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VERMERK: Abkürzungen zur angeführten Literatur s. Literatur

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3. Liebe die den Menschen
in seiner Unfähigkeit
an seiner statt zu vertreten heißt

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Liebe die es ‘brennt’

Im Fall all dessen, was auf der ‘Vertikale’ vorgeht: Gott – und der Mensch, handelt es sich offenbar um eine unvergleichliche Lage: an der einen Seite steht der Schöpfer – an der anderen nur ein Geschöpf, das sich dabei gegen seinen Schöpfer auflehnt. Dennoch alles, was in die Heilige Schrift gefunden hat, ist doch von Gott her beabsichtigt.
– Es besteht kein Zweifel, dass der Dreieinige ‘ungetrösteten’ Schmerz erfährt, sooft sich jemand von seiner Liebe entfernt. Indessen der Mensch in Sünde täuscht sich vor, er würde Erquickung im Reich Satans finden, der aber allein und nur damit auszuzahlen vermag, worüber er verfügt: mit Tod – dem ewigen Leben im Qualen-Tod (vgl. Röm 6,23).

Die Sünde des Gottes Ebenbildes löst beim Dreieinigen außer Zweifel einen eigenartigen ‘Schrei von Verzweiflung’ aus, der mit entsetzlichem Echo im ganzen Weltall widerhallt. Nimmt doch die Welt unmittelbaren, solidaren Anteil – sowohl an der Erhöhung, wie Erniedrigung des Menschen, der von Gott zum ‘König der Schöpfung’ eingesetzt worden ist (vgl. Röm 8,19-22, Gen 1,28ff.).
– Sollte etwa die Liebe des Dreieinigen zu diesem Geschöpf, das Gott „um seiner Selbst willen gewollt hat” (GS 24), geringer sein als die Liebe Davids zu seinem Sohn Absalom, auch wenn dieser sich gegen seinen eigenen Vater aufgelehnt hatte?

In dieser Situation greift Gott das ‘Steuer’ der weiteren Ereignisse in ‘seine eigenen Hände’. Es taucht das Vorhaben Gottes auf. Es entsteht die ganze Art und Weise, wie dieses Vorhaben in Gang gesetzt werden wird. Warum? Gerade deswegen, weil Gott als Gott-die-Liebe – der ‘erste’ die ‘Prüfung’  hinsichtlich der Dynamik der so begriffenen Liebe angesichts seiner Selbst, aber auch angesichts des ganzen Weltalls – und der vernunftbegabten Geschöpfe: der Engel und des Menschen – ablegen wird.

(0,25 kB)  Einzig deswegen, weil Er Liebe ist, wird Er von selbst aus, spontan – die Genugtuung der Gerechtigkeit Gottes anstelle des Menschen leisten. Er tut es dabei in einer Art und Weise, die alle Ansprüche der Gerechtigkeit – schon im Geheimnis selbst der Menschwerdung des Gottes Sohnes, überragt. Die Menschwerdung Gottes wird nicht nur zur ‘Aushilfe’ anstelle des sündigen Menschen darin, was für ihn von vornherein ganz unmöglich war: in Entsühnung Gottes für die menschliche Sünde. Sie bietet noch daselbst, von allein, zugleich ein ‘Übermaß’ unendlichen Wertes angesichts aller Ansprüche Gottes Gerechtigkeit.

(0,28 kB)  Der Mensch wurde in der Tatsache selbst der Menschwerdung des Sohnes Gottes auch schon erlöst. Es wurde ihm auch von neuem die Möglichkeit – im Überschuss – zurückerstattet, Gott mit ganzem Herzen zu lieben, und den Nächsten wie sich selbst (vgl. Mt 22,36-39). Anders gesagt: Die Menschwerdung des Gottes Sohnes wurde zugleich auch schon Erlösung des Menschen. Strikt genommen, wurde das Vorhaben Gottes in der Tatsache selbst der Fleischwerdung – 100% erfüllt
.

Allerdings: die Liebe Gottes, die doch lodernde Glut von Liebe ist, die mit ‘ungebändigter’ Dynamik dahin strebt, ‘Gabe-für’ diesen Jemanden, über das eigene Leben Geliebten zu werden, konnte sich damit nicht ‘befriedigen’ lassen.

Was geheimnisvolles verbirgt sich hinter dem Wort, mit dem sich Jesus Christus unwillkürlich wegen dieser ‘Glut von Liebe’ ... ‘verraten’ hat:

„Ich habe mich sehr danach gesehnt,
vor Meinem Leiden dieses Paschamahl
mit euch zu essen ...”! (Lk 22,15).

Und noch hinter diesem seinem unheimlichen Wort:

„Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen,
und wie wünschte Ich, dass es schon entfacht wäre!
Mit einer Taufe muss Ich getauft werden [= die Passion erleiden],
und wie ängstigt es Mich, bis sie vollendet ist ...!” (Lk 12,49; JB).

Die Bräutliche Liebe

Die Glut der Liebe des Dreieinigen ist so ‘unaufhaltbar’, dass Er jetzt schon mit keinem ‘Preis’ rechnet, um den Er das Werk der Erlösung des Menschen vollbringen wird: sowohl der Entsühnung Gottes für die ‘Sünde der Welt’ (Joh 1,29), wie außerdem der Erlösung des Geschöpfes seiner Liebe als Schöpfers und Bräutigams.

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Einmal mehr: jemand vom Osten: aus Bali, Indonesien. Wie schwer gelangt dort die Kunde von Jesus Christus, ohne den es die Erlösung nicht gibt! Jesus, Du Erlöser: ich helfe Dir in diesem Werk - mit Gebet und Opfer. Ich schicke in diese Richtung hin Deine Strahlen: von Blut und Wasser, Reinigung und Leben: Deines Lebens, dieses ewigen Lebens! Verhelfe mir bei dieser Mit-Anteilnahme an Deinem Erlösungswerk.

Der Dreieinige, und daselbst der Sohn Gottes – ist sich nur allzu gut bewusst, wie sehr der Mensch schwerfällig im Denken und bei jeder Schlussfolgerung ist, selbst wenn es um Sachen geht, die sich mit offensichtlicher Klarheit aufdringen sollten. Wir erinnern uns daran, wie es mit Simon Petrus vorging, als er kaum vonseiten des Meisters von Nazaret nach dem Bekenntnis seiner Gottheit ganz ungemein ausgezeichnet wurde. Jesus selbst hat zugegeben, dass: „... Nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel” (Mt 16,17). Indessen ganz kurz danach, als Jesus den Aposteln bewusst zu werden begann, Er „müsse nach Jerusalem gehen und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten vieles erleiden, Er werde getötet werden, aber am dritten Tag werde Er auferstehen”, wird vom selben Petrus berichtet:

„... Da nahm Ihn Petrus beiseite und machte Ihm Vorwürfe.
Er sagte: ‘Das soll Gott verhüten, Herr!
Das darf nicht mit Dir geschehen!’ ...” (Mt 16,22).

Die Reaktion Jesu war diesmal blitzartig – auf eine Art und Weise, die wir von Ihm nie erwarten würden, zumal mit Bezug auf diesen Petrus, den Er schon jetzt zu seinem künftigen Stellvertreter auf Erden bestimmt hat:

„Jesus aber wandte sich um und sagte zu Petrus:
Weg mit Dir, Satan! Geh mir aus den Augen!
Du willst Mich zu Fall bringen

[griech. skándalon ei mou = du bis für Mich Ärgernis = führst Mich zur Apostasie von Gott !],
denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen’ ...” (Mt 16,23).

Anders gesagt, Gott ist sich nur allzu gut bewusst, dass den Menschen, den Er als diese wahrhaft ‘Seine: diese Braut’ geliebt hat, in Vorbereitung auf die ewige Hochzeit (vgl. Mt 22,1-14) – kein anderer ‘theoretischer’ Beweisgrund bezüglich der unendlichen Ausmaße der Sünde anspricht.
– Es muss noch ein Argument dazukommen, das letztliche und stichhaltige: Er – Gott der Schöpfer, aber auch Erlöser, und darüber hinaus Er in seiner Beschaffenheit als „Bräutigams-vom-Kreuz” – erscheint vor dieser Seinen, Unwürdigen seines Anblicks. Und bietet Ihr als ‘Hochzeits-Mitgift’ sein Blut und Wasser, das aus seiner durchbohrten Seite hervorfließt (vgl. Joh 19,34). Dann wird Jesus diese ‘Seine’, so ‘schwierige’ Braut – fragen können:

„Nimmst Du Mich ... Solchen an? Als Deinen Schöpfer – aber auch Erlöser?
Und außerdem Deinen Bräutigam-vom-Kreuz?
Der sich selbst an Deiner statt – und für Dich, Du Meine, über das Leben Geliebte –
‘dahingegeben hat,
um [dich] von aller Schuld zu erlösen
und sich ein reines Volk zu schaffen ... [das] voll Eifer danach strebt, das Gute zu tun’ [Tt 2,14] ...”?


Immer wieder knüpfen war irgendwie an die Frage an: die Gottes ... Bräutliche Liebe. Dies ist ein gesondertes, längeres Thema, das es noch genauer aufzugreifen gilt [es wird Thema des VI.Teiles werden; und auch VII.Teil, 1.Kapitel].
– Aber anderseits: es ist unmöglich die Liebe Gottes zum Menschen anders zu erklären: zu diesem Gottes Ebenbild, das in der Sünde völlig verschmutzt ist und den der Dreieinige in diesem Zustand nicht anzublicken vermag.

Man muss in der Tat ‘verliebt’ sein, um jemandem Geliebten zugute Entscheidungen zu fällen, die der gesunden Vernunft eigentlich ‘widersprechen’. Und doch, gerade so verhält sich Gott zum Menschen: Mann und Frau.
– Jesus selbst sagt folgendes:

„Es gibt keine größere Liebe,
als wenn einer Sein Leben
für seine Freunde hingibt” (Joh 15,13),

Was soll in dieser Lage von der Liebe des Gottes Sohnes gesagt werden, der Sein Leben für seine „Schafe dahingibt”, damit sie „das Leben haben und es in Fülle haben” (Joh 10,10) – auf dieser Stufe ihres Lebens, wann sie ‘Feinde Gottes’ sind, oder es waren? Spricht nicht eben davon der Hl. Paulus:

„Christus ist schon zu der Zeit für uns gestorben, ...
da wir noch schwach und gottlos waren [= in Sünden].
Dabei wird nur schwerlich jemand für einen Gerechten sterben ...
Gott aber hat seine Liebe zu uns dann erwiesen, dass
Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren ...” (Röm 5,6ff).

Früher haben wir auch schon erwähnt, dass zum typischen Tun und Verhalten unter Brautleuten – ihre Nicht-Logik gehört. Die Bräutliche Liebe pflegt unsinnig-wahnsinnige Liebe zu sein. Warum? Weil die Liebe ... geradezu wahrhaft liebt.

Der erste, der so ‘verliebt’ ist, ist Gott. Gott ist – wahrhaft – Liebe! Es ist keine nur ‘theoretische’ Liebe. Es ist Liebe der Ganzheitlichkeit-in-Gabe-seiner-Selbst, im Typus der Bräutlichen Liebe.

Es geht hier offenbar um keinen irgendwelchen ‘Sexualismus’: Gott ist Geist (Joh 4,24; 1 Kor 3,17). Es handelt sich dagegen um die tiefste Definition der bräutlichen Liebe. Zu ihrem Ausdruck wird die Ganzheitlichkeit in Gabe-Sein-‘für’ diesen Geliebten, dem der Liebende das ewige – Gute – wünscht.

Jedes Sprechen von Gott als dem ‘Bräutigam’, und selbst dem ‘Ehegatten’ – schon im Alten Testament (z.B. Jes 54,5; 62,3f.; usw.), und nachher im Neuen Testament – von Christus als dem ‘Bräutigam’, heißt offensichtlich, dass man die Sprache der Analogie anwendet (s. dazu z.B.: MuD 25).
– Wie schon ein paarmal erwähnt, auf diese Frage möchten wir erst in weiterer Folge unserer WEB-Site zurückgreifen, und zwar im nächsten Teil (im Teil 6; und dann noch 7.Teil, 1.Kapit.). Es genügt aber festzustellen, dass Jesus Christus Bräutigam nur auf eine Art und Weise ist: und zwar als Erlöser, weil Er sich Selbst ‘hingegeben hat’. Sein Leib wurde ‘hingegeben’, sein Blut wurde ‘vergossen’. So hat Er ‘seine Liebe bis zum Letztlichen’ erwiesen ...” (MuD 26). Erst so hat Er sich mit der Kirche, und einem jeden der Erlösten ... „vermählt”. Erlöst aber wurde ausnahmslos jeder Mensch.


Wir können jetzt also die Erwägungen über den ersten Teil der erörterten Päpstlichen Worte zusammenfassen. Es wäre angebracht, sie noch einmal anzuführen und sie langsam, bewusster – betend – ‘aufzusaugen’:

DiM 7n: „Jedoch diese Gerechtigkeit, die wahrhaft Gerechtigkeit nach Gottes ‘Maß’ darstellt, wächst ganz aus der Liebe hervor: aus der Liebe des Vaters und des Sohnes, und bringt Früchte vollends in der Liebe.
DiM 7o: Eben daher ist jene Göttliche, im Kreuz Christi offenbarte Gerechtigkeit, ‘nach Gottes Maß’, weil sie aus der Liebe hervorwächst und sich in der Liebe erfüllt, indem sie Früchte der Erlösung hervorbringt”.

So verstehen wir auch ein wenig tiefer, was die Worte bedeuten:

DiM 7k: „In diesem Ausmaß ist die Erlösung ... Offenbarung der Heiligkeit Gottes ... dadurch, dass die Gerechtigkeit in der Liebe ihren Grund hat, aus ihr gleichsam herauswächst und ihr hinzustrebt.”.

Wie auch die folgenden Worte:

DiM 7n:  „Jedoch diese Gerechtigkeit ... wächst ganz aus der Liebe hervor: aus der Liebe des Vaters und des Sohnes ...
DiM 7o:  Eben daher ist jene Göttliche, im Kreuz Christi offenbarte Gerechtigkeit ‘nach Gottes Maß’, weil sie aus der Liebe hervorwächst ...”.

Es geht in diesem Moment um diese Päpstliche Bezeichnung: die Gerechtigkeit „... wächst ... aus der Liebe hervor ...”.

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4. Gerechtigkeit die im Kreuz Früchte
in Liebe bringt

Erlösung: Begleichung der Verunehrung Gottes

Es bleibt noch ein Aspekt des erörterten Fragments der Enzyklika über Gottes Barmherzigkeit. Es geht nämlich um das Opfer des Gott-Menschen auf dem Kreuz, das, indem es aufgrund der Liebe des Vaters und des Sohnes hervorwächst (beim Papst, in poln. Originaltext: dieses Opfer wird ... geboren aus Liebe ...):

DiM 7n:– „... bringt [es] Früchte vollends in der Liebe” (n)
DiM 7o: [diese Gottes Gerechtigkeit] ... erfüllt sich in der Liebe” (o).

Wir bemerken, dass das Gottes Vorhaben der Erlösung des Menschen in Christus von Anfang an mit zwei grundsätzlichen Hinsichten zusammenhängt: der negativen – und der positiven.

– Zuerst musste die Entsühnung Gottes wegen der menschlichen Sünde verrichtet werden. Das ist eben die eigenartige ‘negative’ Stufe des Vorhabens Gottes. Es ging um die ‘Begleichung’ der schmachvollen Beleidigung, die Gott mit der Sünde zugefügt worden wird. Es musste also die vollständige Lösung der Sache Gottes Gerechtigkeit gefunden und vollbracht werden.

– Solange für die Frage der Gerechtigkeit keine gehörige ‘Begleichung’ gefunden wäre (DiM 7m), d.h. solange die unendliche, Gott zugerichtete Beleidigung mit einer gehörigen Expiation nicht beglichen wäre, wäre die Unternehmung irgendwelcher weiterer Schritte total gegenstandslos.

– Das Ganze der bisherigen Erwägungen des hiesigen Kapitels war eben dieser, der ersten Voraussetzung des Gottes Vorhabens gewidmet.

Erlösung als positive Botschaft

Erst nachdem jene erste, unumgängliche Aufgabe mit Bezug auf das Vorhaben der Erlösung des Menschen in Christus erfüllt ist, taucht der vollends positive Akzent auf, den das Werk der Erlösung nahebringt. Johannes Paul II. weist auf diese Hinsicht im erörterten Fragment der Enzyklika über Gottes Barmherzigkeit ein paarmal hin:

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Das Sanktuar der Barmherzigkeit Gottes in Krakow-Lagiewniki, Polen. Es wurde am 17.August 2002 von Johannes Paul II. eingeweiht. Stätte wo immer mehrere Leute aus aller Welt zusammentreffen, um Gottes Barmherzigkeit für die ganze Welt herabzuflehen: für sich selbst, die Heimat, die Welt. Strikt mit der Basilika selbst ist die Kapelle-Rotunde verbunden, wo den ganzen Tag und Nach das Allerheiligste Altarssakrament ausgesetzt und angebetet wird.

DiM 7k: „In diesem Ausmaß ist die Erlösung ... Fülle von Gerechtigkeit und Liebe – dadurch,
dass die Gerechtigkeit in der Liebe ihren Grund hat,
aus ihr gleichsam herauswächst und ihr hinzustrebt.”.
DiM 7n: „... diese Gerechtigkeit ... wächst ganz aus der Liebe hervor:
aus der Liebe des Vaters und des Sohnes, und bringt Früchte vollends in der Liebe”.
DiM 7o: „... Eben daher ist jene Göttliche, im Kreuz Christi offenbarte Gerechtigkeit, ‘nach Gottes Maß’,
weil sie aus der Liebe hervorwächst und sich in der Liebe erfüllt,
indem sie Früchte der Erlösung hervorbringt”.

Nach diesen drei Endworten der angeführten Sätze fasst Johannes Paul II. gerade diesen, positiven Ausklang der Erlösung noch einmal zusammen – ganz am Ende des besprochenen Fragments der Enzyklika:

DiM 7p: „Das Göttliche Ausmaß der Erlösung erfährt seine Verwirklichung nicht allein darin,
dass der Sünde Gerechtigkeit widerfahren wird,
sondern darin, dass die Liebe wiederhergestellt wird, diese schöpferische Macht im Menschen,
dank der er von neuem Zutritt zu jener Fülle von Leben und Heiligkeit hat,
die von Gott ist” (DiM 7p).

Wie gut ist es, dass der Heilige Vater so markant den durchaus positiven, neuen Mut und Freude einflößenden Akzent des Erlösungs-Werkes hervorhebt, mit dem uns Gott der Vater durch die Verdienste des Kreuz-Opfers seines Göttlichen Sohnes in seinem Mensch-Sein beschenkt. All das geschieht im Heiligen Geist, der das Werk der Erlösung übernommen hat und die Sendung Christi in der Kirche, die vom Menschen-Sohn gegründet worden ist, fortsetzt.

Der erste ‘Teil’ des Erlösungs-Werkes musste selbstverständlich vollbracht werden. Es ging darum, zuallererst die gleichsam ‘Null’-Ebene als Ausgangspunkt zum eigentlichen Gebäude des Neuen Lebens zu schaffen, das dem Menschen der Sohn Gottes mit seinem höchstmöglichen Opfer, nach dem Maß seiner Göttlich-menschlichen Möglichkeiten, verdient hat. Diese gleichsam ‘Null’-Ebene stellt die unersetzliche Voraussetzung dar für die in Gottes Augen zählende Sühne-Leistung wegen der schmachvollen Beleidigung, die Gott als Gott durch die Sünde des Menschen zugefügt worden ist.

Es scheint, diese Voraussetzung wurde über-reichlich durch die Tatsache allein der Menschwerdung des Gottes Sohnes erfüllt.
– Alles, was Jesus Christus in der weiteren Folge seines irdischen Lebens verrichtet hat – über die Stufe des ‘verborgenen’ Lebens in Ägypten, nachher in Nazaret, dann in der Zeit seiner öffentlichen Tätigkeit – war nur noch ein ununterbrochen anwachsender Überschuss zur schon im ersten Augenblick seines irdischen Daseins vollbrachten Erlösung des Menschen.

Einübung der Erlösten in Vollkommenheit der Liebe

Wir sehen, dass der Menschen-Sohn demnach nicht nur dazu gekommen ist, um die ‘Begleichung’ der Sache der menschlichen Sünde gegenüber Gottes Gerechtigkeit und Heiligkeit zu vollbringen. Sein ganzes weiteres Leben, besonders aber dieser wesentliche Abschnitt seines Göttlich-Menschlichen Lebens, das die Zeit seines öffentlichen Auftretens darstellt, wurde seinerseits zur einzigen, großen zusätzlichen Dienstleistung, die Er angetreten war, und zwar der Anleitung – mit seinem Wort und Beispiel – in alles, was Er gelehrt hat.

Es könnte dieser Zeitabschnitt vom Heiligen Vater richtig als Geheimnisse des ‘Lichtes’ genannt worden ist, obwohl Johannes Paul II. in diesem Fall direkt die Serie von fünf ‘Geheimnissen des Lichtes’ im Anschluss an das Rosenkranzgebet erwähnt (s. das Apostolische Schreiben „Rosarium Virginis Mariae – Der Rosenkranz der Jungfrau Maria” – 2002; und ob.:  Rosenkranz zur Heiligsten Jungfrau Maria – samt dem weiteren Zusammenhang).
Johannes Paul II. ermutigt in seinem Apostolischen Schreiben zum Jahr des Rosenkranzes (2002-2003) zur Betrachtung, am besten in der ‘Schule Mariens’, des Antlitzes Jesu Christi, des Sohnes des Ewigen Vaters, aber auch Ihres Göttlichen Sohnes – in dieser Zeit, als Er sich als „Licht der Welt” offenbart hat (Joh 8,12; vgl. RVM 21). Der Heilige Vater bemerkt:

„Tatsächlich ist das Ganze Mysterium Christi Licht.
Er ist das ‘Licht der Welt’ [Joh 8,12].
Dieses Ausmaß taucht aber besonders in den Jahren des öffentlichen Lebens auf,
als Er das Evangelium vom Reich verkündet ...” (RVM 21).

Der Heilige Vater sondert fünf besondere Anhaltspunkte aus diesem Lebensabschnitt des Sohnes Gottes heraus. Sie schöpfen offenbar keineswegs die Gesamtheit all dessen aus, was Jesus lehrte und was Er getan hat: die Zeichen und Wunder – die Heilungen, Auferweckungen zum Leben, vor allem aber die Vergebungen der Sünden, Heilungen der Menschen die geistig zusammengebrochen waren.
– Trotzdem, das Bewusstwerden um ein paar höchste Anhaltspunkte in seiner Tätigkeit erleichtert es, mit seinem Gottes Frieden und Gnade ‘durchtränkt’ zu werden. Durch sie wird die „Liebe Gottes [= Gott-die-Liebe] ausgegossen [= wird eingewurzelt] in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist” (Röm 5,5).

In diesem Sinn spricht Johannes Paul II. – gerade im Anschluss an die erwähnten fünf Geheimnisse des Lichtes:

„Jedes dieser Geheimnisse ist Offenbarung des Reiches, das in der Person Jesu selbst schon gekommen ist.

(0,13 kB)  Geheimnis des Lichtes ist vor allem die Taufe im Jordan. Gerade hier, während Jesus in das Wasser hinabsteigt – als der Unschuldige, der sich für uns zur ‘Sünde’ macht [2 Kor 5,21], öffnet sich der Himmel und die Stimme des Vaters proklamiert Ihn als den Geliebten Sohn [Mt 3,17], wogegen der Heilige Geist auf Ihn herabsteigt, um Ihn zur künftigen Sendung zu berufen.

(0,13 kB)  Geheimnis des Lichtes ist der Beginn der Zeichen in Kana [Joh 2,1-12], als Christus, der dank der Intervention Mariens, der ersten unter den Glaubenden, das Wasser in Wein umwandelt, die Herzen der Jünger für den Glauben öffnet.

(0,2 kB)  Geheimnis des Lichtes ist die Zeit der Lehre Jesu, in der Er das Kommen des Reiches Gottes verkündigt und zur Bekehrung aufruft [Mk 1,15], indem Er denen die Sünden nachlässt, die sich Ihm mit Vertrauen nähern [Mk 2,3-13; Lk 7,47f.], wobei er den Beginn dem Geheimnis der Barmherzigkeit gegeben hat, die Er bis zum Ende der Welt, besonders durch das der Kirche anvertraute Sakrament der Versöhnung [vgl. Joh 20,22f.] ausüben wird.

(0,13 kB)  Geheimnis des Lichtes ist ferner in vollem Sinn dieses Wortes die Verklärung, die nach der Überlieferung auf dem Berg Tabor stattgefunden hat. Das Antlitz Christi wird von der Herrlichkeit der Gottheit erstrahlt, während der Vater Ihn angesichts der von Entzückung ergriffenen Aposteln beglaubigt, sie ruft, dass sie ‘auf Ihn hören’ [Lk 9,35] und sie zum Erleben des schmerzvollen Zeitpunktes der Passion vorbereitet, um mit Ihm zur Freude der Auferstehung und zum vom Heiligen Geist verwandelten Leben zu gelangen.

(0,2 kB)  Geheimnis des Lichtes ist schließlich die Einsetzung der Eucharistie, in der Christus mit seinem Leib und Blut unter den Gestalten von Brot und Wein zur Speise wird und so das Zeugnis seiner Liebe zu den Menschen bis zum Ende erweist [Joh 13,1], zu deren Erlösung Er sich selber im Opfer darbringt” (RVM 21).

In der Zeit seiner öffentlichen Tätigkeit hat Jesus Christus dem Menschen von neuem das nicht entstellte Antlitz des Himmlischen Vaters gezeigt. Dann aber hat der Menschen-Sohn dem Menschen selbst seine Würde zum Bewusstsein gebracht. Der Mensch ist nämlich zur Erneuerung des Geistes vermittels der Annahme des vollen Programms Jesu Christi gerufen, das Er kondensiert in seiner „Bergpredigt”  dargestellt hat (Mt 5-7).

Jesus weist gleichsam ganz von neuem hin, dass die Zehn Gebote Gottes in die Tat umgesetzt werden müssen. So ist die Veraussetzung, um das ewige Leben zu erreichen. Diese Anforderung hat Jesus wiederholt aufgegriffen, wie z.B. bei der bedeutenden Begegnung mit dem jungen Mann, der dem Meister von Nazaret eine klar präzisierte eben solche Frage gestellt hat.

Johannes Paul II. schreibt im Anschluss daran:

„Daher antwortet Jesus dem jungen Mann,
nachdem Er zuerst hervorgehoben hat, dass ‘nur Einer ist der Gute’ ist:
Wenn du aber das Leben erlangen willst, halte die Gebote’ [Mt 19,17].
Er stellt somit fest, dass es ein enges Band zwischen dem ewigen Leben, und der Befolgung der Gebote Gottes gibt:
gerade die Gebote Gottes weisen dem Menschen den Weg des Lebens und geleiten zu ihm.
Durch den Mund Jesu selbst ... werden den Menschen die Gebote des Dekalogs noch einmal gegeben.
Er selbst bestätigt sie endgültig und stellt sie uns als Weg und Bedingung der Erlösung vor ...” (VSp 12).


Wir bemerken, dass der Erlöser sich nicht nur mit dieser Frage ‘beschäftigt’ hat, die der Mensch an sich unmöglich erfüllen konnte: der Genugtuung Gott gegenüber wegen der schmachvollen Beleidigung, wie sie Ihm vom Unmaß der Sünde verrichtet worden ist. Die öffentliche Tätigkeit des Menschen-Sohnes wird zur großen neuerlichen Befähigung des Menschen, dass er vollends zur Liebe zu Gott mit ganzem Herzen, und zum Nächsten – wie sich selbst, zurückkehren kann (vgl. Mt 22,36-40).

Jesus hat darüber nicht nur gesprochen, sondern zeigte mit seinem ganzen Selbst, wie sehr und wie weit diese Lehre wörtlich verstanden und wörtlich ins Leben umgeschmiedet werden soll. Das gilt nicht nur für die verhältnismäßig ‘leichteren’ Ansprüche der verkündeten Frohen Botschaft, sondern umso mehr für diese schwierigeren, die den Inhalt einiger unter den Acht Seligpreisungen darstellen, u.a.:

(0,3 kB)„Selig die Armen im Geist ...
Selig  die Trauernden, denn sie werden getröstet werden ...
Selig, die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit, denn sie werden gesättigt werden ...
Selig, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen ...
Selig, die verfolgt werden um der Gerechtigkeit willen, denn ihrer ist das Himmelreich.
Selig  seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen und euch alles Böse lügnerisch nachsagen um Meinetwillen.
Freut euch und frohlocket ...” (Mt 5,5-11: JB).

Jesus hat von Liebe den Feinden gegenüber nicht nur gesprochen, sondern hat mit eigenem Leben und Tod besiegelt, dass das, was Er lehrte, wörtlich verstanden werden soll:

„Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist:
Du sollst deinen Nächsten Lieben und deinen Feind hassen.
Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen,
damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet ...” (Mt 5,43f).

Freilich Jesus verstand es auch, seine eigene Würde zu abverlangen, z.B. als Ihn der Knecht beim Verhör bei Hannas ins Gesicht schlug:

„Auf diese Antwort hin [= Jesu, in Antwort auf die Hannas Frage],
schlug einer von den Knechten, der dabeistand, Jesus ins Gesicht und sagte:
Redest Du so mit dem Hohenpriester?’
Jesus entgegnete ihm:
Wenn es nicht recht war, was Ich gesagt habe, dann weise es nach;
wenn es aber recht war, warum schlägst du Mich?
...” (Joh 18, 22f.).

(6.1 kB)
Gämsbock. In solcher, ungemein riskanten Haltung, findet sich dieses Tier erst richtig wohl. - „Komm wieder zur Ruhe, mein Herz! Denn der Herr hat dir Gutes getan. Ja, Du hast mein Leben dem Tod entrissen, meine Tränen getrocknet, meinen Fuß bewahrt vor dem Gleiten. So gehe ich meinen Weg vor dem Herrn, im Land der Lebenden” (Ps 116 [114-115],7ff.).

Trotzdem gab es in seiner Verhaltensweise keinen Schatten von Hass, noch Verachtung. Es gab nur Gebet – und Vergebung. Dies konnte selbst von seinen allerverbissensten Gegnern unmöglich nicht bemerkt werden.

Jesus aber betet – auch noch von der Höhe des Kreuzes, als man Ihm auch dort noch zynischen Spott, Sticheleien und demütigende Bemerkungen entgegenkommen ließ – wohl als Zeugnis der ‘Verlorenen’ vonseiten jener, die nachdem sie ihr ‘Opfer’ zur Verurteilung gebracht haben, nicht wussten, wie sie sich noch weiter an diesem rächen könnten, dem niemand irgendeine ‘Sünde beweisen’ konnte (vgl. Joh 8,46).

Und zwar:

„Als sie an den Ort kamen, der ‘Schädel’ genannt wird [= Calvaria, Golgotha],
kreuzigten sie Ihn dort und die Verbrecher, den einen zur Rechten und den anderen zur Linken.
Jesus aber sprach:
‘Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!’ ...” (Lk 23,33f).

Gestärkt mit solchem Beispiel, werden seine Jünger, in Folge ihres Meisters, das ins Leben umzusetzen suchen, was später der Hl. Paulus in seiner Weisung schmiedet:

Lass dich nicht vom Bösen [= diesem Bösen: Satan] besiegen,
sondern besiege das Böse [= diesen, der der Böse ist: Satan]
– durch das Gute [= mit umso größerer Liebe](Röm 12,21).

Johannes Paul II. erinnert nur und zeigt mit erneuerter Glut der Apostolischen Liebe, wie das ‘Programm’ der Jünger Christi an der Schwelle des Dritten Jahrtausends sein soll. Dieses Programm bedeutet – nichts mehr, nichts weniger – die Heiligkeit, die in das Alltagsleben umgeschmiedet werden soll – mit Hilfe der unermüdlichen Kontemplation-Betrachtung des Antlitzes des Erlösers. Solches Programm hat seinen Jüngern der Menschen-Sohn selbst gezeigt – und sie zu seiner Umsetzung in die Tat befähigt:

„Die Wiederentdeckung der Kirche als ‘Geheimnis’, d.h. als ‘das von der Einheit des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes her geeinte Volk’ – musste auch zur Wiederentdeckung ihrer ‘Heiligkeit’ führen, verstanden in grundlegender Bedeutung als Zugehörigkeit zu Dem, der in tiefstem Sinn der Heilige – ‘der Dreimal Heilige’ ist [Jes 6,3].
– Den Glauben an die Kirche als die ‘Heilige’ zu bekennen bedeutet auf ihr Antlitz der Braut Christi hinzuweisen, um derer willen Er sich Selber zum Opfer hingegeben hat, um sie zu heiligen [Eph 5,25f.). Diese Gabe der Heiligkeit, um so zu sagen: dieser ‘objektiven’ Heiligkeit, wird jedem Getauften angeboten.
– Die Gabe wird aber jetzt zur Aufgabe, der das ganze Leben des Christen unterordnet werden soll: ‘Das ist es, was Gott will: eure Heiligkeit’ [1 Thess 4,3]. Diese Aufgabe betrifft nicht nur einige Christen: ‘alle Christgläubigen jeglichen Standes oder Ranges sind zur Fülle des christlichen Lebens und zur vollkommenen Liebe berufen’ ...” (NMI 30).

Nachdem Johannes Paul II. die Worte Jesu Christi selbst betreffs des Strebens nach innerer Vollkommenheit als Ausdrucks des Gottes Willens einem jeden von uns gegenüber in Erinnerung gebracht hat, sagt er weiter:

„... Die Unterordnung des seelsorglichen Programms der übergeordneten Idee der Heiligkeit stellt eine folgenträchtige Entscheidung dar. Es wird mit ihr die Überzeugung ausgedrückt, dass – wenn die Taufe die wahre Einverleibung in die Heiligkeit Gottes bedeutet, indem durch sie die Einimpfung in Christus und Füllung mit dem Heiligen Geist erfolgt, widersetzte sich dem die Haltung eines Menschen, der seine eigene Kleinigkeit hinnimmt und sich mit minimalistischer Ethik und oberflächlicher Religiosität zufriedenstellt. Einem Katechumenen die Frage zu stellen: ‘Möchtest du die Taufe empfangen’ ?, heißt zugleich ihm die Frage zu stellen: ‘willst du heilig werden’ ? Es bedeutet, auf seinen Weg den Radikalismus der Bergpredigt aufzustellen: ‘Seid ihr also vollkommen, wie euer Himmlischer Vater vollkommen ist’ [Mt 5,48; JB].
– .... Heute muss von neuem, mit Überzeugung, allen das Streben nach diesem ‘hohen Maßstab’ des gewöhnlichen christlichen Lebens empfohlen werden. Das ganze Leben der kirchlichen Gemeinschaft und der christlichen Familien soll in diese Richtung streben. Es ist aber auch offenkundig, dass es verschiedene individuelle Wege der Heiligkeit gibt, die nach einer wahren Pädagogik der Heiligkeit verlangen, die es versteht, sich an den Rhythmus der einzelnen Personen anzupassen ...” (NMI 31).

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5. „Da ist die Gnade übergroß geworden ...” (Röm 5,20)

Christus gründet die Kirche: den Ausspender der Erlösung

Das Werk der Erlösung, das der Sohn Gottes und Sohn Mariens mit dem Opfer seiner Selbst „bis zum Ende” (Joh 13,1) am Altar des Kreuzes besiegelt hat, beginnt Früchte der Erlösung zu bringen. Angesichts Jesus Christus ist es unmöglich, gleichgültig zu bleiben. Jesus hat nicht umsonst gesagt – im strikten Anschluss an den Ihn erwartenden Erlösungs-Tod am Kreuz:

„Jetzt wird Gericht gehalten über diese Welt.
Jetzt wird der Herrscher dieser Welt hinausgeworfen werden.
Und Ich, wenn Ich über die Erde erhöht bin, werde alle zu Mir ziehen(Joh 12,31f.).

Im vollbrachten seinem Opfer auf dem Kreuz „zieht” Christus in der Tat alle zu sich. Noch mehr: Er befähigt jene, die sich in ihrem Herzen aufschließen, zur Annahme seiner – selbst allerradikalsten Angebote. Sie führen den erlösten Menschen nicht nur zu keiner Erniedrigung, sondern umgekehrt: sie lösen die inneren Energien des Geistes aus, unterstützt von der Gnade des Heiligen Geistes, den Jesus aus den Wunden seiner Kreuzigung verleiht:

„... Der Auferstandene Christus ‘bringt’ den Aposteln den Heiligen Geist,
indem Er den Anfang der Neuen Schöpfung einleitet.
Er [Jesus] bringt Ihn [= den Heiligen Geist – am Tag der Auferstehung]
um den Preis seines ‘Fortgehens’ [= der Kreuzigung: des vollbrachten Erlösungs-Werkes]:
Er gibt ihnen diesen Geist gewissermaßen in den Wunden seiner Kreuzigung:
Er zeigte ihnen seine Hände und seine Seite’.
Und in Kraft dieser Kreuzigung sagt Er zu ihnen: ‘Empfangt den Heiligen Geist’ ...” (DeV 24).

Johannes Paul II. betont gerade diese Hinsicht der vollbrachten Erlösung:

DiM 7k: „In diesem Ausmaß ist die Erlösung
die letztliche und endgültige Offenbarung der Heiligkeit Gottes, ... dadurch,
dass die Gerechtigkeit in der Liebe ihren GRUND hat,
aus ihr gleichsam herauswächst und ihr hinzustrebt” (DiM 7k).

In der Tat, die Sendung des Sohnes Gottes hat nicht nur „in der Liebe ihren Grund”, sondern sie „wächst aus ihr heraus” – und „strebt ihr hinzu”. Daher kann der Heilige Vater gegen das Ende des erörterten langen Fragmentes feststellen, dass jene „Gerechtigkeit ... nach Gottes ‘Maß’ ..., vollends ... Früchte ... in der Liebe bringt” (DiM 7n) und „sich in der Liebe erfüllt” (DiM 7o).

Der Erlöser des Menschen hat Gott nicht nur eine überreichliche Sühne für die Sünden seiner menschlichen Brüder und Schwestern dargebracht, sondern allen Erlösten einen leichten Zutritt zum Reichtum der Güter dieser Erlösung gesichert.

Um dieses Ziel zu erreichen, hat Er die Kirche gegründet, mit der Er sich zugleich „in seinem Blut und Wasser” – „vermählt” hat (vgl. Eph 5,23ff.; 2 Kor 11,2; usw.). Es ist Kirche – nicht des Petrus, noch eines Papstes, noch der Bischöfe, sondern die einzige Kirche Jesu Christi selbst (s. Mt 16,18).

Daher aber hat Er diese Seine Kirche mit Mitteln zur Ausspendung von Gnaden ausgestattet, die Er mit seinem Leben, seiner Passion und seiner Auferstehung verdient hat. Es geht um die Sieben Heiligen Sakramente – samt deren Krönung, und zwar dem Sakrament der Eucharistie, „aus der – die Kirche lebt” (s. die Enzyklika: EdE – 2003), und dem ‘Tor’ zum Sakrament des „Leibes und Blutes des Herrn”, das das andere Sakrament, dieses schwierige, aber gebenedeite ist, nämlich das Sakrament der-Versöhnung-der-Beichte, das auch noch anders, mit Recht, als das Tribunal der Barmherzigkeit genannt wird.

Rückgewinnung der Liebe – dieser schöpferischen Macht im Menschen

Mit Rücksicht auf diese Tatsachen stellt Johannes Paul II. am Ende des besprochenen Fragments der Enzyklika über Gottes Barmherzigkeit fest:

DiM 7kp:  „Das Göttliche Ausmaß der Erlösung erfährt seine Verwirklichung nicht allein darin, dass der Sünde Gerechtigkeit widerfahren wird, sondern darin, dass die Liebe wiederhergestellt wird, diese schöpferische Macht im Menschen, dank der er von neuem Zutritt zu jener Fülle von Leben und Heiligkeit hat, die von Gott ist.
DiM 7r:  So bringt die Erlösung die Offenbarung der Barmherzigkeit in ihrer ganze Fülle in sich”.


Aufgrund der oben angeführten Erwägungen von Johannes Paul II. wurde mit Recht darauf hingewiesen, dass der Sohn Gottes auf die Erde dazu hinabgestiegen, um mit seinem Selbst die Wurzeln des ganzen Übels zu berühren:

„... Gerade mit Seinem Kreuz soll Er die Wurzeln des Übels berühren,
die in der Geschichte des Menschen und der menschlichen Seelen haften.
Eben durch das Kreuz soll Er das Werk der Erlösung vollbringen.
Dieses Werk hat im Plan der urewigen Liebe erlösenden Charakter(SD 16).

Gott der Vater, der „die Welt so sehr geliebt hat, dass Er seinen Eingeborenen Sohn hingab, damit jeder, der an Ihn [= den Sohn] glaubt, nicht verloren geht, sondern das ewige Leben hat” (Joh 3,16), „liefert” schließlich seinen Sohn in die Hände der Menschen aus. Er trägt Ihm eine Sendung auf, die für Ihn selbst – tödlich schwierig ist.
– Dagegen für uns stellt dieselbe Sendung den Erlösungs-bringenden Charakter dar.

Es gehört sich hier die Worte Johannes Paul II. zu wiederholen, die die Tiefe selbst der Erlösungs-Sendung Christi aufgreifen:

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Wie gut, wenn jemand mit diesem Kinderwagen hin und zurück fahren wird ... alles gratis ...

„In seiner Erlösungs-Sendung soll Er [= der Sohn Gottes]
also dieses Übel an seinen transzendenten Wurzeln selbst berühren,
von denen her es in der Geschichte des Menschen hervorwächst.
Jene transzendenten Wurzeln des Übels befinden sich in der Sünde und im Tod,
diese liegen nämlich dem Verlust des ewigen Lebens zugrunde.
Die Sendung des Eingeborenen Sohnes besteht auf der Überwindung der Sünde und des Todes.
Er überwindet die Sünde mit seinem Gehorsam bis zum Tod.
Den Tod aber überwindet Er mit der Auferstehung” (SD 14).


Wir begreifen immer mehr klar, worum es Gott dem Dreieinigen letztlich geht. Und zwar, das Vorhaben der Erlösung des Menschen stellt sich keinesfalls damit zufrieden, dass ‘der Sünde Gerechtigkeit widerfahren wird’ (DiM 7p). Umgekehrt, es strebt entschieden dahin, dass bei dem erlösten Menschen die „Wiederherstellung der Liebe” erfolgen kann (DiM 7p). Denn erst die Liebe stellt diese „schöpferische Macht im Menschen dar, dank der er von neuem Zutritt zu jener Fülle von Leben und Heiligkeit hat, die von Gott ist” (DiM 7p).

Der Hl Paulus ruft freudig, voller hinreißender Dankbarkeit, angesichts dieses Vorhabens Gottes des Dreieinigen:

„In Liebe hat Er [= der Vater] uns durch Jesus Christus dazu vorausbestimmt,
zur Sohnschaft hin zu Ihm nach dem Wohlgefallen seines Willens,
zum Lob der Herrlichkeit seiner Gnade, mit der Er uns in dem Geliebten [= in Jesus Christus] begnadet hat.
In Ihm haben wir die Erlösung – durch sein Blut
die Vergebung der Übertretungen, nach dem Reichtum seiner Gnade ...” (Eph 1,5ff. – JB).

Dank des am Kreuz ausgegossenen Blutes ist uns der Zutritt zum Thron Gottes Barmherzigkeit erschlossen worden:

„Lasst uns also mit Zuversicht hintreten zum Thron der Gnade,
damit wir Barmherzigkeit erlangen und Gnade finden zu rechtzeitiger Hilfe” (Hebr 4,16: JB).

Beweggrund für unsere Gewissheit, dass uns der Vater annimmt, stellt fortwährend der höchste Preis dar, den für unser Leben – dieses ewige Leben – sein Sohn, der zugleich Menschen-Sohn geworden ist, gegeben hat:

„Gnade sei mit euch und Friede – von Ihm, der IST und der WAR und der KOMMT ...
und von Jesus Christus. Er ist der Treue Zeuge, der Erstgeborene der Toten,
der Herrscher über die Könige der Erde.
Er liebt uns und hat uns von unseren Sünden erlöst durch sein Blut ...” (Offb 1,4f.).


Wir sehen vor unseren Augen stets das Kreuz Jesu, aber auch die darauffolgende Auferstehung Jesu Christi. Dieses Kreuz würde es niemals gegeben haben, sollte es nicht die Tiefe der Liebe geben, die den Vater und den Sohn, und umgekehrt: den Sohn mit dem Vater, im Heiligen Geist – zusammenbindet. Es ist dieselbe „liebende Allmacht des Schöpfers” (DeV 33), die den Menschen, der nach dem Ebenbild des Gottes Sohnes erschaffen worden ist, urewig gerufen und befähigt hat zur Teilhabe an diesem Gottes Leben und dieser Liebe, die die innere Kommunion der Drei Gottes Personen bildet.

Der Schöpfer unterhält mit dem Menschen, diesem bevorzugten Geschöpf seiner Liebe, ein Band – nicht nur als ‘Schöpfer’, sondern als Vater, der Liebe – ist.

Geradeaus diese Wirklichkeit wird in weiterer Folge des erörterten Fragments aus der Enzyklika über Gottes Barmherzigkeit (DiM 7i-r) noch einmal stark betont:

DiM 7u: „Gott, den Christus geoffenbart hat, bleibt in ständiger Verbindung mit der Welt
nicht nur als Schöpfer, die letztliche Quelle des Daseins.
Er ist Vater: mit dem Menschen, den Er in der sichtbaren Welt zum Dasein berufen hat,
verbindet Ihn ein tieferes Band, als allein das Schöpfer-Band des Existierens.
Dies ist die Liebe, die nicht nur das Gute erschafft, sondern zur Teilhabe am eigenen Leben Gottes führt:
des Vaters, des Sohnes, des Heiligen Geistes.
Denn derjenige, der liebt, wünscht danach, mit seinem Sich zu beschenken” (DiM 7u).

Der Sohn Gottes ist von den Toten auferstanden. Die Auferweckung von den Toten seines Eingeborenen Sohnes wurde zugleich zu seiner Verherrlichung vonseiten des Vaters – und Erhörung seiner flehenden Bitten, die Er erhob, bevor Er endgültig das Unmaß der Erlösungs-Leiden auf sich genommen hat.

Trotz allem aber, nimmt das Kreuz der Erlösung auch in der Auferstehung weiterhin den zentralen Platz ein. Es zeugt nicht nur von der Liebe des Dreieinigen, sondern bezeugt diese Liebe, die im Kreuz Christi größer als die Sünde, „mächtiger als der Tod” (DiM 8) geworden ist.

Dem Menschen bleibt es darauf zu hören, was Jesus von seinem Vater – und von sich selbst gesagt hat. Und zwar, der Mensch soll an diesen Gottes Sohn – glauben, der unseretwillen gestorben – und auferstanden ist. Es ist der einzige Weg, um das ewige – Leben – zu erlangen.

So überzeugen wir uns zugleich, wie die gegenseitigen Beziehungen unter den zwei Gottes Eigenschaften sind, die offenbar keineswegs sich einander widersprechen, sondern sich gegenseitig ... ergänzen: Gottes Gerechtigkeit – Gottes Barmherzigkeit.

Trotz allem ziemt es sich aber festzustellen, dass von unserem Gesichtspunkt aus die Barmherzigkeit Gottes zweifelsohne ‘größer’ ist als die Gerechtigkeit Gottes. Gott will wahrlich nicht den Tod des Sünders, sondern dass er sich bekehre – und lebe.

Daher müssen wir nach Johannes Paul II. von Jesus sagen – diesem Gekreuzigten, obwohl daraufhin Auferstandenen:

DiM 7y: „An den Gekreuzigten Sohn zu glauben, heißt ‘den Vater zu sehen’ [Joh 14,9], das heißt zu glauben, dass in der Welt die Liebe gegenwärtig ist und dass diese Liebe mächtiger ist als jedwedes Übel, in das der Mensch, die Menschheit, die Welt verstrickt ist.
DiM 7z: An solche Liebe zu glauben – dies heißt, an die Barmherzigkeit zu glauben. Denn die Barmherzigkeit ist das unerlässliche Ausmaß der Liebe, ist gleichsam ihr zweiter Name, und zugleich die eigentliche Art, wie sie sich offenbart und in die Tat umgesetzt wird angesichts der Wirklichkeit des Übels, das in der Welt ist, das den Menschen berührt und ihn umzingelt, das auch in sein Herz hineindringt und ihn ‘ins Verderben der Hölle stürzen kann’ [Mt 10,28] ...” .

Verzierung

6. Zwei Grafiken zum Thema:
Gerechtigkeit und Barmherzigkeit

Zur Illustration der schwierigen theologischen Frage: der gegenseitigen Beziehung Gottes als Fülle von Gerechtigkeit und desselben Gottes als Fülle von Barmherzigkeit, schlagen wir jetzt zwei Grafiken vor. Vielleicht sind sie imstande, den Begriff dieser Frage einigermaßen näher zu bringen.

a. Tragik der ersten Sünde des Menschen – und jeder Sünde

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Grafik [a]: Berufung des Menschen zum Existieren - und der Sturz des ersten Menschen im Paradies. Der Sturz jedes Menschen. Erklärung - im Text unterhalb

Die erste Grafik knüpft an die Erschaffung des Menschen an: Mann und Frau, Gottes Ebenbildes angesichts des Kosmos.
– Die zweite Grafik umfängt das Werk der Erlösung.

..  Wenn wir einen ersten Blick auf die eine und andere Grafik werfen, bemerken wir ihren unterschiedlichen Hintergrund.
– Der Hintergrund der ersten dieser Grafiken ist mehr intensiv rot von oben, und übergeht in hellere Färbung nach unten. Es ist Illustration der Liebe Gottes bei der Erschaffung des Menschen „um seiner Selbst willen”. Gott erschafft, indem Er spricht: „Kind Meiner Liebe! Ich liebe Dich!”
– Der Hintergrund der zweiten Grafik ist umgekehrt: hell von oben her des Bildes, dagegen intensiv rot von unten. Sie illustriert die Mühe Gottes bei der Vollbringung der Erlösung des Menschen – Mann und Frau: über das Geheimnis der Menschwerdung und die Erlösung im Blut.

..  Die erste Grafik zeigt die grundsätzliche Befähigung des Gottes lebendigen Ebenbildes, d.h. des Menschen. Er wird befähigt, das Denken (Vernunft-Verstand: Selbst-Bewusstsein) und Entscheidungen zu unternehmen (freier Wille: Selbst-Bestimmung). Die Grafik zeigt es anschaulich – in Form zwei sich kreuzender Möglichkeiten. Der Mensch muss nämlich zwischen zwei Alternativen wählen:
– in der ‘Vertikalen’ Wahl zwischen Leben-Liebe (bei der Grafik oben) oder deren Umgekehrten: Tod (unten);
– und in der Horizontalen: Wahl zwischen ethischem Gut – oder Übel.

ANMERKUNG. Um beim Studium der Erklärungen der besprochenen Grafik, Schritt für Schritt, die Grafik selbst nicht vom Auge zu verlieren, klicke bitte hier: die Grafik erscheint links oben. Sollte sie dir bei weiterer Lektüre von der Sicht verschwinden, halte mit dem linken Daumen dauernd die linke ALT-Taste, dagegen mit dem linken Zeigefinger klicke einmalig die TAB-Taste. Sieh also:   Gerechtigkeit oder Barmherzigkeit (a).

..  In der Mitte der Grafik ist ein Kreuz sichtbar. Seine ‘Hände’ gehen gleichsam dem Menschen nach unten entgegen – mit der Gebärde voller ermutigender Liebe. Es ist Symbol des Baumes des ‘Lebens’: dieses im Paradies, aber auch dieses, das Jesus Christus in der Wirklichkeit des Neuen Testaments wird: „Ich bin der wahre Weinstock ...” (Joh 15,1-6).
– Gott allein, der die Liebe – ist, weiß zugleich Bescheid, was ontologisch und perspektivistisch das Gut, bzw. das Böse ist. Daher das Angebot Gottes der Gebote, deren Befolgung, mit dem Beweggrund des Anvertrauens an Gottes Liebe – zum Weg wird, die Fülle von Teilhabe am Leben und Liebe des Dreieinigen selbst zu erlangen. Daher sehen wir von rechts die Tafeln des Dekalogs.

..  In der Mitte der sich kreuzenden Hände des Kreuzes ist von vorn das Symbol der Heiligen Dreifaltigkeit sichtbar: Gottes des einen einzigen, der aber in Drei Personen da ist: des Vaters und des Sohnes, und des Heiligen Geistes. Die Allerheiligste Dreifaltigkeit ist zugleich Liebe. Ihr Symbol ist das ‘Herz’, das den Hintergrund des Symbols der Allerheiligsten Dreifaltigkeit bildet.
– Gott der Dreieinige kann in seiner inneren Glückseligkeit gleichsam ‘nicht aushalten’. Sie strebt mit ihrem ganzen Selbst danach, sich in ihrem Leben und ihrer Liebe mitzuteilen. Gott ‘wächst’ dauernd außerhalb von sich heraus. Hier liegt die Quelle des Werks der Erschaffung. Zu ihrer Krönung wurde die Erschaffung der Engel – und zugleich des Menschen: Mann und Frau. Dieses Werk findet seine wunderbare weitere Folge im nächsten Gipfelpunkt Gottes Offenbarung: im Werk der Erlösung.

..  Jetzt sammeln wir uns auf dem unteren Teil der ersten Grafik. Wesentliche Bedeutung gebührt der hier dargestellten Linie: der gleichsam ‘Null’-Ebene des Lebens der Heiligmachenden Gnade, mit der der Dreieinige den Menschen: Mann und Frau, bereichert hat.
– Es ist klar, ihre Liebe zu Gott – und zu sich gegenseitig – musste einer Probe unterstellt werden. Es muss sich herausstellen, ob sie Liebe ist, oder auch Ego-Zentrismus unter der Bemäntelung von ‘Liebe’. Soll die ‘Liebe’ sie-Selbst sein, muss ihr ein Raum der Freiheit zur Verfügung stehen. Anders wäre es Knechtschaft des Zwangs, nicht aber Liebe, die dieses Namens würdig wäre.

..  Es wäre gut, die erwähnte ‘Linie’ dieser Null-Ebene sehr genau anzublicken. Dicht vor dem Abschnitt in der Mitte dieser ‘Linie’, auf der wir das erste Paar sehen – mögen es unsere Ur-Eltern sein, beginnt ein Flecken ganz in schwarz. Er initiiert den „weiten und breiten”  Weg (vgl. Mt 7,13), der zum ... ewigen Verderben führt: zum ewigen – Tod.

..  Eben auf diesen Weg sind diese beiden eingetreten: Mensch-der-Mann, Mensch-die-Frau. Auf Gottes Angebot der Zehn Gebote – haben sie in ihrer Befähigung zur Selbst-Bestimmung – nicht mit Liebe geantwortet, die die Liebe erwiderte, die an sie vom Dreieinigen angekommen ist, der sie vom Nicht-Dasein zum Sein herausgerufen hat und ihnen den Weg des ewigen – Lebens gezeigt hat, sondern mit aufständischer Haltung, die Gott als die Liebe zurückwies. Das erste Menschenpaar hat Gott das Wort ihres Miss-Trauens Ihm gegenüber hingeworfen, oder eher der Verachtung und Arroganz Seiner als Gottes. Wir bemerken es aufgrund der Inschrift, die die Entscheidung ihres Herzens-Gewissens in Worte umgesetzt hat: „Geh weg! Dir will ich nicht dienen!”

..  Sollte der Mensch: – Mann und Frau – auf die Idee einer solchen Aufruhr angesichts der „liebenden Allmacht des Schöpfers” (DeV 33) ganz von allein gekommen sein? Neben diesen Zweien sehen wir die Schlange, diese „Alte Schlange, die Teufel und Satan heißt und die ganze bewohnte Welt irreführt” (vgl. Offb 12,9).
– Der Mensch hat sein Vertrauen diesmal geradeaus den Satans Worten geschenkt. Bisher galt sein Vertrauen seinem Schöpfer, der ihn mit so zarter Liebe aus dem Nichts ins Dasein gerufen hat. Indessen jetzt zieht der von Satan verführte Mensch sein bisheriges: „Mein Gott, ich vertraue auf Dich” – zurück, und überträgt es auf den „perversen ‘Genius der Verdächtigungen’ ...” (DeV 37), dem es gelungen ist, diesen beiden einzureden, Gott ... liebe sie NICHT !

..  Im selben Moment erlag die bisherige ‘Null’-Ebene einem totalen Zusammenbruch. Die Sünde schafft in dieser ‘Ebene’ eine Bresche, die zur Kluft wird! Es gibt hier keinen Boden! Es ist die Kluft der Verdammnis – der ewigen Verdammnis. Daher die dunkle Farbe dieses Abschnitts der Grafik, der sich unterhalb der ‘Null-Ebene’ zieht. Das Pfeilchen zeigt fehlerlos, dass die Wahl dieses Weges zum Tod führt: des Da-Seins – in ewiger Verdammnis.
– An der rechten Seite stehen nur noch die Erklärungsworte geschrieben: „Sünde, unzuschüttende Kluft”. Niemand unter den Menschen ist imstande, diese Bresche – die Bresche der schweren Sünde, der Tod-Sünde, zuzuschütten. Daher ist die Wahl des Weges in dieser Richtung eine Wahl, die auf keinen Fall mit dem Angebot des Dreieinigem vereinbart werden kann. Die Sünde heißt, sich zu Gott mit dem ‘Rücken’ zuzuwenden (vgl. Jer 2,27). Der Mensch in Sünde will das Antlitz Gottes des Lebendigen nicht betrachten, noch von Gott hören. Derselbe Mensch lässt sich allerdings des Öfteren ungemein leicht und fast widerstandslos – vom „Vater der Lüge und Mörder” (vgl. Joh 8,44) hypnotisieren.

..  Niemand unter den Menschen war imstande, noch wird einmal imstande sein, die Bresche-Kluft, die infolge der begangenen Sünde entsteht – der schweren Sünde, zuzuschütten. Die bewusst und absichtlich-freiwillig in der Sünde gefällte Richtung führt fehlerlos – und unbarmherzig – zu ihren letztlichen Folgen: der ewigen Verdammnis.

b. Gerechtigkeit WEIL Barmherzigkeit

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Grafik [b]. Hier wird das Werk der Erlösung des Menschen dargestellt. Der Sohn Gottes hat die bodenlose Bresche der Sünde beglichen. Außerdem hat Er einen unwahrscheinlichen Überschuss von Verdiensten erworben - und den Menschen erlöst: weil Er geliebt hat: sowohl seinen Vater, wie seine menschlichen Brüder und Schwestern. Neue Möglichkeit geworden, Gott und den Nächsten zu lieben.

Wir gehen zur zweiten Grafik über. Sie stellt das Vorhaben Gottes dar: der Erlösung des Menschen: Mann und Frau.
– Wir sehen zugleich, wie Gott gleichsam mit sich selber ‘ringt’ mit Bezug auf die Frage, was eher geehrt sein soll: Gott als unveräußerliche Gerechtigkeit, oder Gott als umso mehr unveräußerliche ... Barmherzigkeit?

Ganz am unten der Grafik ‘b’ sehen wir ein ähnliches Bild wie dieses auf Grafik ‘a’, obwohl sie um weitere Elemente bereichert wird: der aktiv ablaufenden Erlösung des Menschen, Gottes Ebenbildes.

Bei der Erwägung der dargestellten Grafik können wir schrittweise aufgrund der aufeinanderfolgenden ‘Nummern-Ziffern’ vorangehen.

..  Wenn wir von der ‘Null-Ebene’ anfangen – samt der schon besprochenen Sünden-Bresche, die von niemandem und mit nichts ‘zugeschüttet’ werden kann, ist es schwer den roten – Hintergrund nicht zu bemerken. Er geht allmählich in hellere Färbung über – bis zum Gipfel des Kreuzes, der mit hellem Glanz bestrahlt ist. Es ist Symbol Gottes ‘blutig’ verdienten Erlösungswerkes, d.h. es ist der Preis der Erlösung im Blut des Gottes Sohnes, der „Sühne-Opfer” für unsere Sünden und die der ganzen Welt (vgl. 1 Joh 2,2) geworden ist. – Hier Erklärungsworte zu dieser Grafik.

ANMERKUNG. Wie oben, um den Kontakt mit der besprochenen Grafik nicht zu verlieren, klicke bitte hier, und sie erscheint oben in der linken Ecke:  Gerechtigkeit oder Barmherzigkeit – (b).

..  Nr. ‘0’. Der Mensch wird zur Gnade und Herrlichkeit in Kommunion von Liebe und Leben mit dem Dreieinigen erschaffen. Allerdings schon der erste Mensch hat die Probe auf die Qualität seiner Liebe nicht bestanden: er hat Gott zurückgewiesen, übertrug dagegen sein Vertrauen auf den Bösen.

..  Nr. ‘1’. Die Todsünde (schwere Sünde) bildet die oben beschriebene, bodenlose ‘Bresche’ in der ‘Null-Ebene’, d.h. sie bildet ein ‘Minus’ der Gnade, das von keinem der Geschöpfe je einmal repariert werden kann. In der Sünde wählt der Mensch das Leben von nun an ohne die Gegenwart des Dreieinigen im Herzen. Das bedeutet, dass der Mensch in der – ewigen – Verdammnis – leben will.

..  Nr.. ‘2’. Der Mensch ist von allein auf transzendente Art und Weise unfähig, eine Entsühnung Gottes wegen der gelöschten seiner Leben-spendenden Anwesenheit im Herzen zu unternehmen. Es gibt keine irgendwelche Gleichung zwischen dem Menschen – und dem an der empfindsamsten Saite seiner Schöpfer-Liebe schmachvoll behandelten Gott. In seiner Auflehnung weist der Mensch, das Geschöpf, Gott aus seinem Herzen heraus. Gott erfüllt sofort gehorsam den Willen des Geschöpfes seiner Liebe: Er geht in der Sünde – im Prinzip für immer – vom Herzen weg.
– Zu gleicher Zeit erscheint aber in Gott sofort das verwundernde Vorhaben: der Erlösung des Menschen. Dieses Vorhaben wird gleichbedeutend mit Annahme vonseiten Gottes der Voraussetzungen, ohne die seine Verwirklichung ontologisch unmöglich erfolgen kann. Das Werk der Erlösung wird nur von einer Person unternommen werden können, die gleichzeitig sowohl Gott, wie Mensch sein wird.

..  Nr. ‘3’. Gottes Gerechtigkeit beansprucht eine Expiation. Die Sünde ist eine allzu zutiefste Zurückweisung Gottes und Beleidigung seiner Heiligkeit. Gott kann unmöglich ‘vortäuschen’, dass nichts besonderes geschehen ist, wenn doch die Sünde tatsächlich geworden ist. Der Mensch hat in seinem Herzen Gottes Leben und Gottes Liebe ... getötet!

..  Nr. ‘4’. Gott selbst entscheidet sich, Gott für die Sünde ... des Menschen Sühne darzubringen. Nur Gott kann Gott entsühnen: der Gleiche – den Gleichen. Indem aber nicht Gott die Sünde begangen hat – sondern der Mensch, ist es unumgänglich, dass die Entsühnung Gottes trotzdem durch den Menschen erfolgen muss.
– Die Erlösung wird in der Zweiten Person der Allerheiligsten Trinität vollbracht: in Jesus Christus, dem Sohn des Himmlischen Vaters, aber auch dem Sohn Mariens. Gott wird Mensch werden, so dass Er von nun an zugleich Gott-Mensch sein wird. Die eine einzige Person des Gottes Sohnes verkoppelt mit sich die zwei unterschiedlichen Naturen: diese Gottes, die die wesensgleiche des Vaters und Heiligen Geistes ist – mit der Menschen-Natur, die Er von Maria, der Jüngfräulichen Mutter Jesu Christi annimmt. Alles dazu, dass der Mensch ... erlöst werden kann. Um ihn mit seiner Gottes Hand (s. die Grafik: Hände Jesu Christi die den Menschen herauszureißen suchen – falls der Mensch – Gott das ‘erlaubt’ – vom drohenden Verlust des Ewigen Lebens) von der sich schon-schon hinter dem Sünder zuschließenden ewigen Verdammnis herauszureißen.

..  Nr. ‘5’. Hier sehen wir das Werk der Sühne-Erlösung im ‘Konkreten’: seine Ansprüche und Stufen. Es ist das Baum des Lebens, auf dem das Heil der Welt aufgehängt worden ist: der Gott-Mensch selbst, Jesus Christus. In den Wunden seiner Passion ist unsere Erlösung ... Dass sie für den einzelnen Menschen wirksam wird, muss sie von ihm aktiv angenommen und in die Tat umgesetzt werden.

..  Nr. ‘6’. Zuerst ‘musste’ die Sache der Sünde beglichen werden. Jesus Christus, der Gott-Mensch, ‘schüttet’ gleichsam die infolge der Sünde entstandene Bresche (diesen ‘Loch’) ...‘zu’. Sie ‘gähnt’ die Hölle: ist bodenloser Abgrund. Der Erlöser stellt die ‘Null-Ebene’ wieder zurück: die Ebene der reinen Schöpfung, der Schöpfung zur Gnade und Herrlichkeit. Das macht den neuen Start für die Gnade und für das Leben möglich: für das ewige Leben in Kommunion an Leben und Liebe des Dreieinigen.

..  Nr. ‘7’. Indem Jesus Christus sowohl Mensch ist, wie weiter Gott in seiner einzigen, Gottes Person, entsteht dank seiner Göttlich-menschlichen Passion ein mächtiger, nicht-nötiger ‘Überschuss’ in Augen Gottes Gerechtigkeit. Es ist ein unmessbares ‘Plus-Übermaß’, weil anstelle des Menschen, der gekreuzigt werden sollte, die Pein des Kreuzes ... der Gott-Mensch erduldet: der Gottes Mensch-Gewordene Sohn. So teuer ist für Gott – der Mensch: Mann und Frau, die Gottes ... ganz befleckte Braut !

..  Nr. ‘8’. Das alles ... musste von Gott weder getan, noch vollbracht werden. Die Expiations-Qualen hat Gott als der Gott-Mensch auf sich genommen, weil Er den Menschen ... bis zur ... Torheit des Kreuzes ... geliebt hat. Es ist seinerseits ... Bräutliche Liebe. Gott hat den Menschen geliebt, obwohl dieser seine unwürdige, Ihn andauernd verratende Braut darstellt. Der Sohn Gottes wurde für den Menschen: Mann und Frau – Sühne-Opfer.
– Mit diesem Opfer bietet Er dieser seinen Braut, in ihre eigene Hände, das Sühnegeld für ihre Sünden. Und zugleich die Mitgift für die Hochzeit: sein Blut und Wasser, das aus seiner durchbohrten Seite hervorströmt. Es ist keine Erzwingung von irgendetwas am Menschen, sondern ein weiteres, neuerliches Gottes Angebot: „Du Mein Lebendiges Ebenbild! Möchtest Du die Bräutlichkeit mit Deinem Erlöser-vom-Kreuz ... annehmen?”

..  Nr. ‘9’. Eine Liebe, die die Aufgabe auf sich nimmt: Gottes Gerechtigkeit Sühne zu leisten – anstatt des Menschen, der das aus transzendenten Gründen nicht vollbringen konnte, heißt Gottes Barmherzigkeit. Sie demütigt nicht, sondern beugt sich über das Elend des Menschen – in Suche nach dem kostbarem Juwel: des Menschen als Gottes Ebenbildes – unter den Schichten des angesammelten Übels.
– Die Barmherzigkeit ist bei Gott ‘größer’ als Gottes Gerechtigkeit – von unserem, menschlichen Gesichtspunkt her (DiM 13). Die Liebe demütigt niemals, sondern freut sich wegen des wiedergefundenen Guten: der unzerstörbaren Größe der Würde des Menschen als Person. So ist also die Liebe, die in ihrem Tun das Gesicht der Barmherzigkeit annimmt, bei Gott die tiefste Quelle der Erlösung.

..  Nr. ‘10’. Die Erlösung beruht nicht auf der ‘Begleichung’ allein der Frage Gottes Gerechtigkeit und Gottes Heiligkeit. Dies ist selbstverständlich Bestandteil des Werkes der Erlösung – als ihre gleichsam ‘negative’ Hinsicht.
– Die Erlösung wird aber darüber hinaus zur Wiederherstellung der Fähigkeit des Menschen – von neuem lieben zu können. Dies ist die ‘positive’ Hinsicht der Erlösung.
– Die erlöste Braut Gottes kann von neuem sagen – mit reumütigen, zerknirschten Herzen, das sich aber voller erneuerten Anvertrauens an den Sohn Gottes wendet: „O mein Gott, ich Liebe Dich! Jesus, ich ... vertraue ... auf ... Dich! Ich vertraue mich Dir an: im Leben, im Sterben – und auf alles, was vom Tode an anfängt: in Deinem und Deines Vaters Haus! Maria: hilf mir dabei!”

Verzierung

RE-Lektüre: V.Teil, Kapit.4e:
Stadniki, 15.XI.2013.
Tarnów, 16.V.2022.

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3. Liebe die den Menschen in seiner Unfähigkeit an seiner statt zu vertreten heißt
Liebe die es ‘brennt’
Die Bräutliche Liebe
4. Gerechtigkeit die im Kreuz Früchte in Liebe bringt
Erlösung: Begleichung der Verunehrung Gottes
Erlösung als positive Botschaft
Einübung der Erlösten in Vollkommenheit der Liebe
5. „Da ist die Gnade übergroß geworden ...” (Röm 5,20)
Christus gründet die Kirche: den Ausspender der Erlösung
Rückgewinnung der Liebe – dieser schöpferischen Macht im Menschen

6. Zwei Grafiken zum Thema: Gerechtigkeit und Barmherzigkeit
a. Tragik der ersten Sünde des Menschen – und jeder Sünde
b. Gerechtigkeit weil Barmherzigkeit


Bilder-Fotos

Abb.1. Schönheit aus Bali
Abb.2. Sanktuar Gottes Barmherzigkeit in Krakow-Lagiewniki, Polen
Abb.3. Gämsbock auf dem Felsen
Abb.4. Das Kind artig im Kinderwagen
Abb.5. Gerechtigkeit oder Barmherzigkeit (a)
Abb.6. Gerechtigkeit oder Barmherzigkeit (b)