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VERMERK: Abkürzungen zur angeführten Literatur s. Literatur


Verzierung

C.
ETHISCHE VORAUSSETZUNGEN
DES AKTES IM BESONDEREN

Verzierung

Vereinigung in Liebe
offen auf Elternschaft

Jedesmaliger Akt der ehelichen Geschlechts-Vereinigung wird auf ganz besondere Weise zum Prüfstein der personalen Hingabe aneinander dieser beiden. Der Schöpfer von Mann und Frau in ihrer Würde und ihrem Gerufensein zur Vermählung mit dem Dreieinigen, besorgt um die Qualität der Liebe, hat u.a. die innere Friedensordnung des Geschlechtsaktes eingerichtet und gesichert. Von der Anpassung an sie hängt es ab, ob er zum Aufbau der Liebe beiträgt oder auch zum „Stein des Anstoßes(Lk 2,34; Ps 118 [117] 22) wird, der die Zerstörung und Degradierung der Liebe herbeiführt.

Hier eine der Äußerungen des Lehramtes der Kirche, das aufgrund des Willens Jesu Christi betreffs all dessen, was unter den Blickpunkt des letztlichen Heils des Menschen fällt, „der einzige authentische Führer des Gottes Volkes” (FC 31) ist. Worte aus der Enzyklika „Humanae Vitae” des Hl. Paul VI.:

„Indem die Kirche die Menschen zur Befolgung der Gebote des natürlichen Gesetzes [im Sinn: der Natur der Personen-Liebe zwischen Mann und Frau; vgl. EL 310f.; ebd., 310-323]
ermahnt, das sie in ihrer beständigen Lehre auslegt, lehrt sie,
dass es notwendig ist, dass jeder eheliche Akt von sich aus auf die Erzeugung menschlichen Lebens hingeordnet sein muss” (HV 11).
(latein: Ecclesia ... id docet necessarium esse, ut quilibet matrimonii usus ad vitam humanam procreandam per se destinatus permaneat)
.

Noch eindringlicher wird die innere Friedensordnung des Geschlechtsaktes in weiteren Worten der Enzyklika bezeichnet:

„Diese Lehre [die innere Friedensordnung des Aktes: es muss sowohl die Liebe, als auch das Offenbleiben für die Elternschaft respektiert werden],
die vom Lehramt der Kirche den Gläubigen wiederholt dargelegt worden ist, gründet in einer von Gott festgelegten, unlösbaren Verknüpfung,
die es dem Menschen eigenwillig zu zerreißen nicht erlaubt ist –
zwischen dem Sinngehalt der Einheit [lat.: significatio unitatis; Berufung auf die Befähigung, nachdenken zu können; es geht um: significatio unitatis = Sinngehalt des Einsseins = Vereinigung; vgl. EL 290ff.]
und dem Sinngehalt der Zeugungskraft [significationem procereationis = Sinngehalt der Elternschaft = das Offenbleiben für potentielle Elternschaft],
die beiden dem ehelichen Akt innewohnen.
(dieser ganze Satz latein: Huiusmodi doctrina, quae ab Ecclesiae Magisterio saepe exposita est, in nexu indissolubili nititur, a Deo statuto, quem homini sua sponte infringere non licet, inter significationem unitatis et significationem procreationis, quae ambae in actu coniugali insunt).
Denn der eheliche Akt, indem er aufgrund seines tiefsten Wesens,
mit engstem Band Ehemann und Ehefrau verbindet [Hinordnung der Struktur des Aktes auf Einheit],
befähigt er sie auch zur Zeugung neuen Lebens [Dynamik des Aktes, der sich im Erleben des Mannes auf die Möglichkeit der Lebensweitergabe aufschließt]
– entsprechend den Gesetzen, die in die Natur des Mannes und der Frau eingeschrieben sind [wie oben: Natur ihrer beiden ist: ihre Personen-Würde, die dem von ihnen geschlossenen Liebe-Bund entspricht].
– Wenn diese beiden wesentlichen Elemente des ehelichen Aktes, also der Sinn der Vereinigung und der Fortpflanzung beachtet werden, behält der Verkehr in der Ehe völlig den Sinngehalt gegenseitiger und wahrer Liebe, und seine Hinordnung auf die erhabene Aufgabe der Elternschaft, zu der der Mensch berufen ist"
(latein: Etenim propter intimam suam rationem, coniugii actus, dum maritum et uxorem artissimo sociat vinculo, eos idoneos etiam facit ad novam vitam gignendam, secundum leges in ipsa viri et mulieris natura inscriptas. Quodsi utraque eiusmodi essentialis ratio, unitatis videlicet et procreationis, servatur, usus matrimonii sensum mutui verique amoris suumque ordinem ad celsissmum paternitatis munus omnino retinet, ad quod homo vocatur. ...) (HV 12).

Jeder Bruchstück des angeführten Absatzes der Humanae vitae (1968) hebt die engste Einheit der zwei untrennbar miteinander verflochtenen sowohl Hinordnungen [destinatio = Ausrichtungen], wie der Sinngehalte [significatio = Sinngemäßigkeit] des ehelichen Aktes hervor: der Vereinigung – und elterlichen Bereitschaft. Sooft sich die Gatten entscheiden, sich ihre gegenseitige Liebe mit geschlechtlicher Vereinigung zu erweisen, nehmen sie unvermeidlich jedes Mal auch die elterliche Bereitschaft an – und umgekehrt.
– Der Heilige Vater stellt fest, dass ein von Gott selbst eingesetztes „untrennbares Band” zwischen dem Akt besteht, inwiefern er zugleich den Vereinigungsvorgang in Liebe äußert – und demselben Akt, inwiefern er die elterliche Bereitschaft zum Ausdruck bringt.

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Intensive Vorbereitung zur künftigen Spezialisation als Kardiologe bei diesem ... Boxer-Hund. Verwundernde Geduld dieses doch bedrohlichen Hundes, dass er es erlaubt sein Hundesherz abzuhören. Vorläufig zeigt nichts an, dass der Hund das Mädchen beißen möchte ...

Die Gatten bekommen den auf solche Art und Weise konstruierten Eheakt als vorgefundene Wirklichkeit, auf deren Beschaffenheit sie keinen Einfluss haben. Niemand unter den Menschen hat den Akt des geschlechtlichen Verkehrs erschaffen. Niemand auch kann ihn ändern oder zerstören. Die Untrennbarkeit des Bandes zwischen der gleichzeitigen, gleichsam zwei Aspekte aufweisenden Hinordnung-Ausrichtung des Aktes [lat.: destinatio]: auf den Aufbau der Einheit (es soll Liebe sein) – aber zugleich auch auf Eltern-Werden-Können; und parallel dazu: zwischen dem ebenfalls zwei Aspekte aufweisenden Sinngehalt [lat.: significatio = Sinnbedeutung], den der Akt auch schon zum Ausdruck bringt: dass diese beiden Person-Gabe füreinander tatsächlich schon geworden sind [Einheit-Liebe], und dass sie folglich das Offenbleiben auf Elternschaft angenommen haben [Leben], ist Wirklichkeit, die der Zuständigkeit irgendjemandes unter den Menschen entzogen ist.

Zwar steuert der tatsächliche Stil des Vollzugs des Geschlechtsverkehrs bei Eheleuten und Nicht-Ehepartnern oft entschieden dahin, die so von Gott erschaffene Friedensordnung des Geschlechtsaktes umzustürzen. Gott lässt seinem Ebenbild die Freiheit über, dass es sich selbst Ihm: Gott – widersetzen kann.

Es ist klar, die Sünde führt niemals zum Glück. Sie hinterlässt nur die Erfahrung einer leeren, künstlich erzwungen sinnlichen Lust. Das erfahren unleugbar die daran beteiligten Partner, sollten sie sich auch zur Niederlage ihrer so ‘betriebenen‘ Liebe nicht bekennen mögen. Sie erleben die Zeiten der Sünde letztlich als Lust voller Bitterkeit und Plattheit: Vorgeschmack der Verdammung.
– Daher empfinden sie nach solchem Verkehr ihre Demütigung. Alle Lust am Orgasmus bleibt mit innerem Gewissensmissklang und verheimlichter Angst vor letztlichen Folgen ihrer Eigenmächtigkeit gewürzt.
– So sind die Folgen, wenn beim Betreiben der ‘Liebe‘ – Gott selbst abgelehnt wird: der einzige Urquell der Liebe, die sich freuen sollte, sooft sie vielfältig mit Leben beschenken kann.

Sowohl Gott, wie die Kirche in Gottes Namen, kämpft um die Wahrheit der Liebe. Liebe soll „Hingabe der Person an die Person” (BF 11) sein. Es wird keine Liebe dort geben, wo „In-Besitz-Nahme des Geschlechts” zum selbstsüchtigen „Genussnutzen” erscheint, noch wo die Person unbeachtet werden wird, wo sie also nur als Gebrauchs-Gegenstand zum Ausleben „benützt-gebraucht” wird, sollte das alles selbst mit beiderseitiger Zustimmung geschehen.
– Die Kirche verteidigt so „den Menschen vor dem Menschen”. Sie ruft zur „Zivilisation der Liebe” auf, die nur eigenartiger anderer Name für die Nächstenliebe in Christi Sinn ist:

„Die Zivilisation der Liebe im heutigen Sinn dieses Ausdrucks inspiriert sich an den Worten aus der Konzilskonstitution ... : ‘Christus ... offenbart ... dem Menschen den Menschen selbst voll und erschließt ihm seine höchste Berufung‘.
– Man kann daher sagen, die Zivilisation der Liebe beginnt mit der Offenbarung Gottes, der ‘die Liebe ist‘ ...
Derartige Zivilisation ist mit der Liebe eng verbunden, die ‘ausgegossen ist in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist‘ [Röm 5,5](BF 13).

Der Heilige Vater spricht weiter:

„Nur wenn die Wahrheit über die Freiheit und die Personen-Kommunion in Ehe und Familie ihren Glanz zurückgewinnt, wird die Zivilisation der Liebe zur Wirklichkeit werden ...
Warum ist der ‘Glanz der Wahrheit‘ so wichtig? Wichtig ist er als Kontrast, da die Entwicklung der modernen Zivilisation an einen oft einseitigen wissenschaftlich-technischen Fortschritt gebunden bleibt. Es geht um die rein positivistische Beschaffenheit dieser Entwicklung. Seine Frucht [d.h. dieses Positivismus] ... auf dem Gebiet der Handlungsweise und der Sittlichkeit – ist der Utilitarismus ...
– Der Utilitarismus ist eine Zivilisation des Erfolgs, des Genusses, eine Zivilisation der ‘Gegenstände‘ und nicht der ‘Personen‘, eine Zivilisation, in der die Personen zum Gegenstand des Nutzziehens werden, ähnlich wie von ‘Dingen‘ Gebrauch gemacht wird.
– So wird also – auf dem Boden der Zivilisation des Genusses, die Frau für den Mann zum Gegenstand. Die Kinder werden zu einem Hindernis für die Eltern. Die Familie wird zu einer Einrichtung, die die Freiheit ihrer Mitglieder einschränkt.
– Um sich von alldem zu überzeugen, braucht man nur manche Programme der Sexualerziehung zu prüfen, die häufig trotz gegenteiliger Meinung und selbst des Protestes vieler Eltern in den Schulen eingeführt werden. Und ferner der ganze ‘pro-abortive‘ Trend, den man hinter dem Begriff des sogenannten ‘Rechts auf Selbstentscheidung‘ (pro choice) vonseiten beider Ehegatten, im besonderen aber vonseiten der Frau zu verstecken sucht ...” (BF 13; vgl. EV 25.28; usw.).

Es wird klar: Die Unnachgiebigkeit der Kirche, die im Namen und in Beauftragung ihres Göttlichen Gründers Jesus Christus spricht, hat das eine vor: dass die ‘Liebe‘ – Liebe, und die eheliche Hingabe – tatsächlich Hingabe bleibt. Es ist unmöglich, die Hingabe bei geschlechtlicher Vereinigung anders zu verwirklichen, als nur indem die menschliche und Göttliche ‘innere Friedensordnung des Aktes der Geschlechts-Vereinigung‘ so – ‘bis zum letzten‘ angenommen wird, wie sie diesen beiden von Gott selbst dargereicht wird.

Probe der Liebe-Qualität

Gott, der die Eheleute zur Einheit in Liebe einlädt, sooft sie im Geschlechtsakt „zwei-zu-Einem-Fleisch” werden, bietet ihnen dieses Geschenk in tiefster Besorgtheit dar, dass sie dann die Liebe als tatsächliche ganzheitliche Gabe ihrer Personen aufgreifen, die sich in Liebe – und zur Liebe hin vereinigen.

Der Akt der geschlechtlichen Vereinigung soll aufgrund Gottes Einsetzung jedesmal die Zusammenfassung-Kondensierung des tiefsten Sinnes selbst der Ehe werden: als der beständigen Gemeinschafts-Kommunion von zwei Personen, die auf Weitergabe des Lebens ausgerichtet ist.
– Wesentlich sind dauernd zwei Aspekte der ehelichen Wirklichkeit: Einheit in Liebe dieser zwei Personen – und ihr Aufgeschlossenbleiben für Elternschaft. So ist die Ehe und somit soll sich mit denselben zwei grundlegenden Merkmalen auch ihre bündigste Zusammenfassung in Zeiten ihres ehelichen „zwei-zu-Einem-Fleisch” kennzeichnen.

Hier zeigt sich aber Gott gerade als Gott. Gott „treibt” den Menschen gleichsam voran, sich selber dauernd zu überschreiten. Nur dann ist der Mensch ‘er-Selbst‘, wenn er sich entfaltet: wenn er beständig den Vorrang des Geistes über die Materie zu einverleiben sucht. So ist die Dynamik der wahren Liebe: sie wird ‘sie-Selbst‘ erst, wenn sie uneigennützige Hingabe ihrer Person an die Person jemandes anderen wird. Daher hat Gott bewirkt, dass das, was in der Ehe als eigenartige ‘Festfreude‘ erwartet wird: das Sich-einander-Schenken in ehelicher Vereinigung, jedesmalig zur Probe auf die Qualität der Liebe wird.
– Bei dem geschlechtlichen Verkehr wird es durchschaubar, ob die Liebe dieser beiden Gabe ist, oder schlecht bemäntelter sexueller Egoismus-Selbstliebe.

Gott kann sein lebendiges Ebenbild unmöglich nicht auf Probe-Situationen aussetzen.
– Auch dem Menschen gehört es sich, sich selbst gegenüber – das Anrecht, sich erproben zu lassen, sowohl unter leichter zu meisternden Umständen, wie auch schwierigeren: Ob es ihm am ewigen Leben, das das letztliche Finale der Existenz überhaupt des Menschen, also auch der Eheleute bleibt, gelegen ist.
– Gott selbst gebührt solches Recht umso mehr, den Menschen – und diese beiden – zu prüfen: Ob sie ihre Entscheidung beharrlich aufrechterhalten, „Gott von ganzem Herzen zu lieben, und den Nächsten wie sich selbst”.

Der Eheakt soll diesen beiden aus Gottes Gründung viel Befriedigung und gelöste Heiterkeit bereiten – aufgrund allein eines so engen, gegenseitigen Mit-einander- und In-einander-Seins. Allerdings die in diesen Zeiten sich auslösenden, behaglichen Empfindungen, hängen mit gewisser Mühe zusammen, die einem eigenartigen ‘Stachel‘ auf dieser Rose gleichkommen kann. Die Liebe wird im Akt selbst dieses Einswerdens üblich auf Feuerprobe ausgesetzt: es wird hier ihre Qualität verifiziert.

Prüfstein für die Qualität der Liebe beim Geschlechtsakt wird am häufigsten, auch wenn nicht ausschließlich, seine zweite Hinordnung-Ausrichtung, die untrennbar mit der werdenden Vereinigung zusammenhängt: seine Hinordnung auf elterliche Potentialität.
– Die Gatten möchten so manches Mal „zwei-zu-einem Fleisch” werden, indessen sie wollen nicht, oder selbst sie können es nicht – sich zurzeit auf neuerliche Elternschaft einstellen. Ist die Liebe ihrer beiden nicht völlig aufrichtig, d.h. ist sie nicht ganzheitliches ‘Gabe-Sein-für-diesen-anderen‘, sondern sexuelle Selbstsucht unter dem Scheingrund einer ‘Liebe‘, kann es leicht zum Vergehen gegen das untrennbare Band des Geschlechtsaktes kommen: zwischen seiner Hinordnung auf Vereinigung – und seinem gleichzeitigen Offenbleiben für elterliche Potentialität.

Abgesehen vom dann erfolgenden gewaltsamen Bruch mit dem Schöpfer, der dem Aufstand gegen die von Ihm gegründete Friedensordnung des Aktes gleichkommt, werden dann daselbst die beiden Hinordnungen des Aktes völlig zerstört: die Hinordnung sowohl auf Vereinigung in Liebe, wie auf mögliche Elternschaft. Brutal niedergetreten wird dann die Wahrheit der Gabe der Liebe: Gabe „der Person an die Person”.

In seinem Brief an die Familien spricht der Heilige Vater Johannes Paul II.:

„In den Zeiten der ehelichen Vereinigung sind Mann und Frau zugleich verantwortlich für die Gabe, die sie füreinander durch den sakramentalen Bund geworden sind. Die Logik der ganzheitlichen Selbsthingabe an den anderen öffnet sie beide potentiell für die Elternschaft. Somit soll sich die Ehe noch vollkommener als Familie verwirklichen.
– Zielzweck des gegenseitigen Sich-Schenkens von Mann und Frau beruht natürlich nicht allein auf der Zeugung von Nachwuchs, sondern auch auf der gegenseitigen Kommunion der Liebe und des Lebens. Unbedingt notwendig ist es aber, dass die innere Wahrheit dieses Sich-Schenkens gesichert bleibt.
– ‘Innere‘ [Wahrheit] bedeutet keinesfalls nur ‘subjektive‘ Wahrheit. ‘Innere‘ bedeutet, dass sie der objektiven Wahrheit desjenigen und derjenigen entspricht, die die Gabe übermittelt. Die Person darf niemals als Mittel zur Erreichung eines Zweckes betrachtet werden, als Mittel des ‘Genusses‘ – sie muss selbst Ziel jedes Tuns sein. Nur dann entspricht das Tun ihrer wahren Würde” (BF 12).

Friedensordnung der Struktur und Dynamik des Aktes

An sich kann der Akt der geschlechtlichen Vereinigung, wie er den Gatten von Gottes „liebender Allmacht” (DeV 33) geschenkt wird, in zweifacher Hinsicht betrachtet werden: seiner Struktur – und seiner Dynamik nach.

Sowohl die Struktur, wie die Dynamik des Aktes kommen in ihrer Ganzheit vom sie erschaffenden Gott her. Diese beiden Aspekte des Werdeganges des „zwei-zu-Einem-Fleisch” bilden aus Gottes Gründung ein untrennbares Ganzes. Gott legt dieses sein Geschenk den beiden: die Möglichkeit eines so weit vorgeschobenen gleichsam „Miteinander-Verschmelzens” – bei der Eheschließung in ihre Hände nieder.

Die Struktur des Vereinigungsaktes beruht also auf Gottes Einsetzung darauf, dass diese beiden sich in dieser Zeit geschlechtlich tatsächlich vereinigen. Der Mann tritt mit seinem Geschlechtsorgan in den ihn empfangenden Schoß, d.i. die Scheide seiner Gattin, ein.
– Nur die Scheide ist dieser besondere und eigentliche Ort am Leibe der Frau, wo die geschlechtliche Vereinigung aus Gottes Willen stattfinden soll. Nur hier kann die Hinordnung des Aktes sowohl auf Vereinigung, wie seine jedesmalig sich in solcher Zeit aktivierende elterliche Bereitschaft – in Übereinstimmung mit der Wahrheit der Person und der Liebe, zum Ausdruck gebracht werden.

Gott hat die Geschlechtsorgane von Mann und Frau so erschaffen und sie zu solcher Kondensierung ihrer ganzen beiden Personen befähigt, dass das Eintreten selbst des Mannes in den Schoß der Frau – Voraussetzung, dass sie beiden in diesem außergewöhnlichen Zeugnis der Liebe: dem Akt ihrer geschlechtlichen Ehe-Vereinigung, Person-Gabe werden können, nicht zustande kommen kann ohne zuvor gehende, vorbereitende Liebkosungen, die physiologisch betrachtet – aus Gottes Willen – eine friedsam steigernde geschlechtliche Erregung auslösen. Demzufolge kommt es immer mehr zum von Gott beabsichtigten und ihnen beiden geschenkten Höchsterlebnis ihrer beiderseitigen Vereinigung. In ihm äußert sich dramatisch die Dynamik des so weit vorangeschrittenen ‘zwei-zu-einem-Fleisch‘.

Selbst die Bezeichnungen: Struktur und Dynamik des Aktes werden hier aus zahlreichen Äußerungen geliehen, die in diesem Kontext in der Lehre Johannes Paul II. vorkommen. Hier ein paar grundlegende Beispiele:

„... die den Eheleuten wirksam helfen können, ihre Liebe in der Beachtung der Struktur und der Ziele des ehelichen Aktes zu verwirklichen ...” (FC 35).

„Wenn die Ehegatten ... diese beiden Sinngehalte, die Gott der Schöpfer der Natur von Mann und Frau und der Dynamik ihrer geschlechtlichen Vereinigung eingeschrieben hat, auseinanderreißen ...” (FC 32).

„... stellen ... sich [die Ehegatten] unter Gottes Plan und vollziehen die Geschlechtlichkeit gemäß ihrer ursprünglichen Dynamik des Sich-Schenkens ...” (FC 32).

An die Wirklichkeit der „Dynamik” beim Erleben der ehelichen Vereinigung knüpft Johannes Paul II. in ganz besonderer Art und Weise an, vielleicht zum ersten Mal überhaupt in der Geschichte der Kirche, in einer ganz und gar unzweideutigen Formulierung – in seiner Exhortation über die Christliche Ehe in der Modernen Welt unter dem Titel: Familiaris Consortio (1981). Der Heilige Vater schreibt an der genannten Stelle folgender:

„Auch der Inhalt dieser Teilhabe [der Gatten] am Leben Christi ist spezifischer Natur:
Die eheliche Liebe hat etwas Totales an sich, in das alle Elemente der Person hineinbezogen werden: die Impulse des Leibes und Instinkts, die Kraft der Gefühle und der Anhänglichkeit, das Streben von Geist und Willen.
– Die Liebe strebt eine zutiefst personale Einheit an, die nicht nur in einen Körper zusammenfügt, sondern auch dahin führt, dass es nur ein Herz und eine Seele wird.
– Sie fordert Unauflöslichkeit und Treue im ganzheitlichen gegenseitigen Beschenken und öffnet sich für die Fruchtbarkeit hin ...
In einem Wort, es handelt sich um die normalen charakteristischen Merkmale jeder natürlichen ehelichen Liebe, jedoch mit einem neuen Bedeutungsgehalt, da das Sakrament sie nicht nur läutert und festigt, sondern so hoch erhebt, dass sie Ausdruck wahrhaft christlicher Werte werden” (FC 13).

Worte dieses Bruchstückes der Päpstlichen Lehre verlangen nach eingehenderer Erwägung. Wir verspüren, dass der Heilige Vater hier die Tiefe des Sakraments der Ehe in seiner Analogie zu Christus darstellt: dem Göttlichen-Bräutigam-vom-Kreuz – in der Ganzheitlichkeit seiner Hingabe an die von Ihm erworbene seine Mystische Braut – die Kirche und einen jeden einzelnen Menschen. Wenn Gott erlaubt, kehren wir an dieses erstaunende Thema ausführlicher zurück, wenn diese Thematik gerade erwogen werden wird: der eheliche Bund als eines der Sakramente, die von Jesus Christus gegründet worden sind (sieh vor allem: VI.Teil, 9.Kapitel, § D, Pkt.3: Sakrament der Ehe: Zeichen des Geheimnisses der Fleischwerdung und der Erlösung). Jetztzeit möchten wir nur die im angeführten Fragment angezeigte Ganzheitlichkeit des personalen gegenseitigen Sich-einander-Schenkens der Ehegatten mit Seele und Leib signalisieren, wie sie die hier u.a. deutlich erwähnten Faktoren umfängt, u.zw. die „Impulse des Leibes und Instinkts, die Kraft der Gefühle und der Anhänglichkeit, das Streben von Geist und Willen ...” (FC 13).

Die Dynamik des Vereinigungsaktes ist ein Erleben nicht des Leibes, sondern der ganzen Person. Daher umfängt es zwar den ganzen Leib und die Psyche, aber umso mehr das Gewissen sowohl von Mann, wie die Frau.
– Allerdings das Höchsterlebnis äußert sich beim Mann zusätzlich darin, dass dann in dem ihn empfangenden Schoß seiner Frau Samen niedergelegt wird, der von Natur aus zum Grundboden für das zu entstehende Leben einer Neuen menschlichen Person werden kann – auch wenn es zurzeit nicht so werden muss. Ob es tatsächlich zum Initiieren eines neuen Menschen kommt, hängt grundlegend davon ab, an welchem Tag des Zyklus der Frau-der-Gattin der Akt der Vereinigung stattfindet.
– So hat Gott die Anteilnahme an Elternschaft des Vaters und der Mutter gleichsam ‘verteilt‘, indem Er mit ihrem einen Teil, diesem einigermaßen geringeren – den Mann beschenkt, dagegen mit dem anderen, wesentlich größeren, die Frau. Sie ist es, die das Kind in ihrem Schoß empfängt, es trägt, austrägt und in die Welt bringt, wonach sie das Kind stillt und ernährt, und es auf bedeutend mehr intensive Weise als im Allgemeinen der Vater, der Mann – erzieht (vgl. MuD 14; und: BF 12).

Selbst Gott hat also die Liebe [Struktur des Aktes] – mit Leben [Dynamik des Aktes] untrennbar verknüpft. Denn auch Er selbst ist höchste Freude der Liebe: Einheit seiner Drei Personen, die sich wesensgleich sind in der einen einzigen Gottheit. Diese Einheit-in-Liebe – Wesen des Dreieinigen, ist aber ganz Urquell von Leben und Beschenkung: mit eigenem Selbst. Sowohl im Schoß selbst der Dreifaltigkeit, wie beim Beschenken mit Sein-Existieren ‘außerhalb‘ von Gott, wie es bei der Erschaffung des Weltalls und des menschlichen Lebens ist.
– Die wahre Liebe ist immer anderer Name von Leben. Anderseits keimt Leben erst auf dem Grundboden der Liebe auf. Liebe und Leben bilden eine sich wechselseitig austauschende Wirklichkeit. So ist es bei Gott – so ist es auch bei Gottes Ebenbild: Mann und Frau.

Die Gatten sind sich bewusst, dass der geschlechtliche Verkehr ihnen nicht nur um des behaglichen Erlebens willen bei der sich in diesen Zeiten abspielenden Verkopplung zwischen ‘Leib-mit-Leib‘ gegeben wird. Der Sinn des Verkehrs besteht darin, dass es eine ganz besondere Art und Weise ist, wie man sich beiderseitig in der Totalität der eigenen Personen dahinschenken kann. Es ist also Hingabe nicht nur ihres Leibes, sondern umso mehr ihres Geistes.
– Zu gleicher Zeit reicht Gott diese Gabe nicht als Nötigung zu verkehren, sondern als Können dar: auch auf solche Weise ein zuengstes beiderseitiges Gabe-für-einander-Sein bilden zu können und dürfen.

In seiner Liebe gründet Gott auch die innere Friedensordnung dieses Aktes: diese Gottes Ordnung – und diese menschliche Ordnung. Dieselbe Friedensordnung bestimmt seine moralische Ordnung und die Bedingungen, unter denen sich das Erleben des Aktes mit Frieden des Herzens und in beiderseitiger „Strahlung mit Freude” im Heiligen Geist äußern kann. Die Befolgung dieser Friedensordnung wird zum Preis, dass sich dabei ein Wachstum im Menschsein und Sättigung mit Gottes Segen und Gnade, wie sie der Ehe als Sakraments eigen ist, ereignen kann.


Alles, was aus Gottes Hand hervorgeht, zeichnet sich mit Gut und Frieden aus und bringt die ihm eigene Glückseligkeit. Das wird ansehnlich mit warmen Worten vom Hl. Johannes Paul II. hervorgehoben:

„Gerade weil die moralische Ordnung das Vorhaben Gottes offenbart und darstellt, kann sie nicht etwas sein, was das Leben des Menschen erschwert und was seiner Person nicht entsprechen sollte.
Im Gegenteil, indem sie den tiefsten Bedürfnissen des von Gott geschaffenen Menschen entspricht, dient sie zugleich seinem vollen Menschsein mit derselben einfühlenden und bindenden Liebe, mit der Gott selbst jedes Geschöpf bewegt, es aufrechterhält und zu der ihm eigenen Seligkeit führt” (FC 34).

Der Akt des Einswerdens wird für die Gatten Quelle zur Erfahrung der ‘Fülle‘, wenn er Zeugnis des ganzheitlichen, uneigennützigen Sich-Schenkens aneinander ihrer Personen ist. Voraussetzung dafür ist aber, dass sowohl der Mann, wie die Frau, jedes Mal die eine, wie die andere Wirklichkeit des ehelichen Aktes annehmen und sie verwirklichen.

Die Gatten sollen vor allem die Struktur des Aktes sich gelöst entfalten lassen. Wollen sie sich die Liebe mit Einsatz ihrer Geschlechtsorgane erweisen, soll es eine tatsächliche Verbindung miteinander werden – mittels ihrer Geschlechtsorgane: in der Scheide, und nicht woanders. Es soll dabei eine möglich verlängert erlebte Vereinigung darstellen: ein wahrhaftes EINS-Sein-in-Vereinigung-Liebe.
– Außerdem sollen sie dann die Dynamik ihrer allmählich werdenden Vereinigung mit aller Gelöstheit sich entfalten lassen, bis zum von selbst erfolgenden Abklingen des Erlebnisses. Daselbst gilt es wiederholt hervorzuheben: es soll eine möglich maximal verlängerte Vereinigung stattfinden. Sie soll schlechterdings ... wahrhaft Vereinigung – ihrer beiden Personen bilden. So können die Zeiten der Geschlechts-Vereinigung zum Erlebnis werden, das nicht auf dem Niveau allein des Leibes erfahren wird, sondern auch des Geistes: es wird zum gelebten Sakrament der Ehe.

Es ziemt sich wiederholt den Brief an die Familien Johannes Paul II. heranzuführen:

„Es gibt jedoch keine wahre Liebe ohne das Bewusstsein, dass vor allem ‘Gott die Liebe ist‘ – und dass der Mensch dieses einzige Geschöpf ist, das von Gott ‘um seiner Selbst willen‘ zum Existieren gerufen worden ist. Dieser aber, als Ebenbild und Ähnlichkeit Gottes erschaffene Mensch kann sich nicht anders in vollem Maße ‘verwirklichen‘, als nur durch die uneigennützige Hingabe seiner Selbst.
– Ohne einen solchen Begriff vom Menschen, von der Person und von der ‘Kommunion von Personen‘ in Familie, kann es die Zivilisation der Liebe nicht geben. Aber auch umgekehrt, ohne die Zivilisation der Liebe ist ein solcher Begriff von Person und Personen-Kommunion unmöglich.
– Die Familie stellt wohl die fundamentale ‘Zelle‘ der Gesellschaft dar. Doch es bedarf Christi – des ‘Weinstocks‘, aus dem die ‘Reben‘ Saft schöpfen, damit diese Zelle nicht von innen und von außen mit zivilisationsmäßigem Entwurzeln bedroht werde.
– Denn wenn auf der einen Seite die ‘Zivilisation der Liebe‘ besteht, so gibt es auf der anderen Seite die Möglichkeit einer destruktiven ‘Anti-Zivilisation‘ ...” (BF 13).

In Hinordnung auf Liebe

Die beiden Eheleute sollen sich nicht nur der Dynamik des Aktes unterordnen. Sie tun es schon, indem sie dem friedsam sich entfaltenden beiderseitigen Erlebnis, also auch dem in der Scheide erfolgenden Erguss, kein irgendwelches Hindernis aufstellen. Ihr werdendes ‘zwei-zu-Einem-Fleisch‘ schließt sich in diesem Augenblick weit auf elterliche Potentialität auf.
– Allerdings ebenso völlige und empfindsame Beachtung gehört sich jetzt, der Reihe nach, der ersten grundlegenden Hinordnung des Aktes: auf Liebe. Das Erleben der Vereinigung im Leib soll in dieser Stunde tatsächliche uneigennützige Hingabe „der Person an die Person” werden (GS 49; BF 11; EV 13.23.88.97f.).

In weiteren Kapiteln dieses zweiten Teiles unserer WEB-Site wird über die Verlogenheit der Wahrheit des ehelichen Aktes gesprochen. Es gilt über elterlich-widrige Maßnahmen nachzudenken. Sie beruhen auf Verletzung der Hinordnung des Aktes auf elterliche Bereitschaft. Jetzt möchten wir die Aufmerksamkeit auf die zu Zeiten der Vereinigung ebenfalls notwendig zu gestaltende tatsächliche Liebe lenken, die als beiderseitige Gabe erlebt werden soll. Das Einswerden der beiden im Akt des Verkehrs soll nach Übermittlung, samt seiner eigenen Person, eines unbeschränkten Guten trachten – bis zum Gut des ewigen Lebens einschließlich.

Der Verkehr kann nicht auf das Niveau instrumentaler, nutzbringender Ausbeutung der Geschlechtsorgane und -Merkmale herabgewürdigt werden, um sich an ihnen auf maximale Weise auszuleben. Beide sollen wachsam bleiben, dass bei ihrem Tun, zumal in diesen Zeiten, dauernd die ganze Person dieses anderen – und die eigene ebenfalls, auf dem Vordergrund erscheint, ohne einseitige Einengung der Aufmerksamkeit auf allein sinnlich zu erfahrende Aspekte des ‘Leibes und Geschlechts‘. Liebe, die zur ganzheitlichen Gabe ihrer Selbst wird, strebt unermüdlich nach dem tatsächlichen Gut dieses anderen – wie auch dieses eigenen. Dieses wahrhafte Gut ist in erster Reihe Gott-die-Liebe, das letztliche Gut. Allerdings unterwegs, bevor dieses letztliche erreicht wird, streut Gott zahlreiche andere, geringere Güter aus. Gottes Güte hat sie auch für Eheleute vorbereitet, dass sie für sie zur Ermutigung werden und ihnen bei Erreichung des endgültigen Gutes: des ewigen Lebens, verhelfen.

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Ein gut verstecktes: geborgen sich findendes Kind... Es möchte gerade hier mit der Mutter, mit dem Vater, vielleicht seinen Geschwistern ... spielen! Mutti, kommst du und spielst hier mit mir?

Daraus ergibt sich der ethische Anspruch: dass nämlich bei dem Verkehr sowohl der Mann, wie die Frau – füreinander in der Tat lebendig bleiben. Die Zeiten der ehelichen Intimität müssen sich mit ausgeprägtem, beiderseitigem Feingefühl und Einfühlung in die gegenseitigen Wünsche kennzeichnen. Soll der Verkehr Erweis der Liebe als Gabe werden, sollen sich die beiden darum wachsam bemühen, dass sie sich nicht von der Begehrlichkeit überwältigen lassen. Diese zerstört die gegenseitige Selbst-Hingabe und wechselt ‘Liebe‘ – in ... sexuelle Aneignung. Die Gatten können nicht zulassen, dass sie einer Routine erliegen, die Gefühl und Zärtlichkeit tötete.

Daselbst aber regt sich wiederholt das Erfordernis auf den Vordergrund um ein maximal verlängertes Verbleiben in beiderseitiger Vereinigung. Gott schenkt diesen beiden wahrhaft den Akt des Eins-Werdens ihrer beiden Personen. Es soll Vereinigung werden, nicht aber Erfahrung des Sexus-um-des-Sexus willen. Denn in diesem Fall wäre sein charakteristisches Kennzeichen eine kurzfristige Nutznießung seines – für sich eroberungssüchtig und eigennützig angeeigneten Geschlechtsleibes – wobei die Aufmerksamkeit nicht um die Person gesammelt, sondern mit dem Aspekt des ... ‘Sexus’ benommen wäre.

Das alles ist unmöglich ohne oft unternommenen, deutlichen ehelichen Dialog u.a. über die Art und Weise, wie die gegenseitige Intimität erlebt wird, samt offen formulierten eigenen Wünschen und Erwartungen dabei.
– Der Frau kann es vorkommen, ihr Mann müsste besten Bescheid wissen, wie ihre Erwartungen sind. Indessen er kennt seine Frau letztlich wirklich nicht! Die frauliche Psyche ist ungemein verwickelt. Die Frau kann ihren Mann oft mit einer Sprache ansprechen, die er schließlich nicht versteht. Ihr scheint es, sie drücke sich klar aus. Indessen er vermutet nicht einmal, worüber sie eigentlich denkt. Auch wenn sie beide jahrelang miteinander leben, bleibt der eine für den anderen ein undurchdringliches Geheimnis.
– Der Mann – mit seiner des Öfteren bedeutend weniger ausgestalteten Psyche, vermutet nicht einmal, dass seine Frau irgendetwas – und was überhaupt – von ihm eigentlich erwartet. Und umgekehrt.

Andere Voraussetzung für die glücklichere Erlebnisweise der gegenseitigen Intimität beruht auf Unterordnung bei ihren geschlechtlichen Verhältnissen unter den biologischen Fruchtbarkeits-Rhythmus, indem sie sich beide wechselweise zueinander ‘jungfräulich‘, bzw. ‘ehelich‘ zu verhalten wissen.
– Umso bedeutender geht es aber beim Erleben der Vereinigung darum, diese Zeiten mit dem Geist des Gebetes als Gabe zu durchsättigen. Solange sie um solches Durchtränken dieser Zeiten mit geistiger Tiefe nicht sorgen, kann schwer erwartet werden, dass sie sich gegenseitig mit wahrhaftem Gut – diesem naturgemäßen und zugleich diesem übernatürlichen: dem Himmel – beschenken, das heißt mit Anwesenheit Christi des Lebendigen, der von ‘ihrem’ Herzen zu ‘seinem’ Herzen hinüberkommen möchte – und umgekehrt.

Entschieden unvereinbar mit der Friedensordnung der Liebe bei Zeiten der Intimität wäre alle Erpressung des Geschlechtsverkehrs. Ungeduldig geäußertes Verlangen nach Verkehr und zorniges Verhalten diesem anderen gegenüber, wenn dieser das eheliche Band gerade umgekehrt erleben möchte, z.B. als schlechthin liebendes Beieinandersein, ohne dieses Mal zu verkehren, schlägt leicht in weniger oder mehr verborgene Nötigung um: „Du musst dich mir fügen! Mir steht das Anrecht auf deinen Leib zu! ... Sonst gehe ich also zu einer anderen ...” ! u.dgl.

Es ist klar: der aufgenötigte Verkehr bedeutete Verneinung der Hingabe seines Selbst. Es wäre krasse Enthüllung der eigentlichen selbstsüchtigen Haltung: Streben um jeden Preis nach Befriedigung der eigenen, selbstsüchtig erlebten Leidenschaft, die mit Beschenken mit eigenem Selbst, noch umso weniger mit endgültigem Wohl nichts zu tun hätte. Die Nervosität des Mannes im Angesicht der herzlichen Bitte vonseiten seiner Gattin, dass es „den Verkehr heute nicht zu unternehmen gilt”, wäre Zeugnis dessen, dass es ihm einzig um ... Masturbation dank ihres Leibes geht, nicht aber um Vereinigung – gemäß des abgelegten Gelöbnisses der Liebe.

Liebe soll „Hingabe der Person an die Person” (BF 11) sein. Einschüchterung kann von vornherein unmöglich mit Gabe-Sein-‘für‘ vereinbart werden. Sie würde nur die zentri-petale Dynamik des erzwungenen Aktes zur Geltung bringen. Solche Verhaltensweise ist aber diametral der zentri-fugalen Dynamik entgegengesetzt, wie sie für die wahre Liebe eigen ist (s. dazu die Abbildung: zentri-petale und zentri-fugale Dynamik der Liebe). Folglich wäre solcher Verkehr leicht schwere Sünde: gegen die gelobene Liebe.

Erpressung und Einschüchterung ist mit Demütigung dieses anderen gleichbedeutend. Er würde dann gleichsam ein Werkzeug behandelt. Der Handelnde suchte danach, wie dieses (lebendige) Instrument ‘gebraucht‘ werden kann, um für sich selber ein Maximum von Empfindungen der ‘Sex’-Erfahrung einzuziehen, die aber nichts mit ‘Liebe’ zu tun hat und keineswegs die Vereinigung ihrer beiden Personen anstrebt.

Das heißt demnach, dass gar nicht jeder Verkehr, sollte er auch vollständige Vereinigung darstellen: ohne nach Entfruchtigungsmitteln zu greifen, Ausdruck der Liebe darstellt. So manche verheiratete Frau bekennt mit wehtuendem Herzen, dass sie schon nach keinem Verkehr mehr verlangt und ihn überhaupt nicht erwartet. Denn er wird vonseiten ihres Mannes immer ‘ohne Gefühl‘ unternommen, wobei es dann dem Mann nur um seine eigene Annehmlichkeit geht. Mit anderen Worten: er sucht dabei nach dem Leib seiner Gattin nur deswegen, um sich selbst auf mehr raffinierte Art und Weise die Masturbation, dank ihres Leibes, zu sichern ...

Die Verletzung der Hinordnung des ehelichen Aktes auf Liebe muss offenbar nicht allzu seltene Erscheinung im Ehe-Leben sein. Denn es findet sein Echo selbst in der Enzyklika Paul VI. – Humanae Vitae:

„Man weist ja mit Recht darauf hin, dass ein dem Partner aufgenötigter Verkehr, der weder auf sein Befinden noch auf seine berechtigten Wünsche Rücksicht nimmt, kein wahrer Akt der Liebe ist, dass solche Handlungsweise vielmehr dem widerspricht, was mit Recht die sittliche Ordnung für das Verhältnis der beiden Gatten zueinander verlangt” (HV 13).

Nützliche Suggestionen einiger Autoren
zu friedsamerem Erleben der Intimität

Im Zusammenhang mit der besprochenen inneren Friedensordnung, wie sie vom Schöpfer in den ehelichen Akt eingeprägt worden ist, kann es zweckmäßig sein, einige nützliche Abschnitte aus einem der Bücher von Frau Dr. Ingrid Trobisch, Ehefrau eines evangelischen Pastors, anzuführen. Die beiden Trobisch’ haben ihr Leben einem engagierten Einsatz den Eheleuten und Familien in weiter Welt zugute gewidmet, zumal in mehreren Entwicklungsländern. Kennzeichnendes Merkmal der Schriften und Bücher der beiden Trobisch ist, dass das Erleben der Ehe und Zeiten der intimen Nähe im Gebetsklima, und doch als freudevoll gelebte Wirklichkeit dargestellt wird. Die beiden Trobisch betonen die Notwendigkeit, mit der die eigene Geschlechtlichkeit akzeptiert werden soll, dass man also sich selbst so annehme, wie jemand von Gott erschaffen und sich selber zum Geschenk geworden ist, samt der ihm auferlegten Aufgabe, die empfangenen Talente zu vermehren.

Viele Ehepaare erfahren Schwierigkeiten bei Vereinbarung der Zeiten des beiderseitigen Erlebnisses beim Vereinigungsakt. Das kann sich unangenehm störend auf die menschlich und nach Gottes Vorhaben erlebte Friedensordnung dieser Gabe für die Ehe auswirken – in ihrer gerade erörterten Hinordnung auf Liebe-Vereinigung.

Bei einem nicht geringen Prozentsatz der Männer kommt es zum voreiligen Erguss. Anderseits so manche Frau erlebt es weniger oder mehr peinlich, dass sie kein friedsam sich entwickelndes, ihr eigenes volles Erlebnis des Aktes erreichen kann. Zugleich besteht kein Zweifel, dass Gott ein vollwertiges und sich gelöst entfaltendes Höchsterlebnis sowohl ihm, wie auch ihr darreicht. Gott segnet in diesen Zeiten ihnen beiden, gehören doch diese Zeiten eng zum sakramentalen Erleben ihres ‘zwei-zu-einem-Fleisch‘. Wir glauben, manche nehmen im Anschluss an diese Frage mit Dank ein paar Ratschläge von Dr. Ingrid Trobisch an.

Hier ein Bruchstück aus ihrem Buch: „Mit Freuden Frau sein ... und was der Mann dazu tun kann” (Brockhaus Verlag, Wuppertal, 26. Aufl. 1991, Bd. 1). Frau Trobisch führt Ratschläge einiger Autoren an über die Rolle des Kegel-Muskels, der längs des ganzen Dammes sowohl beim Mann, wie bei der Frau läuft. Der genannte Muskel ist bei vielen Leuten insuffizient. Indessen er ist geradeaus u.a. für die Qualität des Erlebnisses der Zeiten der geschlechtlichen Vereinigung verantwortlich. Sowohl die Frau, wie der Mann, können diesen Muskel üben. Hier einige Hinweise von Dr. Paul Poponoe, wie sie von Ingrid Trobisch angeführt werden:

„Der Beckenbodenmuskel kann gestärkt werden, indem man ihn aufwärts zieht, als versuche man den Harnfluss abzuschneiden oder zurückzuhalten. Eine Frau, die an mangelnder Empfindsamkeit in der Scheide leidet oder keinen Orgasmus haben kann, sollte diese Übung regelmäßig praktizieren ...
Die Muskelstärkung, die durch die Übung erreicht wird, bewirkt im allgemeinen, dass sich die Scheide verengt und die Unterleibsorgane in ihre richtige Lage hochgezogen werden” (S. 30f.).

Danach richtet sich Frau Ingrid mit ein paar Vorschlägen gesondert an die Frau – und an den Mann:

„Nun muss ich allerdings noch ein Wort hinzufügen für den Mann. Denn sonst könnte es doch so aussehen, als wolle ich der Frau allein die ganze Last der Verantwortung für das sexuelle Erleben zuschieben. Das wäre genauso verkehrt, wie zu behaupten, es liege allein am Mann, ob er seine Frau sexuell voll befriedigen kann. Gelinge es ihm nicht, dann sei er eben kein richtiger Mann ...
– Zunächst möchte ich dem Mann dasselbe empfehlen wie der Frau. Auch der Mann sollte die gleiche Muskelübung machen. Sie schadet keinem [Anempfehlung u.a. an Kinder, die unter Bettnässen leiden]. ... Hat der gereifte Mann dann einen trainierten Muskel, kann er ihn im entscheidenden Augenblick anpassen und so den Samenerguss hinauszögern.
– Die andere Hilfe besteht darin, dass er lernt, nach der Einführung des Gliedes zunächst einmal bewegungslos auszuruhen, bis die erste starke Reizwelle abgeebbt ist. Das Glied ruhend im Schoß der Frau: das heißt Frieden für den Mann! Er sollte ihn wirklich genießen, und seine Frau wird ihm diesen Frieden liebend gern schenken.
– Die Bewegungen sollten dann sehr behutsam beginnen, wobei die Frau nicht passiv sein darf. Mit ihrem geübten Muskel kann sie das Glied des Mannes fest umschließen, als wollte sie ihn umarmen. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass der Frau nicht die Vor- und Rückbewegungen am meisten helfen, sondern der seitlich sanfte Druck gegen die Scheidenwände ...
– Ruhen und Behutsamkeit sind gegenseitige Hilfe. Nicht nur der Frau wird so zu größerer Erfüllung geholfen. Auch dem Mann erschließt sich ein neuer Erlebnisbereich. Mit jedem Augenblick, der den Liebesakt verlängert, wächst sein Selbstvertrauen. Wenn er in der Scheide seiner Frau auszuruhen gelernt hat, empfindet er das Umschlossensein wie ein Kind die Geborgenheit im Schoß der Mutter. Dieses körperliche Eingeschlossensein in der Mütterlichkeit seiner Frau kann ihn, der oft von außen angegriffen und überfordert wird, im Innersten entspannen und ihm neue Kräfte geben.
– Anderseits kann die Frau, deren Gefühle sie ans Grenzenlose auszuliefern drohen, bei dem behutsam wartenden Mann jene starke väterliche Hand spüren, der sie sich getrost anvertrauen kann. Sie kann sich selbst loslassen, weil er sie durch dieses Aufgewühltsein hindurchführen wird.
– Je größer die Chancen weiblicher Erfüllung sind, desto weniger wird der Mann fürchten, seine Frau nicht zu voller Freude verhelfen zu können ... Es ist an der Frau, ihrem Mann Selbstvertrauen zu schenken in seine Fähigkeit, sie zu lieben, und ihm so zu helfen, mit Freuden Mann zu sein, weil es ihm gelang, ihr zu helfen, mit Freuden Frau zu sein” (ebd. 33ff.).

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Junge Familie ruht auf Grasfeld mit Menge von Blumen aus. Wird begleitet mit untrennbarem Hund. Man sieht, dass auch Vater hier äußerst engagiert ist: als Vater der heraufwachsenden Familie.

Die angeführten Worte mögen nicht so sehr als ‘technische‘ Ratschläge gemeint werden. Es geht dagegen um die Auslösung des ehelichen Dialogs, der deutlich auf die Gestaltung vor allem der geistigen Aspekte der beiderseitigen Kommunion hingeordnet sein soll. Denn das entscheidet über die Erlebnisqualität der Zeiten der Vereinigung – als tatsächlichen beiderseitigen Sich-Schenkens einander ihrer Personen, voller Feinfühligkeit und Liebe.


Die angeführten Hinweise können vielleicht zur glücklicheren Lösung der Frage beitragen, deren Echo ab und zu auch im Beichtstuhl widerhallt. Es geht um die Frage nach dem Scheiden-, oder vielleicht nur dem Klitorial-Orgasmus. Hier noch ein Abschnitt aus demselben Buch von Dr. Ingrid Trobisch – „Mit Freuden Frau sein ...”:

„Für mich kann es keinen Zweifel darüber geben, dass es für die Frau zwei verschiedene Erlebnisweisen sexueller Lust gibt.
– Die eine möchte ich mit dem Spiel eines Kindes in einem Planschbecken vergleichen, das dabei zweifellos, da es noch nicht schwimmen kann, eine gewisse Befriedigung erfährt. Die andere aber gleicht dem Untertauchen und Schwimmen im tiefen, klaren Wasser ...
[Das Petting:] Damit ist das gegenseitige Manipulieren der Geschlechtsorgane gemeint ...
Die von der Klitoris und den kleinen Schamlippen ausgehende Erregung hat nur ... die Funktion, Vorlust zu liefern, die zur Endlust des vaginalen Orgasmus im Geschlechtsverkehr hindrängt. Wird nun beim Mädchen mittels Petting ständig ein klitorialer Orgasmus ausgelöst, so tritt eine Fixierung der Sexualität an diese Form, an diese Art des sexuellen Erlebens, sowie eine Bindung an die kindliche Erregunszone ein.
– Der Prozess der Verschiebung der Erregbarkeit aus der Klitorialgegend in die Vaginalschleimhaut wird behindert. Es unterbleibt also in mehr oder weniger starkem Ausmaß das Heranreifen zur Fähigkeit, einen vaginalen Orgasmus zu erleben ...
– Reifungsaufgabe der weiblichen Sexualität ist die Verlagerung intensivster Erlebnisfähigkeit aus dem Klitorialbereich in den Vaginalraum ...” (ebd. 25f.; und das ganze Fragment: S. 25-28).


Wesentliche Rolle gebührt hier selbstverständlich immer dem psychischen Faktor: dass nämlich diese beiden füreinander tatsächlich Gabe sind – einer lebendigen, nicht ‘toten‘ Liebe. Frau Dr. Ingrid spricht weiter:

„Ich sagte schon, dass Körperliches und Seelisches bei der Frau in einem viel stärkeren Maß als beim Mann eine Einheit bilden. Deshalb wird die Frau oft für ‘sinnlicher‘ gehalten. In Wahrheit aber ist es so, dass der oft ahnungslose Mann die enge Verknüpfung beider Sphären bei der Frau nicht versteht. Während man es sich sonst im allgemeinen so vorstellt, dass der Körper die Seele umhüllt, ist es bei der Frau gerade umgekehrt: Das Seelische hüllt alles Körperliche ein” (ebd., 35).

Die Autorin führt Dr. Theodor Bovet an, einen ausgezeichneten Kenner der ehelichen Fragen:

„Dr. Bovet vergleicht einmal die Liebe eines Mannes mit einem warmen Mantel. Fühlt sich eine Frau von diesem Mantel umhüllt, kann sie sich ihrem Mann ganz und bedingungslos hingeben – mit Seele und Leib. Um ihr das Gefühl des Umhülltseins zu geben, muss ein Mann lernen, dass es nichts Unmännliches ist, Gefühle auszudrücken. Wenn seine Worte und Berührungen seiner inneren Haltung entsprechen, kann die Frau daraus ablesen, dass er sie liebt.
– Schon eine kleine Unfreundlichkeit, ein Vorwurf, ein hartes, unbedachtes Wort können Löcher in den Mantel reißen, die der Frau das Gefühl der Geborgenheit derart nehmen, dass ihr die volle Hingabe unmöglich wird.

Schweigen flickt dann keine Löcher. Es ist auch vergeblich, durch die körperliche Vereinigung seelische Wunden heilen zu wollen. Es bleibt nur das geduldige Miteinanderreden und das rückhaltlose Aussprechen der schmerzenden Dinge ...
– Sind die Löcher gestopft, durch die der Wind pfiff, gewinnt die Frau etwas ganz Wesentliches, ohne das ihr eine volle Hingabe nicht möglich ist: Vertrauen. Wie der Vogel sich der Luft und der Fisch sich dem Wasser anvertraut, so will sie sich ihrem Mann anvertrauen können ...” (ebd. 36).

Liebe ist letztlich Reichtum und ein Schatz, der von Gott, dem einzigen Urquell der Liebe geschenkt wird. Daher sollen die eigenen Sorgen und Peinlichkeiten auch in diesem Bereich: der Erfüllung oder selbst Nicht-Erfüllung beim geschlechtlichen Verkehr, dem Herrn anvertraut werden, indem vor allem selbst für die geringsten Beweise Gottes Güte und menschlichen Wohlwollens gedankt wird:

„Die Ehe ist kein Ziel, sondern eine Reise. Mann und Frau sind miteinander unterwegs. Sie wachsen und reifen und lernen, sich so zu lieben, dass ihnen auch die sexuelle Harmonie wie eine reife Frucht ihrer Ehe zufällt” (ebd., 39).


Frau Trobisch endet das angeführte Bruchstück ihres Buches mit dem Kapitel: „Beten bis in den Körper hinein”. Zuerst führt sie einen evangelischen Theologen – Dr. William Hulme – an, der diesen Satz geschrieben hat:

„Der Gott, dem wir in Christus begegnen, muss nicht erst in die sexuelle Freude hineinprojiziert werden.
Er befindet sich bereits dort ...” (ebd. 40).

Frau Trobisch fügt hier hinzu:

„Es gibt Ehepaare, die jeden Abend miteinander beten, nur dann nicht, wenn sie zusammenkommen wollen oder wenn sie zusammengekommen sind. Es ist, als hätten sie ein schlechtes Gewissen, sexuelle Freude zu erleben. Darin zeigt sich, dass sie ihr geistliches Leben und ihr sexuelles Leben voneinander getrennt haben.

Ehepaare, die im Glauben stehen, sprechen von der leiblichen Gemeinschaft als von einer belebenden geistlichen Erfahrung. Weil Christus in ihrer Ehe der Mittelpunkt ist, wird für sie der Liebesakt zu einem dankbaren Sich-Öffnen für Gott. Ich kenne keine Worte, die das klarer aussprechen, als das Ehe-Gebet von Dr. Bird und seiner Frau:


Gebet der ehelichen Vereinigung:

Wir liebten uns gestern abends, und der heutige Tag ist neu, strahlend neu und voller Leben. Wir sprachen miteinander, lachten und beteten gemeinsam bis in unsere Körper hinein. Und Du warst so unendlich nah. Dann bist Du immer gegenwärtig, besonders dann. Unsere innige Nähe zueinander wächst und macht unsere Nähe zu Dir Lebendiger. Du bist da, Deine Liebe ist‘s, uns vermählend, verschmelzend, vereinigend in die herrliche Einheit mit Dir.
Und heute morgen? Dieser Morgen ist ein Sonnenaufgang, ein Wachsen, ein Gefühl der Vorwegnahme. Heute ist ein neuer, ein strahlend neuer, Lebendiger Tag, und die Spannkraft unserer Liebe steigt an, zieht uns zueinander, zu Dir empor
‘ ...” (ebd. 40f).


VERMERK zu diesem ‘Gebet der ehelichen Intimität’. Hier ein Bruchstück vom Brief an die Familien des Hl. Johannes Paul II.:

Wenn wir sagen, dass die Ehegatten als Eltern Mitarbeiter Gottes-des-Schöpfers in der Empfängnis und Zeugung des Neuen Menschen sind, beziehen wir uns mit dieser Formulierung nicht nur auf die Gesetze der Biologie, sondern darauf, dass in der menschlichen Elternschaft Gott selber gegenwärtig ist – gegenwärtig in noch anderer Weise, als es in jeder anderen Zeugung in der sichtbaren Welt ‘auf Erden‘ geschieht.
Es kann doch allein von Ihm die ‘Ebenbildlichkeit und Ähnlichkeit’, stammen, wie sie dem menschlichen Wesen eigen ist, wie es bei der Schöpfung war ...
(BF 9; vgl. EV 43).

Schonender feinfühliger Verkehr

Zu den angeführten Bemerkungen von Frau Dr. Ingrid Trobisch ziemt es sich noch eine praktische Bemerkung hinzufügen. Sie kann so manchem Ehepaar einen vielleicht nicht erahnten Umbruch bringen. Es geht um die Feinfühligkeit in der Stunde der sich ereignenden ehelichen Vereinigung, vor allem vonseiten des Ehegatten-Mannes.

Die Zeiten der gelebten gegenseitigen Intimität dürfen nichts mit einem eigenartigen weniger oder mehr ausgeprägten beinahe gewaltigen Ausleben am Leib der Ehefrau zu tun haben. Hier muss alles mit Feinfühligkeit und maximal entwickelter Subtilität gekennzeichnet bleiben, die keine Mühe scheut, um die Ehegattin aufs Möglichste zu schonen. Es ist unmittelbares Erfordernis des Gelöbnisses, wie es am Tag der Trauung des Bundes der Liebe und des Lebens abgelegt wurde: „Ich gelobe dir Liebe ... und die eheliche Ehrlichkeit ...”.

Der oben dargestellte Ablauf des Vereinigungsaktes selbst, wobei das Erlebnis selbst von Außen in die Tiefe der Scheide zu verlagern gestrebt wird, kann sich vor allem für die Ehefrau als die seit langem erwartete Gabe ihres Ehegatten zeigen. Zumal die Ehefrau den Akt selbst der allmählich werdenden Vereinigung als Wahrnehmung von Schmerz des sich dabei weniger oder mehr gewaltsam betätigenden ihres Ehegatten erleben sollte. Die von Frau Dr. Trobisch dargestellten Suggestionen haben vor, solche unangenehme Wahrnehmungen der Ehegattin zu verschonen.

Das wird vor allem in so mancher Situation anempfohlen, wenn alle kräftigere Friktionsbewegungen medizinisch gesehen gegenangewiesen werden, z.B. in Zeiten der Schwangerschaft (Gefährdung des sich entwickelnden Kleinen), bzw. in der Zeit nach der Entbindung, wenn es schon keine ärztlichen Gegenanweisungen geben wird für die Wiederaufnahme der ehelichen Intimität, und in vielen anderen Situationen, wenn die Friktionsbewegungen bei der Ehegattin entweder Schmerz, oder weniger oder mehr unangenehme Empfindungen auslösen.

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Sie sind aus Indonesien nach Polen gefahren, um hier auf dem Ort das Priesterjubiläum - 50.Jahre, zu begehen: in Bieruń Nowy. Dieser Missionar ist die ganze Zeit in Indonesien tätig. Ganz vorne: ein anderer polnischer Missionar, der ebenfalls sein ganzes Leben in Indonesien seelsorglich beschäftigt ist: ks.Józef Kurkowski SCJ.

Mit anderen Worten, die Suggestionen von Dr. Ingrid Trobisch legen sich auf der Linie der ehelichen gegenseitigen Empfindsamkeit und des Denkens nach Angeboten der ‘Nächstenliebe’. Diese heißt nicht so sehr danach zu suchen, was ein Maximum von Annehmlichkeit für sich selber sichern könnte, sondern auf diesen anderen zu schauen, u.a. um ihm möglichst völlig irgendwelche schmerzhafte oder unangenehme Wahrnehmungen zu verschonen.

Die Gestaltung der Intimitätszeit mit Einstellung auf friedsame, voller Subtilität Übertragung des Erlebnisses in die Tiefe der Scheide öffnet zugleich die Chance für eine wesentlich tiefere, und vor allem geistige gegenseitige Beschenkung mit Vereinigung auf Ebene ihrer zwei Personen. Daselbst kann ein so erlebtes „zwei-zu-EINEM-Fleisch” dazu beitragen, dass die Stunde der gegenseitigen Anschmiegung mit umso deutlicherem Dank und einer feinfühligen Liebe durchtränkt wird – sowohl zu sich gegenseitig, wie umso mehr zur aufrichtigen Verehrung und Liebe des Dreieinigen, der sie beiden zur Würde des Sakraments der Ehe als zu ihrem Weg in das „Haus des Vaters” erhoben hat.

D.
   DER  AKT  ALS  ERWEIS  DER „SPRACHE DES LEIBES”

Verzierung

Vereinigung ausgedrückt mit
‘Sprache des Leibes‘

Zu Ende dieses Kapitels dürfte noch gesagt werden, dass dieselbe Wirklichkeit, die von Paul VI. als zweifache „Hinordnung-Ausrichtung” [destinatio] – und zweifacher „Sinngehalt” [significatio] des ehelichen Aktes bezeichnet wird, von seinem Nachfolger Johannes Paul II. einigermaßen gleichbedeutend, gern mit einer anderen Wendung ausgedrückt wird: „Sprache des Leibes”. Und zwar der Leib des Mannes „spricht” zu seiner Frau – und umgekehrt: der Leib der Frau „spricht” zu ihrem Mann – im Namen und in Bevollmächtigung ihrer beiden als Personen.

Auf besonders ausschlaggebende Weise „spricht” der Leib von Mann und Frau mit seinem ganzen Wesen bei ihrer ehelichen geschlechtlichen Vereinigung. Er spricht dann mit der Struktur des Aktes, und noch eindringlicher mit der ihn begleitenden Dynamik, die sowohl den ganzen Leib, wie den ganzen Geist ihrer beiden mit einbezieht. Der Leib drückt dann im Namen ihrer beiden eine wesentlich tiefere Wirklichkeit aus, als sie allein die Vereinigung ihrer Geschlechtsorgane zum Vorschein zu bringen vermag. Ganz besonders spricht der Leib bei ihrem Höchsterlebnis: dass nämlich diese beiden sich aneinander in tatsächlich ganzheitlicher Gabe dahinschenken; dass diese Gabe angenommen, umgetauscht und sofort erwidert wird.

Da aber „jede Sprache” als eben ‘Sprache‘ offenbar der ethischen Bewertung aufgrund des Prüfsteines der Wahrheit, bzw. des Betruges unterliegt, muss auch die „Sprache der Leiber” beim ehelichen Akt mit Hilfe dieses Kriteriums beurteilt werden: Ob die Personen dieser beiden Eheleute ihrem Leib – im Namen ihrer beiden, die Wahrheit auszudrücken erlauben, oder auch an ihm Verlogenheit auszudrücken erzwingen. Es geht um die Aufrichtigkeit der beiderseitigen Selbsthingabe aneinander ihrer Personen. Hier entscheidet sich der anthropologische, aber auch theologische Ausklang der Erlebensweise der gegenseitigen Nähe.

An diese Frage muss noch zurückgegriffen werden. Es wird in den nächsten Kapiteln dieses zweiten Teiles unserer Homepage stattfinden (genauer: s. drittes und viertes Kapitel, aber seiner Art auch die anderen Kapitel).

Verzierung

RE-Lektüre: II.Teil, Kapit. 1b.
Stadniki, 8.XI.2013.
Tarnów, 16.V.2023.


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C. ETHISCHE VORAUSSETZUNGEN DES AKTES IM BESONDEREN
Vereinigung in Liebe offen auf Elternschaft
Ehelicher Akt als vor-gefundene Wirklichkeit
Probe der Liebe-Qualität
Friedensordnung der Struktur und Dynamik des Aktes
Analogie der Ganzheitlichkeits-Gabe bei Christus und der Ehegatten: Impulse des Leibes ...
In Hinordnung auf Liebe
Gegenseitige Feinfühligkeit als Voraussetzung der Liebe
Ehelicher Dialog über die Intimität
Liebe und Aufnötigung des Verkehrs
Nützliche Suggestionen einiger Autoren zu friedsamerem Erleben der Intimität
Ratschläge von Dr. Trobisch: Mann und Frau zusammen
Höchsterlebnis der Tiefe oder oberflächliches Erlebnis
Schonender feinfühliger Verkehr

D. DER AKT ALS ERWEIS DER „SPRACHE DES LEIBES”
Vereinigung ausgedrückt mit ‘Sprache des Leibes’ ‘Sprache des Leibes‘ ausgedrückt wird


Bilder-Fotos

Abb.1. Mädchen das Kardiologe werden will: lernt am Hund
Abb.2. Kind in seinem Versteck
Abb.3. Familie zum Weekend im Freien
Abb.4. Gäste aus Indonesien in Polen: Priesterjubiläum des Missionars