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VERMERK: Abkürzungen zur angeführten Literatur s. Literatur

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Fünftes Kapitel

BETÄTIGUNGEN ‘CONTRA’:
IHRE MENSCHLICHEN   FOLGEN
*       *       *
Psychologische Ausklänge

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Die bisherige Gedankenfolge

Die bisherigen, vielleicht etwas schwierigen Kapitel dieses zweiten Teiles, in dem wir nach Beweisführungen suchen, um ein besseres Verständnis und mehr begründetes Offenwerden angesichts der Haltung der Katholischen Kirche in Frage der Schwangerschaftsverhütung zu erreichen, lassen uns einen weiteren Schritt unternehmen.
– Jetzt stehen wir, der Reihe nach, vor einem leichteren Kapitel, das keine so größere Mühe des Denkvermögens benötigt. Es sollen nämlich auch die gewöhnlichen, ‘menschlichen’ Folgen erwogen werden, die im ursächlichen Zusammenhang mit der Anwendung elterlich-widriger Mittel zum Vorschein zu kommen pflegen. Es geht um Folgen, die sich bei den besprochenen Praktiken sowohl auf selbst die Ehe und Familie auswirken, wie in weiterer Skala – auf die ganze Gesellschaft. Es ist nicht ausgeschlossen, dass das Klarwerden um diese Folgen jemanden eher anspricht, als die schwerwiegenden Argumente sei es vonseiten der Medizin, sei es der Anthropologie, oder endlich der Theologie.

A.
WÜRDE DER LIEBE:
ERFÄHRT SIE ERHÖHUNG
ODER DEMÜTIGUNG?

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Nicht als Aufgabe
gelebte Liebe

Bisher gab es noch keine gesonderte Erwägung über die Wirklichkeit, die in der Religion der Offenbarung Gottes eindeutig als „Sünde” bezeichnet wird, auch wenn dieser Ausdruck von uns schon des Öfteren erwähnt werden musste. Dieses Wort, und umso mehr die dahinten verborgene Wirklichkeit, möchte so mancher Mensch nicht zur Kenntnis annehmen wollen. Ist es aber nicht besser nach keinen Gedanken-Ausschlüpfen zu suchen, sondern die Sache ‘bei Namen’ zu nennen, wenn sie doch sowieso im Sinn der letztlichen Dinge schlechterdings unabhängig davon existiert, ob jemand seine rechenschaftliche Verantwortung anerkennt oder nicht?

Alle Arten und Weisen der elterlich-widrigen Handlungen werden in der Lehre der Katholischen Kirche als Sünden qualifiziert: Sünden gegen das VI., eventuell das IX.Gebot, und gar nicht selten außerdem gegen das V.Gebot. Es ist schwer den manchmal verwunderlich zuengsten Zusammenhang nicht zu bemerken, der besonders zwischen dem VI.Gebot – und dem V.Gebot eintritt. Nicht umsonst stehen diese zwei Gottes Gebote im Dekalog dicht beieinander: „Du sollst nicht die Ehe brechen” – „Du sollst nicht töten ...

Doch bevor die besprochenen elterlich-widrigen Maßnahmen die Gebote des sog. ‘zweiten’ Teiles des Dekalogs (d.h. die Gebote: IV-X), verletzen, verstoßen sie alle in erster Linie gegen das erste, das wichtigste und größte Gebot: „Du sollst Gott mit ganzem Herzen lieben, und deinen Nächsten – hier: deinen Mann, deine Frau – wie dich selbst(Mt 22,37ff.).
– Im nächsten Kapitel (6.Kapitel des gerade erörterten II. Teiles) möchten wir diese Frage tiefer anblicken: das Geheimnis sowohl der Sünde, wie der grundsätzlichen Frage: Wieso eine elterlich-widrige Betätigung – zur Sünde nicht so sehr selbst gegen das VI. bzw. IX.Gebot wird, sondern umso mehr gegen das erste Gebot, indem sie daselbst die unvermeidliche Qualifikation verdient: als Sünde der Verhaltensweise Satans als Satans.
– Hier möchten wir uns auf die Reflexion über die Sünde der elterlich-widrigen Praktiken unter dem Blickpunkt der dann verletzten Nächsten-Liebe beschränken. Dieser „Nächste” sind in diesem Fall diese beiden – die Ehegatten, die sich mit einem freiwillig geschlossenen, lebenslangen Bund verbunden, und ihn mit dem ehelichen Gelöbnis besiegelt haben.

Das Wesen aller elterlich-widrigen Maßnahmen beruht darauf, dass dieser Andere, und offenbar auch selbst der Handelnde – auf das Niveau nur noch eines ‘sexogenen’ Werkzeugs herabgesetzt wird. Der eine von ihnen beiden, oder vielleicht beide auf Verabredung, führen ihre Personen mit Kraftaufwand auf das Niveau zwar eines ‘lebendigen’, allerdings nur noch ‘Gegenstands-Dinges’ herab. Dieses ‘Ding’ soll sich zu diesem einen Zweck eignen: die sexuelle Erregung auszulösen, oder sie auch noch abreagieren zu verhelfen. Die Person dieses anderen – und auch die eigene Person, werden im Bewusstsein und im Tun auf den Grad einer nicht-mehr-Person herabgesetzt. Als nur noch ‘Ding’ wird sie ihres eigenen Antlitzes beraubt. Sollte da derartige Verhaltensweise nicht einem totalen Umsturz der ‘Natur’ gleichkommen?

Es kann schwer beanstandet werden, dass die Verletzung der Würde des anderen Menschen in wesentlichen, d.h. wichtigen Sachen – hier: einer nur utilitaristischen Behandlung der Person des anderen Ehegatten, nicht als seine Demütigung von nur zweitrangiger Bedeutung beurteilt werden sollte. Der Schaden beruht hier auf der Demütigung der Person: sie wird ihrer unabwendbaren und un-abtrittbaren Eigenschaften beraubt, u.zw. der Würde als gerade Person.
– Die menschliche Person überragt ihrem Wesen nach die ganze Welt der Materie. Indessen die Betätigungen, die die Entfruchtigung des Aktes abzielen, werden zum Niedertreten des Mit-Gatten in seiner Würde als eben Person. Es ist unmöglich, dass sich für die Würde sowohl dieses ‘Er’, wie dieser ‘Sie’: ihrer beiden als Gottes Ebenbildes, nicht der Schöpfer und Erlöser dramatisch einsetzen sollte!

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Wie lieb ist es für dieses Mädchen, wenn sie sich beim Hund legen kann, wenn in Familie ein Klima des Herzensfriedens herrscht, der Herzen die ihre Verbundenheit zu Jesus Christus als diesem immer und beständig ERSTEN in Familie lebendig erleben. Haben doch die Ehegatten Jesus Christus, samt Seiner Unbefleckten Mutter Maria, nicht umsonst in die Kana ihrer Ehe und Familie eingeladen, wie diese Neuvermählten in Kana in Galiläa (Joh 2).

Die Partner pflegen verschiedenste Arten und Weisen anzuwenden, um die Hinordnung des Aktes auf elterliche Potentialität abzuschaffen. Gerade diese Hinsicht: der entschieden nicht-gewollten – und doch real möglichen Empfängnis, wird zum führenden Beweggrund, warum dann beim Akt nicht die Vereinigung-in-Liebe angestrebt wird, sondern allein die Erfahrung des Orgasmus.
– Es gibt solche, die in solcher Lage immer nur nach Raffinesse der ‘Sex-Instant’-Industrie greifen.
– Viele andere möchten sich finanziell und gesundheitlich nicht allzu sehr belasten und befriedigen sich in solchem Fall mit ‘bescheideneren’, wenn auch ganz ‘unsicheren’ Arten und Weisen, um die ‘Androhung’ wegen des Kindes abzuschieben.
– Die angewandte irgendwelche ‘Technik’ soll die Rolle einer Not-Hilfe erfüllen, um nur jedes Nachdenken darüber, was eventuell ‘geschehen kann’, abzurücken.

Besonders häufig, weiter dauernd angewandtes Mittel, um die Schwangerschaft zu ‘verhüten’, pflegt der unterbrochene Verkehr zu sein. Die Partner sprechen von ihm oft ganz umgehend: „Wir haben aufgepasst! ... – Die Ehe missbraucht! ...” u.dgl. Viele Partner bleiben vorsichtig und möchten nicht nach mechanischen, noch umso mehr chemischen und hormonalen Mitteln greifen – wegen ihren seriösen krankheitserregenden Nebenwirkungen. Da sie sich aber zz. ein weiteres Kind nicht bestellen können (oder: sie möchten es, dass es Gründe gäbe, die dafür sprechen könnten ...), fliehen sie nach diesem, am leichtesten zugänglichen Mittel: sie unterbrechen ihren Verkehr vorzeitig.
– Viele andere gehen an Fruchtbarkeitstagen auf gegenseitige Selbstbefriedigung mit Petting über.

Es gibt Ehepaare und andere Geschlechtspartner, die solchen Stil der ehelichen Beziehungen voller Eifer ‘verteidigen’. Sie beweisen, solcher Verkehr entspräche ihnen, so dass hier keine Sünde vorliegen kann. Andere behaupten: „Wir sind Ehepaar, also ist es uns ‘alles erlaubt’ ...”. Noch andere suchen die Aufmerksamkeit vom eigentlichen Problem abzuwenden und lärmen laut, dass es offenbar den Geistlichen um ‘Liebe – Schade ist’, deswegen sprechen sie so viel vom Sexus. Nach noch anderen ist der unfruchtbargemachte Akt und Petting höchstens lässliche Sünde, und solche Sündenart braucht bei der Beichte nicht bekannt werden ...

Indessen in so grundlegendem Bereich, wie es beim Hinabsteigen zu Quellen selbst des Lebens und der Liebe geschieht, dürfen die menschlichen Betätigungen nicht arbitral: nach Willkür gewertet werden. Hier geht es um die verpflichtende objektive moralische Norm, die ihrem Wesen nach von diesem subjektiven: „Doch meiner Erachtung nach scheint es...” – von vornherein unabhängig sein muss. Darüber wurde schon oben gesprochen (s. ob., Der Weg Gottes Gebote – und die ganze weitere Folge dieses Fragments). An die hier zählenden moralischen objektiven Normen knüpfen immer wieder die Verlautbarungen der Kirche an, z.B.:

„Wo es sich um den Ausgleich zwischen ehelicher Liebe und verantwortlicher Weitergabe des Lebens handelt, (kann) die moralische Qualität der Handlungsweise nicht allein von der aufrichtigen Absicht und der Bewertung der Beweggründe (abhängen), sondern sie muss im Licht objektiver Kriterien bezeichnet werden, die die Natur der menschlichen Person und ihrer Taten berücksichtigen und die im Zusammenhang der wahren Liebe den vollen Sinn der gegenseitigen Hingabe einander und der menschlichen Weitergabe des Lebens wahren ...” (FC 32; vgl. HV 10.14.18; GS 51).

Es gibt Paare, die sich einzureden möchten, der unterbrochene Verkehr, das Petting und selbst Verhütungsmittel, die Abortivmittel nicht ausgenommen, wären in ihrem Fall zur Notwendigkeit geworden. Sie können nicht Kinder ins ‘Unendliche’ haben (oft haben sie nur 1, höchstens 2 Kinder; und dabei gar nicht schlechte Lebensbedingungen!), daher finden sie sich von moralischer Schuld und der Pflicht frei, die ehelichen Sünden, die sie bei ihrem Verkehr begehen, bei der Beichte bekennen zu müssen. Werden sie diesbezüglich gefragt und belehrt, dass solche Annäherungen jedes Mal objektiv Tod-Sünde sind, beteuern sie, sie begegnen einer so harten Beurteilung zum ersten Mal.

Offenbar es ist schwer daran zu glauben, wenn es auch psychologisch verständlich ist: unangenehme Themen werden auf Peripherien von Fragen abgeschoben, die möglich niemals ernst behandelt werden möchten! Da kommt aber die Frage auf: Wie sieht die Anteilnahme dieser beiden an Standesbegegnungen bei Gemeinde-Exerzitien und Missionen aus? Es gibt viele solche, die sich nicht würdigen, ein Wort der Wahrheit darüber hören zu wollen. Das forderte nämlich radikale Veränderungen – und davon wollen sie doch entschieden (besser) nichts hören. Allerdings: das beabsichtige Unwissen verdoppelt nur die Zurechnungsfähigkeit in Gottes Augen ...

Solcher Tatzustand ist Folge eines grundlegenden Mangels beim betreffenden Paar: Die Liebe wurde nicht als Aufgabe aufgefasst, die zu weiterem Wachstum verpflichtet. Diese beiden sind die Ehe eingegangen, allerdings die ‘Liebe’ selbst haben sie brach-liegen lassen. Sie täuschen sich vor, die Liebe käme ‘von allein’. Erst allmählich kommt es immer schmerzender zum Vorschein, wie sehr diesen beiden gerade die Liebe fehlt, auch wenn der Sexus nicht fehlt. Viele kommen mit der Zeit zur Besinnung, wie sehr ihr Band durch Kontrazeption und Petting abgezehrt wird, indem sie sich dabei allein zum „Nutzen bis zum Abnützen” herabführen.

Diese beiden – bzw. nur einer von ihnen – stellen bald mit Leid fest, wie schwierig es mit ablaufenden Tagen und Jahren in der Ehe ist, von den sich fixierenden Banden des Sündigens loszuwerden. Und wie leicht – einseitig unternommene Bemühungen, um die Sünde-Schlingen endlich zu zerreißen, an Verzankung enden. Satan will das einmal eingefangene Opfer nicht leicht von seinen Krallen loslassen. Er lässt die Befreiung aus der immer mehr tiefschneidenden Knechtschaft der Sünde nicht zu! Er versüßt sie nur ein wenig mit täuschender Idylle einer ‘sichergestellten’ gegenseitigen Ausnützung im solidarischen Sündigen, das diese beiden als ‘Liebe’ zu bezeichnen suchen ...

Die Empfindung einer ‘geschützten’ – ‘Sicherheit’ im Nicht-Besorgt-Sein wegen eines ‘Kindes’ wird doch erst gegeben, wenn nach ‘sicherer’ Chemie, d.h. nach Abortiv-Chemie gegriffen wird. Erst diese lässt die Sache ‘erledigen’ – diesmals in der Tat ... ‘wirksam’! Satan macht alles, um nur die Erwägung darüber nicht zuzulassen, wie diese ‘Wirksamkeit’ erreicht wird. Er beschwichtigt die ab und zu lauter werdende Stimme des Gewissens, d.h. die Stimme Gottes, die weiter unerschütterlich ruft: „Wo ist dein Bruder Abel” (Gen 4,9). Satan beruhigt mit falschen Beteuerungen in der Art: „Wer sollte da derartige Gewissensbedenken ernst nehmen! Es geht um ‘marginales’ Anliegen! Am besten darüber nicht wieder grübeln, und dagegen die sich bietenden Gelegenheiten benützen, solange es geht! Man braucht sich die von Geistlichen künstlich aufgedrängten Fragen nicht allzu sehr zu Herzen nehmen ...” !

Ob in dieser Lage die Gnadenzeit für schöpferische Ernüchterung noch einmal ankommt? Wie schmerzhaft kann es in der Zeit der Gnade werden, wenn sich jemand bewusst wird, dass er sich selbst, und diesen anderen auch – schon längst als „Gottes Ebenbild” anzublicken aufgehört hat! Denn bisher, bevor er sich an die elterlich-widrigen Betätigungen gewöhnt hat, war er noch ... Gott ‘ähnlich’. Dagegen heutzutage bleibt nur noch die „Ähnlichkeit zur Materie” (vgl. BF 19) am Ort. Unmöglich, dass das nicht ganz tief verwundete:

„Die Trennung zwischen dem, was das geistige, und dem, was das materielle im Menschen ist, hat die Neigung dazu herbeigezogen, dass der menschliche Körper nicht mehr in Kategorien seiner spezifischen Ähnlichkeit mit Gott behandelt werde, sondern in Kategorien der Ähnlichkeit zu allen Anderen in der Natur vorhandenen Körpern, die der Mensch als Rohstoff zur Erzeugung von Konsumgütern behandelt.
– Die Anwendung derselben Kriterien auf den Menschen wird zur enormen Bedrohung. Wenn der menschliche Körper – vom Geist und dem Denken abgerissen ähnlich wie andere Körper von Tieren zum Rohstoff wird, muss eingesehen werden, dass wir angesichts einer schrecklichen ethischen Niederlage stehen bleiben” (BF 19).

Entartung der Liebe-Gabe
in sexuelle Eroberungsgier

In der Ehe geht es nicht um Liebe-aus-Gedichten. Gegenstand des Gelöbnisses ist die gewöhnlichste Liebe zum Nächsten für den Alltag. Der fortdauernde Nächste ist dieser andere in Ehe.
– Auf ganz besondere Weise gilt aber das Gelöbnis der Liebe für Zeiten der intimen Nähe. In einem der weiteren Kapitel kommen wir genauer auf die kühnen Worte Johannes Paul II. von der „Ganzheitlichkeit” der Gabe der ehelichen Liebe, inwiefern sie alle Schichten des Menschen mit einbezieht: „... Die Impulse des Leibes und Instinktes, die Kraft der Gefühle und der Anhänglichkeit, das Streben von Geist und Willen(FC 13; s. auch schon ob.: Analogie der Ganzheitlichkeit der Gabe Christi – und der Ehegatten: Impulse des Leibes – und unt., im III.Teil: Das Sakrament der Ehe; – ferner unt., im VI. Teil dieser WEB-Site: seine ganze 9 Kapitel; und dann noch der VII. Teil, besonders das Kapitel 1 und 3). Der Heilige Vater lenkt in diesem Moment die Aufmerksamkeit mit ungewöhnlichem Nachdruck auf die Analogie hin, die zwischen der Ganzheitlichkeit der Liebe-Gabe im Fall des Erlösers-vom-Kreuz besteht – und zwischen den Ehegatten.

Es kann leicht zum peinlichen Finale eben der Liebe kommen, wenn sich die beiden keine Mühe geben, die Frage der Empfängnisplanung schöpferisch zu lösen. Für viele ist diese Frage zwar Gegenstand einer dauernd verdrießlichen Frage, dennoch sie unternehmen keine Mühe, dass sie würdig gemeistert wird.
– Indessen es ist unglaublich, dass Mann und Frau im Anschluss an einen unfruchtbar-gemachten Verkehr imstande sind, sich zartvollen Dank für die so erlebten Weilen ihrer intimen Nähe zu erweisen. Diese Zeit war für sie zweifellos ein einziges ‘Nervenknäuel’. Die Aufmerksamkeit des Gatten musste sich dann nicht am Herzen und Antlitz seiner Gattin sammeln. Er ist bei solchem Verkehr notwendigerweise um das eigene Erlebnis beschäftigt, eventuell er muss aufpassen, dass er sich z.B. beim unterbrochenen Verkehr nicht ‘zu spät’ zurückzieht.

Unmöglich, dass sich in dieser Lage im Herzen der Ehegattin die Heiterkeit einer friedvollen Fülle gestaltet – nach naturwidriger Unterbrechung des sich entfaltenden Erlebnisses.
– Die Frau findet sich gedemütigt, behandelt gleichsam eine Sklavin, die nichts zu sagen hat. Sie wurde als Nicht-Mensch behandelt, als ‘Spielzeug’, das jedenfalls nichts sagen darf und erliegen muss – nicht der Liebe, sondern dass sich ihr Mann an ihrem Geschlechtskörper toll ausschweifen kann.
– Ganz besonders tiefgreifende Demütigung gilt für die Frau, aber zweifelsohne auch selbst für den Mann, der außen erfolgende Erguss.
– Entfruchtete Verhältnisse entarten in wörtlichstem Sinn in Niederstampfen der Liebe des lebendigen Menschen.

Dasselbe gilt von der Frau, wenn jetzt sie, der Reihe nach, zuallererst nach einem ‘Mann’ sucht und ihn provoziert, dass er ihre Leidenschaftlichkeit befriedigt.
– Es ist unwahrscheinlich, dass „entfruchteter Verkehr als Entfruchteter” ihr Lebenstraum wäre! Stimmt sie darauf zu oder gestaltet sie ihn selbst auf solche Weise, tut sie es deswegen, weil sie sich dazu gleichsam ‘genötigt’ findet vom Mann, der nur den Sexus im Kopf hat; oder auch sie selbst ist dauernd mit Sex benommen.

Es ist aber unglaublich, dass sie in solchen Zeiten nicht ihre Herab-Würdigung auf eine Rolle wahrnimmt, die mit Liebe nichts zu tun hat:

„Dem ethischen Utilitarismus (nutznießerische Behandlung des Menschen) liegt – wie bekannt – der intensive Suchdrang nach Glück in maximalem Grad zugrunde. Aber dieses ‘utilitaristische Glück’ pflegt nur als Vergnügen, als sofortige Befriedigung begriffen zu sein, die die einzelnen Individuen ‘beglückt’, ohne die objektiven Ansprüche des wahrhaften Guten berücksichtigt zu haben.
– Dieses ganze Programm des Utilitarismus, das mit der individualistisch programmierten Freiheit verbunden ist – Freiheit ohne Verantwortung, ist Antithese zur Liebe, auch als Ausdruck der menschlichen Zivilisation, insofern sie ganzheitliche und kohärente Gestalt annehmen sollte. Wenn die so begriffene Freiheit in der Gesellschaft empfängliche Annahme vorfindet, kann befürchtet werden, dass sie – indem sie sich leicht mit jeder menschlicher Schwäche verbündet, eine systematische und permanente Bedrohung für die Familie schafft. Es ließen sich hier viele negative Folgen anführen ... So manche von ihnen bleiben im Verborgenen der menschlichen Herzen als schmerzliche, lange blutende Wunden” (BF 14).

Die Wahrnehmung des beiderseitig verächtlichen Auslebens an sich einander sollte den Weg zu einem ehelichen Dialog ebnen, um die Entartungen definitiv abzuschaffen. Vor den Gatten steht die Sicht, dass ihre Gemeinschaft für vielleicht noch viele Jahre ihres Zusammenlebens weiter bestehen wird. So viele Jahre gegenseitiger Herabsetzung in den intimsten Stunden bedeutet eine äußerst seriöse Belastung ihrer Psyche. Sollte auch die Sünde selbst mittlerweile zur alltäglichen Nahrung geworden sein und sollten selbst die beiden die Stimme ihres Gewissens wirksam erstickt haben ...!

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Guter Jesus, gib Mutti und Vati eine gute Gesundheit! Mögen sie mir zeigen, wie man Dich über alles lieben kann und wie man zu Deiner Freude nach dem Haus des Vaters streben soll.

Allerdings es kommen noch weitere Bedenken auf. Der Mann müsste bekennen, dass es ihm beim unfruchtbargemachten Verkehr eigentlich alles gleich ist, ob die Partnerin – gerade seine Ehefrau ist, oder eine beliebige ‘Frau’ – als eben ein ... ‘Weib-(chen)’. Dasselbe gilt für die Frau, wenn vor allem sie nach Erlebnissen sucht. Stellen sich die Partner von vornherein darauf ein, das Offenbleiben ihres Aktes auf Elternschaft zu vereiteln, setzen sie daselbst den Strich über die Einheit-in-Liebe: auf der Ebene des Leibes und dieser des Herzens.
– Sie beweisen sich einander, dass sie den anderen als diese einzige Person nicht lieben. War doch die Liebe einmal so stark geworden, dass die Gemeinsamkeit für gute und schlechte Tage sie zum Entschluss gebracht hat, sich zum beständigen Ehe-Bund zusammenzubinden. Bei Entfruchtigung des Verkehrs wird es dagegen zu keinem Problem, einander untreu zu bleiben, sooft sich nur eine Gelegenheit dafür bietet. Elterlich-widrige Handlungen verwischen das personale Antlitz: die Gatten verfallen ins Anonyme, was den totalen Gegensatz zur Liebe darstellt.

Es fehlt dann die erwartete Feinfühligkeit und Zärte, die das Gute wünschte und Gabe werden möchte. Der Mann gibt sich keine Mühe, dem Gefühls-Bedarf seiner Gattin nachzukommen. Er schenkt keine Geborgenheit – der auf sich genommenen Verantwortung zuwider – für das leibliche, geistige und religiöse Wohl, inwiefern es mit dem Ruf ihrer beiden zum Leben „nach dem (Heiligen) Geist” durchleuchtet werden sollte. Nicht verhehlter End-Zweck seiner Bestrebungen ist Zugang zum Geschlecht.
– Dasselbe gilt für die Frau, wenn sie zustimmt, dass der Verkehr unfruchtbar gemacht wird, oder sie drängt eben selbst solchen Verkehr auf. Sie müsste dann bekennen, dass die Person ihres Mannes dabei kaum wichtig bleibt. Hauptsache, dass sie dank ihm ihre eigene sexuelle Lust genießt ...

Darin besteht die Erniedrigung und Zerstörung der Liebe. Die Liebe besteht nämlich auf Gabe-Sein für jemanden Bestimmten. Selbst das Streben nach Vereinigung ist zweifellos Verwirklichung des bräutlichen Sinngehaltes des Leibes. Aber die Entfruchtigung des Aktes führt dazu, dass dieses Streben bei der Leiblichkeit stehen bleibt und die Sicht der lebendigen Person vereitelt wird. Am Gang ist dann die anonyme Sexualität: der Name der Person rückt auf immer weiteren Hintergrund.

Hier gilt es die moralische Schuld zu sehen: in der Reduktion der Person auf eine person-lose Wirklichkeit – der personalen Natur der Gatten zuwider. Liebe, die Hingabe-seines-Selbst mit Hinordnung auf das letztliche Gut bilden sollte (zentri-fugale Ausrichtung; vgl. ob.: Zentri-fugale Ausrichtung der Liebe) wandelt sich in selbstsüchtiges Anreißen des Geschlechts (zentri-petale Ausrichtung) um. Am Kampffeld der misshandelten Liebe bleiben zwei Sex-Egoismen stehen, nicht aber zwei ‘Lieben’, die in ein EINS zusammengekoppelt wären ...

Zu gleicher Zeit wird dann schrill sichtbar, dass derartiger ‘Vollzug von Kopulationen’ im wörtlichsten Sinn Sünde des „Ehebruchs” wird. Diesen beiden geht es doch weder um den wirklichen Ehemann, noch um die wahre Ehefrau, sondern einzig und allein um das Fleisch-Geschlecht: als Rohstoff, das ausgebeutet-werden-soll. Daher sind alle Sünden irgendwelcher Art elterlich-widriger Betätigungen immer direkt mit dem Gebot Gottes umfangen: „Du sollst die Ehe nicht brechen” !

Mit Geist
durchdrungener Leib

Selbst die Biologie hilft uns verstehen, dass die Geschlechtlichkeit keineswegs mit Genitalität (allein Geschlechts-Organe) gleichbedeutend ist. Die Geschlechtlichkeit prägt sich im ganzen Leib aus, nicht nur in Geschlechtsorganen. Jede Zelle des Organismus, alles gleich wovon abgenommen, trägt ihr Mal, demnach sie als einem männlichen, bzw. weiblichen Menschen zugehörend erkannt werden kann.
– Lässt man aber selbst die histologische (medizinische) Erkenntnisweise der Zellen beiseite (aufgrund der Gewebestreifen unter dem Mikroskop), genügt es manche andere Besonderheiten zu bemerken, die mit Männlichkeit bzw. Weiblichkeit des Menschen einhergehen. Und zwar, die geschlechtliche Zugehörigkeit zeichnet sich nicht nur mit körperlich unterschiedlicher Gestaltung von Mann und Frau ab, sondern außerdem mit unterschiedlicher Klangfarbe der Stimme, Qualität der Gebärden, Eigenart in Bewegungen und selbst Unterschiedlichkeiten in Betätigungen der Vermögen vom Grenzbereich von Leib und Seele: des Vorstellungs- und Gefühlsvermögens, das das Vorstellungsvermögen und die Gefühle der Tiere wesenhaft überragt.

Noch mehr, das Mal der Geschlechtlichkeit drückt sich kennzeichnend selbst in Vermögen des Geistes aus, die die Person und ihre Würde bestimmen: in der Befähigung, seines-Selbst-bewusst sein zu können, wie auch in der Denkweise, die nach Wahrheit sucht; und anderseits in der Befähigung, freiwillige Entscheidungen treffen zu können. Es ist bekannt, dass auf charakteristisch andere Art und Weise denkt und will: der Mann – und die Frau.
– Das alles zeugt von der grundlegenden Tatsache: Mann oder Frau zu sein ist in keinem Fall Frage allein unterschiedlicher Geschlechts-Organe! Die geschlechtliche Unterschiedlichkeit prägt sich auf allen Ebenen des Mensch-Seins aus: des Geistes und des Körpers zugleich. So sagt es auch Johannes Paul II.:

„Der Mensch ist als fleischgewordener Geist, das heißt Seele, die sich durch den Leib ausdrückt, und als Leib, der durch den unsterblichen Geist gestaltet wird, gerade in dieser seiner vereinigten Ganzheit zur Liebe berufen ...” (FC 11).

Dank dem, dass der Mensch gleichzeitig Leib-Geist ist, ist er fähig sich selbst als Person in einem seiner Organe zu kondensieren (verdichten). Es kann daher gesprochen werden: „... Dieser wurde dabei ganz zum Gehör; Er wandelte sich ganz in Anblicken um”! Kommt das Hören, Anblicken u.dgl. – ohne das betreffende Organ nicht zustande, so hört doch und sieht letztlich nicht dieses Organ als autonome Wirklichkeit, sondern der Mensch: die Person.
– Das gilt auch für die gelebte Geschlechtlichkeit. Unmittelbare Teilhabe darin kommt zwar den Organen der geschlechtlichen Kontaktnahme zu. Doch letztlich ist es Erlebnis der ganzen Person dieser Partner: begabt mit Vernunft, freiem Willen und der unabtrittbaren Verantwortung, die sie auf sich zu nehmen befähigt sind.

Bei Tieren gibt es zwar ein entwickeltes sexuelles Leben und man kann ihre erstaunlichen geschlechtlichen Verhaltensweisen beobachten. Sie erscheinen in der Regel nur zu Brunstzeiten, wonach männliche und weibliche Individuen sich gegenseitig neutral verhalten und meistens nicht mehr paarenhaft herumgehen. Bei Tieren gibt es keine freiwillige Wahl des Partners, noch freiwilligen Verzicht auf Kopulation um höherer Beweggründe willen.
– Anderseits bei Tieren gibt es in der Regel keine sexuellen Entartungen. Dagegen beim Menschen zeugt selbst die Sünde von wesentlicher Andersheit der gelebten Geschlechtlichkeit. Sünde bedeutet eine Tat, die in wahrgenommener Verantwortung vor sich selber, vor Menschen und Gott begangen wird.

So tragen also verschiedene Fachgebiete dazu bei, dass von noch anderer Seite her als nur der Theologie, Philosophie oder Anthropologie – ein ähnlicher Schluss gezogen werden kann: der Mensch ist Mann bzw. Frau nicht allein aufgrund dessen, weil ihm unterschiedliche Genitalien ‘eigen’ sind. Die Männlichkeit und Weiblichkeit ist – über ihre somatische (körperliche) geschlechtliche Kennzeichen ersten, zweiten und dritten Ranges, nur äußere Offenbarung der Person des betreffenden Menschen, die in ihrer Ganzheit männlich bzw. weiblich ist:

„... Infolgedessen ist die Geschlechtlichkeit ... keineswegs etwas rein Biologisches,
sondern betrifft das innere Wesen der menschlichen Person als solcher ...” (FC 11).

So kann es verstanden werden, dass das Erleben der geschlechtlichen Nähe von der Verantwortung für die Beachtung bzw. Nichtbeachtung der Würde dieses Anderen als Person – und nicht als ‘Ding-Gegenstand’, nicht ausgenommen werden kann. Prüfstein, der über die ethische Bewertung der gegenseitigen Beziehungen entscheidet, ist dauernd die Liebe. Diese ist aber gleichzeitig Berufung des Menschen und Weg, um „sich selbst wieder finden zu können”.

Die Herabsetzung der Person auf das Niveau eines ‘Dinges’, um es gebrauchen-ausnützen zu können, kann unmöglich das Leid der Natur des Menschen nicht auslösen. Ist doch der Mensch ein Jemand erst dank des unsterblichen Geistes. Jesus Christus sagt: „Der Geist ist es, der Leben gibt; das Fleisch nützt nichts(Joh 6,63). Es sind keine Worte der Geringschätzung des Leibes, sondern sie weisen auf die Grundlage der Größe des Menschen hin. Maßgebend für ihren unveräußerlichen Preis ist der Geist: der Heilige Geist, der „Herr und Belebende”, dessen Tempel der Mensch sein darf und es soll (1 Kor 3,16; 6,19f.):

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Polnischer Missionar in Indonesien vor der Figur des verehrten, geliebten Hl. Josef – im Lauf einer seiner Exerzitien über die Barmherzigkeit Gottes: 2016.

„‘Der Geist ist es, der Leben schafft, das Fleisch nützt nichts’. Diese Worte drücken entgegen allem Anschein
die höchste Bejahung des Menschen aus: die Bejahung des Leibes, den der Geist lebendig macht”! (RH 18).

Dank seinem Geist ist die Person kein ‘Etwas’, sondern ein ‘Jemand’. Sie ist fähig über sich selbst hinaus-zu-wachsen und jemandem entgegenzugehen – u.a. mit der Absicht, freiwillige Hingabe ihm zugute zu werden. Anders gesagt: allein dank dem, dass der Mensch gleichzeitig Geist-Leib ist, wird die Liebe möglich – eine Wirklichkeit, die nicht ‘materieller’, sondern geistiger Natur ist:

„Denn die Liebe Gottes (Gott-die-Liebe) ist ausgegossen in unsere Herzen
durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist” (Röm 5,5).

Kein Wunder, dass Johannes Paul II. in seinem Brief an die Familien daran erinnert, dass die Kirche bei der Ehe-Schließung den Heiligen Geist innigst bittet, Er möge die Herzen dieser beiden „heimsuchen”:

„Komm, Schöpfer Geist, kehr bei uns ein,
Besuch das Herz der Kinder dein:
Die deine Macht erschaffen hat
Erfülle nun mit Deiner Gnad’ ...”

Der Heilige Vater fügt hinzu:

„Das Gebet dient der Stärkung der geistigen Konsistenz der Familie,
indem sie dazu beiträgt, dass die Familie an Gott stark wird ...
Es ist notwendig, dass aus dieser ‘Heimsuchung der Herzen’ (durch den Heiligen Geist) die innere Kraft der menschlichen Familien erwächst: die Kraft, die sie in Liebe und Wahrheit vereinigt” (BF 4).

Johannes Paul II. bemerkt, dass im modernen Rationalismus die starke Tendenz beobachtet werden kann, den menschlichen Leib entschieden seinem Geist entgegenzustellen, und umgekehrt. Diese Tendenz widerspricht entschieden dem Göttlichen Schöpfungswerk des Menschen in seiner von Gott gewollten Einheit als Leibes-Geistes zu gleicher Zeit:

„Der moderne Rationalismus heißt den Geist des Menschen radikal seinem Körper zu widersetzen. Dagegen der Mensch ist Person dank gleichzeitig seinem Körper und Geist.
– Dieser Körper darf nicht auf das Ausmaß der reinen Materie herabgesetzt werden. Er ist nämlich ‘vergeistigter’ Körper, ähnlich wie der Geist so tief mit dem Körper vereint ist, dass er einigermaßen als ‘verkörplichter’ Geist genannt werden kann. Die tiefste Quelle, um ihn kennen zu lernen, ist das Wort, das Fleisch geworden ist.
– Christus offenbart dem Menschen – den Menschen (GS 22). Gerade diese Aussage des Zweiten Vatikanischen Konzils ist in gewissem Sinn die lange erwartete Antwort, die die Kirche dem modernen Rationalismus darstellt ...” (BF 19).

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Polnischer Missionar: Beendung einer der Exerzitien über Gottes Barmeherzigkeit – für Priester, samt dem Bischof: 2015, Palembang, Sumatra.

Wird man sich über die Folgen der Tatsache klar, was das bedeutet: der Mensch-die-Person dank der unbegreiflichen, sich gegenseitig durchdringenden Wirklichkeit des Leibes-mit-dem-Geist, und des Geistes-mit-dem-Leib, wird es auch leichter die Wunde in ihrer ganzen Schärfe zu begreifen, die sich die Partner zufügen, wenn sie auf Entfruchtigung des Aktes umschalten, sollten sie sich dessen auch vorerst nicht einmal gut bewusst werden.

Verletzt wird die Tiefe des Menschen als Person. Diese aber kann nicht getäuscht werden, sie vergisst auch nicht leicht.
– Beim unfruchtbargemachten Akt streben diese beiden danach, den Leib als Sache-zum-Ausleben zu haben. Indessen ‘geschlechtliches’ Wesen ist der Mensch als Ganzes: als Person. Aber darüber will jetzt weder der eine, noch der andere von ihnen nachdenken.
– Die Liebkosung hört auf, Zeichen der Hingabe „von Person zu Person” zu sein. Sie entartet in Selbstzweck: um sich nur Wahrnehmungen allein auf der Ebene des ‘Fleisches’, im ‘Sex’-Ausmaß – zum eigenen Genuss zu sichern. Liebe entartet in Ego-Zentrismus.
– Die verlogene Gabe wechselt in primitive Aneignung um, die die eigensüchtige Sex-Befriedigung unter dem hehren Namen der ‘Liebe’ bemäntelt.

Am Beispiel
der Selbstbefriedigung
und Pettings

Besonders leicht ist es zu verstehen, warum der entfruchtigte Verkehr Sünde ist, wenn man überlegt, was eigentlich bei Selbstbefriedigung – einsam oder zu zweit, also in Form des Pettings, letztlich geschieht. Selbstbefriedigung ist selbstverständlich Vergehen gegen das VI.Gebot. Aber umso mehr gegen das I.Gebot: Liebe zu Gott von ganzem Herzen und zum Nächsten, wie sich selbst (Mt 22,37ff.). Erzwingt jemand das Höchsterlebnis bei sich, will er die Genitalien – diese seinen oder diese des anderen – als ‘Sache’ haben, um sie bis zu ihrem „Abnutzen” auszubeuten: mit dem Tastvermögen, mit dem Auge, begehrlichem Verlangen. Er lässt den Gedanken nicht zu, dass sie kein Ding sind, sondern integraler Teil seines Selbst Ganzen, indem sie nur seine männliche, bzw. weibliche Person offenbaren.

Es wird hier sowohl Gott, wie die handelnde Person ganz tief verwundet. Die Genitalien sind keine Sache, die an die menschliche Person nur ‘angehaftet’ wäre. Sie offenbaren dagegen einzig, dass wir hier im Angesicht der Person dieses Menschen stehen bleiben, die ganz Mann bzw. Frau ist – bis zu den höchsten geistigen Stufen ihres Mensch-Seins einschließlich. Es gehört sich demzufolge, dass sie mit Feingefühl und Liebe in ihrer Ganzheit angenommen wird: als zugleich Leib-Geist.

Unmöglich, dass die Verwüstungen verheimlicht werden, die im Inneren des Menschen: in seinem Herzen und Gewissen – vom Benutzen seines Selbst oder jemandes anderen zur Selbstbefriedigung bzw. zum Petting bewirkt werden.
– Unwahrscheinlich, dass die Person, die Selbstbefriedigung praktiziert – allein oder gemeinsam, nicht die Erniedrigung in eigenen Augen und dieses Anderen verspüren sollte.
– Niemand empfindet nach solcher Betätigung einen gelösten Freude-Aufschwung, dass er „sich-selbst-wiedergefunden” und die Wahrnehmung der inneren Erfüllung erreicht hätte.

Jede Sünde, allerdings wohl besonders gerade diese, erlöscht im Menschen etwas ganz wesentliches: der Mensch hat sich selbst gedemütigt, indem er die Person zum Ausleben an nur einer ihrer Komponenten benutzt hat – mit dem Schnitt über sie als ihre Gesamtheit.
– Grundlage für die Achtung zu sich selbst sollte das Erleben der eigenen Würde sein: als jemandes, der erlöst worden ist „um einen teuren Preis” (1 Kor 6,20), als „Tempel des Heiligen Geistes” (1 Kor 3,16), das zur bräutlichen Vereinigung mit dem Dreieinigen berufen ist.

Infolge des erlöschten Gottes Lebens (aus dem Herzen herausgewiesener Gott, der Liebe ist), der unmittelbaren Wirkung der begangenen schweren Sünde, schwindet auch die Herzens-Freude.
– Das Auge des Menschen, der sich selbst gedemütigt hat, ist nicht mehr durchsichtig.
– Dahinter lauert Angst, aber auch eine Verachtung seines Selbst. Und vielleicht dabei Verzweiflung, sollte sie auch mit Aktivität tarniert werden, um die Leere des Inneren zu verhehlen, oder selbst vor sich selbst und Gott zu fliehen.
– So verletzt der Mensch sich selber: es fehlt hier geradeaus die Liebe zu sich selbst!

Die wahre Liebe ist eine starkmütige Tugend. Sie befähigt, sich selber im Bedarfsfall ein Nein-Wort zu sagen, und konsequent Anforderungen an sich selbst zu stellen: „an sein Herz und an seinen Leib(ML 284). Einwilligung auf Verlust der Befähigung: ‘Sich-selbst-Herr-zu-sein’ bewirkt, dass Leben und Freude nicht nur nicht zunehmen, sondern gewaltsam hinunterfallen.
– Der Mensch versetzt sich selber den „Todes-Stoß” (RP 15). Es bestätigt sich der Spruch: die Tiefe des Menschseins kann unmöglich getäuscht werden!

Die Sünde der Selbstbefriedigung, des Pettings u.dgl., ist tiefgehende Verwundung selbstverständlich des Schöpfers.
– Gott erschafft den Menschen als einen Jemand: Person – sein lebendiges Ebenbild. Gott ist Person: Trinität der Personen in Einheit derselben Gottheit. Dieser Gott-die-Person befähigt den Menschen, Anteil haben zu dürfen am Geheimnis seiner Liebe, die Er – IST; der Fülle von Leben, das Er – IST.
– Selbstbefriedigung wird radikale Demütigung seines Selbst als Gottes Ebenbildes. Erhoben zur Würde des Herrn über die übrige Schöpfung, degradiert der Mensch sich selbst und setzt sich auf das Niveau unterhalb der Dinge.

So ist sein Wille: er will Gegenstand sein, dem bisher die Würde der Person zugekommen war. Er stellt sich solche Ordnung auf, die er sich ersonnen hat: einer Liebe, die anstatt Hingabe-zu-sein (so ist es in und bei Gott), zur Gegen-Gabe wird: zur Beschlagnahme der Personen-Gabe – um der Selbstbefriedigung willen.
So wird hier ein Vergehen gegen den Schöpfer begangen, dem vom Menschen das anmaßende: „Ich will Dir nicht dienen!” (Jer 2,20) ins Gesicht geworfen wird.
– Zugleich weist der Mensch den ihm von Gott angebotenen „Braut-Ring” zurück: Gottes Ruf zur Würde der Braut des Bräutigams-vom-Kreuze.

Es pflegt so zu sein, dass der Mensch in der Regel gleich nach der Sünde erfährt, dass es ihm in der von ihm geschaffenen ‘Neu-Ordnung’ unwohl ist, falls er es in seinem beleidigten Selbst-Ehrengeiz überhaupt zu anerkennen vermag. Jetzt hat er vom Herrn bekommen, was er gewollt hat: vom Herrn – ist er Sklave-Knecht-der-Dinge geworden! Es hat ihm nicht gefallen, Ebenbild Gottes zu sein. In Kraft der freien Wahl wurde er zum Gegenstand; oder genauer gesagt: Person, die auf das Niveau unterhalb der Dinge herabgesetzt wurde. Jetzt werden ‘Dinge’ über dem nieder-gestreckten Herrn herrschen. Sie werden an ihm die Unterordnung erpressen.
– Und es ist merkwürdig: der Mensch ergibt sich ‘Dingen-Gegenständen’ in der Regel widerstandslos, auch wenn „mit Zähneknirschen” (vgl. Lk 13,28; Mt 24,51; 25,30)! Um nur Gott-die-Liebe nicht hören zu müssen (vgl. BF 14)!

´Verzierung

RE-Lektüre: II.Teil, Kapit. 5a.
Stadniki, 8.XI.2013.
Tarnów, 26.V.2023.

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Fünftes Kapitel. BETÄTIGUNGEN ‘CONTRA’: IHRE MENSCHLICHE FOLGEN.
Psychologische Ausklänge


Die bisherige Gedankenfolge

A. Würde DER LIEBE: ERFÄHRT SIE ERHÖHUNG ODER DEMÜTIGUNG?
Nicht als Aufgabe gelebte Liebe
Entartung der Liebe-Gabe in sexuelle Eroberungsgier
Entfruchtigung: Anonymer Sexualismus
Mit Geist durchdrungener Leib
Am Beispiel der Selbstbefriedigung und des Pettings

Bilder-Fotos

Abb.1. Kind findet sich wohl bei solcher Hund-Lehne
Abb.2. Kleinmädchen das mit gefalteten Händen herzvoll betet
Abb.3. Beim Hl.Josef: Exerzitientage über Gottes Barmherzigkeit, Indonesien
Abb.4. Ende der Exerzitien über Barmherzigkeit Gottes für Priester, samt
!empt (0 kB)Bischof: Palembang, Sumatra, Indonesien