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VERMERK: Abkürzungen zur angeführten Literatur s. Literatur

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2. „Solcher und So Großer Erlöser ...”

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Finale Ereignisse im Leben des Erlösers

Die letzten Ereignisse des sich erfüllenden Erlösungs-Werkes überragen uns dauernd mit Tiefe des in ihnen enthaltenen Geheimnisses – sowohl dieses Gottes, wie doch auch dieses des Menschen. Wie sehr triftig ist die Formulierung des Zweiten Vatikanischen Konzils, die so gern von Johannes Paul II. angeführt wird:

„Tatsächlich klärt sich nur im Geheimnis des Fleischgewordenen Wortes
das Geheimnis des Menschen wahrhaft auf ...
– Christus, der neue Adam, offenbart eben in der Offenbarung
des Geheimnisses des Vaters und seiner Liebe
dem Menschen den Menschen selbst voll
und erschließt ihm seine höchste Berufung...” (GS 22; s. auch z.B.: RH 8.10; usw.).

Wie schwer ist es dem Menschen, sich um seine persönliche Würde als Menschen bewusst zu werden: also um seine Würde als Person – nicht aber ‘Sache’! Dies wurde nur umso schwieriger in der Situation, die sich im Anschluss an den Sündenfall der ersten Eltern im Paradies ausgestaltet hat. Gott selbst ‘sieht’ es, dass es im Grunde keine andere Art und Weise gibt, dass sie seinem lebendigen Ebenbild selbst zum Bewusstsein gebracht werden kann, als nur über die ‘Aussendung des Eingeborenen Sohnes’ – und seine ... ‘Preisgabe’ in die Hände des Menschen. Diese richten Ihn total ‘zugrunde’.
– Er aber – wird noch in dieser Stunde nur umso mehr lieben – und „gibt sich selber für die Menschen hin” (vgl. Gal 2,20), wobei Er ihnen das Ihm zugefügte Übel vergibt (vgl. Lk 23,34). Der Sohn Gottes wird ‘hoffen’, dass dieses sein lebendiges Ebenbild, diese Seine, diese Geliebte „um ihrer Selbst willen” – vielleicht doch ‘zur Besinnung kommt’ und begreift, wie tief ihr Fall geworden ist.

Allerdings darüber hinaus: Was für ganz neue Perspektiven haben sich daselbst für den Menschen aufgeschlossen – aufgrund dessen, dass der Sohn Gottes sich für ihn in Liebe „bis zum Ende und außerhalb des Endes” dahin-gegeben hat (= in der Eucharistie)! Der Mensch wird durch das Erlösungswerk befähigt, die verlorene Würde der Person zu wiedererlangen und die Gabe des Lebens in Kommunion mit dem Dreieinigen von neuem zu empfangen!

Das alles wäre völlig irreal, falls der Sohn Gottes die Entsühnung für die Sünde des Menschen auf ‘leichte’ Art und nur ‘momentan, sekundenartig’ vollbringen würde, wonach Er sofort wieder in das Haus des Vaters zurückkehrte. Der Mensch würde in solchem Fall vielleicht nicht einmal ‘erfahren’, dass er – total umsonst – schon erlöst worden ist: erlöst auf weit überragende Art und Weise.

Wir geben selber zu: wie gut ist es doch, dass der Sohn Gottes den ‘leisen’ Wunsch des Vaters angenommen hat: die Wahl nach solcher Umsetzung des Vorhabens der Erlösung des Menschen in die Tat, und zwar in seiner unglaublich schwierigen Version.
– Anderseits aber, gerade erst diese seine ‘Version’ wird in Fülle Gottes Allmacht ‘würdig’ sein, Gottes Gerechtigkeit, aber umso mehr ... Gottes Liebe, die völlig das Antlitz der Barmherzigen ... Liebe Gottes annimmt!


Wie sollten wir hier die Tiefe der Erwägungen nicht benützen, die Johannes Paul II. in seiner Enzyklika über die Barmherzigkeit Gottes gerade dieser Frage widmet! Der Heilige Vater beginnt den grundsätzlichen Abschnitt seiner Betrachtungen über dieses Thema mit folgenden Worten:

DiM 7a: „Die messianische Botschaft Christi und sein Wirken unter den Menschen
finden ihren Abschluss im Kreuz und in der Auferstehung.
Wir müssen in dieses Finale gründlich eindringen, das – besonders in der Sprache des Konzils,
als Mysterium der Pascha genannt wird
[= Geheimnis des Pasah (Pascha): Übergang vom Tod zum Leben],
wenn wir die Wahrheit von der Barmherzigkeit bis zum Ende auszusagen vor haben,
wie sie in der Geschichte unserer Erlösung bis zum letzten geoffenbart worden ist” (DiM 7a).

Johannes Paul II. knüpft hier gleich an den Inhalt an seiner ersten, vorangegangenen Enzyklika (Redemptor hominis = Erlöser des Menschen: 1979), in der er so viel Platz dem Erlöser des Menschen, und anderseits der dem Menschen von Gott dargeschenkten Würde der Person, Gottes Ebenbildes, gewidmet hat. In diesem Sinn sagt er:

DiM 7c: „Denn wenn die Wirklichkeit der Erlösung, über ihr menschliches Ausmaß, die unerhörte Würde des Menschen enthüllt, ‘qui talem ac tantum meruit habere Redemptorem’
[= ‘der einen Solchen und einen So Großen Erlöser zu haben verdient hat’; liturgischer Gesang Exsultet bei der Passah-Vigil],
DiM 7d: so erlaubt uns zugleich das Gottes Ausmaß der Erlösung, auf eine sozusagen unüberbietbar erfahrungsgemäße und ‘geschichtliche’ Weise die Tiefe dieser Liebe zu enthüllen, die vor dem erschütternden Opfer des Sohnes nicht zurückweicht, um der Treue des Schöpfers und Vaters angesichts der Menschen gerecht zu werden, die nach seinem [= des Gottes Sohnes] Bild erschaffen und von ‘Anfang an’ in diesem Sohn zur Gnade und Herrlichkeit berufen worden sind” (DiM 7c-d).

Dieser lange Satz stellt ein ungemeines Kondensat theologischen Inhalts dar. Es ziemt sich erst allmählich von Wort zu Wort weiter zu gehen, um diesen Inhalt ‘aufzusaugen’ und ihn besser zu begreifen.

Einen Solchen – und So Großen Erlöser zu haben ...

Der Heilige Vater richtet die Aufmerksamkeit zuerst auf die Würde des Menschen in Gottes Sicht. Er weist auf sie hin, indem er vom „menschlichen Ausmaß” der „Wirklichkeit der Erlösung” spricht. Um sie dem Menschen der Moderne zum Bewusstwerden zu bringen, führt er einen bis heute vom christlichen Altertum behaltenen Text aus der Liturgie des Karsamstags an, dass nämlich der gefallene Mensch „sich verdient hat, einen Solchen und So Großen Erlöser zu haben”. Der „Glaubens-Sinn” heißt nämlich, dass sich der erlöste Mensch besinnt, wie groß in Gottes Augen seine vielleicht vielfältig, manchmal bis zum Letztlichen geschändete und verschmutzte Würde sein muss, wenn er sich „verdient hat” – denn er hat sich das geradeaus in keinem Fall ‘verdient’, einen „Solchen – und einen So Großen Erlöser” zu haben!

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Jesu Christe, Du Sohn des Lebendigen Gottes, lass Dich auch von all diesen Völkern kennen lernen - diesen Lieben, so zahlreichen, denen es nicht gegeben wurde Dich zu erkennen, den Einzigen Wahren Gott und Diesen, den Du, Vater, gesandt hat: Jesus Christus , den einzigen Erlöser des Menschen als Gottes Kindes.

Der erwähnte „Solche und so Große Erlöser” ist kein gewöhnlicher Mensch, noch selbst kein Engel. Niemand ist imstande – im Sinn des Seinswesens selbst [= ontologisch], Erlöser des Menschen zu werden: des Ebenbildes Gottes. Die Erlösung setzt voraus, dass jener, der dieses Werk unternimmt, Gott sein muss. Denn nur ‘der Gleiche’ kann den ‘Gleichen’ um Vergebung bitten. Zwischen Gott und dem sündigen Menschen besteht ein Abgrund des Seins selbst.

Indessen das Werk der Erlösung des Menschen wird von Jemandem unternommen, der Gott ist. Er ist also zugleich Schöpfer – Schöpfer u.a. auch des Menschen. Wir haben zum Erlöser Jemanden, dessen Natur – wahrhaft Gottes Natur ist. Das war gerade von Anfang an unersetzliche Vorausbedingung, ohne die es schlechterdings unmöglich wäre, über die Möglichkeit der Erlösung des Menschen in seiner Sünde überhaupt nachdenken zu beginnen.

Jener „Solcher” Erlöser des Menschen ist also in der Tat „wahrer Gott vom wahren Gott, geboren – nicht erschaffen ...” (Glaubensbekenntnis in der Messe).
– Damit diese Tatsache noch tiefer ins Bewusstsein eindringt, fügt der angeführte Text der Karsamstag-Liturgie ergänzend hinzu: „... und so Großen Erlöser”. Der Mensch konnte sich einen noch ‘größeren’ Jemanden nicht erträumen, der die Bereitschaft erwiese, sein Erlöser zu werden ...!

Soll Erlöser des gefallenen Menschen, oder vielleicht genauer: es muss so sein – Gott selbst sein: der „Eingeborene Wahre Gott vom Wahren Gott”, steigt die Aufmerksamkeit von diesen unübertrefflichen Höhen spontan gleichsam ganz ‘nach unten’ hinab: auf den Menschen selbst.
– Wer muss es in Gottes Augen der Mensch selbst sein, wenn er sich „verdient hat, einen Solchen und so Großen Erlöser zu haben” !? Die Tatsache des „Solchen und so Großen” Erlösers wird von allein zum ‘Schlüssel’, der die „unerhörte Würde des Menschen enthüllen”  lässt.

Es ist klar, in diesem Fall kann es sich nicht allein um die ‘natürliche’ Erkenntnis der Würde des Menschen als Person handeln. Das würde immer andere ‘Meinungen’ über dieses Thema auslösen. Im Fall des Erlösers, der wahrer Gottes Sohn ist, wird die Erkenntnis mit Bezug auf die Würde des Menschen nur Schluss, der unmittelbar aus der Wahrheit der Offenbarung Gottes hervorströmt. Diese freut sich aber der Garantie, die der enthüllten Hinsicht der Offenbarung von Gott selbst verliehen wird.

Die Sünde zog zutiefste Störungen nach sich – nicht nur im Bereich des Willens und der Ethik (Unterscheidung von Gut und Übel). Es zeigt sich, dass infolge der „Herrschaft der Sünde” (vgl. Röm 5,21; 6,12.14.20; 7,25; 8,2; usw.) ebenfalls das Verstands-Vermögen des Menschen einer systematischen Entartung erliegt (Störungen, vielleicht selbst beabsichtigte, bei der Unterscheidung von Wahrheit und Falschheit). Sind dessen schrillendes Zeugnis nicht etwa die modernen Parlamentaren Debatten z.B. betreffs der Legalisation solcher Entartungen, wie der – der Wahrheit des Seins widersprechenden sog. ‘Homo-Ehen’?
– Wie scharf drückt sich geradeaus über die Entartung schon nicht mehr des Vermögens des Willens, sondern auch des Erkennens – der Hl. Paulus am Anfang seines Römer-Briefes aus, wobei er sie offenbar mit deutlicher Zurechnungsfähigkeit in Gottes Antlitz verbindet (vgl. Röm 1,22-32)!

Trotz allem ‘schaut’ der Dreieinige selbst auf den Menschen und umgreift mit tiefster Ehre seine Würde als Mann und Frau – in ihrer grundlegenden Bedeutung: als den, der nach dem Ebenbild und Ähnlichkeit des Eingeborenen Gottes Sohnes erschaffen ist.
– Diese Würde kann von niemandem und mit nichts zerstört werden. Sie wird nicht einmal durch die Sünde des Verrates vonseiten des Judas zunichte gemacht. Der verratene Meister, Jesus Christus, spricht auch ihn an mit dem Gefühl der tiefen Ehre angesichts seiner inneren Freiheit: „Freund, dazu bist du gekommen ...?” (Mt 26,50). Hier gibt es keinen Schatten von Verachtung oder Demütigung. Ganz umgekehrt, in den Worten des Verratenen verspürt man die Fülle von Liebe, die die Hand auch zu diesem Sünder ausstreckt, um ihm selbst in dieser Situation die Chance für das ewige – Leben zu bieten.

Der Dreieinige, ähnlich wie auch der Menschen-Sohn, der „... wusste, was im Menschen ist” (Joh 2,25), versteht es, sich mit seinem Gottes Auge dauernd durch die Schichten von Schändung und Schmutz zu durchringen, um das darunter verborgene, kostbare ‘Juwel’ wahr zu nehmen (vgl. Mt 13,44f). Dieses entzückt doch seinen Gottes Blick: es ist die Würde der Person, die nach dem Ebenbild des Eingeborenen Gottes Sohnes erschaffen ist. Dieser Würde gebührt ein unschätzbarer Wert, sie ist so un-abwischbar und un-verwüstlich, dass selbst der tiefste Fall des Menschen, eine bewusst und vorsätzlich von ihm vorgenommene Schändung der eigenen Würde, nicht imstande ist, sie als grundlegende Ausstattung der menschlichen Natur, zunichte zu machen.

Nur deswegen steigt der Gottes Sohn vom Himmel herab, nimmt den Leib an von Maria der Jungfrau, wird Mensch, lässt sich ans Kreuz anhaften: Er erlöst diesen seinen Bruder, diese seine Schwester und „offenbart ... in der Offenbarung des Geheimnisses des Vaters und seiner Liebe – dem Menschen den Menschen selbst voll und erschließt ihm seine höchste Berufung ...” (GS 22).

Soll der Mensch nicht auf die Knie fallen in tiefstem Dank diesem „Solchen und so Großen” Erlöser gegenüber, wenn er erst dank Seiner endlich objektiv erfährt, wer er selbst in Gottes Augen ist? Wie groß muss in Gottes Angesicht die Würde der menschlichen Person sein, sollte es auch um den größten und niederträchtigsten unter den Sündern gehen, wenn es Gott selbst nicht ‘schwer’ ist, sein Erlöser zu werden!
– Mit anderen Worten: würde es das Werk der Erlösung nicht gegeben haben, würde der Mensch nicht einmal erfahren, dass:

„... in Ihm [in Jesus Christus] Er uns auserwählt hat [Gott der Vater] vor Grundlegung der Welt,
auf dass wir heilig seien vor seinem Angesicht und makellos ...” (Eph 1,4 – JB).

Das schauderhafte Opfer des Sohnes

Im zweiten Teil des besprochenen Satzes, also in DiM 7d, weist der Heilige Vater auf das „Gottes Ausmaß der Erlösung” hin. Das gerade erst besprochene „menschliche Ausmaß” des Geheimnisses der Erlösung ließ uns mittlerweile die große Würde dem Menschen selbst zu enthüllen. Darüber entscheidet die Würde der menschlichen Person. In ihr ist in erster Linie die Größe des Menschen als lebendigen „Gottes Ebenbildes” zusammengefasst. Diese Größe ist niemand und nichts imstande zunichte zu machen. Unabhängig davon, ob der betreffende Mensch Gläubiger ist, oder Nicht-Glaubender, bewusst um diese Würde, oder nicht, ob er sie sich wünscht, oder nicht.

Dagegen die Würde des Menschen als Gottes Ebenbildes hängt mit der Tatsache zusammen, die im gerade besprochenen zweiten Teil der päpstlichen Aussage erwähnt wird. Sie lautet:

DiM 7d: „... das Gottes Ausmaß der Erlösung erlaubt uns auf eine sozusagen unüberbietbar erfahrungsgemäße und ‘geschichtliche’ Weise die Tiefe dieser Liebe zu enthüllen, die vor dem erschütternden Opfer des Sohnes nicht zurückweicht, um der Treue des Schöpfers und Vaters angesichts der Menschen gerecht zu werden, die nach Seinem [= des Gottes Sohnes] Bild erschaffen und von ‘Anfang an’ in diesem Sohn zur Gnade und Herrlichkeit berufen worden sind” (DiM 7d).

Der Heilige Vater erinnert, dass der Mensch – Mann und Frau, demzufolge Gottes Ebenbild und Ähnlichkeit wird, weil er nach seinem [= des Gottes Sohnes, des Erlösers des Menschen]Bild” erschaffen worden ist.
– Darüber hinaus wird jeder Mensch „... von ‘Anfang an’ in diesem Sohn zur Gnade und Herrlichkeit berufen”.

Vom Menschen, der als Ebenbild des „Gottes Sohnes” erschaffen wurde, haben wir schon mehrmals gesprochen (s. z.B. ob.: Grundlage des Menschen Größe und Würde). Es dürfte hier wenn auch nur die folgende Aussage angeführt werden:

„Denn die Er vorher erkannt hat [vgl. Eph 1,4], die hat Er auch vorherbestimmt,
dem Bilde seines Sohnes gleichförmig zu sein,
damit Er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern ...” (Röm 8,29 – ESt).

Die päpstlichen Worte betreffs der Bestimmung zur „Gnade und Herrlichkeit” stammen vom Brief an die Epheser:

„In Liebe hat Er uns [= Gott der Vater] durch Jesus Christus dazu vorausbestimmt,
zur Sohnschaft hin zu Ihm nach dem Wohlgefallen seines Willens, ...
zum Lobe der Herrlichkeit seiner Gnade, mit der Er uns in dem Geliebten begnadet hat ....” (Eph 1,4.7.12.14 – JB).


Aber der Mensch als „Ebenbild Gottes”, erschaffen nach dem Muster der Zweiten Person der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, gehört zum menschlichen Ausmaß des Erlösungs-Werkes. Dagegen im jetzt besprochenen, zweiten Teil dieses langen Satzes der Enzyklika, betont der Heilige Vater das „Gottes Ausmaß der Erlösung”. Dieses betrifft den Dreieinigen in seiner Eigenschaft der „Treue” des Schöpfers und Vaters angesichts der Menschen ...” (DiM 7d).

Mit anderen Worten, der Heilige Vater kehrt zur von uns schon des Öfteren besprochenen Eigenschaft Gottes als Wahrheit-Treue zurück, also des hebräischen Wortes hémet (s. besond. ob.:  Gott der TREUE – Gottes WAHRHEIT).

Dieses Substantivwort (hebr. hémet ) ist typische Bezeichnung nach der konkret und dynamisch begriffenen und gelebten Wirklichkeit – gemäß der nicht-abstrakten und nicht-statischen israelitischen Mentalität.
– In Anwendung an Gott bedeutet das hebr. hémet (früher ungenau übersetzt als ‘Wahrheit’), dass Er unabänderlich treu-beständig ist (Berücksichtigung des Ausmaßes der ‘Zeit’!) zu seiner, einmal dem Menschen – dem Geschöpf seiner Liebe, das Er „um seiner Selbst willen gewollt hat” – angebotenen, oder eher: gleichsam ‘gelobenen’ Liebe. Es ist von Anfang an Liebe im Typus der Bräutlichen Liebe. Gott bereitet sich den Menschen – Mann und Frau, vor, wie später Jesus Christus – die Kirche, zu seiner Mystischen Braut: „... herrlich, ohne Flecken, Falten oder andere Fehler, heilig soll sie sein und makellos” (vgl. Eph 5,27).

In diesen kräftigen Worten hebt der Papst hervor, dass wir dank des „Gottes Ausmaßes der Erlösung” angesichts der ‘Tiefe dieser Liebe’ stehen bleiben – offenbar der Liebe des ganzen Dreieinigen, die „vor dem erschütternden Opfer des Sohnes nicht zurückweicht ...” (DiM 7d). Der Heilige Vater wendet hier ganz ungemeine Wörter an, die wohl bisher von niemandem der Päpste je gebraucht worden sind.

(0,2 kB) Die Worte über die „Tiefe dieser Liebe” betreffen vor allem Gott den Vater selbst. Diese Liebe erkennen wir selbstverständlich mittelbar: eben durch das erörterte „Gottes Ausmaß der Erlösung”. Sollte es die Erlösung des Menschen nicht gegeben haben, würde der Mensch die „Tiefe dieser Liebe” niemals kennen lernen.

(0,2 kB) Die Liebe des Dreieinigen betrifft aber in diesem Fall das Werk der Erlösung nicht so sehr in den inneren Beziehungen zwischen den Drei Personen der ein und selben Gottheit (Gottes Natur), sondern Gottes Liebe zu den „Menschen”, die nach Seinem Bild, d.h. nach dem Ebenbild des Gottes Sohnes erschaffen sind. Ihn aber gibt Gott der Vater in „erschütterndem Opfer” hin, eigentlich als Preisgabe ....

(0,2 kB) Gott der Vater sieht in „den Menschen” : Mann und Frau – abgesehen von ihrer zeitweiligen Würde oder auch Unwürde wegen ihrer Sünden – dauernd das Ebenbild seines Eingeborenen Sohnes, der Zweiten Person der Trinität. Seinen Sohn aber liebt der Vater unabänderlich. Freilich ist sich auch der Sohn wohl um diese Liebe bewusst, mit der Ihn der Vater fortwährend beschenkt:

„Mein Sohn bist Du,
Heute habe Ich Dich gezeugt”
(Ps 2,7).

„Das ist Mein Geliebter Sohn,
auf Ihn sollt ihr hören”
(Mk 9,7).

Mit anderen Worten, der Vater schaut die Menschen immer durch das ‘Prisma’ seines Eingeborenen Sohnes an. Eben deswegen liebt der Vater jetzt, der Reihe nach, den Menschen, indem Er in ihm dauernd das Bild des Sohnes erblickt – die Söhne der Annahme:

„Ihr habt doch nicht den Geist der Knechtschaft empfangen,
dass ihr euch wieder fürchten müsst,
sondern ihr habt den Geist der Sohnschaft empfangen,
in dem wir rufen: ‘Abbá, Vater’ ...” (Röm 8,15 – BJ).

(0,2 kB)  In weiterer Folge des besprochenen Satzteiles bemerkt der Heilige Vater, dass das Gottes Ausmaß der Erlösung uns „erlaubt ... zugleich auf eine sozusagen unüberbietbar ‘erfahrungsgemäße und ‘geschichtliche’ Weise die Tiefe dieser Liebe zu enthüllen ...” (DiM 7d ).
– Diese Bezeichnung ist ungemein charakteristisch. Der Papst beruft sich hier auf die gleichsam „sozusagen erfahrungsgemäße” Weise, wie die Tiefe der Liebe des Vaters zu den Menschen enthüllt wird.
– Das Zweite Vatikanische Konzil hat eine ähnliche Bezeichnung angewandt. Und zwar es sagt, zum Fortschritt im Verständnis der Offenbarung Gottes trägt u.a. die „innere Einsicht bei, die auf ‘experimentelle Weise erlebt’ wird:

„... Diese Apostolische Überlieferung kennt in der Kirche unter dem Beistand des Heiligen Geistes einen Fortschritt: es wächst das Verständnis der überlieferten Dinge und Worte durch das Nachsinnen und Studium der Gläubigen, die sie in ihrem Herzen erwägen, durch innere Einsicht, die aus geistlicher Erfahrung stammt [lat.: ex intima spiritualium rerum quam experiuntur intelligentia ...; die offizielle Deutsche Übersetzung ist hier leider, einmal mehr, allzu ungenau ...!], durch die Verkündigung derer, die mit der Nachfolge im Bischofsamt das sichere Charisma der Wahrheit empfangen haben ...” (DV 8d ).

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Guter Jesus, ziehe auch dieses Mädchen an Dein Herz an, das die Menschen so geliebt hat! Gott, möge auch sie Dich, den einzigen Gott kennen lernen, und Den, den Du gesandt hast: Jesus Christus, den einzigen Erlöser des Menschen!

Wir sehen, dass der Heilige Vater hier eindeutig auf das „erfahrungsgemäße Erleben” hinweist und die Möglichkeit einer „geschichtlichen” Überprüfung der Tatsachen, die „die Tiefe dieser Liebe zu enthüllen” erlauben, die den Vater bewogen hat, vor der Entscheidung auf das „erschütternde Opfer des Sohnes” nicht zurückzuweichen.

Dies geschieht in einer Analogie zu Abraham, der in einer gewissen Stunde zur inneren Überzeugung gekommen ist, Gott erwartete von ihm, dass er seinen eigenen Sohn Isaak, den Sohn Gottes ‘Verheißung’, den er in sehr späten Jahren seines Lebens geboren hat, als Ganzopfer hingebe (s. Gen 22,2.9-13). Damals – vielleicht etwa ca. 1900 Jahre vor Jesus, als Abraham lebte, hat Gott letztlich nicht zugelassen, dass Abraham diese seine Absicht in die Tat umsetzte ...

Was Abraham in seiner ungemein schweren ‘Probe des Glaubens’ zu vollbringen bereit war: Gott den eigenen Sohn Isaak zum Opfer darzubringen (Gen 22), war nur blasse Ankündigung dieses – in wahrhaftestem Sinn „erschütternden Opfers des Sohnes” (DiM 7d ), das sich im Schoß des Dreieinigen abspielen musste.
– Es ist wahr, die Leiden der Grausamkeiten bei der Passion wird in seiner menschlichen Natur nur die Zweite Person der Trinität erdulden: der-Sohn-das-Wort des Vaters. Dieser eigentliche, der sich in seiner Rache am zu Tode gerichteten Gott ‘austoben’ wird, wird Satan sein. In seinem Hass gegen die „liebende Allmacht des Schöpfers” (DeV 33) bedient er sich nur bestimmter Leute.

Nichtsdestoweniger, über die Person des Menschen-Sohnes – wird auf geheimnisvolle, für uns unvorstellbare, und doch zweifelsohne voll reale Weise, irgendwie Gott der Ganze die ‘Leiden’ erfahren. Ist doch die Gottes Natur des Erlösers ein und dieselbe: des Vaters und des Sohnes, und des Heiligen Geistes: sie bildet die eine und dieselbe Gottheit. Wir stehen dauernd angesichts des Geheimnisses Gottes, der „... so sehr .. die Welt geliebt hat, dass Er seinen Eingeborenen Sohn hingab, damit jeder, der an Ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern das ewige – Leben hat” (Joh 3,16).

Der Hl. Paulus übermittelt uns nur dieses ungemein schwierige Gottes-Geschriebene-Wort:

„... Er, der doch seinen eigenen Sohn nicht verschont,
sondern Ihn für uns alle hingegeben hat:
wie wird Er uns mit Ihm nicht auch alles schenken?” (Röm 8,32 – ESt).

All das verlief unter geschichtlichen, geographischen und kulturellen Umständen, die leicht überprüft werden können, was vor allem für die erste Generation der Jünger Christi galt. Diese aber haben uns überliefert das „Wort der Wahrheit..., das Evangelium eures Heils” (Eph 1,13 – ESt) – sowohl in Form der Schrift, wie auch der von den Aposteln, im Heiligen Geist, initiierten Apostolischen Überlieferung, die auf organische Weise in die dogmatische Überlieferung (Tradition) der Heiligen Kirche übergegangen ist. Die Apostel haben gemäß der Weisungen des Erlösers selbst gehandelt. So lesen wir darüber bei dem Hl. Johannes, dem Apostel:

„Was von Anfang an war, was wir gehört haben,
was wir mit unseren Augen gesehen,
was wir geschaut und was unsere Hände angefasst
haben,
das verkünden wir: das Wort des Lebens ...” (1 Joh 1,1).

Zu Ende betont der Heilige Vater im zweiten Teil des besprochenen langen Satzes noch einmal die Hinsicht der Treue Gottes gegen sein Wort, das Er den Menschen, diesen nach dem Ebenbild seines Eingeborenen Sohnes erschaffenen, gegeben hat. Johannes Paul II. sagt ganz offen, Gott der Vater findet sich gleichsam ‘verpflichtet’, in dieser Treue zu verharren. Er gebraucht dazu eine ungemein kräftige Bezeichnung:

DiM 7d: „... so erlaubt uns zugleich das Gottes Ausmaß der Erlösung ...
die Tiefe dieser Liebe [des Vaters] zu enthüllen, ...
die vor dem erschütternden Opfer des Sohnes nicht zurückweicht,
um der Treue des Schöpfers und Vaters angesichts der Menschen gerecht zu werden...” (DiM 7d).

Dies ist die wahre „Treue” dieses Gottes, der sowohl „Schöpfer” ist, wie auch „Vater”! Der Dreieinige bietet dem Menschen – dieser Seinen, Geliebten „um Ihrer Selbst willen” – sein Wort dar: „Ich Liebe Dich”. Von nun an wird Er dieses Wort – um der Treue gegen sich Selbst willen, zweifelsohne niemals zurückziehen. Um derselben seinen, mit nichts zu errüttelnden Beständigkeit-Treue willen, die sich nicht ‘zusammenbrechen lässt’, nicht einmal wegen der Verachtung vonseiten dieser seinen Geliebten, die mit Untreue und chronischem Nicht-Glauben an seine Liebe beschmutzt ist, verpflichtet sich der Vater gleichsam dazu, alle möglichen Wege zu aktivieren, um diese weiterhin Geliebte „um Ihrer Selbst willen” – von der ihr drohenden ewigen Verdammnis herauszureißen.

Nur deswegen wird der Vater alle Zeiten hindurch – angefangen von der Wirklichkeit des Paradieses und der darauffolgenden Epochen – seinem Volk immer andere Gottes Männer schicken, wobei Er jedes Mal ihre Erlösungs-Sendung beglaubigt:

„Nach ihrem Fall hat Er sie [= die Menschen] wiederaufgerichtet in Hoffnung auf das Heil,
indem Er die Erlösung versprach [vgl. Gen 3,15].
Ohne Unterlass hat Er für das Menschengeschlecht gesorgt ...” (DV 3b).

Als aber diese ‘seine’, fortdauernd treulose Braut – viele von den Gottes Boten getötet hatte, beschließt der Vater, zu diesem seinen „Weinberg” – schließlich seinen eigenen Sohn zu schicken. Genau so, wie es später der Erlöser selbst darstellen wird:

„Zuletzt sandte Er seinen Sohn zu ihnen [= zu den Pächtern],
denn Er dachte: ‘Vor Meinem Sohn werden sie Achtung haben’.
Als die Winzer den Sohn sahen, sagten sie zueinander:
‘Das ist der Erbe. Auf, wir wollen Ihn töten, damit wir seinen Besitz erben.
Und sie packten Ihn, warfen Ihn aus dem Weinberg hinaus und brachten Ihn um ...” (Mt 21,37ff.).

In der Ankunft auf die Welt des Gottes Sohnes bestätigt sich wörtlich das, was Inhalt sowohl des gerade erst angeführten Gleichnisses Christi von den perfiden Pächtern des Weinbergs war, wie auch dieser entfernten Ankündigung aus der Zeit Abraham-Isaak – das, was Gott der Vater wirklich vollbringt. Und zwar das Gottes Ausmaß des Geheimnisses der Erlösung „erlaubt uns ... auf eine sozusagen unüberbietbar erfahrungsgemäße und ‘geschichtliche’ Weise ...”:

DiM 7d: „... die Tiefe dieser Liebe zu enthüllen,
die vor dem erschütternden Opfer des Sohnes nicht zurückweicht,
um der Treue des Schöpfers und Vaters angesichts der Menschen gerecht zu werden,
die nach seinem Bild ... erschaffen ... sind” (DiM 7d).

Unter den hier vom Heiligen Vater angewandten Worten – Wort auf Wort, sind abgründige Tiefen Gottes des Dreieinigen verborgen. Es geht um Gott in seiner unbeugsamen Treue der Dynamik seiner Liebe gegenüber, deren Wesen heißt: „Gabe-zu-werden-‘für’ ...”, d.h. ganzheitliche Hingabe – zum ewigen Leben dieses Geliebten, zu werden.


Wir möchten gern die Frage stellen, was sich hinter diesem geheimnisvollen Wort verbirgt: „... um der Treue des Schöpfers und Vaters angesichts der Menschen gerecht zu werden ...” ? Wer ist imstande dies zu entschlüsseln?

Wir können nur fortwährend staunen und in Verwunderung über die geschichtliche Tatsache geraten, die am 14. Nisan des Jahres 28 ‘unserer Ära’ stattgefunden hat [sehr wahrscheinlich, wenn wir den Fehler bei chronologischen Umberechnungen im 6. Jh. n.Chr. berücksichtigen; s. dazu ob.:  Stern von Betlehem].
– Gott selbst ließ sich unter ausgesuchten Foltern zu Tode martern. Henker war dabei sein lebendiges Ebenbild: Mann und Frau! Zu gleicher Zeit liebt dieser zu Tode geschlagene, verschmähte Gott fortwährend und – noch mehr: Er vergibt die Sünden, darunter auch diese des ... Gottes-Mordes. Jene, die ihren Schöpfer zurichten, der in dieser Stunde mit seiner ganzen Liebe für sie Erlöser sein will, sind seine Ihn stets verratende Geliebte, seine Braut, seine Mystische Gemahlin! Denn Christus wird geradezu am Kreuz Bräutigam der Kirche, und eines jeden der Erlösten im Einzelnen – um einen so großen Preis. Gott setzt der Erste in die Tat das um, was Er im Heiligen Geist den Hl. Paulus zu niederschreiben gehießen hat:

Lass dich nicht vom Bösen besiegen [= diesem der der Böse ist: Satan],
sondern besiege das Böse [= den Bösen: Satan]
– durch das Gute [= mit umso größerer Liebe](Röm 12,21).

Denn:

„Gott aber hat seine Liebe zu uns darin erwiesen,
dass Christus für uns gestorben ist,
als wir noch Sünder
waren” (Röm 5,8).

„Die Liebe Gottes [= des Vaters] wurde unter uns dadurch offenbart,
dass Gott seinen Einzigen Sohn in die Welt gesandt hat,
damit wir durch Ihn leben.
Nicht darin besteht die Liebe, dass wir Gott geliebt haben,
sondern dass Er uns geliebt
und seinen Sohn als Sühne für unsere Sünden gesandt
hat” (1 Joh 4,9f.).

Sicher ist das, was auch zur ‘experimentell-geschichtlich’ überprüfbaren Tatsache wurde, nämlich dass Gott der Vater wahrhaft:

„ ... seinen eigenen Sohn nicht verschont,
sondern Ihn für uns alle hingegeben hat” (Röm 8,32).

Sollte dies etwa ‘Erfordernis’ Gottes Gerechtigkeit gewesen sein? Außer Zweifel: Nein! Warum schauerte also der Vater nicht zurück, seinen Eingeborenen Sohn ‘dahinzugeben’, also eigentlich Ihn preiszugeben?
– Der Heilige Vater bietet dazu eine schwierige Antwort, die aber wohl die einzige ist, die für uns aber weiter unbegreiflich bleibt. Dies geschah auf der Ebene Gottes – einzig um der Liebe willen, die – wie es sich herausgibt – ganz Barmherzigkeit ist:

„ ... um der Treue des Schöpfers und Vaters
angesichts der Menschen gerecht zu werden ...!” (DiM 7d).

Verzierung

E.   „WO JEDOCH DIE SÜNDE
MÄCHTIG WURDE ...” (Röm 5,20)

Verzierung

1. „Vater, wenn es möglich ist ...”

Wir suchen danach, betend und im Geist der Anbetung – an die entscheidenden Ereignisse näher heranzukommen, denen sich der Menschen-Sohn, der Erlöser der Welt, unterzogen hat. Bei der Betrachtung des Antlitzes Jesu des Leidenden hilft uns Johannes Paul II., zumal mit der jetzt angeführten Enzyklika über die Barmherzigkeit Gottes.

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Mutti, gib mir die Hand! - Maria bittet, dass wir Ihr ... unsere BEIDEN Hände reichen. Denn geben wir Ihr nur die eine Hand, könnten wir die Meinung ändern und sich aus Ihrer Hand losreißen. Reichen wir Ihr BEIDE Hände, behütet Sie uns von allem Bösen.

Es beginnt gerade gleichsam das gegenseitige ‘Ringen’ zwischen den zwei Eigenschaften Gottes: seiner Gerechtigkeit – und Barmherzigkeit (sieh nochmals: Jesus Christus: Gottes Person in zwei Naturen). Welcher von ihnen gebührt der prioritäre Ort? Der Papst schreibt:

DiM 7e: „Die Ereignisse des Karfreitags, und vorher schon das Gebet im Ölgarten, führen in den ganzen Ablauf der sich offenbarenden Liebe und Barmherzigkeit in der messianischen Sendung Christi einen so grundsätzlichen Umschwung ein, dass Der, der ‘umherzog, Gutes tat und alle heilte’, (...) [Apg 10,38], und ‘heilte alle Krankheiten und Leiden’ [Mt 9,35],
DiM 7f: scheint jetzt in höchstem Grad selbst das Erbarmen zu verdienen und um Erbarmen zu rufen, wann Er: gefangengenommen wird, verschmäht, verurteilt, gegeißelt, mit Dornen gekrönt wird, wann Er an das Kreuz angenagelt wird und auf ihm unter schauderhaften Qualen seinen Geist aufgibt [vgl. Mk 15, 37; Joh 19, 30].
DiM 7g: Besonders damals verdient Er auf Erbarmen – und erfährt es von den Menschen, denen Er Gutes getan hat, nicht, und selbst die Allernächsten können Ihn nicht abschirmen und Ihn von den Händen der Verfolger zu entreißen” (DiM 7e-f-g).

Wir haben schon früher auf die Zäsur in der Sendung Jesu Christi aufmerksam gemacht, um die sich vor allem Er selbst vollbewusst war (s. ob.: „Meine Stunde ist gekommen ...”). Es ist die die Stunde der Verherrlichung des Menschen-Sohnes – allerdings über das Unmaß seiner Leiden, der Kreuzigung, seines Todes. All das wird dann abschließend mit seiner Auferstehung bekrönt. Die Aufeinanderfolge dieser Tatsachen pflegt mit dem Namen des ‘Passah-Geheimnisses’ [= Oster-Geheimnisses] bezeichnet zu werden.
– Der Umbruch in diesen Stunden wird vom Gebet Jesu im Ölgarten bestimmt. Es ist die Stunde, wann Christus die letztliche Entscheidung unternimmt, den schwierigen Willen des Vaters anzunehmen. Johannes Paul II. schreibt in der Enzyklika über die Eucharistie:

„In diesem Garten [= Ölgarten, nord-östlicher Teil von Jerusalem] haben sich bis heute einige sehr alte Ölbäume erhalten. Vielleicht waren sie sogar Zeugen dessen, was sich an jenem Abend in ihrem Schatten zugetragen hat, als Christus im Gebet die Todesangst erfuhr und ‘es wurde ... sein Schweiß wie große Bluttropfen, die auf die Erde herabfließen[Lk 22,44 – ESt].
– Es begann ‘das Blut vergossen zu werden’, dasselbe Blut, das Er kurz zuvor der Kirche als Trank der Erlösung im Sakrament der Eucharistie angeboten hat.
– Schließlich wird es auf Golgotha vergossen werden und wird zum Werkzeug unserer Erlösung ...” (EdE 3).

Ein wenig weiter fügt der Heilige Vater vom Todeskampf Jesu im Ölgarten hinzu:

„ ... ‘Die Stunde unserer Erlösung’ ...
– Er möchte [Christus], dass Ihm die Jünger begleitend beistehen,
und doch erfährt Er Einsamkeit und Verlassenheit ...
Konntet ihr nicht einmal eine Stunde mit Mir wachen?
Wachet und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet’ [Mt 26,40f].
Nur Johannes wird unter dem Kreuz bleiben, dicht bei Maria, und den frommen Frauen.
– Die Todesangst im Ölgarten ist Einleitung zum Todeskampf am Kreuz am Karfreitag.
– Die ‘Heilige Stunde’, die Stunde der Erlösung der Welt ...” (EdE 4).

Hier, im Ölgarten, ereignete sich das, was im Hebräerbrief folgender übermittelt wird:

„Der hat in den Tagen seines Fleisches sowohl Bitte,
als auch Flehen mit starkem Geschrei und Tränen
dem dargebracht, der Ihn aus dem Tod erretten kann,
und ist um seiner Gottesfurcht willen erhört worden ...” (Hebr 5,7 – ESt).

Indessen die tatsächliche Wirklichkeit schien dem widersprochen zu haben.

Es ziemt sich wieder Johannes Paul II. anzuführen. Im Apostolischen Schreiben zur Inauguration des Neuen Jahrtausends schreibt er u.a.:

„Vor unseren Augen steht die durchdringende Szene des Todeskampfes im Ölgarten. Jesus, von der Sicht der Ihn erwartenden Probe niedergedrückt, steht vor dem Antlitz Gottes einsam – und ruft Ihn wie immer mit dem Namen, der Zartheit und Vertrautheit zum Ausdruck bringt:
Abbá, Vater’.
– Er bittet Ihn, ‘wenn möglich’ den Kelch des Leidens zu entfernen [Mk 14, 36].
Wie es aber scheint, der Vater will die Bitte des Sohnes nicht hören.

Um dem Menschen das Antlitz des Vaters von neuem zu zeigen,
musste Jesus nicht nur das Gesicht des Menschen annehmen,
sondern sich sogar mit dem ‘Gesicht’ der Sünde überbürden:
Er hat Den, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht,
damit wir in Ihm Gerechtigkeit Gottes würden’ [2 Kor 5, 21] ...” (NMI 25).

Verzierung

2. „Er hat Den ... für uns
zur Sünde gemacht ...”

Wer kann begreifen, was sich abgespielt hat in diesem Gebetsraum zwischen dem Eingeborenen Sohn Gottes – und dem von Ihm so Geliebten Vater, den Er so oft im Leben mit der zartvollen Bezeichnung anrief: „Abbá”, die eigentlich bedeutet: ‘Mein Geliebtester Vati’ !? Johannes Paul II. sagt bemerkenswert:

„Die Betrachtung des Antlitzes Jesu lässt uns also
der paradoxesten Hinsicht seines Geheimnisses näher werden,
die sich in der letzten Stunde, der Stunde des Kreuzes, enthüllt.
Dies ist das Geheimnis im Geheimnis, das der Mensch nur auf Knien anbeten kann” (NMI 25).

Was kann nämlich – und soll – dieses biblische, schwierige Wort bedeuten, das unter dem Anhauch des Heiligen Geistes das Entgegentreten des Vaters zu seinem doch Eingeborenen, diesem Geliebten Sohn, folgender formuliert worden ist:

„Er [Gott der Vater] hat Den, der keine Sünde kannte,
für uns zur Sünde gemacht,
damit wir in Ihm Gerechtigkeit Gottes würden ...” (2 Kor 5,21)?

Mit ganzer Gewissheit muss gesagt werden, es kann hier nicht in Bedacht genommen werden, als ob der Vater seinen Sohn feindlich, gleichsam eines ‘Sünders’ betrachten sollte. So versuchten diese Aussage der Heiligen Schrift einige unter den Protestanten zu deuten.
– Zweifellos bleibt aber der Sohn Gottes in dieser Stunde im Angesicht aller Sünden seiner menschlichen Brüder und Schwestern stehen: ab dem Ur-Anfang bis zum letzten Menschen vor dem Ende der Zeit. Sie sind doch alle auf sein Abbild und seine Ähnlichkeit erschaffen, gerufen dazu, in Ihm „angenommene Söhne”  zu werden.

Johannes Paul II. sagt, indem er zur Betrachtung der Schmerzhaften Geheimnisse ermutigt:

„Der betrachtende Weg öffnet sich mit dem Ölgarten, dort wo Jesus besonders bedrängende Momente gegenüber dem Willen des Vaters durchlebt, angesichts dessen die Schwachheit des Fleisches der Versuchung der Auflehnung erliegen könnte.
– Dort bleibt Christus im Angesicht aller Versuchungen der Menschheit und im Angesicht aller ihrer Sünden stehen, um dem Vater zu sagen: ‘Nicht Mein, sondern Dein Wille soll geschehen’ [Lk 22,42 und par.].
Dieses sein ‘Ja’ – kehrt das ‘Nein’ der Ureltern vom Garten Eden zurück.
– Und wie viel Ihn diese Annahme des Willens des Vaters kosten sollte, geht aus den weiteren Geheimnissen hervor, in denen Er durch die Geißelung, die Krönung mit Dornen, das Tragen des Kreuzes und den Tod am Kreuz auf die größte Erniedrigung ausgeliefert wird: Ecce homo!” (RVM 22).

Jesaja schreibt in seiner Vision vom Leidenden Knecht Jahwés, der der Erlöser des Menschen Jesus Christus geworden ist:

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Ein ganzer Elefanten-Stamm - in hierarchischer Ordnung und Unterordnung der Elefanten-Kinder, schreitet ruhig auf der kulturellen Chaussee, die augenscheinlich gerade für sie erschaffen ist ...!

„... Verachtet war Er und von den Menschen gemieden ...
Wie einer, vor dem man sein Gesicht verhüllt,
verabscheut, von niemand beachtet.
Aber wahrlich, unsere Krankheiten hat Er getragen,
Unsere Schmerzen hat Er auf sich geladen,
doch wir hielten Ihn für einen Geschlagenen,
den Gott getroffen und gebeugt hat.
Er ward durchbohrt um unserer Sünden willen,
zerschlagen für unsere Missetaten.
Zu unserem Frieden lag die Strafe auf Ihm;
durch seine Striemen ist uns Heil geworden ...

Aber Jahwéh ließ Ihn treffen
die Schuld von uns allen.
Er wurde misshandelt, doch Er beugte sich.
Er öffnete nicht seinen Mund ...” (Jes 53,3-7 – JB).

Wer begreift den Inhalt der Worte: „... Aber Jahwéh ließ Ihn treffen die Schuld von uns allen ...” (Jes 53,6)?
– Und wer begreift, der Reihe nach, diese schwierige Aussage des Hl. Paulus:
Er hat Den, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in Ihm Gerechtigkeit Gottes würden ...” (2 Kor 5,21)?
– Wir werden uns nur bewusst, dass Gott selbst uns ein uns schwierig zugängliches – wie es Johannes Paul II. ausdrückt: „Geheimnis im Geheimnis – erblicken lässt, das der Mensch nur auf Knien anbeten kann” (NMI 25).

(0,25 kB)  Es handelt sich hier zweifelsohne um die eigenartige Tatsache, die es schwer genauer zu beschreiben ist, dass der Menschen-Sohn die Folgen der Sünde ‘auf Sich’ genommen hat – im Sinn der Folgen der in der Sünde beabsichtigten Abwendung von Gott und Verachtung Gottes.
Der Dreieinige kann die Sünde nicht ‘lieben’. Dagegen Gott liebt weiter ... den Sünder: sein lebendiges Ebenbild !

(0,24 kB)  Des Weiteren, Gott kann nicht ‘vortäuschen’, als ob die Sünde – nicht Sünde sein sollte: anmaßendes Nicht-Wünschen vonseiten des Sünders, dass Gott-die-Liebe in seinem Herzen weiter weilen sollte.
– Die Sünde bedeutet, Gott ‘ins Gesicht’ den Vorwurf zu machen, Er ‘wäre keine Liebe’, wogegen erst Satan ihn ‘liebt’, indem er dem Menschen ... ‘alles zu tun’ erlaubt.

(0,24 kB)  Der Sohn Gottes nimmt alle diese Haltungen der Sünder in schwer zu genauer deutenden und begreifenden Weise auf sich und erlaubt, dass sich der ganze ‘Groll’, den diese Verhaltensweisen bei Gott auslösen, auf Ihm kondensiert.

(0,25 kB)  Sind nicht etwa irgendein dessen Echo die Worte Jesu an die Hl. Schw. Faustyna, die im folgenden Fragment ihres ‘Tagebuches’ notiert sind:

„Sage den Seelen, ... dass Ich ihnen zur Verteidigung Meine Barmherzigkeit gebe.
Ich kämpfe um sie ganz ALLEIN
und ertrage den gerechten Zorn Meines Vaters ...” (TgF 1516).

Johannes Paul II. fügt hier sehr markant hinzu:

„... Jesus musste nicht nur das Gesicht des Menschen annehmen,
sondern sich sogar mit dem ‘Gesicht’ der Sünde überbürden ...” (NMI 25).

Verzierung

3. Keine Frage Gottes Gerechtigkeit

Wir beginnen zu begreifen, wenn auch gleichsam durch den ‘Schleier’, dass hier in keinem Fall die Gerechtigkeit Gottes auf dem Spiel ist. Dieser wurde es ‘gerecht getan’ bereits in reichlichster Fülle – durch das Geheimnis der Menschwerdung allein des Sohnes Gottes. Im Geheimnis der Fleischwerdung – hat der Sohn Gottes selbstverständlich das „Gesicht des Menschen angenommen ...” (NMI 25). Der Sohn Gottes hat ‘auszusehen’ begonnen wie ein gewöhnlicher Mensch:

„... In seiner äußeren Erscheinung als ein Mensch erfunden,
erniedrigte Er sich selbst ...” (Phil 2,7 – JB).

Allerdings geradeaus dies hat in einem nur Gott bekannten Sinn – offenbar irgendwie nicht genügt, um das Werk der Erlösung des Menschen zu vollbringen. Das Geheimnis der Menschwerdung wird ergänzt werden ‘müssen’ mit einem noch zweiten, ‘zusätzlichen’ Geheimnis: dem Geheimnis der Erlösung. Es ‘muss’ vollbracht werden im Blut des Sohnes Gottes. Wir verspüren, dass wir in das Erlösungs-Ausmaß des Leidens – und des äußerst schwer zu vollbringenden Vorhabens des Dreieinigen einschreiten.

Auf dem Spiel ist dauernd das Geheimnis des Vorhabens des Dreieinigen – offensichtlich mit Bezug auf den Menschen, den Gott ‘um seiner Selbst willen’ erschaffen hat, zugleich aber auch als lebendiges Gottes ‘Bild’ nach dem Muster des Eingeborenen Sohnes des Vaters. Das Vorhaben des Vaters, also der ganzen Trinität, fließt aus der unabwendbaren Beharrlichkeit-Treue-Unabänderlichkeit des Dreieinigen angesichts seines Bräutlichen Angebots an den Menschen. Der Dreieinige zieht dieses Vorhaben nicht zurück, trotzdem der Mensch, diese seine unglaublich untreue Braut – aller Bewerbungen Gottes um seine Gegenseitigkeit unwürdig geworden ist.

Weil aber der Mensch ‘augenscheinlich’ – mit Rücksicht auf die tatsächlichen Umstände – anders es zu begreifen nicht imstande wäre, was für eine entsetzliche Wirklichkeit es heißt: sich in der Sünde von seinem Schöpfer abgewendet zu haben, und was es wirklich bedeutet: alle ‘Fäden’ zu zerschneiden, auf denen er gleichsam an Gott ‘hängt’ – außer diesem einen, der unzerstörbar ist: dem Faden des Existierens, so taucht das Gottes Vorhaben der Erlösung des Menschen auf, die nicht nur vermittels des Geheimnisses der Menschwerdung, sondern außerdem durch das Geheimnis der Erlösung in die Tat umgesetzt werden soll.

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Das Kind ist ruhig eingeschlafen, zum Schlafen von der Mutter und älteren Geschwister gebracht. Dieses Kind träumt wohl was schönes, weil es durch den Schlaf lächelt, und das Grübchen am Kinn und auf den Wangen werden nur umso deutlicher: zur Entzückung der ganzen Familie.

Diese soll aber – vom Gottes Blickpunkt her – um den höchsten Preis unter allem Möglichen vollbracht werden. Der Dreieinige wird im Gottes Fleisch-Gewordenen Sohn nicht nur „Sklave aller” (Mk 10,44), sondern Er lässt dazu, dass diese Seine, „mit urewiger Liebe Geliebte” (Jer 31,3) – ihren Gott, den „Urheber des Lebens” – auf entsetzlich grauenhafte Weise zu Tode zurichtet (Apg 3,15). Er aber, der „Treue Zeuge” (Offb 1,5), der diese Seine, seiner Liebe total Unwürdige, weiter treu liebt, besiegt mit seinem „Gehorsam bis zum Tod ... zum Tod am Kreuz” (Phil 2,8) die Sünde, dagegen mit seinem Tod auf dem Kreuz und der darauffolgenden Auferstehung – wird „der letzte Feind, der entmachtet wird, der Tod”  sein (1 Kor 15,26).

Erst so, „bekleidet ... mit einem Blutgekränzten Gewand, und sein Name heißt: „Das Wort Gottes” (Offb 19,13) – erscheint Er von neuem vor dieser trotz allem fortbestehend treu Geliebten seiner Braut. Er bietet Ihr dar, auf neuen Grundsätzen, den „Neuen Bund in Meinem Blut, das für euch vergossen wird” (Lk 22,20): diesen jetzt nicht mehr verwüstlichen Bund.

Wenn sie zerknirschten Herzens die Braut-Gabe Ihres „Bräutigams-vom-Kreuz” (vgl. MuD 23-26) annimmt und wenn sie auch erst jetzt Ihn bittet, Er möge „[ihre] Gewänder waschen und im Blut des Lammes weiß machen” (Offb 7,14), nimmt Er sie ganz von neuem zur Liebe der Vereinigung-mit-Sich an.

Nun, und von nun an schon für immer, ertönt auf Erden und im Kosmos der Ruf zu Ihm, der mit zutiefster Sehnsucht an Stärke zunimmt:

„Der Geist und die Braut aber sagen:
‘Komm’ !
Wer hört, der rufe:
‘Komm’ !
...
Er, der dies bezeugt, spricht::
‘Ja, Ich komme bald’
Amen. Komm, Herr Jesu!” (Offb 22,16.20).

Verzierung

4. Des Erbarmens Würdige ...
erfährt das Erbarmen nicht

Nach der Anknüpfung an das Gebet Jesu im Ölgarten weist Johannes Paul II. auf Christus hin als den ‘menschlich gesehen’ des Erbarmens und der Barmherzigkeit würdigen, wobei aber der Menschen-Sohn diese Barmherzigkeit ... nicht erfährt (vgl. DiM 7g)! Der Heilige Vater erinnert an Tatsachen aus Jesu Leben, wann Er die Kranken heilte, sich über jedes Elend hinbeugte – sowohl dieses körperliche, wie dieses sittliche. Die Nachlebenden haben Ihm dieses glorreiche Zeugnis hinterlassen: Jesus „... zog umher, tat Gutes und heilte alle, die in der Gewalt des Teufels waren ...” (Apg 10,38).

Indessen, angefangen von seiner Verhaftung im Ölgarten, begegnete Ihm eine Kette von Rechtswidrigkeit, der die geistigen Führer der damaligen Gesellschaft den Anschein von ‘Recht’ zu geben suchten. Wir sehen Jesus als nur noch einen Menschenfetzen, als Er:

„... gefangengenommen wird, verschmäht, verurteilt, gegeißelt, mit Dornen gekrönt wird,
wann Er an das Kreuz angenagelt wird
und auf ihm unter schauderhaften Qualen seinen Geist aufgibt”
(DiM 7f).

Man würde erwarten, dass Er wenn auch nur ‘dafür’, was Er allen nur und allein Gutes getan hat:

„... auf Erbarmen verdient
– und Er erfährt es von den Menschen, denen Er Gutes getan hat, nicht
,
und selbst die Allernächsten können Ihn nicht abschirmen
und Ihn von den Händen der Verfolger nicht entreißen” (vgl. DiM 7g).

Wir bemerken also, dass Dieser, der sein ganzes Leben lang den anderen ‘Barmherzigkeit’ erwies, erfährt sie in einer menschlich gesehen so schwierigen Stunde nicht! Die Allernächsten sind geflohen und haben Ihn ... sich selbst gelassen. Für Jesus musste die Erfahrung so äußerster Undankbarkeit vonseiten jener, denen Er nur Gutes getan hat, menschlich gesehen besonders tiefschmerzend empfunden worden sein: „... Selbst die Allernächsten können Ihn nicht abschirmen und Ihn von den Händen der Verfolger nicht entreißen ...” (DiM 7g).

Aber noch mehr: aufgrund dessen, was wir in den vorangegangenen Erwägungen bemerkt haben, selbst der Vater, dessen Liebe Jesus so unermüdlich verkündigt hat, schien sich von seinem Eingeborenen Sohn abgewandt zu haben. Sagt doch der Hl. Paulus: „Seinen eigenen Sohn [hat Er = Gott der Vater] nicht verschont, sondern Ihn für uns alle hingegeben hat” (Röm 8,32) und – nur noch umso mehr: „Er [Gott der Vater] hat Den, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht ...” (2 Kor 5,21).

Wer könnte mit dem Geheimnis der gegenseitigen personalen Beziehungen im Schoß des Dreieinigen selbst nicht erschüttert bleiben!? Es zeugen davon die Worte von Jesaja:

„Aber Jahwéh ließ Ihn treffen
die Schuld
von uns allen” (Jes 53,6 – JB).

Und noch dieses andere Wort – ebenfalls von Jesaja:

„... während Er die Schuld der Vielen trug
und für die Sünder eintrat
...” (Jes 53,12 – JB)

Diese Worte müssen aber in Verbindung mit jenen von Paulus gelesen werden:

„Er hat Den, der keine Sünde kannte,
für uns zur Sünde gemacht
,
damit wir in Ihm Gerechtigkeit Gottes würden ...” (2 Kor 5, 21).

Denn wenn der Menschen-Sohn sich auch in gewissem Sinn mit den Sünden aller aufgebürdet hat, bleibt Er doch selbst ohne irgendwelche Makel der Sünde. Folglich, wenn Er selbst in den Augen des Vaters in einem Sinn „Abscheu der Sünde” geworden ist, bleibt Er doch weiter dieser:

„Du bist Mein Geliebter Sohn,
an Dir habe Ich Gefallen gefunden”
(Lk 3,22).

Jesus tritt angesichts des Vaters unbeugsam als dieser auf, der sich auf geheimnisvolle Art und Weise, kraft allein schon des Geheimnisses der Menschwerdung, solidarisch „irgendwie mit jedem Menschen vereinigt hat” (GS 22). Er solidarisiert sich mit ihnen nicht nur in ‘guten’ Tagen, sondern auch diesen überaus ‘schwierigen’ : der Folge ihrer Sünden.
– Außerdem, dieser Gottes Sohn verzeiht beständig seinen menschlichen Brüdern und Schwestern – diesen, die Ihn in dieser Stunde zu Tode foltern, wie auch alle Jahrtausende hindurch der Geschichte der Menschenfamilie, und ... liebt sie unbeugsam treu.
– Das mindert selbstverständlich das Maß seiner Qualen nicht, noch die Tatsache, dass sein eigener Vater Ihn scheinbar gleichsam sich selber überlässt.
– Der Sohn ‘zieht’ seinen eigenen Willen gleichsam dauernd unter den Willen und das Vorhaben des Vaters ‘herauf’. Daher spricht Er – nicht nur in der Stunde des Ölgartens, sondern auch die ganze ablaufende seine Passion hindurch:

„... Aber nicht Mein,
sondern Dein Wille soll geschehen” (Lk 22,42).

Dieser Wille ist aber unabänderlich derselbe, wie sein eigener Wille ist:

„... damit jeder, der an Ihn glaubt,
nicht verloren geht, sondern das ewige Leben hat” (Joh 3,16).

Also auch Ihm geht es dauernd um das eine: das Gottes Ebenbild zu retten und erlösen, weil es in Gottes Augen eine große Abscheulichkeit geworden ist, die dieses Ebenbild Gottes von der Liebe und dem Leben des Dreieinigen total absperrt.

Die Treue dem einmal dem Menschen gegebenen Wort: Ich liebe Dich – bewirkt es, dass Er vom Augenblick zum Augenblick seine Entscheidung nur wieder von neuem bestätigt: Er ‘bezahlt’ für diese, die nach seinem Bild erschaffen worden sind, jeden Preis!

Die Liebe sowohl zum Geliebten Vater, wie anderseits zu seinen menschlichen Brüdern und Schwestern – ist beharrlich größer als die Sünde, größer als die Ihm zugefügten Qualen, und größer als der Tod, dessen Bitterkeit Er bei seinem Sterben am Kreuz bis zu seinem Abgrund auskostet.

Verzierung

RE-Lektüre: V.Teil, Kapit.4c:
Stadniki, 15.XI.2013.
Tarnów, 16.V.2022.

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2. „Solcher und so Großer Erlöser ...”
Finale Ereignisse im Leben des Erlösers
Einen Solchen – und so Großen Erlöser zu haben ...
Das schauderhafte Opfer des Sohnes

E. „WO JEDOCH DIE SÜNDE MÄCHTIG WURDE ...” (Röm 5,20)
1. „Vater, wenn es möglich ist ...”
2. „Er hat Den ... für uns zur Sünde gemacht ...”
3. Keine Frage Gottes Gerechtigkeit
4. Des Erbarmens würdige ... erfährt das Erbarmen nicht


Bilder-Fotos

Abb.1. Froher Opa mit zwei Zähnen
Abb.2. Hübsches Mädchen vom weiten Osten im liebevollen Lächeln
Abb.3. Mutti gib mir die Hand
Abb.4. Elefanten marschieren auf der für sie geschaffenen Luxus-Straße
Abb.5. Kind schläft und lächelt durch den Traum