerdem soll die Huldigung der Ehre Ihm gegenüber auf der von Ihm vorgeschlagenen Herbeiführung der Sünder der ganzen Welt zu seiner Barmherzigkeit beruhen. Diese Weisung ist sehr charakteristisch (vgl. Roz-NMB 19f):

„Am nächsten Tag [= nach Ostern 1933 ?] nach der heiligen Kommunion hörte ich folgende Stimme: ‘Meine Tochter, schau in den Abgrund Meiner Barmherzigkeit und erweise dieser Meiner Barmherzigkeit Lob und Ehre. tu das folgendermaßen:
Sammle alle Sünder aus der ganzen Welt und tauche sie unter im Abgrund Meiner Barmherzigkeit.
Ich will mich den Seelen mitteilen, Mich verlangt es nach Seelen – Meine Tochter.
– An meinem Festtag – am Fest der Barmherzigkeit, wirst du die ganze Welt durchstreifen und wirst die ohnmächtigen Seelen zur Quelle Meiner Barmherzigkeit herbeiführen. Ich werde sie heilen und stärken’ ...” (TgF 206).

Inschrift auf dem Bild

Mittlerweile wurde die Schw. Faustyna von ihren Ordens-Oberen in eine andere Ortschaft dieser Kongregation verlegt: nach Wilna in Litauen. Zu ihrem geistigen Führer wurde dort der Geistliche, Ks. Prof. Michał Sopoćko (Professor in Dogmatik-Theologie. Ks. Michał Sopoćko: 1888-1975; seine Seligsprechung: 28.IX.2008 in Białystok). Infolge seiner Bemühungen wurde das erste Bild „Jesus ich vertraue auf Dich” gemalt. Der Maler hieß Eugeniusz Kazimirowski. Das Bild war Mitte 1934 fertig. Es entstand dabei die Frage, ob dieses Bild einen Titel haben soll. Jesus hat die Ihm gestellte Anfrage beantwortet, allerdings Herr ks. Prof. Różycki bemerkt, es war keine direkte Antwort. Die Antwort selbst wurde eher vom Gott dem Vater erteilt (Roz-NMB 20n). Schwester Faustyna schreibt darüber:

„... Ich fragte Jesus, ob die Aufschrift ‘Christus, König der Barmherzigkeit’ lauten soll.
Jesus antwortete mir: – ‘Ich bin König der Barmherzigkeit’. Er sagte also nicht: ‘Christus’ ...” (TgF 88).

Als in einiger Zeit neuerliche Zweifel aufgekommen sind, dieses Mal betreffs der Platzierung der Worte der ‘Unterschrift’, hat Jesus auch darauf eine Antwort gegeben. Die Schwester schreibt:

„... Als ich vom Beichtstuhl zurückgekehrt war und am Allerheiligsten Altarsakrament vorbeiging, erhielt ich das innerliche Verständnis, wie die Aufschrift sein soll. Jesus erinnerte mich, wie Er mir zum ersten Mal sagte, das heißt, dass diese drei Worte sichtbar sein müssten. Diese Worte sind folgender: ‘Jesus ich vertraue auf Dich’ [polnisch nur 3 Worte: Jezu ufam Tobie]. – Ich begriff, dass Jesus wünscht, dass die ganze Formel gesetzt werde, aber Er legt keine deutliche Verordnung, außer an diese drei Worte.
– Ich reiche den Menschen ein Gefäß dar, mit dem sie zur Quelle der Barmherzigkeit um Gnaden kommen sollen. Dieses Gefäß ist dieses Bild mit der Unterschrift: Jesus ich vertraue auf Dich’ ...” (TgF 327).

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Wie viel strahlende Freude brachten Besuche von Mutter Teresa bei kinderreichen Familien in äußester Not - wie die Mehrzahl auch anderer Familien in Kalkutta, die auf Straßen leben! Auch wenn Mutter Teresa überhaupt nichts von materiellen Gütern mit hatte, was sie den Familien schenken könnte, hat sie sie mit ihrem Lächeln und der inneren Strahlung - mit dem in ihr lebenden Jesus Christus, und dem Lächeln der Unbefleckten Mutter Maria bescheren können. Diese aber wissen nur allzu guten Bescheid, was das Elend heißt, ausgewiesen zu werden, und was Leben in äußerster Not bedeutet. - Worte der Mutter Teresa: Die Mütter beginnen ihre Kinder zu mir zu bringen, dass ich sie segne ... Jeden Sonntag besuche ich Häuser dieser Armen in Kalkutta. Ich kann ihnen nicht helfen, da ich nichts habe, aber ich gehe zu ihnen, um sie glücklich zu machen ...

Der Herr Ks. Prof Różycki bemerkt, dass diese Worte nur eine Deutung zulassen: es geht um den Sinn dieser drei Worte [in deutscher Übersetzung sind es 5 Worte]. Diese Frage taucht u.a. bei ihrer Übersetzung in andere Sprachen auf. Es gibt Sprachen, in denen es den Begriff und das Wort ‘vertrauen, ich vertraue ...’ [poln.: ufam] schlechterdings nicht gibt. Wie viel Denkmühe es bisweilen benötigt, wenn jemand den eigentlichen Gedanken in eine andere Sprache zum Ausdruck bringen möchte, der in dieser Wendung enthalten ist (so u.a. im Fall mehrerer Sprachen des Ostens). Meistens muss es dann mit einem einigermaßen gleichbedeutenden Zeitwort übersetzt werden, wie z.B.: „ich beruhe auf Dich ..., ich glaube, ich vertraue mich Dir an, ich bestehe auf dich”, o.dgl.
– Die in Gottes Antwort erwähnte: „Quelle der Barmherzigkeit” betrifft Jesus selbst, oder auch das Sakrament der Versöhnung, d.i. die Heilige Beichte.

Das enthüllt aber zugleich, wie wesentlich die Rolle des Inhalts des ‘Vertrauens’ und der ’Zuversicht’ bei jenem spielt, der Christus hören möchte und die echte Andacht zu Gottes Barmherzigkeit praktizieren vor hat. Das ‘Bild’ an sich spielt in diesem Fall eine nur ‘instrumentale’ Rolle, auch wenn es zugleich Mittel dieser Andacht ist, nach dem Jesus so dringend verlangt.

Die Strahlen

Wichtig wurde dann die weitere Erklärung Jesu, wieder in Antwort auf die Anfrage, die Prof. Ks. Sopoćko gestellt hat, und zwar: was sollen die Strahlen in zwei Farben bedeuten? Es geschah in Wilna – in 1934. Es sprach damals die ganze Zeit Jesus selbst (Roz-NMB 23f.):

„Diese zwei Strahlen bedeuten Blut und Wasser.
– Der blasse Strahl bedeutet Wasser, das die Seelen rechtfertigt;
– der rote Strahl bedeutet Blut, welches das Leben der Seelen ist ...
Diese zwei Strahlen drangen aus den Tiefen Meiner Barmherzigkeit damals, als Mein Herz in Agonie am Kreuz mit der Lanze geöffnet wurde [s. dazu: Joh 19,34].
– Diese Strahlen beschirmen die Seelen vor dem Zorn Meines Vaters. Glücklich, wer in ihrem Schatten leben wird, denn der gerechte Arm Gottes wird ihn nicht erreichen.
Ich wünsche, dass der Erste Sonntag nach Ostern das Fest der Barmherzigkeit wird” (TgF 299)

„Bitte meinen treuen Diener [= Prof. Ks. Michał Sopoćko], dass er an diesem Tag der ganzen Welt von Meiner großen Barmherzigkeit künden soll, dass wer an diesem Tag zur Quelle des Lebens herantritt, einen vollkommenen Nachlass der Schulden und Strafen erlangt.

– Die Menschheit wird keine Beruhigung finden, solange sie sich nicht mit Zuversicht an Meine Barmherzigkeit wendet.
Oh wie sehr Mich das Misstrauen einer Seele verletzt. Eine solche Seele bekennt, dass Ich Heilig und Gerecht bin, sie glaubt aber nicht, dass Ich Barmherzigkeit bin, sie glaubt Meiner Güte nicht. Auch die Satane preisen Meine Gerechtigkeit, doch sie glauben an Meine Güte nicht.
Mein Herz freut sich des Titels ‘Barmherzigkeit’ (TgF 300)
– Sage, dass die Barmherzigkeit die größte Eigenschaft Gottes ist. Alle Werke Meiner Hände sind mit der Barmherzigkeit gekrönt” (TgF 301).

Die Endworte Jesu: „... Alle Werke Meiner Hände sind mit der Barmherzigkeit gekrönt” (TgF 301) bedeuten nach der Analyse von Herrn Prof. Ks. Różycki, „dass das Wirken und die Wirkungen der Barmherzigkeit etwas Schönstes und das wertvollste unter den Werken Gottes darstellen” (Roz-NMB 26).

Eucharistie: Quelle des Lebens

Es muss bemerkt werden, dass Jesus in dieser Vision an das Begehen des Barmherzigkeits-Festes eine neue, vollends unwahrscheinliche Verheißung hinzufügt: die Vergebung von Schulden und Strafen – vorausgesetzt, dass jemand zur Quelle des Lebens herantritt. Aufgrund einer tieferen Erörterung des Textes der Verheißung soll gefolgert werden, dass Jesus diese Gnade an das Herantreten an diesem Tag zur Eucharistie, d.i. an den Empfang der Heiligen Kommunion, bindet. Jesus wendet nämlich diese Bezeichnung: ‘Quelle des Lebens’ – niemals an die Heilige Beichte an: diese nennt Er entweder als ‘Tribunal der Barmherzigkeit’, oder weist auf sie mit der Bezeichnung ‘Quelle der Barmherzigkeit’ hin (TgF 1447.1602).

Es besteht aber kein Zweifel, dass das Erlangen der ähnlichen Gnaden wie bei der Heiligen Taufe von den übrigen, wesentlichen Hinsichten der Andacht zur Gottes Barmherzigkeit abhängt. Und zwar, der Empfang der Eucharistie muss Ausdruck des „Anvertrauens auf die Barmherzigkeit” sein. Das wird klar mit den weiteren Worten Jesu bestätigt, die das sozial-politische Leben in Weltskala betreffen (Roz-NMB 25f.).

Auf den Zusammenhang der Andacht zu Gottes Barmherzigkeit mit der Eucharistie weisen auch noch andere Gesichte der Schw. Faustyna hin (s. TgF 344.370.657).

Zuversicht auf die Barmherzigkeit

Dagegen mit den Worten, die das ‘Anvertrauen-Zuversicht-Hoffnung’ – und ihren Gegenteil betreffen: das ‘Misstrauen gegenüber der Barmherzigkeit’, stellt sich Jesus deutlich als Gott vor. Wir führen nochmals Herrn Prof. Ks. Różycki an:

„Jesus ist nicht nur Barmherzig, sondern Er ist Barmherzigkeit. Er ist dies als der wahre Gott.
Die Barmherzigkeit, die Er IST, ist die unendliche Barmherzigkeit Gottes des Dreieinigen. ... Da Er aber Barmherzigkeit ... ist, kann man begreifen, dass der Mangel unseres Anvertrauens[= des Vertrauens, der Zuversicht, des Glaubens] sein Herz besonders schmerzhaft verletzt.
– Diese Feststellung ist ungemein wichtig, was die Bestimmung des eigentlichen Gegenstandes der Andacht betrifft: Indem der Mensch Jesus als Gott die unendliche Göttliche Barmherzigkeit ist, ist Er aus diesem Grund, wie auch als die Fleischgewordene Barmherzigkeit der eigentliche Gegenstand der Verehrung der Barmherzigkeit” (Roz-NMB 26).

Sprache des Symbols

Herr Ks. Prof. Różycki kommt zum Schluss, dass die Strahlen, von denen Jesus spricht, letzten Endes die „erlösende Ursächlichkeit des Leidens des Herrn bedeuten” (Roz-NMB 24).

An dieser Stelle sollte noch die Aussage von Herrn Ks. Prof. Różycki über die symbolische (= metaphorische, übertragene) Art und Weise angeführt werden, die Jesus immer wieder bei seinen Äußerungen anwendet:

„Bei seinen Erklärungen mit Bezug auf die Bedeutung der Strahlen wendet Jesus stets eine metaphorische Sprache an, indem Er den Symbolen die Bedeutung gibt, die ... in ihrem ursprünglichen Sinn der symbolischen Wirklichkeit entsprechen. ... Wenn Jesus sagt, ... diese Strahlen beschirmen die Seele vor dem Zorn seines Vaters, bestätigt Er damit, dass der Erlösungs-Wert seines Todes uns vor dem Zorn Gottes beschirmt, das heißt er bewirkt unsere Versöhnung mit Gott.

– Diese Erklärungen bringen auch eine wichtige semantische Präzisierung nahe [= hinsichtlich der angewandten Ausdrücke]. Wenn Jesus die Andacht offenbart, spricht Er des Öfteren vom Innersten seiner Barmherzigkeit [poln. ist es wörtlich, wie in der Bibel: ‘Eingeweide der Barmherzigkeit’]. Bei so metaphorischer Beschreibung der Herkunft der Strahlen weist Er nicht nur darauf hin, woher sie herkommen, sondern auch wann sie herausgeflossen sind: wann sein Herz durchbohrt worden ist. Daraus folgert, dass der Ausdruck: ‘Innerstes der Barmherzigkeit’ – sein menschliches Herz bezeichnet” (Roz-NMB 24f.).

Es muss noch betont werden, dass Jesus die Schw. Faustyna im selben Jahr – es war im selben Wilna – mit einer noch anderen Vision gestärkt hat. Bei ihr war damals – es geschah gerade im Garten – „eine der Schülerinnen” da, also jemand Unabhängiger, der weder vom Barmherzigen Jesus, noch vom Bild, noch von der Andacht zur Barmherzigkeit Gottes gehört hat. Sie erblickte nämlich allein die zwei Strahlen – ohne die Gestalt Jesu. Diese Strahlen „bedeckten unsere Kapelle und das Krankenzimmer, und dann die ganze Stadt und verteilten sich über die ganze Welt” (TgF 87). Herr Ks. Prof. Różycki fügt hinzu, im Anschluss an diese Gesicht:

„Die Wirkung, die von den zwei Strahlen vollbracht wurde, die objektiv vom Mädchen gesehen wurden, ist für Schw. Helena-Faustyna Zeichen, dass die Andacht ein mächtiges Mittel ist, dessen sich Jesus bedient, um die Herzen der Menschen an sich heranzuziehen ...” (Roz-NMB 27).

Die Schw. Faustyna hat diese zwei Strahlen bei vielen noch anderen Gelegenheiten gesehen. Das hat sie selbst in der Zweckmäßigkeit der Andacht befestigt, die von Jesus gefordert wurde (s. u.a. TgF 344.370).

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2. Verbreitung der Andacht
zu Gottes Barmherzigkeit

Verheißung im Anschluss an die Verkündung der Barmherzigkeit

Jesus bittet des Öfteren mit großem Nachdruck, dass vor allem die Gottgeweihten Personen die Andacht zur Barmherzigkeit Gottes leben. Den Priestern legt es Jesus mehrmals aufs Herz, dass sie bei Predigten die Barmherzigkeit verkünden, besonders am Festtag der Gottes Barmherzigkeit.
– Er bittet deutlich, dass besonders den Sterbenden u.a. die Koronka [Kleiner Rosenkranz] zur Barmherzigkeit Gottes – als „letztes Rettungsbrett” dargereicht wird.
– Die Bitte Jesu betrifft aber nicht nur die Geistlichen, sondern schlechterdings alle, die diese Andacht verbreiten werden. Jesus bestätigt oftmals seine besonderen Verheißungen für die Verehrer der Barmherzigkeit Gottes bei ihrer eigenen Sterbestunde. Hier die Worte Jesu:

„Aber Gott hat große Gnade versprochen, besonders ... allen, die von Meiner großen Barmherzigkeit künden werden.
– Ich selbst werde sie in der Stunde des Todes verteidigen wie Meine Ehre. Wären auch die Sünden der Seelen schwarz wie die Nacht – wenn der Sünder sich an Meine Barmherzigkeit wendet, erweist er Mir die größte Ehre und wird zum Ruhm Meines Leidens. Wenn eine Seele Meine Güte preist, erzittert der Satan vor ihr und flieht bis auf den Grund der Hölle ...
– ... Mit den Seelen, die sich zu Meiner Barmherzigkeit flüchten und den Seelen, die anderen von Meiner großen Barmherzigkeit künden und sie rühmen, werde Ich in der Todes-Stunde nach Meiner unendlichen Barmherzigkeit verfahren ...” (TgF 378f.).

Eine andere Verheißung, die mit der Verkündung der Barmherzigkeit Gottes verbunden ist, gilt für den ‘Eintrag’ des Namens ihres Verehrers in das besondere Buch, das vor den Thron des Lammes gebracht werden wird (TgF 689).
– Das stimmt völlig mit Andeutungen der Heiligen Schrift der beiden Testamente überein mit Bezug auf jene, die im Buch des Lebens eingetragen sind (Offb 20,12.15; Lk 10,20; usw.). Ähnliche Verheißungen wiederholt Jesus mit Bezug auf die Priester, die die Barmherzigkeit Gottes verkünden (s. TgF 1521; und: Roz-NMB 56f.).

Zuversicht-Vertrauen – Voraussetzung für die Barmherzigkeit

Aus den Worten Jesu folgt zugleich, dass „Gegenstand des Lobpreises – und daselbst der Andacht – die unendliche, Göttliche Barmherzigkeit Jesu” bildet (Roz-NMB 29). In den Worten, die unmittelbar auf die gerade angeführten folgen, beschwert sich Jesus neuerlich wegen des Misstrauens gegen die Barmherzigkeit Gottes. Daselbst weist Er darauf hin, dass das Vertrauen-Anvertrauen die unersätzliche Bedingung der Erlösung darstellt:

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Selbst solche Einschüchterungen und Exekutionen kommen vor - an Christen-Kindern. Das Kind weiß nicht einmal, worum es geht, außer dem entsetzenden Angst-Erleben angesichts des gegen-christlichen Terrors.

„Mein Herz leidet, ... dass selbst auserwählte Seelen nicht verstehen, wie groß Meine Barmherzigkeit ist. Ihr Umgang ist sozusagen ein Misstrauen.
Oh, Wie sehr das Mein Herz verletzt! Erinnert euch an Meine Passion und wenn ihr Meinen Worten nicht glaubt, so glaubt wenigstens Meinen Wunden” (TgF 379; Roz-NMB 29).

Es ziemt sich hier die Worte vom Herrn Prof. Ks. Różycki im Anschluss an die gerade geäußerten Worte Christi anzuführen:

„... Die schon in der ersten Erscheinung in Płock angezeichnete Linie [TgF 47] wird vonseiten Jesu folgerichtig weiter geführt: Jederart Misstrauen wird von Ihm nicht nur verurteilt, sondern Er bindet seine Verheißungen an das Anvertrauen, ohne das es keinen Zugang zur Barmherzigkeit gibt.
– Das Anvertrauen des Sünders bildet einen so vollkommenen Akt der Ehre, die der Barmherzigkeit gehuldigt wird, weil es Verehrung des Leidens Jesu darstellt. Der wesentliche Wert des Anvertrauens ist deswegen unschätzbar, weil gerade damit das Maß der Reichlichkeit Gottes bedingt wird.
– Die obigen Worte Jesu beweisen, dass die Barmherzigkeit zu verehren – das Anvertrauen auf Ihm zu legen bedeutet” (Roz-NMB 29f.).

Bei einer weiteren Erscheinung sagte Jesus zur Schw. Faustyna, der er eine neue Ordensgemeinschaft zu gründen befohlen hat, u.a. die folgenden Worte:

„Meine Tochter, Ich habe Mein Herz zu deinen Bitten herabgeneigt. Deine Aufgabe und Pflicht hier auf Erden ist es, Barmherzigkeit für die ganze Welt zu erbitten.
– Keine Seele wird Rechtfertigung finden, bevor sie sich nicht mit Vertrauen an Meine Barmherzigkeit wendet. Deshalb soll der erste Sonntag nach Ostern das Fest der Barmherzigkeit sein und die Priester sollen an diesem Tag den Seelen Meine große und unergründliche Barmherzigkeit künden ...
– Durch dieses Bild werde Ich den Seelen viele Gnaden erteilen, deshalb soll jede Seele Zugang zu ihm haben” (TgF 570).

Christus wendet hier den exakten, theologischen Ausdruck an: ‘Rechtfertigung’, die durch das Anvertrauen an Gottes Barmherzigkeit erlangt wird. Herr Prof. Ks. Różycki bemerkt dazu:

„Der fundamentale Grundsatz, den Jesus hier beibringt, stellt die Notwendigkeit des Anvertrauens an die Rechtfertigung fest, d.h. an die Vergebung der Sünden und das Erlangen der Gnade ...
– Die Rolle des Bildes wird als Werkzeug [Instrument] bezeichnet, durch das Jesus selbst den Seelen die Gnaden verleiht” (Roz-NMB 35).

Das Bild – Jesus in Agonie

Jesus, der die Schw. Faustyna selbst in ein immer tieferes Verständnis der Barmherzigkeit Gottes einführt, zeigt in einer der weiteren Erscheinungen, dass die Ehre, die dem Bild ‘Jesus ich vertraue auf Dich’ gehuldigt wird, wo Er als der zum Menschen entgegengehende – schon Auferstandene dargestellt ist, letzten Endes Er selbst ist in der Stunde seines Todeskampfes am Kreuz. Diese Verknüpfung kann unmöglich übergangen werden. Es geht um das ‘Ringen’ um die Dritte Stunde – der Gerechtigkeit Gottes mit Gottes Barmherzigkeit, die uns im Menschen-Sohn entgegengeht, d.h. in diesem Gekreuzigten, dem Erlöser seines lebendigen Ebenbildes.
– Hier der Bericht vom Tagebuch über die nächstweitere Erscheinung:

„Am Karfreitag, um drei Uhr nachmittags, hörte ich beim Betreten der Kapelle folgende Worte: ‘Ich wünsche, dass dieses Bild öffentlich verehrt wird’.
– Sogleich sah ich den unter großen Schmerzen sterbenden Jesus am Kreuz. Aus dem Herzen Jesu kamen die beiden gleichen Strahlen hervor, die auf diesem Bild sind” (TgF 414).
(S. auch ebd., TgF 648: die Strahlen von der Seite Jesu des Gekreuzigten; und noch: TgF 326: der Anblick Jesu wie der Blick vom Kreuz)
.

Herr Ks. Prof. Różycki schreibt in seinen Analysen des Tagebuches – im Anschluss an diese Erscheinung:

(0,2 kB)  „... Die Tatsache, dass der Schw. Helena-Faustyna an diesem Nachmittag nicht der Barmherzige Jesus vom Bild erschien, sondern der Jesus in Agonie am Kreuz, und dass die zwei Strahlen nicht von der Öffnung des Gewandes, sondern vom Herzen Jesu hervorkamen, zeugt davon, dass diesem Ereignis auch sein verborgener und tiefer Sinn eigen ist, und zwar: wenn man Jesus den Barmherzigen vom Bild verehrt, verehrt man ‘de facto’ [faktisch; in der Tat] Jesus den in Agonie Sterbenden am Kreuz, dessen Herz, nach der 13. Erscheinung [= TgF 299], Quelle der Strahlen der Barmherzigkeit ist” (Roz-NMB 30).

Barmherzigkeit Jesu als Barmherzigkeit der Trinität

Eine der wichtigsten Erscheinungen ihrem Rang nach hängt mit den Tagen zusammen, an denen in Wilna das Bild ‘Jesus ich vertraue auf Dich’ zum ersten Mal zur öffentlichen Verehrung ausgestellt wurde. Es geschah in der ‘Ostra Brama’ [‘Steiles Tor’: eine der Hauptstellen in Wilna]. Damals lief das Große Jubiläumsjahr der 1900 Jahre seit dem Erlösungstod Christi seinem Ende zu (Jahr: 33 – 1933; das Jubiläum außerhalb von Rom wurde begangen ein Jahr später: 1934-1935). Die Schw. Faustyna berichtet eins nach dem anderen die Erscheinungen, die sie damals erlebt hatte (TgF 413-419). Bei dieser Gelegenheit hat Herr Prof. Ks. Sopoćko zum ersten Mal eine Predigt über die Barmherzigkeit Gottes gehalten (am Freitag, dem 26.IV.1935; TgF 417).
– Am nächstfolgenden, sog. ‘Weißen Sonntag’, also am Festtag des Barmherzigkeit Gottes, schreibt die Schwester:

„... Ich bat Gott um Barmherzigkeit für die sündigen Seelen.
– Als die Andacht zu Ende ging und der Priester das Allerheiligste nahm, um den Segen zu erteilen, erblickte ich auf einmal den Herrn Jesus in solcher Gestalt, wie Er auf diesem Bild ist. Der Herr erteilte den Segen, und die Strahlen zerstreuten sich über die ganze Welt.
– Da erblickte ich eine unzugängliche Helligkeit, gleichsam einer Kristall-Wohnung, die aus Helligkeitswellen geflochten, und weder für ein Geschöpf, noch einen Geist zugänglich war. Zu dieser Helligkeit führten drei Türen – und in dieser Weile ging Jesus in solcher Gestalt, wie Er auf dem Bild ist, in jene Helligkeit hinein – in die zweite Tür – ins Innere der Einheit. Dies ist die Dreieinige Einheit, die unbegreiflich ist, die Unendlichkeit.
– Da hörte ich eine Stimme: ‘Dieses Fest ist aus dem Inneren Meiner Barmherzigkeit hervorgekommen und es wurde in den Tiefen Meines Erbarmens bestätigt. Jeder Seele, die an Meine Barmherzigkeit glaubt und vertraut, wird sie zuteil’ ...” (TgF 420).

Herr Ks. Prof. Różycki deutet diese Erscheinung folgender:

„Diese Stimme ... ist die Stimme Gottes in der Heiligen Dreifaltigkeit und die Barmherzigkeit, die Gegenstand unseres Glaubens und Anvertrauens sein soll, ist die unendliche Barmherzigkeit, oder – anders gesagt: Gottes Mitleid ...
(0,2 kB)   Zu ‘glauben’ [= Endworte Gottes: ‘Jeder Seele, die an Meine Barmherzigkeit glaubt und vertraut’] bedeutet – im Zusammenhang der Andacht – ‘ohne zu schwanken hoffen-anvertrauen’.
... Die Stimme Gottes besagt, dass die Umsetzung der Verheißung in die Tat, wie sie mit der Andacht verbunden wird – das heißt das Erlangen der Barmherzigkeit – allein vom vollen Anvertrauen auf die Barmherzigkeit abhängt ...” (Roz-NMB 31).

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RE-Lektüre: V.Teil, Kapit.7a:
Stadniki, 15.XI.2013.
Tarnów, 20.V.2022.

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Siebentes Kap. BARMHERZIGER JESUS, ICH VERTRAUE AUF DICH !
Abriss der Andacht zu Gottes Barmherzigkeit


Wort zu Einführung
Literatur zu diesem Kapitel

A. GOTTES Barmherzigkeit ALS GOTTES EIGENSCHAFT
1. Eine Handvoll von Aussagen Jesu
2. Aus der Geschichte der Niederlage der Andacht zu Gottes Barmherzigkeit

B. ÜBERSICHT DER ERSCHEINUNGEN ÜBER DIE GESTALT DER ANDACHT
1. Die ersten Erscheinungen Gottes Barmherzigkeit
Male ein Bild ...
Gebet der Barmherzigkeit
Gebet des ‘Versenkens’
Inschrift auf dem Bild
Die Strahlen
Vergebung von Schulden und Strafen
Eucharistie: Quelle des Lebens
Zuversicht auf die Barmherzigkeit
Sprache des Symbols
2. Verbreitung der Andacht zu Gottes Barmherzigkeit
Verheißung im Anschluss an die Verkündung der Barmherzigkeit
Zuversicht-Vertrauen – Voraussetzung für die Barmherzigkeit
Das Bild – Jesus in Agonie
Barmherzigkeit Jesu als Barmherzigkeit der Trinität


Bilder-Fotos

Abb.1. Zusammentreffen von Johannes Paul II. mit Arafat, Betlehem 2000
Abb.2. Ein älterer Armer Aussätziger in Kalkutta
Abb.3. Beglückte Familie wegen des Besuches von M. Teresa von Kalkutta
Abb.4. Terror gegen Christus in Ländern die mit Dschihad beherrscht sind